Become a Creator today!Start creating today - Share your story with the world!
Start for free
00:00:00
00:00:01
#33 Wäre KI ein guter Buddhist? Deeptalk mit Ulrich Allroggen image

#33 Wäre KI ein guter Buddhist? Deeptalk mit Ulrich Allroggen

S1 E33 · Mic Rider Deep Talk
Avatar
52 Plays12 days ago

In der heutigen Folge habe ich Ulrich Allroggen zu Besuch. Ulrich und ich teilen uns die Freude am Hören, denn Ulrich arbeitet als  Musical-Darsteller und hat einen eigenen Podcast, den er dem Thema  „Hören“ widmet.   

 Gemeinsam sprechen wir darüber, was das Hören von anderen Sinnen  unterscheidet, warum man in der Kreativbranche aus seiner Komfortzone  ausbrechen sollte und darüber, ob die Absichtslosigkeit von künstlicher  Intelligenz sie zu einem guten Buddhisten macht.   

Außerdem sprechen wir darüber, was ein gutes Coaching für Sprecher ausmacht. Und zwar aus zwei ergänzenden Perspektiven.  Denn Ulrich und ich haben bereits für ein Coaching zusammenarbeiten dürfen.    

Wie das gelaufen ist, hört ihr in dieser Folge.    

Nachrichten gerne an: deeptalk@mic-rider.com   

Website: https://www.mic-rider.com/   

Host: Patrick Messe (https://www.patrickmesse.at/)   

Zu Gast: Ulrich Allroggen (https://hoert-sich-gut-an.podigee.io/)  

Redaktion: Maya Luna Mendívil Jahnke  

Bild und Ton: Charly Glawischnig (https://www.charlyglawischnig.com/)   

Produktion: Mic Rider (https://www.mic-rider.com)

Recommended
Transcript

Wie beeinflusst die Wahrnehmung des Publikums die Bühnenperformance?

00:00:00
Speaker
Wenn ich auf der Bühne stehe und mich wirklich auf eine Rolle, auf eine Emotion, auf eine menschliche Situation einlasse, dass ich gleichzeitig die Kontrolle darüber aufgeben muss, wie das rüberkommt.
00:00:14
Speaker
Hören hat diese besondere Qualität, dass wir gleichzeitig das Äußere wahrnehmen und uns so.
00:00:22
Speaker
MikeRider.de
00:00:33
Speaker
Also gerade wenn es eine Position ist, die man selber nicht vertritt.

Vorstellung von Ulrich Allroggen

00:00:47
Speaker
Hallo und herzlich willkommen bei einer neuen Folge Mike Rider Deep Talk.
00:00:51
Speaker
Heute bei mir zu Gast ist Ulrich Allroggen.
00:00:53
Speaker
Ulrich ist Musical-Darsteller und hat selbst einen Podcast, in dem es ums bewusste Hören geht.
00:01:01
Speaker
Ja, wir werden uns heute ein bisschen über seine Erkenntnisse und über das bewusste Hören unterhalten und warum das so wichtig für uns als Menschheit und Gesellschaft ist.
00:01:10
Speaker
Hallo Ulrich, schön, dass du da bist.
00:01:12
Speaker
Wir sitzen in deinem Studio.
00:01:13
Speaker
Ich freue mich, dass du mich eingeladen hast.
00:01:16
Speaker
Und wir werden es heute gegenseitig hosten.
00:01:19
Speaker
Mal sehen, wie das wird.
00:01:21
Speaker
Ja, eine sogenannte Crossover-Folge, habe ich gehört.
00:01:24
Speaker
Crossover, ja, wenn es gut klappt.
00:01:27
Speaker
Ich fange gerne so an, dass ich erst mal erzähle, woher wir uns kennen.
00:01:31
Speaker
Gerne, unbedingt.
00:01:31
Speaker
Wir haben uns auf der Mathe kennengelernt.
00:01:33
Speaker
Ich habe mal eine kurze Zeit...
00:01:35
Speaker
Kampfsport gemacht, damit schmück ich mich gerne.
00:01:37
Speaker
Gar nicht so kurz.
00:01:39
Speaker
Das waren doch schon zwei Jahre oder so.
00:01:42
Speaker
Ein, zwei Jahre.
00:01:43
Speaker
Kann sein.

Erfahrungen des Umzugs von Deutschland nach Wien

00:01:44
Speaker
Ja, ein, zwei Jahre auf jeden Fall.
00:01:46
Speaker
Haben wir uns.
00:01:47
Speaker
Und da habe ich ein paar echt coole Leute kennengelernt.
00:01:51
Speaker
Und weil ich vor acht Jahren der Liebe wegen nach Wien gezogen bin und mein gesamtes Netzwerk in Hamburg gelassen habe, habe ich mich total gefreut, wenn ich eben gerade auch interessante Männer getroffen habe, mit denen ich mich gerne einfach mal so zum Kaffee treffen wollte.
00:02:07
Speaker
Und du warst mir total sympathisch, ich habe dich angesprochen, du hast erzählt, dass du Sprecher bist, irgendwann in der dritten Umkleideraumsession oder so.
00:02:15
Speaker
Und mir ist natürlich von Anfang an deine geile Stimme aufgefallen.
00:02:20
Speaker
Ensoven hat es mich nicht gewundert, dass du als Sprecher arbeitest.
00:02:24
Speaker
Dankeschön.
00:02:25
Speaker
Ja, kommen wir nachher auch nochmal drauf.
00:02:29
Speaker
Aber was ich immer besonders cool finde, ist, wenn ich jemanden total cool finde und der sich selber aber gar nicht so cool findet oder weil er so total zugänglich ist, bodenständig bleibt und so.
00:02:41
Speaker
Das ist was, was ich mir selber vornehme.
00:02:44
Speaker
Manchmal klappt das, manchmal bin ich auch total zickig, wenn ich irgendwie gerade im Erfolgsmodus bin.
00:02:49
Speaker
Aber ich mag es einfach nicht.
00:02:53
Speaker
Männer kennenzulernen, die genau wissen, was sie tun und in dem, was sie tun, sehr gut sind und trotzdem total offen, total neugierig

Einstieg in Sprachaufnahmen und Coaching

00:03:03
Speaker
auf die Welt, gespannt auf das, was ihnen begegnet und so ansprechbar, dass sofort wirklich ein Gespräch entsteht und dieses...
00:03:14
Speaker
weiter pinkeln können, der Faktor einfach wegfällt.
00:03:17
Speaker
Man kann direkt in den Austausch gehen und das habe ich bei dir festgestellt, habe ich total genossen und deshalb sind wir in Kontakt oder von meiner Seite ist das der Grund, warum wir in Kontakt gewesen sind.
00:03:29
Speaker
Ich hatte ganz andere Hintergründe.
00:03:32
Speaker
Nein, aber danke für das schöne Kompliment, das freut mich total.
00:03:34
Speaker
Magst du jeden Dienstag vorbeikommen und meinen Tag so beginnen?
00:03:38
Speaker
Ganz gerne.
00:03:42
Speaker
Ja, und dann kam mir über das Quatschen auch dahin, dass ich eben zum Teil auch als Sprecher arbeite, aber kein gutes Material habe.
00:03:49
Speaker
Und dann hast du erzählt, dass du eben auch Sprecher coachst und auch…
00:03:54
Speaker
gute Demo-Bänder erstellen kannst und dass es Finanzierungsmöglichkeiten gibt.
00:03:59
Speaker
Und dann habe ich immer mehr gemerkt, dass du eben nicht nur als Sprecher total gut und total versiert bist, sondern dass du dich mit dem ganzen Hintenrum-Zeugs auch total gut auskennst.
00:04:09
Speaker
Und dass du als jemand, der
00:04:12
Speaker
größtenteils in Deutschland groß geworden ist, aber inzwischen in Wien lebt und arbeitet, auch über Dinge bescheidweise, die für mich total interessant sein können.
00:04:26
Speaker
als Exildeutscher.
00:04:27
Speaker
Als Exildeutscher, genau.
00:04:29
Speaker
Als Wahlwiener.
00:04:30
Speaker
Ja, ja, ich verstehe total.
00:04:32
Speaker
Da habe ich mir einige blutige Nasen geholt, bis ich mir das ganze Wissen viel Lehrgeld gezahlt und so.
00:04:37
Speaker
Aber ja, doch durchaus.
00:04:39
Speaker
Ich habe gelernt, mich zu integrieren.
00:04:43
Speaker
Lass es uns positiv formulieren.
00:04:46
Speaker
Ja, bei mir war es zu Anfang so, dass ich bei jedem Auto, was mich irgendwie geschnitten hat, gedacht habe, der wusste, dass ich Deutscher bin.
00:04:53
Speaker
Der hat das absichtlich gemacht.
00:04:56
Speaker
Ich war 99 Mal für ein Jahr in Wien und es war für mich noch eine andere Zeit.
00:05:02
Speaker
als Deutscher in Wien zu leben.
00:05:04
Speaker
Inzwischen ist es zum allergrößten Teil echt locker.
00:05:06
Speaker
Es gibt manchmal Leute, wo du merkst, die schalten in dem Moment, wo sie deinen deutschen Akzent hören, irgendwie um auf Piefke.
00:05:15
Speaker
Den lass ich mal reden.
00:05:18
Speaker
Aber die allermeisten sind eben total offen.
00:05:20
Speaker
Ja, die allermeisten sind auch nicht aus Wien.
00:05:24
Speaker
Das hat damit nicht unbedingt was zu tun.
00:05:27
Speaker
Nein, hey, ich liebe Wien und ich bin total gern hier.
00:05:29
Speaker
Ich bin seit 17 Jahren hier und habe meine Familie hier, meine Frau hier kennengelernt und bin definitiv gekommen, um zu bleiben.
00:05:37
Speaker
Aber ich habe doch auch meinen Fair Share auf Verarschung bis leichte Anfeindungen genossen, weil ich ja gebürtiger Rumäne bin.
00:05:49
Speaker
Und dann war ich entweder der Biefke oder der Zigeiner.
00:05:55
Speaker
Das habe ich mir dann aussuchen können.
00:05:58
Speaker
Du hast doch kaum in Rumänien gelebt.
00:06:00
Speaker
Ja genau, wir sind mit zweieinhalb oder so nach Ceausescu, nachdem das kommunistische Regime gefallen ist, sind wir nach Deutschland, also meine Eltern mit mir.
00:06:11
Speaker
Für unsere jüngeren Zuhörer Ceausescu.
00:06:12
Speaker
Für unsere jüngeren Zuhörer.
00:06:14
Speaker
Genau, das war 1989, als sie den Ceausescu erschossen haben und damit dann das kommunistische Regime gestürzt haben.
00:06:20
Speaker
Und danach durften Menschen aus Rumänien erst ausreisen, sozusagen.
00:06:27
Speaker
Genau, und da sind meine Eltern dann abgehauen mit mir.

