Einführung in den Phänomics Podcast
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Speaker
Herzlich willkommen zum Phänomics Podcast. Roman Becker, Buchautor, Entdecker des Fanprinzips und Entwickler von Phänomics spricht mit Top-Entscheidern über Kundenbeziehungen, die erfolgreich machen.
Vorstellung von Michael Weber und TIM Group
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Speaker
Ja, liebe Zuschauer, heute freue ich mich ganz besonders auf das Gespräch mit Michael Weber. Michael Weber ist der oberste Strategie- und Marketingentscheider der TIM Gruppe, einem führenden internationalen Lösungsanbieter für Verpackung und Distribution von Waren mit 13 Standorten in fünf Ländern.
Kundenverständnis und zukünftige Herausforderungen bei TIM
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Speaker
Hallo, Herr Weber. Hallo, Herr Becker. Schön, dass wir miteinander sprechen können.
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Speaker
Ja, Herr Weber, seit über 70 Jahren stellt Ihr Unternehmen sehr erfolgreiche Verpackungslösungen her. Heute bieten Sie eine breite Palette verpackungsrelevanter Dienstleistungen an, mit denen Sie quer durch alle Branchen namhafte Kunden bedienen. Aus der gemeinsamen Arbeit wissen wir, dass Sie eine sehr hohe Bandquote haben, also einen sehr hohen Anteil Ihrer Kunden.
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Speaker
sondern auch emotional denken. Machen die das denn? Vor allen Dingen auf den ersten Blick, die mögen es mir verteilen, drüben fällt die Verpackung. Also unser Prinzip ist relativ einfach, weil es ist ein Teil unserer DNA. Der Kunde steht bei uns im Fokus. Und jetzt gibt es natürlich viele Leute, die sagen, ja, bei uns steht der Kunde im Fokus und wir machen alles für den Kunden.
Kundenzufriedenheit und das Fan-Prinzip
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Speaker
Ich glaube, Tim geht noch ein bisschen weiter, weil wir versuchen, den Kunden durch und durch zu verstehen. Wir versuchen, seine Bedürfnisse zu verstehen und diese natürlich zu erfüllen. Und jetzt kommt das add-on, was wir machen. Wir gucken nicht nur, was braucht der Kunde heute, sondern wir gucken vor allen Dingen, was braucht der Kunde morgen. Also wir versuchen, die Herausforderungen, die unsere Kunden haben, vorherzusehen.
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Speaker
Und darauf eben einzugehen und festzustellen, was ist denn morgen gebraucht und das morgen heute schon zu gestalten. Und das ist seit 1949, seit unserer Gründung eigentlich langfristige Unternehmensstrategie, dass der Kunde im Fokus steht. Wir hatten gerade am Wochenende 50 Jahre Casper Brauchsel, unser Werk,
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Speaker
Dort und bevor das Werk überhaupt gebaut waren, waren die Auftragsbücher für dieses Werk voll. Das ist also ein deutliches Zeichen dafür, dass wir den Kunden verstehen, mit dem Kunden in neue Regionen gehen. Und das ist eben Kundenorientierung und langfristiges Wachstum. Und diese Strategie, die spüren nehmen nicht nur unsere Kunden, sondern vor allen Dingen auch unsere Mitarbeiter.
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Speaker
Denn wir versuchen für den Kunden immer die beste Lösung zu machen. Und bei uns ist eben Philosophie. Die Menschen machen die Lösung zur besten Lösung. Das heißt, den Kunden begeistern, indem die Mitarbeitenden begeistert sind. Das ist großer Teil unserer Kundenorientierung und großer Teil unserer Wachstumsphilosophie für Pioniergeist und Innovation. Wow.
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Speaker
haben Sie mir ganz, ganz, ganz viele Stichworte geliefert, die ich gerne nach und nach mit Ihnen besprechen möchte. Erlauben Sie mir aber eine kleine Reminiszenz. Sie waren 2018 ein Speaker auf unserer Fan-Prinzip-Konferenz hier in Mainz und haben diesen Vortrag geschlossen mit den Worten. Wenn Sie noch nicht mit dem Fan-Prinzip arbeiten, dann fangen Sie heute damit an. Inwieweit hat Ihnen das Fan-Prinzip
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Speaker
dabei geholfen, diese Philosophie zu schärfen.
Selbstwahrnehmung vs. Kundenwahrnehmung bei TIM
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Speaker
Denn da war sie ja offensichtlich schon. Denn es gibt ja noch nicht 70 Jahre des Denken in Fernprinzip-Logik. Nee, absolut. Das Fernprinzip haben wir 2014 das erste Mal kennengelernt.
