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16 Plays7 months ago

Wer vordenken will, muss nachdenken wollen! Die entscheidenden Fragen auf dem Weg in eine nachhaltige Welt sind Reflexionsfragen. Doch wie lässt sich solches Nachfragen und Hinterfragen lernen? Bücher sind ein wichtiger Schlüssel, da sind sich Stephie und Lars einig. Sie öffnen Tore zu neuen Welten, lassen uns im Wachtraum denken, was noch nicht ist, aber sein könnte. Lesen ist also eine zentrale Fähigkeit. Bücher einerseits, doch geht es den beiden auch darum, einander lesen zu lernen: Mimik, Gestik und die feinen Zwischentöne. Wie entsteht solche Lust am Lesen, und wie können wir sie wieder, neu und weiter entfachen? Darum geht es in der neuen Folge lautdenken.

LEISE WEITERDENKEN:
Umberto, E. (2021). Die Kunst des Bücherliebens. München.
Heidenreich, E. (2021). Hier geht's lang!. München.
Wolf, M., Wiese, M., & Stoodley, C. (2010). Das lesende Gehirn: wie der Mensch zum Lesen kam - und was es in unseren Köpfen bewirkt. Heidelberg.

Transcript

Einleitung und Vorstellung des Themas

00:00:16
Speaker
Moin, lieber Lars.
00:00:17
Speaker
Hi Steffi, ich grüße dich.
00:00:19
Speaker
Guten Tag in die Welt.
00:00:23
Speaker
Eine neue Folge laut Denken.
00:00:26
Speaker
Du hast was mitgebracht?
00:00:27
Speaker
Ich habe ein Wort mitgebracht, wie immer.
00:00:30
Speaker
Ein Wort, wo ich ganz gespannt bin, was bei dir da für Gedanken, für Schubladen, für Assoziationen und vielleicht gemeinsame Reflexionen daraus werden.

Bedeutung und Formen des Lesens

00:00:39
Speaker
Das Wort für diese Folge ist Leselust.
00:00:43
Speaker
Lese-Lust.
00:00:45
Speaker
Die Lust am Lesen, meinst du?
00:00:48
Speaker
Vielleicht auch.
00:00:48
Speaker
Vielleicht hast du da auch ganz andere Gedanken zu.
00:00:51
Speaker
Vor allen Dingen fände ich spannend, was du glaubst, was man alles lesen kann.
00:00:57
Speaker
Okay, damit hast du mich jetzt schon hinreichend perturbiert, sagt man, glaube ich.
00:01:02
Speaker
Ich dachte, irritiert.
00:01:04
Speaker
Das auch, ja, ja, das auch, das auch.
00:01:07
Speaker
Was man alles lesen kann.
00:01:08
Speaker
Ich war in der Tat bei Büchern, das hat aber auch damit zu tun, dass ich jetzt hier gerade an meinem Tisch stehend auf ein Bücherregal gucke.
00:01:15
Speaker
Aber du hast völlig recht, wir können noch viel mehr lesen.
00:01:17
Speaker
Wir können Mimiken lesen, wir können aus Situationen versuchen, etwas zu lesen.
00:01:24
Speaker
Wir können auf dem Handy ganz viel oder auf dem Tablet ganz viel fragmentierte Dinge lesen, mal mehr, mal weniger grammatisch korrekte, von Abkürzungen zersetzte, mit Emojis fragmentierte Texte.
00:01:42
Speaker
Ja, was war denn, was hat dich denn jetzt zu diesem Wort motiviert?
00:01:46
Speaker
Leselust.
00:01:47
Speaker
Leselust.
00:01:48
Speaker
Ich muss ein bisschen dazu ausholen.
00:01:50
Speaker
Wir haben bei uns in der Team Academy ein ganz tolles Modul, das nennt sich Freie Lektüre.
00:01:56
Speaker
Das machen die Studierenden jedes Semester.
00:01:58
Speaker
Die entscheiden sich jedes Semester für fünf Lernanlässe, die ihnen wichtig sind in ihrer persönlichen Entwicklung, ihrer unternehmerischen Entfaltung und suchen sich dazu etwas aus, was sie lesen möchten.
00:02:11
Speaker
Und wir immer wieder die Diskussion haben, was kann man denn alles lesen?
00:02:15
Speaker
Also ist Hören schon Lesen oder wie wissenschaftlich muss ich gelesen haben und was, wo viel ist eigentlich, dass es dann genug ist, um etwas zu einem Lernanlass

Lesen als persönliche Entwicklung und Gesellschaftskritik

00:02:24
Speaker
zu lesen?
00:02:24
Speaker
Also wir haben ganz viel diese Diskussion, was lässt sich lesen und wie eng ist Lesen mit Lernen verbunden?
00:02:30
Speaker
Und das Schöne an diesem Modul ist, dass Sie sich erst den Lernungsanlass aussuchen, also zu überlegen, was ist mir wichtig, wo ich mich entwickeln möchte und dazu dann ein, wir nennen es mittlerweile Medium suchen, von und mit dem Sie etwas lernen und zwar lesend lernen.
00:02:46
Speaker
Und das Wichtige in diesem Modul ist, dass Sie das, was Sie dort mitnehmen, weitertragen, also in Ihre Teams und dass dort dann ein Lerntransfer stattfindet.
00:02:56
Speaker
Das heißt, es ist
00:02:57
Speaker
Erst ein Anlass, dann wird das Medium gesucht und dann geht es auch noch darum, das weiterzutragen, also auf einer gewissen, für sich schon reflektierten Ebene weiterzutragen und das dann wieder in den Dialog und in den Diskurs zu bringen.
00:03:08
Speaker
Das ist ein Modul, was ich unglaublich zu schätzen gelernt habe in dem letzten Jahr.
00:03:13
Speaker
Und was ich so gerne auch noch mehr an andere Orte und andere Zusammenhänge weitertragen würde und mich selber ganz intensiv damit beschäftigt habe seitdem, was kann man denn alles lesen?
00:03:23
Speaker
Weil ich halt immer wieder gefragt wurde und festgestellt habe, wie spannend es ist, sich damit auseinanderzusetzen, wo und wie ich lese und was ich daraus lerne und ob erst meine Lernfrage kommt und ich mir dann suche, wo ich etwas lesen möchte oder ob es vielleicht manchmal auch genau andersrum ist, dass ich anfange, Dinge zu lesen und dann erst verstehe, was ich lernen möchte.
00:03:43
Speaker
Und mir das besonders aufgefallen ist, wenn ich mir Organisationen und Systeme und auch die Menschen in Organisationen und Systemen anfange anzuschauen.
00:03:52
Speaker
Und das ist dann auch sowas wie Beobachtung und Verhaltensweisen sein kann, die ich lesen kann oder Funktionen und Prozesse in ihren Zusammenhängen lesen kann oder anfange Strukturen zu analysieren und diese lese oder
00:04:06
Speaker
anfange zu verstehen, wie wichtig es ist, den Kontext zu berücksichtigen in dem, was ich dann eigentlich gerade lesend betrachte.
00:04:13
Speaker
Sei es ein Medium wie ein Schriftstück, was ein Buch sein kann oder ein wissenschaftlicher Artikel oder irgendein Protokoll im Rahmen einer Organisation oder halt eben das, was rundherum da passiert und wie weit ich das berücksichtigen möchte und muss.
00:04:29
Speaker
Und in diesem Zusammenhang ist mir in meinem Lieblingsklein Buchladen ein Buch begegnet, auf dem stand, Lesen ist doof.
00:04:35
Speaker
Und ich dachte, okay, das ist genau das Gegenteil von dessen, was ich eigentlich erreichen möchte.
00:04:41
Speaker
Warum finden Menschen heutzutage eigentlich Lesen doof?
00:04:45
Speaker
Ich habe die Teampreneurs gefragt, die haben gesagt, das ist anstrengend.
00:04:50
Speaker
Lesen ist anstrengend.
00:04:53
Speaker
Und wenn man dann erstmal anfängt und sich damit beschäftigt, ist das total faszinierend und weckt ganz viel Neugierde.
00:04:58
Speaker
Aber so diese erste Hürde zu lesen und ein Buch in die Hand zu nehmen oder einen wissenschaftlichen Artikel zu nehmen, ist diese Idee von, boah, das ist anstrengend.
00:05:07
Speaker
Und die Frage, die ich mit Leselust mitgebracht habe für heute, ist die Frage, wie können wir denn wieder die Lust am Lesen
00:05:15
Speaker
entfachen und zwar nicht nur an Bücher und Artikel lesen, sondern auch an, wie lesen wir uns gegenseitig, wie lesen wir die Systeme und die Organisationen, in denen wir uns bewegen.

