Einführung und Bedeutung der offenen Zukunftsplanung
00:00:00
Speaker
Man muss da zukunftsoffen rangehen und nicht sagen, wenn ich diesen Prozess starte, will ich unbedingt dieses Ergebnis haben, das darf da gar nicht drinstehen und das muss aber die erwartete Zukunft sein. Man muss wirklich zukunftsoffen und ohne Scheuklappen loslegen, dabei möglichst offen und weit in die Zukunft schauen, möglichst ohne Denkgrenzen und dann in den Ergebnissen halt den eigenen Gestaltungsraum suchen.
Vorstellung des 20 Blue Hour Podcasts und Hanna Jürgensmeier
00:00:28
Speaker
20 Blue Hour, der Debattenpodcast vom Research Institut 20 Blue. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe der 20 Blue Hour. Wir befinden uns ja schon in der zweiten Staffel und das ist jetzt die Folge zwei, die erscheint zu einem super spannenden Thema. Wir reden über Szenario Planung und ein Szenario Game zu Gast.
00:00:57
Speaker
habe ich heute Hanna Jürgensmeier. Hallo Hanna. Hallo Anja, ich freue mich, dass du mich eingeladen hast. Ich freue mich, dass wir sprechen, denn wir sprechen über ein sehr spannendes Thema. Du bist als Szenarioplanerin heute eingeladen, arbeitest bei SCMI aus Paderborn und ich weiß gar nicht, ob ihr noch woanders ein Büro habt, seit über ein Vierteljahrhundert schon am Markt.
00:01:18
Speaker
Ihr habt im August euer 25. Jubiläum, ihr habt sogar eine Straße, die nach euch benannt ist. Habe ich einen Eindruck, die Zukunftsmeile. Na klar, da gehören wen? Da gehört ihr hin und du gehörst hier hin, weil ich heute über Zukunft sprechen will und über die schwierigen Zukunften, die wir gerade vor der
Relevanz der Szenarioplanung in Krisenzeiten
00:01:37
Speaker
Brust haben. Die Hörerinnen und Hörer von 20 Blue Hour sind ja
00:01:41
Speaker
überwiegend in Unternehmen und Agenturen beschäftigt. Und da ist diese Frage, wie gräbt man sich eigentlich gerade durch diese Poly-Krisensituation gut durch? Wo kommt man hin? Wie fängt man an? Und ich hatte den Eindruck gewonnen, auch in Gesprächen.
00:01:58
Speaker
Szenarioplanung ist da super wichtig. Deswegen freue ich mich, dass du heute hier bist. Und ich würde auch eingangs, Hanna, du bist ja schon sehr lange auch in dem Bereich tätig. Im SCMI bist du mittlerweile Geschäftsführerin und hast da, wie es sich gehört, als Praktikantin angefangen. Insofern kannst du mir da sicherlich auch aus einer langen
00:02:18
Speaker
Linie, deine Erfahrungen, vielleicht eine prägnante Definition eingangs mal geben. Was denn Zukunft für dich bedeutet aus Sicht der Szenarioplanerin?
Komplexität und Gestaltbarkeit der Zukunft
00:02:28
Speaker
Ja, gerne. Also Zukunft ist zunächst mal unheimlich spannend und bleibt immer spannend. Von daher habe ich es nie bereut, mein ganzes Berufsleben bis jetzt bei der SCNI verbracht zu haben. Denn Zukunft passiert halt immer neu.
00:02:42
Speaker
ist sehr komplex, da wirkt ganz viel zusammen, was sich gegenseitig bedingt, was man vielleicht so auf den ersten Blick gar nicht denkt, wo man dann aber Wechselwirkungen feststellt. Sie ist sehr unsicher, also wieviel Entwicklungen der letzten Zeit haben wir so nicht kommen sehen, auch wir Zukunftsforscher und Szenarioplaner nicht. Auch wir waren irgendwie überrascht, dass da plötzlich diese Pandemie auftaucht oder dass wirklich Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde oder die Briten wirklich aus der EU auszutreten.
00:03:11
Speaker
Das sind alles Entwicklungen, die passiert sind, die denkbar waren, aber die für extrem unwahrscheinlich gehalten wurden. Aber sie passieren eben doch. Es ist also irgendwie komplex, unsicher, sehr volatil und damit auch irgendwie ein bisschen furchteinflößend. Aber das, was ich in dieser ganzen Zeit bei SCMI gelernt habe,
00:03:31
Speaker
Zukunft ist auf jeden Fall auch gestaltbar. Unser aller Handeln beeinflusst die Zukunft.
Konzept der multiplen Futures und Einfluss der Pandemie
00:03:37
Speaker
Jede einzelne von uns hat da ein paar Schräubchen in der Hand, wo sie was dran drehen kann. Und es gibt halt nicht nur die eine Zukunft, sondern es gibt viele verschiedene. Ich habe das öfter auch mal gelesen und fand es ein bisschen putzig, den Begriff Zukunft. Aber gerade jetzt begegnet er mir wieder sehr häufig, wenn ich auf LinkedIn schaue.
00:04:01
Speaker
Zukunft bedeutet jetzt aus deiner Sicht, dass es verschiedene Zukunftsszenarien gibt? Oder wie kann ich diesen Begriff Zukunft verstehen? Ja, es gibt halt immer Alternativen. Also die Zukunft entsteht quasi jeden Tag neu. Und darum gibt es eben nicht nur die eine Zukunft, sondern die Zukunft von morgen ist anders als die Zukunft von gestern.
