Einführung und Überblick über Splittercast
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Speaker
Hallo und herzlich willkommen zum Splittercast, dem Podcast von und mit dem Splitter Verlag, Bielefelds bestem Comic Verlag. Mein Name ist Max und in diesem Podcast spreche ich mit Macherinnen und Machern aus der deutschsprachigen Comic Szene.
Vorstellung des Gastes: Hamed Eshrad
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Speaker
Heute habe ich mal wieder einen Künstler dabei als Gast, und zwar Hamed Eshrad aus Berlin.
00:00:28
Speaker
Der publiziert dort vor allem beim Avantverlag gerade frisch seine Graphic Novel Coming of Age, H wie der Buchstabe H im Englischen.
Herausforderungen bei der Aufnahme
00:00:37
Speaker
Da kommen wir gleich noch drauf zu sprechen. Und diese Folge ist nicht nur besonders, weil mein Gast besonders toll ist. Ich habe ja eigentlich immer tolle Gäste, finde ich zumindest. Wenn ihr mir wieder sprechen möchtet, schreibt mir gerne.
00:00:49
Speaker
Nein, Quatsch, es war ein tolles Gespräch mit Hamad. Und es war etwas Besonderes, weil es die zweite Live-Aufnahme war. Wir waren mal wieder im Bunker Ulmenwall im Herzen von Bielefeld und haben vor Publikum aufgenommen. Vor einem tollen, enthusiastischen, begeisterten
00:01:08
Speaker
begeisterungsfähigen Publikum. Problematisch wurde es, als mir ab Minute 20 etwa zugespielt wurde, dass wir mit der Aufnahme ein paar Probleme haben. Wir haben es trotzdem hinbekommen, eine komplette Folge zusammenzuschustern. Aber ich bitte euch mir, uns zu verzeihen, dass die Audioqualität nicht ganz so das ist, was ihr von diesem Podcast vielleicht gewohnt seid.
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Speaker
Wir haben unser Bestes getan. Ich hoffe, wir haben den Hall so ein bisschen rausbekommen und nicht zu starke Schwankungen in der Qualität, in der Lautstärke drin. Ansonsten, ja, es tut mir leid, wir haben unser Möglichstes getan. Das Gespräch ist trotzdem sehr hörenswert
Themen der Episode: Comicszene, autobiografisches Schreiben, Metaphysik
00:01:49
Speaker
geworden. Ich spreche mit Hamad über sein Schaffen, über seinen Werdegang, über die Comic-Szene im Allgemeinen und auch in Frankreich so ein bisschen, über autobiografisches Schreiben. Wir verrennen uns komplett in Metaphysik.
00:02:01
Speaker
kriegen hoffentlich später nach hinten raus noch mal die Kurve. Wenn ihr der Meinung seid, dass wir es nicht getan haben oder dass wir es ganz besonders toll getan haben, schreibt mir doch gerne, schreibt uns doch gerne wie immer per E-Mail an info at splitter-verlag.de oder auf den sozialen Medien Facebook, Twitter, Instagram immer unter at splitter-verlag als ein Wort. Ich freue mich immer zu Sendungen so und
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Speaker
Wir starten dann jetzt in die Folge rein. Meine erste Frage lautete, wie Hamad zum Comic-Machern gekommen ist, zum Comic, zum Medium. Was waren seine Vorbilder? Was war seine Impulse? Und mit dieser Antwort starten wir in diese Folge hinein.
Hameds Bildung und künstlerische Einflüsse
00:02:46
Speaker
Viel Spaß mit Folge 39 des Splittercasts mit Hamad Eshrad live aus dem Bunker Ulmenwall. Also ich habe Grafik, Design, Kommunikationsdesign an der Kunsthochschule Weißensee studiert.
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Speaker
Und habe dort natürlich auch Zeichenkurse gehabt. Also Zeichnen war ein Teil des Studiums. Und um überhaupt in die Kunsthochschule angenommen zu werden, muss man natürlich auch zeichnen können. Also da hatte ich diesen Part schon so ein bisschen im Kasten. Genau. Und das Erzählerische kam dann halt später, beziehungsweise habe ich eh immer schon gerne gequatscht als Geschichten erzählt.
00:03:29
Speaker
Und dann habe ich während des Studiums die Künstlergruppe Monogatari kennengelernt. Ah ja, vom Namen her ja. Aber für diejenigen, die sich kennen, das ist eine Berliner Künstlergruppe? Die gibt es auch mittlerweile nicht mehr, also die einzelnen Künstler gibt es noch.
00:03:51
Speaker
Gleich haben wir drauf ein, wir haben da an den Buchmessen, Leipziger Buchmesse in erster Linie, haben wir für die Kunsthochschule die Stände gemacht. Also da haben wir die Publikation, die die Studenten und die die Kunsthochschule veröffentlicht hat, sozusagen ausgestellt und da gibt es immer so einen speziellen Bereich für die Kunsthochschulen.
00:04:17
Speaker
Genau, und das haben wir mit organisiert, da war ich eine Zeit lang mit im Team. Und die Monogatari-Leute waren dann natürlich auch präsent, weil da waren schon Leute, die auch die ersten vier Öffentlichungen hatten. Da waren Leute wie Marvel, Tim Dinter, Jens Sader, Uli Lust und so.
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Speaker
Genau, die habe ich dann kennengelernt und dann habe ich gesehen, oh ja, okay, mit Comics kann man auch schon ein bisschen
Frühe Arbeiten und Inspirationen
00:04:44
Speaker
mehr machen. Also ich kannte ja sozusagen die Standardsachen. Das Taschenbuch. Ja, genau. Lucky Loop und so. Und auch ein paar Superheldencomics aus der Jugendzeit.
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Speaker
Und dann habe ich gesehen, okay, es gibt da noch Alternativen. Da gibt es sozusagen noch andere Erzählformen im Comic. Kann man auch ein bisschen aus dem eigenen Leben erzählen. Die haben ja auch teilweise dann so Alltagsgeschichten erzählt. Und das hat mich, glaube ich, interessiert.
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Speaker
Und dann ging es eigentlich los, dass ich irgendwann halt im Auslandssemester in Neuseeland meinen ersten Comic gezeigt habe, also so mein erstes Band sozusagen, so ein Heftchen ohne Text. Ohne Text? Ohne Text, ja. Okay. Ja, also bisschen quasi Comic-untypisch vielleicht, weil das Schöne am Comic ist ja sozusagen die Verbindung von Wort und Bild. Die meisten Leute denken ja erstmal an
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Speaker
dann irgendwie so Sprechblasen und dann die Zeichnungen drumrum. Vielleicht lag es daran, dass ich sozusagen im Ausland war. Also ist die Sprache eh schon komplett verworben. Ja, genau. Dann hatte ich dann sozusagen so eine Perspektive, dass es vielleicht auch in anderen Sprachen, vielleicht Les-Bada-Küste oder so ist natürlich da. Aber das weiß ich gar nicht mehr. Auf jeden Fall ist es ohne Text und das war das erste Heft und dann zum Diplom.
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Speaker
Da dachte ich, okay, jetzt habe ich die Möglichkeit, mal länger an einem Projekt zu arbeiten. Da habe ich entschieden, einen umfangreicheren Comic zu machen. Das ist dann Tipping Point geworden, was dann in Frankreich veröffentlicht wurde. Wie kam es dazu eigentlich?
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Speaker
Ich bin nach Angoulême gefahren. Ah ja, das Comic-Festival in Angoulême. Immer so im Januar in Angoulême. Ja, das ist so, ich sag mal, so ein bisschen wie das Cannes der Comic-Szene. Also für den franko-belgischen Comic so mit, das wichtigste Event.
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Speaker
Das sind natürlich alle Verleger und dann bin ich halt da rumgetingelt und hab allen mein Zeug gezeigt und da war ich ja noch sehr ambitioniert. Also ich bin immer noch natürlich ambitioniert. Aber so diese ganzen
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Speaker
Vorbereitungen, also so Leseproben auf Französisch extra produziert, so Heftchen, weißt du, so richtig zum Blättern, so keine PDFs. Und damals war das Digitale ja sowieso noch nicht so fortgeschritten. Dann hatte ich so eine Kärtchen machen lassen und alles. Und dann bin ich da so rumgetingelt, natürlich ohne Termine zu machen. Hochprofessionell, hochprofessionell. Aber es ist halt so meine Art, das mögen ja dann auch manche.
00:07:36
Speaker
Und dann war ich irgendwann zu Hause und bekam dann ein paar Nachrichten. Und dann habe ich... Genau, und Sabah kam bei einer von den Leuten, die Interesse hatten. Und... Dann habe ich mich für die entschieden und das ist ja eigentlich... Du hattest mehrere da gewohnt, tatsächlich. Ich glaube, es waren drei. Alter, das ist trotzdem schon krass. Ich habe mich schon gezeucht hier. Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich schon gezeucht hier. Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich schon gezeucht hier.
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Speaker
Ja, und hast dich für die Editions Sabancar jetzt entschieden. Genau. Ich glaube, die waren halt so auch am engagiertesten. Die hat gleich angerufen und so. Das ist ja dann auch dann doch hilfreich, wenn man das dann persönlich auch mal meldet oder beziehungsweise auch mal nachhakt und so. Oder manche drängen sich dann ja auch mit dem Vertrag gleich auf oder so. Ich glaube, die haben ja auch gleich so ein, also die haben ja gleich ein gutes Angebot gemacht. Also es war auch noch mal eine
00:08:37
Speaker
Finanzielle Geschichte, das stand jetzt nicht im Vordergrund, aber es gab natürlich schon auch für mich als Debitant auch einen guten Vorschuss, was jetzt damals in der deutschen Comic-Szene auch unüblich war. Das war schon ein guter Deal. Und das war ja auch vor allem professionell aufgestellter Verlag.
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Speaker
vielleicht vertue ich mich da auch, jetzt ist es raus, das ist jetzt im Internet Hilfe.
00:09:10
Speaker
Schützt doch den Kometariengeist. Der ist ein großer französischer Verlag. Ich glaube, die waren damals noch eine Tochterverlag, wenn man das so nennt. Die war halt eine Übersetzerin, das ist natürlich auch wichtig. Ich hab's auf Deutsch geschrieben und dann musste das natürlich jemand auch entsprechend übersetzen.
Autobiografisches Schreiben und kreative Freiheit
00:09:33
Speaker
Und das war alles gegeben. Beziehungsweise hatte ich das Glück, dass sozusagen die Lektorin eben Deutsch konnte und das dann auch viel besser dann eintypen konnte. Ja, cool. Ja, starke Sache, oder? Das ist tatsächlich... Na gut, was weiß ich, aber ich würde mir vorstellen, dass das eher unüblich ist, dass jemand so einen französischen Verlag findet. Glückwunsch! Ja, danke. Ich mache mal eine kleine gemeine Frage, schätze ich. Zumindest glaube ich, dass du sie gemein finden wirst.
00:10:01
Speaker
Wer von euch hat denn schon mal einen Comic von Hamad gelesen oder hat schon mal irgendwie sowas in der Hand gehabt? Ihr könnt ruhig mal die Hand hochheben. Das sind tatsächlich eigentlich alle. Das könnt ihr natürlich jetzt nicht sehen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer zu Hause. Es sind tausend. Hört ihr sie?
00:10:29
Speaker
Aber dann habt ihr ja alle ungefähr vor Augen, was Hamm jetzt so macht, wenn er nicht gerade hier auf dem Sofa sitzt. Aber wie würdest du denn deinen Stil beschreiben? Da kommt die betretende Pause.
