Einführung in den Podcast mit Julia Englert
00:00:05
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu den Kellerkindern mit Alina Jensen und Lisa Zenker.
00:00:10
Speaker
Heute habt ihr wahrscheinlich schon mitbekommen, dass ich hier alleine im Studio sitze, aber nicht ganz alleine, denn ich habe mir eine Gästin mitgebracht und freue mich sehr auf das heutige Gespräch, nämlich mit Julia Englert.
00:00:24
Speaker
Herzlich willkommen bei uns im Podcast.
00:00:26
Speaker
Hallo Lisa, danke, dass ich hier sein darf.
00:00:29
Speaker
Voll schön, Julia, dass du dir die Zeit nimmst und mit uns ein bisschen ins Gespräch kommst.
00:00:33
Speaker
Ich sage immer uns, weil ich Aline ja hier virtuell mitdenke.
Perspektivwechsel auf Konflikte
00:00:38
Speaker
Julia, vielleicht ganz kurz zu deiner Person.
00:00:40
Speaker
Du bist interne Change-Begleiterin.
00:00:43
Speaker
Mental Coach und Resilienztrainerin in einem großen Energiekonzern und wirst uns heute ein bisschen erhellen zum Thema Resilienz.
00:00:53
Speaker
Das finde ich sehr, sehr spannend und das wird heute sozusagen unser Scheinwerferlicht bekommen, dieses Thema.
Verständnis von Resilienz als erlernbare Fähigkeit
00:01:02
Speaker
Und vorab, bevor wir da einsteigen, Julia, ist das so eine Frage, die wir gerne all unseren Gästen und Gästinnen stellen.
00:01:09
Speaker
Was ist deine Beziehung zu Konflikten?
00:01:12
Speaker
Die hat sich total verändert im Laufe meines Lebens.
00:01:15
Speaker
Ich hatte tatsächlich lange Zeit totalen Respekt vor Konflikten, weil ich die nie gut handeln konnte.
00:01:23
Speaker
Ich wurde immer von meinen Emotionen überwältigt und bin dann auch so in einen Bereich gekommen, den ich gar nicht mehr gut handeln konnte und fand Konflikte deshalb immer bedrohlich, schwierig zu handhaben, eskalierend.
00:01:37
Speaker
Und mittlerweile habe ich da so eine Gelassenheit entwickelt und freue mich eigentlich gerade auch in meinem Arbeitsumfeld, wenn sich etwas zeigt.
00:01:44
Speaker
Weil nur wenn sich etwas zeigt, kann ich damit auch weiterarbeiten.
00:01:49
Speaker
Das klingt erstmal nach einer Reise.
00:01:53
Speaker
Ja, schön, dass du uns da ein bisschen teilhaben lässt heute.
00:01:56
Speaker
Und ich kann mir vorstellen, dass das Thema Resilienz da auch einen Beitrag geleistet hat zu dieser Reise.
00:02:03
Speaker
Was ist denn Resilienz für dich?
00:02:04
Speaker
Das ist so ein großes Wort und alle verwenden das gerade auch in unterschiedlichen Kontexten.
00:02:09
Speaker
Was ist es für dich?
Inspiration und Motivation für Resilienz
00:02:12
Speaker
Resilienz bedeutet eigentlich für mich im Kern eine Auseinandersetzung mit der Selbstwirksamkeit, mit der eigenen Selbstwirksamkeit.
00:02:19
Speaker
Wir sind ja alle resilient, nur unterschiedlich ausgeprägt.
00:02:23
Speaker
Und es gibt Menschen, die in einigen Bereichen super, super stark sind und die da ganz, ganz toll unterwegs sind und in anderen Bereichen ganz große Defizite haben.
00:02:33
Speaker
Und das Gute an Resilienz ist, dass sie erlernbar ist.
00:02:36
Speaker
Und was mich so persönlich zum Thema...
00:02:38
Speaker
Resilienz gebracht hat, ist, dass ich eine Freundin habe, die irre stark ist in solchen Sachen.
00:02:44
Speaker
Also die kann eine Krise haben,
00:02:46
Speaker
Und die geht ins Bett und schläft und steht am nächsten Morgen auf mit einem kühlen Kopf und fängt weiter an, die Sachen zu regeln.
