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S3-02: Vom Profisportler zum Physiotherapeuten und Akademiker (mit Jürgen Maureder)

S3 E2 · hashtag PRAXIS – Als TherapeutIn erfolgreich selbstständig
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29 Plays23 hours ago

Ich darf heute Jürgen Maureder als unseren Gast begrüßen. Wir sprechen über seinen spannenden Weg vom Profisport zur Physiotherapie und Lehrtätigkeit. Jürgen ist Triathlet, mehrfacher Jugendstaatsmeister im Schwimmen und arbeitet mittlerweile als Physiotherapeut in seiner eigenen Praxis. Welche Herausforderungen er neben den Erfolgen gemeistert hat, wie er sich in seiner Selbstständigkeit organisiert und wie er daneben auch an Hochschulen als Vortragender tätig ist, verrät er uns in dieser Folge.

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Transcript

Selbstständigkeit: Flexibilität und persönliche Ziele

00:00:05
Speaker
Flexibilität in der Selbstständigkeit hat natürlich sehr, sehr viele Vorteile, auch wenn man natürlich viel zu tun hat. Letztes Jahr habe ich mein zweites Masterstudium abgeschlossen. Ich bin in meinem Doktorat. Also das war schon kein doppeltes, sondern eine dreifache Belastung. Man kann ja dann trotzdem seine eigenen Ziele und Ideen verwirklichen. Es ist halt schön, wenn man etwas umsetzt und dann ein kleines Ergebnis sieht.
00:00:26
Speaker
Natürlich macht man eine gewisse Marktanalyse, Konkurrenzanalyse, wo kann man vielleicht in dem Markt noch ein bisschen mehr eine Nische finden. Ich bin zu anderen Ärzten gegangen, habe mich vorgestellt und habe viele Therapeuten eingeladen, ohne großen Hintergedanken, einfach nur, um uns gegenseitig kennenzulernen. In der Selbstständigkeit, mit einem Team zusammenarbeiten, wo man sich permanent austauschen kann, wo man voneinander lernen kann, das ist auf jeden Fall ein absolutes Must-have. Es ist alles nicht so schlimm, man muss sich nicht stressen.
00:00:52
Speaker
Hausverstand mitnehmen, Fehler machen, daraus lernen. Fehler müssen passieren, weil sonst gibt es keine Weichen.

Vorstellung von Jürgen Maureder: Von Sport zu Physiotherapie

00:01:00
Speaker
Hallo und willkommen zur Hashtag Praxis, dem Podcast für selbstständige Therapeutinnen mit Tipps und Tricks zur erfolgreichen Praxisführung. Ich darf heute Jürgen Maureder als unseren Gast begrüßen. Wir sprechen über seinen spannenden Weg vom Profisport zur Physiotherapie und zur Leertätigkeit.
00:01:17
Speaker
Jürgen ist Triathlete, mehrfache Jugendstaatsmeister im Schwimmen und arbeitet mittlerweile als Physiotherapeut in seiner eigenen Praxis. Welche Herausforderungen er neben den Erfolgen gemeistert hat, wie er sich in seiner Selbstständigkeit organisiert und wie er daneben auch an Hochschulen als Vortragende arbeitet, verrät er uns in dieser Folge. Viel Spaß beim Zuhören. Hallo Jürgen, grüß dich. Hallo, grüß dich. Danke, dass ich dabei sein darf. Freut mich.
00:01:43
Speaker
Ja, wir freuen uns auch sehr, dich heute zu Gast zu haben. Und ich beginne gleich damit, dich darum zu bitten, dich einfach mal kurz vorzustellen. Ja, sehr gern. Also das Intro hat mir schon ganz gut gefallen. Da waren schon einige wichtige Punkte dabei. Ich war selber früher im Leistungssport, im Schwimmsport, aber in unterschiedlichen Ländern gelebt und habe sehr schnell mitbekommen, was Physiotherapie eigentlich heißt, also auch als Patient. Und da war für mich klar, dass ich dann auch den Weg des Physiotherapeuten einschlagen will.
00:02:11
Speaker
Und das habe ich dann auch in Graz studiert. Ich wollte im Leistungssport treu bleiben, habe mich dann auf Sportphysiotherapie spezialisiert und arbeite jetzt auch mit unterschiedlichen Sportverbänden, mit Olympioniken zusammen und teile den sportlichen Gedanken bei meinen Patienten und Sportlern. Magst du uns auch verraten, was denn so der Key Moment für dich damals gewesen ist, was dich auf diesem Weg hin zum Physiotherapeut geleitet hatte?
00:02:41
Speaker
Also ich war damals in Australien und hab dort eine Schulterverletzung gehabt und ich hab gewusst, ich brauch Hilfe und ich hab damals mir noch gar nicht ausgekannt und mir ist dann empfohlen worden, ich soll zur Physiotherapie gehen, hab dort einige Einheiten in Anspruch genommen und hab sofort gewusst.
00:02:56
Speaker
Das ist das Richtige für mich. Einerseits, weil es sympathische Menschen waren, die selber aus dem Sport kommen, die auf meine Probleme eingegangen sind, die sich einerseits die Zeit genommen haben, aber auch die Zeit nehmen haben können, dass sie auf meine Probleme eingehen. Das hat mich von Anfang an begeistert und da war für mich klar, da möchte ich auch dran bleiben an dem Bereich.
00:03:16
Speaker
Jetzt ist es so, dass du nach einer Ausbildung dann direkt angefangen hast als Physiotherapeut auch zu arbeiten. Magst du uns da kurz erzählen, wie so dein Werdegang gewesen ist in möglicherweise auch unterschiedliche Arten von Praxisformen bis hin zur Selbstständigkeit?

