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Wie aus Wut Mut werden kann image

Wie aus Wut Mut werden kann

S1 E1 · Mann-o-Mann
Avatar
79 Plays2 years ago

Von Katanas und Gefühlen. 

Pelles Linktree:

https://linktr.ee/Pellemann74

Dennis Website:

https://www.psychotherapie-motz.de/psychotherapie-dr-dennis-schmitz

Für die „Behauptung“ der „Behauptung“ haben wir keine Belege finden können.

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Transcript

Einführung in den Podcast

00:00:05
Speaker
Mann oh Mann. Ein Podcast für Männer und Frauen. Mit Dennis von Tupelo. Heute geht es darum, wie aus Wut Mut entsteht haben.
00:00:25
Speaker
Unser erster Podcast. Wir fangen jetzt einfach an und ich freue mich sehr drauf. Ich begrüße natürlich an der Stelle mal alle Zuhörer, Ihnen wünsche einen ganz viel Spaß, vor allen Dingen, dass wir viel Spaß haben, wenn wir uns austauschen.
00:00:43
Speaker
Da freue ich mich auch drauf, lieber Dennis. Und ich muss natürlich sagen, es ist nicht der allererste Podcast, Manowann Podcast, denn wir haben schon eine Testsitzung hinter uns, die allerdings nicht gelungen ist.

Fokus auf Männlichkeit und gesellschaftliche Herausforderungen

00:00:57
Speaker
Das war ein Monolog.
00:00:58
Speaker
Und deshalb sehen wir jetzt schon, machen wir das Ganze zum zweiten Mal, unsere erste Folge hier. Mano Mann, der Podcast, worum soll es oder darf es hier gehen. Es ist ein Podcast für Männer und für Frauen. Und er handelt tatsächlich ein bisschen mehr von Männern oder der Ausrichtung. Die Ausrichtung ist auf Männer ausgerichtet, weil wir beide irgendwann gesagt haben,
00:01:29
Speaker
Die Welt verändert sich, auch was Gleichstellung angeht. Und es ist irgendwie ein bisschen schwierig, eine männliche Identität zu wahren, zu erahnen, zu bekommen. Und das haben wir beide so ein bisschen erlebt. Wir kennen uns beide aus der gemeinsamen Arbeit in einer Klinik, in der wir zusammengearbeitet haben, in der du immer noch arbeitest als Oberarzt in einer psychosomatischen Klinik.
00:01:52
Speaker
die sehr achtsamkeitsbasiert auch arbeitet und da war ich auch Krankenpfleger gewesen. Wir sind ja beide mit Herzblut in sozialen Jobs unterwegs, treffen natürlich auch ganz viele Menschen, Männer, Frauen.

Einfluss feministischer Entwicklungen auf Männerrollen

00:02:07
Speaker
Mittlerweile würde man sagen, auch diverse Menschen, queere Menschen und so weiter. Wie du gerade richtig schon gesagt hast, es gibt, glaube ich, eine sehr feministische Entwicklung. Es gibt Frauenquoten im Job und es gibt Väter, die Elternzeit nehmen, was ja vor vielen Jahrzehnten fast undenkbar gewesen ist. Das ist mittlerweile ein Standard.
00:02:34
Speaker
oder eher ein Standard geworden. Wir hatten uns ja ganz oft auch darüber unterhalten, wie es dann ist, Vater zu werden. Und das, finde ich, das war, glaube ich, so der Aufhänger nochmal über das Thema Männlichkeit generell zu sprechen. Wie wir das so leben und vielleicht auch welche Rollenvorbilder wir überhaupt selber hatten. Und deswegen finde ich das eine sehr schöne Idee, dass wir das machen und freue mich auch darauf, dass wir uns
00:03:03
Speaker
auch im Rahmen des Podcasts immer weiterentwickeln. Das wäre auf jeden Fall ein Wunsch.

Männlichkeit und Feminismus: Ein harmonisches Zusammenspiel?

00:03:08
Speaker
Auch mit den Gästen, die wir vielleicht zwischendurch auch immer wieder da haben werden und dann über diesen Austausch uns weiterzuentwickeln. Das finde ich schön. Ja, das wäre mir auch ein Anliegen an die Zuhörerinnen da draußen, dass wir hier uns fragend geben. Wir haben keine Antworten im Moment. Wir haben viele Fragen und wir nehmen auch gerne Fragen von anderen auf.
00:03:32
Speaker
Aber wir geben uns hier nicht wissend, sondern wir sind vielleicht im besten Fall auch ein bisschen verunsichert als Männer in dieser Zeit und haben jetzt gar keinen Leitfaden, wo es hingehen soll, sondern es ist vielleicht der Weg dahin, uns Männern, als Männer, anderen Männern eine Möglichkeit zu geben, feministisch zu werden.
00:03:56
Speaker
Und das auf eine Art und Weise, dass man dabei nicht unkomfortabel wird, sondern dass man sagen kann, ich verliere nichts, wenn ich Feminist werde. Also wenn ich mich dem Feminismus
00:04:13
Speaker
positiv entgegen. Vielleicht ist es mehr unsere Aufgabe feministisch zu sein als die der Frauen.

Persönliche Erfahrungen mit Geschlechterrollen

00:04:21
Speaker
Ich habe da so kaum eine Ahnung von, denn ich habe da selber, ich bin als Sohn einer alleinerziehenden, alleinstehenden Mutter groß geworden, die ein sehr eigenes Weltbild und Frauenbild und Männerbild mir vermittelt hat, was alles andere als, man könnte jetzt denken, ich bin von einer Frau erziehung geworden, es war alles andere als matriarchalig, das war eher
00:04:43
Speaker
eher so männlich geprägt, also auch irgendwie ein bisschen toxisch und da habe ich wirklich keine Antwort darauf, wie man sich da gesund hin entwickelt und das ist aber mein eigenes Anliegen und deshalb freue ich mich auch schon auf die Gäste, die wir noch haben werden. Aber ich glaube auch, dass du da einfach mittlerweile schon sehr viel mehr in den letzten Jahren dazugelernt hast, weil du da auch auf Weiterbildungen warst. Ja, deshalb finde ich es hochspannend.
00:05:10
Speaker
Damit ihr uns kennenlernt, damit wir die Gäste, die wir haben werden, kennenlernen, haben wir immer ein paar Fragen, die vielleicht ein bisschen tiefer gehen sollen. Und ich würde gerne dem Dennis diese Fragen stellen. Bist du bereit dafür, Dennis? Ja, sehr gerne. Was ist das Erste, was du machst, wenn du ganz allein bist? Wenn ich zu Hause bin, lege ich mich erstmal auf die Couch.
00:05:39
Speaker
und spüre mal in mich hinein, wie ich jetzt die Zeit, die ich habe, möglichst ausgewogen verbringen kann. Das ist tatsächlich so. Das ist wirklich ein sehr kostbares Gut geworden. Also ich liebe meine Familie, ich liebe meine Kinder. Und gleichzeitig neben dem Job, der auch sozial ist, der auch Energien bindet, dann zu Hause endet der Tag so in der Regel so acht, halb,

