Einführung und technische Hürden
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Speaker
Hey Schweden, von Bullerbü bis Abisko. Ein Podcast von Svea und Wiebke. Weil die sieht's ja noch halbwegs professionell aus. Ja, total. Mit so einem alten Tablett und einem Kissen druntergestopft. Ich habe gerade mein Kopfhörerkabel zwischen Bananen. Das klingt jetzt irgendwie komisch. Aber das Ding ist halt, ich hab jetzt gerade ... Meine AirPods funktionieren nicht mehr mit Video-Calls, warum auch immer. Und jetzt hab ich wieder welche mit Kabel. Und das Kabel ...
00:00:28
Speaker
Ja, wenn das Kabel so gegen das Mikrofon haut, dann hört man das. Deswegen habe ich das so secure zwischen so einem Haufen Bananen, habe ich so durchgefädelt. Ja, sehr gut. Die hat gezeigt mir gerade ihr Podcaststudio. Ja, und so haut es jetzt nicht gegen das Mikrofon. Ich dachte, das ist eine gute Option. Aber es sieht echt, es sieht schräg aus, was ich so vor mir habe. Ich habe noch so einen Stapel Bücher von David mit so Rich Dad, Poor Dad, Hyper Focus, also seine ganzen
00:00:55
Speaker
Krass, ein Self-Development-Bücher, die ich nie im Leben lesen würde, aber er schon. Ey, hallo, wir brauchen uns ja wohl nicht mehr entwickeln, oder? Nee, das ist perfekt. Nee, aber das eignet sich auf jeden Fall super so als Mikrofonständer. Also, dafür benutze ich das jetzt. Die Bananen und die Bücher. Ja, die Bananen sind Kopfhörerhalter und die Bücher Mikrofonständer. Dann hab ich so ein eides Tablett noch aus einem Secondhand-Laden.
00:01:21
Speaker
Und da hab ich meinen Rechner drauf. Und dazwischen sind so ein paar Sofakissen für den Sound. Weil ich sitz ja immer in der Küche und das heilt immer so ein bisschen. Heilt auch immer noch, aber immerhin ein bisschen besser. Aber ihr merkt schon, professionell können wir. Ihr stellt euch vielleicht vor, dass wir in so einem richtigen Studio sitzen. So alles Hightech mit irgendwelchen Reglern, die man hoch und runter schieben kann. Nee. Auf der Couch und in der Küche.
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Speaker
Ja, am Küchentisch. Ja, willkommen zu einer neuen Folge. Wir wollen heute mal über ein Thema sprechen, was sehr oft angefragt
Schwedisches Schulsystem: Eine Einführung
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Speaker
wurde. Oh ja. Es ist diesmal nicht das Gesundheitssystem, das machen wir auch noch.
00:02:01
Speaker
Aber wir machen jetzt endlich die Folge zum Schulsystem in Schweden und ich weiß auch, dass bei dir sowieso bei der Lehrerin bist, dass da so viele Fragen zu diesem Thema kommen. Und das Ding ist ja, ich habe ja dazu sehr wenig zu sagen bzw. relativ wenig Ahnung, weil ich einfach weder in Schweden zur Schule gegangen bin, noch habe ich Kinder in Schweden, noch bin ich Lehrerin und habe irgendwas damit zu tun. Also ich kenne natürlich so
00:02:23
Speaker
So ein paar grobe Fakten dazu. Und ich kenne so ein bisschen Auszählungen von David, also meinem schwedischen Verlobten, wie er so die Schulaufbahn absolviert hat, also ein paar Sachen weiß ich. Aber deswegen dachte ich, es ist vielleicht ganz gut, wenn ich dich heute mal so ein bisschen interview und einfach mal meine Fragen stelle, weil ich glaube, das sind auch größtenteils die Fragen, die ihr so habt, die ihr uns auch schon geschickt habt, so im Laufe der Zeit. Wir haben ja auch schon ein paar Mal gesammelt. Genau, ich dachte, dabei reden wir einfach mal. Und am Ende kann ich auch noch ein paar von euren Fragen mit einfließen lassen.
00:02:53
Speaker
Da haben wir noch ein paar Screenshots von den Umfragen hier. Am Ende dachte ich, es passt eigentlich ganz gut, dass gerade dieses Student-Fielande ist.
Studentenfeiern und persönliche Herausforderungen
00:03:03
Speaker
Ihr habt es vielleicht gesehen in meiner Story, als ich in Stockholm war. Das ist diese Geschichte, dass die ganzen Schulabsolventen gerade mit diesen LKWs, Traktoren, wie auch immer, durch die Stadt fahren. Und da ein paar die machen hinten drauf, Musik rausballern und ausgelassen feiern.
00:03:19
Speaker
Das ist das, was gerade passiert, der Schulabschluss. Und ja, ich dachte, da kannst du dir auch noch was zu erzählen. Auch wenn du ja gerade nicht beim Schulabschluss dabei warst, weil du ja gerade ausgefallen bist gesundheitlich. Ja, leider. Ich bin auch super traurig deswegen, dass ich jetzt die letzte Woche nicht in die Schule kann, weil ich muss sagen, das sind immer so die Sachen. Deswegen ist man ja auch gerne Lehrer, Lehrerin. Was einfach so cool ist, dann am Ende sich auch zu verabschieden von den großen Schülern.
00:03:44
Speaker
Weil jetzt sind so, wir haben so verschiedene Wettbewerbe jetzt die Woche. Morgen ist bei uns in der Schule School of Lightning. Das ist ja immer sehr schön in der Kirche. Aber ich werde am Freitag zum School of Lightning meiner eigenen Kinder gehen. Nicht als Lehrerin, sondern privat. Aber ich merke gerade schon, dass mich das ganz schön doll traurig macht, dass ich mich vor allen Dingen von meinen Neuntlästern nicht verabschieden kann, weil ich die eigentlich, ja, jetzt zwei Jahre lang begleitet habe. Und dass ich immer Sachen nicht richtig traurig finde. War da gestern der Abschlussball und da bin ich richtig so, mau.
00:04:13
Speaker
Willst du ganz kurz erzählen, warum du nicht hinkannst? Ja, ich habe mir vor zwei Wochen mein Knie verletzt und habe leider... Erst hatte ich Verdacht auf einen Bruch der Kniescheibe. Und wahrscheinlich ist es halt aber das Kreuzband oder irgendwas von den Bändern. Es kann auch sein, dass es durch ist, aber jetzt muss ich erst mal zwei Wochen lang nur rumliegen, weil ich in Schweden vorher nicht zu einem Arzt komme. Ich war kurz beim Arzt, nach einer Woche.
00:04:36
Speaker
Dann endlich mal und konnte dann zum Röntgen, da wurde dann geguckt, ob irgendwas gebrochen ist, aber mit allen weiteren Dingen muss ich jetzt erstmal abwarten. Jetzt wird bei uns auch gerade gestreikt hier in ganz Schweden im Gesundheitssystem. Das heißt also, das eh schon sehr überlastete System kommt jetzt absolut an seine Grenzen im Moment.
Das schwedische Gesundheitssystem und Bildungsstreik
00:04:53
Speaker
Und ja, bin damit so semi-zufrieden und hab natürlich Sorge, dass da irgendwas doller kaputt ist, weil ich natürlich viel draußen bin, mich viel bewege und mich das gerade tatsächlich ein bisschen mitnimmt, muss ich sagen. Versteh ich. Ich hab vor dem Flashback da zu meiner Bänderverletzung vor zwei Jahren.
00:05:14
Speaker
Ich fühle es, es hat mich vollkommen kürr gemacht, nur rumzuliegen. Ich bin richtig depressiv geworden, ohne Scheiß. Ich finde das richtig schlimm. Ich fühle mit dir, Brudi. Ich hoffe, du bist schnell wieder gesund. Ich hoffe auch, dass es im besten Fall nicht gerissen ist. Vielleicht ist es nur angerissen und dass du schnell wieder auf die Beine kommst. Genau.
00:05:32
Speaker
Aber weiter geht's jetzt zur Schulfolge, dachte ich. Einmal möchte ich gerne noch sagen, so als kurzer Disclaimer auch, ist genauso wie in Deutschland und ein anderen Land auch, gibt's natürlich dauernd immer irgendwelche Reformen und irgendwelche Änderungen. Also Stand von den Dingen, die wir jetzt berichten oder Wiebke berichten wird.
00:05:48
Speaker
ist 2024, Juni 2024. Und wir reden halt in erster Linie über Nordschweden. Einmal, weil Wiebke in Nordschweden als Lehrerin arbeitet. Und auch die paar Infos, die ich so habe vom meinem schwedischen Verlobten sind halt auch aus Nordschweden, weil er aus Nordschweden kommt und dort seine Schulkarriere absolviert hat. Also kann sein, dass es in anderen Teilen Schwedens anders läuft, aber das ist, worauf wir uns beziehen. Nur, damit ihr Bescheid wisst, Wiebke ist auch ein Disclaimer für diese Folge.
00:06:17
Speaker
der Schulsystem. Es ist ein heikendes Thema insofern, als dass ich glaube, dass in Deutschland sehr, sehr, sehr, sehr positiv auf Schweden geschaut wird und viele Dinge sind ja auch unglaublich toll hier in Schweden. Aber meiner Meinung nach neigen viele Zuschauer, zumindest bei Instagram, dazu, alles sehr, sehr, sehr romantisch zu sehen.
00:06:40
Speaker
Und Schweden ist halt ein ganz normales Land wie jedes andere Land der Welt auch. Leute, die halt Schule generell kritisch sehen, werden wahrscheinlich auch das schwedische Schulsystem nicht super toll finden. Und ich würde jetzt gerne einfach ein bisschen aus meinen Erfahrungen berichten. Die sind einerseits aus professioneller Sicht als meine, also durch meine Arbeit als Lehrerin jetzt bereits auch schon seit drei Jahren. Ich habe jetzt drei Jahre hier in
00:07:02
Speaker
Schweden als Lehrerin gearbeitet und damit auch länger als in Deutschland. Ich habe in Deutschland nur ein Jahr als Lehrerin gearbeitet. Das heißt, meine, klar habe ich meine Ausbildung gehabt und auch viele Schulen gesehen und so weiter, bin selbst in Deutschland zur Schule gegangen. Aber auch da muss ich sagen, dass in Deutschland sich wahrscheinlich auch einiges ändert und da ja auch die Uhren weiterlaufen.
00:07:20
Speaker
Das heißt, wenn ich jetzt irgendwas zum deutschen Schulsystem sage, muss es auch nicht mehr vollkommen up-to-date sein. Roasted mich dann nicht, wenn da irgendwas Falsches ist. Und ich, genau, würde gern unterscheiden zwischen der Sicht, die ich als Mama habe, weil ich ja zwei Schulkinder, bald drei Schulkinder habe. Meine Tochter kommt jetzt in die Schule im Sommer oder nach dem Sommer. Und natürlich, wie gesagt, meine professionelle pädagogische Ansicht und Analyse, und die ist nicht
00:07:45
Speaker
nur positiv, denn dieses Leben ist halt nicht schwarz und weiß, sondern meistens sind das irgendwelche Graustufen. Und das möchte ich gerne ehrlich mit euch teilen, sodass ihr euch dann eine eigene Meinung bilden könnt. Ja, klingt gut. Okay, dann tauchen wir mal direkt ein mit der ersten Frage. Ich dachte, wir fangen wirklich mal ganz einfach an. Kannst du mal so grob erzählen, wie so das Schulsystem in Schweden aussieht? Also wie lange geht man so die Grundschule? Gibt's Hauptschulen, gibt's Realschulen, Gymnasium? Wie läuft es so ab in Schweden, wenn man zur Schule kommt?
00:08:14
Speaker
Also prinzipiell ist es so, dass die Bildung in Schweden prinzipiell zentral organisiert wird, was ein großer Unterschied zu Deutschland ist, wo es 16 verschiedene Bundesländer gibt und dann jedes Bundesland so ein bisschen alleine entscheiden kann. Das heißt also, es gibt in Schweden nationale Prüfungen. Daran kann man halt erkennen, dass das zentral gesteuert ist und diese nationalen Prüfungen finden in der dritten, in der sechsten und in der neunten Klasse statt.