00:04:24
Speaker
Und es gibt dieses Wort Zukunft inzwischen wirklich. Wir benutzen es schon sehr, sehr lange. Und sehr, sehr lange hat die Rechtschreibkorrektur es immer unterschlängelt. Und wir haben uns unheimlich gefreut, als es irgendwann plötzlich im Dunen aufgetaucht. Jetzt Zukunft plural selten. Und wir arbeiten mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Zukunftsforschung daran, dass das selten demnächst auch im Dunen verschwindet.
00:04:50
Speaker
Und ist das ein Phänomen unserer Zeit gerade? Also man wacht auf und irgendwie ist schon wieder was passiert und in der Regel ja auch nichts schönes, aber dieses Gefühl nach unfassbaren Verdichtungen und damit auch der Möglichkeit Zukunft zu denken, ich empfinde das gerade als schwierig.
Strategien der Szenarioplanung und Plan B
00:05:08
Speaker
Fähigkeit für mich selber in die Zukunft zu planen, hat so mit der Corona-Pandemie ja sehr abrupt aufgehört und so richtig wiedergekommen ist es auch nicht. Beschreib doch mal aus deiner Sicht, wie ihr jetzt mit dieser Gesamtsituation heute, wir haben am 29. November um 12.13 Uhr, das sage ich jetzt,
00:05:27
Speaker
und der Podcast kommt, dann wieder irgendwas anderes passiert ist. Also wie geht ihr da heute damit um? Was ist vielleicht auch der Unterschied, wie ihr Szenarien heute denkt und plant im Verhältnis zuvor? Weiß ich nicht, drei Jahren, fünf Jahren, sieben Jahren? Keine Ahnung, was da so ein Bruch war, den du erinnerst. Ja, das stimmt auf jeden Fall. Da hat sich deutlich was verändert. Wir mussten vor zehn Jahren immer noch in Unternehmen lang und breit erklären,
00:05:54
Speaker
dass es sich lohnt mit der Zukunft sich auseinanderzusetzen, weil sie tatsächlich unsicher ist. Und das war in vielen Organisationen gar nicht so bekannt. Es wurde halt viel geplant und die Planzahlen waren eigentlich immer gut zu erreichen und das politische Umfeld
00:06:10
Speaker
war ja nun auch lange Jahre sehr, sehr stabil, sodass man da eigentlich nicht so die Notwendigkeit gesehen hat. Und dass die Zukunft unsicher ist, das muss man eigentlich jetzt nicht mehr groß erklären. Mit meinen Beispielen Brexit und Co-Pandemie sehen jetzt halt viele, oh, da können plötzlich Dinge auftauchen, die wir nicht bedacht haben. Aber wir müssen natürlich erklären, warum es trotzdem notwendig und sinnvoll ist,
00:06:39
Speaker
sich im Vorfeld damit zu beschäftigen und da kann man jetzt das auch in ganz einfachen Worten beschreiben, man sollte eben immer einen Plan B in der Tasche haben und den im Vorfeld auch gut durchdacht haben und das fehlt halt in vielen Fällen noch und genau an der Stelle sind Szenarien unglaublich hilfreich.
00:06:57
Speaker
Denn man hat eben nicht nur das eine Szenario, auf das man sich einstellt, wie das so in der normalen Unternehmensplanung, wenn man so seine Businessplanung macht und die Zahlen aufschreibt, so ist man hat so diesen einen Plan und da hält man sich dran, den will man erreichen. Man beschäftigt sich eben auch mit veränderten Rahmenbedingungen und kann dann eben an Plan B oder bestenfalls noch Plan C oder D
00:07:19
Speaker
durchdenken, sodass man, wenn sich Rahmenbedingungen im Umfeld verändern, einfach viel schneller reagieren kann. Ich muss dazu sagen, das machen sehr viele Organisationen und sehr viele Unternehmerinnen und Unternehmer instinktiv deutlich besser als zum Beispiel die Bundesregierung. Ich wollte es nicht sagen. Klima- und Transformationsfonds.
00:07:41
Speaker
Ich wollte es ja nicht sagen und ich denke auch, dass es da fast so was wie eine Wechselwirkung geben kann. Manchmal scheint mir ja auch die Politik zu lernen zu können von dem, was Wirtschaft tut, gerade bei solchen Dingen. Das finde ich im Übrigen auch sehr spannend, wie sich Politik machen vor einem Szenario von Zukunften, die wir gar nicht immer vorhersagen können, verändern sollte. Also die Agilität,
00:08:09
Speaker
ist ja in einem Partei- oder Koalitionsvertrag gar nicht abzubilden, so wie es bislang läuft. Im Moment ist das alles sehr reaktiv, den Eindruck hat man so als Szenarioplaner auch. Dann sag mir doch auch gleich mal, was so ein Szenarioplaner nur eigentlich in der
Methoden der Szenario-Entwicklung und -Analyse
00:08:24
Speaker
Praxis macht. Du kommst in ein mittelständisches Unternehmen, das international agiert und jetzt feststellt, Mist, unsere Lieferketten, das funktioniert alles nicht mehr so richtig, wie gehen wir weiter vor?
00:08:35
Speaker
Ich weiß nicht, ob das jetzt eine typische Situation ist, aber was tut ihr dann? Also wir sind ja keine Branchenexperten, das heißt, wir haben unsere Methodik in der Tasche und wenn wir zu so einem Unternehmen kommen, dann stellen wir zunächst mal recht viele Fragen.
00:08:51
Speaker
Wie sieht euer Markt aus, eure Branche, euer Umfeld? Wer sind eure Kunden? Was sind da die größten Treiber? Was verändert sich gerade merklich? Und ganz besonders interessiert uns die Frage, was sind eure größten Unsicherheiten?
