Einführung und Umfrage auf Instagram
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Speaker
Hallo, wie schön, dass du wieder da bist zu dieser Podcast-Folge.
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Speaker
Heute wieder mit meinem wundervollen Mann Jan.
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Speaker
Ja, wir haben eine kleine Umfrage gestartet bei Instagram in der Story und ihr hattet ein paar Fragen über uns oder für uns, die wir euch heute hier beantworten werden.
Themenvorstellung: Umgang mit Konflikten
00:00:24
Speaker
Und was sich da so ein bisschen rauskristallisiert hat, ist, dass ihr sehr gerne wissen möchtet, wie wir mit Konflikten umgehen,
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Speaker
wie wir mit Krisen umgehen, wie wir dem anderen auch die Möglichkeit geben, seine Themen in seinem eigenen Tempo zu lösen, ohne zu viel Verantwortung für die Themen des anderen zu übernehmen.
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Speaker
Also da sind einige sehr, sehr spannende Fragen dabei, die wir heute beantworten werden und ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf Jans Antworten, denn ich weiß auch noch nicht, wie er antworten wird.
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Speaker
Bei dieser Thematik.
Jans Lernerfahrungen mit Konflikten
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Speaker
Wie geht es dir denn so mit den Fragen?
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Speaker
Schön, dass du die Fragen kennst und ich sie jetzt mehr oder weniger das erste Mal höre.
00:01:08
Speaker
Ich habe mir jetzt aber ehrlich gesagt auch noch nicht so viele Gedanken darauf gemacht.
00:01:11
Speaker
Ich werde auch sehr intuitiv antworten.
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Speaker
Ja, deshalb, also, lass uns doch vielleicht einfach mal grundsätzlich mit dem Thema Konflikte durchstarten.
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Speaker
Wie gehen wir denn so mit Konflikten um?
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Speaker
Was ist so dein erster Impuls dazu?
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Speaker
Dass ich für meinen Teil überhaupt erstmal lernen durfte, nicht wegzulaufen vor Konflikten mit dir.
00:01:45
Speaker
für mich das so ein bisschen immer das Thema war, wenn wir jetzt streiten, dann bricht die Welt irgendwie zusammen, dann geht die Welt unter.
00:01:59
Speaker
Das heißt, ich durfte lernen, da irgendwie früher schon auszudrücken, was mir nicht passt, was sich irgendwie nicht richtig anfühlt.
Konflikte in der frühen Beziehung
00:02:12
Speaker
Das heißt, Konflikte sind
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Speaker
irgendwie eine Chance, würde ich sagen, auch als Paar weiter zu wachsen.
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Speaker
Ja, das wird mein erster Gedanke.
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Speaker
Ja, voll spannend.
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Speaker
Also das hätte ich auch geantwortet.
00:02:29
Speaker
Ich glaube, wir mussten auch wirklich erst mal lernen, in den Konflikt zu gehen.
00:02:35
Speaker
Und Konflikte sind ja, also wenn alles harmonisch läuft, ist das ja nicht wirklich die Herausforderung.
00:02:41
Speaker
sondern die eigenen auch ungelösten Themen, Kindheitsthemen, Angst vor Ablehnung, Verlustängste, die kommen ja immer erst in Konflikten eigentlich so wirklich an die Oberfläche.
00:02:55
Speaker
Und ich glaube, dass wir...
00:03:00
Speaker
gerade am Anfang unserer Beziehung, schon Konflikte häufig vermieden haben.
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Speaker
Also so wirklich gestritten oder diskutiert haben wir nicht.
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Speaker
Und ich weiß noch, irgendwann...
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Speaker
bin ich dann mal auf, hatte ich irgendwie das Gefühl, also kann das eigentlich so richtig sein?
00:03:22
Speaker
Ich habe immer gesagt, wir streiten nie, wir streiten nie.
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Speaker
Wir sind immer einer Meinung und ich würde sagen, wir haben schon eine sehr, sehr ähnliche Weltansicht.
00:03:30
Speaker
Unser Wertesystem ist
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Speaker
matcht schon sehr gut und auch die Vorstellung davon, wie eine Beziehung aussehen soll und wie unser gemeinsames Leben
Bewusstes Streiten als Paar
00:03:40
Speaker
Das passt schon, aber trotzdem sind wir ja auch Individuum und
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Speaker
Ich kam, also am Anfang fand ich das voll cool, dass wir uns so wenig aneinander gerieben haben, sage ich mal.
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Speaker
Und dann irgendwann, als so verschiedenste Herausforderungen in unserer Beziehung oder in unserem Leben aufgetaucht sind, kam ich so auf den Gedanken, also irgendwie kann das ja auch nicht so ganz richtig sein, dass zwei Individuen immer dieselbe Meinung haben.
00:04:20
Speaker
dann haben wir irgendwann angefangen, Schreiten zu üben.
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Speaker
Überhaupt erstmal wieder herauszufinden, wer bin ich denn?
00:04:29
Speaker
Was will ich denn?
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Speaker
Und das auch zu fühlen, auch in der Anwesenheit des anderen.
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Speaker
Und dann natürlich auch aussprechen zu können oder zeigen zu können.
00:04:43
Speaker
Und ja, das war eigentlich so,
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Speaker
der Einstieg ins erstmal Bewusstwerden, wie gehe ich eigentlich mit Konflikten um oder wie gehen wir in der Beziehung mit unterschiedlichen Meinungen auch um.
Gedanken und Gefühle offen ausdrücken
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Speaker
Spüren wir die überhaupt noch?
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Speaker
Und wenn ja, können wir die überhaupt aussprechen?
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Speaker
Frage beantwortet.
00:05:15
Speaker
Okay, ja, du meinst also, gehen wir mal gleich in den Konflikt.
00:05:18
Speaker
Du meinst also, die Frage ist jetzt fertig verantwortet.
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Speaker
Wie gehen wir denn heute mit Konflikten um, also wenn wir eine unterschiedliche Meinung haben?
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Speaker
Ach so, Frage doch noch nicht beantwortet.
00:05:29
Speaker
Also ich bin der Meinung, die ist noch nicht verantwortet.
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Speaker
Da gibt es noch einiges zu sagen, von meiner Seite aus.
Eine spezifische Konfliktsituation
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Speaker
Ja, wir sprechen darüber, wir sprechen offen aus, was wir fühlen, was wir denken, was uns nicht passt.
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Speaker
Und dann reden wir darüber.
00:05:53
Speaker
Ja, also ich finde, wo wir eine krasse Entwicklung hingelegt haben, oder was ich einfach als Feedback vielleicht auch an der Stelle, wenn ich dir das geben darf, geben werde, will, möchte, Jan nickt, ist, dass, also wir haben ja so eine Dynamik, dass wenn mir was gegen den Strich geht, dann kann ich sehr aufbrausend sein.
00:06:19
Speaker
Ich überkompensiere gerne mal mit Größe und Wut, gerade wenn ich eigentlich tief verletzt bin oder da eine Traurigkeit oder ein Schmerz in mir ist.
