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#13: Alison Rippier: die Kreativbranche in Krisenzeiten und wie wir damit umgehen

S1 E13 · Mic Rider Deep Talk
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103 Plays2 months ago

Wir alle kennen ihre Stimme, denn sie erklingt an so gut wie jedem  Flughafen in Deutschland. Alison Rippier ist Sprecherin seit sie denken  kann und steht schon ihr halbes Leben auf der Bühne.  

Ich habe mich mit ihr darüber unterhalten, wie sich die Sprecherbranche  in den letzten 45 Jahren verändert hat und was es braucht, um heutzutage  darin zu bestehen.   

Außerdem haben wir über die letzten 4 Jahre gesprochen, in denen eine  Krise die nächste gejagt hat. Was eine Pandemie, zwei Kriege und die  daraus resultierenden Wirtschaftskrisen in unserer Branche ausgelöst  haben und wie KI unserer Zunft aktuell zusetzt.  

Aber weil wir uns und euch nicht einfach nur retraumatisieren wollen,  haben wir uns auch darüber ausgetauscht, wie wir damit umgegangen sind,  was wir heute tun und was das für unsere berufliche Zukunft bedeutet.  

Thank you for flying with Alison Airlines.   

Nachrichten an: deeptalk@mic-rider.com

Website: https://www.mic-rider.com/

Host und Redaktion: Patrick Messe (https://www.patrickmesse.at/)

Zu Gast: Alison Rippier (https://alisonrippier.de/)

Bild: Charly Glawischnig (https://www.charlyglawischnig.com/)

Ton:  Lukas Wurm (https://lukaswurm.com/)

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Transcript

Introduction to Podcast and Guest

00:00:01
Speaker
Mic Rider Deep Talk Menschen, Business, Diskussionen. Der Mic Rider Podcast
00:00:11
Speaker
Hi und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Mike Rider Deep Talk. Heute mit der wunderbaren Alison Ripier. Alison ist Sprecherin und Schauspielerin. Schon ihr ganzes Leben. Also zumindest Sprecherin. Sprecherin, ja. Cool, da kommen wir gleich noch zurück. Und jeder von uns kennt sie, weil sie ist die Flughafenstimme von Frankfurt und ich glaube den allermeisten Flughäfen inzwischen.
00:00:37
Speaker
Ich glaube, bis auf Bonn, Köln-Bonn und Kassel-Calden. Was los, Kassel? Peer-Pressure. Ich meine, come on. Nein, schön, dass du da bist. Ich freue mich auch sehr. Ja, super. Erzähl uns doch vielleicht mal ein bisschen was abseits deines Lebenslaufs. Wer bist du, wo kommst du her, wo gehst du hin?

Alison's Personal and Professional Life

00:01:00
Speaker
Wer bin ich? Also ich bin eine Frau, bin 51 Jahre alt, Mutter eines 17-jährigen Sohnes, verheiratet, meistens gut gelaunt, manchmal aber auch mit dunklen Wolken und Zweifel über mir und neugierig auch auf dieses Gespräch. Cool, freut mich. Du bist ja Sprecherin und Schauspielerin.
00:01:29
Speaker
Warum? Warum tust du, was du tust? Ist so passiert. Also war jetzt gar keine freie Entscheidung im Sinne von ich habe gedacht nach dem Abitur, das werde ich, sondern ich bin als Kind oft mit meinen Eltern mit ins Studio. Die haben beide als Sprecher und Sprecherinnen gearbeitet und
00:01:55
Speaker
Irgendwann wurde eine Kinderstimme gebraucht und dann habe ich einfach angefangen. Und das ist was, was lange, lange nebenbei lief, wirklich für schönes Taschengeld gesorgt hat, auch als Teenager und auch neben dem Studium. Dann kam irgendwann auch das Theater dazu und
00:02:20
Speaker
Ja, wie so oft in meinem Leben. Irgendwann wird etwas so groß, dass ich merke, ach so, jetzt ist es eigentlich ein Beruf. Und es ist gar nicht das, was ich mal geplant hatte. Okay. So. Und dann war das erstmal eine Zeit lang war.
00:02:41
Speaker
das Theater viel, viel größer und dann ja auch aufgrund der Tatsache, dass ich ein Kind bekommen habe und dann einfach zeitlich nicht mehr so flexibel war, habe ich mehr gesprochen und weniger Theater gespielt. Und ja, jetzt bin ich so ein bisschen an dem Punkt, wo ich schauen muss, wie geht es mit mir weiter und in der Umbruchsphase auch.
00:03:09
Speaker
Okay.

Impact of the Pandemic on Theater and Personal Growth

00:03:10
Speaker
Hat das mit KI zu tun oder? Das hat in Teilen mit KI zu tun, aber tatsächlich würde ich mal mit der Pandemie anfangen. Also ich habe 25 Jahre in einem Theaterensemble gespielt und das auch gemanagt. Und wir haben festgestellt, als wir nicht mehr regelmäßig miteinander gespielt haben,
00:03:33
Speaker
dass das eigentlich nicht mehr funktioniert. Also so wie es bei vielen Paaren war, die plötzlich eingesperrt auf engstem Raum waren und merkten, eigentlich haben wir uns nichts mehr zu sagen, haben wir durch das nicht regelmäßige immer miteinander spielen festgestellt. Ich möchte nicht sagen wir, ich spreche von mir. Ich habe festgestellt, dass es da schon lange Risse und Brüche gab und sehr, sehr viele Kompromisse. Und dass ich das eigentlich
00:04:00
Speaker
dass ich an was festgehalten habe, was aber so eigentlich mir nicht gut tut und nicht funktioniert und ich mich nach mehr Freiheit sehne. Also es gab auch eine lange Zeit des Schauerns, kann man das reparieren? Also wir haben auch vorher schon Supervision gemacht. Wirklich? Als Ensemble? Ich hab das noch nie gehört. Ja gut, es sind fünf plus Regisseur und alle haben einen Knall.
00:04:28
Speaker
Gut, das überrascht mich jetzt nicht. Es gibt die, die eher still sind und Sachen ertragen.
00:04:36
Speaker
allen ihren Willen aufdrücken wollen, aber meinen, dass sie das gar nicht tun. Also ich hab einfach wahnsinnig, also wenn ich zurückschaue, ich hab einfach wahnsinnig viel gelernt, wie viel ich bereit war zu ignorieren, weil ich das so gerne gemacht habe, was wir miteinander gemacht haben, das auf der Bühne. Aber das, was hinter der Bühne lief, war einfach schon lange nicht gut. Und wir hatten, ja, warum haben wir Supervision gemacht?
00:05:05
Speaker
weil einer von uns Burnout hatte und einen Tag vor Probenbeginn verschwunden ist. Okay. Er ist vorher schon aus einer anderen Produktion, die nicht mit uns war, und dann bei uns gesagt hat, ich habe es schon mit dem Regisseur geklärt, ich kann das nicht. Und dann mussten wir das plötzlich auf vier Leute innerhalb, also vor allem unser Regisseur musste das machen.
00:05:34
Speaker
Und derjenige, dem ging es einfach fürchterlich schlecht, das ist auch berechtigt dann zu sagen, ich kann das jetzt gerade nicht, schade war. Also, daran merkt man schon, dass das vorher nicht kommuniziert wurde. Dass er nicht das Gefühl hatte, dass Vertrauen da ist, dass wir das aushalten und das mittragen, dass es ihm so schlecht geht. Und dann gibt es halt die Lösung, okay, ich verschwinde dann mal.
00:05:55
Speaker
Und dann muss der Rest gucken, wie das läuft. Und das hatte massive, auch gesundheitliche Konsequenzen. Auch unser Regisseur hatte dann, aufgrund bei anderen Produktionen, hatte der nach einem Jahr dann auch Burnout. Und wir haben dann niemand anders reingeholt in die Gruppe, für andere Produktionen, die auch noch gelaufen sind, was ganz gut war. Aber ich habe nach diesem Jahr einfach gesagt, Leute, wenn wir weitermachen, wir brauchen eine andere Kommunikationsstruktur.
00:06:23
Speaker
Und das haben wir gemacht und das hat auch in Teilen funktioniert, wir haben Regeln vereinbart. Aber im Nachhinein muss ich feststellen, dass da nicht jeder mitgemacht hat und auch nur in Teilen zugestimmt hat, sich an Sachen zu halten und dann verlief's wieder.
00:06:42
Speaker
Ich verlief es wieder genauso wie vorher. Und es ging einfach immer weniger um die Sache, um das eigentliche Kreative, das Spielen, das Freisein, das Freude haben.
00:06:57
Speaker
Deshalb ich das immer sehr gerne gemacht habe und einfach mit dem Publikum in den Flow kommen. Wir haben auch dramatische Stücke gespielt, aber wir haben vor allem viel lustige Sachen gemacht und das war etwas, was mir sehr viel Freude gemacht hat, so in diesen Flow mit dem Publikum zu kommen und einfach auch zu merken, der Witz kommt heute an oder nicht.
00:07:18
Speaker
Und vor allem hinterher dieses Feedback von den Leuten zu kriegen, boah, mir geht es jetzt echt besser. Also ich kam irgendwie schlecht gelaunt und gestresst vom Job hier rein und ich gehe jetzt mit so einem, das war richtig schön, nach Hause. Das hat mich, das war das, was mich immer sehr begeistert hat. Aber mit der Pandemie habe ich festgestellt, das findet eigentlich nur noch ganz wenig statt und ja, damit.
00:07:44
Speaker
Aber dann war die Pandemie ja auch ein bisschen blessing in disguise. Ja, kann man so sagen. Also es gab schon noch Momente, in denen ich dachte...
00:07:52
Speaker
Jetzt ist es halt weg. Jetzt habe ich es halt losgelassen. Schade, ich vermisse auch bestimmte Dinge immer noch und das heißt, ich weiß auch, dass wir da sehr gesegnet waren. Wir waren von Anfang an super erfolgreich. Wir waren immer ausverkauft. Ich meine, das ist jetzt ein kleines Haus. Aber trotzdem, also die wussten auch im Haus immer, wir sind eine sichere Bank. Wenn wir spielen, ist es voll.
00:08:15
Speaker
Ich finde es nämlich total spannend, was du sagst, weil ich habe das im Privaten erlebt mit der Pandemie. So tragisch und schlimm, alles war wirklich drum herum. Aber mir hat es geholfen, die Klarheit zu bekommen in meinem
00:08:31
Speaker
Privatleben abseits meines allerängsten Vertrauten, also allerbeste Freunde und so, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wo ist eine Beziehungsdynamik, die sich
00:08:47
Speaker
um der Sache willen, um das Freitagabends willen z.B. einfach nur etabliert hat und in Wahrheit gibt mir das jetzt gar nicht mehr so viel. Oder will ich jetzt wirklich, nur weil Wochenende ist,
00:09:02
Speaker
das und das machen, weil das habe ich immer schon gemacht. Und da wurde ich gezwungen, das alles sehr, sehr natürlich stark zu hinterfragen, weil es erstmal nicht mehr stattfinden konnte. Und dann habe ich gemerkt, Moment mal, das geht mir überhaupt nicht ab oder das geht mir vielleicht sogar besser, weil ich habe jetzt viel mehr Zeit. Klar, jeder hatte Zeit in der Pandemie, aber ich hatte vor allem vom Ausgehen und
00:09:30
Speaker
Wir sind ja jetzt beide nicht mehr die Jüngsten. Entschuldigung. So entsteht der Eindruck, dass ich denke, wir sind im gleichen Alter. Ein paar Jahre mehr dazwischen liegen. Ich fühle mich auf jeden Fall manchmal so.
00:09:48
Speaker
dass ich dann gemerkt habe, wow, mein Samstag und mein Sonntag, da bin ich voller Energie, da bin ich total produktiv oder habe auch einfach nur wirklich Zeit für Familie und Lunge nicht nur rum und erhole mich. Und das hat mir total gutgetan von der
00:10:08
Speaker
persönlichen Weiterentwicklung von der Disziplin, wie ich Projekte angehe oder meinen Alltag plane.
00:10:20
Speaker
Ich glaube, das muss man auch irgendwie erwähnen, weil sonst ist es nur Kacke. Es war genug frustrierend und es war genug Leid und Scheiße passiert und so. Aber ich bin trotzdem Fan davon, dass man auch die positiven Seiten sich in Erinnerung ruft.
00:10:39
Speaker
Vor allem, wenn man nicht davon betroffen ist, dass man seinen Job verloren hat in der Zeit oder tatsächlich schwer erkrankt ist. Also ich höre immer wieder von Leuten, die an Long-Covid erkrankt sind und die vielleicht nie wieder okay wären.
00:10:55
Speaker
Und dafür bin ich sehr dankbar. Also auch, dass jetzt niemand engeren Freund ist und überhaupt, ich möchte nicht, dass jemand krank wird, aber ich bin einfach sehr dankbar dafür, dass in der Familie auch alle das gut überstanden haben. Aber es ist schon so, also am Anfang, als es hieß, die Schulen machen zu, war so ein Feriengefühl ein bisschen für drei Tage. Und dann war, aber als mir bewusst wurde, das geht jetzt nicht nur bis Ostern,
00:11:23
Speaker
Das geht jetzt noch länger und mir klar wurde, also 2020 wäre für mich eigentlich mein Theaterjahr gewesen. Ich wäre noch bei einer Produktion eingestiegen, die lief, wo die eine Schauspielerin weggegangen ist. Wir hätten als Ensemble eine neue Produktion gemacht, auf die wir uns sehr gefreut haben. Und ich hatte selber im Jahr davor angefangen, ein Programm zu schreiben, ein Programm zusammenzustellen, das ursprünglich als Solo gedacht war.
00:11:50
Speaker
Und es war klar, das wird alles nicht stattfinden. Und ich war so schlecht gelaunt. Ich war so schlecht gelaunt. Also die Kombination aus, ich kann, plötzlich sind alle immer zu Hause. Ich bin ja auch dran gewöhnt als, ich hatte Homeoffice schon, bevor das Wort war, glaube ich. Plötzlich sind die alle den ganzen Tag da, alle wollen den ganzen Tag irgendwas essen.
00:12:11
Speaker
Also erst mal auch so diese häusliche Belastung. Ich kann keinen Schritt alleine gehen, ohne dass mich jemand fragt, was machst du jetzt? Auch vielleicht, weil jemandem gerade langweilig ist. Und ich kann nirgends wohin. Ich war ja auch so dran gewöhnt, viel unterwegs zu sein. Das war's. Und dann das Gefühl, jetzt könnte das alles nicht statt. Das ist bäh. Und mein Mann war
00:12:33
Speaker
versuchte mich mit den Worten zu trösten. Ja, aber die Olympiade-Felde ist doch jetzt auch abgesagt. Da sind viele dabei, die wissen, wenn das nachgeholt wird, dann werden die nicht mehr mitmachen. Ich sag's mir doch scheißegal, ich kenn die nicht. Das ist mein eigenes Drama. Dann hab ich da mal drüber geschlafen und hab nach dem Tag gedacht, ja, er hat recht.
00:12:55
Speaker
Man nimmt sich dann doch immer selbst zu wichtig. Ja, ich kann beide Seiten verstehen. Ich finde das Argument des Mannes sehr männliches, sehr rationales. Ja, so ist er. Ja, das wundert mich jetzt nicht. Ich hätte das wahrscheinlich auch gesagt. Aber gleichzeitig kann ich auch total nachfühlen,
00:13:16
Speaker
Na und? Es ist doch nicht mein Problem, dass die anderen Leistungssportler sind. Es macht nicht, dass es mir besser geht, weil ich weiß, dass es dem anderen auch schlecht geht.
00:13:34
Speaker
Ja und man muss dazu sagen, wir haben natürlich doch auch wieder die klassische Situation gehabt, obwohl wir uns vorher versprochen haben, ein Kind würde keinen Unterschied machen und wir machen beide Karriere. Also auf seine Karriere hat es deutlich weniger Auswirkungen gehabt als auf meine.
00:13:50
Speaker
Ja. Ist so. Ich meine, der arbeitet in der Finanzbranche. Unser Sohn wurde vier Monate vor Einführung des Elterngeldes geboren. Und damals war er auch einfach in der Situation,