00:09:07
Speaker
sicher aussagen könntet, was in fünf oder zehn Jahren wäre. Was wären da eure größten Fragen an die Zukunft? Habt ihr die größten Unsicherheiten, das größte Bauchgrimm? Was würde euch helfen, wenn ihr es wüsstet, aber ihr habt keinen Plan? Und diese verschiedenen Einflussgrößen aus dem Umfeld, die analysieren wir dann ganz methodisch, sortieren die so ein bisschen und suchen die Treiber und die größten
00:09:36
Speaker
Hebel in diesem Gesamtsystem. So hat man dann so die sogenannten Schlüsselfaktoren für die unterschiedlichen Themenstellungen zusammen und arbeitet damit dann weiter. Kannst du es am Beispiel von einer Lieferkette, also ist ein Treiber dann Politik oder ist ein Treiber dann
00:09:55
Speaker
Produktionsfirma in China oder was wäre denn so ein Treiber? Genau, dann sind so regulatorische Rahmenbedingungen wie Zölle, alles was sich da jetzt so plötzlich verändert. Wie werden Märkte abgeschottet, wie frei ist der Warenverkehr? Wie global funktioniert Produktion und die Absatzmärkte zukünftig? Gibt es da plötzlich Barrieren, die auftauchen, die wir vorher nicht gesehen haben?
00:10:21
Speaker
Es gibt natürlich Unternehmen, die bislang große Absatzmärkte, beispielsweise in Russland, haben, die stark betroffen sind von den derzeitigen Rahmenbedingungen und da gibt es eben viele Unsicherheiten in der Zukunft.
00:10:36
Speaker
Jede einzelne dieser treibenden Größen entwickeln wir dann Alternativen, also wirklich so in der Mikroperspektive. Wie könnte es mit der Regulierung des US-Marktes weitergehen? Was sind da denkbare Alternativen, ohne dabei irgendwelche Wahrscheinlichkeiten mitzunehmen, sondern wirklich nur rein denkbare, plausible Alternativen? Und diese einzelnen Bausteine setzen wir dann wieder zu widerspruchsfreien Szenarien zusammen.
00:11:04
Speaker
Also haben wir dann ein komplexes System, was ein einzelnes Szenario beschreibt, ohne irgendeine Wahrscheinlichkeit. Es ist also in diesen unterschiedlichen Szenarien gleichwahrscheinlich das Szenario A, B oder C eintritt. Das heißt, es war aus Szenariosicht exakt gleich konsistent, also möglich, dass Donald Trump die Wahl gewinnt wie Hillary Clinton.
00:11:28
Speaker
in der Politik nicht so bekannt. Da wurde nach Wahrscheinlichkeiten und nach Wahlprognosen geschaut und dann war man überrascht.
00:11:37
Speaker
Also das ist, was plausibel heißt. Es ist denkbar. Genau, plausibel heißt also nur widerspruchsfrei. Das heißt nicht wahrscheinlich oder wir erwarten etwas, sondern wir wünschen uns sogar etwas. Das heißt nur, es ist widerspruchsfrei möglich. Und widerspruchsfrei möglich sind natürlich auch Entwicklungen wie der Brexit oder eine Pandemie. Das ist der ganz große Vorteil, der ganz große Mehrwert des Denkens in den Szenarien.
00:12:08
Speaker
gleichwertige Szenarien entwickeln und dann damit arbeiten, das heißt für alle Szenarien, egal wie Hanebüchen sie uns erstmal erscheinen, wenn wir sie lesen, Handlungsoptionen entwickeln, was wäre, wenn dieses Szenario eintreten würde, wie müssten wir uns dann aufstellen oder wir identifizieren für alle Szenarien Indikatoren, sodass wir ganz früh erkennen,
00:12:32
Speaker
Wenn das und das passiert, wenn auf einmal ein Handelszoll in diesem Land passiert, dann können wir damit rechnen, dass in der Folge auch das und das und das passiert.
Herausforderungen und Akzeptanz in der Szenarioplanung
00:12:42
Speaker
Und das hat dann wieder Auswirkungen auf unsere Lieferketten und auf unser Geschäft. Spannend. Kann ich total verstehen, dass du das Gefühl hast, jeden Tag an was Neuem zu arbeiten. Das ist so.
00:12:55
Speaker
Du hast an mehreren Stellen, da bin ich jetzt als die Person, die ja mit Wissen arbeitet, hellhörig geworden. Wenn ihr diese widerspruchsfreien Szenarien baut, dann müsst ihr ja auch ganz schön viel wissen. Wo kommt das her? Wie organisiert ihr euch das? Da gibt es verschiedene Quellen. Das wichtigste Wissen kommt aus dem Team, was in der Regel aus Menschen der Organisation oder des Unternehmens gebildet wird, also dieses Scenario-Team.
00:13:24
Speaker
sollte recht breit besetzt sein mit Fachleuten aus dem Unternehmen, aus der Organisation.
00:13:32
Speaker
Es sind auch häufig externe Expertinnen und Experten dabei. Das muss jetzt nicht der Superprofessor zu irgendeinem Fachthema sein, sondern es kann auch jemand sein, der besonders nah am Markt ist, der da viel Wissen hat oder der eine Technologie besonders gut kennt, sodass da möglichst vielfältige Perspektiven auf das Themenfeld wichtig sind.
