10. Episode und ihre Bedeutung
00:00:05
Speaker
Hallo und herzlich willkommen, wie schön, dass ihr euch Zeit genommen habt zu Alles Buchmarkt, der
Kleidung bei Autorenlesungen – Ist Formalität notwendig?
00:00:12
Speaker
Heute bereits die zehnte Folge, das wollen wir feiern.
00:00:16
Speaker
Dazu machen wir uns ein bisschen schick, ich ziehe mir ein gebügeltes Hemd an.
00:00:18
Speaker
Wir unternehmen heute was, wir gehen aus, wir gucken uns eine Lesung an, wir hören uns einen Autor an.
00:00:26
Speaker
Und ich frage mich, ist das nötig, dass ich da heute mich schick mache oder geht das leger?
00:00:33
Speaker
Und was erwartet mich eigentlich?
00:00:35
Speaker
Kriege ich da so eine Performance geliefert oder sitzt da jemand an einem Tisch und liest stumpf eineinhalb Stunden ohne Pause aus einem Buch vor?
00:00:45
Speaker
Das soll heute unser Thema
Rolle von Autorenlesungen in der Literaturindustrie
00:00:46
Speaker
Wir reden heute über Lesungen, über Autorenlesungen, über Veranstaltungen insgesamt in der Literaturbranche.
00:00:53
Speaker
Wie läuft das heutzutage ab und mit welchen Schwierigkeiten ist man da so...
00:00:58
Speaker
Konfrontiert als Verlag, als Autor, aber eben auch als Veranstalter.
00:01:04
Speaker
Und Lesungen sind eigentlich ein relativ selbstverständliches Thema, oder Tina?
00:01:11
Speaker
Ich würde schon sagen, Alex, denn wenn wir mal zurückdenken, ist ja die erste literarische Veranstaltung, die man besucht, wahrscheinlich so abends zwischen sieben und acht im kinderlichen Bettchen und Mama und Papa lesen was vor.
00:01:27
Speaker
Also im Grunde erleben wir als Kind unsere erste Veranstaltung.
00:01:31
Speaker
Vorlesung oder Lesung.
00:01:33
Speaker
Und dieses performative Lesen hat natürlich eine unglaublich lange Geschichte.
00:01:39
Speaker
Man könnte fast sagen, es ist die Geschichte von Henne und Ei, Lesung, Buch.
00:01:43
Speaker
Was war zuerst da?
00:01:44
Speaker
Es war zuerst die Lesung da, denn bereits am Lagerfeuer hatte man sich ja schon vor...
00:01:51
Speaker
mehreren tausend Jahren Geschichten erzählt, die ja dann eigentlich in Büchern mündeten.
00:01:55
Speaker
Also sprich, Lesungen gibt es so lange, wie es Menschen wahrscheinlich gibt.
Literaturhäuser als kulturelle Zentren
00:02:00
Speaker
Und heute finden Lesungen nicht mehr für uns zumindest im Kinderzimmer statt, obwohl für Andi vielleicht schon, sondern auf Literaturfestivals, Messen oder eben in Literaturhäusern.
00:02:14
Speaker
In der deutschsprachigen Kulturlandschaft ist es so, da spielen Literaturhäuser eine zentrale Rolle, vor allen Dingen bei uns auf dem Markt.
00:02:21
Speaker
Und sie fungieren als Ort der Begegnung, des Austausches, sie sind ein Ort für Literaturinteressierte und ja, man teilt dort eine gewisse Leidenschaft.
00:02:32
Speaker
Ich werde vielleicht gleich auch korrigiert von unserer Gästin.
00:02:35
Speaker
Es gibt in Deutschland oder beziehungsweise im deutschsprachigen Raum mehr als 50 Literaturhäuser und Literaturbüros.
00:02:40
Speaker
Das sind die kleineren Ableger der Literaturhäuser und davon ungefähr ein Dutzend in Österreich und Schweiz.
00:02:47
Speaker
Allen gemeinsam ist sozusagen das Ziel der Literaturvermittlung und des Diskurses.
00:02:53
Speaker
Und das erste Literaturhaus in Deutschland gab es, wenn ich mich recht, im Sinne 1986 in Berlin, dem folgten viele weitere große Städte in Deutschland, Österreich und Schweiz und die Idee des Literaturhauses fand eigentlich ziemlich schnell Anklang und führte zur Etablierung einer gewissen Literaturszene.
00:03:14
Speaker
Ob man da einen Anzug tragen muss, die Frage kann ich dir nicht beantworten, aber vielleicht unsere Gästin.
00:03:22
Speaker
Und wie immer gibt Andi ein kleines Rätsel auf, bevor er schließlich dazu kommt, unsere Gästin heute zu begrüßen.
Erfahrungen von Bettina Fischer
00:03:31
Speaker
Vielen Dank, Tina.
00:03:32
Speaker
Jetzt hast du die Messlatte mit Rätseln natürlich sehr hochgelegt, aber ich versuche mal deinen Ansprüchen gerecht zu werden.
00:03:41
Speaker
Unsere heutige Gästin beschreibt sich selber gerne als Lobbyistin für Literatur und Kultur.
00:03:50
Speaker
Und das kann ich definitiv so unterschreiben, als ich mir dann angeschaut habe, wo sie überall aktiv ist und was sie alles macht.
00:03:59
Speaker
Sie ist zum Beispiel Beisitzerin in einem Kulturrat.
00:04:03
Speaker
Sie wurde schon als Kulturmanagerin des Jahres 2022 in einer Stadt gekürt.
00:04:12
Speaker
Die Stadt verrate ich noch nicht, weil das wäre schon ein Voraufgriff.
00:04:16
Speaker
Vorausgriff auf das, was sie macht.
00:04:19
Speaker
Sie ist auch eine der Gründerinnen eines Literaturvereins.
00:04:23
Speaker
Sie saß in verschiedenen Juries von Buchpreisen, zum Beispiel auch vom Deutschen Buchpreis und in ihrer Karriere hat sie mehr als 2000 Veranstaltungen begleitet und organisiert.
00:04:38
Speaker
Begonnen hat sie ihre Karriere eigentlich fast schon klassisch mit einem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte und Geschichte.
00:04:47
Speaker
Und nach dem Studium ist sie dann in die Buchbranche eingestiegen.
00:04:52
Speaker
Sie hat beim Literarischen Kolloquium in Berlin gearbeitet, wo sie da zum ersten Mal selber mit dem Veranstalten von literarischen Events zu tun hatte.
00:05:02
Speaker
Dann ging es weiter zum Verlag Dumont.
00:05:03
Speaker
Da hat sie dann Ende der 90er eine Lesungsabteilung aufgebaut.
00:05:09
Speaker
Und jetzt lüften wir so langsam das Geheimnis, denn seit dem Jahr 2000 ist sie an ihrer noch derzeitigen Wirkungsstätte aktiv und zwar ist sie Geschäftsführerin im Kölner Literaturhaus.
00:05:24
Speaker
Und seit 2012 ist sie dort auch als Programmverantwortliche tätig.
00:05:29
Speaker
Das heißt also, sie kümmert sich sowohl um das Geschäftliche als auch um die inhaltliche Ausgestaltung.
00:05:37
Speaker
Noch ein bisschen zum Kölner Literaturhaus.
00:05:40
Speaker
Das gibt es seit 1996 und wie gesagt, unsere Gästin leitet es seit 2000.
00:05:45
Speaker
Ihr Team besteht aus vier weiteren festangestellten KollegInnen und dieses Team kümmert sich im Jahr um circa 160 Veranstaltungen.
00:05:57
Speaker
Wir freuen uns daher sehr, dass sie heute Zeit für uns hat und hier ist im Podcast herzlich willkommen Bettina Fischer.
00:06:06
Speaker
Herzlichen Dank für die Einladung.
00:06:08
Speaker
Ich freue mich auch sehr, bei euch zu sein.
00:06:12
Speaker
Um so mal ein bisschen in unser Gespräch einzusteigen, vielleicht kannst du uns mal so ein bisschen mitnehmen, wie so ein typischer Tagesablauf oder vielleicht auch die Woche bei dir aussieht.
00:06:23
Speaker
Denn ich hatte es ja schon gesagt, einerseits bist du für das Geschäftliche zuständig.
00:06:30
Speaker
Also ich weiß nicht, ich stelle mir das jetzt so vor, Verträge unterschreiben, mit Partnern sprechen etc.,
00:06:36
Speaker
Und andererseits aber auch, kümmerst du dich auch um das Programm und ich vermute, dass du dann eben auch viel lesen musst.
00:06:42
Speaker
Ihr habt auch so circa, wenn man es runter bricht, zwei bis drei Veranstaltungen pro Woche.
00:06:47
Speaker
Also es ist schon sehr vielfältig, um was du dich da kümmern musst.
00:06:51
Speaker
Ich stelle mir jetzt so vor, dass dein Arbeitstag morgens um neun beginnt und dann vielleicht irgendwann abends 22 Uhr, 23 Uhr endet.
00:06:59
Speaker
Oder wie sieht das bei dir aus?
00:07:02
Speaker
Das trifft es eigentlich ganz gut.
00:07:04
Speaker
Aber natürlich sehen nicht alle Tage so aus und das ist ja das Schöne an dieser Arbeit, die ist ja sehr vielfältig und auch abwechslungsreich und säen alle Tage so aus, dann würde man vielleicht ein bisschen den Elan verlieren.
00:07:19
Speaker
Den habe ich eigentlich immer noch, diesen Elan, obwohl ich schon 24 Jahre solche Tage erlebe, die morgens um neun beginnen und
00:07:30
Speaker
abends häufig eben in Veranstaltungen münden.
00:07:34
Speaker
Was das bedeutet im Detail, klar, das ist tagsüber eigentlich ein Büroalltag, wie viele ihn kennen.
00:07:42
Speaker
Und wenn man da ins
Herausforderungen bei der Veranstaltungsplanung
00:07:44
Speaker
Geschäftliche denkt, dann sind die Verträge ein kleiner Teil davon.