Entspannung und Selbstreflexion: Dennis' Methoden

00:06:08
Speaker
neun.
00:06:09
Speaker
abends und wenn man dann mal tagsüber vielleicht wirklich mal eine Stunde Zeit für sich hat, dann spüre ich tatsächlich erstmal so in mich hinein, mache gerne zum Beispiel aber auch Sport, wo ich dann auch wieder über den Körper in mich hinein hören kann oder auch mal wirklich den Kopf mal ausschalten kann.
00:06:29
Speaker
Das ist eigentlich so das erste, was ich mache. Erst mal rein spüren, was ich jetzt gerade brauche. Und dann ist es sehr unterschiedlich. Manchmal ist es meditieren, manchmal ist es eine Runde laufen gehen, eine Runde Kampfsport machen, Krafttraining machen oder einfach mal auf der Couch liegen und ein bisschen schlafen.
00:06:52
Speaker
Es ist ja schon krass, dass du dich als Psychiater direkt als erstes auf die Couch legst. Das ist ja nicht so ein ziemlich altes Bild, aber man kann sich halt doch nicht davon trennen. Es gibt es gar nicht mehr, dass man da so eine Couch hat, oder? Gibt es das noch in der Psychoanalyse?
00:07:13
Speaker
Ja, sicher. Es gibt immer noch die Analysen, die drei bis viermal die Woche gemacht werden. Da liegt man wirklich auf der Couch. Da liegt man auf der Couch. Und der Analytiker sitzt quasi am Kopfende, sodass man den nicht sehen kann. Und ist wirklich in der Neutralität und Abstinenz, also erstmal gar nicht so richtig anwesend, dass man erstmal mit sich selber in Kontakt kommt. Ja, stark. Wenn wir Freunde oder deine Freundin fragen würden, wo siehst du rot?
00:07:44
Speaker
Bei Ungerechtigkeit, bei erlebter Ungerechtigkeit. Wenn jemand Grenzen überschreitet, dann sehe ich rot, auf jeden Fall. Das ist ein ganz großes Thema bei mir. Da werde ich dann auch tatsächlich wütend. Klar, immer so im Nachklang ist immer die Reflektion natürlich auch dann da, war das klar genug gestellt. Aber in dem ersten Augenblick bin ich auf jeden Fall bei Ungerechtigkeit. Sehe ich rot.
00:08:14
Speaker
Also du stehst zu deiner Wut, dass du wütend werden kannst? Ja, definitiv. Mittlerweile würde ich sagen, also das war vielleicht auch nicht immer so. Ich glaube, das ist jetzt kein Verhalten gewesen, was ich unbedingt vielleicht auch gerade so als kleiner Junge so als positiv gespiegelt bekommen habe.
00:08:36
Speaker
Das hat sich, glaube ich, auch eher später entwickelt und finde das aber einen sehr, sehr guten Indikator für etwas, wo es dann hingehen soll. So ein Verhaltensimpuls und finde das wirklich sehr, sehr wichtig, dem auch zu folgen. Jetzt nicht in dem Sinne, dass ich selber dann eine Grenze überschreite, aber dass ich dann wahrnehme,
00:08:57
Speaker
dass bei mir eine überschritten wird oder ich eine Ungerechtigkeit auch anderen gegenüber erlebe. Also es muss gar nicht immer nur auf mich bezogen sein. Ich kann auch wütend werden, wenn bei anderen oder wenn andere Menschen bei anderen Menschen Grenzen überschreiten.

Zentralthema: Wut als Indikator und Thema

00:09:12
Speaker
Da sehe ich dann... Siehst du auch Rot? Da sehe ich tatsächlich auch Rot, ja. Also ist ja dann im Prinzip auch ein Indikator, wie du sagst, ein Rot ist ja ein Zeichen. Das ist ja schon so benannt, wie bei einer Ampel, wo man sagt, jetzt ist Rot oder jetzt ist Alarmfarbe.
00:09:28
Speaker
Ich finde, du bist ein guter Aufhänger, um heute vielleicht über Wut zu sprechen. Wenn man vielleicht auch dieses Gefühl, was ja ein neutrales Gefühl ist, sehr wertneutral, ob jetzt Wut, Ärger, Freude oder Trauer, dass wir heute mal darüber sprechen können, wie man Wut nutzen kann. Wenn du ein Ereignis aus deinem Lebenslauf löschen könntest, welches wäre das?
00:09:52
Speaker
Ja, das wäre tatsächlich eine Operation, die ich leider mit 17 über mich habe ergehen lassen, weil ich sehr schlecht atmen konnte und ganz oft Nasennebenhöhlenentzündungen hatte.
00:10:08
Speaker
Und die ist aber wirklich sehr, sehr schlecht operiert worden, wo ich natürlich vorher auch keine große Ahnung hatte, ob ich zu einem richtigen Chirurgen gegangen bin. Und es hat eigentlich noch mehr Probleme hinterlassen, sodass ich da eigentlich jetzt dauerhaft auch Probleme mit habe. Und ich kann das immer mal wieder gut ausblenden, aber das hätte ich mir ganz gerne