00:13:56
Speaker
Wir haben natürlich im Laufe der, du hast es schon gesagt, 25 Jahre, die wir damit arbeiten, inzwischen auch eine ganze Menge an Zukunftswissen im Gepäck, aber sind eben keine Fachleute für die Brennstoffzelle oder irgendeine Form von Antrieb oder den
00:14:14
Speaker
Arbeitsmarkt oder einen spezifischen Standort in irgendeinem Bundesland, sondern da kommt dann aus dem Team das Wissen dazu, oft auch mit Experten, Interviews und vielfach im Austausch in Workshops vor Ort. Ist es euch schon mal passiert, Stichwort the unknown unknown, dass ihr ein Szenario komplett vergessen habt?
00:14:35
Speaker
Also es wurde etwas wirklich, was ihr überhaupt gar nicht gesehen habt. Ehrlich gesagt relativ selten, weil die Methodik so aufgebaut ist, dass sie den Zukunftsraum möglichst breit abdeckt. Das heißt, wir haben schon sehr früh Themen gesehen, für die es früher teilweise noch gar keinen Namen gab. Also bevor, es ist lange her, dass wir Szenarien für ein großes Unternehmen gemacht haben und da stand dann sowas wie ITisierung drin.
00:15:04
Speaker
Natürlich die Digitalisierung, da ist jemand anderem ein besseres Wort für einen gefallen als uns. Aber das sagen wir tatsächlich oft, dass wir denken über Dinge nach, für die es noch keinen Namen gibt. Und dann sind da manchmal halt Entwicklungen drin, die sind dann manchmal halt wirklich ein bisschen hölzern beschrieben und da muss man im Nachhinein ein bisschen drüber lachen. Aber merkt halt, eigentlich ist die Situation jetzt so gekommen, wie wir sie damals in dem Szenario beschrieben haben.
00:15:27
Speaker
Wir hatten halt nur noch nicht die richtigen Ausdrücke dafür. Und ist es schwierig, dass den Leuten, die das mit euch in Unternehmen zusammen macht, das dann auch inhaltlich zu verkaufen? Glauben die das dann oder zeigen die euch dann auch mal einen Fugel und sagen, ja klar, schon gut?
00:15:45
Speaker
Ja, das passiert natürlich häufiger, dass die, die so tief in ihren Themen und ihren Märkten sind, gewisse Veränderungen nicht sehen wollen und sagen, der Markt wird aber über viele Jahre noch ganz stabil funktionieren, da sind wir uns sicher. Und da gibt es verschiedene Beispiele, einmal aus dem Bereich Automobilzulieferindustrie, einmal aus dem
00:16:11
Speaker
Bereich Medizin, dass dann Änderungen doch viel schneller kommen, als das Team gedacht hat und wir dann später die Rückmeldungen bekommen haben. Also das haben wir für frühestens in zehn Jahren gesehen und jetzt ging es so viel schneller. Gut, dass wir die Szenarien gemacht haben. Wir hätten sie vielleicht noch früher gebraucht oder früher dran glauben sollen, dass diese Entwicklung doch eintritt. Aber es war sehr hilfreich, dass wir so früh darüber nachgedacht haben.
00:16:35
Speaker
Das ist mir ja sehr bekannt von meiner Arbeit, weil wir ja am Anfang auch in der Situation reinkommen, in der Unwissenheit und dadurch entsteht auch Unsicherheit besteht und wir räumen das dann in gewisser Weise mit aus und hinterher sagt man Mensch, da haben wir uns aber lang an irgendwas aufgehalten oder gut, dass das jetzt geklärt ist.
00:16:58
Speaker
Wie gelingt es euch denn am besten, dass diese Hürde auch überwunden wird, dass die Leute da das innere Commitment schnell finden? Weil meine Erfahrung, je schneller das gelingt, desto effektvoller ist auch das, was sie dann eingekauft haben. Also wichtig ist es, dass sich das Team oder diejenigen, die mit den Szenarien später arbeiten sollen, also die entsprechenden Entscheiderinnen und Entscheider,
00:17:24
Speaker
eben frühzeitig mit den Inhalten identifizieren.
Einführung und Effektivität des Szenario-Spiels
00:17:27
Speaker
Und das gelingt, ehrlich gesagt, am besten, wenn sie die Szenarien mitentwickelt haben. Also wenn irgendein Team Szenarien entwickelt und die dann der Geschäftsführung vorliegt und sagt so, jetzt habt ihr Szenarien und entscheidet mal auf der Basis, dann kommt halt häufig der Kommentar, ja, schöne Arbeit, aber also die Szenarien drei, fünf und sieben, die können wir streichen, dann die glauben wir nicht.
00:17:48
Speaker
Das ist also einfacher, wenn die Entscheider mit im Prozess involviert sind, die Methodik dann besser verstehen und auch die Diskussionen, die es zu diesen Szenarien geführt haben, eben miterlebt haben. So ist das mehr das eigene Produkt und der eigene Prozess und dann ist man schon näher dran und kann sich besser reindenken, auch in die Szenarien, die man erstmal für Hanebüchen hält.
00:18:15
Speaker
Das ist ja das schöne Stichwort Co-Creation. Schleckt euer neustes Angebot in die gleiche Kerbe. Ihr habt ein Scenario-Game entwickelt.
00:18:25
Speaker
Und knüpft das an dieses Thema an? Ja, absolut. Wir haben bemerkt, dass gerade so die Konsequenzanalyse, die ja eigentlich der wirkliche Mehrwert von Szenarien ist, dann besser funktioniert, wenn man es ein bisschen spielerisch angeht. Man hat dann die besten Ideen, wenn man mit viel Fantasie und ja auch mit Spaß dabei ist und an die Sache herangeht.
