Angriffe auf Journalisten bei Demonstrationen
00:00:00
Speaker
Die Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten am Rand von Demonstrationen ist ja tatsächlich ein Gebiet, was zur Hauptaufgabe mutiert ist für den DJV Sachsen in den vergangenen fünf, sechs Jahren. Mein Erlebnis liegt sechs Jahre zurück. 2016 habe ich beim Jahrestag von Legida von einer Demonstrantin zwei Schläge ins Gesicht bekommen. Ich habe danach einen Wahnsinnstrotz gespürt.
Einführung und Vorstellung des Gasts
00:00:26
Speaker
20 Blue Minutes, der kleine Podcast vom Research Institut 20 Blue. Hallo, ich bin Anja Mutschler von 20 Blue und hatte da mal eine Frage und zwar an Ine. Ine Dippmann vom MDR und vom DOV Sachsen, dem ich auch angehöre.
00:00:50
Speaker
Die Fragen habe ich ihr im Sommer gestellt im Vorgang zu meinem 20 Blue Hour Podcast Arbeitsbedingungen im Journalismus. Und auf der Verbandstagung des DOV neulich fiel mir auf, dass Ines' Antworten auch jetzt am 15.11., also im November 2022, immer noch sehr aktuell sind. Weswegen wir uns entschieden haben, diese Ausgabe der 20 Blue Minutes noch nachzuholen. Also viel Spaß beim Hören.
Ine Dippmanns Karriere und Veränderungen im Journalismus
00:01:16
Speaker
Hallo liebe Ine, danke, dass du dir Zeit für mich nimmst. Ich spreche heute mit dir als Journalistin einerseits, du arbeitest beim MDR, und DJV-Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands in Sachsen andererseits. Diese Funktion kenne ich dich seit vielen Jahren, auch als jemand, der für ein lebendiges Berufsbild kämpft und die Fahne für die führte Gewalt im Staat gern auch mal sprichwörtlich hochhält.
00:01:47
Speaker
Erzähl doch mal am Anfang, seit wann bist du journalistisch tätig und was sind die drei Dinge, die sich seither für dich am gravierendsten verändert haben? Also ich bin seit 1994 journalistisch tätig. Ich habe 1993 angefangen in Leipzig.
00:02:02
Speaker
frisch eröffneten Diplom-Journalistik-Studiengang zu studieren in Kombination mit Kulturwissenschaften. Und eben zu diesem Diplom-Journalistik-Studiengang gehörten Praktika dazu. 1994 im Sommer habe ich meins dann bei Radio PSR absolviert und bin auch dort geblieben als freie Mitarbeiterin. Das hat mich quasi mein ganzes Studium lang begleitet. Ich habe da auch volontiert. Also bis 2000 bis zum Abschluss des Studiums war ich bei Radio PSR. Kann jetzt inzwischen ja auf
00:02:29
Speaker
28 Jahre Berufserfahrung zurückblicken und das ist schon ganz schön. Und das lässt mich gleich auf die nächste Frage kommen, was hat sich am gravierendsten geändert? Das ist natürlich die technische Ausstattung. Also Radio PSR war damals mit einem Selbstfahrerstudio, mit einem digitalen Anfang der 90er ganz, ganz weit vorn dran. Viele andere Sender haben ja noch analog gearbeitet mit Band. Bis 2000 habe ich das noch erlebt beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Also die technische Entwicklung übers Handy, also
00:02:57
Speaker
muss ich eigentlich niemandem erzählen, wie das Journalismus auch treibt, wie viele Kanäle das uns zusätzlich eröffnet hat, welche Möglichkeiten, Mediatheken etc. Also technische Entwicklung, Wahnsinn. Ein riesen, riesen Unterschied, was das journalistische Arbeiten Anfang der 90er und heute anbelangt.