Jürgens erste Berufserfahrungen und Masterstudium

00:03:33
Speaker
Ja, also gleich nach dem Bachelorabschluss in Graz an der FI Union habe ich einen Job angenommen in einer Behindertenwerkstatt. Das war nicht unbedingt das, was ich geplant habe. Hat aber noch wunderbar für mich funktioniert und habe dort erste Erfahrungen sammeln können. Und das war natürlich der erste Job ist immer aufregend. Ich weiß noch, wie man damals eine ziemlich teure Brille kauft beim ersten Gehalt. Und wir sind aber dann nach einem Jahr nach Wien gezogen und habe dann in einem Krankenhaus weitergearbeitet, im geriatrischen Setting.
00:04:04
Speaker
Und ich habe immer schon gewusst, ich möchte mich akademisch weiterbilden, ich möchte auch in die Forschung gehen. Und dann habe ich relativ bald beschlossen mit meinem ersten Masterstudium, ich muss in die Selbstständigkeit gehen, damit ich einfach eine gewisse Flexibilität auch für die Lehre und die Forschung habe. Und so bin ich dann im MZA in Wien gelandet, in der Alsastraße, wo ich immer noch aktiv bin und Flexibilität in der Selbstständigkeit hat natürlich sehr, sehr viele Vorteile, auch wenn man natürlich viel zu tun hat.
00:04:30
Speaker
wenn wir so dein angestellter Verhältnis reflektieren. Was hat dir dabei gut gefallen und was war dabei für dich vielleicht ein bisschen herausfordernder? Also was natürlich ein riesen Vorteil war, war dieses geschützte Setting. Man hat sich im Endeffekt voll und ganz auf die Arbeit mit den Patienten konzentrieren können und hat darauf vertrauen können, dass am nächsten Tag auch Patienten da sind sozusagen.
00:04:54
Speaker
Die Herausforderung war dann, wie dann das eigene Wissen, die eigene Erfahrung immer mehr geworden ist, aber gesehen, dass es natürlich auch einen Rahmen gibt, in dem man sich bewegen kann und aus dem kann man schwer ausbrechen. Wenn es dann zum Beispiel geht, dass man Therapie-Equipment handeln und so weiter braucht für die Patienten, dann kann man das nicht einfach kaufen und besorgen wie in der Selbstständigkeit, sondern man muss einmal von Pontius to Pilatus laufen und alle immer abfragen, ob das überhaupt erlaubt ist. Das ist natürlich eine gewisse Herausforderung, hat aber letztendlich dann auch funktioniert.

