Einleitung und Vorstellung des Themas
00:00:16
Speaker
Moin liebe Steffi, ich grüße dich.
00:00:18
Speaker
Moin lieber Lars, wie schön dich wieder zu hören.
00:00:21
Speaker
Ich freue mich drauf, auch dass ihr da draußen alle wieder eingeschaltet habt.
00:00:26
Speaker
Eine neue Folge, laut Denken, wir fügen einen neuen Begriff zum ABC der Transformation hinzu.
Herausforderungen der Hoffnung in Krisenzeiten
00:00:32
Speaker
Ich habe was mitgebracht.
00:00:34
Speaker
Einen neuen Begriff hoffe ich, da redest du ihn mir.
00:00:37
Speaker
Einen neuen Begriff, ja.
00:00:38
Speaker
Und zwar finde ich es manchmal inmitten von diesen vielen Krisen und dann auch der damit verbundenen Semantik, so der Sprechweise.
00:00:47
Speaker
Es ist immer irgendwie Weltuntergang und Katastrophen.
00:00:51
Speaker
Und da fällt es mir manchmal schwer, so den Mut nicht
Quellen der Hoffnung und zwischenmenschliche Verbindung
00:00:54
Speaker
Und genau deswegen möchte ich mit dir heute über Hoffnungsquellen reden.
00:00:59
Speaker
Über Hoffnungsquellen?
00:01:00
Speaker
Schönes, schönes Wort.
00:01:05
Speaker
Über Quellen der Hoffnung.
00:01:07
Speaker
Was lässt mich hoffen, Steffi?
00:01:11
Speaker
Was lässt einen hoffen oder wo entspringt die Hoffnung?
00:01:15
Speaker
Was lässt dich hoffen?
00:01:17
Speaker
Über Quellen denke ich immer, was entspringt.
00:01:19
Speaker
Was lässt mich hoffen?
00:01:22
Speaker
Zu sehen, dass Menschen in Verbindung gehen, weil ich glaube, dass daraus mehr entsteht, weil sie dann gemeinsam hoffen.
00:01:32
Speaker
Ich glaube, alleine hoffen macht einsam.
00:01:36
Speaker
In dem Sinne, dass man manchmal nicht, also dass man verzagen kann.
00:01:40
Speaker
Und Gemeinschaft und gemeinsam macht dieses 1 plus 1 immer mehr.
00:01:48
Speaker
Und dann ist es auch mehr Hoffnung.
Hoffnung vs. Optimismus: Eine zukunftsorientierte Perspektive
00:01:53
Speaker
Verbindung hast du jetzt gesagt.
00:01:55
Speaker
Verbindung, Verbundenheit.
00:01:57
Speaker
Verbundenheit, ja.
00:01:59
Speaker
In Beziehung zu sein.
00:02:00
Speaker
Ja, auch durchaus mit sich selber.
00:02:03
Speaker
Also gar nicht nur mit nach außen und mit anderen Menschen, sondern nicht mehr dieses Unverknüpfte, Verlorene, sondern...
00:02:12
Speaker
wenn eine Verbindung oder Verbundenheit in ein Wofür entsteht.
00:02:16
Speaker
Also das Drama und das Trauma entsteht ja so sehr aus dem Warum, also aus der Vergangenheit heraus.
00:02:22
Speaker
Und Hoffnungsquelle ist immer, wenn ich mich dem Wofür zuwende oder dem Wozu zuwende, etwas Zukunftsmodellem, etwas Gestaltungsmöglichem.
Hoffnung als aktive, intentionale Haltung
00:02:35
Speaker
Hoffnung hat was mit Zukunft zu tun, ne?
00:02:39
Speaker
Hoffnung ist zukunftsgerichtet.
00:02:41
Speaker
Hoffnung ist kein Optimismus.
00:02:43
Speaker
Optimismus meint, irgendwie wird es schon gut werden.
00:02:46
Speaker
Hoffnung ist aber nochmal was anderes.
00:02:49
Speaker
Was ist Hoffnung für dich?
00:02:55
Speaker
Hoffnung ist für mich eine Haltung.
00:02:59
Speaker
Hoffnung ist etwas, eine Haltung, die
00:03:08
Speaker
mich ins Tun bringt und dort auch hält und eine Haltung, die gestalten will.
00:03:21
Speaker
Also nicht nur etwas, wo ich sage, ich lege in etwas Hoffnung und dann kommt es schon.
00:03:25
Speaker
Das wäre für mich eher so dieses Optimismus, da wird schon irgendwie und macht schon irgendwer anders.
00:03:34
Speaker
Hoffen zu dürfen und Hoffnung zu haben, bedeutet auch, selber Teil noch von etwas sein zu dürfen, für mich persönlich.
Ernst Blochs Konzept der 'konkreten Utopie'
00:03:41
Speaker
Und darin eine Kraft und eine Energie zu ziehen, weiter zu machen und vielleicht sogar erst sogar noch anzufangen.
00:03:55
Speaker
Was ist denn Hoffnung für dich?
00:03:59
Speaker
Ich bin da ganz stark bei Ernst Bloch.
00:04:03
Speaker
Hoffnung als konkrete Utopie gewissermaßen, was ja schon wieder ein spannendes Paradoxon ist.
00:04:13
Speaker
Also die Utopie, der Utopos, der Ort, den es nicht gibt und den ganzen konkret zu machen, also das ist ja schon eine
00:04:24
Speaker
die Quadratur des Kreises auf gewisse Weise.
Hoffnung aus Leid und der Wunsch nach Veränderung
00:04:26
Speaker
Aber darum geht es für mich irgendwie mit dem Begriff Hoffnung.
00:04:29
Speaker
Das verbinde ich damit, so konkrete Utopien.
00:04:32
Speaker
Das heißt Hoffnung.
00:04:34
Speaker
Hoffnung ist etwas, was erstmal Leid auch voraussetzt.
00:04:39
Speaker
Hoffnung, ich kann nur hoffen, wenn ich vorher mal die Erfahrung von Hoffnung
00:04:45
Speaker
von ungelebtem Leben gemacht habe, von Unterdrückung oder von Zurichtung, von Abhängigkeit, von Demütigung, von Entfremdung, welcher Art auch immer.
00:04:55
Speaker
Nur dann kann ich hoffen, ich kann nur hoffen, wenn ich das, was nicht mehr sein soll, wenn ich das kennengelernt habe.
00:05:06
Speaker
erst dann bin ich in der Lage zu hoffen.
00:05:08
Speaker
Und Hoffnung als konkrete Utopie bedeutet dann für mich, ja, mit Bloch quasi so der Tagtraum.
00:05:17
Speaker
Also Hoffnung als etwas, was uns leitet, in unserem Alltag leitet.
00:05:23
Speaker
Deswegen bei ihm ja auch das Prinzip Hoffnung, also als ein erstgesetztes Prinzip, eine Art Antrieb irgendwie auch,
00:05:34
Speaker
Da geht es immer auch um Fragen von Potenzial und entfaltbarem Potenzial.