00:06:31
Speaker
Also viele Frauen weinen ja, wenn sie wütend sind.
00:06:34
Speaker
Bei mir ist es häufig genau andersrum.
00:06:36
Speaker
Wenn ich eine tiefe Verletzung spüre, dann brause ich eher auf.
00:06:47
Speaker
Bei uns war das ja immer so, dass ich so die Tendenz hatte, ja, relativ schnell mal aufzubrausen, wenn mir irgendwas gegen den Strich ging.
00:06:56
Speaker
Und du hast ja eben gesagt, du hast dann häufig die Flucht ergriffen.
00:07:01
Speaker
Weil du bist eigentlich genau das Gegenteil, zumindest bei mir.
00:07:06
Speaker
Wenn dir was gegen den Strich geht, wirst du ganz ruhig.
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Speaker
Und wir hatten zum Beispiel...
00:07:14
Speaker
einmal eine Streitsituation, in der du dann wieder den Raum verlassen wolltest und ich aus meiner Erstarrung rauskam und sagen konnte, bleib doch jetzt einfach mal hier, bleib doch mal hier stehen, halt doch mal meine Wut aus und flüchte nicht gleich wieder aus dem Raum, weil ich dann das Gefühl habe, dass ich für meine Wutgefühle
Konfliktmuster durchbrechen
00:07:42
Speaker
Und ich habe das Gefühl, das hat seitdem super viel mit dir gemacht, denn wir hatten letztens eine Situation, wo ich auch wieder so ein bisschen aufbrausend wurde und ich fand es ganz spannend zu beobachten, dass du erst kurz den Raum verlassen hast und dann sofort wieder reinkamst.
00:08:04
Speaker
Und dir auch erlaubt hast, mir zu zeigen, dass du dich gerade wirklich ärgerst und dass du das gerade auch überhaupt nicht cool findest und eben auch deine Wut und deinen Unmut in dem Moment zum Ausdruck gebracht hast.
00:08:21
Speaker
Und das war so ein Moment in meinem Kopf, wo ich mir gedacht habe, oh, wow, hier hat sich echt was verändert im Umgang mit Wut.
00:08:35
Speaker
Und zwar, dass ich sie nicht an dir auslasse, aber vor allen Dingen, dass du trotzdem annehmen kannst, dass ich gerade Wut ausdrücke und da bleibst.
Einfluss der Kindheit auf Konfliktverhalten
00:08:52
Speaker
Und damit haben wir einfach eine krasse Dynamik durchbrochen,
00:08:59
Speaker
weil sich ja Streits und Konflikte in vielen Beziehungen oder in den meisten Beziehungen immer erstmal nach bestimmten Dynamiken und Mustern abspielen und man da ja nicht weiterkommt, weil jeder so in seiner Perspektive bleibt oder auch gefangen bleibt in seinem dysregulierten Nervensystem.
00:09:17
Speaker
Und ich glaube, das ist mitunter eine der schwierigsten Sachen für Paare aus diesen
00:09:23
Speaker
immer wiederkehrenden Streitmustern oder Konfliktmustern auszubrechen.
00:09:27
Speaker
Ob das jetzt das Muster ist, gar nicht miteinander zu sprechen.
00:09:31
Speaker
Oder ob es dann das Muster ist, komplett zu eskalieren, sich gegenseitig nur noch anzuschreien.
00:09:36
Speaker
Ja, da gibt es ja unterschiedliche Dynamiken.
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Speaker
Aber... Naja, im Prinzip glaube ich, also für mich war es immer so, wenn du aufbrausend geworden bist, ist es eigentlich so zurück in meine Kindheit gewesen.
Sicherer Raum für emotionale Verarbeitung
00:09:52
Speaker
Was bei mir halt heißt, Vater, Cholerika, völlig ausgerastet und als Kind gibt es dann kein großes Dagegenstellen, sondern eben wegflucht.
00:10:04
Speaker
Wenn Eltern streiten und Vater so ausflippt, dass du denkst, keine Ahnung.
00:10:11
Speaker
der geht deiner Mutter an die Gurgel oder was auch immer.
00:10:13
Speaker
Was er nie gemacht hat.
00:10:16
Speaker
Das ist ja das, was du als Kind wahrnimmst.
00:10:20
Speaker
Auf was draufgeschlagen oder auch, also egal, gar nicht nur im Streit mit meiner Mutter, sondern allgemein auch.
00:10:30
Speaker
Im Auto sich so aufgeregt, dass man das Lenkrad kaputtgeschlagen hat und zum Glück kein Airbag drin war.
00:10:36
Speaker
Und dann halt für mich dann einfach nur
00:10:42
Speaker
draußen mit anderen ist es dann so gewesen, dass ich ab einem gewissen Punkt dann völlig ausgetickt bin.
00:10:51
Speaker
Was ich natürlich nicht mache in deiner Gegenwart, weil es einfach nicht das ist, was ich will.
00:10:57
Speaker
Deswegen habe ich den Raum immer verlassen und Jahre später halt gelernt habe, dass ja nicht die Welt untergeht, dass du auch nicht
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Speaker
für den Rest des Lebens, du auf mich sauer bist, nur weil du aufbraust gerade oder die Beziehung kaputt geht oder was auch immer gerade passiert oder ich auch einfach da bleiben kann und mir überhaupt nichts passiert, außer dass es für einen Moment unangenehm ist und
Projektionen aus der Kindheit erkennen
00:11:24
Speaker
genau, wir die Sachen dann regeln können.
00:11:27
Speaker
Ich glaube, was einfach wichtig ist, ist, dass wir uns bewusst sind, es sind nie nur zwei Erwachsene in der Beziehung miteinander, sondern immer auch die beiden inneren Kinder.
00:11:37
Speaker
Und unsere inneren Kinder drücken sich immer so gegenseitig in die Kindheitsrunden rein, ne?
00:11:42
Speaker
Und das, erstmal müssen wir uns einfach bewusst werden, was ist das Ziel für uns als Paar, also welchen Art von Beziehungsraum wollen wir eigentlich miteinander kreieren?
00:11:56
Speaker
Durch meine Vorgeschichten mit dem emotionalen Essen und den Essstörungen haben wir da, glaube ich, auch eine gewisse Achtsamkeit entwickelt, wie wichtig es ist, einen Beziehungsraum zu kreieren, in dem Ehrlichkeit, Sicherheit und Vertrauen als Fundament sind und wo wir auch heute immer noch weiter üben, Emotionen in welcher Form auch immer zu normalisieren.
00:12:21
Speaker
Dass geweint werden darf, dass auch laut
00:12:25
Speaker
dass man auch laut werden darf, weil es ja auch einen Unterschied gibt.
00:12:29
Speaker
Ich weiß nicht, ich habe das irgendwann dann auch mal zu dir gesagt, ich schreie nicht dich an, sondern ich schreie es einfach raus, weil da gerade so viel Wut in mir in Bewegung kommt.