Die Freiheit einer eigenen Praxis

00:05:23
Speaker
Ich habe jetzt letztes Jahr meine eigene Praxis in St. Pölten eröffnet. Das ist natürlich nett, wenn man so seine eigene Spielwiese hat, wo man dann das Therapie-Spielzeug sozusagen kaufen kann, ohne dass man jemandem um Erlaubnis bitten muss. Das ist natürlich der große Vorteil in der Selbstständigkeit im Vergleich jetzt zum Angestelltenverhältnis. Ja, natürlich die ganze Administration-Organisation ist eine komplett andere. Die kommt dann natürlich ein Stück weit mit, wenn man sich dann selbstständig macht. Das ist dann natürlich auch anders.
00:05:53
Speaker
Absolut, genau. Das ist learning by doing. Da hat man einiges zu tun, aber ist Gott sei Dank auch machbar. Wie geht es dir jetzt nach einem Jahr in der eigenen Praxis? Sehr gut. Das Team wächst. Es ist natürlich angenehm, wenn man so seine eigene Vision auch mit den Kollegen, die dann mit an Bord sind, teilen kann, wenn alle einen am Strang ziehen.
00:06:15
Speaker
Letztes Jahr der UMPA war natürlich eine große Herausforderung neben meinem Studium. Also ich habe letztes Jahr, also im Jänner, mein zweites Masterstudium abgeschlossen. Ich bin in meinem Doktorat. Das schließe ich jetzt demnächst dann ab. Also das war schon kein doppeltes, sondern eine dreifache Belastung. Aber ja, wie gesagt, man kann ja dann trotzdem seine eigenen Ziele und Ideen verwirklichen. Und es ist halt schön, wenn man etwas umsetzt und dann ein kleines Ergebnis sieht. So sieht die Arbeit auf jeden Fall aus.
00:06:44
Speaker
Ja, ich höre schon raus, dass es ja auch der springende Punkt, was dich ja in die Selbstständigkeit geleitet hat, dieses Hands-on, dieses Selbst-Dinge umsetzen können dürfen. Und das klappt ja dann ganz gut bei euch, wie ich höre, das freut mich.
00:06:59
Speaker
Jetzt hast du aber auch erzählt, dass sich ja sehr vieles bei dir tut, also die neue Praxiseröffnung, selber die eigene Ausbildung, dann bist du ja noch Vortragender, dazu möchte ich später noch ganz kurz darauf zu sprechen kommen. Jetzt, das sind sehr, sehr viele Themen auf einmal. Jetzt erzähl ein bisschen, wie schupfst du das alles unter den Hut, wie gelingt dir das?
00:07:22
Speaker
Das werde ich tatsächlich sehr oft gefragt und die Antwort ist immer die gleiche. In der Zeit, wo andere vielleicht auf Netflix verbringen oder auf Instagram, bin ich halt am Arbeiten. Also ich habe nicht mehr Zeit als alle anderen. Was ich sehr gut kann, ist auf jeden Fall, die eigene Zeit zu managen und einzuteilen. Und natürlich muss man auch schauen, dass die eigene Freizeit nicht zu kurz kommt.
00:07:42
Speaker
Aber letztendlich, wenn man ein bisschen ein Gefühl für Zeit hat, dann kann man mal Zeit für das Masterprogramm nutzen, Zeit für das Doktorat, dann hat man wieder ein bisschen Zeit für die Praxisgründung. Also das läuft nicht immer alles simultan, sondern man kann das recht schön abwechselnd dann einbauen und irgendwann einmal fallen dann einige Punkte weg und dann freut man sich natürlich umso mehr, dass die Punkte funktioniert haben.
00:08:04
Speaker
Würdest du denn sagen, dass so die Erwartungshaltung, ich gründe jetzt meine eigene Praxis vor diesem ein Jahr gleich ist mit dem ist nach einem Jahr oder gibt es da Diskrepanzen?