00:07:48
Speaker
Das Wesentliche ist, da geht es eigentlich A darum, natürlich Veranstaltungen zu vereinbaren, Details sich zu überlegen, im Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen hier im Haus zu
00:07:59
Speaker
Wir sind ein Team und das ist wirklich ganz, ganz zentral für unsere Arbeit, dass wir gemeinsam auch Entscheidungen treffen.
00:08:07
Speaker
Aber das Geschäftliche bezieht sich wesentlich darauf, wo kriegen wir eigentlich die Mittel her?
00:08:11
Speaker
Vielleicht kommen wir darauf ja später auch noch zu sprechen.
00:08:14
Speaker
Aber wie kriegen wir eigentlich die Mittel zusammen, um das zu machen, was dann unser Publikum abends bei uns erlebt?
00:08:22
Speaker
Oder manchmal auch tagsüber, denn wir haben auch ein Programm für Kinder.
00:08:25
Speaker
Das macht eine andere Kollegin.
00:08:28
Speaker
Da ist es hier wunderbar trubelig, zwei Schulklassen lärmen in unserem Veranstaltungssaal.
00:08:35
Speaker
All das passiert hier.
00:08:38
Speaker
Aber deswegen hat meine Arbeit tatsächlich zwei sehr, sehr unterschiedliche Bereiche.
00:08:43
Speaker
Irgendwie einen nach innen gerichteten, Dinge zu regeln, zu organisieren und dann im Idealfall am Abend, die, sagen wir mal, das zu erleben, was wir in gemeinsamer Arbeit arbeiten.
00:08:57
Speaker
organisiert, erdacht, für unser Publikum uns überlegt haben.
00:09:03
Speaker
Nun ist es ja so, dass im Buchhandel gibt es so Stoßzeiten, das ist das Ostergeschäft, das Schulbuchgeschäft, das Weihnachtsgeschäft.
00:09:12
Speaker
Für die Verlage sind es die Zeiten vor Drucken oder für die jeweiligen Programme.
00:09:20
Speaker
Hast du auch oder habt ihr im Team auch so eine Saison?
00:09:23
Speaker
Gibt es Phasen, habt ihr eine Sommerpause zum Beispiel oder dann gerade auch jetzt im Hinblick, die...
00:09:29
Speaker
Die Europameisterschaft liegt hinter uns und ich weiß zum Beispiel im Fernsehen haben ja viele Fernsehsender wirklich an den Spielen ihr Fernsehprogramm abgestimmt, weil sie wussten, wenn da ein Halbfinalspiel ist, dann müssen wir da gar keinen aufwendigen Film senden, weil den wird wahrscheinlich eh keiner gucken wollen.
00:09:44
Speaker
Wie lief das bei euch ab?
00:09:46
Speaker
Also die EM ist wirklich ein wunderbares Beispiel.
Einfluss externer Ereignisse auf Literaturveranstaltungen
00:09:51
Speaker
für, sagen wir mal, einen Erkenntnisprozess, den man beim Veranstalten im Laufe der Jahre macht.
00:09:56
Speaker
Immer wieder denkt man, na ja, es gibt doch so viele kulturaffine, kulturbegeisterte Menschen, die wollen bestimmt nichts anderes als jeden Abend Literaturveranstaltungen erleben.
00:10:06
Speaker
Da bin ich jetzt im Laufe der Jahre etwas ernüchternd, so ist es nicht.
00:10:09
Speaker
Bei uns stehen alle wichtigen Spiele im Kalender, auch Champions League und ich weiß nicht was alles und da vermeiden wir dann doch
00:10:18
Speaker
Literaturveranstaltungen zu machen.
00:10:21
Speaker
Wobei ich sagen muss, etliche Kolleginnen in anderen Häusern haben wunderbare Erfahrungen mit Veranstaltungen, die sich dann thematisch anlehnen.
00:10:30
Speaker
Da habe ich nur bei Fußball nicht so große Ambitionen.
00:10:33
Speaker
Deswegen denke ich mir, das sind die Abende, da lese ich dann mal und bereite mich auf kommendes Wort.
00:10:39
Speaker
Nein, da muss man nicht so viel Energie hineinstecken, Publikum zu gewinnen, weil jetzt gerade auch bei der EM in Köln
00:10:49
Speaker
fanden ja auch Spiele statt.
00:10:52
Speaker
Da gibt es sogar manche Leute, die dann gar nicht so richtig gerne sich durch die Stadt bewegen, weil sie sagen, da sind die Leute alle anders gestimmt, da bleibe ich mal lieber zu Hause.
00:11:02
Speaker
Oder ich gehe eben Public Viewing machen und finde ich wunderbar.
00:11:06
Speaker
Es muss nebeneinander stehen und kann es auch gut.
00:11:10
Speaker
Und ist das so, dass man im Sommer einfach prinzipiell nicht solche Lesungen veranstalten kann oder eher so im Weihnachtsgeschäft, weil man weiß, da haben die Leute prinzipiell nicht so Lust auf Literatur?
00:11:22
Speaker
Also wir tatsächlich, weil du Saison genannt hast, da lehnen wir uns in gewisser Hinsicht auch, glaube ich, ans Buchgeschäft insofern an, dass bei uns zwei zentrale wichtige Momente sind natürlich die Buchmessen, aus verschiedenen Gründen natürlich.
00:11:39
Speaker
Aber so im Vorfeld die Neuerscheinung, das versuchen wir natürlich auch abzubilden.
00:11:45
Speaker
Welche Themen werden da wichtig?
00:11:48
Speaker
Sodass wir sagen, wir konzentrieren uns wesentlicher auf die Zeit von Mitte Januar bis zum Juni hin.
00:11:55
Speaker
Je besser das Wetter wird, desto schwieriger wird es mit dem Veranstalten in Innenräumen.
Planung nach saisonalem Interesse
00:12:02
Speaker
dann beginnen wir eigentlich Anfang September wieder bis Anfang Dezember.
00:12:09
Speaker
weil wir da auch merken, dass die Menschen sich anfangen, auf anderes zu konzentrieren, Weihnachtsfeiern oder was auch immer.
00:12:16
Speaker
Und da würde ich auch sagen, das Wetter spielt eine Rolle zum Beispiel.
00:12:22
Speaker
Aber ich kenne viele Kolleginnen, die auch ganz großartige Projekte draußen machen.
00:12:28
Speaker
Also gerade hier in Köln gibt es Veranstaltungen, die in
00:12:31
Speaker
in Open-Air-Kinos, Short-Story-Nights machen, da sitzen 300 Leute und hören zu und sehen noch in der Abendsonne dabei zu.
00:12:41
Speaker
Das sind wunderbare Konzepte.
00:12:43
Speaker
Oder ein Kollege in der Halle, der Schrebergartenlesungen macht, da brummt es wirklich, weil so viele Leute sagen, wunderbar, das nehmen wir mit, da verbinden wir den Ausflug zusammen,
00:12:56
Speaker
und ein Erlebnis draußen mit Literatur.
00:12:59
Speaker
Also das alles kann man sehr, sehr gut machen, aber man muss sich eben genau überlegen, was zur Jahreszeit passt, wie die Menschen gestimmt sind.
00:13:07
Speaker
All das spielt eine Rolle dabei.
00:13:10
Speaker
Und das bündelt ja auch Kapazitäten bei euch intern.
00:13:12
Speaker
Ich habe gesehen, ihr seid zu dritt.
00:13:15
Speaker
Und wenn man eine Außenveranstaltung in Schrebergärten hat, das kostet ja auch viel Zeit und Management, sage ich jetzt einfach mal.
00:13:22
Speaker
Also es ist ja auch eine Kapazitätenfrage innerhalb der Literaturhäuser.
00:13:30
Speaker
Ich meine grundsätzlich, wir reden ja da immer so von der intrinsischen Motivation, die viele im Kultur- und Kutzbereich haben.
00:13:37
Speaker
Man muss da schon eine ganze große Packung mitbringen, klar.
00:13:42
Speaker
Die erleben wir ja auch bei anderen in diesem Feld.
00:13:46
Speaker
Das ist zeitintensiv und man muss auch sagen, dass wir zum Beispiel im Sommer kein großes Programm machen, hängt genau damit zusammen, dass eigentlich fast alle von uns schulpflichtige Kinder haben.
00:13:57
Speaker
Das heißt, irgendwann muss die Pause mal kommen.
00:14:00
Speaker
Und dann sagen wir, das ist ein guter Moment.
00:14:03
Speaker
Aber ich wüsste schon, wie man ein schönes Publikum jetzt auch erreichen könnte und beglücken könnte.
00:14:09
Speaker
Nur diese, das ist ja auch eine kreative Pause, die man mal braucht, die wir alle ja irgendwann mal brauchen.
00:14:16
Speaker
Ja, aber warum macht dann der Kollege in Halle, der hiermit herzlich gegrüßt sei, warum macht der dann die Schrebergartenlesung?
00:14:24
Speaker
Hat der keine Kinder oder ist es womöglich auch so, dass sich manche Regionen oder manche Literaturhäuser ein bisschen strecken müssen und eine andere Art von Veranstaltung anbieten müssen, um das Publikum anzuziehen?
Innovative Veranstaltungsformate
00:14:44
Speaker
Ja, das ist eine gute Frage.
00:14:47
Speaker
Ich glaube, manchmal probiert man etwas aus und sagt, das funktioniert mit meinem Publikum wunderbar.
00:14:52
Speaker
Meinem, das ist ja so ein bisschen possessiv, ist man dann auf einmal, wir fühlen uns ja unserem Publikum sehr nahe.
00:15:01
Speaker
Und wenn man merkt, dass was funktioniert, dann wiederholt man das.
00:15:03
Speaker
Tatsächlich hat der Kollege ein Kind und ich glaube, diesen Sommer hat er auch mal pausiert mit den Schrebergartenlesungen.
00:15:10
Speaker
Und es gönne es ihm herzlich.
00:15:11
Speaker
Das wollen wir natürlich.
00:15:12
Speaker
Es ist sogar noch ein kleineres Team.
