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SplitterCast 68 - Liberty mit Julian Voloj und Jörg Hartmann

S1 E75 · Splittercast
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538 Plays1 month ago

Lady Liberty - die Freiheitsstatue - kennt ihr alle. Aber kennt ihr auch den Mann, der DAS amerikanische Wahrzeichen entworfen hat? Und wusstet ihr, dass die Statue zwar ein Geschenk Frankreichs an die USA ist, aber eigentlich vor allem aufgrund des privaten Einsatzes dieses Mannes verwirklicht wurde? Frédéric-Auguste Bartholdi war dieser Mann, und Liberty von Julian Voloj und Jörg Hartmann ist die Graphic Novel zum Thema.

In der neuen Folge des freiesten aller Comicverlagspodcasts sprechen wir mit dem dynamischen Künstler-Duo über ihre Arbeit am Buch, die Achse Münster-New York, unwahrscheinliche Zufälle und finden heraus, dass nur einer von beiden seine Emails gründlich liest.

Liberty im Splitter-Webshop (mit Leseprobe): https://www.splitter-verlag.de/liberty.html

Julian Voloj bei Instagram: https://www.instagram.com/julianvoloj/

Jörg Hartmanns Homepage: https://www.extrakt.de/

Und uns, den Splitter Verlag, findet ihr hier: https://www.splitter-verlag.de/

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Transcript

Einführung in den Podcast und Vorstellung der Gäste

00:00:05
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zum Splittercast, dem Podcast von und mit dem Splitter Verlag, Bielefelds bestem Comic-Verlag. Mein Name ist Max und in diesem Podcast spreche ich mit Macherinnen und Machern aus der deutschsprachigen Comic-Szene. Heute habe ich gleich zwei Gäste hier im Podcast und zwar Julian Woloch und Jörg Hartmann. Und mit den beiden spreche ich über ihre neue Graphic Novel Liberty, die gerade frisch bei Splitter erschienen ist.
00:00:32
Speaker
In Liberty geht es um die Entstehungsgeschichte der Freiheitsstatue in New York City. Über den Inhalt reden wir gleich aber noch zur Genüge. Und ihr könnt ja, wenn ihr möchtet, auch bevor ihr den Podcast hört, einfach mal einen Blick in die Lesepro auf unserer Website werfen, falls ihr den Comic nicht sogar schon besitzt und gelesen habt. Das wäre natürlich optimal.
00:00:50
Speaker
Mit Julian und Jörg spreche ich darüber, wie sie zu dem Comic gekommen sind, wie sie daran gearbeitet haben und um alles drum herum. Julian Voloch kennt ihr vielleicht sogar schon von anderen Comicwerken, denn er ist ein ziemlich produktiver Comicautor. Er hat unter anderem Biografien geschrieben zu Bill Finger, dem Mitschöpfer von Batman, zu Joe Schuster, einem der
00:01:12
Speaker
Kreativen hinter Superman, zum Schachgenie Bobby Fischer und zu Marlene Dietrich und anderen Berühmtheiten und auch sonst noch einige sehr interessante Comics, die in allerlei Verlagen in Deutschland und überall auf der Welt erschienen sind.

Überblick über den Graphic Novel 'Liberty'

00:01:26
Speaker
Jörg Hartmann, der Zeichner von Liberty, hat eine kleine, aber sehr hübsche Galerie in Münster und Julian kommt auch aus Münster genauso wie Jörg. Das ist eine interessante Story, die sie euch gleich selber erzählen werden.
00:01:38
Speaker
Und jörg ist eigentlich bildender künstler macht aber auch einiges in comics schon seit 2007 um genau zu sein recht bekannt geworden ist er durch seine willsberg comics und jetzt gerade parallel zu liberty hat er auch die comic adaption zu wer bin ich und wenn ja wie viele von richard david precht veröffentlicht.
00:01:56
Speaker
Mit den beiden habe ich ein sehr interessantes, sehr kurzweiliges Gespräch geführt, wie ihr gleich hören werdet. Und wie gesagt, liest doch gerne diese Probe und wenn ihr schon dabei seid, diesen Podcast zu hören, lasst uns doch gerne ein Abo da, empfehlt uns weiter zu euren Freunden, euren Familienmitgliedern, wem auch immer ihr diesen Podcast empfehlen möchtet.
00:02:14
Speaker
Lasst uns gerne auch Sterne da, wo auch immer ihr es hört. Fünf ist die optimale Zahl, habe ich mir sagen lassen.

Julian Wolochs Hintergrund und Verbindung zu Münster

00:02:20
Speaker
Und schreibt uns Fragen, Kritik, Kommentare, Anregungen immer gerne an splittercast.edgesplitter-verlag.de oder auf den sozialen Medien Ed Splitter Verlag.
00:02:30
Speaker
Wir sind seit Neuestem übrigens auch auf TikTok. Falls ihr also auf TikTok unterwegs seid, lasst uns doch auch da gerne ein Abo da und schaut euch mal an, was meine neue Kollegin Sarina da so treibt. Und jetzt wünsche ich euch ganz viel Spaß mit Folge 68 vom Splittercast mit Jörg Hartmann und Julian Warloch rund um ihre neue Graphic Novel Liberty.
00:02:48
Speaker
Hallo Jörg und Hallo Julian. Schön, dass ihr da seid. Herzlich willkommen im Splittercast. Hallo nach New York City. Hallo zurück, ja. Glaub ich, die längste Leitung, die wir bisher aufgebaut haben. Geht es euch beiden gut? Julian, hast du bisher, ich weiß gar nicht, wie viel Uhr ist es bei dir jetzt gerade? Es ist kurz nach neun. Hab die Kinder schon zur Schule geschickt. Ja, alles bestens.
00:03:12
Speaker
Und Jörg, bei dir, du bist ja in unserer Zeitzone tatsächlich gar nicht so weit weg. Unsere beiden Stühle voneinander, glaube ich.
00:03:19
Speaker
Ja, wie weit ist es Münster-Bielefeld? 50, 60, 70 Kilometer so was? So höchstens, ne? Können wir fast drüber rufen. Ja, so was in der Richtung. Ich freue mich sehr, dass wir hier sind und über euren neuen Comic sprechen können. Wenn ihr das hier hört, liebe Hörerinnen und Hörer, ist Liberty gerade frisch erschienen.

Jörg Hartmanns Karriereweg und Einfluss

00:03:40
Speaker
In den USA ist er ja schon erschienen und ich glaube,
00:03:47
Speaker
Ja, jetzt wo? Was heißt? Ich glaube, wenn ihr diese Folge hört, dann könnt ihr den überall im Handel finden und werft mal einen Blick rein. Wenn ihr ihn gerade nicht vorliegen habt, dann werft gerne einen Blick auf unsere Webseite. Da findet ihr ja auch eine Leseprobe. Links pack ich wie immer bei diesen Folgen in die Show notes. Und ich habe Julian, den Autor von Liberty hier und Jörg, den Zeichner Julian Woloch und Jörg Hartmann, um genau zu sein, falls das noch nicht klar geworden ist.
00:04:15
Speaker
Und wir reden jetzt in der nächsten Stunde, anderthalb Stunden über den neuen Comic. Kurze Vorwarnung, wir werden nicht so viele Spoiler unterbringen, möglichst wenig Spoiler, um genau zu sein natürlich. Was bei einem Sachcomic kann man jetzt überstreiten, ob das wichtig ist oder nicht, dass man nichts vorwegnimmt. Aber ich glaube, für das Leseerlebnis ist es vielleicht angenehmer, wenn ihr jetzt nicht schon die komplette Handlung in diesem Podcast erfahrt.

Zusammenarbeit zwischen Julian und Jörg

00:04:42
Speaker
Bevor wir aber so richtig reinsteigen in die Medias Res in die Sache würde ich Julian und Jörg bitten vielleicht ein paar Worte zu sich zu verliehen. Ihr seid ja beide schon ziemlich alte Hasen in der Comic Szene und habt schon einiges veröffentlicht. Julian, ich habe sogar schon, bevor ich dich über Liberty kennengelernt habe, einige Bücher von dir gelesen gehabt.
00:05:01
Speaker
Ah, sehr gut. Ja, ich fand die auch sehr gut. Ich erinnere mich noch an das Superman-Buch. Ah ja, Joe Schuster, genau, ja. Joe Schuster, was ich mal zu Weihnachten geschenkt bekommen habe und dann im Skiurlaub gelesen habe. Das war eine sehr schöne Lektüre. Aber du hast ja auch noch einige andere Sachen gemacht. Was war das alles so und wie ging das, wie kamst du überhaupt dazu, Comic-Autor zu werden?

Julians Werdegang vom Journalismus zu Comics

00:05:25
Speaker
Ja, das war eigentlich nicht so geplant. Ich hab zwar Comics immer gemocht und vielleicht sprechen wir auch so ein bisschen über Jugendinspirationen, aber ich hab in New York als Journalist und Fotograf gearbeitet und hab ein Projekt gemacht, bei dem ich Benjamin Melendez kennengelernt hab. Das war der Gründer der Ghetto Brothers, einer Gang aus den 70ern. Okay, einer kriminellen Gang?
00:05:50
Speaker
Street Gang, ja. Also wirklich waren schon etwas berüchtet. Und die haben 1971, nachdem einer von ihren Gang-Mitgliedern umgebracht worden ist, so einen Friedensschluss gemacht, aus dem sich Hip-Hop entwickelt hatte.
00:06:07
Speaker
Über... Ja, Overlap heißt das auf Englisch. Überschneidung? Überschneidung mit den Pionieren der Hip-Hop-Zeit. Und ich hab über denen eine Graphic-Novel gemacht. Ich hatte mich mit einer alten Freundin Claudia Ahlering, die ich aus Münster noch kannte. Ich bin übrigens auch aus Münster. Ja, da war ich in Kontakt und wir haben... Es war mir so eine Schnapsidee, daraus einen Comic zu machen. Aber die Story beruht sich halt so an.
00:06:31
Speaker
Und das Comic war relativ erfolgreich, die Graphic Novel, auf so sechs, sieben Sprachen übersetzt. Und mein Agent, über den wir wahrscheinlich noch später reden werden, hat mich dann ermuntert, mehr zu machen, ob ich andere Geschichten

Jörgs Interesse an Comics und Einfluss durch einen Professor

00:06:46
Speaker
hätte. Und die Joe Schuster Geschichte war die zweite. Ich hatte Zugang dann zum Archiv.
00:06:51
Speaker
Somit, ja, du hast gesagt, im Sachcomics, ich hab mich mal gefragt, wie nennt man Non-Fiction auf Deutsch? Das klingt natürlich ganz schrecklich, Sachcomics, getrocknet. Aber es sind halt eben oft biografische und historische Themen, die halt spannend erzählt werden können. Also ich liebe halt solche Themen eben auch bei Liberty.
00:07:12
Speaker
Sachcomic, glaube ich, wenn ich das gewusst hätte, das hört sich doch eher erschreckend an. Und ich glaube, mit Liberty zeigen wir auch eben, dass solche Themen auch spannend erzählt werden können und nicht trocken sein müssen. Sachcomic ist also von meiner Seite zumindest gar nicht negativ gemeint. Also ich verstehe, was du meinst, es klingt irgendwie relativ trocken. Aber ich glaube, da gibt es auch viele Beispiele, dass das echt nicht langweilig oder trocken sein muss.
00:07:37
Speaker
Aber wie würdest du es denn nennen, wenn nicht Sachkunde auf Deutsch? Also ich habe mich das auch gefragt, weil eben in Amerika läuft das alles unter den Begriff Non-Fiction, also eben nicht.
00:07:46
Speaker
Nicht Belletristik, was auch eben blöd irgendwie klingt, aber ja, Sachkomik klingt für mich immer wie Sachbuch so ungefähr. Und klar, ich muss auch dazu sagen, ich lebe jetzt seit über 20 Jahren in den USA, deswegen mein Deutsch ist auch etwas angerostet, deswegen wusste ich auch nicht genau, wie man es sagt. Aber ja, ich denke, ich würde halt immer von biografischen und historischen Themen sprechen, die als Comic umgearbeitet sind.
00:08:11
Speaker
Okay, guter Hinweis. Ich versuch's mir zu merken für den Rest der Folge, aber ich verspreche