Herausforderungen und Unterstützung beim Praxisaufbau

00:08:20
Speaker
Also jetzt im Nachhinein würde ich auf jeden Fall sagen,
00:08:22
Speaker
Ich hätte mir nicht so viel stressen müssen, das wäre nicht notwendig gewesen. Man hat natürlich eine ganz andere Verantwortung, man spielt mit ganz anderen Summen. Man muss sich das natürlich ganz genau ausrechnen, kalkulieren, geht der Plan auf, geht er nicht auf. Von Marktanalyse, Konkurrenzanalyse bis Budgetplan sollte man natürlich die Zahlen kennen. Wenn ich ein Projekt mache, dann möchte ich es sehr genau machen und das ist mir glaube ich auch gelungen. Aber letztendlich im Nachhinein hätte ich noch halb so viel Energie investiert, hätte es auch funktioniert.
00:08:52
Speaker
Hast du da Unterstützung gehabt bei der ganzen Sache? Ja, also solche Projekte gehen natürlich nicht alleine. Meine Frau, die ist Logopedin, die ist auch in der Praxis mit eingestiegen, die hat natürlich auch ihre Ideen eingebracht. Aus dem familiären Setting gibt es immer wieder Leute, die handwerklich begabter sind als ich. Das heißt, das ist natürlich eine super Hilfe, wenn man auf das zurückgreifen kann. Und ja, auch im MZA, ich bin zwar selbstständig, aber
00:09:19
Speaker
Ich habe jetzt nicht die gleiche Verantwortung wie in der St. Pöltener Praxis. Man sieht, man lernt, man nimmt vieles von erfahreneren Kollegen und Kolleginnen mit. Das hilft natürlich. Es wäre gelogen, wenn ich jetzt sage, das war eine One-Man-Show. Das ist sicher nicht. Es ist ein Luxus, wenn man weiß, man kann die Hilfe annehmen, man kann die Leute fragen und um Hilfe bitten. Weil wie gesagt, alleine kann man machen, muss man aber nicht. Das ist nicht notwendig.
00:09:47
Speaker
Du bist an der einen oder anderen Stelle sehr, sehr gut vernetzt auch mit den Expertinnen und Therapeutinnen in dem Bereich und hast du da auch schon Learnings mitnehmen können dürfen von deinen Berufskolleginnen? Absolut, absolut. Und ich habe die Einstellung, wenn ich jemandem Hilfe anbiete, dann kann ich im besten Fall jemanden eine Freude machen und darauf vertrauen, dass das dann auf Gegenseitigkeit beruht.
00:10:14
Speaker
Netzwerken, Netzwerk aufbauen, mit Kollegen plaudern, sei es jetzt fachlich oder auch privat, ist einfach essenziell in der Selbstständigkeit. Und Propaganda ist natürlich ein wichtiger Punkt. Und wenn man weiß, da gibt es irgendwo in St. Pölten engagierten netten Physiotherapeuten, dann ist das schon eine Hilfe, auf jeden Fall.

Netzwerken und Patientengewinnung

00:10:31
Speaker
Dieser Gedanke bringt mich jetzt auch noch zu dem Thema Bekanntheit schaffen, auch Patientinnen, Kundinnen sozusagen, unter Anführungszeichen,
00:10:41
Speaker
generieren, beziehungsweise gerade am Anfang ist es ja so, dass man sich den Patientinnenstamm ja Schritt für Schritt aufbauen muss, wenn man vielleicht noch nicht so ganz bekannt ist. Da haben wir ja selber ab heute noch sehr, sehr viele Kundinnen, die neu starten. Da höre ich immer die Geschichten heraus. Gerade am Anfang ist es nicht so easy. Wie macht ihr denn das in deiner Praxis?
00:11:03
Speaker
Also ich habe den großen Luxus, dass es in Wien schon mehr oder weniger Selbstläufer ist, in der Wiener Praxis. Das heißt, da kann ich darauf vertrauen, dass ich auf meine Standpatienten zurückgreifen kann. Da funktioniert das mit der Mundpropaganda sehr gut.
00:11:17
Speaker
Und in St. Pölten, ja, natürlich, es braucht ein bisschen Anlaufzeit. Man muss das auch mit einberechnen. Das ist auch durchaus in meinem Finanzplan drinnen, dass die ersten paar Monate etwas schwieriger sind, sagen wir so. Aber letztendlich, ich hab jetzt nichts Aufregendes gemacht. Ich bin zu anderen Ärzten gegangen, hab mich vorgestellt, hab gesagt, was ich mach. Manche waren interessiert, weil sie gerade auch die Zeit gehabt haben. Die haben das dann toll gefunden, dass man sich so engagiert, dass man so viele Projekte am Laufen hat.
00:11:45
Speaker
Andere haben vielleicht weniger Zeit gehabt, aber die haben zumindest mal von einem gehört. Dann habe ich viele Therapeuten eingeladen, ohne großen Hintergedanken, einfach nur, um uns gegenseitig kennenzulernen. Dass man sich vielleicht auch mal austauschen kann. Also ich habe relativ schnell Therapeuten kennengelernt, die zum Beispiel auf die Schulter spezialisiert sind. Und ich mache zum Beispiel mehr Laufanalyse, mehr untere Extremität. Und das ist einfach ganz nett, wenn man dann weiß, wo man gleich den anderen Patienten hinschicken kann. Und auch das beruhe ich mir auf Gegenseitigkeit.
00:12:16
Speaker
ihnen irgendwas zu verkaufen, sondern einfach gesagt, hallo, ich bin jetzt da, machen wir irgendwas Tolles miteinander.