Umgang mit Ängsten: Dennis' Offenheit

00:10:33
Speaker
erspart. Das würde ich gerne löschen aus meinem Lebenslauf. Ja, kann ich verstehen.
00:10:39
Speaker
Welchen Teil deines selbst möchtest du vor anderen oder für andere, kannst du dir aussuchen, verschleiern? Und welche Taktiken nutzt du hierfür? Ich würde da vielleicht so ein bisschen in eine Entwicklung von mir einsteigen und berichten.
00:10:57
Speaker
Ich hatte früher ganz wenig Zugang zu Angst und habe die selber sehr wenig wahrgenommen und habe dann einfach im Laufe der Jahre der therapeutischen Ausbildungen aber auch der Selbsterfahrungen gemerkt, dass das so ein bisschen verschüttet war und habe das, glaube ich, vorher tatsächlich jetzt im Nachhinein irgendwie verschleiert.
00:11:25
Speaker
in dem ich eigentlich immer stark gewirkt habe oder auch Angst irgendwie doof fand. Und mittlerweile würde ich sagen, also das war so die Taktik quasi, die ich dafür genutzt habe, das ein bisschen zu verschleiern, dass es sowas vielleicht gar nicht so richtig gibt. Und mittlerweile würde ich wirklich sagen, habe ich da einen anderen Zugang zu und kann das wirklich ganz, ganz gut annehmen und habe sogar eher so eine andere Taktik dafür entwickelt.
00:11:55
Speaker
eben da bewusst auch reinzugehen, das zu teilen und mit Menschen darüber zu reden und mir da auch eine Unterstützung oder einen Gegenüber zu suchen. Und das finde ich wirklich, ja, bin ich sehr froh, dass ich das hinbekommen habe. Ich kann mir vorstellen, dass andere Menschen auch froh sind, dass du das hingekriegt hast, nicht nur um deiner selbst willen, sondern ich dem vor, wenn du
00:12:15
Speaker
Deine eigene Angst negiert hast, oder wenn du sagst, das gibt's gar nicht, das Gefühl gibt's gar nicht, dann kann man das den anderen ja auch nicht akzeptieren. Dann kann man ja auch nicht die Ängstlichkeit anderer...

Pelles Kindheitserlebnisse und deren Auswirkungen

00:12:27
Speaker
wertschätzen. Die müssten ja dann gedacht haben, also im schlimmsten Fall macht man sich total lustig. Weil man das eben bei sich verschleiert, dann muss man es vom anderen natürlich, muss man nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass es schwer war für Menschen, das dann mit dir über Ängste zu reden. Das musstest du ja aufmachen.
00:12:48
Speaker
Es war, ich würde sagen, das war fast noch ein bisschen abgespalten. Also ich konnte das bei anderen schon wahrnehmen und auch nachvollziehen, warum die das vielleicht haben. Aber habe das selber bei mir halt nicht so entdeckt und konnte da schon auch Mitgefühlen alles so sehr gut entwickeln. Aber bei mir selber habe ich gesagt, okay, das ist jetzt nicht so meins. Und das stimmt ja, glaube ich, aber nicht.
00:13:16
Speaker
hatte sicherlich auch eine Funktion. Also ich glaube, wenn man Ängste ausblenden muss, hat das immer was damit zu tun, dass die Ängste einem auch Angst machen. Also dass man eben das als so unangenehm dann empfindet, dass man es eben komplett verdrängt oder ausblendet. Und ich bin aber tatsächlich jetzt froh, diesen anderen Weg gefunden zu haben und
00:13:43
Speaker
Ich versuche das auch tatsächlich zu leben. Also ich meine, wir kennen uns ja auch jetzt schon wirklich lange. Aber auch mit anderen Männerfreundschaften, wir wollen ja ein bisschen über die Männer sprechen, erlebe ich das tatsächlich eben auch ganz oft so, dass Männer grundsätzlich fast schon über Gefühle wenig reden oder damit hinterm Berg halten, viel mit sich alleine ausmachen.
00:14:07
Speaker
Und da gehören sicherlich auch immer Ängste dazu. Also klar, man kann sagen und freut sich mal, wenn der Lieblingsfußballverein gewonnen hat. Über sowas kann man immer reden. Hier im Rheinland können wir immer über den FC reden, wenn er mal gewinnt. Was er ja häufiger tut. Aber ich glaube, so über diese tiefer gehenden Themen, wo wir auch so ein bisschen mal schauen wollen und dahin kommen wollen, da ist noch Luft nach oben.
00:14:38
Speaker
Wenn du nicht mehr bist, was bleibt von dir? Was wäre dein Wunsch? Genau, das kann ich ja tatsächlich nicht wissen, was dann bleibt. Aber ich hoffe, dass eine gute Erinnerung an mich bleibt. Dass die Menschen, die nach mir weiterleben, dass die was Schönes über mich sagen. Dass es ein netter Kerl war.
00:15:04
Speaker
Der hat mich da und da vielleicht geprägt oder ich habe mit dem eine gute Zeit gehabt oder ich konnte mit dem offen reden, auf Augenhöhe begegnen. Solche Sachen, das finde ich eigentlich total schön und wäre auch schön, wenn
00:15:23
Speaker
Wenn das, was ich eigentlich so ein bisschen als größten Wunsch immer wieder auch so an meinem Leben habe, dass ich einfach als sehr authentischer Mensch wahrgenommen werde. Der war immer so, wie er halt ist. Das würde mich auf jeden Fall freuen. Ja, dankeschön.
00:15:48
Speaker
