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#16 - Wenn der Coach plötzlich zu Mutter wird. -  Projektion & Übertragung - wie du sie für Durchbrüche nutzt. image

#16 - Wenn der Coach plötzlich zu Mutter wird. - Projektion & Übertragung - wie du sie für Durchbrüche nutzt.

S1 E16 · The Embodied Coach
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50 Plays1 month ago

Wenn deine Klientin plötzlich in alten Mustern reagiert – du aber gar nicht weißt, warum – dann ist diese Folge Gold wert. Wir sprechen über das unterschätzte Thema Übertragung und Projektion im Coaching: wie sie entstehen, woran du sie erkennst und wie du sie gezielt nutzen kannst, statt sie deinen Prozess sabotieren zu lassen. Ein tiefgehendes Gespräch über Beziehung, Verantwortung und die Tiefe von traumasensiblem Coaching.

Diese Folge ist eine Einladung, den Blick hinter die Dynamiken zu werfen, die Coaching wirklich transformativ machen oder unbewusst blockieren. Wenn deine Klientin sich plötzlich bewertet fühlt, dich idealisiert oder Angst hat, etwas falsch zu machen, dann bist du mitten in einer Übertragungsdynamik. Und wenn du als Coach selbst spürst, dass dich eine Reaktion triggert oder du dich übermäßig verantwortlich fühlst, dann bist du in der Gegenübertragung.

In dieser Episode sprechen Lena und Natascha über den Unterschied zwischen Projektion und Übertragung, zeigen reale Beispiele aus der Coachingpraxis und erklären, warum diese Prozesse nicht vermeidbar, sondern notwendig sind, um echte Durchbrüche zu ermöglichen. Du erfährst, wie du als Coach Beziehungsdynamiken erkennen, halten und sogar gezielt nutzen kannst, um deinen Klientinnen korrigierende Beziehungserfahrungen zu schenken und sie aus alten Mustern in neue Selbstwirksamkeit zu führen.

💡 Themen u. a.:

  • Übertragung vs. Projektion – der entscheidende Unterschied
  • Wie alte Beziehungserfahrungen Coachingprozesse prägen
  • Gegenübertragung: Wenn dein inneres Kind mitcoacht
  • Warum Selbsterfahrung und traumasensibles Embodiment unerlässlich sind

Wenn du spürst, dass du nicht einfach nur oberflächlich Symptome coachen, sondern wirklich zu nachhaltigen Durchbrüchen begleiten willst: Trag dich jetzt auf die Warteliste für die Psychosoma Nutrition Coach Ausbildung ein. Für ein Coaching, das Tiefe hat. Und dich wirklich trägt: 👉🏻 Zur Warteliste & Webseite

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Transcript

Einführung und Ziele des Psychosoma Nutrition Institute

00:00:00
Speaker
Hallo und herzlich willkommen, schön, dass du da bist.
00:00:02
Speaker
Mein Name ist Natascha Wilms und ich bin Co-Gründerin des Psychosoma Nutrition Institutes, in dem wir oder in dem ich gemeinsam mit der lieben Lena Menschen ausbilde zu Coaches, die wirklich ganzheitlich und tiefgreifend begleiten können.
00:00:20
Speaker
Und wir sind heute hier wieder mit einem spannenden Thema.
00:00:23
Speaker
Wir berichten in diesem Podcast über unsere Erfahrungen als Coach, geben dir ganz, ganz viel Beispiele.
00:00:29
Speaker
Auf der einen Seite Fachwissen mit, aber eben auch Insights aus unserer Coachingpraxis, um mit dir gemeinsam den Coachingmarkt zu revolutionieren.
00:00:37
Speaker
Denn unser Ziel ist es, richtig gute Coaches mit einer sehr, sehr guten, qualitativ hochwertigen Arbeit auf den Markt zu bringen.
00:00:47
Speaker
Denn wir brauchen dich.
00:00:49
Speaker
Also schön, dass du da bist und dann darf die Lena sich auch nochmal kurz vorstellen.

Lena Wolfs Erfahrung und Fokusthema: Übertragung

00:00:54
Speaker
Ja, das hast du super eingeleitet.
00:00:55
Speaker
Mein Name ist Lena Wolf und ich arbeite jetzt seit ungefähr fünf Jahren Vollzeit als Coach, habe mich auch schon vorher im Bereich Psychologie und Coaching weitergebildet und eigentlich alles verschlungen, was es so auf dem Markt dazu gibt und
00:01:10
Speaker
Ja, wir sprechen heute über ein Thema, was ganz besonders wichtig ist und auch ein hohes Qualitätsmerkmal für gutes Coaching, aber auch ein Potenzial hat, Coaching auch zu sabotieren oder auch bestimmte Prozesse für die Klienten sogar negativ ausfallen zu lassen.
00:01:26
Speaker
Und wir sprechen heute über das Thema Übertragung.
00:01:29
Speaker
Das ist so ein Fachbegriff, sage ich mal, was erstmal für viele nicht so ganz entweder verständlich oder inhaltsvoll ist.
00:01:36
Speaker
Deswegen kann man es auch anders sagen.
00:01:38
Speaker
Wir sprechen heute darüber, wie Beziehungsqualität und Beziehungsgestaltung im Coaching aussehen kann.
00:01:43
Speaker
Natürlich gibt es dazu ganz, ganz viele verschiedene Faktoren, wozu wir sicherlich auch nochmal sprechen werden.
00:01:49
Speaker
Aber heute geht es eben darum, welche unbewussten Muster sich negativ in die Beziehungsgestaltung auswirken können und aber auch, wie wir als Coach gut damit umgehen können und vermeiden können, dass das den Prozess abortiert wird.
00:02:02
Speaker
Und auf der anderen Seite primär, welche positiven Aspekte wir in die Beziehungsgestaltung mit reingeben können, sodass die Erfahrung des Klienten mit dem Coach dann auch zu einer positiven und korrigierenden Erfahrung zu den Ursprungsverletzungen werden kann.

Bedeutung der Übertragung im Coaching

00:02:17
Speaker
Ja, super gut zusammengefasst.
00:02:19
Speaker
Ganz, ganz wichtiges Thema.
00:02:20
Speaker
Deswegen spähe ich unbedingt lauter schön auf, weil es ist einfach so, dass wenn wir da als Coaches Blindspots haben, wir entweder immer wieder in den Coaching-Prozessen einfach wieder Blockaden laufen und da nicht durchkommen oder im blödesten Falle mit unseren Klienten einfach Beziehungsdynamiken wiederholen, die eigentlich zu den Herausforderungen geführt haben, weshalb sie sich einfach bei uns gemeldet haben.
00:02:48
Speaker
Das heißt, wenn wir da blind sind und wenn wir eben nicht bewusst sind, dass es sowas wie Übertragung oder auch Gegenübertragung ist,
00:02:58
Speaker
was der Unterschied zur Projektion ist und wie wir das vor allen Dingen gekonnt auch dann aufgreifen, ja, dann können wir unsere Klienten eben auch retraumatisieren im blödesten Fall oder einfach, ja, nicht zu den Durchbrüchen führen, die unsere Klienten eigentlich machen könnten oder wo das Potenzial liegt.
00:03:21
Speaker
Deswegen ein ganz, ganz wichtiges Thema, weil wir immer wieder merken, dass das in den meisten Coaching-Ausbildungen überhaupt nicht aufgegriffen wird oder eben viel zu wenig aufgegriffen wird, weil es eigentlich aus der Psychologie kommt.
00:03:34
Speaker
Aber man kann ja halt einfach immer nur wieder betonen, auch wenn wir als Coaches präventiv arbeiten, eben nicht mit im Sinne krank diagnostizierten Menschen, ja,
00:03:47
Speaker
arbeiten wir trotzdem mit der Psyche von Menschen.
00:03:50
Speaker
Und deswegen darf es da eigentlich keinen Unterschied geben im Sinne von, ja, ob wir diese Dinge wissen oder nicht.
00:03:59
Speaker
Ja, die sind für uns als Coaches genauso wichtig.
00:04:02
Speaker
Und deswegen, ja, ganz, ganz, ganz wichtiges Thema.

Unterschied zwischen Projektion und Übertragung

00:04:08
Speaker
Vielleicht machen wir es wieder so, dass wir uns erstmal angucken, also grundsätzlich so diese, die fachliche Komponente, also was ist Übertragung und Gegenübertragung auch und wie sieht es dann im Coaching-Alltag tatsächlich an Fallbeispielen aus?
00:04:25
Speaker
Vielleicht, Lena, magst du diese fachliche Seite übernehmen und ich mache dann einfach wieder Beispiele aus dem Coaching-Alltag?
00:04:32
Speaker
Ja, also
00:04:36
Speaker
Es läuft ja eh meistens so ein bisschen zusammen.
00:04:38
Speaker
Also ich schaue mal, wie ich es definieren kann und auch vielleicht gleichzeitig schon direkt einen Einblick geben kann und dann nochmal konkrete Fallbeispiele sind super.
00:04:46
Speaker
Also wichtig ist zu verstehen, dass Übertragung, was häufig synonym mit, also gleichgesetzt mit dem Begriff Projektion genutzt wird, dass es da schon nochmal eine Unterscheidung gibt.
00:04:58
Speaker
Bei der Projektion sprechen wir darüber, dass
00:05:01
Speaker
eigene Anteile, egal ob positiv oder negativ bewertet, auf eine andere Person übertragen bzw.
00:05:08
Speaker
projiziert werden.
00:05:10
Speaker
Und da kommt, glaube ich, häufig auch diese Begriffsverwirrung her, weil die Übersetzung oder ein anderes Wort für Projektion eben auch bedeuten kann, ich übertrage etwas auf den anderen, aber wir kommen gleich dazu, warum der Unterschied schon entscheidend ist und worin der auch besteht.
00:05:25
Speaker
Also Projektion beschreibt erstmal die Wahrnehmungsebene.
00:05:28
Speaker
Das bedeutet, ich projiziere einen eigenen Einteil auf den anderen.
00:05:32
Speaker
Mal zwei Beispiele, um einmal ein positiv bewertetes und einmal ein negativ bewertetes Beispiel zu geben.
00:05:39
Speaker
Also ich kann projizieren, sowohl in die unangenehme Richtung, das bedeutet, wenn ich jetzt mit jemandem in Kontakt komme, direkt um meinem Coaching-Kontakt zu bleiben und ich nehme zum Beispiel meinen Coach als sehr streng wahr oder als sehr kognitiv, dann könnte ich das ja erstmal einfach ganz neutral beobachten, okay, meinen Coach empfinde ich als streng beziehungsweise als kognitiv.
00:06:04
Speaker
Das wäre jetzt erstmal...
00:06:06
Speaker
wertfrei.
00:06:07
Speaker
Sobald aber eine emotionale Komponente dazu kommt, also ich das zum Beispiel als negativ oder unangenehm oder sonstiges bewerte, bin ich in einer Projektion.
00:06:14
Speaker
Angenommen, ich bin jetzt im Coaching gewesen, schreibe danach mit Natascha und schreibe, ey boah, heute der Coach, der war so streng, also ich weiß nicht, wie der mit Menschen arbeiten kann, weil der war so streng, dann ist das eigentlich schon ein perfektes Beispiel dafür, wie ich gerade einen eigenen strengen und sehr kognitiven Anteil von mir auf meinen Coach projiziert habe.
00:06:36
Speaker
Das bedeutet, meine eigene Wahrnehmung von einem inneren Anteil in mir, den ich nicht wahrhaben möchte, projiziere ich auf jemanden im Außen und bekämpfe es dort.
00:06:45
Speaker
Anderes Beispiel, um in eine andere Richtung zu gehen.
00:06:49
Speaker
Wir können auch idealisierte Anteile, die wir in uns selber zurückhalten, auf jemand anderes projizieren.
00:06:54
Speaker
Das passiert eigentlich in jeder Verliebtheitsphase oder wenn wir mit jemandem in Kontakt kommen, der zum Beispiel schon etwas erreicht hat, was wir selber auch erreichen wollen, uns es aber zum Beispiel nicht trauen.
00:07:05
Speaker
Also als Beispiel, ich würde zum Beispiel jemandem begegnen und der erzählt mir,
00:07:10
Speaker
ich habe eine Coaching-Ausbildung gegründet und ich gebe jetzt Seminare und das wollte ich schon vor langem, ich habe mich nie getraut, jetzt setze ich das endlich um.
00:07:18
Speaker
Und ich käme jetzt in eine, ich sage mal, positiv bewertete Projektion, also in eine Form der Idealisierung, komme danach wieder zu Natascha und sage, boah, weißt du, die ist so toll, die hat jetzt ein eigenes Unternehmen gegründet und die gibt jetzt Seminare und ich weiß gar nicht, wie die das macht und ja, die ist so fachlich begabt.
00:07:35
Speaker
Auch das ist eine Projektion, also ein eigener Anteil,
00:07:39
Speaker
Jetzt in dem Beispiel von mir, der eigentlich selber auch den Wunsch hätte, zum Beispiel Seminare zu geben oder großes fachliches Wissen hat, sich aber nicht traut, das raus in die Welt zu bringen, idealisiert jetzt diesen eigenen zurückgehaltenen Anteil in der anderen Person.
00:07:56
Speaker
Beides sind Wahrnehmungsebenen, also beides sind Formen der Projektion.
00:08:00
Speaker
Der Unterschied zur Übertragung ist, dass die Übertragung nicht die Wahrnehmungsebene betrifft, sondern eine Beziehungsebene.
00:08:07
Speaker
Das bedeutet, dass alte Beziehungserfahrungen beispielsweise aus der Kindheit oder mit anderen Bezugspersonen, zum Beispiel dem eigenen Familiensystem, dem Schulsystem, dem Freundschaftssystem und so weiter oder auch der Partnerschaftsbeziehung, dass diese Beziehungserfahrungen jetzt im Coaching-Prozess auf die Beziehung zwischen mir und dem Coach übertragen werden.