Balancing Family Life and Career

00:14:03
Speaker
die Firma, für die er damals gearbeitet hat, fand sich eine Auflösung. Das heißt, er war sowieso der Einzige in Deutschland, der war quasi auch selbstständig, aber mit festem Einkommen.
00:14:13
Speaker
Und der hätte nicht sagen können, ja, ich bleibe jetzt zu Hause. Also ich glaube, der war eigentlich, der ist immer spät zur Arbeit gegangen, weil unser Kind sehr viel geschrien hat am Anfang und kam früher nach Hause, das war super, da hat er mich auch unterstützt. Aber er ist natürlich trotzdem dann immer noch irgendwo hingeflogen und hat alles gemacht. Und wenn ich Jobs hatte und ich habe ja nicht aufgehört zu arbeiten, war immer die Panik, ist jemand da, wer nimmt das Kind? Und das habe ich über so eine lange Zeit gehabt.
00:14:39
Speaker
Und deswegen war für mich auch so wichtig dieses Gefühl, der ist jetzt, damals war er 13, ich kann jetzt einfach abends ins Theater fahren, er braucht keinen Babysitter, ich kann Proben an den Wochenenden und das ist ja auch wieder dieses schlechte Gewissen, dass wir Mütter meistens mit uns rumschleppen, leider mit angeboren, voll von Arsch, hilft keinem, ist aber so. Und ich dachte so, jetzt, jetzt 2020, jetzt geht's.
00:15:04
Speaker
Jetzt geht's voll ab. Hast du es persönlich genommen, dass die Pandemie kam, dass der Gott oder wer auch immer ein Strich durch die Richtung war? Ja, in meinem kleinen Kämmerlein. You little! Und dann kommt der Punkt, wo du das Ego so ein bisschen loslässt und sagst, wir können so froh sein, dass wir hier genug Platz haben. Wir haben einen Balkon, wir haben einen Gemeinschaftsgarten hinterm Haus, den wir nutzen können. Wir dürfen spazieren gehen. Du wirst dann
00:15:30
Speaker
wenn du da über diese Klippe drüber bist. Also ich wurde dann auch einfach sehr dankbar dafür, dass wir auch noch jemanden haben, der Geld verdient. Weil auch das, es war ja in den ersten drei Monaten, ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber bis auf so meine festen Leute, die ich habe, eben Flughafen und Swisscom-Stimme und noch so ein paar andere, war es erst mal verdammt ruhig, weil alle so die Luft angehalten haben. Und die Leute ja auch nach Hause geschickt wurden. Die waren im Homeoffice.
00:15:58
Speaker
Die mussten sich erst mal berappeln. Alle mussten Teams, Zoom und so weiter lernen. Das haben ja weiß Gott nicht alle benutzt vorher. Ich hatte es vorher noch nie benutzt. Ja, ich auch nicht. Skype, aber Skype. Ja, Skype stimmt. Skype hat ja die glorreichste Bauchlandung in der Geschichte. Also noch eine größere Steilvorlage als die Pandemie und Skype war schon etabliert.
00:16:22
Speaker
Video-Conference-Tool. Wie schafft man das, sich so selbst ins Aus schießen? Wie haben Sie es eigentlich geschafft? Ich weiß es nicht. Ich frage mich wirklich heute, wie kann man das so gegen die Wand fahren? Das ist eigentlich wie ein Cheat-Code. Du hast alles. Der totale Bedarf nach deiner Technologie, nach deiner technologischen Dienstleistung ist jetzt da.
00:16:45
Speaker
Bitte. Okay, keine Ahnung. Egal deine Frage. Ja, also mir, weil du mich gefragt hast. Und das habe ich mich tatsächlich lange gar nicht so sagen getraut, aber bei mir hat das sogar einen positiven Effekt auf die Arbeit, weil ich mir ein, zwei Jahre zuvor mit der Kabine für die Station Voice Arbeit
00:17:07
Speaker
ein professionelles Homestudio-Setting geschaffen hatte. Und vor allem im ersten Jahr, in den ersten zwei Lockdown-Phasen ist ja trotzdem ein bisschen was produziert worden. Und das bisschen was hat sich aber hier auf die noch viel weniger Leute reduziert, die von zu Hause aus Studio-Quality liefern konnten.
00:17:35
Speaker
waren dann plötzlich alle sehr happy und haben dann angerufen, dann kannst du bitte, weil der, der das sonst macht, der darf nicht und der hat kein Equipment zu Hause und das ist alles zu und man kann nichts kaufen. Und dadurch haben sich dann neue
00:17:57
Speaker
Zusammenarbeiten entwickelt, die danach auch geblieben sind. Also ich habe es tatsächlich finanziell nicht gespürt. Cool. Also ich meine, eure Tochter war ja damals auch noch klein. Gott sei Dank quasi noch nicht in der Schule. Stimmt, ja. Also wir waren, meine Frau ist auch selbstständig. Deswegen ging es bei uns und wir waren das schon gewöhnt, viel miteinander zu sein, dass beide zu Hause sind, dass
00:18:25
Speaker
So, aber um uns herum sind ziemlich die Fetzen geflogen. Wir haben beides mitbekommen. Paare, die beide voll berufstätig sind und sonst halt maximal das Wochenende zusammen verbringen, die dann plötzlich… Die quality time. Ja, die dann plötzlich völlig…
00:18:49
Speaker
aneinander geraten sind permanent. Und aber auch totale Vereinsamung von glücklichen Singles, so Junggesell-Innen, die aus Überzeugung und die dann aber total vereinsamt sind und denen es wirklich psychisch sehr, sehr, sehr schlecht ging.
00:19:08
Speaker
Und da bin ich auch sehr dankbar und bin auch sehr bescheiden geworden, wie du es beschrieben hast. Man hat einen Balkon, ist schon gewonnen. Man sitzt nicht zu viert in einer Einzimmerwohnung, hat schon gewonnen. Wir wohnen sehr nah am Wienerwald, sind in 15 Minuten im Wald.
00:19:28
Speaker
Das war sicher ein Riesenteil dazu beigetragen, dass ich das so entspannt durchgetaucht habe.
00:19:43
Speaker
Aber ja, können viele Leute, die da bis heute darunter leiden und wo sich einfach ganz elementar was verändert hat in der Lebensweise und im sozialen Umgang, die heute sagen, ich habe da nicht wieder zurückgefunden in diese Leichtigkeit oder in diese Selbstverständlichkeit.
00:20:01
Speaker
auf ein Konzert zu gehen mit 15.000 anderen Leuten oder so, vollgestopfte, schwitzende, keine Ahnung, Technoschuppen oder so, wo, weiß ich nicht, wo wir früher halt ohne eine Sekunde drüber nachzudenken die ganze Nacht gefeiert haben, jetzt plötzlich irgendwie mit angezogener Handbremse und dann ist es so ein bisschen eine Themaverfehlung, weil deshalb geht man
00:20:26
Speaker
in so einem Techno-Schuppen, nicht um mit angezogener Handbremse sich zu überlegen, schwitzt mich der jetzt gerade mit irgendwelchen Mikroben an oder das ist mir jetzt alles ein bisschen zu eng und der Luftaustausch ist nicht gewährleistet oder so, dann kannst du es auch gleich bleiben lassen.
00:20:44
Speaker
Ja, das stimmt. Also ich konnte es mir am Anfang auch nicht vorstellen, dass das wieder geht. Ich habe natürlich versucht, als es möglich war, als die Theater wieder aufgemacht haben oder auch mal das Kino da reinzugehen und Maske zu sitzen, aber es war besser, als zu Hause nichts zu haben. Aber ja, nee, war einfach nicht so toll.
00:21:12
Speaker
Was das Geschäftliche angeht, du hast das Heimstudio angesprochen, das stimmt. Das hatte ich vorher auch schon und das hat mir auch wirklich den Allerwertesten gerettet in der Zeit. Weil dann ja selbst auch Tonstudios, die uns nicht gebucht haben. Also aus Prinzip gab es ja die, die sagten, wer ein Heimstudio hat, das ist ja Konkurrenz, die buche ich nicht.
00:21:32
Speaker
Die waren dann plötzlich sehr kooperativ und alle waren froh, dass es noch ging. Und ich fand's auch spannend, meine Kundinnen, die jetzt zum Teil auch gar nicht bei Studios waren, sondern einfach, ich hab ja auch Leute, die sich direkt bei mir melden, die offensichtlich im Homeoffice waren, wo dann im Hintergrund irgendwie so dem Kind jetzt grad noch ein Tablet in die Hand gedrückt wird oder der Hund bellt oder... Und also ich hab auch sehr enge Momente gehabt mit Menschen, die da auch den Tränen nahe waren.
00:22:00
Speaker
alles gar nicht mehr und so. Und ich habe in der ganzen Zeit einen einzigen Menschen erlebt, der, der sagte, er ist total froh, dass er jetzt wieder ins Büro darf, weil er so alleine war. Die sind irgendwie hinten runtergefallen, auch an meiner Wahrnehmung, du hast es ja auch gerade gesagt, die, die Menschen, die eben das dann doch nicht genossen haben. Ja. Und ich finde, was man auch wirklich nicht unterschätzen darf, ist, also mein Stiefsohn ist 22.
00:22:28
Speaker
der war gerade fertig mit der Schule. Das wäre sein Jahr gewesen. Das wäre das Jahr gewesen, wo wir auf, keine Ahnung, Interrail, irgendein fremdes Land beweisen, packt das Zelt ins Auto und lasst uns einfach losfahren. Das gab es für den nicht und das hat ihm sehr schwer zugesetzt. Er ist ein vernünftiger Mensch und versteht das alles auf der rationalen Ebene, aber es
00:22:59
Speaker
Er hat es auch so verbalisiert, er hat das Gefühl, man hat ihm das geraubt. Und das kann man nicht mehr nachholen mit Mitte 20, einfach so. Die Zeit und diese Zwischenzeit zwischen Schule und was auch immer man danach macht, die kann man sich in der
00:23:17
Speaker
in der Form später nicht mehr nehmen. Da wird viel aufzuarbeiten sein von Psychotherapeuten, Psychologen, was die Generation in sich hineingefressen hat und über sich ergehen hat lassen.
00:23:37
Speaker
Ich glaube, da haben wir einiges kaputt gemacht. Also wir. Ja, es waren die Umstände, aber ja. Ich möchte auch nicht in der Entscheidungsposition gewesen sein und tendenziell bin ich auch lieber vorsichtiger, als wird schon passen. Also für kein Geld der Welt möchte ich in dieser Position sein, so eine Entscheidung treffen zu müssen. Aber Fakt ist, dass es halt diese Auswirkungen auch hatte.
00:24:05
Speaker
Ja, da muss man jetzt einen humanen Ethiker fragen, was man jetzt wie bewertet und abwiegt gegeneinander und so.
00:24:11
Speaker
Wir können es doch sowieso nicht mehr rückgängig machen. Nee, sowieso. Das ist ja passiert. Und ich meine, die Erfahrung vorher war ja, Kinder sind eher Superspreader. Hatten wir aber vorher noch nie Corona. Ich habe jetzt ein bisschen Angst vor den Zuschriften, wie wir über dieses Thema sprechen. Aber also, ich hatte großen Respekt eben vor den Leuten, die diese Entscheidung getroffen haben. Und in Deutschland hatten wir damals den Jens Spahn, das ist jetzt nicht mein Lieblingspolitiker, aber der sagte an einem Punkt, wir werden uns vielen verzeihen müssen.
00:24:41
Speaker
Und das ist eine Haltung, die ich insgesamt dann auch für die Zeit auch mal an mich genommen habe, einfach zu sagen, okay, ich halte mich grundsätzlich gerne an Regeln, es gibt auch Regeln, die finde ich doof, da gab es auch welche, die ich völlig bescheuert fand, aber ich dachte, gut, for the greater good, wir sind Teil einer Gemeinschaft, ich möchte Leute schützen, also halte ich mich dran.
00:25:06
Speaker
Ich kann auch verstehen, weshalb Leute sich da nicht gesehen, gefühlt haben und Widerstand geleistet haben, aufgrund von Erkrankungen und so weiter Gründe hatten. Das alles in Frage, Zweifel zu stellen. Als Mutter kann ich sagen, wir hatten auch ein sehr unglückliches Kind zu Hause.
00:25:22
Speaker
Einzelkind, die Schule ist nicht bei uns im Viertel. Das heißt, die Freunde wohnten drei Stadtteile weiter. So durfte man ja oft auch noch nicht mal hin, man brauchte immer einen guten Grund. Dann sind die meisten seiner Freunde auch aus Beziehung, also die Freunde seiner Eltern sind in großen Teilen getrennt. Das heißt, die hatten sowieso schon immer das Wechselmodell.
00:25:44
Speaker
Es war ja auch alles so eingeschränkt. Also das heißt, schon zum Vater gehen war ja eigentlich schon, es war erlaubt, aber das war dann das Maximale an Kontakten, die möglich waren und die hatten Geschwister. Das heißt, die hatten auch Kontakt und das Bedürfnis war nicht so groß wie bei einem Einzelkind, das mit beiden Eltern als Pubertier eingesperrt ist. Ich habe immer gesagt, das ist einfach keine artgerechte Haltung für keinen von uns hier. Wir müssen jetzt halt so ein bisschen Stockholm-Syndrom entwickeln und ich glaube, wir haben das auch so gut gemacht, wie es ging. Aber was mich
00:26:15
Speaker
Also das war auch für uns der Punkt. Wir haben unseren Sohn immer sehr von Social Media, Gaming etc. fern gehalten. Das war der Zeitpunkt, wo wir sagen mussten, okay, jetzt müssen wir ihm halt erlauben, dass er länger als eine halbe Stunde am Tag zockt. Ja, das finde ich auch okay.
00:26:31
Speaker
Weil das die Möglichkeit war, mit den Freunden zu sprechen. Und gerade für Jungs in dem Alter es kommunizieren, ja. Absolut. Deutlich schwieriger. Schade, dass das immer noch so ist. Also unsere ist nicht so, aber die anderen sind schon so. Die brauchten halt was, was sie tun, damit sie dabei reden konnten. Und der hat tatsächlich auch total nette Kinder aus ganz anderen Gegenden kennengelernt und da so eine Beziehung aufgebaut. Und das hat mich gefreut.
00:26:56
Speaker
Der Schaden ist jetzt, glaube ich, einigermaßen ausgeglichen, aber es hat gedauert. Also im ersten Jahr, nachdem alles wieder normal wurde, haben die sich immer noch nicht getroffen. Es war warm draußen, man hätte ins Freibad gehen können. Ich bin irgendwann mal rein, habe gesagt, du sitzt jetzt seit drei Stunden hier. Ich möchte das nicht mehr sehen, dass ihr hier am Zock seid. Warum trefft ihr euch denn nicht?
00:27:21
Speaker
Und er sagte dann auch, ja, ich will das, aber die anderen, da war eine Angst. War einfach eine Angst, diesen sicheren Raum zu Hause zu verlassen und außerhalb der Schule miteinander in Kontakt zu treten.
00:27:35
Speaker
Ja, traurig. Super traurig. Und also er war auch echt total unglücklich, aber das wurde besser und jetzt ist es, ich glaube jetzt ist es gut, aber ich bin auch dankbar, dass er vor der Pandemie noch nicht ganz in der Feierphase war, weil die, die es schon vorher waren, haben natürlich auch was vermisst. Ja, aber lass uns vielleicht zum Sprechen wieder zurückkommen, bevor wir uns
00:28:01
Speaker
zum Covid-Podcast machen. Du machst das jetzt schon ein paar Tage, also eben schon, du bist quasi eine Kinderstimme gewesen und hast jetzt die Branche, hast jetzt die Entwicklungen in der Branche quasi dann den Großteil deines Lebens beobachtet.

