Einleitung zum Podcast-Thema 'Kultur nach dem Lockdown'
00:00:24
Speaker
Ja, ich freue mich. Es ist der 30. Mai um 17 Uhr.
00:00:31
Speaker
Und wir sind jetzt versammelt, um den dritten 20 Blue Hour Podcast aufzunehmen. Ursprünglich habe ich gesagt, Kultur im Lockdown. Ich glaube, wir nennen ihn mal Kultur nach dem Lockdown. Die Entwicklung ist ja sehr erfreulich der Zahlen.
Vorstellung von Lukas Dreyer und Diskussion über Künstler und Corona-Krise
00:00:49
Speaker
Und zumindest hier in Leipzig haben wir ab nächster Woche auch viele Öffnungen. Wir haben eine tolle Entwicklung da jetzt genommen. Und insofern wird dieser Podcast vielleicht auch zur rechten Zeit kommen, weil
00:01:01
Speaker
Ich mit meinem Gesprächspartner Lukas Dreyer, den ich gleich nochmal vorstelle, heute auch darüber sprechen möchte, was Künstler denn aus der Corona-Krise lernen können und auch was wir als Gesellschaft von Künstlern lernen können. Lieber Lukas, hallo. Hallo.
Lukas Dreyer über Hybrid-Streaming und Studioerweiterung
00:01:20
Speaker
Lukas Dreyer, Leipziger Cellist und ja, seit einem halben Jahr, würde man sagen, auch Inhaber eines Studios, in dem du unter anderem Musik, aber auch kleine schauspielerische Sequenzen betreust. Also nicht nur als Künstler heute hier bist in dem Podcast, sondern auch als Produzent. Darauf freue ich mich sehr. Ja, ich auch.
Diskussion über Hybridaufführungen und Künstler-Zuschauer-Interaktion
00:01:49
Speaker
Damit möchte ich auch ganz gerne anfangen. Möchtest du was sagen, Lukas? Ja, ich wollte mich erstmal für die Einladung bedanken. Ja, also das Studio ist ein Geschenk, würde ich sagen, durch einen Wechsel einer Wohnung möglich geworden. Denn ich habe in Leipzig noch mal einen Umzug im letzten Jahr gemacht, um die ich etwas vergrößern können. Und in dieser neuen Wohnung ist ein
00:02:16
Speaker
vollständiges Studium möglich. Und das ist eine sehr schöne Entwicklung, einen Salon dort gründen zu können, der mit hybriden Möglichkeiten jetzt in diesem Streaming-Gedanken auch erste Ergebnisse zeigt. Ja, ich glaube, hybrid ist da ein Stichwort, das wir alle gelernt haben in den letzten zwölf Monaten.
Rückblick auf kulturelle Veranstaltungen während des Lockdowns
00:02:42
Speaker
Und das Thema begleitet uns beide ja durchaus schon länger.
00:02:46
Speaker
Ich glaube, sogar heute vor einem Jahr ungefähr, zumindest letzten Pfingsten, haben wir ja gemeinsam eine Veranstaltung betreut, von der auf die Beine gestellt. Ich habe ein bisschen in der Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt. Kultur im Lockdown, hieß sie, und das war so ein erster Moment der Öffnung nach dem Lockdown. Vorsichtige Tastungen, wie Kultur in der Corona-Pandemie funktionieren kann.
00:03:12
Speaker
Ich glaube, wir hatten da beide auch ein bisschen mehr Öffnungsmut als durchschnittliche Kunstschaffende und tatsächlich dachte ich eigentlich, dass viel mehr möglich sei.
Verschiebung zu digitalen Formaten während des Lockdowns
00:03:24
Speaker
Wir haben jetzt aber fast ein Jahr, zumindest ein halbes Jahr,
00:03:28
Speaker
einem sehr harten Lockdown vor Hart, wo es sehr, sehr wenig Möglichkeiten gab, auch hybrid aufzutreten, sondern alles sehr digital war. Ich glaube, auch bei dir waren fast alle Dinge, die du geschaffen hast, ausschließlich virtueller Natur, oder? Im letzten halben Jahr zumindest.
00:03:45
Speaker
Ja, das ist natürlich richtig, denn wenn tatsächlich maximal eine fremde Person eingeladen werden darf, dann ist es mit dem Publikum schon eher sinnvoll, auch mal etwas rein Digitales zu planen.
00:04:00
Speaker
wobei ich auch Zuhörer hatte. Ich finde das immer ganz schön, dass dann wenigstens eine Person das live mitbekommt. Das ist ja auch für das auf der Bühne sein ein wichtiger Faktor.
Entwicklung der Aufführungsformate: Digital und Analog
00:04:13
Speaker
Also ich empfinde dieses Formate entwickeln auch als Erweiterungsidee mehr als jetzt gibt es sozusagen nicht ausschließlich digitale Formate und analoge, die also sozusagen
00:04:28
Speaker
nichts miteinander zu tun hätten, sondern das entwickelt sich aus den Erfahrungen gegenseitig. Und das finde ich eigentlich ganz spannend konzeptionell in verschiedenen Sachen anhand der Technik, die man sich aussucht. Was muss so ein Studio beherbergen? Was ist die Mindestvoraussetzung, damit das qualitativ professionell funktioniert?
00:04:50
Speaker
Und als Musiker ist man natürlich zunächst mal bei der Audiospur sehr hochwertig dabei. Aber es ist natürlich für jeden klar, wir haben durch viele Videos und hochqualitative Produktionen, ist jeder erst mal gewöhnt, dass da sehr hochprofessionelles Material geliefert werden soll.
