00:00:00
00:00:01
Schokoladen & Kaffee EXPERTE enthüllt die Wahrheit | Klaus Wolters #1157 image

Schokoladen & Kaffee EXPERTE enthüllt die Wahrheit | Klaus Wolters #1157

Higher Health Podcast
Avatar
236 Plays3 days ago

Zerstören Veganer:innen die Umwelt? Lerne von Klaus Wolters und Christian, wie Du wirklich nachhaltig einkaufen und leben kannst. Was bringen die Siegel UTZ, Rainforest Alliance & Co.?

Inhaltsverzeichnis: 

00:00 Klaus Wolters und misereor
06:00 Böden degradieren
07:00 Pestizide zerstören Menschen
08:00 ALLE könnten satt werden
11:00 Regenwald und Soja
14:00 Ohne Fleisch?
23:00 Kinderarbeit in Vollmilch Schokolade
27:00 Was muss Ernährung tatsächlich kosten
40:00 Pandemie der Falschernährung
46:00 Nachhaltigkeit Siegel

Entgiften mit Chlorella: Natürliche Reinigung für den Körper: [Zum Blogartikel]

Mehr Infos zu Misereor und Klaus Wolters:
Misereor: https://www.misereor.de/
Markus Wolter: https://www.misereor.de/presse/expertinnen-und-experten/markus-wolter-landwirtschaft-und-welternaehrung

Du willst mehr erfahren? Schreibe eine E-Mail an: [email protected]

Mehr mr.broccoli:

Achtung betreffend Nahrung, Geräten und Supplements:

Vorliegend habe ich meine eigene Erfahrung und die von Interviewpartner:innen genannt. Das sind die Effekte, die ich bei mir gespürt habe. Diese können bei jeder und jedem unterschiedlich ausfallen.
Natürlich kann kein Lebensmittel, keine Nahrungsergänzung oder Superfoods sowie   Inspirationen aus diesem Podcast alleine für sich eine Heilwirkung erzielen oder versprechen.
Die beschriebenen Erfahrungen sind  keine wissenschaftlichen Erkenntnisse und keine  Tatsachenbehauptungen. Sämtliche Inhalte dieser Podcast-Episoden sind keine Heilaussagen und  ausschließlich informativ, sie dienen keinesfalls als Ersatz für eine  ärztliche Behandlung.
Die Aussagen der Interview-Gäste stehen für sich. Diese spiegeln nicht zwingend die Meinung des Herausgebers mr.broccoli.

Recommended
Transcript
00:00:03
Speaker
Willkommen im Higher Health Podcast, präsentiert von Mr. Broccoli. Bei uns bist du richtig, wenn du deinen Traumkörper erreichen und ein erfülltes, langes Leben führen möchtest. Wir klären dich über physische wie auch psychische Gesundheit, alternative Higher Methoden, alles rundum, Longevity, Ernährung sowie den neuesten Stand der Gesundheitsforschung auf. Erzähle uns auch deine Geschichten und stelle Fragen, die wir in kommenden Episoden beantworten könnten.
00:00:29
Speaker
Die Probleme mit Wasser, die Probleme mit Umweltverschmutzung leider immer, immer mehr geworden. Da werden so viele Pestizide eingesetzt, dass viele der Menschen dort chronisch nierenkrank sind. 1,6 Millionen Kinder arbeiten auf diesen Plantagen. Das ist mittlerweile eine Volkskrankheit in Sri Lanka. Für die Tierhaltung wird vor allen Dingen in Nord- und Südamerika dafür Soja angebaut und dafür wird eben massiv
00:00:51
Speaker
entwaldet. Deswegen lasst uns doch von der Ernährungsseite kommen und wenn wir einfach weniger Fleisch, Milch, Eier konsumieren, dann wird auch weniger produziert. Also wenn man von den ökologischen Grenzen ausgeht, müssten wir mindestens 75 Prozent weniger Fleisch als jetzt essen. Das ist schon mal der erste Schritt. Damit sparst du auch schon mal eine ganze Menge Geld. Es gibt gute Berechnungen, die sagen, man kann sich bio fast kosteneutral ernähren, wenn du eben zum Beispiel auf Eier, Fleisch und Milch möglichst weitgehend verzichtest.
00:01:21
Speaker
Hallihallo und herzlich willkommen in dieser nachhaltigen Episode. Nachhaltig deshalb, weil du heute mit Sicherheit dafür was lernst, wie du deine eigene Gesundheit fördern kannst, aber auch die Gesundheit der Natur fördern kannst. Du erfährst, was der wahre Preis von Lebensmittel ist, wie die angebaut werden und
00:01:42
Speaker
das anhand von realen Beispielen wie hier zum Beispiel Kakao, wie Kaffee, wie Tee und viele andere Lebensmittel, die du vielleicht sogar auf täglicher Basis konsumierst. Und eingeladen habe ich mir dazu Markus Volter,
00:01:59
Speaker
Und Markus ist nicht irgendjemand. Er ist verantwortlich für die Themen Landwirtschaft und Welternährung bei Miserior. Und das Thema finde ich natürlich super krass spannend, denn er war in den Hot Topics, in den Ländern, in denen tatsächlich solche Lebensmittel angebaut werden und kann natürlich da einiges dazu verraten. Erstmal Markus, jetzt bist du nicht mehr in Botswana, nicht mehr in Brasilien, sondern sitzt in einem schönen, gemütlichen Büro in Aachen.
00:02:28
Speaker
Wie gut geht's dir heute? Mir geht's ganz, ganz großartig. Ganz herzlichen Dank für die Einladung, Christian. Ja, vielen lieben Dank, Markus. Ich konfrontiere dich gleich mit der Essenfrage. Ich habe hier einen Edelkakao mir gekauft und habe mir gedacht, okay, ich tue hier was Gutes, gehe hauptsächlich sowieso in Bioladen einkaufen und da habe ich hier Bio-Kakaopulver von Naturata. Steht auch drauf Fair Trade aus Lateinamerika. Habe ich hier was falsch gemacht? Habe ich hier was richtig gemacht?
00:02:58
Speaker
Was können Verbraucher oder wir alle mitnehmen, wenn es um den Kauf von Kaffee oder Kakao geht? Da hast du schon mal eine ganze Menge richtig gemacht, Christian. Fairtrade-Siegel ist schon mal eine richtig gute Siegel. Es sind Mindestdanarzt daran eingezogen, was eben aus beuterische Kinderarbeit angeht, was einen Satz von Pestiziden angeht, Landrechte und Umgang mit Indigenen und so weiter. Da ist Fairtrade wirklich schon mal eine gute Basis und Naturata ist eine lange eingeführte gute Marke.
00:03:27
Speaker
Naturkostenhändler, der sich seit Jahrzehnten um biologisch-dynamischen Anbau kümmert und da Waren auch verarbeitet und importiert. Deswegen auf jeden Fall ein guter Start mit dem Produkt.
00:03:39
Speaker
Ja, okay, dann kann ich schon mal hier erleichtert in diesen Podcast gehen, mein Lieber. Jetzt der zweite Frage, weshalb sollten Menschen sich wirklich diese gute Stunde gönnen und ein Interview mit dir zu hören? Wahrer Preis von Lebensmittel klingt schon so, vielleicht bezahle ich immer noch zu wenig, obwohl ich vielleicht denke, ich bezahle schon mehr als genug und alles ist schon viel teurer geworden. Erzähl mal, was aus deiner Sicht hilft hier?
00:04:08
Speaker
den Menschen, wenn sie diesen Podcast hören.
00:04:24
Speaker
aber auch die Leistungen von Bäuerinnen und Bauern global, aber auch hier mit sich bringen und was ich selber daran ändern kann, weil ich selber bin wichtig. Ich selber kann auch was daran ändern und kann eben dieses Politikum essen, ohne es zu sehr aufzuladen. Aber es gehört einfach mit dazu. Das kannst du hier heute mitnehmen. Und ich glaube, dann kriegen wir ein paar schöne Einblicke, wenn ich davon erzählen kann, aus Asien, Lateinamerika und Afrika, wo ich überall gearbeitet habe.
00:04:48
Speaker
und kann ein bisschen was erzählen, was da so an Besonderheiten los ist bei den Kulturen, die dich auch interessieren und die deine Hörer offensichtlich auch interessieren.
00:04:56
Speaker
Megagut. Du warst ja zuvor vor Miserio beim WWF Deutschland und warst schon letztlich die letzten zehn, zwanzig Jahre wahrscheinlich schon immer in diesem Bereich Ernährung und Landwirtschaft tätig, warst Einkäufer von Rohwaren, warst auch Berater beim Deutschen Entwicklungsdienst in Botswana, kann ich lesen, auch super spannendes Land. Und was genau Sie
00:05:26
Speaker
Wie hat sich diese Welternährung oder das Thema die letzten 20 Jahre geändert? Weil wir sind ja auch viel mehr Menschen geworden. Ist es quasi immer schlimmer geworden, was die Anbaumethoden angeht oder was den Handel angeht? Es wird ja viel auch getradet. Die Kakaopreise sind jetzt explodiert.