00:02:52
Speaker
Und dann ich eine Herausforderung hatte, ich habe nicht mehr geschlafen, ich war total gestresst, ich war in einem Gedankenkarussell.
00:02:58
Speaker
Und das hat mich so fasziniert, weil wir auch eine ganz ähnliche Biografie haben und trotzdem halt beide super unterschiedlich damit umgehen.
00:03:06
Speaker
Und da dachte ich, da muss doch irgendwas, muss doch noch dahinter stecken.
00:03:11
Speaker
Und daher bin ich überhaupt in dieses Thema eingetaucht.
00:03:16
Speaker
Und wie gesagt, das ist so der Bereich Selbstwirksamkeit, Schauen auf die eigenen Ressourcen, so ein grundsätzliches Gefühl von Zuversicht entwickeln.
00:03:27
Speaker
Da ist ganz viel drin, was uns, glaube ich, auch gerade jetzt in dieser Zeit der so viel genannten Stapelkrisen und des sehr volatilen Umfelds einfach unheimlich helfen kann.
Balance zwischen Stress und Erholung
00:03:37
Speaker
Ja, und das kann ich total gut hören.
00:03:41
Speaker
Und gleichzeitig höre ich da gerade schon so raus, was da auch für dich vielleicht drin gesteckt hat, auch an Magie an dem Thema.
00:03:49
Speaker
Also du hattest vorhin gesagt, dass du eher so Gedankenkarusselle hattest und das dich immer sehr belastet hat und dass du es jetzt geschafft hast, das anders zu haben.
00:03:59
Speaker
Ist das genau die Magie, von der du sprichst, die das Thema für dich gebracht hat oder was ist da noch?
00:04:05
Speaker
Genau, also das ist natürlich ein ganz großer Anteil, dass ich selber so das Gefühl habe, man, ich stehe so gut mit beiden Beinen auf dem Boden und habe nicht mehr das Gefühl, dass mich jede Krise gleich so umfustet.
00:04:14
Speaker
Resilienz bedeutet ja eben gerade nicht, dass ich bei allen Krisen lächelnd und durchweg gut gelaunt und niemals negative Gefühle fühlend durch die Gegend laufe, sondern dass ich eben genau das alles fühle, aber auch danach gut wieder auf die Beine komme, meine alte Form zurückgewinne, vielleicht auch nochmal
00:04:35
Speaker
so im Rückblick die Gelegenheit nutze und schaue, also eine kleine Retro auf die Krise mache und schaue, wo waren eigentlich die Herausforderungen, welche Ressourcen haben mir geholfen und in den allermeisten Krisen ist tatsächlich zumindest im Rückspiegel auch etwas drin, was wir gelernt haben, was wir mitgenommen haben, was wir vorher noch nicht konnten und das finde ich so stark.
00:04:58
Speaker
Und wir Menschen sind ja für Stress gemacht, nur halt nicht für Dauerstress und
00:05:05
Speaker
Viele wünschen sich ja so, drückt doch mal bitte einer die Pause-Taste, haltest doch hier mal bitte alles jemand an.
00:05:11
Speaker
Und da gab es so in der Resilienzlehre ein ganz tolles Bild davon, dass man das Leben so als Fluss sieht und an und für sich eher nicht drauf schaut, so Gott, wie mache ich das, dieser Fluss langsamer fließt, sondern eigentlich eher drauf zu gucken, wie kann ich dann besser schwimmen lernen.
Kultureller Wandel: Ruhe und Erholung wertschätzen
00:05:27
Speaker
Das fand ich ein cooles Bild.
00:05:30
Speaker
Ich fand da jetzt gerade, da steckte so viel drin, was du gesagt hast.
00:05:34
Speaker
Zum einen, was bei mir da so hochkommt ist, oder was du auch am Anfang gesagt hast, man greift auf das zurück, was man eh schon kann.
00:05:42
Speaker
Und du sagtest, jeder Mensch hat Resilienz oder kann resilient sein oder ist es auch, nur eben anders ausgeprägt.
