Einleitung zum Mann-O-Mann Podcast
00:00:07
Speaker
Ein Podcast für Männer und Frauen.
00:00:11
Speaker
Mit Dennis und Pelle.
00:00:15
Speaker
Hallo und herzlich willkommen hier zum Mann-O-Mann-Podcast und zwar die 13.
00:00:22
Speaker
Folge und es war wahrscheinlich 13 Monate Pause, würde ich fast sagen, zumindest aber 10 Monate Pause und wir treffen uns heute zum Thema, ich sag mal Männer und der Krieg.
Vorstellung der Gäste: Dennis Schmitz und Pierre Blondiot
00:00:36
Speaker
Vor mir sitzen vor meinem Bildschirm der von mir sehr geschätzte
00:00:41
Speaker
ehemalige direkte Kollege Dennis Schmitz und Mitbegründer des Mann-und-Mann-Podcasts und außerdem der von mir auch sehr geschätzte und im Barfußschule-Podcast bekannte Pierre Blondiot.
Thema: Männerrollen im Krieg
00:00:55
Speaker
Schön euch zu sehen, ihr zwei.
00:00:59
Speaker
Ja, herzlich willkommen, auch von meiner Seite.
00:01:01
Speaker
Ich freue mich auch, dass du wieder dabei bist, dass wir endlich die Zeit gefunden haben und ich freue mich ganz besonders natürlich auf unseren Gast.
00:01:09
Speaker
Stargast, könnte man fast schon sagen, Pierre.
00:01:12
Speaker
Ja, hallo zusammen und ich freue mich wirklich sehr, hier mit euch beide zusammen zu sein, auf jeden Fall.
00:01:20
Speaker
Wir haben die Folge Männer und der Krieg oder...
00:01:24
Speaker
Vielleicht wird sie auch anders heißen im Titel später, das weiß ich noch nicht, aber Männer und der Krieg genannt.
00:01:29
Speaker
Und hast du eine Idee, warum wir dich dazu eingeladen haben?
00:01:34
Speaker
Vielleicht kannst du dich ja ganz kurz mal vorstellen, dann wird es vielleicht deutlich.
Pierres militärischer Hintergrund
00:01:38
Speaker
Ja, also ich bin auf jeden Fall Belgier und um mich ein bisschen so vorzustellen, ich bin ja schon ein Sohn von Mutter und Vater, die auch selber in der Armee waren.
00:01:51
Speaker
Also sprich, meine Mutter ist auch in einer Kaserne geboren.
00:01:56
Speaker
Mein Opa war da auch schon in der Armee, mein Vater war in der Armee, also ist richtig eine Familie.
00:02:03
Speaker
Ich bin selber in einer Kaserne geboren und selber Ausbildung gemacht in der belgischen Armee.
00:02:14
Speaker
1999 gestartet, erst mal als Unteroffiziere und dann habe ich eine Weiterbildung, sprich eine Spezialisierung im Kampfbereich gemacht.
00:02:23
Speaker
Und nach dann, im Anschluss, bin ich gelandet im Spa, für die, die das kennen in Belgien, und in Kampfkompanie und bin ich dann in gesamter Zeit acht Jahre in der belgischen Armee gewesen mit zwei Einsatzen, einmal in Kosovo in 2005 und 2007 in Afghanistan gewesen.
Verlorene Episode und aktuelle Relevanz
00:02:46
Speaker
Wir sitzen nicht das erste Mal hier mit dir, Pierre.
00:02:49
Speaker
Wir haben schon eine Folge aufgenommen und die ist leider in den Weiten des Internets verschollen gegangen.
00:02:56
Speaker
Und trotz meiner langen Reise durch die Wirren des Internets und der Aufnahmesoftware konnte ich die Folge nicht finden.
00:03:06
Speaker
Dennis und ich waren aber der Meinung, dass die auf jeden Fall Wiederholungspotenzial hatte.
00:03:09
Speaker
Also für alle da draußen, wenn du dir das jetzt gerade anhörst, wir haben das schon einmal...
Diskussion über aktuelle Konflikte und Wehrpflicht
00:03:16
Speaker
Und dennoch glaube ich, dass die Folge heute ganz anders wird, weil die Welt sich seitdem nochmal, ich würde sagen zumindest nochmal zweimal um sich selbst schneller gedreht hat irgendwie, was dieses Thema vielleicht angeht.
00:03:33
Speaker
Das ist vielleicht akuter denn je oder aktueller denn je.
00:03:38
Speaker
Ich weiß nicht, wie siehst du das, Dennis?
00:03:40
Speaker
Ja, ich war von der ersten Folge auch sehr angetan und vor allen Dingen auch ein bisschen so über das Nachgespräch, was wir dann auch kurz hatten, Pierre.
00:03:51
Speaker
Aber da kommen wir vielleicht gleich einfach auch noch drauf.
00:03:53
Speaker
Und ich finde auch, dass das Thema der Krieg am Gazastreifen, die Fortführung oder die unendliche Fortführung des Ukraine-Kriegs oder auch das Szenario, dass Trump jetzt auch an der Macht ist und doch sehr willkürlich Dinge beschließt, die auch in der Welt sind,
00:04:18
Speaker
oder eben auch die Kriegsbereitschaft in Deutschland komplett verändert haben innerhalb von Wochen.
00:04:23
Speaker
macht das Thema, glaube ich, so aktuell wie noch nie.
00:04:27
Speaker
Und ich denke mal so perspektivisch wird das auch sich in allen Bereichen, wirtschaftlich, im Verkehr und dergleichen, wird sich das jetzt in Deutschland sehr stark ausprägen.
00:04:42
Speaker
Ich gehe auch davon aus, dass Wehrdienst und solche Dinge auch wieder ein Thema werden in den nächsten Jahren.
00:04:50
Speaker
Ich habe einen Sohn, der sicherlich dann auch potenziell dafür in Frage kommt.
00:04:56
Speaker
Und solche Gedanken beschäftigen mich dann schon immer herum, muss ich ganz ehrlich sagen.
00:05:02
Speaker
Ich glaube, es ist so ein aktuelles Thema wie, glaube ich, noch nie, seitdem ich auf der Welt bin.
