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#16 KI aus Tonstudiosicht: kann das wirklich was? Deeptalk mit Bernhard Schmolmüller image

#16 KI aus Tonstudiosicht: kann das wirklich was? Deeptalk mit Bernhard Schmolmüller

S1 E16 · Mic Rider Deep Talk
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70 Plays27 days ago

Tec-Unternehmen suggerieren uns gerne, dass generative KI der neue heiße  Scheiss am Markt ist und dass wir Kreativen endlich mehr Zeit mit den  Dingen verbringen können die uns "wirklich" erfüllen - wenn wir nur die  KI für uns arbeiten lassen.  

Über die Nutzung von generativer KI im Lebensalltag eines Tonstudios  spreche ich heute mit Bernhard Schmolmüller. Bernhard arbeitet als  Projektmanager bei dem wiener Tonstudio Gosh! Audio, ist allerdings  selbst auch Sprecher und Jazz Manouche Gitarrist.  

Es geht also um nichts Geringeres als die Frage nach dem Sinn des  (Berufs-)Lebens - denn welche Daseinsberechtigung hat ein  Kreativdirektor oder eine Marketing-Managerin noch, wenn sie auch nicht  mehr tun, als ein paar Mal aufs Knöpfchen zu drücken?  

Und was macht das mit unserem intrinsischen Bedürfnis nach Bedeutung,  danach gebraucht zu werden und unseren Teil zu etwas Größerem Ganzen  beizutragen? 

Nicht zuletzt plaudert Bernhard auch aus dem Nähkästchen, was für ihn  als Auftraggeber den Ausschlag gibt, jemanden für einen Job  vorzuschlagen und welches Verhalten eventuell sogar kontraproduktiv sein  könnte.  

Nachrichten an: deeptalk@mic-rider.com  

Website: https://www.mic-rider.com/  

Host und Redaktion: Patrick Messe (https://www.patrickmesse.at/)  

Zu Gast: Bernhard Schmolmüller (https://www.sprecherverband.at/de/user/bernhard-paulschmolmueller)

Bild: Charly Glawischnig (https://www.charlyglawischnig.com/)

Ton:  Lukas Wurm (https://lukaswurm.com/)

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Transcript

Einführung und Gastvorstellung

00:00:01
Speaker
Mic Rider Deep Talk Menschen, Business, Diskussionen. Der Mic Rider Podcast.
00:00:11
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Mic Rider Deep Talk. Heute zu Gast Bernhard Schmollwüller, auch ein Sprecherkollege, aber du arbeitest auch als Projektmanager bei Gosch Audio. Und ja, für alle, die dich nicht kennen, sag uns vielleicht zwei, drei Dinge abseits deines Lebenslaufs. Wer bist du? Wo kommst du her? Wo gehst du hin?

Bernhards Karriereweg

00:00:34
Speaker
Ich bin Bernhard, wie du schon gesagt hast.
00:00:40
Speaker
Ich bin gekommen, um zu bleiben. Ich gehe nirgends hin. Nein, ich arbeite im Tonstudio. Das hat sich so ergeben. Ich habe eigentlich Marketing studiert, dann als Werbetexter gearbeitet und dann Musik studiert. Und dann wollte ich beides unter einen Hut bringen und habe dann einen Stelleninserat gefunden für Audio Branding und dachte, ja, cool, kann ich dann
00:01:06
Speaker
Beides kombinieren.

Musik und Arbeit im Gleichgewicht

00:01:08
Speaker
Musik und Werbung. Letztendlich mache ich hauptsächlich Sprachaufnahmen und weniger Musik, aber die Musik mache ich privat. Ja, das wollte ich gerade sagen, die ist ja nicht abhanden gekommen. Du bist ein begnadeter Gypsy Jazz-Gitarist. Ich versuche es zumindest, ja. Also mich beeindruckst. Mich würdest du ins Bett kriegen, auf jeden Fall. Jedes Mal, wenn du mir vorspielst, wird mir ganz anders.
00:01:33
Speaker
Ja, wenn du dann mal aufs Django Reinhardt Festival kommst, dann sagst du, ja, ich bin blutiger Anfänger, ich kann eigentlich gar nix. Und das ist dann auch wirklich so, wenn du dann siehst, wie die zocken, dann... Ja, gut, nein, klar, man kann, es kommt natürlich

Meditative Aspekte des Jazz Manouche

00:01:48
Speaker
immer drauf an, auch wenn man sich...
00:01:51
Speaker
Mit wem man sich vergleicht oder wie man die Referenz... Am besten mit niemandem. Also wenn du dann anfängst YouTube Videos zu schauen beim Üben, dann wirfst du schnell mal das Handtuch. Das Level ist echt. Aber eben mich und ich kann Gitarre spielen im Sinne von ich kann die Akkorde und ich kann auch eine Handvoll Lieder oder so. Mich beeindruckst du immer wahnsinnig mit.
00:02:14
Speaker
Ich bin auf jeden Fall über das Kindergartenlevel hinaus gewachsen. Danke, ich bin da sehr gerne geblieben auf diesem Kindergartenlevel. Im Kopf und auch an der Gitarre. Ich spiele total gerne und ich kann sehr gut nachfühlen, was es dir gibt vielleicht. Auch dieses entspannende Meditative oder einfach die Zeit für sich.
00:02:39
Speaker
Aber irgendwie hat sich's bei mir völlig ausgeschlichen. Ja, ist für mich schon ein bisschen meditativ. Vor allem du hast bei Jazz Manouche, Chipsy Jazz sollte man ja gar nicht mehr sagen. Echt, boah, das tut mir leid. Das sag ich nur, weil ich selber Chipsy bin. Du darfst das sagen. Ich darf's nicht sagen. Das ist so wie beim Hip-Hop. Das N-Word dürfen halt nur die richtigen
00:03:03
Speaker
Black Rapper sagen. Außer Eminem vielleicht darf das auch sagen. Ja, der ist so eine schwarze Seele. Das ist halt in der Manouche-Community halt auch so. Ich bin halt ein Gaucho. Ich bin halt ein, ja, weiß Brot. Ich darf das nicht sagen. Ne, das ist auch okay. Ne, so streng sind die gar nicht. Wir sind alles super liebe, nette Menschen. Und ich glaube, ich habe mir dieses Genre auch ausgesucht, weil es so schnell geht.
00:03:26
Speaker
dass du gar keine Zeit hast, irgendwas anderes zu denken als Jazz-Manouche. Und dadurch ist es recht meditativ. Meditativ stellt man sich halt so die Leute vor, die irgendwie so, wie machen die so, mit den Fingern so om? Weil Jazz-Manouche geht da so schnell, da ist eher so eine Hilfe. Aber ich finde, es ist ja eine ganz andere Form, aber im Grunde ist Meditation ja nichts anderes als im
00:03:54
Speaker
hier und jetzt zu sein. Absolut im Jetzt zu sein und Gedanken kommen und gehen zu lassen, sich nur auf den nächsten Atemzug zu konzentrieren oder eben auf das nächste Riff, auf das nächste Lick, auf das nächste Solo oder die nächste Nummer und nicht darüber nachzudenken, was man noch alles besorgen muss, wie die Wirtschaftslage uns bedroht oder vielleicht irgendein anderer Abfack.
00:04:22
Speaker
Und damit ist es für mich, erfüllst du die Kriterien für Meditativ? Ja, das mit dem Atmen. Man vergisst ganz oft aufs Atmen beim Solospielen, gerade wenn man dann dran ist mit dem Solo. Du merkst dann auch bei Videos, wenn du so zuschaust, auch den Profis, die auf die Luft so stehenbleibt und die atmen dann mal für eine halbe Minute nicht, bis das Solo aus ist. Das ist spannend. Das habe ich mir noch gar nicht aufgefallen, aber witzig.
00:04:45
Speaker
Ja, cool. Da sind wir

Kreativität durch Musik und Familie

00:04:48
Speaker
eigentlich schon voll drin. Das heißt, du bist jetzt eigentlich in der, wenn man so will, sehr Business in der Corporate World angekommen vom Alltagsjob. Kann man sagen, die Kreativität holst du dir übers Gitarre spielen? Schon, ja. Und meine Kinder natürlich.
00:05:08
Speaker
Die zeigen mir, wie wichtig spielen ist, auch als Erwachsener und die Sachen nicht allzu ernst zu nehmen. Kinder nehmen auch manchmal Sachen viel zu ernst und dann denkst du dann wieder so, ja, siehe alles mal ein bisschen entspannter.
00:05:23
Speaker
Spielst du, ich weiß nicht, wie alt deine Kinder genau sind, aber spielst du mit denen auch Musik? Ich versuch's. Ich will sie nicht aufzwingen. Deswegen denke ich mir, das Beste ist natürlich, wenn sie umgeben sind von Musik und dann das selbst machen wollen. Weil das kennt eh jeder, wenn die Eltern sagen, ja, probier das aus.
00:05:43
Speaker
Mach doch mal, dann... Ja und jetzt musst du aber, weil jetzt haben wir das, weiß ich nicht, Jahres-Abo abgeschlossen oder so. Jetzt haben wir diese teure Gitarre gekauft. Das musst du dir auch spielen. Sonst verschenken wir sie. Sonst kriegst du nie wieder was. Das funktioniert nicht. Nein, das funktioniert nicht. Nein, das stimmt. Und wie ist mit Sprechen? Hast du sich schon mal versucht an Sprechen heranzu...
00:06:04
Speaker
Wenn ich zu Hause aufnehme und sie kommen rein, dann lasse ich sie auch immer mal sprechen. Die Kopfhörer aufsetzen und dann merken sie, wie laut das eigentlich ist und dann verstehen sie auch besser, wie leise man eigentlich sein muss.
00:06:22
Speaker
Und jetzt schrei nochmal, ich will Schokolade. Ja, genau. Regel bisschen aufschrauben. Nein, ich frag nur, weil ich tatsächlich jetzt meine Tochter wird jetzt acht und wir haben so vor einem halben Jahr angefangen, als bei ihr nämlich der Groschen gefallen ist, dass diese ganzen Toni-Hörspiele
00:06:39
Speaker
Ja, Hörspiele sind und nicht also für sie war das bis dahin echt und das ist halt so. Und irgendwie vom halben Jahr ungefähr ist dieser Knoten aufgegangen, dass das ja Geschichten sind, die geschrieben wurden und von Schauspielern oder Sprecherinnen.
00:06:57
Speaker
interpretiert und vorgetragen werden. Und seitdem war sie so, ich will das auch, Papa. Und sie kannte mich natürlich schon, wusste schon, dass ich spreche und so. Aber sie hat mich immer nur mit Werbung oder irgendwie aus dem Radio irgendwelche langweiligen Ansagen assoziiert. Das war für sie völlig uninteressant. Aber das ist jetzt total... Wie ist das passiert? Hast du mal ein Hörbuch gesprochen? Und das hat sie dann gehört.
00:07:22
Speaker
Ne, ich glaube, sie hat mit ihren Freundinnen in der Schule drüber geredet und da hat sich so einmal nass gemacht, dass sie gesagt hat, dass diese Bibi-Bloxberg-Geschichten, dass die wirklich gibt und so. Und dann hat irgendeine Freundin von so einer abgekochte, weißt du, so alle Shatter Your Dreams, hat sie gesagt, nein, das sind nur Geschichten und den Weihnachtsmann gibt's auch nicht. Ja, und Bart Simpson ist eine Frau. Ja, genau.
00:07:47
Speaker
Irgendwie so etwas muss es gewesen sein, weil sie kam dann eines Tages nach Hause und hat gemeint, Papa, das ist quasi unglaublich. Ich weiß nicht mehr genau, wie sie es gesagt hat, aber so nach dem Motto, ich habe die totale Eureka, den Eureka-Moment gehabt.
00:08:03
Speaker
Und ja, jetzt haben wir schon so ein Hörbuch und also ein Stückchen Hörbuch und eine Werbung mal aufgenommen und so. Vielleicht das nächste Weihnachtsgeschenk, so ein kleiner Field Recorder mit Mikro, selber Hörgeschichten aufnehmen. Ja, voll gut. Ich hatte damals noch diesen Plastikbomber mit Kassette und diesem Mikro mit diesem Spiralkabel. Fischer Price. Ja, genau, das hatte ich. Und ich fand das richtig gut. Mega. Ich habe echt viel gespielt.
00:08:30
Speaker
Meine Mutter hat immer noch die Kassetten und droht sie irgendwann zu veröffentlichen. Also, ja. Ich glaube, es ist ein guter Start in die Sprecherwelt. Ja, fix. Solang es das noch gibt. Und selbst wenn man damit jetzt kein Geld mehr verdienen kann, kann man sich ja trotzdem kreativ ausleben und eben eine Basis schaffen für ... Warum glaubst du, dass man kein Geld mehr damit verdienen kann?
00:08:56
Speaker
Ich gehe gleich einen Schritt weiter. Ich gebe die Frage zurück, Bernhard. Also ich glaube, dass man weiterhin damit Geld verdienen kann. Falls du jetzt irgendwie auf KI anspielst oder so. Nein, ich glaube es persönlich