00:05:51
Speaker
Und da höre ich gerade raus, also man baut auf etwas, was eh schon da ist, natürlich.
00:05:57
Speaker
Dann hast du jetzt gerade ganz spannend gesagt, wir Menschen sind für Stress gemacht.
00:06:01
Speaker
Das ist halt bei mir auch okay.
00:06:07
Speaker
Also das kann man ja auch kontrovers sehen und sagen, aha, okay.
00:06:11
Speaker
Und trotzdem macht Stress uns ja auch krank und bringt uns ja auch an Belastungsgrenzen.
00:06:18
Speaker
Also das hat natürlich immer damit zu tun, ist das ein Stress, der einmal hochkommt und ich danach wieder eine Phase der Erholung habe.
00:06:25
Speaker
Oder ist das etwas, was sich so als Dauerstress manifestiert?
00:06:28
Speaker
Für Dauerstressen bin ich nämlich überhaupt nicht gemacht.
00:06:32
Speaker
Deshalb ist das total cool, wenn wir in so einer Sinuskurve leben, also zwischen Anspannung und Entspannung.
00:06:37
Speaker
Und ich finde das ganz schön, dass sich das eigentlich gerade auch wandelt.
00:06:41
Speaker
Also zumindest beobachte ich das so.
00:06:43
Speaker
Früher war es ja so ein bisschen...
00:06:46
Speaker
So, dass die Menschen, die enorm viel geleistet haben, viele Überstunden hatten, abends spät noch irgendwie E-Mails geschrieben haben, dass die so die Bewunderung und Anerkennung bekommen haben.
00:06:58
Speaker
Wir sind noch nicht da, wo wir, glaube ich, mal gut hinkommen könnten, nämlich dass wir genau das feiern, was auch das Gegenteil davon ist.
00:07:04
Speaker
Boah, ich habe bis 10 geschlafen, ich habe mich total regeneriert, ich habe 12 Stunden geschlafen, Wahnsinn.
00:07:09
Speaker
Oder du, ich bin den ganzen Tag nur wirklich meinem inneren Rhythmus gefolgt, ich war im Wald spazieren, ich habe dies und jenes gemacht, ich habe eine ganz tolle Regeneration hinter mir.
00:07:18
Speaker
Das feiern wir ja gar nicht.
00:07:19
Speaker
Wir freuen uns mittlerweile ja schon darüber und wissen auch so um den Wert von Regeneration.
00:07:26
Speaker
Genau, aber es darf halt noch ein bisschen mehr ins Gleichgewicht kommen.
00:07:30
Speaker
Also dieses Hin- und Herschwingen, das ist das, was wir als Menschen eigentlich gut können.
00:07:37
Speaker
Also sozusagen einmal auch fühlen lassen.
00:07:41
Speaker
Also es geht nicht ums Unterdrücken oder ums Aushalten,
00:07:47
Speaker
Sondern ganz im Gegenteil, es geht einmal um das wirklich im ganzen Körper spüren, um danach sozusagen das Gefühl gefühlt haben und dann kann sich wieder ein neues Gefühl einstellen.
00:08:00
Speaker
Und es geht auch darum, wie ich gerade verstanden habe bei dir, die Haltung dahinter zu erinnern.
00:08:06
Speaker
sozusagen die Perspektive auf das Verhalten, was wir haben, ändern.
00:08:10
Speaker
Wenn du sagst, wir sollten auch mal feiern, dass wir bis um zehn geschlafen haben, ist das ja eine Form von, wie bewerte ich Realität und wie gucke ich auf Dinge und was nehme ich mir da mit?
00:08:22
Speaker
Ob ich das jetzt als feierwürdig halte oder ob ich das interpretiere als ich leiste nicht und dementsprechend muss ich mehr machen.
00:08:32
Speaker
Und genau, das eine ist so dieser Umgang mit Stress und das andere ist wirklich das Gucken auf die
Die sieben Säulen der Resilienz
00:08:40
Speaker
eigenen Ressourcen.
00:08:40
Speaker
Das erlebe ich bei vielen, wo ich so ein Training machen darf, dass am Anfang steht, was bedeutet eigentlich Resilienz?