Übergang vom Grafikdesigner zum Comic-Illustrator

00:08:15
Speaker
nichts. Kein Problem. Und Jörg, du als Zeichner bist auch in der Comics-Szene kein Unbekannter, aber du machst ja nicht nur Comics, sondern auch sonstige Kunst und hast ja auch eine Galerie in Münster. Kannst du dich erinnern, wie das mit den Comics für dich startete? Ja, das weiß ich sogar noch ganz genau. Also ich hab nie viel Comics gelesen und mich auch eigentlich nie so richtig
00:08:42
Speaker
so richtig für Comics interessiert, also ich bin dann… Marke Aussage für diesen Podcast, finde ich gut. Ja, bis zu einem bestimmten Punkt. Der liegt jetzt aber auch schon ziemlich lange zurück. Ich bin irgendwann hier nach Münster gekommen, weil ich hier einen Studienplatz an der Fachhochschule für Design bekommen habe und wollte eigentlich Grafikdesigner werden. Dann hat aber der Professor für Zeichnen im Grundstudium
00:09:06
Speaker
bei mir irgendwas entdeckt, was er für förderungswürdig hielt und hat mich dann so in die Spur gesetzt. Hat mich fürs Zeichnen interessiert und dann irgendwann auch fürs Comic zeichnen. Also der hat das irgendwie gesehen und dann hat er gesagt, so hier, geh doch mal los und guck dir

Kreativer Prozess hinter 'Liberty'

00:09:27
Speaker
mal so ein paar Sachen an und so was. Und ich kannte wirklich nicht viel. Also
00:09:32
Speaker
wirklich nicht viel, was über das hinausgeht, was man an Comics kennt, wenn man sich nicht besonders damit auseinandersetzt. So Asterix und sowas halt, das kennt man. Und dann habe ich das getan und dann hat mich das sehr begeistert und dann bin ich angefangen zu zeichnen. Das ist, glaube ich, jetzt 20 Jahre her und habe bis heute nicht mehr aufgehört. Also das hat mich richtig gepackt dann.
00:09:59
Speaker
Weißt du noch, was du dann damals gefunden hast an Comics? Also erst mal Hut ab vor deinem Prof, dass er gesagt hat, schau dir mal Comics an zu der Zeit. Ja, kann man schon fast progressiv nennen, dieser Einstellung. Aber weißt du noch, was da irgendwie so das erste war, was dich angesprungen hat? So gesagt ist Mensch. Das weiß ich noch ziemlich genau. Das war Tag der Nacht von Dave McKean. Den Comic kenne ich nicht, der Name sagt man natürlich was.
00:10:28
Speaker
Ja, genau, das ist natürlich so ein Comic, der vollgepackt war mit Gemälden und handgezeichneten Sachen und so Sachen, wo ich, also ich weiß noch, wie ich es in den Fingern gehalten habe und gesehen habe und gedacht habe, da ist ja irgendwie jedes einzelne Bild, den Ausdruck-Panel kannte ich überhaupt nicht. Jedes einzelne Bild ist so ein Kunstwerk, das für sich alleine als Kunstwerk stehen kann und das fand ich großartig.
00:10:54
Speaker
Ich habe mich echt umgehauen. Kann ich gut verstehen, dass das

Überwindung von Distanzbarrieren in der Zusammenarbeit

00:10:57
Speaker
für jemanden, der aus der bildenden Kunst kommt, ein guter oder eine interessanter Einstiegsdroge, wenn man so möchte, ist. Ja, cool. Die Geschichte, wie ihr euch zusammengefunden habt für dieses Projekt, du hast es gerade schon kurz angesprochen, Julian, ist aber auch ganz interessant. Ich habe es schon mal gelesen bzw. von Jörg gehört, aber unsere Hörerinnen und Hörer wissen das natürlich nicht.
00:11:20
Speaker
Münster spielt darin, glaube ich, auch eine Rolle. Möchtet ihr das vielleicht mal kurz umreißen, wie das zustande gekommen ist? Ja, ich kann ja einfach anfangen und dann Jörg von seiner Perspektive. Ich bin aus Münster, lebe aber eben seit über 20 Jahren in New York und besuche halt regelmäßig meine Eltern. Und als ich dann anfing, an meiner ersten Graphic-Novel, Ghetto Brother zu arbeiten, habe ich mich halt wieder
00:11:42
Speaker
in die Comic-Welt halt reingelesen, viel alte Sachen wiederentdeckt, geguckt, was neu auf dem Markt ist. Und ein gemeinsamer Bekannter von uns hat mir erzählt von Jörg, der eben die Wilsbeerkomik machte. Mir war Wilsberg kein Begriff, da ich eben schon aus Münster lange weg war. Aber dann bin ich bei ihm vorbeigegangen und das Buch kam, glaube ich, gerade raus und war kurz vor
00:12:05
Speaker
Er war schon fertig, aber

Entwicklung der visuellen Sprache für 'Liberty'

00:12:07
Speaker
er konnte es noch nicht verkaufen. Er kann das so ein bisschen genau erklären. Und so haben wir uns halt kennengelernt. Vielleicht erzählst du kurz, warum du mir das Buch nicht geben konntest. Also der gemeinsame Bekannte war, glaube ich, John, stimmt das? Genau, John, genau. John W. Daly heißt der. Wahnsinniger Name. Das ist ein cooler Name. Ja, ist auch wirklich sein Name. Genau, der war der WG mit einem guten Freund von mir damals.
00:12:30
Speaker
Natürlich. Sehr gut. Ich kannte John von Konzerten und so was. Also vom Ausgehen. Also John ist halt jemand, der kennt in Münster jeden. Und so kannte der halt auch mich. Und dann hat er Julian halt gesagt, geh doch mal bei dem vorbei. Und ich hab ja hier diesen Laden, die Galerie. Und die Galerie ist schon immer so gedacht gewesen, so als Schnittpunkt nach außen zur Außenwelt.
00:12:56
Speaker
Und hier kommen wirklich andauernd auch Leute rein, die Fragen stellen oder die was wissen wollen oder sowas. Und Julian kam halt irgendwann, stand er auch hier drin. Und Julian wollte gerne über Comics reden. Und dann war es zufällig so, dass das kurz vor dem Erscheinen von dem ersten Wilsberg Comic war. Und ich hatte schon Belegexemplare hier.
00:13:21
Speaker
Aber der war noch nicht erschienen. Und Julian war total nett und wir haben uns auch total gut unterhalten. Und der hat mir auch erzählt, dass er aus New York kommt und dass er am Folgetag wieder fliegen muss und dass er keine Zeit hat zu warten, bis der Comic veröffentlicht wird, um sich selber zu erhoffen. Busy, busy, busy, ja. Ja, ja. Und ob ich ihm den mitgeben würde. Aber ich habe gesagt, das mache ich nicht, ich kenne dich ja gar nicht. Ich habe gesagt, aber du kannst mir ja deine Adresse geben.
00:13:51
Speaker
Und dann hat er mir seine Adresse in New York dagelassen und ich habe ihm dann den Comic irgendwann ein paar Wochen später hinterher geschickt. Und das ist so der Start gewesen. Also so haben wir uns getroffen und wir sind dann in Kontakt geblieben, haben uns dann
00:14:08
Speaker
Ja, weiß ich, wir haben uns dann immer so auf dem Laufenden gehalten, was wir gerade machen. Julian hatte, glaube ich, bei dir war es so, dass du,

Julians Ansatz beim Schreiben des Drehbuchs

00:14:15
Speaker
glaube ich, noch nichts publiziert hattest. Du warst gerade dabei, an der Story von Ghetto Brother zu arbeiten. Genau, das kam, glaube ich, so zwei Jahre später erst raus oder so. Und ja, wir sind halt eben, glaube ich, dass ich normalerweise einmal pro Jahr bestimmt, oder zweimal pro Jahr meine Eltern halt besucht habe in Münster, haben wir uns halt immer getroffen.
00:14:31
Speaker
auf den Laufenden gehalten. Und dann kam natürlich der zweite Wilsberg-Band. Ich hatte auch so das eine und andere Buch. Und wir hatten immer schon gesagt, wir wollten was mal zusammen machen. Das war schon eigentlich klar. Aber timingsmäßig und projektmäßig war einfach nicht so das Richtige da. Ja, beide immer richtig viel zu tun gehabt. Ja, klar.
00:14:51
Speaker
Ja, und dann arbeitete ich an Liberty und ich kannte halt, wir haben auch bei uns zu Hause in New York, ich weiß nicht, ob es das erste Werk, das in New York hing, aber wir haben halt auch in New York Markt diese wunderschönen Aquarelle von Münster, da haben wir auch eins vom Hafen, das wir gekauft haben und das hing auch bei uns in New York und das sah ich halt immer auf der Antenne, weil der Aquarellstil von New York würde super für Liberty passen.
00:15:15
Speaker
Und mein Agent war in New York, ich hab ihm das vorgestellt, der war sofort begeistert von Liberty. Und normal läuft es so, dass der mir dann sagt, was hast du dir so ungefähr vorgestellt? Und dann schickt er mir ein paar Portfolios. Aber ich hatte schon an Jörg gedacht, hatte aber noch nicht mit Jörg darüber gesprochen.
00:15:32
Speaker
Und dann erklärt sie meinem Agenten, was ich so vorstelle. Ich kenne da jemand. Und dann meinte er, ich kenne auch jemand. Ich habe gerade irgendwie die Rechte für was verkauft. Ich glaube, das könnte passen. Der ist auch aus Deutschland. Ja, und dann stellt sich aus, dass das auch tatsächlich Jörg war. Dann haben natürlich Jörg sofort eine Message geschickt. Und in der Mail stand so ungefähr
00:15:54
Speaker
Hi Jörg, ich sitze hier mit meinem Agenten in New York in einem Café und mein Agent meinte, er wäre in Deutschland über einen Zeichner gestolpert, der ganz gut auf den Stoff von mir passen könnte und das bist du. Tatsächlich zufälligerweise den gleichen Agenten, einen Franzosen namens Nicolas Grivelle und er hatte kurz vorher
00:16:16
Speaker
ein Buch von mir nach Frankreich verlegt und mich dann auch nach Paris geholt zu so einer Buchpräsentation und so, das ist wirklich auch eine tolle Sache gewesen. Und das war zufälligerweise, ohne dass wir beiden auch nur eine Ahnung hatten, unser gemeinsamer Agent.
00:16:33
Speaker
Ja, ich wusste nicht, dass er Jörg kennt. Ich dachte, der ist in Münster, hat auch nicht so viel Internationales gemacht. Deswegen war es eine schöne Überraschung.