Inspiration durch Chick Corea: Kommunikation in der Pandemie
00:05:16
Speaker
Und in dem Maße, in dem das möglich ist, aber auch in dem
00:05:22
Speaker
gedachten privaten Tiny-Kontext, den ich da entwickelt habe, habe ich mir halt ein Equipment zusammen gekauft und gesucht, wo ich eigentlich ganz zufrieden bin, dass ich sogar mit dem Studio eine mobile Version anbieten kann. Das heißt, das Studio kann komplett mit Licht und Internet
00:05:43
Speaker
aus dem Raum heraus treten und dann auf andere Bühnen. Und das wird es für mich ganz spannend, jetzt in der Zukunft die entwickelten Formate tatsächlich auf Tour auch mal zu bringen.
00:05:55
Speaker
Du hast jetzt verschiedene Sachen, die sehr interessant sind, angesprochen. Das eine ist der Künstler, der das Publikum auch braucht. Ich glaube auch, um so eine Spannung zu bekommen. So eine Auftrittsspannung, glaube ich, wird es zu. Das ist schon ein Aspekt. Das stellt sich digital ja immer etwas abstrakter dar. Andererseits hat man dann aber diese Mitmachmöglichkeiten über einen Livestream mit Herzchen und Kommentaren.
00:06:22
Speaker
was zu tun, was ich mir dann wieder schwierig vorstelle, wenn ich, ja, so wie du, ein Cello-Stück in einem Tiny-Konzert aufführt und dann kommt da Herzchen reingeflogen, verändert sich das? Also jetzt mal ganz speziell auf Livestream erst mal gefragt, wie du dich dann als Musiker überhaupt fühlst in so einem Moment oder ist dieser Bühnenmoment trotzdem wie er war im Sinne des analogen Auftritts?
Improvisation in digitalen Formaten und ihre Potenziale
00:06:52
Speaker
Natürlich ist das schon eine sehr große Veränderung, wenn man das Publikum gar nicht sieht, sondern nur ahnt, wenn man mal hinter das Handy tritt und guckt, wie viele hören denn jetzt gerade zu. Aber ich hatte da auch ein schönes Vorbild. Ein großer Musiker, der mich schon ein halbes Leben begleitet.
00:07:11
Speaker
fand ich ganz großartig, dass sich der Mochi Korea damals, der ist nun jetzt leider seit ein paar Monaten gestorben. Aber er hat sofort, als die Pandemie in Amerika losging, seinen Überraum in ein Studio verwandelt und ist jeden Tag regelmäßig vor die Kamera gegangen und hat Sachen
00:07:32
Speaker
die er wahrscheinlich sonst üben würde, veröffentlicht und hat das aber zu einer Art kleinen Schule sogar entwickelt. Und das fand ich ein sehr schönes Vorbild, so die Kommunikation mit dem Publikum aufrechtzuerhalten.
00:07:46
Speaker
Und mit der Situation aus dem Wohnzimmer heraus auch irgendwie einen angemessenen Rahmen zu finden, ohne jetzt riesig groß was entwickeln zu müssen erstmal, sondern es hat sich dann über die Monate immer weiterentwickelt und ich fand das sehr bemerkenswert, wie viele Menschen das interessiert hat. Das hat mir viel Mut gemacht.
00:08:07
Speaker
Auch weil doch eigentlich Kunstgenuss mit Perfektion verbunden war. Ich übe, ich übe und ich kann etwas so gut, dass niemand anderes es genauso gut kann. Das ist doch ein interessantes Aufbrechen eigentlich auch einer Identität des Künstlers, der liegt mir jetzt gerade vor.
00:08:29
Speaker
Das ist ein mutiges Agieren, aber auch im Selbstverständnis des Jazz, das ist Chikori als Passion oder sein Hauptfeld als Komponist, ist es ihm natürlich sehr vertraut, auf der Bühne einfach zu improvisieren.
00:08:50
Speaker
Improvisation ist sicherlich ein neues Format, das entstanden ist. Also zum einen eben der Blick ins
Motivation des Hosts zum Podcasten
00:09:00
Speaker
Wohnzimmer in eine andere Umgebung. Das betrachte ich auch in anderen Branchen. Im Grunde seht ihr das auch mit diesem Podcast hier, der entsteht tatsächlich.
00:09:09
Speaker
in meinem Wohnzimmer, aus meinem Wohnzimmer heraus. Und ich bediene mich relativ basaler technischer Möglichkeiten. Es gibt ein tolles Tool, das das aufnimmt. Ich habe ein ordentliches Mikrofon und gute Kopfhörer. Und das war's aber im Grunde. Und diese, ja, ich glaube,
00:09:30
Speaker
Warum mache ich den Podcast jetzt mal ganz kurz ausholend? Weil ich ganz früher dachte mit 16, 17, wow, Radiomoderatorin, das wär's, also ein richtiges Berufsfeld. Und das ist schon eine meiner Beobachtungen, ohne jetzt verwässern zu wollen, weil ich ja auch weiß, Profis stecken mindestens 10.000 Stunden Arbeit in ihre Profession.
00:09:55
Speaker
finde ich eine Sache, die durch die Corona-Krise, durch das alles ist digital, wir sind offen, wir sind im Überraum, wir sind im Experimentierfeld, dass auch ich mich dann getraut habe zu sagen, okay, ich probiere das mit dem Podcast, ich habe da tierisch Bock drauf, ich kenne so viele spannende Leute, mit denen ich immer wunderbare Gespräche führe, wie dich zum Beispiel, Lukas. Aber dieses Experimentieren, Jazzige meinetwegen,
00:10:20
Speaker
ist doch etwas, was wir jetzt auch als Gesellschaft zurückbekommen. Ich habe ja ganz viele in meinem Facebook-Stream und jeden Tag hatte ich ein bis fünf tolle Kulturerlebnisse präsentiert bekommen, zwischen einer Minute und 30 Minuten, je nachdem, worauf ich so Lust hatte. Und da waren ganz tolle Sachen dabei.
