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#23 Selbstständigkeit, Pleite, Weitermachen: Deeptalk über Resilienz mit Webdesigner Sascha Rieger image

#23 Selbstständigkeit, Pleite, Weitermachen: Deeptalk über Resilienz mit Webdesigner Sascha Rieger

S1 E23 · Mic Rider Deep Talk
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73 Plays28 days ago

Mein heutiger Gast ist Sascha Rieger ist seit über 20 Jahren  selbstständig und hat definitiv keinen 08/15-Lebenslauf.  

Mit 17 eine Galerie eröffnet – gescheitert. Danach fast 10 Jahre  Schulden, zwischenzeitlich obdachlos und trotzdem hat er nie aufgegeben. 

Heute ist Sascha als Webdesigner erfolgreich, designt und schweißt  leidenschaftlich Upcycling-Möbel, und hat ganz nebenbei auch noch 3  Häuser mit seinen eigenen Händen gebaut. 

Ein inspirierendes Gespräch über’s Hinfallen, Aufstehen – und was  passiert, wenn man einfach weitermacht.  

Nachrichten gerne an: deeptalk@mic-rider.com  

Website: https://www.mic-rider.com/  

Host und Redaktion: Patrick Messe (https://www.patrickmesse.at/)  

Zu Gast:  Sascha Rieger (webdesign: https://www.sascharieger.at/ und Möbel: https://www.lordrieger.com/)  

Bild:  Charly Glawischnig (https://www.charlyglawischnig.com/)  

Ton: Lukas Wurm (https://lukaswurm.com/)  

Produktion: Mic Rider (https://www.mic-rider.com/)

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Transcript

Frühes Leben, Ehe und Obdachlosigkeit

00:00:00
Speaker
Ich war 17 bis 18, 18 bis 19.
00:00:03
Speaker
Genau, da habe ich das erste Mal geheiratet.
00:00:05
Speaker
Scheiße.
00:00:07
Speaker
Es kommen sehr viele Kunden und sagen, sie waren dort und die sagen, also das geht nicht.
00:00:12
Speaker
Ich sage, geht nicht, gibt es nicht.
00:00:14
Speaker
Es gibt immer eine Art, eine Lösung gibt es immer.
00:00:16
Speaker
Getrennt habe ich mich.
00:00:19
Speaker
Ich habe plötzlich auch keine Wohnung mehr gehabt.
00:00:22
Speaker
Ich war auf der Straße dann.
00:00:25
Speaker
Es war wirklich, es war einfach alles zu Ende.
00:00:30
Speaker
Dann geht's los.

Einführung von Sascha Rieger als Gast

00:00:46
Speaker
Hi und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Mike Rider Deep Talk.
00:00:50
Speaker
Heute bei mir im Studio zu Gast Sascha Rieger.
00:00:53
Speaker
Hallo Sascha, schön, dass du da bist.
00:00:54
Speaker
Danke, dass ich kommend durfte.
00:00:56
Speaker
Sascha, wer ihn nicht kennt, später kennt ihr ihn alle.
00:01:05
Speaker
Sascha, du bist Webdesigner, kommst aber ursprünglich aus der Kunst und solange ich dich kenne, bist du eigentlich immer selbstständig unterwegs.
00:01:13
Speaker
Du bist handwerklich sehr begabt, machst sehr viel, du machst Möbel, Upcycling zum Beispiel, malst, hast dein Haus selber gebaut und so.
00:01:27
Speaker
Was ich ja wirklich sehr, sehr bewundere.
00:01:29
Speaker
Also ja, das großen Respekt dafür.
00:01:35
Speaker
Erzähl uns vielleicht ein bisschen mehr über dich.
00:01:38
Speaker
Ich habe gedacht, du fangst kleiner an, aber du kommst gleich mit einer Spannweite.
00:01:43
Speaker
Naja, was mich halt fasziniert.

Übergang von Mode zu Kunst und Produktdesign

00:01:45
Speaker
Ich bin sehr früh von zu Hause ausgezogen und die Kunst war das, was mich eigentlich immer interessiert hat, dadurch...
00:01:52
Speaker
habe ich von zu Hause nicht so viel mitbekommen, welche Richtungen jetzt wichtig wären oder dass deine Eltern irgendwie gesagt haben, du musst das und das studieren, studieren.
00:02:00
Speaker
Sondern ich konnte mich eigentlich entwickeln, wie es halt gekommen ist.
00:02:04
Speaker
Und dadurch, dass mein Vater Modegeschäfte hatte, war für mich naheliegend, dass ich in eine Modesschule gehe.
00:02:11
Speaker
Da habe ich mich für hetzend auf entschieden.
00:02:15
Speaker
Da war ich zwei Jahre zwar okay, aber war nicht wirklich das, was ich wollte.
00:02:20
Speaker
Und dann bin ich auf die Angewandte gegangen.
00:02:24
Speaker
Da war ich extremst jung, war ich 17, mit außerordentlichem Talent.
00:02:28
Speaker
Aber dieses freie Arbeiten war für mich irgendwie schwierig.
00:02:33
Speaker
Okay.
00:02:35
Speaker
Ja, und nach einem Jahr habe ich mir gedacht, ich fange wieder mal was Neues an.
00:02:38
Speaker
Was hast du auf der Angewandten studiert?
00:02:43
Speaker
Bildheurerei, genau.
00:02:46
Speaker
Okay, wow, nicht schlecht.
00:02:49
Speaker
Und nach einem Jahr hast du dann gewechselt?
00:02:53
Speaker
Ja, also, wie ich war, wir haben...
00:03:01
Speaker
eine tolle Abteilung, wir haben da tolle Werkstätten gehabt, man hat irrsinnig viel machen können, aber irgendwie musst du dir wirklich die Zeit selber einteilen, du hast Struktur gebraucht, ich hatte überhaupt keine Struktur, ich habe damals schon alleine gelebt, ja, ich
00:03:14
Speaker
Ich bin mal früher, mal später aufgestanden und ich bin da nicht hineingekommen.
00:03:17
Speaker
Und deswegen habe ich mir gedacht, was anderes wäre besser für mich.
00:03:19
Speaker
Und habe nach einem Jahr entschieden, ich gehe woanders hin.
00:03:22
Speaker
Und habe gewechselt zu Produktgestaltung und Keramik bei Matteo Thun.
00:03:27
Speaker
Und es ist ja so, dass du egal, du bist auf der Angewandten und du studierst und du möchtest jetzt woanders hin, dann musst du ja neulich eine Aufnahmsprüfung machen.
00:03:35
Speaker
Das heißt, ich habe auch dort wieder neulich eine Aufnahmsprüfung gemacht und wieder geschafft.
00:03:40
Speaker
Ja.
00:03:41
Speaker
Also am Talent ist nicht gescheitert?
00:03:43
Speaker
Nein, das war nicht das Problem.
00:03:44
Speaker
Eher an der Disziplin?
00:03:47
Speaker
In der Produktgestaltung lief das ganz anders ab.
00:03:50
Speaker
Da hast du mehr Disziplin gebraucht, weil du mehr Vorgaben gehabt hast.
00:03:55
Speaker
Du musstest da sein zu gewissen Zeiten.
00:03:57
Speaker
Du hast angefangen mit einem Töpferkurs.
00:03:59
Speaker
Das hat sich aufgebaut.
00:04:00
Speaker
Das war in der Bildhauerklasse ganz anders.
00:04:02
Speaker
Das hat sich zwar auch in einer gewissen Weise aufgebaut,
00:04:05
Speaker
Aber es hat dir niemand gesagt, wann du da sein musst, wann du arbeiten sollst.
00:04:09
Speaker
Ob du jetzt drei Wochen da gewesen bist oder nicht, war egal.
00:04:12
Speaker
Das ging bei Produktdurstaltung nicht.
00:04:14
Speaker
Also es ist spannend.
00:04:15
Speaker
Es ist wesentlich mehr Eigenverantwortung, wesentlich mehr Freiheit und dadurch aber wahrscheinlich, wenn du jetzt mit 17 diese Strukturen und und diszipliniertes Arbeiten und Planen und so, die noch nicht hattest, diese Strukturen da zurechtzukommen, ist wahrscheinlich schwierig.
00:04:34
Speaker
Ja, es ist schwierig.
00:04:36
Speaker
Im Nachhinein hätte ich die Klasse gerne fertig gemacht, weil es wirklich sehr spannend gewesen ist, aber der Weg hat mich einfach woanders hingeführt.
00:04:44
Speaker
Aber Produktkostellung und Keramik war auch nicht so klar, was ich mir gedacht habe und habe das dann auch wieder nach einem Jahr sein lassen.
00:04:52
Speaker
Okay.
00:04:54
Speaker
Ja, aber ich meine, man kann sich da Dinge einfach mitnehmen und dann sehen, dass es es nicht.
00:04:58
Speaker
Ich weiß nicht, wenn ich war 17 bis 18, 18 bis 19.
00:05:00
Speaker
Ah ja, genau, da habe ich das erste Mal geheiratet.
00:05:02
Speaker
Scheiße.
00:05:08
Speaker
Stimmt, nein, ich weiß schon, was war.
00:05:10
Speaker
Du sagst dann, ob wir das rausschneiden sollen.
00:05:12
Speaker
Nein, das ist nicht so wichtig.
00:05:17
Speaker
Ah, jetzt habe ich wieder den Punkt gefunden.
00:05:22
Speaker
Ich habe diese zwei Jahre auf der Angewandten gemacht, abgesehen davon, dass ich...