00:08:40
Speaker
Und ansonsten ist es aber so, dass jede Kommune, und ich habe jetzt gerade nochmal nachgeschaut, wir haben 290 Kommunen in Schweden. Oh, so viel, krass. Und dass dann aber davon ausgehen, dass man diese nationalen Prüfungen hat und auch einen nationalen Lehrplan, der sich aber nicht wie in Deutschland mit dem Rahmenlehrplan vergleichbar ist. Vielleicht hören ja auch einige LehrerInnen zu. Also in Deutschland gibt es ja diese Rahmenlehrpläne für alle, die es nicht wissen, und da steht
00:09:04
Speaker
vor allen Dingen im Gymnasium, ich bin ja Gymnasiallehrerin, stehen da sehr genau die Themen drin, die man behandeln muss. Das heißt, man hat in Deutschland relativ wenig Freiheiten, was so den Stoff des Unterrichts angeht. Und in Schweden gibt es auch einen Lehrplan, der sich aber eigentlich, das gibt es in Deutschland auch ein bisschen grob,
00:09:22
Speaker
Das wissen die Lehrerinnen, aber in Schweden ist es halt quasi so, dass man kaum Stoffvorgaben hat, also jetzt Bücher, die man lesen soll oder so, sondern man hat eher Kompetenzen, die die Schüler erwerben sollen. Und anhand dieser Kompetenzen wird sozusagen, kann man sagen, ist dieser Lehrplan komplett aufgebaut, was halt natürlich dann auch sehr schwammig häufig ist.
00:09:45
Speaker
Im Deutsch wird dann einfach geguckt in der nationalen Prüfung. Am Ende des Jahres der neunten Klasse gibt es halt die nationalen Prüfungen in Deutsch. Das kann man ein bisschen selber entscheiden. Es sind so drei bis vier Prüfungen. Und da geht es wirklich so ein bisschen um die Kompetenzen. Okay, was kann der Schüler eigentlich sagen? Welche Sachen hat er bestimmte grammatikalische Konstruktionen verstanden? Kann er bestimmte Texte verstehen, Hörer verstehen und so weiter? Wird halt geprüft.
00:10:15
Speaker
Das ist halt ganz cool für mich als Lehrerin, dass ich da sehr viel Freiheiten habe in meinem Unterricht, solange ich quasi nur gucke, dass sie am Ende der neunten Klasse diese Kompetenzen erreicht haben und wie sie dahin kommen, ist mir überlassen.
Struktur und Flexibilität im schwedischen Bildungssystem
00:10:27
Speaker
Okay, das heißt also, wenn ich es jetzt richtig verstehe, wenn es zum Beispiel gerade in Deutschland oder in der Welt irgendwie ein aktuelles Thema ist, was total gut zu deinem Unterricht passen würde, könntest du das aufgreifen und so mit einarbeiten in deinem Unterricht? Genau.
00:10:39
Speaker
Also das ist ganz cool, ich bin ja zum Beispiel ganz gerne, ich höre jetzt nicht mehr so deutsches Radio und es ist auch gar nicht so leicht, irgendwie up to date zu sein in Deutschland, muss ich sagen, weil man einfach so, ich bin einfach so weit weg und lebe jetzt hier in meinem Alltag in Schweden. Aber beispielsweise, weil meine Schüler alle sind bei TikTok, ich bin halt auch bei TikTok und
00:10:57
Speaker
Da krieg ich dann immer so ein bisschen mit, zum Beispiel, was so neue Trends sind, was so Lieder sind, die gerade in Deutschland gehört werden. Und da muss ich natürlich immer ein bisschen gucken, was die jugendfrei sind und dass ich denke, dass meine Schüler gut damit arbeiten können. Aber sowas mach ich zum Beispiel total gern, dass ich mal einfach als Warm-Up so ein kleines TikTok zeige. Zum Beispiel war natürlich jetzt das große Ding Barbara's LaBarbara.
00:11:21
Speaker
Das ist halt total durch die Decke gegangen. Das kann hier alle, können diesen Tanz oder finden das total verrückt, wie die deutsche Sprache ist und da ganz fasziniert davon, dass Deutsch sich so anhört, weil natürlich das Schuldeutsch ein bisschen anders ist als Barbara's Rabababa. Und das habe ich jetzt in den letzten Wochen so ein bisschen mit eingebaut und meine 6. Klasse zum Beispiel, die konnten sich dann halt aus einer extra Note verdienen.
00:11:45
Speaker
Wenn sie dieses Lied quasi tanzen, oder wenn sie den Tanz machen und versuchen dazu, Lip Sync zu machen, weil das fänd ich natürlich halt cool, und da hatte ich tatsächlich ein paar Mädels, das war ganz süß, die haben dann zu diesem Barbarasrababa diesen Tanz gemacht und dann so die Lippen so bewegt und haben versucht, das mit zu singen, das war ganz sweet. Also das ist ganz cool, dass man sowas machen kann, dass man so viele Freiheiten hat, das finde ich sehr schön.
00:12:07
Speaker
Das klingt echt gut. Wie ist es mit der Grundschule in Schweden? Ich glaube, die geht sechs Jahre, ne? In Deutschland, ja, so mein Stand. Okay, mein Stand in Deutschland war jetzt irgendwie, dass es vier Jahre geht. Ich weiß nicht, ob das noch aktuell ist, aber wie ist es in Schweden mit der Grundschule? Na, in Deutschland ist es unterschiedlich, ne? In Deutschland gibt es ja verschiedene Systeme und in manchen Bundesländern geht die Schule bis zur sechsten Klasse, die Grundschule, und in manchen bis zur vierten Klasse.
00:12:30
Speaker
Und dann gibt es verschiedene Übergangsformen in eine andere Schulart. Also Deutschland, grob gesagt, das haben wir ein dreigliediges Schulsystem. Das heißt, wir haben die Grundschule und wir haben eine weiterführende Schule und wir haben das Gymnasium so ein bisschen als Extra-Schule, wo man halt ab der fünften beziehungsweise ab der siebten Klasse in einigen Bundesländern hingehen kann.
00:12:49
Speaker
Und in Schweden ist ein zweigliediges Schulsystem. Das heißt, die Grundschule beginnt mit der F-Class, das ist die Förstschule-Klasse, Klasse Null in Deutschland quasi. Ist die mandatory, wollte ich gerade sagen, also muss man diese Vorschule machen oder ist das freiwillig?
00:13:04
Speaker
In Schweden ist es so, dass die Förskola, also die Vorschule ist der Kindergarten, der ist freiwillig. Aber ich würde mal sagen, ich habe irgendwann mal Statistiken gesehen, das sind glaube ich 98 Prozent der Kinder, die ab dem ersten Lebensjahr, also nach dem ersten Geburtstag in den Kindergarten gehen in Schweden. Auch ein bisschen anders als auf jeden Fall in Deutschland. Und die F-Class, also die ist dann verpflichtend für alle. Und da gilt in Schweden eine Schulpflicht und ich kriege auch immer ganz viele Fragen, vielleicht kann ich sie gleich mal vorwegnehmen.
00:13:34
Speaker
zum Thema Freilernen und alternative Schulen, weil irgendwie denken viele so an Bullerbü und denken, ja, total cool, da kann man bestimmt ganz frei sein Kind aufziehen, aber so ist es halt in Schweden überhaupt nicht. Also in Schweden gibt es diese Schulpflicht, es gibt die staatliche Schule, es gibt
00:13:53
Speaker
Es gibt Privatschulen auch, aber gerade so alternative Schulen, wie sie es aus Deutschland kennen, so freie Schulen, die man in Deutschland hat, Waldorfschulen, Montessori-Schulen, Jenaplan-Schulen, was auch immer es alles so gibt. In Deutschland gibt es ja eine Menge an Alternativen. Die gibt es in Schweden nicht. Also kann man schon so sagen. Ich glaube, in ganz Schweden gibt es beispielsweise irgendwie, weiß ich nicht, vielleicht zehn Waldorfschulen oder sieben oder so. Und Montessori-Schulen auch ganz wenig. Also die allermeisten
00:14:22
Speaker
Eltern schicken ihre Kinder auf die staatliche Schule. Und da es kommunal organisiert ist, ist es auch nicht so, dass man ... In den meisten Kommunen hat man keine Freie-Schulwahl. Wir haben in Schläfte-Kommunen eine Freie-Schulwahl. Aber oft ist es nicht so, dass man eine Freie-Schulwahl hat. Da, wo man wohnt, geht das Kind zur Schule. Okay, interessant. Und Freilernen ist auch ganz verboten, ne? Da ist ein Kind nicht zu Hause unterrichtet. Nein, das steht unter Strafe in Schweden. Die Schulpflicht ist in Schweden,
00:14:50
Speaker
sogar nicht mal vergleichbar mit Deutschland, sondern teilweise, also ich würde sagen, dies härter in Schweden als in Deutschland vom Prinzip her. Denn ich habe gerade vor ein paar Wochen gelesen von einer Familie, die beruflich in Thailand arbeiten muss. Also die Eltern müssen mehrere Monate im Jahr in Thailand sein. Ich weiß nicht, ob die eine Fabrik haben whatsoever. Es wurde nicht weiter erläutert. Und es sind, obwohl sie da die Kinder in eine schwedische Schule
00:15:14
Speaker
Schule geben wollen oder wollten, haben sie eine große Klage vom schwedischen, also von der Kommune bekommen, also im Endeffekt vom schwedischen Staat, dass die Schulpflicht nicht gewährleistet ist. Und ich hab so gedacht, okay, in Deutschland ist ja schon so, wenn man reisen muss, auch, ich glaube, wenn man beruflich reisen möchte, dann kann man ja seine Kinder aus der Schule rausnehmen und kann die Schulpflicht umgehen, wenn man unterwegs ist beruflich auch, und sich als Reisend meldet.
00:15:39
Speaker
Ich weiß natürlich nicht, wie das jetzt in irgendwelchen Details in Deutschland ist, da nagelt mich darauf jetzt nicht fest, aber das ist so die Grundlage in Deutschland und in Schweden ist eben nicht so. Also man kann nicht einfach sagen, auch jetzt hab ich mal Lust auf eine Weltreise, wir melden jetzt das Kind von der Schule ab. Das ist ziemlich schwierig und wird dann eben von Fall zu Fall entschieden und diese Familie musste für jeden Tag Strafe zahlen, die die Kinder nicht in der Schule waren, weil die haben dann das einfach trotzdem gemacht, haben gesagt, okay, die Kinder gehen jetzt in den drei oder vier Monaten in Thailand zur Schule, auf eine schwedische Schule,
00:16:08
Speaker
Und dann haben die gesagt, nee. Und mussten richtig, richtig viel Strafe zahlen. Uh, krass. Ja, gut zu wissen. Ich lerne grad auch voll viel über das deutsche System. Voll viele Dinge, die ich auch nicht wusste. Danke schön. Die First-Schooler, wie alt sind die Kinder da? Fünf Jahre alt?
00:16:25
Speaker
Genau, das ist ganz interessant. Das ist ganz anders in Schweden als in Deutschland. In Deutschland gibt es ja in jedem Bundesland unterschiedliche Stichtage, heißt ja in Deutschland, wo man die Kinder quasi schulreif sind. In manchen Bundesländern ist es super früh. Ich weiß nicht ganz genau, mein Sohn ist ja am 7. August geboren und ich weiß, dass der
00:16:42
Speaker
in einigen Bundesländern in die Schule gekommen wäre und in anderen Bundesländern nicht in die Schule gekommen wäre. Also es ist halt immer so ein Hin und Her, gerade für die Sommerkinder immer ein bisschen schwierig. In Schweden ist es ganz einfach, ab dem 1. Januar bis zum 31. Dezember, alle Kinder, die in einem Jahr geboren sind, sind in einer Klasse. Und deswegen heißen die Kinder auch, also wenn wir von unseren Schülern reden, dann kann ich mich überlegen, ich glaube wir hatten jetzt 08.
00:17:06
Speaker
Also Geburtsjahre, dann 08er. Genau, 08er. Und auch wenn wir dann über frühere Schüler reden, dann reden wir über die 05er und 04er oder weiß ich. Und jetzt kommen halt dann die 10er. Ich weiß gar nicht, wen haben wir denn jetzt. Ich glaube, jetzt haben wir tatsächlich ja schon die 11er. Ach, krass.
00:17:20
Speaker
Das klingt zu komisch. Das sind doch noch Babys. Ja, denkt man so. Aber leider nicht. Ich weiß auch gar nicht, wie die Generation heißt. Gen X, glaube ich. Und ich sag euch eins. Die sind sehr, sehr, sehr, sehr speziell.
00:17:36
Speaker
Sehr schwitze. Ich glaub, wir können uns da alle auf was ein... Also, Gen Z ist nix. Gen Z und Alpha. Alpha ist die Allerneueste. Gen Alpha, das hängt wieder von vorne an. Gen X sind so zwischen Boomer und... Ach so, stimmt. Sorry, hab ich das nicht verstanden.
00:17:52
Speaker
Ich hab natürlich noch nicht mal alles genau durchgelesen, weil ich wollte hier immer so eintauchen, diese Topic. Was bin ich eigentlich? Was bin ich? Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele? Genau.
Bewertungssysteme in Schweden und Deutschland
00:18:04
Speaker
Nee, also, das ist eigentlich ganz praktisch. Und dadurch ist es für meine Kinder ganz cool. Also gut, ich hab ein Februarkind, die ist natürlich immer bei den Älteren. Und dann hab ich zwei Augustkinder. Und die sind halt so mittendrin und nicht die jüngsten wie in Deutschland. Das ist ganz cool. Ja.