Zukunft der Sprachschauspielerei und KI-Einfluss

00:09:10
Speaker
nicht. Das möchte ich kurz einmal richtig stellen. Das war jetzt natürlich eine bewusst überspitzte Aussage.
00:09:15
Speaker
Ich glaube schon, dass sich der Markt verändern wird. Ich persönlich glaube, dass es immer einen Bedarf geben wird, ob das jetzt 10, 20, 50 oder 80 Prozent sind von dem Markt, den wir heute haben, weiß ich nicht.
00:09:30
Speaker
Es wird glaube ich immer das Bedürfnis nach echter zwischenmenschlicher Kommunikation geben und wenn das auch sich dann vielleicht hauptsächlich auf Live-Bühne, also auf Live verlegt, verlagert. Im Sinne von szenischen Lesungen, Live-Hörspielen gibt es ja jetzt auch schon so Hörspieltouren, wo die wirklich dann mit dem Geräuschemacher und der Hauptcast
00:09:55
Speaker
dann wirklich die Stadthallen füllen irgendwie und so. Also das glaube ich schon. Aber ich bin natürlich auch sehr gespannt auf deine Sicht, sowohl nämlich als Sprecher als auch im weiteren Sinne als Studio.
00:10:14
Speaker
Weil du ja mehr Kundenkontakt hast, mehr Agenturkontakt und so weiter, kriegst du ja noch mehr mit aus verschiedenen Teilen der Branche. Wie äußert sich das für dich? Also ich glaube, Profisprecher wird es immer geben. Das wird bleiben. Die Mitte wird wegfallen, so wie bei vielen Sachen. Wenn ich denke, Stummfilme früher wurden live vertont von einer Band. Das gibt es noch immer.
00:10:37
Speaker
Echt? Ja, im Augarten. Wie heißt das Kino? Nein, nicht Kino unter Sternen, sondern das Augartenkino. Dann machen sie das und es gibt auch noch ein paar andere Locations, wo sie echt noch Stummfilme live vertonen mit Orchester oder teilweise kein richtiges Orchester mehr, aber halt irgendwie eine kleinere Besetzung.
00:10:59
Speaker
Oder auch im Stuntbereich. Stuntman, ja sicher kannst du ganz viel im Computer animieren, aber es werden noch immer viele Stunts von echten Menschen gemacht, weil es echt aussieht. Teilweise glaube ich auch, dass sich Kunden, die es sich leisten können, es auch leisten wollen.
00:11:18
Speaker
Das ist so wie, es gibt eine Greenbox, ja. Wenn ich jetzt einen Film drehe, möchte ich schon lieber auf einem richtigen Set oder auch einen Werbefilm, wenn ich einen Werbespot drehe. Und ich bin großer Konzern und kann es mir leisten. Ich glaube halt irgendwie, der Projektleiter, der wäre jetzt nicht die geile Location.
00:11:39
Speaker
Absagen sagen, das können wir ja auch in der Dreambox machen. Ich habe gar keine Lust da irgendwie an den Strand zu fliegen. Also ich glaube, solange Leute Bock drauf haben, und das sind einerseits die Produzenten selber, dass die Bock drauf haben, was Cooles zu machen, was Echtes zu machen und sicher im Ergebnis schlägt sich das dann auch nieder. Also man sieht schon einen Unterschied.
00:12:02
Speaker
Ja, natürlich. Es fühlt sich immer so ein bisschen diffus anders an. Ich kann gar nicht wirklich genau sagen, was es ist, aber eben, wenn es jetzt CGI ist, es macht einfach den Unterschied, um jetzt bei den Stunts zu bleiben, ob du jetzt den X-Marvel-Schinken hast, der irgendwie von 1000...
00:12:23
Speaker
Sorry, muss ich leider so sagen, Pakistan ist irgendwo in schweißtreibender Überstundenarbeit am Computer erstellt wurde. Oder ob Tom Cruise sich wirklich auf die Maschine haut und irgendwie von der Klippe runterfährt und das aber halt auch echt er ist. Und es schlägt auch Wellen.
00:12:41
Speaker
Also Tom Cruise steht ja dafür und macht ja auch Werbung damit und dann hat er wieder Superstories, wieder Gesprächsstoff fürs nächste Interview, das ja auch wieder bezahlt wird, wo dann Leute dann wieder ein Magazin kaufen oder sich irgendwelche Sachen im Internet anschauen und das generiert ja dann auch wieder Content, wenn du sowas echt machst.
00:13:02
Speaker
Absolut. Die andere Seite, ich habe jetzt tatsächlich meinen allerersten KI-Stimmen-Auftrag. Und interessanterweise zum gleichen Preis angeboten wie eine echte Stimme. Die Anforderung war, es gab ein bestehendes Video im Pharma-Bereich. Das heißt ganz trocken. Also wirklich furztrocken. Da geht es darum, wie man diese Medikamente einnimmte.
00:13:32
Speaker
Und das war von einer englischen Stimme eingesprochen worden vor zig Jahren, fast zehn Jahren. Und die Stimme ist nicht mehr buchbar. So, es sollten einzelne Teile ausgetauscht werden. Da war es dann, ja, meinte ich halt, ja, wir können das schon mit einer ähnlichen Stimme einsprechen, aber man wird natürlich hören, dass es nicht dieselbe Stimme ist. Ja, ist halt so. Wenn wir tweaken, ist halt, ja.
00:13:59
Speaker
Ist halt so. Oder wir nehmen alles neu auf mit einer echten Stimme. Oder wir machen jetzt das erste Mal KI generiert und haben mit der Kundin das genau besprochen und sie meinte, sie braucht es dann auch in anderen Sprachen. Und die Anforderung ist wirklich, es muss verständlich sein. Emotionen spielen gar keine Rolle. Und die haben sich dann dafür entschieden.
00:14:27
Speaker
Ich habe auch gesagt, ich stehe immer hinter der echten Stimme und Befürworter. Eine echte Aufnahme mit echten Menschen, aber in dem Fall macht es einfach Sinn. Weil die müssen immer wieder mal was ändern.
00:14:45
Speaker
Dieses Medikament, jetzt hat sich die Verpackung geändert und wie man das einnimmt, hat sich minimal geändert. Jetzt müssten wir alles neu aufnehmen, nur weil sich da eine Kleinigkeit geändert hat. Damit ich das richtig verstehe, übernehmt ihr dann auch alle anderen Sprachen oder hat das mit euch nichts zu tun? Jetzt machen wir mal Englisch. Ich habe dem Kunden gesagt,
00:15:12
Speaker
Es sind dann künftige Updates einfacher. Dann kam die Frage ja in Fremdsprachen auch, meinte ich, ja, nein, ich kann es momentan nicht beurteilen, weil ich spreche ein bisschen Spanisch und Englisch. Ich kann es auf Englisch beurteilen, auf Spanisch kann ich es ein bisschen beurteilen, aber wenn das dann, ja.
00:15:31
Speaker
Das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen. Wer gewährleistet denn dann sozusagen die Richtigkeit und die gerade bei, egal wie trocken das Thema ist, aber gerade bei Anleitungen zur Einnahme oder irgendwelche? Du sprichst einen guten Punkt an. Mein Bruder ist Übersetzer. Deutsch, Norwegisch, Englisch.
00:15:54
Speaker
Macht aber, spricht aber auch noch Französisch, Italienisch, ja, noch ein paar andere Sprachen dann nicht so gut. Also, habe ich gesagt, Deutsch, Englisch, Norwegisch, Russisch macht er. Nein, Russisch nicht, das nicht. Hallo und? Suki, wir unterhalten uns jetzt. Geh auf den Platz. Im... Ja, dann mach hier Platz. Ja, dann mach hier Platz.
00:16:25
Speaker
Ja, auch im Übersetzungsbereich ist es so, dass du mittlerweile klopfen dir das ja auch alles in eine Übersetzungssoftware rein. Die guten Übersetzungsbüros haben ihre eigene Software, wo dann auch abgespeichert wird, wie das bislang übersetzt wurde und von wem und warum das so übersetzt wurde. Das heißt, du hast dann immer so
00:16:48
Speaker
Präzidenzfälle, wo du nachschauen kannst, wie war das, wie wurde das schon mal gehandhabt, gerade mit Redewendungen und so. Und das muss dann auch jemand überprüfen. Und mein Bruder übernimmt auch Projektleitung zum Beispiel für japanische Übersetzungen, weil er einfach weiß, wie das abläuft und sicher muss das jemand proofreaden, der die Sprache spricht.
00:17:12
Speaker
Aber du kannst, wenn du mal weißt, wie das Ganze funktioniert, kannst du mal die Projektleitung da übernehmen. Im Detail muss es sich dann natürlich jemand anschauen. Die Arbeit fällt nicht weg. Das ist auch der Grund, warum ich gesagt habe, es ist jetzt nicht günstiger, weil wir müssen das auch testen, wir müssen die Geschwindigkeiten anpassen, wir müssen das aufs Bild schneiden. Also diese ganze Arbeit ist jetzt trotzdem noch da.
00:17:34
Speaker
Verlagert sich eigentlich eher das, was vorher der Sprecher oder die Sprecherin gemacht haben, macht jetzt ein Audio-Ingenieur oder ein Promptor, Slash-Tonmeister. Und ich wollte in dem Fall es auch nicht günstiger anbieten, sage ich ganz ehrlich, weil ich mir denke, wir müssen es auch testen.
00:18:01
Speaker
Wenn es jemand günstiger macht, ist es schön und gut, aber wenn ich das mache, dann will ich auch, dass die Qualität passt und dann will ich da jetzt auch nicht sagen, ja machen wir es mit der KI-Stimme, das ist viel günstiger. Ich finde auch, man sollte nicht mit voraus allem Gehorsam günstiger reingehen, einfach nur weil es eine andere Technologie ist.
00:18:20
Speaker
Für mich persönlich ist auch ein Riesenargument eben die Flexibilität im Nachhinein, wahrscheinlich auch auf lange Sicht die Produktionszeit, die es dann noch braucht, wird wahrscheinlich auch kürzer werden, dadurch spart man sich Zeit, was ja eigentlich das wertvollste Gut ist heutzutage.
00:18:37
Speaker
und auch wahrscheinlich dann geld von der studio seite das ist ja nicht so dass dann auch studios für eine sagen wir jetzt mal etwas übertrieben eine produktion die sonst eine woche fünf studio tage brauchen würde braucht dann vielleicht nächstes jahr oder in fünf jahren nur noch einen studio tag aber du kannst ja dann nicht weiterhin für studio tage
00:18:55
Speaker
verrechnen sozusagen. Also da wird sicher Diskussionen geben oder irgendwelche Kompromisse werden gefunden werden müssen, wie man sich da arrangiert. Aber der Hauptvorteil von KI ist jetzt erstmal, wenn ich Durchfall habe, nicht mehr verfügbar bin, wie auch immer im Urlaub, keine Ahnung, dass man dann
00:19:15
Speaker
was machen kann.

