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Folge 29 - Impulse4Travel – 5 Jahre später: Hat die Hotelbranche die Zukunft im Blick?

Next Stop Future
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23 Plays6 days ago

Vor fünf Jahren haben wir mit Impulse4Travel eine Vision für die Zukunft des Tourismus entwickelt – doch wo stehen wir heute? In dieser Episode sprechen wir mit Anna Heuer, Geschäftsführerin der HSMA Deutschland, die damals Teil der Initiative war und die Entwicklung der Hotellerie seither intensiv begleitet.

Gemeinsam werfen wir einen Blick auf den Status Quo: Welche Fortschritte gab es, wo hakt es noch? Ein zentrales Thema ist die Resilienz von Geschäftsmodellen – denn vielen Betrieben fehlt oft eine klare Strategie, die ihnen mehr Stabilität, gerade in Krisenzeiten, ermöglichen würde. Stattdessen verzetteln sich viele, weil sie zu viel für jeden bieten wollen. Gleichzeitig zeigte sich die Hotellerie anpassungsfähig – in der Coronakrise haben viele schnell reagiert und sich trotz aller Herausforderungen wieder (neu) aufgestellt.

Außerdem sprechen wir über Nachhaltigkeit, den Einfluss von Künstlicher Intelligenz und die Verantwortung der Hotellerie für Destinationen und Lebensräume. Ein ehrliches Gespräch über Chancen, Herausforderungen und die Frage: Was braucht es, um die Hotellerie zukunftsfähig aufzustellen?

Website impulse4travel: https://www.impulse4travel.de/ 

Manifest impulse4travel: https://www.impulse4travel.de/manifest/manifest/

Anna Heuer: https://www.hsma.de/de/verband/geschaeftsstelle/geschaeftsfuehrerin

Catharina Fischer: https://www.linkedin.com/in/catharinafischer/

Anja Kirig: https://www.linkedin.com/in/anjakirig/ 


Recommended
Transcript

Einführung und Begrüßung

00:00:14
Catharina Fischer
Ja, ein herzliches Hallo und willkommen zurück zu einer neuen Folge von Next Stop Future. Wir sind heute zu Tritt hier, aber dazu gleich mehr und das ist auch eine ganz spezielle Folge heute, denn wir sprechen über Impulse for Travel.
00:00:30
Catharina Fischer
Und da werden jetzt vielleicht einige denken, hm, was ist das denn im Pulse for Travel? Hat irgendwas mit Travel zu tun? Mit Reisen also? Ja, mit der Tourismusbranche auch.

Impulse for Travel: Hintergrund und Zielsetzung

00:00:39
Catharina Fischer
Und im Genauen geht es um eine Initiative, die wir 2020 ins Leben gerufen haben. Also wir heißt Realizing Progress und der VIR, der Verband Internetreisevertrieb. Und damals, 2020, man erinnere sich, waren wir mitten in der Corona-Krise. Genau.
00:00:57
Catharina Fischer
Die Welt stand still und letztendlich eigentlich auch der Tourismus. In 2020 war große Verunsicherung, es war ja auch so ein bisschen Frust dann nach einigen Monaten und es war auch so ein bisschen manchmal sogar Verzweiflung bei dem einen oder anderen.
00:01:14
Catharina Fischer
wie es denn jetzt eigentlich weitergeht. Und ja, aus diesem Hintergrund oder vor diesem Hintergrund haben wir damals gedacht, wir müssen was tun, wir sollten was tun für die Branche, mit der Branche und haben dann zusammen mit über 300 Akteuren diese Initiative ins Leben gerufen, haben mit vielen gesprochen, haben über den Tourismus, über die Branche diskutiert und haben dann auch einen Think Tank veranstaltet,
00:01:40
Catharina Fischer
Digital, der sollte eigentlich in Leipzig stattfinden, ging aber nicht.

Gästevorstellung: Anna Heuer und Anja

00:01:45
Catharina Fischer
Also haben wir dann umgeswitcht auf digital mit 30 Expertinnen, Experten, Akteuren, Akteurinnen aus der Branche. Und eine ist heute hier, nämlich die Anna Heuer von der HSMA. Und wir wollen ja einfach mal drauf schauen auf unsere Initiative, auf das Manifest, was damals entstanden ist. Ein Manifest für einen neuen Tourismus, für einen Tourismus mit Zukunft.
00:02:09
Catharina Fischer
für ein neues Denken im Tourismus aus verschiedenen Perspektiven und verschiedenen Vorstellungen und Ideen. Und die wollen wir uns anschauen und wollen wir zurückblicken.

Rückblick auf die Initiative und nachhaltiger Tourismus

00:02:20
Catharina Fischer
Wo stehen wir denn da jetzt in 2025? Denn das war der Zeithorizont, den wir uns gegeben haben.
00:02:26
Catharina Fischer
Was hat sich getan? Was hat sich verändert? Wie nachhaltig ist der Tourismus geworden oder wie auch nicht? Welche Dinge sind immer noch so wie vorher, vor Corona, die vielleicht hätten auch anders sein sollen jetzt schon? Also es wird spannend. Wir schauen da zusammen mit der Anna und natürlich mit der Anja rauf, diskutieren mal, steigen mal ein und darauf freue ich mich und damit geht es jetzt auch gleich los.
00:03:07
Catharina Fischer
Oh no!
00:03:08
Anna Heuer
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:03:08
Anja
Hallo, liebe Anna. Hallo, Katharina. Vielen Dank, Anna, dass du heute dabei bist. Herzlich willkommen in unserem Podcast und schön auch danke, dass du dir die Zeit heute nimmst, um über das Thema zu sprechen, wie es jetzt in den letzten fünf Jahren sich in der Branche so entwickelt hat. Vielleicht zu Beginn. Ich weiß nicht, du bist von dem HSMA Deutschland e.V. Vielleicht magst du ganz kurz etwas zu dir und auch zu dem HSMA erzählen.
00:03:37
Anna Heuer
Super gerne. Erstmal vielen, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr heute bei euch zu sein. Das ist wirklich mein Highlight der Woche. Ich bin die Anna. Ich bin sogenannte Geschäftsführerin der HSMA. Die HSMA ist die Hospitality Sales and Marketing Association.
00:03:43
Catharina Fischer
Nö.
00:03:52
Anna Heuer
Ich bin seit fünf Jahren im Verband. Der Verband grundsätzlich steht für Sales und Marketing, wie der Name schon sagt, aber auch weitere Fachbereiche, die die Hotellerie rund um den Part Commercial inklusive Age-On-Employer-Branding und Sustainability bewegen.
00:04:09
Anna Heuer
Wir haben insgesamt 1600 Mitglieder aus der Hotellerie, ganz bunt gemischt von einzelnen kleinen Hotels bis hin zu großen Ketten, ist alles dabei und vertreten die Interessen in allen Bereichen wie Distribution oder eben, ja, wir verhandeln, wir geben Wissen weiter und vor allem bilden wir ein sehr großes Netzwerk innerhalb der Branche, dass sich die Hoteliers untereinander austauschen können. Ich selber bin ein Kind des Tourismus großgewachsen,
00:04:37
Anna Heuer
So groß gewachsen bin ich gar nicht, muss ich dazu sagen. Aber groß geworden auf der wunderschönen Nordseeinsel Norderney und dann ganz klassisch Hotelfachfrau mit einigen Jahren Erfahrung in der Business-Hotellerie und der Leisure-Hotellerie.
00:04:39
Catharina Fischer
Vielen Dank.