Technologie in der Physiotherapie

00:12:21
Speaker
Und das hat eigentlich recht gut funktioniert. Hast du dich dann schon in diesem Zusammenhang auch mit dem Thema USP auseinandergesetzt bzw. was dich von vielleicht anderen Therapeutinnen so ein bisschen abhebt oder was so wirklich deine Spezialisierung auch ist?
00:12:38
Speaker
Genau, also natürlich macht man eine gewisse Marktanalyse, Konkurrenzanalyse. Also Konkurrenzanalyse ist eigentlich das falsche Wort, weil wir keine Konkurrenten sind. Aber natürlich muss man schauen, wo kann man vielleicht in dem Markt noch ein bisschen mehr eine Nische finden.
00:12:51
Speaker
Und ich bin auf jeden Fall auf technologiegestützte Therapie spezialisiert. Ich traue mir behaupten, dass meine Praxis auch sicher im oberen Bereich von der Ausstattung ist. Das war mir auch wichtig, dass ich da immer am neuesten Stand bin, auch durch meine Studien, durch meine eigene Forschung. Ich habe letztendlich das Know-how. Ich glaube, jeder von uns ist engagiert, jeder gibt sein Bestes.
00:13:11
Speaker
Und genau das will ich einfach zeigen. Also ich studiere nicht umsonst gefühlt 100 Jahre, damit ich dann das Wissen nicht weitergebe. Das ist sicher was, was ich schon öfters gehört habe, dass die Leute das schätzen, dass ich immer sehr interessiert bin und immer am neuesten Stand bleiben will. Und ich glaube, das spüren letztendlich auch die Patienten, wenn man
00:13:28
Speaker
einfach immer wieder neuen Input bringen kann, wenn man auf die aktive Therapie setzt. Das ist mir ganz, ganz wichtig. Ja, Evidenced-based Physiotherapie in Kombination mit ehrlicher, netter Kommunikation. Ich glaube, das ist der Schlüssel, wo man dann durchaus erfolgreich ist in unserem Bereich.
00:13:43
Speaker
Das ist sehr, sehr schön gesagt. Bloß, was mir auch sehr gleich ins Auge fällt, wenn ich mir auch deine Praxis-Webseite anschaue, ist eben dieser Fokus mit dem Thema, dass du selber aus dem Leistungssport kommst und da sehr, sehr viel Erfahrung mitnimmst, gerade vielleicht für solche Patientinnen, die in dem Bereich ihre Themen haben, sag ich jetzt mal.
00:14:08
Speaker
Absolut. Also ich war jetzt mit dem Schwimm-Nationalteam, mit dem Junioren-Nationalteam in Litauen bei der Junioren-Europameisterschaft. Und das ist natürlich toll, wenn man sich dann selbst wieder in den jungen Sportlern wiedererkennt und ihnen dann Erfahrungswerte mitgeben kann, ihnen zeigen kann, wie man mit Schulterbeschwerden umgeht, wie das präventiv natürlich ausschaut, dass es gar nicht erst so weit kommt. Und so simple das oft klingt, aber das ist ein wichtiger Punkt, wenn man im Sport einfach dieselbe Sprache spricht.
00:14:42
Speaker
Ich kann jetzt vielleicht beim Fußball nicht ganz so stark behaupten, aber das Wording ist einfach ganz, ganz wichtig. Und die Eigenerfahrung dahinter macht natürlich absolut Sinn, wenn man nicht nur die therapeutisch-medizinische Seite kennt, sondern selber auch mal in der Patientenrolle war. Also das ist sicher ein Nachteil. Da habe ich mal auch eine Studie gelesen, dass diese Empathie und dieses Verstandenwerden, dieses Menschliche natürlich neben der Fachspezialisierung auch zur
00:15:09
Speaker
zum Heilungserfolg sozusagen der Patientinnen mit beiträgt.