00:05:09
Speaker
Oder auch seit dem letzten Weltkrieg eigentlich.
00:05:14
Speaker
Also so ein Bedrohungsszenario ist schon... Ich habe das schon gespürt.
00:05:18
Speaker
Ich kann mich an meine Kindheit...
00:05:20
Speaker
Erinnern, ich bin 1974 geboren und ich kann mich so, also ich habe Tschernobyl miterlebt, also bewusst miterlebt, ich habe, was ja jetzt nichts mit Krieg zu tun hat, aber es waren so einschneidende Erlebnisse und ich weiß noch, wie so die Düsenjäger, wie man damals sagte, immer über Bergheim flogen, Nürvenich war in der Nähe.
00:05:43
Speaker
Und der Libyen-Krieg, Gaddafi und so weiter.
00:05:45
Speaker
Ich kann mich schon noch daran erinnern.
00:05:46
Speaker
Und ich weiß auch noch, dass der Kalte Krieg noch im Gange war.
00:05:51
Speaker
Und da war schon eine lähmende Angst vor dem Atomkrieg.
00:05:55
Speaker
Und das war ja auch nicht von der Hand zu weisen, zu der Zeit, also die Kubakrise etc.
00:06:01
Speaker
Es waren ja Dinge passiert, wo man denkt, es hätte doch anders kommen können oder so.
Rüstung: Stabilität oder Angst?
00:06:08
Speaker
Von daher, kann sein, das ist noch nie so
00:06:11
Speaker
wird man in der Rückschau wissen, ne, so, ob das seit dem Zweiten Weltkrieg irgendwie das bedrohlichste Szenario jetzt ist, aber es fühlt sich auf jeden Fall mulmig an, würde ich mal sagen, mindestens, ne, und das, was du gerade gesagt hast, ja, dass die, wer die Pflicht wie leicht wieder eingeführt wird, macht auf jeden Fall, gibt auf jeden Fall zu denken, ne,
00:06:33
Speaker
Ich habe da auch so, heute habe ich noch überlegt, bevor wir jetzt den Podcast starteten, wie ich denn überhaupt dazu stehe, sollten wir jetzt in der Internet, oder sind wir ja schon in so einer Aufrüstung sein.
00:06:47
Speaker
Wie ist das von der Einzelperson, uns, dir Dennis, mir Dennis oder Pierre, wie ist der Unterschied zu einer gesamten Gesellschaft?
00:06:56
Speaker
Weil ich würde im Einzel sagen, wir haben ja auch schon
00:06:59
Speaker
Podcasts hier über Kampfsport und sowas gemacht, da würde ich ja sagen, lieber ein Krieger im Garten als ein Gärtner im Krieg.
00:07:11
Speaker
Kann man das auf eine gesamte Gesellschaft, kann man sagen, Aufrüstung kann
00:07:18
Speaker
stabilisierend sein oder ist es immer eine Angstfolge, eine Bedrohungsfolge oder ist es auch einfach eine, ist es auch wie in der Kampfkunst eine Stärkung, dass man ein Fundament stärkt, gehört es dazu?
00:07:35
Speaker
Ich weiß es nicht.
00:07:36
Speaker
Wird man sonst einfach übergangen?
00:07:38
Speaker
Also man hat es ja gesehen in der Ukraine, also ich will jetzt gar nicht so politisch werden, aber man hat ja gesehen, wenn die Wehrhaftigkeit ab drum Waffen werden
00:07:47
Speaker
Auf einmal wird man angegriffen.
00:07:51
Speaker
Wie steht ihr dazu, zur Aufrüstung?
00:07:56
Speaker
Wow, das ist wirklich auch eine schwere Frage, ehrlich gesagt.
Pierre als Pazifist: Gegen Rüstung
00:08:01
Speaker
Ich selber bin ich mittlerweile, würde ich mich so beschreiben, als Pazifisten geworden.
00:08:07
Speaker
Das ist tatsächlich, dass man sich verteidigen kann und sollte, das ist ein Thema, aber Waffen prinzipiell halte ich nicht für Gutes.
00:08:18
Speaker
Das kann nur schiefes gehen.
00:08:21
Speaker
Da gibt es genug Mittel und vielleicht sei es Kommunikation oder andere Verfahren, keine Ahnung, aber ganz ehrlich, Krieg oder sich bewaffnen aus Angst oder schwieriges Thema.
00:08:37
Speaker
Ja, mehr kann ich nicht sagen.
00:08:39
Speaker
Ist erstmal auch gut, was du gesagt hast.
Vergleich: Kalter Krieg und moderne Kriegsführung
00:08:45
Speaker
Ich muss mich gerade an eine Talkrunde erinnern vor der Bundestagswahl, wo der Habeck gefragt wurde, warum die Grünen mittlerweile auch für Aufrüstung sind.
00:08:59
Speaker
Und er hat das eigentlich ganz gut erklärt.
00:09:00
Speaker
Und das war mir nicht so ganz bewusst, weil ich da jetzt auch nicht so in der Materie bin.
00:09:06
Speaker
Aber er meinte, der Unterschied zu damals, als die Grünen angefangen haben, gab es einen kalten Krieg, ist, dass wir jetzt in einem heißen Krieg sind.
00:09:15
Speaker
Dass wirklich gerade Russland unglaublich viel Panzer, was auch immer, Wehrmaterial produziert.
00:09:25
Speaker
Also so viel wie kein anderes Land zusammen auf der Welt.
00:09:28
Speaker
Und deswegen gibt es eben so eine neue...
00:09:32
Speaker
neue Form, glaube ich, sich darüber, über Aufrüstung wieder ein bisschen Sicherheit selber zu holen und vielleicht auch ein bisschen selbstwirksam zu bleiben.
00:09:41
Speaker
Und ich glaube, das ist so ein bisschen so ein ganz großer Wechsel auch im Denken.
00:09:45
Speaker
Und ich fand das wichtig, wie ihr das so gesagt habt, war mir nicht so ganz, war mir nicht so klar.
00:09:50
Speaker
Und ich glaube, da ist eben was dran.
00:09:53
Speaker
Ich muss da nochmal so die Brücke zur Kampfkunst.
00:09:56
Speaker
Wie hat es denn Xi Heng Yi gesagt?