Herausforderungen bei der Ausrichtung von visuellen und narrativen Elementen

00:16:41
Speaker
Und klar, das war natürlich Schicksal. Jörg konnte gar nicht nein sagen, weil das hat einfach schon zu gut gepasst. Ist ja auch schön, wenn man sich sowas dann irgendwie so zwanghaft findet. Genau. Man braucht ja eine gute Origin-Story. Du hast auf Deutsch Ursprungsgeschichte bei Superhelden, deswegen das passt dann auch.
00:16:59
Speaker
Hintergrundgeschichte ist auch Quatsch. Origin Story können wir glaube ich so stehen lassen. Ich glaube alle, die hier zuhören wissen, was gemeint ist. Genau. Jetzt wissen wir, wie ihr dazu gekommen seid, das zu machen. Das ist eine ziemlich unwahrscheinliche Geschichte, aber irgendwie auch sehr cool. Was wir noch nicht wissen, Julian, du hast gerade gesagt, du warst schon dabei, Liberty zu schreiben, also zu machen.
00:17:27
Speaker
Sachcomic nennen wir es jetzt nicht mehr, diesen historischen Comic, diesen biografischen Comic, denn es ist beides. Es geht ja sehr viel um Frederik August, Frederik August Bartholdi, den Erfinder der Freiheitsstaate, wenn man so möchte. Aber wie bist du denn zu diesen Projekten überhaupt gelangt? Also was war die Initialzündung dafür, dass du gesagt hast, Mensch, ein Comic Projekt, Graphic Novel über Lady Liberty, das wär's doch.
00:17:56
Speaker
Ja, also ich beschäftige mich halt sehr viel mit historischen Themen. Ich lese halt eben auch sehr viel historische Bücher. Liebe New York, also viele meiner Bücher spielen halt eben auch in New York. Und die Freiheit Start ist natürlich das ultimative Symbol von New York.
00:18:12
Speaker
Und ich muss eingestehen, ich war selber sehr ignorant, was die Entstehungsgeschichte und Background Story überhaupt anging, das Freiheitsstatue. Und als ich dann eben davon erfuhr, je mehr du darüber liest, desto faszinierender wird die Story.

Historischer Hintergrund der Freiheitsstatue

00:18:25
Speaker
Und ja, ich habe also bestimmt drei Jahre lang und so hin und her an diesem Script getüftet, bevor ich eben
00:18:32
Speaker
überhaupt mit Jörg darüber gesprochen hatte. Und was mich am meisten fasziniert, ist eben Friedrich August Bertoldi. Also er ist so wie so eine Donkey-Hot-Figur, die halt trotz aller Sachen, die schiefgehen, nie aufgegeben hat. Es dauert ja fast 20 Jahre, bis die Freiheitstatue entstanden ist. Hat also jede Deadline verpasst und so weiter.
00:18:54
Speaker
Er kam natürlich aus wohlhabendem Haus und konnte sich daher das auch leisten, das einfach dann durchzuziehen. Aber es ist eine faszinierende Geschichte. Also er ist wirklich da so eine faszinierende Figur, die auch wie kein anderer Amerikaner lebt. Wir werden vielleicht noch ein bisschen über seine Reisen durch Amerika reden. Und ja, ich kann mir das auch sehr gut als Spielfilm vorstellen. Ich dachte, das ist ein tolles Thema.
00:19:18
Speaker
lange eingearbeitet, eben auch zu gucken, was man nicht reinbringt, weil das ganze Stoff hätte eben viel, viel länger sein können. Und er ist nicht die einzige faszinierende Figur. Es gibt halt eben auch drumherum ein ganzes Ensemble von interessanten Figuren, wie der Pulitzer, die Emma Lazarus, die übrigens bei mir, glaube ich, zur Initialzündung war. Ich bin von ihr super fasziniert.
00:19:42
Speaker
Eine Dichterin, die das bekannteste aller amerikanischen Gedichte geschrieben hat, aber nicht mal den Erfolg des Gedichtes miterlebt hat, weil sie vorher gestorben ist. Und das ist eben das Gedicht, das sie der Freiheitstatue gewidmet hat. Ja, es ist ein faszinierender Stoff.
00:19:58
Speaker
Ich arbeite normal so, dass ich eben ein komplettes Skript schon fertig habe, bevor ich dann überhaupt mit meinem Agenten spreche. Ich habe eine Idee, wie es aussehen soll, also dass ich eben ein anderes Beispiel zum Beispiel, als ich was zu Bobby Fischer gemacht habe, den Schachweltmeister, war mir klar, dass es eine schwarz-weiß Graphic Novel sein muss, weil eben das Schachbrett schwarz-weiß ist. Das ist bei Kneseberg erschienen vor zwei, drei Jahren oder so. Also ich habe immer so eine Idee grob und dann schieße ich das an meinen Agenten und der
00:20:27
Speaker
schickt mir dann Portfolios und dann kriegen die Künstler, die wir eben in die Finalrunde gebracht haben, sagen,

Einfluss historischer Figuren auf die Erzählung

00:20:35
Speaker
okay, guck dir mal das Script an, ob das überhaupt was für dich ist, weil es soll ja keine Auftragsarbeit sein, sondern wirklich, dass die auch da voll sich reinbringen und denken, das ist was, was sie auch interessiert.
00:20:46
Speaker
Deswegen sind meine Skripts Jörg kann das auch ein bisschen erzählen von seiner Seite nicht so wie die klassischen Marvel-Skripts, wo du hast eben Page One, Panel One, Splash Page, whatever, aber wirklich dann viel Spielraum für den Künstler lässt sich da total einzubringen. Und das ist halt sehr, sehr wichtig, weil andererseits, wenn du halt eben drei, vier Jahre an so was arbeiten musst, dann ist auch die Motivation weg. Und das sieht man dann auch in der Kunst am Ende.
00:21:12
Speaker
Ja, deswegen, also Jörg hatte von Anfang an ein fertiges Script, aber das heißt natürlich nicht, dass das alles dann genauso sein muss ab und zu. Ändert man den Text, weil die Bilder halt mehr sagen, man braucht keinen Text oder du hast die Bilder und merkst, na, da fehlt irgendwas, müssen wir noch Text einbauen oder vielleicht kann man das in
00:21:28
Speaker
eine direkte Rede umbauen oder vielleicht braucht man eine Textbox. Also das ist immer was Lebendiges bis zum Ende, aber das Script eigentlich ist fertig, aber dann, wenn es eben übersetzt wird in Panels und Illustrationen, dann ändert sich hier und da noch was.
00:21:45
Speaker
Ja, da du das jetzt gerade schon angeschnitten hast, Jörg, du hast jetzt ja auch schon andere Comics gemacht, zum Beispiel den Willsberg, was übrigens für diejenigen von euch, die es nicht wissen, eigentlich eine Fernsehserie ist, die im Westfälischen spielt. Ich glaube, eine relativ

Bedeutung von 'Liberty' und zentrale Themen

00:22:01
Speaker
bekannte, etwas vor meiner Zeit, ehrlich gesagt, aber
00:22:06
Speaker
Es ist eigentlich eine Roman-Serie, die auch verfilmt wurde. Für Willzwerg gar nicht so mich an dem Figurenpersonal des Fernsehens entlang gehangelt, sondern eher am Roman. Also die beiden Sachen hatten so die gleichen Wurzeln, kann man sagen.
00:22:25
Speaker
Okay. Gut, aber du kannst dadurch auf jeden Fall ja einen Vergleich ziehen zwischen deiner Arbeit daran und deiner Arbeit an Liberty. Was genau ist denn an diesem Skript, was Julian dir gegeben hat, anders? Du kannst davon ausgehen, die Hörerinnen und Hörer dieses Podcasts
00:22:41
Speaker
Wir haben über das Thema ja schon ein paar mal gesprochen, die haben eine grobe Vorstellung wahrscheinlich, wie so ein Comic Skript normalerweise aussieht, nämlich genau wie Julian gerade meinte, Page 1, Panel 1, Panel 2. We see this, we see that, people, person excess, so ne? Wie sah das jetzt bei Liberty aus?
00:22:58
Speaker
Also erstmal ist es bei Wilsberg so gewesen, dass es gar keinen Skript gab. Ich habe den Roman genommen und habe den selber umgesetzt. Ich dachte du hattest ein Auto dabei? Nö, also ich habe das so zusammen mit dem
00:23:15
Speaker
mit dem Autoren der Romane. Da zeigt sich jetzt, dass er sich keine Ahnung von dem Brücken gewirkt hatte. Ich dachte, das wäre der Szenarist gewesen. Also genau, das ist einfach der Erfinder von dem Willsberg.
00:23:30
Speaker
Ja, okay. Gut, dann bin ich korrigiert. Danke. Ja, genau. Also der hat das nicht geschrieben. Ich hab das geschrieben und ich hab dann das einfach als Comic umgesetzt. Also es gab nicht so richtig ein Manuskript. Ich hab das so ganz grob gemacht, einfach nur so für mich, dass ich damit arbeiten kann. Das hat auch keiner gesehen. Also ich hab das niemandem gegeben zum abnicken.
00:23:53
Speaker
Der Jürgen Kehrer, der die Wilsbergs geschrieben hat, der hat das dann vorher einmal als Storyboard gelesen. Also da war das dann aber schon so weit, aber der hatte auch gar nicht groß was dran zu meckern. Das ist natürlich ein großer Unterschied.

Dynamik der kreativen Zusammenarbeit

00:24:13
Speaker
Zusammenarbeit mit Julian, weil ich zum ersten Mal ein Manuskript hatte. Aber das Manuskript von Julian, das war wirklich sehr angenehm. Darf man sich das denn konkret vorstellen? Wie so ein Drehbuch halt. Oder wie so ein Reclamheft. Grobe Regieanweisungen mit groben Vorstellungen, wie die Szene aussehen soll. Julian hat mal geschrieben, wenn er da so einen Cliffhanger hatte,
00:24:40
Speaker
wie das grob aufgebaut sein kann und dann welche Figuren da sind und die Dialoge dann. Und das ist schon alles gewesen. Die Bilder, die in meinem Kopf entstanden sind, sind ja dann, wenn ich die Freiheit habe, die entstehen zu lassen, dann immer sehr darauf abgestimmt auf meine Vorlieben beim Zeichnen. Und umso freier das ist,
00:25:08
Speaker
desto mehr Spaß macht mir das auch. Und was Julian vorhin gesagt hat, mit der Motivation, das ist einfach ein richtig wichtiger Punkt. Aber bei so einem aufwendigen Projekt wie jetzt Liberty, da war halt auch ziemlich schnell ziemlich klar, dass das ziemlich lange dauern würde.
00:25:25
Speaker
Und da muss ich natürlich dann auch über die ganze Strecke da motiviert sein. Und das geht echt nur, wenn mir das richtig viel Spaß macht. Wie lange habt ihr jetzt zusammen an dem Projekt gearbeitet, so von dem Moment, wo, sagen wir mal, der Agent euch vermittelt hat, bis jetzt, wo das Buch in den Läden liegt?
00:25:43
Speaker
Nach fünf Jahren würde ich sagen. Einfach nur zum Erklären, was zum Beispiel den Cliffhanger angibt. Das hält sehr viel Freiheit, aber zum Beispiel, du weißt ja, dass ein Cliffhanger immer auf einer rechten Seite enden muss, weil das Umblättern dieser Cliffhanger eben auch
00:26:00
Speaker
der Alisa aktiv am Cliffhanger beteiligt ist. Hast du sowas in das Skript dann reingeschrieben? Genau, das würde ich halt rein schreiben. Die Szene muss halt auf der rechten Seite enden. Das sind so die einzigen, wo ich dann wirklich mal ein bisschen konkreter bin. Aber alles andere ist wirklich so, also Szenen. Und dann, wenn Jörg in der Storyboard hatte, dann sind wir das auch durchgegangen. Und dann sieht man eben auch, okay, vielleicht fehlt da hier ein Dialog oder es ist nicht ganz klar. Oder vielleicht kann man das so ein bisschen
00:26:27
Speaker
Länger ziehen, dass da irgendwie vielleicht noch zwei, drei Panels reingesetzt werden, um die Szene ein bisschen, also mehr Bewegung reinzusetzen. Aber da ist wirklich sehr, sehr viel Freiheit da. Aber eben die Cliffhanger ist eben ein gutes Beispiel, weil schlechte Comics haben Cliffhanger auf der linken Seite und dann kannst du eben auf dem Auge-Siehstort schon mal schon was passiert, dann ist der Cliffhanger halt nur die Hälfte wert.