Ethische und rechtliche Herausforderungen von KI-Stimmen

00:19:18
Speaker
Das würde mich auch interessieren, wie handhabt ihr das mit der, ich sage jetzt mal im weitesten Sinne, Rechtssicherheit? Also, habt ihr ein eigenes System oder greift ihr auf bestehende externe digitale Stimmen zurück?
00:19:39
Speaker
Wenn du einen gewissen Qualitätsanspruch hast, dann wirst du auch dementsprechend dir die passenden Plattformen raussuchen. Ich kann da jetzt nicht meine Hand ins Feuer legen und sagen, dass die Sprecher da super vergütet werden.
00:19:55
Speaker
Die Plattform, die wir benutzen, ist mir von einem anderen Sprecher empfohlen worden, der selbst seine Stimme digitalisiert hat dort und sie auch teilweise nutzt oder vermietet. Das ist auch ein wichtiger Bereich, den man auch im Auge behalten sollte. Es bietet ja auch Sprecherinnen und Sprechern die Möglichkeit, zum Beispiel ein Abo-Modell mit seiner Stimme zu machen.
00:20:21
Speaker
Und von der Seite habe ich bis jetzt von den wenigsten SprecherInnen was gehört und das ist eigentlich die Zukunft. Also ich meine, hast du deine Stimme schon digitalisiert?
00:20:34
Speaker
Ich nicht bewusst, nein, also ich persönlich nicht. Ich kann aber auch nicht sagen, ob nicht irgendwer anderer schon auf meiner Website war. Aber nicht, dass ich wüsste, nein. Weil ich möchte es mit meiner Stimme schon machen, einfach weil es mich interessiert. Und ich möchte es einfach ausprobieren und da habe ich dann auch die Rechte drauf. Und wenn ich zum Beispiel mal auf Urlaub bin und ich habe einen Kunden, der möchte jetzt schnell irgendwie, ja, braucht schnell ein Audiophile, dann kann ich das da mal reinklopfen. Ich habe im Urlaub sowieso immer mein Mikro mit. Aber dann kann ich es mal schicken.
00:21:03
Speaker
Wenn es passt, dann passt es. Wenn nicht, dann nehme ich es halt auf. Oder dann nehme ich die Passage auf, die nicht passt. Oder editiere das dann noch so. Aber Vorteil ist halt, wenn du deine Stimme digitalisiert hast. Du kannst sie ja dann auch vermieten für einen Jetbot zum Beispiel. Oder für einen Callcenter. Oder für JetGPT, wenn du sagst, ja...
00:21:23
Speaker
Ein Unternehmen sagt jetzt ja, wir haben einen Chatbot, der läuft mit ChatGPT, trainiert auf unsere Produkte und unsere Leistungen. Und ich hätte ihn aber gerne mit unserer Corporate Voice, die Stimme, die wir jetzt auch bei unseren Werbespots haben und die wir auch am Telefon haben. Und da hätten wir jetzt auch gerne den Chatbot mit dieser Stimme. Dann kannst du als Sprecher jetzt deine Stimme vermieten.
00:21:46
Speaker
Und das ist etwas, worüber man sich auf jeden Fall Gedanken machen sollte. Und was auch für den Sprecherverband interessant wäre, was sowas denn kosten soll, weil da gibt es eigentlich noch keine Richtlinien. Absolut, absolut richtig. Also wir haben jetzt gerade erst so diese allgemeinen Guidelines rausgebracht, wo wir jetzt mal gesagt haben, okay, schaut das und das und das sind irgendwie vertragliche Grundprinzipien, die oder eine Hilfe, die richtigen Fragen zu stellen bei der KI-Anfrage.
00:22:15
Speaker
Wir mussten uns aber auch eingestehen, dass wir jetzt da auch nicht das Rad neu erfinden können mit unserem Wissenstand jetzt, heute, sondern dass das auch sich wachsen und entwickeln muss und darf.
00:22:28
Speaker
Und erstmal haben wir eben gesagt, grundsätzlich spricht mal nichts für ein generelles günstigeres Anbieten, weil wir ja im Geschäft von Nutzungsrechten und Litenzvergaben sind und nicht im Geschäft von Lebenszeit gegen Geld. Das ist ein guter Punkt, weil damit habe ich sehr oft zu kämpfen, dass Kunden dann sagen,
00:22:54
Speaker
Das ist ja jetzt nur der Claim, das ist ja nur ein Satz oder das ist eine Information von. Und dann sagen, na ja, aber warum kostet das jetzt gleich viel? Und das haben wir ja das letzte Mal schon aufgenommen, wir kopieren das ja nur in den neuen Spot rein. Da sag ich ja, aber es geht nicht um die Zeit.
00:23:11
Speaker
Was manchmal schwierig zu argumentieren ist, weil, angenommen du hast jetzt eine Supermarktkette und einer spricht jedes Mal einen neuen Spot ein und die zweite Stimme spricht dann immer nur, ja, Supermarktkette, das sind unsere Produkte, den Claimant, der wird jedes Mal reinkopiert und kriegt die gleiche Gage. Ist halt schwierig, das Kunden zu erklären, dass das halt so ist. Und jetzt im Hinblick auf die KI's, da läuft es ja auch darauf hinaus.
00:23:40
Speaker
Du musst halt mal drei Stunden deine Voice Prompts einsprechen und schauen, dass das gut funktioniert, dass deine Stimme auch wirklich gut Texte in Sprache umsetzen kann. Und dann kannst du das auch gut vermieten. Je besser du das machst, desto besser kannst du es vermieten. Wenn sich das holprig anhört oder du die Prompts nicht ordentlich einsprichst, dann wird deine Stimme auch nicht besonders gefragt sein.
00:24:05
Speaker
Ja, ich lasse uns da vielleicht noch mal zurückkommen zu der Plattform. Magst du eigentlich sagen, wie sie heißt? Ich bin ganz neugierig. Eleven Labs ist die Plattform. Die ist an sich ganz gut aufgebaut, bin aber selbst noch am Erforschen. Weil was mich da eben noch so ein bisschen davon abhält, ich bin neugierig, weil ich merke auch natürlich,
00:24:31
Speaker
Das kann man jetzt nicht mehr wegklagen oder sich weg wünschen oder oder weg protestieren oder so. Das muss man leider als Realität anerkennen. Das haben sie schon sehr gut gemacht. Die Jungs aus Silicon Valley, das sind den Hype und das Ganze so fett aufgeblasen haben, dass man jetzt einfach nicht mehr dran vorbeikommt. Und ich habe mich auch mit vielen
00:24:56
Speaker
Nein, das erzähle ich nachher, sonst schweife ich zu sehr ab, worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist die Tatsache, dass mir bisher noch nicht die Sicherheit geboten werden konnte,
00:25:13
Speaker
In Bezug auf wo liegt dann mein digitaler Klon? Ist der auf einem Server innerhalb der EU, wo EU-Gesetze gelten oder sitzt er in Russland, Israel oder den USA?
00:25:28
Speaker
Und das andere ist, das wäre noch eher machbar, die Kontrolle und das Mitspracherecht über den generierten Output. Weil wenn Kunden kamen, sagten sie eher so was wie, wir hätten gerne einen Blankoscheck. Wir hätten dich gerne digitalisiert und dafür zahlen wir auch ordentlich. Und dann wollen wir unsere Bronno-Filme mit deiner Stehmikrationen.
00:25:54
Speaker
Ja, dann kann es dir scheißegal sein, was wir mit deiner Stimme machen, so durch die Blume. Oder politische Werbung macht eine kleine Stimme. Ja, klar. Das ist berechtigter Einland. Das sind Punkte. Und wenn mir die jemand, also ich bin jetzt auch überhaupt nicht grundsätzlich dagegen, als Werkzeug, das mich unterstützt, super gerne, aber dann hätte ich am liebsten in einer perfekten Patrick-Welt, hätte ich gerne hier ein Interface,
00:26:19
Speaker
wo der Sprachdatensatz lokal gespeichert ist und ich unterhalte mich mit Kunden oder Agenturen oder Zwischenhändlern über die Konditionen und sobald wir uns einig sind, drücke ich aufs Knopf, weil das kann ich natürlich dann auch remote machen, aus meinem Kokosnusscocktail schlürfend an der Cabana, so wie es mir suggeriert wird.
00:26:45
Speaker