Moderne Lesekultur und ihre Herausforderungen

00:05:25
Speaker
Für mich ist die Frage an der Leselust, wie entsteht sie eigentlich und wie können wir sie noch mehr entfachen?
00:05:32
Speaker
Ja, die Lust, die ist ja erstmal was, was aus mir selbst kommt, ne?
00:05:37
Speaker
Im Sinne einer Begierde.
00:05:39
Speaker
Ich glaube, das kommt auch daher, ne?
00:05:40
Speaker
Da auch die Wolllust, also das hat durchaus was mit erhöhter Temperatur auch zu tun.
00:05:46
Speaker
Also irgendwie, es kommt irgendwie aus mir heraus.
00:05:49
Speaker
Das ist etwas, was ein Drang, einen inneren Drang, den ich verspüre, etwas zu lesen.
00:05:56
Speaker
Und ich teile deinen Eindruck, dass uns das zunehmend schwerer fällt.
00:06:03
Speaker
Wobei man die Frage ist, wer ist dieses Wir, dem da was schwerer fällt?
00:06:08
Speaker
Ich beobachte das in der Tat in der kurzen Zeit, die ich bislang in der Wissenschaft bin.
00:06:14
Speaker
Das wird in einem starken Monat werden das zehn Jahre sein.
00:06:22
Speaker
dass da bei Studierenden so eine Hemmschwelle entsteht.
00:06:28
Speaker
Also sich in Texte, sich mit Texten zu befassen, die man vielleicht auch nicht direkt im ersten Anlauf komplett versteht, also die man nicht so weglesen kann.
00:06:39
Speaker
Sondern wo man dann auch immer mal wieder zurückspringen muss, mal zurückblättern muss, das Buch beiseite legen muss, sich fragen muss, was ist es denn eigentlich, was habe ich da gerade gelesen, was hat das mit mir zu tun, inwieweit beantwortet das Fragen, die was mit mir und meiner Lebensführung zu tun haben oder der Situation, in der ich mich bewege, in der ich lebe, arbeite, was auch immer.
00:07:03
Speaker
Was nicht sofort gelingt, das ist nichts, habe ich so den Eindruck, dass das sich so kulturell verfestigt.
00:07:09
Speaker
Vielleicht hat das was zu tun mit den vielen kurzen, mit den vielen kurzen, Kurznachrichten und dem, wie nennt sich das, Microblogging, also das, was Twitter, ehemals Twitter, jetzt X irgendwie ist, also diese Art von Literatur, mit der wir mehr und mehr konfrontiert sind, dass es alles nur noch so kurz und neudeutsch snackable irgendwie sein muss.
00:07:34
Speaker
Und dann natürlich so ein Hegel oder so einen dann doch eher die Schweißperlen auf die Stirn treibt.
00:07:43
Speaker
Ja, da wären wir auf so einer gesellschaftlichen Ebene, was uns die Lust am Lesen nimmt, beziehungsweise an der Lust, diese Dinge zu lesen.