Umgang mit Gegenübertragung

00:08:30
Speaker
Das heißt beispielsweise, ich sitze vor meinem Coach als Klientin und das letzte Mal hat er mir eine Aufgabe mitgegeben, um den alten Prozess zu integrieren und ich merke plötzlich, scheiße, der fragt mich jetzt, hast du das gemacht?
00:08:44
Speaker
Und ich merke, kacke, habe ich gar nicht gemacht.
00:08:45
Speaker
Oh Gott, was war das denn?
00:08:46
Speaker
Scheiße, jetzt fällt mir das gar nicht mehr ein.
00:08:49
Speaker
Was soll ich denn nochmal machen?
00:08:50
Speaker
Und in mir steigt total der Stress hoch und ich habe plötzlich das Gefühl, ich müsste mich total vor dem beweisen oder rechtfertigen oder habe das Gefühl,
00:08:58
Speaker
Und man, der denkt jetzt auch, ich nehme das alles nicht ernst und ja, kein Wunder, dass das nicht klappt.
00:09:01
Speaker
Also ich komme in eine emotionale Überlastung oder Übererregung, einfach nur aufgrund dieser eigentlich recht harmlosen Situation, weil ich eine alte Beziehungserfahrung, beispielsweise, dass ich was vergessen habe und dann kritisiert wurde oder ich habe etwas vergessen, was mir gesagt wurde und mir wurde dann vorgeworfen, dass es mir gar nicht wichtig genug wäre oder dass aus mir niemals was wird, wenn ich mir noch nicht mal die kleinsten Sachen merken könnte oder
00:09:26
Speaker
wenn ich so eine Erfahrung gemacht habe und jetzt vor meinem Coach sitze und das auf diese Situation übertrage, obwohl es mit der Situation überhaupt gar nichts zu tun hat.
00:09:36
Speaker
Das wäre der Prozess der Übertragung.
00:09:38
Speaker
Das bedeutet, anders als bei der Projektion, projiziere ich nicht einen eigenen Anteil auf die andere Person, sondern ich übertrage eine alte Beziehungserfahrung auf die Beziehungsdynamik zwischen mir und dem Coach.
00:09:51
Speaker
Gegenübertragung beschreibt dann die
00:09:53
Speaker
Reaktion des Coaches auf diese Übertragung.
00:09:56
Speaker
Das bedeutet, meine Klientin sitzt vor mir und sagt, oh Gott, das habe ich total vergessen, tut mir leid, nicht, dass sie jetzt denken, also wir duzen uns ja, nicht, dass du jetzt denkst, mir ist das nicht wichtig, mir ist das wirklich wichtig, aber ich habe es irgendwie total vergessen.
00:10:09
Speaker
Ja, könntest du mir vielleicht nochmal sagen, was ich machen soll?
00:10:11
Speaker
Ich verstehe aber auch total, wenn du das jetzt nicht mehr möchtest oder enttäuscht bist.
00:10:16
Speaker
Das wäre die Übertragung meines Klienten auf die Beziehungsdynamik zwischen ihr und mir.
00:10:21
Speaker
Gegenübertragung ist jetzt, wie reagiere ich darauf?
00:10:24
Speaker
Also reagiere ich als Coach jetzt darauf, indem ich beispielsweise anfange, die Klientin total zu beruhigen und zu sagen, hey, alles gut, ist gar nicht schlimm oder indem ich sage, ach, okay,
00:10:33
Speaker
ja, ist natürlich blöd, wenn du das jetzt vergessen hast, dann weiß ich jetzt nicht, wie wir weiterarbeiten sollen.
00:10:39
Speaker
Oder ob ich zum Beispiel direkt diese Übertragung aufgreifen kann und sage, ich habe das Gefühl, das löst gerade ganz schön Stress in dir aus, dieser Gedanke, ich könnte das gerade negativ bewerten.
00:10:50
Speaker
Ist das so?
00:10:51
Speaker
Das wäre zum Beispiel schon mal eine erste Reaktion da drauf.
00:10:54
Speaker
Und das wäre eine Gegenübertragung.
00:10:56
Speaker
Also wie reagiere ich denn auf die Übertragungstendenz meines Klienten oder meiner Klientin?
00:11:01
Speaker
Und genau, von diesen Begrifflichkeiten sprechen wir jetzt und es macht es einfach am anschaulichsten.
00:11:05
Speaker
Ich habe jetzt schon ein paar Beispiele reingebracht, aber wenn man wirklich Alltagserfahrungen hat, Coaching-Erfahrungen, an denen es einfach viel leichter erkennbar ist, beziehungsweise...
00:11:15
Speaker
wo es sich subtil reinschleicht und erst mal gar nicht so offensichtlich erkennbar ist.
00:11:20
Speaker
Aber wenn man eine Idee dazu hat, was bedeutet das, woran erkenne ich das, wie reagiere ich gut darauf, dann ist es dann doch relativ offensichtlich, finde ich.
00:11:30
Speaker
Also ab einer bestimmten Zeit merkt man, okay, das ist gerade eine Übertragung oder eine Projektion oder auch eine Gegenübertragung.
00:11:36
Speaker
Und das Schönste daran ist, ich meine, wir nehmen die Begrifflichkeiten ja rein, weil es auch wichtig ist, die Definition zu kennen,
00:11:42
Speaker
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist.
00:11:43
Speaker
Ich persönlich bin eher so ein Erfahrungsmensch als ein Definitionsmensch, auch wenn es sehr wichtig ist.
00:11:49
Speaker
Deswegen freue ich mich, wenn wir jetzt auf die konkreten Beispiele eingehen können und würde einmal an dich übergeben.
00:11:55
Speaker
Ja, absolut.
00:11:56
Speaker
Also ich sage mal, wir können uns natürlich über die Begrifflichkeiten totphilosophieren und analysieren.
00:12:03
Speaker
Aber am Ende des Tages ist es einfach wichtig, dass wir erst mal erspüren,
00:12:09
Speaker
ob sich überhaupt, also was sich da zwischen uns und unseren Klienten abspielt.
00:12:15
Speaker
Und ob das jetzt in dem Moment eine Projektion ist oder eine Übertragung, ist erstmal zweitrangig, solange ich merke, da spielt noch was anderes eine Rolle.
00:12:28
Speaker
Und dann kann man das auch, wenn man die passenden Techniken und das Wissen dafür hat und Methoden dafür hat, natürlich auch mit dem Klienten gemeinsam herausfinden,
00:12:38
Speaker
worum geht es jetzt hier eigentlich gerade?
00:12:40
Speaker
Also ist es eine Übertragung?
00:12:42
Speaker
Also verwechselt dein inneres Kind mich zum Beispiel mit Mama?
00:12:46
Speaker
Oder ist es eine Projektion?
00:12:49
Speaker
Also ist da jetzt gerade ein innerer Schattenanteil bei dir aktiv, der da nach oben kommt?
00:12:57
Speaker
Und dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
00:13:00
Speaker
Herangehensweisen, die wir auch unseren Auszubildenden natürlich in der Psychosome Nutrition Coach Ausbildung beibringen, aber deswegen, da können wir natürlich ganz hart und klar versuchen abzugrenzen, was ist es denn jetzt, aber am Ende des Tages macht es einfach die Erfahrung aus, wie Lena auch gesagt hat und das Erspüren, dass es da in der Tiefe noch um was anderes geht und deswegen sage ich jetzt mal so diese
00:13:30
Speaker
Das Praxisbeispiel, was Lena eben auch schon ein bisschen reingegeben hat, es findet eigentlich dauerhaft bei den Klienten, mit denen wir arbeiten, in irgendeiner Form eine Projektion oder eine Übertragung statt, gerade wenn wir auch Räume schaffen, in denen wir uns zur Aufgabe gemacht haben, sehr in der Tiefe zu arbeiten.
00:13:51
Speaker
Da muss es sogar passieren, weil ich sage mal, häufig, wenn wir da gewisse Türen öffnen,
00:14:01
Speaker
Ist die Erstreaktion eine Projektion oder ist die Erstreaktion eine Übertragung, weil das, ich sag mal, neue innere Anteile oder Aspekte sind, mit denen unsere Klienten häufig noch keine, ich sag mal, bewussten Erfahrungen gemacht haben und häufig auch die Ressourcen erst mal fehlende Perspektive einzunehmen von, oh, es geht jetzt gerade gar nicht darum, was mein Coach gesagt hat, sondern es geht eigentlich um ein Thema in mir.
00:14:26
Speaker
Es geht auch nicht um die Übungen, die mir der Coach gerade gegeben hat, sondern wie ich darauf reagiere, das ist was in mir.
00:14:33
Speaker
Und dafür brauchen wir schon auch Ressourcen in unserem Nervensystem.
00:14:38
Speaker
Unsere Klienten brauchen diese Ressourcen.
00:14:42
Speaker
Und ja, deswegen ist es eben auch irgendwie klar, dass das passiert.
00:14:48
Speaker
Und erst mal auch ein gutes Zeichen, solange wir die, die,
00:14:52
Speaker
Kompetenzbesitzen das dann zu führen und das zu halten und eben auch selbst so reguliert und bewusst mit unseren eigenen Themen zu sein, dass sich nicht einfach blind was gegenüber trägt in dem Fall von unserer Seite aus.
00:15:07
Speaker
Ganz konkrete Beispiele zu machen in unserem Coaching-Alltag, wenn wir Frauen dabei begleiten mit emotionalem Essen oder eben auch mit Gewichtsthemen,
00:15:20
Speaker
dann haben wir meistens schon in den Anfangsprozessen, wenn wir eine Anamnese machen, wenn wir über die Ernährung drüber schauen, um einfach abzusichern, dass da genügend Nährstoffe für den Stoffwechsel bereitstehen, die ersten Projektionen und auch Übertragungen,
00:15:42
Speaker
Dass die Frauen, mit denen wir da arbeiten, ganz häufig mit ganz dollen Gefühlen in Kontakt kommen von, ich werde jetzt hier kontrolliert, ich werde bewertet.
00:15:54
Speaker
Dass sie zum Beispiel merken, wenn sie ein Ernährungstagebuch für ein paar Tage führen dürfen.
00:16:00
Speaker
dass sie Dinge weglassen wollen, dass sie sich schämen für gewisse Sachen, die sie gegessen haben, die aufzuschreiben, weil sie innerlich immer wieder im Hintergrund haben und da kann man eigentlich sagen, da findet Projektion und Übertragung eigentlich fast gleichzeitig statt.
00:16:19
Speaker
Zum einen projiziert sich häufig in diesen Prozess rein,
00:16:24
Speaker
Dieses Gefühl, damit zu scheitern, weil eine Vergangenheit in der Erfahrung mit dieser Form von Kalorien zählen und Ernährungstagbuch führen und Ernährung kontrollieren gemacht wurde von ich halte das nicht lange durch.
00:16:43
Speaker
oder das führt mich eh nicht zum Ziel, oder ich bin eh zu schwach dafür, oder eh zu undiszipliniert dafür.
00:16:50
Speaker
Das heißt, in den Momenten, wo sie damit wieder in Kontakt kommen, kommen sie natürlich auch mit den Anteilen, mit den Schattenanteilen in ihnen in Kontakt.
00:17:01
Speaker
Und gleichzeitig findet häufig eine Übertragung statt, weil, ich sag mal so, die inneren Kinder dann anfangen von wegen Mama, Mama,
00:17:11
Speaker
aka Coach, wird das kontrollieren, wird das bewerten, vielleicht werde ich bestraft dafür oder krieg zum Beispiel so, wie das mein Arzt letzte Woche gemacht hat, also der Arzt aus Kundenperspektive, gesagt, ich soll mich doch jetzt einfach mal zusammenreißen und weniger essen.
00:17:34
Speaker
Auch da sieht man häufig, dass in dieser Arzt-Patienten-Dynamik so eine Macht besteht,
00:17:40
Speaker
Dynamik drin ist und auch so eine gewisse Hörigkeit dem Arzt gegenüber, weil da auch was rein übertragen wird.
00:17:47
Speaker
So zum Beispiel die Mama oder der Papa, der mir jetzt die Verantwortung für mich übernimmt oder der mir auch sagt, was ich zu tun und zu lassen habe.
00:17:56
Speaker
Und das können wir...
00:18:01
Speaker
auffangen auf eine gewisse Art und Weise, weil wie die Klientin kommuniziert, wie sie sich dabei fühlt, wenn wir ihr bestimmte Aufgaben geben, wie sie auch vielleicht zum Beispiel im Chat oder per Telefon mit uns kommuniziert, ob sie sich mit ihren Themen meldet oder ob sie es wieder mit sich alleine ausmacht.
00:18:23
Speaker
All das sagt uns etwas über die Erfahrungen,
00:18:28
Speaker
die im Nervensystem unserer Klientin abgespeichert sind.
00:18:33
Speaker
Und da geht es fast schon gar nicht mehr darum, dass sie die Aufgabe macht, die wir ihr zum Beispiel gegeben haben, sondern vielmehr darum, wie sie die macht.
00:18:45
Speaker
Mit welchen Reaktionen und mit welcher Form der Kommunikation
00:18:51
Speaker
sagt uns unfassbar viel über ihr Muster.
00:18:54
Speaker
Deswegen haben wir auch bei uns im Coaching, wir haben ja auch eine Plattform und wir haben da auch Wissensinhalte drin und das ist ganz spannend, weil wir haben die gar nicht unbedingt primär da drin, weil wir sagen, ihr müsst das alles wissen, sondern primär, weil uns interessiert, wie gehen die Klienten durch diese Module, mit welchem
00:19:20
Speaker
Druck tun sie das, ja, zum Beispiel, alles mitarbeiten zu müssen, alles sauber abarbeiten zu müssen, um bloß jetzt den Coach nicht zu enttäuschen, ja, und das ist eben genau das, wo wir
00:19:35
Speaker
verstehen müssen, wann und wie funktioniert Übertragung und Gegenübertragung, weil wir nur dann wirklich ins Spiegeln kommen können.
00:19:42
Speaker
Wir können nur dann wirklich gucken, okay, was wird da in dir aktiv?
00:19:47
Speaker
Und meistens erfahren wir, dass es etwas mit den Herausforderungen zu tun hat, weshalb sie überhaupt erst zu uns gekommen sind.
00:19:57
Speaker
Ja, also ich finde, du hast das schon super zusammengefasst.