Einfluss persönlicher Hintergründe auf 'Liberty'

00:26:47
Speaker
Da ich das hier viel in Comics jetzt arbeite, ich hab jetzt fast 20 Graphic Novels geschrieben, schon publiziert, mehr geschrieben. Wenn ich dann Comics auch lese, regt mich das immer sehr auf, wenn ich dann sehe, das ist doch eine verpasste Chance hier und so. Und viele Comics machen das falsch. Also es ist eine ganz einfache Sache, die man im Kopf behalten muss, dass eben Cliffhanger auf der rechten Seite enden müssen. Aber an die Hörer schaut man eure Comics rein, wie oft das passiert.
00:27:16
Speaker
Ja, an diejenigen von euch, die vielleicht selber an einem Projekt arbeiten, schreibt euch das auf. Ja, genau. Ein ganz einfacher Tipp. Einen anderen Tipp kommen wir gleich, glaube ich, auch noch zu. Aber vorher, das klingt jetzt so, als hättet ihr wirklich sehr viel
00:27:31
Speaker
Dialog auch gehabt und auch sehr viel Abstimmung, was aber ja durch die Distanz und durch die Zeitverschiebung, also wir hatten es ja gerade, du bist sechs Stunden früher als wir gerade, vielleicht gar nicht so einfach war. Das klingt jetzt so, als hättet ihr eigentlich die ganze Zeit darüber in direkten Dialog gestanden, aber das kann es ja eigentlich nicht gewesen sein. Wie oft habt ihr euch denn
00:27:55
Speaker
Ja, ich weiß gar nicht. So zusammengefunden? Oder hast du Jörg dann einfach Julian zwischen den fertigen Seiten geschickt und dann kamen Kommentare zurück? Oder hattet ihr Videokonferenzen? Also eher so per Mail und und und auch nicht so geplant. Also wenn ich irgendwie was hatte, von dem ich dachte, das ist das kann man jetzt zeigen und da kann man drüber reden. Dann habe ich das mal losgeschickt und habe gesagt Julian, guck mal. Ich habe auch zum Beispiel am Anfang
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Speaker
habe ich so ein paar Character-Entwürfe gemacht und bin direkt am Anfang damit angefangen, diese größeren Szenen zu zeichnen, also diese Panorama-Panels, einfach um so herauszufinden, wie kann die Atmosphäre sein und wie kann die Stimmung nachher werden. Und die habe ich dann direkt auch fertig ausgearbeitet und aquarelliert, um schon mal so eine Idee zu kriegen, wie die Stimmung nachher werden kann. Und das sind dann immer so Punkte,
00:28:50
Speaker
an denen man gut über sowas reden kann. Und ab da steht ja auch fest, wo die Reise hingeht mit dem Rest des Comics. Stilistisch auf jeden Fall. Und ab da habe ich eben dann auch die Gewissheit, dass ich da frei dran arbeiten kann.
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Speaker
Aber also jetzt mal ich mit den mit diesen panels das ist was was mich tatsächlich auch so wo ich auch so schon nachgefragt hätte mit diesen großen aquarell doppelseiten ich denke du meinst die oder zumindest diese großen aquarelle zeichnung die im comic
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Speaker
immer mal wieder einen großen Raum einnehmen, sei es jetzt irgendwie diese neblige Ansicht von Alice Island. Die seht ihr auch, liebe Hörerinnen und Hörer, in der Leseprobe schon. Die ist ganz am Anfang vom Comic.

Kulturelle Beiträge und persönliche Auswirkungen von 'Liberty'