Akademische Rollen und kontinuierliches Lernen

00:15:14
Speaker
Absolut. Und ich finde, das Einfachste, um das zu leben, ist, wenn wir einfach ehrlich an den Problemen der Patienten interessiert sind. Natürlich, Therapeuten sind auch nur Menschen, muss das Privatleben auch gut funktionieren. Aber wie gesagt, die Patienten spüren das, wenn man mit einer gewissen Leidenschaft dahinter ist, wenn man weiß, wie sich dieser Leidensdruck, dieser Weg anfühlt.
00:15:34
Speaker
und einfach ehrliches Interesse zeigen, dass man den Leuten helfen will. Und ich glaube, das klingt oft einmal einfach, ist nicht immer einfach. Aber ich glaube, wenn man das umsetzen kann, dann spüren das die Patienten und dann fühlen sie sich hoffentlich auch wohl. Ja, bezüglich Privatem hast du ja kurz erwähnt, dass ja deine Frau auch mit dabei ist in der Praxis. Inwiefern ist sie denn auch im Thema Admin und Organisation involviert? Oder liegt das Thema primär bei dir? Wie seid ihr da organisiert?
00:16:04
Speaker
Also momentan liegt das alles nur bei mir. Sie ist unter Anführungsstrichen nur eingemietet. Das heißt, sie hat jetzt noch keine zusätzlichen Rollen. Sie hat aber in der Bildungskarenz ein Managementstudium absolviert. Das heißt, früher oder später wird sie das dann auf jeden Fall übernehmen, auch die Admin-Thematiken. Momentan versuchen wir das private und berufliche so gut, es geht so trennend, funktioniert eh nicht immer.
00:16:26
Speaker
Aber momentan liegt das auch bei mir. Ich sehe uns ein bisschen wie ein kleines Start-up. Das heißt, die Rollenverteilung wird sich in den nächsten Monaten an die anderen herauskristallisieren. Das Team wird dann noch wachsen und von dem her können wir dann alle Stärken gut ausspielen. Dann dürfen wir gespannt sein, wie es dann auch Step-by-Step bei euch weitergeht und wir werden das natürlich auch verfolgen. Absolut, absolut.
00:16:50
Speaker
Genau. Erzähl uns doch zur Tätigkeit an den Fachhochschulen, wo du ja auch als Vortragender arbeitest. Vielleicht kannst du ein paar Worte sagen, wie du dazu gekommen bist und was dich motiviert, auch das Wissen weiterzugeben. Ja, das ist tatsächlich eine spannende Geschichte, weil ich mich
00:17:12
Speaker
Also ich habe jetzt momentan drei Lehraufträge und ich habe mich nur für einen Lehrauftrag beworben. Bei den anderen bin ich tatsächlich aktiv angesprochen worden, ob ich das machen möchte. Das ist meiner Meinung nach genau das, was ich eingangs gesagt habe. Wenn man einfach auf die Leute zugeht, offen zugeht, mit ihnen plaudert, ehrliches Interesse zeigt und die Leute natürlich dann auch mitkriegen, dass man selbst interessiert ist und ehrgeizig, dann zahlen sie ja die ganzen Studien aus, die man macht, die ganze Forschungsaktivität aus.
00:17:41
Speaker
Und dann kommt man irgendwann an den Punkt, wo man dann glücklicherweise in der Situation ist, wo man dann gefragt wird, ob man gewisse Lehraufträge annehmen will. Das war immer schon mein Plan, von dem her ist mir die Antwort immer recht leicht gefallen, dass ich das natürlich machen will und immer sagen, es macht absolut Spaß, weil
00:17:57
Speaker
Man muss sich selbst reflektieren. Man kann sich jetzt nicht einfach in den Hörsaal reinstellen und unvorbereitet da etwas präsentieren. Diese Selbstreflektion finde ich extrem spannend und vor allem es kommen extrem viele gute Kolleginnen und Kollegen nach, die jetzt schon sehr viel Wissen haben, wo ich selber auch immer etwas lernen kann. Das finde ich einfach super. Also ich bin jetzt selber noch nicht
00:18:18
Speaker
oder hoffentlich nie in der Rolle, wo ich jetzt nur Wissen weitergebe und nichts mehr lernen kann, das kann ich mir nicht vorstellen. Und von dem her ist die Lehre etwas, was man auf Augenhöhe betrachten kann, wo man gegenseitig lernen kann, weil letztendlich sind wir sowieso früher oder später Kollegen und Kolleginnen. Und von dem her finde ich das einfach einen richtigen Weg, wenn wir da gemeinsam Wissen austauschen. Und das finde ich einfach sehr schön.
00:18:41
Speaker
Eine Win-Win-Situation sozusagen. Und am Ende des Tages profitieren ja auch deine Patientinnen von deiner Weiterbildung, von der Forschung und von deiner Beschäftigung hier an den FHs. Absolut. Genau. Das hoffe ich zumindest, dass ich davon profitieren werde. Rückblickend nochmal über die letzten ja vielleicht ein, zwei Jahre. Gibt es dann etwas, wo du sagst, dass du es beruflich anders machen würdest? Das ist eine sehr gute Frage.

