Einleitung und Vorstellung des Themas
00:00:00
Speaker
Die ganze Weile kann man ja die Augen zumachen und sagen, bis hierher ging es noch gut, irgendwie wird es wohl noch weiter gut gehen. Und dann gibt es eben die, die ein bisschen vorausschauen und die sich vielleicht ein bisschen rauszoomen und das Bild ein bisschen aus einer größeren Distanz angucken und sagen, hm, vielleicht wäre es ganz gut, hier zu intervenieren. Innovation als Intervention sozusagen. 20 Blue Hour, der Debattenpodcast vom Research Institut 20 Blue.
00:00:32
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von 20 Blue Hour. Auf die habe ich mich besonders gefreut und hoffentlich auch gut vorbereitet, denn die letzten 20 Blue Minutes Folgen Nummer 14 bis 17 standen alle unter dem Zeichen der Innovation verbunden mit der Frage, kann man Innovation überhaupt managen?
Kann Innovation gemanaged werden?
00:00:56
Speaker
Das habe ich viele Leute gefragt und diese Frage hat eine Vorgeschichte und die Vorgeschichte sitzt jetzt in Person mir gegenüber. Ihr Name ist Anne Säubert. Hallo liebe Anne. Hallo liebe Anja. Ich freue mich sehr, dass du hier bist. Ich freue mich sehr, dass wir die Gespräche, die wir sonst off the records führen, heute mal on air haben, wenn auch nicht live.
00:01:19
Speaker
Denn du bist im Grunde eine Mit-Erfinderin dieser Frage, zumindest für mich gewesen. Damit schließt sich für mich auch ein Kreis, denn die Frage, kann man Innovation überhaupt managen, haben wir beide zusammen auch mit sehr interessanten Mitrednerinnen Anfang Mai, glaube ich, oder Ende April schon einmal diskutiert im Rahmen eines Online-Seminars bei uns über Nachhaltige Verpackungen.
00:01:46
Speaker
Dort auch eben die große Frage immer, wie kommt man eigentlich ins Tun? Wie kommt man in eine disruptive Situation als Unternehmen? Und ich habe mich dann irgendwann gefragt, kann man das überhaupt managen? Wie passiert das? Und habe mich dann auf die Spurensuche begeben und die wollen wir jetzt heute gemeinsam mal fortverfolgen. Ich glaube nicht, dass wir zu einem Ende kommen, aber vielleicht kommen wir zu einem Punkt, wo wir sagen, von dort aus können wir weitergehen.
Anne Säubert und kulturelle Transformation
00:02:14
Speaker
Mit Anne zu sprechen ist für mich immer ein besonderes Fest. Wir sind beide Geistes, künstlerisch irgendwie interessiert. Du bist vielfältig unterwegs, wie ich ja auch, und im Bereich Transformationsberatung mit Komplizen schafft, berätst du Marken, baust Communities auf und verhilfst zu einem nächsten Schritt.
00:02:41
Speaker
Nicht gegen den Strom, sondern mit der Zeit habe ich gelesen. Fand ich sehr schön. Auf deiner Seite Brands and Places, die sich auch lohnt, sich durchzulesen. Du bist Kulturwissenschaftlerin, Ausgebildeter. Da habe ich als Kunsthistorikerin auf jeden Fall auch Zugang dazu. Und dann schreibst du auch sehr gerne.
00:03:01
Speaker
Und das tue ich auch. Insofern haben wir hoffentlich ein fließendes Gespräch heute. Ich habe es ein bisschen vorbereitet, aber nicht so sehr. Da waren wir uns ja beide einig, zu viel Script ist irgendwie blöd. Deswegen seht es uns nach, wenn wir manchmal verlaufen. Ich habe es so gut vorbereitet, dass wir auch wieder zurückfinden.
Nuancen und Reife der Innovation
00:03:22
Speaker
Wir fangen mal an, liebe Anne, mit der Frage, kann man Innovation überhaupt managen? Du hast dir die Podcasts angehört und du bringst natürlich sehr viel Beratungskompetenz und Denkkompetenz mit zu dieser Frage. Wie würdest du sie jetzt also beantworten?
00:03:41
Speaker
Schön, dass ich hier mit dabei sein darf. Ich weiß nicht, ob wir der Frage zum Erwachsenwerden heute verhelfen können. Aber mal so eine Zäsur zu machen und zurückzublicken, glaube ich, ist auch etwas, was man im Zuge einer Innovation durchaus empfehlen kann. Und damit steige ich auch direkt ein mit einem Aspekt, den ich mitbringe. Du hast das gerade erwähnt, das Schreiben und damit natürlich die Sprache.
00:04:07
Speaker
Die Innovation an sich ist gerade in vielerlei Bereichen ein Begriff, der gespielt wird und mir ist aufgefallen, dass wir oft gar nicht wissen, wovon wir da sprechen. Sprechen wir von einem Produkt, das wir Innovation nennen oder sprechen wir von einem
00:04:31
Speaker
Akt von einer Tätigkeit des Innovierens. Und ich klammer das deswegen so auf, weil bei der Frage, ob man Innovationen managen kann, vielleicht schon dann relativ deutlich wird, dass man natürlich ein Produkt, die fertige Innovation, das innovierte Produkt
00:04:51
Speaker
nicht managen kann. Den Prozess des Innovierens, da vielleicht aber doch Managementqualitäten gefragt und durchaus hilfreich sein können, in der ein oder anderen Phase. Das hattest du ja in deinem Podcast auch schon beleuchtet, dass so ein Innovationsprojekt
00:05:08
Speaker
Man hat es natürlich immer gerne schnell auf dem Tisch, aber meistens dauert es ein Weilchen. Und die Frage ist für mich immer auch, wo fängt es eigentlich an? Wo hört es auf? Wann ist es zu Ende? Gibt es ein Ende? Gibt es einen Anfang? Und woran machen die sich fest? Mit welchen Erfolgskriterien lassen die sich belegen? Bewusst oder unbewusst? Das vielleicht erst mal als einen Strauß fragen, als Antwort auf deine
00:05:37
Speaker
Ja, sehr pointierte Frage, ob sich Innovation managen lässt.
Innovationsmanagement: Mythos oder Realität?
00:05:43
Speaker
Ich war ganz stolz, als ich die Frage aus der Luft greifen konnte. Das war natürlich jetzt mit 13 Jahren in der wissenschaftlichen Beratung unterwegs, wo wir immer Dinge verändern. Für mich einfach auch so eine Gretchenfrage. Also, wann passiert etwas und wann nicht?
00:06:01
Speaker
Und ich hatte bewusst das Wort managen verwendet, um die Operationalisierung auch zu meinen, weil ich, wir arbeiten natürlich nicht für die Luft, sondern in der Regel mit einem bestimmten Ziel und das finde ich ja auch erstmal in Ordnung.
00:06:16
Speaker
Und dann ist mir bei den Podcasts, die ich geführt habe, zum ersten mit Janos Kostat von der Agentur für Sprung Innovation Sprint, der Bundesagentur für Sprung Innovation, dass ich sehr interessant fand. Ich bin mit so ein bisschen Vorbehalt reingegangen. Na ja, kann irgendwie politisch vorgegeben Innovation überhaupt stattfinden? Das denken wahrscheinlich viele.
00:06:43
Speaker
und habe zum einen sehr smarten, weltgewandten, offenen Menschen vorgefunden und zum anderen auch ein kluges Reflektieren über genau diesen Moment. Wann beginnt Innovation eigentlich? Also darüber habe ich zum Beispiel sehr viel gelernt.
00:07:01
Speaker
Sodass ich also feststellen darf, Innovation managen, ja das geht, weil in dem Moment, in dem ich es Innovation nenne, ist schon ganz viel passiert. Dann habe ich schon eine Zielsetzung formuliert und ich habe auch schon ein Produkt, das ich sehe.
00:07:19
Speaker
Mir ist dann aber auch aufgefallen, dass ich die Frage, als ich sie gestellt habe, noch größer formuliert habe für mich. Wie kommen wir überhaupt dazu, das Neue sehen zu können? Wo beginnt dieser magische Moment von etwas, das es noch nicht gibt, zu entstehen? Und ist das etwas, was ich managen kann? Insofern war meine Frage dann wieder nicht ganz so präzise, auch wenn diejenigen, die ich sie gefragt habe,
00:07:44
Speaker
mir das dann sehr präzise beantworten konnten. Auch zum Beispiel der Daniel Probst, den ich als vorwegenden Innovationsberater, das darf ich sagen, denn seine Firma heißt vorwegender und trefflich, kennengelernt habe. Sprich, wenn man mit ihm innoviert, passiert wahrscheinlich sehr, sehr viel, auch intraorganisatorisch, auch bei einem selber. Aber auch für ihn war zu sagen, in dem Moment, in dem es eine Innovation ist,
00:08:07
Speaker
gibt es Fragen, die man stellen und auch mit Methoden, Workflows, Prozessen beantworten kann. Und das, was du jetzt gesagt hast, ist, eine Innovation impliziert auch das Ende, also eine Entwicklung, die erfolgreich vollendet worden ist. Der Produktlaunch, der Service, der gebucht werden kann, etwas, das funktioniert. Ist das denn wirklich das Ende? Darüber habe ich jetzt tatsächlich
00:08:36
Speaker
gar nicht nachgedacht. Da hast du mich jetzt zum Nachdenken gebracht in unserem Vorgespräch. Möchtest du da noch was dazu sagen? Erstmal vielen Dank, dass du dich darauf einlässt.