00:29:40
Speaker
Später gibt es noch eine Ansicht von Bartoldi von einem Sequoia, also von einem Mammutbaum zum Beispiel. Da gibt es eine ganze Reihe von. Die sind alle wahnsinnig schön und sehr, sehr sehenswert. Und ich weiß auch noch, als du uns das Projekt im Verlag gepitcht hast, hattest du auch mindestens ein oder zwei davon dabei und das
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Speaker
hat uns damals sehr, sehr angetan. Aber wenn du mit denen angefangen hast, für mich jetzt mal ganz doof gesagt, erschließt sich jetzt nicht genau, wie die Story dadurch festgelegt wird, weil in diesem Film gar nichts passiert. Mit der Story hat das natürlich nicht viel zu tun, aber es hat sehr viel damit zu tun, wie der Comic am Ende aussehen soll.
00:30:24
Speaker
und in welche Richtung ich da arbeite. Also du meinst jetzt wirklich rein vom Zeichnerischen her, aber dann an Julian gefragt, hattest du das ins Skript reingeschrieben, dass diese und jene Landmarks, ich hab das ja jetzt auch mit dem englischen Begriff tatsächlich bei mir vermerkt, also diese wiedererkennbaren Monumente oder Szenen in dem Comic drin vorkommen sollten?
00:30:50
Speaker
Nicht so. Noch mal auf die Kommunikation erst zu sprechen kommen. Ich denke, das ist wirklich gar kein Problem heutzutage. Also du hast Zoom, du hast WhatsApp, du hast Facebook Messenger. Also Kommunikation heutzutage ist wirklich kein Problem. Ich habe mit fast allen Künstlern, mit denen ich gearbeitet habe, immer so
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Speaker
kommuniziert. Also das ist für mich nichts Neues. Es ist sogar eigentlich angenehmer gewesen mit Jörg, dadurch, dass ich eben regelmäßig in Münster war, dass wir uns auch eben dann mal auf ein Bierchen treffen konnten und gucken, wo sind wir jetzt gerade, die Originalseiten sehen kann und so weiter.
00:31:25
Speaker
Ich bin jetzt nächste Woche in Paris, treffe da eine Künstlerin, mit der ich schon seit drei Jahren an einem Projekt gearbeitet habe, ein Buch, das jetzt auch rauskommt, die ich noch nie im richtigen Leben getroffen habe. Also es ist wirklich kein Problem heutzutage. Es gibt so viele Möglichkeiten zur Kommunikation. Das Wichtigste ist, dass du eben eine offene Kommunikation hast. Und das hatten wir wirklich. Also Jörg hat regelmäßig mir Seiten halt geschickt. Wir haben Sachen durchgesprochen, ad hoc manchmal eben kurz gerade, hey, lass uns mal kurz sprechen.
00:31:53
Speaker
Und das Interessante für mich auch, als ich das Skript geschrieben habe, Bartoldi, und wir werden vielleicht noch ein bisschen später über ihn reden, aber er war auch jemand, der eben den ganzen Entstehungsprozess sehr gut dokumentiert hat. Also er hat Leute bezahlt, um Fotos zu machen, was damals in den
00:32:09
Speaker
1880ern nicht unbedingt etwas war, was standard war, dass du plötzlich dann eben Fotografen im Atelier hattest und da mussten alle eben kurz für zehn Minuten stillstehen, bis das Foto fertig war oder so. Es gibt halt sehr viel Anstarrungsmaterial und das lädt natürlich dann auch ein, halt große, tolle Bilder zu machen, aber am Anfang hat Jörg wirklich einfach nur die visuelle Sprache des Ganzen gefunden. Man muss ja erst noch den Ziel genau haben und das ist halt ein ganz guter
00:32:35
Speaker
Mix, es war klar, es kann nicht ganz wie Wildsberg sein, aber die Aquäler sind schon wichtig. Wie sehen die Leute überhaupt aus? Was für Kleidung haben die? Und als das dann feststand, dann war es natürlich auch einfacher, den Rest zu kreieren. Und ja, manche der großen ganzseitigen und doppelseitigen Sachen sind auch erst später entstanden. Da war eigentlich fast alles schon fertig.
00:33:00
Speaker
Dann war auch das Gefühl manchmal, vielleicht kann man noch das eine oder andere hier einpacken als Vollseite, weil es auch für den Leser dann manchmal angenehmer ist, um dann halt so ein bisschen Atempausen zu haben, weil das bündelt natürlich sehr, sehr viel in der ganzen Geschichte.
00:33:14
Speaker
Ich fand auch gerade den Rhythmus, der sich dadurch entstanden hat, also ich finde diese Doppelseiten und diese Landschaftsansichten und Monumentansichten finde ich wirklich schön und das bildet auch ein wirklich cooles Pacing für den Comic, gerade weil er an anderen Stellen halt auch sehr intensiv
00:33:33
Speaker
Information vermittelt teilweise es fühlt sich nie schwer an aber es ist halt schon es passiert wirklich sehr viel ja du hast es ja und es fügt sich auch gleichzeitig organisch rein weil bartholdi ja wirklich so eine panamerikan reise gemacht hat also ist ja wirklich sehr viel rumgekommen das fand ich fand ich selber auch sehr überraschend wie viel reisearbeit und marketing arbeiter auch drin war.
00:33:59
Speaker
Ja, ich muss zugeben, ich fand, ich mich jetzt, wo ihr es erzählt, es fügt sich irgendwie zu einem schlüssigen Bild, so wie ihr es darstellt. Ich finde es interessant, dass mit diesen Sachen angefangen wurde, denn ich hätte erwartet etwas, was mir aufgefallen ist.
00:34:14
Speaker
beim lesen des comics ist einerseits ist er sehr detailorientiert andererseits ist er aber auch sehr klar und reduziert aufs wesentliche an vielen stellen du hast auch schon gesagt du hast relativ viel raus gestrichen von dem was hätte drin sein können das merkt man insofern dass es sich nicht anfühlt als hättest du versucht möglichst viel rein zu stopfen es ist wirklich
00:34:35
Speaker
das drin, was man wissen möchte und was man wissen muss. Was mir aber auch zeichnerisch vor allem aufgefallen ist, ist, dass die Figuren, und es sind wirklich wirklich viele, es sind wirklich viele Figuren in diesem Comic, einfach wiedererkennbar sind. Das ist was, was auch in einem Comic, so doof das jetzt klingt, nicht immer gegeben ist.
00:34:54
Speaker
dass die Protagonisten und Protagonistinnen oder auch die Nebenfiguren so leicht wiederzuerkennen sind aus Lesersicht, wenn man sich halt nicht so lange damit befasst hat. Deshalb weire ich davon ausgegangen, dass du damit eigentlich angefangen hättest, ja, mit dem Character-Design. Ja, parallel. Also das ist auch was, was natürlich ziemlich früh auch stattgefunden hat.
00:35:18
Speaker
Ich weiß gar nicht. Ich glaube, der erste, den ich mir angeguckt habe, war natürlich Bartoldi. Und dann der zweite war dann, glaube ich, Pulitzer. Und als ich Pulitzer gesehen habe, da habe ich mich total gefreut, weil der halt so viel mitbringt zum Zeichnen. Der hat so einen Zwicker auf, der hat irgendwie so einen Bart und eine verrückte Tolle und sowas.
00:35:39
Speaker
Und da wusste ich sofort, das wird Spaß machen, das zu zeichnen. Dann habe ich mir den nächsten angeguckt und der nächste war, glaube ich, Karl Schurz. Und der sah fast genauso aus. Und dann habe ich festgestellt, dass das irgendwie so ein Stil war damals. Da sahen viele so aus. Die hatten halt alle irgendwie Bärte, Zwicker auf, Zylinder auf den Kopf.
00:36:03
Speaker
Also viele sahen sich sehr ähnlich. Ja. Und das war natürlich auch ein Problem, das wir da lösen mussten. Also ich hab mich dann zum Schluss nicht zu sehr an den Originalfiguren orientiert, sondern hab versucht, dem möglichst viel Eigenheit zu geben, ohne den Typen komplett zu verlieren. Also ... ja, okay, das ergibt Sinn. Und was hast du dann ...
00:36:31
Speaker
für Kniffe gehabt. Ich weiß nicht, ist Kniff das richtige Wort? Ich bin ja selber kein Zeichner. Das ist auch kein Kniff. Das kann man auch nicht so richtig beziffern, weil das so eine Gefühlssache ist. Ich habe mir jeden einzeln vorgenommen und habe dann halt geguckt, dass der
00:36:54
Speaker
Zwar so vom Typ her so bleibt, wie er sein soll, aber trotzdem so eigen wird, dass er nicht vertauscht werden kann. Ja, verstehe. Und dann ging es mehr um die Lesbarkeit und die Wahrheit dahinter, als dass es authentisch die Figuren sind. Genau.
00:37:10
Speaker
Bei den Ortschaften und Gebäuden hast du ja schon, denke ich, sehr viel auch mit Vorlagen gearbeitet und bist möglichst nah an das Original rangegangen. Ja und nein. Also da gibt es natürlich schon so, gerade so in New York gibt es so Orte und Plätze, die auch heute noch ungefähr so aussehen, wie die damals aussahen. Da muss man schon authentisch bleiben. Das glaube ich auch wichtig für die Menschen, die da leben. Die wollen ja auch den Ort wieder erkennen. Auf der anderen Seite
00:37:38
Speaker
War es mir dann bei diesen historischen Abbildungen doch eher wichtig, so zu verstehen, wie sah es in New York zu der Zeit aus? Und wie kriege ich das so umgesetzt, dass es glaubhaft bleibt, ohne mich zu krass an irgendwelchen Vorlagen entlangzuhangeln?
00:37:59
Speaker
Also die Bilder geben häufig eine Atmosphäre wieder und nicht ein genaues Straßenbild. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für die Beerdigungsszene da in Paris auf Père Lachaise. Das sind auch Gräber und sowas, die es so nicht gibt. Also ich war schon mehrfach auf dem Friedhof und ich habe auch ziemlich viel Fotomaterial, aber ich habe das zum Schluss dann so gezeichnet,
00:38:26
Speaker
wie ich das für die Seite gut fand und hab dann nicht irgendwelche Fotos benutzt und die abgezeichnet, dann wird's auch irgendwann langweilig. Nee, verstehe ich total. Fand ich interessant, gerade weil auch im Anhang der Fotosausgabe ja auch einige Fotos zu sehen sind, die du irgendwie benutzt oder geschossen hast. Es hat mich interessiert, wie tief du da in diese Vorlagenarbeit reingestiegen bist und ob das was ist, was du gerne machst oder nicht überhaupt.
00:38:55
Speaker
Also wirklich, man kann das so sagen, man muss da so ein bisschen differenzieren. Manchmal hat man da sehr viel Freiheit und manchmal dann sehr wenig. Also es gibt natürlich auch Panels in dem Buch, wo ich mich sehr nah an Vorlagen bewegt habe. Einfach weil das da so aussah und weil das wichtig war für die Szene, dass das eben so aussieht, wie es auch aussah. Also klar.
00:39:20
Speaker
Julian ähnliche frage an an dich jetzt gerichtet also du hast es vorhin auch schon wie ich auch schon gesagt habe schon mal kurz angeschnitten dass du viel ja klar gelesen hast viel dich mit dem thema vertieft beschäftigt hast viel rein dich gearbeitet hat dich reingearbeitet hast so was war dir denn da wichtig war dir wichtiger dass alles.
00:39:44
Speaker
Ja so exakt und minutiös ist wie möglich oder war der wichtiger dass die story gut ist. Die story muss natürlich funktionieren ich habe auch ein paar figuren einfach weggelassen weil einfach. So viele interessante personen der zeitgeschichte getroffen hat.
00:40:05
Speaker
Eine Figur, die ich erst weglassen wollte, aber das fand ich dann doch so faszinierend, ist Präsident Ulysses Grant, weil er bei Tolly es tatsächlich schafft, sogar eine Einladung ins Weiße Haus zu bekommen. Da passiert nicht viel, aber eben die Tatsache, dass er es wirklich schafft, als jemand, der gerade in Amerika angekommen ist, kaum Englisch spricht, aber diese Projektidee, die er hat, es tatsächlich schafft, durch Connections eine Einladung zum Präsidenten der USA zu bekommen, fand ich faszinierend.
00:40:33
Speaker
Ja, die Story war schon das Wichtigste, dass die Story funktioniert. Und da gibt es halt so viele Details in seiner Odyssey, diese Statue zu kreieren, dass einige einfach weggelassen werden mussten. Allein die Reise quer durch die USA, in der er versucht hat, eben Amerika zu verstehen, das hätte eine Graphic Novel an sich schon sein können. Da hätte man viel mehr Details einbauen können. Ist halt ganz, ganz viel Material da. Und man muss halt eben gucken,
00:41:01
Speaker