00:18:48
Speaker
so dieses was wäre wenn wir setzen uns mal hin und schreiben für Szenario sieben fünf Handlungsoptionen auf das ist meistens ziemlich gestellt da kommt nicht so viel raus und wir haben dann gemerkt wenn man sich besser in die Szenarien reinversetzen kann dann funktioniert die Sache besser das heißt die Szenarien sollten möglichst
00:19:09
Speaker
Plastisch beschrieben sein, da funktionieren Bilder gut, da funktionieren Filme ganz gut und das ist heute auch alles relativ leicht zu erzeugen, so dass man so ein Szenario sehr lebendig machen kann und dann ist eben das wirklich
00:19:22
Speaker
lebendig damit arbeiten, sich wirklich da reinversetzen, dann am einfachsten, wenn man es wirklich ein bisschen spielerisch macht, wenn man das ist jetzt hier so ein Game und wir stellen uns mal vor, wir sind jetzt in diesem Szenario und was würden wir dann tun und das dann eben mit spielerischen Elementen, mit Gamification und auch mit einem gewissen Wettbewerb, also wenn man jetzt irgendwie
00:19:44
Speaker
die anderen Spielteilnehmer überflügeln will, dann ist die Kreativität ja noch mehr gefordert und man haut deswegen vielleicht auch mal frechere Ideen raus, die man in einem normalen Business-Context, wenn man jetzt einfach in Bullet Points was runterschreibt, nicht äußern würde. Das klingt im Grunde abgeguckt von dem, was man ja sieht, Thema Metaverse, Immersivität erzeugen und dann ist man drin. Also ich stelle mir das gerade so vor, dass ihr
00:20:14
Speaker
Film, Zukunft und der, also der zeigt einfach, was passieren wird. Kann ja utopisch oder dystopisch dann auch aussehen. Und dann fühlt man sich in diese Lage versetzt. Also wahrscheinlich, wenn ihr das, es ist jetzt ganz neu, kann ich mir vorstellen, ein, zwei Jahren Rente, dann vielleicht wirklich auch mit einer Brille rum. Oder es ist super immersiv und man ist das dann auch. Diese Person in diesem Szenario finde ich super spannend.
00:20:42
Speaker
Also wir haben das gerade herausgebracht, das gerade entwickelt diese Idee und haben so die ersten Erfahrungen damit gesammelt und sind ganz begeistert. Und es ist eben auch ein Format, was sich ein bisschen kleiner abbilden lässt. Das heißt, man muss da nicht so einen riesen Prozess über mehrere Monate machen, sondern kann da in zwei Tagen wirklich richtig, richtig viel erreichen und hat auch noch Spaß dabei.
00:21:07
Speaker
Mir fällt dazu ein, uns beschäftigt gerade das Gelingen einer Veränderung hängt ja auch an einem selben Punkt von was kann ich mir vorstellen. Das hat ja genau dasselbe Vorstellung. Die grüne Transformation ist ein schönes Beispiel.
00:21:23
Speaker
Du kannst es so oder so rumdenken und je nachdem hast du super Schiss davor oder sagst let's do it, weil ich sehe diesen Fixpunkt einer grüneren und gesünderen Welt oder ich sehe, was ich jetzt alles gerade dann nicht mehr tun kann.
00:21:43
Speaker
arbeite ich gerade oft mit dem Begriff der Empathie. Wie kann ich das nachvollziehen? Und das hat ja auch durchaus einen utilitaristischen Kern, diese Empathie. Inwiefern kann ich es fühlen, also für mich auch nutzbar machen als Gedanke? Und das finde ich sehr faszinierend an so einem Game Moment, mal abgesehen davon, dass es wahrscheinlich auch ein bisschen Spaß in eine Situation bringt, die vielleicht
00:22:10
Speaker
Das finde ich schwierig, mit Unternehmen zu arbeiten. Trotzdem sprechen wir ja mit Menschen. Also Menschen, die sich Sorgen um die Zukunft machen, Menschen, die ihren Job gut machen wollen, Menschen, die richtige Entscheidungen treffen wollen. Das finde ich faszinierend. Da werde ich mich auf jeden Fall mal bei dir schlau machen und finde auch diejenigen, die jetzt in Podcasts hören und sagen, wow, Scenario-Game.
00:22:31
Speaker
Nice thing. Wir verlinken da mal was in der Show Note und ich kann mir da auch gut vorstellen, dass ihr da bei SCMI eine coole Anlaufstelle habt, um genau in dieser Zeit jetzt gerade mal diesen Blick nach vorne zu wagen und gleich zu spüren, welches Szenario kann denn, du hast das Konsequenzanalyse genannt, wenn ich das jetzt richtig gemerkt habe, welche Auswirkungen haben.
00:22:58
Speaker
Ja, und wichtig finde ich dabei eben auch, dass man auch irgendwie Erfolgserlebnisse hat. Erstmal halt natürlich nur in diesem Game, dass man sieht, es gibt Dinge, die gelingen. Aber wenn man dieses Mindset hat, dann bemerkt man durchaus, dass uns auch viele
D2030 Projekt und klimaneutrale Zukunftsszenarien
00:23:14
Speaker
Dinge gelingen. Und das ist gerade im Moment, finde ich, in der öffentlichen Debatte sehr schwierig. Da wird immer nur über Misserfolge und Scheitern berichtet. Und wir fühlen uns gerade in Deutschland unglaublich abgehängt und neben der Spur
00:23:28
Speaker
Und man muss doch vielmehr auch Erfolgsstories erzählen. Die kann man jetzt im kleinen, spielerischen Szenario-Game selber entwickeln und dann eben auch so ein bisschen die Augen öffnen für das, was uns als Gesellschaft insgesamt auch ganz gut gelingt. Wir sind ja nicht nur schlecht, wir können viel und wir haben auch viele Dinge, die toll funktionieren und diese Stories muss man eben auch mal erzählen.
