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10 Plays26 days ago

Sprache, ein vermeintlich klares Werkzeug, um sich zu verstehen. Im Alltag und vor allem in Konfliktsituationen sieht das jedoch ganz anders aus.

Wir geben Tipps, wie ihr eure Konflikte noch besser sprachlich begleiten könnt.

Für mehr Futter:

Rosenberg, Marshall: Gewaltfreie Kommunikation

Bild: Nils Gilleßen

Musik: Jan Lagowski

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Transcript

Einführung und Bedeutung von 'I-Botschaften'

00:00:04
Speaker
Hallo und herzlich willkommen bei Konflikte in kleinen Dosen mit den Kellerkindern.
00:00:08
Speaker
Alina Jensen.
00:00:09
Speaker
Und Lisa Zenker.
00:00:10
Speaker
Willkommen.
00:00:13
Speaker
Heute haben wir uns was ganz Besonderes ausgedacht und zwar vielleicht ein Konglomerat aus Themen, die wir hier schon angebracht haben.
00:00:22
Speaker
Wer wissen will, wo wir das alles hergenommen hat, der oder die, hört sich gerne nochmal unsere Folgen an.
00:00:30
Speaker
Und zwar wollen wir heute nochmal über die Kommunikation sprechen und im Genaueren über Ich-Botschaften.

Missverständnisse und Herausforderungen bei 'I-Botschaften'

00:00:38
Speaker
Was sind Ich-Botschaften eigentlich?
00:00:41
Speaker
Das hört man ja immer zuerst in so einer Konfliktschulung oder Kommunikationsschulung, verwendet Ich-Botschaften.
00:00:47
Speaker
Und dann kommen die Leute daher und sagen so, ja, also ich finde, dass du das richtig kacke gemacht hast.
00:00:55
Speaker
So, das ist keine Ich-Botschaft.
00:00:57
Speaker
Wieso denn nicht?
00:00:58
Speaker
Das verstehe ich jetzt gar nicht.
00:01:00
Speaker
Fängt zwar mit Ich an und entspricht nicht den Normen, die wir uns da gerade vorstellen.
00:01:07
Speaker
Ja, und ich kann mich noch daran erinnern, dass ich das schon in der Schule gelernt habe und auch in allen Skripten, wo ich Azubis begleitet habe, stand das auch irgendwie an erster Stelle und alle, die diesen Titel schon hörten, haben immer mit den Augen gerollt, weil jeder denkt irgendwie, er oder sie würde sich besonders gut mit dem Thema auskennen, weil es erscheint ja so einfach, ähnlich wie aktives Zuhören, einfach mal zuhören.
00:01:33
Speaker
Und doch ist es ganz schön tricky.
00:01:36
Speaker
Ja, auf jeden Fall.
00:01:37
Speaker
Und ich weiß nicht, ihr könnt euch ja gerne mal selber an die Nase fassen.
00:01:40
Speaker
In eurer letzten konfliktären Situation, wie viele ehrliche und echte Ich-Botschaften habt ihr da gesendet?
00:01:49
Speaker
Oder wart ihr eher in, das ist scheiße, so kann man das doch nicht machen, das gehört sich doch nicht, du musst dich da irgendwie anders verhalten, sonst kommen wir hier gar nicht raus.
00:02:01
Speaker
Also das sind ja eher die Aussagen, die in Konfliktsituationen fallen.
00:02:07
Speaker
Ja, weil in meiner Welt sehe ich gerade Leute, die so sprechen, die sich eben nicht sicher fühlen und die gerade nicht bereit sind, über einen Konflikt zu sprechen.

Sicherer Raum für ehrliche Kommunikation

00:02:17
Speaker
Und das Gegenteil wäre für mich, ich brauche eben ein Setting oder auch ein Gegenüber, mit dem ich mich sicher fühle, meine Vulnerabilität zu leben in dem Sinne.
00:02:31
Speaker
Also Ich-Botschaften bedeuten für mich,
00:02:34
Speaker
dass ich wirklich mich traue, meistens mutig, weil wir das vielleicht nicht so gelernt haben, mutig zu sagen, welche Gefühle in mir toben.
00:02:45
Speaker
Und dafür brauchst du einfach Grundvoraussetzungen, wirklich über mich zu sprechen, damit ich eben keine Konsequenzen bangen muss.
00:02:55
Speaker
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du gerade bringst und für mich gibt es da sogar noch einen Schritt davor, nämlich dafür muss ich ja erstmal akzeptieren, dass ich Teil des Konfliktes bin und mindestens auch 50% der Dynamik ausmache, wenn es zu zweit ist oder so.
00:03:13
Speaker
Und um mir erstmal die Fragen zu stellen, wie fühle ich mich eigentlich, welchen Anteil habe ich da, wie geht es mir da jetzt gerade mit und das zur Verfügung zu stellen, bedeutet ja schon, dass ich verstanden habe, dass ich einen Unterschied machen kann mit mir, mit meiner Verfügung.
00:03:33
Speaker
Und da würde ich auch total gerne noch daneben stellen, es
00:03:37
Speaker
braucht ja dann auch noch eine Sprache für meine Gefühle.