Die Bedeutung der Stimme und soziale Auswirkungen

00:06:30
Speaker
Wie alt warst du 1989?
00:06:32
Speaker
Zwei.
00:06:34
Speaker
Ich bin 87 geboren.
00:06:34
Speaker
Ich weiß, aber ich habe eine total alte Seele.
00:06:40
Speaker
Komm mit zu meiner ersten Frage.
00:06:45
Speaker
Wann hast du zum ersten Mal gemerkt, dass deine Stimme anders ist als die meisten Stimmen?
00:06:53
Speaker
Ziemlich genau nach meinem Stimmbruch mit 16 Jahren.
00:06:58
Speaker
Also ich hatte davor, war ich auch sehr klein und schmächtig, einer der kleinsten und bin dann innerhalb von einem Jahr, ich weiß es nicht mehr, aber gefühlt 25 Zentimeter gewachsen oder so, so völlig absurd auf 1,90 hoch.
00:07:13
Speaker
geschossen und nach den totalen Eskapaden in irgendwie Mezzosopran dann in einem Bass 2 gelandet.
00:07:22
Speaker
Und dann bin ich plötzlich in jeden Club reingekommen.
00:07:26
Speaker
Und wenn der mich nach dem Ausweis gefragt hat, habe ich nur gesagt, wie Ausweis?
00:07:30
Speaker
Und dann hat er gesagt, ja, ja, komm, geh rein.
00:07:34
Speaker
Das war tatsächlich, dann habe ich das eine Zeit lang genutzt für mich, so bis...
00:07:38
Speaker
War das nur cool oder war das auch ein bisschen befremdlich?
00:07:42
Speaker
Ich fand es ziemlich cool, weil davor ziemlich viel auf mir herumgetrappelt wurde, weil ich eben so klein und schmächtig und eine hohe Stimme und dies und das und war jetzt auch nicht der weiß ich nicht, der
00:07:53
Speaker
der coolste oder der der irgendwie weiß ich nicht der quarterback aus unserer klasse oder so wenn man das jetzt mit einem amerikanischen vergleich das fand ich ziemlich cool und das hat natürlich auch die mädels beeindruckt das habe ich dann relativ schnell gemerkt dass die dann plötzlich ja klar ich habe dann angefangen theater zu spielen und dann ist es ja auch so die theater ag sind ja tendenziell weiblich überbesetzt
00:08:20
Speaker
Und ja, das hat was mit mir gemacht als 16-, 17-, 18-Jähriger, dass ich da plötzlich eine Form von Aufmerksamkeit bekommen habe, die ich vorher nicht bekommen habe.
00:08:30
Speaker
Oder dass Menschen mir zugehört haben einfach und mich auch nicht mehr übersehen haben wortwörtlich, weil ich jetzt seit 1,90 groß war plötzlich.
00:08:39
Speaker
Also es kam sozusagen auf beiden Ebenen, auf der körperlichen und auf der stimmlichen Ebene gleichzeitig.
00:08:44
Speaker
Ja, ziemlich klar, parallel, genau.
00:08:48
Speaker
Und meine Mutter hat, es gab damals irgendwie einen sehr berühmten deutschen Sprecher, Hans Pech hieß der, glaube ich.
00:08:55
Speaker
Hans Pech, ja.
00:08:55
Speaker
Pech.
00:08:56
Speaker
Ja.
00:08:57
Speaker
Der hat ganz viele Märchen und Kinderbücher und so weiter gelesen.
00:09:01
Speaker
Und meine Mutter meinte immer, ich habe gesagt, der hat eine tolle Stimme und sie hat gesagt, ja, und der weiß es aber auch.
00:09:06
Speaker
Und bei dir erlebe ich so, klar, wenn du musst, schaltest du das an für den fetten Kinosound, aber du bist eben niemand, der sich badet in seiner eigenen Stimme oder sich darauf ausruht, dass er geil klingt.
00:09:23
Speaker
Danke.
00:09:25
Speaker
Das ist ein großes Kompliment.
00:09:28
Speaker
Da wirst du wahrscheinlich auch wahrgenommen haben, diese Gefahr und so weiter.
00:09:31
Speaker
Aber wie kriegst du das hin?
00:09:34
Speaker
Ich glaube, das ist einerseits eine Persönlichkeitsfrage, wie man
00:09:39
Speaker
worüber man sich definiert und wie viel von seinem Selbstwertgefühl, von seinem Selbstbewusstsein man über dieses äußerliche Feedback holt, sage ich jetzt mal.
00:09:50
Speaker
Und ich habe halt sehr schnell auch auf die harte Tour gelernt, dass das einfach nicht alles ist.
00:09:56
Speaker
Das reicht einfach nicht.
00:09:57
Speaker
Das geht nicht, dass du glaubst, dass es sowohl auf der Bühne, im darstellenden Spiel, als auch egal, bei einer Lesung, bei einem was auch immer,
00:10:08
Speaker
Das ist einfach... Das ist auf gar keinen Fall.
00:10:11
Speaker
Du wirst sogar noch härter herangenommen vom Regisseur, weil du eine ganz andere Ausgangslage hast.
00:10:18
Speaker
Und jetzt musst du aber damit arbeiten, Junge.
00:10:23
Speaker
Kann es auch sein, dass es manchmal Neid hervorruft und dass die Leute denken, okay, jetzt soll er mal zeigen, ob er sonst noch was kann?
00:10:29
Speaker
Das weiß ich nicht, ob das Neid ist, aber ich glaube, es ist ein gewisser...
00:10:34
Speaker
Anspruch, weil ich ja, also weil du es auch angedeutet hast, ich führe ja auch relativ viel Regie jetzt in den letzten drei, vier Jahren und so, da merke ich,
00:10:46
Speaker
Wenn jemand da ist, der oder die sich voll auf den Klang seiner oder ihrer Stimme verlässt, dann habe ich schon das innere Bedürfnis, jetzt extra viel an der Gestaltung zu arbeiten, am Subtext, an der Dynamik, wie auch immer, und nicht am Klang.
00:11:05
Speaker
Der passt schon.
00:11:07
Speaker
Oft kommen Menschen dann und sagen, oder manchmal, ja, aber das klingt doch super.
00:11:12
Speaker
Ja, es klingt eh super, aber es ist halt eindimensional.
00:11:15
Speaker
Und es geht noch so viel mehr.
00:11:16
Speaker
Und wenn du jetzt noch...
00:11:18
Speaker
die richtigen Gefühle und die richtige Ansprechhaltung und die richtige Subtexte und so weiter, die ganze Schauspielarbeit, das ganze Handwerk da drunter legst, dann wird es halt richtig geil.
00:11:31
Speaker
Und das will ich ja auch.
00:11:33
Speaker
Ich habe keinen Bock, dieser Effekt verpufft ja auch bitte.
00:11:37
Speaker
Wenn man mir jetzt irgendwie, weiß ich nicht, oder nicht nur mir, jedem, auch Hans Page, wenn man jetzt dem, und ich will ihn wirklich nicht kritisieren, Hans Page war ein großartiger Sprecher.
00:11:44
Speaker
Auf jeden Fall.
00:11:46
Speaker
Aber wenn man jemandem zuhört, der sich gerne selbst reden hört, dann wird es spätestens nach einer Stunde anstrengend.
00:11:56
Speaker
In sensiblen Menschen löst es, glaube ich, sogar Aversion aus.
00:12:00
Speaker
Ich hatte als zweiten Gast, zweite Gästin in meinem Podcast, eine Freundin von mir, die als Coach für Hochsensible arbeitet.
00:12:13
Speaker
Und die hat mich mit der Nase darauf gestoßen, dass ich mit meiner besonderen Empfindlichkeit für schlechtes Audio wahrscheinlich hochsensibel bin.
00:12:27
Speaker
Und hat mir so ein paar Punkte gegeben, woran man das erkennen kann, dass das ausmachen und so weiter.
00:12:31
Speaker
Und es hat erst mal ein paar Leute aus meiner Umgebung gesagt, das merkst du jetzt erst.
00:12:37
Speaker
Auf der einen Seite fand ich sehr lustig.
00:12:39
Speaker
Aber es hat mir auch...
00:12:43
Speaker
klar gemacht, dass das, worauf ich so großen Wert lege und wo ich manchmal das wie eine Beleidigung empfinde, wenn andere Leute das nicht merken, dass es eben gar nicht normal ist, dass jeder so empfindet.
00:12:56
Speaker
Also dieses, die Empfindlichkeit für schlechtes Audio oder dass man es nicht gut ertragen kann, wenn etwas auf dem Audio Level unsauber ist.
00:13:11
Speaker
Das ist eben gar nicht eine Wahrnehmung, die man mit jemandem teilt.
00:13:16
Speaker
Nee, ich glaube, das sind zwei Komponenten.
00:13:17
Speaker
Einerseits ist es die Sensibilität oder die Persönlichkeit grundsätzlich, dass man darauf großen Wert legt oder davon beeinflusst wird oder nicht.
00:13:28
Speaker
Und dann aber bei dir, sicher genauso wie bei mir oder bei jedem, der sich mit Ton und Sprache sehr viel auseinandersetzt, ein sehr feines, geschultes Gehör.
00:13:38
Speaker
Ich habe nicht viele von deinen Podcasts gehört und ich habe sie auch nicht alle durchgehört.
00:13:41
Speaker
Aber ich habe in mich einiges irgendwie reingehört, um was über dich zu erfahren, über deine Motivation, deinen Weg dahin, wo du jetzt bist.
00:13:55
Speaker
Und was ich total spannend finde, sind so diese, manche Leute würden sagen Brüche, andere Leute würden sagen Entscheidungsmomente oder Phasen, wo sich neue Weichen stellen oder so.
00:14:11
Speaker
Und du hast es eben schon erwähnt, du hast als Jugendlicher schon viel Theater gemacht, warst in der Schauspiel-AG und so.
00:14:18
Speaker
Und bist dann irgendwann doch sehr stark auf Sprecher umgeschwenkt.
00:14:24
Speaker
Und das war, soweit ich weiß, erst als du in Wien angekommen bist.
00:14:27
Speaker
Genau.
00:14:27
Speaker
Du warst in Augsburg auf der Schauspielschule.
00:14:29
Speaker
Nee, ich war direkt am Theater, habe ich ein Volontariatsjahr gemacht und habe dort alles gemacht.
00:14:36
Speaker
Also ich habe alle staatlichen Schauspielschulen zweimal versucht, also 24 oder 25 Vorsprechen hinter mich gebracht.
00:14:44
Speaker
Boah, du hast echt die harte Tournein gemacht.
00:14:45
Speaker
Ich bin eigentlich gescheiterter Schauspieler, ja.
00:14:47
Speaker
Oh no.
00:14:50
Speaker
Nein, also, aber das war auch oft in der Endrunde und so, aber es hat nie ganz gereicht irgendwie.
00:14:55
Speaker
Manchmal habe ich gehört, sie sind schon zu fest gefahren und wir sind nicht mehr formbar genug.
00:14:59
Speaker
Was die dann alles erzählen können, das ist gruselig.
00:15:02
Speaker
Ja, und im Endeffekt ist es halt eine sehr subjektive Entscheidung, wie ich heute weiß, aber damals hat es mich natürlich schwer getroffen.
00:15:08
Speaker
Du musst dann noch ins Team passen und so weiter, die wissen dann, wer da noch.
00:15:11
Speaker
Ja, genau, genau.
00:15:12
Speaker
Also so und...
00:15:14
Speaker
Auf jeden Fall habe ich dann aber das Glück gehabt, dass ich eben so ein Volontariatsjahr statt Zivildienst oder Bund am Theater machen konnte.
00:15:25
Speaker
Das war richtig cool.
00:15:26
Speaker
Da habe ich aber alles gemacht, von Regieassistenz über Soufflage, über Theaterpädagogik.
00:15:30
Speaker
Schulklassenführungen, die Jugendgruppe mitgeleitet, in der ich vorher, also mit organisiert und geleitet hat es natürlich immer noch.
00:15:38
Speaker
Wie du vorher auch warst.
00:15:40
Speaker
Genau, wo ich aber vorher als Teilnehmer sozusagen gewesen war und aber eben auch gespielt.
00:15:45
Speaker
Kleinere Rollen und so und der Schauspieldirektor
00:15:50
Speaker
Damals Markus Trabusch hat mich wohl einerseits gern gehabt, andererseits hat gerne spielen sehen, wie auch immer, oder hat eine Möglichkeit gesehen, jemand, der einiges kann, günstiger anzustellen oder stückvertragsweise sozusagen.
00:16:08
Speaker
Und für mich als 19-, 20-Jähriger war das natürlich, oder Anfang 20-Jähriger war das natürlich großartig.
00:16:14
Speaker
Nein, ich habe eigentlich alles gern gespielt, was man mir gegeben hat.
00:16:19
Speaker
Außer es war die totale Rampensau.
00:16:23
Speaker
Hauptrolle immer on the edge.
00:16:29
Speaker
Das war nicht deins?
00:16:30
Speaker
Nein, gar nicht.
00:16:32
Speaker
Ich war immer eher der Bassist.
00:16:34
Speaker
Ich war immer eher der...
00:16:36
Speaker
Du magst aus dem Hintergrund heraus mächtig wirken.
00:16:38
Speaker
Ich mag genau, ich bin Supporting Cast, große Nebenrolle oder so, super, auch wenn es eine Hauptrolle ist, die mehr für sich ist, die nicht so im Außen und all over the place ist, auch fein, aber das widerspricht so sehr meiner Meinung.
00:16:57
Speaker
meiner Persönlichkeit.
00:16:58
Speaker
Also ich bin eigentlich ein introvertierter Mensch, der das gut gelernt hat zu überspielen.
00:17:05
Speaker
Du, aber es ist ja für viele Schauspieler, wo habe ich das neulich bei einem anderen Podcast von der Eva Weismann, die macht zum Sprecher-Podcast auch, die hatte jemanden zu Gast, die sehr, sehr, sehr viel Synchronen gemacht hat und große Rollen und so weiter synchronisiert hat.
00:17:18
Speaker
Und die hat erzählt, dass sie als Jugendliche total schüchtern war und
00:17:24
Speaker
Und dass sie dadurch, dass ihre Mutter Schauspielerin war und sie ab und zu mit ins Studio genommen hat und sie dann kleinere Rollen im Synchronen gemacht hat, gemerkt hat, was für eine Befreiung das ist von der eigenen Schüchternheit, wenn man in eine Rolle einsteigt und da die Sau rauslassen kann.
00:17:40
Speaker
Okay.
00:17:41
Speaker
Ja, mich hat das immer gestresst, ehrlich gesagt.
00:17:43
Speaker
Also ich hatte ein, zwei so Rollen und die haben mich wahnsinnig gemacht.
00:17:46
Speaker
Die haben mich wahnsinnig gestresst, weil ich das...
00:17:51
Speaker
deswegen also ich habe es nicht ertragen nur einen versuch zu haben und an dem an jedem abend neu von 300 500.000 leuten je nachdem ob man im großen oder kleinen haus gespielt hat so
00:18:09
Speaker
gewertet zu werden oder beobachtet zu werden und so.
00:18:14
Speaker
Man setzt sich der Kritik aus.
00:18:16
Speaker
Und damit habe ich mich, also ich habe mich nie richtig wohl gefühlt mit den Rampensau-Faktoren oder Teilen des Schauspiel-Daseins und immer sehr, sehr wohl gefühlt mit der Textarbeit, mit der Sprache, mit dem
00:18:33
Speaker
Mit dem Hintergründigen, mit der inneren Arbeit und so.
00:18:36
Speaker
Und das ist, glaube ich, auch ein Grund, weshalb ich dann später zum Sprechen gegangen bin.
00:18:42
Speaker
Total stimmig.
00:18:43
Speaker
Weil mir das wirklich mehr aus der Seele gesprochen hat.
00:18:47
Speaker
Aber auch, weil es ein wesentlich familienfreundes.
00:18:51
Speaker
Ich habe dann schon drei Jahre einiges gespielt und bin dann nach Wien gezogen und habe gemerkt, ohne staatlichen Abschluss schaut einen keiner mit dem Arsch an hier in Österreich.
00:19:04
Speaker
Also ohne die Credentials, ohne den Titel.
00:19:07
Speaker
Hat man sehr viel, hatte ich es persönlich, kann nur von mir sprechen, hatte ich es sehr viel schwerer und bin überhaupt nicht durchgedrungen.
00:19:13
Speaker
Natürlich auch ohne Connections, ohne dass ich irgendjemanden gekannt hätte.
00:19:17
Speaker
Fängt im Grunde von Null an.
00:19:18
Speaker
Bin ich hierhergezogen.
00:19:19
Speaker
Von Minus drei oder so.
00:19:20
Speaker
Hab mir gedacht, bitte, ja genau, mir eigentlich Minus drei, weil eigentlich Minus zehn, weil, wie gesagt, Piefke oder Zigeiner.
00:19:26
Speaker
Und dann auch noch keine Schauspielausbildung und dann auch noch ein junger Wilder, der glaubt irgendwie nicht, Anfang, Mitte 20 die Welt zerreißen zu wollen oder so.
00:19:33
Speaker
Also so, und dann bin ich da ziemlich abgeblitzt und habe auch eine sehr oberflächliche und doppelgesichtige Schauspielwelt erlebt.
00:19:44
Speaker
Wie gesagt, ich möchte es nicht verallgemeinern, das waren meine persönlichen Erfahrungen.
00:19:48
Speaker
Und so bin ich halt überhaupt nicht, dass ich irgendwie irgendwem in den Arsch krieche auf irgendwelchen Premierenpartys oder so, sondern das widerstrebt mich eben auch total und habe mich
00:20:00
Speaker
Dann, als ich gemerkt habe, das funktioniert ja gar nicht so wie in meiner Heimatstadt, wo ich mir das über die Jugend aufgebaut habe,
00:20:10
Speaker
habe ich mich dann völlig abgewandt, weil ich da auch frustriert und abgenervt war und habe dann ein halbes Jahr als Bäcker gearbeitet.
00:20:16
Speaker
Als Bäckerlehrling, Geselle, wie auch immer.
00:20:19
Speaker
Hardcore-Nachtschicht.
00:20:23
Speaker
Großbäckerei, aber nicht dieses romantische.
00:20:27
Speaker
Es war eine kleine eigenständige Bäckerei, die nur zwei Brotsorten gebacken hat, dafür aber sehr viel und die die ganzen Supermarktketten
00:20:38
Speaker
da versorgt hat mit diesem das war so ein allergiker brot das war so unsere zwei spezielle brotsorten für irgendwie glutenfrei und was nicht alles und die haben wir haben aber ich glaube jeden also zweimal die woche in zwei nachtschichten jeweils vier tonnen brot produziert und in hin zu zwölf bis sechzehn
00:20:59
Speaker
Das kann man Großdeckerer nennen.
00:21:01
Speaker
Genau, und die dann in Lieferwegen in der Früh in die Stadt gefahren und die ganzen unterschiedlichen Supermarktketten abgefahren und das auch ausgeliefert und so.
00:21:08
Speaker
Aber das hat mich dann meinen Lebensrhythmus, meine Beziehung und meine psychische Gesundheit gekostet so ein bisschen.
00:21:19
Speaker
Und ich habe dann so nach einem halben Jahr gemerkt, irgendwie alle um mich rum sind entweder Alkoholiker oder Drogenabhängig oder geschieden und irgendwie nicht so geil drauf.
00:21:27
Speaker
Und dann habe ich da gekündigt und bin zum Radio gegangen.
00:21:31
Speaker
Habe mich für ein Praktikum beim Radio beworben.
00:21:33
Speaker
Und du warst gleich bei Superfly?
00:21:34
Speaker
Genau, habe ich bei Superfly.
00:21:35
Speaker
Du hast ja gleich den coolsten Sender gewählt.
00:21:37
Speaker
Ja, ich habe mir gedacht, das ist auf jeden Fall der Sender, mit dem ich mich musikalisch und von der Philosophie am meisten identifiziere.