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Speaker
Und fanden das sehr, sehr toll, weil das eben die Brücke ist zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Das ist immer das, was ich auch unseren Vertriebsmenschen erzähle. Es geht nicht mehr um Kundenzufriedenheit, sondern es geht um Kundenbindung, um langfristige Zusammenarbeit, um Loyalität. Und dafür müssen wir eben den Kunden verstehen. Und das, was wir eben bei Kundenzufriedenheit machen,
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Speaker
Das ist, wir schätzen den Kunden ein. Und bei Kundenbindung ist eins der großen Faktoren, die ich schätze am Penn-Prinzip, ist der Wertvolle Abgleich zwischen Selbstanschätzung und Fremdwahrnehmung. Denn ganz oft wissen wir gar nicht, was der Kunde über uns denkt. Denkt er das Gleiche, was wir denken? Wenn ich einen Außendienst frage, dann natürlich weiß er, ob sein Kunde zufrieden ist, also ob die Lieferung pünktlich ist. Aber was ist das Image, was hinterher bleibt? Das ist das, was aus meiner Sicht
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Speaker
das Fanprinzip für uns macht. Es macht einen Abgleich zwischen Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Und zeigt natürlich damit unsere Stärken und Schwächen auf. Und das gilt es zu übersetzen in Chancen und Risiken. Denn es ist ganz wichtig, die Stärken, die wir haben, die müssen wir feiern, auf jeden Fall. Aber die Schwächen, die dürfen wir nicht ignorieren. Und das passiert ganz oft in Unternehmen aus meiner Sicht, die vor allen Dingen nur Zufriedenheit machen. Die gucken sich an, was ist gut.
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Speaker
und ignorieren ihre Schwächen und das Wendprinzip hilft eben dabei, alles zu tun, Stärken zu feiern und Schwächen an denen zu arbeiten und zu optimieren. Können Sie mal aus dem Nähkästchen plaudern, Herr Weber, was ist denn bei diesem Abgleich aus Selbst- und Fremdbild rausgekommen? Was war da für Sie die wesentliche Erkenntnis?
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Speaker
Die wesentliche Erkenntnis war erstmal, dass unsere Kunden uns wesentlich besser wahrnehmen als wir selber. Also unsere Kunden schätzen uns für viele Sachen, die wir gar nicht, die uns gar nicht bewusst waren, weil sie für uns alltäglich sind.
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Speaker
Das ist sozusagen das Positive. Und man konnte deutlich sehen, dass unsere Mitarbeitenden einen sehr, sehr hohen Score hatten. Also sowohl innen als auch Außendienst, das ganze Backoffice, die haben einen sehr, sehr hohen Wert gehabt. Und damit haben wir gesehen, dass eben die Menschen bei Tim die Lösung zur besten
Digitale Interaktionen und persönliche Beziehungen nach COVID
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Speaker
lösen. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, dass wir viele lange loyale Kunden haben, die aber damals, gerade in dem Zeitraum 2014, wo wir es das erste Mal gemacht haben, kurzfristig unzufrieden waren.
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Speaker
Die sind dann oben in dem Quadranten der Gefangenen. Für uns war es sehr gut zu sehen, dass sie loyal gebunden sind, aber dass sie auf der Leistungsebene nicht zufrieden mit uns sind. Und an diesen Leistungsparametern haben wir sehr konsequent gearbeitet und konnten damit unsere Fan-Quote natürlich dramatisch steigern, weil wir sie quasi auf der Achse wieder nach rechts verschoben haben. Das war ein großer Benefit.
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Speaker
Das heißt, gerade in diesem Wechselspiel aus Kunden- und Mitarbeiterperspektive steckt für Sie eine wesentliche Chance.
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Speaker
Jetzt hat sich ja die Welt in den letzten Jahren dank oder wegen Corona, man weiß gar nicht so genau, wie man es sagen soll, doch erheblich verändert. Und das Thema Digitalisierung, vor dem wir ja schon gefühlt viele Jahrzehnte sprechen, ist ja tatsächlich doch in vielen Bereichen auch Wirklichkeit geworden. Wie hat das die Bedeutung dieses Mitarbeiter-Kunden-Kontakt für Sie verändert?
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Speaker
Ehrlich gesagt würde ich sagen, die Bedeutung des Kundenkontaktes ist noch größer geworden.
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Speaker
Das, was weggefallen ist, sind die Ineffizienzen, die Sie haben aufgrund von Reisezeit, aufgrund von Terminen. Denn heute muss man ja sagen, was hat uns Corona gebracht? Sie können heute zwei, drei wunderbare Kundenberatungsgespräche haben, die Sie digital machen, ohne dass Sie einmal durch die Republik fahren müssen. Wenn Sie das früher hatten, dann fahren Sie zwei Stunden zum Kunden, machen dann zwei Stunden Termin, fahren Sie zwei Stunden zurück bis der Tag vorbei. Ein bisschen Vorbereitung, ein bisschen Nachbereitung.