00:08:49
Speaker
Ich kann da sehr mitgehen. Ich finde es oft hilfreich, wirklich in Bildern zu sprechen. Relativ nahe an Innovationen sind auch die Start-ups, diese Unternehmen, die oft mit einer Innovation an den Start gehen und eng verbunden sind. Da sind die Rollen auch sehr unterschiedlich, die gefordert sind. Der Gründer ist oft nicht unbedingt der beste Manager nachher.
00:09:12
Speaker
dann das Produkt, die Innovation in den Markt reinbringt, der den wirtschaftlichen Erfolg, der ja oft auch ein Ziel ist bei einer Innovation oder auch die Akzeptanz. Wir denken da sicher jeder an die ein oder andere Innovation, wo die Skepsis am Anfang groß war. Und der Gründer, der aber am Anfang mit seiner Idee an den Start geht,
00:09:37
Speaker
braucht erst mal andere Eigenschaften und Kompetenzen, die er da mitbringt. Vielleicht hilft das so ein bisschen. Denn grundsätzlich ja, so eine Innovation, in dem Begriff steckt ja das Neue, das in die Welt kommt.
Gesellschaftlicher Innovationsdruck
00:09:54
Speaker
Innovare. Innovare. Neun Jahre Latein.
00:09:58
Speaker
Genau, endlich zu was nütze. Wer hätte das gedacht bei der Innovation? Das heißt, es gibt auch ein Gegenteil, das Exnovare, also Dinge wieder rauszusortieren. Wir beschäftigen uns aber hier bei den Innovationsprozessen oder Vorhaben mit etwas, was uns gerade, das hast du in einem deiner Podcast ja auch gesagt, sehr umtreibt alle, eigentlich auch quer durch die Branchen, quer durch
00:10:25
Speaker
Gesellschaftsbereiche, nämlich wir wollen Neues in der Welt haben und da kann man sich ja auch die Frage stellen, passiert das nicht automatisch, die Welt entwickelt sich weiter, erstmal ob wir da aktiv mithelfen oder nicht, aber eine Innovation ist ja etwas, was wir
00:10:42
Speaker
greifen können wollen. Wir beide versuchen gerade, das noch greifbarer zu machen, aber so ist es eben gerade beschrieben. Es ist ein Projekt, das wir benennen, das wir händeln, das wir auch mit Erwartungen belegen und das hat vielleicht vor dem Ende auch einen Anfang.
00:11:01
Speaker
Und da ist ja auch schon die Frage, welche Rahmenbedingungen braucht es, um aktiv Neues in die Welt zu bringen, um die Welt aktiv mitzugestalten, um Veränderungen herbeizuführen, die vielleicht nicht von selbst passieren würden. Vielleicht noch mal so ein greifbares Beispiel. Wenn ich so weitermache wie bisher, dann verändere ich mich. Ich werde älter als Person. Ich lerne vielleicht auch dazu.
00:11:27
Speaker
Aber ich kann natürlich aktiv eingreifen, indem ich mich mit entsprechenden Menschen umgebe, von denen ich besonders viel lernen kann, indem ich mir Bücher zuführe, um besonders viel zu lernen. Ich kann auch sagen, gut, ich esse und trinke wie bisher, oder ich sage, nee, ich möchte mich...
00:11:43
Speaker
bewusst verändern und machen eine Diät und dann ist ja auch, ich finde das vom Bild her vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle hilfreich, es gibt dann einen bewussten Entscheid, hier jetzt greife ich ein und dann passiert etwas, was ich zum Teil steuern kann, was zum Teil aber eben auch mit dem Ökosystem, in dem ich dabei bin, erfolgreicher oder weniger erfolgreich verlaufen kann.
00:12:08
Speaker
Du sagst was, wo ich jetzt ganz spontan einspringe, aber das muss ich gerade nochmal ergänzen, weil ich feststelle, sich auszusetzen anderen Perspektiven, anderen Denkweisen,
00:12:25
Speaker
Gerüchen, keine Ahnung, ob es zensorisch oder intellektuell ist, aber bewusst zu sagen, ich setze mich aus, ohne dass ich weiß, was bei rauskommt. Das mache ich relativ regelmäßig und mit Freude und empfinde das auch als, also macht mich zum Beispiel relativ immun gegen
00:12:46
Speaker
eine Form von Kritik oder eine Form von Vorwurf, weil ich denke, okay, Feedback. So und ob ich das jetzt, wie ich damit umgehe, ist eine zweite Geschichte, aber ich begreife mich nicht als Fertig, als Mensch, auch nicht als Businessfrau, das schon gar nicht.
00:13:10
Speaker
und komme auch deshalb darauf, weil ich auch glaube, nichts ist jemals abgeschlossen. Also wir führen ein Gespräch und wir gehen wahrscheinlich nach dieser Stunde ein klein bisschen anders raus, als wir reingekommen sind in dieses Gespräch. In dieser einen Stunde ist aber vielleicht irgendwas Dramatisches passiert, was dann wiederum andere Auswirkungen auf uns hat und noch mal wiederum die Gegenwart verändert.
00:13:35
Speaker
Das ist mir in dem, ich komme nochmal auf diese Ursprungsfrage zurück, war mir auch wichtig zu stellen, sind wir uns dessen bewusst, wie multikomplex eigentlich Gegenwart ist, auf die wir dann was Neues draufsetzen, also wie viel berücksichtigen wir eigentlich, wenn wir sagen, wir wollen was neu machen und zwar so richtig neu und wie schnell werden wir da schematisch und
00:13:58
Speaker
Ich war jetzt nicht so überzeugt davon, dass wir die Komplexität der Gegenwart vollständig berücksichtigen und auch diese Offenheit, die sich aussetzen, etwas neu machen bedeutet, dass die in dem aktuellen Thema Innovation, wie wir es jetzt landläufig irgendwie
Kreative Möglichkeiten vs. Management
00:14:15
Speaker
definieren und ich habe jetzt mit Experten gesprochen, sind alle männlich, also Experten, deswegen bin ich auch froh, dass ich heute nur mit einer Expertin spreche. Das scheint mir nicht so sehr begriffen zu sein, dass es
00:14:28
Speaker
Also ich kann es sprachlich nicht 100 Prozent festnageln, was ich meine, aber hoffe du verstehst und kannst es vielleicht nochmal ergänzen, dieses sich aussetzen und offen bleiben und auch davon ausgehen, dass sich Dinge dauerhaft verändern.
00:14:45
Speaker
Das, finde ich, ist nicht reflektiert bislang und deswegen ist die Frage Managen enthält auch eine kleine Kritik an dem Wort an sich, weil ich eben glaube, dass wenn ich etwas manage, dann schon ganz viel wegschneide. Und das beschäftigt mich auch nach diesen vielen Gesprächen immer noch. Gehen wir in richtige Richtungen? Haben wir wirklich die großen Themen im Blick, um die es gerade geht? Da habe ich noch gar keine Antwort dazu. Vielleicht du?
00:15:13
Speaker
zu den großen Themen. Erst interessant, dass sie dann relativ schnell sehr nahe liegen und gleichzeitig wir auch gut sind, darin auszublenden. Und ich glaube, gerade für Innovationsprojekte braucht es ein bisschen beides, braucht diese Sensoren in das große Ganze, um auch sowas wie Timing
00:15:32
Speaker
zu entscheiden, wo, wann, mit wem gehe ich mit meiner Innovation an den Start. Und gleichzeitig braucht es einen Fokus auf sein Projekt. Ich hatte das in einem Transformationsprojekt, da haben wir das auch sehr explizit rausgearbeitet, das wenn man eben auch wirklich in einer Organisation sagt,
00:15:53
Speaker
Hier bieten wir eben diesen geschützten Raum, in dem Innovation erdacht und gestaltet werden kann. Dann muss die auf eine Art auch beschützt werden vor äußeren Einflüssen und vor Widerständen natürlich auch. Denn Innovation passiert eben nicht im luftleeren Raum. Die passiert in einer Umgebung, in der es meistens bereits etwas gibt, was durch die Innovation verdrängt wird. Das heißt, es gibt einen gewissen Widerstand im System. Es gibt Prozesse, die
00:16:22
Speaker
bisher auf eine Art laufen und auch ganz gut laufen und dann kommt eine Disruption daher und behauptet erst mal ja noch nur etwas besser machen zu können, etwas zu vereinfachen, was erst mal nur eine Aussage ist, die sich noch beweisen muss in der Gegenwart. Und du hast es gerade gesagt, die Gegenwart ist ständig in Veränderung hin zur Zukunft.
