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Folge 18 - Zukunft Raum bzw. Raumgestaltung der Zukunft

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37 Plays6 months ago

Die Tankstelle und der Friedhof als "Obsolete Space" -  In dieser Folge geht es um das Thema Raum bzw. Räume  und wie sich diese zunehmend aufgrund gesellschaftlicher, technologischer oder auch ökologischer Entwicklungen transformieren. Zum ersten Mal begrüßen Anja und Catharina einen Gast in ihrem Podcast. Dr. Stefan Carsten ist Zukunftsforscher und Stadtgeograf und kombiniert in seiner Arbeit die Themenfelder Zukunft, Stadt und Mobilität. Er ist Mitautor des FocusBook "Raum" des TheFuture:Project. Über die zentralen Aussagen des Buches sowie über konkrete Beispiele sprechen Anja und Catharina mit Stefan und beleuchten damit vier neuartige Perspektiven auf Räume. Ein zukunftsgerichteter Ansatz für die Raumplanung von morgen. 

Zum FocusBook geht es hier: https://shop.thefutureproject.de/products/raum-raume-transformieren-zukunft-gestalten

Anja Kirig: https://anjakirig.de/blog/

Catharina Fischer: https://www.realizingprogress.com/wer/catharina-fischer/

Stefan Carsten: https://www.stefancarsten.net/

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Transcript

Einführung in die Zukunft des Raumes

00:00:14
catharina_fischer
Ja, ein herzliches Hallo und willkommen zurück zu einer neuen Folge von unserem Zukunftspodcast mit der Anja und mir, der Katharina. Heute geht es um das spannende Thema Raum. Ja, Raum. Da kann man schon auch in die Zukunft blicken und aus verschiedenen Perspektiven und das wollen wir heute mal tun. Und was das genau bedeutet, das erfahrt ihr gleich und ich kann schon sehr viel
00:00:40
catharina_fischer
In dem Sinne versprechen, es wird glaube ich sehr, sehr spannend und tief, weil wir haben heute auch ein Gast bei uns, der stellt sich gleich aber selber vor und damit sage ich, legen wir doch einfach mal los und wünsche euch viel Spaß.

Vorstellung des Gastes Stefan Karsten

00:01:09
catharina_fischer
Jo, hallo in die Runde. Bewein, du bist heute unser erster Gast, du weißt das, ne? Wir hatten vorher noch nie einen Gast. Ja. Ja.
00:01:11
Anja
Hallo liebe Katharina, hallo Stefan. Premiere, ja.
00:01:15
Stefan
Hallo, ich grüße euch. Das wusste ich wirklich nicht. Vielen, vielen herzlichen Dank. Ich freue mich. Ich hoffe, es wird toll.
00:01:29
catharina_fischer
Also, du kannst dann in 50 Jahren zurückblicken und sagen, Mensch, ich war der erste Gast. Super spannend.
00:01:40
Anja
und dann gleich mit so einem spannenden Thema. Also ich finde das Thema Raum ist ja wirklich so vielfältig und wirklich spannend.
00:01:52
Anja
Ich freue mich auch sehr, dass wir heute unseren ersten Gast haben. Genau. Stefan, magst du dich vielleicht ganz kurz vorstellen? Wir kennen uns ja schon so ein bisschen aus vergangenen Projekten, beziehungsweise wir gehören quasi nur dem gleichen Stall, dem gleichen Netzwerk an dem Future Project. Also wir beide als Speaker, Autoren und eben auch in den Workshops und Beratungsprozessen tätig. Aber wir sind ja beide freiberuflich. Und vielleicht magst du dich unseren Hörer und Hörerinnen gerne mal ein bisschen vorstellen?
00:01:53
Stefan
Eine.
00:02:22
Stefan
Das mache ich sehr gerne. Vielen Dank, ihr beiden. Also mein Name ist Stefan, Stefan Karsten. Ich bin Zukunftsforscher jetzt seit 30 Jahren und Stadtgeograf. Darüber werden wir sicherlich nachher auch nochmal sprechen. Ich war lange in der Automobilindustrie beschäftigt, bevor es dort einen größeren Bruch gegeben hat, den ich sehr, sehr gerne für mich genutzt habe und dann mich in die Selbstständigkeit und Freiberufigkeit zurückgezogen habe oder vielleicht auch
00:02:51
Stefan
die versucht haben für mich zu gestalten und ich lebe und arbeite aus Berlin heraus mit meiner Familie, mit meinem Netzwerk. Ich versuche mit Mobilitätspartnern, mit Städten, Kommunen, dem Land zusammenzuarbeiten. Bei mir ist immer dieser Dreiklang
00:03:08
Stefan
Zukunft, Stadt und Mobilität, den ich versuche zu verstehen und zu analysieren, immer aus so einer Perspektive, die du ja auch kennst, immer so ein bisschen anders zu gucken. Also gerade die Zukunft als Methode zu nutzen, nicht so sehr um Trends zu aufzudecken, sondern durch dieses andere Blickfeld, durch diese andere Perspektive einfach anders über Mobilität, anders über Städte und anders über Räume nachzudenken und das mit meinen Partnerinnen und Partnern
00:03:40
Stefan
voranzutreiben. Ich glaube, da gibt es viel zu tun und ich bin einer von diesen Akteuren, die da im Hintergrund, glaube ich, ein bisschen was versucht zu bewirken.

Diskussion über die Natur des Raumes

00:03:49
catharina_fischer
Du hast quasi unser Stichwort auch drin gehabt für heute, Räume. Ich glaube tatsächlich, wir haben es ja letztes Mal auch schon angekündigt im Podcast und ich kann mir vorstellen, wir haben ja nicht viel gesagt, Anja, dass einige ehrlich gedacht haben,
00:04:00
Anja
Ja. Ja.
00:04:06
catharina_fischer
Räume, okay. Reden wir jetzt über die Wohnung, reden wir jetzt über ganz große Räume. Über was für Räume reden wir denn? Ist nicht alles irgendwie Raum, was uns umgibt? Kannst du uns da mal kurz mitnehmen? Denn ihr habt ja da auch etwas zusammengeschrieben, soweit ich weiß.
00:04:28
Stefan
Ja, vollkommen richtig werden dieses wunderschöne Fokusbuch Raum geschrieben, zusammen mit dem Future Project.
00:04:35
Stefan
Und das ist ja schon absurd. Genau wie du sagst, Raum ist alles, aber Zeit ist auch alles. Und diese beiden Metaperspektiven, die so wichtig sind und die uns alle umgeben und jedes Unternehmen und jedes, jeden Mensch und jede Technologie auch definieren und entscheidend beeinflussen, da gibt es nur ganz wenige Menschen, die sich darüber tatsächlich Gedanken machen. Und ich bin jetzt auch noch Stadtgeograf. Also ich beschäftige mich jetzt schon seit dem Studium mit dem Raumthema und
00:04:41
catharina_fischer
Mhm. Mhm.
00:05:05
Stefan
Die Zukunftsforschung und die Räume, diese beiden Riesenperspektiven, da ist glaube ich relativ offensichtlich, dass ich mich nicht so mit kleinen Dingen beschäftigen kann und nicht gut organisieren kann.
00:05:18
Stefan
nie Produktnamen oder Modellnamen kenne, sondern für mich sind es die großen Transformationen. Das ist ein bisschen lächerlich natürlich, weil das ist schon sehr, sehr weit weg von dem Alltag und von dem Leben und dem Unternehmerischen, von allen anderen.
00:05:36
Stefan
Aber ich glaube halt auch, dass diese Perspektive sehr wichtig ist, um das Große und Ganze zu sehen, zu erkennen, zusammenzuführen und dann natürlich auch gestalten zu können für alle meine Ansprechpersonen, mit denen ich zusammenarbeite. Und das haben wir versucht in diesem Fokusbuch in sehr, sehr unterschiedlichen Perspektiven tatsächlich auch zu machen.
00:05:43
catharina_fischer
Mhm. Mhm.