00:18:20
Speaker
Und dann nach, das Vorschuljahr ist ein Jahr, und dann beginnt die Grundschule. Um zu deiner Frage zurückzukommen, also Förstschule-Klass ist in der Schule schon. Es ist quasi wirklich wie die Schule in Deutschland. Ich finde dieses Konzept von der Förstschule-Klass richtig toll. Ich würde mir sowas auch in Deutschland wünschen, weil man da einfach alle Kinder zusammen hat, vom Prinzip her. Ich gehe immer davon aus, als Lehrerin gehe ich immer eher von den
00:18:47
Speaker
Ich persönlich gehe immer eher von den Kindern aus, die vielleicht zu Hause nicht die besten Voraussetzungen haben, so auch als Erklärung. Und ich kann mir, für mich selbst beispielsweise als Mutter, kann ich mir auch Freilernen vorstellen, finde so ein Konzept auch sehr cool. Aber ich sag mal, als professionelle, aus professioneller Sicht einer Lehrerin finde ich es immer richtig gut, wenn es eine Möglichkeit gibt, dass alle Kinder erst mal auf einen Stand gebracht werden, damit alle Kinder, und das ist auch der Gedanke dahinter, alle Kinder die gleichen Voraussetzungen haben, wenn sie mit ihrer Schullaufbahn anfangen. Und dafür wurde die Förderschule Klass empfunden.
00:19:18
Speaker
Und das ist eigentlich so, dass die Kinder schon auch lesen und schreiben lernen. Das ist auch ein bisschen vergleichbar, finde ich, mit der ersten Klasse in Deutschland. Aber es ist in so einem Setting, die haben halt immer einen Klassenraum, aber die haben auch immer einen großen Gruppenraum daneben, einen Spielraum, wo es eigentlich noch mehr aussieht, wie im Kindergarten. Und es ist halt wirklich, da wird halt versucht, die Kinder an die Schule zu gewöhnen. Und das finde ich halt total schön, weil es gibt ja auch immer Kinder, die vielleicht die ersten sechs Jahre nicht im Kindergarten waren.
00:19:46
Speaker
für die das natürlich ein total harter Break ist, dann auf einmal im Klassenraum mit 24 anderen Kindern zu sitzen. Also sozialisieren auch, ja. Ja, genau. Und in diesem Setting Schule so anzukommen, dafür finde ich das total toll. Ja, da habe ich auch nie so über nachgedacht, aber das stimmt tatsächlich. Also wenn man vom Kindergarten kommt und dann in die erste Klasse eingeschult wird, das ist ja einfach
00:20:06
Speaker
ein sehr großer Unterschied. Ich war auch in einem ganz tollen Kindergarten. Aber man hat ja keinen Unterricht in dem Sinne oder lernt jetzt irgendwie lesen oder schreiben, wie das gerade gesagt ist. Und auf einmal geht es halt wirklich darum, okay, Noten werden ja auch, also ich glaube, ja doch werden Noten seit der ersten Klasse. Also Noten oder bzw. halt diese ausgeschriebene Gut, sehr gut.
00:20:29
Speaker
befriedigend halt keine 1-6 glaube ich. Ich erinnere mich nicht mehr dran, aber ich glaube wir hatten sehr schnell Noten. Ich glaube das ist ja in Schweden ja auch anders die ersten Jahre. Eigentlich ist in Deutschland das ist glaube ich so ab der entweder 2. oder 3. Klasse heutzutage. Ich glaube in der 1. Klasse hat man in Deutschland auch noch keine Noten.
00:20:45
Speaker
Aber ich bin, wie gesagt, nicht Bildungsexperte für 16 verschiedene Bundesländer. Ich kenne mich so ein bisschen aus mit dem Norden. Also ich habe ja in Berlin an der Freien Universität studiert und dann in Rostock meinen Staatsexamen gemacht. Das heißt, ich kenne mich ganz gut Berlin, Brandenburg, mich über Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen. So quasi die Sachen, die für den ganzen Norden sind, kann ich ein bisschen drüber sprechen. Was so Süddeutschland angeht, tatsächlich habe ich nicht so viel Ahnung von den Systemen.
00:21:15
Speaker
Ja, genau, Noten in Schweden. Noten in Schweden werden anders vergeben als in Deutschland. In Schweden gibt es keine Zahlennoten, Ziffernoten, sondern A bis E, also A bis F. Und A ist quasi sehr gut und dann geht's... C entspricht natürlich so ungefähr der Drei in Deutschland. Und dann gibt es E, was in Deutschland ja eigentlich die Fünf wäre. Aber E bedeutet immer noch Goodchant.
00:21:41
Speaker
Also es wird unterschieden zwischen Gutschend und A oder Eke Gutschend. Also bestanden und nicht bestanden, grob gesagt. Und bis zum E ist es bestanden und das F ist dann nicht bestanden. Das ist quasi die 6 dann, das F sozusagen. Genau und ich finde auch vom Niveau her kann man schon das ganz gut umrechnen. Und für die Schüler hier reicht halt einfach eine 5 in allen Fächern für alles. Das ist so krass, ja.
00:22:07
Speaker
Und jetzt daran kann man schon ein bisschen erkennen, also die Noten in Schweden werden ab der 6. Klasse vergeben. Ist auch dann in der 6. Klasse die Grundschule zu Ende und dann geht's weiter mit der Weiterfindenschule? Nein, also die Grundschule ist wirklich bis zur 9. Klasse in Schweden, aber die wird aufgeteilt in Lokstadiet, Mellanstadiet und Högstadiet und also
00:22:26
Speaker
Log ist ja Niedrig, Niedrigstadium, Mittelstadium und Hochstadium quasi übersetzt. Klingt ein bisschen komisch. Und ich bin der Gymnasiallehrerin. Und das Gymnasium geht ja in Deutschland teilweise eben von der fünften Klasse bis zur zwölften, beziehungsweise in einigen Bundesländern ja noch oder wieder bis zur dreizehnten Klasse. Das heißt, ich kann halt eine große Altersstufe abdecken und arbeite halt hier in Schweden an der Grundschule. Und ich arbeite von der sechsten bis zur neunten Klasse unterrichtlich.
00:22:57
Speaker
Okay. Und dann war's so, hab ich grad dabei erzählt von den Noten, die es dann ... Ab der sechsten Klasse gibt. Das war's, genau. Ich hatte vorher noch ein bisschen recherchiert und ich hab auch sehr viele verschiedene Infos gefunden. Ich hatte auch noch so ein bisschen das alte System gefunden, davon hatte David auch erzählt, dass es, glaub ich, damals, als er in der Schule war, gab's, glaub ich, nur drei Noten. Also, gab's halt nur ... Also, wirklich tatsächlich nur drei Noten. Es ist ja krass, nur drei Noten zu haben.
00:23:26
Speaker
Ja, ein großes Spektrum. Und da hatte ich gelesen, damals war es dann so, dass man sogar, dass ein Goschend quasi in Deutschland nach drei entspricht. Und man dafür, oder nee, gar nicht wahr, das Wellegoschend, also sehr gut, dafür musste man 75 Prozent oder so was erreichen von, was weiß ich, einer Klassenarbeit oder so. Und dann hätte man schon eine Deutsche sehr gut gehabt, voll krass. 75 Prozent in Deutschland, was entspricht das? Vielleicht zwei Minus, drei Plus oder so? Nee, drei.
00:23:56
Speaker
Krass, ja. Aber das hat sich ja gerne geändert in den letzten Jahren, dass man jetzt halt diese A, B, C, D, E, F hat. Ja, aber da ist immer, also das ist wirklich im Fluss in Schweden. Also es gibt jetzt in den drei Jahren, seitdem ich hier arbeite, gibt es da gerade, was die Noten angeht, irgendwie gefühlt ständig irgendwelche Veränderungen. Also jetzt ging dann irgendwie mehr über, das ist halt quasi die Kompetenzen sich richten nach A, C und E.
00:24:19
Speaker
Also so ein bisschen Gutschend. Und dann halt, welch Gutschend wäre dann vielleicht A und dann halt C, keine Ahnung. Da findet man diese drei Noten sozusagen noch wieder. Dann wird immer wieder diskutiert, ob man dieses F abschaffen soll. Und ich finde, das ist eine sehr schwierige Diskussion, die man aus Deutschland nicht so ganz nachvollziehen kann. In Deutschland ist man ja sehr notenfixiert, einfach.
00:24:41
Speaker
In Schweden ist man überhaupt nicht notenfixiert. Und es ist wirklich ein enormer Kultur-Clash, wenn man jetzt als Lehrerin vor allen Dingen nach Deutschland, also aus Deutschland kommt und dann sieht, wie hier das ganze System funktioniert. Es ist halt einfach sehr, sehr anders. Und ja, ich hab's ja eben schon angedeutet, es ist halt tatsächlich so, dass es für die Eltern vollkommen in Ordnung ist, wenn die Kinder überall Fünfen haben, umgebracht auf dem deutschen Niveau.
00:25:06
Speaker
Es interessiert, und das ist halt wirklich so, die Noten spielen eigentlich absolut keine Rolle, würde ich sagen, im schwedischen System. Die Spielen ist auch so, was ich auch eigentlich sehr positiv finde, dass man halt versucht, also wie gesagt, bis zur 6. Klasse gibt es gar keine Noten, in der 6. Klasse sind die dann mal ganz aufgeregt, dass sie erste Mal Noten bekommen. Da haben wir aber die Order, denen gar nicht die Noten zu sagen.
00:25:25
Speaker
Die dürfen die gar nicht wissen. Das ist auch sehr intransparent für den Schüler, weil die wissen die Noten halt einfach nicht. Die können sich das manchmal so ein bisschen zusammenreimen, wenn sie halt ihre Tests zurückbekommen. Aber im Großen und Ganzen sind die Noten für die Schüler nicht verständlich und das finde ich auch ein bisschen schwierig, weil es hätte mich als Schüler sehr, sehr kürr gemacht.
00:25:44
Speaker
Und ich versteh dann meine Schüler auch immer und ich versuch da sehr transparent zu sein, das find ich auch gut. Indem ich zum Beispiel auch mal so Notenspiegel an die Klasse, an die Tafel schreibe, weil ich's immer gut fand, als Schüler mich selber einstellen zu können, okay, wo bin ich denn jetzt eigentlich, hab ich das jetzt gut gemacht oder hab ich's eher nicht so gut gemacht. Das ist vielleicht ganz gut zu wissen. Also ich mach das ein bisschen deutscher in meinem Unterricht als die Schweden. Ja. Ist es so bei den, ich sag mal, bei den Noten, die du so am Ende des Schuljahres bekommst, auch so wie in Deutschland, dass es eine Mischung ist aus schriftlicher und mündlicher Note, ist das so das Gleiche in Schweden?
00:26:12
Speaker
Ja, im Endeffekt ist das ein bisschen schwierig. Ich mache das halt so, für mich. Weil ich natürlich in Deutsch, da gibt es ja auch die Vorgaben, das ist ja eine Sprache, und dann gibt es ja die Vorgaben, dass man sagt, man versucht Noten zu sammeln im mündlichen, also sprechen, Hör verstehen, schreiben, lesen, diese ganzen verschiedenen Bereiche einer Sprache.
00:26:33
Speaker
Und für mich, ich mache das halt so, weil ich das ungerecht finde, aber tatsächlich werden ja eigentlich die Kompetenzen bewertet. Das heißt, es ist schon manchmal ein bisschen schwammig, wie wir zustande kommen. Und ich frage halt oft meine Kollegen, weil ich bin ja nur auch Ausländerin, mittlerweile habe ich eine Routine bekommen nach drei Jahren und das geht ganz gut, aber es ist halt wirklich, dass ich eigentlich die Kompetenzen bewerte und nicht die Noten nehmen sollte unbedingt als
00:26:58
Speaker
Ja, verstehe. Aber das muss auch voll die Umstellung sein für dich. Also ich finde es auch gerade irgendwie schwer so, man ist ja natürlich, wenn man nur eine Sache gewohnt ist, so sehr versteift in seinem System. Ich finde es gerade unvorstellbar, keine Noten zu bekommen oder auch teilweise Noten selber nicht zu wissen. Ja, ich kann mir vorstellen, dass es super schwierig ist, dann umzuswitchen von was man gewohnt ist aus Deutschland in dieses schwedische System.
00:27:16
Speaker
Ja, auf jeden Fall. Also allein schon dadurch, dass man keine wirklichen festen Themen hat, da ist das die Notenvergabe komplett anders ist.