00:05:47
Speaker
angeblich wegen Dürre und glaube ich auch, weil es einfach eine schlechte Ernte war. Und auf der anderen Seite hört man dann, okay, mit Lebensmitteln wird tatsächlich eben auch Geld verdient und es wird gehandelt. Kannst du uns dazu ein bisschen was sagen zu Entwicklung und Stand heute? Ja, ich bin also seit 25 Jahren in irgendeiner Form in der Ernährungsbranche tätig, sei es selber als Landwirt, wie ich selber auf einem Biolandbetrieb gearbeitet habe nach dem Studium.
00:06:16
Speaker
oder eben in der Beratung von diversen Betrieben im In- und Ausland. Und jetzt die letzten sechs Jahre vor Miserior habe ich EDEKA beraten im Rahmen von Nachhaltigkeit und wie eben EDEKA als der größte Lebensmittel eins an der Nacht nachhaltiger werden kann.
00:06:31
Speaker
Und da hat sich in den letzten 25 Jahren eine ganze Menge getan. Einerseits ist die Intensität der Landwirtschaft, die Intensität der Abholzung für unsere Produkte, die wir hier auch konsumieren, die Probleme mit Wasser, die Probleme mit Umweltverschmutzung leider immer, immer mehr geworden. Also wir sehen einfach gerade im globalen Süden, wo eben viel weniger Regularien da sind, was Einsatz von Pestiziden oder Düngemittel angeht,
00:06:54
Speaker
eine stetige Verschlechterung von Böden, eine stetige, das nennt man, Degradierung. Also, dass die einfach immer fruchtloser werden, dass wir ganz viel Verluste haben, Wüsten breiten sich aus und Menschen einfach, und es soll hier auch ein bisschen um Gesundheit gehen, und die werden einfach kränker, ja, wirklich physisch kränker. Meine vorletzte Reise ging nach Sri Lanka. Dort wird sehr intensiv Festizide eingesetzt für den Teeanbau. Zum Beispiel, wir wollten das Thema Tee ja auch nutzen,
00:07:22
Speaker
Und da wird in Monokultur Tee angebaut und da werden so viele Pestizide eingesetzt, dass viele der Menschen dort chronisch nierenkrank sind und Nierenkrankheiten haben. So, das ist mittlerweile eine Volkskrankheit in Sri Lanka. Und ich hab mittlerweile, ich hab dort, als ich auf den Plantagen war, auf den Teeplantagen auch gemerkt, warum das so ist.
00:07:41
Speaker
weil die nutzen deren Gemüse, was die für sich anbauen, die Lebensmittel, die sie für sich selber anbauen. Die sind so intensiv mit Pestiziden bearbeitet. Das geht halt irgendwann alles in meinen Körper. Das geht durch das Trinkwasser täglich in mich, in meine Kinder, in den Boden.
00:07:56
Speaker
Und das macht Menschen krank. Und das ist auch nicht um Entgiftung. Also die haben das wissen ja auch meistens dann gar nicht. Wir nehmen Ziolyt, können Chlorella nutzen, wir haben Infrarotzauna. Also all diese Themen, die Entgiftung betreffen, haben diese Menschen dann nicht und werden die ganze Zeit nur vergiftet und irgendwann rebelliert der Körper und es entstehen Krankheiten sogar bis hin zum Tod dann. Genau, so ist es. Und was allerdings die Welternährung angeht,
00:08:22
Speaker
Ja, wir sind jetzt mittlerweile acht Milliarden Menschen und das ist tatsächlich, das ist schon in gewisser Weise zumindest zwischen 2000 und 2015 eine Erfolgsgeschichte. Da haben wir es tatsächlich geschafft, die Hungerzahlen, die wir noch 2000 hatten, runterzubekommen. Bis 2014, 2015 sind die wirklich sowohl absolut als auch prozentual gesunken, was ein Riesenerfolg ist. Das heißt, es wurde durch diese Mehrproduktion
00:08:44
Speaker
wurden tatsächlich auch mehr Menschen ernährt. Seit 2015 haben wir es aber leider damit zu tun, obwohl wir genug Kalorien auf der Erde haben. Wir haben tatsächlich nicht genug Gemüse und Obst auf der Erde. Da gibt es einen Delta, gibt es einen Missing Link sozusagen. Aber an Kalorien haben wir tatsächlich weltweit genug, um alle Milliarden Menschen auf der Erde satt zu bekommen. Aber die Hungerzahlen seit 2015 gehen wieder nach oben. Das liegt an Ungleichheit, an vermehrten Kriegen, an immer mehr Konflikten.
00:09:14
Speaker
Aber vor allen Dingen daran, dass die Menschen zu arm sind, um sich Lebensmittel zu kaufen. Und vor allen Dingen, was wir in der Corona-Pandemie jetzt schon gesehen haben, dass vor allen Dingen Gemüse und Obst, also die gesunden Lebensmittel, was mittlerweile global auch bewusst, immer bewusster wird, auch im globalen Süden, immer bewusster wird. Obst und Gemüse sind gesund für mich und meine Familie. Aber sie sind relativ gesehen immer noch teurer als zum Beispiel ein Weißmehlbrot.
00:09:37
Speaker
Und da kommen wir vielleicht auch dann nachher auf die wahren Kosten. Diese Produkte sind eben günstiger bezogen auf die Kalorie, aber eben nicht besser für mich und die Gesundheit. Dazu kommt dann quasi die steigende Vergiftung. Ich ernähre mich schlechter und dann passiert sowas. Markus, was hast du für eine Theorie? Ich meine, dieses ganze, nehmen wir das Beispiel Soja mal her. Soja wird
00:10:07
Speaker
den Veganen vor allem immer vorgeworfen, ja, du holst ja die Regenwälder ab mit deinem Sojakonsum, weil dieses Thema ja so krass erhitzt ist. Jetzt wissen wir ja aber, dass natürlich sehr viele Masttiere mit Soja hauptsächlich gefüttert werden, was überhaupt gar nicht artgerecht ist, eher artfremd, also welche Kuh usw. ist in natürlich erlaufbaren Soja.
00:10:34
Speaker
und dass für Menschen nicht Bio-Soja überhaupt gar nicht zugelassen ist. Sprich, dass
00:10:43
Speaker
wo Regenwald abgeholzt wird, ist ja in Ländern des Südens, also Brasilien beispielsweise, viele andere Länder. Und dort wird ja in der Regel gar kein Soja für den menschlichen Verzehr angebaut. Korrigier mich, wenn das gar nicht stimmt. Also bring hier mal ein bisschen letztlich eben auch Wissen hier rein, inwieweit
00:11:06
Speaker
Wird tatsächlich die Natur zerstört für unsere menschliche Ernährung? Und inwieweit wird Natur zerstört für die tierische Ernährung? Wie kann man sich das prozentual vorstellen? Es sind einige Aspekte drin, die sind korrekt. Man muss es nur differenzieren und dann muss es einmal glatt ziehen sozusagen. Wenn wir jetzt einmal über die Tiere nachdenken. Es geht um Schweine, Geflügel und Rinder. Die werden nach wie vor in Deutschland oder auch in Europa sehr stark
00:11:34
Speaker
mit dem Sojaschrot oder Soja-Vollbohne gefüttert. Das ist quasi in der Fütterung der Goldstandard nach wie vor. Das hat einfach ein tolles Aminogramm. Da ist ganz viel drin und das deckt ganz, ganz viel ab. Und das ist nicht nur für uns Menschen ein tolles Lebensmittel, sondern auch für Tiere. Aber wie du schon richtig sagst, da muss man eben differenzieren. Für die Tierhaltung wird vor allen Dingen in Nord- und Südamerika dafür Soja angebaut. Und dafür, da war ich eben auch Brasilien
00:12:01
Speaker
Kolumbien, aber vor allen Dingen Paraguay, Argentinien, Bolivien mittlerweile, wird eben massiv entwaldet. Und diese Entwaldungen werden für die Rinderhaltung und für den Anbau von Soja und Mais angebaut. Und da ist circa 80 Prozent des Sojas, was da angebaut wird, das geht in die Fütterung, das ist das Schrot. Und 20 Prozent geht ins Öl oder Lecithin, also zum Beispiel Schokolade.
00:12:25
Speaker
Das ist noch ein Prozent. Am 19 Prozent gehen dann ins Öl für Ethanolproduktion oder in die Speiseölproduktion. Das heißt, da geht schon ein kleiner Teil in die menschliche Ernährung rein, das Sojaöl zum Beispiel. Deswegen ist die Aussage so absolut nicht ganz richtig. Aber das Gros der Menge und das Gros der Ware ist tatsächlich für Tiere bestimmt. Das, was wir hier im menschlichen Bereich, und das ist auch die klassische Frage, die mir immer gestellt wird, die Veganer, die zerstören ja den Owald, nein.
00:12:52
Speaker
Ich habe viele Jahre lang für deutsche und europäische Firmen auch Soja, Bio Soja eingekauft. Ich weiß ziemlich genau, wo diese Ware herkommt. Die ist nämlich in der Regel aus Europa. Die kommt zum Beispiel aus Südfrankreich, aus Italien, aus Rumänien, aus Ungarn, mittlerweile aus der Ukraine, wo man sie noch herbekommen kann. Und wenn aus dem Ausland, dann kommt sie oft aus Kanada. Und das ist total unbedenklich, weil dafür wird nichts abgeholzt. Das findet in ganz normalen Betrieben statt, die eh schon seit Jahrzehnten, Jahrhunderten
00:13:21
Speaker
Boden kultiviert haben. Also da wird jetzt kein Boden für oder kein Wald für abgeholzt. Und deswegen müssen sich Veganer eigentlich in aller Regel überhaupt keine Sorgen dafür machen, dass sie für die Entwalderung in Brasilien zuständig sind. Das ist eher der Fleischkonsum.