Selbstständigkeit und frühe Rückschläge

00:05:28
Speaker
beim zweiten Studium nicht so genau gewusst habe, ob das wirklich meine Richtung ist, hat mich das System um keinen... ein bisschen angefixt.
00:05:39
Speaker
Also mir haben viele Strukturen nicht gefallen, die dort waren.
00:05:43
Speaker
Und dann habe ich mit meiner...
00:05:46
Speaker
meinem jugendlichen Übermut mir gedacht, ich mache mich selbstständig.
00:05:50
Speaker
Und habe mich eigentlich noch in der Klasse, glaube ich, wenn ich jetzt den Zeitplan so im Kopf habe, mich selbstständig gemacht.
00:05:58
Speaker
Ende des Jahres oder Ende des Studienjahres, glaube ich.
00:06:01
Speaker
Und habe im 19.
00:06:02
Speaker
Bezirk eine Galerie aufgemacht.
00:06:05
Speaker
Geil, eine Bildergalerie.
00:06:07
Speaker
Ja, eine Kunstgalerie.
00:06:07
Speaker
120 Quadratmeter,
00:06:13
Speaker
Nur mit Schulden.
00:06:14
Speaker
Okay, Wahnsinn.
00:06:19
Speaker
Krass.
00:06:20
Speaker
Aber das heißt, dieser Antrieb, selbstständig zu sein, ich kenne dich ja nur selbstständig, war schon immer da.
00:06:27
Speaker
Der war immer schon da.
00:06:28
Speaker
Also
00:06:29
Speaker
Ja, der war immer schon da.
00:06:34
Speaker
Weißt du warum, woher das kommt?
00:06:35
Speaker
Oder wie war das denn dein Antrieb der Unabhängigkeit?
00:06:42
Speaker
Ich glaube, ich habe einfach zu viele Interessen.
00:06:44
Speaker
Also ich habe eigentlich sehr früh angefangen.
00:06:45
Speaker
Ich glaube, mit elf habe ich meine erste Fotokamera bekommen.
00:06:50
Speaker
Das war eine kleine Kompaktkamera von meiner Großmutter.
00:06:54
Speaker
Mit 13 habe ich mir die erste Spiegelreflexkamera am Flohmarkt gekauft.
00:06:58
Speaker
Das war eine Olympus OM1.
00:07:01
Speaker
Die hat 100 Shilling gekostet.
00:07:03
Speaker
Dann habe ich mir noch zwei Objektive am Flohmarkt gekauft.
00:07:09
Speaker
Das war das Erste, was mich interessiert hat.
00:07:10
Speaker
Ich habe unglaublich viel fotografiert.
00:07:11
Speaker
Ich habe so viel fotografiert, dass ich Filme gar nicht entwickeln habe lassen, weil ich das Geld gar nicht dazu gehabt habe.
00:07:19
Speaker
Malen hat mich interessiert, Bilderei hat mich interessiert, Keramik hat mich interessiert, Fotografie hat mich interessiert, Mode hat mich interessiert.
00:07:26
Speaker
Es war einfach zu viel.
00:07:28
Speaker
Und mein Vater war immer selbstständig.
00:07:30
Speaker
Also war das für mich der logische Weg.
00:07:33
Speaker
Aber bist du dann auch kreativ aufgewachsen oder hast du dir das selbst aus Neugier und aus diesem Spieltrieb und aus diesem... Ja, was heißt genau kreativ aufgewachsen?
00:07:43
Speaker
Du meinst jetzt, ob ich in einem kreativen Umfeld, im Künstlerumfeld aufgewachsen bin?
00:07:48
Speaker
In einem kreativen Haushalt, ob Musik oder sowas... Nein, kann man so nicht sagen.
00:07:55
Speaker
Nein, gar nicht.
00:07:56
Speaker
Ich bin...
00:07:57
Speaker
Dadurch, dass ich bis hin bei meiner Mutter war, die eher... Sie ist 1973 geboren, wir haben lange in Amsterdam gelebt und ja, wir haben gelebt, sagen wir mal so.
00:08:06
Speaker
Also mit Kunst habe ich nicht viel zu tun gehabt in dem Zeitraum.
00:08:09
Speaker
Dann war ich drei Jahre im Heim bis zu meinem elften Lebensjahr.
00:08:12
Speaker
Da hast du mit Kunst auch nicht viel zu tun.
00:08:15
Speaker
Und erst danach eigentlich, als ich dann zu meinem Vater gekommen bin, durch die Reisen mit ihm...
00:08:20
Speaker
habe ich einen Zugang zu Kunst gefunden und habe gleich einmal, war ich begeistert.
00:08:26
Speaker
Ich kann mich erinnern, ich war mit meinem Vater in Spanien in Caracas und Figures.
00:08:30
Speaker
Ich glaube, wenn ich mich richtig erinnere, in Figures ist das, Caracas oder Figures, weiß ich jetzt nicht, das ist ein Museum vom Salvador Dalí.
00:08:39
Speaker
Das war einer der ersten, die mich unglaublich fasziniert haben.
00:08:43
Speaker
Und dann ist es halt so weitergegangen.
00:08:48
Speaker
Spannend.
00:08:48
Speaker
Ja gut, aber dann erklärt sich mir auch so ein bisschen, dass du schon so früh dieses innere Bedürfnis hattest nach Selbstbestimmtheit und nach deinen Regeln zu leben und dein Leben zu gestalten, so wie du das möchtest.
00:09:11
Speaker
Ich habe zwar nicht so lange bei meinem Vater gewohnt, es war eine spannende Zeit, wir haben viel gereist, aber ich war auch viel allein.
00:09:19
Speaker
Und mit 14 bin ich dann ausgezogen und dann habe ich mein Leben selbst gestaltet.
00:09:25
Speaker
Also ja, eine logische Entwicklung nehme ich mal an oder denke ich halt einmal.
00:09:33
Speaker
Ja, weiß ich nicht.
00:09:37
Speaker
Aber dann finde ich es umso stärker, was du dir daraus alles aufgebaut hast.
00:09:42
Speaker
Ja, finde ich auch.
00:09:46
Speaker
Ja, finde ich Wahnsinn, weil im Endeffekt eben, du bist jetzt schon fast 20 Jahre selbstständig.
00:09:56
Speaker
Das zweite Mal, wenn man es genau nimmt, muss man schon dazu sagen.
00:09:59
Speaker
Also
00:10:00
Speaker
Die Selbstständigkeit mit 18 ist natürlich vollkommen in die Hosen gegangen.
00:10:07
Speaker
Also ohne Geld, nur mit Krediten und tollen Ideen geht es halt nicht wirklich.
00:10:14
Speaker
Und das war eine Galerie.
00:10:16
Speaker
Ich habe nicht wirklich viele Ausstellungen gemacht, aber durch diesen Kontakt zur Angewandten und dann der versuchte Kontakt eben nach Deutschland zu dieser Art Cologne.
00:10:26
Speaker
In Köln ist die, glaube ich, wenn ich mich richtig erinnere.
00:10:29
Speaker
habe ich mir so ein paar Künstler hergeholt, habe Ausstellungen gemacht, die haben Geld gekostet, nichts eingebracht und irgendwann einmal war ich halt zahlungsunfähig.
00:10:37
Speaker
Da war meine Selbstständigkeit und meine Ehe am Ende.
00:10:44
Speaker
Unter der Ehe.
00:10:45
Speaker
Hat jetzt gar nichts damit zu tun gehabt, wenn man es genau nimmt.
00:10:48
Speaker
Okay, gut.
00:10:50
Speaker
Ja, aber dann umso cooler, dass du dir trotzdem nochmal den...
00:10:56
Speaker
den Weg ausgesucht hast.
00:10:58
Speaker
Ja, war ein langer Weg dann von dort bis zur neuen Selbstständigkeit.

Schuldenbewältigung und Neuanfang

00:11:04
Speaker
Also da war viel, also hohe Schulden, die Verzweiflung, dass ich eigentlich mein Leben gelebt habe und jetzt nur mehr für die Schulden arbeite.
00:11:16
Speaker
Jeden beschissenen Job angenommen habe, der mir über den Weg gelaufen ist.
00:11:22
Speaker
Und wenn ich 300 Schilling verdient habe in der Nacht,
00:11:25
Speaker
Also es war wirklich, mein Selbstvertrauen war ein bisschen im Keller.
00:11:29
Speaker
Und dadurch, dass ich so viel Gläubiger hatte, habe ich dann auch irgendwann einmal den Stecker gezogen und bin nach einem Ärger gegangen, eine Zeit lang.
00:11:38
Speaker
Okay.
00:11:40
Speaker
Das war aber nur eine Art Flucht.
00:11:42
Speaker
Also ja.
00:11:45
Speaker
Verstehe.
00:12:04
Speaker
habe dann meine nächste Ehefrau kennengelernt und habe aber, ich glaube, mit 28 oder so habe ich einen außergerichtlichen Ausgleich gemacht.
00:12:17
Speaker
Also habe sozusagen mit meinen 10-Gläubigen einen Prozentsatz vom Kapital angeboten und das hat der Zeit lang gedauert, aber irgendwann habe ich das über die Bühne gebracht und so mit 30 konnte ich dann wieder neu starten.
00:12:28
Speaker
Okay, wow.
00:12:30
Speaker
Also fast zehn Jahre hast du es mit dir rumgetragen.
00:12:32
Speaker
Ja, zehn Jahre im Gastgewerbe gearbeitet, um die Schulden zu bezahlen.
00:12:37
Speaker
War hart.
00:12:38
Speaker
Krass, ja, glaube ich dir.
00:12:40
Speaker
Und dann war noch gar nichts von Selbstständigkeit die Rede.
00:12:43
Speaker
Also das war für mich, mein Selbstvertrauen war noch nicht wirklich wieder da.
00:12:47
Speaker
Ich habe mir nicht vorstellen können, noch einmal mich selbstständig zu machen, weil dieses Scheitern war immer im Raum.
00:12:57
Speaker
Selbstständig machen geht schnell einmal, aber man muss halt auch davon leben können.
00:13:01
Speaker
Und zu dem Zeitpunkt hatte ich schon zwei Kinder.
00:13:03
Speaker
Mhm.
00:13:04
Speaker
Genau, und auf der Angelegenheit habe ich auch wieder angefangen.
00:13:07
Speaker
Das nochmal angefangen.
00:13:08
Speaker
Habe ich nochmal angefangen.
00:13:10
Speaker
Habe ich dann mit dem Lehramt angefangen.
00:13:12
Speaker
Ich habe mit der Studienberechtigungsprüfung angefangen, mit dem Lehramt angefangen und wollte halt in die Richtung mich entwickeln.
00:13:18
Speaker
Ja.
00:13:20
Speaker
Aber lass uns nochmal zurückgehen, weil das interessiert mich.
00:13:22
Speaker
Wie, kannst du dich erinnern, wie bist du damit umgegangen?
00:13:25
Speaker
Mit diesem gigantischen, mit dem größten aller Rückschläge, der Pleite und diesem...
00:13:32
Speaker
Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen und eigentlich immer die Existenzgrundlage, weil du arbeitest ja dann wirklich nur noch für andere und lebst am Existenzminimum.
00:13:46
Speaker
Also man muss dazu sagen, verursacht habe ich den Scheiß ja selber.
00:13:52
Speaker
Ja, ja, klar.
00:13:52
Speaker
Nein, überhaupt keine Frage.
00:13:54
Speaker
Das wollte ich jetzt nicht.
00:13:55
Speaker
Also klar, aber mich interessiert, weil es gibt ja dann trotzdem noch zwei Möglichkeiten.
00:14:01
Speaker
Entweder man dichtet sich ab, in welcher Form auch immer und zieht sich zurück und gibt auf oder so.
00:14:13
Speaker
Oder man arbeitet sich im Schweiß seines eigenen Gesichts aus solchen Situationen heraus und baut sich was Neues auf.
00:14:19
Speaker
Und das interessiert mich, ob dir da irgendwas bewusst ist.
00:14:23
Speaker
Also das Problem ist, wenn du in der Situation bist, wo alles zusammenbricht, und das war ja zu dem Zeitpunkt nicht nur, dass meine Selbstständigkeit zusammengebrochen ist, sondern
00:14:32
Speaker
Ich hatte damals ein Leasingauto, das hatte einen Totalschaden.
00:14:36
Speaker
Es gab keine Versicherung mehr, lange Geschichte.
00:14:41
Speaker
Getrennt habe ich mich.
00:14:43
Speaker
Ich habe plötzlich auch keine Wohnung mehr gehabt.
00:14:47
Speaker
Ich war auf der Straße dann.
00:14:48
Speaker
Es war einfach...
00:14:52
Speaker
alles zu Ende.
00:14:55
Speaker
Schön, dass du da bist.
00:14:56
Speaker
Ja, genau.
00:14:59
Speaker
Und ich habe mich dann einmal monatelang zurückgezogen, habe bei Freunden gewohnt und dort habe ich einfach nicht gewusst, wie es weitergeht.
00:15:07
Speaker
Dann gehst du halt einen Schritt nach dem anderen.
00:15:09
Speaker
Also ich habe zuerst auch hier in Wien, habe ich mir gedacht, das ist für mich vorbei eigentlich.
00:15:13
Speaker
Deswegen habe ich mich entschieden, was ich noch hatte war ein Laptop, den habe ich einer Freundin gegeben.
00:15:19
Speaker
Also habe ich sozusagen als Pfand, damit sie mir ein Geld borg, damit ich mir flog.
00:15:24
Speaker
Und ich habe mich umgehört im Freundeskreis, ob irgendjemand weiß, egal wo ein Zimmer, nur nicht in Österreich.
00:15:35
Speaker
Und das war ihm zufälligerweise in New York.
00:15:37
Speaker
Okay.
00:15:38
Speaker
Und da hatte ich für sechs Monate dann ein Zimmer.
00:15:41
Speaker
Ich habe es zwar nach drei Monaten abgebrochen, aber primär bin ich dann dort hingeflogen und habe einmal einfach drei Monate gar nichts gemacht.
00:15:46
Speaker
Also ich habe wirklich, es war ganz interessant, ich kannte das ja nicht.
00:15:52
Speaker
Ich habe in einem Haus gewohnt, wo du unten so einen Lebensmittelnladen hast.
00:15:56
Speaker
Der war 24 Stunden offen.
00:15:58
Speaker
Es ist vollkommen egal, ob du in der Nacht schläfst oder am Tag schläfst.
00:16:01
Speaker
Also ich habe irgendwie nach einer gewissen Zeit einen Tagesrhythmus gehabt von 26 Stunden.
00:16:07
Speaker
Das heißt,
00:16:08
Speaker
Ich habe einmal in der Nacht an einem Tag geschlafen, weil es war ja nicht wichtig, weil ich aufstehen, wenn ich schlafen gehe.
00:16:13
Speaker
Es war irgendwie ganz, ganz seltsam.
00:16:15
Speaker
Und ich bin im Kaffeehaus gesessen, im Park gesessen, habe Füße fotografiert.
00:16:22
Speaker
Ich habe ganz, ganz, ganz viele Füße fotografiert.
00:16:26
Speaker
Mit Einwilligung, Einverständnis derjenigen?
00:16:29
Speaker
Das brauchst du nicht.
00:16:31
Speaker
Nein, von Füßen wüsste ich jetzt nicht.
00:16:34
Speaker
Ich glaube, das war...
00:16:35
Speaker
93 oder 94, weiß ich jetzt nicht mehr.
00:16:38
Speaker
Die habe ich auch lange nicht entwickelt.
00:16:42
Speaker
Nirgends habe ich sie entwickeln gelassen.
00:16:43
Speaker
Das ist spannend.
00:16:44
Speaker
Ich bin jetzt sozusagen am Ende meiner nächsten Ehe und nehme mir die Zeit, Dinge aufzuarbeiten, die in meiner ersten Ehe passiert sind.
00:16:56
Speaker
Entschuldigung.
00:16:59
Speaker
Zeitversetzte Selbsttherapie.
00:17:01
Speaker
Ja.
00:17:03
Speaker
Nein, okay, wie auch immer.
00:17:04
Speaker
Auf jeden Fall war ich dann ein paar Monate in New York und dann ist mir das Geld ausgegangen.
00:17:11
Speaker
Und ich bin eigentlich über Miami geflogen, weil ich habe eigentlich Verwandtschaft in Miami und wollte dort noch eine Zeit lang bleiben, um mich, ja, um, weiß ich nicht, zu mir zu finden, um einfach mich von diesem Stress zu erholen.
00:17:23
Speaker
Das ging aber nicht, weil mein Onkel gerade mit der Firma Probleme gehabt hat.
00:17:28
Speaker
Meine Großmutter wollte nicht, dass ich bleibe und ich musste dann wieder zurück.
00:17:32
Speaker
Und dann war ich wieder, also früher halt zurück in Wien und ja, ohne Wohnung, ohne Job.
00:17:40
Speaker
Und dann habe ich bei meinem Vater in der Firma angefangen.
00:17:44
Speaker
Und dadurch habe ich mir auch relativ schnell eine Wohnung organisieren können.
00:17:48
Speaker
Und dann habe ich halt angefangen, das mit den Schulden anzugehen.
00:17:52
Speaker
Es waren Private und Banken dabei.
00:17:55
Speaker
Also es war ein bisschen problematisch.
00:17:58
Speaker
Schwieriger, komplizierter.
00:18:01
Speaker
Kannst du dich noch erinnern, wie sich das angefühlt hat, dann so diese ersten...
00:18:09
Speaker
Selbstverdienten, selbstver- zurückgezahlten Geschichten.
00:18:16
Speaker
Was war das für ein Gefühl?
00:18:19
Speaker
Kein gutes.
00:18:21
Speaker
Nein?
00:18:21
Speaker
Nein, überhaupt nicht.
00:18:23
Speaker
Weil es ein Fass ohne Boden war.
00:18:26
Speaker
Es waren so viele, dass wenn ich mit einem angefangen habe, es überhaupt nichts gebracht hat.
00:18:31
Speaker
Ich habe damals...
00:18:36
Speaker
Ich glaube, es waren drei oder vier Banken und der Rest waren Verbindlichkeiten von zum Beispiel einer Fußbodenheizungsfirma, dann die Ablöse von dieser Galerie, die ich gehabt habe.
00:18:51
Speaker
Die habe ich auch monatlich zurückbezahlt und irgendwann mal aufgehört.
00:18:55
Speaker
Es waren ein Dutzend, glaube ich, insgesamt.
00:18:59
Speaker
Und damals waren die Zinsen, wenn du im Verzug warst, extremst hoch.
00:19:03
Speaker
Das heißt, dem wäre ich nie Herr geworden.
00:19:05
Speaker
Ich kann mich erinnern, die Bank Austria hat mir verrechnet, glaube ich, 16,5 Prozent Zinsen.
00:19:10
Speaker
Also, wie willst du?
00:19:13
Speaker
Da kommst du eigentlich nicht mehr raus.
00:19:15
Speaker
Dein Arsch gehört Ihnen eigentlich.
00:19:17
Speaker
Ja, genau.
00:19:18
Speaker
Danke.
00:19:19
Speaker
Und deswegen habe ich mit dem Privaten angefangen, da habe ich alles Mögliche gemacht.
00:19:21
Speaker
Da habe ich Geld zusammengespart, dann habe ich Zeichnungen denen angeboten und Renovierungen.
00:19:30
Speaker
Ich habe versucht, wirklich sehr kreativ zu sein, um dem irgendwie Herr zu werden.
00:19:37
Speaker
Ja, spannend.
00:19:38
Speaker
Ist das für dich kreativ auch lösungsorientiert?
00:19:43
Speaker
Ja, also wenn ich nicht kreativ gewesen wäre, auch was den ausgerichtlichen Ausgleich betrifft, kreativ in Formulierungen, kreativ in, ja, da wäre ich wahrscheinlich nicht so schnell da rausgekommen.
00:19:56
Speaker
Also ich kann mich erinnern, mir haben sehr viele empfohlen, einen Anwalt zu nehmen, um diesen ausgerichtlichen Ausgleich zu machen und ich habe gesagt,
00:20:05
Speaker
Wozu?
00:20:07
Speaker
Der kostet mich, der formuliert das in einem Deutsch, das ich wahrscheinlich nicht einmal verstehe.
00:20:11
Speaker
Ich schreibe das so, wie es ist.
00:20:13
Speaker
Ich habe damals schon einen doppelten Punch-Scheibenvorfall gehabt, war körperlich beeinträchtigt, habe sowieso eigentlich zu dem Zeitpunkt nicht gedacht, dass ich jemals wieder erfolgreich sein werde, also werde ich halt mein Leben lang einen Job machen.
00:20:29
Speaker
Summe X verdienen, ein Drittel geht an die Schuld.
00:20:32
Speaker
Und auch mit der Argumentation, ich bin Jungvater, habe zwei Kinder, ich habe alles probiert.
00:20:39
Speaker
Ja, witzig.
00:20:41
Speaker
Ich finde das sehr spannend, weil Kreativität eben auch für mich der Umgang mit Widerständen und mit der konstruktive und vielleicht auch unorthodoxe Umgang mit Problemen, Widerständen und so ist und gar nicht das
00:20:56
Speaker
nur oder so wie man es jetzt im allgemeinen versteht ja dieses sich kreativ auszuleben in der form auch immer jeder geht es anders an er hat ja jetzt das hat sich natürlich super angefühlt weil ich habe damals dann schon lange im gastgeber gearbeitet
00:21:17
Speaker
und dann habe groß nah jetzt kann ich wieder anfangen also womit auch immer aber zumindest kann ich auf was hinsparen ja sonst kannst du dir einfach nichts leisten auto reise kann nichts ja und was hat dich dazu getrieben wieder in die selbstständigkeit zu gehen das war noch ein langer weg bis dorthin das war ein langer weg da waren erst zwei kinder auf der welt
00:21:44
Speaker
2000,

