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8 Plays1 month ago

Diese Folge ist ein Plädoyer für Frustration. Mach dir Lust auf Frust, so ein Zitat von Torsten Groth. Klingt absurd und überhaupt nicht erstrebenswert? Wir kneten das Thema und kommen zum Schluss: Sogar notwendig.

Schreibt uns Anregungen und Fragen: konflikte@kellerkinder.online

Lesematerial:

Eidenschink, Klaus (2024), Das Ver(un)sicherungsbuch – Warum das Gute auch schlecht ist. Für Coaches und andere Mutige

Bild: Nils Gilleßen

Musik: Jan Lagowski

Transcript

Einführung und Vorstellung des Podcasts

00:00:05
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu Konflikte in kleinen Dosen mit den Kellerkindern Alina Jenßen und Lisa Zenker. Willkommen.

Jährliches Motto: 'Living Contradictions'

00:00:12
Speaker
Anlässlich des neuen Jahres 2025 ist eingeläutet. Habe ich Lust mit euch eine kleine Geschichte zu teilen, denn ich mache jedes Jahr keine Vorsätze, sondern für mich gibt es immer so Jahresmotos und interessanterweise vergesse ich die dann auch unterjährig und dann zum nächsten Silvester schaue ich zurück und irgendwie hat sich das dann doch wieder erfüllt.
00:00:35
Speaker
Und dieses Mal hat es ganz gut in unsere Podcast-Folge gepasst, denn mein Motto für 2025 heißt, Widersprüchlichkeiten leben. Anlässlich von den gesellschaftlichen Begebenheiten und Ereignissen, die uns bevorstehen, mit Trump, der zum zweiten Mal an die Macht kommt, einer Neuwahl in Deutschland,
00:01:00
Speaker
Es ist glaube ich, tue ich da ganz gut, für mich Meinungspluralismus zu halten und wie gesagt Widersprüchlichkeiten zu leben. Mal gucken, wie mir das gelingt. Ich bin gespannt, halt mich auf dem Laufenden.

Erwartungen vs. Realität in Konflikten

00:01:17
Speaker
Für mich bedeutet es auch, dass
00:01:20
Speaker
meine Bedürfnisse bzw. so wie ich die Welt gerne sehen möchte oder wie sie sich entwickeln sollte nach meinen Werten und nach meinen Vorstellungen, dass es so nicht eintritt zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit und ich dementsprechend eine Form von Frustration
00:01:41
Speaker
erfahren werde und die integrieren darf, wie auch immer das aussieht. Und darum wollen wir uns heute mal unterhalten, weil viel in Konflikten ist es ja so, dass wir Erwartungen haben an andere Menschen, an Situationen und die dann enttäuscht werden und das zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch mit einer Frustration oder mit blöden Gefühlen einhergeht.
00:02:10
Speaker
Und da haben wir Lust, mal hinzuschauen. Genau. Und in der Einfolge Klartext haben wir ja schon den Einstieg gemacht zum Thema Bedürfnisse und Strategien. Das waren ja so die beiden Schlagwörter. Und anknüpfend daran wollen wir jetzt nochmal darüber sprechen, wie wir das eigentlich machen, Bedürfnisse wahrzunehmen und zu frustrieren, wie du ja gerade schon gesagt hast, und darin
00:02:35
Speaker
steckt ja auch, dass wir eben die Bedürfnisse nicht erfüllen in dieser Frustration.

Bedürfnisse erkennen und Emotionen verarbeiten

00:02:41
Speaker
Und dass es einfach, wenn wir Gesellschaft leben wollen und Gemeinschaft leben wollen, nicht möglich ist, uns jedes Bedürfnis zu jeder Zeit zu erfüllen. Und dass es wichtig ist, auch mal zurückzustecken und dass das auch ein Teil ist, den wir lernen dürfen auf dem Weg zum Erwachsensein.
00:03:03
Speaker
Genau, und für mich geht es da auch gar nicht so sehr, um das irgendwie aushalten zu müssen. Aushalten ist immer mit so einer Anspannung oder ich ziehe gerade die Schultern so hoch. Also das klingt für mich immer so nach Krampf und Schwierigkeit. Und darum geht es, glaube ich, nicht. Also das machen wir viel zu häufig und darum geht es, glaube ich, exakt nicht, sondern eher, um das wahrzunehmen.
00:03:33
Speaker
Und auch die Gefühle, die damit einhergehen, zu spüren und zu fühlen. Du hast mal so schön gesagt, jede Träne, die nicht geweint wird, stellt sich hinten an. Darum geht es, glaube ich, auch.
00:03:47
Speaker
Und dadurch, dass wir eben nicht immer unsere Bedürfnisse erfüllen können, was so oft da draußen auch programmiert wird, also jederzeit geht es darum, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Und wir finden, darum geht es exakt nicht, sondern zu lernen.
00:04:05
Speaker
dass es eben auch sehr häufig nicht dazu kommt. Ich zwar merke, oh, ich brauche jetzt Nähe oder Kreativität oder Erholung und ich aber auch sehe, wie gerade mein Leben ist und es mir eben nicht herstellen kann.