00:23:51
Speaker
Da schließt man dann ja an das Thema Zukunftserzählung an, ein Thema, das ja auch in dem Verein D2030 immer wieder eine Rolle spielt, dem du ja ehrenamtlich auch mit beiwohnst, wenn ich das richtig habe, Klaus. Es ist sehr viel Herzblut.
00:24:10
Speaker
Und das finde ich, auch das kann ich euch empfehlen, da mal vorbeizukucken. Ich glaube, da werden jetzt Szenarien für bis 45 entwickelt. Da geht es auch sehr stark darum, was gibt es eigentlich für eine Zukunftsgeschichte, die sich auch als positiv
00:24:25
Speaker
fühlen lässt, wo ich irgendwie sage, wenn ich mir das vor Augen führe, dann habe ich auch Bock loszulegen. Genau. Das Projekt heißt Neue Horizonte und ist eben mit diesem Jahr 2045 verknüpft, weil wir uns in Deutschland ja dafür die Klimaneutralität vorgenommen haben. Und da haben wir als Verein mal gesagt, wir wollen Szenarien entwickeln, die beschreiben, wie so eine klimaneutrale Zukunft aussehen könnte.
00:24:54
Speaker
Da gibt es natürlich unterschiedliche Wege hin und unterschiedliche Zielzustände, die von verschiedenen Gruppen unterschiedlich gewünscht werden und da gibt es vielfältige Zielkonflikte zwischen den verschiedenen Akteursgruppen und das arbeiten wir mit diesen neuen Horizonte-Szenarien gerade auf und das ist auch ein super, super spannendes Feld.
Industrien im Wandel und globale Veränderungen
00:25:14
Speaker
Ja, ich habe schon bei der Umfrage mitgemacht. Und ich meine, da hast du ja verschiedene Perspektiven jetzt gerade, um mir vielleicht mal zu sagen, gibt es aus deiner Sicht Organisationen, die sich gerade besonders stark mit solchen Szenaren auseinandersetzen sollten, weil sie wirklich, wirklich, wenn sie es nicht tun, pleite gehen könnten? Kannst du das sagen? Ja, da gibt es wirklich
00:25:39
Speaker
viele Organisationen, für die es gerade extrem wichtig ist und als allererstes fallen wir da natürlich produzierende Unternehmen ein. Also wir reden ja nicht nur über die schönen klimaneutralen Zukunften und Transformationen und so weiter, sondern wir wissen auch, dass wir irgendwie einen
00:25:53
Speaker
Wirtschaftsmotor in Deutschland haben, der gerade vor extrem mehr Herausforderungen steht. Und das sind eben insbesondere die produzierenden Unternehmen. Globalisierung der Lieferketten, der Produktion der Absatzmärkte. Das heißt, geopolitische Verwerfungen betreffen praktisch alle Industrieunternehmen heute. Und man muss sich mit den entsprechenden Unsicherheiten beschäftigen, so wie es auch vielfach tut.
00:26:17
Speaker
Da führt kein Weg dran vorbei und da kann man dann eben auch durchaus Chancen erkennen. Da sind viele Unternehmen ja auch vorne dabei und haben tolle Ideen, Prozesse wieder regionaler zu gestalten oder auch Prozesse effizienter zu gestalten.
00:26:35
Speaker
Da ist viel möglich. Man muss halt so ein bisschen die etablierten Wege mal verlassen und auch mal Dinge erproben und neu ausprobieren. Dann gibt es natürlich noch weitreichendere Veränderungen. Also Stichwort, wir hatten es eben schon mit der Transformation Energiewende, Verkehrswende. Es gibt technologische Disruptionen wie
00:26:59
Speaker
die KI-Chat-GPT ist in aller Munde. Es gibt ein Riesenthema im Thema Bioengineering, Stichwort CRISPR. Auch bei Bitcoin, Blockchain wird gerade unheimlich viel passieren in den nächsten Wochen und Monaten. Es gibt technologisch auch ganz spannende Themen, die alle
00:27:19
Speaker
Chancen aber auch Gefahren bieten. Und da müssen wir unheimlich aufmerksam sein, denn diese Dinge beeinflussen ganz grundlegend, wie wir zukünftig arbeiten und wirtschaften und eben auch leben werden. Und da müssen wir frühzeitig und zukunftsoffen darüber nachdenken, um wichtige Weichen als Gesellschaft und als Deutschland richtig zu stellen. Ja, und das klingt ja immer wieder an bei dir. Das ist auch ein Thema, mit dem wir uns zurzeit
00:27:48
Speaker
stark beschäftigen, dass das Wirtschaften nicht nur durch technologische oder nachhaltige Themen stark beeindruckt wird, sondern wir es auch mit richtigem Systemumbruch zu tun haben und dadurch eine Politisierung des Wirtschaftens
00:28:06
Speaker
gerade im internationalen Bereich werden so etablierte Handelspfade nicht mehr einfach zu bespielen und das ist ein Thema, mit dem wir uns sehr stark beschäftigen, deswegen reden wir ja heute auch, weil das ein Thema ist mit
00:28:21
Speaker
Ja, kann es überhaupt eine Strategie geben, die jetzt gerade durchzuziehen ist, um dieser Politisierung des Wirtschaftens irgendwas entgegensetzen zu können. Das ist ein sehr großes Thema, was wir gerade mit Menschen wie dir und Menschen aus Agenturen und Unternehmen diskutieren. Superspannend da auch zu sehen, dass es ein ganz neues Nachdenken ist und eine neue Offenheit braucht.