Lehrer-Schüler-Beziehungen in Schweden
00:27:24
Speaker
Dann eine Frage, die ich auch immer wieder kriege, wieso die, natürlich die Lehrer-Schüler-Beziehung ist der größte, größte Unterschied zwischen Deutschland und Schweden. Denn in Schweden natürlich werde ich gedurzt, in meinem Vornamen angesprochen, also die Schüler nämlich alle Wiebke. Und dadurch, dass Noten halt eigentlich keine Rolle spielen, außer für die neunte Klasse, da
00:27:43
Speaker
zum Beispiel fängt es das erste Mal in ihrem Leben, dass quasi da die Noten ein bisschen wichtiger sind. Dazu kann ich gleich nochmal was sagen. Aber es ist halt einfach so, die Noten interessieren ja die Schüler eigentlich nicht. Das heißt, ich muss einfach als Lehrerin sehr hart arbeiten, um meine Schüler zu motivieren. Und sie müssen... Also Respekt gibt es auch nicht, so wie in Deutschland. Es gibt keinen Respekt in Schweden vor dem Lehrerberuf.
00:28:05
Speaker
Den gibt's ja in Deutschland auch schon nicht so wirklich, aber sehr, sehr viel mehr als in Schweden. Und ja, es sind halt Teenager, die haben natürlich auch andere Sachen im Kopf als Schule und versuchen halt, ihre Grenzen zu finden. Und ich finde, das schwedische Schulsystem gibt halt oft
00:28:24
Speaker
keine Grenzen. Es ist sehr, sehr, sehr locker. Und da war ich halt tatsächlich auch in meinen ersten Jahren und bin ich auch immer noch teilweise geschockt, wie die Schüler ihre Grenzen suchen. Weil meiner Meinung nach ist es einfach ein Lebensabschnitt. Ich meine, ich war selber Teenager, ich war auch kein einfacher Teenager.
00:28:42
Speaker
Also es ist ein Lebensabstand, wo man wirklich aktiv guckt, wo kann man sich quasi beweisen und wie kann man seine Grenzen finden. Und die Grenzen werden halt hier sehr, sehr krass gesucht. Und auf einem Niveau, wie ich es in Deutschland noch nie erlebt habe, hätte ich auch nicht vorstellen können.
00:29:01
Speaker
Ja, ich hab ja auch immer so mit dir, wie wir so privat gesprochen haben, gehört, was bei euch immer so abgeht in der Schule. Und hab auch mit David gesprochen, wie war das damals in der Schule? Stimmt das? Weil ich hab jetzt auch von mehreren Leuten gehört, dass es echt so ein bisschen lapidar und wischiwaschi vor sich geht, dass Leute irgendwie im Unterricht pennen.
00:29:17
Speaker
dass Leute am Handy rumspielen, irgendwie überhaupt nicht interaktiv sind. Ich denke, meine Güte, wir hatten noch Lehrer, die mit Schlüsseln auf uns geworfen haben, wenn wir Scheiße gebaut haben. Die Generation bin ich noch. Aber wir hatten schon echt teilweise Lehrer. Ich sag mal so, es gibt ja eine Serie, die heißt Bonusfamilie. Die hab ich auch schon empfohlen hier im Podcast, empfehle ich auch immer mal wieder, die ist sehr cool.
00:29:44
Speaker
Und in der letzten Staffel, da geht es ein bisschen, er ist halt Lehrer. Und in der letzten Staffel, falls ihr euch ja einfach nur eine Folge angucken wollt, ich weiß nicht, ob es vielleicht die erste Folge war oder so, da ist es so, dass er in der Klasse steht. Und da haben die wirklich, wirklich sehr gut gezeigt, wie die schwedische Schule funktioniert. Denn er kriegt dann halt so einen, ich sag mal, er kriegt einen Ausraster.
00:30:04
Speaker
Weil er einfach so provoziert wird von den Schülern. Aber es ist auf einem Niveau teilweise, dass es echt, echt heftig ist. Also wir treffen uns dann im Personalraum und sagen dann auch einfach immer, was ist das eigentlich für ein Job, wo man sich halt regelmäßig als Hure, als keine Ahnung, ich meine, wo man nach seinen sexuellen Vorlieben gefragt wird.
00:30:26
Speaker
Wo man als Deutscher ziemlich häufig mal einen Hitlergruß bekommt. Also wir reden ja halt von Sachen und das sind noch Kleinigkeiten. Also wir haben halt viel die Polizei mit involviert und dann ist das Jugendstrafrecht in Schweden ja auch sehr, sehr locker. Es gibt ja kein Jugendstrafrecht so wie in Deutschland, dass teilweise wirklich Leute da sitzen, die in der
00:30:47
Speaker
9. Klasse einfach echt Straftaten begangen haben, die in Deutschland, wo sie definitiv im Knast sitzen würden. Also ich rede jetzt halt über solche Sachen. Und das klingt jetzt ein bisschen krass, weil ich würde jetzt trotzdem nicht sagen, dass das schwedische Schulsystem schlecht ist. Ich würde aber auch sagen, dass es für mich manchmal ein bisschen besser wäre, wenn es etwas,
00:31:08
Speaker
weniger laissez faire wäre. Also laissez faire, die Pädagogen wissen, was ich meine. Es ist wirklich sehr, sehr locker. Und ich muss halt tatsächlich kämpfen, aber es ist eigentlich das, was mich auch reizt an der Arbeit. Ich muss als Lehrerin halt dafür kämpfen, mit den Schülern so eine gute Beziehung zu haben, dass sie quasi mich so schätzen und respektieren aufgrund meiner Person, aber nicht aufgrund meines Unterrichts, sondern weil sie mich halt mögen, dass solche Ausrutscher
00:31:37
Speaker
selten sind. Aber es ist trotzdem so, dass es einfach Tage gibt, an denen ich mir echt denke, Alter, what the fuck, also welcher Mensch muss sich sowas auf der Arbeit bieten lassen und
00:31:52
Speaker
Trotzdem, im Großen und Ganzen, bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich meine Schüler ganz gut mit eigentlich den allermeisten Schülern eine gute Beziehung habe. Aber es ist schon für mich manchmal ein ziemlicher Kontrast zu meinem Leben. Einerseits kriegen wir irgendwelche Hotelkooperationen im 5-Sterne-Hotel in Stockholm und werden von Leuten auf der Straße erkannt. Und andererseits ist man in der Schule der totale Vollidiot.
00:32:18
Speaker
Aber es grounded einen halt auch. Es ist ja auch nicht schlecht und ich finde auch im Großen und Ganzen, dass es ja auch eine Arbeit, die sehr wichtig ist. Und ich habe auch immer wieder Schüler dabei, die halt wirklich total begeistert und motiviert sind und wo ich auch weiß, die werden bestimmt mal nach Deutschland gehen.
00:32:34
Speaker
Die werden auch studieren und so weiter und so fort. Das ist auch cool, dass man da auch eine gute Arbeit macht und das motiviert einen dann ja auch wieder. Wenn man kurz zu dem Thema, das ist jetzt so ein bisschen off topic, aber hat so ein bisschen was damit zu tun mit dem, was du gerade sagtest, dass man halt so ein bisschen oft so der Horst ist als Lehrer, sag ich mal. Ich habe auch gehört, dass es so ist, dass man eigentlich
00:32:55
Speaker
Also dass man eigentlich gar nicht durchfallen kann in Schweden. Also eigentlich werden immer alle irgendwie einfach so durchge-, wie sagt man, weiß ich nicht, durchgeschoben durch das System. Weil anders als in Deutschland, wenn du irgendwie durchfällst, ein Jahr wiederholst, ne, hab ich auch alles schon durch, Mathe und Chemie,
00:33:13
Speaker
Dann ist es halt dein Problem. So, dann bist du halt irgendwie die Dumme und dann musst du das ausbaden. Dann kriegst du auch keine zweite Chance. Und ich hab halt zum einen, ich hab zwei Fragen eigentlich. Zum einen hab ich gehört, dass man eigentlich, wenn man irgendwie durchfällt, der Zweite teilweise eine dritte Chance bekommt, um das auszupügeln, wenn man denn mal durchfällt. Und auf der anderen Seite hab ich auch gehört, dass es so ist, dass das dann eher auf die Lehrer zurückfällt und dass du dich dann quasi rechtfertigen musst, warum du diesem armen Kind jetzt eine schlechte Note gibst. Kannst du dazu vielleicht noch was sagen?
00:33:40
Speaker
Ja, absolut. Einerseits ist es ja gut, dass man als Lehrer auch eine Rechenschaftspflicht hat. Das finde ich ja schon prinzipiell gut, weil es ist ja dein Job, den Schülern was beizubringen. Nur ist es aber so, dass wir mit Menschen arbeiten und eben nicht in der Fabrik stehen und dich da irgendwelche Sachen zuschneiden oder keine Ahnung was. Ich meine, es sind halt Individuen, die teilweise halt einfach auch
00:34:04
Speaker
Ja, krasse Geschichten haben, bestimmte Diagnosen haben, viele Kinder generell. Ich habe ja gerade schon kurz zum Schulsystem gesagt, dass es halt zweigliedig ist. Das heißt, alle bis zur neunten Klasse sind in einer Klasse. Es gibt prinzipiell keine Förderschulen. Die Frage kriege ich auch ganz oft. Aber natürlich für Schüler mit, oder Schülerinnen mit schweren Behinderungen gibt es schon spezielle Schulen.
00:34:26
Speaker
Also wirklich jemand, der geistig stark eingeschränkt ist im Rollstuhlsitz oder keine Ahnung. Also wirklich schwerwiegende Sachen sind schon in speziellen Schulen, also solche Schüler sind schon in speziellen Schulen. Aber die aller, aller, allermeisten, die in Deutschland auch an einer Sonderschule wären,
00:34:43
Speaker
sind in Schweden an einer normalen Schule, an der staatlichen Schule. Das heißt, ich hab in meinen Klassen natürlich eine absolute Bandbreite an SchülerInnen. Einige davon werden definitiv werden in Deutschland auf jeden Fall im Gymnasium, sind total die Überflieger, und einige oder sogar relativ viele Kinder haben irgendeine Art von Diagnose. Also, und heutzutage ist es auch genauso wie in Deutschland, es ist ja einfach die Zahlen der, wir sind halt in der Psychologie ein bisschen weiter, aber es ist eben auch, die Gesellschaft verändert sich,
00:35:11
Speaker
Die Probleme der Gesellschaft werden größer und das sieht man natürlich alles in der Schule, das ganze Spektrum. Und deswegen sind halt auch die Diagnosen sehr, sehr, sehr angestiegen. Zumindest sagen es meine Kollegen, ich bin ja jetzt noch nicht so lange dabei, aber meine Kollegen sagen auch, es ist schon heftig, wir haben eine, meine Klasse, die ich jetzt hatte, irgendwie 24 Schüler und 13 davon haben irgendeine Art Diagnose.
00:35:34
Speaker
und teilweise wirklich heftige Diagnosen, dass man wirklich sagt, okay, in Mathe ist das Niveau der, in der siebten Klasse ist dann in Mathe das Niveau und der zweiten Klasse. Und das ist genau der Punkt. Also du musst halt, die Schüler werden halt
00:35:52
Speaker
Ja, also man kann halt eigentlich nicht durchfallen, das stimmt, weil wenn du wirklich ein F gibst, das müsste so viel passiert sein, dass du ein 6 gibst. Es gibt bei mir immer mal wieder Schüler, die das auch bekommen, aber das sind halt wirklich Schüler, die sind einfach nur körperlich anwesend und spielen die ganze Zeit an ihrem Computer. Wir haben immer Computer überall. Ist ja sehr digitalisiert hier.
00:36:12
Speaker
und haben für sich beschlossen, ich werde hier nichts machen. Wir haben den ganzen Schuljahr nicht eine Sache eingereicht, nicht einen Test mitgeschrieben oder schreiben auf den Test nur ihren Namen. Da kann ich ja auch nichts mehr machen. Aber prinzipiell ist es so, du schreibst einen Test in Schweden, hast nicht gelernt.
00:36:28
Speaker
hast den Test verkackt, hast einen 6 bekommen, dann schreibst du den Test noch mal, hast wieder nicht gelernt. Schreibst den noch mal? Schreibst den noch mal. Es ist dann immer der exakte gleiche Test, den du dann noch mal schreibst. Der exakte gleiche Test? Ja. Boah, weißt du die Frage vorher? Was?
00:36:46
Speaker
Also da muss ich ganz kurz einmal was sagen, Entschuldige bitte, aber ich bin keine Lehrerin, ich bin keine Mutter, aber so von meinem Menschenverständnis und so, wie meine persönliche Beidung zum Thema ist, ich finde das ehrlich gesagt sehr, sehr grenzwertig, wie das hier in Schweden gehandhabt wird, weil ich finde,
00:37:03
Speaker
So, wenn man Kindern, Jugendlichen sowas beibringt, so ist alles cool, alle sind gleich, alles ist super, du kommst sowieso durch, musst dich nicht anstrengen, du kriegst eine zweite, dritte Chance, das bereitet null auf das echte Leben vor.