Technologie und KI im Tourismus

00:04:53
Catharina Fischer
Super. Da haben wir ja die Richtige hier auch mit an Bord, um genau in einen Teil der Branche, einen sehr wichtigen Teil der Branche auch reinzuschauen und mal so ein bisschen mit dir heute ja drauf zu blicken, wo wir denn so stehen im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Tourismus, im Hinblick auf Nachhaltigkeit, im Hinblick auf Technologie, Stichwort KI. Da hat
00:04:53
Anja
Hold on.
00:05:16
Catharina Fischer
hat sich ja auch einiges getan. Seit damals muss man ja schon fast sagen, obwohl fünf Jahre ist eigentlich gar nicht so lange. Aber wir haben im Vorgespräch auch schon so ein bisschen gerade philosophiert, Mensch, das kommt einem doch schon ganz schön lange her vor, obwohl es eigentlich gar nicht so lange her ist, oder? Wie siehst du das?
00:05:22
Anna Heuer
Absolut.
00:05:34
Anna Heuer
Ja, wir haben das ja gerade auch gesagt, die letzten fünf Jahre, die vergingen eigentlich wie im Flug, aber jetzt so im Recap zu dem, was wir damals 2020 gemacht haben, wo wir standen vor den riesengroßen Fragezeichen, wie es überhaupt weitergeht und wie damals eben die Pandemie stand ja nun mal im Vordergrund, aber wie das unsere Branche beeinflussen wird. Ich kann mich an Aussagen erinnern, es wird nie wieder Live-Meetings geben.
00:06:00
Anna Heuer
Und natürlich aus der Hotelperspektive sind wir super froh, dass das nicht der Fall ist, weil wir es mit unseren ganzen Chargungshotels jetzt machen. Aber nichtsdestotrotz bin ich über manches ein bisschen schockiert, was sich vielleicht auch nicht ergeben hat, wo ich drauf gehofft hatte ganz persönlich.
00:06:02
Anja
Ich weiß nicht.
00:06:03
Catharina Fischer
Ja.

Das Tourismusmanifest: Zukunftsthemen

00:06:16
Anna Heuer
aber auch erfreut über Dinge, die doch eingetreten sind, selbst wenn man es gar nicht so sehr passiert hat, was auch euch natürlich recht gibt, weil ihr habt immer gesagt, hey, ihr müsst groß denken und vergesst mal irgendwie euch an alten Mustern zu orientieren und das kann passieren und lasst dem den Raum. Und ich glaube, da sind wir ganz gut nach vorne gekommen.
00:06:36
Catharina Fischer
Das glaube ich auch. Das finde ich natürlich sehr spannend, wo du jetzt gerade sagst, so ein bisschen schockiert oder Dinge, die du vielleicht schon erwartet hättest. Da kommen wir gleich drauf zu sprechen, um einfach den ZuhörerInnen hier mal so ein bisschen noch mehr Hintergrund zu geben. Darf ich mal ganz kurz ins Manifest reinschauen? Sprich, ich lese mal kurz was vor, damit man einfach so ein bisschen Gefühl hat, was haben die denn damals da besprochen und erarbeitet? Also grundsätzlich nochmal, das Manifest ist ein Dokument. Man kann das downloaden.
00:07:05
Catharina Fischer
auf ImpulseforTravel.de und in diesem Dokument gibt es acht Thesenaspekte, haben wir es genannt, die letztendlich verschiedene Themen anreisen, wo wir gedacht haben und immer noch denken, dass die essentiell sind für einen zukunftsfähigen Tourismus.
00:07:12
Anja
Ich bin sehr froh, dass Sie hier sind. Ich bin sehr froh, dass Sie hier sind. Ich bin sehr froh, dass Sie hier sind.
00:07:23
Catharina Fischer
Also da stehen ganz viele verschiedene Aspekte drin, wie schon angesprochen, bezogen auf die Technologie, bezogen auf das Thema Daten, damit inbegriffen, bezogen auf künstliche Intelligenz, bezogen aber auch auf die Gestaltung oder auch die sozusagen die Handhabe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen, bezogen aber auch auf neue Reiseformen, wie zum Beispiel Work und Travel, also die Verbindung von
00:07:52
Catharina Fischer
von Arbeit und Freizeit. Aber wir haben, wie gesagt, auch über die Politik gesprochen. Da gibt es auch eine These dazu, dass der Tourismus Gestalter, also mehr Gestalter sein sollte und auch Berater der Politik. Und es gibt die erste zentrale These, sage ich mal, was letztendlich auch so ein bisschen die Vision dieses ganzen Manifestes ist. Und da erles ich mal ganz kurz vor. Da steht nämlich Tourismus ist Zukunftsraumgestalter.
00:08:16
Anna Heuer
Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
00:08:19
Catharina Fischer
Genährt von einem neuen Selbstbewusstsein übt der Tourismus im Jahre 2025 einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft aus und übernimmt Verantwortung für die Zukunft unserer Welt. Als Tourismusbranche verstehen wir uns als aktive Impulsgeber und Gestalter von Zukunftsräumen für Wirtschaft und Gesellschaft. Der Tourismus schafft lebenswerte Räume im Austausch und auf Augenhöhe mit allen beteiligten Akteursgruppen, also Mitarbeiter, Unternehmer, Einwohnerinnen, Gästen.
00:08:49
Catharina Fischer
Dabei nehmen wir eine langfristige Perspektive ein und achten auf soziale ökologische Gerechtigkeit, sowohl lokal als auch global. Auf diese Weise schaffen wir ein konstruktives und fortschrittsorientiertes Image des Tourismus.

Nachhaltige Reisetrends und Verhaltensänderungen

00:09:04
Catharina Fischer
Der Tourismus erkennt die Notwendigkeit neuer, resilienter Geschäftsmodelle.
00:09:09
Catharina Fischer
Durch eine neue, konsequente Wertigkeit ergibt sich indirekt die Chance, Preisgefüge und Ertragsniveau als gesamte Branche selbstbewusst neu zu justieren und zusätzlich die Resilienz für künftige Unwegbarkeiten zu erhöhen.
00:09:24
Catharina Fischer
Und der Tourismus nimmt sich seiner Rolle als Querschnittsbranche mit allen Chancen und Herausforderungen, die damit einhergehen, proaktiv an. Themen wie Besucherlenkung, lokale Wertschöpfung, fortschrittliche Mobilitätskonzepte oder Erlebnisgestaltung im öffentlichen Raum sprengen schon heute die Grenzen, also damals 2020, des Kerntouristischen und ebnen so den Weg zum ganzheitlichen Destinations- und Regionsmanagement. Gerade in Entwicklungsländern kann der Tourismus Einfluss
00:09:53
Catharina Fischer
auf eine ganzheitliche, positive Entwicklung. So, das haben wir damals geschrieben. Ja, so mal in die Runde gefragt. Wo würdest du denn, wenn du das jetzt so hörst, mal ganz allgemein, wo würdest du denn, was ist denn dein Bauchgefühl und natürlich auch deine Expertise, wo würdest du sagen, stehen wir da?
00:10:15
Anna Heuer
Nach jedem Satz hätte ich irgendwas kommentieren können. Was mir gerade besonders im Kopf geblieben ist, ist eben dieser Punkt der Nachhaltigkeit. Ich kann mich erinnern, vor Corona waren alle irgendwie auf so einem Punkt, dass sie
00:10:30
Anna Heuer
Ja, also reisen, reisen, reisen, reisen, gerade auch im Businessbereich und hier nochmal ein Post vom Fliegen und so weiter. Und mir gefällt dieses Flight-Shaming, was aufgekommen ist. Und das ist ja ein ganz großer Punkt, der sich auch in den Airlines super viel entwickelt hat, was nicht unbedingt zum Positiven für die Hotels anfangs gesehen wurde. Ich kann mich erinnern, dass sie gesagt haben, wenn jetzt keiner mehr reisen will und
00:10:55
Anna Heuer
Dann kommt ja keiner mehr in die Hotels und das ist total gefährlich, wenn sie alle im Homeoffice sind. Und das spielt ja eben unheimlich viel, so wie du es gerade auch gesagt hast, ineinander. Aber das Tolle ist, was sich daraus in der Hotellerie entwickelt hat, ist, dass die Hotels oftmals einen ganz anderen Stellenwert bekommen haben. Vor allem auch in puncto Qualität, also dass die Qualität mehr wertgeschätzt wird.
00:11:15
Catharina Fischer
Vielen Dank.
00:11:21
Anna Heuer
zumindest im Business-Bereich. Denn es ist eben nicht so, dass alles online gemacht wird, sondern dass sich die Menschen viel mehr Zeit nehmen, zum Beispiel nur einmal alle fünf Wochen irgendwo hinfliegen, dafür aber mehrere längere Zeit bleiben. Das heißt, der Fußabbruch wird insgesamt geringer, die Aufenthaltsdauer im Hotel wird größer. Das hat alles positiven Einfluss, sowohl auf die Sustainability als auch eben
00:11:48
Anna Heuer
auf die Hotels und auf die Umwelts und die Aufenthaltsdauer und so weiter im Hotel. Das ist so ein Punkt, den kann ich jetzt sagen, okay, das hat funktioniert.