Positive Nutzung von Übertragung im Coaching

00:20:02
Speaker
Und man kann, glaube ich, grundsätzlich sagen, erstmal ist Übertragung auch gewollt, ist zumindest meine Sichtweise.
00:20:11
Speaker
Weil wir müssen ja verstehen, wenn Übertragung bedeutet, dass Beziehungserfahrungen auf die Beziehungsdynamik zwischen zum Beispiel der Klientel und dem Coach übertragen werden,
00:20:22
Speaker
dann hat das natürlich auch das Potenzial, je nach Reaktion des Coaches darauf und natürlich auch in gewisser Weise je nach Übertragungsreaktion der Klienten.
00:20:32
Speaker
Also wenn sie jetzt was überträgt und dann sofort entscheidet, okay, dann komme ich da nicht mehr hin, ist das natürlich prozessunterbrechend.
00:20:41
Speaker
Das ist aber eigentlich selten der Fall, vor allen Dingen, wenn die Reaktion des Coaches auf die Übertragung professionell und auch empathisch ausfällt.
00:20:50
Speaker
Trotzdem gibt es solche Situationen.
00:20:52
Speaker
Was ich aber eigentlich sagen möchte ist, wir wollen ja als Coaches für unsere Klientin eine neue Beziehungserfahrung gestalten.
00:21:02
Speaker
Das bedeutet, wir möchten, dass die alte abgespeicherte Beziehungserfahrung, die möglicherweise verletzend war oder verletzend war,
00:21:09
Speaker
von nicht ernst genommen sein oder nicht gesehen werden oder nicht gewollt sein oder in der Emotion verachtet oder bestraft worden zu sein.
00:21:18
Speaker
Diese Erfahrung möchten wir ja in gewisser Weise aktivieren, um sie dann mit der neuen Erfahrung, die die Klientin in dem Falle mit uns als Coach macht, zu überschreiben, sage ich mal, oder zumindest, sagen wir, zu ergänzen, also um diese Erfahrung zu erweitern, sodass das System merkt,
00:21:36
Speaker
okay, diese Erfahrung, die ich damals gemacht habe, ist nicht die Schablone für jede andere Erfahrung, die ich in Beziehung grundsätzlich machen werde, sondern es ist eine Erfahrung und die darf auch verletzend gewesen sein, sie darf auch mehr oder weniger schlimm empfunden worden sein, aber es muss verständlich werden, auch für das Nervensystem, dass das nicht funktioniert.
00:21:57
Speaker
die einzige Erfahrung in Beziehung ist, die ich machen werde, sondern es gibt jetzt gerade jemand gegenüber und da ist halt die Rolle des Coaches extrem wichtig, die das halten kann, die darauf wertschätzend eingeht und die mich vor allen Dingen in diesem Muster auch nicht verstärkt.
00:22:12
Speaker
Also angenommen, wir bleiben mal bei dem Beispiel von eben, die Integrationsaufgabe wurde aus welchen Gründen auch immer nicht gemacht und die Klientin kommt in einer Art inneren Stressmodus und denkt,
00:22:22
Speaker
Von, keine Ahnung, Gott, ich habe das gar nicht verdient, hier zu sitzen.
00:22:25
Speaker
Ich habe das wieder nicht gemacht.
00:22:26
Speaker
Ich habe versagt.
00:22:27
Speaker
Mein Coach denkt mir, ist das alles nicht wichtig genug.
00:22:29
Speaker
Wie auch immer.
00:22:32
Speaker
Jetzt kommst du darauf an und das ist halt das Gegenübertragungsmodell.
00:22:36
Speaker
Wie reagiere ich denn jetzt als Coach darauf?
00:22:39
Speaker
Hierbei ist es vielleicht noch relativ simpel, in Anführungsstrichen, weil es meistens für den Coach jetzt nicht so entscheidend ist.
00:22:46
Speaker
Er ist nicht so direkt persönlich involviert.
00:22:49
Speaker
Es sei denn, er hat selber ein Thema damit, dass er zum Beispiel in der Kindheit das Gefühl hatte, nicht ernst genommen zu werden oder dass er überhört wurde oder...
00:22:57
Speaker
dass seine Ratschläge immer zurückgewiesen wurden und das Thema ist nicht gelöst, dann kann natürlich das Übertragungsthema der Klientin mit der eigenen Erfahrung des Coaches negativ interagieren und plötzlich ist man in einer Art inneren Kindstreit zwischen Coach und Klientin und das kann natürlich dann sehr negative Auswirkungen haben.
00:23:17
Speaker
Was natürlich schwerer ist aus Coach-Perspektive, sind Übertragungen oder Projektionen, die direkt persönlicher werden oder die sich persönlicher anfühlen.
00:23:26
Speaker
Und da sind häufig die Unterscheidungen, kann man so ein bisschen reingehen in entweder eine Form oder eine Facette der Idealisierung oder der Abwertung.
00:23:36
Speaker
Das bedeutet, es kann sein, dass die Klientin kommt ins Coaching und erlebt im Kontakt mit dem Coach vielleicht zum ersten Mal,
00:23:44
Speaker
dass sie wirklich gehalten wird, wirklich verstanden wird, da hört jemand zu, da versteht endlich mal jemand, was ist da eigentlich das Thema drunter und plötzlich kommt so ein inneres Gefühl von, wow,
00:23:57
Speaker
nur hier fühle ich mich gut und nur sie versteht mich oder nur er versteht mich.
00:24:03
Speaker
Und wie lange habe ich darauf gewartet?
00:24:05
Speaker
Und all die anderen Ärzte und Coaches und Berater, bei denen ich war, die haben mich nie so verstanden.
00:24:11
Speaker
Und das ist wirklich der tollste Coach, der tollste Mensch, den ich getroffen habe auf meiner ganzen Reise.
00:24:17
Speaker
Das fühlt sich natürlich extrem schmeichelnd an und ist auch erst mal ein Kompliment.
00:24:21
Speaker
Und trotzdem dürfen wir in dem Moment verstehen und müssen uns dessen bewusst sein,
00:24:26
Speaker
dass in dem Moment hier sogar tendenziell eher eine Projektion stattfindet.
00:24:30
Speaker
Also beziehungsweise vielleicht auch eine Form der Übertragung im Sehnsuchtsinne.
00:24:36
Speaker
Das bedeutet, es gibt ein kindliches Sehnsuchtsgefühl, danach von Mama verstanden zu werden, gehalten zu werden, reguliert zu werden, nicht zurückgewiesen zu werden, sondern angenommen, gehalten, verstanden, gewollt, was auch immer zu werden.
00:24:53
Speaker
Und dieses Gefühl oder dieses Bedürfnis wurde vielleicht kindlich oder auch später dann sehr häufig eben nicht erfüllt, sondern zurückgewiesen oder frustriert.
00:25:02
Speaker
Und jetzt erfahre ich das erste Mal, wie es sich anfühlen kann, wenn jemand zum Beispiel nicht einfach nur sagt, ja, dann musst du dich mehr anstrengen und disziplinierter essen und Kalorien besser tracken, sondern geht eine Ebene tiefer und plötzlich dockt das an dieses krasse Sehnsuchtsfeld an und es kommt so eine Erlösungsidee von, wow, hier ist alles anders, hier ist es endlich anders.
00:25:27
Speaker
Genauso wie ich mir das immer gewünscht habe.
00:25:30
Speaker
Und damit sind wir im Prinzip bei einem Verliebtheitsprozess, den man auch in Partnerschaften immer so schön sieht.
00:25:35
Speaker
Nur dass es sich eben auf die Coach-Klienten-Dynamik bezieht.
00:25:39
Speaker
Schön fühlt sich das erstmal an, bis dann, wie in jeder Partnerschaft auch, irgendwann der Moment der Enttäuschung kommt.
00:25:45
Speaker
Weil egal wie toll der Coach ist und egal wie empathisch er tatsächlich ist, wird auch hier die Erfahrung zwangsläufig durch den Klienten oder durch die Klientin gemacht.
00:25:55
Speaker
Es ist ja aber nicht Mama.
00:25:57
Speaker
Es ist ja aber nicht Papa.
00:25:58
Speaker
Und es kann auch nicht, weil wir beide als erwachsene Personen voreinander sitzen, es kann diese kindliche Leere überhaupt gar nicht füllen.
00:26:06
Speaker
Das, was es kann...
00:26:07
Speaker
ist eine ergänzende Beziehungserfahrung zu machen.
00:26:10
Speaker
Das heißt, ich habe diesen Mangel erfahren und der gehört eben zu mir und zu meiner Erfahrung.
00:26:15
Speaker
Und gleichzeitig erlebe ich gerade, dass es sich auch anders anfühlen kann und dass ich trotzdem diesen Halt und dieses Gesehenwerden und das Verstandenwerden heute erfahren kann, auch wenn es mir damals gefehlt hat.
00:26:30
Speaker
Und das ist ganz wichtig, dass von vornherein auch als Coach sehr, sehr feinfühlig
00:26:35
Speaker
zu begleiten, weil wenn so eine Verliebtheitsprojektion da ist oder eine Verliebtheitsübertragung da ist, dann wäre es natürlich nicht so sinnvoll, direkt zu sagen, so ja, übrigens, also das muss dir schon klar sein, das, was du gerade erlebst, ist eigentlich gar nicht real, weil das das und das abbildet und somit direkt einen gewissen Beziehungsabbruch einzubauen und gleichzeitig aber auch nicht auf diese Idealisierung einzuzahlen.
00:27:01
Speaker
im Sinne von, ja, das verstehe ich und ja, das stimmt, also das finde ich auch ganz toll, dass du dich so verstanden fühlst, weil das ist ja genau mein Ziel und so weiter.
00:27:10
Speaker
Auch das befeuert dann diesen Prozess und wir sind hier in einem komplett unbewussten Prozess.
00:27:15
Speaker
Das bedeutet, die Bewusstseinsebene, die wir erweitern wollen, wird dadurch eigentlich unberührt gelassen und plötzlich sind beide in einer Art Verliebtheits-
00:27:24
Speaker
Und man nennt das auch Konfluence, wenn der Klient das Gefühl hat, nur hier, nur bei dieser einen Person kann ich so und so sein, kann ich das so und so fühlen, ist das und das das, was ich bekomme.
00:27:35
Speaker
Das bedeutet, es bildet sich eine gewisse Abhängigkeit, die wir im Coaching in gewisser Weise nicht wollen.
00:27:41
Speaker
Ich glaube grundsätzlich in dem Verlauf geht es zwar erstmal darüber, also ähnlich wie bei der Kindheitsentwicklung, erstmal kommen eben die kindlichen Muster zutage und dann entwickeln wir uns mit dem Klienten und der Klient auch alleine für sich, sich aus dieser Symbiose mit dem Coach, aus der Abhängigkeit, aus dem Gefühl, nur diese Person kann mir gerade helfen, mich zu regulieren, so wie das eigentlich Kinder mit Eltern erfahren würden, in die
00:28:07
Speaker
Eigenständigkeit, also in die Unabhängigkeit von, okay, ich weiß, wenn ich jemanden brauche, dann kann ich diese Person als meinen Coach, also auch in gewisser Weise als Dienstleister, in Anspruch nehmen und natürlich kommen wir im Coaching auch in eine persönliche Komponente, dürfen uns mögen, sympathisch finden, mal eine Weihnachtsnachricht schicken, das stört keinen Coaching-Prozess.
00:28:28
Speaker
Es muss trotzdem klar sein, wir sind Coach und Klient und nicht Mutter und Tochter oder beste Freundin und beste Freundin oder Sonstiges.
00:28:35
Speaker
Oder auf der anderen Seite eben die Form der Verachtung oder der Ablehnung oder des Widerstandes.
00:28:41
Speaker
Das bedeutet beispielsweise, mein Coach spiegelt mir etwas oder weist mich auf etwas hin.
00:28:47
Speaker
Zum Beispiel, ich habe meine Aufgabe nicht gemacht und der Coach weist mich freundlich darauf hin und sagt, weißt du, wir haben ja am Anfang mal darüber gesprochen, dass es so ein Thema gibt, Dinge zu Ende zu bringen und sich erst ganz doll auf etwas einzulassen und dann vielleicht auch nicht mehr so dran zu bleiben.
00:29:02
Speaker
Und mir fällt gerade auf, dass sich das gerade in diesem Prozess auch ein bisschen zeigt.
00:29:06
Speaker
Wie nimmst du das denn wahr?
00:29:08
Speaker
Und dann sofort eine Form von Widerstand aufkommt von jetzt kritisiert die mich die ganze Zeit oder jetzt hat die kein Verständnis dafür, dass ich total viel Stress hatte und wirklich da überhaupt keinen Raum für hatte und hier fühle ich mich gar nicht verstanden, sondern angegriffen.
00:29:23
Speaker
Also auch das kann ja eine Übertragung oder eine Projektion sein.
00:29:26
Speaker
Das heißt, wir sind als Coach plötzlich nicht mehr der idealisierte Engel, sondern wir
00:29:31
Speaker
Wir kriegen plötzlich die ganzen inneren und nicht gefühlten unangenehmen Emotionen des inneren Kindes mit, das ursprünglich mal an Papa, Mama, Oma, Opa, wen auch immer gerichtet war und sind dafür plötzlich die Projektionsfläche.
00:29:47
Speaker
Und das weiß der Klient aber nicht.
00:29:49
Speaker
Und wenn wir es als Coach nicht wissen, dann sind wir natürlich sehr geneigt dazu, entweder auf diese Dynamik einzusteigen oder
00:29:55
Speaker
oder uns wirklich in unserem eigenen Ego-Teil positiv oder negativ bewertet zu fühlen und damit darauf einzusteigen oder auch vielleicht sogar die Zusammenarbeit zu beenden, wenn ich da mit der Kritik überhaupt nicht klarkomme.
00:30:08
Speaker
Und deswegen ist es so wichtig, um den Prozess zu wissen und auch zu lernen, wie gehe ich denn in dem Moment damit um, wenn zum Beispiel mein Klient, jetzt in dem Falle, wir sind beides Frauen, wenn wir einen Mann zum Beispiel begleiten oder auch wenn man eine Frau begleitend ist, natürlich dieses Verliebtheitsthema,
00:30:23
Speaker
teilweise nochmal größer, gerade wenn wir auch ein Paarkontext oder so coachen würden.
00:30:28
Speaker
Da haben wir halt das Risiko, wenn Menschen dann ins Coaching kommen und in der Beziehung vielleicht super unglücklich sind, sich nicht verstanden fühlen, zurückgewiesen, jetzt mit der anderen Person was komplett anderes erleben, dass da zum Beispiel eine Projektion stattfindet.
00:30:42
Speaker
Oder wenn wir jetzt als Frauen mit anderen Frauen arbeiten, die mit emotionalem Essen kämpfen und möglicherweise auch mit einem Gewicht, das sie in so eine Art Selbstverurteilung führt,
00:30:53
Speaker
Und wir dann teilweise als Projektionsfläche gelten, weil wir zum Beispiel eine gewünschte Körperform für bestimmte Frauen aufweisen.
00:31:01
Speaker
Also diese Themen, wie gehe ich denn in dem Moment wertschätzend damit um?
00:31:05
Speaker
Wie kann ich das sinnvoll nutzen, um den Coaching-Prozess sogar noch mehr zu beschleunigen?
00:31:10
Speaker
Nicht im Sinne von schneller durchzukommen, sondern noch wertschöpfender zu machen, noch bewusster zu gestalten.
00:31:16
Speaker
Und wie schaffe ich es eben nicht, dem Risiko zu verfallen, dadurch den Prozess zu
00:31:20
Speaker
zu sabotieren oder diese unangenehme Erfahrung der Klientin sogar nochmal zu verstärken und wieder die Erfahrung zu geben, ah, hier erlebe ich das wieder, was ich damals schon erlebt habe.
00:31:32
Speaker
Ja, sehr, sehr wertvoll.
00:31:34
Speaker
Ich würde deswegen das Ganze nochmal kurz zusammenfassen, weil während du so erzählt hast, kamen mir gerade so zwei Gedanken, die dazu