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Speaker
Heute können Sie das wesentlich effizienter gestalten. Sie können Leute situationsbedingt dazuschalten. Sowohl von unserer Seite, auch von der Leverandenseite als auch von der Kundenseite. Dann haben Sie verschiedene Themen in der Agenda und sagen, da tun wir noch den Experten dazu. Da entsteht eine Bindung und ein Miteinander, was glaube ich viel intensiver ist als vor Corona, aber eben digital.
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Speaker
Ich glaube, in Zukunft geht es darum, eine richtige Mischung zu finden. Was macht man digital? Was macht man persönlich? Was sind vielleicht auch hybride Modelle? Da lernen wir wahnsinnig viel. Und gleichzeitig lernen wir, dass unser Kunde immer mehr im Fokus steht und eben die beste Lösung nur gemeinsam entsteht.
Anpassung an Remote-Arbeit während der Pandemie
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Speaker
Die entsteht nicht von einer Seite, die entsteht immer nur gemeinsam. Das sind unsere Mitarbeitenden, die hier hart daran arbeiten. Das sind die Mitarbeitenden. Okay.
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Speaker
Klingt jetzt ganz schön einfach, wenn man sich überlegt, dass Sie ja vermutlich Menschen beschäftigen, die es über Jahre, vielleicht Jahrzehnte, Sie haben ja auch eine sehr hohe Treue unter Ihren Mitarbeitern, die also viele, viele Jahre es gewohnt waren, persönlich vor Ort mit dem Kunden zu reden. Und jetzt auf einmal bestand die Notwendigkeit, über diese digitalen Kanäle miteinander zu kommunizieren. War das wirklich so einfach?
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Speaker
Wie haben Sie die Mitarbeiter denn da mitgenommen? Ich glaube, einfach war das für niemanden. Aber es ist so ein bisschen so, wenn sie sagen, wir müssen uns transformieren und sie hätten das geplant, dann hätten sie erst mal ganz viele Gründe gehabt, warum das nicht geht. Und sie hätten auch gewusst, dass sie eine Planungsphase brauchen und die IT hätte ganz andere Anforderungen gehabt, wenn das aber über Nacht kommt.
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Speaker
Weil ein Virus kommt, den niemand vorhergesehen hat. Wenn gesetzliche Bedingungen kommen, wo sie den Kunden einfach nicht mehr besuchen dürfen, dann sind sie viel schneller, dann sind sie viel agiler und dann gibt es diese Hürden im Kopf nicht, weil dann müssen sie es machen, dann gibt es keinen Rückweg.
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Speaker
Und ich glaube, von unserer Seite aus, wir haben unsere Mitarbeitenden sehr gut darauf vorbereitet, weil bei uns gab es zum Beispiel mobiles Arbeiten, gab es schon bald vor Corona. Das war bei uns schon gang und gäbe, sicherlich nicht in dem Stil, in dem wir das zu Corona gesehen haben, aber das ist bei uns schon sehr, sehr lange so gewesen. Das ist eben auch DNA unseres Familienunternehmens. Wir haben eine hohe Innovationskraft und einen hohen Pioniergeist und wir sind mutig, auch Sachen umzusetzen.
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Speaker
Und dann geht es eben darum, Menschen gut zu begleiten. Und aus unserer Sicht haben wir sehr, sehr schnell einen Krisenstab gehabt, der über alle unsere Standorte agiert hat. Also wir haben sehr klar zentrale Leitlinien gehabt und Richtlinien, die uns geholfen haben, in der Pandemie sehr schnell und besonders zu reagieren.
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Speaker
Und damit den Mitarbeitern noch Sicherheit gegeben haben. Denn alles, glaube ich, das Wichtigste, was man gerade in der Anfangszeit von Corona machen musste, ist Stabilität geben. Den Leuten klar zu sagen, wir haben einen Plan. Wir wissen, wie wir damit umgehen. Wir wissen ja alle auch private Herausforderungen, wir haben geschäftliche Herausforderungen. Aber wir helfen euch dabei, beides zu kombinieren. Wir geben euch eine Perspektive für private Herausforderungen durch mobiles Arbeiten, Flexibilität am Arbeitsplatz.