Rückkehr zur Selbstständigkeit im Webdesign

00:21:45
Speaker
2004 ist dann der Sandro gekommen und da habe ich dann gewusst, ich möchte mit 40 nicht mehr im Gasgeber stehen.
00:21:50
Speaker
2001.
00:21:56
Speaker
2006 habe ich dann mit der Ausbildung am Wi-Fi angefangen, mit der Webdesign-Ausbildung.
00:22:01
Speaker
Und 2007 habe ich mich selbstständig gemacht.
00:22:04
Speaker
Richtig.
00:22:06
Speaker
Ja.
00:22:07
Speaker
Obwohl sich eigentlich, also mein Umfeld oder meine Frau waren jetzt nicht gerade jetzt dafür.
00:22:16
Speaker
Okay.
00:22:16
Speaker
Ich verstehe, ja.
00:22:23
Speaker
Also es war ja so, ich habe immer noch, also da hat sich natürlich mein Selbstwertgefühl hat sich wieder erholt.
00:22:29
Speaker
Ich war wieder kreativ, ich habe wieder fotografiert, ich habe auch wieder gemalt.
00:22:34
Speaker
Aber ich habe auch wieder Ausstellungen gemacht.
00:22:37
Speaker
Das war halt so neben dem Job.
00:22:39
Speaker
Aber es war irgendwie auch klar, ich kann mich nicht hundertprozentig auf die Kunst einlassen, weil wenn du Kinder hast, geht es sich halt nicht aus.
00:22:46
Speaker
Also wenn du das Glück hast, dass du die richtigen Kontakte hast, aber ich hatte keine fertige Ausbildung und ich habe zwar hin und wieder was verkauft, aber das war halt, das ist sich nicht ausgegangen.
00:22:57
Speaker
Das war nicht die Basis, auf der man eine Familie hat.
00:23:00
Speaker
Und für mich war es klar, ich muss es andersrum machen.
00:23:03
Speaker
Ich brauche irgendeinen Job, der mir Spaß macht und die Kunst ist sozusagen zwar jetzt mein Herz, da liegt mein Herz drinnen, aber ja, das ist halt nicht ausgegangen.
00:23:19
Speaker
Ja, ich finde es auch schön, ehrlich gesagt, die Kunst von dem Druck zu befreien, damit Geld verdienen zu müssen.
00:23:25
Speaker
Das ist das Um und Auf eigentlich.
00:23:26
Speaker
Also das war.
00:23:28
Speaker
Es wäre mir schon ein Wunsch gewesen, davon leben zu können, aber nicht unter Druck Kunst zu produzieren.
00:23:34
Speaker
Also das war für mich immer.
00:23:37
Speaker
Also da hatte ich totalen Widerwillen.
00:23:39
Speaker
Das ist nicht das, was mich interessiert hat.
00:23:41
Speaker
Ich kann das machen, was mir Spaß macht, wann ich es will, weil es mir Spaß macht und weil es aus mir herauskommt.
00:23:49
Speaker
Nicht, weil jemand ein Porträt von seiner Tochter haben will oder weil jemand ein Vorzimmer geschweißt haben will, sondern ich kann meine Lampen entwickeln, ich kann meine Möbeln entwickeln, ich kann meine Bilder malen.
00:24:01
Speaker
Ja, das ist ein anderer Zugang.
00:24:04
Speaker
Und vielleicht schaffe ich es, dass ich mit 60 nicht mehr arbeiten muss, weil ich so geschickt war in meinem Leben und nur mehr von der Kunst leben kann.
00:24:16
Speaker
Man wacht ja als selbstständiger oder als kreativer Selbstständiger oftmals auf und fühlt sich erst einmal arbeitslos oder fühlt sich erst einmal so, okay, jetzt muss ich mich auf die Suche begeben nach der nächsten Verdienstmöglichkeit.
00:24:30
Speaker
Das ist richtig.
00:24:33
Speaker
Es ist, wie es ist, wenn man keine Kinder hat.
00:24:35
Speaker
Aber dadurch, dass wir vier Kinder haben, oder dass ich vier Kinder habe, war es ein unglaublicher Druck.
00:24:47
Speaker
Du brauchst genug Geld am Ersten.
00:24:50
Speaker
Und wenn dann das Konto im Minus war, gehen sich die Überweisungen noch aus.
00:24:59
Speaker
Und wann ist der nächste Auftrag oder wann zahlt der eigentlich?
00:25:02
Speaker
Wie bist du mit sowas umgegangen?
00:25:06
Speaker
Naja, wie gehe ich mit sowas um?
00:25:11
Speaker
Ich glaube, dass ich heute schlechter damit umgegeben werde als früher, weil irgendwie du wächst halt in die ganze Sache hinein.
00:25:16
Speaker
Genauso wie jeder fragt mich, wie kann man vier Kinder haben?
00:25:18
Speaker
Also ich komme mit meinem einen nicht zurecht.
00:25:22
Speaker
Du wächst in die Dinge rein.
00:25:23
Speaker
Ja, dann muss natürlich schon auch...
00:25:27
Speaker
Du musst es wollen und du musst lernen und in die Situation hineinwachsen, aber du lernst auch mit dem Druck umzugehen.
00:25:40
Speaker
Also sich dem schon bewusst aussetzen und sich damit konfrontieren.
00:25:48
Speaker
Ja, du kannst ja nicht aus.
00:25:50
Speaker
Ja, du kannst schon aus.
00:25:52
Speaker
Du kannst anfangen zu trinken.
00:25:55
Speaker
Achso, naja.
00:25:56
Speaker
Du kannst plötzlich unkontrollierte Gefühlsausbrüche bekommen.
00:26:03
Speaker
Dass man Ventile sich findet, weil der Druck eben so stark wird.
00:26:07
Speaker
Nein, was mir da geholfen hat, war meine erste Selbstständigkeit.
00:26:10
Speaker
Wirklich?
00:26:11
Speaker
Ja, absolut.
00:26:12
Speaker
Weil auch wenn es oft knapp war, habe ich schon ganz gut umgehen können mit dem, was ich hatte.
00:26:19
Speaker
Weil wenn du so früh so viele Schulden hast,
00:26:24
Speaker
und wirklich nicht weißt, wie du dir Essen kaufst oder wie du... Ich meine, na ja, brauche ich gar nicht drüber reden.
00:26:32
Speaker
Das möchtest du nicht, dass dir nochmal passiert.
00:26:34
Speaker
Und ich habe das Glück, dass ich natürlich auch in kennster Weise... Ich habe kein Suchtverhalten.
00:26:38
Speaker
Also ich bin im Frust, sauch ich mir das an oder rauch ich mir ein oder sonst irgendwas.
00:26:44
Speaker
Das hat mich nie interessiert.
00:26:48
Speaker
Ja.
00:26:49
Speaker
Ja, aber ich glaube, was du gerade als erstes gesagt hast, ist sehr spannend, nämlich dieses ganz, ganz dringende Bedürfnis, so eine Erfahrung nicht nochmal machen zu wollen.
00:27:00
Speaker
Ich glaube, es ist egal, was dem da zugrunde liegt, ob das jetzt Geld ist oder Machtmissbrauch ausgesetzt zu sein oder Ohnmachtsgefühle dieser Art können, glaube ich, ein sehr starker Antrieb sein.
00:27:16
Speaker
Ja.
00:27:17
Speaker
alles zu tun und diese berühmte extra meile zu gehen die man braucht um sich was aufzubauen oder richtig wenn du kannst es nicht immer beeinflussen es kann ja genauso noch mal passieren ja es gibt genug denen es dann noch mal passiert ist vielleicht habe ich gehabt oder habe ich es richtig ich weiß es nicht aber ich habe ein gutes beispiel
00:27:38
Speaker
Ich habe mich dann 2007 selbstständig gemacht und 2008 hatten wir das erste, wie sagt man da, so eine Finanzkrise.