Vier Raumkonzepte und soziale Transformationen

00:05:58
Stefan
Wir haben ganz bewusst mal so ein Querschnittsthema Raum,
00:06:02
Stefan
genommen, weil wir uns da auch alle wiederfinden können. Jeder hat da seine eigene Sicht und wir haben das ja auch ganz offen artikuliert. Wir haben in unser Speakerin-Netzwerk das hineingetragen, dieses Thema, und haben gesagt, habt ihr nicht Lust?
00:06:20
Stefan
Und es kamen ganz tolle Feedbacks im Sinne von, ach ja, damit habe ich mich schon mal auseinandergesetzt, ohne mich aber mit dem Raum explizit beschäftigt zu haben. Und so sind ganz viele Perspektiven zusammengekommen und es ist total spannend und wie ich finde, auch ohne jetzt wirklich Werbung zu machen, extrem lesenswert, weil so viele Beispiele drin sind, die uns alle beschäftigen und alle auch betreffen.
00:06:46
catharina_fischer
Kannst du da mal ein paar Beispiele geben? Was geht es denn da genau? Was habt ihr euch genau angeschaut?
00:06:47
Anja
Vielen Dank.
00:06:53
Stefan
Also wir haben uns vier Raumkonzepte tatsächlich erarbeitet, die wir auch mit dem Ansatz des Future Projects kombiniert haben. Das Ansatz des Future Projects ist ja Transformation zu beschreiben, sechs Transformationen und wir haben mithilfe dieser sechs Transformationen
00:07:11
Stefan
insgesamt vier Raumkonzepte definiert. Und das ist einerseits adaptive spaces, also wie anpassungsfähig sind eigentlich Räume. Dann ist es spaces of care, also was ist die menschliche Perspektive, die sorgfalls Perspektive in Bezug auf den Raum.
00:07:30
Stefan
Wir haben über Abandoned Spaces gesprochen, ein Thema, wozu ich auch gerne arbeite, also der wirklich reichlich zur Verfügung stehende Raum, weil es mich total genervt hat, dass wir immer nur über Restriktionen, dass wir immer nur über Beschränkungen sprechen. Immer ist Raum knapp und immer steht er nicht zur Verfügung und es gibt Konkurrenzsituationen. Und ich wollte ganz bewusst mal die Gegenkerspektive aufmachen, dass wir doch eigentlich überall Raum zur Verfügung haben, wenn wir ihn nur anders denken.
00:07:45
catharina_fischer
Vielen Dank.
00:08:01
Stefan
Und am Ende natürlich auch ein Thema, womit wir gerade in Deutschland extrem große Schwierigkeiten haben. Obsolete Spaces, also das Raum natürlich in seiner Funktion ja auch zeitlich natürlich immer wieder aufhört, relevant zu sein. Dass wir mit vielen Konzepten und mit vielen Alltagsphänomenen
00:08:17
catharina_fischer
Ja.
00:08:25
Stefan
konstruiert sind, die einfach aufhören, in ihrer Bedeutung wichtig zu sein. Und für mich das Paradebeispiel ist die Tankstelle, die wir so in einigen wenigen Jahren nicht mehr erleben werden. Und immer wenn ich über solche Räume auch spreche, sagen die Leute, ach ja klar, darüber habe ich noch nie nachgedacht.
00:08:45
Stefan
Aber wir trennen uns ja so ungern von Liebgewonnen, von etwas, was scheinbar funktioniert hat, dass sowas auch immer weiterleben soll. Und das ist natürlich nicht so.
00:08:58
catharina_fischer
Da hast du recht, ja.
00:08:59
Anja
Ich finde es auch ganz spannend bei diesem Ansatz, den du gerade auch noch mal beschrieben hast, diese vier verschiedenen Spaces, diese Perspektive, diese andere Perspektive eben auch noch mal auf Raum, die sich ja durchaus eben auch unterscheidet von anderen. Man könnte Raum ja auch ganz anders noch mal definieren.
00:09:17
Anja
Ich erkläre vielleicht noch mal ganz kurz, wieso es gerade wichtig ist, und du hattest es am Anfang auch schon so ein bisschen gesagt, immer auch den Blickwinkel zu verändern, aber warum sozusagen diese Entscheidung quasi wirklich auch noch mal nicht vielleicht aus diesen klassischen Gruppen und klassischen Denken Stadt, Land das Thema aufzumachen.
00:09:36
Stefan
Ja, weil ich finde, ich habe mal den sogenannten Baukulturatlas Deutschland 2050 gemacht.
00:09:47
Stefan
Und in diesem Baukulturatlas, den wir mit verschiedenen Ministerien und wirklich über 100 Experten gemacht haben, haben wir wirklich in diesen dezidierten Raumtypen gearbeitet. Also Gründerzeitviertel. Ein klassisches Raumphänomen. Oder die wohlhabende Vorstadt. Oder die Netzwerkstatt. Oder die Metropolregion.
00:10:03
Anja
Mhm.
00:10:15
Stefan
Das absterbende ländliche Dorf. Und jeder von uns, wenn er diese Raumtypen hört, hat sofort die Beispiele im Kopf. Jeder ist da schon mal durchgefahren oder lebt da drin oder verabschiedet sich von diesen Räumen. Und die sind so räumlich gebunden und die sind so spezifisch.
00:10:34
Stefan
dass ich immer finde, dass die zwar für diesen einen Raum oder für diese Stadt auch relevant sind, aber sie helfen uns nicht, wenn wir die großen Transformationen besser beschreiben. Und deswegen wollten wir explizit dieses Querschnittsthema Raum auch über Querschnittsräume beschreiben, von denen wir glauben, dass die tragfähig sind, beziehungsweise dass die auch, die werden länger leben. Wir werden auch jede Vorstadt, können wir mit diesem Raum
00:10:44
Anja
Mh. Mh.
00:11:04
Stefan
Kategorien beschreiben. Wir können jedes Dorf, jeden ländlichen Raum, jeden öffentlichen Raum können wir damit beschreiben und definieren. Und das nicht nur in dieser Situation, sondern auch darüber hinaus. Das heißt, das ist auch ein Instrumentarium für Städte, für Politikerinnen und Politiker, für Unternehmen zu verstehen.
00:11:26
Stefan
ob das jetzt einerseits für ihre Stadt oder ihr Land, aber auch für ihr Unternehmen und für ihr Gewerbegebiet oder für ihre Logistikprozesse relevant sind. Das finde ich spannend. Das finde ich interessant, weil es tatsächlich ein Interpretationsschlüssel ist, der anderen, der viel mehr Hilfestellung gibt, als das ihre klassischen Raumtypen überhaupt nur können.
00:11:36
Anja
Mhm.
00:11:49
Anja
Ja, ich finde, was ich auch so spannend finde noch mal daran ist, du hattest es gerade auch gesagt, dass es zum einen wirklich ist wie so ein Schlüssel, der sich auf ganz unterschiedliche Konzepte eben legen lässt. Und ich finde, er hat auch was Zeitloses, also dieses, es sind natürlich immer wieder auch Beispiele und vielleicht kommen wir da gleich noch auf das eine oder andere in dem Focus Book erwähnt.
00:12:08
Anja
die sich vielleicht in irgendeiner Weise überholen, aber der Blick auf das Thema Raum hat mit diesen vier Kategorien, mit diesen vier Spaces eigentlich ein Stück weit eine Zeitlosigkeit, um jetzt hier auch wieder zum Thema Raum und Zeit zu kommen. Es ist, es hat etwas wirklich, was man auch darüber hinaus in der Zukunft eben auch ganz gut anwenden kann, weil es einfach Grundbedürfnisse und auch Grundentwicklungen sind, die uns beschäftigen, ob es nun eben, ob es Spaces sind oder eben auch dieses Spaces of Care zum Beispiel ja auch ein
00:12:20
Stefan
Ja.
00:12:21
catharina_fischer
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:12:37
Anja
ein wichtiger Aspekt.
00:12:39
Stefan
Genau, also das ist vollkommen richtig. Ich finde, die Beispiele und die Artikel, die sind austauschbar und die sind natürlich auch dementsprechend auch obsolete dann irgendwann. Und auch ein Friedhof, über den Mathias Thorx halt als obsolete space spricht, der wird jetzt auch in vielen Städten und Regionen, wird der Friedhof jetzt verstanden als ein Ort der Transformation. Eben nicht nur als ein Ruhestättenort, sondern als ein Ort, von dem wir wissen, es gibt immer mehr
00:13:10
Stefan
Urnenbegräbnisse, dadurch wird der Friedhof tatsächlich in seinem Raumbedarf immer kleiner. Und diese Räume können wir anders nutzen und können wir anders gestalten. Und das ist natürlich, das ist faszinierend. Und deswegen ist der Friedhof irgendwann dann auch durchgeplant. Aber der Obsolete Space verändert sich natürlich mit jeder Epoche, mit jedem gesellschaftlichen Wandel.
00:13:31
Anja
Mhm.
00:13:35
catharina_fischer
Vielleicht können wir noch mal ganz kurz einen Schritt zurück machen. Ich glaube, das wäre auch ganz spannend für