00:13:38
Speaker
Soweit ich weiß, bist du ja selber jetzt nicht vegan. Ich habe dich gar nicht gefragt. Du kannst ja gerne was dazu sagen. Du hast ja auch als Bio-Landwirt selber gearbeitet in einem Betrieb mit Schweinhaltung in Schleswig-Holstein. Das ist schon, glaube ich, über 20 Jahre her und hast ja eben auch
00:13:57
Speaker
beraten insbesondere für Schweine- und Geflügelbetriebe. Also das ist ja alles immer noch, muss man sagen, gang und gäbe, dass ja Tiere in hauptsächlich Massentierhaltung, aber natürlich auch in ökologischer Haltung aufgezogen werden, dass wir sie essen können, obwohl wir es wahrscheinlich nicht mehr brauchten. Aber bitte korrigier mich, wenn das falsch liegt, könnten wir überhaupt
00:14:23
Speaker
die Welternährung so gestalten, gerne auch mit Getreide mit drin, mit Hülsenfrüchte mit drin und so weiter, dass wir quasi diese Massentierhaltung zumindest, ich habe ja gar nichts dagegen, wenn man wie früher angeblich ein bis zwei Mal die Woche Fleisch isst und viele, die man ja dann eben auch befragt, hey, isst du noch Fleisch? Dann sagt man ja, gönne ich mir schon ab und zu, aber dann immer vom Bauern nebenan ist ja auch klar und immer nur aus Weitertierhaltung.
00:14:52
Speaker
frage ich mich, wo kommt das ganze Zeug her, wenn das immer nur jeder so isst? Ist es überhaupt möglich, quasi heutzutage auf dieses Massentierhaltungsfleisch und dann auch noch die Fische zu verzichten? Ich glaube, eine Zahl gehört, die kann ich mir gar nicht vorstellen. Zwei bis drei Trillionen Fische im Jahr gehen für die menschliche Ernährung drauf. Bei Fischen bin ich tatsächlich, hast du mich auf den falschen Fuß erwischt, da kann ich dir nichts zu sagen. Ich bin eher terrestrisch unterwegs.
00:15:20
Speaker
Aber auf jeden Fall ist es so, dass wir in Deutschland knapp 60 Prozent unserer Ackerflächen nur für die Tierhaltung haben, sprich für Futtergerste, Futterweißen, Futterrocken und Mais. Und diese Frage nach der Welternährung ist eine ganz wichtige Frage. Ist nämlich die, wofür nutzen wir eigentlich unsere wenigen und sehr wertvollen Ackerflächen? Für welchen Zweck? Und global sind es knapp 40 Prozent der weltweiten Ackerflächen, die für die Tierhaltung eben genutzt werden. Und die kann man eben, weil
00:15:48
Speaker
Tiere haben ihren Sinn, vor allen Dingen die Tiere, die eben nicht in Nahrungskonkurrenz zu uns sind. Schafe, Ziegen, Kamele, Rinder. Das sind sogenannte Wiederkäuer. Die können das, was wir nicht nutzen können. Wir können uns nicht auf die Weide stellen und Gras fressen. Das überleben wir nicht. Wir brauchen hoch aufgeschlossene Proteine und Kohlenhydrate, damit wir das überleben.
00:16:08
Speaker
Rinder können das durch ihre meeren Mägen, die sie haben, ganz anders. Das sind Wundermaschinen der Evolution, aber man muss sie auch dahin stellen, wo sie genau hingehören. Und deswegen ist das auch wieder genau wie mit dem Soja, muss man es einfach ein bisschen differenzieren. Ich esse noch Fleisch, ich esse auch gerne Fleisch, aber eben sehr selten tatsächlich. Und wenn dann Bio-Fleisch, möglichst eben Rinderfleisch oder Fleisch von Wiederkäuern. Einfach, weil sie uns nicht als Konkurrenz, als Nahrungskonkurrenz sind.
00:16:39
Speaker
60 Prozent, Entschuldigung, zwei Drittel der globalen landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Grünland, sind sogenanntes absolutes Grünland. Sprich, darauf kannst du kein Soja, kein Roggen, keine Lupiden anbauen, die man im Vegan auch so gerne isst. Das sind Flächen, da kann man nur Tiere draufstellen. Zum Beispiel, weil es zu trocken ist. Vielleicht ganz kurz, du redest ja quasi von Nahrungskonkurrenten. Das bedeutet, Kühe jetzt beispielsweise oder Rinder sind keine Nahrungskonkurrenten zu uns, weil sie ja das Gras fressen.
00:17:11
Speaker
Wobei ja in der Massentierhaltung sie eben die Umwelt zerstören, weil sie zwangsgefüttert werden mit künstlichem Futter. Das bedeutet ja, dass sie zwar auf einer Seite keine Konkurrenten für uns sind, was unsere Ackerflächen angeht, auf der anderen Seite aber unsere Lebensgrundlage zerstören. Also nicht die Tiere per se, die können nichts dazu. Wir machen sie dazu, oder?
00:17:38
Speaker
Genau, wenn eine Kuh auf der Weide steht und vorwiegend von Grünland ernährt wird, dann ist es für uns keine Nahrungskonkurrenz und dann kann sie zum Beispiel auch ganz stark zur Artenvielfalt beitragen. Ich habe viel auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet mit Bauern, die dort eben Rinder halten oder Schafe halten und diese Flächen sind, was die Artenvielfalt angeht,
00:18:01
Speaker
nur deswegen so artenreich, weil dort Tiere weiden. Und das gilt für viele Flächen. Die werden einfach deswegen auch so, sind so artenreich, weil eben dort Tiere weiden. Und wenn man sie nicht dort weiden ließe, dann wäre dort irgendwann Busch und dann irgendwann Wald. Und deswegen, es geht darum, machen wir die Kuh zum Schwein oder nicht? Und die Kuh wird derzeit in der intensiven Milchviehhaltung, wo sie hohe Leistungen von 10.000 Kilo Milch pro Jahr und mehr bringen muss. Das geht fast nur mit Soja als Futtermittel.
00:18:30
Speaker
Das ist wichtig, nicht nur, aber ist ein wichtiger Standbaustein. Und dann machen wir die Kuh tatsächlich zum Schwein. Und dann macht sie überhaupt keinen Sinn. Dann ist sie Nahrungskonkurrenz. Dann zerstört sie eben durch die Milch, die wir auch konsumieren, den Regenwald in Brasilien. Und das macht überhaupt keinen Sinn.
00:18:45
Speaker
Aber wenn wir eben die Kuh dahin stellen, das Schaf, die Ziege, das Kameel, dahin stellen, wo sie auch hingehören, ins Grünland und auch davon vorwiegend ernährt wird, dann ist alles Chico. Wie viel Prozent, würde ich sagen, davon ist Chico und wie viel ist tatsächlich, also wie viel macht gutes Bio
00:19:04
Speaker
Ich war auf einem Bio-Bauernhof und habe da trotzdem die Schweine jetzt quasi so dicht aneinander gesehen, auch wenn die ein bisschen draußen waren. Aber das war für mich trotzdem die Schwänze abgeschnitten und alles möglich. Also wie viel, würdest du sagen, ist tatsächlich Chico? Weil es wirklich gut ist für die Natur und für uns. Und wie viel Prozent ist nicht so Chico?
00:19:30
Speaker
Ich glaube, was wir uns, wir können von der Ernährung kommen, sozusagen. Also wenn du zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Empfehlungen nimmst, die jetzt gerade im März rausgekommen sind oder vor ein paar Jahren ist von einer medizinischen Fachzeitschrift, die heißt Lancet, ist eine Studie rausgekommen, die Eat Lancet Studie, wo versucht wurde, okay, wie müssten wir uns eigentlich ernähren, wenn wir, dass wir alle auf der Welt überleben wollen? Weil 34 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto des Ernährungssystems. Das heißt, wir sind echt substanziell.
00:19:58
Speaker
geht nicht nur um die Kohle, um das Öl und um das Gas, was wir hier verfeuern. Das ist ein wichtiger Punkt und der muss auch auf jeden Fall und da wird er ja auch massiv angegangen, wo richtig gute Sachen auch passieren. Aber in der Ernährung sind wir davon noch ziemlich weit entfernt. Wir ernähren uns einfach noch ziemlich klimaschädlich, zumindest in Industrieländern, auch hier in Deutschland. Und deswegen müssen wir darüber auf jeden Fall raus. Und wenn wir von daher kommen, müssen wir sagen, okay, wir müssen unseren Fleisch- und Tierischen Proteinkonsum deutlich reduzieren.
00:20:25
Speaker
Und das heißt zumindest, dass die Ernährung vorwiegend pflanzlich sein müsste. Und dann, wenn du das mal... Okay, und Bauern sind Mengen am Passa. Bauern produzieren für den Markt. Die machen das nicht aus lauter Jux und Sattlerei und halten Schweine so, wie du sie gerade beschreibst, sondern die machen das, weil sie in Einkommen generieren wollen und weil sie davon überleben wollen. Und weil die bisherigen Rahmenbedingungen halt so waren, dass genau sowas richtig viel Geld gebracht hat.