Perle, darf ich dir diese Fragen um die Zuschauer, die Zuhörerinnen, damit die dich auch ein bisschen besser kennenlernen? Bei mir immer sehr inkonsistent, weil letztes Mal habe ich dann irgendwie Antworten gegeben, es kann sein, dass das heute ganz andere sind.
00:16:09
Speaker
Wir werden einen Testlauf gemacht haben, aber mal gucken, was heute mal rauskommt. Ja, ich bin mal gespannt. Ist schon die Entwicklung, die stattgefunden hat. Pelle, erste Frage. Was ist das erste, was du machst, wenn du ganz allein bist? Ich leg wieder auf die Couch.
00:16:27
Speaker
Ja, ich leg mich als erstes auf die Couch und leg mich erst mal hin und muss mich auch erst mal sortieren. Und ich genieß das voll. Ich feier das voll ab in dem Moment, weil ich liebe es, mit Familie zusammen zu sein. Ich liebe es, die Kinder, die hier rumrennen und so. Aber ich bin jetzt die letzten Jahre in Elternzeit gewesen und die Kleinste ist noch nicht in der Kita und es war Pandemie und so weiter. Und das ist einfach immer jemand hier.
00:16:57
Speaker
Wenn man dann mal kurz alleine ist, dann lege ich mich sofort auf die Couch. Das ist jetzt unwichtig was dann noch kommt. Das ist erstmal wichtig, dass das erste was ich brauche ist liegen. Also ich glaube das eine hohe Erschöpfung auch da ist. Sehr große Erschöpfung bei mir.
00:17:12
Speaker
Ich glaube, das ist bei mir. Ich glaube, das kennt jeder, der Kinder hat. Dass man da irgendwie diese neue Lebensenergie-Spritze, die man mit 30 kriegt, die ist dann irgendwann mit 45, aber aufgebraucht, dass man so ein extra, so ein Turbo-Boost, so ein Lachgas-Einspritzen, wie bei Fast and the Furious oder so, die ist irgendwie bei mir, die ist durch. Ich bin dann jetzt irgendwie mit 48 und ich habe das Gefühl, seit drei Jahren ist das Lachgas weg. Und schon muss ich lachen. Ja, genau.
00:17:43
Speaker
Und was ist das häufigste, was dann als nächstes auftaucht? Also, während du dann quasi... Du bist nicht jugendfrei. Ich erst mal ausruhe. Du bist nicht jugendfrei. Dann kommen wir zur zweiten Frage, Pelle. Okay. Wenn wir deine oder eine Freundin oder einen Freund fragen würden, wo siehst du denn rot?
00:18:06
Speaker
Ja, das frage ich mich immer wieder. Ich glaube, das passiert gar nicht so oft. Nein, das stimmt gar nicht. Meine Freundin fragt, da sehe ich auf jeden Fall auch rot. Ich sehe rot, wenn man mich stehen lässt.
00:18:20
Speaker
mich in der Diskussion stehen lässt, den Raum verlässt, einfach wenn die Kommunikation beendet ist, nicht geklärt ist, ungeklärt ist, das macht mich richtig wütend, weil ich einfach sage, das ist
00:18:39
Speaker
Das ist nicht fair und gleichzeitig, wenn man schon in der Wut drin ist, weiß ich auch warum der andere das macht, weil es auch nicht zu klären ist dann. Da muss sich das Gemüt erst wieder beruhigen, aber das kann ich dann nicht mehr sehen. Das baut sich dann auch auf, das Rot sehen.
00:18:55
Speaker
Das ist dann leider ein Teufelskreis. Also wenn ich wirklich rot sehe. Rot im Sinne von, dass die Gedanken nicht mehr klar werden und nicht mehr fair sind und so. Und eigennützig werde ich dann auch. So selbstgerecht. Also wenn du von Gerechtigkeit gesprochen hast. Die Gerechtigkeit verspüre ich dann auch. Die ist allerdings nur gerecht für eine Person und zwar für mich.
00:19:20
Speaker
Ich glaube, da sehe ich Rot. Also bei ignoriert werden, stehen gelassen werden, übergangen werden. Also so ganz richtig stark. Nicht, als wenn ich das Gefühl habe, ich werde übergangen, sondern wenn es wirklich irgendwie, wenn man irgendwo nicht reingelassen wird auch, einfach so oder so. Und es keinen erkennbaren Grund gibt, dann würde ich auch Rot sehen, glaube ich. Ja.
00:19:46
Speaker
Darf ich da noch ein Detail fragen? Ist es denn wichtig, ob dir dein Gegenüber dann sagt, ich kann das gerade nicht, aber lass uns da in einer Viertelstunde nochmal drüber reden? Das wäre, wenn mir jemand eine Alternative bietet, wann das passiert. Ja, das ist gut.
00:20:07
Speaker
Das ist ein wichtiger Punkt. Ich glaube, das ist so was, wenn man so lost in space ist, ohne dass eine Perspektive da ist. Das kann ich total nachvollziehen. Das finde ich auch schwierig. Und das ist ja auch das eigentlich, wie ich denke, dass es auch gut ist, wie man es mit Kindern macht. Manchmal ist es ja so, dass man dann auch gerade denkt so... Bei Kindern sieht man ja manchmal auch rot, wenn man zum 100. Mal das Gleiche gesagt hat und denkt so, das gibt es aber nicht.
00:20:36
Speaker
Wie kann das denn sein, dass das immer abprallt? Und gestern hat es geklappt, dann klappt es heute nach 100 mal sagen immer noch nicht. Und dann zu sagen, da sprechen wir aber nachher nochmal drüber. Oder wenn die sauer sind, dass man sagt, okay, jetzt gerade bringt das nicht so viel, aber wir reden da nachher nochmal drüber, ist glaube ich auch gut.