Resilienz im Tourismus: Herausforderungen und Strategien

00:11:56
Anna Heuer
Das hat sich super krass geändert. Wo ich so ein bisschen gestockt habe, also im Kopf, als du auf das Thema Resilienz eingegangen bist. Das Wort Resilienz habe ich 2020 zum allerersten Mal gehört, da in einer unheimlichen Geschwindigkeit immer wieder gehört und dachte, okay, ich muss mal googeln, was ist das eigentlich?
00:12:18
Anna Heuer
Warum? Total. Und dann wusste ich auch, na ja, okay, das ist ja irgendwie die Kraft, Dinge oder Belastungen auszuhalten, also die Stärke. Und dann habe ich gesagt, na ja, da bin ich mir nicht sicher.
00:12:18
Catharina Fischer
Das war's Buzzword oder Buzzword 2020.
00:12:34
Anna Heuer
Das ist etwas, was wir sehr, sehr viele, gerade im persönlichen Bereich, also es gibt ja sehr, sehr viele Coaches, die in diesem Bereich unterrichten und Menschen im Individuellen weiterbringen. Wenn ich mir allerdings die Touristik, und ich kann nicht die ganze Touristik beurteilen, was das angeht, aber den ganzen Hotelbereich natürlich,
00:12:53
Anna Heuer
dann sehe ich da doch noch Potenzial nach oben. Weil es wird schon, also für mich bringt Resilienz mit sich, dass das etwas auf langfristig geplant wird, eben zukunftssicher dargestellt wird. Und da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich mag überhaupt nicht pauschalisieren, aber ich kenne einige Beispiele, die doch sehr kurzfristig ausgerichtet sind, was für mich erstmal gegen die Resilienz spricht.
00:13:18
Catharina Fischer
Und woran denkst du liegt das? Also was sind da so eigentlich die Hauptpunkte, die letztendlich Akteure immer noch anders handeln lassen?
00:13:26
Anna Heuer
Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020
00:13:28
Anja
Vielen Dank für's Zuhören.
00:13:31
Anna Heuer
Ich befürchte, dass eigentlich der Hauptgrund das Wirtschaftliche ist. Hotels sind eben wahnsinnig abhängig von allen möglichen Einflüssen. Also egal was passiert, wenn es zu viel regnet, wenn es zu warm ist, wenn die Politik sich was überlegt, die Hotels sind wirklich immer sehr, sehr stark und schnell betroffen. Und das führt manchmal auch zu Handhabungen oder Handlungen, die mit Angst verbunden sind. Das ist nie ein guter Begleiter.
00:13:58
Anna Heuer
Und dann werden Dinge kurzfristig umgesetzt, wo geglaubt wird, dass sie uns kurzfristig helfen. Und es wird sehr wenig eben in die weite Zukunft geschaut. Jetzt haben wir natürlich unterschiedlichste Herausforderungen. Also Energiekrise ist natürlich ein Riesenpunkt, der die Hotels belastet. Das Thema Mitarbeitende finden überhaupt erst mal ist ein Riesenthema, wo ich aber auch sagen muss, dass es deutlich besser geworden ist. Und da haben wir ja auch im Manifest drüber geschrieben.
00:14:11
Catharina Fischer
Vielen Dank.
00:14:26
Anna Heuer
was eben der Punkt Wertschätzung so wichtig ist und da hat sich einiges getan in den letzten fünf Jahren. Wir müssen jetzt noch ein bisschen am Image arbeiten, dass das auch rausgetragen wird außerhalb unserer Branche, aber ich mache da sehr, sehr positive Erfahrungen. Ja, Punkt.
00:14:42
Anja
Was mich jetzt noch mal so interessieren würde ist, Katarina hat ja gerade vorgelesen, dass wir um Zukunftsraumgestalter gehen. Wie siehst du da die Rolle? Wie hat sich das vielleicht verändert in den letzten fünf Jahren, dass Hotels tatsächlich auch für ihre Destination, für den Standort quasi gerade auch bei Ketten zum Beispiel, die ja vielleicht auch an mehreren Standorten vertreten sind, weltweit vielleicht sogar, da
00:14:42
Catharina Fischer
Vielen Dank.
00:15:07
Anja
auch ihre Rolle und vielleicht auch ihre Verantwortung noch mal anders wahrgenommen haben oder anders auch interpretieren heutzutage.
00:15:16
Anna Heuer
Das Zusammenspiel generell zwischen Destinationen und Hotels ist immer wieder ein Riesenthema. Und wenn man sich eben Destinationen wie Berlin anguckt, wo ein Hotel eins von sehr vielen ist, das ist eine andere Situation als wenn man sich Destinationen anguckt.
00:15:30
Anna Heuer
irgendwelche klitzekleinen Orte an der Ostsee, wo das Hotel dafür sorgt, dass überhaupt irgendjemand diesen Ort besucht. Und wir, auch HSMA-seitig, ist es uns immer sehr, sehr wichtig, daran zu denken, dass man zusammen miteinander arbeitet und miteinander kommuniziert. Also es fängt ja bei kleinen Dingen wie irgendwie Verkehrsanbindungen an, geht weiter mit Urbeitrag, Abrechnung, wo sich die Hotels und die Destinationen oft gar nicht einig sind.
00:16:00
Anna Heuer
Ich glaube schon, dass die Hotels erkannt haben, wie wichtig die Destination ist. Gerade im Leisure-Bereich, weil da auch einfach dieser Riesen-Run in der Zeit ja kam. Wie toll war das? Auf einmal wollte jeder an der Nord- und Ostsee-Urlaub machen. Jeder fand das immer schon schön. Aber diesen Run, den der deutsche Tourismus da bekommen hat, der war ja super. Und ich glaube, der hat sehr, sehr viel dazu beigetragen, dass man miteinander gesprochen hat und gemerkt hat, okay, wir müssen das zusammen machen, sonst klappt das hier nämlich nicht.
00:16:07
Anja
Mhm. Ja. Mhm.
00:16:27
Anna Heuer
Und jetzt geht es ja weiter, also wenn ich mir auch neue Hotelprojekte angucke, wie fügen sich diese in die Infrastruktur von einer Stadt, von einer Region, von einem Ort ein? Also sowohl architektonisch als auch konzeptionell, aber auch im Bereich der Kommunikation. Also ich habe ja vor allem gesagt, ich komme ursprünglich von Norderney und Norderney hat
00:16:48
Anna Heuer
einen sehr starken Tourismus, ein sehr starkes Marketing dahinter und das Hotel, was auf Norderney ist, muss das auch mitspielen, weil sonst hat der Gast eine Erwartung, die einfach dann nicht erfüllt wird und dann sind alle irgendwie unglücklich und wenn wir dann wiederum von Nachhaltigkeit sprechen, dann wird es halt noch komplizierter, weil der Gast kommt natürlich niemals wieder.
00:17:09
Anna Heuer
Und ich glaube, ja, da hatten wir, vielleicht auch hat uns diese Pause, die wir da bekommen haben, viel zum Nachdenken gebracht und viel Raum gegeben, nachzudenken und wirklich Konzepte auszuarbeiten.