Karrierewechsel zum Radio bei Superfly

00:21:47
Speaker
Heute kann ich sagen, ich habe mich auch bei FM4 beworben.
00:21:49
Speaker
Die haben nicht geantwortet.
00:21:50
Speaker
Dein Pech, FM4.
00:21:54
Speaker
Aber Superfly eben mit Funk, Soul, Jazz, Hip-Hop hat mich am allermeisten, tatsächlich habe ich privat auch am liebsten gehört, höre ich auch immer noch sehr, sehr gerne, hat mich dann für ein dreimonatiges Praktikum aufgenommen und mich dann als Redakteur übernommen danach.
00:22:09
Speaker
können wir taggen.
00:22:10
Speaker
Genau, genau.
00:22:14
Speaker
Und da war dann eigentlich so, da war ich dann so bitte 20, genau, und habe mir eigentlich meine perfekte Welt geschaffen, weil ich habe die, ich habe die
00:22:24
Speaker
Album Portraits oder die Alben besprechen dürfen von der Musik der Künstler, die ich privat liebe und durfte auf die Konzerte gehen und teilweise die Leute dann auch danach interviewen.
00:22:35
Speaker
Die haben die Einziges Karten gekauft.
00:22:37
Speaker
Und ja, und ich habe halt echt so irgendwie Gregory Porter und Jamie Cullum und Al Jarreau habe ich interviewt.
00:22:45
Speaker
Ich meine, hallo.
00:22:46
Speaker
Eine große Neidwette schwach zu dir herüber.
00:22:49
Speaker
Ja, ich war selber so, what the fuck, Imposter-Syndrom.
00:22:54
Speaker
Cool, ja.
00:22:55
Speaker
Wer lässt mich das?
00:22:57
Speaker
Irgendwann merken sie, dass ich das gar nicht kann.
00:23:00
Speaker
Wer hat eigentlich vergessen zu schauen, wen sie da zu Al Jarreau geschickt haben?
00:23:03
Speaker
Cool.
00:23:05
Speaker
Und dann hat irgendwann meine Chefredakteurin mich rausgeschmissen, weil sie gesagt hat, Patrick, du wirst hier alt.
00:23:12
Speaker
Okay, sie hat dich quasi in diesem Schritt geschubst.
00:23:17
Speaker
Genau, du wirst hier maximal noch meinen Platz einnehmen und dann ist hier Schluss in diesem Betrieb.
00:23:23
Speaker
Und da geht aber mehr, mach was.
00:23:27
Speaker
So viele Leute braucht man echt, ne?
00:23:29
Speaker
In dem Moment fühlt sich das gar nicht so an, aber geil.
00:23:32
Speaker
Im Nachhinein, ja.
00:23:33
Speaker
Großer Dank an Astrid House an dieser Stelle, weil sie ist auch gleichzeitig… Dank geht raus an Astrid House.
00:23:40
Speaker
Genau, und sie wurde dann auch noch zu Hitch, der Date-Doktor.
00:23:45
Speaker
weil ich aus dem kündigungsgespräch mit so einer fresse rausgegangen bin und dann eine kollegin die dort eine rubrik eine kolumne hatte mich gesehen hat gemeint hat sollte ich mag so reden magst du auf einen kaffee gehen komme ich nehme ich mal unter meine fittiche du siehst so aus als bräuchte irgendwie emotionalen zuspruch
00:24:04
Speaker
Und die hast du dann geheiratet oder was?
00:24:05
Speaker
Und genau, da sind wir dann, relativ kurze Zeit später haben wir uns dann was angefangen und drei Monate später sind wir zusammengekommen.
00:24:13
Speaker
Ach, wie cool.
00:24:14
Speaker
Nochmal sechs Monate später, genau.
00:24:17
Speaker
Ist es krass, wie das Leben manchmal einfädelt?
00:24:20
Speaker
Ja, ja, mega.
00:24:22
Speaker
Ich war genau eine Woche todunglücklich über meine Kündigung und dann habe ich schon gemerkt,
00:24:28
Speaker
Okay, jetzt ist zumindest irgendwie eine Beziehung zu einem wunderbaren Menschen daraus entstanden, die ich mir vorher, also wir haben uns vorher einfach nicht füreinander interessiert.
00:24:37
Speaker
Also es war einfach, sie ist auch ein bisschen älter als ich und hat schon einen Sohn gehabt.
00:24:41
Speaker
Noch älter.
00:24:42
Speaker
Noch älter, ja, ja.
00:24:43
Speaker
Sie ist steinalt, ungefähr so alt wie du, Ulrich.
00:24:46
Speaker
Das glaube ich nicht.
00:24:47
Speaker
Nein, nein, nein, sie ist 13 Jahre älter als ich.
00:24:49
Speaker
Okay, das ist das.
00:24:50
Speaker
Genau.
00:24:51
Speaker
Aber ja, und jetzt ein paar Jahre später, dann rückblickend betrachtet, wäre ich so nie in meine Selbstständigkeit als Sprecher gekommen und hätte nie die ganzen wundervollen Dinge getan und erleben dürfen, die ich jetzt die letzten elf Jahre erlebt habe.