Evolution of the Voice Acting Industry

00:28:21
Speaker
Wie hat sich denn die Branche deiner Meinung nach, wo hat sie sich stark verändert, wie war es früher, was ist heute?
00:28:30
Speaker
Also als ich klein war, waren immer viel mehr Leute im Studio zum Beispiel. Also da wurden Gruppenaufnahmen gemacht, auch gerade bei Hörspielen oder sowas, da waren wir zu sechst, aber auch bei Werbung, auch noch in den 80ern, erinnere ich mich an eine Lotto-Kampagne, da waren wir glaube ich auch zu viert.
00:28:47
Speaker
zu viert im Raum und es wurde noch mit Bändern gearbeitet. Natürlich auch immer sehr aufwendig war. Nach den Bändern kamen die Kassetten, die verschickt wurden, dann gab es ja irgendwann noch die Castings. Und ich glaube so 2000 war der Zeitpunkt der Digitalisierung, wo ich auch meine erste Homepage hatte, die mir netterweise ein Freund und Kommilitone gebaut hat. Und dann wurden immer noch Kassetten, dann wurden glaube ich langsam CDs gebrannt.
00:29:18
Speaker
verschickt, um sich vorzustellen. Und in der Zeit bin ich dann auch zum Verband gekommen, der damals noch... Ich habe mal gehört, dass der ursprünglich aus Frankfurt kommt. Ja, genau. Der ist in Frankfurt von so ein paar
00:29:36
Speaker
ganz etablierten Werbestimmen gegründet worden in Kooperation mit den großen Studios da. So wie ich es damals verstanden habe, auch um dafür zu sorgen, dass wir
00:29:54
Speaker
Also, dass die Preisstruktur einigermaßen gleich ist, das heißt, dass der gleiche Sprecher oder die gleiche Sprecherin nicht in einem Studio 200 Mark kostet und in einem Studio 400 Mark. Ich weiß inzwischen, das ist nicht so legal.
00:30:12
Speaker
Ja, aber naja, es kommt drauf an. War es eher ein Netz und doppelter Boden nach unten oder war es eher ein künstliches Freise nach oben? Weißt du das? Oder warst du damals noch nicht so involviert? Gute Frage.
00:30:29
Speaker
Weil Ersteres wäre tatsächlich legal inzwischen jetzt mit EU-Schutz von kleinen Geschäftspartnern und so. Und Zweiteres wäre natürlich kartellrechtlich zumindest bedenklich. Ja, ich glaube, es ging schon darum, dass sich ein Studio nicht die Mühe macht, jemanden anzubieten, der in einem anderen Studio, weil er den schon lange kennt, einfach immer für die Hälfte arbeitet.
00:30:54
Speaker
Also das war noch, das war ja auch eine kleine Welt. Es waren ja auch nicht so viele Leute, das muss man ja auch mal sagen. Also der Werbemarkt, das waren acht Stimmen. Geil. Aber es stimmt, das war ein totaler Nischenberuf heute. Das ist ja fast schon ein Trendberuf. Es gab keine Ausbildung. Ich weiß gar nicht, wie die anderen da alle hingekommen sind, um ehrlich zu sein. Schauspiel halt, also Schauspielausbildung, oder? Nee, gar nicht. Das ist tatsächlich noch relativ neu. Wirklich? Ja. Okay. Ich glaube, die meisten
00:31:24
Speaker
kam vom Radio. Die meisten großen Stimmen waren ursprünglich bei Radio Luxemburg. Und so hat sich das entwickelt. Und ich nehme an, die hatten natürlich Stimmbildung und Sprecherziehung da. Gab es früher noch beim Radio, ich glaube inzwischen.
00:31:41
Speaker
nicht mehr so, was ich so höre. Ja, ich glaube, es nimmt immer stärker ab, aber es gibt schon noch den Anspruch, ich glaube, es kommt drauf an, wo man hingeht. Wenn man zu einem öffentlich-rechtlichen Sender geht, gibt es das schon noch, aber gerade die Privatsender sind bewusst in die andere Richtung gegangen. Nee, es waren also tatsächlich eher Radio- und Fernsehmoderatorinnen, die das gemacht haben und auch so ein paar Quereinsteiger, die
00:32:04
Speaker
in einer ganz anderen Branche gearbeitet haben, selber Werbeproduktion betreut haben und dann angesprochen wurden, sag mal, du hast aber eine gute Stimme. Genau, da kenn ich nämlich einen, der ist dann tatsächlich noch mal zwei Jahre auf eine private Schauspielschule gegangen, um sich das drauf zu schaffen. Aber ich glaube, wir waren am Anfang auch immerhin 120. Im Verband. Im Verband, war es mich auch erstaunt. Bei den Treffen, die einmal im Jahr stattgefunden haben, ich war 2000 das erste Mal da,
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Speaker
waren wir wahrscheinlich 30. Und da waren auch einige neue Leute dabei. Ich war damit auch noch eine von, ich war echt auch eine von den jüngsten. Wie hat sich denn die Verbandstruktur und auch der Aufgabenbereich so verändert in den Jahren, in denen du das beobachtet hast, seit jetzt bald 25 Jahren?
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Speaker
Also damals war es so, dass wir hatten so ein paar konkrete Themen wie zum Beispiel, dass wir gerne Mitglied der Künstlersozialkasse, also die Möglichkeit bekommen möchten, in die Künstlersozialkasse aufgenommen zu werden. Da hat sich damals der Vorstand, das war der Hanswer Karrenbrock, der hat sich sehr darum bemüht, das muss ich auch nochmal sagen, dass der sich
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Speaker
ganz, ganz toll auch um die Neumitglieder gekümmert hat. Also der hat auch noch Leute aufgebaut, die Potenzial hatten und hat damals auch mit denen eine CD aufgenommen und so. Das geht alles, wenn du eine kleinere, überschraubere Gruppe bist. Aber es war dem schon wichtig, dass der Nachwuchs es leichter hat als er. Natürlich die Rechtsschutzversicherung. Also die war auch gleich von Anfang an mit dabei, wenn ich mich richtig erinnere. Und dann war es ein Stück weit auch
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Speaker
auch Netzwerk. Also auch für mich, dadurch, dass ich früher fast ausschließlich in Englisch gearbeitet habe, kannte ich so die englische Blase. Da gab es so acht bis zehn, ganz Deutschland so ungefähr. Meistens waren es so, ja, es waren wirklich nicht viele. Oder ich habe es nicht mitgekriegt, weil es ja auch noch kein Social Media und kein Internet gab. Und wir kannten uns und haben uns auch gegenseitig angerufen, du so und so, such das und das. Und das war eine wirklich schöne
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Speaker
eine schöne Community und durch meine Mitgliedschaft im Verband habe ich dann eben auch Leute kennengelernt, die Deutsch sprechen und wir haben uns gegenseitig empfohlen und unterstützt.
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Speaker
Stimmt, das habe ich überhaupt nicht erwähnt, dass du eigentlich zweisprachige Sprecherin bist. Also wer dich kennt, weiß das eh. Aber für alle, die es nicht, die dir alles nicht kennen, Englisch und Britisch-Englisch. Wie geht es dir denn? Merkst du einen Unterschied jetzt seit KI da ist in der Arbeit, in den beiden Sprachen zueinander?