Wachstum durch Resilienz und neue Fähigkeiten

00:27:49
Speaker
Das war die Weltwirtschaftskrise 2008.
00:27:51
Speaker
Richtig.
00:27:52
Speaker
Und ich habe drei Monate nicht einen einzigen Auftrag gehabt.
00:27:56
Speaker
Das war jetzt, ich meine, ich hatte damals noch nicht so große Investitionen und noch nicht so hohe Kosten.
00:28:00
Speaker
Mein Büro war im Wohnzimmer.
00:28:03
Speaker
Aber die Kinder waren da.
00:28:06
Speaker
Das Vierte ist gerade gekommen.
00:28:09
Speaker
Und das war nicht lustig.
00:28:12
Speaker
Und ein Freund von mir hat die Security-Firma gehabt und hat die Security am Radosplatz gemacht.
00:28:19
Speaker
Und da halt kein Job reingekommen ist und ich nicht gewusst habe, wie es weitergeht.
00:28:23
Speaker
Und da war ich wieder sozusagen so weit.
00:28:24
Speaker
Also ich war nicht so weit, dass ich Schulden hatte, aber ich war so weit, dass ich nicht wusste, wie es weitergeht.
00:28:28
Speaker
Ja, ja.
00:28:30
Speaker
habe ich ihn gefragt, ob ich am Radhaushalplatz Eislauf, also Security fahren kann.
00:28:36
Speaker
Und er hat gesagt, ja, kein Problem, habe dort angefangen.
00:28:39
Speaker
Ich habe einen Dienst gehabt von sieben Stunden.
00:28:44
Speaker
Ich habe es gehasst.
00:28:46
Speaker
Ich habe mir sieben Stunden lang vorgesagt, ich will das nicht, ich will das nicht, ich will das nicht.
00:29:00
Speaker
Dann habe ich den Dienst zu Ende gemacht, bin nach Hause gegangen und habe mir gesagt, nein, ab morgen läuft es.
00:29:06
Speaker
Ja, wirklich.
00:29:08
Speaker
Und am nächsten Tag habe ich einen Auftrag gekriegt.
00:29:10
Speaker
Ja, wirklich.
00:29:11
Speaker
Es war einfach wirklich super und ab dann ist es losgegangen.
00:29:15
Speaker
Und es waren natürlich schwierige Zeiten.
00:29:18
Speaker
Teilweise nicht, weil die Aufstagslage nicht gestimmt hat, sondern weil, wie es halt so ist in einer Familie, Eheprobleme, was auch immer.
00:29:28
Speaker
Es gibt verschiedene Dinge.
00:29:29
Speaker
Die Aufstagslage hat sich immer gut entwickelt bei mir.
00:29:35
Speaker
Meine Muppa, also ich sag mal so, wenn du gut bist, brauchst du keine Werbung machen, weil die Mundpropaganda da ist und die hat sich immer, also das hat sich immer so entwickelt.
00:29:45
Speaker
Ja, da haben wir uns eh schon mal öfter drüber unterhalten, über was es braucht, um wirklich nachhaltig erfolgreich zu sein.
00:29:53
Speaker
Und erfolgreich muss ja jetzt nicht heißen,
00:29:56
Speaker
Millionen, Milliarden zu verdienen, sondern einfach gut und relativ sorgenfrei leben zu können oder so eine Familie nähern zu können, sich ein bisschen was aufzubauen.
00:30:06
Speaker
Du hast ja sogar ein Haus gebaut.
00:30:09
Speaker
Auch selber, das muss ich auch noch mal kurz an dieser Stelle erwähnen, dass du da selbst Hand angelegt hast.
00:30:20
Speaker
Finde ich Wahnsinn.
00:30:21
Speaker
Hast du dir das alles selber beigebracht?
00:30:24
Speaker
Ja, das ist, wenn du kreativ bist, bist du meistens interessiert an vielen Dingen.
00:30:33
Speaker
Und dadurch, dass ich halt keine Ausbildung abgeschlossen habe und vielleicht, da gab es für mich persönlich Defizite in gewissen Bereichen.
00:30:41
Speaker
Die haben mich interessiert.
00:30:43
Speaker
Oft war nicht die Zeit oder das Geld, dass ich das mache, aber ich habe über die Jahre hinweg, hat sich ein Freund von mir für meine Kunst interessiert und hat mir immer wieder mal was abgekauft und hat mich unterstützt, hat sich sein Haus und seine Wohnung herrichten lassen.
00:31:01
Speaker
mit Lichtobjekten und Bildern und sonstigen Dingen.
00:31:04
Speaker
Und der wollte damals unbedingt was geschweißt haben.
00:31:07
Speaker
Und ich habe gesagt, ich kann nicht schweißen.
00:31:12
Speaker
Aber ich mache es.
00:31:13
Speaker
Nein.
00:31:13
Speaker
Nein.
00:31:21
Speaker
Und dann habe ich gemeint, ja, ich zahle dir einen Schweißkurs.
00:31:24
Speaker
Cool.
00:31:24
Speaker
Und sein Sohn, der ein bisschen jünger ist als ich, der wollte auch schweißen und dann haben wir uns halt einen Schweißkurs geteilt und wie oft waren wir dort?
00:31:34
Speaker
Wir waren sechsmal dort, ja.
00:31:36
Speaker
Und dann haben wir uns gleich ein Schweißgerät gekauft und haben es ausprobiert.
00:31:39
Speaker
Und durchs Üben sind wir halt dann draufgekommen, wie es funktioniert.
00:31:44
Speaker
Und du musst das halt tun.
00:31:45
Speaker
Also alles, ich habe so viele Dinge das erste Mal gemacht.
00:31:47
Speaker
Das erste Mal eine Wasserleitung, eine Kupferwasserleitung verlegt.
00:31:50
Speaker
Habe ich auch nicht gewusst, wie man es macht.
00:31:52
Speaker
Dann hat man halt jemand gezeigt, wie man es macht.
00:31:54
Speaker
Und dann habe ich es gemacht.
00:31:56
Speaker
Und sowas beim Schweißen auch und bei vielen anderen Dingen auch.
00:31:59
Speaker
Und deswegen habe ich auch...
00:32:01
Speaker
Eigentlich drei Häuser gebaut, wenn man es genau nimmt.
00:32:03
Speaker
Drei Häuser?
00:32:04
Speaker
Ja, stimmt eigentlich.
00:32:07
Speaker
Also man muss dazu sagen, Sie sehen jetzt Kleingartenhäuser, aber bei so klein sind es ja gar nicht wirklich.
00:32:12
Speaker
Auf einem Grund eben zwei.
00:32:13
Speaker
Und nach der Trennung halt dann noch ein drittes...
00:32:17
Speaker
Damit ich meinen Kindern ein bisschen nah sein konnte.
00:32:21
Speaker
Ja, ist ja auch wichtig.
00:32:22
Speaker
Aber ich finde es schön, was du gesagt hast, weil wir können die allermeisten Dinge nicht.
00:32:29
Speaker
Und die allermeisten Menschen haben dann eine Zurückhaltung, eine Blockade, wie auch immer, und sagen, ich will mich damit gar nicht auseinandersetzen.
00:32:38
Speaker
Ich kann das nicht.
00:32:39
Speaker
Es interessiert mich nicht.
00:32:41
Speaker
Und ich sage jetzt mal, vielleicht bei so etwas wie Stromleitungen ist das auch gut.
00:32:45
Speaker
Nein, die habe ich auch selber gemacht.
00:32:49
Speaker
Okay.
00:32:50
Speaker
Aber es ist ja eben auch, wie du es gemacht hast oder gerade beschrieben hast, ein Weg, sich zu interessieren, sich zu fragen, um Hilfe zu bitten, um Rat zu fragen und sich dann was abzugucken und was beizubringen und zu üben.
00:33:05
Speaker
Das finde ich wahnsinnig bewundernswert.
00:33:10
Speaker
Das ist
00:33:12
Speaker
Geht nicht, gibt es nicht.
00:33:14
Speaker
Das ist auch ein Spruch, den ich in meinem Business habe.
00:33:18
Speaker
Es kommen sehr viele Kunden und sagen, sie waren dort und die sagen, das geht nicht.
00:33:24
Speaker
Es gibt immer eine Art, eine Lösung gibt es immer.
00:33:28
Speaker
Vielleicht muss man nur einen anderen Weg finden, um auf die Lösung zu kommen.
00:33:34
Speaker
wenn ich diese Einstellung nicht hätte, wenn ich nicht dieses Aufstehmandl wäre, das ich bin, hätte ich mich nicht nochmal selbstständig gemacht, weil so einfach war die zweite Selbstständigkeit dann auch wieder nicht.
00:33:44
Speaker
Mit der Ausbildung am Wifi kriegst du keinen Job, weil du keine Erfahrung hast und die Ausbildung jetzt nicht so umfangreich und lang ist, dass dich eine Agentur nimmt.
00:33:56
Speaker
Selbstständig machen ist eigentlich fast nicht möglich, weil du eigentlich fast keinen Auftrag alleine ausführen kannst.
00:34:03
Speaker
Ich habe nur das Glück gehabt, dass ich auf der Wife jemanden kennengelernt habe, eine Trainerin, mit der ich mich so gut verstanden habe, dass wir dann Aufträge miteinander gemacht haben und in den ersten zwei Jahren mit ihrer Hilfe halt alles fertigstellen konnte und dadurch extremst viel gelernt habe.
00:34:17
Speaker
Und Aufträge angenommen habe, wo ich vielleicht nicht das Wissen hatte, um es tatsächlich umzusetzen, ja, aber ich wusste, wohin ich mich wenden muss, um es umsetzen zu können.
00:34:30
Speaker
Und dabei lernst du ja etwas, ja.
00:34:33
Speaker
Ja, und so habe ich es eigentlich mit allen gemacht.
00:34:35
Speaker
Ob ich mit Holz gearbeitet habe, ob ich mit Metall gearbeitet habe.
00:34:38
Speaker
Also ich muss sagen, einer der spannendsten Dinge, die ich gelernt habe, war das Schweißen.
00:34:42
Speaker
Also seit ich schweißen kann, das macht aber sowas von Spaß.
00:34:46
Speaker
Du kannst so ihre Sachen machen.
00:34:50
Speaker
Ich kann mich erinnern, es ist ja hauptsächlich, ich finde es immer interessant, Dinge zu machen, die aus der
00:34:57
Speaker
aus der Rolle fallen oder die nicht im klassischen Sinne sind.
00:35:00
Speaker
Für alle, die jetzt dazuhören und nicht auf YouTube schauen, ich finde es total schön, wie deine Augen begonnen haben zu leuchten, als du vom Schweißen erzählt hast.
00:35:09
Speaker
Das ist wirklich, man fühlt die Freude und die Begeisterung und das innere Kind und den Spieltrieb irgendwie, der da plötzlich zum Vorschein kommt und
00:35:19
Speaker
Ich kann mich erinnern, wie ich das erste Mal eine Wasserleitung verlegt habe, wie es richtig ist.
00:35:25
Speaker
Also ich habe zuerst geübt im Garten, dann habe ich die erste Wasserleitung verlegt, dann war die unticht.
00:35:33
Speaker
Und dann habe ich einen Arbeiter gehabt, den habe ich halt kennengelernt und er hat gesagt, du machst das falsch.
00:35:41
Speaker
und dann so schwer ist es ja dann im endeffekt nicht ja es ist halt du musst genau schauen wie es geht du musst das üben und es ist einfach so cool wenn es dann funktioniert das ist schon befriedigend sehr viel oder ja aber eigentlich war man bei der selbst ich habe gesagt ich die zweite selbstständigkeit war nicht so ohne ja also da hinein zu kommen
00:36:05
Speaker
hat jahre gebraucht bis ich dann dort war wo ich wo ich eigentlich hin wollte wirklich davon leben zu können nein ich habe jetzt den faden verloren das ist das ist ein guter punkt weil die meisten die ich so kenne wo es wo es nicht funktioniert mit der selbständigkeit da scheitert es meistens an am langen atem an dieser disziplin so lange
00:36:30
Speaker
und über alle Widerstände drüber zu gehen und so lange dran zu bleiben und weiterzuarbeiten und sich diese mühsame Aktivierungsenergie zu erarbeiten, die es braucht, bis ein Business dann mal läuft, bis man so viele Kunden hat, die dann zu gegebener Zeit wiederkommen, dass sich eine gewisse Kontinuität, ein gewisser Grundeinkommen, ein Grundrauschen irgendwie so
00:36:57
Speaker
einstellt, dass man nicht mehr so ganz von der Hand in den Mund lebt und in der Hoffnung, dass jetzt doch noch vielleicht fünf vor Monatsende noch ein Auftrag reinkommt, weil sonst... Ich denke mir, das Problem ist überhaupt, wenn du von einem Beruf in den anderen wechselst, sozusagen, also Beruf im Sinne von ich habe im Gastgeber gearbeitet und habe mich dann selbstständig