Marketing und Projektionen im Coaching

00:31:43
Speaker
ganz wichtig sind.
00:31:43
Speaker
Also zum einen,
00:31:46
Speaker
kann man sagen, Projektion, korrigiere mich, Lena, wenn das jetzt zu vereinfacht dargestellt ist, aber Projektion ist dieses typische, ich will so sein wie sie.
00:31:57
Speaker
Ja, und Übertragung ist eher dieses, ach, von ihr bekomme ich, was ich brauche.
00:32:05
Speaker
Ja, also das Kindliche, das, was ich nicht bekommen habe, bekomme ich von ihr.
00:32:12
Speaker
Und
00:32:14
Speaker
Bei der Projektion ist es ja eher so dieses, wenn es eine Idealisierung ist, ich will so sein wie sie.
00:32:24
Speaker
Oder ich will so auf gar keinen Fall sein wie sie, weil sie irgendwie Schattenanteile von mir repräsentiert.
00:32:34
Speaker
Ich nehme mal ein Beispiel, da kommen wir nämlich zu dem Punkt, weshalb wir dann auch ein bisschen aufpassen müssen, wie wir nach außen als Coach auch
00:32:42
Speaker
Marketing betreiben.
00:32:43
Speaker
Da gibt es eben auch dieses verkaufspsychologische Marketing, was teilweise echt sehr schädlich ist, nicht nur für unsere Klienten oder für die Menschen, die uns da folgen, zum Beispiel auf Social Media, sondern am Ende auch für die Coaching-Prozesse, wo uns dann auch mal so ein Coaching-Raum gut um die Ohren fliegen kann, wenn wir da vorher im Marketing solche Methoden angewendet haben.
00:33:07
Speaker
Aber ja, genau, was wolltest du sagen?
00:33:09
Speaker
Ganz kurz.
00:33:10
Speaker
Ja, also soll ich kurz was zu der, nochmal kurz zu der Differenzierung sagen?
00:33:14
Speaker
Ja.
00:33:15
Speaker
Also ich würde es so zusammenfassen, Projektion kann man sich vorstellen, als stünde ich vor einem Spiegel,
00:33:22
Speaker
Und in dem Spiegel ist jetzt zum Beispiel eine andere Person, ich sehe aber eigentlich mich in der Person.
00:33:28
Speaker
Das heißt, ich stehe vor einem Spiegel, ich sehe in der anderen Person entweder unliebsame eigene Anteile oder positiv bewertete innere Anteile, die ich zurückhalte oder wie auch immer, aber ich sehe in der anderen Person mich.
00:33:40
Speaker
Während der Übertragungsprozess bedeutet, ich habe zwar auch einen Spiegel, aber in dem Spiegel stehe nicht nur ich, sondern zum Beispiel ich mit meiner Mutter, ich mit meinem Vater, ich mit meiner Schwester.
00:33:50
Speaker
Also ich erlebe in der Beziehung mit der anderen Person den Spiegel meiner ursprünglichen Beziehungserfahrungen.
00:33:58
Speaker
während ich im anderen Spiegel einfach nur mich und eigene innere Anteile sehe.
00:34:03
Speaker
So würde ich es zusammenfassen und hoffe, dass es verständlich ist.
00:34:06
Speaker
Ja, ja.
00:34:08
Speaker
Mach mal jetzt, sag ich mal, im klassischen Social-Media-Marketing mal so ein Bild auf, weil das viele Coaches einfach kennen.
00:34:17
Speaker
Eine klassische entwertende Projektion, kann man sagen, ist, wenn wir durch Social-Media gehen und da ist zum Beispiel ein Coach,
00:34:31
Speaker
die nach außen hin zeigt, dass sie ein erfolgreicher Coach ist, während sie anderen Menschen hilft.
00:34:39
Speaker
Und vielleicht auch nicht so mit hinterm Berg hält, dass es ihr dadurch finanziell auch ziemlich gut geht.
00:34:45
Speaker
Und dann gibt es natürlich die, die ganz real wirklich diese Arbeit machen, um sich einfach zu bereichern und möglichst wenig zu arbeiten.
00:34:53
Speaker
Dann gibt es aber auch die, die da eine gute Mitte finden und die einfach wirklich einen Sinn stiften, einen Wert stiften und dabei auch gut verdienen.
00:35:02
Speaker
Und jetzt dürfen wir selber einmal überprüfen,
00:35:06
Speaker
Wenn ich persönlich ein Thema damit habe, gutes Geld zu verdienen mit einer Arbeit, die gleichzeitig im Gesundheitsbereich ist oder wo man mit Menschen arbeitet, die einfach ihre Gesundheit verbessern wollen oder ihre Lebensqualität verbessern wollen, dann kann es mir passieren, dass ich auf so eine Person projiziere, das ist ja so ein geldgeiler Coach, die macht das sowieso nur, weil sie damit Geld verdienen will.
00:35:31
Speaker
Der sind die Menschen, die sie begleitet, eigentlich total egal.
00:35:36
Speaker
Sonst würde sie keine Millionen damit verdienen, sage ich jetzt mal so ganz überspitzt.
00:35:41
Speaker
Und da kann zum Beispiel eine Projektion drin sein, wenn ich selber bei mir den Anteil ablehne, der gerne auch gutes Geld verdienen würde mit dieser Arbeit, der gerne auch ein schönes, sicheres, finanziell freies Leben hätte und gleichzeitig dabei Menschen helfen möchte.
00:35:58
Speaker
Ja.
00:36:00
Speaker
Das wäre zum Beispiel so eine negativ oder entwertende Projektion, könnte man sagen.
00:36:08
Speaker
Andersrum, aber genauso kann man eben das Ganze auch idealisieren.
00:36:17
Speaker
Vielleicht hast du da zum Beispiel, Lena.
00:36:22
Speaker
Ja, also doch.
00:36:25
Speaker
Wo mir das sehr doll auffällt, ist, wenn man sich so diese großen Kongresse oder Events anschaut, wo ganz viele Coaches, Speaker, Trainer und so weiter auftreten...
00:36:37
Speaker
Das ist, glaube ich, ein Sammelbecken von idealisierter Projektion.
00:36:41
Speaker
Also die stehen auf der Bühne, erzählen von ihrem Traumleben.
00:36:45
Speaker
Und dann auf diesen Halo-Effekt, ne?
00:36:48
Speaker
Ja, ja, ja, genau.
00:36:48
Speaker
Das sowieso, klar.
00:36:50
Speaker
Dann die Energie, die sich da so sammelt.
00:36:52
Speaker
Aber das ist wirklich einfach, glaube ich, ein ganz gutes Beispiel dafür.
00:36:55
Speaker
Und alle stehen dann in riesen Arenen und...
00:36:58
Speaker
Arenen heißt das, oder?
00:37:00
Speaker
Arenas, keine Ahnung.
00:37:01
Speaker
Und die stehen auf der Bühne und irgendwie sitzt man da, wenn man den Prozess nicht versteht.
00:37:08
Speaker
Weil ich muss sagen, mich beeindruckt das inzwischen nicht mehr.
00:37:10
Speaker
Ich muss da eher aufpassen, dass ich da nicht in so eine negative Bewertung komme.
00:37:13
Speaker
Aber alle sitzen da mit großen, man kann sich das wirklich vorstellen, wie leuchten in Kinderaugen und denken sich, wow, was der alles in seinem Leben macht, was der alles schafft, was der alles
00:37:24
Speaker
kann, wie erfolgreich, wie reich, wie unabhängig, mit allem, was er so tun möchte.
00:37:30
Speaker
Das heißt, es ist, Social Media ist auch das perfekte Beispiel.
00:37:33
Speaker
Also ich sehe den ganzen Tag, wow, Topfigur, krass, die gehen den ganzen Tag shoppen und denen geht es so gut und jetzt sind die wieder da in irgendeinem Hotel und irgendwo im Urlaub und Ausland und wow.
00:37:45
Speaker
Und da ist ganz, ganz, ganz, ganz viel Projektion drin im idealisierten Sinne.
00:37:50
Speaker
Und das Thema dahinter ist,
00:37:53
Speaker
Generell bei Projektion, ich sehe den anderen gar nicht mehr wirklich und ich sehe auch die anderen Teile nicht.
00:37:58
Speaker
Das heißt, ich habe wie so eine Bühne und mein Scheinwerfer strahlt nur auf diesen einen einzigen Aspekt.
00:38:05
Speaker
Das bedeutet, während ich die einen super ätzend finde, weil sie ganz viel Geld mit Coaching verdienen und ihnen unterstelle, dass sie einfach nur geldgeil sind,
00:38:13
Speaker
sehe ich gar nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt, dass da wirklich viele Ausbildungen hinter sind, dass die Person, also wenn wir zu einer guten Ausbildung oder so sprechen, dass die Person wirklich viel Zeit daran investiert, wirklich vielleicht auch mal mit den Menschen, die begleitet werden, sprechen, um mal zu gucken, ist das denn tatsächlich so, dass die alle nur abgezockt werden oder werden die vielleicht wirklich gut begleitet?
00:38:33
Speaker
Das heißt, diesen Teil sehe ich bei der negativ abwertenden Projektion nicht, während ich bei der idealisierenden Projektion sehe,
00:38:41
Speaker
den anderen Teil nicht sehe.
00:38:42
Speaker
Also ich sehe da nicht, dass die teilweise, die ganzen Fitness-Influencer teilweise mit emotionalem Essen, Depressionen, Essstörungen oder wie auch immer kämpfen, dass die krassen Coaches und Trainer auf der Bühne im Prinzip Unternehmer sind, die mehr das Geschäft als, also die eher Verkäufer als Coaches sind, aber Coaching eben die Branche ist, die sie bedienen,
00:39:07
Speaker