Die Tiefe des Lesens und persönliche Reflexion

00:07:50
Speaker
Ich habe neulich selbst gelesen, dass mehr gelesen wird denn je, aber halt fragmentiert und kleinteilig und eben, wie ich vorhin sagte, in grammatisch fragwürdiger Art und Weise, also viel,
00:08:02
Speaker
auf dem Smartphone einfach gelesen wird.
00:08:05
Speaker
Deutlich mehr als früher.
00:08:06
Speaker
Früher wurde dann eben, hieß Lesen, ich setze mich mit Büchern auseinander.
00:08:12
Speaker
Und jetzt bedeutet Lesen halt, ich bin auf Social Media aktiv.
00:08:17
Speaker
Im Zweifel gucke ich mir Videos an, aber halt lautlos, weil ich gerade in der Schule oder sonst wo sitze, am Arbeitsplatz.
00:08:27
Speaker
Und dann lese ich halt die Untertitel.
00:08:30
Speaker
Ja, wie kamen wir da jetzt drauf?
00:08:33
Speaker
Was war deine Frage?
00:08:35
Speaker
Was die Lust am Lesen ausmacht und wie wir sie nochmal neu entfachen können.
00:08:39
Speaker
Und für mich die Frage tatsächlich ist, wo wir die Begeisterung wiederbekommen, wo Lesen und Lernen zusammenhängt.
00:08:48
Speaker
Und mir geht es tatsächlich, das darf ich gerade einfach nochmal mehr lehnen, auch, aber nicht nur um Literatur.
00:08:55
Speaker
Mhm.
00:08:58
Speaker
sondern das, was ich halt tatsächlich so in den Jugendsemestern bei uns erlebe, dass die erstmal völlig überfordert sind mit diesen Modul Freie Lektüre, weil sie so dieses Gefühl haben, sie müssen das Richtige richtig lesen.
00:09:10
Speaker
Was soll ich denn lesen und was soll ich dann daraus mitnehmen?
00:09:14
Speaker
Beide Fragen werde und kann ich die nicht beantworten.
00:09:18
Speaker
Sondern das hat eine ganz große Überforderung bei all dem, was da ist.
00:09:23
Speaker
Was wähle ich denn jetzt eigentlich aus?
00:09:25
Speaker
Und in dem Zusammenhang ist mir so ein schönes japanisches Wort begegnet.
00:09:28
Speaker
Ich werde es nicht richtig aussprechen, aber ich versuche es mal.
00:09:31
Speaker
Tsun Doku, das beschreibt sowas wie Lesestapel, Bücherstapel.
00:09:37
Speaker
Ich kenne mich, ich habe überall irgendwelche Bücher legen und die stapeln sich alle.
00:09:40
Speaker
Manche habe ich angelesen, manche habe ich durchgelesen.
00:09:42
Speaker
Manche lese ich nach vielen Jahren das zweite Jahr mal und nehme was ganz anderes mit.
00:09:47
Speaker
Und dieses Gefühl von, das darf da jetzt liegen, finde ich selber schon super anstrengend.
00:09:53
Speaker
Und hat aber auch eine gewisse Freude gleichzeitig, weil so viel da ist, was ich noch lesen und lernen darf.
00:10:03
Speaker
Und diese Freude geht verloren und wird zu einem Druck.
00:10:06
Speaker
Was ist das Richtige, was ich wie richtig lesen muss?
00:10:09
Speaker
Ich glaube, das ist etwas, was wir dann leider anfangen zu übertragen von dem,
00:10:14
Speaker
Ich finde es anstrengend, Literatur zu lesen oder Bücher zu lesen und mich damit auseinanderzusetzen, weil ich glaube, das Lesen selber mag für manche Menschen, weil es einfach ungeübt ist oder eine gewisse Dyslexie oder Legasthenie vorliegt, das tatsächlich anstrengender ist, also kognitiv anstrengender ist.
00:10:31
Speaker
Und gleichzeitig fehlt die Übung und das Warum und Wofür sollte ich das tun, wenn es jetzt auch noch anstrengend ist.
00:10:37
Speaker
Und gleichzeitig erlebe ich aber, wenn sich darauf eingelassen wird, wie viel Freude und wie viel Aha-Momente entstehen.
00:10:43
Speaker
Aber dieser Frust, den wir aus der Literatur und dem Lesen mit dem, überträgt sich, glaube ich, auch darauf, was und wie wir anderes lesen.
00:10:52
Speaker
Also dieses Wahrnehmen und für mich vorher überlegen, was möchte ich daraus mitnehmen und was kann ich davon auch anderen mitnehmen, ist damit gar nicht mehr verknüpft.
00:11:01
Speaker
Also wie viel wird sich denn ausgetauscht über solche Themen noch?
00:11:05
Speaker
Und meine Vermutung, vielleicht sogar eher Befürchtung ist es dadurch, dass wir diese Freude am Lesen von Literatur mehr und mehr verlieren,
00:11:16
Speaker
Oder sie nicht übertragen auf andere Lesarten, dass die genauso intensiv sind.
00:11:22
Speaker
Ein Bild zu lesen kann ja eine genauso Tiefe haben.
00:11:25
Speaker
Diese Tiefe des Lesens, dass wir diese Lust verloren haben, lässt uns auch in ganz vielen anderen Dingen, die wir lesen, wie Menschen, wie Organisationen, wie Systeme, oberflächlich werden.
00:11:35
Speaker
Ja, das, was du dann vom Lesen von Nichtliteratur, also Menschen oder Organisationen zu lesen, dann ist es ja eine Metapher für Verstehen.
00:11:48
Speaker
Ich möchte verstehen, was da beim Gegenüber passiert.
00:11:51
Speaker
Ich möchte verstehen, was in Organisationen geschieht, was in den einzelnen Prozessen gerade abläuft.
00:11:57
Speaker
Ich möchte verstehen, warum so nicht anders gehandelt wird.
00:12:01
Speaker
Das ist ja dann gemeint, wenn vom Lesen von Menschen,
00:12:03
Speaker
Nicht-Texten irgendwie die Rede ist.
00:12:07
Speaker
Und ich finde, dass dieses Verstehen, Lesen als Verstehen, als eine verstehende Praxis, auch als eine verstehen wollende Praxis vielleicht hier der springende Punkt ist, weil
00:12:18
Speaker
Das, was ich mit, was die Faszination und darüber auch die Neugier und die Lust am Lesen für mich ausmacht, ist das tonlose Gespräch mit einer anderen Person, mit einer Autorin, einem Autor.
00:12:34
Speaker
Gehe ich in ein tonloses Gespräch, wenn ich anfange zu lesen?
00:12:38
Speaker
Nur mit mir, also ich, meine Gedanken und eine andere Person.
00:12:42
Speaker
Und diesen inneren Dialog,
00:12:47
Speaker
Dieser innere Dialog hat für mich insoweit was auch Befriedigendes, weil darüber Dinge und Welten auf einmal vorstellbar werden, die ich selber nie erfahren habe.
00:13:02
Speaker
Und da rede ich jetzt gar nicht nur irgendwie über Belletristik oder so, die halt von
00:13:08
Speaker
fernen Ländern handelt, die ich noch nie bereist habe, sondern auch Fachliteratur, die ich ja als, also als Wissenschaftler lese ich vor allen Dingen Fachliteratur, auch zu viel, so viel, dass mir irgendwann die Lust an der Belletristik auch ein Stück weit vergangen ist, einfach weil ich zu viel mit Texten zu tun habe.
00:13:31
Speaker
Aber das, was mich daran reizt, ist das Gespräch, das Gespräch mit einer Person, die gar nicht da ist, sondern die da mal Buchstaben aneinander gereiht hat und mit der ich in ein tonloses Gespräch gehe und damit natürlich immer meine Lesart entwickelt von dem, was da steht.
00:13:49
Speaker
Und das zu lernen ist, weil du sagtest, das ist anstrengend.
00:13:55
Speaker
Ja, das ist anstrengend, aber was genau ist denn nicht anstrengend?
00:14:00
Speaker
Also wenn ich in irgendwas gut werden will, wenn ich gut schwimmen will, ja, das ist anstrengend, das muss ich trainieren.
00:14:05
Speaker
Wenn ich eine Sprache irgendwie gut beherrschen will, ja, meine Güte, das ist anstrengend, das muss ich trainieren.
00:14:11
Speaker
Wenn ich ganz tolle Kuchen backen will, ja, meine Güte, dann muss ich das trainieren.
00:14:17
Speaker
Und dann muss mein Umfeld dadurch und den Kuchen auch aufessen.
00:14:20
Speaker
Also das Leben ist hart.
00:14:24
Speaker
Aber wenn ich gut werden will, dann ist es anstrengend.
00:14:27
Speaker
Das ist der Knackpunkt, diese Idee davon, warum und wofür sollte ich überhaupt da gut drin werden?
00:14:31
Speaker
Und dann diese Lust an der Steigerung des Gutwerdens und des Trainierens.
00:14:36
Speaker
Weil Lesen für mich gefühlt immer weniger als eine, ich würde es fast sagen, Kulturpraktik verloren gegangen ist.
00:14:43
Speaker
Und dafür ist es egal, was ich lese.
00:14:45
Speaker
Ob ich Bilder, Menschen, Organisationen, Bücher lese, diese Kulturpraktik hinter dem Lesen, also der Wahrnehmung und dann auch...
00:14:54
Speaker
Man kann das auch übertragen auf Auslese, wie wir sie sonst nennen.
00:14:58
Speaker
Ich mache eine Auslese von gewissen Trauben oder lese Erbsen und Linsen auseinander.
00:15:04
Speaker
Also dieses Auswählen, was daraus nehme ich jetzt mit, dass das etwas ist, was man nicht einfach so kann, sondern was man üben darf und dass man daraus dann eine ganze Menge mitnehmen kann.
00:15:14
Speaker
Ich weiß, damals während meiner eigenen Promotionszeit war das für mich wie so ein,
00:15:21
Speaker
tatsächlich wie so ein Wendepunkt verstanden zu haben, dass das, was Naturwissenschaftler in ihrem Labor verbringen an Zeit und Experimente machen und ausprobieren und ähnliches, dass das das ist, was bei mir im Dialog und halt auch im Stierndialog beim Lesen stattfindet.
00:15:34
Speaker
Weil ich immer gedacht habe, boah, Lesen, naja, das ist ja Zeit, die ist unproduktiv.
00:15:39
Speaker
ich muss schreiben, ich muss Advertreter generieren und ähnliches, bis ich irgendwann mal mitbekommen habe im Austausch mit NaturwissenschaftlerInnen, wie viele Stunden die im Labor verbringen und ich dann überlegt habe, was ist denn meine Parallelität zu dieser Laborzeit und das ist der Austausch.
00:15:53
Speaker
Austausch mit und in Organisationen und Systemen mit Menschen, in denen ich dort empirisch arbeite, aber eben auch der Dialog und auch der stille, lesende Dialog und dann über das, was meine Auslese aus dem Gelesenen ist, wieder ins Gespräch zu bringen.
00:16:09
Speaker
Und das hat mir ganz viel Erleichterung verschafft in dem Gedanken, ich darf Zeit fürs Lesen aufwenden und das darf auch anstrengend sein.
00:16:15
Speaker
Ich habe ganz viel von Promovierenden um mich herum aus den Naturwissenschaften gehört, wie anstrengend, frustrierend und zeitaufwendig diese Laborarbeit ist.
00:16:24
Speaker
Und das hat bei mir wieder die Lust geweckt, neugierig zu sein, zu verstehen, ach, Lesen ist wie so ein Experiment.
00:16:30
Speaker
Ich lese unterschiedliche Dinge und gucke, wie die mal zusammen funktionieren und wie die miteinander reagieren und was passiert, wenn ich mit Menschen dazu auch noch im Austausch gehe, was da für Reaktionen entstehen.
00:16:40
Speaker
Also diese Grundlogik von Erproben des Gelesenen war für mich ein Moment, der wieder große Lust geweckt hat, weil ich plötzlich ein Warum und Wofür hatte des Lesens.
00:16:51
Speaker
Nicht nur, um möglichst viele Quellen zu haben.
00:16:54
Speaker
Ja, na ja, am Ende geht es ja auch um Bildungsfragen.
00:16:58
Speaker
Also das Lesen bildet ist ja nicht nur ein blöder Kalenderspruch oder bilden kann, sondern es ist ja nun mal so.
00:17:09
Speaker
Also ich kann natürlich Text irgendwie auswendig lernen.
00:17:12
Speaker
Das hat noch nichts mit Bildung zu tun oder im richtigen Moment da irgendeinen Goethe zu zitieren oder irgendwie sowas.
00:17:18
Speaker
Das sind alles so Fragen von Gelehrsamkeit und sowas.
00:17:21
Speaker
Das meine ich alles gar nicht.
00:17:23
Speaker
Sondern in dem Moment, in dem ich anfange, mich mit einem Text zu beschäftigen, mich mit Literatur zu beschäftigen, welcher Art auch immer, das muss nicht irgendwie hohe Literatur sein.
00:17:33
Speaker
Das kann auch Belletristik sein, das kann auch irgendein Trash-Roman oder sonst was sein, ist mir völlig egal.
00:17:38
Speaker
Aber in dem Moment, wo ich anfange, mich mit Literatur zu beschäftigen und das Auswirkungen hat,
00:17:45
Speaker
auf meinen eigenen Wortschatz, meine eigene Art, wie ich mich ausdrücke, die Art, wie ich denke, in welchen Figuren ich denke, wie groß der Horizont dessen ist, was ich mir eigentlich vorstellen kann.
00:18:02
Speaker
Also in dem Moment, wo die Auseinandersetzung mit Literatur, mit Gelesenem,
00:18:09
Speaker
Meine eigene Lebensführung verändert, mich selbst verändert, in meiner Persönlichkeit verändert, jetzt nicht im Sinne von einmal komplett gegen den Strich gebürstet, aber halt eine Erfahrung, aus der ich verändert hervorgehe, wo ich was gelernt habe über mein eigenes Verständnis vielleicht von Menschen.
00:18:26
Speaker
Scham, von Privatheit, von irgendwas und ich deswegen anfange, anders auch zu handeln.