Pelles Wunsch nach einem bleibenden Eindruck

00:21:00
Speaker
Gut, Pelle, dritte Frage. Wenn du ein Ereignis aus deinem Lebenslauf löschen könntest, welches wäre das?
00:21:08
Speaker
Das wäre das Anzünden von vielen vielen Strohballen. In meiner Kindheit, wo ich mit 9 oder 10 Jahren, habe ich einen Haufen von Strohballen. Die wurden früher wie eine Pyramide aufgebaut, aber so eine lange. Also gestapelt unten 5 und dann darauf 4, dann 3, dann 2, dann 1 von diesen runden Strohballen und dann 100 Meter lang.
00:21:33
Speaker
Und da haben wir rumgespielt mit Rauchbomben und dann kam der Bauer und wir sind alle weggelaufen, nur ich. Ich bin da geblieben und musste unbedingt noch so einen Strohhalm anzünden, den ich vorher geraucht habe, diesen Strohhalm. Dann habe ich den da eingesteckt und dann habe ich dann einfach die Strohhalm angezündet. Ich hatte mir selber schon die Lüge geglaubt, dass ich nur diesen Strohhalm zurückgesteckt habe, aber eigentlich habe ich wirklich mit dem Feuerzeug immer das Stroh angezündet und das brannte innerhalb von ein paar Sekunden, brannte einen Quadratmeter innerhalb von
00:22:03
Speaker
Eine Minute brannte das Feuer schon 20 Meter hoch und ich versuchte immer noch mit der Turntasche das auszuschlagen und der Bauer hat mich dann weggezogen. Die nächste Erinnerung, ich saß im Polizeiauto und es war 500 Meter entfernt von den Strohballen und es war bullenheiß trotzdem und das Feuer brannte 30, 40, 50 Meter hoch.
00:22:26
Speaker
So hoch kann es ja gar nicht brennen, aber 20 Meter bestimmt. Es waren ja schon 8 Meter getürmt und es brannte halt richtig hoch. Das ist schon total viel. Das war so hoch wie ein Hochspannungsmast. Das war einfach nur heiß. Das ganze Ort war heiß.
00:22:40
Speaker
Wie hieß dann lange der Feuerteufel von Thor und so. Und das Schlimme daran war, dass der Feuerwehrwagen beim Einsetzen einen Unfall hatte. Und da haben sich dann Leute verletzt, gequetschte Leber und Nieren und irgendwie sowas. Und das war dann irgendwas, wo ich dachte, okay, das hat echt starke Konsequenzen. Dieser eine Moment, den ich da gezündelt habe, mit dem Feuer gespielt habe und im wahrsten Sinne, und der hat so viel Konsequenz gehabt. Dann hat meine Mutter mir gesagt, dass ich sie nie wieder Mama nennen soll. Das habe ich dann auch nicht getan.
00:23:10
Speaker
Das kam dann irgendwann später. Wieso nennst du mich immer nur beim Vornamen? Da hast du mir doch verboten. Wie jetzt? Wann denn? Da habe ich gesagt, ja damals, als ich das angebrannt habe, die ist dann auch gegangen einfach. Es fällt mir jetzt gerade erst auf. Da gab es keine Ärger, kein Trachtproblemat. Nur jetzt bin ich weg und ging. Vielleicht ist das
00:23:35
Speaker
Ja, vielleicht hat der Grund warum du vorher rot ging. Ja, krass gemacht. Und zack, zack ist ein dissociativer Schleier gelockert. Das ist wirklich ein Moment, ein bezeichnender Mensch gewesen, der jetzt noch nachwirkt. Fuck, ist gut so ein Podcast zu machen.
00:23:58
Speaker
Aber es ist ein wichtiger Erkenntnis. Also, dass es bei mir Trigger gibt, die natürlich aus meiner Kindheit kommen, ist klar gewesen. Aber dass diese Szene einen meiner Kernärger auslöst, ist, wenn jemand den Raum verlässt und mir nicht klar macht, wann er wiederkommt und ich rot gesehen habe, weil ich viel rot oder gelb-rot Feuer angemacht habe. Das ist schon aufgefahren.
00:24:25
Speaker
Ich meine, ich finde es aber auch total krass, dass deine Mutter sagt, du nennst mich jetzt nicht mehr Mutter, oder Mama, oder wie du die vorher genannt hast. Da hat deine Mutter wahrscheinlich auch rot gesehen. Davon ist auszugehen.
00:24:43
Speaker
Okay. Bist du bereit für die vierte Frage? Ich glaube, das ist die vierte, oder? Nee, die vierte. Ja, mal die vierte.