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Speaker
Und wir geben eine berufliche Perspektive, indem wir sehr klar gesagt haben, wo ihr Reise hingeht. Ich glaube, das hat am Ende geholfen. Und wenn Sie dann noch auch die loyalen Mitarbeiter treffen, die wir haben, dann gehen wir alle die extra Meile in dieser Zeit, weil Sie wissen, Sie bekommen das auch von den Familienunternehmen und speziell von der Familie Tim als Gesellschafter Familie auch zurück. Klingt nach einem ziemlich überzeugenden
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Speaker
Modell, das heißt im Grunde sagen Sie, Virus bei all dem Schlimmen, was es mit uns gemacht hat, war es doch ein exzellenter Beschleuniger dieser Prozesse, waren wir im Grunde so im kuckischen Prinzip, die Hilfe verbrannt hat und einfach nicht mehr zurück konnte. Das hören wir tatsächlich recht oft.
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Speaker
Vielleicht kommen wir noch mal ein bisschen grundsätzlicher auf die Gedankenwelt des Fanprinzips zurück und auf die Frage, was sie da so besonders machen. Also was wir jetzt schon verstanden haben, ist, dass die Mitarbeiter da eine wesentliche Rolle spielen. Wir wissen von den Fans, dass sie das, was sie als Fans macht, immer und immer wieder erleben wollen. Also dass es darum geht, Passungen zu zentralen Bedürfnissen herzustellen und die für die Kunden immer wieder erlebbar zu machen.
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Speaker
Bedienen Sie ja teilweise mit Ihrem Angebot im Bereich Verpackung, präsentieren, drucken, digitalisieren. Recht unterschiedliche Kundengruppen mit vermutlich auch recht unterschiedlichen Firmen. Wie kriegen Sie das unter einen Hut?
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Speaker
Das ist eine gute Frage und Sie sagen das. Wir verpacken für Kunden, wir präsentieren für Kunden, wir drucken für Kunden, wir digitalisieren für Kunden und all diese Kunden sind irgendwie anders. Speziell die digitalen Kunden sind natürlich ganz andere als die klassischen Kunden. Und trotzdem haben wir ein verbindendes Element. Das ist unsere DNA. Das ist die Marketing, die einen Leistungsversprechen an alle unsere Kunden hat.
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Speaker
Das ist Innovation, das ist Wachstum, das ist Flexibilität und Sicherheit. Und diese vier Werte, die sind für alle unsere Kundengruppen gleich. Das ist das Stichwort Passung, was Sie gesagt haben. Wir suchen Kunden, die Innovationskraft brauchen. Die sagen, ich möchte auch mutig sein, ich möchte weitergehen. Ich brauche jemanden mit Pioniergeist, der mit Zeit fließt.
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Speaker
Die suchen aber gleichzeitig auch Sicherheit und das steht ja ganz oft im Konflikt, wie will man die Kooperationskraft und Sicherheit zusammenbringen. Aber die müssen eben wissen, dass wir allein auch durch unsere Unternehmerfamilie, die Familie Tim, eine wahnsinnige Sicherheit mitbringen in den Unternehmensfortbestand, in Investitionen, in Wachstum, in all das, was wir tun. Wir bringen wahnsinnig viel Sicherheit mit, auch über loyale Beziehungen zu Lieferanten und Partnern.
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Speaker
Und das verbindet unsere Kunden das Leistungsversprechen der Marke Tim. Und auf der anderen Seite, Sie haben es gerade gesagt, die Mitarbeiter sind bei uns ein Schlüssel zum Erfolg. Wir haben sehr klar definierte Werte für Führung und Zusammenarbeit. Jeder Mitarbeiter weiß, was er von Tim bekommt und was Tim von ihm erwartet. Und auch das verbindet unsere Kunden, weil die das spüren. Die wissen, dass die Tim Mannschaft in eine Richtung steht, nämlich Kundenbedürfnisse nicht nur zu erfüllen, sondern eben auch die zukünftigen vorherzusehen.
00:14:12
Speaker
Und das macht uns aus und das lieben unsere Kunden. Und diese Kunden suchen wir natürlich auch. Wir suchen genau diese Kunden, die diesen Anspruch haben, durch uns ihr Business weiter zu entwickeln. Das ist ein Teil unseres Angebots. Okay. Heißt das denn im Umkehrschluss auch, dass Sie zu Kunden sagen, nein, wir sind nicht der Richtige für dich?
00:14:34
Speaker
Ja, das heißt es auch. Wir sagen das sicherlich nicht so konkret, aber wir zeigen auch, wo unsere Stärken sind. Und wir sagen auch, wo unsere Schwächen sind. Und es gibt Kunden, die ein spezielles Bedürfnis haben, zu denen wir schon sagen, dieses Bedürfnis können wir dir nicht erfüllen. Das kann dir ein Wettbewerber besser erfüllen.