Gesellschaftliches Misstrauen gegenüber Journalismus
00:03:15
Speaker
Und die andere Sache, die sich natürlich geändert hat, ist der Arbeitsmarkt. Also ich bin in den 90ern als Studentin immer wieder mit der Ansage konfrontiert gewesen, das wird wirklich ganz schwer in den Beruf reinzukommen, eine Festanstellung zu bekommen, der Markt ist überlaufen. Und das war ja auch so. Also all die Absolventen,
00:03:35
Speaker
von den Universitäten drängten natürlich erstmal in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zum Beispiel. Und dann war das gesättigt und für die Leute, die in den 90ern Journalist werden wollten, war es ganz, ganz schwer irgendwo Fuß zu fassen. Generation Praktikum ist so ein Stichwort. Man hat sich von einem zum anderen gehangelt.
00:03:54
Speaker
Heute ist eine Generation am Start, die wirklich auf offene Türen trifft, deren Expertise gefragt ist in den Redaktionen und die, wenn sie zeigen, was sie wollen und können, glaube ich, ganz, ganz viele Chancen haben und es wesentlich leichter haben, in Redaktionen Fuß zu fassen und dort auch eine feste Beschäftigung, eine gut bezahlte Beschäftigung zu bekommen, als es in den 90ern gewesen ist. Also ein großer Fortschritt.
00:04:20
Speaker
Und wir haben natürlich die gesellschaftliche Entwicklung, die sich auf unseren Berufsstand extrem auswirkt. Das Wort von der Lügenpresse, Mainstream-Medien, das sind alles Entwicklungen der vergangenen Jahre, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Eine große Skepsis, vielleicht auch Vertrauensverlust, gegen den man ankämpft in den Redaktionen, wo man neue Formate sucht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sie an sich zu binden und dafür zu sorgen, dass Journalismus auch weiter wertgeschätzt wird.
00:04:49
Speaker
und auch bezahlt wird. Also das ist auch nochmal ein ganz, ganz großer Unterschied zu dem, was Anfang der 90er gewesen ist.
Herausforderungen der digitalen Transformation
00:04:56
Speaker
Früher als zu meiner Zeit noch, ich habe 1998 angefangen zu studieren, galt Journalismus als höchst ehrbares und hart umkämpftes Berufsfeld.
00:05:06
Speaker
Der Fachkräftemangel hat aber mittlerweile sogar die Medienbranche erfasst. Zu wenig Bewerber, zu viel Arbeit. Allerdings, finde ich, darf man nicht vergessen, dass es gleichzeitig auch Stellenabbau, Zusammenlegen von Redaktionen und so weiter gibt. Wie passt das denn zusammen? Also für mich sind das zwei Seiten einer Medaille. Wir haben es mit einem demografischen Wandel zu tun, der dafür sorgt, dass wesentlich weniger Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen. Wir haben also ein geringeres Angebot an potenziellen Einsteigerinnen und Einsteigern in den Journalismus.
00:05:36
Speaker
Und auf der anderen Seite haben wir natürlich Konzentrationsprozesse, denen der Markt auch unterliegt, etwa im Tageszeitungsbereich, weil die Tageszeitung mit sinkenden Abnahmezahlen, Ababonnementszahlen zu tun haben, weil sich eine Kultur von Gratis-Mentalität eingestellt hat, die dafür sorgt, dass die Menschen nicht mehr so bereit sind,
00:06:00
Speaker
für Journalismus zu bezahlen, wie das vielleicht in den 90ern gewesen ist, weil dort einfach die Zugänge anders waren. Jetzt sieht man, was es für eine riesengroße Bandbreite an Lokalinformationen etwa gibt, aber man kann sich auch ganz gut über Häppchenjournalismus bei Twitter informieren. Es ist eine schwierige Gemengelage, den die Tageszeitungen versuchen zu entnehmen.
00:06:19
Speaker
entgegenzustehen, indem sie eben versuchen, ihre Prozesse zu optimieren, effizienter zu arbeiten. Und da gehört das Zusammenlegen von Redaktionen dazu. Aber wenn ich mit Chefredakteuren spreche, dann höre ich immer noch das Credo, wir müssen einen sehr, sehr guten Journalismus abliefern.
00:06:36
Speaker
um die Leute mit unseren Produkten zu begeistern und ihnen klar zu machen, dass sie uns weiter in ihrem Leben haben möchten, dass sie uns weiter brauchen. Und ja, das ist etwas, was man mit guten Leuten nur auf die Beine stellen kann. Und das sind wir wieder bei den jungen Leuten, die, wenn sie sagen, für den Beruf brennen, ihnen glaube ich auch die Türen in den Redaktionen offenstehen. Ich habe ja von außen den Eindruck, dass Journalismus einerseits eintöniger und andererseits vielfältiger geworden ist.