Vollständiges Engagement für Selbstständigkeit

00:37:22
Speaker
gemacht.
00:37:22
Speaker
Das ist ja oft, dass du das dann gleichzeitig machst.
00:37:24
Speaker
Du denkst dir,
00:37:27
Speaker
du machst dich selbstständig, du kannst nicht von heute auf morgen so viele Aufträge haben, dass du davon leben kannst, bleibst du halt noch zwei Tage im Gastgewerbe.
00:37:33
Speaker
Genau.
00:37:34
Speaker
Das war bei mir auch so.
00:37:35
Speaker
Das habe ich im ersten Jahr gemacht, bin aber draufgekommen, dass das Problem ist, dass du dich in keines der beiden Berufe hundertprozentig einlässt.
00:37:46
Speaker
Also ich brauche, ich muss mich hundertprozentig darauf einlassen.
00:37:49
Speaker
Ich muss den Kopf aus dem anderen raushaben, um im anderen drin zu sein.
00:37:53
Speaker
Und dann bin ich 100% dabei.
00:37:55
Speaker
Das war für mich irgendwie das Ding.
00:37:56
Speaker
Und ab dem Zeitpunkt, wo ich sozusagen das Gasgebe gelassen habe und dann diese sieben Stunden am Eis gelaufen bin und am nächsten Tag gesagt habe, nein, ich will das nicht, das muss funktionieren, habe ich natürlich wahrscheinlich auch Glück gehabt.
00:38:11
Speaker
Ich weiß es nicht.
00:38:12
Speaker
Aber für mich war es ganz...
00:38:17
Speaker
Klar, ich will das, weil ein Zurück, wohin soll ich denn zurück?
00:38:23
Speaker
Was wäre weiterarbeiten, bis ich nicht mehr gehen konnte wegen meinen Bandscheiben?
00:38:27
Speaker
Nein.
00:38:28
Speaker
Sondern da musst du dir halt da, wo du bist, eine Nische suchen und schauen, dass du in irgendeinem Bereich anders bist, besser bist als jemand anderer.
00:38:36
Speaker
Ein Netzwerk aufbauen hat lange gedauert, aber es hat funktioniert und es funktioniert sehr gut.
00:38:43
Speaker
Ja, ich glaube, das ist die berühmte Resilienz, von der man spricht, oder?
00:38:47
Speaker
Wenn man einfach dieses, nein, ich muss das jetzt durchdrucken und es gibt keine andere realistische Möglichkeit für mich, in der ich glücklich werden kann.
00:38:58
Speaker
mit der ich glücklich werden kann ja klar gibt es möglichkeiten klar kann ich gerne ich habe ja auch einige jobs gemacht die ich rückblickend betrachtet nur gemacht habe damit ich mir klar mache was ich wie ich nicht mein leben wie lange bist du jetzt selbstständig ich bin jetzt elf jahre ich bin jetzt 17 jahre selbstständig 25 haben wir ja ja
00:39:25
Speaker
17, 18, ja.
00:39:27
Speaker
Das Schöne in der Selbstständigkeit nach einer gewissen Zeit, das wirst du wahrscheinlich auch so sehen, ist, wenn du irgendwann einmal nicht mehr
00:39:36
Speaker
angewiesen bist, alles anzunehmen.
00:39:38
Speaker
Wenn du dir dann wirklich sozusagen ein Umfeld schaffen kannst, mit Leuten zu arbeiten, mit denen du gern arbeitest.
00:39:44
Speaker
Und dafür habe ich jetzt ungefähr, ich habe jetzt glaube ich zwölf Jahre gebraucht, bis ich sozusagen die Kunden, die ich einfach nicht haben wollte, also dass wir uns halt getrennt haben und jetzt wirklich mit den Leuten arbeiten, wo es einfach Spaß macht.
00:39:58
Speaker
Es soll ja jeder dabei Spaß haben und glücklich sein.
00:40:01
Speaker
Ja, auf jeden Fall.
00:40:03
Speaker
Und dann geht es, glaube ich, auch schneller und leichter.
00:40:06
Speaker
Es geht ganz anders.
00:40:07
Speaker
Es ist einfach super.
00:40:10
Speaker
Ich habe irgendwann mal angefangen zu lernen, nicht alles muss ich selber machen.
00:40:15
Speaker
Ich bin so eher der Typ, ich muss alles selber machen.
00:40:18
Speaker
Ich kann nichts abgeben.
00:40:20
Speaker
Aber so ist es nicht.
00:40:22
Speaker
Du kannst abgeben.
00:40:23
Speaker
Ich arbeite mit Textern, Grafikern und das funktioniert toll.
00:40:27
Speaker
Ja.
00:40:29
Speaker
Ja, das ist schön.
00:40:31
Speaker
Ist für dich, weil ich weiß, du bist doch ein begeisterter Garten-Selbst-Anbauer.

Gartenarbeit als kreative und meditative Tätigkeit

00:40:37
Speaker
Ist das für dich auch kreative Arbeit?
00:40:39
Speaker
Ja, unbedingt.
00:40:40
Speaker
Gartenarbeit?
00:40:40
Speaker
Ja, auf jeden Fall.
00:40:42
Speaker
Also es ist erstens mal kreative Arbeit, es ist ein Ausgleich.
00:40:45
Speaker
Ich brauche den Kontakt zur Natur.
00:40:48
Speaker
Ich fühle mich in einer Wohnung...
00:40:52
Speaker
Wirklich?
00:40:53
Speaker
Ja.
00:40:54
Speaker
Also ich habe seit drei Jahren eine neue Partnerschaft.
00:41:03
Speaker
Eine Freundin.
00:41:05
Speaker
Und die hat eine Wohnung gehabt.
00:41:08
Speaker
Und wir waren im Sommer im Garten und im Winter bei ihr.
00:41:10
Speaker
Und nach drei Monaten ist für mich, werde ich einfach unrund.
00:41:13
Speaker
Also ich brauche das auch im Winter einfach runterzugehen.
00:41:16
Speaker
Es gibt immer Arbeit im Garten.
00:41:17
Speaker
Winter und Sommer.
00:41:18
Speaker
Im Winter natürlich weniger.
00:41:20
Speaker
Aber dadurch, dass ich halt handwerklich...
00:41:24
Speaker
geschickt bin, sage ich jetzt einmal, mache ich halt alles selber.
00:41:27
Speaker
Ich mache die Hochbeete, die Randgerüste, verbinde ich mit Kunstwerken und du kannst dann natürlich im Winter auch was tun.
00:41:35
Speaker
Das Gemüse.
00:41:37
Speaker
Ja, und das schafft ein unglaublich angenehmes Lebensgefühl.
00:41:43
Speaker
Richtig.
00:41:45
Speaker
Ja.
00:41:46
Speaker
Es fühlt sich einfach richtig an, weil es fühlt sich so vieles heute nicht richtig an.
00:41:49
Speaker
Also,
00:41:51
Speaker
Allein wenn ich den ORF aufdrehe und die Nachrichten lese, da fühlt sich gar nichts mehr richtig an.
00:41:56
Speaker
Und wenn du halt recht verbunden bist mit der Natur, dann...
00:42:03
Speaker
ist das wie meditieren ja es bringt in eine mitte es bringt es in der ja es bringt seine ende verhältnismäßigkeit irgendwie das das habe ich auch das gefühl wenn man wenn man so ein wenn ich lange nicht in der natur bin dann habe ich habe ich immer mehr das gefühl dass
00:42:23
Speaker
dass das Leben oder was um uns herum passiert, wie auch immer, totaler Wahnsinn, mich mehr persönlich betrifft und erschlägt.
00:42:37
Speaker
Und
00:42:38
Speaker
Und wenn ich wieder einen Entkopplungstag oder Wochenende oder was auch immer hatte, dann ist es plötzlich irgendwie alles nur noch halb so wild.
00:42:49
Speaker
Und es ist immer noch schrecklich, aber es ist nicht mehr, es betrifft mich persönlich, es zieht mich nicht so stark in seinen Bann.
00:42:58
Speaker
Ja.
00:42:59
Speaker
Es nimmt nicht so meine gesamte Aufmerksamkeit und mein gesamtes Leben ein, wie wenn ich nicht in der Natur bin.
00:43:10
Speaker
Und gleichzeitig hast du halt einfach einen Ort, an dem du gern bist und den du gestalten kannst, wie du willst.
00:43:17
Speaker
Und ich bin ja auch begeisterter Hobby-Balkon-Gerd.
00:43:23
Speaker
Das ist einfach so schön, diesen Lebenszyklus zu verfolgen und dann am Ende auch was zu haben, was man ernten kann und wovon man was hat.
00:43:34
Speaker
Auch zusätzlich, das ist schön.
00:43:35
Speaker
Es ist unglaublich, die Natur ist einfach sensationell.
00:43:40
Speaker
Ja, also meditativ ist es definitiv.
00:43:43
Speaker
Aber bei kreativ war ich mir nicht sicher, weil es ja doch auch einfach viel Arbeit ist.
00:43:48
Speaker
Es ist unglaublich viel Arbeit.
00:43:49
Speaker
Es ist viel mehr Arbeit, als man glaubt.
00:43:51
Speaker
Ich habe sieben Hochbeete und ich experimentiere gerne noch mal dumm.
00:43:56
Speaker
Also ich probiere jedes Jahr immer ein paar neue Sachen dazu, vom Kürbis bis zum, also alles, was man halt gerne isst im Prinzip.
00:44:03
Speaker
Oder ich schaue auch, was auch Freunde gerne essen, weil sieben Hochbeete baust du so viel an, dass du es eh selber nicht essen kannst, also alleine essen kannst.
00:44:15
Speaker
viele gehen nach Plan vor, dass du sagst, okay, das und das passt zusammen, das baust du an und dieses und jenes.
00:44:21
Speaker
Ich sehe das ein bisschen kreativ, ich probiere das halt aus und fühle mich hinein, ob es zusammenpasst oder nicht.
00:44:28
Speaker
Und ich glaube, ich habe ein ganz gutes Gefühl und ich möchte auch, dass das
00:44:32
Speaker
optisch schön ist.
00:44:33
Speaker
Also ich baue einfach Pflanzen zusammen an.
00:44:35
Speaker
Ich habe große Ranggitter, die zweieinhalb Meter in die Höhe gehen und dann sind oben miteinander verbunden, wo die verschiedensten Dinge raufwachsen können.
00:44:44
Speaker
Kürbis und Co.
00:44:46
Speaker
Und das ist einfach unglaublich schön anzuschauen.
00:44:48
Speaker
Und das ist auch so, ich bin ja sozusagen in einem Kleingarten, ja,
00:44:52
Speaker
Und wenn die Leute vorbeigehen, es bleibt ja jeder Zweite stehen und bewundert mein Gemüse und bewundert meine Hochbäder und bewundert halt alles.
00:45:01
Speaker
Ich finde, du hast auch einen sehr, sehr schönen Garten.
00:45:03
Speaker
Man fühlt sich wirklich unheimlich wohl und es ist wirklich kein, also ich bin kein Schrebergarten, also Kleingarten Österreich, Schrebergarten auf Deutsch.
00:45:13
Speaker
Eigentlich kein Freund davon, aber deiner ist genau nicht das Stereotyp eines Kleingartens, sondern eben wild und vielfältig trotzdem gepflegt, aber es gibt jedes Mal was Neues zu entdecken.
00:45:33
Speaker
Wenn ich da bin, gibt es jedes Mal auch was Neues zum Probieren oder so.
00:45:37
Speaker
Das ist total schön.
00:45:38
Speaker
Das ist
00:45:39
Speaker
Das Tolle ist, dass ich, wenn ich jetzt nicht viel Wohnraum habe, ich habe Wohnraum, Büro, Werkstatt, Garten, Gemüse in einem.
00:45:48
Speaker
Also ich habe alles, was ich brauche.
00:45:50
Speaker
Ich müsste eigentlich nie wieder rausgehen.
00:45:53
Speaker
Ja, das kann ich gut nachfühlen.
00:46:00
Speaker
Das zieht mich da auch immer weiter hin.
00:46:03
Speaker
Ja, ich kann es nur empfehlen.
00:46:05
Speaker
Also ich glaube, es ist auch so eine Lebensabschnittsgeschichte.
00:46:08
Speaker
Hättest du mich vor zehn Jahren gefragt, hätte ich gesagt, ich wohne fünf Gehminuten vom Museumsquartier mitten im Zentrum der Stadt.
00:46:17
Speaker
Das interessiert mich überhaupt nicht, da irgendwo im Wiener Wald oder so zu wohnen.
00:46:25
Speaker
Und jetzt ist es so.
00:46:27
Speaker
Das muss nicht unbedingt sein.
00:46:27
Speaker
Da gebe ich natürlich recht, dass es oft so ist.
00:46:30
Speaker
Bei mir war es nicht so.
00:46:31
Speaker
Nein?
00:46:31
Speaker
Nein, gar nicht.
00:46:31
Speaker
War es schon immer so?
00:46:32
Speaker
Es war immer schon so.
00:46:33
Speaker
Okay.
00:46:34
Speaker
Und ich bin auch schon mit 23 rausgezogen.
00:46:38
Speaker
Also mit 23 habe ich mir in Eichgraben ein 40 Quadratmeter Häuschen gemietet und habe dort eine Zeit lang gewohnt.
00:46:45
Speaker
Also seit ich 23 bin, bin ich von Wien raus.
00:46:47
Speaker
Ich bin gerne in Wien.
00:46:48
Speaker
Wien ist eine tolle Stadt.
00:46:50
Speaker
Aber es ist...
00:46:53
Speaker
Ich stehe da früh auf, mache mir einen Kaffee und setze mich auf die Terrasse.
00:46:58
Speaker
Und da scheint mir die Sonne.
00:46:59
Speaker
Und da bleibe ich eine Stunde sitzen oder eine halbe Stunde, bis es halt ausgeht.
00:47:04
Speaker
Klar kann ich das auf einer Terrasse auch machen, wenn ich eine Wohnung habe, aber es ist trotzdem ein anderes Gefühl.
00:47:08
Speaker
Ja.
00:47:09
Speaker
Und nein, in Wien wohnen hat mich seitdem eigentlich nie wieder interessiert.
00:47:13
Speaker
Mhm.
00:47:16
Speaker
Ja, das glaube ich dir.
00:47:16
Speaker
Also weiter in die Stadt rein geht es bei mir auch sicher nicht mehr.
00:47:19
Speaker
Das ist eher noch weiter raus.