Nein, aber das sind tatsächlich Punkte, die für mich total wichtig sind, bevor ich... Ich bin da einfach glaube ich vorsichtiger und auch so ein bisschen hypersensibilisiert. Aber kannst du ja auch machen. Es ist letztendlich dann so, dass du dann ziemlich hohe Kosten hast, wenn du deinen eigenen Server hast. Die Software über die das läuft, wirst du dann auch Lizenten zahlen dafür. Das wird sicher nicht günstig.
00:27:12
Speaker
Und ja, das ist so wie wir alle tausende Fotos mit unseren Handys machen. Am Anfang haben alle gesagt, ich möchte das aber nicht in die Cloud laden. Ich möchte die Fotos auf meiner externen Festplatte haben. Wer hat heute noch die Fotos auf seiner externen Festplatte?
00:27:29
Speaker
Sag jetzt bitte nicht ja. Ich habe die alten Fotos. Die alten habe ich schon noch. Die neuen, was ist mit den neuen Fotos? Die haben ja noch auf einer externen Festplatte. Ich habe meine in der Cloud. Das ist richtig. Und das ist auch verdammt privat und das gleiche Thema. Stimmt. Es hilft natürlich, es vereinfacht ist, Identitätsdiebstahl zu betreiben, um den Diebfake zu vervollständigen, wenn man auch noch
00:27:56
Speaker
Die Gesichtsmetadaten und so weiter hat keine Frage. Aber bei mir ist es halt nicht nur meine Privatsphäre, die dadurch bedroht ist, sondern eben auch mein Beruf und mein Instrument. Und da bin ich dann halt einfach extra vorsichtig. Und Eleven Labs hat mir diese Fragen leider nicht beantworten können. Hast du sie gefragt? Ja, natürlich. Ja klar. Es interessiert mich ja nicht nur privat, sondern ich empfinde es ja auch als meine Aufgabe,
00:28:25
Speaker
als Vertreter der Sprecherin, mich mit der anderen Seite der Industrie auseinanderzusetzen, um zu sagen, Leute, wie schaut es denn aus? Was macht ihr da? Und wenn es fair game ist, dann bin ich der Letzte, der sagt, ja, trotzdem nicht.
00:28:42
Speaker
Cool, super, aber leider kam halt zuerst dieser totgecoachten PR-Antworten zurück, wie wir bemühen uns total und es hat Vorteile und Nachteile so auf einer DIN A4-Seite und als ich dann nochmal nachgehakt habe, nochmal sozusagen
00:29:02
Speaker
noch mal ganz, ganz dezidiert und konkret nachgefragt. Danke, aber den, den, den und den Punkt habt ihr mir leider nicht beantwortet, kam leider tatsächlich bis heute noch nicht zurück. Ich will jetzt auch nicht, es kann sein, wenn sie sich noch melden, dann werde ich das natürlich auch updaten und richtigstellen, aber das hat mir dann keine Antwort, das ist halt auch eine Antwort. Ich glaube, wenn du Apple fragst, wo deine Fotos liegen, in der Cloud wirst du eine ähnliche Antwort kriegen.
00:29:30
Speaker
E, aber das ist halt das amerikanische Unternehmensverständnis oder das Rechtsverständnis zu persönlichen Daten und biometrischen Daten, dann letzten Endes auch urheberrechtlich geschützten Eigentum, versus europäischer Legislatur. Und ich habe mich da auch mit, das ist der Punkt, den ich eigentlich vorhin sagen wollte, aber dann wäre ich zu weit abgeschwiffen,
00:30:01
Speaker
Ich habe mich da mit einigen Urheberrechtsanwältinnen unterhalten und die haben alle mehr oder weniger, nicht nur, Entschuldige, Datenschutz, also sowohl Urheberrechtsanwälten als auch Datenschutzanwältinnen unterhalten. Die haben alle mehr oder weniger denselben Tenor gehabt und der war paraphrasiert.
00:30:21
Speaker
Auf dem Papier völlig recht. Da ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Rechtsbruch bei der Entwicklung passiert und auch das Geschäftsgebaren, wie es jetzt ist, so intransparent und so.
00:30:37
Speaker
Ich sage jetzt mal einseitig profitabel, ist wahrscheinlich rechtswidrig und ihr werdet, wenn der AI-Act dann mal greift und ihr euch auch auf die DSGVO und das Urheberrecht bezieht, werdet ihr dann wahrscheinlich auch vor Gericht
00:30:55
Speaker
Gewinnen. Cool. Aber das wird die Entwicklung leider nicht aufhalten. Im Sinne von, das ist schon eingepreist. Bei den ganzen 100 Billionen, die sich jedes Jahr von Microsoft und von den anderen Investoren holen, sind einfach
00:31:11
Speaker
Ich weiß es jetzt nicht, ich sage jetzt irgendwas, 30% Settlement-Money und 20% Legal Fees. Du brauchst ja auch einen guten Polster, wenn was schief geht, wenn was Unerwartetes kommt, fette Klage.
00:31:31
Speaker
Aber die Sache ist halt, dass sie sich davon dann freikaufen werden und dass die Technologie trotzdem etabliert bleiben wird. Und das ist eine ziemlich ernüchternde Vorstellung, weil ich persönlich bin ja ein sehr gerechtigkeitsaffiner Mensch
00:31:48
Speaker
Wenn man es böse formuliert, auch vielleicht ein naiver Optimist oder so oder ein Träumer. Aber ich bin eigentlich in diese Sache reingegangen mit das Verstößt gegen geltendes Recht. Also sollte es möglich sein, für Gerechtigkeit zu sorgen und die Leute zur Verantwortung ziehen zu können, die das bewusst in Kauf genommen haben.
00:32:11
Speaker
Und dass das aber dann keine Konsequenzen für die Technologie an sich hat, so weit habe ich natürlich nicht gedacht. Es ist jetzt auch noch nicht passiert. Das ist ja auch nur die Meinung einzelner Rechtsvertreter. Ich glaube ja, dass das Ganze noch einen Ticken, also ich glaube das nicht. Ich bin mir sicher, dass das Ganze noch ein Ticken komplexer ist. Da gibt es richtig gute Programmierer. Die können dieses Risiko nicht eingehen, dass sie da irgendwelche Daten verwenden.
00:32:42
Speaker
Die programmieren dann aber für diese großen Konzerne, die halt den Kopf hinhalten, wenn da mal eine Klage kommt und sagt, dafür darf ich halt dein Zeug nutzen. Mein bester Freund macht Robots, also Arbeitsprozesse optimieren für Versicherungen oder eine Airline oder so auch immer.
00:33:01
Speaker
Der hat das gleiche Problem. Die sind jetzt eine kleine IT-Bude. Eine große Versicherung würde mit denen nie einen Vertrag abschließen, weil die dann sagen, naja, wenn da irgendwelche Daten geleakt werden, wer kommt dann dafür auf? Dann haben sie eine Firma dazwischen, die sind keine Top-Programmierer, die sind halt eher so, ja, wir wissen schon, was die so machen, aber wir halten halt den Kopf hin und dafür kassieren wir.
00:33:26
Speaker
Das finde ich halt noch krasser, dass es dann halt Leute gibt, die sagen, ich gehe das Risiko ein, ich kassiere die Kohle, lasse mir einen anderen da programmieren und wenn was schief geht, dann machen wir halt einen Benko oder kein Ahnung. Lieferkettengesetz. Sorry Leute, das EU-Lieferkettengesetz ist sehr lächerig. Konkurs anmelden, danke, nächste Firma. Ja, verstehe.
00:33:52
Speaker
Ich rede jetzt nicht von Microsoft oder Apple, das ist jetzt wieder eine andere Liga, aber es gibt natürlich viele IT-Booten, die sich damit lange beschäftigen, aber die können dann halt solche Deals nicht eingehen, weil die einfach das Risiko nicht tragen können, wenn dann schon Luder damit betrieben wird. Ja, stimmt. Ich finde natürlich,
00:34:16
Speaker
bin ich dem, stehe ich dem ambivalent gegenüber. Aber bei all diesen Vergleichen und das, ich hab mich jetzt schon wirklich in den letzten anderthalb Jahren viel mit Leuten unterhalten und das mit den Fotos schlägt da so ein bisschen in dieselbe Cable, wobei es schon mehr Validität hat wie der Kutscher, der, den gab's ja auch früher und jetzt gibt's ihn nicht mehr, weil der hat jetzt ausgedient und so, ist, ist der Punkt, dass, oder der, dieser, dieser, dieser,
00:34:43
Speaker
zynische Side-Effekt, dass mir meine Werke, meine Alltagsarbeit, ohne mich zu fragen, genommen wird, um etwas zu programmieren, zu kreieren, das mich
00:35:02
Speaker
aus dem Geschäft verdrängt im Endeffekt.