00:14:56
Speaker
Diese Bedürfnisse können wir gut erfüllen. Wenn du nur dieses eine hast, dann sind wir nicht der richtige Partner. Und ich glaube, es ist fair für beide Seiten zu sagen, was man kann und was man nicht kann. Weil Sie wissen das selber, wenn Sie ins Ben-Prinzip gucken, nichts ist schlimmer als einen Gegnerkunden zu haben, der unzufrieden mit Ihnen ist. Und wenn Sie das vorher schon wussten, dann sollten Sie das nicht tun.
Innovationsförderung und Kundenkooperation bei TIM
00:15:20
Speaker
Stimmt. Die Gegnerkunden, das ist immer etwas, worüber man gerne stolpert. Gucken wir mal in die Diagonale im Fan-Portfolio, nämlich zu den Fans, von denen Sie ja ganz viele haben. Es könnte mir ja die Logik des Fan-Prinzips umdrehen und sagen, wir machen nicht nur gut Fans, sondern wir machen Fans auch zu profitablen Kunden.
00:15:42
Speaker
Was tun Sie denn, um das enorme Potenzial Ihrer vielen Fan-Kunden vielleicht für sich als Themen noch intensiver zu nutzen? Also von Ihnen haben wir gelernt, dass die Fan-Kunden sowieso erstmal die profitableren Kunden sind. Das ist ja genau die Idee, über die Bindung der Kunden auch die Profitabilität herzustellen. Was machen die mit Ihnen? Es ist aus meiner Sicht auch
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Speaker
am Ende, wenn man es dann hat, sehr, sehr einfach, weil die gehen einfach Wege mit Ihnen. Die entwickeln neue Produkte mit uns gemeinsam, die entwickeln neue Ideen mit uns gemeinsam. Und diesen Entwicklungsschritt, für den sind natürlich beide Seiten sehr dankbar.
00:16:23
Speaker
Und diese Dankbarkeit führt eben dazu, dass man eine loyale Kundenbeziehung hat, auch eine langfristige Kundenbeziehung hat. Und gerade jetzt in den Zeiten, wo Kosten explodieren, wo Rohstoffknappheit herrscht, da geht es natürlich darum, diese loyale Kundenbeziehung auf beiden Seiten zu nutzen, aber gleichzeitig auch nicht zu strapazieren. Das heißt, wir tun alles, was wir können, um Liefersicherheit für unsere Kunden darzustellen. Das ist unser großer Auftrag jeden Tag. Und auf der anderen Seite
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Speaker
stellen wir so auch sicher und erwarten das auch von unseren Kunden, dass wir ein Gleichgewicht zwischen Kosten, Preisgefüge und Liefersicherheit und allen anderen Benefits haben. Und das kriegt man mit den Fan-Kunden sehr, sehr gut hin, weil die haben dafür ein Verständnis.
00:17:07
Speaker
Heißt das, dass Sie, um dieses Versprechen der Innovation, der Innovativität zu erfüllen und auch vielleicht diesen fast schon waghaltigen Blick in die Glaskugel, wir wissen schon, was der Kunde morgen will, dass Sie da aktiv und gezielt auch Ihre Fernkunden mit einbinden und nutzen? Ja, absolut. Bei uns gibt es ein Credo für Innovation, keine Innovation ohne Kunden.
00:17:33
Speaker
Wir gehen also nicht hin, setzen uns hier unten in die Entwicklung und unser stilles Kämmerchen und überlegen, was könnte eigentlich morgen passieren, sondern wir reden ganz, ganz viel mit unseren Kunden. Und das ist eben die Komponente vorhersehen. Sie müssen erst mal wissen, was macht der Kunde selber? Was plant er denn? In welches Land geht er vielleicht? Welches Produktportfolio baut er neu auf?
00:17:55
Speaker
Es ist Veränderungen im Markt. Und das analysieren wir, das sind der Fragen. Und dann stellen wir uns die Frage, okay, wenn unsere Kunden in zwei Jahren das und das tun, was bedeutet das für die Supply Chain? Was bedeutet das für unseren Anteil der Verpackung? Dann überlegen wir uns was und dann gehen wir zurück und sagen, also beim letzten Mal haben wir das und das gehört. Das bedeutet für uns die und die Entwicklung und das glauben wir ist, das ist unser Benefit.
00:18:20
Speaker
Und dann gucken die uns mit strahlenden Augen an und sagen, ihr habt zugehört, das ist toll, das ist genau der richtige Weg, lasst uns mal gemeinsam darüber nachdenken, wie wir das weiterentwickeln können.
Mitarbeiterengagement und Firmenkultur im Fokus
00:18:30
Speaker
Denn auch unsere Kunden B2B haben natürlich Kunden und die haben auch Anforderungen und die müssen sie auch erfüllen. Und wir müssen uns die Frage stellen, wie können wir dazu beitragen, dass unsere Kunden die Anforderungen ihrer Kunden erfüllen?