00:12:41
Speaker
Oder auch, dass ich gesagt habe, nicht du machst mich wütend, weil das wäre eine Projektion.
Ungelöste Kindheitsprobleme in Beziehungen
00:12:49
Speaker
tut etwas, zum Beispiel mir über den Mund fahren.
00:12:54
Speaker
Mein Vater ist mir immer über den Mund gefahren als Kind.
00:12:57
Speaker
Und natürlich hat mich das als Kind wütend gemacht, da konnte ich es nicht ausdrücken, da bin ich gefreezed, so wie Jan eben auch beschrieben hat in seinen Dynamiken.
00:13:06
Speaker
Und später als Erwachsener haben wir dann die Neigung,
00:13:11
Speaker
es ist vollkommen okay, als Erwachsener auch zu sagen, hey, ich finde es nicht cool, wenn du mir über den Mund fährst und mich unterbrichst.
00:13:18
Speaker
das ärgert mich, das ist die Erwachsenenhaltung.
00:13:21
Speaker
Und dann gibt es aber noch das innere Kind, das völlig ausrastet und am allerliebsten dem anderen ins Gesicht springen würde, in meinem Fall.
00:13:33
Speaker
Und aus diesem inneren Kind sprechen wir häufig heraus und sagen dann, du machst mich wütend durch dein Verhalten.
00:13:41
Speaker
Du bist schuld an meiner Wut.
00:13:46
Speaker
Sorgt häufig für Dynamiken, dass das Gegenüber dann auch zumacht und dass man dann gar nicht zusammenkommt.
00:13:52
Speaker
Und deswegen ist natürlich, wie wir sprechen, einmal ganz wichtig, nicht zu sagen, du machst mich wütend, sondern ich spüre gerade Wut in mir.
00:14:00
Speaker
Da ist gerade eine Grenze von mir überschritten, aber der Punkt ist, das können wir ja immer erst dann verbalisieren, wenn wir so weit reguliert sind, dass wir klar denken können.
00:14:13
Speaker
Und deswegen ist dieses, mit sich selbst erstmal zu lernen, mit den eigenen Emotionen umzugehen und sein Nervensystem zu regulieren, jeder für sich.
00:14:23
Speaker
so, so wichtig und Basis und sich gleichzeitig als Paar einig zu werden, okay, ja, wir wollen dahin kommen, dass es sicher ist und normal, Emotionen zu zeigen und auszudrücken, nicht nur zu sagen, ich bin traurig
Vermeidung von Elternrollen im Paar
00:14:39
Speaker
oder wütend, sondern
00:14:42
Speaker
es auch zu zeigen, es auch verkörpern zu können.
00:14:45
Speaker
Genau das, was als Kind verletzt wurde, wo wir es eben unterdrücken mussten, weil niemand da war, der das halten konnte, als Paar gemeinsam zu lernen, das zu halten bei sich selbst und dann auch gegenseitig.
00:15:01
Speaker
Ich finde, ich habe gerade so ein bisschen nachgedacht, auch wie, wenn ich andere Paare mir angucke, auch Freunde oder so,
00:15:13
Speaker
dass bei uns immer, wenn wir streiten, wir so kapieren, okay, da ist was, was halt irgendwie jeder für sich lösen darf.
00:15:25
Speaker
Also was tiefer geht noch.
00:15:26
Speaker
Genau, der andere das auch spiegelt, je nachdem, oder wir das selbst erkennen.
00:15:32
Speaker
Und wir dann so für uns sagen, hey, okay, wir haben jetzt eine neue Aufgabe und dürfen die lösen.
00:15:39
Speaker
Und in den meisten...
00:15:43
Speaker
Paaren oder Beziehungen ist es so, die streiten, knallen sich ein paar Sachen an den Kopf, die sie vielleicht im Nachgang auch bereuen, warten, bis es sich abgeregt hat und leben dann wieder ihr Leben weiter.
00:15:54
Speaker
Verändert sich halt nichts.
00:15:55
Speaker
Genau, es verändert sich halt nichts.
00:15:57
Speaker
Und dann siehst du das Paar drei Jahre später und die streiten immer noch über dieselben Themen, die verhalten sich immer noch wie kleine Kinder von außen betrachtet und
00:16:08
Speaker
Haben aber eigentlich nichts an dem Thema gelöst, aber wie ich am Anfang gesagt habe, ist es ja eigentlich wie im Auto geht so eine Warnleuchte an und du weißt so, okay, da ist das Problem, dann kannst du dem nachgehen und das ist ja dann für jeden selbst die Aufgabe.
00:16:23
Speaker
Ja, aber du sagst, was ganz wichtig ist, nämlich, dass sie sich dann verhalten wie Kinder.
00:16:29
Speaker
Und diese Frage darf sich eigentlich jeder, der gerade zuhört oder jedes Paar mal stellen.
00:16:37
Speaker
Bin ich gerade, reagiere ich gerade eher kindlich oder reagiere ich erwachsen und reguliert?
00:16:43
Speaker
Weil meistens ist es ja so, wenn wir wie kleine Kinder streiten,
00:16:48
Speaker
Und auch dieses, nö, ich antworte dir jetzt nicht und ich spreche nicht mehr mit dir, ist auch ja eine trotzige Reaktion.
00:16:54
Speaker
Dann ist es tatsächlich so, dass in dem Moment mehr das innere Kind aktiv ist, als
00:17:03
Speaker
Wirklich der Erwachsene.
00:17:04
Speaker
Und ich weiß, einer meiner Mentoren, als wir so an diesen Themen gearbeitet hatten, hat dann irgendwann mal einen sehr coolen oder sehr guten Satz für mich.
00:17:15
Speaker
Und das hat gar nicht so lange gedauert, bis sich echt was auch verändert hat, wie ich uns sehe.
Emotionale Selbstverantwortung
00:17:22
Speaker
Nämlich, dass ich immer, wenn ich im Alltag gemerkt habe, ich gehe in die Projektion, also gerade ist mein inneres Kind aktiv und erwartet von Jan, mir die Liebe zu geben, die ich von Papa zum Beispiel nicht bekommen habe.
00:17:37
Speaker
Oder auch Mama, manchmal projizieren wir auch Mama auf den Partner, wobei man eher schon sagen kann, wir als Frauen mit dem männlichen Partner agieren eher die Papa-Themen aus und die Männer mit der weiblichen Frau eher
00:17:54
Speaker
Ja, weil es natürlich leichter ist, die eigene Mutter auf eine Frau drauf zu projizieren, als jetzt, ne, so geschlechterübergreifend, aber es ist anteilig immer ein bisschen was dabei.
00:18:04
Speaker
Und dieser Satz, der war, dass ich mir quasi selber im Kopf sage, er ist nicht Papa.
00:18:13
Speaker
Und damit so ein Stück weit, Stück für Stück diese Projektion auf Hebel zu erkennen, wann geht es hier wirklich um uns als Erwachsene und um die heutige Situation und wann irrt sich mein inneres Kind in der Zeit, weil das gibt es in der Psychologie auch, das ist ein Fachbegriff oder eine Fachbeschreibung, Irrtum in der Zeit.