Verschiedene Lesemedien und interaktive Methoden

00:18:31
Speaker
In dem Moment bin ich in einem Bildungsprozess angelangt und das kann Literatur schaffen, das kann die Lust am Lesen, so sie denn da ist, kann das ein mögliches Ergebnis sein.
00:18:44
Speaker
Das ist überhaupt nicht unproduktive Zeit oder so etwas, das ist
00:18:48
Speaker
Zeit, die ich auch nicht verzwecken muss im Sinne von, ich möchte, dass da dieser und jener Outcome ist, dass das irgendwie produktiv ist oder dergleichen, sondern fast schon als ein Privileg.
00:19:02
Speaker
Als ein Privileg, mich bilden zu dürfen, mir die Zeit zu nehmen, also Zeit haben und Zeit nehmen, hängt ja eng miteinander zusammen, also ich kann sie ja nur haben, wenn ich sie mir nehme und dann ist die Frage, bin ich in Verhältnissen, in denen ich das kann, in denen ich mich zurücknehmen kann, aus allem anderen raus.
00:19:19
Speaker
Und in eine Welt eintauchen kann, die es vielleicht mal gab, vielleicht aber auch nicht, die es vielleicht irgendwann mal geben wird.
00:19:26
Speaker
Also wo ich in fremde Welten eintauchen kann, wo ich das Träumen auch ein Stück weit wieder erlernen kann, wo ich meine eigene Imagination und Vorstellungskraft trainieren kann.
00:19:36
Speaker
All diese Dinge haben was zu tun, für mich zumindest, mit dem tonlosen Gespräch, in das ich einsteige, wenn ich ein Buch aufschlage.
00:19:48
Speaker
Da bin ich völlig bei dir und gleichzeitig glaube ich, dass wir lernen dürfen, wieder stärker einen Fokus auf Dinge und Themen und Zusammenhänge zu setzen, die man auch lesen kann, die wir gar nicht mehr im Fokus haben und auch auf das, was in allen neuen Medien entsteht, dort eine Tiefe des Lesens überhaupt erstmal zu bekommen und nicht nur ein sich vollrauschen lassen oder volllaufen zu lassen.
00:20:16
Speaker
Ich glaube, dass dieses Lesen des geschriebenen Wortes unglaublich wichtig ist und dass da auch mehr wieder Raum für gebraucht wird, um auch Dinge, die schon geschrieben sind, wieder zu entdecken.
00:20:28
Speaker
weil sie noch da sind und uns nicht verloren gegangen sind und wir darüber auch Dinge, die vielleicht nicht mehr in unseren alltäglichen Praktiken sind, zurückbekommen können, weil wir sie uns darüber wieder in Anführungszeichen erobern können, also zurückgewinnen können.
00:20:43
Speaker
Ich glaube aber auch, es ist genauso wichtig, dass wir offen dafür sind zu verstehen,
00:20:51
Speaker
dass nicht für jeden Menschen und für jeden Menschen gleich die Idee des Lesens mit Buch- und Literatur verknüpft ist, wie wir es sehr im Akademischen und Wissenschaftlichen haben.
00:21:00
Speaker
Und es umso mehr wichtig ist, wenn wir in Aspekten von Transformation sprechen, einen Austausch zu finden über das, wo und wie noch auf andere Art und Weise gelesen wird, um diese unterschiedlichen Lesarten in den Austausch zu bringen.
00:21:15
Speaker
Ich beispielsweise bin immer wieder überrascht, ich habe zum Beispiel ein Kind, das unglaublich gerne Comics liest, wo ich immer denke, da ist sprachlich nicht viel drin, aber der sieht dafür in diesen Bildern Details und Genauigkeiten, die fallen mir gar nicht auf.
00:21:27
Speaker
Und auch das ist ja eine gewisse Lesart, über die wir dann in den Austausch kommen können.
00:21:33
Speaker
wenn er darüber spricht, wie Menschen dort gekleidet sind oder wie sie sich geben oder wie sie miteinander in Austausch sind, die sie aus der bildlichen Sprache rausnehmen und auch auf die Idee hinaus, wie wir miteinander mit welchen Themen umgehen.
00:21:46
Speaker
Kann eine bestimmte Art von Lesart sein, die vielleicht anderen mehr liegt,
00:21:50
Speaker
als mir zum Beispiel, ich lese unglaublich gerne Bücher und Artikel, und dass wir notwendigerweise, um diese Lust des gemeinsamen Lesens in ganz unterschiedlichen Zugängen zu bauen, Brücken bauen müssen, wo dieser Dialog zwischen unterschiedlichen Lesarten stattfinden kann, damit sie auch wieder an den anderen Orten stattfinden, damit das aus dem geschriebenen Wort in das Lesen von Menschen und Organisationen und Systemen übertragen wird und das, was dort auf andere Art und Weise gelesen werden kann, zurück in die Literatur kommt.
00:22:20
Speaker
Ja, mir geht es auch dabei überhaupt nicht darum,
00:22:25
Speaker
irgendwelche Medien abzuwatschen oder sowas.
00:22:27
Speaker
Also wirklich überhaupt nicht.
00:22:29
Speaker
Mir geht es da auch nicht um damit verbundenen Klassismus oder irgendwie so etwas.
00:22:35
Speaker
Das ist überhaupt nicht der Punkt, sondern für mich ist ja der springende Punkt in den unterschiedlichen Medien, in denen wir da was lesen können, ist im Grunde etwas, was mit mir selbst und meiner Haltung zu tun hat, mit der ich in so ein tonloses Gespräch hineingehe.
00:22:53
Speaker
Bin ich dabei nämlich völlig passiv und konsumiere ich das bloß?
00:22:59
Speaker
Oder begreife ich mich als ein aktiver Gesprächsteilnehmer in diesem tonlosen Gespräch?
00:23:07
Speaker
Das heißt, bin ich in dem Moment einfach nur Rezipient von Content, den andere created haben, um da jetzt auch semantisch in dem Feld mal zu sprechen.
00:23:18
Speaker
ein paar Duftnoten zu hinterlassen.
00:23:22
Speaker
Also inwieweit konsumiere ich das nur passiv?
00:23:26
Speaker
Oder bin ich aktiv?
00:23:28
Speaker
Bin ich tätig in dem Moment?
00:23:30
Speaker
Denke ich mit?
00:23:31
Speaker
Lasse ich zu, dass der Inhalt mich auch berührt?
00:23:36
Speaker
Das ist also auch eine Frage von
00:23:39
Speaker
Ja genau, genau, dieses lasse ich mich auf diese Situation ein, mit welcher Haltung lese ich etwas, lese ich auch ein Buch, ich kann auch ein Buch lesen mit der Haltung, ist erstmal alles doof, was da irgendwie drin ist und ich weiß alles irgendwie besser und so weiter und so fort.
00:23:55
Speaker
Und dann zerreiße ich das nur noch.
00:23:57
Speaker
Oder aber lese ich so ein Buch einfach erstmal mit so einer wohlwollenden Neugier und sage, ich schaue da mal so rein und fühle dann mal so in mich hinein, inwieweit das mit mir resoniert, wo das anknüpft an Gedanken, die ich mir gemacht habe, wo ich vielleicht auch in Widerspruch gehe dazu, aber wo so ein aktiver
00:24:17
Speaker
so ein Austauschprozess wirklich im Sinne eines tonlosen Dialogs stattfindet.
00:24:21
Speaker
Mit anderen Worten, inwieweit denke ich aktiv mit?
00:24:28
Speaker
Und inwieweit bin ich nur irgendwie im Infinitive Scroll in irgendeiner Timeline unterwegs und lasse mich so beplätschern.
00:24:36
Speaker
Und in dem Moment, in dem ich mich dann nur so beplätschern lasse, hat das für mich keinerlei Tiefe.