00:15:14
Speaker
Aber hast du allein jetzt seit Beginn deiner Arbeit im Literaturhaus
00:15:19
Speaker
eine Entwicklung bemerken können.
00:15:22
Speaker
Gibt es da eine Veränderung, dass es vielleicht wirklich ein bisschen mehr Event-Charakter braucht, den ihr irgendwie inszenieren müsst, dass man vielleicht sogar auch ein bisschen nach anderen Autoren guckt und sagt, das ist vielleicht Auto XY ist ein super Autor, hat unfassbar schöne Texte, aber ist mir vielleicht ein bisschen zu leise.
00:15:41
Speaker
Ich will dann doch lieber die Rampensau auf der Bühne haben.
00:15:47
Speaker
Also ich persönlich identifiziere mich mit dem Begriff Event nicht so sehr.
00:15:52
Speaker
Ich würde immer von Veranstaltung und Vermittlung sprechen.
00:15:56
Speaker
Aber was wir feststellen können, ist ja erstmal ein unglaubliches Anwachsen, zumindest bis es mit Corona losging, an Veranstaltungen, VeranstalterInnen.
00:16:08
Speaker
ich mache das ja tatsächlich jetzt schon seit Ende der 90er Jahre, zunächst selber als Vermittlerin im Verlag, also als Organisatorin und dann jetzt in dem Bereich selber Veranstaltungen zu machen.
00:16:22
Speaker
Und es gibt jetzt so viele Orte außerhalb vom Buchhandel.
00:16:27
Speaker
Also als ich das noch selber vermittelt habe, habe ich vor allen Dingen mit Buchhändlerinnen gesprochen und eben mit Literaturhäusern.
00:16:35
Speaker
Jetzt gibt es so viele Orte, die
00:16:38
Speaker
eigentlich aus ganz anderen Zusammenhängen heraus Veranstaltungen, Literaturveranstaltungen machen, dass ich erstmal sagen würde, es ist ein großes Anwachsen der Anzahl.
00:16:49
Speaker
Das heißt, die Konkurrenz ist natürlich auch größer.
00:16:52
Speaker
Und da wird jeder und jede überlegen, für wen er etwas anbietet.
00:17:01
Speaker
Eine Einrichtung wie ein Literaturhaus hat natürlich verschiedene Publikumsgruppen vor Augen.
00:17:05
Speaker
Also wir denken ja jetzt nicht nur an eine Idealperson, sondern wir wollen möglichst viele ansprechen.
00:17:12
Speaker
Aber ich stelle mir vor, wenn ich im Buchhandel tätig bin, Veranstaltungen mache, dann denke ich, das sind die Menschen, die häufig zu mir kommen, die möchte ich ansprechen.
00:17:21
Speaker
Und da glaube ich, braucht es nicht immer eine Rampensau, die dann irgendwie so eine Veranstaltung wuppt, sondern es braucht im Grunde
00:17:29
Speaker
Menschen, die Lust haben, sich jeweils auf Situationen einzulassen.
00:17:33
Speaker
Was ich allerdings feststellen kann, ist, dass die Fähigkeit, Texte zu lesen, zum Beispiel unglaublich angewachsen ist.
00:17:41
Speaker
Oder was wir auch bemerken, dass viele AutorInnen offenbar auch durch Verlage vermittelt bekommen, wie sie auftreten sollen oder wie sie sich auch via Social Media vermarkten.
00:17:57
Speaker
weil das natürlich auch Teil dieses Jobs geworden ist.
00:18:00
Speaker
Und das war früher nicht der Fall.
00:18:02
Speaker
Das heißt, das Bewusstsein dafür, dass Veranstaltungen irgendwie auch neben allem anderem, was sie sind, auch Orte der Vermarktung und Selbstvermarktung sind, das ist unglaublich gewachsen.
00:18:16
Speaker
Meiner Wahrnehmung.
00:18:16
Speaker
Aber du unterscheidest schon zwischen dem Begriff Lesung und Veranstaltungen.
00:18:21
Speaker
Also du sagst schon, ihr macht Veranstaltungen und nicht Lesungen.
00:18:26
Speaker
Gibt es da einen Unterschied?
00:18:29
Speaker
Ja, in meinem Verständnis gibt es das.
00:18:31
Speaker
Denn wenn man von Lesung spricht, denkt man zuerst mal ans Vorgelesen bekommen.
00:18:37
Speaker
Tina hat es vorhin so schön gesagt.
00:18:39
Speaker
Also an das, diese Ur-Situation.
00:18:42
Speaker
Man bekommt etwas vorgelesen, vielleicht wenn man noch klein ist, im Bett abends.
00:18:48
Speaker
Was wir inzwischen machen, ist natürlich häufig auch das Drumherum zu gestalten.
00:18:54
Speaker
Bei uns im Literaturaus gibt es eigentlich keine Veranstaltung oder keine Lesung, bei der nicht eine Moderation mitgedacht wird.
00:19:03
Speaker
Also Moderation ist für uns ein ganz wichtiges Stichwort.
00:19:08
Speaker
Und wenn man sich überlegt, in 25 Jahren, die ich das jetzt mache, würde ich sagen, ist der Lesungspart immer kleiner geworden.
00:19:16
Speaker
Dafür ist der Gesprächspart bei einer Veranstaltung eben immer mehr angewachsen geworden.
00:19:22
Speaker
Weil auch ich sagen würde, lesen kann ich immer noch selber, wir wollen anregen zum selber lesen.
00:19:30
Speaker
Aber Orte wie unsere sind vor allen Dingen Orte des Vernetzens, des Austauschs, des, vorhin fiel auch das Stichwort Diskurs, wir wollen eben genau das, einen Gesprächsraum schaffen.
00:19:46
Speaker
Und Lesung ist vielleicht ein bisschen einseitiger, muss es nicht sein, aber kann es sein.
00:19:52
Speaker
Also aus Erfahrung kann ich tatsächlich sagen, in Stuttgart ist es ja zum Beispiel so, ganz oft sind diese Lesungsveranstaltungen, nenne ich es jetzt einfach mal, zum Beispiel musikalisch begleitet oder es gibt eine passende Ausstellung von einem
00:20:06
Speaker
regionalen Künstler, die parallel dazu läuft, die zu der Lesungsreihe passt.
00:20:10
Speaker
Also wie du schon sagst, ich glaube, ganz oft ist auch der Unterschied zum Beispiel zur Buchhandlung, dass eben mehr geboten wird als die pure Lesung.
00:20:20
Speaker
Also der Autokompt liest aus seinem Buch vor, beantwortet vielleicht noch drei Fragen, sondern dass darüber hinaus immer noch was stattfindet.
00:20:28
Speaker
Und die Moderation nimmt ja auch immer diesen Diskurs dann nochmal mit auf.
00:20:31
Speaker
Also ich glaube schon, dass sich die Veranstaltung zwischen einer Buchhandlung zum Beispiel oder in einem Literaturhaus unterscheiden.
00:20:37
Speaker
Also zumindest in meinem Erfahrungsschatz.
00:20:42
Speaker
Man muss ja auch sagen, ich bewundere alle Buchhändler, die die Veranstaltung machen.
00:20:46
Speaker
Das bewundere ich deswegen, weil da der Tag ja häufig nicht wie bei mir um neuneinhalb, zehn.
00:20:52
Speaker
Das kann ich nämlich auch mal so gestalten, je nachdem, wie lange der Abend vorher geworden ist.
00:20:58
Speaker
Da sieht der Alltag ja nochmal anders aus.
00:21:02
Speaker
Man hat das ganz festgefügt mit den Zeiten und dann kommt on top noch die Veranstaltung.
00:21:07
Speaker
Da muss man den Laden vielleicht umräumen und was weiß ich nicht, was alles, was ich zumindest erlebe bei den wirklich ja auch sehr aktiven BuchhändlerInnen hier in Köln, die auch super Veranstaltungen machen oder Lesungen,
00:21:23
Speaker
Aber wir können uns ja ganz darauf konzentrieren.
00:21:25
Speaker
Ich finde, das ist doch unser Job, dass wir was dazu tun.
00:21:29
Speaker
Und das ist eben meist die doch irgendwie ausgearbeitete und überlegte Moderation, wobei wir dafür eigentlich immer auch Fachleute einladen.
00:21:41
Speaker
Also vor allen Dingen natürlich viele Journalistinnen.
00:21:43
Speaker
Manchmal auch fragen wir andere AutorInnen, ob sie Gesprächspartner sein wollen.
00:21:49
Speaker
Ich glaube, das ist vor allen Dingen ein
00:21:52
Speaker
Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit ist, dass wir überlegen, welche Gesprächskonstellationen die schönsten, ergiebigsten sind.
00:21:59
Speaker
Also wir müssen ja immer ein Plus bieten.
00:22:00
Speaker
Das heißt, wenn man zu uns kommt, ist ein großes Plus, dass man auf andere Menschen trifft, dass man etwas gemeinsam erlebt.
00:22:08
Speaker
Das ist ja eine ganz wunderbare Besonderheit, finde ich, immer noch, jeden Abend, wenn ich das hier erlebe.
00:22:15
Speaker
Und das andere ist, dass man über einen Text mehr erfährt, als man es in der eigenen Lektüre erfahren kann.
00:22:22
Speaker
Das klingt total schön.
00:22:27
Speaker
Du hast schon das Thema Corona angesprochen und gerade eben auch, dass ihr Menschen zusammenbringen wollt.
00:22:33
Speaker
In Zeiten von Corona war das ja natürlich nicht so möglich.
COVID-19 und die Anpassung von Events
00:22:38
Speaker
Vielleicht kannst du uns ein bisschen erzählen, wie ihr eben damit mit dieser besonderen Situation umgegangen seid.
00:22:45
Speaker
Habt ihr euch andere Formate überlegt, hybride Formate?
00:22:51
Speaker
Für uns alle natürlich auf die eine oder andere Weise eine Riesenherausforderung.
00:22:55
Speaker
Für jemanden, der Öffentlichkeit und Begegnung organisiert, war es natürlich der absolute Schock.