00:18:37
Speaker
Alles, was ungelöst, ungesehen, ungeliebt, unversorgt geblieben ist,
00:18:43
Speaker
versucht heute hier und jetzt jede Gelegenheit zu nutzen, gesehen zu werden, geliebt zu werden, gehalten zu werden, geheilt zu werden, wenn wir es so wollen.
00:18:54
Speaker
Und das heißt, es gibt immer wieder Situationen im Alltag und je mehr wir ungelöst in uns tragen, desto häufiger kommt das vor.
00:19:03
Speaker
da werden unsere inneren Kinder wach.
00:19:06
Speaker
Und dann irrt sich unser System, unser Nervensystem quasi in der Zeit.
00:19:12
Speaker
Und das müssen wir erst mal klarkriegen.
00:19:14
Speaker
Wann irrt sich da etwas in mir in der Zeit?
00:19:21
Speaker
Wir haben noch einen schönen Spruch dahingehend mit dem Vater, aber ich glaube, den sagen wir jetzt nicht, oder?
00:19:25
Speaker
Den können wir schon sagen.
00:19:27
Speaker
Wir waren mal auf einem Vortrag, da ging es ums Thema sexuelle Lust.
00:19:31
Speaker
Und als Frau würde ich das etwas liebevoller ausdrücken, aber wir können es ja jetzt einfach mal so sagen, wie es damals der Speaker gesagt hat.
00:19:42
Speaker
Wenn du keine Lust hast auf Sex mit deinem Partner, dann mach dir bewusst,
00:19:49
Speaker
mit seiner eigenen Mutter fickt man nicht.
00:19:53
Speaker
Oder mit seinem Vater fickt man nicht.
00:19:56
Speaker
Und ich würde es etwas anders beschreiben, wenn wir sehr im kindlichen System sind.
00:20:04
Speaker
Das heißt, unser inneres Kind projiziert und das passiert wirklich super unbewusst und für alle, die jetzt merken so, was?
00:20:13
Speaker
Oh Gott, nein, das mache ich nicht.
00:20:15
Speaker
Der Widerstand könnte zeigen, dass
00:20:17
Speaker
dass da ganz viel unbewusst abläuft, weil so funktioniert die menschliche Psyche eben nun mal.
00:20:23
Speaker
Das ist Entwicklungspsychologie, mit der arbeiten wir ja im Coaching auch ganz, ganz viel.
Konflikte als Wachstumschancen
00:20:28
Speaker
Und wir können sagen, wenn unser inneres Kind sehr stark in der Projektion ist und im Partner großen Anteil Papa sieht, und Achtung, der Partner kann ganz anders wie dein Vater sein, aber es kann eine Facette an ihm geben,
00:20:45
Speaker
die das innere Kind aufweckt, dann haben wir wie so eine Art natürliche Inzestsperre, könnte man sagen, weil da dann einfach sozusagen die Blockade reinkommt.
00:20:57
Speaker
Das ist eine Möglichkeit.
00:21:00
Speaker
Also wir haben ja schon über das Thema Sexualität gesprochen in einem anderen Podcast.
00:21:07
Speaker
Aber das sind alles zum Beispiel Erklärungen dafür, warum das vielleicht auch am Anfang der Beziehung neben dem ganzen Hormon-Crooktail gut funktioniert und später in der Beziehung, wenn wir viel mehr emotional involviert sind und auch mit unseren inneren Kindern dabei, dann plötzlich die Lust wegfällt oder so.
00:21:27
Speaker
Also, nochmal zusammengefasst, bevor wir zur nächsten Frage kommen, wie gehen wir mit Konflikten um?
00:21:34
Speaker
Wir üben immer mehr, dass Emotionen da sein dürfen.
00:21:39
Speaker
Und wir respektieren auch immer mehr, und das ist ein Übungsprozess auch, dass wir unterschiedliche Meinungen haben dürfen und das nicht zur Trennung führt oder zu Verlust führt.
00:21:52
Speaker
Oder überhaupt dafür, dass der andere...
00:21:55
Speaker
doof behandelt wird oder abgestraft wird, dass er eine andere Meinung hat, was ja früher auch oft passiert ist.
00:22:02
Speaker
Und wie ich finde eben, dass es wirklich eine Chance ist, dass man sagt, hey, okay, scheinbar haben wir da irgendwie ein Thema, lass mal gucken, ob wir gemeinsam oder jeder für sich dem nachgeht.
00:22:16
Speaker
Das ist eigentlich die Grundlage.
00:22:17
Speaker
Ja, wie immer auch für Angst, für was auch immer.
00:22:20
Speaker
Also, dass man es einfach als Chance irgendwie sieht.
00:22:24
Speaker
Und ich bin auch der Meinung, wie wir mit Konflikten umgehen, und das ist eine Fähigkeit, wie gesagt, die können wir entwickeln, mit der sind Jan und ich auch nicht in die Beziehung gekommen, ist auch am Ende des Tages die Grundlage dafür, dass wir auf der einen Seite glücklich zusammen alt werden können, wenn es unser Wunsch ist,
00:22:51
Speaker
und aus Beziehungskrisen und Konflikten immer das Entwicklungspotenzial.
Externe Hilfe bei Konflikten suchen
00:22:58
Speaker
nichts Schlimmes sehen in dem Sinne.
00:22:59
Speaker
Natürlich ist es unangenehm, weil es unangenehme Emotionen auslöst, aber es ist ja ein riesen Entwicklungspotenzial drin.
00:23:10
Speaker
Richtig cool, wenn man so da drauf gucken kann.
00:23:16
Speaker
die Grundlage da ist.
00:23:18
Speaker
Also es gibt ja Paare, die streiten einfach nur, wo auch gar nicht die Grundlage da ist.
00:23:24
Speaker
Ja, haben wir ja gerade gesagt, die Grundlage ist dann auch an sich selbst zu arbeiten, jeder für sich zu gucken, was passiert hier eigentlich gerade, was kommt da, was wird da in mir eigentlich immer wieder wach und vor allen Dingen sich dann auch externe Unterstützung zu holen, denn ganz häufig ist ja auch so ein bisschen dieses, wir haben als Paar versagt, wenn wir zu Paartherapie gehen oder wenn besser ist es tatsächlich sogar, ich halte da mehr von, dass jeder für sich erstmal so zu seinem Coach oder Therapeuten geht, weil
00:23:55
Speaker
Der Punkt ist, das hat nichts mit Versagen zu tun.
00:23:58
Speaker
Aufgrund dieser Projektionen und dieser Dynamiken, die wir eben beschrieben haben, ist es eben so,
00:24:04
Speaker
dass der Partner kann uns nicht coachen, der kann uns auch nicht therapieren.
00:24:10
Speaker
Wir haben immer wieder Frauen, die zu uns kommen, deren Partner sind Therapeuten und Coaches.