Kommunikation und Gemeinschaft trotz unerfüllter Bedürfnisse

00:04:23
Speaker
Und ich glaube, damit wollen wir auch einen Unterschied machen, indem wir sagen, dass was
00:04:28
Speaker
propagiert wird, ist richtig und wichtig, aber es ist auch total wichtig, die eigenen Gefühle erstmal wahrzunehmen. Das ist ja auch in unserer Gesellschaft irgendwie ein Thema, ein wichtiges Thema, das zu lernen, für uns Gefühle wahrzunehmen und sie zu erfüllen mit Strategien, die angemessen sind. Und aber in diesem Fall wollen wir den Unterschied machen,
00:04:53
Speaker
Wie können wir in der Gemeinschaft leben? Wie können wir den Diskurs wieder heben? Wie können wir Kommunikation wieder in Gang bringen? Und dafür, glauben wir, ist es wichtig, da noch mal hin zu gucken.
00:05:07
Speaker
Ja, absolut, es ist eine Gleichzeitigkeit. Also es ist noch mal eine andere Option, wie gehe ich mit meinen Bedürfnissen um. Neben erfüllen und verhandeln. Es ist eben auch die Frustrierung. Und was ja oft oder was ich sehr oft beobachte, auch so im Miteinander, ist, dass Menschen sehr schnell daran sind, etwas in Kontakt zu bringen.
00:05:33
Speaker
Also sehr schnell irgendwie, ich brauche das oder mir geht es nicht gut, mach mal, dass es besser wird. Also sehr schnell die anderen mit einladen, sehr oft keine Einladung, aber ich formuliere es mal so, einzuladen, die eigenen Bedürfnisse mitzubefriedigen.
00:05:54
Speaker
Und ich finde, das hat Klaus Eidenschenck ganz cool in seinem Buch, das Verunsicherungsbuch, eine kleine Lesempfehlung hier nebenbei, beschrieben, wie die innere Konflikt, was es ja de facto ist, wenn ich Bedürfnis wahrnehme, was ich gerade nicht befriedigen kann, ist es ja ein innerer Konflikt, mit dem ich mich da, ja, den ich da bewege,
00:06:20
Speaker
Und diesen, wenn ich die unguten Gefühle, die der damit auslöst, also ist ja vielleicht eine Angst oder, wie ich schon gesagt habe, eine Frustration oder auch eine Wut oder vielleicht kommen auch andere Gefühle hoch, eine Traurigkeit, wenn ich dieses Bedürfnis nicht sofort befriedige, das nicht aushalten zu können und das nicht halten zu können und das nicht integrieren und leben zu können, sondern da eher sofort in den Kontakt zu gehen und zu sagen, bitte hilf mir, mein Bedürfnis zu befriedigen.

Emotionen im Erwachsenenalter managen

00:06:49
Speaker
Ja, total. Und ich finde das auch gar nicht überraschend, wo das herkommt. Ich behaupte nämlich jetzt einfach mal
00:06:57
Speaker
dass wir hier so aufgewachsen sind, sozialisiert sind, dass die meisten von uns das kennen, dass wir Frust durch unsere Eltern oder Bezugspersonen sehr schnell bedient wurde, um diese Gefühle wegzumachen. Und deswegen, glaube ich, haben wir viele ein ähnliches Schicksal, was das angeht, und dürfen, glaube ich, jetzt im Erwachsenenalter das noch mal überschreiben und neu lernen in dem Fall. Und wenn wir davon ausgehen,
00:07:26
Speaker
dass wir diese fünf Basis-Emotionen haben, Freude, Wut, Angst, Trauer und Ekel, dann ist ja nur die Freude dabei, die von uns so positiv konnotiert ist. Aber in unseren Köpfen, glaube ich, in der westlichen Welt ist es hier so, dass wir die Freude ständig halten wollen, um glücklich zu sein als Lebensziel sozusagen. Also das ist ja eine riesige
00:07:53
Speaker
Blase, die wir da vor uns haben, vielleicht auch irgendwie viel Druck dadurch, diese Freude zu halten. Und ich glaube, dass es wirklich, dass die alle gleichberechtigt sind, diese Basis-Emotion, diese Gefühle. Und das ist deswegen, kann ich mich immer wieder gut daran erinnern, auch diese anderen Gefühle genauso zu leben oder denen genauso viel Raum zu geben, auch wenn es sich einfach unangenehm anfühlt manchmal.

Frustration annehmen und selbstständige Emotionsbewältigung

00:08:21
Speaker
Ja, also ist so ein bisschen die Einladung, die wir heute für euch haben. Macht euch Lust auf Frust. Das sagt Thorsten Croth immer. Genau. Und das zweite, was wir vielleicht noch mal mitgeben können heute, es gibt keine Meldepflicht für Gefühle. Ihr dürft auch einfach mal ausprobieren und lernen, selbst mit euren Emotionen umzugehen.
00:08:46
Speaker
Und damit viel Spaß beim Ausprobieren. Habt ihr Fragen oder wollt ihr teilen, wie es euch damit gegangen ist, dann meldet euch gerne unter konflikte@kellerkinder.online. Wir freuen uns aufs nächste Mal.