Das heißt, das sehe ich plötzlich nicht mehr, weil ich einfach nur meinen Sehnsuchtsteil sehe, der sich denkt, wow, ich wollte auch schon immer finanziell frei sein, ich wollte auch schon immer um die Welt reisen, ich wollte auch schon immer meine Leidenschaft auf die Bühne bringen, habe mich das aber nie getraut und plötzlich ist das mein Idol, mein Star, mein Vorbild, mein
00:39:25
Speaker
Das sind eigentlich alles idealisierte Projektionen und das erkennt man ganz gut daran, ganz grundsätzlich, egal welche Form von Projektion oder Übertragung wir hier beschreiben.
00:39:35
Speaker
Sobald etwas sehr emotional aufgeladen ist, also sehr viel emotionale Energie da reinkommt, ist es eigentlich ein recht sicherer Hinweis darauf, dass ich gerade einen eigenen Anteil oder eine eigene Beziehungserfahrung projiziere oder übertrage.
00:39:50
Speaker
Das heißt, wenn ich einfach sagen kann, wow, das finde ich echt cool, dass der jetzt da
00:39:53
Speaker
sein eigenes Unternehmen gegründet hat und das muss bestimmt auch schon anstrengend gewesen sein und ich würde mich das jetzt nicht so trauen, auch wenn ich mir das manchmal wünschen würde, dann bin ich in dem Moment schon raus aus der Projektion, weil ich erkenne mich erstens darin selber und ich bin emotional nicht so erfasst.
00:40:11
Speaker
Genauso, wenn ich mir zum Beispiel Unternehmen angucke, wo ich so denke, okay, die im
00:40:15
Speaker
empfinde ich als sehr inkompetent für das, was die so an Geld nehmen.
00:40:19
Speaker
Sobald ich da emotional so doll darauf reagiere, entweder mit so einer Rebellion oder mit einer Verletztheit oder mit einer Enttäuschung oder mit einer Wut, was nachvollziehbar ist, wir sind ja Menschen, also ich reagiere da auch noch so drauf, habe da auch noch nicht alles gelöst, trotzdem können wir uns davon nicht freisprechen, sind wir in dem Moment in einem Projektions- oder Übertragungsmechanismus.
00:40:38
Speaker
Und das passiert eben auch im Coaching,
00:40:41
Speaker
Und jetzt ist natürlich die Frage, es passiert die ganze Zeit, um es mal einfach auf den Punkt zu bringen.
00:40:47
Speaker
Es gibt keine gute oder es gibt keine Coaching-Klientenbeziehung, die nicht Projektion oder Übertragung oder Gegenübertragung da drin hat.
00:40:56
Speaker
Wenn ich mich davon frei machen möchte, dann kann ich in so einem Kontext nicht arbeiten.
00:40:59
Speaker
Das ist meine Haltung dazu, weil es einfach nicht ausschließbar ist.
00:41:04
Speaker
Also selbst wenn ich mich emotional komplett dicht mache als Coach, habe ich trotzdem eine Person gegenüber sitzen und
00:41:10
Speaker
die öffnet sich mit ihren persönlichen Themen, ist mit mir in einer Beziehungsdynamik, also haben wir einen Raum, wo Projektion gegen Übertragung und Übertragung stattfinden wird.
00:41:20
Speaker
Und die einzige Frage ist nicht, wie kann ich das verhindern, sondern wie kann ich den Prozess
00:41:25
Speaker
Erstens erkennen und zweitens, wie kann ich das für mein Coaching sogar positiv nutzen, um die Person bestmöglich aus der Übertragung in die bewusste Einsicht zu führen, also im Sinne von, ich erkenne mich plötzlich da drin, ich erkenne plötzlich,
00:41:42
Speaker
die Erfahrung, die ich mal gemacht habe und jetzt gerade in dieser Beziehungsdynamik zu meinem Coach wieder erlebe und daraus dann einen tieferen Prozess zu gestalten, um am Ende eine bewusstere, freiere und von diesen emotionalen Verletzungen befreitere Person aus dem Coaching, sage ich mal, rausgehen zu lassen.
00:42:00
Speaker
Und darin liegt ein riesengroßer, ein riesengroßes Potenzial, würde ich sagen, wenn man gut damit umgehen kann.
00:42:05
Speaker
Deswegen, was würdest du machen, wenn du
00:42:14
Speaker
sagen wir mal, wenn du eine Frau im Coaching hast und die himmelt dich die ganze Zeit an, wie würdest du darauf reagieren?
00:42:25
Speaker
Ja, spannende Frage.
00:42:28
Speaker
Da würde ich gerne noch kurz zu einer Sache eingehen, weshalb das sehr wenig bei uns passiert in einer sehr starken Frequenz, aber natürlich schon auch
00:42:40
Speaker
Anteilig da ist.
00:42:41
Speaker
Wie Lena eben gesagt hat, wir können das nicht verhindern.
00:42:44
Speaker
Projektion, Übertragung werden immer passieren.
00:42:48
Speaker
Das passiert ja selbst, wenn das Objekt, in dem wir in Beziehung treten,
00:42:56
Speaker
nicht lebt.
00:42:57
Speaker
Oder, also das sieht man jetzt gerade schön bei ChatGPT, wenn dann Menschen da wirklich anfangen, das Gefühl zu entwickeln, dass sie da mit jemandem sprechen, der sie wirklich versteht.
00:43:09
Speaker
Oder auch bei Haustieren.
00:43:10
Speaker
Das sind ja die besten, überhaupt die besten Projektionsoberflächen, die man sich so vorstellen kann.
00:43:17
Speaker
Da projizieren wir ja ganz, ganz viel drauf von unseren kindlichen Anteilen, von den hilflosen Anteilen, von den
00:43:26
Speaker
süßen Anteilen.
00:43:29
Speaker
Deswegen ist es in jedem Beziehungsfeld, egal zu was für Beziehungsfliegen, finden Projektionen statt.
00:43:37
Speaker
Wichtig ist, dass wir als Coaches das schon steuern können.
00:43:40
Speaker
Wie gesagt,
00:43:41
Speaker
vorher im Marketing, wie wir auftreten, wie wir kommunizieren, ganz, ganz wichtig, das möchte ich an der Stelle nochmal sagen, weil hütet euch bitte davor, euch nach außen hin selbst so stark zu erhöhen, ja, weil das einfach automatisch dazu führt, dass
00:44:01
Speaker
Und ihr Menschen anziehen werdet in eure Coaching-Räume, die euch sehr stark idealisieren, anhimmeln, wie so eine Art Verliebtheit eben auch schon, dieses, ich will unbedingt so sein, das ist so großartig, wie machst du das?
00:44:17
Speaker
Die kann mir alles zeigen, was ich brauche, um auch so zu werden.
00:44:23
Speaker
Ja, das ist einmal ganz wichtig.
00:44:29
Speaker
Das ist einmal ganz wichtig, weil schon das, da habe ich mich einfach auch sehr viel mit beschäftigt, bewahrt uns, Lena und mich als Coaches, schon auch ein Stück weit darin, dass wir Menschen anziehen in unsere Räume, die so leben.
00:44:48
Speaker
komplett die Verantwortung auf uns übertragen.
00:44:52
Speaker
Du bist jetzt die, die mich rettet.
00:44:55
Speaker
Du weißt alles.
00:44:56
Speaker
Sag mir, was ich tun muss, damit ich so sein und so werden kann wie du.
00:45:04
Speaker
Das kommunizieren wir nach außen schon nicht so.
00:45:07
Speaker
Und deswegen führt das dazu, dass wir schon eher mit etwas geerdeteren Menschen in unseren Räumen arbeiten, wo das zwar auch passiert, aber wo das nicht so...
00:45:17
Speaker
riskant ist, dass es dann in so eine krasse Entwertung kippt.
00:45:21
Speaker
Ja, weil wir müssen uns einfach klar werden, je mehr wir idealisiert sind und das teilweise auch aus dann der eigenen, ich sag mal, Verantwortung heraus, weil wir uns im Marketing als Personal Brand zum Beispiel so selbsterhöhend darstellen, desto krasser wird auch die Entwertung sein, die darauf folgt, weil das so ein Pendeln ist,
00:45:45
Speaker
die die Psyche dann einfach vornimmt, wenn wir fest, wenn unsere Klienten feststellen, boah, die ist ja doch nicht so toll und die ist ja doch nicht so gottgleich.
00:45:54
Speaker
Ja, deswegen bin ich auch immer mit diesem Gottesmarketing ein bisschen vorsichtig, wenn man sich selbst eben dann in so eine Göttinnenposition hebt, weil das ist sehr riskant, dass uns das im Coachingprozess dann um die Ohren fliegt.
00:46:10
Speaker
Ja.
00:46:10
Speaker
Also sind diese Vorteilspakete im Supermarkt
00:46:13
Speaker
wo dann doppelter Inhalt versprochen wird und eigentlich ist da der, also der doppelte Inhalt ist halt doppelt so viel Luft, so, ne, wenn man das dann aufmacht und denkt, wow, man hat ein riesen Chips pakiert und plötzlich ist die Hälfte davon nur Luft und dem Rest ist was drin, so ist das dann eben häufig, ne, und natürlich führt das zu einer Enttäuschung, was auch gut ist, ne, also besser als wenn die Idealisierung dann trotz dessen weitergeht.
00:46:34
Speaker
Ja, genau, und deswegen, das ist einmal ganz wichtig, das macht schon ganz viel aus und da muss man eben auch
00:46:41
Speaker
einfach ganz klar sein und sich dann auch die Frage stellen, man sieht ganz gut, als Coach, beziehungsweise von der Außenbetrachtung, hat der Coach, der sich da und seine Arbeit selbst bewirkt, Coaching und die Tiefe der menschlichen Psyche wirklich verstanden.