00:10:49
Speaker
Ich kann vielleicht nur wiederholen, was ich dann von außen dann manchmal aufschnappe, so skitzenhaft, heißt es dann auch. Die Sachen sind ja nicht immer so krass ausgearbeitet. Ein bisschen rougher, so ein bisschen gröber alles so, nicht so clean, also cleaner Linien, eher skitzenhaft, ein bisschen lebendiger vielleicht.
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Speaker
Und ja, ein bisschen so auch diese franko-belgische Alternativ. Ja, Grundschule. Also nicht Grundschule, aber Grundbasis. Grundschule in Form von Basis, ja. Genau, da so ein bisschen davon bin ich halt auch ein bisschen natürlich beeinflusst, weil die deutschen Verlage, die mich damals interessiert haben, Abwand und Drehprodukt, die haben ja genau solche Werke veröffentlicht.
00:11:41
Speaker
Und ja, das würde ich so als skitzenhaft vielleicht meinen. Ja, das ist ja überhaupt nichts Negatives. Ich finde das ja geil. Gibt es denn da so bestimmte Vorbildereinflüsse? Ich will da jetzt auch nicht zu lange noch rumrollen. Ich tue mir immer ein bisschen schwer mit den Vorbildern, aber
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Speaker
Mein Name ist natürlich Blanc, das ist schon ein genialer Zeichner und Christoph ist auch Blanc. Ja, da gibt es, also wie gesagt, ich hatte auch eine lange Zeit die Attitüde so mit nicht so viel.
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Speaker
anzugucken, also lesen, klar, und so, aber jetzt versuchen natürlich nicht so viel zu, dass man nicht in so einem Kopieren verfällt. Und das ist dann immer so mit den Vorbildern, da habe ich es mir immer schwer getan, so. Damit, ja, aber es gibt natürlich einen Haufen großartige, gerade in Franco-Belgischen, also das Franco-Belgische, das mag ich schon gerne, eben diese Alternativcomics aus Frankreich und Belgien und überhaupt.
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Speaker
Das mag ich schon sehr gerne, wobei dann jetzt auch natürlich so ein Wandel über die Jahre stattgefunden hat. Also auch für mich persönlich meine ich, dass ich dann, meinte ich ja eben,
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Speaker
Vorgespräch, beziehungsweise wo wir, wo ich hier angekommen bin, haben wir uns auch schon ein bisschen unterhalten, dass ich mich jetzt auch mal ein bisschen in anderen Bereichen umschaue, so ein bisschen Mainstream und so Sachen, die ich damals, wo ich angefangen habe, mir nicht so gefiel, da habe ich jetzt schon nochmal einen anderen Zugang zu. Es wandelt sich halt natürlich ständig.
00:13:39
Speaker
Haben wir das auch auf der Suche nach Input? Wenn ihr Mainstream-Comics empfehlen könnt, dann könnt ihr das gerne in der Pause nicht auf einmalen. Die E-Mail-Adresse gebe ich natürlich nicht bekannt. Nee, aber ihr könnt auch gerne mir schreiben, info-spitter-verlag.de. Das, was ich auch gut finde, leite ich dann weiter, das andere wird verschwinden. Was dich aber auch interessiert, zumindest gehe ich mal davon aus, ist das Biografische oder das Autobiografische.
00:14:07
Speaker
Tipping Point war Autobiografie. Ja, also so halb. Ich meine, es war ja die gleiche. Du warst zum Großteil der Story nicht selber dabei. Das ist quasi die Geschichte deiner Familie, aber nicht deine eigene in dem Sinne. Wieder mit Hitler, was zwischendurch, zwischendurch, was du auch gemacht hast. Allerdings nach einem Szenario ist biografisch, also nicht deine eigene Geschichte, sondern die von einem jungen Widerstandskämpfer während des Edness-Regimes.
Realität und Abstraktion im Storytelling
00:14:32
Speaker
Coming of Age ist jetzt
00:14:34
Speaker
Man soll das ja nicht unbedingt immer so sagen, weil das ja relativ offensichtlich autobiografisch sehr stark geprägt. Warum man das nicht so sagen soll, hören wir später noch zu. Das ist ein Thema, das ich auch nicht zähle, aber was interessiert dich denn an dieser Art von Story? Was reizt dich am Biografen?
00:14:56
Speaker
Also das Wichtigste ist, glaube ich, dass man sehr nah an der Figur dran ist beim Octobiografischen. Das heißt, Schlagwort-Othensitität ist schon mal gegeben. Und dementsprechend kann man dann viel natürlich in
00:15:21
Speaker
in andere Dinge dann stecken, also du musst da nicht so die Figurenentwicklung, sag ich mal, man muss zwar Dinge vereinfachen natürlich und auch bei der eigenen Figur, also auch wenn es autobiografisch ist, aber man hat ja schon ganz viel von diesem Hintergrundwissen einfach schon abgespeichert, also das ist ja schon quasi immer vorhanden, dann kannst du die Sachen halt viel besser abrufen. Und bei einer fiktiven Figur musst du ja theoretisch das alles entwickeln,
00:15:48
Speaker
Im Idealfall würdest du letztendlich eine Biografie dieser Figur entwickeln. Du müsstest ja wissen, was ist das für ein Typ? Woher kommt der? Was hat der studiert? Was ist der am liebsten? Was macht der nachts um halb drei?
00:16:10
Speaker
Und solche Dinge, das musst du dir natürlich alles durch den Kopf gehen, damit du ein Gefühl für deine Figur entwickelst. Und das hast du natürlich bei deiner eigenen Person schon gegeben. Das ist natürlich ein großer Vorteil. Und ja, das ist ein Aspekt. Und ansonsten reizt mich auch diese Geschichten aus dem Alltag, dass man aus dem eigenen Alltag etwas erzählt.
00:16:39
Speaker
aus dem Alltag heraus so universelle Inhalte vielleicht vermittelt. Wobei das jetzt auch bei einer fiktiven Geschichte gegeben wäre. Da kannst du eine fiktive Figur haben und eine Alltagsgeschichte entwickeln.
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Speaker
weil man dann wiederum so nah an der Figur und an dem eigenen Alltag ist, kann man dann vielleicht auch diesen Sprung in die Abstraktion vielleicht auch besser schaffen. Also du findest den Sprung in der Abstraktion einfacher, wenn die Figur real ist im Vergleich zu einer Figur, die sowieso schon abstrakt und fiktiv ist? Ja, also aus der Hinsicht, dass man ja sozusagen schon ganz viel Inhalt hat.
00:17:33
Speaker
Und dadurch die Abstraktion, der vielleicht schärfer wird oder konkreter, vielleicht. Das ist mein... Ich kann es mir vorstellen. Meistens ist es nicht halt, weil die Geschichte so fest steht, ist es... Wie jemand, der, was weiß ich, tausendmal eine Ente zeichnet. Oder? Ja. Und dann mit einem Strich... Wer kennt das nicht? Genau. Und dann mit einem Strich die Ente aufs Blatt haut. Ach so.
00:18:05
Speaker
Du hast bestimmte Dinge schon mehrfach sozusagen durchlebt, durchdacht. Und hast dann ja auch viel mehr Perspektiven, vielleicht auch irgendwelche Ereignisse. Du hast mehr kreativen Freiraum dadurch, dass du einen Aspekt einfach schon kennst, weil die Geschichte nicht fiktiv und komplett frei erfunden ist, sondern die im Grunde feststeht und du nur noch herausfinden musst, wie du sie berichtest.
00:18:33
Speaker
Ist das so ein bisschen vielleicht? Sag ruhig nein, zu viel. Ich weiß nicht, ob ich das philosophisch bezeichnen kann, aber wir sind jetzt in einem philosophischen Bereich. Frost gelandet. Ja, also es gibt verschiedene Ansätze. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das verstanden habe, wie du das jetzt meinst. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich das verstanden habe.
00:19:01
Speaker
Aber das ist jetzt vielleicht nicht das Problem, dass hier ein Zeichner mit jemandem spricht, der überhaupt nicht zeichnen kann. Aber versuch's gern nochmal. Ich soll's nochmal versuchen? Nein, bitte nicht. Wenn dann versuchst du das jetzt. Vielleicht kommt bei der Sache auch näher, wenn wir ein bisschen weitergehen. Ich dreh's mal um. Mein Kollege Sven hat, als er die Frage gelesen hat, gelacht. Hamid, hast du ein Problem mit Fiktion? Findst du Fiktion scheiße?
00:19:23
Speaker
Nee, überhaupt nicht. Nee, überhaupt nicht. Also ich hatte auch anfänglich, wo ich mit Coming of Age angefangen habe, habe ich tatsächlich auch zwei, drei fiktive Plots geschrieben. Tatsächlich? Ja. Also so kleine Exposés, also damit ich ungefähr weiß, was ich da machen würde. Okay. Umrissen. Die Geschichte mal umrissen. Das gefällt mir eigentlich ziemlich gut. Aber wieso machst du es dann?
00:19:50
Speaker
Was ist hier nicht so richtig? Was ist das? Das hat sich irgendwie nicht ergeben. Das liegt vielleicht auch ein bisschen am Verlag. Aber ein Verlag hat natürlich auch so ein Profil, sozusagen so autobiografische Stoffe zu veröffentlichen.
00:20:09
Speaker
Das ist ein Aspekt. Aber auf der anderen Seite, ja, wenn sich das jetzt in irgendeiner anderen Form ergeben würde, wäre ich da überhaupt nicht abgeneigen. Ich stehe schon auf Fiction. Also es ist auf jeden Fall das Gegenteil mehr. Also ich mag wirklich beides. Ja, so autobiografisches Schreiben hat ja auch noch was im Terrain.
00:20:33
Speaker
Wo wollte ich nämlich hinaus? Endlich sachte. Vorlage! Stein, Stein, Steinpass. Endlich, endlich, endlich. Nee, aber ey, ich muss mich jetzt nicht dabei therapieren, aber irgendwie, anscheinend, ne? Ja, was heißt das? Gerate ich dir mal wieder, gerate ich dir mal wieder hin, soll ich jetzt? Ja, ich meine, der macht ja sowas, aber du kannst, ich fände es wäre doch auch super interessant, wenn du mir das sagst, nun wieso?
00:20:57
Speaker
aber fühlt sich jetzt genauso an wie vorher. Aber du hast jetzt ja vier Jahre lang daran geschrieben, ne? Und der Zeitraum, das ist längerer Zeit, nee, das ist nicht ein längerer Zeitraum als der, der in der Graphic Novel betrachtet wird, aber das ist nicht so ein großer Unterschied tatsächlich, ne? Also du, von wann bis wann genau, wie alt warst du, oder wie alt warst du im Comic immer? Ich hab das ja, so circa 16. 16 bis 20. Ja, genau. Es gibt da so ein paar Sprünge und so.
00:21:26
Speaker
Also ich habe das versucht, ich habe das alles auf einer Zeitebene sozusagen runtergebrochen. Also sozusagen das Wesentliche spielt so 1996 und dann hast du halt so ein paar Rückblenden und Zeitsprünge in die Zukunft. Ah ja, stimmt. Genau, und das ist halt so ein bisschen anachronistisch aufgebaut.
00:21:49
Speaker
Aber es ist eher so dieser Zeitraum 96 das Wesentliche. Und dann gibt es noch mal am Ende einen Zeitsprung zum Abi hin, so 98 oder, nee, was war das? Ja, 98. Das war in der Realität dann auch anders. Und genau, also es ist schon so ein bisschen auf
00:22:11
Speaker
ein Jahr oder ein paar Jahre so runtergebrochen. Aber da spielen natürlich Aspekte auch eines 14-jährigen Hameds und eines 20-jährigen Hameds rein. Und das Ganze ist dann natürlich aus der Perspektive des jetzigen oder des damaligen Hameds. Ja, aber das ist genau der Punkt. Du hast jetzt vier Jahre lang daran gearbeitet, so Pi mal Daumen. Es gibt einen Zeitraum von vier Jahren in deiner Jugend wieder.