Einblicke ins Stimmcoaching

00:25:07
Speaker
Und da muss ich jetzt mal kurz... Bitte.
00:25:11
Speaker
Also ich habe ja dann tatsächlich so einen schnellen Fortbildungskurs bei dir gemacht, wo ich mit vier oder fünf...
00:25:20
Speaker
Also jedenfalls mit dem Demo-Bernd, mit vier oder fünf verschiedenen Texten rausgekommen bin.
00:25:25
Speaker
Total zufrieden.
00:25:26
Speaker
Habe es super genossen, habe tolle Anregungen von dir bekommen, die ich zum Teil immer noch nicht umgesetzt habe und so.
00:25:31
Speaker
Macht ja nichts, wir sind ja noch jung.
00:25:33
Speaker
Und da ist mir was aufgefallen, also jetzt in der Vorbereitung unseres Gesprächs habe ich es dann sozusagen nochmal Revue passieren lassen.
00:25:44
Speaker
Du bist ja als jemand, der Leute coacht und der Aufnahmen Demo-Bänder macht und denen die richtigen Texte raussucht und die richtige Hintergrundmusik raucht.
00:25:57
Speaker
Also sozusagen wirklich jemand in Norddeutschland würde man sagen, du begünst die Leute.
00:26:03
Speaker
Ist das so wie Full-Service-Pampering?
00:26:06
Speaker
Ja, genau.
00:26:07
Speaker
Pampering.
00:26:10
Speaker
Also ich habe mich total wohl gefühlt bei dir, total gut aufgehoben.
00:26:13
Speaker
Wir hatten ein Vorgespräch, du hast mir tolle Texte rausgesucht, du hast mir Musik, du hast mir einen Tontechniker, der dann das Ganze zusammen gemischt hat und super Qualität da zurechtgebastelt hat.
00:26:24
Speaker
Und dazu eben noch diesen Tipp mit der Förderung.
00:26:28
Speaker
Also super, alles super geklappt.
00:26:30
Speaker
So,
00:26:32
Speaker
Zurück zu dem Punkt, den ich eigentlich sagen wollte.
00:26:37
Speaker
Wenn du da einen Sprecher oder eine Sprecherin in deiner Sprecherbox hast und du sitzt hier an deinem Mischpult, dann siehst du die Person ja nicht.
00:26:50
Speaker
Das heißt, der einzige Sinn, über den du diese Person wahrnehmen kannst, ist das Hören.
00:26:55
Speaker
Ja.
00:26:57
Speaker
Was ja mein Thema ist.
00:26:59
Speaker
Mhm.
00:27:03
Speaker
Wo, wann, wie hast du gemerkt, dass Hören für dich etwas ist, worin du dich wohlfühlst?
00:27:17
Speaker
Gute Frage.
00:27:18
Speaker
Ich glaube, es hat sich wirklich so über die Jahre entwickelt.
00:27:25
Speaker
Also für den zeitlichen Kontext.
00:27:27
Speaker
Ich bin jetzt seit elf Jahren hauptberuflich selbstständig als Sprecher.
00:27:32
Speaker
Und seit etwa vier Jahren mache ich eben diese Beratung mit Mike Ryder, wo ich... Es ist ein Coaching, definitiv.
00:27:41
Speaker
Ich tue mir nur ein bisschen schwer mit dem Begriff Coach, weil heutzutage jeder Coach ist und jeder eine WhatsApp-Gruppe hat, wo er einem den goldenen Schlüssel verkauft.
00:27:49
Speaker
Im Endeffekt ist es...
00:27:52
Speaker
ist es wie eine Beratung, weil ich mich ja auch um die wirtschaftlichen Aspekte der Selbstständigkeit und so kümmere mit den Leuten, die Teile, wo sich Menschen schwer tun, die aus der Kunst kommen, aus dem Schauspiel kommen oder so, mit eben Akquirieren, mit Positionierung, mit Gagenverhandlungen, mit Nutzungsrechten, wo du meistens eine Agentur hast, beim Sprechen eben nicht und so.
00:28:15
Speaker
Und eigentlich ist dann das,
00:28:19
Speaker
Das ist der Ursprungsgedanke.
00:28:23
Speaker
So ist Mike Rider eigentlich entstanden, dass Menschen zu mir gekommen sind, Kollegen, Freunde, die gesagt haben, wie hast du das verhandelt?
00:28:29
Speaker
Und dann habe ich das angeboten und gemerkt, okay, aber wenn die Leute kein ordentliches Material haben, mit dem sie Klinken putzen gehen, dann kann das alles nichts.
00:28:41
Speaker
Und da...
00:28:44
Speaker
Also ich habe mich natürlich in meiner Selbstständigkeit sehr viel mit dem Klang, mit was ist eine gute Hörprobe, was berührt mich.
00:28:52
Speaker
Also dieses sehr bewusste, aktive Hören und Konsumieren von anderen, von Leuten, zu denen ich aufschaue und sage, wow, du bist schon 40 Jahre im Geschäft, teach me, wenn es irgendwie geht oder zumindest so.
00:29:08
Speaker
Also da habe ich...
00:29:09
Speaker
mein Gehör schon sehr geschult und auch viel Unterricht genommen, eben bei Leuten, die es einfach voll drauf haben und wo ich sage, wow, da würde ich gerne was lernen.
00:29:22
Speaker
Und
00:29:24
Speaker
Dann habe ich eben gemerkt, okay, das ist eigentlich ein elementarer Baustein, diese Qualität eines Demos, dass man nicht erkennt, dass es eine Demo ist, sondern dass es so gut produziert ist, dass der Text auch so gut geschrieben ist.
00:29:41
Speaker
Ich schreibe ja die Texte auch selber.
00:29:43
Speaker
Oder dass die Musik keine billige Stock-Footage-Musik ist, sondern zumindest eine hochwertige, teure Media-Library.
00:29:53
Speaker
die man sich trotzdem noch leisten kann oder so.
00:29:56
Speaker
Und dass es dann auch ein bisschen ein Sounddesign gibt, dass es dann so ein bisschen nach Doku klingt, dass dann die Vögel zwitschern und der O-Ton noch angeschnitten ist sozusagen und das fädet dann raus.
00:30:09
Speaker
Und so diese ganzen Kleinigkeiten, die sind so wahnsinnig wichtig.
00:30:13
Speaker
Kann ich jetzt nicht sagen, ob sie spielentscheidend sind oder nicht.
00:30:15
Speaker
Ich habe jetzt keine empirische Studie dazu geführt, aber tendenziell... Gerade für Kunden ist es ja wichtig, dass man denen so viel wie möglich Fantasie erstmal abnimmt und sagt, so könnte das Kunde... Ganz genau.
00:30:26
Speaker
Der Kunde will, der braucht was.
00:30:29
Speaker
Egal, ob es jetzt eine Doku, ein Werbespot ist oder was auch immer, ein E-Learning, keine Ahnung.
00:30:32
Speaker
Und der wird sich, wenn man ihm drei Sachen vorlegt aus dem Casting sozusagen, so die drei hätte ich,
00:30:39
Speaker
wird er sich wahrscheinlich für das entscheiden was seine bedürfnisse am nächsten kommt und wenn da jetzt einer dabei ist der vielleicht stimmlich total gut passt aber das ist nackt also nur stimme keine musik keine keine sound design keine mischung kein mastering oder so auch die die stimme ist vielleicht nicht nach bearbeitet nicht geputzt die das sind alles dinge die die kosten zeit die kosten dann auch geld aber die
00:31:06
Speaker
machen dann, dass deine Hörprobe wirklich, wirklich Premium klingt und du dir nicht wirklich weißt, ist das jetzt ein echter Job oder nicht und so und dann ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass der Kunde sich für das entscheidet, was seinem Bedürfnis am nächsten kommt.
00:31:21
Speaker
Man muss sich da nicht so viel vorstellen, weil das ist halt
00:31:24
Speaker
Genau, also ich hatte das auch schon selber, dass ich am Anfang, wo ich erst eine Doku gesprochen hatte, das war eine Nazi-Doku, so eine historische Enteignungs-Nazi-Doku und mich, und TUN-Studio wollte mich dann vorschlagen für eine Natur-Doku und ob ich was hab, ja, ich schick ihnen das und dann kam halt zurück, ne, Stimme passt, super, aber...
00:31:44
Speaker
die haben halt gesagt dieser betroffene nüchterne ton der sie brauchen was emotionales was warmes für die sie machen der natur doku und ich wollte halt am liebsten sagen da ist es mein job also bitte das kann ich auch natürlich kann ich das aber ich konnte halt nicht zeigen und ich bin dann dem vertrauen ausge oder dem diesem vertrauensvorschuss ausgeliefert ob der auf diese wildcard setzt
00:32:09
Speaker
wo er nicht weiß, kann ich das wirklich performen.
00:32:12
Speaker
Kann ich nur den einen Song spielen?
00:32:14
Speaker
Kann ich nur betroffen und nüchtern?
00:32:16
Speaker
Klar.
00:32:16
Speaker
Woher sollen sie es wissen?
00:32:17
Speaker
Ja, genau.
00:32:18
Speaker
Und wenn du dich noch nicht etabliert hast, wenn du noch nicht mit den Menschen gearbeitet hast, noch nicht so ein breites Portfolio hast oder so,
00:32:25
Speaker
dann ist das halt ein zweifel der berechtigt ist der mensch steckt da relativ viel geld rein in eine sehr spezifische dienstleistung also wird er sich den bestmöglichen partner oder oder dienstleister dafür aussuchen und da habe ich dann das war so ein bisschen game changer weil ich dann gemerkt habe okay ich muss noch viel mehr energie
00:32:45
Speaker
in meine selbst produzierten Hörproben und Demos stecken, damit ich mittelfristig meine Karriere in Bahnen lenken kann, in die ich will.
00:32:54
Speaker
Weil du bist als Sprecher immer in diesem Henne-Ei-Problem.
00:32:57
Speaker
Ich habe noch nie eine Doku gesprochen, würde total gerne mehr Dokus sprechen.
00:33:03
Speaker
habe aber keine Hörprobe, also habe noch keine Referenz.
00:33:08
Speaker
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
00:33:09
Speaker
Na ja, du machst das halt selber.
00:33:12
Speaker
Aber wenn du es ins Handy sprichst oder lieblos, sage ich jetzt mal, oder sehr, sehr kosteneffizient und zeiteffizient schnell, schnell mal aufnimmst, dann wirst du wahrscheinlich damit keinen Blumentopf gewinnen.
00:33:25
Speaker
Und es macht sich bezahlt da einmal oder in regelmäßigen Abständen, so wie Schauspieler auch alle paar Jahre neue Headshots machen, alle Handvoll, wie auch immer, Jahre, sobald man sich nicht mehr damit wohlfühlt, gut repräsentiert fühlt.
00:33:42
Speaker
sich dann neue Demobänder zu machen und man entwickelt sich auch ständig weiter.
00:33:48
Speaker
Wenn ich jetzt Sachen von vor drei, vier Jahren höre und so, naja, wenn man das ernst nimmt, dann hört man nicht auf an sich zu arbeiten.
00:33:55
Speaker
Das ist auf jeden Fall was, was ich gelernt habe und das ist vielleicht auch, schlägt wieder in die Kerbe, die du am Anfang gestellt hast, in
00:34:03
Speaker
Diese These, die du in den Raum gestellt hast, mit dem sich auf die schöne Stimme verlassen, das ist ein Startvorteil von 20 Prozent.
00:34:12
Speaker
Und die anderen 80 Prozent, die aber dann die Entscheidung ausmachen, das ist einfach Arbeit.
00:34:17
Speaker
Das ist Disziplin, Handwerk, langer Atem, Scheitern.
00:34:23
Speaker
Das volle, ganz normale, wie in jedem auch, egal beim Sport, genau dasselbe.
00:34:31
Speaker
Die erfolgreichsten sind die, die am härtesten arbeiten, nicht die, die eine Inselbegabung haben.
00:34:36
Speaker
Also das Hören, wenn man bewusst uns gerne hört, dann macht das was mit einem.
00:34:42
Speaker
Also wenn das irgendwie...
00:34:44
Speaker
Hormone freisetzen würde oder sowas.
00:34:46
Speaker
Also es gibt so einen, es gibt so einen, so einen wie, für mich ist es wie so ein innerer Raum, in den ich mich begebe, wenn ich mich ganz aufs Hören konzentriere.
00:34:57
Speaker
Und ich habe das Gefühl, dass die Leute, die da einen Job draus gemacht haben, das ein großer Anteil Hören ist, dass die das genau kennen, dieses Phänomen.
00:35:08
Speaker
Ja.
00:35:11
Speaker
Und da wollte ich jetzt nochmal nachfühlen bei dir, wie sich das für dich anfühlt, was das Besondere ist an diesem Was-Hören-Mit-Uns-Macht.
00:35:20
Speaker
Stimmt, darauf wartest du ja ursprünglich hinaus und dann habe ich einen Sales-Pitch für meine Demo-Bänder gemacht.
00:35:25
Speaker
Aber dafür sind sie ja hier.
00:35:26
Speaker
Ja, nein, du hast vollkommen recht.
00:35:31
Speaker
Also es fühlt sich dann wirklich, wenn ich jetzt Menschen zuhöre oder auch mir selbst, wurscht ob die jetzt bei mir im Studio sind oder wenn ich etwas selbst als Konsument mir anhöre, dann
00:35:50
Speaker
Mir fällt leider nie ein passendes deutsches Wort ein.
00:35:52
Speaker
Ich bin kein großer Freund von Anglizismen, aber it resonates.
00:35:57
Speaker
Es schwingt, es löst etwas in mir aus.
00:36:01
Speaker
Und je nachdem, was das ist, das kann auch wirklich Betroffenheit oder Traurigkeit sein, wenn das jetzt eine wirklich, wirklich gut gesprochene Nazi-Doku ist.
00:36:11
Speaker
Dann heule ich da.
00:36:12
Speaker
Dann bin ich da.
00:36:15
Speaker
dann übertragen sich so viele Emotionen und so viele Haltungen zu dem, was der mir jetzt oder die mir jetzt gerade sagen.
00:36:33
Speaker
Aber im besten Fall sind es keine Wertungen.
00:36:35
Speaker
Also das ist eigentlich nur ein Gefühlsangebot.
00:36:39
Speaker
Mhm.
00:36:41
Speaker
der Sprecher oder die Sprecherin kauen mir jetzt nicht vor, was ich zu fühlen habe, sondern sie lassen sich auf die inhaltliche und auf die Subtextebene beim Sprechen total ein.
00:36:58
Speaker
Und dann wird es mehr als nur gut gelesen.
00:37:02
Speaker
Dann wird es erzählt und gestaltet und mit Leben gefüllt.
00:37:07
Speaker
Und
00:37:10
Speaker
Dann erreicht es mich auch.
00:37:12
Speaker
Dann überträgt sich mit dem Schall die Intention, die Absicht, das Gefühl, die Haltung.
00:37:22
Speaker
Ein Hauch dessen, was der Sprecher oder die Sprecherin für ein Wertesystem hat, wie die sich dazu anwenden.
00:37:31
Speaker
Ja, wie sie sich dazu stellen.
00:37:35
Speaker
Und das ist dann für mich als Zuhörer der...
00:37:42
Speaker
wie sagt man da der andockpunkt oder die die möglichkeit dieses gefühl in mich rein zu lassen und zu schauen was macht es was löst es in mir aus und wenn es etwas auslöst dann ist es egal ob es also ob die emotionen positiv oder negativ ist dann ist es schon mal ziemlich gut ja und die besten sprecher und sprecherinnen
00:38:09
Speaker