00:09:59
Speaker
Niemals, also er hat es auf Englisch gesagt, jetzt weiß ich es nicht mehr, aber es war noch nie von Nachteil, entspannt oder ausgeglichen zu sein und stark gleichzeitig oder wehrhaft gleichzeitig zu sein.
Gesellschaftliche vs. individuelle Stärke
00:10:16
Speaker
Ist noch nie von Nachteil gewesen.
00:10:20
Speaker
Ich finde es halt schwierig, das so hoch zu scalen, weil eben die Gesellschaft nicht eine Person ist oder ein Mensch ist, sondern ein Potpourri.
00:10:31
Speaker
Aber ja, irgendwie sind die Karten neu gemischt.
00:10:36
Speaker
Wie ist denn das für dich, Pierre?
00:10:38
Speaker
Du sagst, du bist jetzt ein Pazifist, du hast aber eine ganz lange Vergangenheit mit Kriegseinsätzen.
00:10:45
Speaker
Also eigentlich deine ganze Familie ist sozusagen militärisch sozialisiert.
00:10:51
Speaker
Wie ist denn das für dich jetzt?
00:10:52
Speaker
Wir können ja mal sozusagen ins Hier und Jetzt direkt reinspringen und dann mal ein bisschen hören, wie die Erfahrungen vielleicht davor waren.
00:10:58
Speaker
Aber das würde mich schon interessieren.
00:11:00
Speaker
Also du siehst das ja auch im Fernsehen.
00:11:01
Speaker
Was macht das mit dir?
00:11:03
Speaker
Ja, tatsächlich, das macht schon viel mit mir.
00:11:07
Speaker
Und ich habe wirklich gehofft, dass so etwas vorbei ist.
00:11:12
Speaker
Und dass wir gehen in eine Richtung, dass Menschlichkeit, Gemeinsamkeit, sehr Harmonie, sehr...
00:11:22
Speaker
einfach toll, einfach schön, also weltweit auf dieser Erde.
00:11:24
Speaker
Wieso habe ich es uns so gewünscht?
00:11:26
Speaker
Vielleicht war ich zu naiv, aber ich habe gedacht, die Zeit des Zweiten Weltkriegs ist abgehakt.
00:11:31
Speaker
Die Zeit von, ich habe wirklich gehofft, okay, es geht nur noch weg auf.
00:11:36
Speaker
Und das ist so für mich so gerade wie ein Rückschritt.
00:11:39
Speaker
Wir gehen wieder zurück nach hinten.
00:11:41
Speaker
Nicht mehr in die positive Entwicklung, in die negative Entwicklung.
00:11:45
Speaker
Und weil ich mir tatsächlich angesprochen wurde von Kollegen, die sprechen, ja gut, du hast ja ein bisschen vor
00:11:51
Speaker
Ja, das ist schön und tatsächlich, man spricht mich auch direkt an und das heißt auf der Arbeit oder beim Lauftreffen, man spricht mich an, Pierre, wie siehst du das?
00:12:01
Speaker
Und solche Themen, was mich jahrelang, ich hatte gedacht, ich habe meine Ruhe damit, Anführerstrich.
00:12:07
Speaker
Und das holt mich ein bisschen zurück.
00:12:08
Speaker
Doch, das ist wirklich so.
00:12:09
Speaker
Bist du enttäuscht?
00:12:14
Speaker
Enttäuscht könnte auch wirklich passen irgendwie.
00:12:16
Speaker
Ich finde es einfach schade.
00:12:17
Speaker
Nicht, dass ich eine Sehnsucht von Ruhe habe.
Pierre: Wunsch nach Frieden und Freiheit
00:12:20
Speaker
Ich habe mehr eine Sehnsucht von Frieden, von Freiheit.
00:12:25
Speaker
Mehr von Freiheit vielleicht, dass man sich frei bewegen kann, wo man sein eigenes Leben leben kann, wie man das so möchte, was in der Armee nämlich nicht der Fall ist.
00:12:36
Speaker
man muss gehören, also man muss hörschen.
00:12:39
Speaker
Wie sagt man das so?
00:12:42
Speaker
Gehorschen, genau.
00:12:43
Speaker
Und das ist das, was ich eigentlich nicht mehr will.
00:12:46
Speaker
Ich will wirklich so mein eigenes erfülltes Leben führend und nicht befehlen.
00:12:56
Speaker
Ja, ich glaube, du weißt es wahrscheinlich am besten.
00:12:59
Speaker
Deswegen hatten wir dich ja auch eingeladen.
Depression nach dem Militärdienst
00:13:02
Speaker
Vielleicht darf ich dir mal einfach eine Frage stellen.
00:13:06
Speaker
in den Kriegseinsätzen, wo du warst.
00:13:10
Speaker
Also Krieg grundsätzlich hinterlässt ja oft auch tiefe seelische Wunden.
00:13:18
Speaker
Welche Methoden hast du denn da so für dich entdeckt oder vielleicht auch später noch entdeckt, um das Erlebte zu verarbeiten und wieder den inneren Frieden für dich zu finden?
00:13:32
Speaker
Primär, weil ich gar nicht bewusst überhaupt... Also für mich war so einprogrammiert in meinem Kopf, dass alles normal ist, was ich erlebt habe und sowas.
00:13:46
Speaker
Mir war gar nicht bewusst irgendwas.
00:13:49
Speaker
Ich habe einfach funktioniert, bravo gehört und perfekte Soldat sozusagen einfach machen.
00:13:56
Speaker
Und nach hinein, ja, ich glaube, mein Körper hat sich selbst gemeldet.
00:14:01
Speaker
Und nach ungefähr zwei Jahren, nachdem ich die Armee verlassen habe,
00:14:07
Speaker
Da kam wirklich voll die Depression in die Phase.
00:14:10
Speaker
Da kam irgendwie richtig in ein Loch, wo ich einfach alles bereut
Verpasste Familienmomente und Identitätsfragen
00:14:14
Speaker
Und schick mal, das war vielleicht, diese Krise hat mich ein bisschen die Tatsache der Realität, wir haben ein bisschen eine Oberfläche geholt.
00:14:29
Speaker
Da kann ich das so sagen.