00:05:39
Speaker
Es geht um die Vorstellung von einem erfüllteren, einem besseren, einem gelingenden Leben, irgendwie ein anderes Leben leben zu können, als das, was man gegenwärtig lebt.
00:05:51
Speaker
Und dafür müssen wir uns halt vor allen Dingen vor Augen führen, dass die Welt zwar so ist, wie sie ist, aber halt auch anders sein könnte.
00:06:00
Speaker
Also Kontingenz ist eine ganz wichtige Angelegenheit.
00:06:03
Speaker
Und dann eben dieses Denken in Möglichkeiten, auch das bei Bloch.
00:06:09
Speaker
Also Hoffnung hat was für mich damit zu tun, dass ich in der Lage bin, andere Entwürfe eines anderen Lebens mir vorzustellen.
Hoffnung als Leitprinzip für Wandel
00:06:20
Speaker
In diesem Sinne so Tagtraum oder Wachtraum.
00:06:23
Speaker
Ich bin nicht wirklich im Traum, wie ich des Nachts irgendwie träume, sondern ich lebe ein Leben und während ich dieses Leben lebe, entstehen auch Vorstellungen davon, wie dieses Leben auch anders sein könnte.
00:06:36
Speaker
Und weil ich mir darüber Klarheit verschaffe, dass ich auch ganz anders leben könnte, anders mobil sein kann, mich anders ernähren kann, anders wohnen kann und, und, und, kann ich diese Zukunft entwerfen.
00:06:49
Speaker
als eine konkrete Utopie.
00:06:53
Speaker
Und das leitet mich in meinem Handeln.
00:06:56
Speaker
Das wäre so die Blochsche, deutlich, deutlich, deutlich vulgär verkürzte, aber so in etwa der Blochsche Entwurf.
00:07:09
Speaker
Das finde ich unfassbar wichtig, weil das Hoffnung zuletzt stirbt, ist halt nicht nur irgendwie so ein blöder Kalenderspruch, sondern es stimmt ja nun mal einfach.
00:07:20
Speaker
Ich komme nicht drauf, von wem es ist.
00:07:25
Speaker
Lateinische, ja, dum spiro, spero, also solange ich atme, hoffe ich, geht ja so ein bisschen, die Hoffnungstück zu lassen, solange ich noch fähig bin zu atmen, solange bleibe ich noch hoffnungsvoll.
00:07:38
Speaker
Muss ich nachliefern, von wem es ist.
00:07:39
Speaker
Ich habe es nur irgendwo im Kopf und einen Spuck da rum.
00:07:43
Speaker
Was für mich da diesen, auch in dem, was du von Blauch beschreibst, die wichtige Ermöglichung in dem Gedanken von Hoffnung ist, ist es,
00:07:53
Speaker
Wenn dann Hoffnungsfunkte entsteht und wir den teilen und weitertragen können, können wir aus der Risikation mit dem Sichtblick einer Zuversicht auch in eine sehr aktivierende Form des Handelns wiederkommen.
00:08:07
Speaker
Also nicht mehr nur des Aushandelns und des Verhandelns, sondern des umsetzenden Handelns kommen.
00:08:13
Speaker
Hoffnung hat für mich nicht mehr einen reinen Moment von ich schaue es mir nur an,
00:08:21
Speaker
sondern hoffnungsvoll ist ein Impuls, der mich ins konkrete Tun bringt, der mich nicht nur zuversichtlich erwartungsvoll stimmt, sondern der mich so ein bisschen
Ausdruck und aktive Impulse der Hoffnung
00:08:34
Speaker
Ich kann das gar nicht anders formulieren, aber wenn man so das Gefühl hat, das ist hoffnungsvoll und das ist gut und ich mag, dann fängt alles an zu kribbeln und dann möchte man los.
00:08:44
Speaker
Es hat irgendwie Hoffnung zu haben, ist nicht etwas, was still ist und was leise ist in dem Sinne, dass es in sich gekehrt ist, sondern Hoffnung ist etwas, was nach außen getragen werden muss.
00:08:58
Speaker
Nicht in dem Sinne, wir müssen laut miteinander sprechen und es muss Getöse entstehen, sondern Hoffnung ist etwas, was für mich in Verbindung steht mit in die Welt bringen.
00:09:09
Speaker
Ja, Hoffnung ist die Utopie, die Wirklichkeit werden will.
00:09:15
Speaker
Also wirklich Antrieb.
00:09:16
Speaker
Ja, diesen Drang, dieses werden wollen.
00:09:21
Speaker
Das liegt für mich da so drin.
00:09:24
Speaker
Ich habe gerade die Tage von Judith Mangelsdorf, ich weiß nicht, ich sagte Judith Mangelsdorf, Professoren für positive Psychologie an der Deutschen Hochschule für Sport,
00:09:38
Speaker
hat gesprochen gerade bei dem Pioneers of Change und ist unter anderem gefragt worden, was sie so ausmacht
'Hoffnungsstarrsinn' und Resilienz
00:09:44
Speaker
und wie sie anders blickt.
00:09:44
Speaker
Und dann sagte sie, meine Starrheit, ich bin total hoffnungsstur.
00:09:51
Speaker
So nach dem Motto, nichts kann mich abbringen davon, hoffnungsvoll zu bleiben.
00:09:59
Speaker
Auch das ist für mich ein elementares Moment von Hoffnung,
00:10:06
Speaker
dass es eine so große Kraft hat, dass ganz viel drumherum passieren kann und ich an ihr festhalten kann, dass sie mir immer wieder den Möglichkeitsraum öffnet, es doch immer wieder wieder zu versuchen.
00:10:18
Speaker
also egal, welche Stolpern kommt, egal, wenn Abzweigungen nicht genau passen, ist das der Hoffnungsmoment, der mich wieder aufstehen lässt, der Hoffnungsmoment, der mich die nächste Abzweigung suchen lässt, der Hoffnungsmoment, auch wenn ich viel Gegenwind oder Widerspruch oder auch Ablehnung erfahre, nicht zu resignieren, sondern zuversichtlich auf eine andere Art und Weise weiter zu versuchen.
00:10:49
Speaker
Also nicht in der Katastrophe, in der Herausforderung zu versinken, sondern den Blick darauf zu wenden, was ist möglich.
00:11:00
Speaker
Es ist nicht dieses schön gefärbte, es ist nicht die rosa-rote Brille, das wäre die Optimismus-Variante, dieses wird schon werden.
00:11:08
Speaker
Es kann durchaus auch skeptisch sein, im Sinne von, ich glaube nicht, dass es eintritt, aber ich bin trotzdem hoffnungsvoll.
00:11:15
Speaker
Du kannst total kritisch sein.
00:11:19
Speaker
Jaja, also das natürlich auch einfach als Kontext von dem Oeuvre von Bloch, also das Prinzip Hoffnung hat er im Exil geschrieben, in unmittelbarer Erfahrung von Hitler-Faschismus und all den Grauen, die die Menschen in diese Welt gebracht haben.