00:24:42
Speaker
Also mir geht es gar nicht um die Ausführlichkeit oder so etwas, im Gegenteil.
00:24:45
Speaker
Ich meine so die alte philosophische Praxis des Aphorismus ist ja im Grunde auch nicht viel mehr als die
00:24:52
Speaker
als der Vorläufer von irgendwelchen Twitter-Nachrichten oder sowas, also vom Umfang her.
00:24:56
Speaker
Also man kann ja auch in sehr kurzen Nachrichten sehr viel Inhalt hineingeben.
00:25:02
Speaker
Und dann ist einfach nur die Frage, wie viel Qualität, also wie viel Qualitätsinhalt gibt es auf diesen Plattformen und wo werde ich eigentlich nur dicht geballert mit irgendeinem Inhalt, an dem ich möglichst lange dranbleiben soll, damit im Hintergrund Algorithmen mir wieder die nächsten Cent-Beträge irgendwie reinspielen.
00:25:22
Speaker
Also ich glaube, das ist so der springende Punkt für mich.
00:25:25
Speaker
Dieses Aktive, dieses Einlassende, dass ich wirklich verstehen möchte mein Gegenüber, auch wenn es nicht da ist, vermittelt durch Text, aber auch mich selbst in Auseinandersetzung mit dem Text.
00:25:41
Speaker
Und die Idee dahinter, das ist halt das, was mir immer bewusster wird, die wiederholte Auseinandersetzung aus einem ganz anderen Anlass heraus.
00:25:52
Speaker
Mir war bislang nicht bewusst, was für einen Unterschied es macht, zu welchem Moment, in welchem Zusammenhang, in welchem Kontext ich etwas lese.
00:26:03
Speaker
Und es wird mir jetzt so langsam immer, also ja, es war mir irgendwie hintergründig klar, aber ich habe nicht bewusst darauf geachtet, wie ich das anders lese.
00:26:10
Speaker
Das erste Mal bewusst geworden ist es mir, als ich Kinderbücher, die ich selber als Kind vorgelesen oder gelesen habe, anderen Kindern, also selber als Erwachsener vorgelesen habe, dass man als Erwachsener da nochmal ganz andere Dinge rausnimmt und manchmal wirklich an anderen Stellen schmunzeln muss als die Kinder oder sich erschrickt.
00:26:26
Speaker
Das war so der erste Moment, wo ich gedacht habe, es ist so viel Rahmung dessen, was wir lesen und wie wir lesen, was wir daraus mitnehmen.
00:26:34
Speaker
die wäre gut und wichtig, dass wir uns diese gerade in Transformationsprozessen nochmal bewusster machen.
00:26:38
Speaker
Und der zweite Punkt ist zu sagen, ich wähle bewusst etwas, was ich schon mal gelesen habe und lese es nochmal.
00:26:45
Speaker
Ähm,
00:26:47
Speaker
Ich habe jetzt Studierende, die das fragen, ich glaube aus dem ersten Impuls heraus, ohne ihnen was Böses unterstellen zu müssen, das habe ich schon mal gelesen, jetzt lese ich es nochmal rüber mit einem anderen Lernern, da kommen tatsächlich ganz erstaunliche Dinge raus, wenn sie sich das nochmal erarbeiten und wirklich erarbeiten und da liegen dann ja zweieinhalb, maximal drei Jahre zwischen.
00:27:04
Speaker
aber wo schon so viel Veränderung und so ein innerer Transition-Prozess stattgefunden hat, dass das, was gelesen wird, nochmal eine ganz eigene, neue Kategorie erfährt in dem, was es mitgeben kann.
00:27:19
Speaker
Und das wird
00:27:22
Speaker
Da glaube ich, oder es ist jetzt mehr Bauchgefühl, als dass ich das irgendwie schon beobachtet habe, noch zu wenig in dem Dialog, wenn wir in den Austausch gehen, was Transformationsprozesse betrifft, Rücksicht drauf nehmen.
00:27:37
Speaker
Dass es wichtig ist und dass es notwendig ist, auch darüber zu sprechen, aus welchem Anlass heraus, mit welchem Blick heraus, mit welcher Intention,
00:27:49
Speaker
Und oder auch Sorge, nehme ich eigentlich was lesend wahr?
00:27:54
Speaker
Weil das so, so sehr prägt.
00:27:56
Speaker
Die Lesarten meinst du?
00:28:01
Speaker
Ja, also Lesart ist vielleicht ein schönes Wort dafür.
00:28:04
Speaker
Und auch die Frage, wie bewusst ist uns diese Lesart?
00:28:07
Speaker
Also ich kann mir statistische Zahlen und wenn ich nur die lese, aus einer sehr pessimistischen oder optimistischen Lage heraus völlig anders interpretieren.
00:28:15
Speaker
Wenn ich morgens gut aufgestanden bin, gibt mir ein Buch was ganz anderes mit, als wenn ich es abends nach einem total stressigen Tag lese.
00:28:23
Speaker
Also die Lesart in ihrer Unbewusstheit aufbrechen, damit diese Dialoge, die wir dazu und darüber führen, eine andere Tiefe erfahren können.
00:28:35
Speaker
Weil die Lesart nicht selbst zum Gegenstand wird aktuell.
00:28:41
Speaker
Ja, ich glaube, dass der Deutschunterricht hierzulande bei vielen Menschen da Schaden anrichtet.
00:28:47
Speaker
Also in Bezug auf ihre Leselust.
00:28:50
Speaker
weil es da ja ausgesprochen selten um Hermeneutik geht, also um Auslegung von Texten geht, wo es sehr selten um die von dir eingangs markierte Frage geht, nämlich was möchtest du eigentlich lernen, welche Fragen hast du eigentlich an die Welt und welche Antworten könnte dir dieser Text irgendwie geben, sondern es geht immer darum, was hat die Autorin, was hat der Autor jetzt wirklich, wirklich gemeint und dann stochert man da im Nebel herum.
00:29:17
Speaker
Und dann gibt es auch einen richtigen Prüfkatalog, was da bitte dabei rauskommen soll.
00:29:22
Speaker
Ja, wenn es ganz dumm kommt, auch das, ja.
00:29:24
Speaker
Falls jetzt DeutschlehrerInnen zuhören, Deutsch war immer mein Lieblingsfach.
00:29:30
Speaker
Nein, war es wirklich, ich habe da viel Freude dran gehabt und mein Verhältnis zu Texten ist daran nicht zerbrochen.
00:29:39
Speaker
Gleichwohl glaube ich, dass wir da wirklich auch eine stärkere Hinwendung auf die Fragen von jungen Menschen brauchen, wenn wir möchten, dass Schule mehr ist als
00:29:53
Speaker
ja, die irgendwie äußerlich bleibende Aneignung von Wissen, sondern wirklich in einen Bildungsprozess einmündet, also in eine Erfahrung, aus der Schülerinnen und Schüler verändert hervorgehen, in ihrer Persönlichkeit verändert hervorgehen.
00:30:04
Speaker
Also ich mag da auch, also ich habe...
00:30:07
Speaker
rund um meine Kinder, ganz tolle Deutschlehrer erleben dürfen und darf sie auch jetzt noch erleben, die da tatsächlich anders rangehen, aber der Grundtenor ist, im Lesenden und tatsächlich gar nicht nur Schule, sondern im Studium auch, lies, damit du etwas richtig beantwortest.
00:30:22
Speaker
Und das finde ich schon eine sehr, sehr schwierige Grundvoraussetzung für das Lesen.
00:30:28
Speaker
Das heißt, es wird nach richtigen Antworten, die jemand anders prüfend hören möchte, gesucht.
00:30:34
Speaker
Mhm.
00:30:36
Speaker
sondern das heißt, man rennt schon mit Scheuklappen los, was ist jetzt hier das Relevanteste, was kann ich da rausziehen, wie kann ich es weiter runterbrechen, um eine richtige Antwort zu geben.