00:20:50
Speaker
Jetzt die letzten Jahre eben auch nicht mehr. Deswegen Bauern sind nicht sonst auf die Straße gegangen, weil die hatten einfach die Schnauze voll, weil einfach die letzten Jahre für sie auch finanziell nicht so gut gelaufen sind. Aber gerade für die Tierhalter. Und deswegen ist es da wichtig, dass wir da einen Switch hinbekommen. Deswegen lasst es doch von der Ernährungsseite kommen. Und wenn wir einfach weniger Fleisch, Milch, Eier konsumieren, dann wird auch weniger produziert. Und dann wird es sich dahin regeln, nämlich dann keine Ahnung was. Dann haben wir 20, 30, 40
00:21:18
Speaker
Im Prinzip 75 Prozent, also wenn man von den ökologischen Grenzen ausgeht, müssten wir mindestens 75 Prozent weniger Fleisch als jetzt essen. So um da mal eine Zahl zu nennen. Cool. Was hältst du von der Planetary Health Diet in diesem Kontext? Ich finde die gelungen und gut und sie ist ein wichtiger Punkt. So viele Fehlerchen, so viele Traditionen oder so viele Besonderheiten der der lokalen Küche, sie auch nicht mit aufnehmen kann.
00:21:43
Speaker
Aber die grundsätzliche Aussage, hey Leute, wenn wir Ernährung denken, dann müssen wir auch daran denken, dass wir hier alle auf dieser Welt, das ist keine leere Welt mehr. Früher, vor mehreren hundert Jahren hat man quasi von einer leeren Welt gesprochen. Da haben kaum Leute hier gelebt. Man konnte abholzen, wie man wollte. Man konnte alles in Kultur nehmen, wie man wollte. Diese Zeiten sind vorbei. Wir haben hier, wir bekommen durch das Klima, durch den Verlust der Artenvielfalt, bekommen wir ganz klar aufgezeigt, wir sind hier
00:22:11
Speaker
kritischen Grenze angelangt. Wir sind an einer planetaren Grenze angelangt und deswegen finde ich diesen Aspekt und Ernährung spielt da eben eine riesen, riesen Rolle, wie wir das tun, damit wir das hier alle überleben und in einer halbwegs gut lebbaren Welt überleben wollen. Und deswegen hat Ernährung damit was zu tun und deswegen ist das auch politisch.
00:22:30
Speaker
Find ich supergut, was du sagst. Und die gehen wir mal so ein bisschen aus Deutschland raus. Und wir hatten ja anfangs gesprochen über Kakao und Kaffee. Wir wissen ja, dass das zwei Produkte sind, die hauptsächlich dann in Ländern wie Afrika, Lateinamerika,
00:22:50
Speaker
und so weiter angebaut werden. Und man hört ja sehr, sehr oft über richtig schlechte Qualität. Also du hast angesprochen Pestizidbelastung beim Tee. Das wird bei vor allem auch Kaffee nicht anders sein. Und natürlich eben auch Kinderarbeit, nur um zwei große Problemfaktoren mal zu nennen. Du warst vor Ort
00:23:12
Speaker
Wie ist es tatsächlich und was können wir oder auf was sollten wir tatsächlich achten, dass wir nicht zu einem System beitragen, welches quasi die Gesundheit anderer Menschen gefährdet, Kinderarbeit erlaubt und letztlich auch unsere eigene Gesundheit, wenn wir quasi verseuchte Produkte essen, gefährdet. Bleiben wir mal beim Kakao, das ist ein ganz gutes Beispiel.
00:23:38
Speaker
Kakao war bislang einfach so ein richtiges Massengut geworden. Das kann sich mittlerweile jeder leisten. Da kostet so eine Vollmilchschokolade, kriegst du bei einem Billiganbieter im Discounter für 59 Cent 100 Gramm Vollmilchschokolade. Und du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, dass in dieser Vollmilchschokolade Kinder gearbeitet haben. Und das bedeutet, das Gros des Kakaos, der global angebaut wird, kommt aus zwei Ländern, aus Ghana und der Elfenbeinküste in Westafrika.
00:24:07
Speaker
Die haben die letzten 30 Jahre, weil das für die Länder dort ein attraktives Geschäft war, einen Großteil ihrer Flächen abgeholzt, bis auf die Nationalparks, und dort alles mit Kakao gepflanzt. Und überall da, wo Monokultur ist, das gilt für uns im Magen, und das gilt aber auch für landwirtschaftliche Flächen, überall wo Mono ist, ist es ganz leicht, dass da Krankheiten sich einnisten. Und das ist im Kakao genauso. Deswegen brauchst du viele Pestizide. Und da, weil die Preise die letzten Jahrzehnte, weil es immer mehr Ware auf dem Markt gab, immer schlechter geworden sind,
00:24:35
Speaker
haben die Bauern und Bauern nicht mehr gewusst, wie sie sich zu helfen, wie sie das machen sollen und haben ihre Kinder eingespannt oder haben Kinder aus den Nachbarländern quasi eingekauft, die dort gearbeitet haben. 1,6 Millionen Kinder arbeiten auf diesen Plantagen in Westafrika. Und die Kakaoindustrie hat 2001 zwar gesagt, das finden wir ganz schrecklich, was da passiert, das möchten wir aufhören. 2005 muss das ein Ende haben.
00:25:00
Speaker
Wir haben 2024 und es arbeiten immer noch 1,6 Millionen Kinder dort mit schweren Geräten, mit Macheten, wo sie sich auch schlimm verletzen können, mit Pestiziden, natürlich alle ungeschützt, sprich mit Hautirritationen, mit Atemwegserkrankungen, die damit anhergehen. Das ist richtig schlimm und die Rechnung kam dieses Jahr massiv. Wir haben es, die Klimakrise schlägt eben auch bei landwirtschaftlichen Produkten immer stärker durch.
00:25:25
Speaker
Wir haben es in Westafrika mit großen Überschwemmungen zu tun gehabt und mit einem Durchlauf von einem Pilz. Das heißt, da sind ganz große Mengen der Kakaoernte dabei draufgegangen. Und ich war zur selben Zeit in Bolivien. Dort wird auch Kakao angebaut. Die hatten seit drei Jahren Dürre. Also Extremwitterereichnisse werden immer mehr. In Bolivien gibt es keine Kinderarbeit. Das haben die da gut im Griff. Und du hast vorhin das Produkt Fairtrade von Naturata gezeigt. Das ist ein gutes Beispiel.
00:25:49
Speaker
Man kann sich auf so ein Siegel gut verlassen. Ausbeuterische Kinderarbeit hat in solchen Produkten keinen Raum. Und das gilt eben für die Produkte, die eben mit dem Fatrate-Siegel gelabelt sind, ist diese Ware ziemlich sicher ohne ausbeuterische Kinderarbeit und mit Mindeststandards, was soziale Sicherungen angeht. Und deswegen kann ich als Verbraucher zum Beispiel, ja, das sind eben Kosten, die dabei entstehen, weil da geht es um Menschen, um Kinderleben, die dabei geschädigt werden.
00:26:18
Speaker
Kosten, wenn ich den Discounter Schokolade esse, ja, diese Kosten werden ausgelagert auf andere Menschen und die Naturator Fat Trade nimmt diese Kosten auf ihr Produkt, weil die bezahlen mehr für diese Ware. Und dann auf einmal ist das Produkt zwar in deiner Tasche, in deinem Portemonnaie teurer, aber gesamtgesellschaftlich gesehen ist das das günstigere Produkt.
00:26:41
Speaker
Ja, das macht natürlich Sinn, weil wir eben diese Faktoren mit einberechnen dürfen. Also werden wirklich weniger Pestizide verwendet, werden gute Arbeitskräfte verwendet und keine Kinder sozusagen. Wächst das Produkt nicht im Monokulturanbau an und werden auch immer Ausgleichsflächen geschaffen. Also hier bei
00:27:04
Speaker
Diesen Produkt Naturata sehen wir eben auch. Ich schätze mal, dass diese Wolke hier unten CO2 bedeutet, dass quasi der CO2-Ausgleich gemacht wird und dass dann hier quasi ein, da steht es ja auch nochmal, myclimate-neutrales Produkt sozusagen.
00:27:24
Speaker
Also das sind dann quasi Siegel, auf die kann ich mich als Verbraucher zumindest einigermaßen stützen. Man kann jetzt hergehen und dazu auch noch diskutieren, inwieweit sind es dann auch wieder profitorientierte Unternehmen, die natürlich auch irgendwo Profit machen müssen. Aber ich denke mal, irgendwo muss man sich ja mal dran halten und dann sagen, okay, statt den 1,99 Euro Kakao, jetzt Backkakao im Supermarkt,
00:27:53
Speaker
gebe ich halt hier für 125 Gramm statt 250 Gramm eigentlich das Doppelte aus. Ist quasi jetzt dann auch die Rechnung so, kann man das so ein bisschen über einen Gramm scheren, dass es auch für Kaffee gilt, für Tee gilt, vielleicht für Soja gilt, dass der doppelte Preis meistens die untere Grenze ist von dem wahren Wert des Lebensmittels?