00:07:05
Speaker
Eintöniger, weil Service-Journalismus und ich nenne es mal Mantelbrei vorherrschen. Vielfältiger, weil Multimedia-Journalismus und Datenschonalismus-Formate vielfältiger machen. Und so was wie Social Media ganz eigene journalistische Darreichungsform entwickelt hat.
00:07:23
Speaker
Da kann man ja auch mittlerweile Twitter oder vielleicht auch auf Instagram journalistisch eine Type sein. Die Frage, die sich mir hier stellt, ist, passt das Personal noch zur Nachfrage?
00:07:36
Speaker
oder noch krasser formuliert, passt der Absender der Information, also die klassischen Verlagshäuser und Rundfunkanstalten noch zur Nachfrage? Also tatsächlich löst diese Digitalisierung auch mit ihren vielen neuen Ausspielwegen einen großen Transformationsprozess in den Häusern aus.
00:07:54
Speaker
Und das ist etwas, was auch mit Wachstumsschmerzen einhergeht, ist ja klar. Viele Leute, die, sag ich mal, in den 80ern, 90ern ihren Beruf gelernt haben, müssen wirklich umdenken und das fällt dem einen oder anderen schwerer. Es ist mit Weiterbildung verbunden, es ist mit Einarbeiten in neue Formate verbunden. In vielen Bereichen setzt man auch große Hoffnung auf die Innovationskraft und dieses Mitnehmen durch junge Leute, die in die Redaktion kommen.
00:08:24
Speaker
Es hilft natürlich auch, wenn man Kinder in dem Alter hat und von denen einfach auch ein bisschen mit erfährt, wo informieren sie sich, wie informieren sie sich, dann ist natürlich die Frage, wie stark der Anpassungsprozess tatsächlich sein kann, also wo es dann auch wirklich noch journalistisches Produkt bleibt, was man anbietet, etwa über TikTok, über Twitter und andere Ausspielwege. Von daher, Informationen und Nachfrage, also Absender und Nachfrage,
00:08:53
Speaker
Wir sind immer daran interessiert, die Leute dort abzuholen und dort zu informieren, wo sie sind, setzen aber zum Beispiel beim MDR auch noch ganz, ganz stark darauf, dass unsere linearen Produkte weiter funktionieren. Beim Fernsehen merken wir das. Also wir haben auch in der Corona-Zeit gute Abrufzahlen gehabt, haben uns stärker am Markt etablieren können. Also es ist jetzt nicht so, dass es eine Einbahnstraße ist oder eine ganz vorgegebene Entwicklung, dass sich das eine von dem anderen komplett
Schwierige Arbeitsbedingungen für Journalisten
00:09:23
Speaker
Ist der Fachkräftemangel in Wahrheit nicht eher sowas wie ein, ich habe keinen Bock auf miese Arbeitsbedingungen Aufstand? Also bei fähige Content-Creators gäbe es doch genug. Also absolut würde ich das nicht sagen, aber ein Teil der Wahrheit ist es auf jeden Fall und ich finde das gut.
00:09:39
Speaker
Weil das Pendel jetzt in eine andere Richtung ausschlägt. Ich habe es vorhin kurz erwähnt, an die Generation Praktikum, an diese Ausbeutergeschichten erinnern. Die haben wir ja auch als DJV die ganze Zeit angekämpft. Wir haben Standards entwickelt für gute Rollen und Hayate, für gute Praktika. Wir versuchen auch in den Redaktionen dafür zu sorgen, dass die Leute eine gute Weiterbildung machen können. Wir kämpfen für gute Honorare und Gehälter.
00:10:03
Speaker
All das erwarten junge Leute heute und die Sender, die Verlager sind jetzt in der Pflicht zu liefern, gute Arbeitsbedingungen zu liefern, damit sie die Leute auch an sich binden können, weil ansonsten suchen die sich den nächsten Laden, in dem sie ein besseres Angebot bekommen. Auch das sorgt für Wachstumsschmerzen innerhalb der Redaktion zum Teil.