Umweltbewusstsein und Zielsetzung

00:47:23
Speaker
Woher kommt dein Antrieb, Sascha?
00:47:25
Speaker
Das frage ich mich manchmal selber.
00:47:26
Speaker
Weil ich höre dir so gerne zu und ich weiß ja auch, was du alles so machst und ich bewundere das und ich bin selber auch ein sehr umtriebiger Mensch und starte gerne neue Projekte, aber es interessiert mich, woher kommt dein Antrieb?
00:47:40
Speaker
Das würde ich manchmal wirklich selbst gern wissen.
00:47:42
Speaker
Es ist manchmal so, dass wenn ich an einem Tag nichts gemacht habe, also wirklich nichts gemacht habe, also im Sinne von von mir aus nur, wenn ich keine Ahnung, muss jetzt gar nicht für meinen Job sein oder dass ich geputzt hätte oder was auch immer, sondern dass ich zwar mal einer alten Frau über den Weg geholfen habe.
00:48:03
Speaker
Wenn jetzt wirklich gar nichts da ist, dann bin ich unzufrieden.
00:48:06
Speaker
Weil ich denke mir, es ist wichtig, etwas zu tun.
00:48:10
Speaker
Und auch Gutes zu tun.
00:48:13
Speaker
Ich setze mich sehr viel mit diesen Gedanken auseinander.
00:48:18
Speaker
unsere Erde, Umweltschutz, Mülltrennung.
00:48:22
Speaker
Also ich bin da unglaublich dahinter, auch was meine Freundin betrifft zum Beispiel.
00:48:25
Speaker
Weil es machen sich ganz viele Menschen keine Gedanken, wenn sie irgendwas aufmachen und das wegschmeißen.
00:48:30
Speaker
Entschuldigung, dass ich ein bisschen abdrifte, aber ich schaue mir oft Videos an, wo, natürlich Handwerksvideos, ja.
00:48:41
Speaker
wo sie mit Plastikteilen irgendwas machen, mit Deckeln, mit Flaschen und dann bohren sie hinein.
00:48:45
Speaker
Und wenn du mit einem Bohr in ein Plastik bohrst, dann entsteht Plastikmüll, kleiner Plastikmüll.
00:48:54
Speaker
Das ist extremst gefährlich, weil der kommt in die Umwelt.
00:48:58
Speaker
Mikroplastik.
00:48:59
Speaker
Das ist eigentlich Mikroplastik.
00:49:01
Speaker
Das fällt dann runter, dann weht der Wind weg, dann ist es im Garten.
00:49:04
Speaker
Mir ist aufgefallen, ich habe einen Biomüll und
00:49:07
Speaker
Und nach fünf oder sechs Jahren des Biomülls ist mir aufgefallen, dass ich immer mehr Plastik drinnen habe.
00:49:12
Speaker
Richtig?
00:49:13
Speaker
Ja.
00:49:14
Speaker
Wahnsinn.
00:49:15
Speaker
Ich meine, abgesehen von Spielzeugteilen, aber wirklich, Deckeln, kleine, also immer mehr Plastik.
00:49:23
Speaker
Und das kommt von einem unachtsamen Handhaben der Dinge.
00:49:28
Speaker
Und wir, ja, da müsste man viel mehr machen, aber wir sind schon wieder abgeschweift.
00:49:34
Speaker
Ja, du wirst unzufrieden.
00:49:37
Speaker
Ich werde unzufrieden.
00:49:39
Speaker
Ich bin jemand, der sein ganzes Leben lang schon Pläne gehabt hat.
00:49:42
Speaker
Das heißt, ich habe einen Plan, ich habe Träume und ich habe Pläne.
00:49:46
Speaker
Und ich habe Pläne, die gehen auf morgen.
00:49:50
Speaker
Es gibt Pläne, die möchte ich in einer gewissen Zeit erledigt haben.
00:49:56
Speaker
Es gibt Pläne, die gehen über mehrere Jahre.
00:49:59
Speaker
Und dann schaue ich mir, dass ich diese Pläne auch umsetze und verwirkliche.
00:50:02
Speaker
Und das funktioniert auch ganz gut.
00:50:05
Speaker
Ich wollte mit 40 unbedingt zwei kleine Wohnungen kaufen in Oberösterreich.
00:50:11
Speaker
Das habe ich gemacht.
00:50:13
Speaker
Ich habe Substandardwohnungen gefunden, günstigst.
00:50:17
Speaker
Ich habe sie hergerichtet und ja, jetzt habe ich sie.
00:50:20
Speaker
Kredite laufen zwar noch, aber...
00:50:23
Speaker
Aber ich habe ganz, ganz viele Ideen und das hält mich am Leben.
00:50:27
Speaker
Also das hält mich, das gibt mir unglaublich viel Energie.
00:50:31
Speaker
Ob du dich erinnern kannst?
00:50:33
Speaker
Nein, du bist noch zu jung.
00:50:34
Speaker
Entschuldigung.
00:50:37
Speaker
In den 90er Jahren gab es... Ja, in den 90er Jahren war ich schon auf der Welt....gab es diese XXX-Fesseln.
00:50:44
Speaker
Es gibt noch Leute, die sich daran erinnern.
00:50:46
Speaker
Die haben unter anderem in diesen Gasometern stattgefunden.
00:50:48
Speaker
Ja.
00:50:50
Speaker
Und ich habe hinter der Bar gearbeitet.
00:50:53
Speaker
Und das war wirklich, da waren acht bis zehn Stunden Techno.
00:50:58
Speaker
Und das Arbeiten, der Stress, war für mich wie eine Droge.
00:51:05
Speaker
Das heißt, ich war wirklich gut drauf.
00:51:07
Speaker
Also umso lauter, umso stressiger, umso besser.
00:51:10
Speaker
Und da haben ja wirklich viele Leute Drogen genommen.
00:51:14
Speaker
Und die Leute habe ich gefragt, was bist du, ich will das auch haben.
00:51:17
Speaker
Nichts, kein Alkohol, kein Garliks.
00:51:20
Speaker
Das bin einfach nur ich.
00:51:22
Speaker
Das kann ich aber unterschreiben.
00:51:23
Speaker
Ich habe auch länger als Barkeeper gearbeitet in einem Hostel, in einem großen, also mit über 400 Betten und mit dem ausgeschriebenen Ziel, dass die Touristen das Hostel nicht verlassen, dass sie möglichst in der Bar auch den Abend verbringen und so.
00:51:39
Speaker
Das war wirklich rauschartig.
00:51:41
Speaker
Das ist eine Happy Hour jagt die nächste und es wollen plötzlich 150 Leute was von dir.
00:51:46
Speaker
Du bist irgendwie nur zu zweit oder so.
00:51:49
Speaker
Du wirst dann wirklich so zur Maschine.
00:51:54
Speaker
Und dann am Ende so einer Schicht ist man so völlig...
00:51:57
Speaker
leer und ausgebrannt und eine Hülle seiner selbst.
00:52:02
Speaker
Aber es war total erfüllend, auch wenn es massiv anstrengend war immer.
00:52:09
Speaker
Ja, das ist halt das aus meiner Vergangenheit.
00:52:11
Speaker
Aber heute ist es so, dass ich finde das Leben unglaublich schön.
00:52:16
Speaker
Ich finde, es ist nicht wichtig, ein teures Auto zu haben, eine große Wohnung zu haben.
00:52:19
Speaker
Ich finde es wichtig, dass man
00:52:22
Speaker
sich wohlfühlt da wo man ist, dass man glücklich ist, dass man mit der Natur verbunden ist, das gibt mir unglaublich viel.
00:52:28
Speaker
Also ich freue mich jetzt schon unglaublich auf den Frühling.
00:52:31
Speaker
Wenn ich am Computer sitze und an irgendeinem Projekt arbeite und ich komme nicht weiter, ist das für mich so wie, wie, keine Ahnung,
00:52:42
Speaker
Drei Cafés, Power pur.
00:52:45
Speaker
Ich muss dieses Problem jetzt lösen.
00:52:48
Speaker
Oft ist es besser, du machst eine Pause, aber das ist dann schwierig, weil ich so auf diesem Ding bin.
00:52:54
Speaker
Ich habe auch wirklich festgestellt, wenn ich so auf scheinbar unlösbare oder im Moment unlösbare Probleme und Situationen getroffen bin, dass ich dazu tendiert habe, wirklich so eine Fifty-Fifty-Entscheidung zu treffen.
00:53:09
Speaker
Entweder ich drifte völlig in die Passivität ab und igel mich auch mental ein und ziehe mich zurück.
00:53:17
Speaker
Oder ich mache einfach irgendwas und es kann auch sein, ich gehe jetzt duschen oder ich rasiere mich oder also es ist völlig anders, was nichts mit der Sache zu tun hat.
00:53:28
Speaker
Ich gehe was einkaufen, aber ich mache was.
00:53:31
Speaker
Ich komme irgendwie ins Tun und in die Bewegung und sich zu seiner Umwelt zu verhalten, in welchem Sinne auch immer.
00:53:40
Speaker
Und wenn ich das erledigt habe, hat sich oft zumindest ein Schritt oder sogar irgendwie eine Lösung oder eine Alternative aufgezeigt, auf die ich vorher einfach nicht gekommen wäre.
00:53:52
Speaker
Kennst du das?
00:54:00
Speaker
in diesem oft konzentrierten und gestressten Adrenalinschub gewisse Dinge nicht siehst.
00:54:10
Speaker
Und dann gehst du weg und kommst in drei Stunden wieder und dann war das nur ein kleines Problem und du hast das plötzlich sofort gesehen.
00:54:18
Speaker
Oder du tauschst dich halt, ich habe früher eine Partnerin gehabt, mit habe ich mich ausgetauscht und da sind wir oft dann schnell auf das Problem gekommen.