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Speaker
zuhören, also höre ich raus, spielt da eine wesentliche Rolle. Das heißt, Sie haben einen ganz speziellen Typus an Mitarbeitern im Kundenkontakt. Jetzt erleben wir ja nicht gerade nur durch Corona, wie knapp die Ressource Mensch wird. Wie nutzen Sie dann das Potenzial, dass Sie im Grunde sich durch diese enormen Fanquoten erarbeitet haben, um an besonders attraktive Mitarbeiter zu arbeiten? Spielt das da eine Rolle?
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Speaker
Ja, vor allen Dingen spielt das die vorgelagerte Rolle, wenn Sie als Unternehmen, und das haben wir auch von Ihnen gelernt, als wir das FAN-Prinzip eingeführt haben, nur Mitarbeiter, die FANs sind, können auch Kunden zu FANs machen. Das ist ein zentraler Satz, den ich glaube ich auf der ersten FAN-Konferenz, auf der ich war, gehört habe. Nur FANs können Kunden zu FANs machen.
00:19:42
Speaker
Und das hat natürlich auch was mit Arbeitgeberattraktivität und wie wir mit Menschen und Mitarbeitern umgehen zu tun. Wir müssen sie auch begeistern. Wir müssen sie begeistern für die Ideen, die wir haben. Wir müssen ihnen aber auch den Rückhalt geben, dass sie Flexibilität leben können, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse auch erfüllen können. Und wir hatten das vorhin bei der Corona-Pandemie. Wenn sie Menschen im Turnstadium alleine lassen,
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Speaker
dann lassen die sie auch allein. Wenn sie die aber begleiten, wenn sie denen aufzeigen, wir finden gemeinsame Lösungen, weil wir müssen für das Unternehmen da sein und natürlich auch für die Familien unserer Mitarbeitenden. Wenn sie das in Einklang bringen,
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Speaker
Und dann auch noch ein wunderbares Familienunternehmen sind und kein Großkonzern, wo es nur um Personalnummern geht, sondern wo es wirklich darum geht, dass jeder noch jeden kennt, wo die Unternehmerfamilie aktiv im Unternehmen sich einbringt und Flagge zeigt und das Thema Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eben ganz stark im Fokus steht. Dann trägt das alles dazu bei. Dann machen sie aus Mitarbeitenden Fans und die machen dann aus ihren Kunden Fans.
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Speaker
Das ist natürlich ein großer Anspruch, wenn ich mir überlege, dass Sie an 13 Standorten in fünf Ländern tätig sind und vermutlich Wachstumsziele haben. Dann ist irgendwann vielleicht der Arm des Inhabers auch irgendwann nicht mehr lang genug. Inwieweit hilft Ihnen denn diese DNA, von der Sie gesprochen haben?
00:21:16
Speaker
um unseren Corporate Spirit auch hochzuhalten und wo stößt es mittlerweile auch an kulturelle Grenzen? Ja, natürlich der Arm der Gesellschaft, der ist dann, wird er irgendwann zu kurz. Ich meine, wir haben ein sehr klares Wachstumsziel, bis 2030 wollen wir unseren Umsatz verdoppeln. Das ist schon ein großer Anspruch, auf dem Weg sind wir im Moment und
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Speaker
Aus unserer Sicht, aus Sicht eines Familienunternehmens geht das nur mit einer sehr klaren und einfachen Wertestruktur. Und wir verpacken das in zwei Begriffe. Wir haben den Begriff Hi-Pack und People. Und Hi-Pack, das ist unser Leistungsversprechen an den Kunden. Das ist der Anspruch an die beste Lösung. Wir machen dem Kunden die beste Lösung, basierend auf seinen Bedürfnissen, auf seinen Antworten.
00:22:11
Speaker
Und People, das ist eben die Menschen bei Tim, denn die machen die Lösung zur besten Lösung. Die Menschen bei Tim machen uns zum erfolgreichsten Familienunternehmen dieser Zeit.
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Speaker
Und da passen eben unsere Leistungswerte dazu, auf der Markenseite, aber eben auch unsere Werte für Führung und Zusammenarbeit. Und hier an der Stelle als Management-Team stellen wir natürlich sicher, dass diese Werte überall im Unternehmen gelebt werden. Es geht bis dahin, dass wir gruppenweit eine Dudeskultur haben, denn wir sind ein sehr, sehr menschlich nahes Unternehmen. Wir sind sehr nahe beieinander. Und diese Dudeskultur hilft, viele Herausforderungen gemeinsam zu lösen.