00:23:03
Speaker
Auch, weil das für uns zunächst so aussah, ja was sollen wir überhaupt... Also sozusagen, da kam ja die große Relevanzfrage, die sowieso ärgerlicherweise zunächst sich an die Kultur anzudocken schien.
00:23:16
Speaker
Und sehr schnell konnten wir alle dann ja zeigen, dass gerade die Kultur und gerade die Literatur ja sogar ganz besonders viel geboten hatte in dieser Zeit.
00:23:25
Speaker
Und ich muss sagen, wir haben, man ist ja im Veranstalten unglaublich gewohnt, schnell irgendwie zu reagieren.
00:23:33
Speaker
Man muss ja schnell Lösungen haben.
00:23:36
Speaker
Und wir haben tatsächlich schon...
00:23:40
Speaker
Ich weiß, ich kann mich erinnern, Mitte März 2020 war es, da haben wir im April die ersten digitalen Veranstaltungen angeboten, in der Kooperation mit der Volkshochschule, die eine super Plattform hatte.
00:23:53
Speaker
Da haben wir die ersten Sachen gebracht.
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Speaker
Natürlich unglaublich unbeholfen, ich möchte es mir gar nicht anschauen.
00:23:59
Speaker
Wir haben inzwischen alle so viel in der Hinsicht ja gelernt, aber das haben wir gemacht und da war ein Publikum, da war ein dankbares Publikum, das uns durch Höhen und Tiefen unserer technischen Unerfahrenheit begleitet hat und das wahrgenommen hat.
00:24:17
Speaker
Dann haben wir auch gedacht, wir müssen im Grunde, da wir uns auch als einen Ort verstehen, der für eine lokale Szene ist,
00:24:26
Speaker
Wir müssen schauen, was können wir für unsere lokale Literaturszene machen und haben, das hat meine Kollegin Ulrike gestartet, mit einem täglichen Literaturtipp begonnen, den wir via Social Media kommuniziert haben.
00:24:42
Speaker
Wir haben Menschen gefragt aus unserer Szene, könnt ihr was empfehlen?
00:24:45
Speaker
Gerne was Neueres, gerne hier aus unserem Umfeld.
00:24:50
Speaker
Das wurde natürlich ausgeweitet.
00:24:51
Speaker
Das haben wir immerhin 100 Tage lang gemacht.
00:24:55
Speaker
Und dann haben wir natürlich auch die Gelegenheiten genutzt, die sich geboten haben, via Förderung unser Haus fitter zu machen für digitale Formate.
00:25:06
Speaker
Und die haben wir dann auch weiter betrieben.
00:25:13
Speaker
Naja, dann haben wir Lesekreise zum Beispiel.
00:25:15
Speaker
Das ist für mich auch ein Veranstaltungsformat.
00:25:17
Speaker
Davon haben wir drei, also drei Personen, die regelmäßig Lesekreise anbieten.
00:25:22
Speaker
Die haben wir natürlich dann
00:25:24
Speaker
in Zoom-Formate verlegt, was auch ein Abenteuer war, weil ich weiß, dass ich dann einigen der Damen erzählt habe, so, jetzt müssen sie das machen.
00:25:33
Speaker
Und also so, um mal kurz aus dem Nähkästchen zu plaudern, wie ihr mir eben erklärt habt, was ich tun muss, damit wir hier miteinander sprechen können, habe ich also auch da einige fit gemacht, dass sie Zoom-Lesekreisgespräche führen können.
00:25:46
Speaker
Und wir haben sehr, sehr schnell versucht,
00:25:51
Speaker
uns handlungsfähig zu machen, was, glaube ich, auch eine unglaublich gute Hilfe gegen die grassierende Depression war, die man natürlich bekommt, wenn man auf einmal in die Situation gesetzt wird, nicht handeln zu können.
00:26:06
Speaker
Und das haben uns viele auch sehr gedankt.
00:26:08
Speaker
War das ein Stück weit vielleicht sogar ein positiver Aspekt von Corona, dass manche, wie eben auch ihr, quasi gezwungen wurdet, jetzt mal so einen Schritt zu machen in Richtung Digitalisierung, was womöglich vielleicht auf der Agenda stand, aber irgendwie immer so ein bisschen hinten überfiel?
00:26:28
Speaker
Also das war ein Effekt, von dem wir profitiert haben, auf jeden Fall.
00:26:32
Speaker
Dass wir uns mit vielem auseinandersetzen mussten, was wir doch hinten angestellt haben, mangels Geld, mangels Know-how.
00:26:41
Speaker
Und weil wir natürlich tatsächlich von Präsenz leben und nicht von Entfernung.
00:26:49
Speaker
Über die Finanzierung wollen wir gleich noch mal kurz was wissen.
00:26:52
Speaker
Aber wenn man dich so erlebt, man merkt schon, dass du mit deinem Team da eine sehr individuelle Arbeit leistest.
00:26:59
Speaker
Also das ist offenbar dann doch so ein Literaturhaus irgendwie mit seiner Leitung, seinem Team verknüpft.
00:27:06
Speaker
Da ist ein Stempel drauf.
00:27:08
Speaker
Wir haben uns im Vorfeld gefragt,
00:27:11
Speaker
ob es sowas wie Konkurrenz, wie Neid gibt.
00:27:16
Speaker
Ob du da schaust, was machen andere.
00:27:21
Speaker
Oh Mist, Mensch, die Autorin hätte ich auch gerne gehabt, aber das kann ich jetzt nicht mehr, weil haben die das schon gebracht.
00:27:27
Speaker
Oder auf das Format hätte ich kommen können.
00:27:30
Speaker
Wenn man dir jetzt aber so zuhört, hast du das einerseits offenbar alles sehr, sehr gut im Blick, was rechts und links passiert.
00:27:37
Speaker
Ich denke nur jetzt an den Kollegen in Halle, in seinem Schrebergarten.
00:27:42
Speaker
Seid ihr vernetzt?
00:27:44
Speaker
Ist das wie so eine kleine Clique, die sich dann austauscht?
00:27:48
Speaker
Oder ist da vielleicht doch manchmal so ein bisschen eine gewisse Kratzbürstigkeit da?
00:27:52
Speaker
Wie läuft denn das?
00:27:55
Speaker
Da gibt es ja jetzt ganz viele Ebenen, auf die man antworten kann.
00:27:59
Speaker
Zunächst kann ich sagen, es gibt ein Netzwerk der Literaturhäuser Schweiz, Österreich, Deutschland.
00:28:07
Speaker
Dem gehören 14 Häuser an diesem Netzwerk.
00:28:09
Speaker
Und auch das war übrigens eine interessante Corona-Erfahrung.
00:28:13
Speaker
Wir haben angefangen, uns wöchentlich digital zu treffen, um uns auszutauschen, wie wir mit bestimmten Problemen umgehen.
00:28:25
Speaker
Das hat uns wirklich näher gebracht.
00:28:29
Speaker
Wobei ich sagen muss, eine Konkurrenz ist vor allen Dingen in unserem Bereich, würde ich sagen, etwas Lokales.
Zusammenarbeit zwischen Literaturhäusern
00:28:38
Speaker
dass der Kollege in Halle wunderbare Schrebergartenlesungen macht.
00:28:42
Speaker
Das höre ich mir gerne an und denke, könnte ich vielleicht auch mal anwenden.
00:28:47
Speaker
Das Publikum, das fährt ja nicht von Halle nach Köln.
00:28:49
Speaker
Also das fährt ja kaum von Düsseldorf nach Köln oder von Bonn nach Köln, außer man bietet wirklich was ganz Besonderes.
00:29:00
Speaker
Insofern glaube ich, gibt es ein starkes Bedürfnis, sich auszutauschen,
00:29:05
Speaker
Es gibt ein großes Interesse daran, von anderen auch zu lernen.
00:29:11
Speaker
Ich empfinde das als Lernprozesse, wenn ich mir anschaue, was andere machen.
00:29:14
Speaker
Natürlich denke ich manchmal auch, verflickst, ganz schön clever, was die sich da gedacht haben.
00:29:21
Speaker
Aber wenn es nicht gerade bei mir um die Ecke ist, denke ich, gut, kann ich durchaus auch mal ausprobieren.
00:29:28
Speaker
Und insofern ist das eine, auch da, ich stelle mir das in gewisser Hinsicht auch so vor, wie es ja auch in der Entwicklung der Literatur geschieht.
00:29:36
Speaker
Nichts ist zu denken, ohne das, was vorher schon gewesen ist.
00:29:40
Speaker
So ist es bei unserer Arbeit auch.
00:29:41
Speaker
Es ist ein großes, zunächst erstmal würde ich sagen, ein großes sich gegenseitig anregen.
00:29:47
Speaker
Und nun, anfangs hatte Andi das netzerweise auch gesagt.
00:29:54
Speaker
Ich zum Beispiel arbeite ja auch
00:29:57
Speaker
sehr für eine Literaturszene hier.
00:29:59
Speaker
Ich verstehe mich nicht so sehr in meiner Arbeit im Literaturhaus, aber ansonsten auch als jemand, der durchaus Lobbyarbeit macht für eine Kulturszene, für eine Literaturszene.
00:30:10
Speaker
Und der große Reiz liegt da eben in Vernetzung und im Austausch.
00:30:14
Speaker
Und was ich dabei schon gelernt habe und als positiv bestärkend erfahren habe, das kann ich gar nicht...
00:30:24
Speaker
genug loben, weil das einfach sehr produktiv häufig ist.
00:30:32
Speaker
Und dennoch haben wir natürlich auch Situationen, das ist klar, wo man denkt, warum haben die jetzt mehr Geld als wir, können die das da reinstecken?
00:30:42
Speaker
Klar, die können das so groß machen, wir können das nicht so groß machen, das gibt es alles.
00:30:47
Speaker
Also ich meine, wir sind natürlich nicht gefeit von negativen Gefühlen, das ist völlig klar.
00:30:52
Speaker
Aber man versucht in der Regel, also zumindest erlebe ich das als gesündeste Haltung, sich davon nicht einschränken zu lassen.
00:31:00
Speaker
Jetzt ist Geld ein ganz wichtiges Thema in der kompletten Kultur- und Veranstaltungsbranche.