Erfahrungen mit Selbstständigkeit und Erholung

00:19:10
Speaker
Also gerade wenn man mit der Selbstständigkeit startet, das ist bei mir jetzt doch schon einige Jahre aus, seit ich gestartet bin, man hat am Anfang immer diesen, nennen wir es Stress, nennen wir es vielleicht Respekt, dass man nicht genug Patienten bekommt und im Nachhinein war dieser Respekt nie notwendig. Also man hat immer Patienten, wenn man sich drum kümmert, wenn man aktiv dran bleibt, was ich sicher gelernt habe, dass man sich weniger Sorgen machen muss, vor allem an der Selbstständigkeit, weil es gibt immer Wege wieder zur Arbeit zu kommen oder Anführungsstrichen.
00:19:40
Speaker
Und was ich auf jeden Fall im letzten Jahr gelernt habe, den einen oder anderen Urlaub extra, das schaut uns alle nicht. Also Arbeit ist schon gut, wenn man sich darin verwirklichen kann, aber natürlich Urlaub hat man sich dann auch dementsprechend verdient. Also der wird in Zukunft öfter kommen. Ja, das ist auf jeden Fall auch ein sehr, sehr schöner Tipp für alle angehenden oder vielleicht schon neu Selbstständigen oder auch unsereins, die da schon länger vielleicht selbstständig arbeiten, dass wir das uns auch
00:20:09
Speaker
immer wieder zu Herzen nehmen. Absolut. Arbeiten werden wir noch genug. Also da mache ich mir keine Sorgen, wenn man dann den einen oder anderen Urlaub dann noch dazunehmt. Es wird trotzdem funktionieren. Gab es da noch eine Situation, in der du vielleicht von einem guten Rat oder einem Tipp von jemanden profitiert hattest? Vielleicht ein konkretes Beispiel, was du mit uns teilen magst?
00:20:32
Speaker
Also was ich bei uns in Wien im MZA sehr super finde, wir haben eine Gemeinschaftsküche, wo wir mehr oder weniger immer die Möglichkeit haben, Patienten durchzubesprechen, Erfahrungswerte austauschen. Also das ist absolut genial. Würde jedem empfehlen, in der Selbstfindigkeit mit am Team zusammenarbeiten, wo man sich permanent austauschen kann, wo man voneinander lernen kann. Das ist auf jeden Fall ein absolutes Must-Have. Das ist ja genau das, was ich in meiner Praxis umsetzen will. Gemeinschaftsküche gibt es, da sollen wir sie zusammensetzen, eine gemütliche Zeit haben und voneinander profitieren.
00:21:02
Speaker
Was ich aus der Forschungsseite sehr positiv mitgenommen habe, das ist oft ein bisschen schwieriger, weil man sich da nicht mit ganz so vielen Kollegen austauschen kann. Ein Supervisor von mir, also ein Doktoratsbetreuer, hat mir immer wieder seine Fehler geschildert, die Fehler, die er in der Forschung gemacht hat. Und das war extrem wichtig, weil als junger Forscher, als Doktorant, hat man immer das Gefühl, es muss immer alles perfekt sein, weil in der Forschung läuft alles perfekt und das ist absolut nicht so.
00:21:29
Speaker
Und das hat mir immer sehr gut gefallen, wenn man die negativen Beispiele aufzählt hat, weil das nimmt einem selber den Stress. Also, wenn man vorhat, aus Physio in die Forschung zu gehen, es ist alles nicht so schlimm, man muss sich nicht stressen, den Hausverstand mitnehmen, Fehler machen, daraus lernen. Wir haben das alle schon hundertmal gehört von verschiedenen Seiten, aber ich kann es auch in dem Bereich wieder bestätigen. Fehler müssen passieren, weil sonst gibt es keinen Weg.
00:21:53
Speaker
Freut mich sehr, sehr zu hören, dass du das jetzt gerade sagst. Und ich stelle mir vor, unsere Zuhörerinnen, die auch an diesem Punkt sind, dass ihnen vielleicht auch ein Stein vom Herzen fällt oder es nochmal irgendwie bestätigt wird. Also was ich damit sagen möchte, ist, dass einfach diese Botschaft auch vielen unserer Zuhörerinnen sicher Mut macht für ihre zukünftigen Projekte.
00:22:15
Speaker
Absolut, und das ist bei mir auch das höchste Credo in meinen Vorlesungen, die Studenten, Studentinnen können alles mögliche fragen, weil genau dafür sind wir da. Und ich habe mir auch im Doktorat immer gedacht, jetzt bin ich in dieser Rolle, jetzt wird von allen Seiten erwartet, dass ich alles weiß und das ist natürlich
00:22:34
Speaker
Blödsinn, also so kann das gar nicht funktionieren. Also eine ganz wichtige Message, wenn man was nicht weiß, ehrlich zugeben, nachfragen, gemeinsam wieder in den Dialog treten, weil man kommt drauf, die anderen wissen vielleicht Dinge nicht, die man selber weiß, dann kann man sie wieder austauschen. Und ganz ehrlich, da haben wir schon richtig geniale Gespräche geführt, auf unterschiedlichsten Ebenen.
00:22:54
Speaker
Das ist hundertmal wertvoller, als wenn man sich dann zu Hause versteckt mit seinem Problem und das vielleicht selber recherchieren will und dann findet man das Thema nicht. Also das ist mühsam. Einfach miteinander reden.