00:28:20
Speaker
Das würde ich so nicht sagen. Das ist zu pauschal und wenn man dann einsteigt sozusagen, ich bin Agrarökonom von Studium her, wenn man einsteigt sozusagen in Berechnungen von Kosten und Preisen, dann ist es natürlich wie immer in der Welt viel, viel problematischer. Ich möchte noch mal ganz kurz auf die beiden Aspekte, die du bei dem Produkt genannt hattest, mal Climate und Profitorientierung. Ich habe erst mal überhaupt nichts dagegen, dass Unternehmen oder auch Landwirte profitorientiert sind, weil sie wollen ja ein Einkommen generieren. Also wir leben ja nicht in der Charity-Welt.
00:28:48
Speaker
sondern Landwirte wollen und sollen auch was verdienen und Unternehmen, die damit eine gute Arbeit leisten, wie zum Beispiel Naturata oder die Gepaar oder andere Unternehmen, die sich wirklich darum bemühen, ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen, was eben die Umwelt und Menschen möglichst wenig schädigt, sondern möglichst viele Leistungen auch mitbringt. Weil zum Beispiel in der Fairtrade gibt es auch Prämien. Ich habe jetzt in den drei Kontinenten, wo ich unterwegs bin, auch gesehen, wie diese Prämien verwendet werden.
00:29:13
Speaker
Sei es zum Schutz gegen Affen in Sri Lanka oder zum Aufbau eines Fußball- und Volleyballfeldes in Ägypten oder eben zum Bau von Hütten, wo man sich gemeinsam sicher und trocken treffen kann, wenn man Dinge abhalten möchte oder wo Maschinen gekauft werden und so weiter. Das ist alles und das ist alles, die die Landwirte selber können darüber entscheiden.
00:29:34
Speaker
Bei MyClimate und all diesen ganzen Labeln bin ich, um ehrlich zu sein, eher kritisch. Es gibt mittlerweile über 1000 Nachhaltigkeitsziegel im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Der Verbraucher ist absolut überfordert. Selbst jemand wie ich, der ziemlich lange in so einem Bereich arbeitet, kann dir überhaupt nicht mehr mit Sicherheit sagen, was alles dahinter steht. Und das finde ich eine Frechheit, dass wir Verbraucher so überlastet überfordert werden. Ich will doch im Supermarkt einfach meine Ware kaufen. Und ich möchte und muss nicht mehr mich damit auseinandersetzen, was ich denn da kaufe.
00:30:04
Speaker
Und myClimate und diese ganzen Versprechen klimaneutral, wenn man da ein bisschen einsteigt, merkt man, ich finde das hochkritisch. Lebensmittel, Landwirtschaft gehen mit Treibhausgasemissionen an. Das ist einfach so. Die kriegst du nicht treibhausgasneutral. Das ist anders als Energie. Da passiert immer was mit dem Boden, mit dem Transport, wie auch immer. Und ich finde diese Claims hochproblematisch. Und deswegen würde ich dafür jetzt zum Beispiel nicht meine Hand für uns vorherlegen.
00:30:34
Speaker
Fairtrade ist ein anderer Schnack. Das ist auf jeden Fall ein gut etabliertes, seit Jahrzehnten eingeführtes Label mit all seinen Schwierigkeiten, aber immerhin ist es ein guter Schritt. Aber die Entscheidung im Supermarkt, ich habe ja bei Edeka gearbeitet, die Entscheidung im Supermarkt, was ich kaufe, ist in Millisekunden. Und da muss einfach schnell klar sein, welches Produkt ich kaufe. Und das Gros, das weißt du selber sicherlich. Du hast das Geld, dich im Supermarkt, im Biosupermarkt gut einzukaufen.
00:31:02
Speaker
Viele Menschen haben das nicht und dann wissen wir aus der Erfahrung, das weiß auch EDEKA, das weiß der gesamte LEH, wenn das Produkt zu teuer ist, wird es nicht gekauft. Deswegen sind so Produkte wie die Fairtrade Produkte Nischenprodukte. Bioprodukte sind, weil sie teurer sind, Nischenprodukte. Und die kriegen wir nur in den Massenmarkt, wenn wir da eben die wahren Kosten hinterstecken. Weil nämlich diese Kosten, die bei den anderen 95 Prozent der Produkten, die im EDEKA und Lidl so weiter rumliegen,
00:31:29
Speaker
die werden da derzeit nicht eingerechnet. Und solange das ist, wird sich da auch nichts ändern, weil das nur so ein paar bewusste Leute, die ein bisschen weiter denken und dieses Geld auch dafür haben, diese Produkte kaufen. Und das finde ich unfair, auch gegenüber denen, die eigentlich Lust hätten und gerne für bessere Tierhaltung und für weniger Schäden. Das wollen viele, viele Menschen, aber die können sich das nicht leisten. Und deswegen bin ich ein großer Fan davon, dass sich das ändert. Ist denn Bio immer besser?
00:31:58
Speaker
In vielen Bereichen ist es das. Ich bin alter Biolandler sozusagen, also ich habe im Biolandverband gearbeitet als Berater, als auch der Betrieb, wo ich früher gearbeitet habe mit Schwein und Ackerbau, war ein Biolandbetrieb und ich bin dieser Art des landwirtschaftlichen Tuns total zugewandt und weiß einfach, was das leisten kann.
00:32:21
Speaker
Das ist nicht die Lösung für alles, aber es ist in vielen Bereichen deutlich besser als das, was wir jetzt haben in der intensiven Ackerbau, in der intensiven Schweinehaltung und so weiter. Das bringt nachweislich, wissenschaftlich nachweislich, bezogen auf Artenvielfalt, Grundwasser, Klima, bessere Ergebnisse, zum Teil deutlich bessere Ergebnisse. Das ist auch ziemlich eindeutig, wenn du alleine diese Weizenmonokulturen siehst und dann mal das mit dem Bio-Weizenacker vergleichst, was da eben noch an Ackerwildkräutern noch dazukommt.
00:32:50
Speaker
die eben als Bienenweide dienen können, das ist einfach ein echter Unterschied. Deswegen sind große Grundwasserversorger, wie zum Beispiel in Leipzig oder München, haben ihre Grundwassereinzugsgebiete, das sind große Bio-Betriebe drauf, weil die damit ihr Grundwasser sichern. Weil einfach unser Grundwasser, unser Trinkwasser immer höher belastet ist mit Stickstoff, zum Beispiel aus der Tierhaltung oder eben mit Pestiziden aus dem intensiven Ackerbau. Deswegen ist Bio auf jeden Fall der richtige Schritt in die richtige Richtung und
00:33:19
Speaker
auf jeden Fall das, wenn man diesen Dreiklang nimmt, bio, regional, saisonal, gehört Bio auf jeden Fall mit dazu. Okay, ist das denn jetzt auch eine Lösung des Problems? Ich komme zurück auf die armen Menschen in Sri Lanka beispielsweise in der Teeproduktion, das wird ja viele andere Länder eben auch betreffen, die Kinderarbeit in Afrika. Was können wir denn tun?
00:33:44
Speaker
Sollen wir jetzt nur noch Produkte mit Fatrate und Bio-Siegel kaufen? Du hast erwähnt, dass da aber ein Problem ist, denn viele können es sich nicht leisten oder wollen es sich nicht leisten, weil das dann zum Beispiel einhergehen würde mit Verzicht, zum Beispiel woanders. Ich muss ja quasi das Geld dann eben auch anders verteilen. Gibt es noch andere Dinge, wo du jetzt sagst, achte darauf, tu das? Was sind konkrete praktische Schritte?
00:34:12
Speaker
Konkrete praktische Schritte können einfach sein, will ich mir, meinem Körper, wir gehen ja, ich glaube, ganz stark haben wir die letzten Jahre gelernt, wenn man irgendwie Vorgaben macht und sagt so, du musst aber das und das tun. Da reagieren Menschen unfassbar allergisch drauf. Und wenn sie aber von sich ausgehen, sagen, aber hast du Interesse daran, dass du und dein Körper gesund, leistungsfähig und bis ins hohe Alter auch möglichst ohne Schmerzen und mit möglichst wenig Verschleißerscheinungen arbeiten kann,
00:34:41
Speaker
Willst du das? Und dann kannst du eine ganze Menge für tun. Und wenn du dann dich zum Beispiel aufgrund dieser Ernährungsempfehlungen sagst, okay, das heißt schon mal deutlich Reduktion der tierischen Proteine. Das ist schon mal der erste Schritt. Damit sparst du auch schon mal eine ganze Menge Geld. Es gibt gute Berechnungen, die sagen, man kann sich bio fast kosteneutral ernähren, wenn du eben zum Beispiel auf Eier, Fleisch und Milch möglichst weitgehend verzichtest und nur noch einmal die Woche den berühmten Sonntagsbraten oder
00:35:11
Speaker
einmal die Woche ein Ei. Okay, dann kannst du dir auch ein Bio-Ei oder ein Stück Bio-Fleisch leisten. Aber wenn du das eben dreimal täglich machst und jeden Morgen Ei, dann wird es einfach finanziell enger. Deswegen ist das finanziell durchaus möglich. Und guck einfach dann, wo komme ich denn her? Und wenn du das von der Gesundheit aus denkst, da bist du mehr Experte als ich. Aber dann ist das gut möglich und ist auch finanziell abbildbar.