Und das ist oft so ein Bauchgefühl, was reinkommt und was nicht reinkommt. Und ja, wir versuchen halt eben viele, viele Informationen auch historisch und so weiter da einzupacken in einer sehr angenehmen Form, also eben auch der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, all diese Sachen.
00:41:21
Speaker
spielen halt mit rein, aber oft ist es eben nur zwei Panels, in denen wir versuchen, das Wichtigste dem Leser mitzuteilen, weil vieles ist einem heutigen Leser gar nicht bewusst, mir war auch vieles nicht bewusst, als ich da eingearbeitet habe, aber es eben gleichzeitig spannend zu lassen.
00:41:37
Speaker
Was hat dich denn bei der Recherche, wäre an am meisten selber überrascht vielleicht? Ich betol die selber, weil er war wirklich seiner Zeit wesentlich voraus. Gut, er kam immer aus sehr reichen Verhältnissen, aus dem Elsass, konnte sich daher auch einfach leisten, in die USA zu fahren.
00:41:56
Speaker
Einerseits, ich hab's ja schon angesprochen, er hat investiert in die Dokumentation des Ganzen, dass eben da im Atelier und so weiter Fotos gemacht wurden, was eben damals noch ein sehr neues und sehr kostspieliges Medium war. Er hat Merchandise geschaffen. Ja, das fand ich total interessant.
00:42:17
Speaker
Ja, also das wurde halt alles wesentlich teurer als geplant, was natürlich immer passiert. Aber dann fand er halt Lösungen, dass er einerseits eben Merchandise kreiert hat. Also heutzutage, wenn du in New York, New York war ja gerade da, du siehst überall in jeder Ecke verkaufen Leute halt Imitationen der Freiheit-Statue aus Plastik und so weiter. Er war der Allererste, der damit angefangen hat. Damals schon in Frankreich, bevor die ganze Statue fertig war, konntest du dir schon eben Limited Edition
00:42:42
Speaker
Ja, das gibt es nicht erst heute. Genau, das war super faszinierend. Es gab ja die verschiedenen Weltausstellungen, da hat er sichergestellt, dass eben Teile der Freiheitstatue, wenn es auch nur der Kopf ist, wenn es auch nur der Arm ist, ausgestellt werden, um eben auch so ein Bass, also er war so ein Influencer seiner Zeit.
00:43:01
Speaker
in dem Sinne. Er hat Veranstaltungen gehabt, wo ein Tier gezeigt worden ist, also eine Zeichnung der Freiheit, die projiziert worden ist auf Bilder. Er war ein Showman eigentlich. Er war ein Marketing-Genie. Ich habe die ganze Zeit gedacht, mein Gott, was hat er sich alles ausgedacht? Was für ein Typ.
00:43:21
Speaker
Ja, also faszinierend, und das war damals, also hat nie jemand zuvor gemacht, war auch bei den Franzosen so ein bisschen verpönt, dass wenn man so, Amerikaner, die Amis machen sowas, aber wir doch nicht, das hat doch keine Kultur. Aber ja, in dem Sinne war er seinerzeit voraus. Und trotzdem blieb er sehr bescheiden, als eben die Statue selber eingeweiht worden ist, wurde eingeladen, was zu sagen, und er meinte, nee, ist schon gut, ich muss nichts sagen.
00:43:45
Speaker
Also er hat dann sein Werk für sich sprechen lassen. Aber ja, das war für mich am faszinierendsten, was für ein Showman und Marketinggenie eigentlich war.
00:43:55
Speaker
Ich fand es sehr interessant. Ich muss sagen, ich habe an dieses Thema vorher noch nie gedacht, bevor ich von dem Comic jetzt erfahren hatte, dann in dem Verlag und nicht ihn gelesen habe. Ich dachte immer, es wäre ein weniger aufreibendes Projekt gewesen. Ich dachte vorher, ja, coole Sache, schöne Geste von Frankreich an die USA. Aber da mussten ja irgendwie ganz viele Leute sich eigentlich gewesen sein, dass das wirklich die Idee eines einzelnen Mannes mehr oder weniger gewesen ist. Nicht eigentlich im Retrospektiv auch komplett irre.
00:44:25
Speaker
Gleiche Frage an Jörg, als du dich damit befasst hast, als du das Skript gelesen hast, als du daran gearbeitet hast, recherchiert hast für deine Zeichnungen, für den Comic, gab es irgendwas, was dich besonders überrascht hat? Ja, überrascht weiß ich gar nicht.
00:44:43
Speaker
dann interessiert. Also ich wusste auch nicht so sehr viel über die Geschichte der Freiheitsstatue. Ich wusste, sie ist in Paris gebaut worden und da hat es schon mit aufgehört. Also ich habe mich damit nie so richtig auseinandergesetzt. Und das erste, was mir so aufgefallen ist, ist einfach die Tatsache, dass das Ding ja aus Kupfer gebaut ist. Und wir haben halt heute dadurch, dass die Fotografien damals ja schwarz-weiß sind,
00:45:12
Speaker
trotzdem die Farbigkeit der Statue vor Augen, wie sie heute ist. Und gar nicht dieses Kupferfarben. Da musste ich mich auch erst mal dran gewöhnen, die Freiheitsstatue in diesem Kupferton zu kolorieren. Das ist schon mal das Erste gewesen. Das Zweite sind natürlich die ganzen Charaktere und Figuren, Bartoldi und die ganzen anderen Leute drum herum.
00:45:40
Speaker
was die für Geschichten haben und wo die hergekommen sind. Das ist eigentlich was, was mich total fasziniert hat an der Sache. Dass das so Visionäre waren, die aus der ganzen Welt zusammengekommen sind. Jeder hat so seine eigene Geschichte mitgebracht. Pulitzer ist ja aus Ungarn gekommen, ohne ein Wort Englisch zu sprechen und Battlearm. Ja. Und ist in die USA gekommen
00:46:08
Speaker
dann später, als er erfolgreich war, eben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Statue realisiert werden konnte. Und solche Figuren, die wirklich aus dem Nichts gekommen sind und dort groß geworden sind, gibt es ja zahlreiche da in diesem Umfeld. Das fand ich irgendwie toll. Es ist eigentlich auch eine Geschichte vom American Dream, so von dem, was man so als das bezeichnet.
00:46:38
Speaker
Wir haben jetzt schon sehr viel, ich glaube, immer noch ohne allzu viel zu spoilern. Ich hoffe, die Hörerinnen und Hörer haben jetzt eher mehr Lust, den Comic zu lesen, als dass sie das Gefühl haben, sie wüssten schon, worum es geht. Also, worum es geht, wissen sie natürlich. Ihr wisst, worauf ich hinaus möchte. Was mich jetzt noch interessieren würde, Julian, was ist denn an dieser Geschichte nicht das, was dich am meisten interessiert, sondern was du am wichtigsten
00:47:08
Speaker
Findest also was ist das was die leserinnen und leser die jetzt hier zu hören und wenn sie den comic dann in die hand nehmen und lesen was sie daraus ziehen sollen würde sagen würdest wenn wenn das rüber kommt wenn das transportiert ist dann habe ich einen richtig guten job als autor geleistet.
00:47:23
Speaker
Was für mich am wichtigsten ist, ist wirklich, dass Leute aus verschiedenen Backgrounds, also Jörg hat das schon erzählt, eben Polizei, der ursprünglich aus Ungarn ist, der hat bei einem, bei Karl Schurz gelernt, der aus Deutschland ursprünglich war, Emma Lazarus, die aus sephardisch-portugiesischer Abstammung war, Batoldi, der Franzose war, Laboulaye, all diese Leute aus verschiedenen
00:47:53
Speaker
Backgrounds, Realitäten, Konfessionen, you name it, sind zusammengekommen und haben dieses wunderbare Kunstwerk kreiert. Klar, es war natürlich die Vision von einem, der nie aufgegeben hat, was eben auch schon eine Metapher für jeden Künstler sein kann, aber eben dass Leute aus verschiedenen
00:48:12
Speaker
Background zusammengekommen sind und die Freiheit Statue, die wirklich halt das Symbol für Freiheit weltweit geworden ist, zusammen kreiert haben. Ich glaube, das ist für mich am faszinierendsten, dass wenn Leute eben ihre Unterschiede zur Seite packen und nicht zusammenkommen, dass man da was Tolles kreieren kann. Das ist für mich eigentlich der schöne Punkt der Geschichte. Es gibt natürlich viele andere Sachen, aber das ist, was mir im Herzen liegt.
00:48:37
Speaker
Das finde ich eine sehr schöne Zusammenfassung davon. Und Jörg, gibt es irgendetwas, was du dazu fügen möchtest? Oder wenn nicht, dann eine umgekehrte Frage. Was ist in dieser Graphic Novel so, worauf du als Zeichner, als Künstler, als Comic-Zeichner vielleicht am ehesten stolz bist, am meisten stolz bist, wo du sagst, das ist
00:49:00
Speaker
eine Arbeit, die ich abgeliefert habe, oder das ist eine Zeichnung, ein Gemälde, was ich hier gemacht habe, was mir wirklich wirklich am Herzen liegt und wo ich wirklich stolz drauf bin. Ja, also erstmal noch zu dem, was Julia gesagt hat.
00:49:16
Speaker
Also das ist natürlich alles komplett richtig und so auf den Punkt gebracht, kann man vielleicht noch sagen, dass es eben nicht einfach nur ein Geschenk von Frankreich an die USA ist. Also es ist nicht gewesen, der französische Präsident ruft den amerikanischen Präsidenten an und die haben eine Freiheitsstatue gebaut. So wie ich es mir vorgestellt hatte. Genau. Es ist so gewesen, dass da halt wirklich eine Zusammenwürfelung von Typen, eine Vision hatte,
00:49:46
Speaker
die die verfolgt und umgesetzt haben. Das sind richtig tolle Typen gewesen. Das fand ich richtig gut. Jetzt zu den Zeichnungen noch. Ob ich auf was stolz bin, weiß ich nicht. Aber jetzt ist Liberty stilistisch auf jeden Fall eine Weiterführung von dem, was ich vorher gemacht habe. Also was komplett neu in dem Buch ist, ist, dass ich so Aquarell-Gemälde eingesetzt habe.
00:50:14
Speaker
Also das gab es vorher in meinen Büchern nicht. Vorher habe ich immer kolorierte Zeichnungen gehabt und jetzt sind sehr, sehr viele Gemälde drin, die losgelöst von Zeichnungen entstanden sind. Das ist wahrscheinlich erstmal was Neues. Und das ist mir jetzt gerade in diesem Podcast aufgefallen, nämlich vorhin, wo du gefragt hast,
00:50:36
Speaker
Wann und wie ich mit Comic zusammengekommen bin, da hat das ja auch irgendwie eine Rolle gespielt, dass mich da fasziniert hat, dass da so Einzelbilder einzeln stehen können als Kunstwerk und ich glaube, das spielt bei Liberty auch eine Rolle.
00:50:55
Speaker
Das ist also quasi so ein kleiner Kreis, der sich da für dich auch vielleicht auch schließt. Ja, jetzt wo ich so drüber nachdenke, scheint das irgendwie so Sinn zu ergeben. Das ist doch schön. Hab ich vorher noch nie drüber nachgedacht. Dann haben wir jetzt heute sogar einen internen Bildungsauftrag erfüllt und selbst gegenseitig weitergebildet. Schön. Eine letzte Frage, eine unumgängliche Frage möchte ich fast sagen, aber ihr dürft auch ausweichen, wenn ihr möchtet.
00:51:21
Speaker
Könnt ihr euch denn vorstellen oder seid ihr vielleicht sogar schon dabei, nochmal zusammenzuarbeiten? Vorstellen auf jeden Fall. Wir müssen gucken, dass das auch passt. Und wir haben natürlich beide Projekte, aber auf jeden Fall kann ich mir das gut vorstellen. Und wir haben schon ein bisschen auch darüber geredet. Aber mehr wollt ihr noch nicht verraten?
00:51:40
Speaker
Ja, also ich habe jetzt so viel Comic gezeichnet in den letzten fünf Jahren. Ich muss mal so ein bisschen durchatmen, bevor ich wieder irgendwas Neues anfange. Julian hat mir auch schon was gegeben zum Lesen. Und das ist auch schon ziemlich interessant. Ich habe es aber noch nicht gelesen. Er hat mir nur so gesagt, worum es geht. Und ich finde es auch cool. Ich habe aber so ein bisschen Schiss, das zu lesen, weil
00:52:02
Speaker
Dann kann es sein, dass es direkt wieder losgeht. Ich will jetzt erst mal so ein bisschen freie Arbeiten machen, ohne Einfluss von außen und ohne Deadline im Nacken und so was. Einfach so ein bisschen jetzt erst mal genießen, weil fünf Jahre Comiczeichnen ist schon auch ein harter Ritt gewesen jetzt erst mal.
00:52:23
Speaker
Ja, diese Aussage habe ich schon von einigen Künstlerinnen und Künstlern gehört. Ist auch völlig nachvollziehbar. Julian, du hast aber bestimmt auch irgendein neues Buch schon in der Pipeline, ob jetzt mit Jörg oder nicht, oder? Ja, auf jeden Fall. Nächstes Jahr in Deutschland wird eine Graphic Novel erscheinen.
00:52:41
Speaker
die jetzt momentan gerade illustriert wird, Knesebeck-Verlag. Und es geht dort um Thomas Manns Rückkehr nach Deutschland 1949. Er scheint halt pünktlich zum 150. Geburtstag von Thomas Mann. Ja, das ist das nächste, was in Deutschland erscheinen wird.