00:11:43
Speaker
Und dann zu sagen, trotzdem, und dieser Trotz, ich glaube, das ist das, was du auch gerade mit der Kollegin da von der Sporthochschule angesprochen hast, dieser Trotz, diese Weigerung, diese Weigerung, den Kopf in den Boden zu stecken.
00:12:02
Speaker
diese trotzige Beharrlichkeit, nicht weil es leicht ist, sondern gerade weil es schwer ist, weil es schwierig ist, weil es komplex ist, gerade deswegen weiterzumachen.
00:12:15
Speaker
Naja, und das, was einen dann da so antreibt, das Wissen um das Potenzial, die Möglichkeit, die noch da ist, anders zu leben, das ist Hoffnung.
Unterscheidung zwischen Hoffnung und Vertrauen
00:12:34
Speaker
Wie würdest du Hoffnung auf und Vertrauen in etwas, wie würdest du das für dich abgrenzen?
00:12:42
Speaker
Würdest du das überhaupt abgrenzen?
00:12:46
Speaker
Vertrauen in etwas?
00:12:49
Speaker
Also wenn ich darauf hoffe, dass ich Dinge gestalten kann, wenn ich darauf hoffe, dass Dinge möglich sind oder ob ich darauf vertraue, dass ich dieses gestalten kann, ob ich darauf vertraue, dass etwas möglich ist.
00:13:05
Speaker
Ja, okay, jetzt habe ich deinen Link.
00:13:07
Speaker
Okay, ich bin heute etwas langsam im Kopf.
00:13:11
Speaker
Oder tief, das mag auch sein.
00:13:14
Speaker
Ja, ein Hoch auf die Gemütlichkeit.
00:13:17
Speaker
Wir können es uns leisten, ein bisschen gemächlicher auch einen Podcast zu gestalten.
00:13:26
Speaker
Es ist so dieses Zutrauen.
00:13:29
Speaker
Also wenn es um Hoffnung geht im Sinne einer Utopie, die Wirklichkeit werden will, dann geht es da natürlich auch um Zutrauen in eigene Kompetenz zum Beispiel.
00:13:46
Speaker
Oder die von anderen.
00:13:47
Speaker
Das ist ja keine One-Man-Show.
00:13:50
Speaker
Einer eigenen Bezug.
00:13:57
Speaker
Was tun wir eigentlich, wenn wir hoffen?
00:14:01
Speaker
Tagträumen, habe ich vorhin gesagt.
00:14:04
Speaker
Das ist, glaube ich, auch von Bloch.
00:14:07
Speaker
Oder Wachtraum, bin mir gerade nicht sicher.
00:14:09
Speaker
Das erste Wort, was mir einfällt, wenn ich an Hoffnung denke, ist das für etwas, das mich auftankt.
00:14:18
Speaker
Also wenn ich Hoffnung spüren darf oder andere Menschen höre, die mir von ihren Hoffnungen erzählen oder worauf sie sich ausrichten, um auch anderen Hoffnung zu schenken, dann ist das etwas, was mich total auftankt.
00:14:35
Speaker
Weil du dir gerade ein Bild ausmalst von einem anderen Leben.
00:14:39
Speaker
Weil ich mich ausrichten kann auf etwas.
00:14:43
Speaker
Dieses Wozu, also im Sinne eines Sinns deiner Tätigkeit, dass du eine Vorstellung davon hast, wo die Reise hingeht in Zukunft und du deswegen dich daraufhin ausrichten kannst.
00:14:56
Speaker
Und es macht vorfreudig.
00:14:57
Speaker
Also gar nicht in dem, das wird total leicht.
00:14:59
Speaker
Ich glaube, ganz vieles, worauf ich hoffne, ist total super anstrengend und wird ganz schwierig und wird ganz schön viele Baulenkratzer und auch Sonderpressuren mit sich bringen.
00:15:07
Speaker
Und trotzdem, oder vielleicht sogar noch mal mehr deswegen, weil es möglich ist, es dennoch zu tun, ist es verbunden mit einer ganz großen Freude, Vorfreude.
00:15:18
Speaker
Also es ist sehr, sehr in Energie geladen.
00:15:20
Speaker
Also dieses, wenn du von Träumen sprichst, dann ist es
00:15:26
Speaker
ist das für mich so der erste Moment, der aber für Hoffnung noch mal mehr dieses Loswollen ist.
00:15:32
Speaker
Ich glaube, es braucht das Träumen, es braucht das Vorstellen als Ausrichtung.
00:15:39
Speaker
Für mich ist das Träumen der erste Hoffnungsschimmer.
00:15:42
Speaker
Und dann, wo kommt dieser Schimmer her?
00:15:44
Speaker
Ich möchte herausfinden, wo mehr von diesem Licht ist.
00:15:49
Speaker
Im Sinne von einer Sehnsucht, es wird herbeigesehnt.
00:15:54
Speaker
aber nicht sehnsüchtig, sondern ich warte da sehnsüchtig auf etwas wartend, sondern eigentlich schon den einen Fuß hoch haben, wenn man loslaufen will.
00:16:02
Speaker
Das hat so sehr viel Bewegungsmoment für mich und gleichzeitig eine unglaubliche Tiefe, um andere Dinge in Zusammenhang und Themen in Zusammenhang bringen zu können, hat es fast schon was von Ungeduld mit sich.
00:16:21
Speaker
weshalb sie das Handeln leitet.
00:16:24
Speaker
Nicht mehr nur drauf hoffen, sondern drauf hoffen dürfen.
00:16:27
Speaker
Also dieses nicht mehr nur ist mir manchmal jetzt da noch zu viel drin, sondern wie großartig ist es, dass wir auf etwas hoffen dürfen und wie viel noch großartiger ist es, dass es keine reine Hoffnung bleibt, sondern dass wir es gestalten können.
Hoffnung als Geschenk und Prozess der Akzeptanz
00:16:47
Speaker
Ja, das heißt, was tun wir, wenn wir hoffen, ist einerseits, wir stellen uns eine andere Zukunft vor, eine Utopie, die Wirklichkeit werden will.
00:16:59
Speaker
Was tun wir in dem Moment noch?
00:17:01
Speaker
Wir stellen uns das vor und lassen uns davon auch berühren.
00:17:05
Speaker
Wir lassen uns darauf ein.
00:17:08
Speaker
Damit etwas in mir Hoffnung weckt, muss ich mich darauf einlassen.
00:17:15
Speaker
Zum ersten Schritt muss ich es überhaupt wahrnehmen.
00:17:17
Speaker
Um hoffen zu können, muss ich wahrnehmen.
00:17:22
Speaker
Und zwar hinter dem ersten Moment wahrnehmen, weil das, was in uns Hoffnung ausliegt, ist ja nicht nur die Fassade, sondern was hinter der Fassade liegt.
00:17:32
Speaker
Das heißt, es ist nicht nur sein erstes impulsives Wahrnehmen, sondern es ist auch ein Wahrnehmen dessen, was dahinter liegt und was noch kommen kann.