00:14:31
Speaker
Um mir da mal bewusst zu machen, was die Sache ist, dass die Realität, okay, schwach zu werden, das war für mich kam nicht in Frage.
00:14:38
Speaker
Ich muss stark sein.
00:14:39
Speaker
Ich muss für die Soldaten da sein und so weiter.
00:14:42
Speaker
Und da kam, war ich plötzlich schwach und durfte ich da viel nachdenken von meiner Vergangenheit.
00:14:51
Speaker
Darf ich da direkt was zu fragen?
00:14:55
Speaker
Du warst ja in einer Einheit und ich mag ja so gerne so Worte so ein bisschen auseinandernehmen.
00:15:00
Speaker
In Einheit steckt für mich drin, dass alle wie eins sind oder wie einer denken.
00:15:05
Speaker
Das heißt, das ist vielleicht hinderlich, wenn jeder was Individuelles da hervorbringen will und sagen, hey, ich möchte aber heute links lang gehen, sondern man geht halt geradeaus der Sache wegen.
00:15:18
Speaker
Wenn man dann aus dem Einsatz kommt oder die Armee verlässt und so weiter,
00:15:24
Speaker
und so viel Einheit hatte und plötzlich davon getrennt ist.
00:15:29
Speaker
Ist das ähnlich, bitter, süß wie eine Trennung in einer Partnerschaft?
00:15:36
Speaker
Ist es so, dass man plötzlich merkt, ich bin nicht mehr komplett, weil ich bin nicht mehr in meiner Einheit, sondern ich bin plötzlich nur noch ich, nur ein Teil des Konstruktes.
00:15:49
Speaker
Das ist ein krasses Thema, was du gerade ansprichst, was mich wahrscheinlich fast täglich triggert.
00:15:55
Speaker
Und auf der Arbeit, da gibt es keine Einheit, da gibt es kein Zusammenhalt in der Fabrik, wo ich arbeite.
00:16:01
Speaker
Ich würde sogar sagen, das ist der Aspekt, das menschliche Aspekte, was mich am meisten fehlt sogar.
00:16:08
Speaker
Das kann ich mir gut vorstellen.
00:16:10
Speaker
Das ist dieses Zusammenhalten.
00:16:13
Speaker
Wir sind in einem Loch drin und da schüttet und wir gucken uns die Augen an und kriegen mal einen Lachanfall.
00:16:20
Speaker
Da kriegt man einen Lachanfall.
00:16:21
Speaker
Wie doof sind wir dann?
Persönliche Opfer und Teamdynamik
00:16:23
Speaker
Was machen wir gerade hier?
00:16:24
Speaker
Aber man hält so stark zusammen, egal in welcher Situation man ist und das ist irgendwie besonders.
00:16:29
Speaker
Die Verbundenheit, das Gefühl untereinander, es ist so stark, das ist so schön.
00:16:34
Speaker
Was ich tatsächlich sehr vermisst.
00:16:37
Speaker
in der Metallindustrie, wo ich heute arbeite.
00:16:40
Speaker
Da gibt es nichts.
00:16:41
Speaker
Und deshalb, das ist so verbunden heute ein bisschen mit einem Enttäuschungsgefühl.
00:16:47
Speaker
Da bin ich mehr sauer und enttäuscht darüber, dass es nicht so ist.
00:16:53
Speaker
Ich sehe nickende Gesichter und nachdenkliche Gesichter.
00:17:02
Speaker
Ja, das ist ja, also psychologisch betrachtet, passiert ja dann in so einer Einheit oder auf dem Weg dahin, also man fängt ja nicht als Einheit an, sondern ihr habt euch ja kennengelernt, Trainings gemacht.
00:17:17
Speaker
Sicherheiten bekommen, also auch euch gut abgesprochen, also das, was ja wirklich dann auch ein Team ausmacht, dass man genau weiß, wer wo ist, das ist wie bei einer gut funktionierenden Fußballmannschaft ja eigentlich, dass man genau weiß, wo ist mein Verteidiger hinter mir, wo ist der Torwart und so weiter, vielleicht so ein Beispiel.
00:17:38
Speaker
Und ich glaube, das, was ja, oder so erlebe ich das auch, wenn ich mit Bundeswehrsoldaten zum Beispiel zusammenarbeite,
00:17:45
Speaker
Ein Teil des individuellen Ichs wird ein bisschen ersetzt durch dieses Gruppen-Ich.
00:17:52
Speaker
Also durch dieses Sinnbild, wie ein Soldat dann sein soll.
00:17:58
Speaker
Und das ist ja manchmal auch, ich weiß nicht, wie das bei dir war, aber auch immer sehr abhängig ein bisschen davon, welche Einheit man dann auch ist.
00:18:05
Speaker
Es gibt ja diese Spezialisierungen, ne?
00:18:07
Speaker
Und das sind ja dann auch wieder spezielle Gruppen-Ich-Anteile, die man sozusagen entwickelt.
00:18:13
Speaker
Und du hast das ja eben auch beschrieben, dass du so voll funktioniert hast, dann warst du zwei Jahre raus und dann kam eben, du hast ja eben auch eigentlich bestätigt, eigentlich hattest du erstmal bis zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich gar nicht gedacht, dass irgendwas...
00:18:28
Speaker
in dir zurückgeblieben ist.
00:18:30
Speaker
Wir hätten das ja als Frage formuliert, tiefe seelische Wunden, aber da gab es ja gar kein Bewusstsein und gar keinen Raum für.
00:18:38
Speaker
Das ist ja auch Teil von diesem Gruppen-Ich.
00:18:40
Speaker
Da gibt es eigentlich keine Schwäche und kein Verletztsein in dem Sinne.
00:18:49
Speaker
Ich hatte gerade tatsächlich einen anderen Gedanken, bevor du das jetzt formuliert hast.
00:18:52
Speaker
Ich habe mich gefragt, ob man nicht so... Ich bin über diesem Bild geblieben, im Loch, wie du sagtest, wo es reinregnet und so weiter...