00:31:07
Speaker
Wir haben eben über die Buchhandlungen geredet.
00:31:09
Speaker
Für die ist das ja selten ein Gewinngeschäft.
00:31:14
Speaker
Das wird ja häufig aus dem Marketingtopf genommen.
00:31:18
Speaker
Der Autor braucht ein Honorar.
00:31:21
Speaker
Mitarbeiter abstellen, die dann den Büchertisch abends noch machen und dann gibt es vielleicht auch noch ein Gläschen Wein und das alles für 4 Euro eintritt und dann werden am Ende 12 Bücher verkauft.
00:31:32
Speaker
Das funktioniert dann immer nicht so richtig, da ist das mehr ein Kundenbindungstool.
00:31:36
Speaker
Jetzt fragt man sich natürlich, wie funktioniert so ein Literaturhaus?
00:31:41
Speaker
Also ich denke, das sind oftmals sehr, sehr imposante Gebäude, die müssen erhalten werden.
00:31:47
Speaker
Es gibt Mitarbeiter, die müssen bezahlt werden.
Finanzierung und Mitgliederbeteiligung
00:31:53
Speaker
Läuft das nur über die Besucher und Eintrittskarten wahrscheinlich an nicht?
00:32:03
Speaker
In Literatur aus Köln kann sich über Eintrittskarten leider überhaupt nicht finanzieren.
00:32:08
Speaker
Es gibt ja Modelle und gerade in Köln gibt es ein Modell, bei dem das ziemlich gut funktioniert.
00:32:13
Speaker
Zum Beispiel das Festival de Cologne natürlich.
00:32:16
Speaker
Da wird über Eintritte zumindest eigentlich
00:32:20
Speaker
ein nicht unbeträchtlicher Teil der Finanzierung realisiert.
00:32:26
Speaker
Das ist bei uns, wir sind in der Struktur ein gemeinnütziger Verein, der eben von Mitgliedern auch lebt.
00:32:35
Speaker
Bei uns ist das eine Mischkalkulation, die uns ermöglicht, ein umfangreiches Programm zu realisieren.
00:32:42
Speaker
Mitglieder, Beiträge, Eintrittseinnahmen ist fast der kleinste Teil der
00:32:48
Speaker
Und ganz, ganz wesentlich ist für uns die öffentliche Förderung.
00:32:51
Speaker
Und die hat wiederum, kann man eigentlich auch splitten, in institutionelle Unterstützung.
00:33:00
Speaker
Das Literaturhaus Köln ist 1996 gegründet worden.
00:33:04
Speaker
Bevor wir die erste institutionelle Unterstützung hatten, musste es uns erst mal fünf Jahre geben, damit man gesagt hat, oh, die meinen das wirklich ernst.
00:33:13
Speaker
Und seither werden wir von der Stadt Köln und mittlerweile auch vom Land NRW quasi institutionell gefördert.
00:33:21
Speaker
Dann gibt es aber die andere Form der öffentlichen Förderung oder Förderung überhaupt, das ist die Projektförderung.
00:33:26
Speaker
Und dafür muss man sich natürlich immer wieder Projekte überlegen, die jemand für fördernswert ansieht.
00:33:36
Speaker
Und das ist auch ebenfalls ein sehr, sehr wichtiger Bereich und macht auch einen großen Bereich meiner Tätigkeit aus, genau diese Mittel einzuwerben.
00:33:45
Speaker
Dann gibt es noch Spenden.
00:33:47
Speaker
Für uns sind die Spenden auch eine sehr willkommene Form.
00:33:51
Speaker
Natürlich, weil sie uns auch Dinge ermöglichen.
00:33:53
Speaker
Oder Sponsoring gibt es auch.
00:33:55
Speaker
Also all das ergeben diese Art Mischung.
00:34:00
Speaker
Mischfinanzierung, die glaube ich bei vielen Veranstaltern, die so funktionieren wie wir, die Basis bilden.
00:34:09
Speaker
Die Eintrittspreise sind nämlich auch relativ bewusst niedrig gehalten bei uns.
00:34:15
Speaker
Das ist eigentlich auch vielen Leuten möglich sein sollte, unsere Veranstaltung zu besuchen.
00:34:21
Speaker
Und da möchte ich auch noch ein anderes, mir wichtiges Stichwort einbringen.
00:34:25
Speaker
Das ist das der kulturellen Teilhabe.
00:34:29
Speaker
Einrichtungen wie wir sind privilegiert, weil wir stark öffentlich gefördert sind.
00:34:34
Speaker
Und dafür, finde ich, müssen wir auch bestimmte Themen sehr ernst nehmen.
00:34:38
Speaker
Und das gehört, deswegen haben wir auch ein junges Literatur.
00:34:41
Speaker
Dazu gehört auch, jungen Menschen Begegnung mit Literatur zu ermöglichen.
00:34:46
Speaker
Aber nach Möglichkeit auch immer wieder andere Publikumskreise anzusprechen, von denen man vielleicht denkt, interessieren die sich für Bücher oder
00:34:55
Speaker
na hoffentlich gucken wir mal, was wir da anbieten können.
00:34:59
Speaker
Darf ich dich fragen?
00:35:00
Speaker
Ich habe, bevor ich bei der Verlagsgruppe Patmos angefangen habe, unter anderem auch in einem Kulturverein Eventmanagement für Veranstaltungen gemacht.
00:35:09
Speaker
Und ich habe schon die Erfahrung gemacht, gerade wenn man institutionell von Stadt und Land gefördert ist, dass es da ja trotzdem, ich sage jetzt mal, Zielvorgaben gibt.
00:35:18
Speaker
Also, dass man bestimmte
00:35:21
Speaker
Prozesse oder so erreichen muss, um wiederum in den Fördertopf zu kommen.
00:35:27
Speaker
A, gibt es das bei euch oder gibt es das in der Literaturszene?
00:35:30
Speaker
Ich, wie gesagt, war vorher im Filmbereich tätig und wie sehr...
00:35:37
Speaker
Findest du, ist das auch, ich nenne es jetzt mal Eingriff, selbst wenn es ein sehr großer Begriff ist, in deine programmatische Planung?
00:35:43
Speaker
Also ist die Stadt Köln schon gewillt, dass du die großen Stars an Land ziehst oder zum Beispiel auch ein regionales Programm anbietest, um diese Förderung zu bekommen?
00:35:53
Speaker
Oder seid ihr wirklich grenzenlos frei und eigentlich hat es gar keinen Einfluss auf deine programmatische Führung?
00:36:01
Speaker
Interessanterweise.
00:36:03
Speaker
würde ich sagen, es gibt keinerlei inhaltliche Einflussnahme bei der institutionellen Förderung.
00:36:09
Speaker
Da wird gewünscht, dass ein Angebot wie unseres gemacht wird.
00:36:15
Speaker
Ich glaube auch nicht, dass wir sozusagen in einem stillen, vorauseilenden Gehorsam Dinge deshalb machen, weil wir meinen, dass das gut ist.
00:36:24
Speaker
Es ist natürlich immer viel Überzeugungsarbeit hier drin.
00:36:29
Speaker
Diese Zielvorgaben beziehen sich im Grunde im Wesentlichen nur darauf, dass man Mittel korrekt verwendet.
00:36:36
Speaker
Es sind ja Steuergelder, mit denen wir umgehen.
00:36:38
Speaker
Es gibt nicht diese Rechtfertigung.
00:36:40
Speaker
Schaut mal, wir haben jedes Mal im Schnitt mindestens 30 Leute da sitzen, weil das weiß, glaube ich, jeder von uns, dass so ein Förderantrag oder eine Förderbewilligung jetzt nicht ganz so einfach zu bekommen ist.
00:36:50
Speaker
Und auch wenn ihr das jetzt schon eine Weile bekommen habt, müsst ihr euch wahrscheinlich trotzdem jedes Mal ziemlich strecken, dass das Ganze auch weiter funktioniert und weiterläuft.
00:36:59
Speaker
Interessanterweise sprechen wir gerade zu einem Zeitpunkt, wo wir übermorgen den Verwendungsnachweis für unseren Betriebskostenzuschuss abgeben müssen.
00:37:07
Speaker
Und da müssen wir natürlich schon darlegen, wie viele BesucherInnen wir bei Veranstaltungen haben.
00:37:13
Speaker
Wir müssen auch formulieren, was unsere Ziele sind.
00:37:20
Speaker
Und ja, jetzt muss ich sagen, wenn ich jetzt sagen würde, oh, wir haben aber jedes Mal nur 30 BesucherInnen,
00:37:27
Speaker
Und das würde ich sagen, nur 30 Besucher, das wäre natürlich ganz unter den Erwartungen, die wir an unserer Arbeit haben.
00:37:34
Speaker
Nicht, weil es nicht auch mal 30 sein können, das ist völlig in Ordnung, aber da haben wir schon eine andere Erwartung.
00:37:41
Speaker
Also sind die einzigen Ziele, die gesetzt werden, sozusagen durch euch selbst und nicht durch Förderung oder Institutionen oder Sponsoren.
00:37:49
Speaker
Also ihr selbst habt diesen Anspruch, je mehr, desto besser und gerne auch regional.
00:37:55
Speaker
Wie sieht deine programmatische Arbeit aus?
00:37:57
Speaker
Hast du ein klares Ziel vor Augen, wo das Literaturhaus Köln hingehen soll?
00:38:03
Speaker
Ich habe schon das Gefühl, dass die Leitung eines Literaturhauses auch das Literaturhaus in seinem Programm
Einfluss von Führungspersönlichkeiten
00:38:10
Speaker
Also als ich nach Stuttgart gekommen bin, war der Höllerer hier in Stuttgart der Literaturhausleiter.
00:38:18
Speaker
Und das war gefühlt ein Volkstrauertag in Stuttgart, als er gegangen ist, weil jeder wusste, der hat das Literaturhaus so und so geprägt.
00:38:26
Speaker
Und jetzt ist der nicht mehr da.