AI und Kreativität: Risiko von Elitismus

00:35:05
Speaker
Weil es liegt ja an uns, das ethisch und verantwortungsbewusst und fair zu nutzen. Das Tool ist so programmiert, dass es die höchste Stufe an Destruktivität und an sich schnell so ausbreiten soll wie Krebs im Endstadium irgendwie und soll maximal gewinnorientiert und
00:35:31
Speaker
kommerziell nutzbar, skalierbar sein. Und das ist auch mit den Bildern so ein bisschen, ja, die liegen auch auf einem Server und ja, die nutzen das auch um ihre Services weiter zu entwickeln, welcher Art auch immer, ob das jetzt Algorithmen sind, die Content predicten oder vielleicht irgendwelche Grafikfilter oder so für Insta, keine Ahnung.
00:35:57
Speaker
fein und damit das Kommerz ist auch, meine Daten sind dadurch auch kommerzialisiert, aber nicht um mich aus dieser Berufsgruppe rauszudrängen sozusagen. Und das würden sie natürlich so nie sagen, es ist immer, das Narrativ ist immer, es soll ja den Menschen unterstützen kreativ zu sein und endlich kann jeder seine Kreativität ausleben und so und es ist ja total super, weil dann haben wir auch, so sind sie so produktiv, dass wir so viel Zeit haben endlich für diese ganzen Dinge.
00:36:25
Speaker
Aber faktisch, was ich beobachte, ist ja, im Hobbybereich kann jetzt jeder plötzlich geilen Content, also mittelgeilen, wie auch immer, geileren als vorher Content produzieren und veröffentlichen, aber kommerziell, also im Businessbereich,
00:36:44
Speaker
findet eine wahnsinnige Elitisierung von Kreativität. Die Mitte fällt weg. Ganz genau. Und das macht mich dann schon wieder so ein bisschen wütend oder frustriert, weil ich mir eben denke, lüg mir halt nicht ins Gesicht. Meine größte Sorge ist halt wirklich, wie soll ich das formulieren, die Dezentralisierung oder dass du mit, du hast Kontakt mit Firmen,
00:37:12
Speaker
die das gar nicht programmieren. Du hast Programmierer, die brennen dafür. Das können richtig coole Leute sein und die wissen auch zum Teil, was sie da tun und kennen die Gefahren. Und dann kommt halt irgendein Mittelsmann und sagt, hey, ist ja geil, was ihr da macht. Macht mal einen Deal. Ich verkaufe das und ich zahle euch halt monatlich so und so viel dafür, dass ich eure Software benutzen darf und eure Codes benutzen darf.
00:37:39
Speaker
Die verticken das dann, ja. Und wenn dann was schief geht, naja, dann gibt es die Firma auf einmal nicht mehr oder die schieben es auf irgendwen oder der, der den Deal gemacht hat, arbeitet gar nicht mehr da, der ist schon ausgestiegen, hat seine Anteile verkauft und das ist eigentlich meine größte Sorge und ich sehe das auch allgemein, wenn du Deals mit Konzernen machst, so große Unternehmen, was du dafür Procurement-Dokumente ausfüllen musst, so
00:38:05
Speaker
Ich habe vor kurzem erst so ein Dokument bekommen über die Arbeitsbedingungen bei uns im Tonstudio. Ob wir Schadstoffen ausgesetzt sind und wann wir das letzte Mal die Mitarbeiter getestet haben und ärztliche Untersuchungen. Ich musste diesen ganzen Scheiß ausfüllen. Dann habe ich mir dann gedacht, warum muss ich das machen? Ich habe dann dem Kunden geantwortet, wir arbeiten nach europäischem und österreichischem Recht.
00:38:32
Speaker
Der Kunde hat das als Bedingung? Ja, als Lieferantenvereinbarung. Dann habe ich dem Kunden gesagt, bitte nicht böse sein, aber das können Sie für uns ausfüllen. Wir erfüllen das österreichische und das europäische Recht. Und was hat er gesagt? Wir haben es uns dann irgendwie geteilt. Wir haben die wichtigsten Sachen ausgefüllt. Über ein paar Sachen konnten Sie hinweg sehen. Das lustigste war dann, ich habe dann die Bestellung bekommen und unser Firmenname war falsch.
00:39:02
Speaker
Es war noch unser alter Firmenamen drauf. Dann dachte ich mir so, hey, ihr wollt da 200 Fragen ausgefüllt haben von uns und dann schafft ihr es nicht, dass ihr den richtigen Firmenamen da auf die Bestellung setzt. Ja, das ist schon peinlich. Und das ist halt gerade das Problem, das ich sehe, so bei Konzernen, unglaublich viel Bürokratie. Es wird ein Riesentheater gemacht, wo kommen die Daten hin, wo werden sie gespeichert, was wird damit gemacht, wie sind die Arbeitsverhältnisse,
00:39:28
Speaker
Was alles wichtig ist, wenn es jetzt um Lackierbetrieb geht, eine Autolackiererei mit Schadstoffen und wir arbeiten die Leute dort, gibt es Sicherheitsvorkehrungen? Ja, macht Sinn. Aber warum schicken sie uns das als Tonstudio? Und die Leute hinterfragen die Sachen nicht mehr. Die führen nur noch aus. Und da sehe ich das Problem. Und das dann auch noch dezentralisiert, weil das Unternehmen, das war ja wieder ein Subunternehmen, das dieses Procurement-Dokument uns geschickt hat,
00:39:58
Speaker
Weil wir gar nicht das Unternehmen für die wir eigentlich die Produktion gemacht haben. Und das ist halt Globalisierung von der besten Seite. Und da mache ich mir halt Sorgen. Und das ist mit der Sprache, Detto. Da geht es eigentlich mehr um Verantwortung in Wahrheit, oder? Ja, wer übernimmt welche Verantwortung und dann gibt es halt die Großen oder die, die halt irgendwie sagen,
00:40:21
Speaker
Ich gehe das Risiko ein, kassiere ab, die Arbeit macht wer anderer und wenn was schief geht, naja, dann muss ich halt den Kopf hinhalten. Aber damit fahre ich schon ganz gut und schau, dass ich rechtzeitig aussteige, bevor das ganze Schiff... Da sehe ich halt echt das Problem.
00:40:40
Speaker
Deswegen arbeite ich auch gerne mit kleinen Unternehmen zusammen. Es macht mir auch einfach mehr Spaß, wenn du wirklich, wenn du weißt, für wen du was machst. Echten Menschen Kontakt hast. Und das wissen auch die Kunden zu schätzen. Die kommen ja auch zu uns, weil sie echten Menschen Kontakt haben. Und das ist ja das Schöne.
00:41:00
Speaker
Und darum geht es und deswegen wird es nicht aussterben. Es ist ein Handwerk und Handwerk stirbt nicht aus. Handwerk wird halt teurer und dann gibt es halt Fuscher und dazwischen nichts. Ja, das stimmt. Das ist eigentlich sehr, sehr schön und versöhnlich und da hast du auch vielleicht recht. Es gibt auch heute immer noch Schuhmacher. Ob die jetzt ein Paar im Monat verkaufen, dass dann halt, keine Ahnung,
00:41:25
Speaker
Ich weiß nicht, was ein paar Schuhe kostet. 500 Euro. Ich weiß es nicht. 300, 400, 500 Euro. Ich glaube, das ist noch so vor der Inflation. 500 Euro für rahmengenähte Schuhe ist noch günstig. Aber das Ding ist, das sieht ja auch gar keiner, außer Leute, die da selber irgendwie sich damit beschäftigen. Die sehen dann so, oh, das sind ja rahmengenähte Budapester oder was auch immer. Ich kenne mich jetzt auch nicht aus mit Schuhen. Ja, du hättest mich schon überzeugt.
00:41:51
Speaker
Aber die Leute, die es dann tragen, die wissen es. Und deswegen, ja, ich glaube beim Werbespot ist es auch so, wenn die dann dabei waren bei der Aufnahme und die wissen, dass das ein Mensch eingesprochen hat, mit meiner Sprachregie, ich habe da jetzt auch noch so meinen Funken da. Ja und zusätzlich wird das ja auch wirklich, oh Gott, wie heißt das jetzt?
00:42:13
Speaker
Es wird dann auch so nach innen getragen. Und darauf wollte ich hinaus. Wenn ich einen Kunden habe, der zu mir ins Studio kommt, da ist ein echter Sprecher, die reden miteinander, die trinken mal einen Kaffee, plaudern drüber über das Projekt. Der Kunde hat das Gefühl, okay, der Sprecher oder die Sprecherin hat das Projekt verstanden, worum es geht. Und dann können die dann auch während der Aufnahme noch so, ja, den Senf dazu geben.
00:42:39
Speaker
Dann gehen die am Ende des Tages zurück in die Firma und sagen, ja, super war die Aufnahme, so ein tolles Studio, tolle Sprecherin, toller Sprecher und ja, ich hatte dann auch noch die Idee, dass wir das so und so machen und der verkauft das dann ja auch intern. Wenn er es intern im eigenen Unternehmen verkaufen kann, kann er es dann auch wieder nach außen tragen.
00:42:58
Speaker
Wenn der jetzt einfach hingeht, vom Textor den Text reinkopiert in die Software und dann ist das das Ergebnis, das kann er vielleicht noch ein bisschen feintunen, wird das nicht solche Wellen schlagen.
00:43:10
Speaker
Das finde ich sehr spannend. Mir fallen jetzt zwei Punkte ein und zwar der erste. Es wird ja auch eine Kennzeichnungspflicht geben und dadurch wird die Relation ja auch nochmal eine andere, wenn menschengenerierter Content nicht kennzeichnungspflichtig ist und der andere immer so diese nervige Packungsbeilage oder eine einblendenden Störer, Bildstörer, ich weiß auch noch nicht genau, keiner weiß wie das ausschaut. Liebes AI Office, macht euch Gedanken, wie das ausschauen soll bitte.
00:43:38
Speaker
Die ramegenähten Budapester, maschinell gefertigt, so ein kleiner Aufnäher draus. Nein, aber dann wird ja die Relation und die Fallhöhe ja auch nochmal was anderes. Und die Besonderheit und der Wert wird gesteigert, der menschlich produzierten, echten Arbeit. Und das andere ist, was mir jetzt auch gerade gekommen ist, das verliert ja dann automatisch an Wert, sowohl intern, also auch im Entstehungsprozess,
00:44:08
Speaker
Wenn das dann plötzlich heißt, ja aber du hast doch jetzt da nur Copy-Paste gemacht von aus Chat-GPT rüber in Eleven Labs, zweimal geklickt, weil es beim ersten Mal nicht gepasst hat und dafür soll ich dir jetzt irgendwie, willst du jetzt ein Fleißbildchen oder was?
00:44:27
Speaker
Und das ist eigentlich ein spannender Punkt im Produktionsprozess, den ich noch gar nicht so am Schirm hatte, dass die Menschen auch die Wertschätzung und die Anerkennung für ihre Arbeit wollen oder brauchen. Und ich kann jetzt super klar, kann ich mir jetzt vielleicht einen hochspezialisierten Promptor dazu kaufen oder so, der dann das noch feintuned und
00:44:48
Speaker
Aber im Film hast du das ja jetzt schon die ganze Zeit mit Blue Screen oder Green Box. Wenn du ein Filmteam hast, das dann echt irgendwo zu einer geilen Location reist und dann manchmal Tage absitzt, weil das Wetter grad nicht passt, die erleben was.
00:45:06
Speaker
Wenn der Film dann abgedreht ist, dann reden alle drüber. Vorher auch schon. Mit der Familie, mit den Freunden dürfen wir vielleicht nicht zu viel erzählen, aber die brennen dann dafür und dann hast du viel größere Chancen, dass das Ganze ein Erfolg wird. Also wenn die die ganze Zeit im Studiobunker sind, zwischendurch mal kurz rausgehen für einen Kaffee und dann gehen sie wieder rein, das sieht man sicher im Ergebnis. Und auch, dass die Leute, die da beteiligt sind,
00:45:36
Speaker
Die sagen dann nicht, ja, was haben wir für eine geile Filmcrew, für eine geile Filmproduktion. Ja, müssen sie dann sagen, werden sie auch sagen, aber du spürst halt, das ist halt alles indoor. Ja, was haben wir für eine geile Special Effects Abteilung, die unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen irgendwie jetzt zuarbeitet als Sub-Sub-Subunternehmer.
00:46:01
Speaker
Ja, klar. Aber das stimmt mich schon wieder ein bisschen positiver oder lässt mich ein bisschen vertrauen, weil ich habe immer schon das Gefühl gehabt, dass eben die Menschen, on the receiving end of that development, genau wie du es beschrieben hast, dafür brennen und sagen, das ist meine Berufung, meine Leidenschaft, ich mache das wirklich gerne und das ist das, was ich wirklich gut kann und das freut mich, dass ich da jeden Tag oder wie auch immer
00:46:30
Speaker
ein kleines stück beitragen kann aber die leute die produzieren wollen das ja auch und was ich mir schon gedacht hatte ist dass es ein bedürfnis gibt zwischenmenschlich zu arbeiten und zu sagen ich möchte jetzt mit dir
00:46:46
Speaker
Regie führen und mit dir einen zusammen einen kreativen Prozess durchleben. Aber was ich noch nicht so am Schirm hatte, war, dass die Leute ja wiederum intern ihren Vorgesetzten und ihre Abteilung gegenüber ja auch das Bedürfnis haben. Menschen wollen mit Menschen arbeiten.
00:47:06
Speaker
Auch bei Computerspielen. Leute wollen mit anderen Leuten zocken. Du kannst natürlich das normale Spiel durchspielen, aber schau dir an, welche Spiele erfolgreich sind. Das sind alles Multiplayer-Spiele. Das sind die, die richtig Spaß machen, wo du gegen einen anderen Menschen spielen kannst. Auch wenn es jetzt einfach nur ein Avatar ist von dir, aber du spielst gegen einen anderen Menschen. Und das ist halt, so geht's.