00:22:40
Speaker
Hat sich dadurch jetzt irgendwie dein Blick auf deine eigene... Ja, das ist jetzt so eine Frage, die wird wahrscheinlich jedem autobiografisch arbeitenden Künstler gestellt. Ich stelle sie jetzt trotzdem nochmal. Hat sich dein Blick darauf jetzt irgendwie geändert oder war dir eigentlich schon klar, dass du es genau... Warst du schon durch mit der Erinnerungsarbeit
Persönliche Geschichte und kreative Prozesse
00:23:00
Speaker
an dem Teil? Nein, nein, nein. Definitiv nicht. Also es ist so ein bisschen wie so ein Gang durch so einen Tunnel, sag ich immer.
00:23:07
Speaker
Da gibt es bestimmt auch zig Theorien, aber ich sage das jetzt mal in meinen Worten. Wie so ein Tunnel, man geht durch diesen Tunnel.
00:23:19
Speaker
Man hat den Weg und am Anfang, wo man reingeht, das ist eine ganz andere Perspektive. Und am Ende des Tunnels, wenn du da durch bist, bist du an einem anderen Punkt angekommen. Also es ist ein Prozess. Und dann kannst du wieder drauf gucken und siehst das alles ein bisschen anders. Und an dem Punkt bin ich gerade. Also es ist schon...
00:23:42
Speaker
Die wesentliche Kopfarbeit passiert dann so in der Storyboard-Phase, Dialogentwicklung und so, Dramaturgie. Und dann kommt der Abschnitt, wo man dann das Ganze auf Papier bringen muss, also die Umsetzungsphase.
00:24:02
Speaker
Da reflektiert man dann natürlich auch, weil es dauert ja auch, das war jetzt z.B. mit ca. eineinhalb Jahren so, die Umsetzung. Und in der Zeit reflektierst du natürlich trotzdem. Wenn du an so einer Seite bist, in so einer Szene, auch wenn die ganze Kopfarbeit gemacht ist, bist du ja da trotzdem drin und ab und zu gibt es dann auch grafische Probleme oder so narrative Probleme. Und das Reflektieren hört ja nie auf, das arbeitet ja auch im Hintergrund.
00:24:30
Speaker
Aber in der Phase würde ich sagen, dass es da in der Zeit ein bisschen weniger ist. Und dann, wenn das Ganze veröffentlicht ist, und wenn du dann noch mal mit dem Abstand draufguckst, hältst du dann das Buch in der Hand und bekommst auch Feedback. Dann geht natürlich noch mal so ein anderer Verarbeitungsprozess los, wo du dann auch in den Gesprächen, wie hier jetzt dann, das weiter rattert. Ist das ein angenehmer Prozess?
00:25:01
Speaker
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Ich hatte ja auch Venustansicht gemacht. Das war ja auch autobiografisch. Sorry, das habe ich unterschlagen. Ja, macht ja nichts. Aber da war das auch so ähnlich. Da habe ich mir auch ziemlich ins Zeug gegangen. Passt auf dran. Nein.
00:25:28
Speaker
Ja, also das ist angenehm, doch, also mal angenehm, weil du halt dann schon so gewisse Erkenntnisse hast. So. Ja. Und letztendlich dich im Idealfall auch selbst besser kennenlernst oder deine Geschichte selbst besser kennenlernst. Aber auf der anderen Seite muss man auch aufpassen, inwieweit sozusagen diese Projektion und diese Bilder, die man geschaffen hat, sozusagen auch einen nicht zu sehr einnehmen. Man muss dann immer noch sozusagen eine gewisse Distanz wahren.
00:25:57
Speaker
Damit man sich selber nicht so sehr glaubt? Oder dass man... Naja, also zum Beispiel muss sich ja Dinge im Comic dann vereinfachen und schafft dann ja auch teilweise neue Bilder für Dinge, die so stattgefunden haben, aber trotzdem muss ich die ja irgendwie ins...
00:26:15
Speaker
Comic übersetzen, die Comic-Sprache übersetzen, in Bilder, Bildabläufe, Texte, eine Doppelseite oder so. Und das ist dann letztendlich dann wieder was Neues. Da gibt es dann sozusagen die Erinnerung,
00:26:32
Speaker
Was ja auch ein Schlagwort ist, Erinnerung. Das Thema Erinnerung kommen wir bestimmt auch noch drauf. Da gibt es dann sozusagen die Erinnerung und dann dieses Bild, was man sich geschaffen hat und dann sozusagen die jetzige Perspektive, die das Ganze nochmal betrachtet. Da gibt es dann diese ganze Vielschichtigkeit.
00:26:50
Speaker
Wobei wir dann auch theoretisch zum Thema Zeit und was ist Zeit, Linearität und so. Das ist ja alles so relativ. Und da gibt es ja verschiedene Formen von Ichs und so. Aber jetzt will ich mal nicht abzuschreiben. Ich bleibe mal wieder da.
00:27:12
Speaker
Wir können ja mal in der Pause rumfragen, ob wir lieber über Zeit oder doch lieber über Raum sprechen sollen oder über ein anderes physikalisches Phänomen. Vielleicht sind hier irgendwelche Physiker hier im Raum oder Physikerinnen. Jemand, der sich auskennt mit Raumzeit, Continuum, Quantenmechanik? Leider nicht. Okay, dann machen wir das vielleicht doch lieber nicht. Also super interessant. Da hat sich jemand gemeldet. Wirklich? Ach so, Technik.
00:27:43
Speaker
Okay, gut. Das würde jetzt auch zu weit gehen. Wir haben einen Quantenphysiker im Raum. Zur Not können wir sozusagen nochmal das abchecken. Wir werden den in der Pause mal ausbringen und gucken mal weiter. Aber ich habe ein Zitat mitgebracht. Das passt, finde ich, ganz gut an der Stelle. Du hast es nämlich fast selber schon gesagt.
00:28:03
Speaker
Vieles ist genauso passiert, einiges ganz anders. So fängt Coming of Age an. Starker Einstieg, starker Einstieg, keine Frage. Danke. Was meinst du damit? Nein, ich denke mal davon aus, das ist das, was du gerade meintest, dass man irgendwie sich bewusst sein muss, dass man die Sachen auch nochmal überformt und irgendwie sie sich verändern durch das.
00:28:26
Speaker
Aufschreiben oder? Ja, da spielt schon einfach sehr viel in diesen Satz rein. Ich hatte sehr viele Ansätze, also ich hatte überwiegend größere Textabschnitte und es hat sehr lange gedauert, bis ich das so auf diese zwei, auf diesen kleinen Satz runter reduziert habe.
00:28:44
Speaker
Was war denn so ein längerer Ansatz? Es gab so verschiedenste Ansätze. Hallo, das ist jetzt nur eine Geschichte. Jetzt bildet euch mal jetzt nicht ein, dass das jetzt alles so passiert ist. So ein bisschen salopp teilweise manchmal. Ein bisschen zu einfach war das für mich formuliert. Oder beziehungsweise bekam das dann immer eine bestimmte Richtung. Jede Formulierung bekam dann eine bestimmte Wertung und Richtung.
00:29:11
Speaker
Am Anfang wollte ich das natürlich nicht so diffus haben, wobei der Satz ja auch, diffus würde ich es nicht nennen, aber der Satz ist halt abstrakt oder poetisch oder was auch immer. Ich weiß nicht, ich will das jetzt auch gar nicht selber.
00:29:27
Speaker
benennen, aber da spielten ganz viele Sachen eben, die das autobiografische Schreiben ausmachen, mit hinein. Dass eben Dinge immer auch anders sind, als man sich vorstellt. Also auch man selbst hat eine Erinnerung und diese Erinnerung
00:29:51
Speaker
ist ja letztendlich nur ein sich ändernder Gedankenprozess. Und man muss dann auch aufpassen, dass man diese Erinnerungen dann nicht zu sehr in Stein meißelt. Es war ja nur zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Wahrnehmung, eine persönliche Wahrnehmung.
00:30:17
Speaker
Und da spielten ja ganz viele andere Dinge mit hinein. Vielleicht war das ja gar nicht so, vielleicht wurde das ja gar nicht von anderen so empfunden. Irgendeine Stimmung oder ein Gefühl. Und das spielte halt alles so mit hinein. Das ist jetzt nur ein Aspekt.
00:30:37
Speaker
Und dann auch das... Ja, Wahrheit fiel ja auch schon mal. Was ist die... Also, wie weit... Findest du denn... Gibt es dann sowas wie Wahrheit in dem... Boah, jetzt... Wir sind ja eine halbe Stunde knapp erst dabei und jetzt sind wir schon mit solchen Begriffen hier am Verhandeln. Ja, es gibt natürlich eine gewisse Wahrheit. Es gibt natürlich die, sag ich mal, physikalische Wahrheit.
00:30:59
Speaker
Aber das ist ja nicht das, was du dann machst in dem Sinne, oder? Was ist denn die Wahrheit, die du versuchst dann irgendwie... Wobei die physikalische Wahrheit kann man natürlich auch wieder in Frage stellen. Aber man kann alles in Frage stellen. Wir brauchen den Quantenmechaniker ganz dringend. Ja, aber die sind ja auch ganz schlimm. Die Quantenmechaniker landen ja auch am Ende und sagen...
00:31:17
Speaker
Gott, Hilfe. Die Quantenmechaniker landen ja auch am Ende an dem Punkt, wo wir... Da kenne ich mich jetzt. Die wissen am Ende des Tages ja auch nicht mehr. Die haben dann viele Formeln und vielleicht Theolen. Hast du denn das Gefühl, jetzt mehr zu wissen, nachdem du Coming of Age gemacht hast? Oder hast du das Gefühl, du weißt weniger als vorher? Ich denke mal, du hattest ja vorher irgendwie so eine Idee. So war Hamet in dem Alter. Mhm.
00:31:46
Speaker
Hast du jetzt ein anderes Bild oder ein sichereres Bild oder bist du dir unsicherer als vorher? Vielleicht kann man es ja so fragen. Ja, erstmal tendenziell sicherer durch eine Art von Verarbeitung oder nochmal reflektieren.
00:32:04
Speaker
Aber wie gesagt, ich weiß halt, dass das nur so meine Perspektive auf eine bestimmte Begebenheit ist. Ich kann mir jetzt nicht herausnehmen zu sagen, dass ist die Wahrheit so oder was.
00:32:26
Speaker
Aber klar, dadurch, dass ich mich damit jetzt intensiver beschäftigt habe, fühle ich mich tendenziell schon sicherer. Würdest du es empfehlen? Diejenigen, die jetzt hier sitzen, denken Mensch.
00:32:40
Speaker
Ja, wenn du so fragst, würde ich sagen, ja, eigentlich schon. Ich glaube, es ist immer hilfreich. Es kommt darauf an, was man für ein Typ ist. Aber ich glaube, es ist schon immer hilfreich zu schreiben, weil durch das Schreiben hast du ja eine andere... Du musst deine Gedanken abstarieren, in Worte fassen. Oder beziehungsweise, du musst bestimmte Gedankengänge, die ja konstant bei uns im Hinterköpfchen abgehen,
00:33:11
Speaker
dann aufs Papier bringen und muss dann sozusagen das bündeln. Wenn du das dann in Sätze packen musst, hilft dir das auch natürlich gewisse Dinge zu verarbeiten, zu ordnen und auch vielleicht einen eigenen Standpunkt zu gewinnen. Also insofern ist das für alle gut, wenn man
00:33:31
Speaker
So als therapeutisches Mittel Tagebuch schreiben, Bilderchen malen und so. Bilderchen malen, Tagebuch schreiben, veröffentlichen lassen, Interviews dazu geben. Wer macht das nicht in seiner Freizeit? Nee, aber Spaß beiseite. Ich meinte das schon ernst. Ich denke, das ist schon ein sehr hilfreiches Mittel.