00:10:44
Speaker
Also dieses Format des Improvisierens, das findet sich, glaube ich, in vielen anderen Formaten wieder.
Interdisziplinäre Projekte und digitale Zusammenarbeit
00:10:53
Speaker
Fallen dir noch andere Formate ein, die du jetzt neu kennenlernst als Künstler durch die Corona, durch die, sagen wir mal, virtuelle Virtualisierung von Kunst? Naja, vielleicht jetzt noch nicht.
00:11:09
Speaker
explizit durch Corona, weil ich mich vorher schon interdisziplinär sehr umgesehen habe und auch schon vor Corona solche Projekte sehr spannend fand, die mit improvisierenden Methoden.
00:11:23
Speaker
zu tun haben und da war dann der Schritt zu sagen, dann lass uns das mal ausprobieren, ob es nicht auch in einem Meeting-Format funktioniert, ob wir nicht daraus ein Workshop-Format entwickeln können oder was ist eine Show,
00:11:40
Speaker
mit Chat, so sind Dinge entstanden im letzten Jahr, die immer weiter jetzt ihren Weg finden und wo eigentlich die Teilnehmer oder die Macher alle festgestellt haben, natürlich gezwungenermaßen ein Stück weit, ja, wir müssen uns darauf einstellen, dass das Digitalisierungselement uns jetzt eigentlich die einzige Tür bietet, überhaupt aktiv zu sein, ansonsten müsste man nur abwarten und das
00:12:02
Speaker
Also als Macher oder als Ideengeber hat man andere Interessen. Man kann sich das gar nicht vorstellen abzuwarten, sondern ich lese sehr viel und es ist ja wirklich auch unheimlich spannend, was gerade auf den Markt kommt.
Zukunft der Kulturübertragung nach der Pandemie
00:12:20
Speaker
Transformation von Kultur ins digitale ist, da entstehen jetzt Bücher, weil die Veranstaltungen abgesagt werden mussten, finde ich irgendwie auch bewundernswert, wie dann an allen Ecken man merkt, okay, die Leute sammeln das zusammen, was jetzt möglich ist und es ist trotzdem vielleicht sogar ein stärkerer Output dadurch möglich. Das sehe ich nicht nur als Eindämmung oder als Reduzierung von Möglichkeiten, sondern
00:12:50
Speaker
Ich frage mich auch ein bisschen, wie viel Bidirektionalität kann es geben? Du sagst das ja am Anfang, die Bühne. Die Bühne ist auch eine Erhöhung, das Publikum sitzt unten, der Künstler oder auch, nehmen wir jetzt mal den Orchesterkram raus, aber es gibt sozusagen eine ausgewiesene Funktion, die
00:13:11
Speaker
die auch oft in eine Richtung geht. Das würde, finde ich, können wir wahrscheinlich jetzt noch gar nicht endgültig beurteilen, aber das Mitmachen, das partizipativere Format auch direkt Einfluss nehmen, das
00:13:26
Speaker
Weiß ich nicht, ob das was Prägendes sein wird. Also jetzt mal jenseits von so einzelnen, was weiß ich, Impro-Theater, klar, da gab's das schon lange, aber vielleicht macht das Schule. Also vielleicht ist es was, was euch mehr beschäftigt. Diese, du nennst das Intervention, nennst du das, das finde ich einen ganz schönen Ausdruck. Also durch eine Intervention von außen passiert dann in einem künstlerischen Prozess etwas und das wird wieder neu reflektiert.
00:13:54
Speaker
Also Intervention kenne ich auch erst seit ein paar Jahren als Begriff für mich, denn als klassischer Musiker ist man das nicht gewöhnt. Es gab irgendwann die Erfindung Flash Mob, das ist vielleicht die schönste Form von musikalischer Intervention. Aber genau das kann man im Internet auch erzeugen, indem man einfach
00:14:10
Speaker
da ist und etwas tut und schaut, wie ist der Response darauf und dann kann man es natürlich zur Regelmäßigkeit werden lassen und dadurch dann auch ein Publikum generieren, was nicht nur zufällig entsteht. Aber insofern Intervention
00:14:30
Speaker
finde ich einen sehr schönen Begriff, Zufall zu nutzen und auch reinzuhorchen in das, was passiert, wenn ich das tue.
00:14:42
Speaker
Neben Social Media gibt es aus meiner Sicht noch eine andere interessante Entwicklung.
TV und Radio: Anpassung und Innovation in der Kulturübertragung
00:14:50
Speaker
Klar, wir kennen Arte, wir kennen viele Fernsehaufnahmen von Konzerten, von Theaterstücken. Das ist aber auch relativ statisches und für mich persönlich auch oft, wenn ich ehrlich bin, uninteressantes.
00:15:08
Speaker
Format von Kulturvermittlung. Es wird was abgefilmt und gezeigt. Und ich habe den Eindruck, dass gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk, aber auch die privaten Sender auch anfangen,
00:15:20
Speaker
das Broadcasting von Kultur neu zu denken. Wir haben jetzt eigentlich ein ganz schönes Beispiel. Die Leipziger Buchmesse ist dieses Jahr nochmal ausgefallen und wer die Leipziger Buchmesse kennt, weiß, das ist ein Moment, wo Leipzig vibriert. Da verändert sich die Stadt für eine Woche und es ist
00:15:42
Speaker
ganz viele junge Leute und es ist eine Publikumsmesse, es sind tausend Lesungen, es ist wahnsinnig viel los und es ist auch mal alles ein bisschen anders. Also es ist ein ganz, für mich persönlich, wie ihr merkt, immer ein ganz tolles Event und gehört zu einem derjenigen, wo ich besonders traurig war, dass es dieses Jahr auch nochmal ausgefallen ist.