00:19:02
Speaker
Und wo man da steht und sich seiner Schwäche, kann ich mir vorstellen, doch sehr bewusst wird und mit dem Blick in die anderen Gesichter, man fängt an zu lachen, was machen wir hier eigentlich, das mit Humor, Zusammenhalt und so weiter zu überdecken, aber eigentlich ja auch wissend,
00:19:21
Speaker
wie sagt man im Englischen, I got your back, ich halte den Rücken frei oder so, ist man sich nicht ständig bewusst, dass man alleine eigentlich zu schwach ist und eben dadurch in der Einheit spürt, zusammen sind wir stark etc.
00:19:33
Speaker
Dieses Stärkegefühl bedeutet das nicht automatisch, dass ich merke, alleine ist der Mensch automatisch.
00:19:44
Speaker
nicht stark und hat Schwächen.
00:19:47
Speaker
Ich könnte mir das vorstellen, dass man diesen Kontrast spürt.
00:19:54
Speaker
Auch in dem Moment und sagt, ist das cool, dass wir alle zusammen sind, weil wir dürfen alle schwach sein.
00:20:00
Speaker
Man redet vielleicht nicht drüber, kann ich mir vorstellen.
00:20:02
Speaker
Man sagt jetzt nicht so, ich habe da die Hose gemacht, während wir da im Loch standen oder so.
00:20:07
Speaker
Vielleicht, weiß ich nicht.
00:20:08
Speaker
Vielleicht darfst du es auch nicht sagen, wie man untereinander redet, aber
00:20:14
Speaker
den lege ich falsch?
00:20:18
Speaker
Nein, nein, aber vielleicht eine Sache möchte ich schon klar machen.
00:20:21
Speaker
Vielleicht hat man gerade, dass man vielleicht ein falsches Bild sagt, okay, was wäre ein Problem, das ich hätte oder bekommen hätte von dem Krieg.
00:20:29
Speaker
Was mich ja auf jeden Fall bis jetzt bewusst ist, das ist nicht, was ich da vielleicht erlebt habe.
00:20:35
Speaker
Das ist weniger das, was mich am meisten vielleicht fertig macht oder gefertigt habe.
00:20:41
Speaker
Das ist mehr Sachen, die ich bereut habe, wie beispielsweise meine Familie.
00:20:46
Speaker
In solchen Momente, wo ich an Weihnachten bin, in meinem Eingang, und dann habe ich mir Soldaten, die da...
00:20:53
Speaker
den Eingang dann bewacht habe, ja, ich bin nicht bei meiner Familie.
00:20:57
Speaker
Das ist so, was vielleicht mir seelisch, werde ich so vielleicht versagen, sowas, okay, bereut, dass ich nicht da war für meine Kinder.
00:21:07
Speaker
Und diese Schuldgefühle, das hat mich mehr fertig gemacht.
00:21:10
Speaker
Also das hat ein innerer Schmerzen, das Traurigkeit, die richtig, richtig wehtut.
00:21:16
Speaker
Und das ist, was mich mehr bedrückt, würde ich sagen, wo ich auf jeden Fall bewusst mehr zu knabbert habe, als vielleicht, was ich da erlebt habe, würde ich so heute sagen.
00:21:32
Speaker
Finde ich aber auch stark, dass du das so aussprechen kannst, Pierre.
00:21:36
Speaker
Kann ich total verstehen.
00:21:37
Speaker
Also, dass man eigentlich für dieses Ziel, ein Soldat zu sein, vieles Privates aufgegeben hat und dann mit Abstand gemerkt hat, dass die Dinge unwiederbringbar vorbei sind dann auch, ne?
00:21:53
Speaker
Ich glaube, das ist das, was wahrscheinlich einfach sehr, wie du gesagt hast, sehr traurig dann auch ist, ne?
00:22:02
Speaker
Hast du auch geopfert, ne?
Entscheidungen in der Jugend und deren Folgen
00:22:05
Speaker
Ja, das ist tatsächlich was so, genau, man opfert sich schon.
00:22:11
Speaker
Man meint es gut an dem Moment.
00:22:14
Speaker
Und wenn man mich fragen würde, Pierre, wie sieht heute aus?
00:22:17
Speaker
Würdest du das nochmal machen, nicht nochmal aufopfern?
00:22:20
Speaker
Obwohl meine Kinder sind erwachsen heute.
00:22:22
Speaker
Die Zeit kann ich nicht nachholen, geht nicht.
00:22:28
Speaker
Klare Sache, klare Entscheidung.
00:22:31
Speaker
Also jetzt abgesehen davon, dass du Pazifist geworden bist, ne?
00:22:37
Speaker
Wenn man das Gefühl hat, man hat was geopfert, man hat seine Zeit geopfert, dann warst du ja ein Opfer, wenn du was geopfert hast.
00:22:47
Speaker
Und wer war dann der Täter?
00:22:52
Speaker
Ja, ich möchte keinem Täter sagen.
00:22:54
Speaker
Das bedeutet, ich würde nicht meine Verantwortung übernehmen.
00:22:59
Speaker
Das bedeutet für mich, vielleicht verstehe ich das falsch, die Finger zeigen auf irgendetwas oder irgendjemand.
00:23:09
Speaker
Das möchte ich nicht tun an dieser Stelle.
00:23:12
Speaker
Weil ich habe mich schon, die Wahl hatte ich schon immer, da reinzugehen.
00:23:16
Speaker
Vielleicht habe ich damals nicht so wahrgenommen.
00:23:19
Speaker
Und ob man trifft die richtige Entscheidung oder nicht, nahe hinein, das war Lebenserfahrung fürs Immer.
00:23:24
Speaker
Und die ist trotzdem da.
00:23:26
Speaker
Da kann ich nicht alles sagen, das war negativ.
00:23:29
Speaker
Das ist auf verschiedenen Punkte schön gewesen, ein tolles Erlebnis fürs Leben.
00:23:33
Speaker
Und auf jeden Fall...
00:23:36
Speaker
Und da gibt es einen Punkt, ich bereue gar nicht, aber bezogen auf meine Familie und meine Kinder vor allem, das tut mir weh.
00:23:44
Speaker
Das ist auch eine andere Ebene, würde ich sagen, ja.
00:23:47
Speaker
Dann frage ich mal an Dennis, philosophisch gefragt, kann ich mich opfern, ohne dass dann Täter ist?
00:23:53
Speaker
Also ist das überhaupt immer eine Täter?