00:17:46
Speaker
Ich finde das gerade, mich beschäftigt da jetzt gerade die Frage, inwieweit ich eigentlich dann in dem Moment das Subjekt bin, das hofft oder Rezipient meiner Hoffnung.
00:18:02
Speaker
Sie widerfährt mir oder kommt sie aus mir heraus?
00:18:09
Speaker
Ich glaube, ich würde was Drittes machen.
00:18:11
Speaker
Es wird einem auch geschenkt von außen.
00:18:14
Speaker
Ja, dann widerfährt es mir.
00:18:16
Speaker
Genau, das ist dieses, das Widerfahren wäre für mich etwas nicht Intendiertes.
00:18:25
Speaker
Bei mir geht es jetzt gerade um die Subjekt-Objekt-Geschichte.
00:18:27
Speaker
Bin ich Subjekt der Hoffnung oder bin ich Objekt der Hoffnung?
00:18:30
Speaker
Also mit Widerfahren meine ich dann irgendetwas, wenn du sagst, das wird mir geschenkt, dann kommt es von außen.
00:18:37
Speaker
Geschenk an sich selbst sein, ne?
00:18:41
Speaker
Ja, also das ist ja auch etwas, was ich in einem inneren Dialog mir selber widerfahren lassen kann.
00:18:50
Speaker
Dann wüsste ich nicht, wie ich es aufheben soll mit Subjekt und Objekt.
00:18:55
Speaker
In einer Ausrichtung darauf, in einem suchenden Moment bin ich es und es widerfährt mir.
00:19:03
Speaker
Ich bin ganz bei dir, wenn mir jemand von außen Hoffnung schenkt, dann ist es ein Angebot und ich kann es annehmen, dann ist für mich das Rezipieren im Moment sehr, sehr klar.
00:19:13
Speaker
Wenn man aber eher in inneren Dialogen, in meditativen Momenten, im Austausch mit sich selbst ist, aus dem heraus auch ganz viel Hoffnung ja gewonnen werden kann,
00:19:30
Speaker
Klarheit auch gewonnen werden kann, also Hoffnung hat für mich auch mit, Dinge werden mir klarer, so Nebel löst sich auf, dann könnte ich nicht sagen, was rezipierend und was nicht ist.
00:19:45
Speaker
Ja, du hast vermutlich total recht, diese Subjekt-Objekt-Unterscheidung ist ja irgendwie auch 1960, also da können wir ruhig ein bisschen Poststrukturalismus ernst nehmen.
00:19:58
Speaker
Wenn wir das jetzt mit dieser kleinen Klärung vorausgesetzt, würde ich gerne nochmal zurückspringen an den Anfang.
Persönliche Quellen der Hoffnung
00:20:06
Speaker
Was lässt dich hoffen?
00:20:09
Speaker
Wo sind diese Quellen der Hoffnung, du hast schon gesagt, so in Verbindung zu sein?
00:20:16
Speaker
Was ist es noch irgendwo, wo für dich, wo du für dich wie so ein Schatz, so eine Truhe, die du aufmachst und wo du dann was dich wieder hoffen lässt, dass da doch irgendwie noch was anderes möglich ist mit dieser Welt als das?
00:20:33
Speaker
Zerstörung und Ausbeutung und Extraktivismus und planetare Zurichtung und, und, und, und.
00:20:45
Speaker
Meinmal sind das so ganz kleine Sachen.
00:20:50
Speaker
Manchmal ist es ein kleines Kraut, was zwischen den Steinen hochwächst.
00:20:54
Speaker
Und ich denke, guck mal, das ist auch möglich.
00:20:56
Speaker
Also wenn ich so Dinge, die möglich sind, jedes Mal, wenn ich eine Hummel sehe, weil ich an diesen physischen, ich weiß nicht mal, ob es wahr ist, ich habe es nie überprüft, aber es gibt ja diesen Satz, das gesagt wird, dass Hummeln eigentlich gar nicht fliegen könnten physikalisch berechnet und sie tun es trotzdem und wissen es halt einfach nicht und deswegen fliegen sie.
00:21:11
Speaker
Und jedes Mal, wenn ich eine Hummel sehe, muss ich daran denken und sage, guck mal, du weißt gar nicht, was alles nicht möglich ist und du machst es trotzdem.
00:21:17
Speaker
Also das sind so Kleinigkeiten, wenn...
00:21:23
Speaker
Wenn Menschen sich gegenseitig Freude machen und daran, also wenn dieser Aufblühmoment entsteht, wo ich denke, guck mal, da wächst etwas aus sich heraus.
00:21:31
Speaker
Ich glaube, Hoffnung schenkt mir eine Form von Regeneration oder regenerierendem Wachstum.
00:21:43
Speaker
Von Menschen, von Natur, von... Frühling ist sowas, was mir total Hoffnung bringt.
00:21:49
Speaker
Ich denke, es ist wieder so.
00:21:51
Speaker
Egal, wie schlimm es war und wie viel ich gesehen habe.
00:21:55
Speaker
Egal, wie hart und wirklich zerstörerisch wir mit allem Natürlichen hier um uns rumgehen.
00:22:02
Speaker
Und wieder ist es Frühling.
00:22:05
Speaker
Ich weiß nicht, wie oft noch.
00:22:06
Speaker
Aber jetzt gerade in diesem Moment ist es wieder Frühling.
00:22:09
Speaker
Und dieser Frühling schenkt mir wieder neue Hoffnung.
00:22:12
Speaker
Und das ist im Sommer genauso und im Herbst, wenn wir ernten können.
00:22:17
Speaker
Also etwas Vertrautes kann Hoffnung schenken, nicht in dem, das ist so und das muss so bleiben, sondern in dem Vertrauten heraus Sicherheit zu bekommen und daraus heraus das Neue gestalten zu dürfen.
00:22:30
Speaker
Also nicht alles über Bord werfen, also ein bisschen dieser Amidextrie-Gedanke, was erhalte ich, was gestalte ich neu und...
00:22:40
Speaker
da Dinge aufbrechen sehen.
00:22:42
Speaker
So alte, verkrustete Dinge, auch Gedanken, Glaubenssätze.
00:22:46
Speaker
Ich finde nichts großartiger, als in der Hochschule zu sehen, wenn ein junger Mensch entdeckt, dass er einen Glaubenssatz hat, der ihm völlig im Weg steht und aus diesem herausbricht.
00:22:55
Speaker
Das Gefühl, die fangen bei sich an zu leuchten.
00:22:58
Speaker
Das ist so ein ganz, ganz starker Wahrnehmensmoment.
00:23:03
Speaker
Ich glaube, das ist etwas, was Hoffnung schenkt.
00:23:06
Speaker
Oder mir Hoffnung schenkt.
00:23:12
Speaker
Kann ich total nachvollziehen.
00:23:14
Speaker
Von Peter Bieres, dieser wunderbare Satz, sich bilden, das ist wie aufwachen.
00:23:20
Speaker
Und das ist, glaube ich, dieses Moment, was du da auch meinst, wenn du so merkst, da geht gerade ein Mensch, ein Mensch wacht da gerade auf.