00:24:17
Speaker
Und zum Glück, die wissen das, ja, unterstützen die da ihre Frauen, sich extern Hilfe zu holen und sehen das nicht als selbst versagen, weil sie da nicht irgendwie helfen konnten.
00:24:29
Speaker
Weil der Punkt ist einfach,
00:24:31
Speaker
Da sind so viele Blindspots und so viele Dynamiken, die innerhalb von einer Beziehung stattfinden können.
00:24:38
Speaker
Das muss man aus der Beziehungsdynamik auslagern.
00:24:44
Speaker
Weil sonst immer wieder auch Schuldgefühle und das Gefühl, versagt zu haben, sich nicht schnell genug zu entwickeln und so weiter hochkommen.
00:24:53
Speaker
Und das ist für beide Seiten nicht gut.
00:24:55
Speaker
Und wir haben ja sowieso schon immer dieses Gefühl, ich muss alles alleine schaffen, ich bin stark und
00:25:02
Speaker
dann melden sich Frauen bei uns und sprechen mit
Unterstützung beim persönlichen Wachstum
00:25:05
Speaker
Auf einmal kommt doch wieder dieser Gedanke, ich muss es alleine schaffen.
00:25:08
Speaker
Weil in uns ist ja immer, das kennen wir ja alle, dieses, wenn ich mir jetzt Hilfe nehme, dann ist es wie aufgeben.
00:25:15
Speaker
Dabei gibt es einfach Themen, die wir gar nicht alleine lösen können.
00:25:18
Speaker
Selbst wenn der, also ob du selber oder der Partner Therapeut oder was auch immer ist, das funktioniert einfach nicht.
00:25:28
Speaker
Okay, was haben wir noch?
00:25:29
Speaker
Also, die nächste Frage ist, wie habt ihr es geschafft, den anderen in seinem Tempo seine Themen bearbeiten zu lassen, ohne ungeduldig oder zu besorgt zu sein oder zu viel Verantwortung für den anderen zu übernehmen?
00:25:47
Speaker
Das ist sehr spannend.
00:25:58
Speaker
Ich würde gerne anfangen.
00:25:59
Speaker
Dann kann ich die Frage nochmal lesen.
00:26:04
Speaker
Da ist was ganz Spannendes drin.
00:26:06
Speaker
Ohne zu besorgt zu sein, zu ungeduldig zu sein oder zu viel Verantwortung für den anderen zu übernehmen.
00:26:17
Speaker
Hier sind echt ein paar Dinge drin, die müssen wir uns jetzt mal klar machen.
00:26:22
Speaker
Also, wann bin ich zu besorgt um den anderen?
00:26:29
Speaker
Zum Beispiel, wenn ich die Mutterrolle einnehme.
00:26:33
Speaker
Wann übernehme ich zu viel Verantwortung für meinen Partner?
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Speaker
Zum Beispiel, wenn ich die Mutterrolle einnehme.
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Speaker
Oder auch, da sprechen wir gleich drüber, wenn ich zu besorgt bin, kann ich auch zu besorgt um mich sein.
00:26:56
Speaker
Also, wenn mein inneres Kind zum Beispiel sagt, Papa kann mich nicht so versorgen und lieben, wie ich es brauche, dafür müsste er sich verändern oder entwickeln, ja,
00:27:09
Speaker
Oder wenn ich zu viel Verantwortung übernehme, dann kann es auch sein, dass ich als Kind gelernt habe, ich muss die Verantwortung für die Bedürfnisse von Mama und Papa übernehmen.
00:27:21
Speaker
Das nennt sich Parentifizierung.
00:27:25
Speaker
Und das sind zum Beispiel die Dynamiken, die häufig in Beziehungen wach werden.
00:27:30
Speaker
Wenn wir zu wenig Vertrauen haben,
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Speaker
in unser Gegenüber haben, zu wenig das Gefühl, dass er vielleicht erwachsen genug ist, dann gehen wir in die Elternrolle und wenn wir, wenn unser inneres Kind damit dabei ist, das unerfüllte Bedürfnisse hat, dann wird das auch zu viel.
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Speaker
Also das ist ja zu ungeduldig, zu besorgt und zu
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Speaker
zu viel Verantwortung zu übernehmen und quasi Druck aufzubauen, weil der andere sich unserem Empfinden nach nicht schnell genug entwickelt oder verändert, hat viel, viel mehr mit uns zu tun in dem Moment als mit dem Partner.
Vertrauen und Geduld in der Entwicklung
00:28:23
Speaker
Weil der Punkt ist, wenn der Partner sich entwickelt und an sich arbeitet, dann tut er das in erster Linie erstmal für sich selbst.
00:28:31
Speaker
Und in seinem Tempo.
00:28:37
Speaker
Das bedeutet, um es ganz einfach runterzubrechen, wie schafft ihr es, jeder in seinem Tempo und den anderen auch in seinem Tempo und seinen Themen arbeiten zu lassen?
00:28:48
Speaker
Durch A, Vertrauen, dass alles zu seiner Zeit kommt.
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Speaker
B, durch die Reflexion, was baut denn innerlich bei mir so einen Druck auf?
00:29:04
Speaker
Weil häufig ist es so, wir wollen, dass der andere sich verändert, damit wir keine unangenehmen Entscheidungen treffen müssen.
00:29:11
Speaker
Zum Beispiel, wenn er sich so weiter verhält, dann werde ich nicht glücklich in dieser Beziehung und müsste mich trennen.
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Speaker
Und deshalb muss er sich verändern, damit ich diese unbequeme Entscheidung nicht treffen muss.
00:29:26
Speaker
Das ist zum Beispiel eine Dynamik häufig.
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Speaker
Und wir können das natürlich äußern, wir können dem Partner sagen, schau mal, es gibt ein Verhalten, das stört mich extrem und wir werden als Paar
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Speaker
nicht glücklich, wenn das so weitergeht und ich wünsche mir, dass du dahinschaust, ich wünsche mir, dass du daran arbeitest und ich möchte auch konkrete Schritte für dich, von dir sehen, aber wenn das nicht passiert, dann mache ich mich nicht abhängig davon, sondern dann treffe ich für mich die Entscheidung, entweder in dieser Beziehung zu bleiben und das so zu akzeptieren oder aus der Beziehung rauszugehen.
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Speaker
Und diese Klarheit braucht es eigentlich immer.
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Speaker
Wie stelle ich mir eine Beziehung vor?
00:30:14
Speaker
Wo sind da meine eigenen Themen?
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Speaker
Ist mein Partner bereit, sich zu entwickeln, ja oder nein?
00:30:21
Speaker
Oder geht ja auch aktive Schritte.
00:30:24
Speaker
Bis wohin gehe ich das mit?
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Speaker
Und ab wann sage ich auch ganz klar, jetzt ist Schluss?
00:30:38
Speaker
dass es wichtig ist, überhaupt erstmal anzuerkennen, dass der Partner was macht.