00:35:39
Speaker
Ja, weitere Schritte. Kennste noch was? Also, ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich Leute frage, hast du Interesse, gesund, leistungsfähig zu sein, auch bis ins hohe Alter, wird jeder ja sagen.
00:35:51
Speaker
Nur das Problem ist, dass es jetzt in dem Moment, oder wenn ich das Gespräch verlasse, kein dringendes und wichtiges Problem ist. Also das bedeutet in der nächsten Situation, wo man konfrontiert wird, dass der Geldbeutel mehr geschröpft wird, man auf einer Party ist, wo man dann quasi doch wieder anderes serviert bekommt.
00:36:14
Speaker
Dadurch, dass es nicht dringend und wichtig im Moment ist, verschiebe ich das nach hinten. Also das heißt, ja, ich gebe dir Recht und die Praxis sieht in der Regel anders aus. Der Tipp, tierische Reduktion von tierischen Proteinen macht auf jeden Fall Sinn. Ich hätte zum Beispiel noch einen Vorschlag zu sagen,
00:36:34
Speaker
Es geht ja sehr viel darum, wenn wir jetzt Obst und Gemüse nehmen, was wir wissen, was gesund ist. Also da können wir verschiedene Steps machen. Also ich würde zum Beispiel, wo ich am wenigsten sparen würde, wäre bei Bio-Gemüse. Weil ich weiß, okay, Gemüse wird sehr oft in Monokulturen angebaut, im Gewächshaus, gespritzt und so weiter. Also Gemüse liebe ich, esse ich gerne, möchte ich nicht sparen. Ich könnte aber zum Beispiel meinen Obst-Gebrauch limitieren, weil sehr viel Obst mittlerweile ja eben auch
00:37:05
Speaker
gespritzt wird. Ich glaube sogar in Deutschland, der typische Apfel, irgendwo unten am Bodensee 25 mal im Jahr gespritzt. Also das ist ja völlig irre. Wenn es nur fünfmal wäre, wäre es ja auch schon zu viel. Also das bedeutet da eben herzugehen und sagen, okay, wann wächst denn Obst hier regional? Ich gehe raus, sammle Beeren ohne Ende. Ich hole das Obst, wenn es eben wächst. Und ansonsten versuche ich auf Obst weitestgehend zu verzichten, vor allem auf südländische Sorten wie Orangen, Bananen.
00:37:35
Speaker
Also kernlose Obstzoten, die extrem zugehaltig sind und sowieso für unsere Gesundheit nicht zuträglich sind, aus meiner Sicht. Dann das zweite Ding ist, wie kriege ich mehr Nährstoffe? Und darum geht es hier letztendlich. Nährstoffe, da kann ich ja mal auf Sprossen gehen. Ich kann ja mal zu Hause eigene Sprossen züchten, einfach um Nährstoffe und Enzyme zu bekommen.
00:37:56
Speaker
Ich kann Wildkräuter sammeln, die entsaften. Und ich glaube, mit einem so einen grünen Saft habe ich mehr Nährstoffe wie eine ganze Kiste Obst und Gemüse zusammen. Also das heißt, da mal auf kreative Art und Weise mal was Neues zu entdecken, würde halt absolut Sinn machen. Und bei den Sachen, auf die ich absolut nicht verzichten will, da eben auf Bio zurückgreifen, auf das Fair Trade-Ziegel zurückgreifen,
00:38:22
Speaker
Gibt es noch irgendwas, wo du sagst, macht Sinn oder würdest du mir hier sogar widersprechen? Nö, nicht widersprechen, sondern eher gucken, okay, was ist in der Realität der Menschen da? Was du gerade beschreibst, ist ohne Frage richtig. Und da gibt es auch tolle Angebote mit Wildkräutersammlungen und dass man das auch gut erkennen kann und nicht die falschen Produkte nimmt und sich selber im schlimmsten Fall vergiftet, sondern das ist alles richtig und gut. Aber wir merken einfach, ich hatte vor ein paar Wochen einen Podcast mit Christian Rach, diesem Sternekoch,
00:38:53
Speaker
Und der sagt einfach, dieses Verlernen von dem, was uns unser Körper sagt, und das Verlernen dieser grundsätzlichen Eigenschaften, wie ich Lebensmittel zu verarbeiten habe. Du gehst mit Sprossen, mit Wildkräutern. Das ist schon die Champions League. Wenn wir hier schon im Fußballwelt gerade sind, ist ja gerade EM hier. Aber wenn ich denke, wir haben mittlerweile gute Daten darüber, wie ernähren sich Menschen. Und wir haben im Prinzip ein Drittel der Menschen verloren.
00:39:22
Speaker
Die kaufen nur nach Geldbeutel, die sind auch über Bildungsangebote nicht mehr zu erreichen. Wie kriegen wir die noch? Die gehen nicht raus, Christian, und gucken sich einen Wildkräuter an und machen sich ein schönes Bärlauchpesto. Diese Leute gehen sofort in den Supermarkt und nutzen die günstigste Pizza, die da gerade ist. Das ist ohne Vorwurf, sondern so hat sich einfach Ernährungsumgebung entwickelt. Und deswegen würde ich zu den Sachen, die du gerade genannt hast, im Prinzip noch eine ganz wichtige hinzufügen.
00:39:48
Speaker
die der fairen Ernährungsumgebung. Also wir brauchen eine Umgebung, in der die gesunde und nachhaltigste Variante, die am leichtesten zugänglich ist. Und weil einfach immer mehr Menschen außer Haus essen. In der Kita, in der Schule, in der Uni, in der Betriebskantine. Und da ist nach wie vor Currywurst mit Pommes das meistgenommene Produkt. Das ist keine faire Ernährungsumgebung, sondern wenn man das ersetzen würde mit einer
00:40:15
Speaker
Vegetarischen Bolognese zum Beispiel oder was auch immer, was es da für schöne Alternativen gibt. Die pflanzenbetonte Kost ist ja super kreativ in den letzten Jahren geworden. Da gibt es tolle Angebote. Und wenn man das noch mal herausstellen sagt, und das ist jetzt nicht, weil wir euch jetzt irgendwie gängeln wollen und euch die Currywurst madig machen wollen, sondern einfach, weil Menschen wollen nicht so viel nachdenken. Die wollen einfach eine schnelle, einfache Entscheidung treffen können. Und dafür braucht es eine
00:40:41
Speaker
Das nenne ich faire Ernährungsumgebung, einfach das nachhaltigste. Das ist einfach das erste, was hier angeboten wird. Zack, das ist die vegane Bolognese und die kommt sofort bei mir auf den Teller und dann ist da noch ein schöner frischer Pflücksalat mit ein paar Tomaten und Käse. Zack, und fertig ist das. Und dann hast du zumindest einen Großteil der Menschen damit schon mal drin, in dem, ah, okay, das ist deutlich nachhaltiger.
00:41:04
Speaker
Wie löst man hier eine Bildung von Bildungsträgern oder von Unternehmen oder von Leuten, die quasi Ernährung oder Essen anbieten, oder? Bildung ist das eine. Ich bin da mittlerweile auch ein bisschen ernüchtert, um ehrlich zu sein, was Bildung angeht, sondern wir brauchen politische Vorgaben. Es braucht wirklich den Gesetzgeber, weil mit Bildung haben wir eine ganze Menge. Da sind in den letzten Jahren tolle Materialien an Bord.
00:41:31
Speaker
aber nach wie vor Menschen werden, du kennst es wahrscheinlich aus deiner Praxis, die Adipositas-Zahlen, die Diabetes Typ 2-Zahlen und so weiter, das nimmt alles zu. Das heißt, wir haben pandemische Ausmaße, ungesunde Ernährung und das ist global so. Wir haben tatsächlich auch im globalen Süden immer mehr Menschen, die adipös sind. Als ich zuletzt in Indien war, war ich schockiert, wie viele Menschen in Delhi
00:41:54
Speaker
übergewichtig sind. Ja, in einem Land, in dem 1,4 Milliarden Menschen leben, in dem auch nach wie vor viele Menschen mangelernährt sind. Aber die haben viel zu viel. Und das gilt in Botswana genauso wie in Indien oder in Bolivien. Das ist eine Pandemie, die wir global haben, der falschen Ernährung. Und daher braucht es da Rahmenbedingungen, bin ich mittlerweile der festen Überzeugung, weil Überbildung, da wird irgendwas im Koffer ausgeschaltet, was dazu führt, dass diese Leute das essen. Das hat mit Preisen zu tun.
00:42:22
Speaker
Das hat aber eben auch mit diesen Ernährungsumgebungen zu tun. Und daher brauchen wir eben in diesen wahren Kosten muss das eben eingepreist sein, dass eben die Produkte, die am nachhaltigsten, am gesundesten sind, die auch die günstigsten sind. Und eben es muss für die Außerhausverschläger, braucht es Vorgaben, so und so bietet ihr an, damit wir eben dann nicht weiter in diese Pandemie der Adipositas und der Krankheiten reinkommen.