00:16:47
Speaker
Die Innovation braucht dann doch den einen oder anderen Schutzengel um sich herum, der da wirklich auch Sorge trägt, dass sie sich so weit vielleicht erstmal ausbreiten darf und ankommen darf, damit man ihre Vorteile dann auch wirklich spürbar, greifbar machen kann.
00:17:06
Speaker
Also wirklich so ein bisschen Welpenschutz. Viele in Unternehmen kennen vielleicht diese Projekte der Intrapreneure, die dann innerhalb eines Unternehmens wirklich eine abgesteckte Abteilung haben, in der sie erstmal wirken und wirbeln dürfen. Und sozusagen die Dauer ist dann oft die Frage, weil das natürlich auch immer eine wirtschaftliche Frage ist. Aber ich glaube, das ist ein wichtiger Aspekt, den du da ansprichst.
00:17:29
Speaker
Also du gehst ein Stück weit in eine andere Richtung als zum Beispiel der Michael Kahl, mit dem ich auch gesprochen habe, der anmahnt, dass Veränderung notwendig sei und zwar der Gestalt, dass wir uns dieser Veränderung auch
00:17:45
Speaker
in einem echten Akt bewusst werden müssten. Also er sagt, nicht transformativ zu sein, ist eigentlich die größere Rebellion gerade. Weiterhin 180 auf der Autobahn zu fahren, war sein Bild. Das ist vielleicht der rebellischere Akt. Und du hast jetzt aber sozusagen noch mal darauf verwiesen, und deswegen hab ich dir ja auch am Anfang dieses schöne, für mich schöne Motto, nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern mit der Zeit. Du hast einen etwas organischeren ...
00:18:15
Speaker
Ansatz. Das heißt, wenn ich dich jetzt frage, was braucht eine innovationsfreundliche Umgebung? Was ist dann deine Antwort? Also eine innovationsfreundliche Umgebung ist erstmal tatsächlich, glaube ich, eine, du hast es gerade schon gesagt, organische Umgebung, also eine nicht statische
00:18:35
Speaker
Wir haben ja ganz oft, und da komme ich wieder mit der Sprache, dass wir so diese Ideale der Standfestigkeit und der Balance haben. Aber wenn wir unsere Leben anschauen, egal in welchem Bereich, dann ist es eigentlich
00:18:52
Speaker
ist es die Bewegung, ist es das Mitgehen mit Strömen, die uns resilient macht, die uns überleben lässt und eben mit der Zeit gehen. Auch das Gehen, da steckt auch schon die Bewegung mit drin und das bedeutet immer den Stand etwas zu verlieren und da sind immer Emotionen auch mit dabei.
00:19:15
Speaker
Ich glaube, wir hatten das in dem Gespräch damals im Mai auch, dass da natürlich Emotionen auch wie Angst drin sind.
Emotionen und Innovation
00:19:23
Speaker
Da sind Verlustängste mit drin, da sind eben Sicherheitsängste mit drin und das sind unsere Urbedürfnisse und ich glaube, es ist wichtig, die sich bewusst zu machen. Also ich glaube, das ist der erste Schritt und sich auch klar zu machen. Du hast gerade gefragt,
00:19:38
Speaker
Wen brauche ich um mich herum an Partnern, an Kompetenzen? Welche Sprache benutze ich vielleicht auch? Und dann auch ein klares, man nennt das so nett, Erwartungsmanagement. Kommst vielleicht gleich wieder mit der kann man Erwartung managen Frage um die Ecke. Aber sich eben klar zu machen, wo wollen wir damit hin? Wann ist unser Projekt erfolgreich? Was braucht es dafür?
00:20:05
Speaker
Hast du ein Beispiel aus deiner Praxis, wo du sagst, da hab ich eine Situation ... Ich hab jetzt dieses Wort gehen so vor Augen. Gehst du mit Menschen durch den Raum oder hast du auch irgendwelche Elemente mit drin, die dieses in Bewegung kommen, symbolisieren oder den Raum für Angst schaffen, um Transformationen zu ermöglichen, um neues Denken zu ermöglichen? Das würde mich interessieren.
00:20:30
Speaker
Also ich kann tatsächlich aus der eigenen Praxis sagen, dass tatsächlich das Gehen und das sich Bewegen da durchaus hilfreich ist, die Innovation also nicht nur zu denken oder am Schreibtisch zu vollziehen, sondern das auch mit spürbarer Bewegung oder mit einem Tunen zu verbinden.
00:20:48
Speaker
Ich habe gerade ein Beispiel vor Augen, wo es um ein Transformationsprojekt ging hin zu, ich sage jetzt mal digitaleren Geschäftsmodellen. In dem Falle handelt es sich um einen Verlag, der also auch wirklich von seinem, wir machen Zeitschriften und Bücher, wir sind Leuchtturm hinzu, wir müssen plötzlich digitale Plattformen entwerfen und hosten und auch vermarkten kommen musste und da brauchte es eben zum einen
00:21:14
Speaker
andere Kompetenzen. Es brauchte wirklich eine andere Herangehensweise, ein anderes Geschäftsmodell natürlich auch. Es brauchte andere Partner gegebenenfalls, die im digitalen Raum dann vielleicht sind. Und es brauchte für das Team, sage ich jetzt mal, auch so einen Moment. Also in dem Fall war es wirklich sehr eklatant des Schreibtischs aus dem Fenster werfens.
00:21:36
Speaker
Das hatte sich so ergeben als Möglichkeit und im Nachhinein muss ich sagen, es war jetzt nicht ausgedacht und sozusagen am Brenn skizziert, sondern es hatte sich so ergeben, aber es hat so eine Energie freigesetzt und so neue Räume tatsächlich ermöglicht, dass ich das mitgenommen habe.
00:21:57
Speaker
Großartig. Ja, da musst du dich also auf jeden Fall mit dem Daniel Probst unterhalten. Ich weiß, der macht nichts im Sitzen. Oder wenn er sitzt, dann irgendwie auf dem Kopf oder so. Keine Ahnung.
Rolle des Zufalls in der Innovation
00:22:07
Speaker
Also innovationsfreundliche Umgebung lese ich jetzt als Schutzraum.
00:22:13
Speaker
und vielleicht auch als Aufräummoment und dann vielleicht auch als Raum von Zufall. Also gibt es Zufall? Kann man Zufall managen? Gibt es irgendwie Möglichkeiten? Das ist einfach meine These. Große, disruptive Innovation braucht auch Zufall, wenn du in die Entwicklungsgeschichte, Erfindungsgeschichte zurückgehst.
00:22:37
Speaker
Da sitzt dann noch mal jemand nachts um eins und guckt die Kurve an und plötzlich passiert was oder er macht 100.000 Versuche oder keine Ahnung. Also es gibt so ein provozierter Zufall, würde ich es vielleicht mal nennen. Also du bist schon an was drangezielt, aber hast auch eine Mission und dann gelingen plötzlich Dinge.
00:22:57
Speaker
Ja, also ich glaube, da ist sicher nochmal die Frage, mit welchem Ziel gehen wir heran? Haben wir wirklich eine sehr konkrete Aufgabenstellung oder geht es darum, Innovationen zuzulassen? Und du hast gerade schon gesagt, sich auszusetzen, sich in fremde Gefilde zu begeben, sich in fremde Kontexte zu begeben, sich andere Sprachen anzueignen. All das hilft natürlich sehr.
00:23:22
Speaker
genauso wie die Möglichkeit zu haben, und das beinhaltet sowas wie Raum und Zeit, also Reisen zu können, Zeit und Muße zu haben, eben nicht am Fließband zu stehen, um es jetzt mal wieder bildlich zu machen, sondern mit den Gedanken mal mehr andern zu dürfen und nicht der Excel-Tabelle nur zu folgen. Ich glaube, das sind schon Dinge, die wichtig sind, wenn man
00:23:51
Speaker
Innovation jetzt nicht in dieser inkrementellen Form vollziehen möchte, sondern wirklich mal auf eine Idee kommen, die vielleicht auch wirklich absurd ist und mit fremde Kontexte. Das kann dann auch mal, du bist viel in der Wissenschaft unterwegs, da kann man sich ja Disziplinen aussuchen, sage ich mal. Man kann sich mit Kunst umgeben, man kann wirklich
Technologie und KI in Innovationsprozessen
00:24:12
Speaker
Aber auch im Bereich des Handwerks mal schauen, einfach wirklich fremd, möglichst anders und unvertraut. Vielleicht ist das ein guter Begriff.