Förderung von Unabhängigkeit bei Klienten

00:47:03
Speaker
Weil dann machst du das eigentlich nicht.
00:47:06
Speaker
Gerade wenn du auch das Ziel hast, und das haben wir ja mit unserer Arbeit hier immer,
00:47:10
Speaker
Menschen in die Selbstverantwortung, in die Selbstständigkeit zu führen und uns nicht ewig abhängig zu machen, also Menschen in die Selbstständigkeit zu führen und sie nicht ewig von uns abhängig zu machen, ja,
00:47:29
Speaker
dann ist es ja auch überhaupt gar nicht gewillt, dass sie in dieser Übertragung beziehungsweise in der Projektion auch bleiben.
00:47:37
Speaker
Das ist natürlich unternehmerisch klüger.
00:47:40
Speaker
So funktioniert ja auch, ich sag mal, das ganze Diät- und Fitnessbranche oder auch
00:47:46
Speaker
leider häufig das Gesundheitssystem, dass Menschen einfach abhängig vom Rat oder von den Medikamenten oder der Behandlung oder den Angeboten von anderen bleiben, weil sie sich dauerhaft in so einem Zustand von sich nicht selbst helfen können gehalten werden, ja.
00:48:07
Speaker
Und darauf ist zum Beispiel unsere Arbeit schon gar nicht ausgelegt.
00:48:10
Speaker
Das heißt, wir spielen, um jetzt zu deiner Frage zu kommen, natürlich auch immer wieder die Verantwortung an den Klienten zurück oder an die Klientin zurück.
00:48:21
Speaker
Und erinnern sie daran, dass sie das, was sie braucht, in sich trägt und wir als Coaches nicht die...
00:48:35
Speaker
die sind, die das alles wissen und die Gurus, die auf alle Fragen eine Antwort haben, sondern wirklich sie darin zu befähigen, nach innen zu schauen und zu gucken, was ist deine Antwort auf die Frage.
00:48:51
Speaker
Also weil ganz häufig sieht man dieses Anhimmeln oder auch dieses sich sehr auf den Rat des Coaches verlassen,
00:49:02
Speaker
sehr, sehr stark darin, dass wegen allen möglichen Dingen, die man zum Beispiel theoretisch auch googeln könnte, nach der Meinung des Coaches gefragt wird.
00:49:12
Speaker
Wie siehst du das denn?
00:49:13
Speaker
Wie würdest du das denn machen?
00:49:16
Speaker
Und da ist es schon so, dass ich dann natürlich meine Perspektive auf die Sache verabschiede.
00:49:23
Speaker
Auch mal beschreibe und ich nehme auch durchaus auch persönliche Geschichten mit rein, um einfach auch so ein bisschen diese Idealisierung zu relativieren, ja.
00:49:35
Speaker
dass ich dann durchaus auch mal von meinen Herausforderungen berichte und dass das eben nicht immer alles so just positive vibes ist, sondern alles, dass wir als Coaches mal rechte Tage haben und uns da einfach auch nahbar zeigen.
00:49:50
Speaker
Also ich glaube, das hat auch einfach was mit einer gewissen Nahbarkeit zu tun, wenn ich mich als Coach nur in meiner, ich sage mal,
00:49:57
Speaker
fehlerfreien Maske zeige, wo ich immer nur stark bin, immer nur präsent bin und auch mich grenzenlos zur Verfügung stelle, dann wüttert das natürlich das Ganze noch weiter.
00:50:13
Speaker
Das heißt also, was ich zum Beispiel im Coaching-Prozess häufig sage, ist, mhm,
00:50:21
Speaker
wenn ich eine Frage gestellt bekomme zu konkreten Lebenssituationen und wie ich darauf reagieren würde oder was ich sagen würde oder wie ich mich verhalten würde, dann...
00:50:31
Speaker
mache ich schon Beispiele und gleichzeitig sage ich aber auch immer dazu, aber weißt du, am Ende des Tages hast nur du die Antwort auf diese Frage und möchtest du, dass wir da vielleicht einfach mal schauen, dass ich dich mal nach innen führe und wir gucken, was
00:50:54
Speaker
was ist deine Antwort, ja, oder wie würdest, was ist die innere Weisheit in dir sozusagen und dazu braucht es dann natürlich auch Techniken, um es führen zu können, aber die Klientin wirklich immer wieder aus dem die weiß alles raus zu begleiten in ein Vertrau mal darauf, dass du auch eine Antwort in dir hast.
00:51:17
Speaker
Das wäre ein Beispiel.
00:51:19
Speaker
Ja.
00:51:21
Speaker
Okay.
00:51:22
Speaker
Ja, das ist ein gutes Beispiel.
00:51:24
Speaker
Also ich glaube, grundsätzlich kann man ganz gut zusammenfassen,
00:51:29
Speaker
beziehungsweise ich finde, man kann diese Projektionen oder Übertragungen auf verschiedenen Ebenen ganz cool aufgreifen.
00:51:36
Speaker
Das eine ist das, was du gerade gesagt hast, das wäre eher so ein bisschen intrapersonaler.
00:51:40
Speaker
Das bedeutet, man veranlasst den Klienten dazu, in die eigene Innenschau zu gehen.
00:51:45
Speaker
Also man hilft dem Klienten oder der Klientin dabei, den eigenen nach außen, ich sage mal externalisierten, also nach außen gerichteten Anteil, den man dann im Coach sieht, wieder zu sich zurückzunehmen.
00:51:59
Speaker
Damit ist nicht gemeint, dass man nicht nach Rat fragen kann oder nicht in bestimmten Situationen nach Hilfe fragt, darum geht es gar nicht, sondern wenn man wirklich beobachtet, okay, bei jeder Kleinigkeit wird so gesehen der Rat eingeholt, so als wäre es,
00:52:14
Speaker
der Coach plötzlich der Experte des Lebens der Klientin und dann das wieder zurückzugeben, natürlich fürsorglich, weil häufig haben wir ja dann mit Personen zu tun, die das eben nicht so gut gelernt haben, die eben weniger Gefühl zu sich, zu ihrer Innenwelt haben.
00:52:29
Speaker
Das heißt, auf intrapersonaler Ebene, also innerpsychisch, der Klientin zu helfen, dahin zurückzufinden.
00:52:37
Speaker
Und was ich auch ganz gerne mache, was ein bisschen Mut erfordert auch vom Coach und auch ein bisschen so eine
00:52:44
Speaker
Kontaktfähigkeit fällt mir auch nicht immer leicht, einfach mal kurz auf dieser zwischenmenschlichen Beziehungsebene zu bleiben.
00:52:50
Speaker
Egal, ob es jetzt gerade ein unangenehmes Gefühl ist oder ein idealisiertes Gefühl ist, was gerade in die Beziehungsdynamik übertragen wird.
00:52:58
Speaker
Also beispielsweise, nur mal angenommen, ich würde jetzt
00:53:03
Speaker
mit meiner Klientin arbeiten und wir haben schon 20 Sitzungen gemacht oder wie auch immer und irgendwie drehen sich die Themen auch immer ein bisschen weiter und es verändert sich auch was und trotzdem stockt das und ich kriege plötzlich als Coach so ein Gefühl von, ich weiß gerade gar nicht weiter.
00:53:19
Speaker
Und das ist ja erstmal nicht unbedingt das Gefühl, was wir jetzt so unbedingt haben wollen, aber das habe ich dann halt nur mal in dem Moment, mal so als Beispiel.
00:53:26
Speaker
Und jetzt kann ich natürlich ganz viel versuchen zu machen und zu erklären und die Klientin fragen, warum sie das denn alles noch nicht gemacht hat und wie auch immer.
00:53:34
Speaker
Oder ich nehme einfach mein Gefühl mal rein.
00:53:37
Speaker
Also ich benutze ganz bewusst...
00:53:39
Speaker
die Beziehungsebene, um das Coaching fortzusetzen, nämlich weil ich beispielsweise sage, weißt du, ich weiß nicht, wie es dir gerade geht, aber ich persönlich, ich habe gerade innerlich keinen Impuls, ich weiß gerade irgendwie nicht so richtig, wo ich ansetzen würde.
00:53:55
Speaker
Und das einfach mal kurz im Raum stehen lassen, weil das wird bei der Klientin tendenziell erstmal nicht unbedingt ein schönes Gefühl auslösen, weil sie hofft ja gerade auf die Erlösung durch die Ideen des Coaches.
00:54:05
Speaker
Wichtig ist, dass die Haltung dabei trotzdem Sicherheit vermittelt ist und nicht so, ja, keine Ahnung, da kann ich dir jetzt auch nicht weiterhelfen und irgendwie habe ich das Gefühl, bei dir löst sich das nie, darum geht es natürlich nicht.
00:54:15
Speaker
Wahrscheinlich wird die Klientin, wenn ich dann frage, okay, und wie fühlst du dich denn damit, wenn ich das gerade so sage, dass ich gerade ehrlich gesagt nicht weiter weiß,
00:54:22
Speaker
Und wird die wahrscheinlich sagen, ja, kann ich irgendwie, also geht mir auch so und keine Ahnung, wie auch immer.
00:54:28
Speaker
Und mit dem Gefühl...
00:54:30
Speaker
kann man dann perfekt weiterarbeiten.
00:54:32
Speaker
Und damit hat man die Übertragung so gesehen funktional genutzt, um im Prozess weiterzukommen.
00:54:39
Speaker
Oder wenn die Person, also beispielsweise, um es kurz zu Ende zu führen, dann zu sagen, okay, kennst du dieses Gefühl?
00:54:45
Speaker
Nicht zu wissen, wie es jetzt weitergehen kann oder das Gefühl, dass du jemand anderes gerade vertraust und irgendwie funktioniert das dann nicht so und es gibt so ein Gefühl von,
00:54:53
Speaker
Ausweglosigkeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kommt dann ein Ja und damit kann man perfekt weiterarbeiten.
00:54:59
Speaker
Das heißt, man hat den Beziehungskonflikt oder die Beziehungsdynamik wiederum genutzt, um einen guten inneren Prozess zu begleiten.
00:55:07
Speaker
Oder beispielsweise die Klientin, um mal so ein unangenehmeres Beispiel zu nutzen, die Klientin fühlt sich gerade gar nicht verstanden oder man hat etwas gespiegelt, wo die Person sich total angegriffen fühlt oder sagt, nee, das kann ich jetzt gerade irgendwie so gar nicht annehmen oder
00:55:25
Speaker
bei mir war das nicht so in meiner Kindheit, ich habe mich immer verstanden gefühlt, also dazu haben wir auch schon mal eine Podcast-Folge aufgenommen.
00:55:31
Speaker
Da geht es jetzt natürlich als Coach nicht darum, der dann zu erzählen, warum ihre Kindheit vielleicht nicht gut war oder sonstiges, sondern einfach das zu nehmen, was in der Beziehungsdynamik gerade sichtbar ist und das zu spiegeln.
00:55:42
Speaker
Da kommt dieser Begriff, zum Beispiel zu sagen, ich habe das Gefühl, das nennt man auch Resonanzaussage, also die
00:55:48
Speaker
emotionale Ladung des anderen anzusprechen, zum Beispiel zu sagen, ich habe gerade das Gefühl, als ich das gesagt habe, dass das ganz schön was ausgelöst hat gerade.
00:55:57
Speaker
Also es ist gar nicht so persönlich zu nehmen.
00:55:59
Speaker
Und dann wird die Person wahrscheinlich sagen, ja, also...
00:56:01
Speaker
Dieses ganze Gerede über innere Kindarbeit und die Eltern und so weiter, das ist ja überhaupt nicht das, was bei mir das Problem ist.
00:56:07
Speaker
Und dann kommt man über dieses Gespräch immer mehr dazu, kann natürlich jederzeit in die Körperarbeit übergehen, indem man einmal nachfragt, okay, und wo spürst du denn, dass dich das so wütend macht?
00:56:16
Speaker
Oder was macht dich konkret so wütend?
00:56:18
Speaker
Oder wie auch immer.
00:56:19
Speaker
Und somit diesen Übertragungsprozess gar nicht zu sich zu nehmen, sondern wie so eine Art Bumerang zu nutzen, um wieder in den Klientenprozess das mit einzubinden, um es dann zu einer Lösung zu bringen.
00:56:30
Speaker
Das Gleiche bei einer Idealisierung.
00:56:32
Speaker
Also wenn dann eine Klientin sagt, wie toll sie sich fühlt und sie hat sich noch nie so verstanden gefühlt und so gesehen, dann nicht zu sich zu nehmen.