00:23:31
Speaker
Und sieht deutlich klarer, wo vorher noch alles irgendwie verschwommen gewesen ist.
00:23:36
Speaker
Und vielleicht vorher nur Schämen waren und auf einmal sieht die Person klarer.
00:23:40
Speaker
Und kann sich deswegen auch klarer ausrichten, klarer positionieren.
00:23:45
Speaker
Ja, einen eigenen Standpunkt ergreifen.
00:23:49
Speaker
Ich muss mich einmal umdrehen.
00:23:52
Speaker
Ich hoffe, es rauscht nicht so doll.
00:23:53
Speaker
Ich muss einmal gucken, wie der Autor weiter heißt.
00:23:55
Speaker
Mir fällt gerade noch Paul ein als Vorname.
00:23:59
Speaker
Das Buch heißt The Art of Living Well.
00:24:04
Speaker
Paul von Tangeren, Niederländer, der spricht viel von Aufmerksamkeit als Haltung.
00:24:12
Speaker
Und ich glaube, dieses hoffnungsvolle Spüren ist eine Form von Aufmerksamsein.
00:24:17
Speaker
Und er beschreibt es in einer Art, ich versuche es ein bisschen zusammenzufassen, dass diese Form von Aufmerksamkeit als Haltung, und das ist das, was für mich so im Kern Hoffnung aufmacht,
00:24:28
Speaker
dafür sorgt, dass wir nicht mehr wegsehen und nicht mehr abschweifen und nicht uns irgendwie verplappern, sondern dass wir ganz bei der Sache sind.
00:24:37
Speaker
Also etwas, das uns ganz bei der Sache sein lässt, ist Hoffnung.
00:24:45
Speaker
Wenn ich in etwas Hoffnung lege oder mir etwas Hoffnung schenkt, dann lässt es mich ganz bei dieser Sache sein, weil das ein Moment ist, da bricht es auf, da kann ich gerade was tun.
00:24:59
Speaker
Da kann ich wirksam sein oder andere wirksam sein lassen.
00:25:05
Speaker
Damit bringt mich Hoffnung in eine Haltung, die mich gestaltungsfähig werden lässt.
00:25:13
Speaker
Weil Hoffnung die Aufmerksamkeit fokussiert.
00:25:21
Speaker
Also weil es mich von diesem... Wo ist der Unterschied?
00:25:24
Speaker
Wenn ich einen Fokus habe, bin ich auf etwas ausgerichtet?
00:25:27
Speaker
Fokus ist für mich so sehr dieses...
00:25:32
Speaker
noch enger als ausgerichtet sein.
00:25:34
Speaker
Also ein Fokus ist etwas, wenn ich auf etwas genau fokussiere, kann das wie bei der Zielscheibe der Punkt sein oder es kann wie bei so einem Spotlight sein, da wird der Fokus auf eine Person gerichtet.
00:25:48
Speaker
Für mich würde, also wenn wir die Theaterbühne nehmen, wäre ein Fokus, Licht auf dem Protagonisten oder die Protagonistin.
00:25:56
Speaker
Aufmerksamkeit würde bedeuten, ich schaue mir auch an, was ist auf der Bühne, was passiert rundherum, aber ich bin
00:26:02
Speaker
voll in dem Moment, der dort gespielt wird und gucke mich an, was macht links, die neben mir sitzt auf dem Handy und warum leuchtet oben rechts es aus.
00:26:09
Speaker
Also Dinge, die mit dem, was mich gerade hoffnungsvoll machen, das gar nichts zu tun haben, da schweife ich nicht mehr ab und schaue nicht mehr weg, sondern schaue bewusst hin, aber reduziere es nicht auf den Moment, sondern behalte alles, was das Rahm noch mit dem Black.
00:26:25
Speaker
Da würde ich unterscheiden zwischen, Fokus wäre dann für mich noch enger gefühlt.
00:26:36
Speaker
Ich habe es aber mir noch nie genau überlegt, das ist jetzt beim Reden entstanden, dass ich glaube, das so zu denken.
00:26:45
Speaker
Naja, ist ja keine Operation am offenen Herzen hier, also kann ja nicht viel schief gehen.
00:26:50
Speaker
Wir dürfen ja einfach laut denken, genau.
00:26:52
Speaker
Ja, ist ja sowieso alles ohne Gewehr.
00:26:55
Speaker
Ausrichten ist der Schritt vorm Fokus.
00:26:57
Speaker
Und den Fokus richte ich auf etwas, was ich, also ich fokussiere in einem Bereich, auf den ich mich ausgerichtet habe.
00:27:04
Speaker
Und Hoffnung lässt mich ausrichten auf etwas, damit ich Fokus setzen kann in meinem Handeln.
00:27:11
Speaker
Ich glaube, so würde ich es unterschiedlich sein.
00:27:12
Speaker
Die Hoffnung richtet mich aus, damit mein Handeln einen Fokus bekommt.
00:27:22
Speaker
Ich habe mich bei der Frage nach der Hoffnungsquelle, als du das gerade ausgeführt hast, oder nach den Quellen im Plural, habe ich mich erinnert an eine Veranstaltung, die wir im Frühjahr gemacht haben, anlässlich des Erscheinens von unserem Organisation Hackenbuch.
'Fröhlich gestalten' als hoffnungsvolle Praxis
00:27:43
Speaker
Wir haben eine digitale Veranstaltung gemacht unter dem Titel Fröhlich gestalten.
00:27:50
Speaker
Weil eine Beobachtung, die wir in dem Buch angestellt haben, war, dass alle, die das Institutional Hacking betreiben, dann irren Spaß und Freude dran haben.
00:28:02
Speaker
Also die haben alle gute Laune dabei.
00:28:05
Speaker
Die hacken alle mit einem Lächeln auf den Lippen, mit dem Augenzwinkern und so weiter und so fort.
00:28:11
Speaker
Und haben dann diese Veranstaltung gemacht, wo es auch um die Frage ging, so was...
00:28:17
Speaker
Was stimmt uns eigentlich fröhlich?
00:28:19
Speaker
Was ist denn das eigentlich?
00:28:20
Speaker
Also wie kommen wir in so einen Gestaltungsmodus, der nicht durch Angst, nicht durch Panik, nicht durch Problembewältigung, sondern fröhlich ist?
00:28:35
Speaker
Und ich habe gerade den Eindruck, dass diese Frage nach der Hoffnungsquelle da auch mit verbunden ist, weil viele von den Dingen, die mich fröhlich stimmen, sind auch Dinge, die mich hoffen lassen.
00:28:50
Speaker
Also wenn ich beispielsweise mit...
00:28:54
Speaker
einen bestimmten Schlag Mensch zusammenarbeite.
00:28:56
Speaker
Es gibt so Menschen und du gehörst dazu, da muss ich nur zwei, drei Sätze irgendwie wechseln und dann gehe ich mit einem viel geraderen Rücken raus.
00:29:05
Speaker
Da muss nicht viel passieren, da bin ich automatisch aufgerichtet.