00:30:42
Speaker
Also dass man auch das wertschätzt, weil bei dir war es so, du musstest einfach schneller an deinen Themen arbeiten, weil es bei dir einfach... Hat mehr darunter gelitten, ne?
00:30:53
Speaker
Genau, bei dir musste einfach viel, viel schneller viel, viel mehr passieren.
00:30:59
Speaker
Bei mir ist dieser Druck nicht so groß gewesen.
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Speaker
Deswegen ist es bei mir einfach...
00:31:05
Speaker
hat es länger gedauert, bis ich dran bin und ich habe es auch langsamer gemacht und mache es auch immer noch.
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Speaker
Aber trotzdem hast du mir nie das Gefühl gegeben, ich muss irgendwie schneller machen, ich muss irgendwas ändern, sondern im Gegenteil, du hast mich eher darin bestärkt, dass es gut ist, dass ich meine Themen angehe.
Ermutigung ohne Druck
00:31:29
Speaker
Und es ist ja auch oft so, gerade Frauen, die wir im Coaching haben, die dann sagen, ähm,
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Speaker
dass sie wollen, dass jemand sich auch weiterentwickelt und dass da einfach, finde ich, einen
00:31:44
Speaker
dass das jeder macht, wenn es zur richtigen Zeit kommt und dass man nicht dieses Druck aufbauen, damit auf Krampf irgendwie was mit reingeben wollen, sondern dass es jeder aus freien Stücken macht und gemeinsam man sich gegenseitig einfach supportet.
00:32:03
Speaker
Also was wir uns einfach bewusst sein müssen ist, dass das Fundament jeder Entwicklung ist Sicherheit und Vertrauen.
00:32:15
Speaker
Warum entwickeln wir uns nicht weiter?
00:32:16
Speaker
Warum blockieren wir?
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Speaker
Warum arbeiten wir nicht an uns selbst?
00:32:20
Speaker
Weil uns die Ressourcen fehlen mit der Angst, der Scham, der Schuld und all dem, was da Unangenehmes ist.
00:32:29
Speaker
wir zu spüren bekommen, umgehen zu können.
00:32:33
Speaker
So, wenn ich jetzt als Frau jetzt zum Beispiel meinen Partner ständig darin beschäme und beschimpfe, was er wieder falsch gemacht hat und warum er das nicht endlich ändert und so weiter, dann passiert ja genau das Gegenteil.
00:32:49
Speaker
Es ist, es wird Scham getriggert, es wird Verlustangst getriggert, es wird ein Fluchtgefühl getriggert und
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Speaker
Wir sind eigentlich damit beschäftigt, Angst zu haben, anstatt die Ressourcen in die Themen zu stecken, die wir eigentlich lösen wollen.
00:33:06
Speaker
Was nicht heißt, dass es nicht liebevolle, aber klare Gespräche geben darf.
00:33:12
Speaker
Die hat das ja bei uns auch gegeben.
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Speaker
Also auch ich habe ja ab einem gewissen Zeitpunkt
00:33:19
Speaker
Ganz klar gespiegelt, schau mal, ich bin zwar diejenige gewesen, bei der es offensichtlichere Themen gab, als wir in die Beziehung gekommen sind.
00:33:27
Speaker
Das heißt aber nicht, dass ich die Einzige hier bin mit Themen.
00:33:35
Speaker
wenn du dir wünschst, dass es sich so und so entwickelt, dann wirst du auch Verantwortung übernehmen müssen und da hinschauen müssen.
00:33:44
Speaker
Diese Klarheit darf es schon geben.
00:33:48
Speaker
Und das darf auch ausgesprochen werden.
00:33:51
Speaker
Die muss es auch geben, weil gerade wenn ein Partner offensichtlichere Themen hat, ist es für den anderen leicht Thema Mutterrolle.
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Speaker
Wir hatten ja auch das Thema, dass ich mich sehr stark um dich gekümmert habe.
00:34:06
Speaker
Mutterrollenmäßig und das irgendwie... Das mir eigentlich tierisch um den Strich ging.
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Speaker
Weil ich so ein Unabhängigkeitsbedürfnis habe.
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Speaker
Genau, aber das für mich einfach, weil du ja mit dem ganzen Essstörungsthema und so weiter, dass das einfach die Dynamik war, die sich entwickelt hat, wo wir auch rauskommen durften.
Persönliche Grenzen respektieren
00:34:29
Speaker
Woher fie ich hinaus?
00:34:30
Speaker
Achso, ja genau, und ich dann an meinen Themen arbeiten durfte.
00:34:32
Speaker
Ja, genau, weil ich dir irgendwann gespiegelt habe, hey.
00:34:36
Speaker
Nicht nur ich bin die Baustelle.
00:34:39
Speaker
Also ich sehe, ich spüre, du willst, dass es mir gut geht und deswegen kümmerst du dich so stark um mich, aber es überschreitet eine Grenze.
00:34:51
Speaker
Es ist eine Überfürsorglichkeit, die sich für mich nicht mehr gut anfühlt.
00:34:57
Speaker
Und das Spannende war ja, je mehr ich
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Speaker
an meinen Themen hätte arbeiten müssen, desto mehr habe ich kompensiert und in dich reingegeben.
00:35:09
Speaker
Und da habe ich ja auch ganz klar gemacht, ich bin nicht die Projektionsoberfläche für deine Themen.
00:35:16
Speaker
Du erwartest von mir, mich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhandeln, damit es mir gut geht, damit es dir gut gehen kann.
00:35:24
Speaker
Und das ist nicht okay.
00:35:26
Speaker
Wenn es mir schlecht geht, geht es mir schlecht.
00:35:32
Speaker
Du darfst da sein, aber du kannst das nicht für mich lösen.
00:35:37
Speaker
Weil da steckt ja auch eine Lernaufgabe für mich drin.
00:35:40
Speaker
Ich kriege das ja selber nur gelöst, wenn ich mich dem auch auf eine bestimmte Art und Weise zuwende.
00:35:47
Speaker
Und, ne, punkto sekundärer Krankheitsgewinn, wenn wir immer versorgt werden, dann gibt es auch keinen Grund, sich zu bewegen.
00:35:59
Speaker
Und das ist vielleicht auch ein Punkt, den ich vielen Frauen hier immer ans Herz legen möchte, die zuhören.
00:36:11
Speaker
Und das könnte ein bisschen triggern.
00:36:15
Speaker
Der Punkt ist, dein Partner ist ein erwachsener Mensch, auch wenn er sich manchmal nicht so verhält.
00:36:21
Speaker
Aber da ist ein Erwachsener und ein inneres Kind.
00:36:26
Speaker
Und wenn du immer nur das innere Kind siehst oder sein kindliches Verhalten siehst, dann schiebst du ihn ins Kind und du schiebst dich in die Erwachsenenrolle.
00:36:37
Speaker
Und es bedeutet, es entsteht eine Machtdynamik, gegen die sich der Partner häufig dann auch wehrt, indem er sich versucht, dem zu entziehen.