die ich gehört habe oder wenn ich so analysieren darf, sind die, die sich vollends auf die Subtextebene, auf die Gefühle, auf die Ansprechhaltung, auf diese nicht handwerklichen, materiellen Dinge,
00:38:29
Speaker
einlassen und darauf vertrauen, dass die oberflächliche Gestaltung, also die Melodie, die Phrasierung, die Atmung usw.
00:38:39
Speaker
dann schon so richtig aus ihnen herausfallen werden.
00:38:46
Speaker
wie es gerade passt.
00:38:48
Speaker
Ich nenne das die Heisenbergsche unschärfe Relation in der Kreativität.
00:38:53
Speaker
Oh, ein geheimer Physiker.
00:38:55
Speaker
Geil, ne?
00:38:57
Speaker
Ich verstehe das überhaupt nicht, das Ding.
00:38:59
Speaker
Aber es besagt irgendwie, dass man von einem Teilchen nicht gleichzeitig die Position und die Geschwindigkeit bestimmt.
00:39:05
Speaker
Für mich bedeutet das, wenn ich auf der Bühne stehe,
00:39:09
Speaker
und mich wirklich auf eine Rolle, auf eine Emotion, auf eine menschliche Situation einlasse, dass ich gleichzeitig die Kontrolle darüber aufgeben muss, wie das rüberkommt.
00:39:21
Speaker
Ja, ganz genau.
00:39:23
Speaker
Und dass ich, wenn ich einen guten Regisseur habe,
00:39:25
Speaker
mich darauf verlassen kann, dass der das dann schon macht, wenn da was nicht stimmt.
00:39:29
Speaker
Aber wenn ich versuche, gleichzeitig Regie zu führen oder gleichzeitig zu kontrollieren, wird eben diese emotionale Schwingung immer irgendwie begrenzt oder unkonkret werden oder so.
00:39:39
Speaker
Total.
00:39:40
Speaker
Und meine Schauspielerin hat das anders genannt.
00:39:43
Speaker
Die hat gesagt, es gibt zwei Phasen in der Schauspielarbeit.
00:39:49
Speaker
Das eine ist die, wo man tatsächlich etwas entstehen lässt.
00:39:52
Speaker
Und das ist eben...
00:39:55
Speaker
Man könnte sagen ein passiver Zustand oder die weibliche Energie, dass man sozusagen etwas in sich ausbreiten lässt, dass sich etwas in dir formt und dass es zulässt.
00:40:06
Speaker
Und das nächste ist aber, dass du es dann präsentierst.
00:40:10
Speaker
Und wenn du diese beiden Phasen oder diese beiden Prozesse durcheinander bringst, dann wird da nie besonders viel Neues daraus entstehen.
00:40:19
Speaker
Ja, oder wenn du dich nur auf einen der beiden Prozesse konzentrierst.
00:40:24
Speaker
Genau, ganz viele Leute, es gibt Leute, die gehen auf die Bühne und du siehst genau, die ziehen eine Schublade auf, die schon mal funktioniert hat.
00:40:34
Speaker
Ja, ich nenne das die Patrick-Komfortzone, die jeder hat.
00:40:39
Speaker
Ich glaube, jeder hat das.
00:40:40
Speaker
Und eine der Aufgaben von einem guten Regisseur ist, dass du einen Schonraum aufmachst, in dem man sich traut, was Neues zu entwickeln, was man noch nie erlebt hat, was man noch nie zugelassen hat, worüber man sich noch nie eingelassen hat.
00:40:56
Speaker
Und dann diese Magie zu erleben, dass es so geil ist, dass du denkst, okay, wow, jetzt weiß ich wieder, wofür ich das gelernt habe oder so.
00:41:05
Speaker
Aber manche oder viele Regisseure erzeugen eher eine Stimmung, wo du von Anfang an das Gefühl hast, du musst dich eigentlich behaupten.
00:41:13
Speaker
Du musst dich verteidigen, du musst dich in Acht nehmen, du musst für deine eigene Sicherheit sorgen.
00:41:21
Speaker
Völlig anderer Arbeitsprozess.
00:41:22
Speaker
Also in meinem Empfinden sind das dann keine guten Regisseure.
00:41:26
Speaker
Aber ich glaube auch, meine Theorie, warum das so ist und jeder Mensch hat das, diese Komfortzone oder dieses Zurückfallen lassen auf etwas, auf eine Schublade, wie du es genannt hast, die funktioniert, das ist keine Faulheit oder so.
00:41:40
Speaker
Das ist, glaube ich,
00:41:43
Speaker
habe ich immer noch einen Evolutionsbiologen auf meiner Liste, den ich dazu mal befragen möchte.
00:41:49
Speaker
Und zwar ist das ein Energieeffizienz-Ding, glaube ich.
00:41:53
Speaker
Nämlich, dass das Gehirn ja an sich schon im Ruhezustand so viel Energie verbraucht, 20 Prozent unseres gesamten Energieaufwandes.
00:42:03
Speaker
Ja, du weißt das auch.
00:42:07
Speaker
Und da machen wir noch gar nichts.
00:42:08
Speaker
Also da popeln wir noch nicht mal in der Nase oder so.
00:42:12
Speaker
Stand-by-Mode.
00:42:14
Speaker
Ja, genau.
00:42:16
Speaker
Und das Sprechen und das Spielen und das Gestalten erfordert unheimlich viel Energie, unheimlich viel Kraft und
00:42:25
Speaker
Willen, sich da aus diesem energieeffizienten Zustand rauszubewegen.
00:42:30
Speaker
Man muss an wahnsinnig viele Sachen gleichzeitig denken.
00:42:32
Speaker
An saubere Betonung, an Lautformung, an richtiges Atmen, ans Stützen, an den Bogen.
00:42:39
Speaker
Ich muss am Satzanfang schon wissen, wo ich am Satzende hin will.
00:42:43
Speaker
Was ist der größere Sinnabschnitt dieses Absatzes?
00:42:46
Speaker
Was ist meine Absicht dahinter?
00:42:48
Speaker
Welches Gefühl liegt da?
00:42:49
Speaker
Wer bin ich?
00:42:50
Speaker
Wen spreche ich an?
00:42:52
Speaker
Was für ein Medium ist da überhaupt involviert?
00:42:54
Speaker
Habe ich jetzt nur meine Stimme oder kann ich mein Gesicht auch hinhalten?
00:42:57
Speaker
Und das ist wahnsinnig anstrengend.
00:43:01
Speaker
Da muss man sich herausarbeiten.
00:43:04
Speaker
Und evolutionsbiologisch sind wir aber die letzten, keine Ahnung, wie viele tausend Jahre darauf getrimmt, mit möglichst wenig Energieverbrauch durch den Tag zu kommen, weil...
00:43:15
Speaker
Sonst müssten wir die ganze Zeit uns mehr Energie zuführen.
00:43:18
Speaker
Und wer weiß, wann man das nächste Mal ein schwächeres Tier findet, das man fressen kann.
00:43:24
Speaker
Genau, oder die nächste Heidelbeere oder so.
00:43:26
Speaker
Ja, das ist die auch da gesehen.
00:43:31
Speaker
Und dann ist es wirklich so ein tief verankertes menschliches Bedürfnis, wenn man schon mal was gefunden hat, was funktioniert.
00:43:38
Speaker
Das wurde schon abgenommen, das wurde schon abgesegnet damals.
00:43:41
Speaker
Die letzten fünf Imagefilme hat es doch auch funktioniert.
00:43:44
Speaker
Dann macht man erst mal das und schaut, wie weit man damit kommt.
00:43:47
Speaker
Aber das verzaubert mich halt meistens nicht.
00:43:50
Speaker
Aber richtig gut wird es erst, wenn man da dann anfängt zu arbeiten.
00:43:54
Speaker
Und dann...
00:43:56
Speaker
fangen die Leute an zu schwitzen, inklusive wir dann wirklich.
00:43:59
Speaker
Also physisch, die stehen dann in der Kabine und sind dann so nach einer Viertelstunde, kann ich die Tür aufmachen, es ist so schweineheiß hier drin.
00:44:06
Speaker
Und die laufen dann richtig auf Hochtouren.
00:44:08
Speaker
Aber dann weißt du, was du getan hast.
00:44:09
Speaker
Wie so ein Generator, der einfach Wärme und Energie abstrahlt, weil die sich auf so viel konzentrieren und dann hast du diese Sisyphus-Arbeit, dann fällt wieder irgendwas hinten runter, dann hast du dich veratmet oder hast vergessen zu atmen und dann
00:44:26
Speaker
Irgendwie die Absicht dahinter.
00:44:27
Speaker
Und dann merkt der Regisseur das auch noch und sagt, können wir das bitte nochmal?
00:44:31
Speaker
Genau.
00:44:32
Speaker
Und meine Aufgabe als Regisseur ist es dann aber, denjenigen auf die
00:44:38
Speaker
auf die Essenz hinzuweisen und ihm das Selbstvertrauen zu geben, sich aus dieser Komfortzone rauszubewegen.
00:44:47
Speaker
Das ist auch eine psychologische Arbeit.
00:44:49
Speaker
Ich würde sogar sagen, es ist eine therapeutische Arbeit, weil da viele Dinge reinkommen, die man so erlebt hat, wo man sich nicht drüber traut.
00:44:57
Speaker
Es gibt immer Gründe.
00:44:58
Speaker
Genau, die einen geprägt haben, dass man das jetzt so macht und nicht weitergeht oder es nicht von sich preisgibt, diese Schwäche.
00:45:05
Speaker
Es ist ja oft auch eine Verletzlichkeit und eine
00:45:08
Speaker
Weil je mehr du etwas abseits des Gewohnten, Bekonnten und Tausendmal Probierten machst, desto höher ist die Chance, dass du glorreich scheiterst und es völlig daneben geht.
00:45:20
Speaker
Und dann erst mal dieses Vertrauen zu etablieren, zu sagen, hey, das ist wirklich ein safe space, das ist deine Zeit.
00:45:28
Speaker
Niemand wehrt dich hier, es wird nichts diesen Raum verlassen,
00:45:32
Speaker
was du und ich nicht beide für gut befinden und worauf wir uns einigen, dass du dich damit gut repräsentiert fühlst und so.
00:45:40
Speaker
Und das braucht man manchmal echt.
00:45:43
Speaker
Das ist, wenn du halt im Studio produzierst und so halt so.
00:45:46
Speaker
Aber im Schauspiel, wenn du auf der Bühne stehst,
00:45:49
Speaker
Also ich kenne es jetzt aus einem Musical halt, wenn du ein Stück achtmal die Woche, ein, zwei, drei, vier, meine nächste Produktion habe ich fünf Jahre lang gespielt, immer wieder spielst und spielst,
00:46:04
Speaker
Du weißt, die allermeisten Leute, die da im Publikum sitzen, sitzen zum ersten Mal drin.
00:46:10
Speaker
Die haben nichts davon, dass du es vor zwei Tagen total brillant abgeliefert hast.
00:46:13
Speaker
Und die merken auch, ich habe mir auch viele Musicals angeguckt.
00:46:20
Speaker
Und diese Krankheit, die darin besteht...
00:46:23
Speaker
Dass man merkt, es wird immer schneller, die Leute hören einander nicht mehr zu, sondern es wird sozusagen so ein Klack, Klack, Klack, Klack.
00:46:29
Speaker
Das sind ja schlechte Musicalproduktionen, aber es gibt ja auch das andere.
00:46:34
Speaker
Es gibt ja auch wirklich Leute, ich weiß nicht, ich hatte eine Kollegin in 1997, da warst du gerade.
00:46:41
Speaker
Noch ganz klein.
00:46:42
Speaker
Da war ich in Duisburg und habe eine Kollegin auf der Bühne gehabt, die hat jeden Abend als Fantin mich zum Heulen gebracht.
00:46:54
Speaker
Jeden Abend.
00:46:55
Speaker
Das ist doch geil.
00:46:56
Speaker
Die hat sich jedes Mal so drauf eingelassen, dass ich wirklich so, oh Scheiße.
00:46:59
Speaker
Also da ist so eine...
00:47:03
Speaker
Da kann so was Anarchisches sein im kreativen Prozess, was sich auf gar nichts verlässt, was sich nichts bedient, was es schon mal gegeben hat, sondern wirklich bereit ist, in diesem Moment alles, was es schon mal gab, in Frage zu stellen und nochmal neu loszulegen.
00:47:23
Speaker
Ich habe das auch nicht wirklich, also manchmal komme ich in so einen Flow, wo das für mich funktioniert.
00:47:31
Speaker
Aber ich bin nicht so ein Junkie für dieses Gefühl, dass ich da ständig hinterher wäre.
00:47:37
Speaker
Aber die Leute, die ich wirklich bewundere in unserem Job, die gehen jeden Tag dieses Risiko ein, glorreich zu scheitern.
00:47:53
Speaker
Und meistens tun sie es nicht und dann ist es so geil.
00:47:57
Speaker
Ja, das ist auch, ich finde das total bewundernswert.
00:48:01
Speaker
Das ist ein Schweine, Riesenhaufen Arbeit.
00:48:06
Speaker
Wie gesagt, ich habe es nicht beforscht oder so, aber ich glaube wirklich, dass das mit dem...
00:48:16
Speaker
mit dem Energieaufwand, den wir da leisten müssen.
00:48:18
Speaker
Weil die sind ja auch wirklich fertig, die Menschen dann danach, wenn sie sowas so gespielt haben.
00:48:23
Speaker
Ja, und viele müssen sich irgendwie wieder runterholen mit Drogen oder mit Sex oder mit ganz viel Essen.
00:48:28
Speaker
Was auch immer.
00:48:29
Speaker
Du begibst dich in einen Energiezustand, in dem du eigentlich nichts mehr unter Kontrolle hast.
00:48:33
Speaker
Du bist eigentlich in diesem roten Bereich, wenn du ein Auto wärst, von der Drehzahl.
00:48:39
Speaker
Und nicht umsonst ist man rechtlich geimpft.
00:48:41
Speaker
gesehen, ich glaube eine halbe Stunde nach der Vorstellung gilt man als nicht zurechnungsfähig.
00:48:46
Speaker
Es gibt da irgendwie so eine Gerichtsentscheidung, wo ein Schauspieler jemanden geoffeigt hat nach der Show, eine Viertelstunde nach der Show und es hieß dann, der war ja noch nicht wieder zu... Ich weiß nicht, ob das noch gilt, aber es gab mal so ein Gerichtsurteil.
00:48:59
Speaker
Manche vielleicht reden sich auch noch so.
00:49:01
Speaker
So, jetzt kommt meine große Theorie zur KI.
00:49:05
Speaker
Oh ja.
00:49:08
Speaker
Einstein soll mal gesagt haben,
00:49:11
Speaker
Dummheit heißt, immer wieder dasselbe zu tun und ein neues Ergebnis zu erwarten.
00:49:16
Speaker
Das ist jetzt nicht wörtlich zitiert, aber so habe ich es mir gemerkt.
00:49:20
Speaker
Wenn man jetzt davon ausgeht, dass KI alles benutzt, was schon mal gemacht wurde und der eigentliche kreative Prozess aber darin besteht, tatsächlich in dem Moment, im Moment etwas Neues zu erfinden,
00:49:34
Speaker
Dann ist es so ein riesiger Unterschied zwischen echter Kreativität und dem, was uns über KI als Intelligenz verkauft wird, dass man das eigentlich nur als Dummheit bezeichnen kann.
00:49:49
Speaker
Ich habe das Gefühl, bei all diesen Diskussionen, die ich in den letzten zwei, drei Jahren irgendwie über das Thema KI mitbekommen habe und natürlich auch den Angstzuständen, in die einen das dann zwischendurch versetzt, eigentlich bin ich überzeugt, dass da irgendwie eine große Dummheit drin steckt.
00:50:08
Speaker
Ja.
00:50:09
Speaker
Und als ich das sozusagen auf dieses Einstein-Zitat angewendet habe, habe ich gedacht, eigentlich total offensichtlich.