00:24:23
Speaker
Ja, das ist, glaube ich, der menschliche Moment. Da kommen wir vielleicht später noch mal drauf, welche Art von Type oder Zusammenarbeit man da brauchen könnte. Ich würde gerne einen kleinen Einschub machen, Technologie. Ich habe nämlich, als du erzählt hast, eingefallen, letzte Woche, wir machen gerade eine Beitragsserie auf LinkedIn zu,
00:24:48
Speaker
Erfindungen in Mitteldeutschland und eine davon ist Ontochem, eine KI-gestützte Datenbank, die Data Mining macht. Also der Anspruch ist, alles Wissen zu jedem Molekül und das strukturierte und unstrukturierte Wissen
00:25:04
Speaker
Also so durchsuchbar zu machen, dass dann, und das fand ich interessant, wie Sie es gesagt haben, neues Wissen entsteht und du im Grunde der Technologie gestützt einen Teil deines Denkens überspringen kannst. Also einfach, indem eine Überraschung kommt, auf die du vielleicht gar nicht gekommen wärst, weil diese Suche, die ein neues neuronales Netz gebaut hat, in dem plötzlich Dinge zusammenpassen, das fand ich megaspannend.
00:25:32
Speaker
weil es aus meiner Sicht ja auch ein bisschen schwieriger wird, sagt man ja auch manchmal, die Zeit der großen Erfindung ist vorbei, als Mensch auf bestimmte Dinge zu kommen. Also erstens, super viel Wissen ist schon da, du musst es verknüpfen, andere sind schneller, sind eine globalisierte Wissensgesellschaft, du weißt ja auch manchmal nicht, also mein Bruder weiß ich das, oh, die in Japan sind schneller als wir, wir müssen schneller sein. Es gibt ja auch so bestimmte Läufe in der Wissenschaft selber.
00:25:58
Speaker
Aber das fand ich noch mal super interessant. Was ist deine Einschätzung? Wird Technologie, natürlich jetzt speziell KI, künstliche Intelligenz, diesen Innovationsprozess noch mal verändern? Einfach nur mal von, weiß ich nicht, wie subjektiv oder evident jetzt deine Einschätzung hier sein kann. Aber ich habe da einen Eindruck, das könnte das Thema Innovation noch mal komplett drehen. Ich würde definitiv sagen auch ja.
00:26:28
Speaker
Und wir kratzen da ja so ein bisschen KI, künstliche Intelligenz. Ich finde an der KK, an der künstlichen Kreativität, die wir in Anführungsstrichen aber aus meiner Sicht tatsächlich noch nicht zutrauen, also das kreative Momentum, das du jetzt ja auch gerade beschrieben hast, also wirklich etwas zu kombinieren und
00:26:49
Speaker
Neues zu erschaffen. Und ich glaube, ohne jetzt der KI-Spezialist zu sein, aber von dem, was ich mitbekomme, zum einen, dass es uns allen gut tut und mir allem voran, mich damit intensiver auseinanderzusetzen. Und B, eben auch dieses Potenzial uns zu, sage ich jetzt mal, Bescheidenheit ein bisschen aufruft.
00:27:14
Speaker
Weil das ist was, was mich wirklich ein bisschen stört, dass ich manchmal denke, wir sitzen alle mit einer ähnlichen Intelligenzstruktur gerne zusammen. Also gleich und gleich gesellt sich gern, das gilt schon auch in Unternehmensstrukturen. Es ist dann, gibt schon mal eine kleine Störung, wenn man jemanden einlädt von außen, der mal was sagen darf, was alle anderen nicht sich sagen.
00:27:37
Speaker
eine gewisse Gleichförmigkeit des Wissens vorhanden. Und so entsteht, glaube ich, nicht wirklich was Innovatives. Das heißt, diese Störung ist das eine Moment. Und dann hat es tatsächlich, manchmal ist es mir ein bisschen zu kurz gesprungen. Also wenn wir uns als Enabler und ermöglicher von maximaler
00:28:01
Speaker
Entfaltung darstellen. Da gibt es ja auch im Beratungssegment manche, die sehr auf so einer Awareness-Ebene reingehen und sagen, das Potenzial, das du als Mensch dann hast, das ist schon so groß, dass du auch große Dinge tun kannst. Und da habe ich jetzt beim Thema Innovation so meine Fragen, weil ich
00:28:21
Speaker
Ich bin natürlich Wissenschaftslobbyistin, wenn man das mal so sagen darf, an der Stelle. Du musst ganz schön tief schürfen können, um dann ganz präzise an einer bestimmten Stelle auch den Unterschied festmachen zu können. Also es gibt für mich einen Moment, das hatte ich dann in dem Gespräch mit dem Professor Wehrspunja sehr intensiv, wo findet der Transfer eigentlich statt aus einem
00:28:45
Speaker
aus einer Wissenschaft, die Zeit bekommt. Sie bekommt Geld dafür, dass sie Zeit hat, um Neues zu erforschen. Wo findet dieser Transfer dieser neuen Erkenntnisse dann wiederum statt? In die Wirtschaft, die daraus wieder Geld macht. Das hat er so schön gesagt.
00:29:02
Speaker
Zeit wird Wissen, aus Wissen wird Geld. Das ist so die Reihenfolge zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Aber ich finde es tatsächlich auch wichtig, dass wir ein bisschen wegkommen von dem Ansatz, jeder kann alles ganz neu denken. Das glaube ich nicht, weil das auch eine Voraussetzung namens Wissen dafür gibt.
00:29:24
Speaker
challenge mich, wenn du sagst, es ist Quatsch. Aber mir fehlt manchmal ein bisschen diese Demut gegenüber denjenigen, die wirklich sich in einer speziellen Sache auskennen, denen man auch mal zuhört.
Motivationen hinter Innovation
00:29:39
Speaker
Und oft sind so Start-up-Ideen, die haben ja sehr schnell so einen Absatzgedanken. Also wo kann ich noch mal einen Kohlemoment mehr rausholen oder was weiß ich. Das finde ich zum Beispiel noch gar nicht innovativ. Das ist einfach nur eine Geschäftsstrategie.
00:29:54
Speaker
Wie siehst du das? Bist du auch auf der Seite derjenigen, die sagen, Wissen kann den Unterschied machen oder sagst du, es geht eher um ganzheitliche Betrachtung von Themen? Also ich glaube, was hier erstmal wieder deutlich wird, ist dieser riesige
00:30:11
Speaker
Raum, der riesige Strauß, der sich hinter diesem Begriff Innovation verbirgt, wenn wir darüber sprechen. Und ich mich, wie bei vielen Begriffen, die gerade sehr virulent sind, öfter frage, würden wir uns nicht einen Gefallen tun, wenn wir
00:30:29
Speaker
Nuancen dieser Begrifflichkeiten auftun würden, bevor wir uns da drüber näher unterhalten oder vielleicht auch in die Kontroverse gehen. Das vielleicht vorab, weil wie du schon sagst, es gibt ganz unterschiedliche Motivationen, Innovationen.
00:30:43
Speaker
zu entwickeln. Ich hatte glaube ich schon deutlich gemacht, dass Innovation einfach auch viel Energie benötigt, viele Ressourcen verschlingt und ich habe gerade keine Statistik zur Hand, aber ich will nicht wissen, wie viele der Innovationsprojekte eben auch scheitern.
00:31:04
Speaker
Zu Recht und gut, aber ... Bei Start-ups sagen wir mal 1 zu 10. Genau. Das wissen wir, glaube ich, alle so ungefähr. Es macht auch gar keinen Not, das jetzt genauer zu betiteln. Nur, ich finde es immer wichtig, das im Hinterkopf zu haben. Genauso wichtig finde ich eben ... Ich hatte versucht, eingangs deutlich zu machen, sich auch noch mal allen Beteiligten sozusagen bewusst zu machen, warum wollen wir hier ...