Kritik und Herausforderungen im schwedischen Schulsystem
00:37:17
Speaker
Und ich glaube wirklich, dass Kinder und Jugendliche, die in Schweden zur Schule gegangen sind, nicht alle Leute, aber ich glaube, diese Systeme einfach gewohnt sind, kann ich mir vorstellen, dass sie sehr aufgeschmissen sind,
00:37:27
Speaker
zum Beispiel in Deutschland zur Schule gehen, wenn sie in Deutschland zur Universität gehen, in Deutschland diesen Arbeitsmarkt betreten. Aber ich denke halt so, ich, also, das klingt ja alles für Schüler erst mal ganz geil so, aber ich seh das wirklich kritisch, weil, also, ich hatte, sag ich mal, eine relativ strenge Schullaufbahn mit Konsequenzen, wenn man was nicht gut gemacht hat. Und im Endeffekt hat mich das vorbereitet aufs wahre Leben. Ich weiß, dass ich keine zweite Chance bekomme im meisten Fällen. Ich muss mir den Arsch aufreißen, mein Abitur zu schaffen. Und das ist ja hier einfach irgendwie ...
00:37:57
Speaker
so wie es klingt, irgendwie null gegeben. Und ich weiß nicht, wenn ich mal Kinder habe, ob ich das so toll finde, dieses System, ganz ehrlich zu sein. Also ich glaube, da würde ich auch schauen, meine Kinder auf eine deutsche oder eine internationale Schule zu schicken. Weiß nicht. Das war jetzt so meine
00:38:16
Speaker
Ich bin so schockiert davon. Jetzt muss man vielleicht dazu sagen, dass es in Schweden einfach ein ganz anderes Bild von Kindern gibt als in Deutschland. In Deutschland ist es so, dass man auch sagt...
00:38:31
Speaker
positiv und negativ zugleich. Also in Deutschland erwartet man halt was von seinem Kind. Wir sind halt, ich versuche mal in Schweden das zu erklären, dass wir in Deutschland eher so sind wie in China. Also für uns ist es halt, wir sind halt eine Leistungsgesellschaft, wir sind halt auch sehr viele Menschen und natürlich muss man irgendwo auch ein bisschen, das ist eine Ellbogen-Gesellschaft, was ich jetzt nicht so gut finde, aber die Sache ist natürlich trotzdem, dass
00:38:54
Speaker
wir als Eltern ja irgendwo eine Erwartung an unser Kind haben und das muss dann halt auch funktionieren in der Schule. Also ich meine, die allermeisten Eltern sehen das halt so. Und natürlich ist da nicht mehr das Problem, okay, die Situation, verdammt, mein Kind kriegt es in der Schule nicht so gut hin. Also das ist natürlich auch schlimm für eine Familie, das ist schlimm für das Kind, das ist schlimm fürs Selbstwertgefühl des Kindes und die Frage ist ja, was wird dann für einen Erwachsener draus, der dann vielleicht total unglücklich ist, ne?
00:39:21
Speaker
Aber so wie es halt hier gehandhabt wird, das ist für mich halt einfach, also hier wird halt einfach der Blick auf die Kinder, das ist halt sehr, sehr anders. Hier wird einfach gesagt, Kinder sollen Kinder sein, sollen eine Kindheit haben, sollen die Kindheit genießen, weil das ist so der schönste Teil des Lebens und da soll eben auch die Schule nur ein Beitrag sozusagen sein zu dem, was eigentlich alles schön ist.
00:39:43
Speaker
Und da sollen die Kinder eben nicht gestresst werden, keinen Druck haben. Die Schweden finden das total unmenschlich, wie wir in Deutschland die Kinder aussortieren. Ich hab's David erzählt. Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Drei-Klassen-Gesellschaft quasi. Und ich mein, du kommst ja wieder da raus. Wenn du eine Hauptschule- Empfehlung hast und du willst das Abitur machen, kommst du ja irgendwie, wenn du dich anstrengst, am Ende auch dahin. Aber definitiv ist es nicht leicht. Ich finde auch, in Deutschland sieht es auch kritisch
00:40:12
Speaker
sage ich mal, Aussortierung oder Sortierung der Kinder in verschiedene Bildungsrichtungen. Bei mir war es nach der fünften Klasse der Fall, beziehungsweise nach der vierten Klasse. Also ich war ab der fünften auch im Gymnasium und denke auch so, boah, nach vier Jahren Grundschule kannst du doch nicht sagen, ob ein Kind jetzt irgendwie weniger intelligent ist oder intelligenter als ein anderes Kind. Also ich finde, da ist man noch Kind, da ist man zehn Jahre alt. Das sagt auch noch gar nichts darüber aus, wo deine Kompetenzen oder deine, ja, wo das liegt. Interessen. Interessen, genau. Das ist wie auch ein bisschen früh in Deutschland.
00:40:42
Speaker
Genau, also das ist halt wirklich, es ist wirklich, man muss es sich so vorstellen, es ist wie Plus und Minus auf der Skala von Schweden zu Deutschland. Und ich finde das halt von außen betrachtet fand ich es irgendwie ganz toll und auf dem Papier hat es sich auch toll angehört, auch als Mutter. Das ist ja auch total schön. Aber die Realität ist halt eben nicht so eitel Sonnenschein, dadurch, dass es eben meiner Meinung nach wirklich zu
00:41:03
Speaker
chillig ist, also zu laissez-faire ist. Und ich frag mich dann eben auch, wann kommt denn der Knick bei den Schülerinnen? Also wann kommt denn das böse Erwachen? Weil in der neunten Klasse kommt es nicht, wo man sich fürs Gymnasium entscheiden muss, wo ich immer denke, wieso habe ich hier immer noch solche Jungs vor allen Dingen sitzen, die nach wie vor, die am Ende der neunten Klasse immer noch nicht verstanden haben, dass es jetzt das erste Mal ist im Leben, dass die Noten was zählen und dass man jetzt vielleicht sich mal anstrengen müsste.
00:41:27
Speaker
Das sind Sachen, die ich gar nicht verstehen kann, aber natürlich aus diesem System heraus, sie sind halt immer noch Kinder. Sie werden eben auch vom Strafrecht her immer als Kinder behandelt. Ich glaube, bis 18, es gibt in Schweden so gut wie gar kein Jugendstrafrecht. Es gibt jetzt in Malmö einen allerersten Jugendknast, den sie auch ganz toll mit Psychologen kinderfreundlich gemacht haben, der dann halt irgendwie für diese ganzen schweren Straftäter ist. Ich meine, wir haben
00:41:52
Speaker
Es ist ja auch genau das Problem, weshalb diese Bandenkriminalität in Schweden so völlig ausufert, dass die halt Kinder rekrutieren und die Leute erschießen. Es sind fast alles Jugendliche unter 18, unter 15 teilweise, die diese Erschießungen machen auf der Straße.
00:42:08
Speaker
Und die konnten bislang absolut, die haben so gut wie kein Strafverfahren bekommen oder so, da passierte gar nichts. Und das ist halt total krass. Also es wird ja auch ausgenutzt, dieses System natürlich von irgendwelchen Kriminellen, indem sie halt extra Kinder rekrutieren, was ja vollkommen schrecklich ist. Aber es hat eben, also es ist alles ein ganz, ganz komplexes Thema, wo man eben jetzt nicht einfach sagen kann, ach, das ist alles toll. Also es ist so, aber es ist auch nicht alles schlecht. Es ist wirklich so in so dazwischen. Und ich würde sagen, in Schweden, wenn
00:42:37
Speaker
kommt es halt enorm darauf an, wo diese Grundschule ist. Also welches Umfeld hat man? Hat man ein bildungsbürgerliches Umfeld, wo halt viele Akademiker sind, dann kann dieses Schulsystem richtig gut funktionieren. Hat man aber einen Brennpunktbezirk in Stockholm, Göteborg oder Malmö, dann hat man einfach enorme Probleme. Und es gibt halt tatsächlich viele, zum Beispiel letztens von ein paar Monaten oder so, war, glaube ich,
00:43:01
Speaker
Viertklässler, der halt irgendwie versucht hat, seine Lehrerin abzustechen. Also es sind halt so Sachen, die halt echt krass sind. Ich meine, das gibt es auch in Schweden, das gibt es auch in Deutschland. Aber ich glaube, in Deutschland hat halt die Schule sehr viel Macht. In Schweden hat die Schule einfach gar keine Macht. Also sie hat, wir können die Eltern anrufen. Also jetzt habe ich am Anfang gesagt, es gibt die Schulpflicht und es ist illegal, sein Kind nicht zur Schule zu schicken. Das ist so. Aber wir haben trotzdem Kinder, die sind teilweise seit zwei Jahren nicht in der Schule gewesen, weil wir keine Handlungsmöglichkeiten haben.
00:43:27
Speaker
Und das ist halt krass. Natürlich können wir da anrufen, 10.000 Mal, aber die Eltern, die halt dann in den Fällen, das sind halt keine Leute, die alternativ sind und wie Freilerner sind, sondern Leute, die massiv Drogenprobleme haben und keine Ahnung, überhaupt nicht klarkommen.
00:43:45
Speaker
Das ist leider so und dann können wir mal einen Hausbesuch machen, dann machen die Lehrer einen Hausbesuch und versuchen mal zu gucken. Aber dieses ganze System funktioniert ja halt nicht richtig. Und da hat die Schule halt keine Macht, um zu sagen, okay, jetzt kommt die Polizei und holt diese Kinder jeden Morgen ab, wie in Deutschland. Das würde ich sagen, aber das geht ja relativ schnell in Deutschland. Also wenn du nicht kommst, dann wirst du zur Schule gekommen. Es kommt hier mit der Polizei, genau, mit Blaulicht.
00:44:09
Speaker
Nein, also wie gesagt, es gibt ja immer so viele verschiedene Blickwinkel auf ein Problem. Und ich meine, das meinte ich eben eingangs. Ich denke dann jetzt eher an die Kinder, die halt eben keine Chancen zu Hause haben und dafür finde ich es halt schade, dass die Schule so schwach ist und eben da nicht eingreifen kann und auch nicht helfen kann, wie man es müsste, wie es auf dem Papier steht quasi.
00:44:31
Speaker
Ja, okay, jetzt sind wir gerade wieder sehr abgedriftet in sehr negative Sphären dieses Themas. Lass uns nochmal zurückkommen auf was eigentlich dann nach, ich hab ja neunten Klasse passiert, weil dann gibt's ja, wie du sagtest, auch Gymnasium.
Wege nach der 9. Klasse in Schweden
00:44:45
Speaker
Gibt's da noch irgendwas anderes oder gibt's nur Gymnasium nach der neunten?
00:44:48
Speaker
Nein, es gibt nur das Gymnasium nach der 9. Klasse. Das schwedische Gymnasium ist nicht vergleichbar mit dem deutschen Gymnasium. Man entscheidet sich nach der 9. Klasse oder mit dem Zeugnis der 9. Klasse, also die haben sich jetzt irgendwann beworben, keine Ahnung, dann ist das Zeugnis sachreich. Da entscheidet man sich für eine grundlegende Laufbahn. Da gibt es dann auch im Gymnasium für die Schüler, die, sag ich mal, die Grundschule eigentlich fast nicht geschafft haben, die große Einschränkungen haben, da gibt es dann so eine
00:45:14
Speaker
Es heißt auch Gymnasium, aber das ist wie eine Art Sonderschule im Gymnasium. Ja, ganz kurz, das hatte ich mit David besprochen. Er hat es mich auch erzählt, dass bei ihm auf dem Gymnasium, das war so ein bisschen strange, weil es gab dann tatsächlich einen extra Bereich für die Schüler, die eben nicht so weit waren oder Einschränkungen hatten. Und er meinte, das war auch so räumlich getrennt, weil die waren dann so, man muss unten in den Keller gehen, eine Treppe in den Keller. Das war so komisch, dass das so, weißt du,
00:45:42
Speaker
Die schlechten Schüler in Anführungszeichen sind irgendwie so im Keller und der Rest ist irgendwie im oberen Teil des Gebäudes. Das fiel mir gerade ein, weil er es mir gerade erzählt hat. Also okay, da gibt es dann schon so eine Art Sonderschule. Genau, da gibt es dann so eine Art Spezialgymnasium quasi.
00:46:01
Speaker
Ich kenne mich damit auch jetzt nicht hundertprozentig gut aus, also damit habe ich mich auch noch nicht so beschäftigt. Und dann gibt es aber natürlich die Möglichkeit, seine Berufsausbildung im Gymnasium zu machen. Da haben wir, glaube ich, letztens schon mal drüber geredet, dass man da eben diese Handwerksberufe kann man da machen. Dann gibt es halt Bück zum Beispiel, heißt Bauen, das machen viele.
00:46:20
Speaker
Dann ist es aber schon allgemein gehalten. Also alle möglichen Bauberufe sind dann in einem Gymnasialgang, so wie ich das verstanden habe. Dann gibt es eben auch sowas wie Autos, also Automechaniker. Dann kann man witzigerweise auch Lkw-Fahrer lernen im Gymnasium.