Wichtigkeit von Sport, Familie und Netzwerken

00:23:05
Speaker
Das ist natürlich auch wichtig mit vielen, vielen Projekten, gerade am Start der Selbstständigkeit und darüber hinaus auch an die eigenen Batterien zu denken und auch sich um seine eigene Selbstfürsorge zu kümmern.
00:23:18
Speaker
Du hattest ja vor schon das Thema Urlaub angesprochen, den Stress, die Sorge rausnehmen. Aber was machst du konkret für deine, selbst für Sorge im Alltag? Also das ist für mich eine ganz klare Antwort. Sport ist und bleibt mir Leidenschaft. Also ohne Sport kann ich meine Batterie nicht aufladen. Und in der Corona-Zeit sind wir zu dritt. Also haben wir ein neues Familienmitglied dazu bekommen. Ja, Zeit mit der Familie ist einfach so wertvoll. Das entschleunigt.
00:23:48
Speaker
Wenn man so viele Projekte am Laufen hat, dann huscht man vom einen zum anderen Termin und man muss dann oft einmal parallel denken, das ist anstrengend, das kostet Ressourcen. Aber wenn man dann Zeit mit der Familie verbringen kann, dann kann man sich voll und ganz auf das einlassen, das gibt einfach Energie. Abschließend vielleicht noch, wo kann man denn mehr Infos und einfach noch mehr Background zu dir, deiner Praxis und deiner Arbeit auch finden?
00:24:15
Speaker
Ja, also wie gesagt, ich bin immer offen für ein gutes Gespräch. Ich habe auch immer wieder andere Physios, die ich auf Instagram kennengelernt habe, mit denen ich immer schreibe, was die so machen, welche Schwerpunkte sie haben. Also ja, ihr könnt es mir auf Instagram anschreiben, auf LinkedIn, auf der Praxis-Webseite praxis-birgengasse.at, mza.at. Ich habe immer wieder Praktikanten, die bei mir einmal schnuppern kommen. Ich habe immer Lust auf ein gutes Gespräch. Also meldet euch.
00:24:42
Speaker
Wir verlinken natürlich all diese Kanäle gerne hier nochmal in den Show Notes, damit man noch alle Wege nutzen kann, um dich zu finden. Und damit bedanke ich mich auch nochmal für das nette Gespräch heute und die vielen, vielen Tipps von dir. Vielen Dank, dass du da warst. Danke für die Einladung, hat mich sehr gefreut. Super, was ihr macht.
00:25:03
Speaker
Dieser Podcast wird präsentiert von Appointment, der unkomplizierten Praxissoftware. Um dich voll auf deine Patientinnen und Patienten konzentrieren zu können, brauchst du einen freien Kopf. Mit Appointment verwaltest du deine Termine, Dokumentationen, Rechnungen im Handumdrehen. Das bedeutet weniger Stress mit Administration und mehr Zeit für deine Patientinnen und Patienten. Jetzt kostenlos testen. Auf www.appointment.com.