Wut als Antrieb für Veränderung

00:24:51
Speaker
Welchen Teil deines Selbst möchtest du für oder vor anderen verschleiern? Und welche Taktiken nutzt du hierfür? Angst möchte ich verschleiern.
00:25:06
Speaker
Und ich nutze dafür die Ablenkung, dass jemand sich mit auf sich konzentriert. Ich fange ganz schnell an das Thema zu wechseln und denjenigen mit sich zu beschäftigen und zu blödeln.
00:25:24
Speaker
Ja, das ist, glaube ich. Also gehst du eher so auf die humorvolle Schiene? Ja, alles, alles, alle Registre. Über Eilbern. Alle Registre des Schauspiels und des... Schauspiels. Okay. Ich glaube, bin ich schon auch ein Schauspieler. Boah. Wird ja auch irgendeinen Grund haben, warum du das machst, ne? Okay. Ist das zu intim, wenn ich fragen würde, was ist dann, was ist so eine Angst dann?
00:25:54
Speaker
Angst, schwach zu sein, dass man meine Schwächen erkennt, Angst, nicht geliebt zu werden, abgelehnt zu sein, sowas.
00:26:13
Speaker
Danke für deine Aufmerksamkeit. Das hört sich übrigens sehr an dir. Abgesehen davon, das ist, ich glaube, das ist gar keine Schwäche, aber das ist ja vielleicht auch eine Definitionssache. Das sind ja auch nur Wörter, eine Schwäche. Das braucht man, wenn man es braucht, eine Eigenschaft.
00:26:33
Speaker
Fünfte Frage, wenn du nicht mehr bist, was bleibt von dir oder was wünscht du dir? Ja, da habe ich leider größtend wahnsinnige Ambitionen. Ich versuche, Dinge gerade zu machen, die bleiben. Das fängt mit so einem Podcast an, wo man ja auch sagen könnte, wenn wir den jetzt senden und ich fahre einen Tag später um, dann weiß ich, der ist noch da und er bleibt im Internet auch noch lange da, also irgendwie sowas da zu lassen.
00:26:58
Speaker
Bedeutung gehabt zu haben ist schon irgendwie gut. Gleichzeitig hoffe ich, dass das so werte.
00:27:10
Speaker
in den Kindern weiterleben, dass man so ein paar Sachen... Ich würde gerne dalassen, dass man immer machen sollte. Weniger denken, mehr machen, mehr probieren, sich ausprobieren. Das Leben ist kurz und man hat so viele Sachen ausprobieren. Das würde ich gerne dalassen, dass das da bleibt, dass ich Dinge probiert habe, unabhängig davon, ob ich dafür Berechtigung die Berechtigung gehabt hätte.
00:27:40
Speaker
Hat aber auch was mit Angst zu tun, wenn du das so erzählst. Ich glaube ganz viele machen das eben nicht, weil die Angst haben, dass es nicht gesellschaftskonform ist oder man traut sich das nicht zu. Man hat Angst dann zu versagen, sich zu blamieren oder das.
00:27:57
Speaker
Aber ich glaube, genau aus diesen Momenten, wenn man dann trotzdem das mal ausprobiert, entstehen ja meistens die coolsten Sachen, muss man mal sagen. Also zumindest meine Erfahrung. Ich finde auch, du bist für mich auch so ein kleines Vorbild, weil du das ja auch in deinem Job, den du ja machst, bist du ja genau den Weg gegangen.
00:28:24
Speaker
Ja, den spüre ich auch immer wieder. Er hat natürlich auch Nachteile. Ich kann sagen, dass ich meinen Traum lebe, indem ich einfach sage, ich mache das, was ich gerne mache. Barfußtraining als Hobby gemacht und dann jetzt irgendwie alles auf eine Karte immer wieder gesetzt, dass man damit Geld verdienen kann irgendwie.
00:28:45
Speaker
Ja, das finde ich wichtig, dass man sich traut, das zu machen. Man muss halt immer wissen, dass man seine Komfortzone verlassen muss und damit meine ich wirklich auch seine Komfortzone. Dass man vielleicht auch mal ganz wenig Geld verdient für eine Weile oder dass man sich nicht so viel anhäufen kann oder muss dann in dem Moment, weil man vielleicht nicht so viel... was auch immer man machen möchte, man sollte es tun.
00:29:06
Speaker
Ich kann mir einfach nichts Schlimmeres vorstellen als später das zu bereuen, dass man sagt, boah, ich hatte so viele Chancen und bin da immer den bequemen Weg gegangen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Da hat übrigens Wut bei mir immer eine ganz große Rolle gespielt.
00:29:21
Speaker
für die Veränderung. Das ist jetzt keine Veränderung, wo ich etwas Neues geschafft habe, aber wo ich etwas Altes aufgehört habe und zwar mit dem Rauchen. Das ist so eine Geschichte, meine Wutgeschichte, wo etwas aus Wut geendet ist. Ich habe lange geraucht, von 16 bis
00:29:43
Speaker
ab 1933 oder irgendwie sowas, also schon eine ganze Weile und habe immer die ganze Zeit aus Angst auch, konnte ich nicht aufhören lassen. Ich hatte immer gedacht, boah, scheiße, du musst eigentlich was machen. Ich habe ja auch in der Urologie gearbeitet, musste die Spätfolgen verbrauchen, können auch Blasenkrebs und alles mögliche noch sein und dachte immer so, du musst doch mal aufhören, aber ich hatte immer das so weggeschoben, so mit Aufschieberitis.
00:30:06
Speaker
Und dann irgendwann war ich beim Betriebsarzt, ich lief schon viel, bin viel jogging gegangen und war ziemlich dünn zu der Zeit, so 64 Kilo oder so, auf 1,78 und der sagte so, ja, ich bin ein bisschen dünn und so. Ich dachte, ja, ich laufe viel. Ja, und dann rauchen, hä, du rauchst? Das war der Betriebsarzt, war per du, du rauchst, was ist das denn für ein Jogger, ey, Joggen und Rauchen passt ja gar nicht zusammen. Da hat er mich so provoziert und in meinem Stolz, in meiner
00:30:36
Speaker
Stärke so in Fragen gestellt, dann legte er mir so Raucherentwöhnungskurs Flyer hin. Dann hab ich dann gesagt, zweckgeschoben, hab ich gesagt, den Opfer scheiß weg. Und ich hab gesagt, wenn ich aufhören will, dann hör ich einfach auf, dann hör doch auf, sagt er.
00:30:54
Speaker
Da habe ich gesagt, könnte ich auch, will ich aber jetzt gerade nicht. Stimmt natürlich überhaupt nicht. Will ich aber gerade nicht. Er will nicht, sagte er dann zu seiner Kollegin, die dabei war. Da war eine Arzthelferin dabei. Dann merkte ich, wie ich richtig rot wurde. Dann hat er mir den Blutdruck gemessen. 170 zu 100 hat er. Notieren meine ich eher. Kein Wunder. Ich bin echt gerade echt sauer. Ich habe gesagt, was ist denn das hier für eine Show eigentlich gerade? Ich habe gesagt,
00:31:21
Speaker
Irgendwie ist das so richtig nett, ist das ja nicht. Ja, was ist denn los und so. Ja, ich finde das irgendwie irgendwie schon scheiße so. Ist mir gerade viel zu intim hier alles und war echt sauer, dann kam das