00:53:01
Speaker
Während bei Jörg, du hast ja auch gerade quasi parallel veröffentlicht eine Comic-Adaption von Wer bin ich und wie ein Jahr wie viele von Richard David Precht. Sollte man an der Stelle vielleicht auch kurz erwähnen, nicht dass du jetzt denkst, wir lassen das unter den Tisch fallen. Du hast also in den letzten Jahren wirklich viel Comic gemacht. Ja, ich habe so viel Comic gezeichnet. Das Precht Buch hat auch über 200 Seiten. Das ist schon enorm. Ich habe natürlich auch noch nebenher so ein bisschen Comic gezeichnet.
00:53:29
Speaker
als Illustrationsauftragsarbeiten für so Konzerne und sowas wirklich bestimmt 400 Seiten Comic gezeichnet oder so. Das ist echt viel. Ja, das ist schon viel. Ich glaube auch.
00:53:43
Speaker
Bevor wir jetzt auf unsere Schlussfragen, auf die beliebten Schlussfragen kommen, auf die ihr euch vielleicht vorbereitet habt, auf die ihr euch mit Kopfzerbrechen vorbereiten konntet, habt ihr natürlich, wenn ihr möchtet, noch die Gelegenheit zu einer Gegenfrage an den Verlag oder an mich oder wie auch immer. Aber nur, wenn ihr wollt. Wenn nicht, dann ist das auch nicht ganz schlimm. Julian, wenn du möchtest zuerst.
00:54:05
Speaker
Ich habe jetzt keine konkreten Fragen, aber ich freue mich. Meine größte Frage ist, wann die Bücher endlich bei mir ankommen. Wenn die Folge hier online geht, dann sind sie hoffentlich da.
00:54:21
Speaker
Ich habe die Fotos von Jörg gesehen. Ich bin ganz neidisch. Also, es sieht wirklich sehr, sehr toll aus. Die sind super schön geworden, ja. Wir sind sehr zufrieden im Verlag auch, ja. Ja, nee, das ist wirklich meine größte Frage. Und du fragst, wann kommen die endlich an? Aber gut, das ist natürlich, wenn man in den USA lebt, nicht so einfach. Aber ja, ich hoffe bald, dass der Postbote klingelt und die Bücher sind da. Daumen sind gedrückt worden. Jörg, möchtest du noch irgendwas in den Raum stellen?
00:54:51
Speaker
Ich habe keine Frage. Ich muss leider gestehen, dass ich vorhin erst das Manuskript gefunden habe, unten an der Mail, als ich den Link gesucht habe. Und du erwischst mich voll kalt gerade. Okay. Dann würde ich sagen, fängt Julia mit den Schlussfragen an. Ach so. Ich habe eine Frage. Können wir das überspringen? Was? Schneiden wir aus.
00:55:20
Speaker
Was jetzt genau willst du überspringen? Nein, was machen wir weiter? Du kannst dir auch einfach was aus den Rippen schneiden, weil ich würde sagen, Julian fängt einfach mal an, dann hast du noch ein paar Minuten. Ich finde es immer gut, dass du so ehrlich bist. Hausaufgaben nicht gemacht. Früher habe ich die Leute immer ins kalte Wasser gestoßen, aber irgendwann meinten dann zu viele meiner Gäste, boah Max, Mensch, das ist schon ein bisschen hart, wenn das so aus der Kalten kommt. Und dann dachte ich, gut,
00:55:44
Speaker
Weiß ich noch mal drauf hin. Ist in Ordnung. Julian, wir fangen mit den Schlussfragen an. Kleine drei Comics, Manga, Graphic Novels, Comicreihen oder was auch immer, die du auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen möchtest. Oder anders gefragt, was sind deine All-Time-Favorites, die du unseren Hörern unbedingt als Herz legen möchtest?
00:56:03
Speaker
Also, ich... Genau, drei ist natürlich dann kritisch. Aber ich wollte sagen, im Unterschied zu Jörg bin ich nämlich wirklich mit Comics großgeworden, war ein ganz großer Fan, hab immer sehr viel gelesen. Und ich hatte halt das Glück, dass ich in der Zeit großgeworden bin, als sehr viele Klassiker erschienen sind. Also, Art Spiegelman's Mouse, Frank Millers, The Dark Knight Returns. Der Drücker ist der Watchman von Alan Moore. Akira.
00:56:32
Speaker
der Megamanga. All diese Sachen haben mich sehr geprägt und in dem Sinne auch motiviert, später Comics zu schreiben, dadurch, dass diese Klassiker fast gleichzeitig erschienen sind in Deutschland. Das war wirklich eine tolle Zeit. Ich hab auch ganzen Erstausgaben davon noch, was auch natürlich sehr schön ist. Das ist stark. Machst du hier nicht zu laut sagen. Das kriegst du ganz viele Nachrichten von Leuten, die Interesse haben.
00:56:58
Speaker
Ja, aber dadurch, dass ich solche Sachen halt liebe, habe ich dann auch immer die Luxus-Ausgaben. Also ich habe halt die Absolut-Ausgaben und so weiter. Aber für die Einsame Insel würde ich halt wahrscheinlich nur Akira mitnehmen, weil das eben, den ich sowieso nochmal neu lesen will. Dann gibt es von
00:57:18
Speaker
eigentlich einer Fotografin, ein Buch, das sie auf Indiegogo, also selbst-published Kickstarter-Campaign-mäßig, das heißt Magpies. Die Fotografin ist Sarah Lando. Das ist so eine Meditation über Liebe und
00:57:37
Speaker
Verlust und so weiter, streng genommen ist es so ein Mixed Media, es ist nicht gezeichnet, sondern mit Fotografien ausgeschnitten, collage mäßig gemacht, super toll, das kenn kaum einer, aber sehr ans Herz gelegt und dann
00:57:53
Speaker
Ich glaub, Watchmen ist so ein Klassiker, den man immer wieder lesen kann. Ich glaub, dann würd ich halt meine Absolute Edition, die fast 200 Dollar kostet, mit Hardcover nehmen, damit ich auch weiß, dass sie in guten Händen bei mir auf der Insel ist. Find ich eine schöne Wahl. Find ich eine gute Auswahl. Magpie kenn ich zugegebenermaßen nicht. Kenn keiner. Kenn keiner. Ist wirklich tolle Geschichte. Ist halt wirklich nur ... Also, in der kleinen, limitierten Auflage hat sie das selbst publiziert. Ja. Und, ja.
00:58:20
Speaker
Magpies sind Elstern, oder? Auf Deutsch? Elstern, genau, ja. Okay. So. Jörg, du hattest jetzt irgendwie so drei, vier Minuten Zeit. Dieselbe Frage an dich. Deine drei favorite Comics. Ich wende mich da jetzt so ein bisschen raus. Ich bitte darum. Also, ich würde wahrscheinlich irgendwelche Comics nehmen mit tollen Zeichnungen. Und da verehre ich natürlich immer noch Dave McKean oder auch Bill Zenkewitsch.
00:58:48
Speaker
Dachte ich mir, dass der Name irgendwann noch fällt. Ja, muss ja auch. Also unglaublich toll. Also Moby Dick zum Beispiel fiel ich richtig, richtig gut. Toll gezeichnet, auch mit diesen Gemälden und sowas. Aber
00:59:02
Speaker
Wenn ich darf, würde ich auf einer einsamen Insel lieber was zum Zeichnen mitnehmen, also Leichtstift, Schützenbuch und sowas. Ich habe eine wahnsinnig große Leidenschaft dafür, Comics zu zeichnen.
00:59:21
Speaker
Und die ist viel, viel, viel größer als die Comics zu lesen. Das finde ich eine sehr hübsche Antwort. Und du hast ja trotzdem ein bisschen was empfohlen. Finde ich voll in Ordnung. Du kannst ja noch auf die Insel noch meinen Script mitnehmen, dann hast du auch was zu tun. Dann zeichne ich das direkt durch. Such dir eine Insel aus, Jörg. Nächste Woche geht es los.
00:59:47
Speaker
Okay, es ist ja nicht streng genommen, nicht mein Geld, alles klar. Wir machen vielleicht Julian weiter. Eine Frage, die ist nicht ganz einfach, aber vielleicht hast du trotzdem eine Antwort gefunden. Ein Comic, den es noch nicht gibt, den es aber unbedingt geben sollte, egal, was du unter dieser Frage jetzt verstehst. Also, ob das jetzt von einem bestimmten Zeichner, einer bestimmten Zeichnerin ist zu einem bestimmten Thema, auf eine bestimmte Machart, was auch immer. Was wäre das für ein Comic? Ja, ich hab da zwei Antworten für dich. Ja. Denn im Unterschied zu Jörg hab ich meine Hausaufgaben gemacht.
01:00:23
Speaker
Ich habe immer einiges in der Schublade, was ich selber noch erzählen will, aber eine Story, die ich mir wirklich sehr gut vorstellen kann und ich bin momentan da,
01:00:32
Speaker
Ein Skript habe ich auch schon geschrieben. Dazu ist eine Graphic Novel über den Lutz Eigendorf. Das war ein DDR-Fußballspieler, der in den Westen geflüchtet ist und von der Stasi ermordet worden ist. Da kannst du also wirklich sehr viel als Graphic Novel machen.
01:00:47
Speaker
Skript habe ich, suche noch nach dem richtigen Illustrator und Verlag dafür, aber das ist so eine Story, die eigentlich sich super als Comic anbietet. Und etwas, was nicht geschehen wird, was ich aber gerne sehen würde, ist, dass ja, ich bin halt eben auch mit den franko-belgischen Sachen groß geworden, Tim und Struppi. Und RG hat, erlauben ja nicht, dass man weitere Bände von Tim und Struppi machen kann, nachdem er gestorben ist.
01:01:14
Speaker
wurde es halt beendet, wenn es eben die Möglichkeit geben würde, einen neuen Timon Strupi zu machen, der in der heutigen Zeit auch spielt, weil ein paar der Sachen bei RG sind ein bisschen outdated, also rassistisch und so weiter unter Ton.
01:01:31
Speaker
Aber eben einen neuen Tim und Struppi machen, der ihm zeitgerecht wäre. Das wäre eine coole Sache, will es nie geben, weil eben das Estate überhaupt nicht zulässt. Wir hatten mal angefragt für, ich hatte ein Projekt zu R.G. und Cheng, den chinesischen Ausstossstudenten, den er beeindruckt hat, und das Estate von ihm lässt überhaupt nicht zu. Also eine Graphic Novel zu machen, wo eben
01:01:52
Speaker
Es ist gar nicht so direkt um Timon Struppe geht, aber um RG selber ist auch schon fast unmöglich. Ja, die sind sehr, es ist genau wie mit Walt Disney und Mickey Mouse. Es ist halt eine riesige Geldquelle auch natürlich und die lassen da halt keinen dran. Spannend. Interessanter Einblick. Aber also das wäre wirklich ein interessantes Projekt. Hab ja noch nie darüber nachgedacht. Ich hatte mit meinem Agenten auch schon mal drüber gesprochen, aber der meinte,
01:02:18
Speaker
Wird nicht passieren. Ja. Und ja, Jörg, gibt es etwas, was du realisiert haben, realisiert haben möchtest, realisiert sehen möchtest, einen Comic, den es noch nicht gibt, den es unbedingt geben sollte? Spontan, ad hoc. Ja, also, wenn ich mit jemandem rede, der nichts mit Comics zu tun hat, und dem versuche zu erklären, dass Comics sehr anspruchsvoll sein können, dann sage ich immer, stell dir mal vor,
01:02:46
Speaker
Kafka hätte einen Comic zusammen mit Picasso gemacht. Da würde keiner dran zweifeln, dass da Kunst bei rauskommt. Das geht nicht mehr. Aber man könnte ja vielleicht sowas, also sowas würde ich gerne sehen. So einen richtig hochkarätigen Schriftsteller mit einem weltberühmten Künstler. Also Figuren, die jeder kennt.
01:03:11
Speaker
Ja. Und das würde ich, sowas würde ich gerne mal sehen. Auch in Richtung, in Anführungszeichen, hohe Literatur dann. Ja, so richtig beides das höchste, höchstmögliche. Kreative, die in ihrer Ernsthaftigkeit nicht angezweifelt werden können. Genau, sowas halt. Und wo auch niemand wagen würde,
01:03:33
Speaker
daran zu zweifeln, dass das Ergebnis hochkarätige Kunst ist. Ja, okay. Aber du hast jetzt nicht ad hoc Namen da, also... Nee, keine Ahnung. Würde ich mich auch nicht festlegen. Ach, da wird's ja dann auch schon wieder schwierig. Da hat ja jeder eine andere Meinung dazu. Wenn man das so allgemein formuliert, dann kann jeder sich seinen größten Schriftsteller mit dem
01:03:57
Speaker
Finde ich eine interessante Überlegung. Würde mich auch interessieren, was unsere Hörerinnen und Hörer dazu denken. Ich gebe das dann auch gerne weiter. Wir machen ein kleines Matchmaking-Spiel. Julian sucht sich einen Autor oder eine Autorin aus und Jörg darf sich aussuchen, wer mit diesem Autor oder dieser Autorin zusammen einen Comic oder einen Graphic Novel oder etwas in der Art.
01:04:18
Speaker
Das geht jetzt irgendwie in die Richtung, was du gerade angesprochen hast. Das fällt mir jetzt auf, wo ich die Frage vorlese. Vielleicht wollen wir es trotzdem machen. Also Julian, von welcher Autorin, welchem Autor würdest du denn eigentlich gerne mal einen Comic sehen?
01:04:33
Speaker