Hotels und ihre Rolle in der Destination

00:17:22
Anna Heuer
Und das finde ich schön.
00:17:22
Anja
Mhm.
00:17:25
Catharina Fischer
Ich würde gerne noch mal kurz auch, also hängt ja wie immer alles zusammen, auf diese resilienten Geschäftsmodelle kommen. Weil ich glaube, das ist ja
00:17:35
Catharina Fischer
Also wie wir sie ja auch derzeit sehen und mitbekommen, die Welt, ja wie soll ich das jetzt mal so sagen, die wird ja nicht in dem Sinne einfacher, dass es für uns alle einfacher wird. Also wir haben immer neue Herausforderungen, sowohl politisch als auch mit dem Thema Klima und so weiter und so fort. Und insofern sind ja Hotels als Akteure mittendrin, sag ich mal, von allen Seiten betroffen.
00:18:01
Catharina Fischer
Insofern ist ja dieser Aspekt, resilientes Geschäftsmodell, sozusagen widerstandsfähiges Geschäftsmodell in unwegbaren Zeiten eigentlich eine Kernaufgabe, würde ich jetzt mal sagen. Und tatsächlich nicht so wie wir es leider gesehen haben und jetzt in einigen Bundesländern immer noch sehen.
00:18:23
Catharina Fischer
nicht so eine Welle dann damit loszutreten oder die dann losgetreten wird und es schließen immer mehr Betriebe aus unterschiedlichsten Gründen. Da würde mich mal interessieren, wie ist da dein Blick darauf? Du hast gesagt, es ist oft
00:18:39
Catharina Fischer
Ja, es ist ein wirtschaftlicher Aspekt, ganz klar. Am Ende des Tages liegt ja in dem Wort drin Geschäftsmodell muss Geld verdient werden. Aber wo siehst du oder wo sind aus deiner Perspektive die Hebel, die tatsächlich derzeit noch nicht bedient werden, die dafür sorgen könnten, dass diese Geschäftsmodelle und wir müssen ja auch
00:19:01
Catharina Fischer
vielleicht auch davon wegkommen, immer 100 Prozent leicht zu wollen, aber dass diese Geschäftsmodelle vielleicht anders werden zum Teil. Und ich glaube ja schon, dass das Thema Nachhaltigkeit da mit einer Rolle spielt, ganz klar. Wir versuchen das ja auch schon immer wieder, weißt du, auch so ein bisschen zu kommunizieren, dass wir es auch als Transformation, Strategie, Thema verstehen.
00:19:24
Catharina Fischer
nicht nur in Anführungsstrichen, wie immer, bitte nicht falsch verstehen, aus der grünen Brille, sondern es hat natürlich Einfluss auf das Haus, auf die Mitarbeitenden, wie gehe ich mit meinen Partnern und Stakeholdern um, all diese Dinge, die ja dann relevant sind, wenn es schwierig wird. Wo sind da für dich die Hebel?
00:19:45
Anna Heuer
Das ist natürlich ein wahnsinnig komplexes und großes Thema und ich glaube, wir könnten uns mehrere Stunden jetzt darüber unterhalten. Ich versuche das aber, ich versuche das runter zu brechen.
00:19:56
Anna Heuer
Erst mal wird, glaube ich, noch mal um auf den Begriff Resilienz einzugehen, wird oft in der Hotellerie der Begriff Resilienz gleichgesetzt mit Everybody's Darling. Also um Resilienz zu sein, um jegliche Wandlungen und Schwankungen auszuhalten, muss ich irgendwie alles anbieten. Ich muss irgendwie eine coole Lobby haben, wo jemand Bock hat zu sitzen und zu arbeiten mit tollem Internet. Aber weil, so Gott, irgendwann wollen die Leute nicht mehr im Hotel arbeiten, dann muss da irgendwie ein Bälle-Paradies stehen, damit sich die Kinder wohlfühlen.
00:20:06
Anja
Das war's für heute.
00:20:25
Anna Heuer
Das Gleiche muss auf dem Zimmer, es muss ein großer geräumiger Schreibtisch mit tollem Licht oder mit hellem Licht sein und im nächsten Moment soll das Ganze als liebes Oase am Valentinstag dienen. Das ist sehr, sehr, sehr schwierig.
00:20:38
Anna Heuer
Wir neigen leider dazu, und wie gesagt, ich pauschaliniere nicht, das möchte ich nochmal festhalten, aber einige neigen dazu, alles abdecken zu wollen. Und eine klare Strategie, das hatten wir gerade schon mal, die fehlt vielen Betrieben, inklusive der Destinationen, weil einfach
00:20:57
Anna Heuer
Es wird jeder angesprochen. Ich hau mal ein Konfetti raus und jeden, der es trifft, darf kommen. Und das ist unheimlich schwierig, weil die Hotels dann in dieser Abhängigkeit sind. Hotels können auch schlecht sagen, bis auf Ausnahmen wie ein Soho-Haus, die halt sagen, du bist nicht unser Gast, du passt hier nicht hin. Das sagt in der Regel kein Hotel, auch aufgrund der Distributionslandschaft. Das ist manchmal schwierig, weil es kann ja im Grunde jetzt auch erst mal jeder kommen und einchecken. Aber gerade im Bezug auf die Nachhaltigkeit,
00:21:27
Anna Heuer
Wir haben so oft gehört, ja, die Gäste wollen das nicht, die Gäste wollen Fleisch. Nehmen wir mal so den Punkt Ernährung. Die Gäste wollen unbedingt Fleisch. Mittlerweile gibt es zum Glück, auch aufgrund der nachfolgenden Generation, gibt es genug Leute, die sagen, es ist mir egal, was mein Gast will, ich biete kein Fleisch an. Punkt.
00:21:48
Anna Heuer
Und es gibt da ein ganz tolles Beispiel in der Nähe von, oder irgendwo zwischen Hamburg und Berlin, das Ahead-Burk-Hotel, wo ein junger Hotelier, das hat er aufgemacht und er hat gesagt, das ist mein Konzept und das funktioniert. Aber es ist natürlich auch sehr, sehr klar positioniert und er ist bereit, einer Gruppe von Menschen, bleischfressenden Menschen, zu sagen, ihr seid bei uns, ihr werdet euch nicht wohlfühlen und das sagt er auch konkret.
00:22:13
Anna Heuer
Das heißt, da ist natürlich aufgrund dieses Konkurrenzdrucks erstmal, ich will ja jeden Gast und ich brauche jeden Gast, aufgrund der wirtschaftlichen Situation wird da ein individueller Druck irgendwie ausgeübt auf den jeweiligen Hotelier, wo viel Mut dazu gehört auch zu sagen, nein, ich möchte das so und so machen.
00:22:35
Anna Heuer
Jetzt geht es weiter, dann kamen Studien von Expedia, wo groß drin stand, ja 85 Prozent der Reisenden würden mehr Geld ausgeben für ein nachhaltiges Hotel. Da habe ich mich gefragt, also wenn ich angesprochen werde, wärst du bereit dafür mehr Geld für Nachhaltigkeit auszugeben? Also wer antwortet denn damit nein?