00:33:55
Speaker
Ich will jetzt nicht den Therapeuten spielen oder so, aber wenn man so Interesse halber, wieso dann genau jetzt? Also mein, wieso hast du genau vor vier Jahren gesagt, ich nehme jetzt diesen Zeitraum meines Lebens und mache dazu eine autobiographische Graphic Novel?
Fokus auf Jugend in 'Coming of Age'
00:34:14
Speaker
Warum nicht in fünf Jahren oder fünf Jahre früher oder was auch immer?
00:34:19
Speaker
Also diese Jugendgeschichte ging mir schon ziemlich lange durch den Kopf. Es war ja auch eine Zeit, die mich ziemlich geprägt hat. Und nach Nieder mit Hitler, was ja ein ziemlich ernstes Thema ist oder war, also hatte ich einfach mal Lust auf was anderes, so ein bisschen etwas lockeren Stoff zu behandeln und hab dann auch
00:34:45
Speaker
Anfänglich gedacht, komm ich mach so ne lustige Coming-of-Age-Geschichte mal schnell. Okay. Haha, bisschen Skaten, ja, vielleicht so auch mal schnell runtergedrockt. Also vom Zeichenstil. Ja, auch vom Zeichenstil. Ja, genau, genau. Noch skitzenhafter. Ein bisschen skitzenhaft ist dein Stil jetzt auch nicht.
00:35:06
Speaker
Ja, weiß ich nicht. Ich will das nicht beurteilen. Ist immer ein bisschen schwer. Aber jedenfalls war das so ein bisschen der Hintergedanke. So ein bisschen lockerer Stoff. Und dann ist mir natürlich relativ schnell aufgefallen, okay, meine Familiengeschichte kann ich da natürlich nicht rauslassen, weil das wird der Figur nicht gut tun.
00:35:27
Speaker
Weil, wie gesagt, man muss wissen, über wen man da erzählt. Und dementsprechend, um die Figur natürlich auch glaubwürdig zu machen, muss man dann auch andere Aspekte damit hineinbringen. Und dann hab ich eben diesen Handlungsstrang mit der Familie noch eingebunden. Und das hat dem Comic dann noch mal so eine tiefere Ebene gegeben.
00:35:57
Speaker
Also es hat sich dann quasi einfach weiterentwickelt, während du darüber nachgedacht hast und dann plötzlich standst du mit so einem Projekter in der Hand. Ja, so in etwa. Also es war eigentlich eher kleiner angedacht und dann ist es ein bisschen angewachsen. Bisschen eskaliert. Eskalieren würde ich das nicht nennen, aber das war auch gut so. Das ist ja so diese Entwicklung. Ich mag auch dieses prozesshafte Arbeiten. So und genau.
00:36:27
Speaker
Und also klar, das ist eine Passage eines Lebens, die sich sehr geprägt hat, wie das wahrscheinlich bei vielen Leuten so ist. Es ist einfach ein Alter, was prägend ist. Man entwickelt sich irgendwie zu einem erwachsenen Menschen. Aber im Titel spielst du, also der Titel ist ziemlich vieldeutig. Eine der Bedeutungen ist ja dieses Coming of Age, im Sinne von Erwachsenwerden.
00:36:52
Speaker
Hättest du dir auch vorstellen können, ein anderes Kapitel in das Leben zu nehmen? Oder war dir von vornherein klar, das muss entweder das, also wenn ich was Autobiografisches mache, dann das oder gar nichts? Venus Transit war ja auch schon autobiografisch, sorry. Ja, Tipping Point irgendwo auch. Ja, das war nicht autobiografisch, das hast du ja richtig gesagt, das war nicht autobiografisch, das war eher biografisch, weil ich in der Geschichte, glaube ich noch, glaube ich,
00:37:18
Speaker
Ich weiß es, ich weiß es. In der Geschichte bin ich noch nicht geboren. Die Geschichte beginnt ab dem Punkt, wo mein Vater mit meiner Schwester nach Hause kommen und sagen, wir kriegen Nachwuchs.
00:37:40
Speaker
endet halt eigentlich mit meiner hochschwangeren Mutter. Das ist dann kurz vor meiner Geburt. Nach der Revolution. Also es ist die Islamische Revolution. Hat dann stattgefunden. Ich bin halt zwei Monate, glaube ich, später nach Bekanntgabe der Islamischen Republik zur Welt gekommen.
00:38:06
Speaker
Das ist diese Zeitspanne. Also mich gab es da nicht, sondern insofern ist es biografisch. Kannst du dich ja nicht daran erinnern. Also es gab auch mal Ansätze, das sozusagen aus dem Bauch herauszuschreiben. Also ich bin quasi im Bauch meiner Mutter und so. Ich glaube, da gibt es jetzt auch einen Comic, wo die Zeichnerin das so macht. Ich glaube schon leider.
00:38:25
Speaker
Ja, das kenne ich auch nicht. Ja, das ist jetzt sage ich mal auch gar nicht so absurd. Also für einen Comic doch eigentlich ein sehr interessanter Ansatz. Aber das war mir ein bisschen too much. Aber könnte ich mir schon auch vorstellen, aber wie gesagt, habe ich nicht gemacht. Und wer das eben aus dem Bauch erzählt, dann wäre es auch zu biografisch gewesen. Und so ist es halt biografisch.
00:38:50
Speaker
Also Autobiografie ist für dich die Frage des Standpunkts. Wenn ich sozusagen von meiner Person erzähle, in Tipping Point erzähle ich ja sozusagen über die Geschichte meiner Familie, über meine Eltern.
00:39:07
Speaker
So, wenn ich das sitze. Doch, doch. Ich glaube, das kommt hin. Wir waren eben an einem anderen Punkt. Ja, warum du jetzt für Coming of Age genau diesen Zeitraum genommen hast.
00:39:26
Speaker
Das hätte auch, also wie gesagt, diese Jugend war Jahre da, diese Zeit mit meiner Clique damals an der Nord, das war so ein Schulzentrum Nord. Ich war lustigerweise heute nach Jahren wieder an diesem Ort. Das war schon sehr abgefahren, hat sich viel verändert. Hat sich viel verändert.
00:39:47
Speaker
Ja, auf dem Schulgelände, architektonisch. Die Schulen haben Anbauten und so was bekommen. Aber an den Stellen...
00:39:58
Speaker
wo sich nicht viel geändert hat, das war dann schon ganz schön flashig. Also da kam auf einmal, da waren die Vibrationen, die Energie dann viel präsenter. Wir waren auch in der Sporthalle und da war noch alles fast gleich geblieben von der Atmosphäre und so und das hat dann gesessen. Aber draußen, wo so ganz viel verändert war, die Schule ist umgestrichen. Wie gesagt, zig Anbauten, also irgendwie
00:40:27
Speaker
Da gab es wenig Punkte mit Wiedererkennung. Dieser Abschnitt war einfach prägnant. Es ist ja sowieso eine Adoleszenz in diesem Zeitraum.
00:40:43
Speaker
die ersten Mädchengeschichten, die ersten Drogenerfahrungen, die ersten Graffiti-Erfahrungen, all diese Dinge, alles dieses erste Mal, das ist halt natürlich ziemlich intensiv. Aber das gilt natürlich auch für die Kindheit, weil in der Kindheit hast du natürlich auch ganz viele erste Male. Auf anderen Ebenen, auf, sag ich mal,
00:41:10
Speaker
Er ist der erste Schritt. Ja, genau, das ist ja auch Wahnsinn. Und da kommen wir auch eigentlich zu dem Punkt, dass ich am Anfang auch überlegt hatte, das als eine Triologie aufzubauen, also sozusagen Kindheit im Iran.
00:41:27
Speaker
Kindheit in Deutschland und Jugendjahre in Deutschland. Und jetzt bin ich eigentlich auch daran, momentan sozusagen mich mit der Kindheit in Deutschland zu befassen. Also es ist sozusagen rückwärts dann. Also der zweite Teil geht dann nach quasi in die Vergangenheit weiter zurück.
00:41:46
Speaker
und theoretisch könnte ich auf der Zeitebene dann irgendwann bei Tipping Point landen. Und dann wäre sozusagen Venustransit ein Punkt, wo ich dann sozusagen von hinten mich dann an Tipping Point wieder anarbeite. Ja, das ergibt Sinn. Von George Lucas gelernt, immer irgendwo in der Mitte anfangen und dann gucken, wo man vorne ist. Ja, vielleicht, ich weiß es nicht, vielleicht ganz unterbewusst, aber
00:42:12
Speaker
Ach Quatsch, der hat das ja auch alles kopiert. Der hat das ja auch alles. Genau. Ist ja lustig. Großes, große, also super Vorbild. Super Vorbild. Super Saga ey, super Saga. Kann man ja jetzt eigentlich nicht falsch machen. Ja, ich freue mich auch auf deine, auf die Verfilmung von Coming of Age. Ja bitte, Leute. Ich bin bereit, komm. Idealbesetzung von dir? Um Gottes Willen. Eher nicht, wie soll ich das machen?
00:42:42
Speaker
Nicht, dass du dies selber spielst. Wer soll dich spielen? Ach so, ja. Timothée Chalamet, oder? Nee, ich bin da mit Schauspielern leider nicht so versiert. Ich wär aber sehr gerne beim Cast dabei. Also, das Casting, das ist schon hart, glaub ich. Da die richtige Figur, die richtige Person zu finden, das ist schon echt schwierig. Aber da wollen wir uns jetzt gar nicht so reinsteigern. Nee, noch nicht. Ich glaub, da warten noch ganz viele andere Probleme beim Film.
00:43:11
Speaker
Wahrscheinlich, das machen wir nächstes Mal. Nach dem Philosophie-Grundkurs hier jetzt machen wir auch eine kurze Pause, bevor wir der zweiten Hälfte noch mal ein bisschen in praktischere Fragen einsteigen. Wir machen so zehn Minuten Pause, dann finden wir uns hier in altbekannter Runde zusammen und gucken mal, ob wir noch ein paar leichtere Themen finden oder ob wir so richtig einsteigen in die Metaphysik. Danke. Ja, geht noch was.
00:43:44
Speaker
Okay, wir haben die Pause ein bisschen überzogen, aber wir sind wieder im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte, zumindest so viel, wie wir vorher davon hatten, wieder dabei. Die Pause ist zu Ende und wir steigen ein in die zweite Hälfte dieses Live-Podcasts. Wir versuchen es jetzt auch ein bisschen leichter zu passen vielleicht, aber ich verspreche, tue ich nichts.
00:44:11
Speaker
Wenn jetzt ein paar unserer Zuhörerinnen und Zuhörer oder der lieben Leute hier im Publikum der Meinung sind, sie oder er oder wie auch immer, möchten gerne auch mal eine autobiografische Graphic Novel verfassen. Wie sollten sie das am besten anfangen? Oder anders gefragt, wie hast du damit eigentlich angefangen?
00:44:32
Speaker
Mit dem Comic-Zeichnern allgemein? Nein, nein, mit diesem Projekt. Ach, mit diesem Projekt. Wie hast du mit Coming of Age angefangen?
Entwicklung des grafischen Romans
00:44:40
Speaker
So, blöd formulierte Frage, sorry. Also ich habe erstmal ganz viel Zeug gesammelt, Material gesammelt, also mir alte Notizbücher angeschaut. Wie hattest du, also hattest du Notizen aus der Zeit? Ja, aber auch Notizen sozusagen aus den letzten Jahren. Ja.