00:31:31
Speaker
Hand anlegen und Innovationen tun, befördern, entwickeln. Warum wollen wir unsere Energie, unsere Intelligenz, unsere Kreativität dem widmen? Was erwarten wir uns davon? Was sind vielleicht auch die Hidden Agendas, warum da jemand mitmacht? Und da können Unternehmen ganz unterschiedliche Dinge aufführen, Menschen sowieso.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
00:31:55
Speaker
Ich sehe dich hier nicken, die Zuhörer nicken vielleicht innerlich mit und wir haben alle die Start-ups vor Augen, die nur den Exit herbeisehen und wo es eigentlich nie darum geht wirklich Impact zu haben und es gibt die anderen, die sagen
00:32:14
Speaker
Profit ist mir erstmal gar nicht, mir geht es darum, hier die Gesellschaft zu gestalten. Und ich glaube, das ist ganz wichtig, sich vorher klar zu machen. Und dann eben auch das Feld sozusagen der Innovation ist das eines, in dem wir wissen, in dem wir
00:32:34
Speaker
Expertinnen haben oder ist es ein ganz neues Feld, auf das wir uns gerade begeben, das vielleicht an irgendeiner Schnittstelle sich gerade auftut? Auch das ist bei Innovationen ja die Sache, wo man vielleicht Expertinnen aus unterschiedlichen Feldern benötigt, plus noch jemand, der auf einer Metaebene
00:32:51
Speaker
eine Expertise darin hat, eben Neues zum Fliegen zu bringen. Plus vielleicht jemanden, der sagt, der dieser Ja-aber-Sager ist, plus ein Manager und so weiter, also sich wirklich klar zu machen. Und das kann sich auch im Verlaufe
00:33:07
Speaker
so eines Innovationsprojekts ändern, den brauchen wir jetzt gerade. In der Wissenschaft stellen wir uns so eine Petrischale vor, die braucht ihre Nährlösung und dann irgendwann braucht sie mal Luft und irgendwann darf sie gar keine Luft haben und irgendwann muss jemand füttern kommen.
00:33:23
Speaker
Wenn man das sich einfach mal so ein bisschen händisch vorstellt, wird es vielleicht ein bisschen klarer und dann sich auch zu überlegen, du hattest das vorhin für mich zumindest so ein bisschen angedeutet, kann das im Kopf von einem Experten, einer Expertin entstehen oder was braucht es eigentlich an Setting sozusagen da drumrum?
00:33:45
Speaker
Meine erste Frage hast du jetzt insofern beantwortet, dass du gesagt hast, es braucht ganz verschiedene Gewerke. Also es braucht auch den Ja-aber-Sager. Es braucht auch dann am Ende die Person, die es vielleicht nutzen soll und sagt, naja, das funktioniert aber noch nicht so gut.
00:34:02
Speaker
Und dann braucht es aber auch in diesem Prozess Fachleute, die wirklich sagen, okay, an der Stelle funktioniert das. Ich sage also vielleicht kurzer Einschub, Unterschied multidisziplinär zu interdisziplinär. Multidisziplinär arbeiten Menschen nebeneinander und gehen in die Tiefe interdisziplinär, legen sie ihr Wissen miteinander auf den Tisch und es entsteht in der Regel was Neues. Und das ist das Zweite, was du jetzt gerade gesagt hast.
00:34:31
Speaker
Manchmal weiß man ja auch noch gar nicht, was neu ist. Das ist auch so ein Moment, nicht zu wissen. Wir haben es alle mit dem iPhone. Bevor es iPhone gab, wusste keiner, dass sowas geht. Das passiert offensichtlich nicht jedes Jahr, sondern vielleicht jedes Jahrzehnt. Jetzt würde ich mal sagen, chat GPT für Fachleute gar nicht so wow. Nur diese breiten Wirksamkeit ist jetzt eigentlich das. Deswegen weiß ich gar nicht, ob es so vergleichbar ist.
00:34:59
Speaker
Aber das finde ich ein total spannender Moment. Eigentlich heißt kann man Innovation managen, für mich nämlich auch.
00:35:09
Speaker
sind wir in der Lage zu erlauben, dass etwas ganz Neues entstehen darf, was wir vorher noch gar nicht wussten, dass es das gibt. Das ist eigentlich die Reparafrisierung, die ich jetzt nach den Gesprächen vornehmen würde. Anders gefragt, was braucht es um, um genau diesen Moment zu ermöglichen.
00:35:29
Speaker
Wen braucht es? Aber was braucht es auch organisatorisch für preliminäre Voraussetzungen, Erlaubnisse, Gegebenheiten? Und ich glaube zum Beispiel, man neigt ja dann manchmal dazu, irgendjemand die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen, deswegen geht das nicht und die sind
00:35:48
Speaker
Das meine ich gar nicht, sondern natürlich möchte ja jede Organisation auch sich selbst erneuern können. Klar gibt es Menschen, Mittelständler oder Organisationen, die sagen, das Produkt läuft durch, wieso soll ich was ändern?
00:36:03
Speaker
Aber ein Überlebensinteresse hat jede Organisation erst einmal. Und da würde ich, beglehne ich mich jetzt glaube ich nicht allzu weit aus dem Fenster, nicht sage, gerade jetzt ist ein bestimmtes Veränderungsbewusstsein angebracht. Aus meiner Sicht leben wir schon in einer Phase, in der es notwendig ist, sich alles nochmal anzugucken oder auch zu sagen, wo gibt es dieses neue Moment, das wir gerade nicht sehen.
00:36:32
Speaker
Ja, finde ich einen wichtigen Punkt auch vielleicht nochmal mit reinholen, das was du eingangs sagtest, dass wir in einer Welt leben, die sich auch von selbst verändert. Also auch zu gucken, ist das was wir eigentlich gerade als Unternehmen vielleicht anbieten in fünf Jahren noch relevant oder verändert sich da gerade was und wir müssen uns tatsächlich an der einen oder anderen Stelle in Frage stellen.
00:36:53
Speaker
um vielleicht auch für die Hörerinnen das noch mal so ein bisschen greifbarer zu machen. Einfach mal so Beispiele wie Philip Morris,
00:37:04
Speaker
auf E-Zigaretten plötzlich gehen oder Banken, die plötzlich Handyverträge und Stromlieferanten sind und da natürlich ganz neue Kompetenzen sich reinholen müssen, sich ganz neu auch definieren. Also das sind wirklich, und ich glaube, das muss man sich eben bewusst sein, dass das
00:37:25
Speaker
Themen sind, die gehen bis an die Identität. Ob ich jetzt von dem Beispiel von vorhin als Verlag nicht mehr Bücher produziere, sondern digitale Plattformen hoste oder ob ich als Bank plötzlich Stromlieferant bin und dann mit Strommarktkompetenzen benötige und im Energiemarkt plötzlich agiere, da einfach ganz andere Akteurinnen habe und von mir als
00:37:51
Speaker
ursprünglich mal Bank, vielleicht auch seit 100 Jahren Bank gewesen, ich als Unternehmen mir meine Identität tatsächlich infrage muss, aber natürlich auch von all meinen Mitarbeitenden und dem und mir das zuzugestehen, dass da etwas Neues passiert, dass wir das auch mitgestalten, aber dass das natürlich nicht spurlos an uns vorübergeht.
Strategien für organisatorische Innovation
00:38:20
Speaker
Ja, ich glaube, da an der Stelle konnte ich, das habe ich schon öfter gehört, hat aber auch der Herr Wehrspun noch mal gesagt, dass es sozusagen einfacher ist für ein bestehendes Unternehmen, eher im Undock-Verfahren, also durch Einkauf oder aus Spin-offs, diese innovative, neue Idee zu züchten, zu fördern, als den kompletten Organisationsprozess
00:38:47
Speaker
auf einmal umzustellen. Weil das ist, glaub ich, wirklich ... Ich weiß nicht, hast du gelingende Beispiele von ... Konzern, die so ein Turnaround wirklich geschafft haben? Oder kleben die irgendwie zwischen diesen ... Da fehlt mir tatsächlich jetzt ein bisschen der Überblick, aber ... immer wenn ich frage, hör ich ihr diese Undock-Lösung anstatt ...
00:39:14
Speaker
gelingende Transformationsgeschichte oder halt eben diese disruptiven Start-ups, Amazon, Airbnb, Apple, keine Ahnung, die halt eine komplette Branche so revolutionieren, dass der Pfad dann auch schon wieder klar ist, den ich gehen muss. Also eine gewisse Zwangsläufigkeit da ist und das beschleunigt Prozesse ja auch. Ja. Und was ja auch spannend wäre, das mal in anderen Bereichen. Ich stelle mir gerade, als du das gerade ausgeführt hast, politische Parteien vor, die sich wirklich innovieren.
00:39:42
Speaker
Ja, also böse formuliert gibt es ja auch möglicherweise einen bestimmten Druck von außen, der, wer weiß es, im zweiten, dritten Schritt nach der Verzweiflung auch dazu führen kann, dass man Dinge klarer sieht oder eine bestimmte Notwendigkeit zur Veränderung da ist. Wobei ich jetzt gerade eher sehe, dass es so ein babylonischer Diskurs ist und der gehört aber vielleicht auch dazu.