AI's Influence on Voice Acting

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Speaker
Es ist so ein bisschen schwer, genau zu sagen, wie alles zusammenhängt, weil wir ja auch, es ist so ein ganzer Rattenschwanz. Wir hatten Corona, das hat Dinge verändert. Es gibt sicherlich auch noch viel mehr Leute und viel mehr Sprecherinnen auf dem Markt. Es ist leichter geworden, Natives im Land direkt zu buchen, trotz Brexit. Also da war ja auch mal so eine Befürchtung, dass es schwierig werden würde, aber es ist nicht so.
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Speaker
Dann ja, Unsicherheit, was KI angeht. Also ich fange da mal von vorne an, ich merke einfach seit anderthalb Jahren, dass es sich gewaltig verändert hat. Also es begann eigentlich damit, dass ich mit großen Firmen plötzlich Diskussionen über Preise führen musste, die ich vorher nicht führen musste. Also klar hat man immer mal geguckt, ob man ein Paket baut oder so, aber es war so,
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Speaker
Plötzlich wollten die nur noch ein Viertel zahlen und meinten, also den Spruch, die anderen machen es auch für den Preis, den kennen wir alle immer. Ja, komischerweise kennt immer irgendjemand, irgendjemanden, der es auch für einen Fuffi macht. Warum rufst du mich dann an? Also das war eine Phase, da würde ich sagen, da fing es an, dass ich sehr, sehr viel Nein gesagt habe, weil ich mich ja auch ja seit Jahrzehnten dafür engagiere, dass die Preise ordentlich sind, dass wir ordentlich bezahlt werden und mich gegen Dumping einsetze.
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Speaker
und das schon frustrierend ist.
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Speaker
Und dann ging das so über in, immer weniger an Fragen. Also es hat sich auf einem sehr viel niedrigeren Niveau jetzt eingependelt. Ich habe Gott sei Dank noch Leute, die gerne mit mir arbeiten, und es kommen auch immer noch ein paar neue dazu, aber ich merke schon, das ist ein Unterschied. Und ich habe mal ein bisschen rumgefragt bei Studios, wie so die Erfahrung ist, und die sagen in Teilen, es gibt überhaupt keine Aufträge mehr in Englisch.
00:36:53
Speaker
Oder ja, wir arbeiten mit Großbritannien oder USA über Schalte und die arbeiten offensichtlich günstiger als wir. Und das, also was ich ganz lange Zeit sehr, sehr gerne und viel gemacht habe, sind die Layouts für die Marktforschung zu sprechen in Englisch. Und das wird wohl im Moment nur noch in Deutsch und Französisch gemacht, weil die, also es wurde mir wortwörtlich gesagt, weil die KI da noch nicht so gut ist.
00:37:20
Speaker
Ja, wobei ich auch auf Deutsch sagen muss, ich habe schon lange kein Layout mehr gesprochen. Also tatsächlich auch so ein Jahr, anderthalb Jahre, ja, anderthalb Jahre vielleicht nicht, aber ein Jahr mit Sicherheit und da muss ich sogar zugeben,
00:37:35
Speaker
Ich versuche auch immer beide Seiten mir anzuschauen und ein Layout ist für mich ein total legitimer Einsatzzweck für KI. Einfach nur damit man das Gefühl kriegt, passt es vom Timing, von der Menge der Worte auf die Zeit oder ich möchte den Schnitt finalisieren, das Bild irgendwie knackig kriegen auf diesen und diesem Text.
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Speaker
Völlig fein. Ist okay, solange das nicht, für meine Begriffe, solange das nicht das Licht der Welt erblickt und die Firma nach außen darstellt oder das Produkt verkauft oder die Information, in welcher Art auch immer, journalistischer Art oder so, transportiert, bin ich damit völlig fein. Das ist ein technologischer Fortschritt, den ich unter Werkzeug, das dem Menschen dient, einordnen kann.
00:38:33
Speaker
Womit ich eher ein Problem habe, ist dieses, nee, das ist zu teuer oder, uuuh, wir wollen uns keine Gedanken machen um die Nutzungsrechte, deshalb lassen wir es von der KI machen. Das hast du auch schon wirklich gehört, dass es die Nutzungsrechte gibt. Ja, ich hatte auch den ganz skurrilen Fall, dass
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Speaker
dass ein mittelgroßer Betrieb mich für einen Imagefilm gebucht hat, aus dem dann, also so ein langer, längerer wie auch immer, aus dem dann vier Cut-downs geschnitten worden wären, die als Online-Werbung eingesetzt werden sollten. Und den Imagefilm haben sie ganz normal gemacht.
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Speaker
gezahlt und bei den Onlinespots haben sie dann angefangen zu feischen und zu meckern und so. Das ist ja völlig unverhältnismäßig und so. Und dann habe ich eben erklärt, okay, das sind unterschiedliche Nutzungsrechte und ihr verkauft damit was auch immer ihr da verkauft, um das jetzt anonym zu halten. Aber auf jeden Fall sind wir uns das Ende vom Lied, weil wir sind uns nicht einig geworden vom Preis, weil ich bei Werbung einfach sehr begrenztes
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Speaker
Verständnis für das niedrige Budget? Sagen wir es so, ich kenne mich halt inzwischen auch gut genug aus, um Gesamtbudgets zu kennen, um zu wissen, wie viel fließt da in die Produktion allgemein, wie viel fließt da in die Schaltung, auch was sind so Werbetas und so, im Ganzen, wo dann eben die Agentur auch noch mit drin ist. Und da sehe ich dann einfach nicht ein, nur weil mein Beruf
00:40:16
Speaker
künstlerischer ist, dass ich dann weniger bekommen soll. Ich habe das Gefühl, je künstlerischer der Posten in der Produktionskette, desto mehr wird gedrückt und gefalscht, weil es offensichtlich auch geht. Aber um auf die Geschichte zu Ende zu erzählen, war dann, ja gut, dann nehmen wir halt die KI. Gut, dann bitte nehmt die KI, be my guest, aber es ist halt, glaube ich, ihr schießt euch da mit einem Eigentor. Und es war wirklich so, sie haben
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Speaker
Das billigste, schlechteste, es gibt ja inzwischen wirklich gute Sprachmodelle, muss man ja sagen. Aber dieses, was sie genommen haben, hat nicht mal den Firmennamen richtig ausgesprochen und aus, weiß ich nicht, Falschem Stolz oder so, haben sie das dann so on air geschickt und mit ganz vielen tausend Euro Schaltungsbudget untermauert. Und das hat den total gegenteiligen Effekt, weil
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Speaker
dann lass die Werbung von einem echten Menschen sprechen. Das ist das, was den Bezug zum Kunden, zum Käufer so herstellt. Das ist das, was dein Produkt verkauft. Und mach meinetwegen den Imagefilm mit Kai, der auf der Website rumdümpelt, den sich eh keiner anschaut.
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Speaker
Aber nein, sie wollten es andersrum machen und ja, okay, dann macht es halt bitte so. Ich kann Gott sei Dank so gelassen sein und eben sagen, das ist nicht das, womit mein beruflicher Alltag steht und fällt oder ob ich jetzt am Ende des Tages die Miete zahlen kann oder nicht. Aber ja, es begegnet mir immer wieder und es ist aber glaube ich auch aus einer Mischung aus
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Speaker
diffusem FOMO. Es wird so, jeder muss jetzt was mit KI machen und ich will nicht der sein, der es nicht hat und abgehängt werden und so. Und natürlich auch einen wirtschaftlichen Druck, der sich aus der Energiekrise, aus der Corona-Krise, aus der Inflations-, für mich war das auch eine Krise, die auch
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Speaker
Nicht sicher, ob ich da kompetent genug bin, aber man hätte die Zinsen glaube ich nicht so stark so lange so stark anheben müssen von der EZB, weil das nicht die Inflation stoppt, aber gut.
00:42:42
Speaker
Ich habe ja nur über Corona gesprochen und dass es noch mehr Leute gibt, die einen Job machen. Natürlich haben wir aktuell zwei Kriege, wir haben Energiekrise, abgesehen von der Klimakrise, über die irgendwie immer noch viel zu wenig gesprochen wird, bei diesem ganzen KI-Kram. Das ist nämlich unser eigentliches Problem.
00:43:01
Speaker
Aber wir tun halt alles so, als ob es das nicht gibt und als ob das wieder weggeht. Aber das Problem kriegen wir heute aber nicht gelöst. Nee, wobei ich glaube schon, dass man da nicht resignieren sollte. Ich habe schon gute Erfahrungen gemacht, wenn Kunden oder auch Mittelsmenschen, also Studios oder Werbeagenturen,
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Speaker
das Gespräch gesucht haben und gesagt haben, schau, wir wollen das machen, aber wir wollen das irgendwie fair gestalten. Und man sich dann eine halbe Stunde darüber unterhält und ich sag, du, ich bin jetzt nicht per se dagegen, aber es ist halt mein Instrument und Teil meiner biometrischen Daten, meiner Identität. Wenn das außer Kontrollegerät missbraucht wird, gestohlen wird, wie auch immer, kann ich nicht nur beruflich einpacken, sondern auch privat. Es ist halt nicht so, dass man sich einfach dann ein neues Facebook Passwort macht.
00:43:51
Speaker
Wenn man gehackt wurde oder einen neuen Account erstellt. Was auch anstrengend genug ist. Ist auch kacke, genau. Alles ist doof, irgendwie. Ausweis verloren, Kreditkarte sperren. Das ist alles kacke, aber das geht halt alles nicht, wenn dein digitaler Stimmdatensatz im Darknet landet. Im Worst Case scenario. Und für alles benutzt werden kann.
00:44:10
Speaker
Genau, und dann sag ich halt, ja, und da gibt es einfach gewisse Regeln und Vorgaben, die haben wir jetzt auch mit den Verbänden ganz gut, finde ich, in eine Form gegossen, dass man zumindest die richtigen Fragen stellen kann und die richtigen Punkte aufbringen kann. Und dann merken diese Firmen, oh ja, ist jetzt doch nicht so sexy und unkompliziert und leicht, wie uns das vermittelt oder suggeriert wurde.
00:44:37
Speaker
Aber ja, kann ich verstehen, sind alles irgendwie valide Argumente, okay, dann ist es eher eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Also will ich für jetzt jeden Furz die KI irgendwie oder? Und die allermeisten sagen dann,
00:44:57
Speaker
Nee, dann machen wir das doch nicht. Oder, okay, danke für den Input. Wir besprechen das mit unserem Legal Team und dann sagt das Legal Team auch, ja, warte mal lieber noch ein paar Jahre, bis es nämlich Präzedenzurteile und
00:45:12
Speaker
eine klare gesetzliche Regelung gibt. Der AI Act ist ja jetzt mal durch, aber der braucht zwei Jahre, bis er voll in Kraft ist und so. Und auch dann gibt es noch genug Unklarheiten in diesem Gesetzestext, die alle erst mal ausjudiziert werden müssen. Und solange es keine Rechtssicherheit gibt, sagen eigentlich die meisten seriösen Unternehmen, den Schuh wollen wir uns nicht anziehen. Wir wollen uns nicht angreifbar machen für
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Speaker
für irgendwelche krassen Klagen und das auch die Verantwortung zu übernehmen für das Endergebnis, wenn das jetzt zum Beispiel in mehrere Sprachen gehen soll. Wer übernimmt denn dann die Verantwortung für die Qualität des Outputs? Das kannst du als Einzelperson, als einzelner Thronmeister, der das jetzt in 27 Sprachen übersetzen muss, kannst ja gar nicht machen, kannst ja gar nicht bieten.
00:46:12
Speaker
dass, glaube ich, das sind Argumente, die nachvollziehbar sind und die das Ganze so ein bisschen runterkochen.