00:16:04
Speaker
Ersatzveranstaltungen, Wenigstens, Leipzig liest. Und da hat sich der MDR ziemlich reingeschaltet und hat da auch, finde ich, sehr spannende Konzepte entwickelt, wie das aus so einem klassischen
00:16:18
Speaker
TV-Streaming heraus nochmal was anderes geben kann. Es gab unter anderem auch eine tolle Podiumsdiskussion, was eigentlich Kultur kann und wie jetzt sozusagen die Übertragung über TV nach der Corona-Krise, was das für eine andere Rolle spielen kann.
00:16:38
Speaker
Es gab auch einen Aufruf vom MDR letztes Jahr, ich glaube, darüber, ich weiß gar nicht, du wolltest mitmachen oder hast mitgemacht, dass man sozusagen auch mal als Musiker, als Künstler zeigen kann, woran man gerade arbeitet. Also aus meiner Sicht passiert auch da gerade sehr viel, dass, wie gesagt, der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der nun auch einen bestimmten Auftrag hat vor allem, versucht, diese Kulturvermittlung zu gewährleisten weiterhin.
00:17:05
Speaker
Ja, das nämlich auch sehr positiv war. Also ich habe auch einen Ausschnitt aus so einer Podiumsdiskussion gesehen. Vielleicht haben wir da die gleiche gesehen. Also das fand ich sehr beeindruckend, wie klar die Leute da auf der Bühne gesehen haben, dass wirklich Veränderung im Rundfunk dringend jetzt passieren muss.
00:17:30
Speaker
weil man ein Publikum verliert. Und das ist das, was natürlich netzaffin ist. Das kann ich an mir selber auch feststellen. Ich habe vor vielen Jahren fast aufgehört, Fernsehen zu gucken. Und das ist nur noch, wenn dann in der Mediathek stattfindet. Ich habe bei Arte jetzt nicht das Problem. Ich finde, da gibt es tolle Aufzeichnungen und Konzerte, die ich sonst wahrscheinlich nie erleben würde, wenn sie irgendwie aus Paris stattfinden oder so.
00:17:55
Speaker
Also, aber dass sich diese öffentlich-rechtlichen Sender ganz bewusst ins Internet begeben und diese dort schon entwickelten Formate übernehmen, sie nennen es dann selber schon Podcasts, das ist ja ein deutliches Zeichen, dass sie sozusagen verstanden haben, dass dort etwas entsteht und dass man das aufgreifen muss, um öffentlich-rechtlich auch den Anspruch darauf setzen zu können. Und dann wiederum finde ich,
Kurationsbedarf in digitalen Inhalten
00:18:21
Speaker
wird das etwas in Gang setzen, was man dann wiederum mit Kuratieren ja auf dem Internet ein bisschen vermisst bisher. Also dass die Besonderheiten von den weniger Besonderheiten, aber wovon es halt einfach so wahnsinnig viel gut zu trennen zu können. Das finde ich wieder ein Vorzug, den wir dann da raus
00:18:45
Speaker
hätten als Gesellschaft. Die Kurativung von Inhalten, das ist ein gutes Stichwort.
Herausforderungen für künstlerische Neulinge während der Pandemie
00:18:52
Speaker
Eine Sache, die ich mich immer wieder frage, ich glaube, das frage ich mich oft in der letzten Zeit, was würde ich jetzt tun, wäre ich, meinetwegen 20 Jahre, würde also
00:19:07
Speaker
in dieser Gemengelage noch den allerersten Schritt in eine Berufsfindung machen müssen. Und das trifft ja in besonderem Maße auch auf den künstlerischen Nachwuchs zu, der im schlimmsten Fall fertig ausgebildet ist seit Sommer 2020 und jetzt
00:19:27
Speaker
Ja, was macht der jetzt gerade? Also wie nimmst du das wahr? Du unterrichtest ja auch und hast da sicherlich bessere Einblicke als ich. Wie steht sich das zur Zeit da mit dem künstlerischen Nachwuchs und was erwartest du da?
00:19:43
Speaker
Also ich unterrichte an der Musikhochschule interessanterweise ja das Fach Orchesterstudien seit sehr langer Zeit und das ist, finde ich, eigentlich ein ganz gutes Beispiel, dass man sich dort auch wirklich Gedanken machen muss, wie sich so ein
00:19:58
Speaker
Unterrichten weiterentwickelt, in dem, naja, in diesem Raum die Studierenden betreten einen kleiner werdenden Markt. Das wissen Sie alle. Das heißt, die Konkurrenz ist sehr groß. Und in den Orchestern, also wenn Orchesterstudien sind ja ein Spezialangebot um
00:20:20
Speaker
nachher die Aufnahmeprüfung, also das Probespiel im Orchester final für sich zu entscheiden. Insofern ein recht wichtiger Wettbewerbsanteil. Aber die Tradition dieser Art von Aufnahmen war über viele Jahre nicht zu brechen. Und durch Corona erlebe ich jetzt eins zu eins, dass mir Studenten sofort sagen Ja, lassen Sie uns doch mal digital Unterricht auch jetzt machen, weil ich habe jetzt beim nächsten Probespiel
00:20:50
Speaker
Nur die Einladung bekomme ich erst, wenn ich ein Video abgeliefert habe. Das heißt, es werden erst mal digitale Ergebnisse gefragt und das gibt es bei internationalen Wettbewerben schon sehr lange.