00:10:27
Speaker
wo man sich dran gewöhnen muss, dass man sagt, ich möchte nicht jedes Wochenende arbeiten und nein, ich möchte nicht unbedingt eine 60-Stunden-Woche haben, auch wenn ich für meinen Beruf brenne. Work-Life-Balance ist wichtig für mich und ich kümmere mich um meine Kinder und um meine Familie und ich möchte ein Leben haben, in dem ich nicht mit 40, 50 in ein Burnout rutsche.
00:10:48
Speaker
Und das ist eine gute Entwicklung. Ich kann die nur begrüßen. Andererseits, Journalismus muss dahin gehen, wo es weh tut. Das finde ich zumindest, das geht manchmal unter in dieser ganzen Diskussion, was Journalismus heute noch sein kann. Die wächter Funktion des Journalismus gibt es immer noch. Hinsehen, hingehen, informieren, aufdecken. Und es gibt leider nach wie vor viele Situationen,
00:11:10
Speaker
in denen Journalistinnen ihre Funktion gar nicht mehr ungehindert ausüben können. Auch hier in Deutschland. Und zwei davon sind für mich gerade hier in Ostdeutschland präsent. Stichwort Gewalt gegen Journalistinnen. Du persönlich warst ja auch in mehreren Situationen auf Demonstrationen dabei und bist
00:11:28
Speaker
körperlich angegangen worden. Erzähl uns mal davon, was macht das mit dir als Journalistin? Fängst du an zu zweifeln, ob das der richtige Job ist oder sagst du dir jetzt erst Recht? Also die Angriffe gegen Journalistinnen und Journalisten am Rand von Demonstrationen ist ja tatsächlich ein Gebiet, was
00:11:45
Speaker
zur Hauptaufgabe mutiert ist, muss ich wirklich sagen, für den DJV Sachsen in den vergangenen fünf, sechs Jahren. Mein Erlebnis damit liegt inzwischen sechs Jahre zurück. 2016 habe ich beim Jahrestag von Legida in Leipzig von einer Demonstrantin zwei Schläge ins Gesicht bekommen. Ich habe danach einen
00:12:07
Speaker
Wahnsinnstrotz gespürt. Also dieses Jetzt erst recht, aber so was lass ich nicht mit mir machen, das lass ich nicht auf mir sitzen, ich mach das öffentlich. Das war ganz, ganz stark in mir drin. Die andere Seite ist natürlich, dass das etwas ist, was man niemandem abverlangen kann.
00:12:23
Speaker
Und ich kenne genug Leute, die sagen, sorry, das muss ich mir nicht antun. Und das ist absolut achtsam und genau so wertzuschätzen. Es gibt da kein richtig oder falsch, sondern ich finde, wir machen einen Job, der eigentlich nicht gefährlich sein sollte, zumindest nicht, wenn man den in Deutschland ausführt. Und wenn es in diese Richtung geht,
00:12:44
Speaker
dann ist es sehr gute Selbstachtsamkeit, also gutes Aufpassen auf sich selber zu gucken, wie weit möchte ich denn gehen. Also es gibt Leute, es gibt Typen, die gehen immer wieder dahin, wo es weh tut. Und ich habe eine riesen Achtung vor denen. Leute wie Thomas Dutt, die alle rechten Demonstrationen begleiten, Henrik Merker als Fotograf, immer dabei.