00:45:02
Speaker
Weil das Thema hat mich ja schon immer interessiert, also ich hab dann teilweise bestimmte Sachen schon mal notiert gehabt und so. Hab dann mir Fotos zum Beispiel vom Kumpel, der auch ja bei uns ist, schicken lassen. Der hat mir dann so einen riesen Karton mit alten Fotos geschickt.
00:45:21
Speaker
habe alte Skatevideos mir angeschaut, viel Musik aus der Zeit gehört, Skatevideos, Filme, Werbung, also erstmal ganz viele visuelle Eindrücke, Text, also Sachen, ja auch einfach so ein bisschen ein paar Essays hier und da mal, was weiß ich, über die Zeit gelesen und nebenbei auch die Figuren.
00:45:43
Speaker
versucht ein bisschen zu entwickeln. Ich bin mit den ersten Skizzen angefangen und morgen gibt es ja noch eine Lesung und da gibt es dann noch so ein kleines Making-of-Part, wo man das auch noch mal sieht und genau und das ganze Material habe ich dann versucht zu bündeln und
00:46:06
Speaker
hab versucht daraus so einen, sag ich mal, klassischen Plot zu schreiben. Ja. Mit so Wendepunkt an der Stelle und Höhepunkt da und so weiter und so fort. Und das war mir aber irgendwie zu sehr in so ein Korsett gepresst. Das passte irgendwie nicht so richtig. Also dann wurde ich nicht so richtig warm. Und hab dann angefangen,
00:46:31
Speaker
alle Anekdoten mal aufzuschreiben, also in Form von Überschriften.
00:46:41
Speaker
Also Anekdoten wie Szenen, die du geholt hast. Du wusstest diese und die andere Sache wolltest du erzählen. Genau, ich hatte dann eine Anekdote im Hinterkopf. Zum Beispiel erste Skateboard oder erste Olli oder die erste Zigarette oder was auch immer. Und hab die dann halt, hab dann das in Form von Überschriften notiert.
00:47:11
Speaker
Ich hatte dann natürlich immer schon so eine Vorstellung von der Szene und habe dann auch kleine Notizen manchmal da drunter und so gemacht. Und hatte dann diese Sammlung, davon gab es so etliche Schnipsel, hatte ich dann sozusagen, habe die ausgeschnitten. Und dann hatte ich so ein Sammelsurium an Szenen, in Anführungsstrichen.
00:47:30
Speaker
Und hab die dann so analog auf den Tisch hin und her geschoben. Wie so ein Puzzle echt. Ja, also genau. Es ist wie so ein Strang, wie so eine Papierrolle. Ich hab das so von oben nach unten, das ist wie so ein Streifen geworden. Und hab dann immer so Sachen aussortiert, hin und her geschoben, bis ich dann so einen Rhythmus gefunden hab.
00:47:51
Speaker
Ein Rhythmus für das Buch quasi. Ein Rhythmus für das Buch, für die Szenen, für die Figuren. Und natürlich, klar, also auch schon ein bisschen so Handwerkszeug ist damit eingeflossen. So wie Figurenentwicklung. Also es ist schon, dass die Handlungsstränge natürlich eine gewisse Entwicklung haben. Das ist ja klar. Sonst ist es ja total random. Das war natürlich sozusagen
00:48:21
Speaker
Basics Zeug. So hatte ich dann die Grundstruktur und habe dann mit dem Storyboarden angefangen. Und bei dieser Grundstruktur, da mussten doch ja auch Sachen hinten übergefallen sein, oder? Ja, genau, da ist ganz viel Zeug heruntergefallen. Hast du da so eine Relation? Wie viele Szenen hast du verworfen?
00:48:43
Speaker
Also ich hatte bestimmt noch genauso viele Szenen, wenn nicht noch doppelt so viele, keine Ahnung. Also könnte man natürlich noch etliche andere Sachen erzählen. Etliche andere lustige Geschichten, die wirklich auch teilweise so ein bisschen sogar sehr faszinierend gewesen wären. Also so wow, krass.
00:49:09
Speaker
Aber die passten halt dann nicht in die Geschichte rein. So, und ich wollte ja dann nicht irgendwie effekthascherisch da irgendwelche Szenen da einbauen. Genau. Ist ja, sag ich mal, logisch. Na ja, also finde ich nämlich, also ja, so wie du es jetzt sagst, schon, aber grundsätzlich finde ich schon ein interessanter Punkt, dass du sagst, da waren schon noch geile Stories irgendwie drin, aber die hast du rausgelassen, weil du eine lesbare Gesamthandlung wolltest. Das habe ich so richtig verstanden, ja. Hast du ein Beispiel?
00:49:39
Speaker
Es sind ein paar Leute hier auch aus der Zeit dabei, die werden sich jetzt amüsieren. Ihr könnt direkt Feedback geben, ob das stimmt. Eine Szene ist sozusagen die, wo ich an der Nord bin, also an diesem Schulzentrum, wo wir angehangen haben.
00:49:59
Speaker
Da ist ein Typ, ich glaube, ich habe den, also einer meiner Kumpels hat diese Geschichte mir dann auch mehrfach im Nachhinein auch nochmal erzählt. Der hat natürlich wieder seine eigene Perspektive. Also deswegen ist es halt so ein bisschen, ich gebe jetzt mal die Geschichte wieder, weil der hat die jetzt mir mehrfach so wiedergegeben. Okay, also du erzählst jetzt die Geschichte von deinem Kumpel, nicht? Nein, also er erzählt, dass ich sozusagen zu Nord gekommen bin und einen diesen Typen
00:50:26
Speaker
Da stand ein erwachsener Fremder, der da sonst nicht war, nach einer Zigarette gefragt hat. Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, dass ich den nach einer Zigarette gefragt habe. Das ist sozusagen die Ergänzung vom Kumpel. Dann sagt der Typ, nimm doch die ganze Schachtel. Und dann, auch alles laut Erzählung meines Kumpels, hätte ich gefragt, hast du denn auch Geld?
00:50:52
Speaker
Das ist jetzt ein bisschen peinlich. Wahrscheinlich habe ich das nicht so gefallen. Ich würde sagen, ich habe das nicht so gesagt. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass dieser Typ seinen Pop-Money aufgemacht hat oder was auch immer und bündelweise Geldscheine rumgeworfen hat. Cool. Und die flatterten da so an dieser Nord. Das war an diesem Basketball-Kort, wo wir Platz, wo wir abhängen. Und ich konnte gar nicht so schnell reagieren.
00:51:17
Speaker
Ich war ja noch so, ich schenke mir jetzt die ganze Schachtel und dann flogen diese Scheine rum und die anderen Jungs alle stürzten sich natürlich auf diese ganzen Scheine. Logisch. Und der Typ ist dann irgendwann abgehauen und paar Tage später tauchte die Polizei auf und hat auch tatsächlich gefragt...
00:51:34
Speaker
ob so ein seltsamer Mensch hier gewesen wäre. Dann muss er geistig irgendwie krank gewesen sein, irgendwas. Nehme ich mal an. Und von dem Geld haben dann die Jungs erst mal, keine Ahnung, erst mal Getränke geholt und Snacks. Und da waren aber auch ein paar größere Scheine, die dann natürlich dann, keine Ahnung, mein Freund,
00:51:59
Speaker
Der meinte dann, glaube ich sogar, dass sie sich da eine Konsole noch gezogen hätten. Der hat wirklich mit diese Scheinungen geworfen. Das ist jetzt so eine Anekdote, die ist jetzt irgendwie abgefahren. Davon gab es noch viel mehr. Aber das passte für mich da nicht rein und dann fällt das halt raus.
00:52:23
Speaker
Ja, nee, ergibt Sinn. Aber da sind wir jetzt auch wieder an dem Punkt, deine Erinnerung ist ja offensichtlich ein bisschen anders als das, was du jetzt reingeschrieben hättest, was die Erinnerung von jemand anderem ist. Aber da gehen wir jetzt nicht tief darauf ein. Naja, also ein gutes Beispiel, wie das so funktioniert. Ich hab das vielleicht jetzt ausgeblendet, weil ich das jetzt...
00:52:42
Speaker
Ich fand es nicht so cool, dass ich ihn nach Geld gefragt hätte. Weiß ich nicht. Und er stellt das so dar. Weiß man nicht. Es sind immer auch Behauptungen. Text ist immer eine Behauptung. Gesprochenes Wort ist auch immer eine Behauptung.
00:52:59
Speaker
Du kennst jeder, der mit seinen Eltern darüber geredet hat, wie man in der Kindheit so war, ist auch alles Quatsch. Die reden ja eh so ganz rum. Was die alles behaupten. Ich finde das eine interessante Überlegung, dass man sich bewusst macht, wie trügerisch solche Erinnerungen auch sind. Ja, genau. Und bei diesen Schnipseln, ich finde das ein sehr geil plastischen Arbeitsprozess irgendwie. Gab es da auch irgendwie so umgedreht eine oder zwei, die so zentral waren, dass du irgendwie von Anfang an wusstest, das muss drin sein?
00:53:27
Speaker
Ja, klar. Es gab einige lustige und einige traurige. Es gab ein paar Szenen, die total wichtig waren. Zum Beispiel eben, wo die Kriminalpolizei vor unserer Haustür stand und die dann reinkam.
00:53:50
Speaker
und sich nach einem Foto von meinem Vater erkundigen. Das ist schon ziemlich wichtig gewesen, vor allem als ich mich dann entschieden habe, die Familiengeschichte noch mit reinzunehmen. Dann gab es natürlich auch so lustige Szenen wie diese
00:54:06
Speaker
So eine Szene mit einem Mädchen, wo wir am Konsole spielen sind und das Ganze andere Formen annimmt. Wir spoilern das jetzt nicht. Nein, also Joysticks, Seil und so. Okay, der war schlecht, aber sorry, ich konnte es dir nicht erklären.
00:54:33
Speaker
Nee, ach du, wir sind ja keine öffentlich-rechtliche, aber wir können ja auch ein paar schlechte Witze machen. Sorry. Und... Wie war das dann? Also...
00:54:54
Speaker
Ich stelle mir das so plastisch vor, aber es klingt jetzt auch irgendwie so folgerichtig. Aber wie lange hast du da so dran gesessen, bis dann diese Struktur stand? Pi mal Daumen. Halbes Jahr bis einem Jahr. Okay. So, und dann bist du in die Zeichenarbeit eingestiegen. Ja, da hatte ich dich vorhin, glaube ich, unterbrochen. An Storyboarden warst du. Ist ja so auch manchmal ein bisschen parallel, also die Figuren zu entwickeln, die Character. Wie sollen die aussehen? Wie soll der Style sein?
00:55:25
Speaker
Das ist bei mir auch jedes Mal anders, vom Buch zu Buch. Also zum Beispiel diese Arbeitsweise, die ich eben geschildert habe, die ist jetzt habe ich nur bei Coming of Age so angewandt. Es kann jetzt sein, dass ich, wenn ich eine andere Geschichte mache, das komplett wieder einen anderen Zugang mir wähle. Wie war es denn zum Beispiel bei Niedermitt Hitler? Das ist ja eine Biografie zwar, also ja auch irgendwie so einem Wahrhaftigkeitsanspruch verhaftet.
00:55:48
Speaker
Aber ja, auch noch ein Szenario von einer anderen Person, die wiederum basierend auf den Memoiren von noch einer anderen Person. Wie bist du da dran gegangen? Hattest du einfach so einen Skript, dass du runterarbeiten konntest?
Zusammenarbeit und Verlagsbeziehungen
00:56:01
Speaker
Oder wie viel hattest du da? Ja, relativ. Also, der Jochen Folter, der das Szenario geschrieben hat, ist ja Historiker. Und der hatte sich auch schon seit Längerem mit dem Thema beschäftigt.