00:23:56
Speaker
Gibt es immer Täter und Opfer?
00:23:58
Speaker
Oder gibt es auch einfach, also ist man dann selber Täter oder die Täter?
00:24:04
Speaker
die Prägung oder so, oder kann ich mich einfach auch, kann ich mich für eine Sache aufopfern, ohne dass ich das Opfer bin?
00:24:12
Speaker
Das ist eine sehr schwierige Frage.
00:24:14
Speaker
Ich glaube, so wie Pierre das beantwortet hat, kann ich ganz gut mitgehen.
00:24:20
Speaker
Ich glaube, dass das, was mir sofort gerade in den Kopf kam, ist, dass man natürlich einfach eine andere Peergroup in der Zeit hat.
00:24:30
Speaker
Wann bist du ins Hergekommen?
00:24:32
Speaker
Wie alt warst du da?
00:24:35
Speaker
Nach Deutschland gekommen?
00:24:36
Speaker
Nee, nee, nee, wann du zum Hergegangen bist, zum Militär.
00:24:42
Speaker
Wie ist man mit 18?
00:24:43
Speaker
Also kann sich ja jeder mal, der jetzt zuhört, mal fragen.
00:24:48
Speaker
Da hat man Flausen im Kopf oder ist vielleicht noch so in der Pubertät oder man sucht noch irgendwie...
00:24:58
Speaker
Und in dieser Phase sind natürlich jetzt so Themen wie Familiengründen und dergleichen einfach noch meistens noch gar nicht so vorhanden.
00:25:07
Speaker
Und wenn man dann, glaube ich, in so eine militärische Erziehung reinkommt,
00:25:15
Speaker
dann ist man natürlich auch in dieser Peergroup voll absorbiert.
00:25:19
Speaker
Und ich glaube, deswegen ist es auch so ein zeitliches Phänomen, was du vielleicht gerade beschreibst.
00:25:25
Speaker
Danach hast du erst ein Bewusstsein bekommen, als du ausgestiegen bist,
00:25:31
Speaker
was du verpasst hast.
00:25:33
Speaker
Ich glaube, wenn du da in der Weihnachtenwache stehst, irgendwie im Regen oder im Schnee oder was auch immer, dann bist du, wir kennen dich ja auch wirklich persönlich, glaube ich, schon, also Pelle auf jeden Fall noch mehr, aber ich glaube, du bist einfach auch so ein leidenschaftlicher Typ.
00:25:50
Speaker
Ich glaube, da hast du wahrscheinlich damals mit voller Entscheidung gesagt, ich mache das.
00:25:54
Speaker
Ich stehe dafür ein und ich übernehme die Verantwortung.
00:25:59
Speaker
Weil das dir wichtig war, so aus Überzeugung.
00:26:03
Speaker
Und ich glaube, dass der andere Teil, dass man das erst später mitbekommt, aber eben auch zum Teil ja gar nicht mitbekommt, wie feiern denn die anderen wirklich Weihnachten oder wie machen das andere Paare mit den Kindern, wie teilen die sich das auf, zeitlich und ist man immer vor Ort oder ist man immer unterwegs oder
00:26:25
Speaker
Das gibt es ja heutzutage auch.
00:26:27
Speaker
Es gibt ja auch, da muss man jetzt nicht nur eins hergucken, aber zum Beispiel bei uns in der Nachbarschaft kenne ich auch viele, wo doch vor allem die Männer doch mehr in der Woche weg sind, um besonders gute Jobs und viel Geld nach Hause zu bringen, aber dann vielleicht die Kinder weniger sehen.
00:26:46
Speaker
Das sind ja auch Entscheidungen, die man irgendwie trifft, aus welchen Motiven auch immer.
00:26:51
Speaker
Und ich glaube, deswegen finde ich diese
00:26:54
Speaker
wenn man etwas aufopfert, ich glaube, das ist eine Entscheidungsfrage.
00:26:58
Speaker
Und ich glaube, du hast es ja gesagt gerade, du hast es ja irgendwie schon aus Überzeugung gemacht, vermutlich.
00:27:05
Speaker
Das ist eine Frage vielleicht.
00:27:07
Speaker
Hast du es aus Überzeugung gemacht?
00:27:09
Speaker
Oder war es die Prägung, weil alle sozusagen im Militär waren?
00:27:12
Speaker
Das ist so eine Frage.
00:27:14
Speaker
Gerade, wo ich das beide hört, da kam mir tatsächlich so aus den Kopf, und das kann das gut beantworten, vielleicht diskutiere ich das besser,
00:27:24
Speaker
was dazu sagen, weil ich glaube schon, das ist vielleicht, damals wollte ich nicht mehr in Armee.
00:27:30
Speaker
Ich hatte mal probiert reinzugehen, ein Jahr davor und da bin ich nicht genommen.
00:27:34
Speaker
Ich war auch sehr enttäuscht, da wollte ich wirklich aus Überzeugung, ich mache das, ich mache das.
00:27:39
Speaker
Danach, das Jahr wollte ich nicht mehr.
Vaterkomplex und militärische Karriere
00:27:42
Speaker
Und mein Vater kam zu mir und sagte, der möchte dich nicht nochmal.
00:27:46
Speaker
Du kannst nicht verlieren, kannst du einfach machen, wenn du genommen wirst, und kannst einfach weitermachen.
00:27:51
Speaker
Dann, ich habe es gemacht, ohne Erwartung.
00:27:54
Speaker
Ich wollte eigentlich nicht mehr wirklich hin und dann bin ich übernommen geworden.
00:27:57
Speaker
Und da musste ich mich entscheiden.
00:27:59
Speaker
Und tatsächlich habe ich vielleicht, klar, manchmal habe ich gesprochen mit dem Sicherheitsaspekt.
00:28:04
Speaker
Okay, das ist sicherer wie mein Vater, mein Bleibat, mein Job ist Leben lang.
00:28:10
Speaker
Aber vielleicht wollte ich meinem Vater gefallen.
00:28:13
Speaker
Das ist mir gerade beim Gespräch zu hören, dass mir gerade bewusst geworden ist, diese Sehnsucht zu rennen, nach gewisser Anerkennung zu bekommen, Wertschätzung von meinem Vater.