Lesen als Werkzeug für Imagination und Transformation

00:30:45
Speaker
Nicht, was löst das bei mir aus, was macht das, was kann ich daraus mitnehmen, wie steht es mit anderen Dingen im Zusammenhang.
00:30:52
Speaker
Und das würde ich gar nicht auf Schule reduzieren, sondern erlebe das in sehr auf Prüfung ausgelegten Fächern genauso im Studium.
00:31:05
Speaker
Ja, leider ist das so.
00:31:07
Speaker
Ich arbeite mit Studierenden gerne mit dieser SQ3R-Methode, also Survey, Question, Read, Recite, Review, was darum geht, wenn du dich einem Text näherst,
00:31:21
Speaker
Erstmal irgendwie so den Kontext ein bisschen zu verstehen, so reinschnuppern, so ein bisschen Einleitung lesen, Klappentext lesen, bisschen was über die Autoren, den Autor lesen, sich so einen Überblick verschaffen, mal durchs Inhaltsverzeichnis durchgehen, so ein Gefühl dafür bekommen, in welcher Arena bin ich gerade unterwegs, welches Spiel wird hier gerade gespielt, worum geht es eigentlich?
00:31:41
Speaker
Und dann in einem zweiten Schritt, das ist das Q, sich Fragen stellen, Motivation, Ziele definieren.
00:31:47
Speaker
Was genau möchte ich denn eigentlich?
00:31:48
Speaker
Welche Fragen habe ich denn in diesem Kontext?
00:31:51
Speaker
Was wollte ich da immer schon mal erfahren?
00:31:53
Speaker
Was wollte ich herausbekommen?
00:31:55
Speaker
Und das kann ja auch sein, sowas wie, ich habe keine Ahnung, ich möchte mich überraschen lassen, aber dass man das zumindest mal aufschreibt, also Fragen an den Text formuliert und dann anfängt, den Text zu lesen.
00:32:08
Speaker
Nicht mit dem Anspruch irgendwie vollständig, von oben links bis unten rechts letzte Seite,
00:32:16
Speaker
sondern durchaus auch selektiv.
00:32:18
Speaker
Auch mal Passagen überspringen, von denen wir sagen, okay, ist jetzt vielleicht für mich gerade nicht ultra relevant, was da drin steht.
00:32:26
Speaker
Und dann eben den Text durchgehen.
00:32:30
Speaker
ihn durcharbeiten und dann recite, eine Zusammenfassung in eigenen Worten machen.
00:32:37
Speaker
Und zwar nicht einfach nur eine Zusammenfassung entlang von den Inhalten, also in der Kapitelstruktur, sondern entlang von den selbstgestellten Fragen.
00:32:49
Speaker
Und dann in dem letzten Schritt das nochmal durchgehen, nochmal prüfen auch, Zusammenhang, Frage, Antwort, ist das irgendwie bündig?
00:33:00
Speaker
Also die eigenen Gedanken da nochmal straffen und in ein kurzes, da kann dann so ein Exzerpt irgendwie von einer halben, dreiviertel Seite oder irgendwie sowas entstehen.
00:33:10
Speaker
Und das ist eine schöne Lesemethode.
00:33:12
Speaker
um jetzt nicht Literatur mit dem Anspruch zu begegnen, ich möchte jetzt alles, was da drin ist, verstehen, können wir sowieso nicht.
00:33:20
Speaker
Wer einmal verstanden hat, was es mit Hermeneutik auf sich hat und mit den Lesarten und dass ich jeden Text, wenn ich ihn nochmal lese, nochmal wieder anders verstehe,
00:33:30
Speaker
ist es sowieso ein Unterfangen, da kann man nur verlieren, wenn man wirklich alles erfassen möchte, sondern es ist eine Methode, so eine kleine Anleitung, so eine Hilfestellung, um Texte so durchzuarbeiten, das unter dem Gesichtspunkt der Beantwortung eigener Fragen.
00:33:49
Speaker
Und das ist regelmäßig, regelmäßig stößt das auf totale Verwunderung hinterher.
00:33:57
Speaker
Ich wusste gar nicht, dass ich eigene Fragen an einem Text beantworten darf.
00:34:02
Speaker
Darf.
00:34:03
Speaker
Das ist immer das, was mich in dem Moment ein Stück weit auch schockiert.
00:34:07
Speaker
Ja, das ist dieses, was ich vorhin meinte mit das Richtige richtig lesen.
00:34:11
Speaker
Ja, ja, genau.
00:34:12
Speaker
Was darf ich lesen und was muss dabei rauskommen?
00:34:14
Speaker
Genau.
00:34:15
Speaker
Oder vielleicht sogar nicht nur was darf, sondern was soll ich lesen?
00:34:18
Speaker
Was muss ich lesen, damit dann das Richtige dabei rauskommt, dass ich hier das Richtige beantworte?
00:34:22
Speaker
Ja.
00:34:25
Speaker
Das finde ich tatsächlich vor all den Herausforderungen, denen wir stehen, ein sehr schwieriges Grundrauschen oder einen sehr schwierigen Grundtenor, der, glaube ich, sehr hemmend wirkt.
00:34:39
Speaker
Unbedingt und ich finde es schön, dass du jetzt die Herausforderungen, vor denen wir stehen, nochmal explizit machst, weil wir jetzt so sehr im Allgemeinen irgendwie geblieben sind.
00:34:50
Speaker
Vielleicht können wir da jetzt in den letzten Minuten nochmal den Bogen schlagen, weil wir ja das ABC der Transformation versuchen.
00:34:57
Speaker
Ja.
00:35:00
Speaker
Und das Ganze ja einen Kontext hat.
00:35:03
Speaker
Und wir haben so viele, so vielen Folgen vorher immer schon vom Träumen gesprochen und von der Entwicklung von unterschiedlichen Zukunften.
00:35:12
Speaker
Also Zukunft nicht als etwas, was immer schon feststeht.
00:35:15
Speaker
Zukunft nicht nur als das, was irgendwann mal sein wird.
00:35:20
Speaker
die zukünftige Gegenwart sozusagen, sondern Zukunft als das, was wir uns heute eigentlich so vorstellen können.
00:35:28
Speaker
Das hat ganz viel mit unserer Vorstellungskraft zu tun, mit unserer Imaginationskraft zu tun.
00:35:34
Speaker
Und da kann Lesen ein Medium sein.
00:35:37
Speaker
Es gibt auch viele andere.
00:35:38
Speaker
Und gerade jetzt, weil du vorhin auch sagtest, Comics und so bei deinen Kindern, ist super.
00:35:44
Speaker
Ist ja auch super geeignet, um die Vorstellungskraft zu beflügeln.
00:35:48
Speaker
Und gerade deswegen, glaube ich, ist diese Auseinandersetzung oder dieser Wunsch, dass Leselust wieder geweckt wird, etwas, was für die Transformation wahnsinnig erforderlich ist, weil wir wieder lernen müssen zu träumen, wieder lernen müssen, uns andere Welten auch vorzustellen.
00:36:06
Speaker
Und das ist wie Fahrradfahren.
00:36:09
Speaker
Das kann man lernen.
00:36:11
Speaker
Das kann man lernen.
00:36:11
Speaker
So am Anfang klappt es nicht.
00:36:13
Speaker
Dann ist der Horizont dessen, was ich mir vorstellen kann, halt begrenzt.
00:36:17
Speaker
Das hat auch viel mit gesellschaftlichen Einschränkungen zu tun, mit denen wir nun mal einfach irgendwie klarkommen müssen.
00:36:25
Speaker
Aber wir können lernen, unserer Fantasie wieder Futter zu geben, uns zu fragen, wie wollen wir leben, wie wollen wir arbeiten, wie wollen wir mobil sein, uns ernähren und so weiter und so fort.
00:36:39
Speaker
Lesen kann uns dabei helfen, diese Welten aufzutun und für uns zu klären, welche soll es denn sein und wir kommen mal dahin.
00:36:53