00:56:16
Speaker
und hatte den Karl Metzner schon im Vorhinein kennengelernt. Und er ist da halt in der Gedenkstätte, wo der Jochen Voigt arbeitet, sozusagen aufgetaucht. Und irgendwann hat er dann mitbekommen, das ist hier diese Persönlichkeit aus Erfurt, die sozusagen im Widerstand war, etc. Und der hatte diesen Zugang zu den Zeitzeugen.
00:56:43
Speaker
der hat den interviewt etc. und ich habe dann das Brett bekommen. Ich war da so ein bisschen anfänglich involviert, aber in erster Linie hat das natürlich Jochen gemacht.
00:56:53
Speaker
Ich hab dann das Skript bekommen und hab da meine Kommentare zugegeben. Ich glaub, das war auch Jochens erster Comic in der Form. Das heißt, ich hab dann einfach mal gemeint, okay, jetzt Bildaufbau vielleicht mal anders. Aber er hatte schon, ich hab dann gesagt, wie ich das ungefähr so brauch.
00:57:19
Speaker
Er hat dann auch teilweise Bildideen geliefert, also es ist so wie so ein Ping-Pong-Spiel letztendlich. Er hat Text geliefert, ich habe dann manchmal Bilder geliefert, beziehungsweise habe ich dann versucht, das in Storyboard-Form umzusetzen und dann ging das so hin und her. Also ich habe einen Skript bekommen, dann habe ich eine Storyboard-Seite dazu gemacht, beziehungsweise Storyboard gemacht und dann konnte man in dieser Storyboard-Phase
00:57:46
Speaker
noch ganz viel schleifen. Viel verändert. Ich mache das ja sehr rudimentär, zeichne ich das. Das ist relativ schnell runtergezeichnet. Und in der Phase kann man natürlich ganz viel noch ändern und so. Und dann kann der auch nochmal sagen, okay, das funktioniert jetzt noch nicht so, vielleicht bauen wir mal hier das Panel um und so oder Dialoge ändern und so.
00:58:11
Speaker
Und hast du das dann bei Coming of Age auch so gehandhabt, dass du das Storyboard noch viel verändert hast, oder war das dann wegen der Vorarbeit schon irgendwie fixer? Es war ein bisschen fixer, aber ich hab da auch schon natürlich an dem Storyboard immer wieder rumgefallen, weil ich mach das gerne so, dass ich die Sachen relativ schnell runterhaue, sozusagen diese Spontanität und so eine Lockerheit da drin ist.
00:58:38
Speaker
Und da muss man halt gucken, ob das dann funktioniert so. Und an mancher Stelle funktioniert das natürlich nicht, wenn man dann so, ja, dann sich irgendwas ausgedacht hat und dann in einer Seitenfolge oder in einer Bildfolge funktioniert das nicht. Ah ja, okay. Ja, genau, dann kann man das noch entspannt ändern. Was war denn so eine Szene, wo du Probleme mit hattest? Kannst du dich noch an irgendwas erinnern, irgendwas, wo du länger drauf rumkauen musstest, bis du eine gute Lösung gefunden hattest?
00:59:07
Speaker
Nein, ich gesagt nicht. Das ist alles ganz, ganz super. Also autobiografisch und grafisch noch ein bisschen einfach. Nein, nein, nein, Quatsch, Quatsch. Ich kann mich gar nicht sehen. Also es war so ein bisschen, ich hatte auch den Philipp Kolleck an meiner Seite als redaktionelle Hilfe. Der hat sich das dann immer
00:59:30
Speaker
nach so einem Arbeitsschritt angeschaut. Also ich stelle ja das Exposé oder meine Idee dem Verlag vor und dann sagen die erstmal am Anfang, ja ist gut oder nicht, das gefällt ihnen oder nicht, machen wir oder nicht. Und dann irgendwann, wenn man sozusagen das Storyboard hat, ich glaube, als ich das Storyboard abgeschlossen habe, habe ich es dann nochmal rumgeschickt.
00:59:52
Speaker
Und als erstes an Philipp sozusagen. Und der meinte dann zum Beispiel, dass man vielleicht die Vaterfigur noch ein bisschen ausarbeiten könnte oder bestimmte Figuren in Relation zueinander stellen könnte etc. Und das waren so ein paar Baustellen, auf die ich mich dann mal mehr oder weniger eingelassen habe. Also meistens so, dass die Sachen natürlich Sinn machen und vernünftig sind.
01:00:22
Speaker
Weil man sitzt da ja als Zeichner irgendwie an seinem Zeichentisch und ich habe keine anderen Leute um mich herum. Das heißt, ich brüte da so ein bisschen alleine vor mich hin, mal für Monate und weiß ja gar nicht, ist das jetzt überhaupt verständlich? Gibt das jetzt überhaupt so rüber oder nicht? Und dann ist es natürlich ganz angenehm, wenn es dann sozusagen Probeleser gibt, also Philipp dann in dieser
01:00:48
Speaker
an der Stelle und ich habe das dann auch noch ein paar anderen Leuten geschickt, so Marvel zum Beispiel einen Comiczeichner und andere Freunde, die auch vom Fach sind, zwar keine Comiczeichner, aber auch irgendwie Ahnung haben, aber ich versuche dann auch Leute, die vielleicht gar nicht vom Fach sind sozusagen das zu geben, die jetzt sozusagen mit der Geschichte nichts am Hut haben.
01:01:08
Speaker
Und dann ist es so oft, dass dann, wenn die Leute die gleichen Fehler oder mehrere Leute dasselbe finden, dann ist das ein Indiz, da scheint irgendwas nicht zu funktionieren.
01:01:25
Speaker
Wenn es nur einer ist, dann sagt er, der voll krockelt. Wenn es nur noch einer ist, dann kann ich denken, okay, dann muss ich das entscheiden. Will ich das jetzt oder will ich das nicht? Ja, und da habe ich auch eigentlich vom Verlag relativ freie Hand. Und dann geht das zur Vorrang.
01:01:43
Speaker
Wie warst du grundsätzlich zur Erwandt gekommen? Also eine Frage, die wir als Splitter Verlag relativ oft halt, wir kriegen viele Anfragen für Projekte. Wie werde ich Comic zeigen? Ja, nee, tatsächlich so. Also ja, doch, wobei manchmal auch diese Frage kommt. Uns werden halt auch viele Projekte angetragen. Aber meine, unsere Programmausrichtung ist ja auch eine ganz andere letzten Endes. Mainstream, da sind wir wieder.
01:02:07
Speaker
Wie bist du zum Avantele Verlag gekommen? Wobei, die haben ja auch Indy damit Hitler und Venus Transit gemacht. Ich glaube, bei Venus Transit habe ich Hannes angeschrieben und er meinte, ich komme mal rum. Dann ist er vorbeikommen in mein Atelier.
01:02:22
Speaker
Das muss so cool sein, in Berlin Comics zu machen, echt. Wieso? Weil der Verleger dann auch so, ich komm dann mal rum, ne? Ja, das war aber auch so. Das war ganz schön. Dann ist er rumgekommen, haben wir zwei Bierchen zusammen getrunken. Ich weiß nicht, wie viel er... Also, genau. Doch, doch, ich möchte jetzt, ich möchte jetzt bitte... Nein, das war tagsüber, das war ganz gesittet. Er war im Atelier, dann haben wir uns unterhalten und dann habe ich ihm das so vorgestellt.
01:02:51
Speaker
Und ich glaube, der fand es dann halt gut und meinte, ja, mach mal weiter. So, Handschlag. So, das läuft dann auch so basic so ab. Sagen dann andere, hey, was? Handschlag, mach mal einen Vertrag oder so. Jaja, dies, das. Und das war dann halt, okay, Handschlag, passt. Und dann bist du jetzt feier? Ja, sorry. Ja, und dann habe ich weitergemacht.
01:03:16
Speaker
Aber ja, Moment, aber das hat sich jetzt ja nicht organisch so ergeben, dass du von da aus plötzlich hier bist. Also hast du dann nochmal einen Pitch gemacht für Coming of Age? Beim Avant jetzt? Ja. Nö. Okay. Nicht wirklich.
01:03:35
Speaker
Ich hab halt das Exposé vorgestellt und ich hatte auch diese fiktiven Geschichten, die ich da geschrieben hatte, die hatte ich auch mit eingereicht. Unter uns, liebes Internet.
01:03:54
Speaker
Wenn ihr uns jetzt schreibt, können wir auch nicht viel daran machen, dass Avanti verlegt, aber wir bauen trotzdem Druck auf.
01:04:07
Speaker
Wie meinst du, es ist scheiße? Dass diese fiktiven Geschichten auch erscheinen, sorry. Ach so, so meinst du das. Ja, ja, genau. Und ja, also... Pitch würde ich das jetzt nicht nennen. Ich hätte auch sagen können, ich will jetzt unbedingt die fiktive Geschichte machen. Ich glaube, dann hätte ich das halt machen können. Die hätte mich dann auch unterstützt. So, wie gesagt, also...
01:04:33
Speaker
Die beraten einen schon, aber die lassen mir dann schon, finde ich, schon ziemlich freie Hand. Und das ist natürlich schön. Ja, ist eine coole Sache. Unser Vorgehen ist größtenteils ähnlich. Aber ich glaube, das ist in Deutschland meistens so, wenn man hier Comics macht. Wahrscheinlich jeder anders.
01:04:52
Speaker
Wer weiß, vielleicht hätten die auch gesagt, ey komm, vielleicht hätten die versucht, weiter zu überreden. Aber ich denke dann so, okay, ich meine, die wissen schon bis zum gewissen Grad, was sie da machen. Da muss ich dann natürlich mich auch darauf verlassen, dass der Verlag sozusagen, das ist deren Aufgabe sozusagen, die Bücher zu veröffentlichen. Und das ist dann nicht meine Arbeit. Mich interessierten alle drei Geschichten, die ich sozusagen vorgestellt habe.
01:05:22
Speaker
Und ja, diese persönliche Geschichte habe ich ja eh schon ewig mit mir rumgetragen gehabt. Von daher war das dann so, ja, geil. Und hier der besagte Marvel, der hat auch mich ein bisschen bearbeitet. Der meinte dann auch so, ja, komm, mach mal die Coming of Age Geschichte. Ja, natürlich sagt er das. Marvel ist der Zeichner und Autor von Kinderland.
01:05:41
Speaker
Übrigens, für diejenigen, die es nicht wissen. Eine der erfolgreichsten autobiografischen Graphiken, wahrscheinlich, in Deutschland. Dass der das gut findet, überrascht mich jetzt nicht. Ja, aber das war halt auch schön. Der war auch einer der Probläser, hatte ich ja schon eben erwähnt. Und der hatte dann halt auch Bock auf diese Geschichte.
01:06:03
Speaker
und hat dann auch mal um elf mit mir dann irgendwelche Sachen noch beschwangen. Da hat er die Kinder ins Bett gebracht und dann haben wir uns dann noch um elf bis zwölf irgendwie da irgendwie unterhalten und das macht ja auch nicht jeder. Da musst du dann halt auch Bock auf die Sachen haben und das ist halt dann schon cool.
01:06:19
Speaker
Und jetzt, wo es fertig ist, findet er es gut? Ja, der findet es gut, genau. Wir hatten ja zusammen letztens so eine Comic-Reihe, so eine Veranstaltungsreihe in Berlin, wo man eine Buchpremiere sozusagen auch innerhalb dieser Veranstaltung gefunden hat. Und er hat dann das Buch gesehen, hat mir gleich eine Nachricht geschrieben, ja, sieht geil aus, gut.
01:06:41
Speaker
Ich bin stolz auf dich, schreibt er. Danke, Papa. Finde ich gut. Ich bin auch sehr zufrieden.