Digitale Einreichungen für Orchesterproben: Eine neue Ära
00:21:04
Speaker
Aber im Bereich Orchester hatte sich das überhaupt noch nicht rumgesprochen. Da haben sich dann immer doch 10 bis 15 Leute zusammengesetzt und dann irgendwie 30 Leute angehört, ob die ins Hauptprobe-Spiegel lassen werden. Das schenkt man sich jetzt.
00:21:16
Speaker
und sagt, okay, wir sammeln erstmal Videos ein. Also das ist so ein Beispiel von Veränderungen, die garantiert ihre Folgen haben wird. Ich finde ja, wenn man ein gutes Video produziert hat, dann lässt sich das eben auch marketingmäßig noch an ganz anderen Stellen verwerten. Mehrwert steht eigentlich durchs Digitalisieren immer im Bereich PR. Und das muss erstmal begriffen werden. Das haben viele in der klassischen Welt gar nicht so auf den Schirm gehabt.
00:21:46
Speaker
Ja, das ist, ja, ist das was, was aus deiner Sicht unverzichtbar geworden ist.
Mentoring für junge Musiker in der digitalen Welt
00:21:54
Speaker
Wir haben den für mich, finde ich, sehr schönen Begriff Solopreneur, was Kunstschaffende in der Regel immer sind, Einzelunternehmen, Freiberufler, ja, aber das Thema Akquise, das Thema sich selbst darstellen,
00:22:14
Speaker
Da muss sich doch was ändern, oder? So wie es jetzt bislang war. Also ich denke, das ist auch ein Prozess, der ist nur...
00:22:24
Speaker
an jeder Hochschule ein bisschen anders wahrgenommen worden. Ich habe den Blick auf Weimar und auf Leipzig. In Weimar unterrichte ich, wie gesagt, die Orchestrastudien und in Leipzig bin ich aber in ähnlich langem Zeitraum an einem Projekt dabei als Mentor. Also Mentoring habe ich dort kennengelernt, wurde dort eingeladen und finde das eine der wichtigsten Aufgaben mit.
00:22:48
Speaker
sozusagen als Außenstehender nicht im System sein Lehrer oder Berater ist sicher nicht Lehrer gemeint, sondern Mentoring ist ja ein beratendes Element, aus dem freien Beruf heraus Tipps zu geben an die jungen Musiker und Musikerinnen. Und das ist erfreulich, dass sich das in den letzten Jahren gerade in Leipzig so entwickelt hat, dass es die Hochschule selber auch immer mehr
00:23:16
Speaker
versteht, dass sie dort wirklich eine Aufgabe haben, über das Studium hinaus die Leute auch zu betreuen. Das ist etwas, was es vor fünf Jahren oder noch, sagen wir mal, in diesem Zeitraum noch gar nicht so bewusst war, dass auch da Musikhochschulen deutlich mehr Verantwortung ihren Studierenden übertragen.
00:23:41
Speaker
Ja, und einer dieser Hinweise, die du gibst, ist das dann zu sagen, ja, achtet darauf, dass, also sowas wie ein professionelles Video auf einer Webseite ist wahrscheinlich schon mal ein Beginn. Gibt es da so drei, vier Tipps, die du vielleicht jetzt auch loswerden möchtest für diejenigen, die das hören?
00:24:02
Speaker
Naja, also was im Studium ganz wichtig ist, Mitglied der GVL zu werden. Das ist nicht einfach nur ein Verein, der Musiker unterstützt, sondern die geben auch Geld für Kurse und Fortbildungsmaßnahmen. Also da beteiligen die sich meistens zu 50 oder noch mehr Prozent.
00:24:23
Speaker
große Hilfe oder wenn Mentoring besteht, dann kriegt man es auf diesem Weg auch mit, eben auch diese Selbstständigkeit, die möglicherweise direkt nach dem Studium erstmal als, also man weiß ja nicht, ob man irgendwie als Angestellter gleich eine Stelle bekommt oder ob man das überhaupt möchte. Also, dass man da einfach Wege gezeigt bekommt, wie man auf dem Markt mit seinen
00:24:53
Speaker
Ja, auch mit seinen Besonderheiten und persönlichen Dingen sich einen Markt schaffen kann, das finde ich, ist eine sehr wichtige Aufgabe. Die wächst in dem Bereich, zu vermitteln. Ja. Und die, also, naja, wir haben die, ich glaube, ein Unterschied, den ich immer wieder wahrnehme, ist,
00:25:24
Speaker
Alle Aufgaben, die ich täglich erledige, auch wenn ich im Herzen ja Literatin bin, verdiene ich mein Geld mit was anderem, auch was ganz Tolles, aber das, was ich dort tue, ist nicht implikationslos. Ich habe ein Ziel, ich habe eine klare Aufgabenstellung, ich habe eine Deadline, ich habe Aufgaben, die ich in Tasks verwandeln kann und daraus ergeben sich, ergibt sich sehr viel Struktur und es ergibt sich aber auch
00:25:57
Speaker
vor allem in zeitlicher Hinsicht Pflicht. Das hilft mir einerseits natürlich, damit ich mich nicht in Kleinigkeiten verliere. Andererseits vermisse ich manchmal diesen freien
00:26:15
Speaker
Denkraum, in dem Zeit und vor allem ein Meeting keine Rolle spielt. Ich fand es ja wunderbar, als du gerade vorhin den Begriff Meeting verwendet hast, für was ganz anderes als ich das immer verwende. Meine Meetings haben sozusagen ganz sicherlich keine künstlerische Komponente. Würdest du
00:26:37
Speaker
Jetzt einfach mal mit der Versuch, von ganz weit fern drauf zu gucken, sagen, dass Kunst im Unterschied zu anderen gesellschaftlichen Systemen anders tickt?