Speaker
Das ist so sehr mein Wunsch, warum ich dieses Wort so mag.
00:36:58
Speaker
Das ist kein Zwang und das kann man nicht erzwingen, sondern das ist eine Lust, die man wecken darf.
00:37:04
Speaker
die bei all dem, was schlimm ist und was herausforderungsvoll ist und was schwierig ist und was uns eigentlich eher den Kopf einziehen und die Schultern hochziehen lässt, uns aufblicken lässt und zu sagen, doch ich habe Lust zu, da Neues wahrzunehmen.
00:37:14
Speaker
Ich habe Lust zu, das zu verstehen, wie das anders sein kann.
00:37:17
Speaker
Ich habe Lust zu, da mir Bilder von zu schaffen.
00:37:21
Speaker
Sprache auszuprobieren, was möglich ist.
00:37:24
Speaker
Denn aus dem Lesen heraus komme ich ja auch in eine andere Vorstellung, in eine Sprachform rein.
00:37:30
Speaker
Und das dann auch zu verknüpfen mit eben, und da mag ich es nochmal ergänzen, Literatur, Bildsprache, Menschen, Organisationssysteme, die wir lesen, die uns alle Impulse setzen können, aus denen heraus dann wieder neue Lesarten entstehen können, die uns Lust machen, genau das.
00:37:48
Speaker
Nicht nur zu lesen,
00:37:50
Speaker
lesend wahrzunehmen, sondern zu tun, auszuprobieren.
00:37:56
Speaker
Ja, ja, ja.
00:37:57
Speaker
Da kann Lesen wirklich helfen.
00:37:59
Speaker
Also mit Wittgenstein, so die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.
00:38:04
Speaker
Und wenn ich in eine Bildungserfahrung wirklich reinkomme durch Auseinandersetzung mit Literatur oder mit Dingen, die ich lese im weitesten Sinne, Bogen zurück zu dem, womit wir angefangen haben, also verstehen wollen, die Welt verstehen wollen,
00:38:19
Speaker
Wenn ich Lust dazu habe, die Welt zu verstehen, Organisationen zu lesen, Bücher zu lesen, mein Gegenüber zu lesen, also da in den Dialog zu gehen mit den Dingen, achtsam zu werden in meiner Wahrnehmung, die Wahrnehmung zu verfeinern, um Nuancen auch festzustellen, um Grautöne, um Zwischentöne, um das Dazwischen überhaupt in den Blick nehmen zu können.
00:38:40
Speaker
All diese Dinge, wenn ich das hinbekomme und in dem Sinne mein Repertoire,
00:38:49
Speaker
also sowohl mein sprachliches als eben dann damit verbunden auch mein Denkrepertoire immer breiter wird, immer größer wird, tiefer wird, nuancierter wird, sensibel wird für die Widersprüchlichkeiten, die Ambivalenzen, auch die Mehrdeutigkeiten, mit denen wir es da zu tun haben.
00:39:08
Speaker
Ja, dann kann ich auch ganz anders anfangen, in die Transformation selbst zu gehen oder Teil davon zu werden.
00:39:15
Speaker
Ich kann ganz anders anfangen,
00:39:17
Speaker
Welten zu entwerfen, klingt ja immer so groß, der Weltenbaumeister, darum geht es mir gar nicht.
00:39:24
Speaker
Das kann ja auch viel kleiner sein, eine eigene Organisation zu gründen oder innerhalb von der Organisation, in der ich tätig bin, irgendwie einen neuen Prozess zu entwerfen oder, oder, oder.
00:39:34
Speaker
Also je nachdem, in welchen Gestaltungskontexten ich unterwegs bin.
00:39:38
Speaker
So, das heißt...
00:39:42
Speaker
als Werkzeug des Denkens und je größer dieser Werkzeugkasten ist, den ich da habe, mit dem ich denken kann und damit eben auch die Sprache, mit der ich das tue, desto nuancierter kann ich dann in solchen Gestaltungsprozessen eben auch intervenieren oder Entwürfe vorlegen.
00:40:04
Speaker
Wir brauchen mehr Leselust, ne?
00:40:05
Speaker
Wir brauchen mehr Leselust.
00:40:09
Speaker
Bisschen paradox, das in einem Podcast zu sagen, aber vielleicht können wir da irgendwie so ein Transkript oder was drunter quetschen.
00:40:17
Speaker
Ach, ich finde, man darf auch sprechen für andere Handlungsformen und Praktiken motivieren.
00:40:22
Speaker
Das ist total fein.
00:40:25
Speaker
Ich muss die ganze Zeit, ich weiß nicht, ob du das Buch kennst von Walter Mors oder Mors, ich weiß nicht, wer ihn richtig ausspricht, der von Käpt'n Blaubeeren.
00:40:32
Speaker
Es gibt ein ganz schönes Buch, ich glaube von 19 ist das, rund um die 2020er Jahre auf jeden Fall, der Bücherdrache.
00:40:39
Speaker
auf jeden Fall gibt es eine Stadt der träumenden Bücher da und dort liebt das Volk der Buchlinge und denen wird jeweils ein Schriftsteller und ein Thema zugeordnet mit denen, die sich besonders in der Tiefe beschäftigen.
00:40:52
Speaker
Ich glaube, das ist etwas, was ich zum Thema Leselust noch mir sehr wichtig ist mitzugeben.
00:40:58
Speaker
Es ist nicht wichtig bei all der Breite, die wir heutzutage haben, dass alle in die Breite lesen und alles im Überblick haben.
00:41:03
Speaker
Es ist genauso wichtig und genauso wertvoll, dass es
00:41:07
Speaker
Menschen gibt, die Leselust entwickeln, um Dinge in ihrer Tiefe zu ergreifen und zu begreifen.
00:41:15
Speaker
Wir neigen im Moment dazu, wenn es ums Lesen geht, sich so einen Überblick zu verschaffen.
00:41:20
Speaker
Und das, was mir dabei verloren geht, ist eine Tiefe zu dem, was sein kann und eine Tiefe zu dem, was wir schon mal wussten.
00:41:28
Speaker
Weil auch das ist etwas, was Leselust wecken kann, sich ganz intensiv mit ganz viel Tiefe mit Dingen beschäftigen zu dürfen und zu können.
00:41:38
Speaker
Und dazu mag ich einfach einladen.
00:41:40
Speaker
Also, dass Leselust nicht nur bedeutet, über alles und all die Themen, mit denen wir uns heutzutage beschäftigen, sich in allem lesend in die Tiefe beschäftigen zu müssen, sondern dass man wählen darf.
00:41:51
Speaker
Dass man wählen darf, wo man selber ein Buchlink ist oder ein Leselink.
00:41:57
Speaker
für das Thema, was sich in den gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir uns alle beschäftigen müssen, für einen selber in der Tiefe, in der Wahrnehmung einen tieferen Sinn hat und damit große Leselust wecken darf.
00:42:10
Speaker
Und dass weder das eine noch das andere dort wichtiger ist, sondern es ist ganz, ganz wichtig, dass jeder das für sich entdeckt, wo er für sich eine Leselust entdecken mag und entdecken kann und wir die dann anfangen zu teilen.
00:42:23
Speaker
Ja, wieder die Lust als etwas, was aus mir selbst herauskommt.
00:42:27
Speaker
Und dass keiner das vorgibt, was jetzt gerade kritischer und schlimmer und wichtiger ist, sondern dass ich für mich entdecken kann, was ein Thema in all den großen Transformationsfeldern ist, was bei mir diese Leselust weckt, sodass ich befähigt bin und befähigen mag, in diesem Thema mich lesend von Büchern, Menschen, Organisationen und Systemen selbstbildend
00:42:53
Speaker
voranzugehen und neue Zukunftsdenken mit anderen dann zu gestalten.