00:29:13
Speaker
Oder in der Natur zu sein, draußen zu sein, in der Sonne zu sein.
00:29:18
Speaker
Gut, hier im Nordwesten ist jetzt so viel Sonne nicht, das gebe ich gerne zu.
00:29:23
Speaker
Aber trotzdem draußen zu sein, auch so Momente von Naturerfahrung.
00:29:27
Speaker
Muss nicht mal die Sonne scheinen, sondern an der Küste und der Wind drückt so richtig im Gesicht und es ist so Nieselregen und man fühlt sich ein Stück weit ausgeliefert, merkt irgendwie, da ist Natur, die ist viel mächtiger als man selbst.
00:29:41
Speaker
Und die ist unverfügbar.
00:29:43
Speaker
Da kann ich jetzt gerade keinen Stuhlkreis bilden und das ausdiskutieren, ob das mit dem Regen vielleicht aufhört.
00:29:48
Speaker
Sondern das trifft mich unvermittelt.
00:29:52
Speaker
Und das sind so Momente, in denen ich mich sehr lebendig fühle, die mich auch fröhlich stimmen und in dem Sinne mir auch wieder Kraft geben.
00:30:10
Speaker
Kraft zu hoffen, mich wieder auf Hoffnung auch einzulassen.
00:30:14
Speaker
Wir waren vorhin an diesem Punkt, dass Hoffnung ja auch was damit zu tun hat, sich berühren zu lassen.
00:30:21
Speaker
Und das setzt ja eine gewisse Bereitschaft, sag ich mal, voraus.
00:30:27
Speaker
geht ja nicht nur darum, sich eine andere Zukunft vorzustellen und sich dann davon irgendwie leiten zu lassen, sondern wenn ich da gar nicht für offen bin, weil gerade irgendwas, ich in erwerbswirtschaftlichen Verhältnissen bin, die mich irgendwie völlig kaputt machen,
00:30:44
Speaker
und ich in dem Sinne gar keine Kapazität habe, kognitiver Art, emotionaler Art, finanzieller Art, zeitlicher Art, wie auch immer, um mir da die großen Zukunftsentwürfe da irgendwie auszumalen, ja, dann ist blöd, ne?
Bedingungen für das Gedeihen von Hoffnung
00:31:04
Speaker
Und dann ist immer die Frage, also auch, was begünstigt, was begünstigt,
00:31:12
Speaker
dass wir diese Hoffnungsquellen auch adressieren können, anzapfen können, dass wir uns von ihr berühren und leiten lassen können.
00:31:24
Speaker
Ein Satz, der mir bei dem, was du sagst, erst mal danke für das Kompliment, das mag ich dir so zurückgeben, was du da so nett eingefoben hast.
00:31:33
Speaker
ich nehme aus unserem Austausch auch immer sehr viel mit.
00:31:35
Speaker
Und ein Satz, der mir bei dem, was du sagtest, gerade in den Kopf kam, ist, Hoffnung im Kleinen wird groß.
00:31:45
Speaker
Und ich glaube, das ist das, was Hoffnung uns anders ausrichten lässt.
00:31:49
Speaker
Wir sind sonst so sehr darauf, was Großes passieren muss, was Großes sich verändern muss und
00:31:55
Speaker
Das überrollt uns vielleicht mit Hoffnungsquellen, also wo etwas, bevor ein Fluss groß ins Meer fließt, entspringt ja einem kleinen Quell.
00:32:02
Speaker
Und dieser kleine Quell ist aber das, was es am Ende des Wassers ins große Meer trägt.
00:32:08
Speaker
Und ich glaube, das Wahrnehmen und das Bewusstsein, du hast es fröhlich genannt, ich würde es ein bisschen altmodisches Wort, aber das Wort Frohgemut,
00:32:19
Speaker
passt da für mich ganz gut rein, weil das Stichwort ist mutig und mutig sein mit sich bringt.
00:32:25
Speaker
Nicht, weil wir diesen Mut brauchen, sondern weil er uns gut tut.
00:32:29
Speaker
Und Hoffnung macht uns frohgemut und macht uns mutiger, Dinge wieder angehen zu können.
00:32:35
Speaker
Und das, was diese kleinen Dinge sein können, die...
00:32:42
Speaker
die uns Hoffnung schenken, geht uns manchmal verloren, weil wir gar nicht mehr so genau hinschauen.
00:32:46
Speaker
Also das sind wie Spaziergänge mit kleinen Kindern.
00:32:48
Speaker
Man schafft 100 Meter und hat mehr gesehen als auf den letzten 100 Kilometern.
00:32:53
Speaker
Und ein Wort, was fällt leider das schiötische Original gerade nicht ein, Maditon Pimps, also aus den Büchern von Astrid Lindgren, die nutzen das Wort, das ist ein Seligkeitsding.
00:33:04
Speaker
Also so kleine Dinge, kleine Momente, Sachen, die man eigentlich sonst auch so gar nicht fassen kann.
00:33:13
Speaker
die erste Sonne im Frühling wieder sich auf der Haut anfühlt oder was passiert, wenn man es ins Meer fährt und das erste Mal Möwen hört, wie die erste Erdbeere schmeckt, wie es im Haus riecht, wenn man Kekse in der Herbst- und in der Winterzeit backt.
00:33:32
Speaker
Also das, was wir auch so sensorisch wahrnehmen können.
00:33:37
Speaker
Diese kleinen sensorischen Wahrnehmungen können ganz viel wie so Hoffnungsnudges sein, weil wir damit ein Bild und eine Vision noch mal stärker verbinden können.
00:33:48
Speaker
Ich glaube, das ist etwas, was uns manchmal fehlt, wenn es darum geht, Menschen in Transformation zu bringen, dass wir so viel im Kognitiven unterwegs sind, in dem Wissenden und in dem Informierenden unterwegs
Lernen und Wachstum durch Hoffnung
00:34:00
Speaker
Und wenn wir das nicht verknüpfen mit einer Form von Hoffnungsquell, also mehr
00:34:06
Speaker
mehr Wahrnehmung auf ganz, ganz vielen anderen Ebenen, reduzieren wir es darauf, dass dieser Hoffnungsquell nicht verknüpft werden kann mit dem, was sie wissen und was sie können.
00:34:19
Speaker
Und wenn wir es schaffen, Menschen mit auf Lernreisen zu nehmen, wo sie
00:34:24
Speaker
Hoffnungsmomente erfahren, ihre eigenen Hoffnungsquellen mehr und mehr kennenlernen dürfen und das dann mit dem, was wir ihnen mit auf die Reise geben können, an Wissen und an Methoden verknüpfen können, dann wissen sie nicht nur, wozu sie das machen, sondern auch gleich, wie sie rangehen können.
00:34:42
Speaker
Damit bräuchte es mehr so kleine Seligkeitsdingen, dass Menschen dieses eigene kleine Seligkeitsding auf ihren Lernreisen finden können.
00:34:54
Speaker
Ich habe das mit Studierenden gemacht, mit einem Team, was so sozial unternehmerisch sehr engagiert hat für Lehrkraftmangel und wirklich an Systemen und Strukturen sich ganz arg aufgerieben hat.