00:28:50
Speaker
da auch dieses Thema Szenario Planung, was ganz Wesentliches sein wird. Habt ihr auch international dieses Szenario Planungdenken auf dem Schirm? Wie integriert ihr das in eure Arbeit?
00:29:05
Speaker
Ja, natürlich. Wir haben seit Jahren mit vielen Unternehmen den Blick auf deren globale Märkte gelenkt, sind quasi mit und durch unsere Kunden in deren globale Absatzmärkte oder auch die Produktionsmärkte gegangen und haben dort entweder spezifische Szenarien entwickelt oder allgemeine Szenarien dann regional bewertet. Wie würde dieses Szenario
00:29:33
Speaker
in den USA aussehen oder eben in China. Und da geht es halt nicht nur um Geopolitik, sondern auch um nationale Rahmenbedingungen, die sehr unterschiedlich sein können, aber eben auch um gesellschaftliche und kulturelle Fragen der Zielmärkte. Und das kennt ihr bei Twenty Blue ja auch sehr gut, das ist ja auch eines eurer Fachgebiete.
Globale Szenarioplanung und unterschiedliche Perspektiven
00:29:55
Speaker
Ja, auf jeden Fall.
00:29:57
Speaker
Und wir haben darüber hinaus, über diese kundenspezifischen globalen Projekte hinaus, auch im Jahr 2021 in einem offenen Online-Prozess die sogenannten New Global Scenarios entwickelt. In der Corona-Zeit, da habe ich das zuerst gesehen, ja. Genau. Das war ein bisschen ein Experiment, ob das so remote funktioniert und dann mit Expertinnen und Experten aus 65 Ländern
00:30:24
Speaker
Dann natürlich auf Englisch, aber mit den vielfältigen Sprachbarrieren, die man dann hat, hatten auch wirklich alle Kontinente dieser Erde dabei. Die natürlich nicht gleichwertig vertreten mit Köpfen, aber es waren zumindest sehr, sehr verschiedene Perspektiven dabei. Und diese Ergebnisse sind einfach auch wahnsinnig spannend und lohnenswert für alle Unternehmen, sich da mal mit zu beschäftigen.
00:30:49
Speaker
Kann ich auch verlinken, glaube ich, ne? Ja, super gerne. Die sind öffentlich, die Szenarien, ja. Ja. Da hängen dann ja, aber irgendwann gibt's da schon so Wahrscheinlichkeiten. Also, dass die Bewertung der Wahrscheinlichkeit kommt dann durch uns. Oder wo? Wann findet die denn statt? Genau. Ja, wir nennen das immer lieber Erwartung als Wahrscheinlichkeit, weil Wahrscheinlichkeit halt so unglaublich mathematisch klingt. Und dann denkt man, das kann man berechnen. Ja. Ja, die Zukunft kann man eben nicht berechnen. Also auch
00:31:17
Speaker
Simulationen sind immer nur Modelle, die aufgrund von Annahmen etwas berechnen. Und dann kann die Realität eben doch wieder anders aussehen. Aus dem Grund sagen wir lieber Erwartungen, um damit klarzumachen, das ist irgendwie was Individuelles oder was ja irgendwie Gruppensubjektives, so nennen wir es auch. Also die, die es bewertet haben, die sind dann diejenigen, die da ihre Einschätzung abgeben und ihre Erwartungen äußern.
00:31:44
Speaker
Und da gab es global unheimlich spannende Unterschiede. Also ein großes Thema war eben innerhalb dieser Szenarien die Systemrivalität zwischen kapitalistischen Systemen und autoritären Systemen.
00:32:01
Speaker
Insbesondere das weltwirtschaftliche und machtpolitische Tauziehen zwischen den Vereinigten Staaten und China. Das hat man ja jahrelang für überwunden erachtet. Wir sehen jetzt alle, dass es das ganz sicher nicht ist. Dann gibt es eben diese Frage, wie viel Miteinander, wie viel Gegeneinander gibt es, wie viel Rivalität und wie viel trotzdem Kooperation ist möglich.
00:32:25
Speaker
Und das wird wirklich global super unterschiedlich bewertet und auffällig ist das der globale Süden.
00:32:31
Speaker
viel positiver in die Zukunft schaut, als wir hier in unseren etablierten Wirtschaftsnationen, die wahrscheinlich halt getrieben von Verlustängsten und Abschiedsängsten, da wirklich harte Bedenken haben. Ja, ja, ich denke, wir haben sehr viel zu verlieren und das merkt man der Diskussion ja auch gerade an. Und eine Sache, die ich
00:32:58
Speaker
Mit unserer Brille, wo wir ja gerne mit zum Beispiel prototypischen ExpertInnen arbeiten, die also stellvertretend für eine Gruppe sprechen können, die das objektiv abwägen können. Weil ich manchmal finde, dass wenn man an einem bestimmten Punkt Schwarmintelligenz befragt, fehlt der Moment, wo jemand über was nachdenkt, was
00:33:27
Speaker
er nicht will. Kriegt ihr das irgendwie integriert in so eine Erwartungsgeschichte, dass man auch sagt, okay, das ist das, von dem wir ausgeben, dass es wahrscheinlich ist, aber mit unserem eigenen Werte-Kosmos und unserer sozusagen im Durchschnitt, im median gerechneten Durchschnittserwartung, da lässt man sich dann vielleicht doch
00:33:57
Speaker
manchmal zu sehr überraschend, weil wir sehen ja gerade, die Wirklichkeit hält viele Überraschungen bereit, mit der wir nicht rechnen. AfD, super Beispiel. Also Menschen wie du und ich würden ganz sicherlich das sehr lange, als es schon von unten hochgequollen ist, als durch das Movement noch gesagt haben, na ja, ach was.