00:13:05
Speaker
die sich dem auch aussetzen, die sich auch dem Hass aussetzen, der ihnen entgegenschlägt und die sich wirklich ein dickes Fell über die Jahre erarbeitet haben. Aber es ist nicht jedermanns Sache und das muss es auch nicht sein, wenn man diesen Beruf ausüben möchte. Also Zweifel sind mir für mich persönlich da
Schutzmaßnahmen für Journalisten bei Demonstrationen
00:13:20
Speaker
nie gekommen. Und kann ein Verband wie der DJV in solchen Fällen überhaupt was ausrichten? Wie bewertest du den Einfluss? Das ist jetzt ein bisschen schwierig zu beantworten, weil es in den Selbstlob ausarten würde. Das müssen eigentlich andere Leute machen, aber
00:13:33
Speaker
Vielleicht zur Einordnung. Es hat 2016 in der Landtagsdebatte gegeben über das Thema. Innenminister beschäftigen sich inzwischen intensiv damit. Also alle drei Innenminister, die seitdem in Sachsen am Start gewesen sind, haben dieses Thema bearbeitet und haben da Wege gefunden, dass wir in Kommunikation bleiben und die Belange von Journalistinnen und Journalisten auch in die
00:14:00
Speaker
Führungsebenen in die Pressestellen von Polizei hineinkommen bis auch auf untere Ebenen. Also es gab so viele verschiedene Veranstaltungsformate, wo wir klären konnten, wie wir eigentlich arbeiten, warum wir wie arbeiten. Es gab Hospitanzen etc. Und es ist zum Glück auch so, dass der aktuelle Innenminister Armin Schuster gesagt hat, er möchte diesen Dialog verstetigen, institutionalisieren, regelmäßig führen. Das macht mich ganz glücklich, weil wir schon fürchten, dass
00:14:28
Speaker
es abreißt, dass es nicht bis zum letzten durchdringt oder gefürchtet haben, muss ich sagen. Da sind wir, glaube ich, auf einem guten Weg und es ist eben nicht nur auf der Ebene der Polizei angekommen, sondern auch in der Politik und auch in den Redaktionen wird das Thema Angriff auf Journalisten heute ganz anders behandelt und bewertet, auch weil wir immer wieder den Finger in die Wunde legen und ganz klassisch Lobbyarbeit für unsere Kolleginnen und Kollegen machen auf den Ebenen, wo wir was bewegen können.
Unterstützung des Lokaljournalismus
00:14:55
Speaker
Das andere Thema ist Lokaljournalismus. Der BDHV widmet sich als Verband diesen Thema ja gerade verstärkt und eine Region wie hier Ostsachsen steht spiegelbildlich für die Gefahr der Zero News Deserts.
00:15:10
Speaker
Also Regionen, in denen es überhaupt keine News mehr gibt von Medien, die mit journalistischen Prinzipien arbeiten. Stattdessen setzen sich alternative Medien fest mit, naja, alternativen Fakten. Und dann breitet sich Systemkritik aus und der viel geschmähte Mainstream-Journalismus, der habe ich immer noch nicht ganz verkraftet, verliert endgültig seinen Platz.
00:15:34
Speaker
Irgendwie ein Teufelskreislauf. Wie bewertest du das denn hier bei uns in Deutschland mit dem Lokaljournalismus? Stehen wir auch vor der Herausforderung, dass er ganz verschwindet, das so gerade hier in Ostdeutschland Sachsen? Also ich sehe Ostsachsen noch nicht als Zero-News-Desert, auch wenn wir Ansätze dieser Entwicklung dort erkennen. Also alternative Informationskanäle, die parallel aufgebaut worden sind zu dem, was an etablierten Medien vor Ort gewesen ist. Und noch ist
00:16:04
Speaker
Und das ist mein Punkt. Wir haben dort weiter Lokal- und Regionaljournalismus durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die sächsische Zeitung ist vor Ort. Die sächsische Zeitung ist vor Ort. All das gibt es nach wie vor. Natürlich ist die Herausforderung, die Leute weiter mitzunehmen und auf sie einzugehen und auch dafür zu sorgen, dass das, was wir an etablierten Medien da haben, weiter anerkannt und genutzt wird. Klar.
00:16:29
Speaker
Es ist eine riesengroße Herausforderung. Die Lösungen werden diskutiert, unter anderem bei solchen Konferenzen wie Hinterland Journalismus, eine, die der DJV organisiert hat, die jetzt in Bautzen stattgefunden hat. Der Austausch ist wichtig, sich auch gegenseitig zu stärken, denn ich glaube, es ist schwieriger, weil einfach weniger Journalisten und Journalistinnen vor Ort sind, sich auch ein bisschen gegenseitig Kraft zu geben. Also ich höre eben von Kollegen auch,
00:16:56
Speaker
Dass sie resignieren. Dass sie von der Situation so mitgenommen sind, von der Entwicklung so mitgenommen sind. Dass sie auch den Spaß am Beruf verlieren.