00:36:47
Speaker
Dinge verschweigt, wegbleibt, später nach Hause kommt, sich nicht meldet, was auch immer.
00:36:53
Speaker
Das hatte ich ganz stark in meiner ersten Beziehung.
00:36:56
Speaker
Und der Punkt ist, wir unterstellen quasi unserem Partner, dass er das nicht hinbekommt.
00:37:06
Speaker
Und wir fangen an, Verantwortung für seine Themen zu übernehmen und nehmen ihm damit seine Lernaufgabe weg.
Abgrenzung zwischen Empathie und Ermächtigung
00:37:15
Speaker
Er wird einen gewissen Schmerz brauchen, so wie du,
00:37:32
Speaker
Auch mal zu der letzten Frage, die wir auch noch hier stehen haben, wie gehst du mit Krisen von ihm um?
00:37:39
Speaker
Wir dürfen uns bewusst machen, dass Krisen immer eine Chance bebirgen.
00:37:45
Speaker
Ohne Krisen keine Entwicklung.
00:37:49
Speaker
Und das heißt, wenn mein Partner in eine Krise rutscht, dann bin ich da,
00:37:57
Speaker
Aber ich bleibe auch im Vertrauen, dass er das hinbekommt, dass er eine Lernaufgabe hat und dass er durch diese Krise lernen wird.
00:38:08
Speaker
Ich habe Mitgefühl, aber kein Mitleid.
00:38:12
Speaker
Was ist der Unterschied?
00:38:13
Speaker
Mit Gefühl bedeutet, ich sehe dich und ich finde es auch nicht schön, dass es dir mit der Situation nicht gut geht und wenn du mich um Unterstützung bittest, dann bin ich da.
00:38:24
Speaker
Mit Leid bedeutet, der Arme, der ist das Opfer der Situation und er kriegt es alleine einfach nicht hin.
00:38:37
Speaker
impliziert, dass du kein Vertrauen in ihn hast, in seine Stärke, in seine Ressourcen.
00:38:43
Speaker
Und es sorgt auch dafür, dass eine Machtdynamik entsteht, wo du an der Stelle dann übergriffig wirst.
00:38:51
Speaker
Wo Heilung für ihn ja immer schwieriger wird.
00:38:53
Speaker
Oder für sie umgedreht.
00:38:56
Speaker
Also wir brauchen immer, das ist übrigens auch was, was ich bei uns im Coaching praktiziere, die Frauen, die zu uns kommen,
00:39:05
Speaker
die sind nicht das Opfer und die sind auch nicht der Situation machtlos ausgeliefert.
00:39:11
Speaker
Und gleichzeitig respektiere ich und halte sie damit, dass sie an vielen Stellen das Gefühl haben, ausgeliefert zu sein.
00:39:19
Speaker
Aber neben all dem Schmerz, den ich bei meinem Partner oder auch im Coaching zum Beispiel mit den Frauen sehe und den ich respektiere, sehe ich dort auch hindurch und weiß,
00:39:35
Speaker
Ich habe ein unbändiges Vertrauen darin, dass jede einzelne Person das in sich hat, was sie braucht, um das für sich zu lösen.
00:39:43
Speaker
Und das braucht am Ende des Tages dein Partner auch, damit er sich entwickeln kann.
00:39:48
Speaker
Er braucht jemanden an seiner Seite, der das Potenzial sieht, der ihn liebevoll spiegelt, ihm aber seine Lernaufgaben nicht wegnimmt, weil das sind seine Themen, das sind seine Aufgaben.
00:40:01
Speaker
Du hast deine Themen, du hast deine Aufgaben.
00:40:05
Speaker
Und das muss einfach klar sein, weil sonst wirst du übergriffig.
Balance zwischen Eigenarbeit und gemeinsamem Wachstum
00:40:09
Speaker
Und mit Leid hat immer eine Machtdynamik drin.
00:40:13
Speaker
Ich bin ihm überlegen.
00:40:16
Speaker
Und das ist auch nicht gesund für eine Beziehung.
00:40:20
Speaker
Wie gehst du denn mit Krisen von mir um mittlerweile?
00:40:26
Speaker
Früher war es der Horror.
00:40:28
Speaker
Früher bin ich tausend Tode gestorben.
00:40:33
Speaker
War völlig am Ende.
00:40:35
Speaker
Aber inzwischen habe ich eine sehr gute, gesunde Abgrenzung.
00:40:40
Speaker
Ich weiß, dass es deine Aufgabe ist, dass du das hinbekommst.
00:40:46
Speaker
Ich bin da, du weißt, dass ich da bin.
00:40:50
Speaker
Und eigentlich ist es so viel geiler.
00:40:52
Speaker
Es ist so viel entspannter für den Partner, weil du musst einfach nur da sein, wenn du, also einfach nur die Sicherheit zu geben, hey, wenn du irgendwas brauchst, bin ich da.
00:41:06
Speaker
habe ich gelernt, du löst diese Themen für dich in deinem Tempo und dann sind sie halt gelöst.
00:41:17
Speaker
Und wenn ich immer wieder rein manipuliere, dann lösen sich halt die Themen nicht, sondern wir bleiben einfach in diesem Ding gefangen.
00:41:26
Speaker
Und das ist eigentlich das, was lange gedauert hat, aber was ich für mich erkannt habe, was ich auch für mich selbst gelernt habe, als ich selber Arbeit gemacht habe für mich.
00:41:38
Speaker
Und ich glaube, dass das einfach das Schöne daran ist.
00:41:47
Speaker
Die Grundlage ist einfach zu vertrauen.
00:41:53
Speaker
Was man ja auch sagen muss bei alledem,
00:41:57
Speaker
es ist ja nie so, dass wir unsere Beziehung in Frage stellen.
00:42:02
Speaker
Also was ich am Anfang gesagt habe, wenn du laut geworden bist und ich Angst hatte, dann war das ja mein Kindheitsthema.
00:42:11
Speaker
Es hat ja nicht wirklich dafür gesorgt, dass ich dich danach weniger liebe oder dass du mich weniger liebst.
00:42:18
Speaker
Unsere Beziehung an sich haben wir ja noch nie in Frage gestellt.
00:42:23
Speaker
Sondern einfach nur
00:42:26
Speaker
Unsere Grundeinstellung ist ja, und aus meiner Sicht sind es nicht mit allen Paaren, die zusammen sind, aber die Grundeinstellung aus meiner Sicht ist,
00:42:35
Speaker
wenn wir uns trennen würden, hätten wir die Themen mit anderen Partnern ja genauso.
00:42:40
Speaker
Und wenn die Basis stimmt, dann arbeiten wir an unseren Themen und werden zusammen viel stärker, haben ein viel cooleres, ein viel schöneres Leben und können uns zusammen was kreieren.
00:42:52
Speaker
Und jeder kann für sich was kreieren und kann seine Themen
Konstruktiver Umgang mit Beziehungskrisen
00:42:56
Speaker
Und ich glaube, das ist auch unsere Aufgabe hier auf der Welt.