Die Bedeutung menschlicher Unvorhersehbarkeit in der Musik

00:47:32
Speaker
Ja, voll. Das ist nämlich, glaube ich, diese unberechenbare Komponente, weil Menschen sich eben nicht nach einer Wahrscheinlichkeit verhalten, sondern manchmal einfach absurde Dinge tun oder neue Strategien entwickeln und das können tatsächlich Maschinen nicht. Das muss man leider einmal so klar sagen.
00:47:49
Speaker
Eine Maschine ist nicht intelligent, weil die Definition von Intelligenz ist, sich auf unbekannte Situationen adaptiv und konstruktiv, flexibel einzulassen und Lösungen dafür zu finden. Und interessante Fehler zu machen.
00:48:04
Speaker
Fehler zu machen und daraus zu lernen, das kann die Maschine schon, wenn man ihr sagt, das war ein Fehler. Aber sie weiß ja nicht was. Man muss ja erst einmal irgendwie... Und das kann aber auch schon wieder falsch sein. Das kann ja auch schon ein Fehler sein. Ja.
00:48:20
Speaker
Jaja, aber die Maschine ist auch nur ein Wahrscheinlichkeitstaschenrechner. Also eine Maschine, die Jazz Manu spielt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das geht so schnell und genau dadurch, dass es so schnell geht, dass du eigentlich aus dem Unterbewusstsein spielst und du keine Zeit hast, darüber nachzudenken, passieren dann halt spannende Sachen.
00:48:44
Speaker
Auch Fehler, die verzeiht man auch, wenn man zuschaut, weil man sieht, in was für einem Tempo das geht.
00:48:51
Speaker
Ja, und weil es auch gerade echt ist. Und manchmal ist es ja auch im Jazz so, dass man bewusst falsche, dissonante Noten spielt. Musste nur lang genug spielen oder oft genug spielen. Verspielt, aber gut, dann setze ich mich jetzt voll drauf. Setze dich genau auf die falsche Note drauf, spielst sie noch dreimal, bis sie richtig ist. Und dann ist es wie eine Erlösung, wenn du wieder ins richtige Register überwechselst, oder? Dann ist es für mich als Zuhörer immer so, oh Gott,
00:49:15
Speaker
Ja, das ist das interessante. Und was ich auch noch sagen wollte, ist die Bestätigung. Ganz oft, angenommen wir haben jetzt die perfekte KI-Software, die das bestmöglich ein Projekt umsetzt, sagen wir mal. Und du hast da einen Marketingleiter, der muss da jetzt gerade irgendwie eine Videovertonung machen, klopft das da rein und kriegt dann das Ergebnis. Das ist schon das Beste.
00:49:44
Speaker
Der braucht trotzdem die Bestätigung. Der braucht jemand anderen, der sagt, das passt so wie es ist, das ist gut. Weil der hängt dann auch in der Luft. Das ist jetzt nicht unbedingt sein Metier vielleicht, wie das klingen soll.
00:49:59
Speaker
Das stimmt. Und wenn du dann einen Sprecher oder einen Sprecher in der Studie hast, die dann sagen so, ja, na ich, du, ich mach's dir jetzt auch einfach mal so, hör's dir mal so an und dann schauen wir einfach, was besser passt. Hast du danach einfach die Sicherheit? Und ich hab das selbst auch schon gemerkt, wo ich dann, ich probier's dann halt mal anders, einfach nur, um dem Kunden zu zeigen, das hat schon so gepasst, wie es war, aber wir machen's jetzt halt mal nochmal so und so, damit du dir ja auch sicher sein kannst, dass das passt.
00:50:27
Speaker
Ja, ein Referenzrahmen, ein Vergleichswert, oder? Ja, das hast du dann halt nicht. Da klopfst du das da rein, kriegst das Ergebnis, du kannst das tweaken, du kannst halt herumschrauben noch, aber letztendlich spuckt das Ding aus und du sitzt dann halt da und denkst dir, ja okay, das hat halt die KI gemacht, wird schon stimmen. Das erinnert mich wirklich an, ich liebe einfach
00:50:51
Speaker
Aufnehmen mit Sprachregie, egal ob remote oder persönlich, wenn noch eine zweite Person oder auch von mir aus sieben andere Personen im Raum sind. Nicht zu viele. Spreche ich jetzt wieder aus Studiosicht, bitte nicht zu viele.
00:51:11
Speaker
Aber die haben alle was dazu beizutragen. Am Ende des Tages muss jeder sein Sahnehäubchen da draufsetzen. Ich will es ja auch nicht verarschen, weil am Ende des Tages, wie du sagst, haben diese Leute ja dieses Projekt erreicht. Ich habe ja nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus dieser ganzen Geburt oder aus diesem ganzen Prozess, wie Leute von der ersten Idee damit schwanger gehen, Geld organisieren, Konzept, Pitch.
00:51:36
Speaker
Dies, das und so weiter. Und da liegt einfach ein wahnsinniges Bedürfnis dahinter, dass das bestmögliche Ergebnis am Ende rauskommt. Und das ist aber halt subjektiv, weil wenn du getextet hast, hast du andere Präferenzen oder Prioritäten, als wenn du das Sounddesign gemacht hast oder wenn du das Ganze dann verkaufen musst im Marketing.
00:51:58
Speaker
Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte, das Aufnehmen alleine kann immer nur maximal gut werden bei mir. Ich kann noch so gut sein. Es wird immer noch besser, wenn jemand zweites dabei ist und dorthin hört, wo ich vielleicht einen blinden Fleck habe in meiner Komfortzone. Das mache ich immer so, weil ich weiß, das funktioniert. Das ist so der Patrick-Standard 2.5.
00:52:24
Speaker
für trailer oder so das ist gut das ist hat sich nicht umsonst so etabliert aber herausragend wird es erst wenn jemand sagt ok und jetzt arbeiten wir aber noch ein bisschen weiter jetzt kitzeln wir noch mal noch mal eine meter ebene eine zweite bedeutung eine zusätzliche ansprechhaltung ein anderes gefühl vielleicht auch was kontra intuitives
00:52:46
Speaker
Und selbst, wenn jetzt einfach nur die Person dabei ist und dem zustimmt, ist einfach, wenn zwei Leute sagen, das ist gut, ist es einfach mehr, als wenn es eine Person sagt. Und du kaufst auch lieber online irgendwas, wenn es da schon 500 gute Bewertungen gibt, als wenn es da nur eine gute Bewertung gibt. Dann bist du da so, hm, ich bin mir jetzt nicht so sicher, ob ich das jetzt machen soll oder ob das jetzt ein Fehlkauf ist. Ja, stimmt. Guter Punkt.
00:53:16
Speaker
Manchmal brauchst du auch einfach nur Bestätigung. Brauchen Leute Bestätigung. Ja, ich muss gerade sagen, in diesen Zeiten, wo wir uns so stark im ganzen restlichen Leben darauf verlassen, also wenn ich mich erinnere, wie wir als Kind Urlaub gemacht haben, da hat keiner vorher irgendwie geschaut, was das auf Booking irgendwie für Sterne hat oder so, sondern da war es halt ein
00:53:38
Speaker
Dann bist du irgendwo angekommen in der Türkei im All-Inclusive-Hotel und dann war es halt verschimmelt. Ja, scheiße war es. Sorry, aber das kannst du halt nicht wissen, wenn du nicht vorher da warst. Ich vermisse das. Ich gehe einfach drauf los. Wenn ich zurückdenke, der letzte Urlaub noch ohne Navi. Den letzten Urlaub ohne Navi habe ich auf Kreta gemacht mit dem Auto. Da bin ich oftmals falsch abgebogen, aber genau deswegen war der Urlaub so geil.
00:54:06
Speaker
weil ich mich einfach verdammt oft verfahren habe. Und dann kommst du erst an Plätze, wo du sonst nicht hinkommen würdest. Und sonst fährst du genau dahin. Du gibst ein Ziel ein, fährst mit dem Auto dahin, bist du da. Und meistens, wenn du das Ziel schon eingibst, siehst du auf Google schon die Bilder, wie es dort aussieht. Nein, nicht die Scheinwerfer umstoßen. Entschuldige. So, mach Platz. Du siehst ja auch dieses Gebrauchtwerden bei
00:54:35
Speaker
Bei alten Menschen, wenn dann einer weg stirbt und die nicht mehr gebraucht werden, ganz oft geht es dann halt mit der zweiten Person schnell bergab. Einfach nur, um jetzt nochmal dramatisch darzustellen, wie wichtig es ist, gebraucht zu werden. Deswegen werden Menschen immer mit Menschen arbeiten wollen.
00:54:56
Speaker
Ja, das stimmt. Das ist tatsächlich, das habe ich auch schon in meiner Familie erlebt, dass die sehr kurz nacheinander dann gehen und weil sie halt auch einfach sagen, ich...
00:55:08
Speaker
Ich weiß jetzt nicht mehr, was ich hier soll. Ich will auch gar nicht mehr. Das ist mein Seelenverwandter, mein Lebensmensch gewesen. Der ist jetzt nicht mehr da. Und dann ist man plötzlich irgendwie... Ne, das stimmt. Das ist richtig. Ja, es tut mir leid, Hund. Ich streichel dich jetzt nicht. Geh auf den Platz!
00:55:34
Speaker
Sie ist auch nur eine kleine Rampensau. Sie will nur zeigen, du bist superschön.
00:55:45
Speaker
Ja, spannend. Jetzt haben wir uns total im KI-Thema verloren, aber ich finde es geil. Bist du bereit für ein Themenwechsel? Ja, sicher. Ja, unbedingt. Bitte, endlich. Nein. Aber es ist auch ein spannendes Thema und ich fand es tatsächlich frisch und ehrlich und trotzdem differenziert. Und ja, es gibt Vorteile, aber es gibt halt auch die und die Punkte. Und das ist genau das,
00:56:10
Speaker
Ich glaube, man darf halt keine Angst haben vor neuen Entwicklungen. Man muss skeptisch sein, sollte man auf jeden Fall, aber man muss auch offen sein. Ich finde auch, wenn man sich informiert und sich damit beschäftigt, ohne sich wahnsinnig machen zu lassen,
00:56:30
Speaker
Dann habe ich zumindest das Gefühl, habe ich die besten Chancen, handlungsfähig zu bleiben, flexibel zu bleiben, mich vielleicht anders aufzustellen, mitzugehen bei bestimmten Entwicklungen, andere zu vermeiden, bewusst mich entgegenzustellen oder zu sagen, ja super, das ist ein sehr guter Weg oder vielleicht ein fairer Geschäftspartner, potenzieller oder so. Dann ja, geil, alles klar, super, machen wir, gerne.
00:57:00
Speaker
Und das Schlimmste, was man glaube ich tun kann, ist es völlig zu ignorieren oder dem blind zu folgen und zu sagen, ja okay, dann mache ich jetzt, weil ich glaube tatsächlich, wenn man das so unreflektiert und
00:57:20
Speaker
ohne eben diese kritische Komponente macht, dann ist unsere Branche, wird zwar weiter existieren, aber dann wird es so ausschauen wie auf Spotify, wo ja, weil sie nicht ein Prozent der Musiker oder weniger wahrscheinlich können gut davon leben, aber die vielen, vielen Menschen, die sich auch genauso kreativ ausdrücken und das auch kommerziell machen wollen, haben dann am Ende des Jahres irgendwie einen dreistelligen Betrag am Konto und fragen sich,
00:57:46
Speaker
So mache ich das eigentlich, weil die Familie kann ich davon nicht ernähren. Einen Vergleich habe ich jetzt noch, dann können wir gerne das Thema wechseln. Ich sammle auch Instrumente, vor allem Jazzgitarren und beschäftige mich schon sehr lange mit Instrumenten und Amps und habe alles mögliche durchprobiert, gekauft, verkauft.
00:58:08
Speaker
Und da beobachte ich die Entwicklung ja schon seit 20 Jahren mit digitalen Amplifiern und dass man halt alles nur noch Gitarre direkt ans Audiointerface anstecken und die Sounds alle aus dem Computer. Es funktioniert mittlerweile richtig gut. Also es funktioniert echt gut, aber ich spiele trotzdem lieber über einen echten Amp.
00:58:34
Speaker
Und den Wiederverkaufswert haben wahrscheinlich die Röhrenverstärker. Wenn du dir jetzt ein Softwareplugin kaufst, das ist in einem Jahr die Hälfte wert, wenn überhaupt noch. Wenn du dir einen echten M kaufst, ist der in einem Jahr wahrscheinlich 30 Prozent mehr wert. Jetzt überspitzt er aber. Ja, klar. Absolut.
00:58:55
Speaker
Cool. Ja, mit Mikrofonen und Preamps und so. Ja, genau das Gleiche. Wo du Vintage-Mikrofone hast, ist, ja. Ja, ja, ja. Was mich aber wirklich jetzt interessiert, weil jetzt habe ich dich mal da, außerhalb des beruflichen Kontakts, was macht für dich einen guten Sprecher aus?

Was macht einen guten Sprachschauspieler aus?