00:38:28
Speaker
Also hast du schon das Gefühl, du gibst dem Ganzen eine Linie oder ihr als Team gibt dem Ganzen eine Linie, wo ihr hinwollt, mit dem Literaturhaus, programmatisch.
00:38:41
Speaker
Kann man davon sprechen, dass ihr sowas habt?
00:38:44
Speaker
Wir haben Vorstellungen davon, was hier in unserem Haus passieren soll.
00:38:52
Speaker
Das ist aber, geht
00:38:54
Speaker
Das sind Ideen, die in verschiedene Richtungen gehen, weil wir uns ja zum einen einem Publikum verbunden fühlen und einer bestimmten Ideen, wie wir uns eine Gesellschaft wünschen, dem fühlen wir uns verbunden.
00:39:14
Speaker
Und das wollen wir auch in unserem Programm abbilden.
00:39:17
Speaker
Zugleich sehen wir uns aber natürlich auch so einer Literaturszene hier verbunden, von der wir sagen, naja, ihr sollt hier auch abbilden.
00:39:23
Speaker
aufscheinen können.
00:39:25
Speaker
Und dann haben wir natürlich eigene Neigung und spezifische Interessen.
00:39:32
Speaker
Die drücken sich in unserem Programm auch aus, wenn man wahrscheinlich umso besser, also man erkennt es umso besser, je besser man es kennt.
00:39:42
Speaker
Aber was du sagst, ist sicherlich völlig richtig.
00:39:49
Speaker
Je nachdem, wer Programme macht, das
00:39:53
Speaker
drückt sich in Häusern aus.
00:39:56
Speaker
Aber ein Teil ist natürlich schon auch der zu sagen, es gibt neue Bücher, es gibt neue Themen und das wollen wir auch zeigen.
00:40:04
Speaker
Und das kann auch schon mal passieren, dass wir sagen, das Thema ist eigentlich keins, das wir gerne mögen, aber wir denken, dass es trotzdem wichtig ist, dass es gezeigt wird, dass es zum Thema auch bei uns gemacht wird.
00:40:21
Speaker
Und gerade in einer Zeit wie dieser, wo doch manche Diskurse sehr rau werden, halte ich es für sehr wichtig, dass Orte wie unsere zeigen, dass Debatten und dass die Auseinandersetzung mit Themen auf eine verständige, vernünftige Weise geschehen können.
00:40:43
Speaker
Und das finde ich es ja auch sehr kennzeichnend für Orte, in denen Themen hineingetragen werden, dass man
00:40:51
Speaker
Auch das ist eine Form von Kultur, Gesprächskultur.
00:40:53
Speaker
Und die ist mir ganz wichtig.
00:40:55
Speaker
Und vielleicht kann ich noch erwähnen, dass das Literaturhaus Köln früher mal eine Gaststätte beherbergt hat.
00:41:02
Speaker
Wir sitzen hier in einem sehr, sehr alten Haus, das übrigens noch im Privatbesitz ist.
00:41:06
Speaker
Und hier war früher mal eine Gaststätte.
00:41:10
Speaker
Hier wurden die Bierfässer, natürlich die Kölschfässer, wurden hier durch die Räume gerollt.
00:41:14
Speaker
Und die Leute sind zusammengekommen und haben gesprochen.
00:41:17
Speaker
Und das ist ein Geist.
00:41:19
Speaker
der mir sehr gut gefällt, weil ich denke, es geht darum, Menschen zusammenzubringen.
00:41:23
Speaker
Und nach einer Linie gefragt, dann ist das für mich eines der Hauptmotive, dass man sagen kann, wir können immer im Gespräch bleiben und wir fühlen uns zu einer Art Vorstellung von Gastlichkeit auch verbunden.
00:41:38
Speaker
Das ist jetzt kein primär literarisches Motiv, aber es ist eines, das, glaube ich, die Auseinandersetzung mit Literatur unglaublich bestärkt.
00:41:46
Speaker
Es ist ein kölsches Motiv.
00:42:05
Speaker
Und das ist ein großes, befeuert auch unsere Arbeit natürlich.
00:42:09
Speaker
Jetzt nochmal nachgefragt, weil du eben das so angesprochen hast, ihr guckt eher so nach Themen oder Diskursen.
00:42:16
Speaker
Ich hatte mir das eher so vorgestellt, du liest ein Buch und denkst, das ist ein tolles Buch, ich will den Autor, die Autorin unbedingt auf der Bühne haben, aber...
Auswahl von Autoren und Themen
00:42:26
Speaker
Wie ich dich jetzt verstehe, ist es eher so, das Buch ist toll.
00:42:30
Speaker
Welchen Diskurs oder knüpft das an einen Diskurs an oder kann man da vielleicht eher eine Diskussion drumherum stricken?
00:42:39
Speaker
Ist das dann eher so der Ansatz oder vielleicht beides zusammen?
00:42:44
Speaker
Ja, wenn man konkret über das Programm machen nachdenkt, dann gibt es natürlich da viele Voraussetzungen dafür, nämlich erstmal, wie werden wir aufmerksam werden?
00:42:58
Speaker
Was interessiert uns?
00:42:59
Speaker
Wen verfolgen wir vielleicht schon über Jahre?
00:43:01
Speaker
Und denken, das wollen wir die Autorin, den Autor wollen wir am liebsten immer begleiten, wenn da was Neues kommt.
00:43:11
Speaker
Und auch wenn ich jetzt vielleicht eine Idealvorstellung etwas ins Wanken bringe, es ist jetzt nicht so, dass wir, bevor wir uns für ein Buch entscheiden, es immer schon vollständig gelesen haben.
00:43:24
Speaker
Wir bemühen uns wirklich von allem uns einen substanziellen Eindruck zu machen.
00:43:30
Speaker
Aber ich denke, wenn man weiß, wie in unserer Branche vieles funktioniert, dann hört man natürlich, oh, da kommt ein neues Buch, aber haben wir schon was zu lesen?
00:43:41
Speaker
Können wir da schon mal reingucken?
00:43:44
Speaker
Ach Gott, macht es vielleicht der oder die?
00:43:47
Speaker
Das muss gar nicht mal als Konkurrenz gedacht sein, sondern wo findet das denn schon statt?
00:43:53
Speaker
können wir uns einen Eindruck verschaffen.
00:43:56
Speaker
Wir lesen natürlich Zeitungen und schauen, was besprochen wird.
00:44:00
Speaker
Wir werden neugierig und vor allen Dingen, wir sind mit Autorinnen und Autoren im Gespräch und mit dem Verlagskollegin.
00:44:07
Speaker
Die sprechen uns natürlich an und sagen, guck mal, das ist unglaublich wichtig und toll.
00:44:13
Speaker
Ich schätze da vor allen Dingen diejenigen ganz besonders, die sich genau überlegen, mit wem sie sprechen und mir nicht bei jedem Titel sagen, der ist so gut.
00:44:22
Speaker
Also das ist genau das Richtige für dich.
00:44:24
Speaker
Wo ich denke, das kann nicht jeder Titel genau das Richtige für uns sein.
00:44:30
Speaker
Also das ist ein großes Gespräch, ist auch das, wie eigentlich ein Programm entsteht.
00:44:35
Speaker
Und dann stehen wir vor der schwierigen Situation, uns für etwas zu entscheiden und damit auch immer gegen etwas.
00:44:43
Speaker
Programm machen ist auch ein für, sich für etwas aussprechen und sich gegen etwas aussprechen.
00:44:49
Speaker
Und manchmal schweren Herzens.
00:44:51
Speaker
Ich fand das ungeheuer charmant, wie du gerade sehr subtil den Verlagskollegen eine kleine Nachhilfestunde gegeben hast, wie man Veranstalter anspricht.
00:45:03
Speaker
Du hast gesagt, ihr lest Zeitungen etc., das verstehe ich alles.
00:45:06
Speaker
Nichtsdestotrotz läuft es ja aber ganz konkret so, ihr plant euer Programm viele Monate im Voraus.
00:45:12
Speaker
Das heißt, das muss ja alles immer schon zu einem Zeitpunkt feststehen, wo der Erfolg eines Buches zum Beispiel noch gar nicht absehbar ist.
00:45:19
Speaker
Und dennoch gelingt es dir, deinem Team, aber auch anderen Kollegen und Kolleginnen in Literaturhäusern und Literaturbüros sehr häufig,
00:45:29
Speaker
wie durch Magie künftige Bestseller einzuladen.
00:45:34
Speaker
Wie gelingt euch das?
00:45:36
Speaker
Ist das Bauchgefühl?
00:45:38
Speaker
Ist das auch so ein bisschen dieses, was Buchhändler haben, das Gefühl, das könnte was sein?
00:45:46
Speaker
Schafft ihr es wirklich dann immer relevante, also auch für Bestsellerlisten beispielsweise, relevante Gäste einzuladen?
00:45:54
Speaker
Denn das muss man ja auch sagen, je bekannter der Autor oder die Autorin ist, umso mehr zieht es natürlich auch beim Publikum.
00:46:03
Speaker
Ja, also vor allem, was du sagst, je bekannter oder je mehr sozusagen, ich stelle mir das so vor, dass da um bestimmte Titel so eine Art Summen entsteht und alle sprechen darüber, oh, und da habe ich es jetzt auch noch gelesen und da.
00:46:17
Speaker
im Hörfunk noch dies und das gehört.
00:46:20
Speaker
Vielleicht ist das ja später übrigens auch nochmal ein Thema, wer erzeugt dieses Summen und was passiert da in Zukunft.
00:46:28
Speaker
Aber das versuchen wir natürlich aufzufangen, auch im Gespräch mit Kolleginnen.
00:46:34
Speaker
Deswegen ist Vernetzung natürlich auch so ein wichtiges Stichwort.
00:46:37
Speaker
Und wenn jetzt schon so viele darüber sprechen und der Eindruck entsteht, dass sich da was entwickelt, dann wären wir natürlich auch neugierig und versuchen nochmal genauer hinzugucken.
00:46:50
Speaker
Und dann überlegen wir, ob wir das richtige Publikum dafür ansprechen können.