Überwindung von Idealisierung und Verteidigungsmechanismen

00:56:41
Speaker
Natürlich darf man sich kurz geschmeichelt fühlen.
00:56:42
Speaker
Ist ja ganz cool, wenn man das ausdrücken kann, dass die andere Person sich so verstanden fühlt.
00:56:46
Speaker
Aber auch hier so bescheiden zu bleiben und zu verstehen, ich bin das gerade gar nicht.
00:56:52
Speaker
Die Klientin kommt gerade mit etwas in sich in Kontakt, was sie vielleicht sehr, sehr lange nicht zugelassen hat oder nicht gefühlt hat.
00:56:58
Speaker
Und das kann sie jetzt gerade in unserer Interaktion fühlen.
00:57:01
Speaker
Und das ist toll, weil du bist der Spiegelpartner dazu.
00:57:03
Speaker
Das heißt, du hast es auch gut gemacht.
00:57:06
Speaker
Aber die Fähigkeit ist gerade in der Klientin erwacht, sage ich mal.
00:57:10
Speaker
Und das dann auch wiederum aufzunehmen, zum Beispiel zu sagen, ja, ich habe das Gefühl, wenn du das so sagst, dass du dich danach ganz schön lange gesehnt hast, nach diesem Gefühl verstanden zu werden.
00:57:18
Speaker
Dann kommt sowas wie ja oder häufig kommen dann Tränen oder Sonstiges und dann damit wieder reinzusteigen und zu schauen, erstens, wo fühlt sich dieses, also wo spürt sie dieses angenehme Gefühl oder wie würde sich dieses Gefühl verkörpern oder eben auch dann in den Schmerzpunkt reinzugehen und wenn die Klientin zum Beispiel anfängt zu weinen und zu sagen, ja, das hatte ich nie, dann zu sagen, okay, dann geh mal zu dem Moment, wo du es am dringendsten gebraucht hättest, das aber nicht hattest.
00:57:44
Speaker
Und damit wäre man dann schon wieder ein Lösungsprozess.
00:57:46
Speaker
Also man kann die Übertragung perfekt nutzen, genauso wie die Projektion, um den Prozess positiv zu nutzen.
00:57:56
Speaker
Wenn ich nicht zu stark emotional darauf eingehe, wenn ich mich nicht in diese Dynamik zu stark mit reinziehen lasse und wenn ich mich selber nicht zu sehr in den Vordergrund dränge, dann kann jede Übertragung und jede Projektion ein riesengroßes Geschenk sein,
00:58:10
Speaker
dass die Klientin sich noch mehr erkennt durch den Spiegel des Coaches oder durch den Spiegel der Beziehung zum Coach.
00:58:17
Speaker
So würde ich das, glaube ich, zusammenfassen.
00:58:20
Speaker
Ja, vor allen Dingen, also ich würde das sogar noch direkter oder klarer aussagen, nicht nur man kann die Projektion oder die Übertragung nutzen, sondern ab einem gewissen Punkt müssen wir, wir müssen sie nutzen, weil sonst einfach,
00:58:40
Speaker
immer wieder sich dieselben Beziehungsdynamiken ausspielen und Projektionen oder Übertragungen finden immer dann statt, wenn wir eigentlich an eine, ich sag mal, Urwunde oder ein Urthema kommen, um das sich unsere Klienten Bewältigungsstrategien und Muster gebaut haben.
00:59:04
Speaker
Das heißt, wenn ich mit meiner Klientin, also wenn sie zu mir kommt und sie möchte mit mir an dem Muster emotionales Essen arbeiten.
00:59:13
Speaker
dann gibt es eben die Coaches, die auf der Oberfläche arbeiten und sagen, gut, dann kriegst du jetzt einen Ernährungsplan und du kriegst Atemübungen und ich sage dir ganz genau, was du wann machen musst, damit das weggeht.
00:59:27
Speaker
Du musst dich an den Ernährungsplan halten, du musst zweimal am Tag diese Meditation machen oder diese Audio-Session hören und wenn du dich genau daran hältst, dann
00:59:40
Speaker
wirst du an dein Ziel kommen.
00:59:43
Speaker
Das ist jetzt, sag ich mal, die Oberfläche der Herangehensweise, die wir ganz häufig, gerade bei emotionalem Essen oder auch bei Gewichtsthemen oder so im Coaching, in der Coachingpraxis sehen.
00:59:54
Speaker
Das heißt, die Klientin, die wird abhängig bleiben von diesen konstanten Plänen, Vorgaben, Übungen, dem Coach, der sie am Ball hält.
01:00:07
Speaker
Das heißt, ich
01:00:09
Speaker
bringe den Klienten nicht wirklich über eine gewisse Grenze hinaus.
01:00:14
Speaker
Das heißt, er bleibt immer ein Stück weit in der Abhängigkeit und an der Nabelschnur und der Stachel wird halt nicht gezogen, weil ich quasi nicht mit der Wunde unter diesem Muster arbeite, sondern ich der Klientin einfach nur helfe, besser mit diesem Muster umzugehen, indem ich irgendwelche Kontrollmechanismen einbaue.
01:00:37
Speaker
Wenn ich jetzt sage, ich habe den Auftrag als Coach, meine Klienten dabei zu unterstützen, dass sie diese Bewältigung, dass sie wirklich frei werden von dieser Bewältigungsstrategie oder auch von, ich sage mal, toxischen Beziehungsmustern oder nicht so dienlichen Beziehungsmustern, wo sie sich immer wieder Partner suchen, wo dieselben Muster sich abspielen oder
01:00:58
Speaker
ja, vielleicht auch mit ihrem Herzensbusiness nicht so richtig vorankommen, weil sich da auch wieder Muster drin zeigen, ja, die Angst davor gesehen zu werden, die Angst davor bewertet zu werden, die Angst davor abgelehnt zu werden und ich setze mir als Ziel, als Coach Menschen wirklich dabei zu begleiten, dass sie das transformieren, dann muss ich
01:01:23
Speaker
durch dieses Muster durchdringen zu der Urwunde, der Urangst, der Urverletzung, die darunter liegt und für die sich dieses Muster irgendwann mal gebaut wurde.
01:01:33
Speaker
Und das heißt, auf diesem Weg dahin werden wir auf Abwehrmechanismen stoßen.
01:01:40
Speaker
Und Abwehrmechanismen sind eben Übertragung und Projektion.
01:01:44
Speaker
Das heißt...
01:01:46
Speaker
Ich kann am Ende des Tages die Arbeit gar nicht wirklich machen und meine Klienten gar nicht zu den Durchbrüchen führen, die sie sich wünschen, wenn ich nicht lerne, mit Projektion und Übertragung umzugehen, die wahrzunehmen und auch wirklich weiß, wie ich die führe und halten und spiegeln kann.
01:02:05
Speaker
Das heißt, um da nochmal drauf zurückzukommen, wir müssen sogar mit Projektion und Übertragung arbeiten,
01:02:13
Speaker
wenn wir echte Durchbrüche für unsere Klienten erreichen wollen.
01:02:17
Speaker
Und zwar nicht nur mal so zufällig, sondern wirklich als Standard in unserer Arbeit.
01:02:24
Speaker
Zumal, und da gehe ich jetzt mal davon aus, jeder, der den Podcast hier hört,
01:02:31
Speaker
hat ein gewisses Maß an Verantwortungsgefühl und möchte die Arbeit wirklich gut und richtig machen.
01:02:36
Speaker
Nicht nur für sich, um langfristig ein erfolgreiches Coaching-Business damit aufzubauen, weil einfach das Feedback und die Weiterempfehlungen so stattfinden, sondern auch für den Klienten, damit die Prozesse wirklich sicher sind.
01:02:50
Speaker
Und deswegen möchte ich nochmal ein konkretes Beispiel machen, was wir letztens gerade auch hatten mit einer Klientin, die mir geschrieben hat,
01:02:59
Speaker
eine sehr lange, sehr verzweifelte Nachricht, in der sie mir erzählt hat, dass sie letztens sich nach Monaten endlich aufgerafft hatte und den Mut hatte, ihrer Therapeutin davon zu erzählen, dass sie sich noch parallel zu einem Coaching angemeldet hat.
01:03:19
Speaker
Und die Therapeutin...
01:03:24
Speaker
Also Übertragung in dem Fall ist, die Klientin hatte riesige Angst vor ihrer Therapeutin zu sagen, dass sie sich noch parallel zu einem Coaching angemeldet hat.
01:03:36
Speaker
Das war ganz klar eine Übertragung.
01:03:38
Speaker
Ich habe Angst, Mama zu sagen, dass sie nicht mehr die einzige und wichtigste Person für mich ist.
01:03:45
Speaker
Ja, Übertragung.
01:03:47
Speaker
So, ähm.
01:03:50
Speaker
Die Gegenübertragung hat dann von der Therapeutin auch direkt stattgefunden, als sie sagte, ja, was machst du denn dann noch hier?
01:03:59
Speaker
Und unsere Klientin, meine Klientin dann mir eben diese Nachricht beschrieben hat, wo man einfach gemerkt hat, dass sie eigentlich retraumatisiert ist, weil sie...
01:04:10
Speaker
völlig dysreguliert war, geweint hat, gezittert war, mir auch beschrieben hat, wie sie dann auch reagiert hat auf diese Aussage ihrer Therapeutin, nämlich sie ist dissoziiert.
01:04:22
Speaker
Das heißt, sie hat irgendwann gar nicht mehr mitbekommen, was sie eigentlich noch besprochen haben.
01:04:27
Speaker
Sie hat den Rest des Gesprächs vergessen, weil sie sich eigentlich, weil die Emotionen durch diesen Satz so überwältigend waren, dass sie sich sozusagen aus ihrem Körper und aus dem Gespräch rausgebeamt hat.
01:04:41
Speaker
Und die Therapeutin das offensichtlich in dem Moment nicht erkannt hat und nicht aufgefangen hat.
01:04:48
Speaker
Das heißt, ihr System, also das System der Klientin hatte in dem Moment die Bestätigung, dass sich das, was sie als Kind mit Mama wiederholt hat, auch wieder wiederholt.
01:04:59
Speaker
Und dass das auch real so ist, dass sie nicht gut genug für Mama ist, dass sie das Gefühl gibt, dass...
01:05:07
Speaker
Mama nicht die wichtigste Person für sie ist und Mama da offensichtlich drauf angewiesen ist.
01:05:13
Speaker
Und wenn wir das verstehen, dann erkennen wir, dass es nicht nur für die Durchbrüche wichtig ist,
01:05:21
Speaker
Ahnung von Übertragung und Projektion zu haben und wie wir das führen.
01:05:25
Speaker
Dass es nicht nur für die Durchbrüche und den Erfolg unserer Klienten wichtig ist, die eigenen Themen zu erkennen, denn ganz klar ist bei der Therapeutin natürlich durch die Gegenübertragung auch ein Thema aufgedeckt worden, nämlich
01:05:37
Speaker
Es ist ganz offensichtlich aus ihrer, ich sag mal, kindlichen Wunde heraus ganz wichtig für sie, dass sie die wichtigste Person und die einzigste Person für ihre Klienten ist, die Retterin, die das für sie schafft.
01:05:50
Speaker
Und deswegen muss man klar sein, dass wenn wir das nicht erkennen,
01:06:00
Speaker
Ich kann es noch mal kurz die letzten Worte sagen, weil du bist gerade total, als wäre es unter Wasser.
01:06:06
Speaker
Ja, okay, ist jetzt besser.
01:06:09
Speaker
Und deswegen ist es eben wichtig, dass wir das nicht nur für die Durchbrüche nutzen, sondern einfach auch in Hinsicht der Sicherheit des Raums und auch um Retraumatisierungen zu vermeiden, so wie wir das jetzt bei dem Beispiel gerade gehört haben.
01:06:30
Speaker
Und wenn ich selbst als Coach mir meiner Themen da nicht bewusst bin, mich nicht
01:06:37
Speaker
vielleicht auch mal frage, was sind denn meine egoistischen Gründe dafür, warum ich die Arbeit mache, die ich da mache und da nicht weiter auch an meinen tieferen Themen arbeite, auch das zu regulieren.
01:06:51
Speaker
Selbst wenn der Impuls da war, zu sagen, ja was machen Sie denn hier, wäre in dem Moment wichtig gewesen, innerlich sich reguliert zu bekommen, zu erkennen, da kommt jetzt bei mir noch ein Anteil rein und den
01:07:05
Speaker
in dem Moment zurückzuhalten, um ihn später als Therapeut oder dann auch Coach in den Prozess mit reinzunehmen, aber da in dem Moment präsent bei der Klientin bleiben zu können, das wäre die optimalste Gelegenheit gewesen,