Herausfordernde Szenarien und Offenheit in der Planung
00:34:17
Speaker
Wie geht man damit um? Naja, das ist ja eigentlich gerade eine Stärke vom Denken in Szenarien, dass man
00:34:22
Speaker
die Szenarien nicht ausblendet, die man erst mal doof findet. Also sie stehen ja da, sie sind gleichwertig entwickelt worden, sie sind also genauso beachtenswert oder eigentlich sogar noch wichtiger als die, die uns besser gefallen. Und auch gerade die Szenarien, die wir persönlich irgendwie als nicht ganz so schlüssig erachten als andere, sind auch besonders spannend, weil wir genau an den Stellen nämlich unsere ausgetretenen Denkfade mal verlassen.
00:34:52
Speaker
Und das sind zwangsläufig Szenarien, die wir irgendwie nicht sehen wollen. Und da ist man durch die Methodik ein bisschen zu gezwungen, auch hinzuschauen und sich auch mal mit den Szenarien zu beschäftigen, die uns irgendwie nicht schmecken oder Bauchschmerzen verursachen, wo dann irgendwie die AfD eine Zahl von Wederstimmen gewinnt, die uns beiden persönlich überhaupt nicht gefällt.
00:35:20
Speaker
macht extrem Sinn, darüber nachzudenken, was man dann oder besser noch im Vorfeld tun könnte. Und das ist auch wieder etwas, was mir immer wieder gut tut. Man könnte dann ja sagen, oh Gott, in deinem Job musst du dich ja ständig mit irgendwelchen Worst-Case-Szenarien und Dystopien auseinandersetzen.
00:35:38
Speaker
Aber man findet auch in den düstersten Bildern immer noch Chancen- und Handlungsspielräume. Und das gibt mir immer wieder Mut zu sagen, eigentlich kann man jeden Tag aufstehen und anpacken und überall den Gestaltungsspielraum bestmöglich ausnutzen. Und so ist dieses Zukunft ist gestaltbar. Für mich eben nicht nur so eine Phrase, sondern wirklich der Antrieb, weswegen ich jeden Tag gerne Szenarien entwickle.
00:36:08
Speaker
Das ist eine super Überleitung zu meiner letzten Frage. Ich würde sehr gerne zum Abschluss danke schon mal jetzt für dieses tolle Gespräch, liebe Hanna, wissen, was du Unternehmen empfehlen kannst, wenn sie vielleicht nach dem Gespräch denken, sollst doch mal richtig loslegen mit dem Thema. Wo fängst du an, wenn du sagst, ich will Zukunftsszenarien für mein Unternehmen entwickeln? Was ist ein großer Startpunkt?
00:36:36
Speaker
Also zuallererst muss man halt wirklich die Bereitschaft haben, sich auf diese Reise in eine ungewisse Zukunft einzulassen. Man muss da zukunftsoffen rangehen und nicht sagen,
00:36:47
Speaker
Wenn ich diesen Prozess starte, will ich unbedingt dieses Ergebnis haben. Das darf da gar nicht drinstehen und das muss aber die erwartete Zukunft sein. So darf man eben nicht dran gehen, sondern man muss wirklich zukunftsoffen und ohne Scheuklappen loslegen. Dabei möglichst offen und weit in die Zukunft schauen, möglichst ohne Denkgrenzen und dann in den Ergebnissen halt den eigenen Gestaltungsraum suchen.
00:37:15
Speaker
Und natürlich sind wir in einigen Dingen machtlos. Wir können die Weltpolitik nicht bestimmen. Wenn du und ich das könnten, dann würde wahrscheinlich ihr die Situation gerade etwas anders aussehen, als sie das tut. Aber innerhalb der Räume, die wir haben, hat jede Organisation und jeder Akteur vielfältige Einflussmöglichkeiten und eigene Handlungsspielräume.
Abschluss und Aufruf zur Handlung
00:37:36
Speaker
Und ja, die sollten wir eben identifizieren und positiv nutzen.
00:37:40
Speaker
Also ich denke, das war jetzt ein Let's Go von deiner Seite. Zukunftsoffen heißt es bei dir, Ergebnisoffen heißt es bei uns. Insofern kämpfen wir an der gleichen Front miteinander.
00:37:56
Speaker
Und das finde ich jetzt schon mal ganz schön. Ich habe auch viel. Wir haben ja schon einige Sachen miteinander besprochen und jetzt weiß ich noch viel besser, wo wir gut zusammen passen können. Das ist auch eine schöne nebenbei für mich. Also tausend Dank, liebe Hanna. Das war der Podcast 20 Blue Hour über Szenario Planung und ein Szenario Game. Das glaube ich, dies mit den Zukunft und Zukunften zu jonglieren für Unternehmen auch
00:38:24
Speaker
einfacher macht. Ich freue mich über eure Anregungen, Feedback und Empfehlungen. In den Show Notes findet ihr die verschiedenen Links zu unserem White Paper und zu den SCMI Szenario Game, internationale Szenarien und die 2030 Initiative über die 2045 Horizons. Genau, ja.
00:38:52
Speaker
Dann viele Grüße nach Paderborn, liebe Hannah. Danke. Ich sag Tschüss. Let's do it and let's play. Und schon ist sie vorbei und schlägt in 30 Tagen wieder. Die blaue Stunde. Schreibt uns, teilt und abonniert unsere Podcasts. 20 Blue Hour findet ihr überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und natürlich bei uns auf 20.Blue. Bis bald.