Begrenzungen der KI in der Kreativität

00:50:17
Speaker
Ja, also es klingt total plausibel für mich.
00:50:21
Speaker
Also mit KI hast du ja bei mir in ein Wespennest gestochen.
00:50:25
Speaker
Ganz zufällig.
00:50:28
Speaker
Das wird eine lange Folge.
00:50:33
Speaker
Nein, also was ich auf jeden Fall unterschreiben kann.
00:50:36
Speaker
Also grundsätzlich würde ich mal zwei Dinge ganz, ganz...
00:50:41
Speaker
rudimentär trennen, bevor wir jetzt in die Sache reingehen.
00:50:45
Speaker
Und das ist das Narrativ, das um KI herum aufgebaut wird, der Sales Pitch, die Marketingmaßnahmen, die ganzen tausend Jahre hingeprompteten, 30-sekündigen Promo-Videos auf LinkedIn und so weiter, die uns suggerieren sollen, das geht doch spielend leicht, schau mal, was das jetzt alles kann.
00:51:07
Speaker
Und das, was es eigentlich ist,
00:51:09
Speaker
und was es eigentlich kann.
00:51:10
Speaker
Das sind zwei wirklich sehr verschiedene Paare Schuhe.
00:51:14
Speaker
Und das muss man sich einfach bewusst sein.
00:51:16
Speaker
Und mit dieser Brille, mit diesem doppelten Boden muss man, finde ich, alles konsumieren, was einem so entgegengeworfen wird.
00:51:25
Speaker
Weil man kommt ja seit zwei Jahren nicht mehr drum herum.
00:51:27
Speaker
Selbst die größten Mainstream, Tagesschau und so weiter berichten so.
00:51:33
Speaker
paraphrasiert, KI ist unumgänglich, es wird alles unsere gesamte Arbeitswelt verändern, wir müssen uns eigentlich jetzt mal schmeidig schnell warm anziehen und schnell irgendwelche Tech-Kompetenzen aufbauen, weil sonst sind wir alle am Arsch.
00:51:48
Speaker
Genau.
00:51:49
Speaker
Das finde ich grundsätzlich erst mal
00:51:51
Speaker
als Konsument scheiße und habe aber als Werbesprecher den allergrößten Respekt vor diesem Sales Pitch, der beste Sales Pitch ist, den ich jemals erlebt habe, dass ich wirklich den Hut ziehen muss und sagen muss, ey,
00:52:08
Speaker
Sehr fair, wenn du das so sehen kannst.
00:52:10
Speaker
Ihr geilen Typen, ihr habt es geschafft, dass Präsidenten und irgendwelche EU-Kommerzienrat, sage ich schon, Kommissionspräsidentinnen und so weiter euch aus der Hand fressen.
00:52:24
Speaker
Und bestehende Gesetze ändern, Jahrzehnte, Konventionen und Spielregeln, auf die wir uns schon seit Jahrzehnten geeinigt haben, in Frage stellen und sagen, ja Moment, jetzt kommt aber was, was uns irgendwie vielleicht den Arbeitsalltag etwas effizienter gestalten könnte.
00:52:40
Speaker
Also müssen wir das mit dem Urheberrecht und mit dem Datenschutz, das müssen wir jetzt leider über Bord werfen.
00:52:45
Speaker
Weil das passt.
00:52:47
Speaker
Wir können nicht den Fortschritt ausbremsen und wir wollen nicht die FOMO-Geschichten und so.
00:52:56
Speaker
Was es aber eigentlich ist und das fand ich sehr, sehr schön.
00:53:01
Speaker
Ich weiß leider nicht mehr, wer es zuerst gesagt hat, deswegen werde ich jetzt keinen Credit nennen, aber Very Expensive Autocomplete.
00:53:08
Speaker
Das hat es so runtergebrochen auf das, was es ist und was es kann.
00:53:13
Speaker
Es ist ein Wahrscheinlichkeitsrechner, der alles schon mal gesehen und gehabt hat, der aber nicht mehr und nicht weniger kann, als eine Wahrscheinlichkeit zu berechnen, welches Wort, welcher Ton, welches Pixel, was auch immer,
00:53:30
Speaker
als nächstes am wahrscheinlichsten käme, um dem zu entsprechen, was wir von ihm wollen.
00:53:39
Speaker
Und das beinhaltet aber keinerlei Absicht.
00:53:44
Speaker
Es löst kein Problem.
00:53:49
Speaker
Deswegen bin ich jetzt nicht der Erste, der das sagt, aber der Begriff der Intelligenz ist eine völlige Themaverfehlung.
00:53:55
Speaker
In den 60er Jahren erfunden worden ist.
00:53:57
Speaker
Genau, das ist auch Teil des Marketingkonzepts, um überhaupt erstmal Fördergelder zu bekommen.
00:54:02
Speaker
Das klingt ja total attraktiv im Vergleich zu, ja wir wollen irgendwie besseres Machine Learning haben oder so.
00:54:10
Speaker
Das ist nicht ganz so attraktiv.
00:54:12
Speaker
Da butter ich nicht 100 Milliarden im Jahr rein.
00:54:15
Speaker
Da knirscht es gleich im Hinterkopf.
00:54:16
Speaker
Ja genau, da denke ich mir so, wie, Maschine soll doch gar nichts lernen, die soll einfach machen, worauf wir keinen Bock haben.
00:54:23
Speaker
Und da waren sie schon sehr schlau und haben gesagt, okay,
00:54:28
Speaker
Irgendwie Artificial Intelligence und so.
00:54:32
Speaker
Und das wird uns jetzt suggeriert.
00:54:35
Speaker
Und wenn man genau hinhört, dann lebt diese gesamte Industrie von den Zukunftsversprechen.
00:54:41
Speaker
Bald wird es das können.
00:54:42
Speaker
Und gib uns nochmal eine Investitionsrunde.
00:54:44
Speaker
Wir brauchen nochmal 500 Milliarden Dollar und drei Serverzentren und noch bessere Grafikchips.
00:54:49
Speaker
Und noch mehr Trainingsdaten.
00:54:51
Speaker
Und dann vertraut uns, bleibt noch kurz dran.
00:54:53
Speaker
Wir sind gleich soweit, bald schon vielleicht.
00:55:01
Speaker
Und dem gehen halt alle auf den Leim.
00:55:03
Speaker
Also nicht alle, aber die Entscheider, die sozusagen die Macht hätten, das zu regulieren.
00:55:11
Speaker
Die ganzen Hedgefundmanager, die da Kohle reinbuttern, in der Erwartung, okay, jetzt bald,
00:55:18
Speaker
wird uns das aber ordentlichen Return on Investment bringen.
00:55:21
Speaker
Ja, richtig, genau.
00:55:23
Speaker
Und das ist auch meine Hoffnung.
00:55:26
Speaker
Ich bin ja sehr aktiv in der Lobbyarbeit für Kreative und habe auch versucht, den AI-Act mitzugestalten mit Gesetzesinitiativen, nicht ich persönlich, sondern, ja, ich persönlich, aber mit den United Voice Artists, mit dem Sprecher-Dachverband,
00:55:44
Speaker
Du hast dich da vor reingehängt.
00:55:45
Speaker
Du bist in den letzten Jahren wirklich voll eingestiegen mit allem, was du hast, mit aller Erfahrung, die du hast, mit aller menschlichen Energie, mit aller Leidenschaft.
00:55:53
Speaker
Ich ziehe absolut den Hut, dass du dich da so reingeschnissen hast.
00:55:58
Speaker
Ich habe eine Idee für eine Traumrolle für dich, die du vielleicht doch eines Tages spielen kannst, den Don Quixote.
00:56:03
Speaker
Oh, ja, den fühle ich sehr die letzten zwei Jahre.
00:56:08
Speaker
Den fühle ich sehr.
00:56:09
Speaker
Und der ist auch, ich bin auch wirklich sehr frustriert, muss ich sagen.
00:56:13
Speaker
Es ist wirklich hart, wenn du als Lobbyorganisation, die sich vielleicht zwei, drei Anwälte leisten kann,
00:56:23
Speaker
Dann siehst, wie dann die Ergebnisse sind und wie sich dann plötzlich wieder alles vergessen ist, nachdem du dir endlich den einen Termin in Brüssel erkämpft hast beim Handelskommissar XY oder so.
00:56:36
Speaker
Und dann liest du am nächsten Tag in der Zeitung, ja, das war jetzt schon das fünfte Abendessen zwischen Sam Altman und Ursula von der Leyen in den letzten sechs Wochen oder so.
00:56:44
Speaker
Und dann ist plötzlich wieder alles vom Tisch, was dir...
00:56:46
Speaker
Und das zeigen auch die Ergebnisse jetzt in diesem Code of Conduct, in diesem, sag ich jetzt mal, ich will jetzt auch gar nicht zu technisch werden, aber die Industrieseite lobbyiert halt mit unglaublich viel mehr.
00:56:59
Speaker
Wenn wir drei Anwälte haben, haben die 300 und die haben ganze Firmen, die nur dafür da sind, ihre Interessen da durchzuboxen, scheißegal, so um welchen Preis.
00:57:10
Speaker
Trotzdem, glaube ich, muss man diese Arbeit machen, auch wenn sie super frustrierend ist, weil ich persönlich allein um mich vor der Frustration und der potenziellen Depression, die dem folgt, beschützen möchte,
00:57:28
Speaker
wenn wir zwar scheitern aber ich dann das gefühl habe ich hätte nicht alles versucht ja und so kann ich mir aber in den spiegel schauen und sagen hey ich habe in den arsch aufgerissen mit auch mit wirklich einigen sehr sehr hellen köpfen und und schlauen menschen auf der ganzen welt die alle sage ich jetzt mal für das menschliche für die kunst für die kreativität kämpfen und sagen dass
00:57:47
Speaker
darf nicht einfach so vergewaltigt und ausgeraubt und im straßengraben liegen gelassen werden so wenn man jetzt etwas dramatische worte wählen möchte aber man kann es ruhig mal so aber ja und dann bin ich zumindest mit mir im reinen dass ich sagen kann hey ich habe wirklich alles mit mir menschenmögliche getan und
00:58:10
Speaker
Und jetzt kann ich guten Gewissens irgendwas anderes machen.
00:58:15
Speaker
Aber das wird nicht kommen, weil, und jetzt schließe ich die große Klammer, die ich am Anfang eigentlich ziehen wollte, weil ich glaube, dass der Kapitalismus den
00:58:26
Speaker
die AI-Bubble platzen lassen wird.
00:58:29
Speaker
Irgendwann wird der Kapitalismus, der sie hervorgebracht hat, sie auch wieder auffressen.
00:58:34
Speaker
Genau, weil die Systeme einfach nicht rentabel sind.
00:58:40
Speaker
Die machen jeden Tag Millionenverlust.
00:58:44
Speaker
Millionen.
00:58:45
Speaker
Und wirklich jeden Tag.
00:58:46
Speaker
Das ist nicht übertrieben.
00:58:49
Speaker
Ich habe jetzt keine aktuellen konkreten Zahlen im Kopf, aber die machen...
00:58:55
Speaker
8 Milliarden Verlust jedes Jahr, so eine Firma.
00:58:58
Speaker
Und die leben nur von dem Versprechen, bald haben wir allgemeine künstliche Intelligenz und dann wird es richtig geil, Leute.
00:59:06
Speaker
Also gebt uns lieber nochmal 100 Milliarden, liebes Hedge Fund Manager Team oder liebe so große Investoren.
00:59:12
Speaker
Und das sind ja keine Samariter.
00:59:14
Speaker
Das sind hart wirtschaftlich denkende Menschen.
00:59:18
Speaker
Und spätestens nach fünf Jahren werden die sagen, TikTok, motherfucker, wo ist mein Return on Investment?
00:59:24
Speaker
Und dann werden ganz, ganz viele Firmen sehr schnell pleite gehen.
00:59:28
Speaker
Und es werden vier große übrig bleiben, die so too big to fail sind.
00:59:32
Speaker
Microsoft, Amazon, keine Ahnung.
00:59:37
Speaker
Aber... Vielleicht wird Google auch dabei sein.
00:59:40
Speaker
Dein Wort in Gottes Ohr.
00:59:42
Speaker
Ich meine...
00:59:43
Speaker
Nein, ich weiß es nicht.
00:59:44
Speaker
Aber ich glaube tatsächlich, das ist ein versöhnlicher Gedanke, weil ich sehe, wie der Regulationsprozess abläuft, dass der dem nicht genügend Einhalt gebieten können wird, fürchte ich.
00:59:59
Speaker
Mit der Transparenz, die wir brauchen, bei den Trainingsdaten, mit der Handhabe, die wir gegen außereuropäische Unternehmen, sozusagen die Hebel, die wir anwenden können auf judikativer Ebene,
01:00:12
Speaker
Und das sind ja quasi alle außereuropäische Unternehmen.
01:00:17
Speaker
Die Regulierung ist immer hinter der kriminellen Energie hinterher, oder?
01:00:20
Speaker
Also ich nenne es jetzt kriminelle Energie.
01:00:23
Speaker
Wir kommen ja eigentlich schon weit in die Ecke der Verschwörungstheorie rein.
01:00:26
Speaker
Das hat mit Verschwörung eigentlich nichts zu tun.
01:00:28
Speaker
Es ist einfach nur die Tatsache, dass es eben sehr viele Leute gibt, die ihre Macht und ihr Geld ausnutzen, um vor allem sich selbst zu nutzen, obwohl sie wissen, dass es ganz vielen Leuten schadet.
01:00:40
Speaker
Ja, ich finde, es kommt eher in einen religiösen Bereich.
01:00:43
Speaker
Also es ist ja nicht eins.
01:00:45
Speaker
Ja, das stimmt.
01:00:45
Speaker
Aber so in einen Sektenartigen.
01:00:47
Speaker
Es gibt so die Believer, die sagen, ja...
01:00:50
Speaker
bald werden sie kommen, die menschlich denkenden Maschinen und so.
01:00:57
Speaker
Und es gibt dann die Doomer, die sagen irgendwie, ja, Terminator, Skynet, the end is nigh.
01:01:04
Speaker
Und wir werden alle, wir haben uns geschaufen, unser eigenes Grab.
01:01:09
Speaker
Und dann gibt es halt noch die Leute dazwischen, die sagen, das geht mir richtig auf den Sack, was ihr da die letzten, in Wahrheit schon zehn Jahre gemacht habt.
01:01:17
Speaker
Weil wir kriegen ja nur die letzten zweieinhalb Jahre mit, so ungefähr seit es im Markt ausgerollt wird.
01:01:23
Speaker
Aber trainiert und gesammelt und so weiter wird schon seit acht bis zehn Jahren.
01:01:28
Speaker
Es redet nur keiner drüber.
01:01:30
Speaker
Und es wird auch noch, hoffe ich, irgendwann ein Nachspiel haben, was es eigentlich mit dieser ganzen Man hofft dann immer so ein bisschen auf Aufarbeitung.
01:01:38
Speaker
Da sind die meisten dann schon dabei, das nächste Projekt zu starten.
01:01:43
Speaker
Das ist schwierig.
01:01:46
Speaker
Es gibt ja auch diesen schönen Spruch, you can fool some people some of the time, but you can fool all of the people all of the time.
01:01:56
Speaker
Und da glaube ich tatsächlich dran,
01:02:01
Speaker
Es ist nicht aus dem Song.
01:02:03
Speaker
Entschuldige.
01:02:04
Speaker
Es kommt mir jetzt gerade so eine bekannte Song-Lyric vor, aber ich komme gerade nicht drauf.
01:02:09
Speaker
Wahrscheinlich hat es Aristoteles gesagt oder sowas.
01:02:12
Speaker
Aber es wird ja gerne wieder aufbereitet.
01:02:14
Speaker
Aber ich habe in dem Gespräch mit Daniel Erl von Eleven Media, habe ich auch gedacht, der hat eine sehr angenehme Art, das auf den Punkt zu bringen.
01:02:26
Speaker
Und das gibt Hoffnung.
01:02:28
Speaker
Mhm.
01:02:30
Speaker
Also dass es sich tatsächlich irgendwie in den Schwanz beißt.
01:02:37
Speaker
Für mich ist sozusagen der innere Trick, den ich anwende, immer, dass ich sage...
01:02:45
Speaker
Das, was menschliche Intelligenz, und da ist emotionale Intelligenz dabei, seelische Intelligenz dabei, psychische, all dieses sozusagen ist dabei, was das unterscheidet von künstlicher Intelligenz, ist so besonders,
01:03:11
Speaker
Ich glaube, Daniel hat gesagt, die Leute, die das entwickeln, die hören den Unterschied nicht.
01:03:15
Speaker
Ja, das fand ich auch so geil.
01:03:17
Speaker
Gott sei Dank.
01:03:19
Speaker
Aber ich meine, wie logisch eigentlich.
01:03:21
Speaker
Ist so besonders, dass wir, die wir eben diese Sensibilität für den Unterschied haben, uns noch mehr darauf werfen sollten und noch mehr darauf verlassen sollten, dass das, was wir tun,
01:03:34
Speaker
besonders ist.
01:03:35
Speaker
Dass es sich lohnt, aus den 20% Stand-by-Modus des Gehirns rauszukommen, sich in diesen unbequemen, gefährlichen, angreifbaren Zustand der Kreativität zu versetzen, wirklich ins Gespräch zu gehen, wirklich mitzufühlen mit Menschen, wirklich das Risiko einzugehen, verletzt zu werden, berührt zu werden,
01:04:03
Speaker
Weil es gibt keine Alternative.
01:04:05
Speaker
Ja, zu dem, was du sagst, fallen mir ein paar Sachen ein.
01:04:08
Speaker
Ich versuche sie alle zu behalten, aber ich fange kurz mit einer Anekdote aus tagesaktuellem Anlass an.
01:04:15
Speaker
Nämlich in den USA hat eine große Radiosenderkette oder ein Konglomerat aus Sendern gerade eine Presseaussendung rausgebracht, dass sie so glücklich verkündet haben, dass sie jetzt die ganzen ModeratorInnen
01:04:35
Speaker
ersetzt haben und die OffsprecherInnen durch KI-Stimmen.
01:04:39
Speaker
Und das Framing fand ich so geil, weil, okay, ja, das ist passiert, das ist halt einfach eine wirtschaftliche Entscheidung, aber das Framing fand ich so geil, dass sie das argumentiert haben, weil sonst hätten wir urviele Leute entlassen müssen.
01:04:54
Speaker
Und so konnten wir diese Leute angestellt lassen und durch eine Effizienzsteigerung in diese... Da hast du so richtig gehört, wie die Sprechenden, das sind keine Menschen.
01:05:07
Speaker
Die schneiden einfach die gut qualifizierten Leute raus
01:05:10
Speaker
Die Selbstständigen, die du dir teuer zukaufen musst.
01:05:13
Speaker
Und die auch selbstständig denken und vielleicht auch manchmal unbequem sind, die nehmen wir einfach raus.
01:05:17
Speaker
Das ist so symptomatisch, wie die Amis da teilweise denken, damit sie die Angestellten, die feste Angestellten, die eh so schutteln und die nicht so viel kosten, wie auch immer, da behalten können.
01:05:31
Speaker
Also dieses Framing von aus der Not eine Tugend zu machen, das ist mir dazu eingefallen.
01:05:37
Speaker
das andere war jetzt will ich mir nicht zu weit ausholen aber was
01:05:48
Speaker
Es wird auf jeden Fall in nächster Zeit, in absehbarer Zeit, und es gibt auch jetzt schon zwei Märkte geben.
01:05:55
Speaker
Es gibt auch jetzt schon zwei Märkte und es wird auch noch längere Zeit zwei Märkte geben.
01:05:59
Speaker
Nämlich der Markt, wo die Qualität egal ist.
01:06:02
Speaker
Es muss nur irgendwie sendefähig sein, technisch den Zweck erfüllen und dann möglichst billig sein.
01:06:11
Speaker
Und ich sage jetzt mal ganz böse und zynisch, das sind dann irgendwelche Amazon-Dropshipping-Insta-Ads oder so, wo der Betreiber sagt, es ist mir doch scheißegal, wie das klingt.
01:06:23
Speaker
Hauptsache, es wird möglichst vielen Leuten ausgespielt.
01:06:26
Speaker
Und das ist so der Low-Budget- und unteres Mittelfeld-Bereich.
01:06:32
Speaker
Und dann wird es die gehobene Mittelklasse und die Premium-Bereich.
01:06:37
Speaker
Werbemärkte, Segment dann gegeben, wo es einfach wirtschaftlich keinen Sinn macht, wenn man schon 1.000, 2.000, 300.000 in die Produktion einer Kampagne steckt und dann nochmal 1.000, 2.000, 300.000 in die Schaltung, dass man sich jetzt die 1.500.000 beim Sprecher jetzt spart.
01:06:57
Speaker
und riskiert, dass das ganze Ding einfach kacke klingt, das macht keiner.
01:07:02
Speaker
Da geht ja die ganze Kredibilität der Marke und des Unternehmens potenziell dabei drauf.
01:07:09
Speaker
Für was?
01:07:10
Speaker
Dafür, dass du dir 0,0001% des Gesamtbudgets irgendwie gespart hast?
01:07:15
Speaker
Sicher nicht.
01:07:16
Speaker
Und das höre ich auch von den großen Kunden, von den Premium-Kunden, mit denen ich zusammenarbeite, da steht es überhaupt nicht zur Debatte.
01:07:24
Speaker