Familie, Erbe und Lebenslektionen

00:54:24
Speaker
Aber das ist nur ein Punkt eigentlich, sondern
00:54:30
Speaker
was mich schon auch antreibt, sind meine Kinder.
00:54:34
Speaker
Also die Familie, die Kinder.
00:54:37
Speaker
Die Kinder, die man nicht weiß, die sind jetzt schon alle quasi erwachsen oder schon erwachsen.
00:54:46
Speaker
Jetzt müsstest du ja eigentlich nicht mehr für sie sorgen.
00:54:49
Speaker
Ist es dir immer noch wichtig, ein Vorbild zu sein?
00:54:54
Speaker
Du müsstest ihnen ja jetzt so eigentlich nichts mehr geben, oder?
00:55:02
Speaker
Mein Ansatz war nie, meinen Kindern ein Vorbild zu sein.
00:55:04
Speaker
Ich wollte es ihnen immer.
00:55:05
Speaker
Im Gegenteil.
00:55:07
Speaker
Ich habe ihnen immer gezeigt, wie man es nicht macht oder wie blöd ich sein kann.
00:55:11
Speaker
Echt?
00:55:12
Speaker
Ja.
00:55:12
Speaker
Ich glaube, dass meine Kinder beides vernünftiger und konservativer sind als ich.
00:55:16
Speaker
Wirklich?
00:55:16
Speaker
Ja.
00:55:17
Speaker
Okay.
00:55:19
Speaker
Was mir wichtig ist, dadurch, dass ich mich vor vier Jahren getrennt habe, ist, dass ich meine Beziehung zu meinen Kindern so entwickelt habe, wie ich es mir eigentlich vorgestellt habe.
00:55:28
Speaker
Und das ist mir gut gelungen.
00:55:29
Speaker
Das hat lange gedauert.
00:55:31
Speaker
Und wir haben, ich habe zu allen einen wirklich...
00:55:36
Speaker
Also für mich, ich bin begeistert, ja, wie sich diese Beziehungen verschieden, aber toll entwickelt haben.
00:55:45
Speaker
Oft habe ich, ich kann mich erinnern, zu meinem ältesten Sohn, wie er ausgezogen ist, habe ich jahrelang ganz, ganz, ganz wenig Kontakt gehabt, ja, weil er ihn einfach nicht gebraucht hat oder nicht wollte.
00:55:55
Speaker
Und ich glaube, das hat drei Jahre gedauert.
00:55:57
Speaker
Und irgendwann kam dann, kam er dann,
00:56:01
Speaker
weil irgendwas interessiert hat oder irgendwas wollte.
00:56:02
Speaker
Und dann hat er plötzlich mit mir unglaublich lang telefoniert, wo ich schon nicht mehr wusste, was ich sagen soll.
00:56:09
Speaker
Und über diese Hürden sind wir drüber und jetzt haben wir ein ganz tolles Gesprächsthema und sehen uns regelmäßig.
00:56:15
Speaker
Also es ist einfach schön.
00:56:16
Speaker
Und daraus, wie sagt man,
00:56:23
Speaker
daraus nicht zieht.
00:56:25
Speaker
Davon zerrt man irrsinnig viel.
00:56:28
Speaker
Es gibt einem unglaublich viel.
00:56:31
Speaker
Aber möchtest du dir da was aufbauen, dass du ihnen was hinterlässt?
00:56:37
Speaker
Hinterlassen ist ein großes Thema.
00:56:39
Speaker
Ich möchte schon was hinterlassen.
00:56:46
Speaker
Was verstehst du nun durch hinterlassen?
00:56:50
Speaker
Materielles oder christliches Eigentum?
00:56:54
Speaker
Das weiß ich nicht.
00:56:57
Speaker
Nein, ich habe schon auch den Antrieb, mir was aufzubauen, aber jetzt nicht zwingend für mich selbst, sondern etwas, worauf dann meine Kinder aufbauen können oder dass es meine Kinder später etwas leichter haben vielleicht oder nicht dieselben...
00:57:25
Speaker
Prozesse durchleben müssen, dieselben Widerigkeiten oder so.
00:57:28
Speaker
Das ist ein schwieriges Thema, weil die Frage ist, was ist besser?
00:57:32
Speaker
Ja.
00:57:34
Speaker
Es kommt einmal primär auf die Person an, glaube ich, wie er damit umgeht.
00:57:39
Speaker
Ja, ich möchte meinen Kindern was hinterlassen.
00:57:42
Speaker
Allein schon deswegen, weil
00:57:46
Speaker
Ich habe keine leichte Kindheit gehabt, aber meine Großmutter hat sozusagen eine kleine Wohnung mir oder uns hinterlassen und das war die einzige Möglichkeit, jetzt diese anderen beiden kleinen Wohnungen zu kaufen.
00:57:59
Speaker
Sonst hätte ich das gar nicht machen können.
00:58:01
Speaker
Und mit diesen...
00:58:07
Speaker
damit habe ich jetzt die Möglichkeit, meine Pension aufzufetten oder nicht aufzufetten, ein bisschen aufzubessern und unter Umständen auch meinen Kindern etwas zu hinterlassen, damit sie auch die Möglichkeit haben, das Leben ein bisschen einfacher zu gestalten.
00:58:22
Speaker
Weil es ist schon so, dass du
00:58:24
Speaker
Heutzutage mit einem normalen Beruf, wenn du jetzt nicht unbedingt der Mensch bist, der sagt, er will viel Geld verdienen, das war nie mein Antrieb, sondern ich wollte etwas machen, was mir Spaß macht.
00:58:35
Speaker
Und wie viel ich damit verdiene, war immer zweitrangig.
00:58:38
Speaker
Das ist manchmal ein Fehler, aber mir war es lieber so.
00:58:44
Speaker
das habe ich den faden verloren tschuldigung dass es deine kinder ein bisschen leichter ja genau also wenn man es geht ja nicht darum dass du jemanden million vererbst ja sondern es geht einfach so ein bisschen wenn einmal jemand zum beispiel die hälfte oder ein bisschen eigentum hat in dem man wohnen kann oder es ist einfach das leben ein bisschen einfacher und da meine kinder
00:59:05
Speaker
Jetzt nicht im Wohlstand, also sie sind schon im Wohlstand aufgewachsen, aber es ist nicht so wie viele, die wir kennen, die halt keine Lehre gemacht.
00:59:15
Speaker
Und der eine will jetzt studieren, jetzt macht er halt die Studienberechnungsprüfung.
00:59:17
Speaker
Dazwischen hat er fünf Jahre gearbeitet.
00:59:20
Speaker
Also ich hätte auch nicht für vier Kinder jetzt ein Studium finanzieren können.
00:59:25
Speaker
Ja, wie auch immer.
00:59:26
Speaker
In dem Sinne, ja, ich möchte, dass jeder ein bisschen was kriegt und das Leben ein bisschen leichter hat.
00:59:30
Speaker
Das ist richtig.
00:59:32
Speaker
Aber du hast einen guten Punkt angesprochen, ob das jetzt besser ist oder ob gerade diese Widrigkeiten und Probleme und Hindernisse eigentlich, ob es die nicht eigentlich vielleicht sogar braucht.
00:59:47
Speaker
Also oft braucht es das.
00:59:48
Speaker
Ich glaube, es ist mal Charaktersache.
00:59:50
Speaker
Und dann ist es die Frage, in welchem Ausmaß.
00:59:56
Speaker
Also wir haben doch schon ein gewisses Alter erreicht.
00:59:58
Speaker
Ich bin ein bisschen älter als du.
01:00:00
Speaker
Aber wir können alle schon auf gewisse Geschichten zurückgreifen.
01:00:03
Speaker
Wenn ich jetzt hernehme zum Beispiel, ein guter Freund von mir, der hat sehr früh geerbt, also mit 18, hat das dann, glaube ich,
01:00:14
Speaker
damit hätte man sich damals eine Eignungswohnung kaufen können, der hat das Leben leichter gehabt und er hat damit nur Blätzing gemacht.
01:00:21
Speaker
Er hat es halt zum Leben genommen wahrscheinlich.
01:00:23
Speaker
Er hat es verlebt.
01:00:24
Speaker
Er hat es verlebt, ja.
01:00:25
Speaker
Und mit 25 war es weg.
01:00:27
Speaker
Und dann hat er Schulden gebaut.
01:00:29
Speaker
Und diese Schulden haben sein Leben verpfuscht.
01:00:36
Speaker
Definitiv, er hat die Schuld nicht fertig gemacht und hat keinen Beruf ausgegeben.
01:00:44
Speaker
Es war nie notwendig, oder?
01:00:45
Speaker
Wenn du jetzt gerade in dieser prägenden Zeit, Anfang, Mitte 20, eben nicht den Druck hast, irgendwas selbst leisten zu müssen, um leben zu können.
01:00:56
Speaker
Das Problem ist, dass er mit dem etwas machen konnte, das ihn nachhaltig weitergebracht hätte.
01:01:02
Speaker
Das hat er nicht.
01:01:04
Speaker
Jetzt hat er einen Lebensstandard gelebt, der nicht seinem eigentlichen Einkommen entsprochen hat.
01:01:11
Speaker
Jetzt war das irgendwann einmal weg und er hat weiter so gemacht.
01:01:14
Speaker
Er hat Schulden gebaut und das hat natürlich eine Zeit lang gedauert, bis ihm das über den Kopf gewachsen ist.
01:01:21
Speaker
Und dann war es zu spät.
01:01:24
Speaker
Und dann hat er lange gebraucht, um da rauszukommen.
01:01:26
Speaker
Also er ist nie rausgekommen.
01:01:27
Speaker
Er ist so alt wie ich und ist immer noch in dieser Schuldenspirale drinnen.
01:01:31
Speaker
Das sagt eigentlich eher alles aus.
01:01:33
Speaker
Also damit will ich sagen, das war jetzt nicht die Unsumme.
01:01:40
Speaker
Andere machen damit was.
01:01:41
Speaker
Es kommt wirklich auf den Menschen an.
01:01:44
Speaker
Leichter macht es einem das Leben auf jeden Fall, wenn man damit das Richtige...
01:01:48
Speaker
Ja, stimmt, stimmt.
01:01:49
Speaker
Aber es ist sicher auch kombiniert mit dem Kompass, den du als Vater deinen Kindern mitgibst.
01:01:56
Speaker
Richtig.
01:01:56
Speaker
Was Eigenverantwortung angeht, was den Umgang mit Geld angeht.
01:02:00
Speaker
Es kommt vor allem extremst viel auf die Erziehung an, was du mit deinen Kindern machst, ob du viel Zeit mit ihnen verbringst, ob du ihnen das Leben zeigst, ob du ihnen ein einseitiges Leben zeigst oder ein weltoffenes Leben zeigst.
01:02:17
Speaker
es kommt auf so viele Dinge an.
01:02:19
Speaker
Also bei mir kann ich sagen, ich habe zwar einen Vater gehabt, der Anhoffis ich genug gehabt hätte, der sehr knausig war.
01:02:27
Speaker
Ich aus einem bestimmten Grund sehr früh ausgezogen bin und ich hatte nichts.
01:02:33
Speaker
Wenn ich damals mehr gehabt hätte, weiß ich nicht, ob aus mir so ein toller Mensch geworden wäre, wie ich jetzt bin.
01:02:40
Speaker
Das war schön gesagt.
01:02:41
Speaker
Ja, das
01:02:46
Speaker
Das kann ich auch so unterschreiben.
01:02:48
Speaker
Ich meine, man weiß natürlich nie diese Multiversum-Geschichte, was wäre gewesen, wenn das und das nicht passiert wäre.
01:02:54
Speaker
Ja, aber ich meine, ich habe so viele Dinge machen müssen schon aus einer gewissen Not heraus.
01:03:00
Speaker
Da hätte man sich das Leben schon einfacher machen können.
01:03:03
Speaker
Ich meine, wäre wahrscheinlich in gewissen Dingen besser gewesen.
01:03:06
Speaker
Ich hätte nicht drei Bandscheibenvorfälle und so.
01:03:09
Speaker
Ja, aber eben, wie du gerade gesagt hast, was wäre, wenn...
01:03:14
Speaker
Ja, ich bin ja inzwischen auch sehr versöhnlich mit meiner persönlichen Geschichte.
01:03:18
Speaker
Das heißt jetzt nicht, dass ich wegen dieser Geschichte so selbstständig, erfolgreich und was ich mir nicht alles aufgebaut habe und so geworden bin.
01:03:28
Speaker
Eigentlich eher trotz dieser Umstände, die eigentlich dafür sprechen würden, dass ich durch die Ritzen der Gesellschaft gehe.
01:03:38
Speaker
hätte fallen sollen oder so.
01:03:43
Speaker
Aber ich glaube, wenn man es schafft, sich davon nicht komplett unterkriegen zu lassen, lernt man da so viel, was einem den Arbeitsalltag so relativiert oder so verwendet.
01:04:00
Speaker