AI and Creativity: Challenges and Ethics

00:46:22
Speaker
Es klingt ja erstmal alles sehr toll. Es ist die Vorstellung von, ich habe eine Idee und die wird direkt umgesetzt und eigentlich gebe ich das
00:46:31
Speaker
nur in meinen Computer ein oder in mein Smartphone am besten, dann habe ich einen fertigen Film, fertige Grafik mit einem wunderschönen, tollen Text und wunderschönen Stimme und am besten noch gleich die Marketingkampagne. Ja, einerseits würde ich mich dann auch irgendwann fragen, warum ich eigentlich noch hier bin oder wer sich das dann
00:46:51
Speaker
Ja, abgesehen davon, dass es meiner Erfahrung nach übermittelmäßig ja auch gar nicht hinausgeht. Also wenn du überdurchschnittliche Ergebnisse haben willst, musst du ja so viel menschliche Arbeit wieder hineinstecken und zwar hochspezialisierte, prompting Menschenarbeit, die jetzt gerade die wahrscheinlich gefragtesten Menschen auf dem Planeten sind.
00:47:13
Speaker
Prompt Engineers, die nicht nur Prompting-Fachidioten sind, sondern die sich dann auch noch in dem jeweiligen kreativen Bereich Bild, Ton, Übersetzung, Sprache wie auch immer auskennen. Also das müsste man jetzt gerade sein, weil die wissen gar nicht wohin mit dem ganzen Geld, mit dem sie beworfen werden, damit sie
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Speaker
Und wenn man es dann wieder aufrechnet, ist es nicht billiger. Es ist ein bisschen schneller und das darf auch sein, von mir aus, dass es von der Idee bis zum finalen Produkt nicht mehr Wochen oder Monate dauert, sondern nur noch Tage. Das ist aber dann eine Produktivitätsfrage und nicht ein systemisches Grundsatz.
00:48:01
Speaker
Und das andere, was auch viele nicht wissen, ist ja, dass KI-generiertes Material erstmal nicht urheberrechtlich schützbar ist. Das heißt, wenn ich damit kommerziell rausgehe, kann das auch jeder nehmen, verballhornen und manipulieren.
00:48:14
Speaker
Und du kannst nichts damit machen. Das ist ja auch ein Schutz für die Marke und für den Kunden, dass wir sagen, das ist ein urheberrechtlich geschütztes Werk. Also sagen wir nicht, das ist Gesetz. Ich erfinde das ja jetzt nicht, weil ich glaube, dass ich das Recht habe, da jetzt irgendetwas geltend zu machen, was für andere nicht gilt. Aber Werbebotschaft. Eigentlich ja. Und dann hast du auf der anderen Seite Juristinnen, die sagen, ja, dann müssen wir das Rechthalt ändern. Weil das ist, also immer mit dem, auch wieder mit dem Argument, es ist ja schon da.
00:48:44
Speaker
Wir müssen jetzt eh irgendwie damit umgehen. Und jetzt zurückzugehen in eine Zeit auf Gesetze, die zu einer Zeit entwickelt wurden und abgestimmt wurden, als es diese Entwicklung noch gar nicht gab. Das sei ja rückläufig und so weiter.
00:49:01
Speaker
Ja, das ist so ein bisschen das Pferd von hinten aufgezäumt und regt mich auch so ein bisschen auf. Es ist jetzt wie eine Naturgewalt über uns gekommen und wir können leider nichts dagegen tun. Nein, das stimmt nicht. Erstens wird es seit zehn Jahren
00:49:16
Speaker
Und zweitens wird versucht zu suggerieren, dass wenn wir den technischen Fortschritt wollen, dass wir zum Beispiel Menschen mit ALS, die ihre Stimme verlieren, die Möglichkeit schenken. Das ist ja was total Schönes und super, bin ich total dafür. Die Frage ist aber, dann muss ich auch meine
00:49:40
Speaker
Meine Grundrechte als Künstler, auch als Mensch, opfern dafür, muss ich, wenn ich eine bessere Krebsfrüherkennung haben will, auf mein Persönlichkeitsrecht pfeifen.
00:49:55
Speaker
Oder ist das so ein Deal-or-No-Deal-Package? Oder kann man das vielleicht bitte auch ein bisschen differenzierter betrachten und sagen, super im medizinischen Bereich für Leute, die aus welchen Gründen auch immer Kill-Kopf-Krebs, ALS, ALS ist hier das Arbeitsamt.
00:50:19
Speaker
die ihre Stimme verlieren, denen die Möglichkeit zu geben, mit ihrer eigenen Stimme zu kommunizieren, ist ja großartig. Ja, natürlich. Das ist doch eine ganz andere Nummer als im Haufen von Menschen, die davon sehr lange und sehr gerne leben.
00:50:32
Speaker
ihren Beruf wegzunehmen. Ja, vor allem, ich finde, das zynischste daran ist halt, dass unsere Daten und unsere Werke seit zehn Jahren genommen werden, um etwas zu trainieren, das uns faktisch ersetzen soll, das eine technische Abhängigkeit erzeugen soll von sehr wenigen, sehr großen Unternehmen, die einfach sehr viel Geld und Serverräume und ganz, ganz viele Grafikkarten haben.
00:50:59
Speaker
Und keine Steuernzahlen. Genau. Da bin ich so ein Gerechtigkeitsfanatiker. Das will nicht. Oder was heißt Fanatiker? Also es widerspricht allem in mir. Alles in mir schreit irgendwie. Das ist nicht gerecht. Das ist nicht in Ordnung und darf nicht so sein. Und deswegen setze ich mich da auch ein und versuche, weil genau das ist kein
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Speaker
kein Kampf, den man gewinnen oder verlieren kann, aber ich finde, man sollte zumindest unangenehm sein. Ja, und du bist da auch ein Vorbild. Also UVA und seine Mitglieder, seine aktiven Mitglieder, ihr seid ein Vorbild für uns alle, aus dieser Ohnmacht rauszukommen.
00:51:51
Speaker
Ich finde, das ist vielen noch gar nicht so bewusst, dass es ja ein Beispiel dafür ist, dass jeder von uns das kann, sich dafür einsetzen, dass etwas, was ungerecht ist, wenigstens reguliert wird.
00:52:09
Speaker
Genau, es geht ja gar nicht darum, dass wir es wieder wegmachen. So naiv ist ja keiner. Es geht darum, dass wir eine berufliche Zukunft haben und dass sich einfach der technologische Fortschritt an geltendem Recht, auch der hat sich an geltendes Recht zu halten.
00:52:29
Speaker
Da könnte ja jeder kommen. Und tatsächlich, was du gesagt hast, ist für mich auch ein bisschen therapeutischer Zweck gewesen, das so mit aufzubauen, weil ich das Gefühl hatte, wenn ich da jetzt sitze und das beobachte und über mich ergehen lasse und die Hände in den Schoß lege und gar nichts mache, dann
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Speaker
wird es ganz eng mit der psychischen Gesundheit. Dann, glaube ich, werde ich ganz, ganz verbittert und frustriert und wahrscheinlich auch depressiv oder Schlimmeres noch. Und so kann ich auch, wenn ich, wie gesagt, diesen Kampf nicht gewinnen kann oder weiß ich nicht,
00:53:11
Speaker
Wie auch immer sich das entwickelt, damit umgehen werde müssen, werde ich aber immer in den Spiegel schauen können und sagen können, ich habe echt alles versucht. Ich habe alles Menschenmögliche versucht und dann kann ich auch gut und gerne erhoben in Haupt ist scheitern und habe eben nicht diese totale Verbitterung und
00:53:33
Speaker
Die Depression, die mir über die, oder die, weiß ich nicht, die totale Sinnkrise muss ja auch nicht immer gleich ein Krankheitsbild sein, aber... Aber ein Unglück. Es macht einen unglücklich. Also als das erste Mal bei einer JHV angedroht wurde, so ja, in sieben Jahren werden wir alle nicht mehr arbeiten,
00:53:58
Speaker
Das macht so ohnmächtig. Das ist so gesetzt. Das ist wie ein Märchen. Dann kommt die böse Hexe und dann geht das alles nicht mehr. Und was ihr miteinander gemacht habt, ist eben aus diesem rausgehen.
00:54:19
Speaker
Und auch, wie du sagst, selbst wenn es nichts genutzt hätte, was ich nicht glaube. Ihr habt euch kennengelernt, jeder und jede von euch hat wahnsinnig viel gelernt auf dem Weg. Ich weiß nicht, warst du früher in Sachen juristischer Termini so fit wie jetzt? Nee, gar nicht. Also wenn ich dich jetzt höre, auch gerade in dem ersten Podcast, dachte ich nur so, oh, krass, Jura hat da ja wohl auch noch studiert.
00:54:43
Speaker
Nee, aber tatsächlich, ich hab mich ziemlich rein gefiecht die letzten anderthalb Jahre. Und das ist ein sehr gutes Gefühl, das ist ein Gefühl der Selbstermächtigung. Also keine Frage, wenn ich jetzt wirklich auch längere Gesetzestexte lesen muss, dann kommt's mir auch hoch und mein Gehirn beginnt abzuschalten. Es ist eine neue Sprache.
00:55:04
Speaker
Es ist eine neue Sprache. Aber gleichzeitig ist es ein total gutes Gefühl der Selbstermächtigung, dass man da auch mitreden kann. Ich freue mich, wenn JuristInnen sagen, du bist aber echt okay, cool. Das hat zumindest Hand und Fuß und du gräst nicht irgendwas nach, was du in der Bildzeitung gelesen hast.
00:55:33
Speaker
Und das ist ein gutes Gefühl, auf jeden Fall.
00:55:39
Speaker
Egal wozu, es bringt was. Es trägt dazu bei, dass ich mich persönlich weiterentwickele und ich glaube, das ist das, eines der Ziele oder Sinne des Lebens, dass man nicht stehen bleibt, sondern sich weiterentwickelt und sucht und fragt und hinterfragt und, ja, das kann, wer hat ja auch niemanden, der das nicht macht, überhaupt, das steht jedem frei. Für mich fühlt sich es einfach besser an, so durchs Leben zu gehen oder
00:56:11
Speaker
Ja, aber ich glaube, das liegt auch in unserem künstlerischen Naturell. Also ich weiß das von mir selber, ich langweile mich sehr schnell und dann suche ich was Neues. Und wenn ich aber in der Angst bin, dann habe ich das Gefühl, es geht gar nichts. Dann kann eben die Depression kommen und dann sehe ich auch, sehe ich nicht mehr, wie es weitergeht. Aber wenn ich die Kraft habe zu sagen,
00:56:39
Speaker
da sind auch noch andere Leute und wenn wir darüber reden, dann inspirieren wir uns gegenseitig und dann kommt es wieder in den Fluss. Ich finde auch, ich finde auch, das ist so, so sind wir als Menschheit hierher gekommen, ob man das jetzt als einen guten oder einen schlechten Punkt bezeichnen mag, an dem wir uns jetzt befinden, sei zwar dahingestellt, aber
00:57:03
Speaker
Die Evolution, die Entwicklung, dass die so exponentiell stark zugenommen hat, kommt genau aus diesem Kommunizieren. Kreative Lösungen für Probleme finden, für Widerstände, für äußere Gefahren, wie auch immer.
00:57:24
Speaker
Das ist für mich jetzt nichts, wie soll ich sagen, ich habe jetzt nicht das Rad neu erfunden, sondern habe einfach gesucht, was kann ich tun, damit
00:57:35
Speaker
ich eine berufliche Zukunft habe, damit es mir besser geht. Und ja, ich würde es um kein Geld der Welt eintauschen. Also es ist so ein beruhigendes Gefühl zu wissen, es geht allen anderen auch so. Keiner hat die Antwort auf alle Fragen. Trotzdem versuchen alle ihr Bestes. Es gibt Menschen, die sich da einsetzen und die sich durch, sich gegenseitig den Rücken stärken.
00:58:03
Speaker
Also das ist, was ich schon das Gefühl habe, also ich glaube nicht, um das vielleicht zu einem konkreten, auf einen konkreten Punkt hinzuführen, ich glaube die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Ich glaube es wird immer einen Sprechberuf geben und es wird diese Branche nicht ganz ausgelöscht werden. Die Frage ist nur, wie elitär wird sie und wie viel bleibt davon übrig?
00:58:28
Speaker
Und wie überbrücken wir die Zeit bis dahin? Es gibt ja auch Leute, die sagen, das ist jetzt eine Umbruchsphase, es wird sich umstrukturieren und genau wie es den großen Knall in der Musikbranche gab, gibt es ja heute auch noch Live-Konzerte und das werden immer noch.
00:58:43
Speaker
Schallplatten rausgebracht. Ja, ich kaufe gerne Schallplatten. Also das ist für mich was total schönes, haptisches, etwas von einem Ritual. Aber das ist tatsächlich auch eine der größten Lügen in meinen Augen, die mich triggern und aufregen, ist die Demokratisierung von Kreativität. In Wahrheit ist es nämlich eine Elitisierung. In Wahrheit ist es
00:59:09
Speaker
Ja, jeder kann jetzt Content Creator sein und seiner Kreativität freien Lauf lassen, aber in Wahrheit werden alle niedrigen und mittleren Positionen
00:59:24
Speaker
faktisch ausgelöscht und nur noch die obersten Entscheidungsträger, die obersten, auch die Superstars, die Rianas und wer auch immer, werden sicher immer eine berufliche Zukunft in der Kreativbranche haben, sowie halt ganz wenige elitäre Player und
00:59:51
Speaker
Ja, Kreativität als Hobby ist jetzt leichter zugänglich für jeden, aber Kreativität als Brotberuf oder auch als Lebenseinstellung, da wird sehr vielen Menschen die Lebensgrundlage entzogen.
01:00:11
Speaker
Ja, und ich glaube, es heißt auch immer, dass es eine Demokratisierung der Kreativität ist. Meine Kreativität ist ein Ausdruck von dem, was in mir vorgeht, von Prozessen. Und wenn ich mich an den Rechner setze und sage, so, jemand hat Geburtstag, ich möchte eine Geburtstagskarte mit einem Osterhasen drauf, der soll lila sein und was auch immer, dann ist das nicht das Gleiche, wie wenn ich mich hinsetze und es selber male.
01:00:41
Speaker
Also es ist für mich, da kann ich auch eine Karte kaufen gehen. Also das ist für mich nicht kreativ. Man kann natürlich sagen, dass ich die Idee hatte, für diese Person auf dieses Motiv zu kommen. Und es macht mir einen Teil manches leichter. Aber das ist nicht Kreativität.
01:01:00
Speaker
Ja, das stimmt, weil für mich ist die Definition von Kreativität, ich mag andere auch geben, aber ist die spontane Reaktion auf unvorhergesehene Umstände
01:01:17
Speaker
dafür einen Weg zu finden, in welcher Form auch immer damit umzugehen oder sich auszudrücken. Und alles was gepromptet und künstlich erzeugt wird, gab es schon mal. Das ist keine unvorhergesehene Situation.
01:01:33
Speaker
Neues Problem. Ich stelle etwas wieder her. Genau, das ist eine Vervielfältigung von und eine Vermischung von bereits Dagewesenen. Also, ich habe mich mit einem englischen Spezialisten unterhalten, der hat das wunderschöne Wort regurgitating verwendet, was ich jetzt so auf Deutsch gerade nicht parat habe. Hochkotzen, hochwirken, wieder hochbringen wäre vielleicht der schönere.
01:01:59
Speaker
Es ist nichts Neues. Ich glaube auch, dass sich sehr schnell eine Gewöhnung und eine Abstumpfung daran etablieren wird. Es berührt mich nicht und es ist auch schon neurologisch bewiesen, dass synthetisch erzeugte
01:02:19
Speaker
Audiosignale andere Bereiche im Gehirn ansprechen, nämlich die, die Geräuschen zugeordnet sind und eher dann Fight or Flight auslösen als eine echte menschliche Stimme. Und ich kann jetzt nicht sagen, woran das liegt. Aber eben die echte menschliche Stimme spricht einen anderen Bereich im Gehirn an.
01:02:39
Speaker
Und dann gibt es die, die sagen, ja, aber die jungen Leute, die hören doch sowieso schon die ganze Zeit diese schrecklichen KI-Stimmen auf TikTok. Für die ist das doch völlig normal. Man kann immer Wege finden, das zu rechtfertigen oder zu erklären, ohne dass man sich, also den Weg des geringsten argumentativen Widerstands zu gehen, sage ich mal, ohne dass man sich jetzt da irgendwas hinterfragen muss oder vielleicht sogar was verändern oder so.
01:03:08
Speaker
Ich habe aber schon das Gefühl dadurch, dass sehr viel wegfallen wird erst mal, bis das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlägt, dass es nicht verkehrt ist, sich ein bisschen breiter aufzustellen oder so ein bisschen flexibler zu sein, was ja auch zur Kreativität dazugehört und nicht alles unbedingt auf die eine Karte sprechen zu setzen.