00:35:09
Speaker
Und die brauchten einfach nur etwas, jeder für sich, woraus wieder Kraft entwachsen konnte.
00:35:18
Speaker
Und jeder hat so für sich überlegt, was ist denn das, was mich kurz durchatmen lässt?
00:35:23
Speaker
Und es waren solche Dinge wie eine warme Tasse in der Hand oder einen Moment den Wolken zusehen schauen.
00:35:30
Speaker
Also nichts, was viel kostet oder was viel braucht oder was viel Raum einnimmt, sondern ein Gefühl von etwas und jetzt geht es wieder.
00:35:42
Speaker
Und diese Seligkeitsdinger, die lösen dann wieder Hoffnung aus.
00:35:46
Speaker
Hoffnung ist, glaube ich, da manchmal auch wie so ein in uns eingewobener,
00:35:53
Speaker
ein eingewobener Kern, der endlos ist, den wir aber pflegen dürfen müssen, damit wir da weiter rankommen.
00:36:02
Speaker
Du hast da vorhin von dem Frohgemut gesprochen und damit ja den Begriff des Gemüts mit ins Spiel gebracht, also den frohen Mut.
00:36:20
Speaker
Und das Gemüt, das ist ja vor allen Dingen ein Empfindungsvermögen.
00:36:26
Speaker
Also im sehr emphatischen Sinne dieses Wortes.
00:36:33
Speaker
Das Vermögen, in der Lage zu sein, der Reichtum daran, etwas empfinden zu können, nicht abgestumpft zu sein, etwas wahrnehmen zu können oder meinetwegen auch neudeutsch achtsam zu sein.
00:36:54
Speaker
Da sind wir also dann auch raus aus dieser sehr verkopften Vorstellung von Utopie.
00:37:00
Speaker
Das finde ich auch nochmal sehr schön jetzt so als Twist unserer Folge, dass wir da jetzt nicht nur in so einer verkopften Geschichte drin sind im Sinne von ich brauche halt Vorstellungskraft oder so.
00:37:14
Speaker
Ich brauche auch Empfindungsvermögen.
00:37:16
Speaker
Es hat auch eine affektive, es hat auch eine emotionale Dimension mich berühren lassen können.
00:37:32
Speaker
Und selber auch wieder berührend.
00:37:34
Speaker
Ich glaube, es ist beides.
00:37:35
Speaker
Ich glaube, es ist auch verloren gegangen, sich das zuzugestehen, dass das Raum braucht.
00:37:44
Speaker
Also das überhaupt berühren und das zulassen und das einlassen.
00:37:48
Speaker
Dass das nicht etwas ist, was nice to hear von nebenbei läuft, sondern ein ganz, ganz maßgeblicher Teil von Transformation ist.
00:37:59
Speaker
Das Einlassen auf anderes und auch auf andere.
Verbindungen und Zusammenarbeit fördern kollektive Hoffnung
00:38:02
Speaker
Wenn du von dem Fluss vorhin sprachst, ein Fluss wird ja auch nicht groß und schnell und tief und so gewaltig, wie er ist in seiner weltgestalterischen Dimension durch die Quelle.
00:38:17
Speaker
Im Gegenteil, also wenn man sich die Rheinquelle oder sowas anguckt, dann ist das irgendwo ein Stein und da tropft das so raus.
00:38:23
Speaker
Das ist nicht wirklich der spannende Punkt, sondern die Zuflüsse sind es.
00:38:29
Speaker
Also wenn weitere Quellen sich verknüpfen, also es geht im Grunde darum, da sind wir wieder bei den Verbindungen, von denen du eingangs sprachst, also mit
00:38:40
Speaker
anderen gemeinsam eine Gruppe bilden, Banden bilden, Interessen verbinden und verknüpfen und dann zusammen in die Gestaltung gehen.
00:38:54
Speaker
Es ist eine kollektive Angelegenheit und zwar ein individueller Antrieb, aber eine kollektive Gestaltungspraxis, die dahinter liegt.
00:39:07
Speaker
Mir ist noch nie die Wortnähe, vielleicht ist es so, wird das Gleiche aufgefallen von Banden knüpfen und eine Bande sein.
00:39:15
Speaker
Bande denkt man ja gleich so viel an Kriminalität und Krieg, aber eigentlich ist ja so die Bande die, die mich weitertragen.
00:39:21
Speaker
Bei Franzi Kühne habe ich das neulich nicht gleich gelesen, dass sie beschrieben hat, hätte ich meine Bande nicht, könnte ich das, was ich tue, nicht machen.
00:39:28
Speaker
Mit all dem, wo sie sich engagiert und für Transformationen, insbesondere im digitalen Einsatz.
00:39:32
Speaker
Hätte sie ihr soziales Umfeld nicht, was sie auch als meine Bande beschreibt,
00:39:37
Speaker
könnte sie ganz wie gar nicht möglich machen.
00:39:40
Speaker
Und dieses Bandenknüpfen, um wieder Banden zu haben, also die einem ja auch eine Rahmenung geben und einen Schutzraum geben, ist, glaube ich, auch etwas, wo neue Hoffnung dann entstehen kann.
00:39:53
Speaker
Also das eine ist ja, bestehende Hoffnung zu pflegen und weiterzugeben und weiterzutragen.
00:39:59
Speaker
Und gleichzeitig dürfen ja auch ganz neue Hoffnungen noch entstehen.
00:40:03
Speaker
Und dafür braucht es Hoffnungsträger und Trägerinnen.
00:40:10
Speaker
Ja, unbedingt, unbedingt.
00:40:13
Speaker
Also die Bande, ich glaube, das ist eine französische Anleihe.
00:40:16
Speaker
Das ist eine andere Bande als die, also durch Verbindung, durch ein Band irgendwie zustande kommen, ein Band bilden.
00:40:28
Speaker
Das ist, glaube ich, ein anderer Wortursprung.
00:40:30
Speaker
Die Bande, das hat irgendwie was, irgendwas Militärisches, Truppe oder irgendwie sowas heißt das.
00:40:34
Speaker
Müssen wir mal nachschlagen.
00:40:37
Speaker
Aber die Bande, um die es dann da geht, also eine Verbindung einzugehen, das ist, glaube ich, der springende Punkt.
00:40:48
Speaker
Also als eine gemeinschaftsbildende Praxis.
00:41:01
Speaker
Oder ist es tatsächlich eine Praktik?
00:41:08
Speaker
Was meinst du genau?
00:41:12
Speaker
Das ist ein bisschen die Frage, wie wer von uns Praxis und Praktik unterscheidet.
00:41:16
Speaker
Also wenn wir von psychologischen Bindungen ausgehen, also von engen Beziehungen, von Banden knüpfen und Banden binden, dann wäre das für mich die Praxis.