01:06:53
Speaker
Kannst du auch sein. Ja, nein, ist doch super, wenn man das sein kann. Kann man ja auch nicht immer sagen. Dieser Moment, wo die Bücher ankommen und man diesen Karton aufmacht, ist normalerweise immer irgendwas. Ich weiß jetzt nicht, ob das so diese Routine ist. Vielleicht wollte ich auch nichts finden. Aber bisher, keine Ahnung, ich hab's aufgemacht.
01:07:11
Speaker
Geil. Also wir machen die meisten unserer Bücher ja nicht, zeichnen wir ja nicht selbst und trotzdem jeden Monat, irgendwas ist immer, irgendein Buch ist immer nicht so geworden, wie man das wollte. Ja klar, kannst du halt. Farben. Farben sind komisch, irgendwelche Druckablagefehler. Ja genau. Und irgendwelche Fehler sind natürlich immer irgendwo. Du kannst das Ding hundertmal der Korrektur lesen. Naja.
01:07:37
Speaker
Irgendwas ist immer. Bevor wir jetzt so langsam auf meine allseits bekannten und beliebten Schlussfragen eingehen, ich habe noch eine schöne, stumpfe Frage. Gibt es eins von diesen vier Büchern, also Tipping Point, Venus Transit, Niedermitt Hitler, Coming of Age, die am wenigsten Spaß gemacht haben?
01:08:00
Speaker
Tippinpoint war hart, ey. Tippinpoint war hart. Das war ja mein ... Anfang ... Mein erstes Buch. Ja. Das war einfach insofern hart, weil Comics-Zeichen hart sein kann. Ja. Und ich, der ja auch so eine ... brutale Deadline, Diplom hatte, unerfahren war. Also, ich hab wirklich ... Blut und Wasser gelassen. Krass. Sagt man so, ja. Ja. Das war schon ... Das war wirklich ... Und das wurde dann immer ein bisschen weniger schlimm, muss ich sagen.
01:08:30
Speaker
Und diesmal, jetzt bei Coming of Age, weiß ich nicht, fand ich es schon ganz schön entspannt. Ganz schön entspannt, okay. Naja, ganz schön entspannt, es ist relativ, ne. Das verdichtet sich hier, das heißt irgendwie alles einfacher, als man denkt.
01:08:43
Speaker
Nee, aber so im Verhältnis. Zwischendurch gab es da noch Corona, Lockdowns, zwei kleinen Kinder, die nicht in die Kita konnten und all so ein Wahnsinn. Aber man muss dann auch lernen, sich selber nicht so einen Druck zu machen.
01:09:08
Speaker
Aber gleichzeitig sich auch wieder zu disziplinieren, weil die Seiten zeichnen sich ja nicht von alleine. Und deswegen muss man hinter einem Zeichentisch aber trotzdem irgendwie so eine Lockerheit haben. Ich habe halt viel Mucke gehört.
01:09:24
Speaker
Da ist auch vorne ein QR-Code drin zu einer Spotify-Playlist. Vorne, hinten, weiß ich grad nicht mehr. Vorne und hinten. Vorne und hinten. Smart. Eigentlich soll der Leser das ja entdecken. In der Klappe gibt's dann so einen QR-Code zu der A-Seite.
01:09:43
Speaker
Das ist wie so ein bisschen so ein Mixed Tape. 90er Jahre, Mixed Tape spielt ja auch im Comic eine Rolle. Du hast dann halt in der Klappe auch noch so ein Kassetten Inlay. Und dann hast du halt die B-Seite hinten in der Klappe und die A-Seite vorne. Also auch zum Hören geeignet.
01:10:04
Speaker
Gibt es etwas, woran du aktuell arbeitest, comic-mäßig, graphic-novel-mäßig, wovon du auch schon erzählen darfst oder willst oder was auch immer? Also, ja, ich erzähle einfach. Also, es ist relativ neu. Also, wie gesagt, also, ich habe mich jetzt an diesen zweiten Teil so ein bisschen herangewagt. Der aber davor spielt Kindheit. Genau. Ja, genau. Also, Kindheit in Deutschland. Arbeitstitel? Das Geländekotlet.
01:10:31
Speaker
Was? Ja, einige werden sich jetzt schlapp lachen, die damit was anfangen können, aber das ist der momentane Arbeitstitel, das Geländekotlet. Das ist jetzt nicht aus der Luft gegriffen, dazu gibt es eine Anekdote und das war ein Spitzname von mir. Das heißt, ich knüpfe da wiederum an Spitzname, dieses Coming of Age.
01:10:52
Speaker
Du hast ja eben schon angesprochen, das ist ja auch eine Coming-of-age, aber der Spitzname spielt da auch mit hinein. Anfangs Buchstabe H, Englischen H. Genau. Und das Geländekott, das war halt auch einer meiner Spitznamen in der Kindheit in einem bestimmten Bereich. Also wie es halt so mit Spitznamen ist, den gibt ihr ja in jemand anderem. Jaja, klar. Und ja, genau. Und das ist der Arbeitstitel. Und der Arbeit ist aber auch dran jetzt gerade.
01:11:19
Speaker
Ich habe da so ein Exposé für mich. Ich schreibe das erstmal runter, um zu gucken, was ich da überhaupt erzählen würde. Das habe ich letzte Woche erst abgeschlossen.
01:11:39
Speaker
Und dann, ja, wenn ich wieder zu Hause bin, muss ich dann mal gucken, bis es dann weitergeht. Also, ob ich dann sozusagen, dann werde ich wahrscheinlich einsteigen, dann eben irgendwie mir wieder einen Zugang zu suchen. Ja. So sozusagen, wie ich das aufbaue. Aber dadurch, dass das ja quasi eine zweite, also sozusagen die Vorgeschichte von dem ist, würde ich wahrscheinlich, bleibe ich stilistisch natürlich, will ich da drin bleiben in dieser, also,
01:12:09
Speaker
Insofern könnte es sein, dass ich sozusagen die Handlungsabläufe sehr ähnlich dann aufbaue. Vielleicht mache ich wieder meine Zettelschieberei. Das klingt eigentlich noch ganz zum entspannten Konzept. Ja, genau. Also insofern würde ich wahrscheinlich jetzt anfangen, meine Anekdoten wieder zu sammeln und dann zu gucken, wie fühlt sich das an. Und dann kommt das zu seinem Gang.
01:12:32
Speaker
Ja, und dann parallel gibt es halt noch so paar Jobs, natürlich so einseiterzeichnen hier und irgendwie was. Und gibt es auch, ist das so das Projekt, was du einfach als nächstes machen willst oder gäbe es vielleicht auch noch so ein Traumprojekt, was
01:12:52
Speaker
Weiß ich nicht, wovon du davon ausgehen würdest, dass du das nirgendwo unterbringen kannst oder wo du dich noch nicht ran traust. Verstehst du nicht meine? Ja, klar. Also ich hätte große Lust so eigentlich so ein total abgefahrenes, ich mache viele so freie Zeichnungen, also nebenbei. Ich habe immer so ein kleines Notizbuch.
01:13:14
Speaker
Und hab dann immer so einen normalen Pilot-Pilot, nennt man das? Pilot-Stift. Und da mach ich immer so Doodles und so. Freie Zeichnungen, so abstrakte Zeichnungen. Und mit dem Material irgendwie mal ne Geschichte aufzubauen, wär halt auch sehr interessant. Ach, krass. Aber das ist halt total, ich mein, das interessiert halt, glaub ich, das ist wirklich schwer. Das ist schon sehr sperrig. Ja. Also das ist wirklich ...
01:13:43
Speaker
Sehr weit weg vom Mainstream. Also das ist schon, ähm ... Ja. Das ist schon ... Für Leser oder für dich selber auch noch mal durchzusteigen? Nö, für mich wär das wahrscheinlich einfach nur Spaß. Ja. So, aber ich weiß halt nicht, wer das jetzt so unbedingt lesen will. Das ist so ...
01:14:00
Speaker
Da gibt es auf jeden Fall Interessierte, aber ich glaube der Leserkreis wird dann eher klein. Also es gibt da nicht viele, die mit so was dann viel anfangen. In Venus Transit gibt es doch zum Beispiel diesen mittleren Teil. Ich weiß nicht, ob du das jetzt vor Augen hast, also die Hauptfigur.
01:14:17
Speaker
verreist relativ in der Mitte des Buches und man folgt der Figur anhand des Skizzenbuches, was ich damals mit mir auf dieser Reise mitgeführt habe. Ja, ja, ja. So was in der Richtung. In diesem Skizzenbuch sind so freie Zeichnungen und so was in dieser Richtung, nur halt dann als Bildfolgen, dann mit einer gewissen Narration und das macht es dann natürlich
01:14:41
Speaker
Das wird dann vielleicht schwierig. Funktioniert das oder funktioniert das überhaupt nicht? Aber trotz allem ist das jetzt, sag ich mal, eher so ein arty Ding. Das ist jetzt so, das geht dann so, ja, artbook-mäßig ist das, so ziens-mäßig. Das ist halt, ja, ist noch mal so ein Nischending. Im Nischenbereich Comic, das ist doch mal eine kleinere Nische.
01:15:05
Speaker
Das wäre halt lustig, sowas fände ich interessant. Aber wie gesagt, ich hab jetzt auch echt Bock auf auch mal... Science-Fiction, Fantasy. Haben wir darüber geredet? Ich hab eigentlich Bock auf super viele Sachen. Es ist so... Eigentlich kommt halt drauf an, wie es erzählt wird, wie man es erzählt und so. Ich kann mir alles Mögliche vorstellen.
01:15:34
Speaker
Insofern, aber jetzt, ich glaube, ich bin schon mit diesem zweiten Teil gut ausgelastet. Für die nächste Zeit, ja. Schauen wir mal, ob das jetzt sozusagen so, ja, für mich so klappt. Und wenn nicht, also es kann auch mal sein, dass da eine Anfrage kommt, dann jetzt nach dieser freien Arbeit kann ja auch passieren, dass jetzt, was weiß ich, bei Niedermitt Hitler, das war ja auch so eine, so eine Kooperation, dass so eine Kooperation wieder entsteht, weiß ich halt nicht, ne? Ja, stimmt. Also, genau, aber das, ich,
01:16:03
Speaker
Hab da so paar Eisen im Feuer und muss man mal gucken, was sich dann sozusagen entwickelt, was sich dann so an die Spitze trabt und was dann als Buch dann am Ende rauskommt. Hauptsache immer weitermachen. Ja, genau. Ja, ich freue mich drauf und ich wünsche dir auf jeden Fall schon mal viel Erfolg mit Teil 2, Teil Prequel, Teil... Ja, klar. Ja, genau, einiges in Prequel, ja.
01:16:25
Speaker
Ja, und dann, glaube ich, gehen wir mal so langsam in die Zielgerade ein. Ich habe ja ein paar Fragen mitgebracht, von denen ich dir ein paar vorher schon verraten habe, aber auch nicht. Hast du wieder vergessen, Gott sei Dank. Also alles jetzt ganz frisch von der Druckerpresse, was jetzt kommt. Hamet, meine Schlussfragen. Ich fange mal vorne an.
01:16:46
Speaker
Drei Comics kannst du mitnehmen auf eine einsame Insel, wo du auch lange Zeit nicht mehr wegkommst. Comics oder Graphic Novels oder auch Comicreihen, Manga, vollkommen egal. Einfach so dieses Großmedium. Welche sind das? Wie gesagt, das ist so eine Frage wie mit den Vorbildern, aber ich hau mal einfach so irgendwas raus. Natürlich. Hau raus, hau raus, hau raus. Weil als letztes Manga-Feel würde ich sagen Der lachende Vampir und da kommt, erscheint jetzt bei Reprodukt auch der zweite Teil. Freue ich mich schon oder ist schon erschienen?