Exploring New Career Paths Beyond Voice Acting

01:03:35
Speaker
Siehst du das auch so? Hast du einen Plan B? Wie geht es dir damit?
01:03:37
Speaker
Ja, ich bin quasi schon mittendrin. Ich hatte ja über lange, lange Zeit den Luxus, fast ausschließlich davon leben zu können. Also das Theater spielen hat viel Zeit.
01:03:49
Speaker
Viel Zeit und wenig Geld. Viel Zeit und wenig Geld gebracht, wobei es auch mal umgekehrt war. Also Anfang der Nullerjahre habe ich viel, viel, viel Theater gespielt, Präsentationen, Messen, sonst alles Mögliche gemacht, wofür es auch wirklich viel Geld gab. Da war es andersrum, aber das hat sich dann gedreht und jetzt konnte ich einfach sehr, sehr lange wunderbar vom Sprechen leben und habe mir Gott sei Dank auch was aufgebaut und was zurückgelegt.
01:04:13
Speaker
Ja, jetzt war so die Überlegung, was kann ich denn noch? Und ich war echt auch an dem Punkt zu sagen, habe ich kein Nix, kann nur das. Und da bin ich dann einfach dadurch, dass ich gesagt habe, okay, ich melde mich jetzt für Kurse an. Ich probiere Sachen aus. Ich werde das auf dem Weg. Ich war mir noch nicht so sicher, aber ich hatte so ein Bauchgefühl von, auf dem Weg werde ich etwas finden.
01:04:41
Speaker
was mich genauso glücklich und erfüllen wird wie das.
01:04:46
Speaker
Ich hatte ja auch schon so das Gefühl von, ich müsste mich jetzt davon trennen, weil jetzt ist es ja vorbei. Also es ist ja auch so Wellen, je nachdem wie apokalyptisch die Nachrichtenlage war und wie ruhig das Telefon und das E-Mail-Postfach zu mir war, das Gefühl von, ja, müssen wir eigentlich schon längst irgendwas anderes gemacht haben. Und dann habe ich gesagt, ja, das nee, nee, nee, jetzt kommen wir runter. Und jetzt machen wir uns mal auf den Weg. Und ich habe letztes Jahr im November einen ganz, ganz tollen Schreibworkshop in Nonnon gemacht bei einem Autor, an den ich sehr bewundere.
01:05:16
Speaker
Und war im Januar in Marokko auf einem Retreat, wo es auch um den Umgang mit Kreativität ging.
01:05:24
Speaker
Was steckt eigentlich in mir und wie drücke ich mich aus? Also es ging sehr viel ums Bewusstwerden von etwas, was ich für mich immer selbstverständlich gemacht habe, aber nie wirklich hinterfragt habe oder in Worte hätte fassen können. Und ich kam zurück mit dem Gefühl von, nee, ich kann ja viel mehr. Ich muss ja nicht nur, kann ja noch ganz andere Sachen machen. Da hat sich für mich so ein Horizont geöffnet. Und im Februar war ich auf einem
01:05:50
Speaker
ganz, ganz tollen Retreat für Frauen mit, geleitet von Lenia Soleil, die hat auch einen Podcast, der heißt Geliebte auf Zeit. Und das war ein Sexworkshop für Frauen. 16 Frauen, die sich noch nie gesehen hatten, im Alter von Mitte 20 bis Ende 50.
01:06:11
Speaker
Und wir sind im Deep Talk, das war Deep Work. Das war krass. Also es war wirklich, ich beschreibe es mal mit, nach vier Tagen war so viel Oxytocin im Raum, dass es von der Decke getropft hat. Und alle hatten so ein ganz, ganz tiefes Gefühl von Verbundenheit und Vertrautheit und wirklich alles zeigen zu können und aufgefangen zu werden.
01:06:41
Speaker
In der Zeit war gerade der Navalny leider gestorben, genau an einem Samstag.
01:06:50
Speaker
Und wir saßen zusammen und es war so dieses, boah, wenn alle das erleben würden, dann wären solche Katastrophen, solche Diktatoren vielleicht gar nicht mehr nötig, wenn wir alle so einen Zugang zu unseren Gefühlen hätten. Also klingt jetzt so, als ob wir auf Drogen waren. Es war wirklich einfach nur intensive Arbeit, intensives Sprechen. Und weil ich dachte, okay, ich glaube, das ist was.
01:07:19
Speaker
Das möchte ich gerne, das möchte ich gerne weitergeben. Und ich habe mich dann entschieden, im Herbst eine Ausbildung anzufangen als beziehungsdynamische Paar- und Sexualtherapeutin. Und auch da kommt immer mal so das Gefühl von, ja, aber was mache ich denn dann? Wie wird denn das alles? Und merke jetzt auf dem Weg, mir begegnen immer mehr Menschen, ich merke, ah cool, das funktioniert. Ich entdecke ganz andere Welten.
01:07:48
Speaker
Ich bin neugierig, manchmal ängstlich, aber meistens einfach sehr vorfreudig darauf, was jetzt passieren wird. Und gleichzeitig merke ich, dass es ich eben immer noch als Sprecherin zu tun habe.
01:08:00
Speaker
Also das klingt alles, finde ich, sehr, sehr schön und klingt auch so im selben Akkord mit dem, wie ich es empfinde oder wie es mir geht. Ich glaube wirklich, dass wir in dieser hypertechnologisierten und durchstrukturierten, automatisierten Zeit eigentlich das Bedürfnis nur unglaublich verstärken nach
01:08:26
Speaker
authentischer, echter, zwischenmenschlicher Kommunikation auf welcher Ebene auch immer, ob das auf der sprachlichen, auf der nonverbalen, auf der körperlichen Ebene ist. Und gleichzeitig glaube ich, dass die totale Überforderung, die so
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Speaker
entsteht, die wir uns alle eigentlich, die allermeisten von uns sich nicht eingestehen wollen, glaube ich, einen sehr großen therapeutischen Bedarf auslöst und dass sich auch jetzt in der Generation unserer Kinder eigentlich erst selbstverständlich ist, sich da Hilfe zu holen oder darüber offen zu diskutieren. Also als ich mit der Psychotherapie angefangen habe,
01:09:08
Speaker
war das noch, es klingt jetzt so, als wäre ich 100 Jahre alt, aber vor 10 Jahren, da war das noch nicht normal, dass ein Mann sagt, er geht vor allem bei Männern und Frauen tendenziell eher schon, auch ein klarer Zugang zu Gefühlswelten und ein stärkeres Bewusstsein zu, was brauche ich jetzt gerade und wo kann ich mir das holen und so.
01:09:32
Speaker
Männer beginnen da jetzt gerade erst so ein bisschen aufzutauen und da wirst du dir überhaupt keine Sorgen machen müssen, dass du einen Klienten findest. Der Bedarf ist da. Das ist ganz klar und ganz stark und je stärker wir uns
01:09:52
Speaker
in diese, ich nenne es jetzt mal, entfremdete Welt begeben, desto stärker brauchen wir auch ein Gegengewicht dazu. Für mich ist auch eine ganz große Stütze im Leben der Kampfsport, also psychisch wie physisch, das ist auch authentischer, ehrlicher, freundschaftlicher im Training, Austausch.
01:10:16
Speaker
auf körperlicher Ebene, aber auch auf psychischer, muss man auch sagen. Und ohne diese Konstante in meinem Leben in den letzten fünf, sechs Jahren, wäre ich auch nicht da. Wäre ich auch nicht so entspannt. Und ja, man hat einen anderen Referenzrahmen.
01:10:41
Speaker
Dann hat man einen anderen Bezugspunkt zu, was ist jetzt eine Stresssituation? Und ich glaube, wie du es gesagt hast, wenn jeder sowas machen würde, dieses Gefühl habe ich manchmal, wenn ich auf der Matte stehe, wenn jeder sowas machen würde, dann hätten wir so viele Probleme nicht, dann hätten wir... Man ist einfach gezwungen, sich mit seinem Ego und seinem
01:11:11
Speaker
etablierten Mustern auseinanderzusetzen und es führt keinen Weg daran vorbei. Es ist eine sehr unmittelbare, man kriegt sehr unmittelbares physisches Feedback dazu, wie man sich verhält oder nicht verhält. Und im besten Fall lernt man daraus.
01:11:34
Speaker
Reaktion ist ja, also einerseits beobachten, also Aufmerksamkeit, aber auch gleichzeitig adäquat auf etwas zu reagieren. Also für mich war das ein Eyeopener, als ich damit angefangen habe. Ich komme im Moment nicht dazu, leider, aber ich habe es auch den Luxus, dass ich ein Jahr lang Einzelunterricht hatte, weil es mir in der Gruppe dann doch zu krass war. Weil beim Graf Magar geht es ja ganz klar um die Verteidigung.
01:11:59
Speaker
Gut, Kraftmarker ist wirklich sehr destruktiv. Also sehr effizient, kein Turniersport, kein so, sondern ein... Reaktion auf eine Situation. Und ja, ich bin eine Frau, ich habe genügend unangenehme Situationen gehabt, wo ich mir in der Vergangenheit gewünscht hätte, ich hätte diese Sicherheit gehabt und überhaupt diese Fähigkeit, mich abzugrenzen und mich zu verteidigen und laut zu werden und zu schlagen.
01:12:29
Speaker
so bin ich nicht groß geworden. Also es war nicht bewusst, aber einfach immer so dieses Jahrnehmer ist halt nett und freundlich und dieses klassische Ficken will, muss freundlich sein. Es ist im Prinzip, ich weiß nicht, wo ich das her hatte, aber das war wirklich faszinierend für mich zu merken, was das in mir ausgelöst hat. Mit welchem Gefühl ich nach der Stundetraining auf die Straße gegangen bin. Also
01:13:00
Speaker
Ich mache schon sehr lange Yoga, ich habe früher Ballett gemacht. Ich kenne meinen Körper eigentlich ganz gut, aber ich habe es dadurch nochmal ganz anders kennengelernt. Ich finde beim Kampfsport ruht man noch stärker in sich. So geht es mir zumindest. Ich habe das totale Vertrauen, dass sollte so eine Situation eintreten. Ich meine Muscle Memory.
01:13:29
Speaker
dieser Übung, die ich dort und die Erfahrung, die ich dort gesammelt habe, vertrauen kann und schon wissen werde, wie ich mich dann verhalte. Und das führt aber dazu, dass man so gelassen, aber super präsent durchs Leben geht. Und dann kommt man gar nicht in solche Situationen. Also ich habe wirklich das Gefühl, dass ich seit ich Kampfsport mache,
01:13:57
Speaker
eigentlich gar nicht mehr in potenzielle, ich war davor auch nicht super der Kandidat für körperliche Auseinandersetzungen. Du bist ja auch recht groß, da hauen sie nicht so oft auf dir rum. Ja und ich habe eine tiefe Stimme und dann kann ich kurz mal bellen und so, aber
01:14:18
Speaker
Trotzdem gehe ich anders durchs Leben und das zum Beispiel möchte ich meiner Tochter auch mitgeben. Die kann grundsätzlich machen, was sie will, aber sie soll sich verteidigen lernen und sie soll ihren Körper gut kennenlernen. Bei mir war es zum Beispiel auch so, am Anfang hatte ich Angst vor meiner eigenen Kraft.
01:14:38
Speaker
weil ich das ganz viel unterdrückt habe und sehr als moderner, westeuropäer aufgeklärter Mensch, dann löst man das doch mit Worten und so. Und da hatte sich ziemlich viel angestaut, was ich körperlich sozusagen über mich ergehen lassen musste und nur verbal irgendwie gekontert habe oder so. Und aus dieser Angst heraus kann man auch erstarren und eben nicht
01:15:05
Speaker
adäquat umgehen in solchen Gefahrensituationen, vor allem als Frau, glaube ich. Und das möchte ich.
01:15:13
Speaker
und meiner Tochter Spahn. Und ich glaube, das beginnt sich auch jetzt gerade erst zu wandeln. Dieses Bild von, wer Kampfsport macht, ist ein Schlägertyp oder so. Die krassesten Kampfsportler sind die entspanntesten und ruhigsten und ausgeglichensten Menschen,
01:15:35
Speaker
Haben Mönche das nicht ursprünglich erfunden? Meditation und Kampf fängt doch ganz gut zusammen. Welchen Kampfsport machst du? Ich habe lange Kickboxen gemacht und jetzt mache ich Brazilian Jiu Jitsu.
01:15:47
Speaker
Seit einem Jahr, genau. Tatsächlich habe ich mich so herangetastet, weil Kickboxen mit meinen langen Gliedmaßen sehr meiner Komfortzone entspricht und Jiu Jitsu ist wirklich das totale Gegenteil. Es ist halt Ringen, Bodenkampf, es ist super intim, ständig liegt jemand auf dir drauf mit 80 Kilo oder mehr und will dich würgen.
01:16:14
Speaker