00:22:51
Speaker
Also funktioniert über die Grenzen von Ländern und Kulturen hinaus? Absolut. Natürlich, wenn Sie angucken, wir haben ja auch vier Standorte in Zentral-Osteuropa und einen in Frankreich.
00:23:10
Speaker
also aus der deutschen Grenze hinaus. Die Kulturen sind da schon noch mal ein bisschen anders in jedem Land. Trotzdem sind wir sehr eng im Austausch mit den Führungskräften, die dort vor Ort sind. Und die Wertestruktur ist trotzdem die gleiche. Also die Tim-Werte gelten an jedem Standort und werden auch regelmäßig geschult und natürlich mit den Workshops und Mitarbeitenden besprochen, ob die auch eingehalten werden.
00:23:36
Speaker
Parallel dazu treffen wir uns einmal im Jahr, nächste Woche ist es wieder soweit, mit allen Führungskräften der Teamgruppe, das sind ungefähr 150 Führungskräfte, zu den sogenannten Leadership Inspiration Days, wo wir darüber reden, was bedeutet denn Leadership? Wie inspirieren wir denn unsere Mannschaft? Wie machen wir ihnen klar, was wir vorhaben? Und das eben auch gruppenweit.
00:23:59
Speaker
und an allen Standorten, denn wir wollen überall die gleiche Botschaft, wir haben überall die gleichen Ziele und wir wissen, dass wir nur gemeinsam wachsen. Nur gemeinsam geht das und jeder hat seinen Puzzle-Stein in dem großen Gebilde der Tim-Gruppe.
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Speaker
Und jeder ist wichtig. Ich glaube, das ist auch ganz, ganz wichtig. Wir dürfen nicht davon reden, dass wir eine Zentrale hier in Nordheim haben, in Deutschland, die der Nabel der Welt ist. Nein, uns muss ganz bewusst sein, dass jeder einzelne Standort ein sehr, sehr wichtiges Puzzlestück der Tim-Gruppe ist und dass jeder zum Erfolg beiträgt.
Nachhaltige Praktiken und Klimaneutralität bis 2030
00:24:30
Speaker
Und ich glaube, diese Wertschätzung jedes einzelnen Standorts ist es dann auch, wie eine gemeinsame Kultur über die Gruppe in Menschheit.
00:24:38
Speaker
Das würde ich gerne noch mal in Richtung eines Themas, was man vielleicht als Megatrend auch bezeichnen kann, hinterfragen, nämlich das Schichtwort Purpose, also die Idee, dass Menschen immer mehr nach Sicht gestürmt sind. Und jetzt haben Sie mit dem Thema Verpackungen ja so ein ambivalentes Thema, was ja auch sehr stark im Kontext von Nachhaltigkeit
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Speaker
Wie bauen Sie Ihren Menschen hier die Brücke, um zu sagen, wir leisten hier einen wertvollen Beitrag? Grundsätzlich haben wir einen riesen Vorteil. Unser Rohstoff Wellpappe ist erst mal nachhaltig an sich. Unser Grundrohstoff ist natürlich Papier. Papier ist Holz. Es ist erst mal ein sehr, sehr natürliches Produkt. Was wir aus unserer Sicht ist erst mal passeen nachhaltig.
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Speaker
Und das ist gut. Das ist wirklich wichtig. Denn was haben wir mit Whale Puppet? Wir haben einen nachwachsenden Rohstoff. Wir haben ein funktionierendes Kreislaufsystem weltweit, aber speziell in Deutschland und Europa. Und wir haben ein vollständig recyclables Produkt.
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Speaker
Unsere Recyclingquoten mit unserem Produkt sind extrem hoch. Die sind in Deutschland weit über 85 Prozent. Und damit stellen wir die Kreislauffähigkeit unseres Produktes sicher. Also wenn wir über Nachhaltigkeit reden, reden wir ganz oft über Cradle to Cradle.
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Speaker
Das haben wir in der Wellpappe sehr, sehr gut, denn alle unsere Partner sorgen dafür, dass sich der Kreislauf schließt. Und so wird aus jeder Verpackung, die wir irgendwo hinliefern, hinterher wieder wertvoller Rohstoff für die Papiererzeugung und damit wieder die Basis für unser Produktwellpappverpackung.
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Speaker
Wenn man sich das anguckt, dann können wir jede Faser mindestens 21 Mal wiederverwenden. Das heißt, sie wird mindestens 21 Mal recycelt. Das heißt, auf jeder Verpackung steht, wir sehen uns wieder. Das ist ein sehr positives Grundgefühl.