Die haben das schon ausprobiert und ja, eh, aber es ist maximal mittelmäßig und das reicht einfach nicht.
01:07:30
Speaker
Und das gibt mir Hoffnung und gibt mir Zuversicht.
01:07:37
Speaker
Aber jeder muss sich ehrlich machen, in welchem Segment er gerade arbeitet.
01:07:44
Speaker
Und wenn du auf so Plattformen wie Fiverr oder Voice123 oder sowas bist,
01:07:49
Speaker
Da höre ich auch schon von vielen englischen Kollegen, da ist Wüste Gobi seit anderthalb Jahren.
01:07:54
Speaker
Da geht gar nichts mehr, weil die
01:07:57
Speaker
wo es darum geht, dass das für 150 Dollar über den Tresen geht, der Auftrag oder 50 Euro oder so, die ersetzen sehr wohl durch KI.
01:08:08
Speaker
Und die sich über Menge und Masse sozusagen rentabel oder ihren Unterhalt gesichert haben und gesagt haben, ist mir doch egal, ich schaue gar nicht so genau hin, ich sitze den ganzen Tag und warte, bis was reinkommt und dann mache ich das schnell und dafür.
01:08:20
Speaker
Die Lieblosigkeit führt nicht zur Qualität.
01:08:22
Speaker
Und die sollten sich auf jeden Fall ganz warm anziehen oder sich am besten was Neues suchen, weil der Markt wird wahrscheinlich auch nicht zurückkommen, selbst wenn die AI-Bubble platzt, weil dann wird immer noch so ein Eleven Labs wird dann irgendwie übrig bleiben oder so und die werden dann Monopolstellung auf diesem Marktsegment haben.
01:08:43
Speaker
Und irgendwie, 80 Prozent des Bedarfs wird dann von dieser Firma gedeckt.
01:08:49
Speaker
Und das andere ist ja auch, dass Menschen wirklich gerne mit anderen Menschen zusammenarbeiten.
01:08:55
Speaker
Es hat ja keiner Bock Doch, das ist auch meine Erfahrung.
01:08:59
Speaker
Es hat doch keiner Bock, den ganzen Tag nur zu prompten und zu hoffen, dass irgendwie
01:09:06
Speaker
jetzt nochmal genau dasselbe Ergebnis, der genau derselbe Output rauskommt, nur diese zwei Stellen irgendwie anders betont und da noch ein Wort ausgetauscht oder so.
01:09:16
Speaker
Nein, es haben Leute Bock drauf.
01:09:17
Speaker
Das ist ja doch deutlich zu sehen.
01:09:19
Speaker
Es ist halt auf die Dauer nicht sehr gesund, glaube ich.
01:09:23
Speaker
Es ist total mühsam.
01:09:24
Speaker
Es ist frustrierend, dass das immer noch, also immer noch, Gott sei Dank, keine Firmennamen aussprechen kann und so.
01:09:31
Speaker
Und dann ist das eh schon gestürzt.
01:09:32
Speaker
für jemanden, der Wert darauf legt, dass der Markenname richtig ausgesprochen wird.
01:09:41
Speaker
Ich weiß nicht, ob du mit deiner Prophezeiung recht behalten wirst.
01:09:46
Speaker
Dazu stecke ich glaube ich dann doch zu wenig drin.
01:09:48
Speaker
Ich finde es
01:09:51
Speaker
Für mich immer total wichtig, egal mit welchem komplexen Thema ich mich gerade auseinandersetze, was viele komplexe Themen verbreiten, so eine Ära von Hoffnungslosigkeit, weil man irgendwie denkt, sind die denn alle total bescheuert?
01:10:10
Speaker
Aber dieses Gefühl hatte ich mit 18 auch schon, wenn ich mich mit Dingen intensiv beschäftigt habe.
01:10:14
Speaker
Und was hast du dann gemacht, wenn du das früher gehabt hast, dieses Gefühl?
01:10:21
Speaker
Irgendwann bin ich für mich darauf gestoßen,
01:10:25
Speaker
Buddhismus für mir hilft, immer wieder an den Punkt zu kommen, wo ich mich nicht ohnmächtig fühle.
01:10:32
Speaker
Wo ich den nächsten Schritt finde, in dem ich mich selber frei, echt, lebendig, authentisch fühle.
01:10:41
Speaker
Und mich darauf zu verlassen, dass das auf die Dauer den höchsten Wert erzeugt.
01:10:47
Speaker
Das finde ich sehr, sehr spannend, weil ich komme gleich zu meiner Frage in Verbindung mit Buddhismus.
01:10:56
Speaker
Bei mir ist es eben dieses ins Tun.
01:11:00
Speaker
verfallen, etwas mich selbst in Bewegung zu halten und handlungsfähig zu halten, um nicht diese Ohnmachtsgefühle über mich ergehen lassen zu müssen, sondern in meinem kleinen Einflussbereich, den der Patrick irgendwie.
01:11:16
Speaker
Und den kann man ja, wenn man das möchte, auch erweitern.
01:11:20
Speaker
Man kann zum Beispiel einen Weltverband gründen und dann mit ganz schön dicken Eiern in Brüssel aufschlagen und sagen, so, pass mal auf, Leute.
01:11:29
Speaker
Das
01:11:30
Speaker
ist natürlich bescheuert aber aber ja das hilft mir total und jetzt zum buddhismus ich habe mich weil ich habe mich auch mit mit buddhismus beschäftigt und und habe auch schon wie passen gemacht und so und das taugt mir sehr grundsätzlich bin jetzt aber kein praktizierender buddhist würde mich so nicht bezeichnen aber eine der kern
01:11:51
Speaker
Werte ist ja dieses absichtslos zu sein.
01:11:58
Speaker
Und ich habe mich gestern mit jemandem darüber unterhalten, über KI, und der hat gesagt, weißt du, KI, das hat einfach keine Intention.
01:12:07
Speaker
Das hat einfach keine Absicht.
01:12:08
Speaker
Das macht einfach nur, das ist so ein Wiederkäuer.
01:12:13
Speaker
Und dann habe ich gesagt, das ist eigentlich gar kein schlechter Buddhist, oder?
01:12:17
Speaker
Ja.
01:12:19
Speaker
Einer der Gedanken, die mir heute Morgen unter der Dusche kamen, war als Titel für diese Folge KI, das Ende der Absichtslosigkeit zu nennen.
01:12:31
Speaker
Also zwei Sachen.
01:12:32
Speaker
Das eine ist, Buddhismus und Absichtslosigkeit sind nicht eins, aber es gibt so viele verschiedene Richtungen, so viele verschiedene Ansätze.
01:12:39
Speaker
Das andere ist aber, alles, was KI macht, hat ja eine ganz klare Absicht.
01:12:45
Speaker
Also ohne eine Absicht, ohne ein Prompt, ohne das, was man damit erreichen will, geht KI ja gar nicht aus dem Bett.
01:12:54
Speaker
Das ist wie Kate Moss.
01:12:55
Speaker
Also unter einem Prompt fange ich an, meinen kleinen Zeh zu bewegen.
01:13:00
Speaker
Also das wollen wir mal nicht zu fies zu Kate Moss sein, bitte.
01:13:02
Speaker
Nee, das hat sie ja mal gesagt.
01:13:03
Speaker
Ach so, wirklich?
01:13:04
Speaker
Sie hat gesagt, wenn mir nicht 30.000 Dollar angeboten werden, komme ich gar nicht aus dem Bett.
01:13:08
Speaker
Ah, okay.
01:13:09
Speaker
Dann ziehe ich dir aus.
01:13:09
Speaker
Wahrscheinlich waren es 50.000 oder keiner.
01:13:11
Speaker
Aber dieses Prinzip... Ja, ja.
01:13:14
Speaker
Ohne dass ich weiß, was ich mir davon erwarte, rühre ich keinen Finger.
01:13:19
Speaker
Das ist eigentlich KI und das ist das Gegenteil von Absichtlosigkeit.
01:13:25
Speaker
Absichtlosigkeit, also für mich, ich bin, die buddhistische Richtung, die ich praktiziere, die ich nicht mehr so gut bin.
01:13:38
Speaker
setzt sich sehr in der Gesellschaft ein, hat viele von diesen vier edlen Wahrheiten, der achtfache Faden, die ganzen Dinge sind bei uns nicht so Kern.
01:13:48
Speaker
Wir haben einfach einen ganz anderen Zugang.
01:13:50
Speaker
Das will ich mal eben außen vor lassen.
01:13:52
Speaker
Das heißt, bist du eher aus dem Zen?
01:13:54
Speaker
Nee, das ist Nietzsche-Den-Buddhismus.
01:13:57
Speaker
Nietzsche-Den.
01:13:58
Speaker
Nietzsche-Den ist eine internationale Dahlenbewegung,
01:14:05
Speaker
Und es funktioniert, ich weiß nicht, die berühmtesten Vertreter sind Herbie Hancock und Tina Turner.
01:14:10
Speaker
Also die haben dieses Nam-Joh-Deng-Gyo als Mantra und das ist sozusagen der Ausgangsbund von allem.
01:14:17
Speaker
Man chantet morgens und abends Nam-Joh-Deng-Gyo und geht sein Leben ganz normal als Mensch an, ohne zu denken, ich muss jetzt dies absichtslos machen oder ich muss von diesen Anhaftungen loslassen und so weiter.
01:14:29
Speaker
Der holt dich sozusagen da, ab wo du bist.
01:14:31
Speaker
Und ich praktiziere das jetzt seit 33 Jahren.
01:14:35
Speaker
Und ich sehe halt an den Menschen, mit denen ich gemeinsam diesen Weg gehe, was es auf die Dauer bewirkt.
01:14:45
Speaker
Aber es holt jeden Menschen an einem anderen Punkt ab.
01:14:52
Speaker
Absichtslosigkeit ist trotzdem ein Begriff, der mir total bekannt ist.
01:14:57
Speaker
Und ich finde es eben in meiner Vorstellung von Hören,
01:15:02
Speaker
Also wenn ich von Hören spreche, meine ich nicht zuhören.
01:15:07
Speaker
Zuhören ist für mich schon, da ist eine Zugewandtheit drin.
01:15:10
Speaker
Das ist ja gar nicht schlimm.
01:15:11
Speaker
Aber ich weiß, ich höre dir zu, weil du mir sympathisch bist.
01:15:14
Speaker
Weil ich davon ausgehe, dass das, was du mir erzählst, mein Leben bereichern kann.
01:15:19
Speaker
Wenn du aber als Regisseur...
01:15:23
Speaker
sitzt und etwas hörst, dann wirst du erstmal versuchen, das wertungsfrei zu hören.
01:15:27
Speaker
Vielleicht ist wertungsfrei sowas ähnliches wie absichtslos.
01:15:29
Speaker
Du wirst erstmal gucken, ich lasse das auf mich wirken und gucke, was macht das?
01:15:34
Speaker
Was ist da drin?
01:15:35
Speaker
Was kann ich daraus gestalten?
01:15:38
Speaker
Das ist eine Art von Absichtslosigkeit.
01:15:42
Speaker
Weil du weißt, einen Menschen kann ich nicht prompten, sondern um einen Menschen gut zu leiten, gut zu führen, gut zu regieren,
01:15:54
Speaker
ist es total wichtig, den ganzen Menschen mit einzubeziehen.
01:15:56
Speaker
Und das geht nicht über den Verstand alleine, es geht nicht über die Analyse alleine, kann ich noch so psychologisch geschult sein.
01:16:03
Speaker
Wenn ich nicht irgendwie den Herzschlag dieses Menschen an mein Herz ranlasse, werde ich nicht den Weg finden, diese Person gut zu coachen, gut zu beraten, gut zu begleiten.
01:16:15
Speaker
Und die Bereitschaft...
01:16:19
Speaker
Der menschlichen Begegnung sozusagen.
01:16:21
Speaker
Das ist etwas, was ich bei dir von Anfang an gespürt habe, warum ich von Anfang an unsere Gespräche mochte, warum ich heute hier… Nein, vice versa, kann ich wirklich nur so zurückgeben.
01:16:32
Speaker
Für mich ist das der totale Antrieb.
01:16:38
Speaker
für alles.
01:16:38
Speaker
Also die Neugier auf zwischenmenschliche Begegnung, auf wer ist das, wo kommt der her, wo geht die hin, was macht das mit mir?
01:16:49
Speaker
Und bei dir kann ich wirklich auch nur zurückgeben, weil das, und bei der Mehrheit der Menschen ist es bei mir zumindest ein gutes Gefühl, die Neugier, deine Zugewandtheit.
01:17:00
Speaker
Ich weiß nicht, ob man dann sowas anzieht oder nicht, aber
01:17:04
Speaker
Ich glaube, das ist ein sehr wertvoller Softskill.
01:17:06
Speaker
Und so ist es auch beim Regieführen zuzuhören und zu spüren, was macht das mit mir und was kommt bei mir an.
01:17:12
Speaker
Und wenn ich eine total positive Werbung gerade aufnehme und wo mir irgendwie...
01:17:21
Speaker
die Lösung für ein Problem präsentiert wird oder so ein Testimonial, wo du ein Testimonial verkörperst, das sagt, hey, vertrau mir, ich finde das super und das ist total angenehm auf der Haut und so.
01:17:33
Speaker
Und ich spüre aber, da ist eine Reserviertheit schwingt damit oder eine Angst oder eine Unsicherheit.
01:17:40
Speaker
dann konterkariert sich das total und dann passt es nicht zusammen.
01:17:44
Speaker
Und dann muss ich erst mal daran arbeiten, diese Angst oder Unsicherheit aus der Person und damit auch aus der Stimme rauszukriegen, bevor sich eine Freude, eine Begeisterung, eine Überzeugung, dieses Vertrauenerweckende etablieren kann.
01:18:04
Speaker
Und
01:18:05
Speaker
Aber das geht tatsächlich nur mit der Stimme, glaube ich.
01:18:11
Speaker
Ich habe noch keinen Film gesehen, wenn man den Ton ausschaltet und nur die Mimik und die Gestik sieht, dann sieht man schon...
01:18:21
Speaker
die groben Züge sozusagen, in welche Richtung geht das jetzt?
01:18:24
Speaker
Wird das jetzt ein Streit?
01:18:25
Speaker
Wird das eine Liebesszene?
01:18:26
Speaker
Ist das eine Verfolgungsjagd oder so?
01:18:28
Speaker
Ja, schon klar.
01:18:30
Speaker
Aber die Wahrheit, die eigentlich darunter liegt, das, was der Mensch gerade wirklich spürt, und das kann ja auch ein ambivalentes Gefühl sein, das kann ja auch eine Mischung sein, die überträgt sich eigentlich immer nur über den Ton, übers Gehör.
01:18:44
Speaker
Die wirkliche Emotion, auch wenn ich jetzt zum Beispiel ein Fußballspiel schaue oder so und der Ton ist aus,
01:18:50
Speaker
dann kann, dann ist dieselbe Szene, mach das mal, die ist, und das ist genau derselbe Angriff, und Flanke und Tor, dann ist das so milde mitweisend, aber nicht so wirklich.
01:19:04
Speaker
Und dann spule ich zurück und mache dasselbe Ding nochmal, und dann kommen die Fangesänge, ja,
01:19:09
Speaker
Und der Kommentator, und sie setzt sich durch, weil jetzt gerade vorn er ist.
01:19:13
Speaker
Und da kommt die Flagge, oh, Tor, Tor, unglaublich, sie hat es gemacht in der Verlängerung.
01:19:18
Speaker
Unglaublich, drei Stunden zum Halbfinale oder so.
01:19:21
Speaker
Und dann kriege ich jetzt Gänsehaut.
01:19:22
Speaker
Also das ist so mächtig und das ist nur die Tonebene.
01:19:28
Speaker
Das ist nur das Gehör über das Trommelfell, über die Hörknöchelchen und so weiter.
01:19:34
Speaker
Diese direkte Verbindung ins Gehirn.
01:19:36
Speaker
Und das ist echt schräg.
01:19:41
Speaker
In meiner Pilotfolge habe ich dieses Zitat von diesem Naturphilosophen, ich vergiss mal seinen Vornamen, Oken.
01:19:48
Speaker
Der hat gesagt, das Auge führt den Menschen in die Welt, das Ohr führt die Welt in den Menschen ein.
01:19:56
Speaker
Mhm.
01:19:57
Speaker
Dieses Zitat habe ich in den 90er Jahren in einer Hörspielreihe im Norddeutschen Rundfunk zum ersten Mal gehört.
01:20:04
Speaker
Und das hat mir einfach klar gemacht, Hören macht was anderes mit uns als Sehen.
01:20:09
Speaker
Hören hat diese besondere Qualität, dass wir gleichzeitig das Äußere wahrnehmen und uns selbst.
01:20:18
Speaker
Also dass wir sozusagen in Kontakt gehen durch das Hören.
01:20:22
Speaker
Beim Sehen ist es oft so, dass uns das Sehen eher aus uns rausführt, von uns wegführt.
01:20:28
Speaker
Und wenn ich sehe, wie viele Leute ständig mit ihrem Handy fast nur übers Auge verbunden sind oder wenn, dann mit einem sehr schlechten Sound.
01:20:40
Speaker
Dann denke ich immer nur, was tun die sich an, was machen die mit sich?
01:20:45
Speaker
Und natürlich, viele Leute merken es nicht und vielen Leuten ist es auch nicht so wichtig, weil sie eben nicht audiosensitiv sind oder nicht in dem Maße.
01:20:53
Speaker
Aber ich glaube, dass es tatsächlich etwas bewirkt.
01:20:57
Speaker
Ein arrivierter, wirklich sehr, sehr toller Kollege, den ich jetzt hier zitieren möchte, Ingo Abel, ist auch aus dem Hamburger Raum, glaube ich, ein Sprecher, ein Schauspieler.
01:21:08
Speaker
Der hat mal gesagt, weißt du, ich kann machen, dass der Jokurt so klingt, als würde er dich schlank machen.
01:21:15
Speaker
Und das ist so geil, so auf den Punkt getroffen, weil wenn ich die visuelle Ebene mit der Audio-Ebene vergleiche, selber Werbespot, da ist so ein Model, die ist super schlank und die steht morgens vorm Kühlschrank und löffelt sich so ein Proteinjoghurt, 0,1%, wie auch immer, fällt Joghurt rein.
01:21:34
Speaker
Dann sieht das Auge, okay, die ist schlank und die ist ein Joghurt.
01:21:40
Speaker
Aber erst mit der auditiven Ebene kommt die Message dazu, weil ich diesen Joghurt esse, fühle ich mich so wohl und bin so schlank.
01:21:52
Speaker
Audio stellt die Verbindung.
01:21:53
Speaker
Genau.
01:21:54
Speaker
Und das ist mir da zu dem, was du gerade gesagt hast, so siedentheiß eingefallen.
01:21:59
Speaker
Ja, das hat der Ingo ja immer gesagt.
01:22:01
Speaker
Das fand ich so schön.
01:22:02
Speaker
Das kann kein Bild.
01:22:03
Speaker
Sorry.
01:22:05
Speaker
Und das kann auch keine Musik.
01:22:06
Speaker
Eine Musik kann das unterstützen, total.
01:22:08
Speaker
Und eine Musik kann das auch konterkarieren oder dem noch eine zweite Bedeutungsebene, eine dritte Bedeutungsebene vielleicht hinzufügen oder so.
01:22:21
Speaker
Aber nur die menschliche Stimme und die Sprache
01:22:26
Speaker
Und das, was da alles mitschwingt, kann solche Nuancen transportieren.
01:22:31
Speaker
Und das ist auch das, was ein guter Sprecher, eine richtig gute Sprecherin KI immer voraushaben wird.
01:22:39
Speaker
Was die Sprecherinnen so teuer macht.
01:22:40
Speaker
Ja, was uns so teuer macht.
01:22:43
Speaker
Was uns so teuer macht, sind halt die Nutzungsrechte, weil du halt mit etwas sehr Persönliches, mit einem Teil von mir dein Produkt verkaufst.
01:22:51
Speaker
Aber ja, natürlich, das ist eine sehr, sehr spezialisierte Nische- und Dienstleistung, die es nicht geben würde, wenn man dieses Problem in-house lösen könnte in einer Firma.
01:23:02
Speaker
Kannst du dir aber sicher sein, dass die sich nicht teure, teure selbstständige Profis ins Boot holen, die für wenige Stunden Arbeit sehr viel Geld kriegen, weil es eben nach Nutzungs- und Vervielfältigungsrechten bezahlt wird und nicht nach der Zeit im Studio oder nach der Arbeitszeit, wie auch immer.
01:23:22
Speaker
Im Werbebereich jetzt, im edukativen Bereich ist wieder was anderes.
01:23:24
Speaker
Aber wenn das die Dame am Frontdesk auch könnte...
01:23:31
Speaker
die für 25, 30 Euro die Stunde da angestellt ist.
01:23:34
Speaker
Sorry.
01:23:35
Speaker
Dann wären wir alle arbeitslos.
01:23:37
Speaker
Dann hätten wir alle keinen Job.
01:23:39
Speaker
Und es ist immer eine Frage von Angebot und Nachfrage.
01:23:44
Speaker
Und die Nachfrage ist definitiv da.
01:23:47
Speaker
Aber die Nachfrage ist halt nicht da nach...
01:23:50
Speaker
Jemanden, der auch einen Text schön vorlesen kann, sondern nach jemandem, der diesen Text mit Leben füllen kann, der dem eine Seele, eine Absicht, eine emotionale...
01:24:05
Speaker
Was auch immer Botschaft, eine Verbindung herstellen zum Rezipienten herstellen kann.
01:24:10
Speaker
Das sind alles diese nonverbalen Dinge, wo jetzt keiner so richtig sagen kann, ja, jetzt hast du deinen Bachelor in Sprechologie.