00:08:49
Speaker
Also ich bin hier, weil der Begriff irgendwie in aller Munde ist und ich hatte das Gefühl, ich muss das auch mal machen.
00:08:53
Speaker
Ich weiß gar nicht, was dahinter steckt.
00:08:55
Speaker
Und dann ist so der erste Satz eigentlich zur Einordnung.
00:08:59
Speaker
Resilienz bezieht sich auf das Immunsystem der Seele oder unserer Psyche.
00:09:04
Speaker
dass wir da so eine Widerstandsfähigkeit auch erlangen.
00:09:07
Speaker
Und genau das, was du gesagt hast, ist tatsächlich auch ein Riesenfaktor.
00:09:12
Speaker
Häufig kommt ja so die Hoffnung, auch so von Vorgesetzten auf, ja, wenn die jetzt alle resilient sind, dann können die doch bestimmt wahnsinnig viele Überstunden machen oder ähnliches oder können das so wegstecken.
00:09:25
Speaker
Also Resilienz und Achtsamkeit geht so schön einher.
00:09:28
Speaker
Wenn ich mich achtsam verhalte, verhalte ich mich häufig auch resilient.
00:09:32
Speaker
Indem ich einfach gut auf mich schaue.
00:09:36
Speaker
Resilienz besteht ja tatsächlich aus sieben Säulen.
00:09:40
Speaker
Zukunftsorientierung, Akzeptanz.
00:09:44
Speaker
Optimismus, verlassene Opferrolle, Übernahme der Selbstverantwortung für das eigene Leben und Netzwerkorientierung.
00:09:53
Speaker
Ich hatte ja im Vorfeld schon gesagt, es gibt Menschen, die wahnsinnig tolle Netzwerke haben, riesengroß, aber halt in anderen Bereichen mit Akzeptanz zum Beispiel ein Thema haben.
00:10:03
Speaker
Da geht es ja auch einfach darum, dass ich annehme, was gerade ist.
00:10:07
Speaker
Wenn ich so eine Idee, so eine Fantasie von mir habe und sage, ich bin unheimlich leistungsbereit,
00:10:12
Speaker
Und ich merke, vor zehn Jahren war das vielleicht so.
00:10:15
Speaker
Und jetzt gerade habe ich, keine Ahnung, die Kinder sind klein, ich schlafe sehr wenig.
00:10:18
Speaker
Oder ich habe eine andere Herausforderung.
00:10:21
Speaker
Dann darf ich auch zum Beispiel im Kontext dessen akzeptieren, was gerade ist.
00:10:25
Speaker
Nämlich, dass ich vielleicht etwas weniger leistungsfähig bin und da ganz liebevoll mit mir umgehen.
Resilienz als kontinuierlicher Prozess
00:10:33
Speaker
Und wenn du jetzt gerade von den sieben Säulen sprichst, dann klingt es für mich sehr nach einem, also nicht ganzheitlich ist immer so ein Wort, was ich gar nicht so feiere, aber irgendwie ist es nicht nur, ich darf jetzt einmal die Gefühle fühlen und dann bin ich damit durch, sondern da ist ja ganz viel, was du gerade angesprochen hast, von Netzwerken,
00:10:54
Speaker
irgendwie über das eigene Bild, über was kann ich irgendwie noch lernen.
00:11:00
Speaker
Also das klingt ja tatsächlich sehr breit gefächert und damit auch in Schwarz, weil da, also irgendetwas ist ja immer da, oder?
00:11:11
Speaker
Das würde ich auch mal behaupten.
00:11:13
Speaker
Genau, es ist immer etwas, was da ist als Ressource auf der einen Seite.
00:11:17
Speaker
Und es ist, also bei einem dieser sieben Säulen, dieser sieben Schutzfaktoren, wird sich sicherlich auch jeder,
00:11:25
Speaker
wiedererkennen, dass er dann ein Entwicklungsfeld hat.
00:11:30
Speaker
Es wäre natürlich toll, wenn jemand tatsächlich in allen sieben Feldern die 10 von 10 Entwicklung hat.
00:11:36
Speaker
Herzlichen Glückwunsch.
00:11:38
Speaker
Und ein anderer sei gesagt, die gute Botschaft ist, Resilienz ist uns ein Stück weit gegeben und wir können es uns aneignen.