00:46:56
Speaker
Und das ist dann manchmal ganz unabhängig vom Bestseller oder nicht, muss ich sagen.
00:47:02
Speaker
Bei manchen Titeln wissen wir, dass sich das bestimmt supergut verkaufen wird und
00:47:07
Speaker
Ich bin mir ganz sicher, dass wir kein Publikum dafür gewinnen können, kein Publikum generieren können.
00:47:13
Speaker
Das ist ein ganz interessantes Phänomen.
00:47:15
Speaker
Da habe ich sogar schon häufiger ganz richtig gelingen, weil wir gedacht haben, wir machen es doch.
00:47:21
Speaker
Und dann war das ganz unter Erwartung, was die Publikumszahl anlangt.
00:47:26
Speaker
Weil natürlich auch ein Publikum, das bei uns hinguckt, bestimmte Erwartungen an uns stellt.
00:47:35
Speaker
Da kann ich jetzt, glaube ich, nicht so genau ins Detail gehen.
00:47:37
Speaker
Ja, aber jetzt lass uns mal ein bisschen blästern.
00:47:39
Speaker
Was ist denn dein, nein, natürlich nicht, aber was ist dein Publikum?
00:47:43
Speaker
Ich habe vorhin gesagt, ich ziehe mir ein gebügeltes Hemd an.
00:47:48
Speaker
Das ist ja schon irgendwie, es ist ein...
00:47:50
Speaker
etwas Außergewöhnliches Erlebnis, was ich da besuche.
00:47:55
Speaker
Das heißt, ich mache mich ein bisschen schick, dem Anlass würdig.
00:47:59
Speaker
Ist das bei eurem Publikum auch so?
00:48:02
Speaker
Oder gibt es da eine Wandlung?
00:48:03
Speaker
Vielleicht anders gefragt, ist das überhaupt nötig in deinen Augen?
00:48:07
Speaker
Also, dass man sich einen Anzug anzieht, ist weiß Gott nicht nötig.
00:48:13
Speaker
Sicherlich sind wir alle legerer geworden im Verlauf der letzten Jahre und
00:48:20
Speaker
Ich denke, man soll so an solche Orte kommen, wie man sich am Wohlsten fühlt.
00:48:28
Speaker
Und das beinhaltet auch dem Outfit, in dem man sich am Wohlsten fühlt.
00:48:34
Speaker
Wobei ich auch sagen muss, dass ich das erste Mal als ein Autor in Flipflops und so fast Hotpants auf unsere Bühne gestiegen bin, war ich schon erstaunt und habe gedacht, ah, guck mal,
00:48:48
Speaker
Das ist interessant.
00:48:49
Speaker
Ich würde mich so nicht wohlfühlen auf einer Bühne.
00:48:52
Speaker
Aber bitteschön, das ist mir eigentlich total egal.
00:48:55
Speaker
Aber das hat ja sowohl als Künstler als auch als Publikum vielleicht auch ein bisschen was mit Respekt zu tun, wie ich mich kleide.
Erwartungen und Respekt des Publikums
00:49:04
Speaker
Oder bist du der Meinung, dass man das so sehr vielleicht in eine Normalität rücken sollte, dass man sagt, Leute, kommt einfach nach der Arbeit vorbei, trinkt vorher noch was, kommt vorbei, wir machen uns alle einen guten Abend.
00:49:17
Speaker
Ich glaube, es gibt ja einfach sehr unterschiedliche Publika.
00:49:24
Speaker
Das hat auch was mit dem Alter zu tun, natürlich.
00:49:28
Speaker
Viele Literaturhäuser sind aus so einem bildungsbürgerlichen Geiste entstanden.
00:49:33
Speaker
Das sind ja auch bürgerschaftliche Gründungen häufig.
00:49:37
Speaker
Menschen, die gesagt haben, das möchte ich unterstützen, dafür habe ich auch die Mittel, das zu ermöglichen.
00:49:43
Speaker
Und ich glaube, wenn man sich gesellschaftliche Entwicklung anschaut, dann ist dieser Typus des Bildungsbürgers, der Bildungsbürgerin, ist keiner, den es in der Form noch wie vor 20 Jahren in aller Zukunft noch geben wird.
00:50:01
Speaker
Es wandelt sich einfach das Selbstverständnis.
00:50:04
Speaker
Und ich glaube auch jetzt die Babyboomer-Generation, der ich ja auch noch so als letzter Ausläufer angehöre,
00:50:12
Speaker
ist schon eine, die mit ganz anderem Selbstverständnis sich Kultur aneignet.
00:50:19
Speaker
Und ich habe wiederum auch eine Tochter, die ist jetzt heute 14, die geht ja nochmal ganz, ganz anders an den, sagen wir auch an Büchern heran.
00:50:31
Speaker
Sie liest glücklicherweise, aber natürlich hat sie da eine ganz andere Vorstellung von dem, wie sie sich wohlfühlt als ich.
00:50:38
Speaker
Und insofern hat es was mit Generationen zu tun, es hat was mit Hintergründen zu tun, wie man im Grunde an Bücher herangeführt wurde.
00:50:52
Speaker
Ich denke, es ist immer ein respektvoller Umgang natürlich gefordert, weil es die Arbeit von Menschen ist, der man da begegnet, Menschen, die vielleicht jahrelang
00:51:01
Speaker
an Texten gearbeitet haben.
00:51:03
Speaker
Und das hat viel mit Respekt zu tun.
00:51:05
Speaker
Das ist übrigens auch für unsere Arbeit grundsätzlich sehr wichtig, denn wir schaffen Menschen eine Bühne, die jetzt nach draußen treten, nach langer, häufig durchaus einsamer Arbeit.
00:51:17
Speaker
Aber der Respekt, meine ich, drückt sich heute nicht mehr unbedingt darin aus, ob ich mir eine Krawatte umbinde, sondern der Respekt ist eigentlich einer des Tonfalls und der Art, wie man aufeinander zugeht und wertschätzend ist.
00:51:31
Speaker
Das finde ich im Übrigen auch positiv, dass man da ein Verständnis des Umgangs miteinander hat, der sich nicht unbedingt in ganz Formalen ausdrückt.
00:51:47
Speaker
Das hast du jetzt sehr, sehr schön gesagt.
00:51:50
Speaker
Wie ist das bei dir ganz persönlich?
00:51:53
Speaker
Du hast eben gesagt, da hat jemand jahrelang vielleicht in der Einsamkeit gearbeitet.
00:51:59
Speaker
Wir vergessen jetzt mal Förderanträge oder deine Publika-Förder.
00:52:06
Speaker
Gibt es jemanden, den du dir backen könntest, wo du sagst, so, und den lade ich jetzt ein.
00:52:11
Speaker
Es ist mir ganz egal, wie viele kommen, ob da berichtet wird, ob es ein Erfolg wird.
00:52:14
Speaker
Ich will einfach nur, dass der einmal bei mir auf der Bühne sitzt.
00:52:21
Speaker
Oder gibt es das vielleicht nicht, weil du die Möglichkeiten hast, dir diese Träume regelmäßig dann doch irgendwann zu erfüllen?
00:52:29
Speaker
Also ich glaube, wer...
00:52:30
Speaker
das Glück hat, in einem Literatur zu arbeiten, kann sich sehr viele Träume erfüllen.
00:52:36
Speaker
Das Interessante ist aber, dass da Träume auch immer wieder nachwachsen.
00:52:41
Speaker
Jede neue Saison bringt uns die spannendsten Titel auf den Tisch.
00:52:47
Speaker
Und ich denke, das fände ich natürlich alles spannend, die Auseinandersetzung, die Gespräche.
00:52:54
Speaker
Aber ich habe auch gelernt, dass es gar nicht so gut ist, zu sagen, hier
00:53:00
Speaker
das ist der Autor, dem wollte ich schon immer mal begegnen.
00:53:03
Speaker
Denn damit sage ich zugleich, ich muss mich ja häufig gegen Auftritte entscheiden, aber damit sage ich zugleich auch, dass mich andere vielleicht weniger interessieren.
00:53:13
Speaker
Das stimmt nicht, weil ich muss daran denken, das ist wie beim Lesen.
00:53:20
Speaker
Meine Mutter, die hat immer wieder, glaube ich, in zehn Jahresabständen, warum auch immer Madame Bovary gelesen.
00:53:26
Speaker
Sie hat gesagt, jedes Mal war es ein anderes Buch.
00:53:29
Speaker
Das höre ich häufiger mal und das finde ich auch wirklich eine interessante Beobachtung.
00:53:36
Speaker
Und auch meine Lektüren und meine Begeisterung verändern sich eben.
00:53:41
Speaker
Ich verändere mich.
00:53:42
Speaker
Und jetzt, als du das eben gefragt hast, habe ich gedacht, ich habe meinen Abschluss über Uwe Jonsson gemacht.
00:53:50
Speaker
Der wäre jetzt ja vor kurzem gerade 90 geworden, ist ja schon lange tot.
00:53:54
Speaker
Den hätte ich schon verdammt gerne mal erlebt.
00:53:57
Speaker
Aber das kann ich ja nicht mehr realisieren, denn er lebt eben nicht mehr.
00:54:01
Speaker
Aber bei den Lebenden hoffe ich doch immer noch, dass sie meines Weges kommen.
00:54:09
Speaker
Ich bin der Meinung, Andi sollte es mit Klavinitsch nochmal versuchen.
00:54:11
Speaker
Nee, Klavinitsch nicht, aber Uwe Jonsson, da wäre ich definitiv gekommen, weil den schätze ich auch sehr als Autor.
00:54:18
Speaker
Aber mit Klavinitsch, dann müssen wir nochmal gesondert drüber reden.
00:54:23
Speaker
Es sind die zehn Jahre, du kannst ihm nochmal eine Chance geben.
00:54:28
Speaker
Also ich glaube, es könnte sich wirklich lohnen.
00:54:30
Speaker
Ich glaube, ich habe das auch schon erlebt.
00:54:32
Speaker
Wobei es natürlich schwierig ist, wenn man ein negatives Erlebnis hat, dann hat man natürlich nicht so große Lust.