01:17:14
Speaker
Das finde ich bestimmt geil. Doch, warte, die Ankündigung habe ich gesehen. Irgendwer lacht im Publikum. War das ein Lachen? Zustimmung. Zustimmung, okay. Den zweiten Teil habe ich ja auch noch nicht gelesen, also insofern wäre es sogar auf der Insel richtig geil, weil hätte ich was Frisches dabei. Dann fällt mir jetzt so spontan Stadt aus Glas von
01:17:40
Speaker
Matsu Kelly. Da waren mehrere Leute beteiligt. Das fand ich damals ziemlich geil. Das war beeindruckend. Kann man das überhaupt noch irgendwo kaufen zurzeit? Antiquare Schnur. Ich habe irgendwie so eine Auflage von, das gab es ja mal bei Reprodukt, glaube ich.
01:18:06
Speaker
Ja, aber ich habe so eine andere Auflage. Ich habe irgendwie so eine andere Auflage von... Wie hieß denn der Verlag? Egal.
01:18:15
Speaker
Der Titel und dann, was nehme ich noch mit? Was nehme ich noch mit? Ich bin nämlich noch coming of age mit. Nein, nein, das ist ja noch neu. Ich habe es dir auch noch nicht so oft geblättert. Ich habe es dir ja gemacht, das heißt ja jetzt nicht, dass ich es auch so geblättert, das ist ja noch mal was anderes. Aber irgendein Blatttitel, also hier Isaac, der Pirat, das war schon ziemlich, aber
01:18:42
Speaker
Den habe ich letztendlich noch mal gelesen. Den habe ich letztendlich noch mal gelesen. Guss auch ziemlich cool. Spricht man das aus? Guss, Guss? Wahrscheinlich spreche ich das. Wir blicken die ganze Zeit hier, Hilfe suchen ins Publikum. Die Sachen spreche ich wahrscheinlich alle falsch aus, aber Leute, verzeiht mir.
01:19:00
Speaker
Ja, das sind jetzt ein paar Sachen. Das sind zwei. Ja, das ist doch super. Schöne Empfehlungen. Statt aus Glas kann ich auch echt nur empfehlen, wenn man noch dran kommt irgendwie. Ich habe es selber auch nicht, aber ich habe es mal gelesen aus irgendeinem alten Archiv in der Schweiz. Egal. Meine Lieblingsfrage, was die Schlussfrage angeht, ich bin gespannt, was du jetzt daraus machst. Du darfst dir quasi einen Comic wünschen, einen Comic, den es noch nicht gibt.
01:19:28
Speaker
Aber den es eigentlich unbedingt geben sollte, deiner Meinung nach. Welcher Comic wäre das? Was für ein Comic wäre das? Worum würde es da gehen? Wie auch immer. Jetzt sag nicht dein nächster. Nein, also Marvel macht ja zum Beispiel gerade viele Kindercomics, wenn der mal wieder so quasi so ein Erwachsenen kommt.
01:19:47
Speaker
Das finde ich geil. Das ist schon ein bisschen fies jetzt, oder? Das ist fies.
Diskussion über Comics und kreative Wünsche
01:19:51
Speaker
Das war nicht fies gemeint. Ich mag Marbit Erwachsene Comics, aber ich habe ein paar von denen gelesen, von den Kindercomics auch. Die sind schon zum Niederknien gut. Ja, das ist schon sehr geil. Ja, genau. Papa macht alles falsch. Richtig lustig. Ja, auf jeden Fall. Also ich habe ja auch Kinder und wir haben die ja auch zu Hause. Aber ich will dann ja auch so, wir waren ja...
01:20:15
Speaker
Genau, das war ja mein Wunsch. Ich würde mir wünschen, dass Marvel einen Batman zeichnet. Nein, eher so eine Art, wie er das so macht. Spawn.
01:20:30
Speaker
Was weiß ich so. Keine Ahnung. Der hat ja auch tausend Ideen und gute Ideen. Keine Ahnung. Aber ja, wie gesagt, also irgendwas, was jetzt vielleicht nicht unbedingt auf so ein Kinderpublikum abzieht. Und das meine ich gar nicht böse. Ich hätte einfach Bock, so ein Marvel Comic wieder so schinken oder was zu lesen, wo sozusagen man vielleicht die Mamoiren des Radfahrer Marvels
01:20:59
Speaker
im Bedding, keine Ahnung. Jaja, der letzte Radfahrer in einer postapokalyptischen Einöde. Ja, zum Beispiel, ja. So was, ja. Ja, Mavie, falls du zuhörst, oder beziehungsweise... Mavie, mach auf! Mach mal was Vernünftiges. Das spielt jetzt ein bisschen...
01:21:21
Speaker
So war das jetzt nicht mehr. Jetzt bist du aber gemein geworden. Das haben wir gerade gesagt. Nein, das habe ich nicht gesagt. Wir haben das aufgeteilt. Das war auf. Ich habe mir vorgestellt, wie er jetzt im Bett liegt und nichts Besseres. Und dann so aus dem Air-Terrace raus. Du solltest ja diesen Podcast hören, wenn er im Bett liegt. Nachts. Weil das ein Comic-Nerd ist. Der schläft nicht. Der schläft nicht. Der hört sich nur so Comic-Zeug an und dann schlummert er so.
01:21:45
Speaker
Das spielt jetzt ein bisschen in die Richtung, aber wenn du ein Traum-Kreativ-Team zusammensetzen dürftest, ein Autor oder eine Autorin mit einer Zeichnerin und einem Zeichner, du kannst auch einen Koloristen noch dazusetzen, wenn du willst, was wäre das für ein Team? Ist auch vollkommen egal, wie realistisch oder unrealistisch das ist, du darfst auch Tote wiedererwecken, Sprachbarrieren spielen keine Rolle, aber es sollten halt mindestens zwei Leute sein, nicht eine Person nur. Ja, okay. Alf als Autor?
01:22:14
Speaker
Alf? Ja, Alf. Und dann... Was? Die fiktive Figur? Der Alien? Okay. Jaja, genau. Das ist neu. Ja. Und dann als Zeichner würde ich vielleicht... Als Zeichner würde ich... Hockney? Wen? Hockney, der Maler. Boah, da stehe ich jetzt voll auf Maler auch. Ja, ein Maler, also aus der bildenden Kunst. Okay. Und dann...
01:22:44
Speaker
Aber der macht ja auch gleich dann die Farben. Das ist erledigt. Das war eine verrückte Mischung. Aber ich glaube, das Team würde so explodieren. Also ich glaube, die würden nicht so gut zusammenkommen. Könnte mich ja als Vermittler dann da einschalten.
01:23:06
Speaker
Okay, ja. Warum Alf? Ich weiß nicht. Sorry, aber warum? Also ich hab halt bei den Recherchen wieder sozusagen ein bisschen mehr altes Zeug eingeguckt. Ich muss zugeben, ich hab mir jetzt natürlich nicht die Serien komplett wieder angeguckt.
01:23:23
Speaker
Aber die Sachen, die ich mir angeguckt habe, ich mag den, ich mag das einfach. Es ist so einfach ein, ja, weiß ich nicht, so ein Character, der irgendwie immer ein bisschen sagt, was er denkt.
01:23:40
Speaker
Also der spricht oft die Wahrheit aus und das ist dann in diesem menschlichen Kontext dann absurd, in diesem Systemkontext. Er ist ja der Alien, der da versteckt gehalten wird und er plaudert eigentlich, der quatscht einfach so eigentlich Zeug aus, was jeder von uns vielleicht auch denken würde, aber er quatscht dann das aus und in diesem Familienkontext, diesem amerikanischen Familienkontext ist das dann halt immer so, oh ja, schräg und dann ist es dann...
01:24:07
Speaker
Das fand ich immer lustig. Geiles Pairing. Ist mal wieder was anderes, aber darum stelle ich diese Fragen. Vielen Dank für den Input. Mini kleiner Werbeblock, eine Empfehlung aus unserem Spitter Comic Programm.
01:24:26
Speaker
Jetzt hast du mich aber erwischt. Ich weiß, du kennst nix von uns. Ich bin ja so schlecht vorbereitet. Es gibt natürlich so die ganzen Klassiker, die sind ja auch eben so irgendwie voll untergegangen, dass solche Leute wie Möbius und so überhaupt dann auch bei euch natürlich auch im Haus sind und so. Aber jetzt zum Beispiel der Frank Schmolke, über den wir uns ja auch eben unterhalten haben. Den, ja das finde ich halt cool, weil ich sie sammle.
01:24:53
Speaker
Der Augensammler, genau, das würde mich interessieren. Ich habe auch schon mal eben da ein paar Probe-Seiten gesehen und das sieht ziemlich geil aus. Darauf hätte ich Bock. Ist auch sehr schön geworden. Ja, genau. Du wolltest ja eben noch zum Verlag laufen. Ja, ja, ja. War das irgendwie noch so ein Buch? Nein, Spaß. Du holst es mir einfach. Ja, das wäre, glaube ich, das fände ich gut.
01:25:18
Speaker
Ja, mit Frank hatte ich in irgendeiner Folge auch mal gesprochen. 27, sage ich jetzt einfach mal so. Kann man auch nachhören. Auch ein sehr interessanter Gesprächspartner auf jeden Fall. Und dann zum allerletzten Schluss, allerletzter Schluss. Zum Schluss, wenn du einen Wunschfall hättest, einen nerdigen Wunsch, einen geekigen Wunsch, irgendetwas in der Art, ganz egal wie groß, ganz egal wie klein, auch natürlich vollkommen egal wie realistisch oder unrealistisch, was würdest du dir dann wünschen?
01:25:47
Speaker
Oh nein, ich verfall bei so was immer in die Kitschigkeit. Ja, Kitsch ist gut. Esoterik und Kitschigkeit, Frieden, Weltfrieden. Weltfrieden finde ich ziemlich gut, also Frieden finde ich schon ziemlich geil, aber ... Nachvollziehbar. Aber ...
01:26:08
Speaker
Aber irgendwie will das ja keiner. Es gibt zumindest immer ein paar Leute, die sich dagegen wehren. Es reicht halt leider.
01:26:20
Speaker
Also für heute Abend Freibier wäre auch nicht schlecht, aber hab ich ja schon, nee, warte mal, gibt's das schon. Als ob du dafür bezahlt hättest. Ja, okay, so viel zu den wünschen, ja, ansonsten. Also irgendwas, was sich so da dazwischen einpendelt zwischen Weltfrieden oder Freibier. Ja, das ist gut, das sind echt zwei Pole. Das sind zwei Pole und zwei gute Alternativen. Irgendwas dazwischen, ja. Ja, das können wir einfach so festzahlen.
Abschluss und Dank an das Publikum
01:26:45
Speaker
Hey Hamid, vielen lieben Dank für das Gespräch, vielen lieben Dank für die Metaphysik und die Philosophie, aber auch für die Einblicke in deinen Werkzeugkasten. Autobiografische Graphic Novels Leute, ihr habt es gehört, setzt euch dran. Man kommt da schon irgendwie voran. Hauptsache, man macht weiter voran und Erinnerungen nicht immer zu ernst nehmen.
01:27:06
Speaker
Euch auch ganz herzlichen Dank, dass ihr da wart. Tolles Publikum, hat viel Spaß gemacht. Ich hoffe, euch auch. Wir machen uns jetzt noch einen entspannten Abend. Danke, dass ihr da wart. Danke für den Input zwischendrin, für die Hilfestellung. Habt noch einen schönen Abend, habt euch einen guten Heimweg. Und ja, vielen Dank, dass ihr da wart. Vielen Dank auch von meiner Seite.