Schön. Ja, nein, wirklich schön. Was wirklich schön ist, was du nämlich beschrieben hast vorhin, das habe ich tatsächlich, dieses High habe ich, wenn ich in einer potenziell lebensgefährlichen Situation bin und die Ruhe bewahre, handlungsfähig bleibe und dann mich kontrolliert aus dieser Situation befreien kann. Das ist ein unglaublich geiles Gefühl.
01:16:40
Speaker
Ja, und wenn du das noch im echten Leben anwenden kannst, auch auf andere Situationen, das ist super cool. Aber das glaube ich, weil ich hatte ganz am Anfang so eine Ohnmachtssituation. Ich bin zwar rausgekommen, aber mein Hirn dachte halt, es wäre wirklich angegriffen worden.
01:16:56
Speaker
war nicht cool. Und das ist jetzt, Gott sei Dank, jetzt kann ich mich, weil du das Körpergedächtnis erwähnt hast, wie im Theater, kann ich mich darauf verlassen, das kommt. So wie ich auch immer wusste, wenn ich da in der Ecke auf der Bühne stehe, dann kommt der Text.
01:17:12
Speaker
Ja, dieses Vertrauen hatte ich nie. Also selten. Dieses Vertrauen hatte ich nur bei Stücken, die mich wirklich innerlich auch total gepackt und überzeugt und mitgerissen haben. Wenn es so Theaterarbeit war, also ein Stück Vertrag, den ich halt gemacht habe fürs Geld, habe ich mich immer wahnsinnig schwer getan mit Textlernen und dieser Sicherheit, dieser Selbstverständlichkeit. Spannend. Also das heißt, wenn es nicht selbst gewählt war,
01:17:42
Speaker
Ja. Also wenn mich der Inhalt nicht überzeugt hat, wenn ich jetzt gar nicht, das ging es nicht darum, ob das jetzt ein bezahlter Auftrag oder eine freie Szeneproduktion war, wo ich mich ausspinnen konnte, sondern... Keinen Spaß macht. Ja. Ja, kenn ich. Aber auf dem Weg haben wir offensichtlich trotzdem beide das gefunden.
01:18:13
Speaker
Ja, ich finde auch. Und auch viel gelernt? Also in einer Line, was du als Werkzeugkoffer da mitgenommen hast? Absolut. Nein, das würde ich auch gar nicht missen und vor allem auch nicht die. Ich habe fast noch mehr gelernt in den Jobs, die ich gemacht habe, die ich dann sehr schnell, wo mir dann sehr schnell klar war, die will ich nicht den Rest meines Lebens machen. Ich habe auch ganz viel und ungeile Jobs gemacht.
01:18:40
Speaker
die mir aber mit einer Wehmens gezeigt haben, Patrick, das machst du bitte nicht die nächsten 40 Jahre, sonst gehst du kaputt. Was war das? Psychisch, physisch. Ja, ich habe drei Monate bei MAN
01:18:59
Speaker
in einer Schiffsmotorenfabrik gearbeitet. Das gibt es bei Oxbox. Die bauen Schiffsmotoren für diese ganz großen Tanker. Also da hat der Motor 18, 20 Meter. Und da war ich quasi das Bindeglied zwischen dem Lager, dass Einzelteile aus dem Lager in die Gießerei fahren musste. Und ich war der Depp mit so einer Hand.
01:19:19
Speaker
Mit so einem Handhubwagen und musste aber auf denselben Straßen fahren, wie diese gigantischen Traktoren mit so 25 Tonnen flüssigem Stahl irgendwie so durch die Gegend fahren.
01:19:39
Speaker
heiß, ganz schlecht für die Atemwege, diese Arbeit, ganz viele Leute mit chronischem Husten und einem Alkoholproblem. Genau, dann habe ich eine Bäckerlehre angefangen. Es war aber eine Großbäckerei, also da war ich ein halbes Jahr in Bäckerei, gehilfe und habe nachts gearbeitet.
01:20:06
Speaker
Ja, hat auch mein Biodrhythmus komplett zerstört, meine damalige Beziehung auch zu einem Ende kommen lassen, weil du einfach zwei, ja, zwei komplett unterschiedliche Lebensrealitäten hast für die Alltage. Ja. Furchtbar. Ja, genau. Ja, so Marketingzeug. Ich bin schon als aufblasbares Handy auf irgendwelchen, in irgendwelchen Innenstädten rumgehüpft und,
01:20:39
Speaker
Alkotests auf dem Oktoberfest verkauft. Ganz besonders geil. Und das hat mich aber immer wieder erinnert, hey, mach doch was, was dir Spaß macht und versuch anzustreben. Etwas, wo du dich nicht körperlich kaputt machst, wo du dich kreativ ausleben kannst.
01:21:02
Speaker
Ja und in den Momenten war das immer alles total bitter und scheiße und so. Aber rückblickend betrachtet hat mich das sehr stark greifen lassen. Ich weiß nicht, wie geht es dir? Was würdest du deinem 19-jährigen Ich heute sagen, wenn du ihr begegnen würdest? Es wird besser. Es wird besser. Also Tipps für die Zukunft?
01:21:31
Speaker
Ich weiß nicht, ob ich darauf gehört hätte. Ich weiß nicht, ob ich auf die 51-Jährige gehört hätte. Ich hoffe, dass die 19-Jährige nicht sagt, du hast alle meine Ideale verraten. Nee, eigentlich nicht. Ich so drüber nachdenke, ich habe das Gefühl, dass ich immer mehr tatsächlich wieder in diese 19-Jährige reinwachse. Also ich fand,
01:21:57
Speaker
die letzten Jahre einfach das sehr Elternseins, das so viel Verantwortung tragen und arbeiten und das alles irgendwie hinkriegen, das hat mich sehr, ja auch ein Stück weit, also natürlich war es eine tolle Zeit, aber es war wahnsinnig anstrengend und ich bin eigentlich jetzt erst wieder in so einer Situation,
01:22:22
Speaker
wie es mit 19 war, mir zuzutrauen, dass noch alles möglich ist und dass überhaupt nichts vorbei ist.
01:22:30
Speaker
Ich weiß nicht, wie es dir geht, ich kann mich erinnern, als ich 27 war und eine Beziehung beendet hatte und in Indien am Strand saß und dachte, ich lerne nie wieder jemanden kennen, das war es jetzt, alles Arschlöcher. War Gott sei Dank anders, wir sind jetzt fast 24 Jahre zusammen, aber das so, ja, es wäre interessant, sich zu unterhalten, aber es wäre kein
01:23:01
Speaker
Schätzelein, wird schon alles. Das und das musst du machen, weil das würde ja jetzt auch alles verändern. Das stimmt. Also so Scheiße ist phasenweise auch wahr und ich habe wirklich dunkle Zeiten gehabt in meinem Leben. Es war alles gut für was und was würdest du deinem 19-jährigen Ich sagen? Ja, ähnlich wie bei dir.
01:23:30
Speaker
Aber wahrscheinlich noch, es ist nicht deine Schuld. Ich hab mich für sehr viel verantwortlich gemacht, was nicht in meiner Verantwortung war. Und hab darunter sehr lange gelitten und hat lange gebraucht, bis ich davon weggekommen bin.
01:23:55
Speaker
Ich habe da jetzt nicht irgendwelche Regrets oder so, aber ich stelle mir schon manchmal vor, wie mein Leben gewesen wäre, wenn ich nicht zehn Jahre meines Lebens zum Beispiel mit Selbstzweifeln und Schuld verbracht hätte, für Dinge, für die ich eigentlich gar nichts kann oder die nicht in meiner Verantwortung lagen.
01:24:23
Speaker
Aber ich glaube, ganz viel geht dann, ganz viel Energie geht daran verloren, dass man sich fragt, warum gerade ich? Warum ausgerechnet? Was hab ich getan, dass mir das widerfahren muss? Und ich glaube, das ist nicht gesund. Ja, weil der Ross nichts wachsen kann. Das heißt, du hältst fest, das ist ein rechtliches Gefühl von Scheiße, warum ich
01:24:57
Speaker
Aber es kommt ja, es kommt, also ich habe gelernt inzwischen, dass diese Verantwortung zumindest, also Schicksalsschläge und so weiter, alles aus den Vorgelassen, muss man auch die Kirche im Dorf lassen, es gibt einfach Dinge, die passieren, die sind scheiße und die kann man nicht schönreden. Und ich möchte auch nicht irgendwie suggerieren, dass man sich alles mit dem Mindset
01:25:23
Speaker
cool gestalten kann und so. Aber ich habe gelernt, an Verantwortung zu wachsen und gerne diese Verantwortung zu übernehmen. Für meine Familie, für meine Branche, für mich selbst. Und das ist ein schönes Gefühl. Das ist ein selbstbestimmtes Gefühl und ein
01:25:54
Speaker
Ich glaube, der Zustand, in dem die meiste Persönlichkeitsentwicklung und die gesündeste Form durchs Leben gehen, passiert. Ja, weil es dann auch nicht mehr als Belastung wahrgenommen wird. Genau. Aber vielleicht auch, weil du dich eben nicht mehr für alles verantwortlich fühlst, weil das war ja das, was du überdenkst. Ja, das war sicher auch ein Prozess, den ich halt über Jahre und auch in therapeutischer Begleitung erstmal
01:26:23
Speaker
ablegen lernen musste und auch das gelingt mir sicher nicht immer, aber immer häufiger. Man ist ja dann nicht gefeilt, man ist ja dann nicht fertig, nur wenn man irgendwie eine Gesprächstherapie gemacht hat oder so. Man kann auch noch mehr machen, man kann auch noch andere Sachen. Es ist ein endloses Lernen.
01:26:42
Speaker
über sich selbst. Ja, also ich finde dieses Bild sehr schön zu sagen, man befindet sich in einer Helix, in einer Spirale und man kommt immer wieder an denselben Punkt, aber man geht auf einer anderen Ebene anders damit um, mit demselben Problem, was mir letztes Jahr vielleicht schon begegnet ist, mit derselben Dynamik, in welcher Form auch immer, im Beruf, in der Beziehung, in Freundschaften oder
01:27:13
Speaker
So. Und man hat aber schon gewonnen, wenn man sich nicht wieder an exakt demselben Punkt befindet und exakt gleich reagiert oder damit gleich umgeht, sich gleich verhält.
01:27:28
Speaker
sondern ein bisschen anders. Und dann klappt es von mir aus in acht von zehn Fällen nicht und zwei Jahre später klappt es in sechs von zehn Fällen nicht und dann kann man schon jetzt formuliert schon sehr negativ, aber dann beginnt man schon zu sehen, aber jetzt hat es ja in vier von zehn Fällen hat es ja jetzt schon anders funktioniert und gut geklappt und das ist ein gutes Gefühl und ein guter Ansporn. Weiter in diese Richtung.
01:27:54
Speaker
zu arbeiten und sich zu orientieren. Und deswegen bin ich auch total gespannt, auch jetzt vielleicht eine Abschlussfrage, bin ich total gespannt, was die Zukunft bringt und würde von dir gerne wissen, was ist denn deine, sozusagen das Gegenteil deines Lebenslaufs, was hast du noch vor, wo möchtest du dich noch hin orientieren?
01:28:26
Speaker
Ich möchte tatsächlich noch ein bisschen reisen. Ich habe schon relativ viel gesehen von der Welt. Es gibt noch so ein paar Ecken, die mich sehr interessieren würden und auch gerne mit Zeit. Wir haben so ein bisschen den Plan.
01:28:43
Speaker
in Zukunft vielleicht einfach immer einen Monat an einem Ort zu sein. Einen Monat im Jahr. Uns nicht woanders hinzuziehen oder so. Wir sind sehr froh, da wir sind. Und zu gucken, was da passiert. Ich bin nicht so gut... Also ich bin schon ein sehr geplanter Mensch. Ich weiß ungefähr, was ich nächstes Jahr im November mache. Das kommt auch vom Theater. 25 Jahre, immer eineinhalb Jahre im Voraus alles machen. Das hört man nicht so schnell los. Aber...
01:29:18
Speaker
Ich kann das überhaupt nicht sagen. Ich bin da einfach offen. Ich bin offen für das, was kommt. Ich hoffe, ich bin mit coolen Menschen, die mir nah am Herzen sind, zusammen und darf das gemeinsam machen.
01:29:37
Speaker
Und ich bin gespannt, was es ist. Also ich hab, nee, ich hab keinen Plan. Es gibt Dinge, die ich mir wünsche. Ich möchte so viel lesen. Ich möchte noch so viel lernen. Möchte auch noch ein paar Sachen machen können. Ich würde gerne ein Ball fangen können. Das wird durchs Grafen mal gar langsam besser. Ein Ball fangen können? Das ist ja Horror aus der Schulzeit. Wenn irgendwas auf mich zukommt. Das sind so Dinge, die mein Leben leichter machen würden. Ich würde gerne angstfreier Auto fahren. Besser einparken. Solche Sachen. Das sind Dinge, die...
01:30:06
Speaker
Das sind die kleinen Dinge, die mein Leben cool machen. Ja, das verstehe ich gut. Ja, ich möchte einfach auch noch mehr lachen.