00:41:29
Speaker
Also wie etwas geschieht, dass ich darauf schauen kann, dass ich eher in dem
00:41:36
Speaker
aktiven Moment einen Blicktrascher, wenn es eine Praktik in dem Sinne ist, dass ich mich als Teil dieses Handelnden sehe, es ist nicht etwas, was mit mir geschieht oder um mich geschieht, sondern wenn ich versuche zu verstehen, wie ich Hoffnung generieren, Hoffnung schaffen, meine eigene Hoffnung stärken kann und das auf
00:41:57
Speaker
Banden oder Bindungen aufbauen sehe, ist dieses bewusste, dieses gestaltende Moment, das auch in den Kern meiner Wahrnehmung mit aufzunehmen, wo schon Banden existieren, wo welche fehlen, wo ich neue aufbauen kann, wo ich vielleicht auch welche aufbrechen muss, die mich in dem, was mich hoffnungsvoll werden lässt, noch zurückhalten.
00:42:25
Speaker
Also in dem Sinne eine Praxis, die aus der Verknüpfung mehrerer Praktiken entsteht.
00:42:40
Speaker
Was nehmen wir mit aus dieser
Hoffnung als essenziell für die Zukunftsgestaltung
00:42:42
Speaker
Die Welt geht unter, aber... Jetzt kommst du.
00:42:48
Speaker
Ich mag ja aber schon nicht.
00:42:50
Speaker
Okay, die Welt geht unter und...
00:42:57
Speaker
Nein, die Welt geht nicht unter.
00:42:59
Speaker
Ich bin immer noch bei dem, die Hoffnung stirbt zuletzt.
00:43:01
Speaker
Also solange sie nicht untergegangen ist, ist Hoffnung da.
00:43:05
Speaker
Es ist halt so wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was genau einem denn eigentlich Hoffnung gibt.
00:43:11
Speaker
Also diese konkreten Utopien, dass man darüber auch in Austausch kommt, dass man das irgendwie nicht nur für sich behält, sondern... Und dass das kein banaler Mist ist, den kein Mensch braucht, sondern dass das essentiell ist, um Zukunft zu gestalten.
00:43:25
Speaker
Also nicht, dass es so nice to have ist, ja gut, dann haben wir alle ein bisschen Hoffnung und dann wird das so, nein, das ist Kern von allem.
00:43:31
Speaker
auch wenn die zuletzt stirbt und man dann glaubt, die ist halt immer da und da brauche ich nichts für tun.
00:43:38
Speaker
Ja, aber dann wird sie auch nicht wirksam.
00:43:40
Speaker
Sie mag da sein, aber sie wird nicht in die Welt hinausgetragen und sie wird damit dann auch nichts verändern.
00:43:45
Speaker
Sondern ja, es ist ein Gut, was da ist.
00:43:47
Speaker
Und wenn wir uns dem annehmen, ist es nicht nur netter, weil es uns frohgemuter und fröhlicher macht,
00:43:55
Speaker
Dinge anzugehen, was wir ja eigentlich alle lieber sind, so nach dem Motto, wie mit Voltaire, der ja gesagt haben soll, weil es förderlich für die Gesundheit ist, entscheidet er jetzt einfach, fröhlich zu sein, sondern vielmehr davon auszugehen, dass es uns einen Ausrichtungspunkt gibt, ja, die Welt ist noch nicht umgegangen und da, solange ist noch Hoffnung da, solange sie nicht untergegangen ist, also solange mir da keiner das Gegenteil beweist, ist noch Hoffnung da.
00:44:26
Speaker
Und dieser Hoffnung kann ich mich annehmen und ich kann sie wachsen lassen.
00:44:29
Speaker
Und indem ich wahrnehme, was mich hoffen lässt, kann ich andere mitnehmen, auch sie hoffnungsvoll werden zu lassen.
00:44:35
Speaker
Und dann ist es etwas wie so eine Pusteblume.
00:44:39
Speaker
So eine erste Löwenzahn, der dann aufgeht und blüht und wo dann die einzelnen Samen das sind, was Hoffnung dann nach außen trägt und weiter trägt und mit ihren kleinen Schirmchen durch die Welt fliegen lässt.
00:44:51
Speaker
Und diese kleinen Schirmchen sind das, was Hoffnung ausmacht.
00:44:55
Speaker
Ja, diese kleinen Schirmchen, die fliegen ja nicht wirklich durch die Gegend, sondern das ist ja jetzt eine Metapher dafür, dass wir anfangen, sich darüber auszutauschen, dass man miteinander redet, dass man einfach mal Leute fragt und das kostet auch überhaupt nichts, außer ein bisschen Lebenszeit.
00:45:10
Speaker
Einfach mal fragen, so was lässt sich denn hoffen?
00:45:13
Speaker
Wovon träumst du eigentlich so?
00:45:17
Speaker
Also die meisten Menschen fragen sich selber nicht.
00:45:22
Speaker
Ja, damit kannst du ja anfangen, ne?
00:45:24
Speaker
Genau, dass man sich da selber Klarheit drüber verschafft, was einem eigentlich, wo man Hoffnung reinlegt, was einen hoffen lässt und dann aber eben auch in Austausch kommt mit anderen.
00:45:36
Speaker
Ich würde sogar gerne zwei Fragen mit nach draußen auf den Weg geben.
00:45:41
Speaker
Was schenkt dir Hoffnung und wie schenkst du Hoffnung?
00:45:46
Speaker
Ah, auch nochmal schön, ja.
00:45:48
Speaker
Also mir werden beide wichtig.
00:45:50
Speaker
Also was gibt mir Hoffnung und wie gebe ich anderen Hoffnung oder lasse sie hoffnungsvoll werden?
00:45:57
Speaker
Ich glaube, in der Kombination ist ganz viel möglich.
00:46:02
Speaker
Ganz viel möglich.
00:46:04
Speaker
Was für ein Hammer Schlusswort.
00:46:06
Speaker
Steffi, das war wieder ein Fest mit dir.
00:46:10
Speaker
Ich danke dir für dieses großartige Wort.
00:46:14
Speaker
Ja, das ist mir noch zugeflogen.
00:46:16
Speaker
Also mehr oder weniger auf Zuruf.
00:46:20
Speaker
Das kommt nicht wirklich von mir.
00:46:22
Speaker
Also Hoffnungsquellen schon, aber so der Impuls, der kam von Kilian.
00:46:30
Speaker
Der hat gesagt, können wir nicht irgendwie mal gucken, was ist denn mit Hoffnung und was lässt uns eigentlich hoffen und so.
00:46:36
Speaker
Und da ist das draus entstanden.
00:46:37
Speaker
Und ich fände das schön, wenn auf diesem Wege zukünftig weitere Begriffe, weitere Konzepte, die wir hier als eine Folge dann thematisieren, an uns herangetragen werden, oder?
00:46:50
Speaker
Oh ja, das klingt großartig.
00:46:52
Speaker
Das klingt ganz wunderbar.
00:46:54
Speaker
Vielleicht mag der ein oder die andere da draußen uns ein neues Wort schenken.
00:47:01
Speaker
Bis dahin, haltet die Ohren steif.
00:47:03
Speaker
Steffi, mach es gut.