00:28:24
Speaker
Ich wollte höherrang sein als er.
00:28:27
Speaker
Ich wollte immer ihn beeindrucken, was ich gefühlmäßig nie geschafft habe.
00:28:31
Speaker
Vielleicht das habe ich mehr gemacht.
00:28:37
Speaker
Unbewusst auf jeden Fall.
00:28:42
Speaker
Das rührt mich gerade ziemlich an.
00:28:47
Speaker
Ich kann ja nicht für deinen Vater sprechen.
00:28:53
Speaker
Ich kenne die Rolle, dass man manchmal nicht aus seiner Haut kommt und aus den Gefühlen rauskommt.
00:29:00
Speaker
Und ich bin mir sicher, Pierre, dass du deinen Vater durchweg beeindruckst.
00:29:10
Speaker
Egal, ob er das ausdrücken kann oder nicht.
00:29:12
Speaker
Ich glaube, du wirst ihn immer beeindruckt haben.
00:29:15
Speaker
Da bin ich mir persönlich sicher.
00:29:19
Speaker
Einfach aus der Arbeit heraus, die ich mache, glaube ich, dass es eher ein Fehlen von Kommunikation über Gefühle etc.
00:29:29
Speaker
ist, als dass man das Gefühl hat, man rackert sich ab und man möchte und man möchte und es wird nicht gesehen, es wird nicht kommuniziert, es wird nicht gesagt und es wird nicht, weil manchmal wird es auch nicht eingefordert, bist du eigentlich stolz auf mich oder so, könnte man ja auch mal fragen, aber macht man natürlich vielleicht nicht, wenn man Angst vor der Antwort hat oder so.
00:29:51
Speaker
Aber ich will dir das auch nicht hinzubekommen.
00:29:53
Speaker
Nein, nein, nein, schon ein Widerstand innerlich.
00:29:58
Speaker
Dass ich es nicht haben möchte, dass es so ist, obwohl du sprichst vielleicht sogar die Wahrheit.
00:30:03
Speaker
Da merke ich schon, es ist ein Widerstand.
00:30:05
Speaker
Daher ist bestimmt was dran.
00:30:10
Speaker
Tut mir leid, wenn ich da über eine Grenze gegangen sein sollte.
00:30:13
Speaker
Alles gut, alles gut.
00:30:18
Speaker
Vielleicht könnte ich da mit einer anderen Frage ein bisschen anschließen.
00:30:27
Speaker
Hast du mit einigen Soldaten, mit denen du damals zum Beispiel zusammen im Militär warst, auch Kontakt gehalten?
00:30:34
Speaker
Und hast du da irgendwie mitbekommen, wie die damit umgegangen sind?
00:30:41
Speaker
Also hatten die auch eher mit den Kriegseinsätzen zu tun oder auch mit diesen persönlichen Soldaten?
00:30:47
Speaker
Entwicklungen, das ist ja eher eine persönliche Entwicklung, die du dann beschrieben hast, die da ins Bewusstsein gekommen ist, das weniger Zeit für die Kinder und dergleichen.
00:31:00
Speaker
Wie hast du da andere erlebt und wie bist du eigentlich selber so auf den Weg gekommen, auch mehr darüber zu sprechen?
00:31:06
Speaker
Weil ich bin gerade auch sehr beeindruckt, dass du
00:31:09
Speaker
das so reflektierst.
00:31:12
Speaker
Ich glaube, es ging auch um Anerkennung.
00:31:15
Speaker
Das finde ich sehr beeindruckend gerade.
00:31:19
Speaker
Aber wie würdest du, oder wie bist du dann eigentlich auf den Weg gekommen, dich da so zu reflektieren?
00:31:29
Speaker
Gibt es da irgendwas, was du anderen Menschen mitgeben kannst?
00:31:32
Speaker
Weil ich glaube, da gibt es viele auf der Welt.
00:31:39
Speaker
Erst mal zu beantworten mit dem Kontakt mit den Kollegen und so.
00:31:44
Speaker
Ein bisschen hat man wirklich noch ein Treff ein paar Jahre später gehabt.
00:31:50
Speaker
Das hat mich enorm gut getan, die wieder zu sehen.
00:31:53
Speaker
Hat man uns da kurz leider nur oberflächlich ausgetauscht.
00:31:57
Speaker
Ich denke mal, gerade in der Armee, das bleibt in der Oberfläche.
00:32:03
Speaker
Ich weiß nicht, ob die, die das Glück haben, da, ich will es nicht negativ ausdrücken, dass sie da aufwachen, ne?
00:32:12
Speaker
Würde ich schon fast sagen.
00:32:13
Speaker
Das ist schon eine krasse Maske, die man trägt und die ich auch jedem wünschen kann, da aufzuwachen.
00:32:21
Speaker
Für mich, spätestens wenn die Krise kommt, ist der Moment, da aufzuwachen.
00:32:25
Speaker
Da wird man in gewisser Form gezwungen, einen neuen Weg anzuschlagen.
00:32:30
Speaker
Ich habe immer das Glück, einen Effekt nie aufzugeben und einen neuen Weg anzuschlagen zu können, relativ sehr früh.
00:32:36
Speaker
Deshalb vielleicht, dass ich die Stärke mitbringe, um da weiterzumachen und einen Weg zu suchen.
00:32:43
Speaker
Und klar habe ich ein Jahr lang beim Psychologe auch regelmäßig verbracht, dem auch extrem geholfen hat, mich selbst zu reflektieren.
Selbstreflexion und Therapie
00:32:52
Speaker
Wenn ich eine Aussage gemacht habe, warum sage ich das?
00:32:56
Speaker
Und wenn ich darüber lachte, warum lacht du gerade?
00:32:59
Speaker
Und diese Selbstreflexion, das ist auf jeden Fall Gold wert.
00:33:06
Speaker
Und vieles fällt mir auch gerade auf, weil ich gerade jetzt darüber spreche mit euch beiden.
00:33:11
Speaker
Und tatsächlich, das ist dank euch.
00:33:14
Speaker
Und da drehe ich schon mal den Spieß um und schaue mal gerade, okay, was denke ich gerade, warum kommt das?
00:33:22
Speaker
So viel tue ich nicht.