Kreative Interventionen in Meetings und Kunst
00:26:49
Speaker
Wir sind ja natürlich immer auf der Suche nach dem Blick von der anderen Seite auf die Sache. Also wenn ich von Meetings gesprochen habe, finde ich das ja eigentlich ganz interessant, da nochmal darauf zurückzukommen.
00:27:02
Speaker
Mir war relativ schnell klar, die Leute, die jetzt im Business sind und mit Meetings an die Grenze geführt werden von der Belastung, das habe ich auch von Freunden oder auch von dir natürlich schon ziemlich schnell mitbekommen, wie sie im Lockdown
00:27:18
Speaker
Stundenlang dann ihre Meetings hatten und ich als Künstler habe dann überlegt, wie kann man eventuell das Format eines Meetings künstlerisch mit Interventionen versorgen. Ich glaube, dass da vielleicht auch jetzt noch mal ein bisschen Zeit ins Land geht, bis sich alle sozusagen, bis sich die Systeme neu sortieren. Was ist denn
00:27:39
Speaker
Also als Künstler ist man ja nun auch auf eine Messe eingeladen worden, dort zu musizieren oder etwas anzubieten. Und das wird sich eben im digitalen Raum auch ein bisschen erweitern. Also von der Sichtweise finde ich es ganz spannend, auch immer von ganz anderen Bereichen zu profitieren und zu schauen.
00:27:59
Speaker
Also ich finde es zum Beispiel gerade Improvisation kann helfen, wenn Gespräche geführt werden, die sehr sensible Themen führen, also ob es nun in politischer Bildung ist oder soziokulturellem Kontext, wo man neue Leute Mut macht.
00:28:19
Speaker
dass man dann eben künstlerische Sprachen einsetzt und dort, wo die Sprache sozusagen nicht mehr weiter weiß, dass man den Diskurs künstlerisch sucht. Das finde ich eine Herangehensweise, die durchs Internet auch neue Möglichkeiten zeigt.
00:28:40
Speaker
Ja, Kunst kann alles und muss nichts. Das ist schon die Absichtslosigkeit. Das ist etwas ganz Wichtiges, wo wir natürlich dann immer oft gefragt werden, du bist Künstler, wovon lebst du denn?
00:28:55
Speaker
Es gibt natürlich in Deutschland genügend feste Berufe, wo man als Angestellter auch Künstler sein regelmäßiges Geld verdient, aber im freien Markt ist der Künstler
00:29:11
Speaker
noch mehr darauf angewiesen, dass die Netzwerke auch zu pflegen. Das ist der nächste Gedanke, wo ich auch Digitalisierung als großen Gewinn für die Kunstwelt sehe.
Künstlerische Resilienz als Lektion für die Gesellschaft
00:29:27
Speaker
Wenn man Netzwerk gut betreibt, dann ist ja die Digitalisierung ideal dafür geeignet.
00:29:35
Speaker
Ja, das ist interessant. Ich meine, Netzwerken kenne ich ja auch als eine der Hauptaufgaben. Du hast es schon so ein bisschen angedeutet, lasst euch doch mal auf ein improvisatorisches
00:29:52
Speaker
Modell ein von einem Meeting oder wenn er bei bestimmten Aspekten vielleicht hängt. Also das gibt es ja relativ häufig. Ich würde jetzt denken, 20Blue selber hat das große Glück, dass wir
00:30:08
Speaker
Wir können immer sehr gut voraussetzungslos denken und erlauben uns auch, neu zu denken. Wenn wir feststellen, es ist etwas anders, dann erlauben wir uns, nochmal den Tisch ganz frei zu räumen und neu zu denken. Das ist, glaube ich, auch schon eigentlich ein künstlerisches Herangehen an Themen. Aber wenn du das jetzt mal... Auf jeden Fall kreativ.
00:30:31
Speaker
Ja gut, ich glaube, das ist ja eigentlich auch so. Wir haben einmal eine künstlerische Disziplin, ein Gewerk, wo man sagt, man kann etwas besonders gut, man kann besonders gut malen, man kann besonders gut Cello spielen, man kann besonders gut schreiben. Und dann gibt es aber auch künstlerische Lebensform im Sinne einer kreativen Herangehensweise an Sachen. Das ist, glaube ich, immer zu empfehlen.
00:31:00
Speaker
Ich persönlich empfinde das bei mir auch etwas, was mir erlaubt, mutig zu sein, dass ich keine Angst habe vor einer Veränderung, dass ich keine Angst habe zu scheitern, dass ich etwas, das sich verändert, auch einfach erstmal
00:31:17
Speaker
Ja, also ich persönlich empfinde Veränderungen meistens positiv, aber dass ich es zumindest nicht negativ empfinden muss. Das ist, glaube ich, schon was, was mich natürlich mit meinem persönlichen Hintergrund, ich komme ja im Grunde auch aus einer Künstlerfamilie, sicherlich auszeichnet. Aber gibt es was, was du jetzt sagen würdest? Ich habe ja am Anfang gefragt, was lernen Künstler aus Corona? Was können wir von Künstlern und Künstlerinnen lernen? Gibt es da etwas?
00:31:48
Speaker
Ich denke, diejenigen, die immer schon auf der Suche waren, neue Wege zu finden, werden in dieser Krise nicht die härtesten Situationen erlebt haben, weil das ist ja die Aufgabe, die einem eine Krise stellt, zu schauen, okay, so geht es nicht weiter, jetzt müssen wir einen anderen Weg suchen.