Bedeutung des bewussten Zuhörens

01:24:21
Speaker
Sondern das spürt man, das ist fast so eine feinstoffliche Geschichte.
01:24:28
Speaker
Aber die ist definitiv da,
01:24:33
Speaker
Und keiner würde so viel Geld dafür ausgeben, wenn es diesen Effekt auch nicht hätte.
01:24:38
Speaker
Das ist ja total beforscht in der Marktforschung.
01:24:40
Speaker
Und dann wird A, B vorgespielt, wie wirkt das mit der Stimme, wie wirkt das mit der Version dieser Stimme, wie wirkt das mit der KI-Stimme und so.
01:24:48
Speaker
Und im mittleren und gehobenen Segment geben uns die Forschungsergebnisse absolut recht.
01:24:56
Speaker
Und dann wird das auch mit Menschen gemacht aus.
01:25:00
Speaker
Genau, und meine Frage...
01:25:02
Speaker
Ich formuliere das jedes Mal anders, ich muss es immer wieder neu finden, aber worum es mir eigentlich geht, ist, warum glaubst du, dass die Welt eine andere wäre, wenn mehr Menschen bewusst hören würden?
01:25:16
Speaker
Naja, allein schon, weil es dann eine Myriade weniger Missverständnisse gäbe.
01:25:22
Speaker
Also allein schon der Unterschied zwischen einer getexteten Nachricht und einer gesprochenen, einem kurzen Telefonat, kann schon eine Scheidung auslösen.
01:25:39
Speaker
oder einen ordentlichen Konflikt zwischen... Oder halt nicht.
01:25:45
Speaker
Das kennt doch jeder, oder?
01:25:46
Speaker
Wenn man etwas liest und dann sich denkt, na holla, das ist aber... Und dann interpretiere ich ja nur die Stimmung hinein, lese ich das hinein, wie es mir eigentlich gerade geht und die Wut oder der Frust oder was auch immer...
01:26:02
Speaker
Und dann pumpt man irgendwie so zurück.
01:26:07
Speaker
Dann schaukelt sich das superschnell hoch und wenn man dann plötzlich telefoniert oder wenn man das persönlich klärt, ist dann so, na, aber so habe ich das doch gar nicht gemeint.
01:26:15
Speaker
Ach so war das gedacht.
01:26:16
Speaker
Nein, um Gottes Willen, selbstverständlich nicht, sondern es war einfach nur die reine Info, wollte ich dir, und ich war halt gerade zwischen Tür und Angel, bevor ich ins Auto gestiegen bin, habe ich dir das schnell geschrieben oder so, keine Ahnung.
01:26:28
Speaker
Und also das, das wäre auf jeden Fall schon mal ein gigantischer Unterschied und wir werden aber so zu diesem Convenience schnell, schnell, oberflächlich kommunizieren, hinerzogen, was eben weggeht vom Zuhören.
01:26:42
Speaker
Und
01:26:46
Speaker
Ich glaube, dass Menschen am allermeisten lernen und sich weiterentwickeln, wenn sie aktiv und bewusst zuhören, das dann reflektieren und entweder je nach Situation nachmachen.
01:27:05
Speaker
Also jetzt im Sinne von einem Lernprozess, so wie wir sprechen oder laufen lernen, babbeln wir erstmal alles nach und versuchen uns abzuschauen.
01:27:14
Speaker
Wie macht der das?
01:27:14
Speaker
Ah ja, so, okay, dann probiere ich das auch, bevor wir, was auch immer das ist, dann zu unserem eigenen machen.
01:27:21
Speaker
Auch beim Sprechen ist das ja so.
01:27:22
Speaker
Es ist immer total in Ordnung, sich jemanden zu suchen, den man total genial findet im Sprechberuf.
01:27:33
Speaker
und den dann erstmal ganz genau zu analysieren und zu hören, wie macht der das?
01:27:36
Speaker
Und das dann versuchen nachzumachen.
01:27:38
Speaker
Und nicht um dann auf diesem Level die nächsten 40 Jahre seines Berufslebens zu verbringen, sondern um eine Basis zu haben, von der man sich dann zu seinem eigenen, seine eigene Form findet, das zu seinem eigenen zu machen.
01:27:51
Speaker
Wichtiger Absprung.
01:27:53
Speaker
Genau, genau.

Kritik an oberflächlicher Kommunikation

01:27:56
Speaker
Schwieriger Punkt, würde ich dir auch widersprechen.
01:27:58
Speaker
Ja?
01:27:59
Speaker
Sag mal.
01:28:19
Speaker
Und sich dadurch selber den Weg dahin verbauen, wie sie selber den Song singen.
01:28:24
Speaker
Und das Ohr ist so perzeptiv, das nimmt so viel wahr und es macht so viel mit uns, dass es uns daran hindern kann, zu unserer eigenen Version zu kommen.
01:28:38
Speaker
Okay.
01:28:38
Speaker
Wenn ich mit jemandem einen Song arbeite oder auch natürlich in der Textarbeit ist es nicht viel anders, aber wenn ich versuche, mir selber was zu erschließen inzwischen,
01:28:50
Speaker
Und ich habe mich einmal für einen Song oder eine Szene entschieden, dann gucke ich mir den Film nicht mehr an, dann gucke ich mir kein Video davon an, dann höre ich mir den Song nicht mehr an, sondern ich gucke nur, okay, was steckt tatsächlich in diesem Text, was ist die Essenz?
01:29:05
Speaker
Wie ist meine künstlerische Version dieser Essenz?
01:29:10
Speaker
Wie prägt sich das bei mir selber aus?
01:29:13
Speaker
Wenn jetzt Menschen zum Beispiel eben noch nie eine Doku gesprochen haben oder noch nie ein Hörbuch oder so, dass man dann, okay, wo fange ich da an, damit ich mal vom reinen, sauberen Ablesen wegkomme.
01:29:26
Speaker
Wie macht denn das ein, keine Ahnung, David Nathan oder wer auch immer, egal,
01:29:34
Speaker
Ah ja, spannend.
01:29:36
Speaker
Der macht manchmal bei so spannenden Passagen, dann macht er in Aussagesätzen manchmal so eine Verzögerung und eine Frage draus.
01:29:47
Speaker
Weiß ich nicht, wieso der das macht, aber es macht mir Bock,
01:29:52
Speaker
mit ihm gemeinsam herauszufinden, wohin jetzt die Geschichte hingeht.
01:29:56
Speaker
Das macht mich neugierig.
01:29:57
Speaker
Genau, das macht mich neugierig.
01:29:58
Speaker
Aber dieses etwas imitieren, weil jemand anders das schon mal ganz toll gemacht hat, das führt eben meistens nicht in die Tiefe.
01:30:05
Speaker
Ja, und um die Klammer jetzt zu schließen zu deiner Abschlussfrage, ich glaube, auf dieser Welt wären wesentlich, wesentlich weniger Blender unterwegs, wenn wir uns ordentlich zuhören würden.
01:30:19
Speaker
Weil dieses ganze Hey, guck mal hier, ich verkaufe dir jetzt den neuen Quacksalberscheiß von dem.
01:30:24
Speaker
Du musst mir nur dein Geld geben und du musst dir nie wieder Sorgen machen.
01:30:29
Speaker
Das ist durchschaubar.
01:30:31
Speaker
Und wenn man genau hinhört und sich ehrlich macht und auch
01:30:37
Speaker
spürt, was da mit transportiert wird in dieser Kommunikation und weggeht von dem, aber die Vorstellung ist so cool, eine total einfache Lösung für ein total komplexes Problem.
01:30:53
Speaker
Es ist so verlockend, dem zu glauben, weil dann hätte, müsste ich mir überhaupt, es wäre überhaupt keine Arbeit jetzt irgendwie da jetzt sich dagegen aufzulehnen oder so, weiß ich nicht, da anzuarbeiten oder einen schwierigen, steinigen, langwierigen Prozess, mit dem man sich da aus welcher Situation auch immer herausarbeiten könnte.
01:31:10
Speaker
Versus dem billigen Populistentrick.
01:31:14
Speaker
Egal, ob das jetzt in der Wirtschaft, in der Politik oder in der Religion ist oder so.
01:31:18
Speaker
Also das glaube ich schon und das wäre schön, weil für meine Begriffe...
01:31:28
Speaker
haben die Blender momentan viel zu viel Macht und Einfluss und Aufmerksamkeit vor allem.
01:31:35
Speaker
Und um das wirklich jetzt zum Ende zu kommen, ganz ehrlich, ich weiß nicht, du hast ja Kinder und so, aber man gibt ja einem Kind, das ein Tantrum hat und nach Aufmerksamkeit streit und aufstampft und die Luft anhält und irgendwie den Teller an die Wand schmeißt,
01:31:53
Speaker
gibt man ja nicht noch mehr Aufmerksamkeit, indem man so, sondern, und das vermisse ich so ein bisschen, also ich würde dem zuhören und sagen, ja, alles klar, aber jetzt komm mal bitte wieder runter.
01:32:07
Speaker
Und das passiert irgendwie gerade nicht.
01:32:09
Speaker
Sondern es wird so alles für bare Münze genommen.
01:32:12
Speaker
Okay, ja, hey, Trump hat es getweetet.
01:32:14
Speaker
Ja, okay, dann müssen wir das jetzt ins Hauptabendprogramm aufnehmen.
01:32:18
Speaker
Also bitte, seit wann ist irgendwie die ARD verpflichtet, irgendwelche Tweets von irgendwelchen Rechtspopulisten zum Thema zu machen?
01:32:28
Speaker
Überhaupt nicht.
01:32:28
Speaker
Das legitimiert das ja erst.
01:32:31
Speaker
Und ich glaube, wenn wir wirklich gut zuhören würden,
01:32:37
Speaker
und dann uns entsprechend der Informationen verhalten würden, die wir daraus erhalten, wäre da ganz schön viel weniger Druck am Kessel, als wir jetzt gerade haben.
01:32:50
Speaker
Gesamt, global, egal in welche Richtung jetzt gedacht, muss gar nicht politisch sein.
01:32:55
Speaker
Das ist eine Fähigkeit, die man, glaube ich, auch bewusst entwickeln muss, dass man beim Hören manchmal auch aushalten muss, dass man nicht sofort was entgegensetzt.
01:33:03
Speaker
Ja, ja.
01:33:06
Speaker
Also gerade wenn es eine Position ist, die man selber nicht vertritt, wo man nicht sofort einrastet und sagt, ja genau, was du sagst, sondern wo man denkt, muss ich erst mal verdauen.
01:33:19
Speaker
Also das auszuhalten, dass man eben nicht sofort etwas entgegensetzen kann, ohne dass es an der Oberfläche bleibt.
01:33:28
Speaker
Die Kommunikation zwischen zwei Menschen, das Debattieren, das konstruktive Streiten, das Philosophieren einfach in den letzten Jahren viel zu kurz kommt.
01:33:41
Speaker
Und es ist alles sofort, muss sofort eine starke Meinung, sofort eine klare Kante und entweder schwarz oder weiß, Freund oder Feind sein oder so.
01:33:50
Speaker
Nee, ist es meistens nicht.
01:33:52
Speaker
Vieles ist geworden wie eine Zeitung, die nur aus Schlagzeilen besteht.
01:33:57
Speaker
Ja, genau.
01:33:59
Speaker
Ich verstehe schon, dass es catchy ist und sexy sein kann.
01:34:03
Speaker
Wenn man das so voll reduziert, aber das
01:34:10
Speaker
Das ist nicht das, was uns als Menschheit hierher gebracht hat.
01:34:13
Speaker
Man kommt den Sachen nicht auf den Grund.
01:34:14
Speaker
Das, was uns als Menschheit hierher gebracht hat, ist genau diese Kommunikation mit bewusstem Zuhören und Reflektieren und Austauschen.
01:34:25
Speaker
Und das ist eigentlich das Schönste und Coolste auf der ganzen Welt.
01:34:29
Speaker
Yes.
01:34:30
Speaker
Ja, schon.
01:34:32
Speaker
Und das passiert viel zu wenig.

Abschluss und Einladung zur Interaktion

01:34:36
Speaker
Vielen Dank, dass du mich in dein Studio eingeladen hast.
01:34:39
Speaker
Sehr, sehr gerne.
01:34:39
Speaker
Schön, dass wir das geschafft haben.
01:34:41
Speaker
Das freut mich sehr.
01:34:42
Speaker
Ich schätze eine gute Unterhaltung mit dir immer sehr.
01:34:45
Speaker
Und jetzt haben wir es mal aufgezeichnet.
01:34:47
Speaker
Endlich.
01:34:48
Speaker
Ja, voll.
01:34:50
Speaker
Danke dir für die Initiative und für die guten Fragen und das gute Gespräch.
01:34:56
Speaker
Danke dir auch.
01:34:58
Speaker
Ja, fein.
01:34:58
Speaker
Dann danke auch an euch, dass ihr bis jetzt dran geblieben seid.
01:35:01
Speaker
Ich hoffe, es hat euch genauso gefallen wie mir, das Gespräch.
01:35:05
Speaker
Wenn ihr irgendwelche Fragen habt an mich, an Ulrich, dann schreibt mir gerne, schreibt uns.
01:35:11
Speaker
Auf Insta, auf Spotify kann man die Folgen kommentieren oder auch ein E-Mail an deeptalk at mike-rider.com.
01:35:19
Speaker
Wir sammeln diese Sachen und wenn sich einige Kommentare, Fragen und Anregungen gesammelt haben, werden wir die in einer eigenen Folge behandeln.
01:35:30
Speaker
Das heißt, genau, ihr werdet gehört.
01:35:33
Speaker
So wie wir das vorhin verstanden haben.
01:35:36
Speaker
Danke, dass ihr dabei die Kommentare empfehlt.
01:35:39
Speaker
Die Formate weiter hört sich gut an von Ulrich Allroggen und Mike Rader Deep Talk kennt ihr ja eh.
01:35:47
Speaker
Und bis zum nächsten Mal.
01:35:48
Speaker
Ciao.