00:17:06
Speaker
Und da was entgegenzusetzen, eben wie zum Beispiel mit so einer Konferenz wie Hinterland Journalismus, auch zu zeigen, dass der Berufsverband da ist. Auch in diesen Bereichen ist ein wichtiges Signal. Es darf nicht bei dem Signal bleiben. Wir werden immer wieder hingehen und mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort zusammenarbeiten, um sie zu unterstützen, wo es geht. Das wäre mein Ansatz.
Vorteile der Mitgliedschaft im DJV für junge Medienprofis
00:17:27
Speaker
Zum Abschluss möchte ich dich noch gerne fragen, liebe Ine, wenn es um Verbesserungen von Arbeitsbedingungen geht, was kann ein Journalistenverband aus deiner Sicht abseits von Tarifverhandlungen und Rechtsberatung eigentlich noch klarer formuliert, wieso sollte ein junger Mensch, der was mit Medien macht, dem DOV beitreten? Für mich hat beim Journalistenverband der Vernetzungsgedanke immer eine riesengroße Rolle gespielt.
00:17:49
Speaker
Leute zu treffen, die in anderen Redaktionen arbeiten, die vielleicht in anderen Lebenssituationen auch sind. Also mit einer größeren Lebenserfahrung, Arbeitserfahrung und von diesen Gesprächen zu profitieren als Impulse. Also nicht im Sinne von da ist jemand, der mir den nächsten Job verschafft, sondern die eigene Entwicklung anzustoßen.
00:18:09
Speaker
Ideen zu generieren, gemeinsam auch rumzuspinnen. Ja und vor allem dieses, du bist nicht allein in der ein oder anderen Situation als Stärkung zu empfinden. Das hat mir immer gut getan beim Journalistenverband. Ich habe auf den Seminaren coole Leute kennengelernt. Es gab tollen Input, der mich beruflich weitergebracht hat, sowohl inhaltlich als auch was meine Organisation als freie Journalistin, die ich ja über viele, viele Jahre gewesen bin, anbelangt. Das waren so für mich immer die Hauptmotivationspunkte. Ja und vor allem dann im
00:18:40
Speaker
Gesamtverband, auch eben nicht nur die Journalistinnen und Journalisten aus Leipzig und Sachsen kennenzulernen, sondern bundesweit den Austausch zu genießen, zu hören, was bewegt eigentlich junge Journalisten in Nordrhein-Westfalen, wie gehen die bestimmte Probleme an.
00:18:56
Speaker
Ich bin ein großer Fan davon, Best-Practice-Beispiele auszutauschen und zu überlegen, wie kann ich denn etwas, was jemand anders woanders entwickelt hat, auf meine Gegebenheiten hier anpassen, mit den Leuten vor Ort und einfach dafür sorgen, dass es den Kolleginnen und Kollegen noch mehr Spaß macht, Journalistin oder Journalist zu sein in Sachsen. Danke dir, bis dann!
00:19:19
Speaker
Spannend, oder, was Ihnen da erzählt hat? Also, ich fand's ein sehr gutes Gespräch und bin auch froh, dass ich, Disclaimer, mit Ihnen zusammen, mit DIY Sachsen, wirken darf im Landesvorstand. Das ist insofern ein durchaus subjektiver Podcast eingehend, dass ich dieses Minutes-Gespräch deshalb auch veröffentliche um euch.
00:19:45
Speaker
nochmal zu zeigen, wie wichtig Journalismus ist, wie wichtig es auch ist, dafür zu kämpfen, für gute Arbeitsbedingungen, aber auch dafür, dass Pressefreiheit überall stattfinden kann. Danke Ihnen für die viele Zeit, die du einsetzt. Und euch danke ich fürs Zuhören. Freue mich über euer Feedback, freue mich, wenn ihr es weiterempfehlt und einen schönen Tag. Bis bald.
00:20:08
Speaker
Den kleinen Podcast 20 Blue Minutes findet ihr überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und natürlich bei uns auf 20.blue. Bis bald.