Gesellschaftliche Transformationen und Raum

00:13:39
catharina_fischer
die ZuhörerInnen. Du hast von diesen sechs großen Transformationsthemen streng gesprochen. Können wir da noch mal ganz kurz eintauchen, damit man so ein bisschen in der Gesamtheit versteht, woraus dieser Schlüssel mit Blick auf die Räume entstanden ist.
00:13:57
catharina_fischer
Weil da sind ja sicherlich viele Themen, die man auch gehört hat und vielleicht schon teilweise kennt, aber vielleicht ist das ein oder andere Thema auch noch nicht unbedingt. Das wäre, glaube ich, nochmal ganz spannend.
00:14:08
Stefan
Ja, wir wollten ja den Ansatz des Future Projects kombinieren und auch zeigen mithilfe dieses Buches. Und das Future Project hat sechs Transformationen beschrieben, die maßgeblich sind für die Transformation unserer Gesellschaft. Und das erste ist die Co-Society.
00:14:28
Stefan
die beschreibt eine Vision der Gesellschaft, die das Zusammenleben, das Zusammenarbeiten in das Co beinhaltet. Das zweite ist Localization, das heißt die Vernetzung von lokal und global. Das dritte ist die Conscious Economy, also die Art und Weise, wie wir wirtschaften, verändert sich in Richtung Sinnhaftigkeit, Menschlichkeit und Nachhaltigkeit. Dann kommt Human Digitality,
00:14:54
Stefan
Es geht nicht mehr um die reine Digitalisierung, sondern um die Art und Weise, wie wir uns mit digitalen Technologien auseinandersetzen und wie wir Konnektivität verstehen. Es geht um Mindshift Revolution, das ist das fünfte Thema. Das ist ein Wandel der Gesellschaft, der das Ich in den Mittelpunkt drückt. Ist es die Individualisierung? Ist es die Suche nach dem Ich? Oder ist es vielmehr die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit?
00:15:25
Stefan
und letztendlich natürlich Eco-Transition, der Übergang in eine nachhaltige Gesellschaft. Und all diese Transformationen, die spielen überall eine Rolle, auch wenn wir über Raumkonzepte sprechen. Die spielen eine Rolle, wenn wir über die Zukunft von Bildungsorten sprechen. Wie bilden wir uns weiter? Sie spielen eine Rolle, wenn wir über unsere Einkaufsstraßen nachdenken, über unsere Fußgängerzone oder unsere Innenstädte.
00:15:43
catharina_fischer
Hmm.
00:15:54
Stefan
weil die natürlich gerade auch in diesem Dilemma sind. Einerseits soll der Einzelhandel funktionieren, andererseits passiert immer mehr digital und wir haben sehr monofunktionale Innenstädte, die so nicht mehr tragfähig sind. Wir sprechen über Gesundheitsräume.
00:16:13
Stefan
Das ist ja klar in einer Gesellschaft, wo wir immer mehr Ärzte im ländlichen Raum vermissen, brauchen wir neue Konzepte, die wir als Gemeinschaft auch vorantreiben können, um ja, um aktiv uns gesund zu halten. Oder wir sprechen über Gewerberäume, Gewerbegebiete. Auch ein ganz tolles Thema in einem Land, was
00:16:38
Stefan
glaube ich, noch hofft, die Industrialisierung irgendwie hochhalten zu können, aber natürlich auch hier vor einem immensen Transformationswandel steht. Ja, und das ist ganz schön, diese Transformationen, die wirken tatsächlich auf ganz, ganz unterschiedliche Konzepte ein und stehen jetzt auch bei den einzelnen Raumthemen gar nicht mehr so im Mittelpunkt, müssen sie auch gar nicht, weil sie sowieso überall vorkommen.
00:16:42
catharina_fischer
Mhm. Mhm.

Ein lebenswerte Zukunft durch Raumgestaltung?