00:32:08
Speaker
Auch in der Kunstwelt gibt es sehr viel Leute, die einfach ihr ganzes Leben vielleicht mit einer Sache sehr gut funktioniert haben, aber wenn die Bühne nicht mehr existiert, dann haben sie, glaube ich, ein sehr großes
00:32:23
Speaker
eine sehr große Schock-Situation hier. Das habe ich ganz stark so erlebt. In den Feeds in meinen Social Media-Kanälen sind natürlich sehr viele Künstlerinnen und Künstler drin. Und wie schlagartig plötzlich die Nachrichten ruhiger wurden, das ist schon beeindruckend gewesen. Aber ich fand es umso spannender, dann zu schauen, wer sind denn diejenigen, die jetzt tatsächlich was draus machen?
00:32:51
Speaker
die Leute, die sich zum Beispiel auch organisieren und politisch, gesellschaftlich versuchen, ihren Weg in dieser Zeit zu gehen und sich für andere einzusetzen, das finde ich auch wieder eine sehr schöne Empfehlung.
00:33:06
Speaker
Ja, also Entwicklung, die, glaube ich, auch nachhaltig sein wird. Corona ist lang genug, dass sich sehr viele sehr intensiv Gedanken machen müssen. Okay, es ist eine Pandemie, die hat es vor 100 Jahren das letzte Mal gegeben.
00:33:24
Speaker
Wenn man genau zuschaut und liest, dann kann das durchaus in meinem Leben noch mal passieren. Ich tue gut daran, eine Haltung einzunehmen, die das Leben mit ein Stück weit einschließt.
00:33:40
Speaker
Ja, ich glaube, es geht dann auch um eine Art Autonomie. Also eine innere und vielleicht auch äußere Unabhängigkeit von bestimmten
Pandemie und persönliche Freiheit: Konfrontation mit staatlicher Kontrolle
00:33:50
Speaker
Strukturen. Also ich glaube, das war ein Schock für viele zu sehen, dass es ganz rabiat anders sein kann. Viele haben den Start auch zum ersten Mal überhaupt gespürt. Du darfst nicht immer rausgehen. Du darfst nicht auftreten. Das macht schon Eindruck, denke ich.
00:34:08
Speaker
Ja, das beeindruckt natürlich aber nicht nur uns Künstler, das ist ja die gesamte Gesellschaft, ist ja in diesem Fall davon beeindruckt gewesen.
00:34:15
Speaker
Ja, ja. Und also eine Sache, die nicht nur wir Zuschauerinnen und Zuschauer uns gefragt haben, sondern sicherlich auch Künstlerinnen und Künstler selber, ist die Frage der Finanzierbarkeit, zum Beispiel jetzt eben dieser eigenen Produktionen im virtuellen Raum. Also es gibt ja Formate wie Patreon und Co., die sind aber ja ähnlich wie zu Beginn des Online-Journalismus.
00:34:45
Speaker
mit den Paywalls auch unbeliebte Formate.
Neue Finanzierungsmodelle für Kunst und deren Akzeptanz
00:34:48
Speaker
Der Konsumismus ist da, glaube ich, noch recht präsent. Ich kann es umsonst gucken, also mache ich das. Und wiederum, wie du schon sagtest, die Finanzierbarkeit der eigenen Kunst ist jetzt nichts, was vom Himmel fällt. Siehst du,
00:35:03
Speaker
Jetzt mal auf diesen einen Punkt hin betrachtet, ganz neue Finanzierungsmodelle, die jenseits des Förderdschungels stattfinden können. Da bin ich realist. Die Entwicklung wird ihre Zeit brauchen, denn das sind Gewohnheiten, die einfach seit vielen Jahren im Internet da sind.
00:35:29
Speaker
dass man gerade was Musik-Streaming angeht sehr vieles, sehr günstig oder sogar umsonst kriegt in hervorragender Qualität.
00:35:39
Speaker
Da werden sich die Dinge ändern, weil, ähnlich betrachte ich das wie bei Zeitungen, die haben eben auch Stückchenweise gelernt, wie sie ihr Publikum oder ihre Kunden erziehen, ihre Leser, dass sie dann doch feststellen, okay, es ist mir wert, einen Tagespass zumindest mal zu kaufen, damit ich diesen Artikel lesen kann. Das wird auch nicht anders in unserem Bereich sein.
00:36:04
Speaker
Also wir müssen, glaube ich, als Künstler und auch als Publikum gemeinsam an Konzepten arbeiten, die das auf verschiedenen Ebenen lösen. Du hast eben Patreon erwähnt, das ist ja schon ein gutes Beispiel, Menschen, Fans, sagt man ja, dazu so zu gewinnen, dass sie sagen, es gefällt mir, was dieser Künstler oder diese Künstlerin
00:36:29
Speaker
und ich unterstütze das mit einem monatlichen Beitrag. Und das wiederum schafft dann eine Finanzierungsmöglichkeit, die dann so ein Grundgehalt vielleicht auch ermöglicht. Bei den Leuten, die das regelmäßig seit Jahren tun, sieht man, dass es diese Möglichkeiten schon gibt. Aber es ist, glaube ich, noch ein großer Lernprozess für alle.
00:36:53
Speaker
rauszufinden, an welchen Stellen man das tut. Ich könnte mir vorstellen, dass ein europäischer Gedanke im Internet, der sich ja nun auch immer mehr
00:37:01
Speaker
Platz macht, dass Europa gegenüber diesem amerikanischen Businessmodell ein eigenes Modell vielleicht auch entwickeln sollte, dass sich da große Chancen wieder auftun können. Ein Gedanke, den ich schon vor einem Jahr eben zu Pfingsten hatte, ist, warum denn eigentlich nicht das Grundgehalt als staatliche Werbehilfe im Internet für jeden
00:37:27
Speaker
für jede Internetseite anbieten.