00:40:09
Speaker
habe ich jetzt auch aus allen Gesprächen so ein bisschen entnommen. Es gibt immer eine Phase von Verwirrung, von Orientierungslosigkeit und eben dieses Thema Angst und in verschiedene Richtungen ziehende Kräfte, bevor sich das durchsetzt, was am erfolgsversprechendsten wirkt. Das finde ich zum Beispiel gar nicht so schlimm.
00:40:29
Speaker
Ich persönlich finde auch gerade, dass wir in einer sehr heftigen Diskursphase politisch leben, erstmal gar nicht so schlimm, weil es sind ja auch große Fragen, die muss man ja auch irgendwie diskutieren. Das wäre jetzt viel schlimmer, wenn irgendwie klar ist, es geht nur in diese eine Richtung und alle anderen haben zu schweigen, weil, na, also jetzt in der Tagespolitik wird ja oft nur ein Versagen oder sowas attestiert. Ich sehe da vor allem erstmal einen
00:40:56
Speaker
einen hart ausgefochtenen, ehrlichen Kampf um Ringen und einen Austausch von Argumenten. Das ist nicht immer fair, das ist nicht immer cool. Aber ich bin froh darüber, dass wir sprechen. Also in der Tat sind es ja auch große gesellschaftliche Fragen. Und ich stelle diese Frage, kann man Innovationen managen, durchaus vor dem Hintergrund, dass wir in einer Gesellschaftsphase leben, die Transformation braucht. Und ich versuche, herauszufinden, kann ich davon was übertragen?
00:41:25
Speaker
aus einem unternehmerischen, innensozialen Moment. Und da, denke ich, gehört diese Phase von Verwirrung vielleicht sogar dazu. Unbedingt. Also ich glaube, dass das Neue durchaus das Recht hat zu irritieren. Wir haben vorhin vielleicht bei der Ausgangslage für Innovation noch zu wenig beleuchtet, das Thema
00:41:51
Speaker
Was gibt es eigentlich, dass so ein Impuls gesetzt wird zum Innovieren, dass jemand aufruft und sagt, wir brauchen eine Innovation, kommt ja häufig aus einem Leidensdruck, aus einer Hilflosigkeit, aus einer Überwältigung, aus einer Überforderung, aus einer jetzt auch systemisch gesprochenen Überforderung.
00:42:12
Speaker
zu viel von etwas oder zu wenig. Wir wissen nicht, wie mit den Mitteln und Methoden, die wir an Bord haben, wie wir damit umgehen. Und dann kommt so ein Moment, wo man
00:42:27
Speaker
Eine ganze Weile kann man ja die Augen zumachen und sagen, bis hierher ging es noch gut, irgendwie wird es wohl noch weiter gut gehen. Und dann gibt es eben die, die ein bisschen vorausschauen und die sich vielleicht ein bisschen rauszoomen und das Bild ein bisschen aus einer größeren Distanz angucken und sagen, hm, vielleicht wäre es ganz gut, hier zu intervenieren. Das ist vielleicht auch noch ein Begriff, der hier mit reinkommt. Innovation als Intervention sozusagen. Ich greife hier mal ein in den Lauf der Dinge.
00:42:54
Speaker
und bringe hier absichtlich und mit einem klaren Ziel auch das, und das finde ich eigentlich etwas sehr Sympathisches und glaube ich, was uns auch gerade eben alle zu Anhängern der Innovation macht, dieses Versprechen und die Hoffnung, dass etwas dadurch besser wird. Also Innovationen haben ja eigentlich immer das Ziel, eine Verbesserung zu bringen, eine Verminderung von Leid, eine Hilfestellung. Ja, das stimmt.
00:43:24
Speaker
Ja, Intervention ist ein interessanter Moment.
Kunst als Innovationsmotor
00:43:29
Speaker
Ich habe einen Freund, der Künstler ist und der arbeitet auch mit den Mitteln der Intervention, dass er also einen bestimmten Prozess dann durchbricht durch eine künstlerische Intervention mit dem Ziel, diese zu verändern.
00:43:44
Speaker
zu führen, hast du jetzt wirklich an dich als Künstlerin gefragt, hast du den Eindruck, dass so etwas ganz Fernes wie eine künstlerische Intervention auch in einer wirtschaftlichen Organisation helfen könnte, um Dinge freizusetzen?
00:44:05
Speaker
Also ich glaube, dass Kunst und Wirtschaft sich durchaus beflügeln und befruchten können, indem man erst mal überhaupt den anderen wahrnimmt. Und auch du hast das vorhin schon gesagt, dieses Zuhören, dieses Zuschauen, sich vielleicht auch darauf einlassen auf eine ganz andere Perspektive. Was ist für mich als Künstlerin Erfolg?
00:44:34
Speaker
Wie gehe ich um mit dem weißen Blatt Papier und dem Nichtwissen? Wie bringe ich Dinge voran? Wie managere ich meinen künstlerischen Prozess und umgekehrt?
00:44:53
Speaker
Auch das Bedarf der bewussten Entscheidung und der Energien, das bleibt auch nicht spurlos in beiden Richtungen. Das möchte ich sozusagen als kleine Warntafel mit ranstellen. Und es macht, glaube ich, nur Sinn, wenn man es wirklich, wenn man dann auch den Raum zur Entfaltung mitgibt sozusagen. Sonst bleibt es so Makulatur und ich weiß nicht, ob man Artwashing sagen kann, aber sowas in die Richtung.
00:45:20
Speaker
Aber gerade natürlich, wenn wir auf so was eingehen wie etwas, von dem wir noch nicht wissen, was es werden könnte. Ich glaube, da haben Künstlerinnen viel Erfahrung mit, die es sich lohnt, mal näher zu betrachten. Ich weiß nicht, ob du da auch noch mal ein Gespräch geplant hast. Geplant hab ich noch nicht stattgefunden. Wir werden sehen. Ich kann da jetzt nur mit meiner anekdotischen Evidenz
00:45:48
Speaker
mich selbst beobachten sagen. Natürlich spielt Kultur von ich gehe ins Museum bis ich gehe in ein Konzert oder ich höre mir was an, ich schaue mir was an, hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert. Ich komme ja auch aus einer artsy-Family, wenn man das so sagen kann. Das heißt sozusagen, dass als
00:46:14
Speaker
Als Verarbeitungsraum spielt bei mir immer eine große Rolle und ich stelle fest, auch dieses Schreiben mache ich ja auch in ganz verschiedenen Formaten. Manchmal hat es ein Ziel, manchmal nicht. Manchmal gärtnere ich, also lasse es einfach laufen und manchmal bin ich Architektin und weiß, okay, da will ich hin. Das sind ganz verschiedene Prozesse. Aber für mich ist das tatsächlich ein sehr freier Moment.
00:46:43
Speaker
der, indem ich immer einen für mich danach auch sehr klugen neuen Gedanken mitnehme.
Moderation und Kommunikation in der Innovation
00:46:53
Speaker
Der ist aber, wie ich jetzt hier auch, wie man merkt es ja, nicht immer sofort sprachlich zum Beispiel fassbar und Sprache ist Verwertbarkeit. Das ist aus meiner Sicht zum Beispiel auch eine Sache, in welchen Wissenssystemen passieren eigentlich Dinge und Sprache ist dann ganz wichtiges
00:47:08
Speaker
Du hast das zwischendurch mal so nebenbei erwähnt, für mich spielt das eine große Rolle, in welcher Sprache bringe ich die Personen, die beteiligt sind eigentlich zueinander.
00:47:20
Speaker
Wir haben jetzt noch nicht über das Genie gesprochen, der als Persona, gerade heißt er Elon Musk, vor ein paar Jahren Steve Jobs, aber der Geniebegriff, das Faszinieren einer Person, die mit der Kraft der Zerstörung schon Peter Neues schafft und eine gewisse Rücksichtslosigkeit, die manche sich vielleicht auch
00:47:42
Speaker
Wünschen, dass sie sie hätten, so vor sich her trägt, auch durch den Erfolg inspiriert, dass Dinge klappen, das auch tun darf. Das ist ja ein beinahe mittelalterliches Menschenmodell von einem Genie, einer Person in einer Wissenswelt, in der alles noch etwas überschaubarer war, in der eine bestimmte Elite Bücher lesen konnte und daraufhin Dinge entwickeln konnte. Da sind wir jetzt ganz woanders.