Aggression und Entscheidungsfindung

00:31:33
Speaker
doch alles raus. Und dann bin ich nach Hause gefahren, dann habe ich meinen Tabak, ich habe schon gedreht, konnte mir keine Zigaretten mehr leisten, weil ich so viel geraubt habe.
00:31:39
Speaker
Dann habe ich gedreht und Filter und so. Dann habe ich den Tabak genommen und den Tabak in den Biomüll geschmissen und den Beutel in den gelben Müll, damit ich auch auf keinen Fall den wieder rausholen kann und nochmal weiterdrehen kann. Dann habe ich meine damalige Freundin angerufen und gesagt, hey, ich habe gerade aufgehört zu rauchen. Dann hat sie gesagt, wie lange denn jetzt schon? Ich habe gesagt, 10 Minuten.
00:32:03
Speaker
Ja, wie jetzt seit 10 Minuten? Ja, aber es ist vorbei. Und ich wusste, ich wusste, das ist vorbei. Ich wusste, das würde mich noch beschäftigen, aber ich hatte immer Sorge, nur 24 Stunden nicht zu rauchen. Aber da war es einfach klar, alles gleich zu Stunden zählen.
00:32:20
Speaker
Und dann ging ich ins Bett und im Bett lag ich dann da und dann kamen so die ersten Zigarettenbilder wirklich so plakativ ins Innenkopf, wo ich dachte, ey pff, das ist alles, das macht mich jetzt nicht fertig, das überstehe ich. Und dann bin ich eingeschlafen und dachte, krass, erster Tag ist rum und so. Und nach einer Woche, da wurde es dann ein bisschen perfider, dann hat die Zigarette sich nicht mehr so gezeigt, aber dann habe ich nur noch glückliche Leute gesehen.
00:32:48
Speaker
Ich war im Urlaub in Italien und dann liefen die alle rum und alle hatten so eine Zigarette im Mund und ich habe gesagt, die rauen alle, die glücklichsten rauen.
00:32:56
Speaker
Und dann hab ich in dem Moment überhaupt geschalten, das ist schon perfider Zigarette. Ich hab mich mit der Zigarette im Unterhalten. Das ist schon perfider. Hab das auch gedächtnet, dir mal ein paar Kinofilme zu sehen. Und dann irgendwann was rum, so nach vier, fünf Wochen. Und ich dachte, krass, du hast es echt geschafft. Da war ich so stolz. Ich weiß aber, dass es aus Wut entstanden ist. Aus der Wut auf diesen Arzt, dem was zu beweisen, der hat genau meinen Antreiber erwischt.
00:33:25
Speaker
Der hat irgendwie gemerkt, der Pelle, der muss wütend werden, damit er aufhört. Der muss wütend auf sich selber werden und so. Und das hat er geschafft mit das Rostrück. Ich habe ihn ein Jahr später nochmal getroffen in der Radiologie. Hab ich gesagt, hey, Herr Würstmann, falls er zuhört, unwahrscheinlich, aber Herr Würstmann, ich bin jetzt seit 13 Jahren, glaube ich, rauchfrei. Zu der Zeit war ich es nur ein Jahr, habe ich ihn in der Radiologie getroffen, meinte ich,
00:33:57
Speaker
Übrigens bin ich jetzt an einem Jahr rochfrei dank Ihnen. Ach, ein Jahr? Das ist ja noch gar nichts.
00:34:03
Speaker
Fangen die meisten wieder an. Er macht das nebenberuflich. Nach zwei, drei Jahren habe ich ihn getroffen und er meinte, ich erzähle die Geschichte von ihm, die erzähle ich in jedem Präventionskurs und so weiter und blablabla. Da habe ich gemerkt, aus Wut entsteht Megapower.
00:34:24
Speaker
Und wenn man das evolutionsbiologisch jetzt sieht, dann ist es ja so, dass wir ja entweder in diesem Fight-of-Flight-of-Freeze-Modus sind. Das heißt, wenn wir den Bären gegenüberstehen, dass wir natürlich überlegen, kann ich kämpfen oder muss ich fliehen? Und wenn ich fliehe, dann bin ich wie alle Fluchttiere ängstlich, weil die Angst verleiht einen Flügel. Das heißt, ich wetter sehr schnell. Also ich kann sehr viel Kraft mobilisieren, um zu flüchten.
00:34:52
Speaker
Aber für den Kampf brauche ich Mut. Und das geht tatsächlich nur meiner Meinung nach durch Wut. Diese Wut kann man kanalisieren in Mut. Diese ist eine Energiebereitstellung. Und das ist etwas, was wir immer wieder vergessen, dass Wut etwas sehr sehr Lebendiges ist und etwas sehr Energietisches.
00:35:14
Speaker
wirklich überschießen vor Kraft. Und ich glaube, dass wenn man weiß, dass Panik entsteht, dadurch dass Ängste zum Beispiel unterdrückt werden, Adrenalinreste im Körper sind, die dann plötzlich aktiv werden oder so, dann ist das natürlich bei Wut, wo auch viel Adrenalin und auch viel Power freigesetzt wird, genau das gleiche. Wenn ich die nicht, wenn ich da keinen Adäquat finde, wo ich das hinbringen kann und das unterdrücke, dann
00:35:44
Speaker
dann fühlt sich das am Ende an wie Angst oder wie Panik.
00:35:50
Speaker
Ja, ich finde das einen wichtigen Punkt. Unabhängig von den therapeutischen Kontexten, wo ich mich bewege, finde ich so dieses, also Aggression, Wut ist ja ein Teil oder ein Ausdruck von Aggression. Wie du gerade schon gesagt hast, aus dem lateinischen, da geht man ja mit nach vorne. Also das ist schon sehr, sehr wichtig.
00:36:17
Speaker
Sehr wichtige Emotionen, aber die ist, finde ich, fast nur negativ besetzt leider. Also ich versuche das dann auch, das war auch so mein eigener Weg, mal da hinzukommen, dass es auch gesunde Aggressionen gibt. Das muss man tatsächlich ja auch erstmal begreifen, weil man sagt, da müsste man ein bisschen aggressiver werden.
00:36:42
Speaker
Dann ist das für Leute so, oh Gott, das will ich nicht, mach ich nicht, auf gar keinen Fall. Also sofort eigentlich so, das ist doch verboten, das sollte man nicht tun.
00:36:53
Speaker
oder andere Beispiele dafür sind. Aber wenn man zum Beispiel jetzt im Sport jemanden sieht, der dann so wirklich nach dem Tor so total euphorisch und aber auch mit so einer geballten Faust ist ja auch so ein Ausdruck von Aggression letztlich. Und dann zu dem Gegner zeigt, boah, ich hab dir jetzt grad so richtig schön ein Tor reingeballert.
00:37:13
Speaker
Dann ist es irgendwie so gesellschaftlich vielleicht anerkannt. Aber bei sich selber, glaube ich, wird uns das auch sehr abtrainiert. Ich finde es eigentlich schade und ich finde es gut, dass man da mehr darüber spricht, dass es auch so gesunde Aspekte davon gibt. Man braucht eine Aggression,
00:37:39
Speaker
sich abzugrenzen, eine Entscheidung zu treffen.
00:37:45
Speaker
Miyamoto Musashi und Schwertkampf, das ist ja auch ein Begriff aus dem Aikido. Und ohne diese Aggression kann man keine Entscheidung treffen letztlich. Vielleicht für die, die jetzt nicht damit so vertraut sind. Das Wort Entscheidung kommt ja tatsächlich aus dem Schwertkampf, dass man das Schwert aus der Scheide rauszieht. Und das hat man halt früher im japanischen Schwertkampf
00:38:13
Speaker
gemacht, wenn es um Leben und Tod ging. Also wenn das Schwert gezogen wurde und man hat da einen Katana, was zwei bis drei tausendmal gefaltet ist, wo man mit einem Hieb den anderen töten kann, dann ist das eine Entscheidung, die Folgen hat. Und ich glaube,
00:38:34
Speaker
Das gibt es heutzutage natürlich nicht mehr. Wir sind ganz toll sozialisiert. Aber wir haben uns das natürlich auch ganz abtrainiert. Letztlich brauchen wir aber trotzdem, um Entscheidungen zu treffen, um sich abzugrenzen, um uns zu behaupten. Da steckt es ja auch drin übrigens. In der Behauptung. Wenn ich mich behaupte, dann schaue ich, dass ich meinen Kopf auf den Schultern behalte.
00:38:59
Speaker
Genau, da hatte ich den Kopf. Ich behaupte ja. Wir schreiben uns das in die Show Notes, wir wissen es noch nicht, aber wir schreiben es in die Show Notes. Ich finde es interessant, ja stimmt.
00:39:18
Speaker
Man hält den Kopf hin, wenn man sagt, das ist doch eine Behauptung. Macht Sinn. Stimmt. Und so ist es, also ich kann dir da nur beiflichten, ich glaube einfach, dass wenn ich, wir nehmen mal einfach den ganz, den ganz bekannten, aber vielleicht eben auch mit schweren, unsichtbaren Waffen geführten Kampf an der Kasse eines Supermarktes.
00:39:44
Speaker
wenn ich da immer jeden vorlasse und zwar ich meine nicht höflich vorlasse sondern einfach menschen die sich so vorbeidrängen und sagt eigentlich war ich dran so aber wenn ich das dauernd mache dauernd jedes mal irgendwann ärgere ich mich darüber und dann kommt eben diese diese es kumuliert sich dann irgendwann und dann wird diese wut immer stärker und irgendwann kriegt jemand voll ab
00:40:08
Speaker
Dass er sich da vordrängelt, kriegt er das geballt. Aber statt dass man einfach immer sagt, Entschuldigung, aber ich bin dran. Sie haben nicht weniger als ich und es gibt keinen Grund, dass ich sie jetzt hier vorlassen muss, wenn sie sich vordrängeln.