00:33:24
Speaker
Die Ablenkung ist trotzdem sehr stark.
00:33:27
Speaker
Und das ist ja schon ein großes Gegner gegen Selbstreflexion.
00:33:32
Speaker
Deshalb ist schon gerade für die Leute draußen weniger Ablenkung und mehr Meditation, Alleinsein und sowas.
00:33:42
Speaker
Das ist Gold wert auf jeden Fall.
00:33:46
Speaker
Dürfte ich fragen, ob die Ablenkung in deinem Fall auch immer
00:33:54
Speaker
Also um sie nicht so negativ klingen zu lassen, man könnte denken, Ablenkung ist sowas, was verhindern soll, dass man nach innen schaut, aber könnte es auch sein, dass die Ablenkung deiner Stabilisation dient?
00:34:11
Speaker
Für mich ist Ablenkung auch so gearbeitet.
00:34:14
Speaker
Und es ist nicht per du negativ.
00:34:17
Speaker
Man braucht ja auch eine gewisse Sicherheitsstabilität zu haben, eine Struktur.
00:34:21
Speaker
Und doch, das ist auch wichtig.
00:34:25
Speaker
Also für mich auf jeden Fall, ja.
00:34:30
Speaker
Es ist ja schön, nach innen auch mal zu gehen und zu sehen, oh, ich bin berührt oder so.
00:34:35
Speaker
Aber sowohl Dennis als auch ich, wir sind ja beide...
Bedeutung von Bewegung und Gemeinschaft
00:34:40
Speaker
immer bemüht, sobald es irgendwie geht, wieder in die Bewegung, in den Sport, in ein weitestgehend, sage ich mal, nicht toxisches Leben, also Alkohol, Drogen und so weiter, dass man bestimmte Dinge einfach im Zaum hält.
00:35:04
Speaker
Und das ist schon auch Stabilisation einfach.
00:35:07
Speaker
Wenn man nur nach innen guckt, das geht auch ganz schnell in die Hose, glaube ich.
00:35:14
Speaker
Weiß nicht, der ist Dennis der Fachmann für, aber...
00:35:18
Speaker
Ich glaube, die Mischung macht es natürlich wieder.
00:35:22
Speaker
Und ich glaube, da sind so viele Aspekte gerade drin.
00:35:26
Speaker
Also Sport ist natürlich auch einen stressenden Faktor.
00:35:33
Speaker
Ich glaube, dieses Fitnessgefühl, was wir, glaube ich, alle ganz gut kennen.
00:35:38
Speaker
Und ich glaube, da ist Pierre ja auch wirklich in besonderem Maße.
00:35:42
Speaker
auch noch der Leistungssportler, der du auch früher warst.
00:35:47
Speaker
Das gibt einem natürlich auch eine körperliche Integrität, die sicher ist.
00:35:54
Speaker
Und das geht mir auch nicht anders.
00:35:56
Speaker
Ich finde dieses Gefühl, fit zu sein, meinen Körper gut einsetzen zu können, das gibt mir auch eine Selbstwirksamkeit.
00:36:04
Speaker
Das ist schon wichtig.
00:36:07
Speaker
Ich finde aber auch den Aspekt, und das hast du ja eben auch gesagt, Pierre,
00:36:11
Speaker
Und das weiß ich ja auch von dir, Pelle, diese Momente des Rückzugs oder jetzt auch, dass wir uns hier drei die Köpfe zusammenstecken und über sowas sprechen, finde ich extrem wichtig.
00:36:24
Speaker
Das sind genau diese Momente.
00:36:29
Speaker
die ja auch helfen, mehr Bewusstsein zu schaffen, vielleicht auch unangenehme Gefühle sich anzuschauen.
00:36:37
Speaker
Und dadurch werden sie aber weniger mächtig, wenn man nur alleine damit umgeht.
00:36:42
Speaker
Wenn man sie dann teilt oder eben auch mit Profis, wie du gesagt hast, das war ja auch eine Empfehlung sozusagen, sich dann auch wirklich psychologische, psychotherapeutische Hilfe zu suchen.
00:36:55
Speaker
Wenn man merkt, da kommt man an Grenzen.
00:36:57
Speaker
Also dass man da Hilfe holen in der Gemeinschaft, das finde ich einfach super wichtig.
00:37:04
Speaker
Ich glaube, das ist so der, ja, auch beruflich, aber auch ansonsten der größte Teil meines Lebens, diese Räume zu schaffen.
00:37:14
Speaker
Ja, ich weiß nicht, wie es euch geht.
00:37:16
Speaker
Ich merke, dass eine sehr große Intensität und Nähe zwischen uns dreien hier entstanden ist und auch noch entsteht.
Abschluss und Dankbarkeit
00:37:27
Speaker
Und ich würde gerne ein paar Worte auch an die Zuhörer an der Stelle richten, weil das natürlich gerade auch vielleicht für viele eine ungewohnte Nähe ist.
00:37:42
Speaker
Und ich würde gerne das so in Worte fassen, dass gerade auch wenn Krisen später mal waren oder auch dann überwunden sind,
00:37:56
Speaker
oder wir eben auch das aktuelle Thema haben, wie es gerade mit Krieg bei uns in der aktuellen Zeit, das Zusammenrücken, wie wir das gerade eigentlich auch hier symbolisch im Podcast machen,
00:38:11
Speaker
eine sehr gute Möglichkeit ist, sich auszutauschen, zu reflektieren, unangenehme Gefühle gemeinsam auch zu bewältigen oder kleiner zu machen oder besser zu verstehen und darüber auch eine andere Form von Verbundenheit wieder zu entwickeln.
00:38:32
Speaker
Und ich glaube, das erlebe ich gerade so.
00:38:36
Speaker
und würde einfach gerne dazu einladen, dieses Gefühl auch von diesen Seiten mal zu beleuchten, was vielleicht jetzt gerade auch bei den Zuhörern draußen entsteht und würde vom Gefühl her vielleicht für heute an der Stelle einen Punkt machen und dann den Pierre gerne nochmal an der anderen Stelle einladen.
00:39:02
Speaker
Ja, vielen lieben Dank.
00:39:05
Speaker
Ich danke, Herr Fisch.