00:48:11
Speaker
Und in diesem Prozess, dass ich viele Menschen zusammenbringen muss, damit Neues entsteht, zum einen weil es schon viel Neues gibt, zum anderen weil es sehr viel mehr Menschen gibt, die auch tolle Ideen haben, spielt dieser Moment der Moderation dieses Prozesses für mich eine riesige Rolle.
00:48:28
Speaker
Frage an dich konkret, siehst du heute noch einen Platz für ein Genie oder was siehst du als künftige Innovationspersona? Was würdest du sagen ist eine Grundvoraussetzung, damit Innovation gelingen kann? Ist das einer Person nach wie vor zuzuschreiben?
00:48:54
Speaker
Der große Innovator oder die große Innovatorin. Möglichst charismatisch. Ja, es ist interessant, wen du benannt hast. Man könnte ja auch so eine Greta Thunberg einwerfen, die vielleicht jetzt nicht im klassischen Sinne etwas erfunden hat, aber doch sehr viel in die Welt gebracht hat, was vielleicht aber eben gerade nicht so greifbar ist, wie wir uns
00:49:19
Speaker
Früher und das ist vielleicht auch ein Fall, eine Innovation vorgestellt haben. Es ist nämlich einfach auch schon ein Punkt. Also können wir uns diese Innovationen mit dem, was wir bisher wissen und erleben, vorstellen? Und es war hier schon das Beispiel von Airbnb in einem der Podcasts mit deinen Gesprächspartnern im Gespräch. Das sind einfach oder das iPhone, das
00:49:46
Speaker
da scheitern wir mit unserer Vorstellungskraft schon. Und ich würde trotzdem aber auch challenging, das so mit einer Person besetzen zu wollen. Ich würde viel eher gerne zwei Sachen anbringen und das eine ist, du hast die Sprache genannt, ich würde fast noch oder zumindest gleich auf die Kommunikation benennen wollen.
00:50:10
Speaker
Kommunikation im Unterschied zur Sprache ist für dich was? Ist das Vermitteln und das Dialogische. Ich muss gleich dazu sagen, dass ich da, glaube ich, durchaus biased bin, weil während die meisten Menschen, die ich kenne, irgendwie sagen, ich mag Menschen und ich finde Menschen so spannend.
00:50:28
Speaker
ist es bei mir eigentlich eher das, was zwischen Menschen passiert oder Zwischenorganisationen, also das, was sie zusammenhält, das, was da eben aber auch an Funken fliegen kann, wenn zwei Menschen zusammenkommen. Und ich finde, wir beide sind ja das beste Beispiel dafür, dass dann Fragen entstehen, die dich eine ganze Podcast-Serie beschäftigen.
00:50:50
Speaker
Aber genau dieses, wenn zwei Organisationen zusammenkommen, und wir haben ja dieses Sprichwort, die Summe ist größer als die einzelnen Teile, die weiß, was ich meine. Aber auch da, das ist eben, sag ich jetzt mal, mein Thema.
00:51:07
Speaker
diese Zwischenräume eben auch fruchtbar zu machen. Du hast gerade das Gärtnern benannt und die Sprache, die natürlich da ein ganz wichtiger Bestandteil von ist. Ob jetzt Sprache wirklich als das, was wir hier jetzt gerade sprechen, ob das unsere Begriffswelt ist, das Abstraktionsvermögen oder aber eben auch sowas wie nonverbale Sprache.
00:51:33
Speaker
Ich glaube, das ist noch mal ein ganz eigenes, weites Feld, aber das würde ich hier auf jeden Fall benennen wollen und eben aber auch dieses, du hast vorhin gesagt, ich bin Kulturwissenschaftlerin, also mich interessiert diese Kultur im Sinne von, ja, als Anthropologin und Soziologin, aber eben auch das Systemische. Also ich habe noch eine systemische Ausbildung irgendwann draufgesetzt, weil ich eben festgestellt habe, dass all das, was ich mir als Neues sozusagen ausdenke in meiner Beratungstätigkeit, auf Systeme trifft und
00:52:04
Speaker
dass das nur funktionieren kann, wenn ich das verstehe, mitbedenke. Von daher würde ich das auf jeden Fall challengen wollen, dass es diese eine Person, die mag aus Marketing-Sicht nachher das Gesicht sein und da durchaus auch hilfreich im Sinne einer Spokesperson, die die Flagge hisst, ob das jetzt eine Jean D'Arc ist
00:52:30
Speaker
Ein Elon Musk. Aber dahinter, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Das ist nochmal ein guter Einwand mit Greta Thunberg.
Einfluss von disruptiven Individuen
00:52:42
Speaker
Äh, würde ich als, also soziale Innovation hat sie ja auf alle Fälle, ähm, als Folge gehabt, sie war eine Störerin, eine sehr wichtige. How dare you? Wow, mit 14, wow. Also ich war wirklich, ich war, keine Ahnung, ich bin immer sehr geflasht, wenn ich mit 14 mit meinem Deutschlehrer um das Binnen-I stritt und das so schon als großen Kampf.
00:53:09
Speaker
Ich finde das sehr beeindruckend. Und mag auch immer diese blöden alten Männerwitze. Das regt mich tatsächlich auf. Also wenn ihr mich ärgern wollt, wisst ihr wie. Grüße an den deutschen Lira, geh ihn raus. Ich wollte aber kurz noch, bevor du jetzt da vielleicht ausfährst, noch kurz zu deiner konkreten Fragen mit dem Genie. Mir ist von, ich glaube, Brian Eno war das, der den Begriff der Szenie dem entgegengesetzt hat.
00:53:38
Speaker
Der Szenie, genau. Also nicht das Genie, sondern das Settings, das Kreativität und so was wie Innovation möglich macht. Das hat viel auch tatsächlich mit den Räumen zu tun, in denen wir uns bewegen. Als Kulturwissenschaftlerin kommt man nicht um von Marshall McLuhan drumrum, der das auch nochmal, ich glaube schon in den 60er Jahren an so
00:54:06
Speaker
sehr, soll ich mal sagen, greifbaren Beispiel, wie so eine Glühbirne, die quasi so einen ephemeren Raum schafft mit ihrem Licht, in dem plötzlich Dinge sichtbar werden, die da sonst nicht da sind. Und vielleicht ist das noch mal ein hilfreiches Bild. Inklusive des Ausgrabens. Genau, genau. Man kann auch erst mal am Rand stehen, wenn man sich noch nicht in die Mitte traut.
00:54:29
Speaker
Ja, das ist gut. Mir gefiel aber auch dein Bild deiner Petrischale gut. Das hattest du mir schon mal erzählt. Diese verschiedenen Bedingungen, die es braucht. Deswegen wieder zu Greta Thunberg. Das war ein Aufwecker für eine Generation. Meine Tochter und mein Sohn sind auch da mit drin in dieser Generation. Ein wahnsinniger Mutmacher. Wir haben eine Stimme. Und ich meine, wir sind beide 40.
00:54:58
Speaker
Also ich zumindest. Nehmen wir. Und in dem Moment, in dem diese Störung stattgefunden hat, konnte dann sowas wie Fridays for Future entstehen.
00:55:15
Speaker
Und deswegen glaube ich, vielleicht ist die Funktion, das hast du ja gesagt, der Gründer ist vielleicht nicht der Geschäftsführer, vielleicht ist die Person, die ich meine, noch näher an der Person dran, die sich aus verschiedenen Gründen hervorwagt, also auch persönliche Eigenschaften hat, das zu durchbrechen und das trotzdem zu tun gegen alle Widerstände. Und das kann ein Anfang von einer Innovation sein.
00:55:41
Speaker
Also aus denen kann dann Innovation entstehen.
Erfindung vs. Innovation
00:55:45
Speaker
Das ist jetzt für mich ein bisschen analog mit einer Erfindung, die noch nicht automatischen Innovation ist. Also wir kennen hier auch die vielen gescheiterten Entfinden, zum Beispiel Tesla. Also so ein Moment von, manchmal passiert etwas Richtiges, es muss aber jemand anders die Flagge Feuer, das Feuer weiter tragen. Das ist etwas, das ich sehr schnell gelernt habe, den Unterschied zwischen Erfindung und Innovation.
00:56:10
Speaker
Was du jetzt noch mal gesagt hast mit diesen gemeinschaftlichen, also Szenen, das muss ich auf jeden Fall mir noch mal genauer durchlesen, zum Genie, da haben wir nach wie vor für mich zwei Hausaufgaben. Die eine Hausaufgabe ist, dieses Gespräch hinzubekommen.
00:56:33
Speaker
ohne uns persönlich anzufinden oder ähnlich. Also da, finde ich, wird sehr schnell emotiv und die Hierarchiekompetenz spielt eine noch zu große Rolle aus meiner Sicht. Kompetenz-Hierarchie ist dann besser.