00:22:45
Catharina Fischer
Ja.
00:22:57
Anna Heuer
So, aber was wir sehen, ist, nein, es ist nicht der Fall. Wie oft, also Hotels sind ja sehr, sehr kreativ auch, mit ein Euro für einen Baum pflanzen, ein Euro, keine Ahnung, für eine Nachhaltigorganisation auf die Buchung. Und wenn wir jetzt von einem Euro reden, da reden wir bei einer Woche von sieben Euro und es wird nicht gebucht. Was ist denn der Grund? Keine Ahnung, offensichtlich sind die Leute doch nicht so bereit. Oder, und das ist der andere Punkt, wir müssen es besser kommunizieren. Und da beißt sich dann manchmal auch die Katze in den Schwanz, weil
00:23:26
Anna Heuer
Stichwort Zimmerreinigung ist ja ein Punkt, wo die Hotellerie wahnsinnig mit Punkten kann. Also die Vermeidung von Wasser, die Vermeidung von Chemikalien, generell Reinigungsmitteln, ist ja ein easy way, irgendwie da was beizutragen. Jetzt haben die Hotels, sehr, sehr, sehr viele Hotels, sagen ja Zimmerreinigung entweder alle drei Tage oder auf Wunsch.
00:23:48
Anna Heuer
Und dann kommen die eben 230 Euro für die Nachbitte und dann sagen sie, wie mein Zimmer wird nicht täglich gereinigt. Nee, das verstehen sie leider falsch. Wenn sie das unbedingt möchten, dann machen wir das. Nichtsdestotrotz aus nachhaltigen Gründen. Und da kommt dann eben der Hotelmitarbeitende, der dann direkt dem Gast ausgesetzt ist, wenn ich das mal so sagen darf, und diese Diskussion führen muss.
00:23:52
Anja
Hm.
00:23:54
Catharina Fischer
Fertig.
00:24:11
Anna Heuer
Und da ist noch ein Problem und ich glaube, aber gerade in dem Punkt Zimmerreinigung, das ist so durch die Decke gegangen. Also ich kenne kaum noch Urteils, die das nicht machen. Und darin sehe ich ein Riesenpotenzial, auch auf den Rest der Nachhaltigkeit bezogen, dass eben
00:24:26
Anna Heuer
Ja, das weiter auszubilden und dass auch das Verständnis der Gäste immer immer größer wird, wenn viele Hotels eben auch an einem Strang ziehen. Da kommen wir als Verband immer ins Spiel, eben solche Trends auch irgendwie zu kommunizieren und sagen, hey, probier das mal aus, die haben gute Erfahrungen und ja, das glaube ich klappt immer besser, aber wir sind dann auch ganz am Anfang.
00:24:33
Anja
Ja. Ich denke auch, da hast du was Wichtiges angesprochen, dieses Thema der Kommunikation ist da sicherlich ein ganz entscheidendes, also kommuniziere ich gerade das Thema Nachhaltigkeit eben, es ist sozusagen ein Verzicht oder es ist ein Gewinn, ja. Also als was wird es quasi im Grunde genommen ja auch wahrgenommen dann von Seiten des Gastes.
00:24:45
Catharina Fischer
Ja.
00:24:59
Anna Heuer
Hmm. Hmm.
00:25:03
Anja
Und ich habe mich jetzt nochmal ganz kurz zum Thema dieses Jewish Peace, den du gerade angesprochen hast, mit dem Ahead Hotel zum Beispiel. Wie kann ich im Grunde genommen mich so resilient aufstellen, dass ich tatsächlich eben vielleicht meinem eigenen Prinzipien, dem eigenen Impact quasi auch treu bleiben kann und trotzdem natürlich dieses schöne Begriff, der ja auch auf Resilienz an
00:25:27
Anja
dockt dieser Antifragilität. Also wie kann ich mich dann trotzdem in Form von Krisen eben auch adaptiv an Situationen anpassen? Und ich muss so sagen, ich weiß nicht, ob du da meine Einschätzung teilst, ich habe schon das Gefühl gehabt, dass in der Pandemie da von vielen Hotels, von der Branche doch eine hohe Anpassungsfähigkeit an den Tag gelegt haben. Und das fand ich tatsächlich auch etwas, wo ich sage, das hat mich sehr beeindruckt auch.
00:25:53
Anja
wie schnell dann doch auch an neue Situationen, gerade jetzt, wenn wir zum Thema auch an dieses Thema Remote-Arbeiten denken, da wurde sehr, sehr schnell aus meiner Perspektive darauf reagiert. Wie schätzt du das ein, wie das heute quasi auch noch weitergelebt wird, vielleicht diese Form der Anpassungsfähigkeit?
00:26:11
Anna Heuer
Absolut, also das ist ein Riesenthema und das wird in der Hotellerie echt... Wenn wir was können in der Hotellerie, dann ist es uns individuell an irgendetwas oder irgendjemanden anzupassen. Das liegt in unserer DNA. Wir sind Beherbergungsbetriebe, aber wir sind auch irgendwie gleichzeitig Entertainer. Und klar, manche Dinge brauchen einfach bauliche Maßnahmen.
00:26:34
Anna Heuer
Und da ist natürlich, das ist eben alles sehr, sehr kostenintensiv, das lässt sich so schnell nicht machen, aber alles, was klein und teilweise auch mit einer Lampe oder einem Tisch irgendwie von Ikea gemacht werden konnte, wurde damals gemacht und das ist auch heute noch so. Jetzt gerade ist, glaube ich, nicht ganz klar,
00:26:48
Anja
Ja.
00:26:52
Anna Heuer
Was ist der Need? Also das ist das, was ich gerade sagte. Auf der einen Seite muss es für den Valentinstag funktionieren, auf der anderen Seite muss es eben fürs Arbeiten, fürs Work and Travel irgendwie, das ist ja auch der falsche Begriff, also für the Workation, so das ist der richtige Begriff, funktionieren. Und das lässt sich nicht alles unter einen Hut bringen, so schnell in der Umsetzung. Jetzt gibt es ja auch
00:27:14
Anna Heuer
Viele Hotels, die jetzt gerade auch neu eröffnen, die ganz verrückte Konzepte haben, also nicht verrückt im Sinne von schlimm verrückt, sondern richtig schön verrückt und wo sich Leute darauf einlassen können. Es gibt viele Hotels, die ja im Limited Service Bereich unterwegs sind, aber einen Riesenservice für den individuellen Gast automatisch bieten, indem sie eben diese Infrastruktur schaffen. Aber das ist auch wiederum
00:27:36
Anna Heuer
so individuell, dass es nicht zum Beispiel für den Maisgast, also für jeden, der irgendwie eine Veranstaltung haben möchte, fällt jedes Ruby Hotel leider weg, weil es gibt halt keine Tagungskapazitäten, was so unheimlich schade ist, weil man das so gerne miteinander verbinden möchte, dieses tolle Gasterlebnis dann auch irgendwie in seiner Firma niederzubringen.