00:17:03
Anja
Genau, ich glaube bei diesen Transformationen ist ja vor allem auch so, also diese Transformationen, die definiert wurden, sind ja im Grunde genommen, da ist die Idee dahinter ja auch, dass wir eine Zukunft mitgestalten. Und ich glaube, das ist sicherlich auch nochmal, das spiegelt sich so wunderbar, um jetzt wieder auf diesen Spaces zu kommen, in diesen Spaces wieder.
00:17:22
Anja
Die Frage ist ja immer, wie können wir an einer lebenswerten Zukunft quasi mitarbeiten, wo wir sagen, okay, wir verfolgen hier nicht einer linearen Prognostik, 2030 sieht die Stadt der Zukunft so und so aus, sondern wir schauen uns an, welche Transformationen bewegen die Gesellschaft, wo hat es Sie gerade gut zusammengefasst, und wie können wir im Grunde genommen dabei helfen, diese Transformationen eben zu begleiten, mitzugestalten, eben auch als Gemeinschaft, als Gesellschaft,
00:17:50
Anja
mit dem Wissen, dass wir halt große globale Trends eben auch haben. Und die spiegeln sich ja dann eben auch dann wieder an. Und das ist sicherlich auch dann so, das finde ich auch das Charmante dann wiederum zu sagen, okay, wir haben hier Räume, die eigentlich gewisse Voraussetzungen oder gewisse Bedürfnisse mitbringen. Und wir haben jetzt diese Gelegenheit, diese eben auch mitzugestalten, wenn wir eben gewisse Voraussetzungen dafür schaffen.
00:18:18
Anja
Und das, finde ich, hatte wirklich dieses Potenzial auch von diesen einzelnen Blickwinkeln eben auch auf unterschiedliche Raumsituationen.
00:18:31
catharina_fischer
Mhm.
00:18:32
Stefan
Und ich finde, was du sagst, deckt sich eins zu eins mit meinen Veranstaltungen, wo ich bin und irgendwie einen Vortrag halte. Denn eigentlich haben fast alle ein gleiches oder ähnliches Verständnis über die Zukunft. Da gibt es ganz wenige Widersprüche. Aber die großen Widersprüche kommen bei der Frage, und wie komme ich denn dorthin?
00:18:56
Anja
Mhm.
00:18:57
Stefan
Und da gibt es ja nun leider viele Akteure, die sich sehr, sehr langsam und behäbig bewegen und so einige wenige sagen, wir müssen jetzt, wir brauchen den Mut. Wir brauchen den Mut, um diesen Wandel auch aktiv zu gestalten.
00:19:14
Stefan
Und da helfen tatsächlich mir auch die Transformationen in der Kommunikation sehr, sehr viel, weil sie viel mehr im Hier und Jetzt beziehungsweise in diesem Übergang sich finden und nicht mehr am Ende dieses Zeitstrahls als Megatrends irgendwo aufreichen.
00:19:33
Anja
Ja. Nein, nein.
00:19:35
catharina_fischer
Willst du noch einmal anjagen?
00:19:39
catharina_fischer
Ich will gerne nochmal, weil du hattest vorhin so schön die Tankstelle genannt und sowas ist ja immer toll, weißt du, weil dann hat man einfach sofort ein Bild im Kopf. Haben wir da vielleicht auch noch andere Beispiele für diese vier Bereiche, diese vier Spaces? Könnt ihr uns da so ein bisschen was erzählen, weil ich glaube, dann macht es das alles noch greifbarer.
00:20:03
Anja
Copyright WDR 2021
00:20:04
Stefan
Also, wenn wir mal bei Adaptive Spaces anfangen. Ich finde, Adaptive Spaces greift dieses Thema der Monofunktionalität extrem gut auf. Wir leben ja in Städten, die sehr stark funktional gegliedert und getrennt sind. Wir wohnen an dem einen Ort, arbeiten an einem anderen Ort, kaufen wieder woanders ein und erholen uns wieder ganz woanders. Und Adaptive Spaces
00:20:32
Stefan
rückt das jetzt in den Mittelpunkt, in dem es sagt, es muss eigentlich bei der einzelnen Immobilie schon anfangen, multifunktional zu denken. Können wir es uns leisten, dass ein Supermarkt quasi nur Supermarkt ist, von 7 Uhr bis 20 Uhr, oder könnte der ab 20 Uhr auf etwas ganz anderes fahren?
00:20:54
Stefan
Oder könnte der möglicherweise auch noch eine landwirtschaftliche Funktion aufnehmen, die dann vielleicht im Dach integriert ist. Oder was die Anna-Lena Mücke schreibt, ist die Straße, ist die nicht so monofunktional und müsste man nicht viel stärker in Mobilitätsräumen denken, die einfach alle Verkehrsteilnehmer aufnehmen, beziehungsweise ein anderes Verständnis von öffentlichen und Mobilitätsräumen überhaupt per se erst mal beinhaltet.
00:21:12
catharina_fischer
Ja.
00:21:25
Stefan
Bei den Spaces of Care finde ich es total interessant, wie die Una Hawks Dressern dieses Konzept beschreibt, wie wir Menschen auf Räume reagieren, aber auch die Räume von den Menschen beeinflusst werden.
00:21:42
Stefan
Und das thematisiert genau diese Unsicherheit, die heute viele, viele Akteure in Städten haben. Wie gestalten wir denn unsere öffentlichen Räume neu? Und was für Konzepte und Ideen, gerade auch aus Österreich. Wir wissen ja, in Deutschland gibt es keine Stadt mit hoher Lebensqualität. Wenn man sich all die Indizes anguckt, die überall nur nicht in Deutschland zu finden sind,
00:22:08
Stefan
Und auch das über den Tellerrand zu wickeln und zu sagen, ach ja, das ist ja ein tolles Konzept, das probieren wir einfach mal aus, um unsere Innenstädte einfach mal anders zu gestalten, ist da so ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Ich gucke mal weiter. Bei Abundant Spaces
00:22:21
catharina_fischer
Mhm.
00:22:24
Anja
Ja.
00:22:26
Stefan
Ich sage einfach mal, worüber ich geschrieben habe. Ich habe ja diese virtuelle Perspektive jetzt mal aufgesetzt, weil wir wissen, wir können das aus den Daten tatsächlich jetzt schon ablesen, dass
00:22:40
Stefan
Die Art und Weise, wie wir virtuell miteinander kommunizieren und wie wir immer stärker virtuell arbeiten und wie wir uns immer mehr Pakete und Essen und Kleidung nach Hause bestellen, verändert unser physisches Mobilitätsrehalten. Jetzt schon sehr, sehr stark. Das heißt, wir bewegen uns weniger. Wir bewegen uns weniger im Raum.
00:23:02
Stefan
fahren weniger von A nach B. Und das ist natürlich für mich einerseits eine Riesenchance für Menschen, die sich auch per se vielleicht nicht so gerne bewegen oder nicht mehr bewegen können. Die sind wieder Teil. Aber andererseits ist es für mich auch ein Alarmsignal zu sagen, was ist denn aus unserer Öffentlichkeit geworden? Findet die jetzt nur noch in Netzwerken, in sozialen Medien statt?
00:23:25
Stefan