00:59:14
Speaker
Nicht jetzt handwerklich.
00:59:17
Speaker
Klar, der spricht super und so, aber mit wem, was macht es aus, dass du gerne mit jemandem arbeitest, dass du den gerne buchst oder dich an ihn erinnerst oder sie und so. Du weißt doch oft, wie ich ihn auswähle, glaube ich. Also, die grundlegenden Dinge, Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, ja.
00:59:40
Speaker
Ich finde, das ist selbstverständlich, aber man darf ruhig nochmal sagen. Ja, aber es ist halt etwas, das ist einfach unumgänglich. Ich muss mich verlassen können, gerade wenn ich einen Kunden auch dabei habe, dann muss ich mich verlassen können, dass wir pünktlich starten können.
01:00:00
Speaker
Ja, einfach Verlässlichkeit, Pünktlichkeit ist das Wichtigste. Damit ich eine Stimme gut anbieten kann, natürlich ein breites Portfolio.
01:00:16
Speaker
Weil ich hatte schon so Fälle, wo ich dann kein passendes Demo hatte, aber ich wusste, die Stimme passt perfekt und ich konnte dem Kunden halt nichts vorspielen. Der Kunde kann sich dann halt vielleicht nicht so gut vorstellen. Ich weiß aber, wie wandelbar die Stimme ist. Kriegt den Auftrag der anderen. Das ist dann schade, ja.
01:00:34
Speaker
Klar, weil der Kunde hat ja nicht jeden Tag mit Stimme und Sprache zu tun und hat mit dem vielleicht oder mit der Person schon gearbeitet und dann musst du plötzlich versuchen, einen Werbeauftrag mit dem Doku-Demo zu verkaufen oder so. Das ist schwierig. Also breites Portfolio kann ich empfehlen.
01:00:55
Speaker
Ja, ein Gesicht zur Stimme schadet auch nie. Patrick Lamb war ja schon bei dir. Ich hatte seine Stimme schon in unserer Datenbank, aber kein Gesicht dazu. Und dann hat er irgendwann angerufen und gesagt, hi Patrick here.
01:01:13
Speaker
ob er vorbeischauen kann auf einen Kaffee, einfach wenn es passt, kein Stress. Nur wirklich, wenn es gerade zeitlich gut geht. Ich meinte, schau vorbei, komm vorbei. Wir haben gleich Witze gerissen und Kaffee getrunken, geplaudert. Und dann kommt der nächste Kunde und sagt, ich brauche eine englische Stimme, UK-Englisch. Ja, da war ja der Patrick da, der ist super.
01:01:41
Speaker
Und das ist schwierig. Ich tue mir auch schwer, jetzt da in einem Podcast darüber zu sprechen. Aber wir sind auch nur Menschen. Und wenn mir jemand sympathisch ist und ich gerne mit jemandem zusammenarbeite, jetzt nicht weil die Stimme so super professionell ist, sondern einfach weil ich mit den Menschen gerne zusammenarbeite.
01:02:03
Speaker
Dann ist das so, da kann ich nichts dafür. Und wenn mich jemand fragt, wer fällt jetzt für den Spot ein, dann fallen mir halt die Menschen ein. Und wenn ich ein Gesicht dazu habe, fallen mir die Menschen einfach schneller ein.
01:02:16
Speaker
Ja, das kann ich gut nachvollziehen, auch wenn dich jetzt, danke für deine Ehrlichkeit, auch wenn dich jetzt andere Studios hassen werden, weil jetzt, nein, so viele Leute hören jetzt den Podcast ja auch nicht. Eher vielleicht Sprecherinnen, die dann sagen so, ja, der empfiehlt immer die gleichen Stimmen. Das tue ich ja nicht, das ist einfach nur, mich fragt jemand, wen könnte man da einsetzen, zack, dann
01:02:39
Speaker
Aber es geht schon um auch eine Form von Beziehung oder Bezug vielleicht. Beziehung ist vielleicht zu viel, aber ein Bezug. Wenn du keinen Bezug zu dem Menschen hast, dann kann das Demo dieser de facto Karteileiche noch so toll sein. Du erinnerst dich, du kommst gar nicht in den Prozess, dass es dir einfällt, dass du vielleicht ja
01:03:04
Speaker
den oder die auch noch vorschlagen könntest oder so. Ich versuche schon immer wieder unsere Datenbank zu durchstöbern und schauen, wer ist denn da noch drin. Manchmal werden auch neue Stimmen angelegt und ich war gerade auf Urlaub, habe das irgendwie nicht mitbekommen. Wir schicken an sich immer untereinander E-Mails raus, die haben wir jetzt neu aufgenommen, hört euch mal die Stimmen an.
01:03:25
Speaker
Aber wenn du kein Gesicht dazu hast, mit dem Menschen noch nie geredet hast, wird der Mensch nicht als erstes einfallen. Ist auch nicht böse gemeint, ist einfach so. Ich glaube, das ist ein urmenschliches Bedürfnis, dass man mit jemanden zusammenarbeitet, mit dem man sich wohlfühlt und nicht, wo man Angst haben muss oder wo man sich verunsichert ist.
01:03:49
Speaker
wie der sich jetzt verhält, oder kann ich jetzt diesen Witz machen, oder ist der vielleicht jemand, der ein unkontrolliertes Wundwerk hat und sich unpassend dem Kunden gegenüber verhält, oder so? Ich weiß es nicht, es ist eine Wildcard. Und gerade wenn ich einen neuen Kunden habe, das erste Projekt, nehme ich lieber jemanden, mit dem ich schon gearbeitet habe, weil ich will ja den Kunden behalten. Das erste Eindruck zählt.
01:04:19
Speaker
Wenn du da bei der ersten Aufnahme das verboxen sagst, dann danach ja, sorry, ich habe mit dem noch nie zusammengearbeitet oder mit dieser Sprecherin habe ich noch nie irgendwie ein Projekt gemacht. Das ist ja dann auch absolut unprofessionell. Stimmt. Absolut. Ja, da sollte man die unbekannten Komponenten so niedrig wie möglich halten. Es ist wahnsinnig schwer da mal reinzukommen. Das ist ja im Schauspiel genauso. Das ist auch beim Musikern so.
01:04:47
Speaker
Den Fuß in die Tür zu bekommen ist, wenn du ihn da mal drin hast. Absolut. Nein, ich musste nur lachen, weil ich mich erinnern musste gerade an die Szene, wie wir uns eigentlich kennengelernt haben. Willst du das wirklich erzählen? Das ist jetzt der Moment der Wahrheit. Alles ist schon so lange her. Ich hab's komplett vergessen.
01:05:12
Speaker
Ich finde, das ist jetzt schon so lange her, dass es unter ich war jung und brauchte das Geld fällt. Aber tatsächlich ist es wirklich wahnsinnig schwer reinzukommen und ich war Mitte 20, war vom Theater in Augsburg.
01:05:32
Speaker
Ich bin gerade nach Wien gekommen und in Wien ging gar nichts. In Wien hat mich keiner mit dem Arsch angeschaut, weil ich keine staatliche Schauspielausbildung hatte. Ich habe dann natürlich Geld gebraucht, wie man so Geld braucht als junger Mensch.
01:05:48
Speaker
Und ich hab mich dann tatsächlich beworben damals bei einem Casting für Wien bei Tag und Nacht. Oder Wien Tag und Nacht hieß es, also dieses Berlin Tag und Nacht Pendant. Und da warst du einer der Caster, mein Lieber. Bin ich jetzt auch nicht wahnsinnig stolz drauf. Nein, aber ich fand diesen Moment so witzig, weil ich hab mir da tatsächlich, ich hab mir da wirklich Mühe gegeben,
01:06:15
Speaker
dem Bedarf zu entsprechen, also die Rolle so zu spielen, als würde ich wirklich so street sein und so proletenhaft und so weiter. Du hast mich natürlich sofort durchschaut und hast gesagt, du bist zu normal, lass das, mach was anderes, das ist nicht deine Welt.
01:06:37
Speaker
Das fand ich sehr, sehr nett und dann hat mich das natürlich im ersten Moment frustriert, weil ich dringend, dringend, dringend Geld gebraucht habe. Und dann haben wir uns aber ein paar Jahre später zufällig bei Gosch wieder gesehen, als ich zum ersten Mal bei Gosch reingekommen bin und da warst du dann. Das fand ich sehr, sehr witzig. Ich habe dir damals auch gesagt, mach was mit deiner Stimme und ich bin froh, dass du es gemacht hast. Stimmt. Ich bin froh, dass du es gemacht hast. Als Schauspieler hättest du dich sicher auch gut gemacht, aber nicht bei Wien Tag und Nacht.
01:07:05
Speaker
Ich bin da ja auch noch reingerutscht. Ich wurde gefragt, ob ich das machen möchte, weil ich kannte das Team aus Berlin. Ich war in Wien und die wussten, dass ich in Wien bin. Dann habe ich mich gefragt, willst du das in Wien machen?
01:07:19
Speaker
Du sagst so, ja, Casting, warum nicht? Ich wusste aber auch nicht genau, was auf mich zu kommen. Das ist dann halt schon krass. Du wechselst dich dann immer ab. Einmal bist du Anspielpartner und spielst dann halt diesen Plot da durch. Und dann wechselt man sich ab und dann darfst du bewerten oder halt so die Datenbank einpflegen. Das ist dann schon krass, was du da reinklopfst oder was auch die Kollegen. Du hast halt keine Zeit. Und dann steht dann halt schnell mal da, ja, Tussi, ja, Autoverkäufer, ja.
01:07:49
Speaker
Aber du musst sie halt, und das ist ja auch gar nicht böse gemeint, du musst sie in irgendeine Schublade stecken, damit man sie findet und damit sie gebucht werden. Das ist ja auch in deren Interesse, dass sie gebucht werden. Klar will keiner der Autoverkäufer sein, wenn dann aber dann so eine Szene
01:08:07
Speaker
Das lebt ja von Stereotypen, dieses Format. Und ich bin mir halt selbst da schon manchmal, dachte ich mir so, Gott, ich bin so ein Unmensch, dass ich da über diese Leute reinschreibe und die wissen das gar nicht, was ich da reinschreibe in die Datenbank. War auf jeden Fall eine gute Erfahrung.
01:08:25
Speaker
Gute Erfahrungen im Sinne von Lebenserfahrung. Ja, ich verstehe, was du meinst. Nicht, dass das jetzt ein super Job war, aber einfach mal was ganz anderes. Ja, es ist eine andere Form von Verantwortung, weil am Ende des Tages bist du ja dafür verantwortlich, ob und wie diese Menschen weitermachen. Normalerweise sind das ja keine
01:08:52
Speaker
Schauspieler, die echte an Bestrebungen haben, sondern das sind wirklich Leute von der Straße, die halt manchmal einfach mal ins Fernsehen wollten oder so. Also manchmal war es auch richtig, ja.
01:09:06
Speaker
gruselig fast. Also da gab es so Momente, wo ich dachte so, puh, wenn ich hoffe, der oder die tickt jetzt nicht komplett aus. Da waren schon Gestalten. Voll Method, alles voll Method. Hoffentlich gibt es da jetzt kein Massaker.
01:09:27
Speaker
Ja, crazy. Ja, aber ich bin auch sehr froh, dass du, danke, dass du mich nicht gecastet hast damals. Ich hab dich gecastet. Du wurdest noch nicht für Wien Tag und Nacht genommen. Sei froh darüber. Ja, ja, das weiß ich. Genau, das weiß ich. Danke, dass du mich nicht ans schauspielerische Schafott geführt hast. Aber auch die Kollegen, die haben die Stimme gehört und gesagt, der muss sprechen.
01:09:50
Speaker
Hat ein Radiogesicht, der Typ. Ich fühle mich auch viel wohler damit. Es war ja auch schon am Theater immer so, dass ich lieber in der zweiten Reihe gespielt habe. Ich habe das nicht gebraucht. Es war also diese körperliche und Bühnen und sich
01:10:07
Speaker
sich da so exponiert zu präsentieren. Diese Komponente hat mir schon immer wieder strebt. Ich bin eigentlich ein introvertierter Mensch. Ich liebe das, diese Möglichkeit zu haben, einen Retake zu machen, meine Ruhe zu haben, mit einem kleinen Kreis zu feilen an etwas, was dann... Also das ist perfekt für mich. Das ist großartig.
01:10:26
Speaker