Oder Wiedersehen. Ich würde Alan Moore nehmen, weil der ja gesagt hat, er macht keine Comics mehr. Sie sind in Ernst, die Kunstform. Genau, deswegen würde ich sagen Alan Moore. Ich habe da keine Antwort drauf. Ich weiß gar nicht, wie ich da jetzt sagen soll. Weißt du, dann nehme ich einfach Kafka und dann kannst du sagen, Picasso sollte es sein. Wie Picasso?
01:04:56
Speaker
Gut, weiß ich jetzt nicht, ob es Sinn macht, nach dir um die Gegenfrage zu stellen, wenn Jörg sich jetzt einen Autor aussucht. Hättest du einen Autor oder eine Autorin, Jörg, von dem du gerne mal einen Comic sehen möchtest, jetzt abgesehen von Kafka vielleicht? Ich hätte das nicht gesagt, ich hätte jetzt nicht Kafka gesagt, aber weiß ich wirklich nicht, keine Ahnung.
01:05:21
Speaker
Du bist nicht die erste Person, die hier so ein bisschen keine Panik. Aber Julian, wir machen noch einen ganz kleinen Werbeblock. Vielleicht hast du ja noch eine Empfehlung aus dem Splitter-Programm für uns, abgesehen von Liberty natürlich. Ich glaube, das
01:05:36
Speaker
Ich wollte was zu Splitter sagen und zwar, weil ich ja schon lange nicht mehr in Deutschland war, dachte ich, ich kannte Splitter überhaupt nicht. Und dann habe ich festgestellt, als ich jetzt in Deutschland war vor einem Monat, dass ich tatsächlich Splitter Comics habe. Und zwar Bill Zienkewitsch, den Jörg vorhin auch erwähnt hat, der hat mich damals, seine Elektra ist
01:06:00
Speaker
bei Splitter damals erschienen. Ihr habt jetzt auch schön nach Amerika geholt. Auch Erstausgabe. Irgendwann in den 80ern muss das gewesen sein. Das ist nicht mehr der gleiche Splitter. Das sind nicht wir, ehrlich gesagt. Das seid ihr gar nicht. Das passiert vielen Leuten. Wir haben mit denen außer dem Namen gar nichts zu tun.
01:06:20
Speaker
Die Elektra ist ja auch ein DC-Charakter, glaube ich. Marvel, ja. Marvel, okay, sorry. Stimmt, klar, der Devil. Das machen ja heutzutage komplett die Kollegen bei Panini. Aber wir haben einiges von Sjenkewitsch trotzdem im Programm, zum Beispiel Moby Dick oder Straight Toasters.
01:06:41
Speaker
Ja, und sonst würde ich sagen, ich habe nämlich euren Katalog mir auch angeguckt. Und eine Sache, die ich auch schon mal überlegt habe, selber zu machen, ist ein Laurel & Hardy Graphic Note. Ich sehe, ihr habt eine. Da bin ich jetzt ganz gespannt. Die will ich hoffentlich, wenn ich irgendwie mal versuche zu besorgen.
01:06:57
Speaker
Ich glaube, das ist ein ganz spannendes Thema, die beiden, die man auch eigentlich kennt, aber gar nicht so viel über sie weiß. Das wird interessant sein. Der erscheint auch demnächst. Der ist auch ganz cool gemacht, weil er als Rahmenhandlungtelefonat hat, was den Laurel mit einem Fan führt, als er selber schon ein ganz alter Mann ist und schon längst in Ruhestand. Das ist ganz süß, weil er einfach einen Anruf kriegt von so einem Schüler, irgendwie elf oder zwölf Jahre alt, und sagt, ich habe ja nichts Besseres zu tun, erzähle ich dir aus meinem Leben.
01:07:25
Speaker
Und das passiert so grob auf einer realen Begebenheit wohl. Also sowas in der Art, das tatsächlich passiert mal. Ja, cool. Ja, das klang sehr spannend. Das ist ganz hübsch. Bei den Neuerscheinungen. Ja, das würde ich dann rausnehmen. Ja, nee, vielen Dank. Und Jörg, hast du auch noch eine Empfehlung vielleicht? Ja, also ich habe ja drei Mädels zu Hause. Die sind so zwischen 13 und 14 und die lesen
01:07:52
Speaker
Der Club der drei Schwestern und Enola Holmes. Enola Holmes, ja. Er ist davon schon. Ja, das finden die gut. Das ist auch wirklich beide sehr schön. Das sind schöne Klubs. Ja, voll cool. Finde ich nämlich auch. Sehr schön gezeichnet und sehr schön koloriert auch. Also insbesondere die drei Schwestern, das finde ich richtig toll gezeichnet.
01:08:20
Speaker
Und dann natürlich Zenkewitsch. Moby Dick habe ich ja vorhin schon gesagt.
01:08:26
Speaker
einer meiner ewigen Lieblingscomics. Kann man nicht oft genug empfehlen. Ist definitiv sehenswert, auch wenn ihr, liebe Hörerinnen und Hörer, vielleicht noch nie was von Cienkewitsch euch angeschaut habt. Schaut euch das mal an. Das ist ein Stück Comic-Geschichte und auch mal was ganz anderes als das, was man sonst so von Comics erwarten würde. Julian, hast du vielleicht auch noch eine Empfehlung, die kein Comic ist? Irgendwas, was du in letzter Zeit geguckt, gespielt, gelesen, wie auch immer hast, was du unseren Hörerinnen und Hörern empfehlen magst?
01:08:55
Speaker
Also ich lese immer sehr, sehr viel. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, weil viel, was ich lese, ist auch eine Idee, für was ich dann umsetzen will. Muss ich mal überlegen. Vielleicht kommt Jörg zuerst. Ich überlege mal, ob ich eine gute Antwort habe. Ganz aus dem Bauch heraus, irgendwas, was dir in letzter Zeit gefallen hat.
01:09:13
Speaker
Kann auch ein Gemälde sein, was du gesehen hast. Das ist wirklich vollkommen egal. Also ich war am Samstag, das war schön, also ich war am Samstag eigentlich verabredet und wollte hier in Münster ins Landesmuseum gehen. Da hat so eine Cellist den Cello gespielt und dazu gab es so eine Videoinstallation von einem Freund von mir.
01:09:36
Speaker
Und da bin ich viel zu spät gekommen, weil ich vorher noch kurz hier im Atelier war und hier die Liberty Belegexemplare von euch vorgefunden habe. Da musste ich erst mal so ein Unboxing-Video machen. Und da konnte ich mich nur ganz schwer von den Büchern hier trennen und war viel zu spät. Ich bin dann da in das Museum rein und die Jellistin war schon am Spielen.
01:09:59
Speaker
Ich habe auch viel zu laut geredet, als ich reingekommen bin. Aber das war ein richtig schöner Abend. Das hat mir auch gut gefallen. Wird das noch mal wiederholt? Kann man sich noch anschauen, ob man jetzt zufällig in Münster oder in der Nähe ist?
01:10:16
Speaker
Ich glaube eigentlich nicht. Ich glaube, das war so eine einmalige Angelegenheit. Also als Empfehlung taugt das nichts. Aber es beantwortet meine Frage. Aber es geht den Ort ja noch. Geht doch mal ins Landesmuseum hier in Münster. Das ist doch eine super Empfehlung. Sehr, sehr schönes Museum. Münster ist sowieso ein Besuch wert, ist eine sehr schöne Stadt.
01:10:37
Speaker
Da hängt übrigens auch ein sehr schönes werk von anke feuchtenberger also noch mal den brückenschlag zum comic herzustellen. Wirklich toll.
01:10:52
Speaker
Julian, ist dir was eingefallen? Nee, ist was eingefallen. Jörg sagt, im Museum, und zwar, ich habe die Ausstellung noch nicht gesehen, aber es gibt eine Ausstellung hier im Stadtmuseum von New York über Richard Carras' The Power Broker at Fifty. Das ist ein Buch, das vor 50 Jahren erschienen ist.
01:11:08
Speaker
Und da geht es um Robert Moses, der eben die Stadt New York sehr stark geprägt hat durch, also er war so ein Stadtplaner. Stadtplaner wäre sogar unterschrieben. Also er hatte so viele Aufgaben innerhalb von New York, dass wirklich er das moderne New York erschaffen hat. Auch sehr umstritten, eben weil er eben auch die Stadtautobahnen gebaut hat, die halt eben auch zum Untergang der Bronx geführt haben. Und das Buch ist, glaube ich, so 700, 800 Seiten lang, ist so einer der Klassiker. Und ich weiß, dieses Jahr sind viele Leute dabei eben,
01:11:35
Speaker
das Buch nochmal neu zu lesen, ist ein sehr amerikanisches Buch. Es gibt auch eine Graphic-Novel über Robert Moses, die nicht schlecht ist, aber wie ich nur einen ganz, ganz kleinen Aspekt von seinem Leben da anspricht. Also ich glaube, das wäre was, was ich nochmal gerne lesen wollte und auch die Ausstellung angucken wollte. Also ich glaube, da ist definitiv was dran. Es gibt natürlich auch ein Audiobook, das eigentlich auch irgendwie 16 Stunden oder sowas ist, aber das wäre was, ja.
01:12:01
Speaker
Cool ja viel New York auch sehr New York nein also super Empfehlung ist es das ist so eine Empfehlung da werden wahrscheinlich die meisten Leute ich auch nicht so gar nicht drauf gekommen ehrlich gesagt Dankeschön so und jetzt die allerletzte Frage wenn ihr einen Norden Wunsch frei hättet weiß das ist ein bisschen unscharfe Frage aber.
01:12:20
Speaker
Es ist auch egal, was ihr sagt, egal wie groß, egal wie klein, ob das jetzt allumfassend international ist oder was ganz Privates nur für euch, was ihr natürlich öffentlich sagen möchtet, sage ich mal. Wenn ihr einen nerdingen Wunsch frei hättet, was würdet ihr euch dann wünschen? Julian, hast du da einen Gedanken zu?
01:12:38
Speaker
Nicht so nerdy, aber ich würde wirklich so, Weltfrieden ist immer ganz hoch. Weltfrieden ist ganz gut, schönes Konzept. Gerade eben auch, weil die Welt halt eben, einerseits haben wir halt eben Internet und so viel Zugang zu allem, aber andererseits sind wir alle so mehr tribal geworden. Gerade in den letzten paar Jahren. Schlamm ist gesellschaftlich mäßig. Wir versuchen alle mehr voneinander zu lernen, auch durch Comics. Ich habe gerade hier für den, finanziert vom Bürgermeister, ein Projekt gemacht, wo sie halt eben verschiedene Leute
01:13:08
Speaker
ihre Lebensgeschichte so kurz erzählt, dann ein Mormone, ein Iman aus Pakistan, eine hier geborene amerikanische Jüdin. Das sind so Kurzgeschichten, die jetzt im November erscheinen. Und die Idee war eben, dass Leute voneinander lernen. Wir machen so ein Event dazu. Und ich glaube, das wäre mir so wichtig, dass Leute einfach sagen, wir sind offen,
01:13:30
Speaker
wir gestehen ein, dass wir nicht alles wissen im Leben, weil alle natürlich jetzt mit TikTok und so weiter Experten für alles plötzlich sind und eben voneinander zu lernen, ein bisschen Schritt zurückzugehen und Respekt zueinander haben. Das wäre so mein nicht ganz so nerdy Wunsch, aber und das ist was, was ich an der Comic-Community auch liebe, weil das ist wirklich so eine Gemeinschaft von Leuten, die eigentlich sich doch sehr unterstützen und voneinander lernen wollen, trotz aller
01:13:57
Speaker
Unterschiede, die sie haben. Sehr schön. Das wäre jetzt eigentlich ein schönes Schlusswort, aber ich möchte die Frage trotzdem auch noch an Jörg stellen.
01:14:18
Speaker
Ich finde das nämlich auch also das kann man ja nur so unterschreiben ich glaube dass du sprichst auch julian vielen unserer hörerinnen und hörer aus der seele und ich würde das auch einfach so stehen lassen. Und euch hier vielen dank dafür aussprechen dass ihr da wart sehr dafür danken dass ihr so ein blick in euer schaffen geben habt dass er uns an euren.
01:14:37
Speaker
Hintergründen und an den Hintergründen der graphic novel hab teilhaben lassen und dass ihr euch die zeit genommen habt hier im stütter cast hat leid zu sein. Vielen dank dafür ihr liebe hörern und hörer ihr wisst ja wo ihr uns erreicht fragen kritik anregungen kommentare immer gerne an. Splitter cast at splitter-verlag.de oder auf sozialen medien die profile von jörg und von julian packe ich euch natürlich in die show notes.
01:15:01
Speaker
Und ganz wichtig oder fast am wichtigsten werft auf jeden fall wenn ihr es im laden seht oder auf unserer website mal die muße habt einen blick in liberty. Ich hatte mit dem thema vorher gar nichts am hut und war vollkommen des informiert wie ihr gehört habt und ich hatte eine wirklich gute zeit es zu lesen sowohl von den zeichnungen her als auch vom wirklich tollen story arc.
01:15:22
Speaker
Jetzt fange ich mit den Anglizismen auch an. Überraschenden und super handwerklich gemachten Story. Das ist einfach ein rundes Ding und ein wirklich schönes Buch geworden, finde ich selber auch. Ja, und damit danke fürs Zuhören. Bis zum nächsten Mal und euch vielen Dank fürs Jesen, Julian und Jörg. Und ja, hoffentlich bis ganz bald. Macht's gut. Ja, bis bald. Danke auch. Danke. Tschüss. Tschüss.