Französische Initiative zur Förderung kultureller Teilhabe der Jugend
00:37:29
Speaker
Dann hat man also sozusagen den Solopreneur und auch die große Kulturinstitution gleichermaßen gefördert, weil jeder hat seine Internetseite. Das wäre so nur ein Gedanke. Das sind ganz viele Ideen. Eine andere Gedanke in Frankreich, hast du mir erzählt, die 300-Euro-Börse. Die, glaube ich, jungen Leuten. Macron hat die, ich weiß gar nicht, du hattest mir das erzählt.
00:37:55
Speaker
Die haben sich entschieden, 300 Euro jedem Jugendlichen anzubieten über eine App. Da hat man sozusagen ein Guthaben, das man in zwei Jahren aufbrauchen kann und kann es einlösen in Kultureinrichtungen. Und das finde ich toll, wie die Idee, wie einfach sie umsetzbar ist. Da steht ein externer, also ein starker Wunsch dahinter.
00:38:18
Speaker
Freiheit zu geben, sich auszusuchen, was interessiert dich in zwei Jahren, hast du die Chance, wir geben dir Möglichkeiten, daran teilzunehmen. Ja, und man verwendet, das gefällt mir daran, ich habe ja nur zwei Teenager zu Hause, man spricht die Sprache derer, die man erreichen möchte. Es ist eine App und es ist nicht irgendein blöder
00:38:42
Speaker
Papiergutschein in einer Zeitung oder sowas. Ich glaube, das, was du sagst, ist weise. Nächstes Mal spreche ich ja tatsächlich über zeitgemäßen Journalismus im 20 Blue Hour Podcast. Da geht es auch sicherlich nochmal um das Thema Bezahljournalismus oder allgemein Attraktivität von journalistischen Inhalten. Und das hat nun auch bei einer
00:39:11
Speaker
15 Jahre, vielleicht sogar 20 Jahre gedauert, bis man da aus meiner Sicht den Dreh raus hat. Das kann, ich hoffe, im Kulturbereich etwas schneller gehen gerne. Aber ich meine, die berühmten 10.000 Stunden, um Expertin was zu werden, kann schon sein, dass man es
Innovative digitale Kulturerlebnisse für Eskapismus und Bereicherung
00:39:31
Speaker
investieren muss. Aber ich denke, Lukas, das ist ein kluger Gedanke zu sagen,
00:39:35
Speaker
Es ist vielleicht auch eine europäische Initiative, wir sehen das ja auch in anderen Bereichen, dass wenn es gelingt, da Einheitlichkeit reinzubringen und auch aus einem alten Kulturgedanken heraus, denn Kultur braucht das, das ist mir
00:39:54
Speaker
war mir immer schon klar, aber ich finde, das haben ja zum Beispiel auch die Initiativen der Wohnzimmerkonzerte auf Twitter und Co. gezeigt, wir brauchen das ganz dringend, wir müssen Wege haben, das Erhabene zu spüren, das andere anklingen zu lassen, gerade weil wir immer im Meeting und im
00:40:13
Speaker
ökonomischen Denken verhaftet sind. Diese Ausflüchte sind so wichtig. Insofern ist das jetzt auch mein kleines Abschlussplädoyer, dass Menschen wie du, ich finde das toll, als Pioniere vorangehen und auch neugierig und mutig bleiben. Und das möchte ich wirklich
00:40:34
Speaker
Ja, da auch für alle, die das jetzt hören, unterstützt eure Künstlerin, euren Künstler der Wahl, das ist ganz wichtig.
Unterstützung der Künstler und die Bedeutung der Kreativität
00:40:43
Speaker
Also ja, wenn ich diese Botschaft über den Podcast hier vermitteln konnte, dann ist schon viel gelungen. Lukas, das war ein super spannendes, schönes Sonntagnachmittagespräch. Es wird nicht unser letztes bleiben, aber
00:40:58
Speaker
Das hoffe ich. Und ich freue mich sehr, wenn du auch mal wieder auf einer echten Bühne stehen kannst. Ansonsten lohnt es sich auf jeden Fall. Du hast ja auch, das möchte ich jetzt zum Schluss doch nochmal erwähnt wissen, diesen wunderbaren
00:41:14
Speaker
Jingle eingespielt für 20 Blue Hour, unseren Podcast. Das war zum Beispiel ein toller, kleiner Publikumsmoment. Den könnte ich auch, ja, die Freude, die ich da im Herzen gespürt habe, als du sozusagen dein Instrument ausgepackt hast, das werde ich auf jeden Fall nicht vergessen und deswegen danke auch dafür. Ich bedanke mich auch, das hat mir viel Spaß gemacht.
00:41:38
Speaker
Ja, na dann würde ich mal sagen, bis bald. Wie gesagt, der nächste Podcast wird mit Joachim Wittmann, dem Leiter der Berliner Journalistenschule sein zu dem unfassbar spannenden Thema zeitgemäßer Journalismus. Und ich kann aus dem Vorgespräch schon sagen, da kommen werden viele gute und prägnante Ideen kommen, auf die ihr euch freuen könnt.
00:42:09
Speaker
Liked uns, shared uns, sagt uns, was ihr davon haltet. Wir freuen uns über euer Feedback und jetzt einen schönen Tag noch. Bye bye. Tschüss.
00:42:23
Speaker
Und schon ist sie vorbei und schleckt in 30 Tagen wieder. Die Blaue Stunde. 20 Blue Hour gibt es überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und natürlich bei uns. Auf 20.Blue.
00:42:40
Speaker
Also schreibt, liked, shared oder abonniert uns und bis bald!