Konfliktbeiträge und Abkühlzeit

00:03:40
Speaker
Und ich weiß, wenn ich sauer bin, dann kann ich das nicht benennen.
00:03:43
Speaker
Dann funktioniert mein Gehirn so, dass sowieso die anderen erst mal schuld sind.
00:03:48
Speaker
Und dann brauche ich auch gar nicht drüber nachdenken über diesen Konflikt.
00:03:52
Speaker
Und das dauert einfach.
00:03:53
Speaker
Also ich brauche auf jeden Fall noch Zeit,
00:03:56
Speaker
um wieder diese Gefühle auszuleben, um dann wieder ins Denken kommen zu können.
00:04:04
Speaker
Weil wenn wir Stress haben, dann wird das Gehirn ja auch blockiert und es braucht erstmal ein bisschen wie so eine Freiheit, dass wir das Gehirn wieder benutzen können.
00:04:12
Speaker
Und dann braucht es ja auch noch Wörter für die Gefühle, die wir da hatten in dem Moment.
00:04:19
Speaker
Also da steckt jetzt gerade der erste Tipp drin, nämlich erstmal cool down, höre ich daraus.
00:04:24
Speaker
Wenn ich jetzt super wütend bin, lasse ich Wut erstmal die 90 Sekunden verziehen, bevor ich dann wieder klar denken kann.
00:04:33
Speaker
Und ich glaube, das ist ganz, ganz wichtig, weil wir wollen nicht die Wut unterdrücken oder die Traurigkeit oder was auch immer da da ist.
00:04:41
Speaker
Die darf schon auch sein.
00:04:43
Speaker
Und gleichzeitig ist aber in diesem Zustand keine Klärung möglich, das meinst du, ne?
00:04:49
Speaker
Genau, weil sonst kommen Anschuldigungen raus, sonst kommen doch Ich-Botschaften, wie du gerade das Beispiel genannt hast.
00:04:58
Speaker
Ich finde, du hast und alleine finde ist ja einfach kein Klärung.
00:05:01
Speaker
Kein Gefühl oder keine Emotion, sondern gerade noch so ein kleines bockiges Kind, was noch auf dem Boden stampft oder so.
00:05:10
Speaker
Und deswegen braucht es auf jeden Fall erstmal diese Zurückhaltung und eine Sprache dafür und die Erkenntnis, okay, ich habe meinen Anteil an der Situation, da gehe ich jetzt mal kurz auf die Suche danach.
00:05:24
Speaker
Und da ist, glaube ich, Tipp Nummer zwei schon involviert.