00:11:46
Speaker
Genau durch diese Trainings, durch das Auseinandersetzen mit diesen einzelnen Bereichen, gucken, wo man selber seine Herausforderungen hat.
00:11:53
Speaker
Und sich damit befassen.
Unterschiedlicher Fortschritt und externe Hilfe
00:11:55
Speaker
Und es ist auch nichts, was ich sage, ich mache jetzt ein Wochenende Resilienz oder vielleicht eine ganze Woche und beschäftige mich und danach bin ich lebenslang bestens ausgestattet, sondern es ist, wie so vieles, ja so ein ganz stetiger Weg, wo ich mich damit auseinandersetze.
00:12:13
Speaker
Und klassischerweise ist es ja auch so, dass das eine Arbeit ist, die ich selber für mich machen kann.
00:12:19
Speaker
Also die Liegestütze, die verhaltensmäßigen Liegestütze, die dort zu tun sind, kann niemand anderes für mich tun.
00:12:25
Speaker
Muss ich selber machen.
00:12:26
Speaker
Und das ist auch ganz spannend, wenn ich eine Gruppe betreut habe und dann nach einiger Zeit draufschaue...
00:12:32
Speaker
da zu sehen, dass einige ganz toll weitergearbeitet haben und andere gesagt haben, ah ja, das war eine gute Zeit und das hat mir total gut gefallen, aber ehrlich gesagt habe ich das alles in die Ecke gestellt und passiert halt auch nicht so wirklich viel.
00:12:46
Speaker
Es gibt individuelle Wege, so breit gefächert wie das Modell ist, gibt es individuelle Wege, wie ich da voranschreiten kann und was ich auch für mich mitnehme und es gibt nicht eine Lessons learned oder einen
00:12:59
Speaker
ach, so ist der Weg und so ist das Rezept, sondern das muss jeder und jede Person für sich selber herausfinden.
00:13:05
Speaker
So klingt das gerade für mich, wenn ich Resilienz erkunden möchte.
00:13:09
Speaker
Genau, also ich kann schon viel anleiten.
00:13:11
Speaker
Ich kann auch diesen Wissensimpuls, der schaut ja tatsächlich immer gleich aus.
00:13:17
Speaker
Und ich versuche, den auch so breit mit Beispielen zu unterfüttern, dass vielleicht so tatsächlich mehrere Typen gut diese Beispiele hören können.
00:13:27
Speaker
Und dann ist es natürlich wirklich sehr individuell.
00:13:30
Speaker
Auch da gebe ich natürlich Möglichkeiten im Training, sich mit den Themen auseinanderzusetzen.
00:13:38
Speaker
Aber trotzdem ist es individuell, wie jeder draufschaut.
00:13:41
Speaker
Bei einigen sitzen da ganz tiefe Sachen hinter, die wir gar nicht kennen und die wir auch in unserem Training gar nicht lösen können.
00:13:47
Speaker
Und deshalb auch immer die Bitte, wenn es um irgendwelche Beispiele von den Teilnehmenden geht,
00:13:50
Speaker
guck mal so im leichten bis mittleren Bereich, dass wir da nicht die ganz großen Klopper auf den Tisch bekommen.
00:13:57
Speaker
Das ist auch tatsächlich so eine zweite Abgrenzung.
00:14:00
Speaker
Das eine ist, nur weil ich sehr resilient bin, arbeite ich keine 70 Stunden die Woche.
00:14:05
Speaker
Und das andere ist, wenn ich in der Auseinandersetzung mit dem Thema so an Punkte komme, ich glaube, ich mag da nicht alleine hinschauen.
00:14:13
Speaker
Dann wäre das auch eine ganz gute und ja immer legitime Sache,
00:14:18
Speaker
Alternative, sich da auch vielleicht sogar therapeutische Hilfe zu holen.
00:14:22
Speaker
Manchmal gibt es Dinge in der Biografie, die ich so nicht wissen kann und die vielleicht wirklich dann auch in andere Hände gehören, aber ja total das Potenzial haben.