00:56:48
Speaker
Und eben auch diese Faklübergabe. Jetzt bist du dran. Jetzt bist du gerade wichtig. Jetzt geht es wieder weiter. Denn am Ende ist da ja auch eine Entlastung drin. Also da denke ich jetzt nur an mich persönlich. Wenn ich nicht ein tolles Team habe als Geschäftsführung, dann kann ich auch nicht alles machen. Also mein Twenty Blue ist dezidiert darauf ausgerichtet, dass nicht ich diejenige bin, die alles weiß. Ich meine, wir haben 300 Menschen im Netzwerk, die geschlauer sind als ich in ihren jeweiligen Gebieten.
00:57:17
Speaker
Und unsere Projektleiter wiederum sind schlauer als ich, das so zusammenzubauen, dass es dann funktioniert. Also so eine Schwarmintelligenz, wo nicht das Streamlinen im Vordergrund steht, sondern zu sagen, ich übergebe jetzt je nach Funktion den Stab an jemanden.
Vertrauen und Führungsstile in Innovationsprozessen
00:57:35
Speaker
Das, finde ich, könnte mehr gelebt werden und auch da gibt es aus meiner Sicht noch so eine Angstbarriere. Ich weiß nicht, ob die jetzt besonders deutsch ist. Das kann ich nicht beurteilen, aber zumindest ist sie oft da, wenn ich mit in deutschen Unternehmen arbeite, dass man oft
00:57:54
Speaker
auf jemanden treffen muss, der sowohl die Power als auch die Neugier hat, was anzustoßen. Und so häufig finde ich diesen Typus Mensch noch nicht. Diese Kombination aus Fähigkeit, was Neues sehen zu wollen und der Möglichkeit, das auch umsetzen zu können. Da finde ich, ist noch Luft nach oben.
00:58:16
Speaker
Ähm, ne, Antwort vielleicht erst mal darauf, sonst vergess ich ... Ja, und ich glaub auch so dieses, ähm ... Raum geben, dieses Prozess vertrauen, ähm ... Vertrauen. Ist, glaub ich, etwas, was hier noch gar nicht zur Sprache kam heute, was so eine Innovation aber durchaus auch nötig hat oder gut gebrauchen kann. Mhm. Ähm ...
00:58:53
Speaker
Vielleicht auch nochmal deutlich auf deine eingangs gestellte Frage mit dem Managen, dass es einfach Zeiträume gibt, wo ein Manager oder eine Managerin gut tut und Zeiträume, wo vielleicht besser jemand anders am Ruder steht.
00:59:08
Speaker
Ja, genau. Und wie gesagt, der zweite Aspekt ist für mich, wirklich Zufallraum zu schaffen überhaupt.
Serendipität und nachdenkliche Zeit fördern
00:59:17
Speaker
Ich hatte vor ein paar Jahren, ich wusste nicht, wie ich es finde. Ich fand es irgendwie cool, aber auch bescheuert. Jeden zweiten Freitag gab es drei Stunden Denkzeit.
00:59:26
Speaker
Ja Mai, also vielleicht ist jetzt Freitag nicht so meine Zeit und schon gar nicht alle zwei Wochen. Also Zufall heißt für mich Zufall. Und das ist etwas, das in dem Meeting getakteten Alltag ja kaum mehr vorkommt. Also Denkpausen, es gibt ja jetzt Fokuszeiten, es gibt ja mehr Organisationen, die neu arbeiten. Aber wir wissen beides ist sehr eng getaktet alles. Also mal sich hinzusetzen in deiner Arbeitszeit und zu sagen, ich denke jetzt mal eine Stunde.
00:59:56
Speaker
Oder ich lese mal eine Stunde und dann denke ich noch eine halbe Stunde über das Gespräch nach. Das hat nicht die Wertigkeit, die es haben sollte. Ich finde schon, dass es einen Vorzug zur Jetzt-Produktivität im Missverhältnis zur Zukunftsproduktivität gibt. Das, was jetzt geschaffen wird, ist real. Das ist gut. Die Zukunft kommt später.
01:00:22
Speaker
Warum? Es ist ja ein interessantes Verhältnis zwischen Gegenwart und Zukunft, finde ich. Und auch da lade ich immer wieder in meinen Projekten dazu ein, sich das wirklich genauer auch anzugucken und reinzufühlen. Was für ein Verhältnis habe ich eigentlich zur Gegenwart und zur Zukunft? Wo berühren die sich? Wie viel Zeit verbringe ich in der Vergangenheit? Wie viel Zeit verbringe ich in der Gegenwart? Wir haben ja auch dieses ganze Thema der Achtsamkeit und nur im Jetzt und Hier zu sein.
01:00:52
Speaker
Wie viel Aufmerksamkeit benötigt meine Gegenwart auch? Da muss ich viel managen meistens. Und wie viel Zeit verbringe ich aber in der Zukunft? Und die Zukunft ist ja ein weiter Raum, der gleich beginnt und bis an nicht nur mein Lebensende, sondern darüber hinausgeht, für die meisten jedenfalls, der Zukunftsbegriff, mit dem wir hantieren.
01:01:18
Speaker
Aber vielleicht macht es da auch noch mal Sinn, da genauer hinzuschauen, auch Zeitfenster aufzumachen in der Gegenwart, wo die Zukunft ein Plätzchen hat. Oder eben Zeitfenster aufzumachen, wo sowas wie Muße stattfinden kann, wo sowas wie Zufall eine Rolle spielen darf. Es gibt ja auch diesen Begriff der Serendipity.
01:01:46
Speaker
Auch da gibt es mittlerweile Forschung zu, wo man diesem Zufall etwas auf die Sprünge hilft, aber gleichzeitig die Türen öffnet, einem zu begegnen. Vielleicht ist das so ein bisschen die Richtung, in die du jetzt gerade gedacht hast.
01:02:07
Speaker
Genau, also vielleicht nehme ich jetzt aus unserer Spurensuche noch zwei Dinge mit, die ich ja auch in meiner Organisation zum Beispiel umsetzen
Abschluss und Einladung zum Feedback
01:02:18
Speaker
kann. Das wäre zum Beispiel vielleicht so eine Art Zeitbudget, nicht terminiert auf einen Tag oder Uhrzeit.
01:02:26
Speaker
die man sich nehmen kann. Das gibt es ja auch, dass man so ein Wallet hat, so 100, 1000 Euro Guthaben und dann kannst du mal was ausprobieren und präsentierst uns das Ergebnis. Wann du das machst, wie du es machst, ist deine Entscheidung. Das habe ich auch schon mal wo gelesen. Und das zweite, ich denke, da sind wir jetzt intraorganisatorisch ganz gut, dass ihr so einen Appell an euch traut euch,
01:02:51
Speaker
Mit anderen zusammen zu denken. Laut. Laut. Crazy, vielleicht. Also Schreibtische dürfen aufliegen, wie ihr gelernt habt. Und durchaus off the record und einfach mal denken. Und dieses what if ist ja auch oft so eine hilfreiche Fragestellung, weil man so gar nicht weiß, wo andenken, wo ansetzen. Was wäre wenn? Und da wirklich mal upside down zu gehen.
01:03:17
Speaker
Ja, dann macht doch das mal. Und schickt uns auf die Ideen, die ihr teilen wollt. Genau, das gucken wir uns gerne an. Auch sonst Feedback für diese schöne Spurensuche, danke ich dir sehr, Anne.
01:03:35
Speaker
Ich danke auch All Media Channels, Markt Ernie und Caro, die uns heute geholfen hat, dass wir diesen akustisch wahrscheinlich mega gut aufgenommenen Podcast hier in einem tollen Podcaststudio in Berlin produzieren konnten. Das war die 16. Folge der 20 Blue Hour.
01:03:59
Speaker
Das heißt fast erwachsen, denn 20 Blue Minutes, das Interview-Podcast, bis zu einer halben Stunde, da gibt's schon jetzt dann bald Folge 18. Aber heute haben wir uns eine ganze Stunde genommen, um das mal zusammenzutragen. Es ist jetzt heute, ich sag am Ende immer gerne die Uhrzeit, denn man weiß nicht, was die neue Gegenwart bringt, in der ihr das anhört. 18. September, 17.09. Und da war die Welt eigentlich noch ganz in Ordnung.
01:04:25
Speaker
Ja, vielen, vielen Dank. Es war mir ein Fest. Vielen Dank, Livania. Super. Bis dahin. Und schon ist sie vorbei und schlägt in 30 Tagen wieder. Die blaue Stunde. Schreibt uns, teilt und abonniert unsere Podcasts. 20 Blue Hour findet ihr überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und natürlich bei uns auf 20.Blue. Bis bald.