habe ich mich aber natürlich lange nicht getraut. Man kann ja gar nicht erst versagen, wenn man es gar nicht erst probiert. Und dann war das lange, bis Ende 20 oder so, oder bis die zweite Hälfte, 27, 28, so, war das immer so dieser Traum, der war da und ich wusste, das ist immer so eine Möglichkeit und die ist geil zu haben und es ist geil diesen Traum zu träumen. Aber wenn ich wirklich beginne,
01:10:55
Speaker
anzustreben und zu leben, dann kann es sein, dass ich mich um meinen Traum enttäuschen muss, weil es vielleicht nicht klappt und so. Und es gab auch echt einige von diesen Momenten. Aber Gott sei Dank waren immer wieder Leute da, die mich entweder mit etwas bestärkt haben oder mich in eine Richtung genudged haben, die ich selber jetzt vielleicht nicht gerade sehen konnte oder so.
01:11:19
Speaker
Ich sehe oft eine Aneinanderreihung von Zufällen. Dann ergibt sich was und auf einmal ist man irgendwo drin.
01:11:28
Speaker
War bei mir mit dem Sprechen nicht anders. Ich hatte dann einen Kunden, der meinte, der braucht ganz dringend da jetzt eine Änderung. Der hat dann gesagt, sie können das ja auch sprechen. Weil ich so, ich kann schon probieren. Also ich nehme es gerne auf, wenn es passt. Dann habe ich es aufgenommen und so, ja wunderbar, großartig. Dann habe ich so, ja okay, cool. Dann nehme ich jetzt auch, dann habe ich meine ersten Demos aufgenommen im Studio.
01:11:57
Speaker
Cool, aber das war auch wieder ausgelöst durch die Bestätigung von jemand anderem, der dir gesagt hat, das ist gut, danke. Es kam jetzt gar nicht so, dass ich... Ich will jetzt unbedingt Sprecher werden. Mir hat das voll Spaß gemacht. Es war lustigerweise, obwohl ich ja da schon in diesem Bereich tätig war,
01:12:18
Speaker
hatte ich gar nicht die Möglichkeit gesehen, dass ich das machen kann. Und ich muss auch sagen, es wurde mir am Anfang auch nicht leicht gemacht. Es war dann auch intern im Studio so, aha, jetzt will er sprechen auch. Wo er sieht, einfach verdient das Geld, jetzt will er sprechen auch. Dieses Gefühl hatte ich schon manchmal, nichts gegen meine Kollegen, ich liebe meine Kollegen, aber das war gar nicht, dass die das gesagt haben, sondern dass ich mich ein bisschen so fühle,
01:12:48
Speaker
Dass die Kollegen das vielleicht denken so, ja jetzt glaubt er, er kann auch sprechen. Ja, das wollte ich dich eh fragen, schränkt dich das jetzt sozusagen, wo du angekommen bist oder wo du zwei Standbeine hast, schränkt dich das ein als Sprecher, dass
01:13:07
Speaker
Man weiß, du arbeitest halt auch für Gosch Audio in der Zusammenarbeit jetzt mit anderen Studios oder so? Wie geht es dir damit? Also ich selbst schlage mich nie vor als Stimme. Einerseits schicken wir eh den Link zur Datenbank und die sollen sich da rumstöbern. Ich mache das nur, wenn mich jemand
01:13:28
Speaker
darauf anspricht oder wenn es super schnell gehen muss und man sagt ja ich brauche das heute dann sage ich kann schon auch machen oder ich schlage dann halt irgendwie leute vor die zu hause aufnehmen können oder in der nähe wohnen schnell verfügbar sind
01:13:45
Speaker
Bei anderen Studios, ich muss gestehen, ich muss echt mal so die Runde laufen und bei allen Hallo sagen. Das habe ich schon so lange auf meiner Liste. Ich schiebe es immer vor mir her. Du kennst das ja von Castings. Man hat immer das Gefühl, man drängt sich auf.
01:14:11
Speaker
und die haben eh keine Zeit und dann kommt dann auch noch jemand und will dann plaudern und möglichst sich profilieren und sagen ja hallo da bin ich ja und da schaut euch hört euch das mal an und ja wird mich super freuen wenn wir mal zusammen aber ja genau das will ich halt nicht machen deswegen schiebe ich das so vor mir vor mich her
01:14:34
Speaker
Ja, also es fällt mir dann schon ein bisschen schwer, weil ich es halt auch kenne von der anderen Seite. Wir kriegen echt so viele Anfragen, dass wir gar nicht nachkommen mit den Antworten. Wir schreiben auch oft ja, bitte nicht böse sein, wenn wir uns erst in drei Monaten wieder melden. Weil ja, es muss sich jemand durchhören und
01:14:58
Speaker
Wenn du eine Datenbank ernst nimmst und die richtig pflegst, ist es viel Arbeit. Und wir haben jetzt Gott sei Dank jemanden, der uns hilft dabei. Ja, absolut. Das ist eben auch der Tenor, den ich höre, wenn ich mit anderen Studiumenschen rede, die sagen, eigentlich bräuchte ich eine Vollzeitkraft, die sich nur um die Datenbank kümmert. Aber die kostet mich halt x 1000 Euro im Monat. Das ist aber auch dein Kapital.
01:15:26
Speaker
Aber sie bringt mir faktisch auch jetzt kein Geld. Sie bringt mir Überbande. Ist es so ein Maintenance-Ding und dann fällt es mir leichter oder kann besser, die Qualität ist höher und so weiter. Aber erstmal ist es eine reine Investition.
01:15:43
Speaker
in meine Arbeitsutensilien, so ungefähr. Es ist ähnlich, wie wenn du dich selbstständig machst und dann machst du deine eigene Website, die jetzt vielleicht jetzt per se jetzt kein Produkt verkauft, sondern du machst einfach diese Website, damit du, hallo, ich bin im Internet, hallo, da bin ich. Damit verkaufst du ja auch nichts. Aber es ist trotzdem ein Image, das du nach außen trägst. Und wenn du eine gute Datenbank hast, wo du schnell das Passende findest,
01:16:11
Speaker
Wo du es schnell suchen kannst, du kannst es auch weiterleiten, jemand anderer findet das, was er sucht, dann ist das schon viel wert. Also es bringt dir dann schon auch aktiv etwas. Aber am Anfang ist es natürlich viel Arbeit und gehört gewartet. So wie eine Webseite gewartet gehört.
01:16:28
Speaker
Ja, eine Website mit irgendwie 3000 Hörbeispielen oder mehr. Ich weiß es nicht. Im Grunde haben doch alle Studios jetzt zumindest in Österreich von mir aus oder nehmen wir jetzt mal Wien, weil Wien ist irgendwie so ein in sich geschlossenes
01:16:48
Speaker
Kreativ, Gebiet, sag ich jetzt mal. Haben doch die allermeisten Studios, haben, sag ich jetzt mal, 80 Prozent Überlappung in ihren Datenbanken, schätze ich mal. Wäre es da nicht auch eine Idee, das zu zentralisieren und man teilt sich die Kosten und die Arbeit? Habe ich mir schon oft gedacht im Sprecherverband, dass das sinnvoll wäre, wenn es einfach
01:17:14
Speaker
Dass man sagt, es gibt halt eine Datenbank? Aber die Ansichten sind so unterschiedlich und es ist ja nicht mein Studio, ich arbeite da. Deswegen liegt es jetzt nicht in meiner Macht, das zu entscheiden. Aber ich habe es von anderen Studios halt mitbekommen, dass die oft nicht die Datenbank öffentlich zugänglich haben wollen. Was ich auch verstehen kann, weil sie dadurch mehr die Möglichkeit haben zu beraten.
01:17:44
Speaker
Wenn du dort in dem Studio anfragst, sagst du ja, ich will dies und das machen und dann können die gleich aktiv dir Stimmen vorschlagen. Bei uns ist es eher so, wenn es ein Werbekunde ist, dann schauen wir schon den Text an und helfen da. Wenn es jetzt eine Telefonansage ist, wo es dann letztendlich wirklich nur um den persönlichen Geschmack geht, weil inhaltlich oder vom
01:18:06
Speaker
Weißt du, was ich meine? Absolut. Da schicke ich dann halt den Link zur Datenbank. Außer im Grunde sagt jetzt wirklich, ich hätte gerne so eine Stimme, dann helfe ich weiter. In der Regel hören die sich da durch. Wenn du einen Ausblick wagen könntest, ich weiß, du hast keine Glaskugel, aber wie siehst du unsere Branche in fünf Jahren? Was glaubst du?
01:18:28
Speaker
Die Mitte stirbt weg. Stimmt, das hatten wir schon. Okay. Check. Aber bei den SprecherInnen gibt es, jeder hat auch so seine Spezialität. Manche sind richtig gut in lange komplizierte Texte sprechen, weil sie sich kaum versprechen. Das liebt man als Studio, weil du einfach wenig Arbeit hast nachher beim Editieren.
01:18:55
Speaker
Dann gibt es wieder Stimmen, die sind großartig für Werbung, aber gibt ihnen wissenschaftlichen Text und dann denken sie so, das ist jetzt aber viel zum editieren. Oder es gibt Stimmen, die extrem markant sind, die dann aber, will ich jetzt nicht unbedingt auf einer Telefonwarteschleife hören, weil wenn sich die dann so im Kreis dreht und du bist eh schon nervös und dann hast du noch irgendwie so eine
01:19:21
Speaker
super markante Stimme, die ist dann aber vielleicht wieder richtig gut für Action-Trailer oder Dubbings oder eine Kinderstimme. Also hat halt jeder so seinen Bereich. Auch bei den Studios ist es so. Jedes Studio setzt sich auf irgendwas drauf, wo wir richtig gut sind und arbeiten dementsprechend
01:19:46
Speaker
Das kratzt sich die Kurve. Auch oft mit Stimmen aus dem Bereich zusammen. Es gibt Leute, die sind richtig gut bei so Voice-overs und Trailer und so und arbeiten, ja. Studios, die halt auf Trailer spezifisiert sind, arbeiten dann wahrscheinlich eher mit vielen SprecherInnen aus dem Bereich zusammen. Was würdest du deinem 20-jährigen Ich sagen, wenn du ihm heute begegnen würdest?
01:20:11
Speaker
Genieses. Früher war alles besser. Das entspricht der Familienvater. Okay, ja. Genieses. Früher war alles besser. Genieses finde ich gut. Mit Genieses kann ich total was anfangen. Ja, aber das kann auch eine spontane intuitive Antwort sein.
01:20:32
Speaker
Als einem Jungen zu erklären, wie er sein Leben besser leben soll, weil ich habe das ja auch schon alles durchlebt, halte ich grundsätzlich für Schwachsinn. Es muss jeder seine eigenen Erfahrungen sammeln, deswegen meinte ich so, ja.
01:20:48
Speaker
Früher war alles besser, also zu deinem jetzigen Zeitpunkt ist alles perfekt, mach dir keine Sorgen, mach einfach. Vielleicht kann man das auch so positiver formulieren. Ja, das ist auf jeden Fall wesentlich positiver formuliert, definitiv. Und das macht mir ... Resonates. Ich hasse Anglizismen, aber es gibt einfach kein gutes deutsches Wort für ... Es resoniert. Kann man sagen, ja.
01:21:10
Speaker
Okay, alles klar. Ich habe viel mit Instrumenten zu tun, deswegen dieses Wort. Cool. Bernhard, es war mir wirklich ein Vergnügen, mich mit dir zu unterhalten. Ich hoffe, dir hat es auch Spaß gemacht. Danke für das Gespräch. Ich hoffe, es war nicht das letzte Mal.
01:21:28
Speaker
Ne, ich hoffe nicht. Also du bist auf jeden Fall wieder eingeladen und dann schauen wir mal, wer sich schon digitalisiert hat und wer nicht. Ja und wer damit Geld verdienen kann, dass es nämlich darum geht. Darum geht's, letztendlich, leider.
01:21:42
Speaker
Danke auch an euch, dass ihr dabei geblieben seid. Ihr seid Spitze. Wenn ihr das hört, seid ihr Spitze. Vor allem, wenn man bis zum Schluss durchhält. Wir haben jetzt echt viel geplaudert. Ja, aber ich, also mir, mich hat's, ich fand's spannend. Ich hoffe natürlich ihr auch.
01:22:01
Speaker
Nachrichten wie immer an deeptalk at mike-rider.com und ja, you know the drill. Wenn euch die Folge gefallen hat oder der Podcast an sich, dann liked ihn, bewertet ihn, teilt ihn, spread the word. Ja, in diesem Sinne macht's gut und bis zum nächsten Mal.