Oder brauchen wir andere öffentliche Räume, um auch da wieder einfach eine Attraktivität zu schaffen und die Menschen auf die Straße zu bekommen, da, wo sie auch hingehören in einem demokratischen System? Und das finde ich da sehr, sehr spannend. Und ich glaube auch, tatsächlich gibt es immer mehr Akteure, die das verstanden haben und anders bauen und anders planen. Das finde ich einfach ganz, ganz, ganz lustig.
00:23:48
Stefan
Ja, und Obsolete Spaces, da hat die Anja was ganz tolles geschrieben.
00:23:55
catharina_fischer
Du wolltest mir sagen, Anja, das ist dein Stichwort.
00:23:57
Anja
Genau, das ist mein Stichwort. Ich habe es so ein bisschen re-captured spaces genannt, also beziehungsweise eine kontrollierte Unkontrolliertheit. Der Blickwinkel eben darauf und da spielt so ein bisschen auch das, was du gerade Stefan nochmal gesagt hast, die demokratische Mitgestaltung oder wie
00:24:18
Anja
Da fallen zwei Themen ein. Zum einen das, was du bei Una eben angesprochen hast. Wie reagieren Menschen auf Raum und gleichzeitig aber eben auch wie nutzen Menschen Raum. Das heißt, meine Perspektive ist eigentlich die, dass sich Menschen zunehmend
00:24:35
Anja
nicht nur den Raum zurück erobern, sondern eben sozusagen auch zurück aneignen. Das ist natürlich, das fällt eigentlich so ein bisschen in ein unterschiedliches Space rein, aber betrifft natürlich vor allem gerade auch so diese obsolet gewordenen Räume, die von Personen wieder bespielt werden und genutzt werden. Und da haben wir ganz, ganz unterschiedliche Ansätze, zum Beispiel Individuen,
00:25:01
Anja
die den Raum für sich umgestalten und damit Bewegungen auslösen. Aber auch natürlich, und das finde ich, das grenzt oder kombiniert dann so ein bisschen auch die Themen, mit denen ich mich sonst beschäftige, nämlich auch die Menschen zum Beispiel,
00:25:19
Anja
Grund einer, dem Wunsch nach Bewegung aus, sich sportliche Räume wieder sozusagen kreieren und schaffen. Das sieht man eben dann auch, wie die Menschen zum Beispiel Parks nutzen, um Sport zu machen, wie sie eben laufen in urbanen Räumen, also im Bereich von Joggen oder auch anderen Sportarten, Fahrradfahrer,
00:25:40
Anja
Rennradfahrer hat ein Boom erlebt. Also das sind alles im Grunde genommen eine Rückeroberung von Räumen, aber gleichzeitig auch, und das ist noch mal sozusagen noch mal ein Stück weit eine weitere Perspektive auf diese Kontrollierte und Kontrollierte, dass es natürlich auch das Thema Natur betrifft. Also wie kann, wie erobert sich Natur vielleicht auch Raum zurück, der ursprünglich eben mal
00:26:04
Anja
von Menschen gestaltet worden ist und jetzt vielleicht obsolet geworden oder eben auch vielleicht einfach wieder zur Verfügung gestellt wird. Und das ist für mich so.
00:26:12
Anja
Da ist dieser Punkt der kontrollierten Unkontrolliertheit, weil es geht ja nicht darum, sozusagen einen Raum sich selbst nur zu überlassen, sondern man muss natürlich ein Stück weit Raum geben, dass Menschen gemeinsam oder auch eben die Natur sich etwas zurückerobern kann, zurückgestalten kann. Hier kommt der demokratische Aspekt dazu. Aber natürlich auch, man braucht einen gewissen Rahmen quasi, eine gewisse Grenze natürlich, eine gewisse regulierende Form der Raumwirkung. Und das heißt,
00:26:41
Anja
Da haben wir eigentlich so ein Stück weit ein Paradox, dass man einen Stück weit Raum sich selbst überlässt und gleichzeitig trotzdem diesen Raum ein Stück weit abgrenzt. Und das finde ich einfach sehr spannend, weil dadurch einfach eine Form von Lebendigkeit wieder entstehen kann in Aufplätzen, in Räumen. Es kann etwas Neues entstehen, es kann etwas Kreatives entstehen, da ist ein Wandel drin. Und es reagiert vor allem eben auch auf aktuelle Bedürfnisse, das heißt,
00:27:09
Anja
Wenn Menschen aktiv werden, ob es Individualpersonen sind oder zivilgesellschaftliche Akteure, dann bespielen sie oder dann thematisieren sie ein ganz konkretes Problem, was eben sozusagen im Kontext Raum aktuell wird.
00:27:24
catharina_fischer
Mhm.
00:27:25
Stefan
Ich finde das ganz interessant, weil ich habe im letzten Jahr jemanden kennengelernt, der reist durch Deutschland Städte, um Paddeltennis-Plätze zu finden oder zu gestalten. Und er sagt, dieses System ist so verfestigt, so verkrustet in diesen 60, 70 Jahren, die jetzt hinter uns liegen,
00:27:49
Stefan
Es ist so schwierig, Räume zu finden, tatsächlich, für so eine, ja, für so eine Boomsportart, für so ein, auch Experiment natürlich. Und es ist fast nicht möglich, solche Räume auch einfach mal der Zivilgesellschaft zu überlassen und zu sagen, ey, macht einfach, gestaltet dort nach euren Bedürfnissen. Und das ist, ja, das ist ein Indikator dafür, wie es gerade so vonstattengeht.
00:28:12
Anja
Ja, da findet man wirklich viele Beispiele, wie es eigentlich, ich sage jetzt mal, an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht, also wo einfach nicht mit den Menschen gemeinsam ein Raum gestaltet wird, sondern eben an den eigentlichen Bedürfnissen vorbei, wo dann gerade im Kontext man weiß, okay, Menschen möchten vielleicht sich mehr bewegen oder brauchen auch mehr Bewegung und
00:28:16
catharina_fischer
Und schreib mir.
00:28:37
Anja
Wir haben eine Sportgesellschaft, das betrifft natürlich nicht alle, aber viele Menschen haben eben das Bedürfnis. Und dann definiert man einen Raum, der aber völlig eigentlich an dem Bedürfnis, zum Beispiel einer Sportart, vorbeigeht oder der im Grunde genommen dann so konzipiert ist, dass er eben wirklich eigentlich nicht zukunftsorientiert ist. Und es gibt unglaublich viele tolle Ideen. Ich hatte auch im letzten, vorletzten Jahr Kontakt
00:29:00
Anja
zu einem Start-up, die Basketballfelder mit Farben zum Beispiel neu gestaltet haben, wo sie auch die Bevölkerung mit eingezogen haben. Und diese Farben absorbieren zum Beispiel Hitze. Das heißt, es sind nachhaltige Farben, die eine lange Haltbarkeit haben, die Hitze absorbieren und gleichzeitig ist ein künstlerisches, kreatives Element dabei. Und die Räume werden sozusagen wieder gestaltet, zusammen mit einer
00:29:26
Anja
mit den Menschen, die sie dann auch wirklich nutzen. Dafür braucht es einfach mehr Freiheiten und mehr Raum eigentlich auch für diese Räume.
00:29:38
Stefan
Definitiv
00:29:38
catharina_fischer
Ich hätte mal zwei Fragen an euch, wo ihr hier so sitzt und sozusagen die Mitautorinnen seid, weil wir haben ja schon auch oft hier einen Tourismusfokus in unserem Podcast, weil wir auch viel mit der Branche zu tun haben.