00:46:38
Speaker
Ist tatsächlich sehr beliebt, machen sehr viele bei uns. Dann ... Warte mal, nach der neunten Klasse, wie alt ist man denn da, dass man auch nicht mal 18? Nee, nee, nee, aber ... Man macht seinen Führerschein und im Rahmen des Gymnasiums macht man für diese ganzen großen Gerätschaften extra Führerscheine im Gymnasium dann. Und dann darf man, ist man nach der ... Dann nach drei Jahren ist man dann ... äh, Lkw-Fahrer.
00:47:08
Speaker
Da gibt's auch verschiedene ... Ja, es gibt auch viele Busfahrerinnen in Schweden, ist mir aufgefallen, und LKW-Fahrerinnen, hab ich auch schon gemerkt. Da gibt's auch so verschiedene ... ähm ... äh, Richtungen. Ich glaube, es gibt relativ wenig ... oder, nee, wie war das? Es gab, glaub ich, so eine Handvoll praktischer Ausbildungen. Genau, praktischer und theoretischer. Genau. Ich glaub, theoretisch waren mehr, hab ich gelesen. Ich weiß nicht, ob's aktuell ist. Ich glaube, es gab ungefähr so ... pff, ich weiß nicht, zwischen ...
00:47:36
Speaker
10 und 15 verschiedene Richtungen, die man so einschlagen kann, kommt das so ungefähr hin? Ich würde tatsächlich sagen, dass es mehr sind. Mir ist so, als hätte ich mal was von 23 gelesen. Kann auch sein. Aber es ist ja auch so, da ist ja eben wieder jede Kommune anders. Also nicht alle Kommunen haben ein Gymnasium. Gerade hier im Nordschweden, da gibt es wirklich wenige Gymnasien. Also eins, natürlich in Äkustus ein bisschen einfacher. Hier gibt es halt ein paar in Skellefteå, ich glaube zwei, drei.
00:48:03
Speaker
Ümio gibt es ein paar mehr, Lülio gibt es ein paar. Aber ansonsten gibt es halt Kiruna, denke ich, Lüxeler auf jeden Fall hatten Gymnasium. Und dann weiß ich tatsächlich, also das heißt, wenn man jetzt im Inland wohnt, dann hat man meistens ein Internat. Also die viele Gymnasien haben einen Internatsbereich, weil es einfach so weit weg dann von zu Hause ist und viele Kinder dann ins Internat gehen für das Gymnasium. Oder halt dahin ziehen, also Ümio ziehen halt schon viele Kinder oder viele Schüler hin und wohnen dann da an so Studentenwohnungen.
00:48:32
Speaker
Jetzt ist es ja so das weiß ich tatsächlich dass so schulmaterialien transport zur schule also schulbus und so weiter dass das alles umsonst ist in schweden auch schulessen gibt es ja auch in schweden gibt es das schulessen eigentlich von der first cooler an also gibt es das von ganz anfang an.
00:48:47
Speaker
Okay, also das weiß ich, dass das alles umsonst in Schweden, das finde ich zum Beispiel gut. Gerade eben für Eltern, die ja nicht so viel Geld haben, dass halt da auch wieder alle so ein bisschen aus dem gleichen Niveau sind, da finde ich es auf jeden Fall sinnvoll. Weißt du bei diesen Internaten zum Beispiel, ob das auch umsonst ist oder kostet das was? Das kostet auf jeden Fall Geld, aber es ist ja so, ob dem Gymnasium
00:49:06
Speaker
sind die Eltern eigentlich in Schweden, so wie ich es verstanden habe, offiziell nicht mehr verantwortlich für die Kinder. Das heißt, die bekommen dann auch so eine Art Stipendium vom Staat. Und das muss man auch nicht zurückzahlen. Dann gibt es ja dann später auch sowas wie BAföG, wenn man an die Universität geht, gibt es auch in Schweden.
00:49:25
Speaker
Das steht auch jedem zu. Das muss man dann so ähnlich wie das BAföG zu einem günstigen Satz zurückzahlen. Aber im Gymnasium kriegt man halt eine Förderung vom Staat, kriegt man Geld vom Staat. Das kriegen dann die Kinder direkt. Das kriegen nicht die Eltern, sondern nur die Kinder dann direkt. Man kann ja auch ganz verrückte Sachen machen. Zum Beispiel zum Gymnasium. Man kann halt diese praktischen Berufe machen. Da gibt es eben zum Beispiel auch Friseur-Ausbildung oder sowas. Und bei einigen wenigen muss man danach noch ein praktisches Jahr machen.
00:49:56
Speaker
Wie zum Beispiel beim Friseur, weiß ich das. Da muss man noch mal ein Jahr Praxis dranhängen. Und dann ist man erst ausgebildeter Friseur oder Friseurin. Aber es gibt so coole Sachen, die man wählen kann. Zum Beispiel der Sohn von meiner Kollegin, der macht Luftfahrtechnik am Gymnasium. Uh, krass. Der ist deswegen extra weiter weggezogen. Abis Jauer, da gibt's nämlich auch ein Gymnasium. Die sind spezialisiert auf Luftfahrtechnik. Das war ein super Überraschung, hätte ich nicht gedacht.
00:50:25
Speaker
Ja, richtig krass. Und dann will der, will nämlich, glaube ich, Pilot werden. Ich weiß nicht mehr, der will auf jeden Fall irgendwas mit Flugzeug machen. Und das macht er dann ab dem nächsten Jahr dann in Lülio kann man das dann halt studieren. Also es ist halt ganz cool, man kann schon, wenn man wirklich weiß, was man will, kann man echt krasse Sachen machen. Also es gibt auch schon, wenn man jetzt sagt, man will Schauspielerin werden, Schauspieler, dann gibt es eben so ein Schauspielgymnasium und da hat man dann schon ganz, ganz viel Vorbereitung auf dieses Studium danach.
00:50:53
Speaker
Das finde ich richtig gut. In der letzten Folge hatten wir das kritisch gesehen im Sinne von, dass man so ein Mechaniker-Ding macht und auf einmal wirklich ein Auto reparieren kann. Das finde ich ein bisschen schwierig bei solchen Berufen. Aber ich finde generell super, wie du sagst, wenn man schon eine Richtung hatte, die man möchte, dass man damit was machen kann. Also ich hätte mir das total gewünscht damals. Na, ist da ein Hund bei dir im Hintergrund?
00:51:14
Speaker
Lilly klappert gerade, Lilly läuft gerade hier so ganz langsam umher. Ja, also das finde ich total cool, weil ich finde, das ist halt in Deutschland so gar nicht so, du bist eigentlich gar nicht gefördert. Ja, in Deutschland ist es halt, der Unterschied zu Deutschland ist natürlich, dass man in Deutschland eine allgemeine Schulausbildung hat. Also Abitur ist ja quasi ein allgemeiner Abschluss, mit dem man danach alles machen kann, alles studieren kann oder eben eine Ausbildung machen kann, wenn man möchte.
00:51:40
Speaker
Aber in Schweden ist es dann eben nicht so. Deswegen, es gibt kein allgemeines Abitur in Schweden. Das auch bedeutet, dass der schwedische Abschluss nicht unbedingt anerkannt wird in Deutschland. Das ist nämlich nicht so einfach. Kannst du damit studieren?
00:51:57
Speaker
Im Endeffekt kannst du nicht mitnehmen. Du kannst ja auch in Schweden nicht mit allem studieren. Es ist zum Beispiel so, wenn man jetzt sagt, beispielsweise ich bin jetzt total interessiert, möchte gerne Ärztin werden, weiß das schon, dann nehme ich Naturwissenschaft im Gymnasium, das ist theoretische Ausbildung, und dann kann ich mit diesem Naturwissenschaftsabschluss auch Medizin, Biologie, Chemie oder so studieren.
00:52:17
Speaker
Wenn ich jetzt aber total interessiert an Wirtschaft bin und sowas mag, zum Beispiel, dann nehme ich eben Ökonomie. Und da gibt es ganz unterschiedliche Fächer, die die haben. Und dadurch ist es aber dann so, wenn du jetzt sagst, okay, ich habe jetzt Theater genommen, möchte jetzt aber gerne Medizin studieren, dann geht das nicht.
00:52:36
Speaker
Ja, verstehe. Da musst du dann halt bestimmte ... Also, es geht in Schweden immer leichter als in Deutschland, weil die Abschlüsse generell anders gewertet werden und man sich dann auch beweisen kann und es anders machen kann. Aber zum Beispiel müsste man dann bestimmte Kriterien erfüllen, bestimmte Fächer vielleicht noch mal nachlernen. Also, man kann zum Kommenwuchs gehen nach dem Gymnasium. Das hast du damit gemacht, weil er ausgedroppt ist aus der Schule.
00:53:01
Speaker
Dann macht man zum Beispiel Biologie und Chemie oder so noch mal nach dem Gymnasiallgang und dann musste man vielleicht noch ein Jahr an einem Krankenhaus arbeiten und dann muss man noch irgendwie andere Sachen machen und dann kann man erst Medizin studieren. Also daran erkennt man, es ist halt kein allgemeinbildender Abschluss. Das ist halt für die, die schon ungefähr wissen, was sie wollen, total cool. Aber ich sag mal so Leute wie ich, die irgendwie mit
00:53:25
Speaker
36 immer noch nicht wissen, was sie wollen. Für you? Nein, Spaß. Es ist halt irgendwie besser, so einen allgemeinen Abschluss zu haben, also quasi. Also dann, ja gut, dann finde ich eigentlich unseren Abschluss besser in Deutschland, weil wir ja eigentlich, also eigentlich ist unser Abitur ja überall anerkannt, fast, also soweit ich weiß. Also ich könnte ja auch jetzt irgendwie in Kanada studieren, wenn ich wollte.
00:53:47
Speaker
Spannend, ja. Sehr, sehr viele Unterschiede, auf jeden Fall. Ich überleg grade, haben wir so ... Ach so, haben wir alles Wichtige durch. Hast du noch was, was du noch loswerden willst zum System? Vielleicht noch ein Wort zum Abschluss, dein Verdikt. Was hältst du davon? Gibt's was, was du besser oder schlechter findest? Das Deutsche, das Schwedische? Oder ist es wie immer einfach ein goldner Mittelweg, der perfekt wäre?
00:54:14
Speaker
Also, ich finde es besser, dass man den Menschen sieht in Schweden, eher als seine Leistung.
Mensch-zentrierte Bildungsansätze und Ratschläge für Expatriates
00:54:21
Speaker
Und das ist ganz das Thema schon dadurch sehr viel menschlicher als in Deutschland. Vor allen Dingen am Gymnasium, wo man ja immer sagen kann, okay, kriegst du die Leistung nicht, gehst du halt eben auf eine andere Schule. Abgeschult habe ich mal gehört im Lehrerzimmer. Das finde ich halt sehr krass, so mit Menschen umzugehen. Und das mag, das liegt mir halt sehr viel mehr in Schweden, dass ich halt versuche,
00:54:43
Speaker
dass ich jetzt wirklich mit dem Menschen quasi arbeite und als Mensch versuche das Kind zu sehen und vielleicht auch seine Bedürfnisse mehr zu sehen. Aber für alle, die so auswandern wollen, finde ich, es liest sich immer alles so schön, wenn man irgendwie auch von anderen Auswanderern, und teilweise gibt es ja auch Leute, die leben gar nicht in Schweden und machen halt die ganze Zeit
00:55:02
Speaker
In Schweden ist alles so toll und das Bildungssystem ist so toll und da kriege ich halt einfach echt langsam einen Halt nach drei Jahren, weil mich das so annervt und es so unehrlich ist. Also es ist einfach sehr, sehr individuell und es passt halt nicht das eine für den einen. Was für den einen passt, passt nicht für alle.
00:55:18
Speaker
Ja, ganz kurz dazu, weil ich finde auch, wie du meintest, auf dem Papier, so wenn ich das jetzt so lesen würde, wie das Schulessen, erstmal keine Noten, irgendwie alle so, alle sind gleich, das klingt erstmal alles irgendwie ganz toll, aber du eben, wie du es als Mutter und eben als Lehrerin erlebst, ist halt eine ganz andere Sache, wie es denn wirklich praktisch funktioniert oder eben auch nicht funktioniert. Also, ja, entschuldige, ich hab dich gerade unterbrochen.
00:55:40
Speaker
Ne, also das ist so, deswegen ist es halt nicht alles schwarz und weiß. Man muss halt genau gucken, wo man hinzieht nach Schweden, wenn man auswandern möchte. Man sollte sich da genau informieren. Es ist auf jeden Fall, finde ich, nicht ratsam und ich kriege ja sehr viele Fragen dazu, mit Kindern auszuwandern, die krank sind in irgendeiner Form, die psychische Erkrankungen haben.