00:14:30
Speaker
Also wenn man die dann tatsächlich aufgelöst bekommt, das ist ja für die Persönlichkeitsentwicklung ein Megasprung.
Resilienz und Konfliktmanagement verbinden
00:14:38
Speaker
Ich finde es gerade sehr spannend, was du sagst, weil wir sind zwar ein Konflikt-Podcast, aber für mich reizt sich dieses Thema Resilienz
00:14:47
Speaker
ganz wunderbar als Handwerkszeug oder auch als Wissen in das Thema Konflikte ein.
00:14:54
Speaker
Weil die Dinge, die ich jetzt so von dir erfahren habe, sind für mich
00:14:58
Speaker
gehören für mich zur Selbstentwicklung oder sich selber kennenlernen, sich besser kennenlernen, Themen aufräumen, sortieren und damit wieder eine andere Form von Reaktion möglich machen.
00:15:12
Speaker
Und das ist ja genauso wie im normalen Alltag auch so wichtig in Konflikten.
00:15:17
Speaker
Also Spielräume zu identifizieren, sich selber besser wahrzunehmen, hast du vorhin gesagt, achtsam mit sich selber sein.
00:15:26
Speaker
Dinge auch ernst nehmen, die da in einem rumoren und dem vielleicht auch eine Form oder eine Sprache geben oder ein Wort.
00:15:34
Speaker
Und damit kann man dann auch weiterarbeiten.
00:15:37
Speaker
Und gerade in Konfliktfällen ist es ja so, dass wir von inneren Programmen geleitet werden und in so Muster des Verhaltens fallen.
00:15:45
Speaker
Und ich kann mir vorstellen, dass dann Resilienz mit diesen sieben Säulen eine schöne Ergänzung ist.
00:15:53
Speaker
Also wenn ich daran denke, wie gesagt, es beginnt tatsächlich dabei, so Selbstverantwortung zu übernehmen.
00:15:58
Speaker
Das bedeutet, dass ich, und Verlassen der Opferrolle ist auch einer der Faktoren.
00:16:03
Speaker
Das heißt, ich gucke eigentlich, wo meine eigenen Anteile sind und wo mein Bereich ist, in dem ich selber wirksam werden kann und darf da hinschauen.
00:16:14
Speaker
Dann bin ich auch eher in der Lage, etwas zu adressieren, dort meine Verantwortlichkeit zu erkennen und auch anzunehmen,
00:16:21
Speaker
Genau, das Thema Akzeptanz hatten wir schon, das Thema Lösungsorientierung steckt da drin.
00:16:25
Speaker
Das sind, glaube ich, alles Dinge, die sehr hilfreich sein können, um einen Konflikt zielorientiert ablaufen lassen zu können und genau da gut bei sich zu bleiben.
00:16:36
Speaker
Ja, das klingt so.
00:16:37
Speaker
Wow, vielen Dank für den kleinen Exkurs und Impuls.
00:16:42
Speaker
Ich weiß nicht, ob du vielleicht für unsere Hörer und Hörerinnen noch so eine kleine, ganz praktische Übung oder in
00:16:51
Speaker
ein erstes Gedankenmuster oder etwas, womit die Hörer und Hörerinnen schon mal anfangen können, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Praktischer Tipp: Akzeptanz als Problemlösungsansatz
00:17:01
Speaker
Hast du da vielleicht ein kleines Nugget für uns?
00:17:03
Speaker
Ein kleines Nugget?
00:17:05
Speaker
Ich kann so das teilen, was mir an und für sich wie Schuppen vor den Augen gefallen ist.
00:17:09
Speaker
Also was mich an und für sich von den Schutzfaktoren am meisten beeindruckt hat.
00:17:15
Speaker
Das klingt so trivial, das ist tatsächlich der Schutzfaktor Akzeptanz, weil Akzeptanz bedeutet ja, dass ich mir das anschaue, also dass ich mich traue hinzuschauen auf das, was jetzt gerade da ist.
00:17:29
Speaker
Und nur von diesem Punkt aus, in dem ich tatsächlich bin und nicht der Punkt, wo ich gerne wäre oder wo ich glaube, sein zu müssen oder ähnliches, sondern nur von dem Punkt, in dem ich wirklich bin, kann ich gute Strategien entwickeln, um von dort aus weiterzukommen.