Veränderung der Gästebedürfnisse und Kommunikation

00:27:58
Anna Heuer
Ich konzipiere keine Hotels und wenn ich mein Wunschhotel aufzeichnen müsste, zum aktuellen Zeitpunkt, würde das auch ganz bunt aussehen. Und ich bin aber dankbar für irgendwelche Hoteliers, die so spontan sind und sagen, hey, das passen wir einfach mal an, wir gucken mal, wie es funktioniert. Und dass die die anderen wieder auf dieser Welle mitnehmen. Ich glaube aber, dass das auch so bleibt. Alles, was sich schnell umsetzen lässt,
00:28:20
Anna Heuer
sowohl im baulichen als auch im technischen oder auch einfach nur in der Attitude. Das machen wir. Schwarze Schafe gibt es immer. Aber es werden immer mehr, die Gott sei Dank diese Offenheit haben. Und das ist auch dem geschuldet, dass eine Generation von Hoteliers nicht mehr
00:28:38
Anna Heuer
aktiv ist, weil sie mittlerweile zum Beispiel in Rente gegangen sind oder auch die Brose verlassen haben, die dann noch sehr stocksteif, sage ich mal, war und dass wir jetzt mit ganz vielen Leuten unterwegs sein dürfen, die eine ganz andere Art zu denken haben und viel offener sich generell der Welt zeigen.
00:28:55
Catharina Fischer
Ich finde das ein total spannender Punkt, weil das war mir ehrlich gesagt persönlich nicht so bewusst. Also wenn ich das jetzt richtig haushöre, ist ja einer von deinen Hauptpunkten eine fehlende Kernstrategie für die einzelnen Häuser. Also im Sinne auch von einer klaren Zielgruppenpositionierung.
00:29:09
Anna Heuer
Vielen Dank.
00:29:13
Catharina Fischer
tatsächlich auch ein Weglassen und ein Nein sagen, damit einhergehen. Und wie würdest du das einschätzen? Das ist nicht neu, oder? Das ist eigentlich schon immer so, war auch vor Corona schon so oder hat es sich noch verstärkt?
00:29:33
Catharina Fischer
durch die Entwicklung der letzten Jahre auch im Bezug auf das Nachhaltigkeitsthema, in Bezug auch auf, ich sag mal, jüngere Zielgruppen. Da wird ja auch, ich hab jetzt jüngst einen Vortrag gesehen, wie erreicht man die Gen Z.
00:29:49
Catharina Fischer
Ja, und was ist der wichtig? Und da stehen durchaus andere Dinge drin, als jetzt vielleicht manch einer gerade so im Haus hat oder bedient. Ist dann auch immer die Frage, muss man da jetzt sofort alles anders machen? Könnte man ja auch sagen nein oder nein. Also wie empfindest du das? Weil wenn ich das jetzt so raushöre,
00:29:50
Anna Heuer
Das war's für heute. Vielen Dank.
00:30:12
Catharina Fischer
wäre das ja, um mal so ein bisschen zurückzublicken, was haben wir daraus gelernt und was hat sich in den Jahren jetzt dazwischen weiterentwickelt, wäre das ja vielleicht auch zu sagen, ist das eigentlich immer noch ein Hauptthema und wenn man da vielleicht noch fokussierter dran arbeitet, hätte man zum Beispiel vielleicht auch ein ansatzweise resilienteres Geschäftsmittel.
00:30:35
Anna Heuer
Ja, also um auf deine erste Frage zurückzukommen, ich würde nicht sagen, dass die Pandemie der ausschlaggebende Moment dafür war. Das war nur der Moment, wo sich noch mal viele Dinge sehr schnell verändert haben. Also es kam sehr, sehr viel auf einmal. Aber diese Wandlung, die machen wir schon länger mit. Und vieles hat natürlich auch mit der Flut an Hotels zu tun. Also wir lesen ja jeden Tag neue Öffnung hier, neue Öffnung da, neue Öffnung hier.
00:31:05
Anna Heuer
Ich weiß nicht, die Großstädte, die haben mittlerweile, ich werfe ungern mit Zahlen um mich. Deswegen haben wir einfach unfassbar viele Hotels. Die Auswahl ist riesig und die Buchungskanäle sind ebenso riesig. Eine Stammgast-Base aufzubauen ist unfassbar schwer. Selbst wenn die Leute wirklich loyal eigentlich dem Hotel gegenüber sind, werden sie immer wieder irgendwo gecatcht und sagen, guck mal, das ist so ähnlich und kostet drei Euro weniger. Deswegen ist dieses Preisthema auch nach wie vor so sensibel, obwohl wir uns da Gott sei Dank sehr positiv entwickelt haben.
00:31:28
Catharina Fischer
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:31:35
Anna Heuer
Das heißt, die gesamte Landschaft in der Distribution mit dem, was erwartet der Gast. Und du hast es gerade selber gesagt. Eigentlich, wenn ich in ein Hotel gehe, dann möchte ich mindestens das haben, was ich zu Hause habe, plus ein gewisses Extra. Nehmen wir mal einen Pool, eine Sauna. Das, was ich eben in dem Moment mir gerne wünsche, was ich nicht zu Hause habe.
00:31:58
Anna Heuer
Ich befürchte, dass es mittlerweile, weil die Leute auch während Corona sich in ihren eigenen Zuhause nur weiterentwickelt haben, dass sie alles super individuell haben. Die kleinste Wohnung ist so cool, wo man denkt, boah, das ist ein Paradies für denjenigen, der da wohnt.
00:32:14
Anna Heuer
dass es sehr, sehr schwer ist, das auch anzupassen. Das heißt, es wird immer individueller, es muss alles im kleinsten Detail eigentlich gemacht werden. Es gibt richtig coole Hotels, die eben sagen, hey, dein AG1, das haben wir hier, das kannst du hier genauso haben. Wir haben hier den Müsli mit den
00:32:17
Catharina Fischer
Ja.
00:32:31
Anna Heuer
Inhalten, keine Ahnung, kenne ich jetzt nicht so aus. Aber wir haben alles individuell, hier eine Rudermaschine, da ein paar Ringe, keine Ahnung, in welchen Bereichen wir uns da über befinden. Aber die können das auch nicht so stark nach außen tragen, weil auf einem klassischen OTA bist du total limitiert in dem, was du anzeigen kannst auf deiner eigenen Website, überflutest du die Menschen.
00:32:51
Anna Heuer
mit diesen Informationen. Aber Menschen sagen ja auch, wir gehen lieber wieder zurück ins Reisebüro und planen die Reise übers Reisebüro, weil da sitzt jemand, der gibt mir eine Empfehlung, weil sie so überfordert sind von dieser Flut von Informationen. Und das ist, glaube ich, ein Problem. Aber ja, also das, was du gesagt hast, es fehlt an Strategie.
00:32:58
Anja
Vielen Dank.
00:33:14
Anna Heuer
nicht überall, aber es fehlt oft an Strategien, gerade bei individuellen Hotels, die vielleicht auch wegen Corona in Schieflage geraten sind, die vielleicht eine klare Positionierung und eine klare Zielgruppe hatten. Die versuchen sich zu öffnen, zu erweitern und zu gucken, wie kriegen wir noch neue Zielgruppen rein. Und meine ganz persönliche, es ist nicht die Verbandsmeinung, meine ganz persönliche Meinung ist, dass das nicht funktionieren wird.
00:33:39
Catharina Fischer
Mhm.
00:33:40
Anja
Ich denke, da treffen so aus meiner Perspektive auch zwei Sachen zusammen. Zum einen vielleicht diese von dir auch gerade erwähnte fehlende Strategie oder der fehlende Mut, sich eben auch vielleicht auf eine bestimmte Gruppe Menschen zu spezialisieren, aber gleichzeitig auch, und das hast du auch eben nochmal angesprochen, das Thema dieser Überforderung. Also das heißt, wir haben natürlich heute Leben, die sich unterscheiden vor denen, vor zehn Jahren oder auch vor fünf oder vor der Pandemie hat sich das ja schon so ein bisschen angekündigt.
00:34:05
Anja
diese ganze Übereinanderlagerung von verschiedenen Bereichen, Sphären, Arbeits-, Freizeitbereich, aber eben auch so diese Angebots. Also was möchte ich eigentlich? Während es vielleicht vor der Pandemie noch stärker so dieses, wo fahre ich, an welches Ziel fahre ich hin, dieses Überangebot an Ausmalen der Destination, ist es vielleicht dann heute auch
00:34:21
Anna Heuer
Nein. Nein.
00:34:24
Anja
Klassischer, ich weiß vielleicht das Ziel, das hat vielleicht mehr an Wert bekommen. Aber welches Hotel? Wie möchte ich dort wohnen? Möchte ich vielleicht eine Ferienwohnung haben? Möchte ich mich selbst versorgen? Möchte ich... Also da kommen ganz viele Entscheidungsprozesse dann.