Echte vs. Pseudo-Gefühle

00:05:28
Speaker
Ich benutze gerne so Gefühls-Vokabellisten.
00:05:32
Speaker
Also weil ich in meiner Sprache, also ich bin hungrig, traurig, wütend und sauer.
00:05:37
Speaker
Also die Worte, die kann ich, aber so die Nuancen, die es manchmal vielleicht auch braucht, die habe ich jetzt nicht sofort parat.
00:05:44
Speaker
Und mir hilft es total, die kann man sich im Internet ganz gut besorgen, da einfach so eine Vielfalt zu bekommen und mich da wiederzufinden.
00:05:54
Speaker
könnte auch Tipp 3 ein schönes Geschenk sein für andere Leute, wenn mal nichts mehr einfällt, was wir Menschen schenken können.
00:06:02
Speaker
Mir geht es bei Leuten, die so plus 50, sodass ich denke, ach, du hast doch alles, was kannst du denn jetzt noch gebrauchen?
00:06:09
Speaker
So ein schönes Poster über Gefühle und Bedürfnisse an der Stelle könnte gut passen, weil sonst kann es ja passieren, dass wir eben nicht Gefühle benennen oder das, was uns wirklich tangiert, sondern über Pseudo-Gefühle sprechen.
00:06:22
Speaker
Was war das denn nochmal?
00:06:24
Speaker
Ja, Pseudo-Gefühle sind sowas, ihr könnt das ja gerne mal ausprobieren, wenn ich das jetzt sage und spürt mal, was in euch so hochkommt, wenn ich sage, ich fühle mich ausgenutzt von dir, ich fühle mich ausgeschlossen von euch oder ich fühle mich nicht gesehen von euch.
00:06:39
Speaker
Und da ist es meistens so, dass Menschen wie so eine Art Enge bekommen und in den Widerstand gehen und sagen, ja hör mal, da kann ich ja jetzt nichts dafür, dass du dich ausgeschlossen fühlst, also ich gebe hier schon mein Bestes.
00:06:55
Speaker
Also sprich, sie kommen in so eine Rechtfertigungshaltung und schon auch in eine Verhärtung und in so ein Gegenschießen.
00:07:03
Speaker
Also in so eine, ja, jetzt beweist du das erst mal, dass ich hier was tue, dass ich dich ausschließe.
00:07:10
Speaker
Und das ist genau der Moment, wo wir Pseudogefühle verwendet haben.
00:07:14
Speaker
Ich finde, man kann das an dem Satz auch schon immer ganz gut enttarnen.
00:07:18
Speaker
Also wenn ich dazu Workshops gebe, dann hilft mir das ganz gut, wenn wir solche Sätze besprechen, auf spielerische Art und Weise.
00:07:26
Speaker
Wenn du sagst, ich fühle mich so und so, hast du das?
00:07:31
Speaker
hast du ja statt des Gefühls einen Platzhalter genutzt.
00:07:34
Speaker
Also das Fühle ist der Platzhalter.
00:07:37
Speaker
Und ganz oft kommt normalerweise am Anfang des Satzes, ich bin enttäuscht, ich bin einsam, ich bin sauer und so weiter.
00:07:48
Speaker
Und deswegen kann man diese...
00:07:50
Speaker
anhand dieser Platzhalter schon mal erahnen, dass es eher in Richtung Pseudogefühl geht.
00:07:56
Speaker
Das ist sozusagen die erste Entharnung.
00:07:59
Speaker
Und der Tipp, der dahinter steht von uns, ist auf jeden Fall, dann nochmal einen Schritt zurückzutreten.
00:08:05
Speaker
Und was steht hinter, ich fühle mich ausgenutzt?
00:08:09
Speaker
Welches Gefühl?
00:08:11
Speaker
steckt dahinter, wenn du ausgenutzt denkst.
00:08:15
Speaker
Und das kannst du auch im Körper spüren.
00:08:17
Speaker
Also das echte Gefühl merkst du irgendwo im Körper.
00:08:20
Speaker
Ist es eine Einsamkeit im Bauch oder ist es eine Empörung in der Brust oder ist es ein Druck, der auf den Schultern lastet oder ist es eine Traurigkeit, die man irgendwie im Hals merkt.
00:08:33
Speaker
Also die echten Gefühle könnt ihr spüren, die Pseudo-Gefühle wieder hingegen könnt ihr nicht spüren.
00:08:39
Speaker
Und Mut fällt mir immer wieder dabei ein.
00:08:44
Speaker
Ich habe ja gesagt, Sicherheit brauche ich und ich brauche auf jeden Fall Mut.
00:08:48
Speaker
Also ist mein nächster Tipp.
00:08:50
Speaker
Sucht euch wirklich eine Situation aus, in der das möglich ist, dass ihr euch sozusagen nackig machen wollt.
00:08:56
Speaker
Und wenn ihr dazu nochmal Mut auf eine andere Weise braucht, dann hört und seht euch alles von Brene Brown an.
00:09:04
Speaker
Die hat dieses Thema wirklich groß gemacht in Deutschland.
00:09:08
Speaker
in schöner Sprache auf verschiedenen Ebenen und Medien verbreitet, sodass es vielleicht für manche von euch noch mal hilfreich ist, erst mal noch mal so ein bisschen Hintergrundwissen dazu zu haben, um sich dann zu trauen, Mut aufzuwenden, auch das zu sagen, was ich wirklich fühle.
00:09:26
Speaker
Und seid ruhig auch mutig, uns zu schreiben unter konflikte.kellerkinder.online und uns Fragen zu stellen oder eure Erfahrungen zu teilen.