00:56:02
Speaker
weil ich nicht denke, dass das gut funktioniert im schwedischen Schulsystem. Man muss sich auch vorstellen, das System ist halt sehr überlastet. Wir schaffen es halt auf dem Gesundheitssystem ja nicht unseren Schülern zu helfen, die Diagnosen haben oder wo wir die Diagnosen vermuten. Die haben teilweise vier Jahre Wartezeit, bis sie zum Psychologen kommen. Und wenn man dann
00:56:23
Speaker
Als Ausländer herkommt, die Sprache noch nicht so gut kann, in einem völlig neues System, weiß ich immer nicht, ob ich das so förderlich finden würde, mit Kindern, mit Behinderungen auszuwandern. Ich würde eigentlich immer eher dazu raten, im deutschen System zu bleiben. Ja, das ist so meine persönliche Meinung.
00:56:40
Speaker
Vielleicht aber aus Muttersicht prinzipiell finde ich es natürlich schon schön, wie die Schule hier funktioniert und bin damit auch an sich sehr zufrieden in vielen Punkten. Wobei ich halt auch als kleiner, vielleicht sagen muss, so nach zwei Jahren schwedischer Schule, haben wir uns halt aus den hier auch genannten Gründen dazu entschieden, unsere Kinder auf eine internationale Schule zu geben, wo halt das britische Schulsystem ist, weil das irgendwie für uns jetzt gerade eine gute Kombination aus dem Schwedischen und dem Deutschen, das ist quasi genauso in der Mitte und für uns gerade so ein bisschen der
00:57:08
Speaker
der gute Mittelweg, so dass trotzdem Respekt und auch Leistung irgendwie eine Wichtigkeit haben und es nicht nur Larifari Halligalli ist. Und das war halt tatsächlich schon so mein, das ist eben das Problem, was ich so ein bisschen sehe, ist, dass gerade die Intelligenten, also intelligent ist so gemein, aber dass gerade die Kinder, denen es leicht fällt in der Schule, also nicht jeder, der es in der Schule leicht hat als ein intelligenter Mensch und der es nicht leicht hat, also nicht intelligent, das kann man einfach so generell gar nicht sagen.
00:57:34
Speaker
Ich sag mal so, bei meinem Sohn beispielsweise war es so, der hat halt schon angefangen sich sehr zu langweilen in der Schule. Der war halt wirklich krass unterfordert, weil natürlich mit dieser großen Gruppe an Kindern, wo viele Kinder sind, die Probleme haben, musst du dich halt als Lehrerin auf die konzentrieren, also auf die schwachen Schülerinnen konzentrieren und kannst halt, da gehen halt die starken Schülerinnen immer so ein bisschen unter und das ist natürlich auch total schwer. Du musst ja, im Endeffekt muss ich ja teilweise für eine Unterrichtsstunde mache ich halt fünf verschiedene
00:58:04
Speaker
Pläne für die ganzen verschiedenen Kinder, damit die das alle irgendwie packen. Da sehe ich halt oft eben, dass die Schüler, denen es leicht fällt, die fangen an sich zu langweilen und Langeweile ist eben einfach ein Problem. Wenn man gelangweilt ist, kommt man auf dumme Gedanken und dann
00:58:20
Speaker
Ja, das ist nicht unbedingt förderlich für die Schulaufbahn. Ja, verstehe ich. Da fällt mir gerade noch was ein. Noch zwei Fragen, die ich auch bekommen habe von einigen von euch. Zwei ganz einfache Fragen tatsächlich. Einmal, wie groß sind so die Klassen? Kann man das so pauschal sagen oder ist das auch wieder so ganz unterschiedlich?
00:58:37
Speaker
kann man gar nicht pauschal sagen in Schweden. Wenn du jetzt ganz auf dem Land bist, wo eine kleine Dorfschule ist, die dann, prinzipiell geht ja die Grundschule bis zur 9. Klasse, habe ich ja jetzt ein paar Mal gesagt, aber meistens ist es halt so, dass die Schulen, dass es einfach zu wenig Kinder gibt und zu wenig Leute gibt, die da leben und dann gibt es so die Unterteilung von der F- bis 2. Klasse.
00:58:58
Speaker
und dann dritte bis sechste Klasse. Also viele Schulen gehen dann irgendwie bis zur sechsten Klasse nur oder nur bis zur dritten Klasse sozusagen. Und wenn du halt auf so einer kleinen Dorfschule bist, dann kann das auch sein, dass du sieben Kinder in einer Klasse hast. Also da gibt es in Schweden jetzt nicht so eine Begrenzung. Klar, es ist auch die Bestrebung auf dem Land, die kleinen Schulen alle zuzumachen, was ich schade finde, was auch viel passiert und wo auch viel um die Schulen gekämpft wird. Aber es ist jetzt nicht so, wie in Deutschland, dass man sagt, okay, eine Schule kann irgendwie
00:59:23
Speaker
nur mit 15 Kindern pro Klasse überhaupt funktionieren, sondern die gibt es dann eben auch ganz kleine Klassen. Aber jetzt zum Beispiel in Schleftio haben wir das Problem, dass natürlich jetzt super viele Leute herkommen und jetzt sind wir demnächst bei 30 Kindern pro Klasse. Gibt es da eine Grenze nach oben hin, wo man sagt, okay ab da, okay. Es gibt ja keine Lehrer und das ist jetzt natürlich das Problem, ist ja ähnlich wie in Deutschland.
00:59:47
Speaker
Die, die da sind, müssen das halt auffangen, dass keiner da ist. Und es gibt eben einfach kein Personal. Das ist ja das Problem. Ja, dazu ... Ja, gut, das kann ich mir auch schon denken, wie die Antwort zu diesem Thema ist. Aber ich weiß noch, zum Beispiel auch, als ich noch in der Schule war, hab ich immer ganz gute Sachen über das Skandinavische und gerade das schwedische Bildungssystem gehört. Und da wurde uns immer erzählt, dass es in Schweden immer zwei Lehrer pro Klasse gibt. Es gibt immer einen Lehrer, der Unterricht macht,
01:00:15
Speaker
Stimmt es tatsächlich so, dass man in jeder Klasse einen zweiten Lehrer hat oder ist es ab und zu so? Wie ist das bei euch in der Schule? Naja, also ich glaube nicht, dass es diese Regel noch gibt, weil die wurde ganz bestimmt geändert, weil es einfach kein Personal gibt schon seit Jahren. Ist der Lehrerberuf der absoluteste Mangelberuf mit Ärzten und Krankenschwestern und Kindergärten. Das sind halt genau die Berufe, die halt keiner machen will.
01:00:43
Speaker
Und deswegen ist es gar nicht möglich. Wir haben halt schon Assistenten an der Schule, die auch teilweise mit dem Unterricht drin sind, aber die Assistenten werden halt benötigt für Kinder, die offizielle Beeinträchtigungen haben und dann halt vom Start her ein Anrecht auf diese Assistenten haben, weil sie sonst gar nicht in der Schule hinterher kommen würden. Weil so wird es dann natürlich ein bisschen ausgeglichen, dass man halt sagt, okay, man hat Kinder,
01:01:06
Speaker
die eigentlich früher in der Sonderschule gewesen wären und die brauchen halt jemanden, der sich nochmal extra um sie kümmert. Aber im Endeffekt haben wir sehr viel zu wenig Personal für zu viele Kinder, die eigentlich Hilfe bräuchten. Es ist jetzt ein Schleftiersohn, das war auch ein Lüx oder so.
01:01:22
Speaker
Deswegen, ja, ich weiß halt nicht, wie es in Stockholm ist, wo man vielleicht nicht mehr Leute hat. Das kann ich alles auch nicht beantworten. Aber ich glaube nicht, dass es dieses Anrecht noch gibt. Also so habe ich das auch noch nicht gehört, dass man immer zu zweit sein muss. Und ich habe früher auch mal sehr viel Gutes über das Schuldessystem in Skandinavien gehört. Man muss sich aber dann mal die Zahlen ein bisschen angucken, die PISA-Studien angucken. Und ich glaube, in Deutschland wird es sehr verallgemeiner. Und dann wird Skandinavien immer so als Schweden. Also Skandinavien ist irgendwie für uns auch irgendwie Schweden.
01:01:50
Speaker
Aber wenn man sich die Pisa-Studie anguckt, dann ist Schweden halt relativ schlecht in der Pisa-Studie. Jetzt vor allen Dingen auch im großen Gegensatz, krassen Gegensatz zu Finnland oder Dänemark oder ich glaube auch Norwegen, die sind glaube ich alle besser, weil die halt in Finnland zum Beispiel ein ganz anderes System haben. Also man kann jetzt nicht sagen, in Skandinavien ist das Bildungssystem total gut, weil die einfach unterschiedliche Länder sind mit ganz unterschiedlichen Systemen.
01:02:16
Speaker
Wir haben ja anfangs gesagt, dass jetzt gerade machen wir ja auch diese Folge, weil das gerade so thematisch passt, weil jetzt gerade die Student-Fehler da sind, also dieses Student.
Schwedische Schultraditionen und Feierlichkeiten
01:02:26
Speaker
Ich finde immer, das ist so komisch, dass es Student heißt, weil im Endeffekt sind ja keine Studenten, also die Schule.
01:02:32
Speaker
Abgänger. Genau. Man tar ... Und die sagen ja auch, man tar Studenten. Man nimmt ... Man nimmt das Student, ja. Ja, das Student, ja. Also, die Menschen, die jetzt die Schule abschließen, hatte ich ja eben erzählt, dass die mit diesen Autos und Traktoren und was weiß ich, da so rumfahren und ganz wild drauf sind. Genau, ich dachte, wir können da vielleicht noch ... Ich kann jetzt nicht viel sagen, aber vielleicht magst du noch mal kurz erzählen, was es so damit auf sich hat, was so passiert in den letzten Schultagen für die Schulabgänger. Jetzt war sie dieses Jahr nicht dabei, weiß ich.
01:03:00
Speaker
Das Problem ist ein bisschen, dass ich ja nicht am Gymnasium bin und dieses Student ist ja wirklich, wenn man mit dem Gymnasium fertig ist. Prinzipiell ist es aber so, das finde ich sehr schön in Schweden, dass es immer am Ende des Schuljahres ein School Absolutening gibt und zu dem School Absolutening,
01:03:19
Speaker
fängt dann quasi wirklich in der Förschkuleklasse an. Das ist dann eine große Feier, wo man sich kritischig macht. In der Förschkuleklasse? Also in der Vorschule? Auch schon, ja. Also die fangen dann mit den ganz Kleinen schon an. Da ist dann School of Slipknecht. Süß. Ja, das ist richtig süß. Das ist häufig in der Kirche, beziehungsweise ich glaube bei uns in der Schule, also bei meinen Kindern in der Schule, wird es in so einer Aula sein, wenn man so einen großen Festsaal.
01:03:43
Speaker
Und da stehen die dann auf der Bühne und dann wird gesungen, dann werden Sommerlieder gesungen und dann wird sich bei allen bedankt für das Schuljahr und für die gute Arbeit, die man geleistet hat. Und dann kriegen die Lehrer Blumen, die LehrerInnen, das finde ich auch ganz schön. Also es ist dann quasi eine große Abschlussfeier des Schuljahres und da feiert man
01:04:03
Speaker
dass jetzt die Schule vorbei ist und den Sommer feiert man eigentlich auch. Die Sommerferien sind ja auch sehr lang in Schweden, also sehr länger als bei uns. Wie lang sind die, die Sommerferien? Zehn Wochen. Puh, haben die Eltern eine Menge zu tun zu Hause mit den Kindern. Die haben ja auch nicht zehn Wochen frei. Das ist tatsächlich heutzutage gar nicht mehr so leicht, das zu organisieren. Und es gibt auch nicht so unbedingt so Ferienlager, so wie ich es mitbekommen habe. Also ich habe es von noch keinem gehört, dass man jetzt seine Kinder für vier Wochen ins Ferienlager schickt.
01:04:30
Speaker
Ja, genau, Sport ist Sportsachen. Es ist immer noch was anderes mit irgendwelchen Sportgeschichten. Viele Schüler arbeiten ja in den Ferien und halten das ganze System am Laufen, wenn alle anderen im Urlaub sind. Stimmt.
01:04:47
Speaker
Ja, das ist ganz witzig. Und es kommt eigentlich daher, dass man ja hier die Schulpflicht eingeführt hat in Europa, in Schweden, auch relativ früh nach, ich glaube, das erste Land war glaube ich sogar Deutschland, wo es die Schulpflicht gab, aber relativ kurz danach kamen dann auch immer die skandinavischen Länder, sind da sehr stolz drauf, dass es diese Schule gibt hier in Schweden schon so sehr lange, für alle Kinder verpflichtend.