Ausdruck von Emotionen: Gesellschaftliche Erwartungen

00:40:25
Speaker
Das heißt nicht, dass man nicht jedermann vorlassen darf und jeder Frau.
00:40:30
Speaker
dass man nicht aus Freundlichkeit, aber wenn man irgendwie das Gefühl hat, der andere drängt sich dazwischen oder so, das muss man sich nicht gefallen lassen, überhaupt nicht. Und weil, wenn ich nicht nach vorne gehe und immer so zurückstecke, ich glaube, dann wird man instabil. Also dann hat man keinen guten Standpunkt und dann ...
00:40:48
Speaker
fühlt man sich irgendwann labil und schwach auf den Beinen. Deshalb finde ich es wichtig, auch an der Supermarktkasse Mut, das Katana zu ziehen. Imaginär. Und Milchpackung zu köpfen. Das ist ein wichtiges Anliegen. Immer wieder mit allen Menschen auf dieser Welt. Die Wut kommt sowieso raus.
00:41:16
Speaker
Ob durch ein Organ, das krank wird und sich da ausdrückt oder indem man ganz passive Wege wählt, dass man stichelt und irgendwie zynisch wird, hinten rumredet oder so. Sie kommt sowieso raus und das wäre interessant, sich der Sache eher zu stellen. Und ich bin da noch bei weitem nicht fortgeschritten. Es gibt sicherlich ganz viele Momente, wo ich falsche Wege nutze.
00:41:46
Speaker
Aber ich bin mir dessen bewusst, dass ich Wut eigentlich einen Platz in meinem Leben einräumen möchte. Ja, definitiv sehe ich auch so. Und mittlerweile ist es ja auch mittlerweile auch bekannt, wenn man das immer unterdrückt, wie du gesagt hast, dass es körperliche Erkrankungen macht. Das hohe Blutdruck ist auch ganz häufig damit assoziiert. Also dass wirklich die, eigentlich so ein bisschen wie in dem Bild, was du gerade eben hattest mit dem
00:42:12
Speaker
Mit dem Oberarzt, der dich da so richtig geärgert, richtig provoziert hat. Also auch ein bisschen sich lustig gemacht hat über dich. Ach, das schaffst du sowieso nicht. Also das hat sich ja schon ganz schön im Dach genommen.
00:42:29
Speaker
Und dein Blutdruck war bei 170 zu irgendwas. Obwohl du Läufer bist, ist ja sehr ungewöhnlich. Wir fangen aber damit ja auch viel früher schon an, auch im Kindergarten mit unseren Kindern, mit Rasenmähereltern, Helikoptereltern und so weiter, die alle Konflikte, die jedes entstehen von Wut im Keim ersticken.
00:42:47
Speaker
in dem da Kinder sich nicht ausleben dürfen. Ich weiß nicht, mit wem ich da letztens drüber gesprochen hatte, aber das ist ja unwichtig. Da sagte mir jemand, naja, die Kinder, wenn Eltern dabei sind oder Erziehungsberechtigte oder Erzieher oder so, die Kinder, die wissen ja, dass jemand dazwischen geht, irgendwann. Wenn sie alleine sind, würden sie das selber entwickeln. Dann haben die schon so was wie einen moralischen Kompass. Dann sagen die schon, ich kann demjenigen nicht einfach einen Stein auf den Kopf werfen, weil das kriegen die schon mit.
00:43:18
Speaker
Und wenn sie dann unter Beobachtung sind, dann kann man den Stein schon mal in die Hand nehmen und schon so tun, als ob dann kommt irgendein Elternteil und hält dann schon davon ab. Und ich glaube, da muss man einfach auch teilweise die Kinder erstmal ein bisschen unter sich regeln lassen.
00:43:32
Speaker
damit sie das damit sie diese diese emotionen wahrnehmen dürfen ausleben dürfen und ich meine nicht im sinne von auszappeln auf dem boden und sagen ja das ist halt der aggressive hier oder so warum ist es denn so weil die anderen alle passiv aggressiv sind der aktiv
00:43:51
Speaker
Aber das ist ein wichtiger Punkt, was so die Kindererziehung angeht. Und wir kommen, glaube ich, da noch mal aus einer anderen Generation. Ich erlebe das jetzt schon streckenweise ein bisschen anders. Also, dass so die Mädels, die werden ja auch ganz früh, denen das ja abtrainiert, auch mal wütend zu sein, total überangepasst werden die ganz schnell.
00:44:17
Speaker
finde ich immer total krass. Auch in der Kita, die Mädels sitzen dann ganz gesittet. Manchmal dann mal ein Bildchen und die Jungs sind sich am raufen und das dann beides so akzeptiert. Aber andersrum, ich habe mal was gelesen vor kurzem, dass die meisten Jungs mit sechs oder sieben das letzte Mal so richtig
00:44:39
Speaker
weinen und dass es danach eigentlich nicht mehr akzeptiert ist bei Jungs zu weinen. Ich bin mal gespannt, was unsere Gäste, die in Zukunft kommen, ob Männer oder Frauen, wie das bei deren Entwicklung so war. Aber ich kann das bei mir auch. Das ist jahrelang, dass da zwar Ansätze da sind, dass man traurig ist, dass man es auch ausdrücken möchte, aber irgendetwas hindert einen daran, dass
00:45:07
Speaker
laufen zu lassen. Und ich glaube, es ist wirklich eine ganz frühe Prägung an der Stelle, dass es ein Schwaches oder ein Schwächling ist. Und ich hoffe wirklich, dass ich da auch je nach Temperament, je nachdem, wie der Mensch wirklich so ist, dass sowohl Männer und Frauen sich da viel freier ausdrücken und gestalten, selbst gestalten, selbst erfinden können in Zukunft.
00:45:37
Speaker
Ja, ich hoffe, dass wir da vielleicht auch einen kleinen Beitrag zu leisten können mit unserem Podcast, dass wir das auch vielleicht ein bisschen anstoßen können, indem wir vielleicht erstmal so als Opener selber offener darüber sprechen, über uns, über unsere Gefühle und vielleicht auch anderen Mut machen, dem ein bisschen zu folgen auch.
00:46:04
Speaker
Ja, vielen Dank für dieses, ja, ich sag mal Schlusswort schon. Wenn euch das gefallen hat, dann lasst uns gerne eine Rezension in den zum Beispiel Apple Podcasts, kann man das ja rezentrieren. Könnt ihr euch uns gerne eure Meinung dalassen und nochmal hier, nochmal der Hinweis, wir haben hier unsere Meinung, wir sind kein faktenbasierter Podcast, sondern wir tauschen uns hier aus, wir reden über Gefühle und wir geben uns fragend und nicht antwortend und
00:46:36
Speaker
Es war schön, dass ihr zugehört habt. Liebe Zuhörerinnen und... Und wir freuen uns auf die nächste Episode. Bis ganz bald. Bis dann. Tschüss. Bis ganz bald. Ciao, ciao.