Klimawandel und Tourismus

00:29:52
catharina_fischer
und für und mit der Branche arbeiten dürfen. Wie schaut ihr da drauf, wo ich jetzt euch so zuhöre und auch diese vier Bereiche oder diese vier Spaces, diesen Schlüssel, wie du vorhin sagtest, das ist ja ganz schön eigentlich, auch ein schönes Bild, würde ich jetzt fast sagen im Kontext Tourismus, haben wir da schon aber durchaus eine große Einwirkung durch den Klimawandel.
00:30:24
catharina_fischer
Also sprich, dieses Konzept auch oder diese verschiedenen Teilkonzepte, sage ich mal, oder Perspektiven, die da drin stecken, werden ja, wenn man jetzt mal, wir versuchen das ja auch in unserer Arbeit, in Tourismus wie gesagt ganzheitlich zu betrachten, in den Lebensräumen, mit den Lebensräumen zu betrachten, werden die ja doch sehr stark getrieben werden durch den Klimawandel, oder? Wie seht ihr das?
00:30:49
Stefan
Ja, also definitiv der eine stärker, der andere weniger. Ich bin ja als Mobilitätsexperte vielfach tatsächlich in solchen Räumen. Auch aus Naturismusperspektive werde ich eingeladen.
00:30:50
Anja
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:31:05
Stefan
Das Auto ist der Hauptverursacher bei den Emissionen, wenn es um Tourismusregionen geht. Jetzt gerade zum Beispiel in den Alpen Skifahren. Die Anreise mit dem Auto ist der hauptsächliche Verursacher da des negativen
00:31:23
Stefan
CO2-Emissionen und da geht es natürlich ganz viel um die Gestaltung auch des öffentlichen Raumes. Stelle ich öffentlichen Parkraum zur Verfügung oder nutze ich Räume,
00:31:37
Stefan
um da zum Beispiel Mobility Hubs, Mobilitätsstationen zu etablieren, wo vielleicht auch das lokale Tourismusbüro sitzt, wo vielleicht der lokale ÖPNV-Akteur sitzt, wo natürlich Sharing-Optionen vorhanden sind, wo vielleicht ein kleines Kaffee noch integriert ist. Und dann sage ich auch immer gerne, wie viele Tankstellen habt ihr an einem Ort? Und genau diese Räume könnten dann halt genau solche Hubs sein, die ihr ganz nachhaltig und zukunftsfähig als
00:32:08
Stefan
Tourismusregionen umwandeln und umgestalten könnte. Und das ist, glaube ich, eine Denke, die bei vielen sicherlich noch nicht so auf der Agenda ist, um es ganz offen zu sagen. Bei vielen Events ist ja immer noch, wenn du da eine Einladung bekommst, dieser Standardsatz, am Veranstaltungsort stehen genügend Parkplätze zur Verfügung.
00:32:31
Stefan
Und wenn man jetzt wirklich mal nachhaltig sein will, kann man denen einfach mal Ersatzschluss streichen und sagen Anreiser erfolgt über ÖPNV. Punkt aus. Aber so weit.
00:32:40
Anja
Ich finde es schön, weil genau das ist im Grunde genommen, da spiegelt sich eine dieser Transformationen eben oder
00:32:46
Anja
eigentlich mehrere Transfers, aber vor allem eben diese Eco-Transition wieder. Also, dass wir einfach sagen, okay, wir verzichten nicht auf den Tourismus oder wir verzichten nicht auf gewisse Dinge, sondern wir versuchen, Ersatz zu finden, der sich im Grunde genommen möglichst natürlich auch aus einem Mobilitätsgedanken, aus einem, ich sag jetzt mal, wir sind einfach sehr bequeme Individuen geworden, aus einem Bequemlichkeitsansatz natürlich irgendwie auch vertreten wird.
00:32:50
catharina_fischer
Ja.
00:33:11
Anja
Wie kann ich im Grunde genommen nicht nur Raum, sondern natürlich auch Mobilität im Raum gestalten, dass ich im Grunde genommen von diesen Fahrtabhängigkeiten abweiche und dass ich eben anders denke. Und das ist wiederum so dieser Vorteil zum einen der Transformationen dieser Blickwinkel, aber eben auch noch mal dieser Blickwinkel auf Räume. Und ich finde diese Tankstelle wirklich ein ganz hervorragendes Beispiel.
00:33:30
Stefan
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:33:33
Anja
Es gab vor ein paar Jahren schon mal so eine Konzeptstudie von einem Architekturbüro und Designbüro aus den USA. Gänzer, die haben verschiedene Überlegungen für die Größe von Tankstellen. Was kann man damit machen? Und da haben sie zum Beispiel auch eine Idee gehabt, kleinere Tankstellen in Fitnessräume zu umzutransformieren.
00:33:52
Anja
Und da greift es um die Frage, wie kann ich Lebensqualität vor Ort erhöhen, wie kann ich die Qualität der Destination erhöhen für die Bevölkerung, für die Gäste und gleichzeitig aber trotzdem auf dieses große Thema des Klimawandels reagieren und eingehen.
00:34:11
catharina_fischer
Mhm. Mhm.
00:34:11
Stefan
Und gleichzeitig ist ja die Destination immer auf der Suche nach Besonderheiten. Sie möchten ja aus dieser Masse auch herausstechen. Und was liegt da mehr als genau solche Experimente mal zu machen und zu zeigen, wir gehen einen anderen Weg. Und da werden sie sicherlich ganz andere Zielgruppen wieder ansprechen können, als sie das normalerweise gemacht haben. Wie schön, wie spannend.
00:34:32
Anja
Ja.
00:34:35
catharina_fischer
Aber ich glaube, nochmal das Thema Gäste und Einheimische, weil du es gerade sagtest, Anja, das finde ich nochmal eine interessante Perspektive, weil das ist ja grundsätzlich die Herausforderung, vor denen viele stehen, also gerade Tourismusregionen und sagen wir mal vor allem die,
00:34:54
catharina_fischer
die auch viele von außen bekommen. Und wo es ja darum jetzt mehrheitlich auch geht, wir sehen jetzt die Extreme im Ausland, aber wir haben auch teilweise Extreme im Inland, wo es dann geht, den vorhandenen Raum bestmöglich zu nutzen.
00:35:13
catharina_fischer
im Sinne derer, die kommen, im Sinne einer guten Produktqualität, eines guten Erlebnisses, im Sinne der Wertschöpfung auch, so ist es nun mal, aber natürlich auch derer, die da wohnen und diesen Raum oder teilweise auch diese Infrastruktur mitnutzen.
00:35:32
catharina_fischer
Und ich finde es dann spannend, ich weiß nicht, wie ihr darauf schaut, also wenn man sozusagen diese verschiedenen Perspektiven, die in eurem Spaces drinnen stecken, einnimmt und mal dann auf diesen Raum schaut, dann kommen da sicherlich durchaus andere vielleicht Lösungen oder Ergebnisse, je nachdem, ob man auf die Einheimischen schaut oder ob man auf die Gäste schaut.
00:35:57
catharina_fischer
Und wie kommen wir da besser zusammen? Also habt ihr da vielleicht Erfahrungen oder Gedanken? Weil das ist ja wirklich, nehme ich aus unserer Arbeit auch wahr, so ein bisschen die Krux an der Geschichte. Wir sagen zwar und wir versuchen das auch, Lebensraumgedanken, die Einheimischen zu integrieren, sie zu befragen.
00:36:19
catharina_fischer