00:42:48
Speaker
Absolut cool. Du skizzierst ein Bild einer perfekten Welt sozusagen. Bist du dich da auch ein bisschen ernüchtert, was das angeht? Manchmal könnte man ja meinen, also ich sage es jetzt bewusst mal allgemein, dass daran gar kein Interesse besteht an dieser Gesundheit der Menschen. Das ist wohl wahr. Also das sind in so einem Job wie meinem sozusagen, wo du
00:43:12
Speaker
jeden Tag auf den Tisch bekommens durch die Partner, mit denen wir arbeiten. Also wir arbeiten in 86 Ländern, Afrika, Eisen, Lateinamerika. Und was wir hier, was ich auf den Tisch bekomme, ist natürlich quasi die Probleme, die herausfallen, das Elend dieser Welt. Hunger, Mangelernährung, Krankheit, Menschen, die sich nicht ausreichend ernähren können. Das ist mein täglich Brot. Und da gilt es auch ganz stark auf meine mentale Gesundheit zu achten, dabei nicht zu verzweifeln und einfach durchzudrehen.
00:43:39
Speaker
So, dafür braucht es ganz klar auch Pausen. Und ich sehe natürlich auch, obwohl wir jetzt eine Ampelregierung haben, wie schwer das ist, da Dinge durchzubringen, Dinge wirklich mal festzuklopfen, den Mut zu haben, wirklich zu sagen, Leute, wir sind hier in folgender Situation. Jetzt müssen wir echt mal was machen. Wir fahren mit Vollgas auf die Wand zu, mit dem Klima, mit dem Verlust der Artenvielfalt.
00:44:04
Speaker
Und keiner tut was. Ich kann die Verzweiflung der Klimakleber, so wenig ich das gut heiße, was die tun, aber die Verzweiflung, die in ihnen steckt, die kann ich sehr nachvollziehen. Und vielleicht wäre ich, wenn ich 30 Jahre jünger wäre, auch einer von denen, einfach aufgrund dieser Verzweiflung, die es da gibt. Und das gilt auch für die Ernährung, das gilt für den Zustand der Erde, weil ich erlebe das eben in den Ländern, in denen ich bin, wie der Zustand der Erde sich verschlechtert. Wie die Wälder dabei draufgehen, wie wir
00:44:33
Speaker
wie das Haus in der Papst von Triscus sagt, das Haus brennt. Und das ist das gemeinsame Haus, in dem wir leben. Und dieses Haus legen wir gerade in Schutt und Asche. Und das tut mir in der Seele weh. Und da können wir eben was dran ändern. Aber es sind viele Menschen eben nicht bereit und auch Politiker sind leider nicht bereit, deutlich zu machen, dass wir hier was ändern müssen. Sonst wird es für uns alle in den nächsten Jahren echt, echt ungemütlich. Das lässt mich schon manchmal verzweifeln. Aber ich sehe eben auch und jetzt gerade in Bolivien, wo ich nochmal tolle Beispiele davon sehe,
00:45:04
Speaker
wie Innovativbauern sind und darauf reagieren, z.B. indem sie sogenannte Agroforce-Systeme aufbauen, sprich Bäume in ihre Kakaoplantagen einbauen, Sträucher, Bodendecker, um den Boden zu schützen, um das Klima kühler zu halten. In so einem Agroforce-System hast du locker mal 10 Grad kühlere Temperaturen als in einem Kakaomonokultur, die nebenan steht. Da hast du 36 Grad und im Agroforce hast du 26 Grad. Das ist beides noch heiß.
00:45:30
Speaker
Aber das macht echt einen Unterschied aus, wenn du eine schwere Machete schwingen musst und die die ackerbaulichen Tätigkeiten machen musst, wenn du 10 Grad mehr oder weniger hast. Deswegen, ich, da ist Verzweiflung da und auch manchmal Frust und Resignation, aber eben auch gleichzeitig so einen heiligen Zorn, würde ich das nennen. Zorn darauf, ich will es aber auch ändern. Und es ist mir ein tiefes Anliegen, dass sich das ändert, weil ich möchte, dass sich das ändert, weil ich Menschen und diese Welt liebe. Und deswegen glaube ich, dass es da auch
00:45:59
Speaker
bin ich auch voller Optimismus. Wir kriegen das auch noch hin. Finde ich voll schön. Und das ist ja auch immer die Frage, wo steckst du deine Energie rein jetzt? In die Verzweiflung und in den Unmut und in den Hass, wie es leider heutzutage auch sehr viele Menschen tun. Vielleicht auch, weil sie nicht anders können. Ich will das jetzt auch gar nicht bewerten. Oder eben in die positive Grundeinstellung, dadurch, dass du auch ins Handeln kommst, dann was zu tun und nicht nur darüber redest.
00:46:24
Speaker
dass wir beide jetzt auch im Nachgang ins Handeln kommen. Du vielleicht, indem du ein paar Sprossen anbaust und noch einmal weniger Fleisch isst und ich beispielsweise, indem ich noch konsequenter darauf achte, was ich einkaufe und noch mehr auch Aufklärung betreibe und anhand von praktischer Beispiele zeige, wie es eben auch anders geht. Ich habe auch wieder viel gelernt über auch das Fairtrade Siegel.
00:46:49
Speaker
Da gibt es übrigens super tolle Berichte, können wir hier gerne verlinken. Zukunftssicherung für Kleinbauern in Bolivien beispielsweise war eine Aktion von Fairtrade und viele mehr. Dafür linken wir auf jeden Fall auch auf deine Miserios-Seite, natürlich eben auch. Da wird ja auch sehr viel gemacht. Jetzt noch mal so zwei, drei ganz kurze, konkrete Fragen, vielleicht einfach auch Menschen da ein bisschen mehr Orientierung im Dschungel zu geben.
00:47:18
Speaker
Siegel jetzt gesehen, was sehr oft verwendet wird und zwar ist das Rainforest Alliance. Also das heißt, da geben ja auch Discounter und Massenmarken, die haben dann nicht so dieses Fat-Raid-Siegel, die haben jetzt auch nicht irgendwie andere coole Siegel, die machen dann meistens entweder dieses UTZ-Siegel drauf, auch irgendwas mit Nachhaltigkeit, was ich glaube, was nicht so nachhaltig ist oder so und dann ist Rainforest Alliance. Wie sind diese zwei Siegel einzuordnen?
00:47:48
Speaker
Die werden gerne vom konventionellen Lebensmitteleinzelhandel genutzt. Die sind relativ günstig und diese beiden Siegel sind von ein paar Jahren gemerged, sind dann zusammengegangen. Rainforest Alliance und UTS wird das ausgesprochen. Das ist tatsächlich ein Begriff. Die beiden sind jetzt ein Siegel und die versuchen, ihre beiden Richtlinien zueinander zu bringen. Diese Richtlinien sind grundsätzlich erst mal gar nicht so schlecht. Gerade die von Rainforest Alliance sind von den Richtlinien her erst mal, wenn man sie liest, klingt das alles irgendwie ganz nett.
00:48:17
Speaker
On the ground, auf den Flächen haben wir, um ehrlich zu sein, relativ schlechte Erfahrungen mit Ihnen gemacht. Und das, was ich so bislang gesehen habe und was ich gehört habe auch von den Kollegen, die im Zertifizierungsbereich unterwegs sind, das kann man per se überhaupt auch pauschal nicht schlecht machen.
00:48:34
Speaker
Aber Fairtrade-Siegel ist in diversen Dingen oder in Bio-Siegel, gerade wenn es da mit einem Verband wie Naturland oder Demeter noch hinterlegt ist, ist sicherlich deutlich wertvoller und deutlich sicherer, was das, was ich als Verbraucher mir auch wünsche, wie mit Boden und mit Menschen umgegangen wird, als das, was OUTS und Rayforrest Alliance angeht. Ich will das nicht in Bausch und Bogen schlecht machen.
00:48:57
Speaker
auf den erster Schritt hin zu etwas und wenn irgendwo im brasilianischen Regenwald immerhin mal ein Kontrolleur hinkommt und sich das mal anschauen kann, ist das besser als wenn er komplett wildwest ist und quasi ungescannt in unsere Läden kommt. Das ist schon mal so.
00:49:16
Speaker
Aber die Erwartungen sollten, sage ich mal ganz vorsichtig, nicht zu hoch sein, was Rainforest, was das Siegel von Rainforest oder UTS angeht. Das hat leider die Realität bewiesen, was zumindest in Zentralamerika und Lateinamerika angeht.
00:49:31
Speaker
Gut, habe ich mir gedacht, denn diese Siegel sind auch häufig auf deinen erwähnten Billigprodukten drauf. Und wie soll das dann zusammengehen? Einerseits kaufst du ein Billigprodukt ein, auf der anderen Seite hast du Nachhaltigkeitssiegel drauf.
00:49:47
Speaker
Der gesunde Menschenverstand hilft auch da, um da mal Schlussfolgerungen zu ziehen. Leider ist es eben so, dass wir eine Kaufentscheidung innerhalb von Sekunden treffen und dann quasi das gar nicht überhaupt uns bewusst machen. Und ich hoffe, dass wir da jetzt anhand von diesen drei, vier Beispielen mehr Bewusstheit schaffen konnten. Vielleicht nennst du noch ein paar Marken, die du für förderlich haltest.