Die Rolle der KI in der Reiseplanung

00:34:35
Anja
Und vielleicht auch, wenn ich gerade dann auch noch Arbeit und Freizeit vermische, habe ich ja auch dann wieder nochmal andere Ansprüche. Das heißt, unsere Leben haben ja einfach viel, viel mehr Optionen. Wir haben viel, viel mehr Möglichkeiten heutzutage. Und das ist natürlich schon diese erste Entscheidungsschwierigkeit. Und da, ich weiß nicht, ob wir dafür jetzt auch
00:34:50
Anja
kurz auch Zeit haben, aber ich fände es schon immer ganz spannend zu wissen, oder deine Einschätzung, inwieweit da zum Beispiel KI-Technologien bei dieser Entscheidung aus deiner Perspektive künftig helfen, also die vielleicht auch diese Funktion übernehmen, eines Reisebüros quasi, eines Guides, eines Coaches, eines Concierges, der dann quasi diese Entscheidung mit beeinflusst und mit dazu hilft.
00:35:07
Anna Heuer
Ja.
00:35:16
Anna Heuer
Ja, total. Ehrlicherweise muss ich sagen, wir beschäftigen uns momentan im Bereich KI unfassbar viel damit, die Mitarbeitenden zu entlasten und dem Gast erstmal auch von Hotelseite ein besseres Erlebnis in seiner Customer Journey zu bieten. Das heißt also, die einfachen Sachen sind halt Chatbots, aber natürlich auch im Backoffice haben wir viele Sachen, die
00:35:39
Anna Heuer
den Mitarbeitenden im Housekeeping unterstützen können, die den Marketing-Manager unterstützen, indem natürlich irgendwie SEO-Texte schön geschrieben werden oder generell einfach auch Vorschläge gemacht werden. So könnte es aussehen, das passt zu deinem Style. Brauche ich euch jetzt nicht erklären, ihr seid sowieso die Profis. Da gibt es sind ja unendlich viele Möglichkeiten. In der Reiseplanung sind wir ja hier in dem Punkt auch wieder okay. Du kannst ja
00:36:06
Anna Heuer
lesbare Daten bereitstellen über dein Hotel, inklusive Bilder, inklusive allem drum und dran und somit relativ klar definieren, was bin ich. Also was will ich sein, was bin ich und ich sag jetzt mal durch Bewertung eben auch das
00:36:19
Anja
Vielen Dank für's Zuhören.
00:36:22
Anna Heuer
kommt das auch so bei den Gästen an. Und ich habe jetzt irgendwo, da sind wir wieder bei den Zahlen, aber in den letzten Tagen habe ich gelesen, dass zwei Drittel der Reiseplanungen mittlerweile schon über ChatGPT abgebildet werden. Und das finde ich total cool, weil ich habe es letztens auch gemacht, also im Bereich der Maisplanung. Ich habe ein Hotel gesucht für eine Veranstaltung und habe gesagt, hey, such mir bitte mal die Tagungshotels raus, die diese Kapazitäten bieten. Was ich schwierig fand, aber jetzt bin ich natürlich vom Fach und mir wurde nicht das ausgespuckt, was ich gedacht habe.
00:36:34
Catharina Fischer
Ja.
00:36:38
Anja
Vielen Dank.
00:36:53
Anna Heuer
Verdammt, aber nichtsdestotrotz wurde ja etwas ausgespuckt, was gut ist. Die Tatsache, dass das nicht ausgespuckt hat, was ich gedacht habe, lag daran, weil das habe ich nämlich dann überprüft, dass die sich gar nicht mit dem Thema bisher beschäftigt haben, dieses eine Hotel, wo ich dachte, es müsste relativ weit oben stehen.
00:37:09
Anna Heuer
Heißt, um darauf zurückzukommen, ja, es ist unheimlich wichtig, es wird genutzt vom Gast. Jetzt müssen die Hotels wieder aktiv werden und auch die Informationen bereitstellen auf die Art und Weise, wie es noch nötig ist. Und dann muss ich ehrlicherweise auch sagen, dann verlieren wahrscheinlich auch jegliche OTAs an Bedeutung.
00:37:17
Anja
Ja. Ja. Ja. Ja.
00:37:27
Anna Heuer
Weil dann kommt der Moment, dass ich sage, ich bin Anna, ich möchte heute den und den Urlaub machen mit meinem Fahrrad und meinem Hund und brauche eine Sauna. Morgen möchte ich einen ganz anderen Urlaub machen und ich kriege für beide Varianten wahrscheinlich die perfekten drei, vier, fünf Hotelvorschläge. Und das wäre für uns, oh mein Gott, das wäre so toll, weil das auf der einen Seite den Hotels, die das leisten können,
00:37:49
Anna Heuer
natürlich einen riesen Mehrwert bietet, aber auf der anderen Seite auch die Hotels, die vielleicht dann noch Nachholbedarf haben, dass die relativ schnell merken, okay, wir müssen uns ein bisschen anpassen und ein bisschen zu ihrem Glück gezwungen werden. Ja.
00:37:56
Anja
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:38:00
Anja
Ja, und ich glaube, was interessant daran ist, dass genau dann auch wieder diese Strategie ganz notwendig wird, sich zu positionieren, weil sonst werde ich natürlich auch gar nicht darunter ausgewählt. Also wenn ich zu viel anbiete, wenn ich sozusagen einen Markt der Möglichkeiten habe, ist im Grunde genommen diese Relevanz dann auch gar nicht mehr da, dass ich dann vielleicht als Hotel für Hund und Fahrrad und Meer oder sowas rausgespuckt werde. Also das ist sicherlich dann wirklich auch nochmal die Grundvoraussetzung, abgesehen davon, sich dann eben auch mit der Technologie auseinanderzusetzen.
00:38:27
Anna Heuer
Ja. Mhm. Ja.
00:38:28
Catharina Fischer
Also ich sehe da auch den Gewinn auf beiden Seiten, auch wenn es jetzt immer noch natürlich heiß in der Diskussion ist. Und ich sag mal, dass sozusagen SEO wird gerade von KIO abgelöst. Also wie tauche ich sozusagen in der KI auf, ist ja jetzt das neue Thema im Hinblick auf Relevanz. Aber ich denke tatsächlich auch,
00:38:51
Catharina Fischer
Und das bedingt aber natürlich, dass man es auch kann. Das muss man auch ehrlicherweise sagen. Wir haben auch kleinere Betriebe dabei, mittelständige Betriebe, die natürlich auch, ich sage jetzt mal,
00:38:58
Anna Heuer
Mmh.
00:39:02
Catharina Fischer
Und das nicht falsch ausstehen, mittels Know-how, Budget, Kapazitäten, um sich mit so einem Thema auseinanderzusetzen wie KI, durchaus teilweise immer noch beschränkt sind. Was ich noch ganz kurz sagen will, aber ich glaube tatsächlich, dass durch die Möglichkeiten von KI auch eine bessere Zielgruppenspezifisierung im Sinne von Marketing, von richtig gutem Marketing möglich ist.
00:39:25
Catharina Fischer
auf Basis auch relativ einfacher Anwendungen. Also wenn man sich mal überlegt, ich sag mal jetzt so vorher, vor KI, welche alle möglichen Tools du dir hättest anschaffen können sollen, um irgendwie also Analysen zu fahren, das hat schlicht und weg viele auch überfordert oder befordert viele.
00:39:45
Anna Heuer
Ja.
00:39:46
Catharina Fischer
Und wenn du das jetzt zentralisieren kannst und eine Schnittstelle mit einer KI machst, dann kannst du natürlich super Marketing-Analyse machen. Machst deinen CRM ran. Also da sind tolle Dinge möglich und ich glaube auch für kleinere Betriebe. Daher ist da schon ganz viel Potenzial gegeben, tatsächlich dann diesen Punkt zu adressieren, deinen Strategiepunkt im Sinne von auch, ah, jetzt weiß ich eigentlich mal, wer die wirklich genau sind und wo ich die wirklich genau erreiche. Und welche Kanäle sich vielleicht wie auch wirklich lohnen.
00:40:12
Anja
Vielen Dank.
00:40:15
Anna Heuer
Genau, und du hast gerade was gesagt, was eigentlich meinen anderen Satz gerade oder meine Aussage von gerade so ein bisschen widerlegt und was ich gut finde, weil ich das auch selber widerlege jetzt, denn ich sage immer, ich verstehe nicht, wie ein Flugzeug fliegt, ich verstehe auch nicht, wie das Internet funktioniert und ich verstehe ehrlicherweise auch nicht mal, warum ich telefonieren kann.
00:40:25
Catharina Fischer
Ja.
00:40:39
Anna Heuer
Ich verstehe auch nicht, wie KI funktioniert. Nichtsdestotrotz ist es aber auch nicht so richtig wichtig, weil mein iPhone kann ich trotzdem sehr gut bedienen. Ich würde mich schon als technisch affin bezeichnen. Und wenn mir jemand sagt,
00:40:51
Anna Heuer
Wir buchen jetzt statt über Booking über KI, sag ich jetzt einfach mal, dann ist das für mich total fein, wenn das die bessere Variante ist, die mich zu meinem Ziel als Gast führt. Und das bringt automatisch, die Informationen sind ja da. Wie viele Bewertungen über das Hotel zum Golden Einhorn gibt es denn schon im Netz? Wie viele Bilder, wie viele Informationen, sowohl user-generated als auch vom Hotel dargestellt? Und ich glaube, es ist gar nicht mehr so viel Strategie vielleicht nötig,
00:41:18
Anna Heuer
sondern es kommt von alleine. Die Positionierung kommt ganz von alleine, wenn diese Daten erstmal entsprechend ausgewertet werden.