Bürgerbeteiligungs-Workshops gibt es dann, gerade auch bei neuen Tourismuskonzepten oder wenn neue Produkte auch im Sinne von Dingen vor Ort neu gestaltet werden sollen oder der Raum neu gestaltet. Aber am Ende des Tages merkt man doch, dass oftmals immer noch dann unterschiedliche Ansprüche
00:36:42
catharina_fischer
in diesen Gruppen vorherrschen. Und das ist ja auch ein bisschen logisch, weil die einen sind immer da und die anderen kommen nur für einen kurzen Augenblick, für die sie bezahlt haben, sage ich jetzt mal ganz glatt, und eine bestimmte Erwartungshaltung haben. Wie schaut ihr dann darauf?
00:36:58
Anja
Vielen Dank.
00:37:01
Stefan
Also ich bin jetzt kein Tourismus-Experte, aber für mich ist immer die Frage, sprechen wir über entweder oder, oder sprechen wir über sowohl als auch. Und ich glaube, wir haben jetzt, also bei den Aktuellen, mit denen ich zusammenarbeite, ist immer wieder diese gleiche Fragestellung, wir haben es jetzt 60, 70 Jahre so gemacht und es war scheinbar erfolgreich.
00:37:27
Stefan
Und es gibt aus dieser Haltung heraus immer nur dieses, naja, entweder wir machen das so oder so.
00:37:36
Stefan
zukünftigen Gestaltungsfähigkeit ist, ist das für mich, ich würde das gerne abschneiden. Ich würde das gerne hinter mir lassen. Ich würde die Leute gerne ermutigen zu sagen, lass uns doch mal sowohl als auch probieren. Lass es uns doch mal anders probieren, weil die Anspruchshaltung auch jetzt nicht nur von jüngeren Konsumenten, aber auch von anderen Konsumenten, die verändern sich jetzt schon. Und nur weil es jetzt 60 Jahre ganz gut funktioniert hat,
00:37:59
catharina_fischer
Mhm. Mhm.
00:38:04
Stefan
sind wir vielleicht jetzt auch an einem Punkt, wo es in Zukunft nicht mehr tragfähig ist. Das heißt, ich würde ganz bewusst eine Perspektive aufmachen, die dort sagt, nee, jetzt, es geht nur gemeinsam anders. Und diesen Mut zur Veränderung müssen wir jetzt gemeinsam aufbringen, denn es wird nicht mehr lange erfolgreich sein, scheinbar erfolgreich sein, was es ja auch in vielerlei Hinsicht nicht mehr ist.
00:38:29
catharina_fischer
Mhm.
00:38:30
Anja
Ich stünde da sehr zu, also ich denke auch, dass es sicherlich so zum einen dieses Schwarz-Weiß-Denken ist und zum anderen sicherlich auch der Blick, der ähnlich wie vielleicht auch das Thema Raum einfach mal ein anderer sein muss, nicht nur aus dieser Perspektive, was möchte der Gast, was möchte derjenige, der vor Ort ist, was braucht vielleicht die Arbeitskraft vor Ort,
00:38:50
Anja
das soll an Veranstaltungen, sondern einfach zu schauen, auch hier nochmal einen anderen Blick zu gucken. Und das machen wir ja auch im Grunde genommen, Katharina und ich sind ein bisschen eben auch immer mit dieser Frage nach Lebensqualität vor Ort, die ist eigentlich im Grunde eine
00:39:07
Anja
eine Lebensqualität, die über denjenigen, der vor Ort wohnt, trägt sich das hinaus. Mir fallen zwei Bereiche ein, wo ich Analogien aus dem Focus Book Raum ziehen würde.
00:39:22
Anja
die sich auch in diesem Bereich des Tourismus wiederfinden. Zum einen ist es diese Frage, die du auch Stefan vorhin nochmal angesprochen hast, wie findet Mobilität auf Straßen statt? Also auch hier haben wir sozusagen stärker zukünftig ein Miteinander, also wie wird dieser Raum dort gestaltet, das lässt sich eigentlich
00:39:42
Anja
Schön, auch wenn es abstrakt ist, auf das Thema einer Destination übertragen. Also für wen ist diese Destination oder für wen wird dieser Raum eigentlich gestaltet? Und zum anderen aber auch so diese Frage, die auch schon mal oder dieses Thema, was auch schon mal angesprochen wurde, eben der Beitrag von Una zu der City of Kindness oder zu den Räumen der Freundlichkeit des Miteinanders. Also wie und hier ist auch wieder so ein Stück weit dieses Thema der Resonanzräume wird aufgemacht. Also was
00:40:12
Anja
Wie reagieren Menschen auf einen Raum? Und das betrifft natürlich sowohl die Menschen, die vor Ort leben, wie auch diejenigen, die kommen. Generell, und das ist vielleicht auch nochmal etwas, was ich so ganz schön fand, auch an, wir hatten ja vor zwei, drei Wochen zusammen so einen Zukunftssalon, Stefan und ich, wo am Ende so ein bisschen auch so das Thema kam, es braucht zum einen der moderierte,
00:40:35
Anja
moderierte Gestaltungen, also es braucht mehr Moderation in der Gesellschaft auch in Räumen mitgestalten zu können und gleichzeitig braucht es neue Narrative in diesem Kontext. Und das sehe ich eben auch ganz stark bei dieser touristischen Debatte momentan, die eben, um jetzt auch wieder an dieses schwarz-weiß-denken anzuknüpfen,
00:40:54
Anja
entweder geht in diese Richtung, wir wollen keine Touristen oder beziehungsweise manchmal jetzt auch schon diese Marketing-Slogans oder diese Marketing-Aktion von einigen großen Städten bleibt bloß zu Hause, ja, so ungefähr. Oder eben sozusagen, wir brauchen unbedingt, also da ist sozusagen die Frage, was für ein Narrativ brauchen wir eigentlich in Zukunft? Und deswegen finde ich es eigentlich auch ganz spannend, dass es gerade große Bewegungen da eben auch an einigen Orten, wie jetzt zum Beispiel auf den Kanarischen Inseln gibt, wo
00:41:24
Anja
wo die Bevölkerung eigentlich auch ganz klar eben diese Position vertritt, sie möchten mitgestalten und das finde ich eigentlich etwas sehr Positives, wodurch eben auch wieder neue Narrative geschaffen werden können oder geschaffen werden müssen.
00:41:39
Stefan
Vielen Dank.
00:41:39
catharina_fischer
Absolut, ja. Das heißt, da sind wir ja schon teilweise auf einem guten Weg, weil diese Perspektive wird jetzt doch mehr und mehr auch in den Konzepten eingenommen. Und das ist, glaube ich, auch eine ganz wichtige Richtung, die wir da eingeschlagen haben. Mit Blick auf die Uhr, die Zeit, wie das so immer ist, sie rauscht dahin.
00:42:03
catharina_fischer
Aber ich würde gerne noch mal so ein bisschen ein abschließendes Wort vielleicht von dir, Stefan, mitnehmen für unsere Zuhörerinnen und gerne auch Anja. Ja, Thema Raum als sozusagen Zukunftsblick oder in der Zukunftsperspektive. Wie schaust du da ganz persönlich drauf oder was würdest du dir da wünschen? Sagen wir es doch mal so.
00:42:10
Stefan
Also...
00:42:30
Stefan
Für mich ist der öffentliche Raum tatsächlich so ein Dreh- und Angelpunkt in dieser Debatte. Das hatte ich ja schon angedeutet. Wenn wir jetzt nur mal in die Städte gucken, 60 Prozent des öffentlichen Raumes sind Autobrauen,