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Speaker
Und damit sehen wir auch, dass wir eine sehr klare Antwort haben auf den Trend der Nachhaltigkeit, denn wir sehen das in verschiedenen Studien. Ich bin auch im Verband der deutschen Webhub-Industrie aktiv, wo wir viele Studien machen zum Thema Verbraucherforschung. Verbraucher fordern nachhaltige Verpackungslösungen und da ist Webhub tatsächlich die erste Wahl.
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Speaker
Auch im Bereich Lebensmittel sehen wir das. Wenn wir früher noch viele Obst- und Gemüseschalen aus Kunststoff hatten, sind die heute papierbasiert, oftmals Wellpappe. Und das ist das ganze Thema Plastik-Substitution. Wir sehen aus einer Studie sehr klar, dass wir ungefähr 20% der Plastikverpackungen durch Wellpappe und papierbasierte Verpackungen ersetzen können.
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Speaker
Und dementsprechend haben wir erfolgreiches Wirtschaften, was im Einklang geht mit nachhaltigen Wirtschaften. Denn unser Produkt, wie gesagt, ist nachhaltig, macht uns wirtschaftlich erfolgreich und unsere Kunden, und das ist gut. Und das ist natürlich auch was, was unsere Mitarbeitenden sehr, sehr schätzen. Denn heute müssen sie sich ja wirklich die Frage stellen, in welcher Industrie möchte ich denn leben und arbeiten?
00:27:44
Speaker
Und damit haben wir erstmal einen sehr, sehr positiven Impact auf unsere Umwelt. Und das ist uns sehr, sehr wichtig. Gleichzeitig dürfen wir uns natürlich als Timmengruppe nicht auf unseren Rohstoff ausruhen. Wir dürfen jetzt nicht sagen, aber unser Rohstoff ist ja nachhaltig und der Rest kommt schon von ganz alleine. Nein. Als verantwortungsvolles Familienunternehmen gucken wir natürlich auch, dass wir nachhaltig mit unseren Rohstoffen
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Speaker
Wir haben zum Beispiel für die bedruckten Verpackungen sehr intelligentes Restfarbmanagement, wo fast 100 Prozent der Farben wiederverwendet werden, indem sie neu gemischt werden und weiterverwendet werden. Wir versuchen jeden Tag unsere Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten, unter anderem ein wichtiger Baustein, dass wir jetzt seit knapp zwei Jahren Grünstrom im Einsatz haben.
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Speaker
an unseren Standorten und das eben besser machen. Und im Rahmen unserer Strategie 2030 haben wir gesagt, wir möchten in 2030 klimaneutral produzieren. Das ist unser großer Anspruch und das ist unsere Ergänzung hin zu unserem nachhaltigen Rohstoff, den wir sowieso schon haben. Und das macht Mitarbeiter stolz und lässt sie sich natürlich mit unserem Produkt identifizieren. Und ich glaube, dass wir da einen guten Beitrag auch wirklich leisten können.
Zukunftsvision von Michael Weber für TIM
00:28:58
Speaker
Ja, Mensch, also der Blick in die Zukunft ist ja eine Ihrer großen Stärken, deswegen würde ich gerne mit Ihnen zum Abschluss dieses sehr spannenden und ich finde auch sehr erkennungsreichen Interviews nochmal den Blick nach vorne wagen, mit der bitte so ganz kurze, prägnante Antwort. In zehn Jahren ist die TIM-Gruppe ein.
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Speaker
immer noch sehr erfolgreiches Familienunternehmen, was seinen Umsatz verdoppelt hat und eben die Mitarbeitenden sehr, sehr stolz sind auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. In zehn Jahren wird das Thema Kunden zu Fans uns so intensiv begleitet haben, dass es nicht mehr nur ein Projekt ist, sondern Unternehmensphilosophie. In zehn Jahren ist Verpackung, wie wir sie heute kennen, immer noch vorhanden, aber deutlich nachhaltiger und volumenoptimierter. In zehn Jahren ist
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Speaker
Highpack bei Tim. Immer noch der Anspruch an die beste Lösung, der durch die Mitarbeitenden geschaffen wird. So und ganz persönlich in zehn Jahren bin ich Michael Weber. Immer noch stolz drauf Teil der Tim-Unternehmungsgruppe zu sein. Wow! Ah, Weber, ganz lieben Dank für diesen sehr spannenden und intensiven Austausch und den Einblick in die Philosophie von Tim und auch, ich finde,
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Speaker
authentischer Markenbotschafter. Man merkt, dass das wirklich auch lebt. Der Manager, die Führungskraft ist ja da für die Mitarbeiter und ich kann mir gut vorstellen, dass sie da auch persönlichen Beitrag dazu leisten. Ganz lieben Dank. Ich danke auch. Hat sehr viel Spaß gemacht.