00:50:12
Speaker
Ich finde Naturata zum Beispiel gut, Rapunzel gut. Es gibt auch eine weitere Marke, die habe ich unlängst entdeckt, glaube ich sogar in einem Ethika. Vielleicht bist du ja sogar dafür verantwortlich und das ist Ethikable. Die machen Kakao, Kaffee, Tee, Öle auch, sind so ausgestattet, dass sie eben sagen, wir haben 100% genossenschaftliche, biofährige Bauern.
00:50:36
Speaker
und eben in diesen Genossenschaften organisiert und haben auch alle möglichen Siegel, Kleinproduzenten Siegel, Fairtrade, hier Weltladen, Fairbrand, was hältst du von denen und hast du noch weitere gut?
00:50:50
Speaker
Ich bin als Miserium-Mitarbeiter, muss ich da ein bisschen vorsichtig sein, was Marken angeht. Deswegen darf ich da jetzt nicht für die Nennung von Marken in so einem Rahmen, wie wir ihn jetzt gerade haben, ist für mich problematisch. Ich kenne die Etikable, das ist eine französische Marke, die grundsätzlich auch dem gesamten Fairtrade-Kosmos zuzurechnen ist, die nach meinen Informationen gute bis sehr gute Arbeit leisten.
00:51:16
Speaker
Das ist quasi das Pendant zur GEPA hier in Deutschland, die an Wuppertal sitzen, die Fairtrade Company. Zu denen kann ich auf jeden Fall ziemlich viel sagen. Die gibt es ja auch mittlerweile eben zum Beispiel bei EDEKA oder im REWE viel zu kaufen. Die Produkte von der GEPA, die haben auch ein ganzes Sortiment an Bio, Fairtrade, Kaffee, Kakao, Schokolade, Weine und so weiter. Also ein schönes Trockensortiment, was die anbieten und Kunsthandwerk, wo es eben über
00:51:43
Speaker
Also das ist bei denen Fairtrade Plus sozusagen. Die haben nicht nur das Fairtrade Siegel, sondern die bemühen sich eben wirklich. Und das konnte ich mich auch jetzt in Bolivien nochmal von überzeugen, dass die Bauern wirklich sehr, sehr gerne zum Beispiel an die Gepa liefern, weil sie bezahlen noch mehr als die Fairtrade Prämie und bezahlen sicher und gute Preise auch in schwierigen Zeiten. Und das ist das Plus sozusagen, was du bei Gepa dir einkaufst.
00:52:07
Speaker
Wir sind da, Miserio ist da auch Gesellschafter zusammen mit Brot für die Welt und versuchen da den Handel ein bisschen fairer zu machen mittels dieses Handelsunternehmens, mittlerweile eben das größte europaweit, was mit fairen Waren handelt. Und da kriegst du auch eine ganze Menge. Es gibt noch ein paar andere in diesem Fairtrade-Kosmos, die kriegst du im Weltladen zum Beispiel auch, DWP, Weltpartner und so weiter. Gibt es also schöne Marken. Aber wie gesagt, ich will die Stufe und die Schwelle, das ist so ein bisschen für mich schon Top-Notch. Das ist toll und es ist gut, dass es sie gibt, dass es so Leuchttürme gibt.
00:52:37
Speaker
Mir geht es vor allen Dingen darum, ich will raus aus der Nische hin in das, was wirklich alle Menschen können. Und da bio, regional, saisonal und Fairtrade. Ich glaube, wenn du dich an dem Vierklang so ein bisschen entlanghangelst und das, was du kannst, beim Brot, bei der Sojamilch und so weiter, also bei den Produkten, die dir wichtig sind und wo du denkst, dass es mir anliegen, dazuschlagen, da reingehen und einfach schrittweise rangehen, hin zu einem anderen Konsum. Das ist das, was ich machen kann.
00:53:06
Speaker
Und dann, glaube ich, wird diese Welt auch ein Stück besser. Mega gut und fast ein perfektes Schlusswort. Lieber Markus, vielen Dank, dass du dir die Zeit gegönnt hast. Und du arbeitest ja nicht umsonst bei Miserio, wahrscheinlich auch, weil du überzeugt bist von Miserio, nämlich Spenden für Menschen in Not und dass die Welt zum Guten verändert wird und natürlich eben auch Miserio den Menschen unterstützt oder dort hilft.
00:53:32
Speaker
wo die Armut am größten ist. Jetzt erlauben mir noch die Frage, weil es mich eben auch persönlich interessiert. Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben ja oft gezeigt, dass Spendenorganisationen nicht gerade so top transparent mit Spendengeldern umgegangen sind. Jetzt habt ihr aber auch einige sehr, sehr krasse Siegel. Initiative Transparente, Zivilgesellschaft, Klima-Alliance, Bündnis 20 hilft, Spenden Siegel.
00:54:02
Speaker
Kannst du den Menschen, sagen wir mal, zu Miserio vielleicht einfach noch ein paar Worte sagen und warum sie sich gegebenenfalls mit Miserio beschäftigen könnten? Ja, ich arbeite jetzt eben seit sechs Jahren bei Miserio und war anfangs auch, ich kannte die Organisation gar nicht so gut und habe jetzt eben gut erleben können, wie die hier arbeiten und bin wirklich begeistert davon, wie die mit den Spendengeld umgehen. Sie sind eine sehr günstige, sehr schlanke Organisation. Sie verwenden
00:54:31
Speaker
Viel der eingesetzten Gelder, die gespendet werden, kommt direkt bei den Menschen an. Wir arbeiten in 86 Ländern mit über 3500 Projekten. Vor allen Dingen zum Thema Ernährungssicherung, Armutsbekämpfung, Bildung von Mädchen und Frauen. Das ist ein großer Schwerpunkt bei uns. Einhaltung von Menschenrechten, das sind so die vier großen Themen. Und eben da, wo Menschen, die am Ärmsten betroffen sind,
00:54:58
Speaker
Und ich finde schon, dass das eine Organisation ist, die lohnt. Wir haben die letzten Jahre konnten wir trotz der Corona-Krise wirklich unsere Spenden halbwegs stabil halten, sogar zum Teil etwas steigern, weil Menschen gesehen haben, was wir hier wichtige Arbeit machen und leisten. Und daher bin ich schon auch ziemlich begeistert und engagiert für diese Organisation, die wirklich tolle Arbeit macht und wo Hilfe auch ankommt, da wo sie benötigt wird.
00:55:24
Speaker
Okay, also das war jetzt kein Werbeblock. Ich wurde jetzt auch nicht gespendet, finanziert oder unterstützt von Miserio. Ich finde einfach die Arbeit von dir, lieber Markus, einfach fantastisch. Ich hatte einen anderen Podcast gehört, daher bin ich überhaupt auf dich aufmerksam geworden, mit dir zusammen und möchte das auch gerne weiter fortführen. Also wenn dir, liebe Zuschauerinnen, liebe Zuschauer, diese Episode gefallen hat, falls du tatsächlich bis zum Ende drangeblieben bist und
00:55:49
Speaker
weil dir die Welt als nachhaltigere, gesünder Ort am Herzen liegt, dann kannst du doch gerne diese Arbeit weiterempfehlen, Serio weiterempfehlen. Den Markus wollte er einfach auch mal googeln und natürlich eben auch den Higher Health Podcast und Video weiter schicken. Denn das gerade, was Markus am Schluss gesagt hat, als eine der Lösungen, soweit es geht, bioregional, saisonal und Fairtrade sich zu ernähren,
00:56:18
Speaker
Das wäre doch schon mal, wenn jeder ein kleines Stückchen da nur macht, was das kumuliert auf die Weltbevölkerung hieße, ist doch unglaublich. Und vielleicht können wir auch den einen oder anderen Jungen aus Afrika davon befreien. Vielleicht gibt es da auch Möglichkeiten, wie es bei Miserio
00:56:34
Speaker
Ich verlinke übrigens dorthin, werde vielleicht eben auch mal dort mich engagieren und sage dir, liebe Zuhörer und liebe Zuhörer, stay healthy, stay vegan, eat your broccoli, natürlich nur bio-regional und so weiter. Und der Kakao und dein Kaffee natürlich auch. Markus, danke für deine Zeit, mega geil. Liebe Grüße nach Aachen und bis ganz bald. Total gerne. Vielen Dank, Christian, für die Zeit und dir alles Gute. Macht's gut, ciao.
00:57:01
Speaker
Ich hoffe dir hat die heutige Episode gefallen. Um ja nicht die neuesten News und Trends rund um Gesundheit, vegane Annäherung und Fitness zu verpassen, schalte jeden Donnerstag und Sonntag ein. Es warten spannende Solo-Episoden und Interviews auf dich. Abonniere uns auch auf iTunes, Apple Podcasts, Spotify, Google Podcasts oder einem anderen Anbieter deiner Wahl und lass gerne eine Bewertung da. Die zugehörigen Links findest du in den Show notes.
00:57:27
Speaker
Teile den Podcast auch gerne mit deinen Liebsten, damit auch sie zukünftig ihrer Gesundheit wieder mehr Beachtung schenken. Vielen lieben Dank und einen wunderschönen Tag wünscht dir das ganze VeganAthletes und MrBroccoli Team. Aber Achtung, als kleiner Reminder, die Inhalte dienen lediglich rein informativen Zwecken und ersetzen keinen Arztbesuch. Solltest du körperliche Leiden haben oder an einer ernsten Krankheit leiden, wende dich bitte immer an einen Arzt.