00:43:02
Speaker
in Social Media rumhängen, uns in unglücklichen Beziehungen, Jobs, Freundschaften binden, sondern dass wir unsere Themen lösen, dass wir ein eigenständiges Leben führen, dass wir spüren, was uns gut tut und davon mehr machen und das in der Partnerschaft aber auch jeder für sich und dass das Größte eigentlich ist, wenn wir uns genau darin gegenseitig unterstützen und das das Leben ist.
00:43:33
Speaker
Ich glaube, der Punkt, und das muss sich einfach jedes Paar bewusst machen, die Krisen werden kommen.
00:43:45
Speaker
Sowohl für den Einzelnen, Lebenskrisen gehören dazu, und auch als Paar, die erste Krise wird kommen.
00:43:54
Speaker
Und das ist meiner Meinung nach dann der Punkt, wo sich entscheidet,
00:44:01
Speaker
bin ich bereit, an mir selbst zu arbeiten, jeder für sich?
00:44:05
Speaker
Und sind wir bereit, als Paar durch diese Krise gemeinsam durchzugehen?
00:44:10
Speaker
Weil ich glaube, wenn man die erste Krise mal gemeistert hat, dann die zweite Krise spätestens,
00:44:17
Speaker
dann bekommst du auch so ein Vertrauen, weil du weißt, ja, wir sind durch das Letzte durchgegangen, wir werden auch durch dieses durchgehen und sicherlich, es gibt auch Paare und Partner, mit denen geht das nicht mehr, ja, es
00:44:32
Speaker
es ist auch manchmal notwendig, sich zu trennen, gerade wenn wir vielleicht uns auf eine Partnerschaft eingelassen haben, sehr aus dem inneren Kind heraus und jetzt anfangen da an uns zu arbeiten und feststellen, der Partner tut das eben nicht und ich habe da eigentlich einen Partner gewählt, nicht aus einer Erwachsenenhaltung heraus, sondern eher, weil ich mein inneres Kind mit dem da irgendwas ausagieren wollte und jetzt
00:45:01
Speaker
dann kann es auch Teil der Entwicklung sein, zu sagen, ich gehe raus aus der Beziehung, ich löse mich von dieser ungesunden Dynamik, weil sonst wiederhole ich ja auch etwas, was ich als Kind quasi gelernt habe, in einer Situation zu bleiben, in der ich ausgeliefert bin.
00:45:17
Speaker
Und das sind wir faktisch als Erwachsene nicht.
00:45:20
Speaker
Wir fühlen uns häufig so, das sind aber wie gesagt eher die inneren Kinder.
00:45:28
Speaker
die erste, es dürfen sich alle Paare auf die erste Krise freuen, weil in der ersten Krise kommen die Themen hoch, die noch ungelöst geblieben sind.
00:45:38
Speaker
Wir lösen sie etwas mehr und wir erleben als Paar, wir kommen dadurch und wir wachsen sogar dadurch zusammen und dann wird das Band und auch die Liebe wirklich immer stärker.
00:45:57
Speaker
Oder, wie du sagst, es gibt auch einige Paare, die...
00:46:03
Speaker
vielleicht nicht zusammen sein sollten, wo der gesündere Weg vielleicht die Trennung ist.
00:46:07
Speaker
Und dessen darf man sich einfach bewusst sein.
00:46:09
Speaker
Ich meine, wir haben alle auch mal eine Beziehung hier vorgeführt.
00:46:13
Speaker
Und oft ist es so, dass man lange Zeit an den ersten Monaten hängt.
00:46:19
Speaker
Oft ist es so, dass du dir nach einem Jahr denkst, okay, wir hatten eine schöne Zeit und in deinem Kopf hoffst du immer noch, dass diese Zeit wiederkommt und die kommt aber nicht wieder.
00:46:30
Speaker
dann finde ich es besser, sich lieber früh als spät zu trennen, weil das für beide einfach die bessere Möglichkeit ist, früher jemand anderen kennenzulernen, früher wieder glücklich zu sein.
Zukünftige Ziele und Kommunikation
00:46:42
Speaker
man wirklich merkt, man kommt gemeinsam nicht weiter, dann ist eine Trennung, finde ich, auch aus Liebe wichtig für beide und für sich selbst.
00:46:54
Speaker
Also die Frage, die man sich als Paar stellen darf, ist, wollen wir zusammen in die Zukunft gehen und wie soll diese Zukunft für uns beide aussehen?
00:47:06
Speaker
Und es beginnt natürlich damit, offen und ehrlich zu sprechen, erstmal für sich selber klarzubekommen, wer bin ich, was will ich, was ist mein Bedürfnis, meine Perspektiven, meine Werte.
00:47:17
Speaker
Was sich ja auch oft erst entwickelt, vor allem, wenn man vielleicht früh zusammenkommt.
00:47:22
Speaker
Oder aus einer Krise heraus, dann weiß man vielleicht gerade gar nicht, wer ich bin.
00:47:28
Speaker
Und dann als Paar sprechen, sprechen, sprechen und das Next Level, das hatte ich damals auch in der Story gesagt, dass ich die Umfrage gemacht habe, ist am Ende des Tages...
00:47:38
Speaker
wenn wir nicht mehr einfach nur sprechen, sondern wenn wir auch zusammen weinen können, wenn wir auch zusammen wütend werden können, wenn wir aussprechen können oder auch zeigen können, dass wir uns gerade schämen, dass wir uns schuldig fühlen, dass wir Verlustangst spüren, wenn wir Emotionen wirklich auch verkörpern können und zu Hause einen Space schaffen, in dem es normal ist, Emotionen auszudrücken.
00:48:01
Speaker
Denn wenn es da nicht geht, wo soll es sonst gehen?
00:48:05
Speaker
Dann bleibt diese emotionale Energie immer in unserem System und das ist es, was uns langsam innerlich zerstört, was zu Bewältigungsstrategien wie Essverhalten, also emotionalem Essen, Alkohol, Zocken, was auch immer viel Arbeiten führt, um diese Energie irgendwie zu betäuben, der zu entkommen ist.
00:48:27
Speaker
Und deswegen ist das die Grundlage für glückliche Beziehungen mit sich selbst und miteinander.
00:48:33
Speaker
Und ich hoffe, dass wir da heute mit der Podcast-Folge wieder ein bisschen zu beitragen konnten.
00:48:40
Speaker
Wir freuen uns natürlich riesig auf dein Feedback.
00:48:43
Speaker
Gerne einfach mal bei Instagram schreiben, was die Folge mit dir gemacht hat, wo sie dich vielleicht zum Nachdenken gebracht hat, wo vielleicht noch mehr Fragen aufgeploppt sind.
Einladung zur Zuhörerbeteiligung
00:48:52
Speaker
Und dann freuen wir uns ganz bald wieder auf eine gemeinsame Podcast-Folge.
00:48:58
Speaker
Und hoffentlich wieder spannende Fragen zu beantworten.