00:17:45
Speaker
Das ist so, als ob ich ins Navi die falsche Startadresse eingebe, dann werde ich den Weg so schwer finden.
00:17:51
Speaker
Und das war für mich tatsächlich so ein totaler Augenöffner, der ja super einfach ist, aber wirklich einmal zu schauen, gibt es da etwas, was ich mir vielleicht nicht eingestehe, was ich gerne anders hätte, was ich glaube, was anders sein sollte, weil Akzeptanz bedeutet nicht, dass ich sage, ich habe es mir so ausgesucht, ich habe es so gewollt oder ich weiß so gut, wie es gerade ist.
00:18:15
Speaker
Das ist einfach nur, dass ich mir erlaube, einmal hinzugucken, wo ich jetzt gerade bin.
00:18:19
Speaker
Und wenn man den Schritt tut, und der ist ja manchmal doch ein sehr großer, dann gelingen von da aus so viel wirksamere Lösungsstrategien.
00:18:29
Speaker
Ich wollte gerade sagen, für mich klingt es einmal, wie du sagst, hier und jetzt die Betroffenheit spüren und damit öffnen sich ja auch wieder neue Türen.
00:18:39
Speaker
Also wenn ich nicht die ganze Zeit das wegdrücke und sage, ach, es geht schon, es geht schon, es geht schon, sondern einmal zu sagen, es ist gerade richtig, richtig blöd.
00:18:49
Speaker
Und das durch sich ganz zu lassen bis in den Bauch.
00:18:53
Speaker
Und dann kann sich sozusagen daraus wieder was Neues entwickeln und wie du sagst, neue Lösungsräume oder Möglichkeitsräume gebildet werden.
00:19:01
Speaker
Weil wenn ich einmal mir zugestehe zu sehen, vielleicht will ich das gerade gar nicht, dass es blöd ist und möchte gerade ganz selbstsicher
Abschluss und Zuhörerbeteiligung
00:19:09
Speaker
wirken oder was es auch immer gerade ist.
00:19:12
Speaker
Aber wenn ich mir zugestehe, okay, es ist gerade 10 von 10 blöd.
00:19:15
Speaker
Meine Güte, das ist aber wirklich, das ist ja auch ein
00:19:18
Speaker
ein ganz viel Verhandlungspotenzial, was ich denn da habe.
00:19:22
Speaker
Und dann halt wieder, wie gesagt, nachdem ich das akzeptiert habe, dass es so ist, wie es ist, einmal auch mit dieser Enttäuschung, also dem Ende der Täuschung umzugehen, das ja auch manchmal eine bittere Pille ist, und die auch einmal sich erlauben zu fühlen, um dann zu gucken, ja, das ist ein Zehn von Zehn blöd, das kann so nicht bleiben.
00:19:43
Speaker
Da steckt, wie gesagt, so ganz viel
00:19:46
Speaker
Lösungsenergie, ganz viel Weiterentwicklungsenergie drin, die dann auch richtig toll zu nutzen ist.
00:19:52
Speaker
Ja, das glaube ich.
00:19:54
Speaker
Also für mich war das jetzt eine 10 von 10 inspirierend.
00:19:59
Speaker
Das kurze Gespräch hier.
00:20:01
Speaker
Ich danke dir sehr für den Einblick und für deine Erfahrung und für das Teilen von den Gedanken, die du zu dem Thema hast.
00:20:10
Speaker
Und wünsche dir ganz viel Erfolg und Freude weiter beim Begleiten der Menschen in Resilienzentwicklung.
00:20:17
Speaker
Und für unsere Hörer und Hörerinnen, falls ihr Fragen oder Anmerkungen zum Thema habt oder uns
00:20:23
Speaker
auch eure Erfahrungen gerne mitteilen möchtet oder Julia auch gerne ein Feedback da lassen möchtet oder eine Kontaktaufnahme, dann schreibt uns gerne unter konflikte-at-kellerkinder.online.
00:20:37
Speaker
Danke Julia, hab einen schönen Nachmittag.
00:20:39
Speaker
Danke, dass ich hier sein durfte.