Transformation öffentlicher Räume

00:42:40
catharina_fischer
Mh.
00:42:40
Stefan
sind Straßen und Parkplätze. Und das ist natürlich vollkommen absurd. Und ich würde mir wünschen, dass dieser öffentliche Raum, der ist für die gesellschaftliche, aber auch für die wirtschaftliche Transformation extremst wichtig.
00:42:55
Stefan
Und ich glaube, das müssen wir verstehen. Wir müssen diesen öffentlichen Raum wieder zu dem machen, was ja mal gewesen ist. Zu einem Ort, wo wir uns treffen, wo wir in Cafés sitzen, wo wir nicht sterben. Ich sag das so ganz offen und ehrlich. Wo wir nicht sterben, weil ein Auto daran vorbeifährt, was Abgase emittiert, die einfach ungesund sind.
00:43:13
Anja
Vielen Dank für's Zuschauen.
00:43:18
Stefan
zu all diesen schrecklichen Krankheiten führen. Das kann doch nicht sein, das ist ja vollkommen absurd. Und wie schwer wir uns dabei tun, diesen öffentlichen Raum umzubestalten, das ist schon sehr, sehr verwunderlich. Es gibt jetzt das politische Instrumentarium, ist jetzt vor zwei, drei Wochen tatsächlich
00:43:39
Stefan
verändert worden, sodass wir den öffentlichen Raum umgestalten können. Und ich finde, dieses Buch bietet extrem viele tolle Beispiele dafür, wie man das machen kann. Die Konzepte bieten einen Rahmen, wie man anders auf diesen Raum gucken kann und auch ein anderes Verständnis dafür sich entwickeln kann. Und das finde ich schon sehr, sehr
00:44:00
Stefan
spannend und zukunftsfähig. Und das würde ich mir wünschen, dass das viele Entscheidungsträger einfach in ihrem Postfach hätten, um zu sehen, so geht es auch. Ich bin dabei.
00:44:12
catharina_fischer
Dann verschick doch mal eine Probe an alle. Ja, von dir nochmal ein paar Abschlussworte zum Teamer.
00:44:21
Anja
Ich würde ganz gerne nochmal ein Zitat aus dem Text von Una zitieren, quasi eine Doppelzitierung. Sie zitiert die deutsche Bundesarchitekten, die Präsidentin der Deutschen Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhardt, mit einem Zitat, ein vierjähriges Kind muss alleine zum Eis essen gehen können.
00:44:40
Anja
Und ich finde, da steckt so viel drin in diesem Satz und in dieser Vision und in diesem Wunsch, dass ich finde, damit trifft man sowohl eben die Sache, dass man eine Stadt hat, die freundlich miteinander umgeht, in der miteinander auch einander geachtet wird, was für mich einen ganz klar einen partizipativen Anteil hat. Das heißt, Menschen sind miteinander in Kontakt.
00:45:05
Anja
Es impliziert, dass ein Kind sich frei und gut bewegen kann in diesen Räumen und dass sich vor allem ein vierjähriges Kind und jedes vierjährige Kind vielleicht auch ein Eis leisten kann. Auch das finde ich ist ein ganz wichtiger Punkt von Räumen der Zukunft. Wie ermöglichen sie Teilhabe und für wen sind sie eigentlich wirklich auch gestaltet? Haben sie etwas Inklusives?
00:45:30
Anja
Und ich finde, da an diesem Zitat lässt sich wirklich ganz viel Visionäres eben auch integrieren und ablesen. Und das wäre für mich eigentlich so auch ein Stück weit eine Vision und ein Ziel. Vielen Dank, Stefan.
00:45:45
catharina_fischer
Das ist doch sehr schön. Sehr, sehr schöne Vision. Wunderbar. Ja, ich sag erst mal danke in die Runde. Danke, Stefan, dass du heute unser Gast warst. Ich glaube, das überholen wir, oder, Anja? Das ist doch gut mit so einem Gast. Natürlich. Natürlich. Ja.
00:45:48
Stefan
Finde ich auch.
00:45:58
Anja
Unbedingt gerne. Das ist total schön gewesen, ja wirklich. Stefan, du darfst auch gerne wiederkommen. Dann sprechen wir mal gemeinsam über unsere weiteren Schnittstellen, weil ich glaube, das Thema Mobilität und auch das Thema Raum und Tourismus, Destinationen ist wirklich, das haben wir heute auch schon gehabt, haben viele Schnittstellen. Ja, aber Katharina, wir machen uns... Ja, gerne. Katharina, haben wir schon eine Idee für unsere nächste Folge?
00:46:20
catharina_fischer
Absolut. Ja.
00:46:22
Stefan
Ich danke euch.
00:46:28
catharina_fischer
Ja, haben wir selbst geredet. Natürlich ist Qualitätstourismus. Ja, es gibt ja sozusagen auch eine Art Bewegung, den Qualitätsbegriff zu überdenken, zumindest so wie er mehrheitlich noch in den Köpfen ist, gerade auch im Tourismus. Und ich glaube, da spielen auch einige Themen, die wir heute angesprochen haben, mit rein.
00:46:33
Anja
Mhm.
00:46:56
catharina_fischer
und denke ich noch mal ein paar weitere. Also ganz spannend, ich glaube da können wir mal einsteigen nächste Woche, was das auch mit Nachhaltigkeit zu tun hat und wie man dann eigentlich auch diese neue Qualität messen möchte, Fragezeichen.
00:47:06
Anja
Mm-hmm. Ja. Bis dann. Tschüss.
00:47:12
catharina_fischer
Also ich glaube, das Thema wird durchaus sehr interessant und damit würde ich sagen, herzlichen Dank fürs Zuhören, einen schönen Nachmittag, Morgen, Abend, Mitternacht, wann auch immer ihr uns hört und bis zum nächsten Mal.
00:47:37
Stefan
Vielen Dank für's Zuhören!