Navigating Technology and Personal Growth

01:30:23
Speaker
Ich finde jetzt, weil wir haben jetzt auch sehr ernstes Gespräch geführt und gerade seit dieses KI-Thema in unsere Welt getreten ist,
01:30:31
Speaker
bin ich so gezwungen, mich so intensiv mit etwas auseinanderzusetzen, von dem einerseits gesagt wird, es macht unser Leben so viel leichter, aber mein Leben macht es jetzt gerade nicht leichter, weil ich mich die ganze Zeit hinterfragen muss, ist es noch gefragt, was ich anzubieten habe? Und dann muss ich mir das Artikel durchlesen und dann nehme ich einen Forenteil und höre ganz viele Meinungen und lerne viel über Technik.
01:30:53
Speaker
Ich war schon immer jemand, der ein bisschen ein Techie ist, aber nicht so übertrieben, dass ich wirklich wissen muss, wie ein Prozessor funktioniert. Hauptsache, ich weiß, wenn ein Problem da ist, dass es geht. Und mir geht da so ein bisschen die Leichtigkeit flöten. Aber ich glaube, das wünschen wir uns auch alle.
01:31:12
Speaker
Ich glaube, das ist auch ein bisschen die Krankheit unserer Zeit, dass so viele Krisen und so viel Unsicherheit und auch rasante Entwicklungen, denen man scheinbar hilflos ausgeliefert ist, unser Leben bestimmen.
01:31:27
Speaker
Ich merke das auch. Ich will mir dann nicht mehr am Abend noch den Psycho-Thriller reinziehen, der die menschlichen Abgründe aufzeigt. Danke, ich habe das schon den ganzen Tag in echt. Ich möchte lachen, ich möchte Leichtigkeit, ich möchte, wenn ich mich schon unterhalten lasse,
01:31:47
Speaker
Klar kann man sich auch ein bisschen challengen lassen und so. Ich möchte jetzt nicht jeden Abend Slapstick-Türenknall-Komödien, aber grundsätzlich ist das Bedürfnis nach Ungezwungenheit,
01:32:06
Speaker
Nach einem Gegengefühl zu dem, womit ich den Tag schon verbracht habe, sehr stark da ist, kann ich total gut nachvollziehen. Und es ist, glaube ich, auch wichtig, diesen Gegenpol zu schaffen. Mehr ins Kind gehen. Also, außen sind wir die ganze Zeit und ich weiß, wir sind sehr privilegiert hier. Wir haben gerade keinen Krieg um uns herum, keine große Knappheit. Daran muss ich mich auch immer wieder erinnern, wenn ich denke, boah, ist aber alles ganz schön hart. Nee, Alde, du hast leicht. Es ist wirklich, es geht echt nochmal.
01:32:34
Speaker
Das ist nochmal ganz anders, aber nun sind wir in der Situation. Aber der Referenzrahmen nimmt ja nicht deinen Gefühlen die Daseinsberechtigung. Also nur weil es anderen Leuten schlechter geht, heißt das nicht, dass du dich nicht auch schlecht fühlen darfst. Abschließend das, was ich auch über meine frühere Theaterarbeit gesagt habe und mir gestern eine liebe Freundin und Kollegin einen Vorschlag gemacht.
01:32:59
Speaker
Lesung zu machen, wo ich so vordachte, da hab ich so Lust drauf. Das ist so etwas, was total versponnen und witzig ist, wo ich aber auch weiß, da haben die Leute einen riesen Spaß und das können auch nur wir und Klasse. Das sind so diese Sparks. Das ist das, was mein Leben schön macht, diese Impulse, dass ich Menschen treffen darf und dass wir zusammen Ideen entwickeln und dass der Raum da ist und es nicht gleich heißt, es wird sowieso nichts.
01:33:25
Speaker
Und da verdient man nichts mit, sondern einfach machen. Ja, ich glaube, das ist ein schönes Schlusswort. Einfach machen.
01:33:32
Speaker
Einfach machen.

Conclusion and Gratitude

01:33:34
Speaker
In diesem Sinne, Alison, vielen Dank, dass du da warst. Vielen Dank, dass ich bei dir zu Besuch sein durfte in deinem Podcast. Ich hoffe, es war nicht das letzte Mal. Nein, ich komme immer gerne nach Wien. Du bist jederzeit herzlich willkommen. Auch an euch, vielen Dank, dass ihr dabei geblieben seid. Danke für eure Aufmerksamkeit. You know the drill. Wenn euch die Folge gefallen hat, abonnieren, liken, bewerten.
01:34:00
Speaker
Das Glöckchen und so. Teilen. Teilen, genau. Nachrichten, wenn ihr habt, gerne an deeptalkatmike-rider.com. Und ich freue mich. Bis zum nächsten Mal. Ciao. Ciao.