00:54:38
Speaker
Naja gut, aber gut, das war nicht super.
00:54:41
Speaker
Ich versuche es auch gerne nochmal mit Juli C.
00:54:45
Speaker
Gut, genug gebasht und genug über tote Autoren gesprochen.
00:54:49
Speaker
Gucken wir, was gibt es an Neuem, was gibt es an lebenden Autoren, die uns prägen und beeindrucken.
00:54:56
Speaker
Und dafür, Bettina, hast du uns ein Buch mitgebracht, das du uns und allen Hörern und Hörerinnen gerne empfehlen möchtest.
00:55:06
Speaker
Ja, das ist ein Buch eines Autors, den ich sehr schätze und er wohnt gar nicht so weit weg.
00:55:14
Speaker
lebt auch in Köln, das ist Jürgen Becker.
00:55:17
Speaker
Vor kurzem ist er gerade 92 Jahre alt geworden, Büchnerpreisträger.
00:55:22
Speaker
Und sein neuer Band heißt Nachspielzeit, Sätze und Gedichte.
00:55:28
Speaker
Und Jürgen Becker vermag in einer, wie ich finde, faszinierenden Weise, den Alltag in seine kurzen, häufig sehr kurzen Texte reinzuholen,
00:55:43
Speaker
Er ist ein Beobachter.
00:55:46
Speaker
Er schaut, was um ihn herum passiert und zugleich schaut er dabei auch auf ein langes Leben zurück und stellt Bezüge her.
00:55:55
Speaker
Er beschäftigt sich mit dem Thema Erinnerung, das ich auch hochinteressant finde und fragt, inwieweit man der Erinnerung vertrauen kann und zugleich ist sie eben das, was wir haben.
00:56:09
Speaker
Und ich kann diesen Band
00:56:12
Speaker
gerade erschienen vor wenigen Tagen, wirklich nur wärmstens empfehlen, denn es ist ein Band, der eine große Wärme seinerseits ausstrahlt.
00:56:22
Speaker
Und Jürgen Becker als ein Meister der Sprache zeigt und ich habe neulich mit ihm telefoniert, er wird bei uns eine Veranstaltung machen und da hat er gesagt, oh, ich habe aber auch schon wieder neue Texte und das hat mich
00:56:41
Speaker
unglaublich gefreut, denn ein Mensch, der in diesem hohen Alter mit einer solchen Präzision und Klugheit auf die Welt guckt, dem können wir ganz viel verdanken, wenn wir ihn dann lesen.
00:56:58
Speaker
Und ein Buch, das mich glücklich macht.
00:57:01
Speaker
Also man merkt dann doch so ein bisschen zwischen den Zeilen, dass du die geborene Literaturvermittlerin bist.
00:57:09
Speaker
Ich möchte es unbedingt, ich sehe hier gerade im Kamerafenster auch die anderen beiden sind dabei.
00:57:15
Speaker
Uns hast du, hoffen wir mal, dass du noch ganz viele andere Menschen angesteckt hast, das würde uns alle freuen.
00:57:22
Speaker
Das für den Moment.
00:57:23
Speaker
Wir haben heute so ein, zwei Themen angerissen, die wir demnächst vertiefen können und werden.
00:57:29
Speaker
An dieser Stelle vielen Dank Bettina Fischer für diesen kleinen Einblick ins Literaturhaus Köln, wo du eine wirklich tolle, tolle Arbeit mit deinem Team verrichtest.
00:57:41
Speaker
Magst du noch mal ein bisschen für irgendeine bestimmte Veranstaltung jetzt demnächst trommeln oder sollen einfach die Menschen mal auf die Homepage gucken und sich was aussuchen?
00:57:52
Speaker
Ich freue mich jetzt auch gerade sehr, dass wir eine lange Nacht der italienischen Literatur im Oktober machen können, kurz vor der Buchmesse und eine Riege von sechs Autorinnen bei uns haben werden, die ein breites Spektrum der italienischen Literatur zeigen werden.
00:58:07
Speaker
Und das ist, weil man Podcasts ja so schön an vielen Orten hören kann, das ist eine Kooperation mit dem Deutschlandfunk und da kann man gerne nach Köln kommen, am Freitag vor der Buchmesse und sich das anschauen.
00:58:21
Speaker
Aber man kann es eben auch im Deutschlandfunk in der langen Nacht hören und das ist fabelhaft.
00:58:26
Speaker
Denn ich glaube, da haben wir eine Riege großartiger ausschließlich Frauen hier.
00:58:31
Speaker
zu uns eingeladen.
00:58:32
Speaker
Darauf freue ich mich sehr.
00:58:34
Speaker
Da haben wir bei Gmeiner natürlich auch ein paar einige Bücher dazu.
00:58:36
Speaker
Die musst du unbedingt.
00:58:38
Speaker
Die musst du unbedingt einladen.
00:58:40
Speaker
Das machen wir jetzt gleich, wenn das Mikrofon aus ist.
00:58:42
Speaker
Werde ich dir die alle nochmal vorlesen.
00:58:43
Speaker
Die sind alle gut.
00:58:47
Speaker
Nein, das war ein Spaß.
00:58:49
Speaker
Vielen Dank Bettina Fischer.
00:58:50
Speaker
Das war ganz toll für diesen Einblick.
00:58:53
Speaker
Und wo wir jetzt alle schon so im Lesefieber sind, bevor ihr losrennt in die Buchhandlung, hat auch Tina noch einen Tipp für euch.
00:59:02
Speaker
Ja, und dieser Tipp ist gerade, habe ich das Gefühl, in aller Munde.
00:59:07
Speaker
Umso schöner, dass ich es auch gerade erst gelesen habe.
00:59:10
Speaker
Von Sarah Zerpe für Topia Plus aus dem Verbrecher Verlag.
00:59:14
Speaker
Es ist ein skurriler Roman, würde ich sagen.
00:59:19
Speaker
Ein Roman für Pflanzenfreunde und ein Debütroman, der dieses Frühjahr erschienen ist.
00:59:26
Speaker
Und wir schreiben das Jahr 2040.
00:59:27
Speaker
Wir sind in Hamburg.
00:59:31
Speaker
Der Klimawandel ist ein wenig vorangeschritten und das wenig ist stark untertrieben.
00:59:36
Speaker
Hitze, Artensterben, Dürre,
00:59:40
Speaker
Die ärmeren Gesellschaftsschichten stehen vor leeren Supermarktregalen und die Reichen sind in sogenannte Siedlungen mit Biomarkt und Gärtnerei gezogen und können ihr Bewusstsein digitalisieren und auf Pflanzen speichern.
00:59:57
Speaker
Und in dieser Firma, die diese Pflanzen anbietet, wo man sein Bewusstsein drauf speichern kann, in dieser Gärtnerei ist unsere Protagonistin Aileen als Gärtnerin angestellt und...
01:00:11
Speaker
Als kleinen Nebenverdienst muss man sagen, schneidet sie hier und da ein kleines Zweigchen ab und zieht zu Hause aus den Trieben neue Pflanzen und verkauft die auf dem Schwarzmarkt, weil sie ihrem Opa einen Traum erfüllen möchte oder für sich für ihren Opa einen Traum erfüllt.
01:00:28
Speaker
Und sie findet heraus, dass diese Setzlinge sich teilweise verändern und dieses grüne Gold von den veränderten Speicherpflanzen, wie sie so schön in dem Buch beschrieben werden, verwendet.
01:00:45
Speaker
wird immer wertvoller, aber leider entwickeln diese Pflanzen auch ein gewisses Eigenleben.
01:00:49
Speaker
Mehr möchte ich noch nicht verraten dazu, weil es wird wirklich sehr skurril und sehr unterhaltsam und gleichzeitig aber ist es auch sehr dystopisch, weil es natürlich ein sehr gesellschaftskritischer Roman ist.
01:01:00
Speaker
Also wo wird dieser Klimawandel enden und...
01:01:05
Speaker
Dass das Ganze in eine Pflanzengeschichte sozusagen verpackt ist, erfreut mein persönliches Pflanzenherz natürlich enorm.
01:01:13
Speaker
Von daher tolle Sprache, irrwitzige Geschichte und meine Buchempfehlung für diese Folge.
01:01:21
Speaker
Bettina, musst du auch unbedingt einladen.
01:01:22
Speaker
Unbedingt ist es richtig, dass...
01:01:25
Speaker
Macht ein bisschen Spaß.
01:01:29
Speaker
Wahrscheinlich erlebst du das jeden Tag in Wahrheit so.
01:01:31
Speaker
Ach na ja, nicht jeden Tag.
01:01:32
Speaker
Also alle Verlagsmenschen unter uns, wir arbeiten daran, ein wenig am Ton und an der Bewertung, was wir Veranstaltern vorschlagen.
01:01:43
Speaker
Ich danke Tina für den Buchtipp.
01:01:45
Speaker
Ich danke noch einmal ganz herzlich Bettina für die Zeit, die sich genommen hat und Andi ebenso.
01:01:53
Speaker
Das würde ich sagen, war's für heute.
01:01:56
Speaker
Wir erinnern euch nochmal, wenn ihr Wünsche, Anregungen oder auch gerne Kritik habt, dann schreibt uns einfach.
01:02:03
Speaker
Gerne über persönliche Nachricht auf Instagram.
01:02:05
Speaker
Ihr findet uns unter allesbuchmarkt und dort stehen wir euch eigentlich alle drei immer regelmäßig zur Verfügung.
01:02:13
Speaker
Von daher könnt ihr dort einfach eure Notizen hinterlassen.
01:02:16
Speaker
Ansonsten gerne diesen Podcast bewerten, wer es noch nicht getan hat.
01:02:20
Speaker
Wir kriegen ein tolles Feedback.
01:02:21
Speaker
Vielen Dank, dass ihr jetzt schon zehn Folgen durchgehalten habt mit uns.
01:02:26
Speaker
Das hätten wir nicht unbedingt so erwartet, aber es sieht sehr gut aus, dass wir weitermachen.
01:02:32
Speaker
Bis zum nächsten Mal.