Ruhe, Kontemplation und Abschluss

00:42:58
Speaker
Ja, ja, das ist dieses, wieder dieses Zurücknehmende, irgendwie auch dieses Demütige, diese laute Welt, ein kleines bisschen Leisermachende auch.
00:43:08
Speaker
Ja, und tiefer.
00:43:10
Speaker
Ja, ja, genau.
00:43:11
Speaker
Tiefere Wahrnehmung.
00:43:13
Speaker
Ja, ja, also wirklich verstehen, wirklich verstehen wollen, was da gerade, was da gerade geschieht oder geschehen ist oder geschehen könnte, je nachdem, womit ich mich beschäftige.
00:43:25
Speaker
Aber wirklich verstehen wollen, nicht immer schon im Glauben zu wissen, nicht immer nur in einem sendenden Modus, sondern eben sich auch mal selber zurücknehmen.
00:43:41
Speaker
Im wahrsten Sinne des Wortes, rein in den Lehnstuhl, rein in den Sessel und erst mal Kopf einschalten und verstehen wollen, was geht da eigentlich ab.
00:43:53
Speaker
Hat auch was von Demut, ne?
00:43:55
Speaker
Ja.
00:43:55
Speaker
Ja.
00:43:56
Speaker
Ja, und halt diese Stille, das mag ich auch.
00:44:05
Speaker
Das braucht ganz viel Stille.
00:44:08
Speaker
um die Zwischentöne auch hören zu können.
00:44:13
Speaker
Ja, hat so ein bisschen was von Peter Lustig.
00:44:15
Speaker
Jetzt machen wir auch Stille und abschalten nicht vergessen.
00:44:21
Speaker
Abschalten nicht vergessen.
00:44:23
Speaker
Das stimmt, da erinnere ich mich auch noch dran.
00:44:26
Speaker
Ach du, ja.
00:44:32
Speaker
Ich gehe nachdenklich aus dieser Folge zurück.
00:44:35
Speaker
Ja, und vorfreudig auf die Bücher, wo die ich weiß, wo sie überall in meinem Haus liegen und ich sie mit noch mehr Freude ergreifen werde, um mir Zeit für sie zu nehmen.
00:44:43
Speaker
Weil ich weiß und noch mal mehr mitnehme, dass Zeit des Lesens eine gute und wichtige, wertvolle Zeit für die Transformation ist, dass sie eine Form des Handelns ist.
00:44:54
Speaker
Ja.
00:44:56
Speaker
Naja, nie ist man tätiger, als wenn man dem äußeren Anschein nach nichts tut.
00:45:00
Speaker
Irgendwie so ähnlich endet die Vita Activa von Hannah Arendt.
00:45:04
Speaker
Also Kontemplation.
00:45:09
Speaker
Der leise Dialog.
00:45:10
Speaker
Ein neues Lieblingswort, was ich mitnehme.
00:45:12
Speaker
Ich glaube, das ist auch von ihr.
00:45:14
Speaker
Das mag gut sein, es wäre sehr passend.
00:45:17
Speaker
Der tonlose Dialog mit mir selbst, das hat sie irgendwie seit Sokrates das Denken bezeichnet.
00:45:24
Speaker
Denken als der tonlose Dialog mit mir selbst.
00:45:26
Speaker
Ja.
00:45:26
Speaker
Muss man aufpassen, dass man da nicht irgendwie sich spaltet.
00:45:35
Speaker
Du, ich finde, das ist irgendwie eine Folge, die mich wirklich nachdenklich hinterlässt.
00:45:41
Speaker
Ich brauche da jetzt gleich ein bisschen Zeit für mich und mich selbst.
00:45:46
Speaker
Ich danke dir.
00:45:47
Speaker
Ich danke dir, Lars.
00:45:48
Speaker
Und ich danke allen, die da draußen immer noch bis zuletzt zugehört haben.
00:46:00
Speaker
Hast du schon eine Idee, wie wir weitermachen?
00:46:03
Speaker
Ich genieße gerade die Stille.
00:46:04
Speaker
Ist irgendwie auch cool.
00:46:05
Speaker
Ein Podcast, in dem nichts gesagt wird.
00:46:06
Speaker
Einfach als so ein Achtsamkeitstraining.
00:46:10
Speaker
Geiles Format.
00:46:11
Speaker
45 Minuten lang schweigen.
00:46:15
Speaker
Ja, das klingt gut.
00:46:17
Speaker
Ich fände es schön, wenn wir noch etwas stärker in den Dialog mit all den Menschen da draußen kämen.
00:46:22
Speaker
Was meinst du?
00:46:23
Speaker
Das wäre ganz großartig, ganz wunderbar.
00:46:27
Speaker
Wie machen wir das?
00:46:28
Speaker
Vielleicht hat jemand da draußen Lust, uns mal ein Wort mitzugeben.
00:46:32
Speaker
Bisher durften wir uns ja immer selber gegenseitig Worte schenken.
00:46:35
Speaker
Vielleicht gibt es Menschen da draußen, die ein Wort hätten, über das wir uns beide mal austauschen können und da Lust zu haben, mit uns gemeinsam zuzudenken.
00:46:45
Speaker
Fände ich cool.
00:46:47
Speaker
Also, wenn dann draußen irgendjemand ein Wort hat, gerne kurz aufnehmen und schicken.
00:46:52
Speaker
Und dann nehmen wir die Folge auf.
00:46:54
Speaker
Und was hältst du davon, wenn wir noch ein Postscriptum machen?
00:46:57
Speaker
Wir schicken die Folge dann an die Person und die darf dann hinten auch noch was dran quatschen.
00:47:02
Speaker
Oh ja, das klingt großartig.
00:47:04
Speaker
Vor allem macht mich das sehr neugierig.
00:47:06
Speaker
Ja, gerne.
00:47:11
Speaker
Du, ich wünsche dir was.
00:47:13
Speaker
Eine schöne Woche noch.
00:47:14
Speaker
Dir auch.
00:47:15
Speaker
Allen da draußen sowieso.
00:47:17
Speaker
Macht es gut.
00:47:17
Speaker
Bis zum nächsten Mal.
00:47:18
Speaker
Ciao, ciao.