01:05:08
Speaker
Und das konnte man eigentlich nur machen, indem man, weil es ja so eine bäuerliche Gesellschaft war Anfang des 20. Jahrhunderts, haben die meisten Schwiegenden in der Landschaft gearbeitet und es konnten die nur quasi durchsetzen, diese Schulpflicht, indem sie gesagt haben, wir machen den ganzen Sommer Ferien, damit da die Kinder auf dem Bauernhof mithelfen können und in der Landwirtschaft mithelfen können. Das ist quasi so die Geschichte, warum man so lange Ferien hat. Und dann gibt es im November immer noch mal Ferien. Oktober, November sind dann eine Woche und dies heißt auch irgendwo... Ernte?
01:05:35
Speaker
Das ist dann die Ernte noch mal, also die Kartoffeln. Ich glaube, irgendwann haben wir gehört, es sind ja Kartoffelferien oder sowas. Also, das habe ich mal irgendwo gehört, aufgeschnappt, wo dann noch mal die letzten Sachen auf dem Feld gemacht werden. Und nur deshalb gibt es diese eine Woche da. Für die Schüler, aber nicht für die Lehrer, ist dann da keine Ferien.
01:05:52
Speaker
Bei diesem School Absoluting vom Gymnasium, das ist doch auch da, wo die dann so ihre Kinderfotos auf diese Schilder drucken. Ja, das habe ich auch schon gesehen. Also falls ihr mal in Schweden seid und das seht, also ich glaube, die haben auch ihre Mützen auf, diese Studentenmützen, die aussehen wie diese Studentenmützen.
01:06:08
Speaker
Ja, Schulabgängermützen, die aussehen wie so Kapitänsmützen. Und dann halten die alle ihre Schilder hoch, wo Kinderbilder drauf sind von sich. Und ich hab' der Name steht immer ganz dick drauf. Und dann sind die da, wie gesagt, auf ihren LKWs, Traktoren, wie auch immer, und haben da Paris. Aber gibt's dann auch einen richtigen Abschlussball, oder? Das gibt's dann auch noch, ne? Ja.
01:06:28
Speaker
Also ich finde es ganz cool, wie die das hier feiern. Also es ist natürlich ein bisschen stressig, wenn man dann gerade in Stockholm ist und die ganze Zeit diese Autos herumfahren. Aber ich finde das auch cool. Ich hätte es gern gehabt, also das ist schon cool. Ich auch. Ich war ein bisschen traurig, weil das war jetzt nicht zum Gymnasium, also zum Abitur, sondern
01:06:43
Speaker
Ich hab ja auch studiert und ich war ein Jahr, hab ich ein Fernstudium gemacht an einer Universität in London und dachte, boah, cool, da krieg ich so eine richtige britische Zeremonie, weißt du. Hätte ich eigentlich auch gehabt, also mit diesen Mützen und diesen Gewändern und so. Ich dachte, oh, so eine alte Universität in London, total cool. Da wären wir dafür eigentlich hingefahren, also ich und meine Kommilitonen. Ja, aber dann war dann der Corona.
01:07:07
Speaker
Dann hat sich ja alles verschoben. Im Endeffekt haben wir nie unsere Feier gehabt. Da bin ich immer noch traurig. Ich hab mein Studium abgeschlossen, hab mein Bachelor-Degree bekommen, nach Hause geschickt mit der Post nach Schweden. Das war alles voll spät. Das hätte ich schon ein Dreivierteljahr vorher haben sollen. Das war totales Chaos. Ich hab mich in Schweden beworben für Berufe und hatte kein ... Das hätte ich gekarrt, dass ich studiert hab. Das war ganz komisch. Dann kam das an mit der Post und ich so, yay. Danke schön. Ja, fühl
Abschließende Gedanken und Hörerinteraktionen
01:07:36
Speaker
Bin ich auch schade, dass es in Deutschland da nicht mehr Traditionen gibt. Also gerade so was Universität angeht, das wäre irgendwie cool, wenn es da mehr gäbe. Weil hier gibt's ja in Schweden, geht's ja natürlich dann weiter an der Universität. Da wird dann weiter gefeiert. Da wird dann richtig gefeiert. Da war ich ja auch bei einigen Partys dabei. Also das ist dann next level damals. Als du selber auch Studentin warst, ne? Ja genau, als ich selber Studentin war.
01:07:58
Speaker
nach Schweden eingeladen war. Also das ist schon krass. Um es abzuschließen, es ist nicht alles schlecht, es ist nicht alles gut und es gibt überall in jedem Land Probleme und ich glaube das perfekte Bildungssystem gibt es einfach nicht umdringend.
01:08:15
Speaker
Nee. Okay, Liebke, es ging auch nach einem schönen Abschluss jetzt. Wollen wir noch mal, ich hab grad mal rübergeschielt auf unserer Bei-Mir-Coffee-Page. Wir haben ein paar Cafés bekommen tatsächlich. Mhm. Da war noch mal kurz hier eine von der Svea tatsächlich. Hab ich gesehen. Willst du Andrea machen? Dann mach ich Andrea, genau. Andrea aus Salzburg hat uns nämlich drei Cafés gekauft und schreibt, ich trinke einen Kaffee mit euch beiden, weil ihr so sympathisch seid. Oh, Dankeschön.
01:08:41
Speaker
Liebe Grüße aus Österreich. Vielen lieben Dank. Und ja, jetzt ist Svea sehr witzig. Svea schreibt, viele Grüße von Svea an Svea. Im August geht es endlich wieder nach Göterland und Svealand. Auch wenn ich süddeutscher Abstammung bin, fühle ich mich durch meinen Namen sehr mit diesem Land verbunden. Kanntest du, Svea, dieses Phänomen auch schon früher? Viele Grüße an euch beide, Svea. Ich habe nie so Svea in einem Samstag gelesen. Svea, Svea, Svea.
01:09:10
Speaker
Also, erst mal vielen lieben Dank, liebe Svea. Ja, danke schön. Danke schön. Ja, also es hat für mich irgendwie lange gedauert, bis ich geschneit hab, wo ich hingehöre anscheinend. Aber weil ich ja, ich sag ja immer wieder, ich hatte vorher nicht so wirklich die Beziehung oder den Bezug zu Schweden. Und ich musste ja tatsächlich irgendwie, wie alt war ich denn, 26 oder so? Ja, 25, 26 Jahre alt werden, um zu merken, was das ist. Aber das hatte ich ja auch, das Gefühl in Schweden, als ich das erste Mal so richtig hier war,
01:09:38
Speaker
Das ist zu Hause und ich bin auch immer noch der Meinung, egal was passiert, ich kann mir immer noch vorstellen, im Ausland zu wohnen, wie du ja auch, Wiebke. Ich glaube, wir sind immer offen für alles, aber ich glaube, zu Schweden wird einfach immer so meine Homebase sein, meine Heimat. Ich habe das Gefühl auch.
01:09:53
Speaker
dieses Gefühl, dass man irgendwie hier hingehört. Und wer weiß, vielleicht war es ja auch Schicksal mit meinem Namen. Ich finde die Geschichte ja auch so witzig. Meine Mutter hat damals, bevor ich überhaupt geplant war, vor vielen Jahren einen schwedischen Film gesehen, wo ein kleines Mädchen war, so ein kleines blondes schwedisches Mädchen, das Svea hieß.
01:10:10
Speaker
Und dann, weil ich hab sie mal gefragt, wie kam das eigentlich dazu, dass ich Svea heiße, weil das ist ja ein relativ seltener Name, beziehungsweise auch damals war das sehr, sehr selten so zu heißen vor 30 Jahren. Und ja, sie meint, sie fand dieses Mädchen so süß, dass sie meinte, wenn sie irgendwann eine Tochter kriegt, soll sie Svea heißen. Und das hat sie dann auch durchgesetzt. Und deswegen heiße ich Svea.
01:10:28
Speaker
Ja, und mittlerweile liebe ich den Namen und find's cool, so zu heißen. Der ist auch wieder im Kommen in Schweden. Das ist eher so ein altbackender Name in Schweden. Das ist eher so wie Gertrude oder so. Also alle Gertrudes, die zuhören, liebe Grüße an euch.
01:10:43
Speaker
Aber es ist schon eher ein altmodischer Name, aber ist ja auch in Deutschland so. Es gibt altmodische Namen, die da total im Kommen sind, hier ist es auch so. Ja, ich hab tatsächlich jetzt schon... Bei meiner kleinen Tochter, die ist ja fünf, da gibt's mal ab und an Svea. Und mein Sohn heißt ja Lasse. Und Lasse, da sagen immer alle, wie ein kleiner Junge der Lasse heißt. Das ist auch so ein richtiger Manfred quasi.
01:11:11
Speaker
oder Helmut, das ist so ein ganz alter Name in Schweden. Aber Lasse ist ja eigentlich nur der Spitzname für Larsch. Ja, für Larsch, genau. Aber er heißt halt richtig Lasse. Ist auch ungewöhnlich in Schweden, weil eigentlich so auch Kalle ist ja eigentlich Karl.
01:11:27
Speaker
Eigentlich, das ist, ja genau, und das ist, glaub ich, eher so was für Deutschen machen, dass wir unseren Kindern dann irgendwie solche Namen geben wie Lasse, Kalle, wie auch immer, wir fangen ja keine anderen ein. So, es gibt auch noch mehr aus dieser Kategorie. Und ich glaube, hier nennst du dein Kind nicht unbedingt offiziell Kalle oder Lasse, sondern halt Karl oder Lars, aber im Endeffekt nennen dich halt dann alle so. Genau, ja, so ist es genau. Ja, ist ein bisschen schräg, aber auf jeden Fall finden es immer alle sehr, sehr lustig, dass ein kleiner Junge Lasse heißt.
01:11:54
Speaker
Das ist aber auch ein bisschen cool. Da merke ich eben auch, das ist irgendwie auch cool. Ich meine, es gibt ja auch so alte deutsche Namen, die echt cool sind, wie Greta oder so, die auch wiederkommen. Total, echt schöne Namen. Ich hoffe, die Folge hat euch gefallen. Vielleicht noch mal ganz kurz als kleiner
01:12:13
Speaker
noch mal als kleine Bitte an euch, weil ich kriege immer sehr, sehr, sehr viele Nachrichten zum Thema Schulsystem. Und ich kriege immer sehr viele persönliche Geschichten. Und ich muss einfach sagen, dass es für mich aus meiner Sicht in Nordschweden ganz schwer ist zu sagen, ob dein Kind
01:12:30
Speaker
mit der und der Erkrankung oder Vorgeschichte im schwedischen Schulsystem generell das gut funktionieren würde oder nicht, ob es sich wohlfühlen würde und ob es ratsam ist. Ich muss ehrlich sagen, es sind so persönliche Entscheidungen, die kann und will ich euch nicht abnehmen und ich kann darauf einfach auch gar nicht mehr antworten auf die ganzen Fragen. Also nehmt es mir nicht übel, aber es ist mir auch einfach eine zu hohe Verantwortung, weil ich euch gar nicht kenne und das ja schon wirklich einfach wichtige Entscheidungen und Schicksale sind und
01:12:58
Speaker
Ja, ich kann jetzt nur, ich habe jetzt nur berichtet von meinem Arbeitsalltag. Und wie gesagt, es gibt sicherlich ganz viele, die es ganz doll schön finden, auch in Schweden und vielleicht die wenigsten sind aber gleichzeitig Mutter und Lehrerin, weil man sieht sehr wenig von dem, was in der Schule abläuft, als Mutter im Vergleich dazu, wenn man selber Lehrerin ist. Das ist ein guter Punkt.
01:13:15
Speaker
Ja, absolut. Weil von meinen Kindern krieg ich gar nicht erzählt. Ich freu mich bei der Tagsschönen. Ja, alles gut. Das ist immer so. Hm, war gut. Das ist auch das Gleiche. Deswegen, es ist immer noch mal ein anderer Einblick. Ich hoffe, euch hat die Folge aber trotzdem gefallen. Genau. Prostet mich nicht. Ja. Gut, dass du's noch mal sagst.
01:13:33
Speaker
Also vielen Dank fürs Zuhören, jetzt haben wir sie endlich abgehakt, die heiß begehrte Schulfolge. Wir hoffen, sie hat euch gefallen und wir hoffen, dass ihr auch nächstes Mal wieder mit dabei seid bei uns. Haben wir eigentlich schon ein Thema für nächstes Mal? Mal gucken, lass uns überraschen. Wir finden was. Wir arbeiten dran. Wir freuen uns übrigens immer ganz doll über eure Kommentare hier unter dem Podcast, auf die wir leider nicht antworten können.
01:13:55
Speaker
Und wir freuen uns auch ganz doll, wenn ihr unserem Podcast eine Bewertung dalasst. Genau, das hilft uns sehr. Das freut uns sehr und hilft uns auch sehr, dass wir von noch mehr Menschen gehört werden können. Genau. Und falls ihr uns einen Kaffee ausgeben möchtet, Link findet ihr auch in der Beschreibung. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal. Heedo. Heedo.