Probleme in ein anderes Verhältnis rückt, weil man schon mit ganz anderen existenziellen Geschichten konfrontiert war, dass es gut tut.
01:04:12
Speaker
Trotzdem bin ich ja auch, deswegen habe ich dich gefragt, in diesem wirklich persönlichen Zwiespalt, wie viel
01:04:19
Speaker
Möchte ich es meinen Kindern erleichtern?
01:04:22
Speaker
Wie, also, weißt du, was ich meine?
01:04:24
Speaker
Kindern?
01:04:25
Speaker
Ja, also mein Stiefsson ist schon auch mein, also den Noah empfinde ich schon auch als mein, das ist auf dem Papier.
01:04:31
Speaker
Aber ich glaube, der hat schon das, was er, der hat schon für ein Leben bekommen.
01:04:35
Speaker
Ja, nein, das meine ich ja jetzt auch gar nicht.
01:04:37
Speaker
Aber jetzt grundsätzlich, die Lea wächst jetzt gerade auf und mit dem Noah habe ich ja jetzt auch die letzten zehn Jahre irgendwie verbracht.
01:04:43
Speaker
Stimmt, Wahnsinn.
01:04:44
Speaker
Ja, stimmt.
01:04:46
Speaker
Auch bald elf Jahre eigentlich.
01:04:48
Speaker
Ja, Wahnsinn.
01:04:50
Speaker
Wahnsinn.
01:04:51
Speaker
Genau, und da ist natürlich nochmal was anderes.
01:04:53
Speaker
Beim Stiefkind hat man natürlich nicht das Mitspracherecht oder die Kompetenz.
01:04:59
Speaker
Ja, aber das ist es ja gar nicht.
01:05:00
Speaker
Das ist gar nicht der Punkt.
01:05:01
Speaker
Nein, also was lebe ich ihm vor?
01:05:04
Speaker
Das ist eigentlich das, was...
01:05:06
Speaker
Und ich kann nicht mehr tun, als mit gutem Beispiel voranzugehen, in Anführungsstrichen.
01:05:11
Speaker
Aber was ich eigentlich sagen wollte, wurscht ob jetzt zwei, ein oder fünf Kinder, du bist ein junger Vater.
01:05:20
Speaker
Das heißt, die Frage ist immer,
01:05:24
Speaker
Du hast dich weitaus früher selbstständig gemacht als ich.
01:05:27
Speaker
Ich glaube, du bist doch recht geschickt im Wirtschaftlichen, vielleicht noch ein bisschen geschickter als ich.
01:05:33
Speaker
Weiß ich nicht, ja.
01:05:36
Speaker
Das heißt, du hast unter Umständen, wenn deine Tochter dann 20, 25 ist, vielleicht doch mehr als ich und kannst dich auf eine andere Art und Weise unterstützen.
01:05:48
Speaker
Bei mir ist es eher so, dass ich sage,
01:05:52
Speaker
Wenn meine Kinder wahrscheinlich 35, 40 sind, würden sie in Genuss kommen von meiner Unterstützung.
01:06:01
Speaker
Ich unterstütze sie jetzt auch, aber das sind kleinere materielle Dinge.
01:06:08
Speaker
mein Sohn möchte jetzt studieren und es war mir einfach ein Bedürfnis, ihm einen Computer dafür zu kaufen.
01:06:14
Speaker
Das ist halt das, was ich beitragen kann.
01:06:16
Speaker
Miete kann ich ihm nicht zahlen, das geht sich bei mir nicht aus.
01:06:19
Speaker
Aber ja, das wollte ich machen.
01:06:23
Speaker
Und wenn ich, ich habe meine Eigentümer jetzt sozusagen so aufgeteilt, dass halt
01:06:28
Speaker
jedes Kind eins bekommt, wenn ich sterbe.
01:06:32
Speaker
Oder ich möchte es wahrscheinlich machen, bevor ich sterbe, weil ich so viele Geschichten kenne, wo sich die Geschwister dann zerstritten haben und das möchte ich nicht.
01:06:41
Speaker
Ja, ja.
01:06:43
Speaker
wie geht es dir mit mit wachstum dass du im nächsten jahr mehr verdienen solltest müsstest als im letzten jahr weißt du was ich meine gar nicht ums verdienen sondern ich glaube ich kann man umsatz oder geht um umsatz es geht aber irgendwie habe ich so das gefühl dass das ist so gesellschaftlich auch vom wachstumskapitalismus her so sind wir sehr stark so geprägt dass das ist eigentlich dass ein gesundes business immer wächst
01:07:13
Speaker
oder sich weiterentwickelt, neue Zweige erschließt irgendwie und dass ein Gleichstand, ein Stillstand in Anführungsstrichen auf einem guten Niveau fast wie ein Rückschritt empfunden wird.
01:07:27
Speaker
Oder so geht es mir zumindest.
01:07:29
Speaker
Ja, so wird es in der Gesellschaft empfunden.
01:07:32
Speaker
Ich bin kein Intellektueller, aber ich habe einen Hausverstand.
01:07:35
Speaker
Also ewig kann uns das so nicht weiterführen, meiner Meinung nach.
01:07:38
Speaker
Also immer Wachstum kann nicht sein.
01:07:41
Speaker
Also das wird nicht funktionieren.
01:07:43
Speaker
Irgendwann stoßen wir hier an irgendwelche Grenzen.
01:07:46
Speaker
Für mich persönlich war es nie wichtig, dass ich nächstes Jahr mehr Umsatz mache, dass ich nächstes Jahr mehr Gewinn mache.
01:07:52
Speaker
Das habe ich eh vorher schon erwähnt.
01:07:54
Speaker
Mir ging es nie darum, viel Geld zu machen.
01:07:57
Speaker
Mir ging es darum,
01:07:59
Speaker
Spaß zu haben, glücklich zu sein, gut leben zu können.
01:08:04
Speaker
Dafür muss ich nicht jedes Jahr mehr Geld machen.
01:08:07
Speaker
Ich habe jetzt meine Bilanzen nicht im Kopf, aber ich kann sagen, dass ich keine großen Sprünge gehabt habe.
01:08:13
Speaker
Ich habe schon, also natürlich in den ersten zehn Jahren,
01:08:16
Speaker
sind meine Umsätze schon gewachsen, dann ist es irgendwann einmal gleich geblieben.
01:08:20
Speaker
Als Selbstständiger hast du, also wenn du jetzt auf Stundenbasis arbeitest, doch auch Grenzen, die dir gesetzt sind.
01:08:27
Speaker
Für mich war es jetzt zum Beispiel in den letzten zwei Jahren weitaus wichtiger, eine Viertagewoche zu haben, nicht fünf, sechs Tage zu arbeiten zu müssen.
01:08:37
Speaker
Das habe ich lange genug gemacht.
01:08:38
Speaker
Also mir war
01:08:39
Speaker
Lieber, ich verdiene ein bisschen weniger und habe dafür mehr Life Balance.
01:08:43
Speaker
Ja, verstehe ich total.
01:08:49
Speaker
Also ich finde das einen ganz falschen Ansatz, aber das ist mir sowieso.
01:08:52
Speaker
Mir sind in dem Weltgeschehen viele Dinge...
01:08:58
Speaker
so fremd und und ich kann sie nicht nachvollziehen und ich verstehe es sind so intelligente menschen die dort überall sitzen aber irgendwie kommt nichts intelligentes dabei heraus ich finde ich kann wohl noch sagen nein ich finde es total legitim ist zu sagen und es ist
01:09:15
Speaker
Es ist auf jeden Fall von dem Punkt her, dass es eigentlich die kompetentesten Menschen in diesen Verantwortungspositionen sein sollten.
01:09:25
Speaker
Dafür passiert echt ganz schön viel Müll.
01:09:29
Speaker
Vielleicht noch eine letzte Frage, bevor wir zum Ende kommen.
01:09:33
Speaker
Gibt es etwas, was du bereust, wenn du zurückblickst, wo du dir denkst, das hätte ich wirklich...
01:09:39
Speaker
Bei allem, du hast ja wirklich viel erlebt, auch Rückschläge und so, aber wie wir schon besprochen haben, aus diesen ganzen Dingen kann ja auch was Gutes passieren.
01:09:46
Speaker
Ich denke mir, irgendwas zu bereuen macht keinen Sinn.
01:09:49
Speaker
Es bringt dich im Leben nicht weiter.
01:09:52
Speaker
Ich habe viele Fehler gemacht, ich habe viel Blödsinn gebaut in meinem Leben.
01:09:55
Speaker
Da würden wir mehrere Podcasts brauchen, um das zu erzählen.
01:10:00
Speaker
Es gibt aber Dinge, die ich vielleicht gern gemacht hätte.
01:10:03
Speaker
Also ich glaube, was ich wirklich gern gemacht hätte, ist, die Bildhauer-Klasse hätte ich gern abgeschlossen, weil einfach sehr spannend gewesen ist.
01:10:10
Speaker
Die Leute waren spannend, die Werkstätten waren spannend, es war coole
01:10:14
Speaker
coole Atmosphäre.
01:10:16
Speaker
Ist aber so.
01:10:19
Speaker
Es wird irgendwas Gutes gehabt haben.
01:10:20
Speaker
Vielleicht hat sich mein künstlerischer Stil dadurch eigenständiger entwickelt.
01:10:26
Speaker
Kann man nie wissen.
01:10:27
Speaker
Also nein.
01:10:29
Speaker
Ich finde es total spannend, dass du eben gesagt hast, wenn es um was bereuen geht,
01:10:35
Speaker
Dann kam nicht etwas, was du gemacht hast, sondern etwas, was du nicht gemacht hast.
01:10:41
Speaker
Und das ist eigentlich, glaube ich, sehr symptomatisch, weil ich habe nur mal gelesen, dass das den meisten Menschen so geht, wenn man sie auf dem Stärpebett fragt, was...
01:10:56
Speaker
gibt es etwas, was sie bereuen würden und so.
01:10:58
Speaker
Und dann sind es immer die Dinge, die sie nicht gemacht haben, dass sie nicht damals der einen Frau gesagt haben, dass sie sie lieben oder dass sie das eine den Traum nicht verfolgt haben und in diese Unsicherheit gegangen sind, sondern in der Sicherheit einer Anstellung geblieben sind, in einem Brotberuf, der sie nicht erfüllt oder sowas.
01:11:19
Speaker
Also das habe ich auch gelesen in verschiedensten Zusammenhängen, angefangen von Vatersein bis was auch immer.
01:11:24
Speaker
Ich möchte aber nicht, dass das passt jetzt gar nicht zu dem, was ich gesagt habe.
01:11:30
Speaker
Weil ich bin eigentlich jemand, der wirklich das tut, was er gerne tut.
01:11:36
Speaker
Und ich bereue nichts, was ich nicht getan habe oder was ich getan habe.
01:11:43
Speaker
Und
01:11:45
Speaker
Ich sage an meinem Sterbebett sicherlich nicht, dass ich es bereue, dass ich die Klasse nicht fertig gemacht habe.
01:11:50
Speaker
Nein, klar.
01:11:50
Speaker
Also diesen Konnex möchte ich nicht herstellen.
01:11:53
Speaker
Nein, stimmt.
01:11:54
Speaker
Aber ich weiß, was du meinst.
01:11:55
Speaker
Ich habe es jetzt natürlich bewusst aus dem Zusammenhang gerissen, weil du hast jetzt auch nicht gesagt, dass du es bereust, sondern ich verstehe schon.
01:12:02
Speaker
Ich verstehe, was du meinst, aber das wollte ich nur richtigstellen.
01:12:05
Speaker
Ja, absolut.
01:12:06
Speaker
Richtig und richtig.
01:12:08
Speaker
Also ich möchte tatsächlich heute im Jetzt leben und auf die Bedürfnisse meiner Kinder eingehen können und nicht sagen müssen, dass wenn ich dann am Sterbebett liege, ich hätte das und das machen müssen, weil das ist Bullshit.
01:12:24
Speaker
Wir können unser Leben gestalten und wir können die Dinge in die Hand nehmen, wenn wir wollen.
01:12:28
Speaker
So schwer ist es nicht.
01:12:30
Speaker
Das ist doch ein schönes Schlusswort.
01:12:32
Speaker
Danke dir Sascha.
01:12:32
Speaker
Herzlichen Dank.
01:12:32
Speaker
Schön, dass du da warst.
01:12:33
Speaker
Hat mich total gefreut.
01:12:37
Speaker
Danke auch an euch, dass ihr dran geblieben seid.
01:12:39
Speaker
Das war es für heute mal wieder mit Mike Ryder Deep Talk.
01:12:43
Speaker
Wenn ihr Nachrichten habt, gerne an deeptalk at mike-rider.com und wenn euch die Folge gefallen hat, liked sie, bewertet den Podcast und abonniert das Format.
01:12:56
Speaker
Ihr wisst, das alles bringt mir die Gunst des Algorithmus und ich freue mich, wenn ihr nächstes Mal wieder dabei seid bei der nächsten Folge Mike Ryder Deep Talk.
01:13:06
Speaker
Ciao.