Zukunftsausblick: Strategien für 2030

00:41:25
Anna Heuer
Jetzt befürchte ich, und das ist jetzt sehr ketzerisch, aber ich habe mich gerade gefragt, warum funktioniert das noch nicht so vollumfänglich? Also warum ist es jetzt nicht völlig klar? Ja, ich gehe jetzt auf JTPT, ich sage, ich möchte den Urlaub so buchen und kriege das Hotel zum Goldenen Einhorn beispielsweise ausgespielt und frage mich jetzt, okay, wer hält da noch die Hand drauf? Also dass Google und Booking das jetzt nicht so super finden, kann ich mir schon vorstellen.
00:41:47
Anna Heuer
Wie ist das da mit der Regulierung? Das wird natürlich nochmal auch ein riesen Ding. Also ich meine, die Reisebranche ist da ja auch nur ein kleines Licht von allen, oder? Also ich meine, das betrifft ja die Technikbranche genauso wahrscheinlich, oder die Automobilbranche.
00:41:56
Anja
Copyright WDR 2021
00:42:02
Catharina Fischer
Aber ich glaube, meine persönliche Meinung ist, das ist ja gerade die Herausforderung. Die KI kannst du nur insofern...
00:42:14
Catharina Fischer
Sagen wir es mal, wir sind jetzt zum Gott sei Dank nicht in den USA, aber die KI kannst du, so wie wir sie gerade wahrnehmen und hier jetzt Hand haben, kannst du ja insofern nur bedingt steuern, beziehungsweise gar nicht. Also im Sinne von, was wird mir da ausgespuckt? Das merkst du ja auch, wenn man selbst damit arbeitet. Du gibst zwei Prompteilen und kriegst zwei verschiedene Antworten oder hast zwei verschiedene Optionen.
00:42:18
Anna Heuer
Ja.
00:42:41
Catharina Fischer
Ich glaube schon, dass dieses Strategie-Thema dann, wie gesagt, in dem jeweiligen Content, in dem was man sagt, wie man es sagt und wie man es ausgestaltet, schon sehr stark greift. Aber natürlich, wenn ich dann davor sitze und man muss sich das ja mal vorstellen, jeder fragt ja auch anders.
00:42:49
Anna Heuer
Ja. Mhm.
00:42:59
Catharina Fischer
Also einfach diese Ansagen sind ja so divers dann. Also was ich da möchte und was ich mir vorstelle, dass tatsächlich diese Punktgenauigkeit im Sinne von ganz gezielte Schlagwörter, wie wir das jetzt so gekannt haben von den letzten Jahrzehnten und dann hast du das da optimiert und hier ein bisschen optimiert und dann hast du Geld draufgegeben und so weiter und fort.
00:43:20
Catharina Fischer
Das ist natürlich jetzt nicht mehr unbedingt der Fall. Das ist ein ganz spannendes Thema auf jeden Fall für das Marketing.
00:43:23
Anna Heuer
Ja genau, das meine ich. Voll. Ja.
00:43:24
Anja
Ja, ich denke auch, man darf da quasi auch in mehreren Kanälen oder muss in mehreren Kanälen denken, also weil natürlich, wenn ich eine KI-momentale Frage bekomme, ich vielleicht auch sehr
00:43:39
Anja
standardisierte Empfehlungen, die eben nicht genau auch dann zum Beispiel das vielleicht widerspiegeln, was der Mensch tatsächlich möchte, nämlich das, was vielleicht noch wirklich so ein Stück weit ein weißer Fleck auf der Landkarte ist. Also das ist der Geheimtipp quasi in Berlin schlechthin oder das neueste Hotel in Berlin schlechthin, was vielleicht noch gar nicht davon auftaucht. Also das heißt, ich glaube, wir haben da sicherlich einen Vorteil mit Sachen zu
00:44:00
Anja
ein Stück weit zu simplifizieren. Und gleichzeitig aber geht damit natürlich auch ganz viel verloren, was sozusagen vielleicht an Special und an Besonderheiten eben eines Ortes auch ist. Weil natürlich im Grunde genommen immer nur so ein Stück weit ein Mainstream auch abgebildet wird. Und das sehe ich tatsächlich auch so ein bisschen bei der Strategie noch als Herausforderung. Man kann diese Daten sicherlich sehr gut momentan auswerten. Aber natürlich ist auch mal wieder sozusagen die Zukunftsstrategie wichtig. Und da natürlich dann auch die Frage, wenn wir 2020 uns überlegt haben, was passiert 2025, ist es natürlich jetzt die Frage,
00:44:22
Anna Heuer
Ja.
00:44:28
Anja
Was ist im Grunde genommen 2030? Und das hat natürlich die KI, kann da zurzeit keine Strategie mit entwickeln. Also diese Perspektive in die Zukunft ist quasi da nicht aktuell möglich, sondern eher dieses situative Reagieren. Wie wird das Wetter in den nächsten drei Monaten? Was sind da vielleicht für Veranstaltungen? Und dann kann ich natürlich im Grunde genommen mit der KI wunderbar arbeiten. Aber diese langfristigen Needs mit Einzug.
00:44:30
Catharina Fischer
Das war's.
00:44:53
Anja
Das braucht natürlich dann, glaube ich, schon eine ausgearbeitete Strategie. Okay, genau.
00:44:59
Anna Heuer
Da widerspreche ich dir keineswegs, und das meinte ich auch nicht, indem ich gesagt habe, dass die Strategie so ein bisschen zunichte fällt. Darüber habe ich gesprochen in dem Bereich der Zielgruppen und so weiter, sondern ich muss mich positionieren und ich muss wissen, wofür ich stehe und ich muss mein Angebot kennen. Ich spreche da so stelle an von super luxuriöses Luxushotel der Fünf-Sterne-Klasse am See.
00:44:59
Catharina Fischer
Vielen Dank.
00:45:28
Anna Heuer
Und es ist 20 Kilometer vom See. Es hat eine Ausstattung aus keine Ahnung wann mit abgebrochenen Holzstücken an der Tür.
00:45:40
Anna Heuer
Da fehlt mir dann die Echtheit der Strategie. Das klingt schön, das ist ein Luxus Hotel, ist es aber nicht. Also da so ein bisschen dieses Gefühl dafür, was bin ich wirklich und was kann ich auch damit erreichen, was ich hier habe und dann aber auf der anderen Seite immer auch zu sagen, okay, wo will ich hin? Ja, ich möchte in fünf Jahren, möchte ich eine Renovierung haben, die ist konkret und ich möchte, dass das so und so aussieht, kann ich also auch schon auf in den nächsten fünf Jahren als Strategie dann natürlich sehen, ja.
00:45:40
Anja
No. Ja.
00:46:05
Catharina Fischer
Definitiv. Mensch, wir könnten jetzt noch, glaube ich, 3 Minuten weiterdiskutieren.
00:46:10
Catharina Fischer
Wir haben jetzt so gefühlt, haben wir, glaube ich, mal drei Themen aus dem Manifest aufgegriffen. Aber alles gut, alles gut. Vielleicht machen wir ja noch eine Folge zwei oder so. Ich glaube, also ich fand das auf jeden Fall super, super spannend und man sieht oder ich finde es letztendlich eigentlich auch schön.
00:46:18
Anna Heuer
Zu wenig, oder?
00:46:33
Catharina Fischer
Aus unserem Gespräch heraus ist mein Gefühl, es hat sich viel getan, aber es sind tatsächlich, und das ist jetzt auch glaube ich nicht überraschend, logischerweise noch Dinge, die weiter angegangen werden müssen, beziehungsweise die Welt ändert sich. Also insofern hat sich natürlich auch viel extern bewegt, was den Markt wieder beeinflusst hat, was den Tourismus beeinflusst hat, was natürlich die Betriebe beeinflusst.
00:46:51
Anja
Das war's für heute. Bis zum nächsten Mal.
00:46:58
Catharina Fischer
Aber ich glaube, wenn ich das jetzt, ich weiß nicht, was du, Anja, sagst, aber ich glaube, wenn ich das jetzt so ein bisschen höre, haben wir gerade, was glaube ich auch so diese Wahrnehmung, wir sind in der Veränderung und dieses Anpassungsfähigkeit und so, die ist schon geblieben und ist glaube ich auch da.
00:47:15
Catharina Fischer
Und ich glaube tatsächlich auch, in meiner Meinung gerade dieses Thema Nachhaltigkeit hat schon eine große Durchdringung erhalten in den letzten Jahren, definitiv. Und ich glaube auch tatsächlich, KI ist auch bei vielen schon angekommen. Also da besteht auch eine Offenheit zu experimentieren oder zumindest sich erstmal auch damit wirklich auseinanderzusetzen.
00:47:17
Anna Heuer
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:47:36
Catharina Fischer
Klar, wir haben so eine breite auch Betriebslandschaft. Das ist leider auch immer noch nicht allen möglich, aber zumindest so in der breiten Wahrnehmung. Und ich denke mal auch so, das hattest du gesagt, dass man diese Verbindung Destination, Betrieb, die ist glaube ich auch stärker da. Also, dass die Hotels sich auch als Teil der Destination wahrnehmen und nicht so, ich mache da mal meinen Hotelbetrieb und gut ist.
00:47:55
Anna Heuer
Ja.
00:48:02
Catharina Fischer
Also insofern glaube ich, ist da viel schon geworden, aber immer noch im Werden. Und das fand ich jetzt schon spannend, was du sagtest an der, wenn man wirklich jetzt nochmal fünf Jahre weiter denkt, was ja, das ist wahrscheinlich leider schnell vorbei sein wird. Dann bin ich mal gespannt, was wir dann so zu besprechen haben, beziehungsweise gerade im Blick auf KI, wie sich die Welt da schon wieder gedreht hat.
00:48:29
Anna Heuer
Sehr schön zusammengefasst.
00:48:33
Catharina Fischer
Ja, dann zieh jetzt ein.
00:48:33
Anja
Vielen Dank, Anna. Vielleicht magst du noch deinen persönlichen Impuls uns für die nächsten fünf Jahre teilen? Hast du da was Spontanes?
00:48:43
Anna Heuer
Ja, also auf die Branche bezogen natürlich, ich würde mal sagen, macht weiter und bleibt authentisch. Wir sind in der Hotellerie, wir sind so coole Leute, so coole Menschen und wir können die Technik so gut dafür nutzen, unsere Individualität wieder in den Vordergrund zu holen und die Menschen, die in unserer Branche arbeiten, auch in den Vordergrund zu stellen. Und das würde ich jedem ernstherzigen zu sagen, nicht.
00:48:52
Anja
Ja.
00:49:11
Anna Heuer
Angst haben vor irgendwas, was angeblich den Menschen ersetzt oder wie auch immer, sondern das wirklich zu nutzen, strategisch einzusetzen, um die Personen und die Persönlichkeiten in der Branche wieder in den Vordergrund zu stellen. Danke euch. Tschüss.
00:49:25
Anja
Herzlichen Dank.
00:49:25
Catharina Fischer
Super! Danke dir! Bis bald! Ciao!