Vermeidung von Retraumatisierung durch Gegenübertragung

01:07:21
Speaker
diese Urwunde, nämlich ich habe Mama verletzt oder ich bin nicht gut genug für Mama oder ich habe einen Fehler gemacht und jetzt hat Mama mich nicht mehr lieb und weist mich ab.
01:07:32
Speaker
zu versorgen.
01:07:33
Speaker
Und das ist halt in dem Moment nicht passiert.
01:07:35
Speaker
Das haben wir dann halt gemacht, aber das wäre eigentlich in dem Moment Aufgabe der Therapie oder des Therapeuten gewesen.
01:07:44
Speaker
Und daran sieht man, wie wichtig das ist und dass das nichts ist, was man einfach mal so, naja gut, kann man sich mal mit beschäftigen, sondern das ist einfach für die Durchbrüche, aber auch für die Sicherheit unserer Klienten wichtig.
01:08:00
Speaker
Und
01:08:01
Speaker
Das gilt auch für Coaches, die in Anführungszeichen nur Ernährungspläne oder so anbieten.
01:08:09
Speaker
Wenn sie da nicht bewusst sind, dass sich durch dieses, ich erfülle jetzt das, was der Coach mir gesagt hat, zu hundertprozentiger Zufriedenheit und wenn ich das nicht tue, dann muss ich das verheimlichen, weil sonst werde ich bestraft, vom Coach abgelehnt oder kriege gesagt, du willst das nicht genug und du bist nicht diszipliniert genug, dann reproduziere ich
01:08:31
Speaker
Im Prinzip das, was die meisten Klienten, die überhaupt erst Probleme mit ihrem Essverhalten entwickeln, schon als Kind erlebt haben.
01:08:39
Speaker
Nämlich, dass sie bewertet werden, dass sie abgewertet werden, dass ihnen unterstellt wird, dass sie faul sind, dass sie nicht diszipliniert genug sind, dass sie zu dumm sind, um das zu verstehen oder was auch immer.
01:08:51
Speaker
Ja, und gleichzeitig, was auch ganz wichtig ist, und das ist auch der Hauptpunkt, warum neben anderen auch Selbsterfahrung als Coach so extrem wichtig ist auf der Reise zur Ausbildung, entweder als Coach oder auch während man schon lange als Coach arbeitet.
01:09:06
Speaker
Also ich meine, wir lassen uns ja auch regelmäßig begleiten.
01:09:10
Speaker
Es ist natürlich, du hast gerade ein tolles Beispiel genannt, wo ich dachte, das würde auf einen Coach genauso passen können,
01:09:15
Speaker
Wenn der Coach in dem gleichen Muster ist und auch das Gefühl hat, oh, wenn ich nicht das, was mein Klient will, zu 100% erfülle, wenn ich nicht genau sage, was der hören möchte oder wenn ich den enttäusche, weil ich das und das nicht genauso mache, wie er das als Anspruch hat und das ist mein eigenes Thema, vielleicht aus der Kindheitsgeschichte oder weil ich Sorge habe, dass er sonst nicht wiederkommt, schlecht über mich spricht, eine schlechte Bewertung darlässt, unzufrieden ist.
01:09:40
Speaker
Wie auch immer, also wird das gleiche Muster nun mal beim Coach gesehen, dann sabotiert er natürlich unbewusst ebenfalls den gesamten Prozess, weil der Klient möglicherweise niemals das hört, was er hören muss oder darin nicht gespiegelt wird und die Muster weiterhin bestärkt werden und zwar wechselseitig.
01:09:57
Speaker
Das bedeutet, beide tapsen wie so auf Eierschalen und damit ist ein Prozess natürlich auch nicht so effektiv, wie er sein könnte.
01:10:06
Speaker
Also dementsprechend ist es ganz wichtig zu verstehen, woran erkenne ich die Übertragung meiner Klientin, was ist Gegenübertragung, also was ist meine Reaktion darauf, wo findet Projektion von der Klientin oder dem Klienten auf mich statt, aber, und das ist ein ganz entscheidender Punkt, auch genau andersrum.
01:10:23
Speaker
Also man sollte auch hier nicht die Brille oder die Lupe die ganze Zeit nur bei der Klientin haben, sondern auch immer wieder in die eigene Beobachtung gehen, wo habe ich eigentlich gerade meine eigene Projektion, also
01:10:35
Speaker
finde ich vielleicht den einen Klienten oder die eine Klientin total toll und bei der nächsten reagiere ich genervt, höre ich bei der einen total gerne zu und bei der anderen denke ich, das hatten wir doch jetzt schon dreimal oder wie auch immer.
01:10:46
Speaker
Also sich selbst, ohne in eine Abwertung zu gehen oder auch in eine Idealisierung, weil man zum Beispiel auch etwas mal gut gemacht hat, sich auch immer wieder selbst zu beobachten.
01:10:57
Speaker
um zu erkennen, was ist eigentlich gerade Resonanz?
01:10:59
Speaker
Also wo spüre ich gerade, okay, es langweilt mich in Anführungsstrichen, weil wir die ganze Zeit über etwas sprechen, was eigentlich gar nicht der Kern des Themas ist.
01:11:08
Speaker
Darauf reagiert ein Coach nicht selten mit so einem Gefühl von, oh, das ist irgendwie ein bisschen zäh, weil man redet über 20 Sachen, aber man ist nicht am Kern.
01:11:16
Speaker
Sobald man am Kern ist, kommt häufig so ein Spannungsgefühl oder das Gefühl von, ah krass, ja, erzähl mir mehr darüber oder wie auch immer.
01:11:23
Speaker
Das heißt, das kann man schon als Resonanz sehen.
01:11:25
Speaker
Aber wo reagiere ich vielleicht auch auf die Person oder auf die Klientin, weil ich selber etwas übertrage?
01:11:30
Speaker
Zum Beispiel, ich stecke als Coach möglicherweise selber schon seit ein paar Jahren im gleichen Thema und irgendwie ziehe ich da so meine Schleifen und habe das Gefühl, da komme ich irgendwie auch nicht weiter.
01:11:40
Speaker
Und plötzlich kommt meine Klientin zum sechsten Mal zu mir, das Thema bleibt das gleiche und irgendwie hat man so ein Gefühl von so, irgendwie dreht sich das im Kreis.
01:11:48
Speaker
Und weil mich das bei mir selber so nervt, dass ich nicht weiterkomme, bin ich auch genervt, dass die nicht weiterkommt.
01:11:53
Speaker
Ist auch eine Projektion.
01:11:54
Speaker
Also wir dürfen auch ganz, ganz vorsichtig sein, was von unseren Beziehungserfahrungen wir übertragen, was von unseren ungeliebten Anteilen wir übertragen, was von unseren zurückgehaltenen tollen Anteilen wir übertragen und projizieren.
01:12:10
Speaker
Das ist ganz, ganz wesentlich, weil ansonsten, also ansonsten haben wir wirklich ein großes Risiko, den Prozess nicht nur zu sabotieren, sondern auch wirklich genauso wie bei der Klientin, von der du eben gesprochen hast und da können wir tausend Beispiele nennen, auch von Ärzten und was auch immer.
01:12:27
Speaker
Also das kann einfach wirklich realen Schaden hinterlassen und auch das Vertrauen in die Potenziale, die so eine Begleitung haben kann, wirklich fundamental erschüttern.
01:12:36
Speaker
Das erleben wir ja auch immer wieder in den
01:12:38
Speaker
in den Räumen mit den Frauen, dass es einfach eine gewisse Zeit braucht, dass sie ein Vertrauen haben, dass es hier jetzt anders ist, dass sie sich zeigen können mit den schambehafteten Themen, dass sie darüber sprechen können, was im Bereich Sexualität, Essen, Partnerschaft und so weiter passiert, dass sie sich trauen können, davon zu berichten, dass sie auf der Arbeit, wenn sie
01:12:59
Speaker
einen Blick bekommen, den sie nicht deuten können, sich zurückziehen, auf Toilette und Süßigkeiten beispielsweise essen und darin aber eben nicht verachtet bestraft oder dumm angeguckt werden.
01:13:09
Speaker
Das ist in vielen Systemen überhaupt keine Erfahrung, die abrufbar ist.
01:13:13
Speaker
Und das wird natürlich mit keiner Erfahrung besser, die dann genau dieses Muster wiederholt.
01:13:18
Speaker
Also ich traue mich meiner Coachin oder meiner Therapeutin zu sagen, da ist noch jemand anders,
01:13:23
Speaker
Und ich erlebe wieder genau die gleiche Mutterwunde oder genau die gleiche Erfahrung, die ich damals auch hatte.
01:13:29
Speaker
Und man könnte in dem Moment sagen, dass alles, was vorher entwickelt wurde, es ist nicht gänzlich weg.
01:13:35
Speaker
Aber es hat auf jeden Fall wieder einen riesengroßen Riss bekommen.
01:13:38
Speaker
Man kann sich das ein bisschen vorstellen wie, also entweder man stellt sich ein Glas vor mit reinem Wasser und jeder kann sich vorstellen, wenn man jetzt einen Tropfen Benzin reinnimmt,
01:13:58
Speaker
Man kann sich das so vorstellen, wenn man in dieses reine Wasser einen Tropfen Benzin reingibt, dass das ausreichend ist, um dieses ganze Wasser erstmal zu verunreinigen.
01:14:08
Speaker
In Therapie und Coaching versuchen wir dann, das Verunreinigte, das Vergiftete wieder rauszunehmen, rauszufiltern.
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Speaker
Und somit mehr Klarheit zu gewinnen, schafft man auch.
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Speaker
Aber diese Aussage von, ja, was machst du denn dann überhaupt noch hier?
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Speaker
Oder ja, was brauchst du?
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Speaker
Also warum bist du dann noch hier in Therapie?
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Speaker
Ist als würde ich wieder diesen Tropfen Benzin reingeben und wieder eine Form von Verunreinigung reingeben, die dann wieder eine gewisse Zeit braucht, sich lösen zu können.
01:14:33
Speaker
Und je mehr die Kapazitäten natürlich da sind, desto schneller geht das.
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Speaker
Aber das Bild soll einfach dazu dienen, klarzumachen, warum es so entscheidend ist, in beide Richtungen zu verstehen, wo projiziert oder überträgt gerade meine Klientin oder mein Klient etwas auf mich und unsere Dynamik und wo projiziere oder übertrage ich aber als Coach ebenfalls gerade was auf meine Klientin oder auf die Dynamik zwischen uns.
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Speaker
Und der entscheidende Punkt ist einfach nur, damit bewusst umzugehen.
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Speaker
Man kann einer Klientin auch sowas sagen wie, ja, ich finde das echt toll, dass du es mir gerade erzählst.
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Speaker
Ich merke, in mir gibt es gerade so ein ganz kurzes Zucken und so einen kurzen Schmerz, weil ich so ein Gefühl habe von, okay, hat das nicht gereicht, was wir hier gemacht haben.
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Speaker
Das hat aber gar nichts mit dir zu tun, sondern das hat was mit meiner Erfahrung zu tun.
01:15:20
Speaker
Wie auch immer, dann ist die Dynamik sofort anders, weil ich das bei mir behalte, meine Begrenzung erkenne und keinen Schuldkomplex in meinem Gegenüber erzeuge.
01:15:29
Speaker
Und das ist einfach ein ganz, ganz wichtiger Punkt, wenn es um das Thema Coaching geht, Coach zu werden.
01:15:35
Speaker
Und deswegen ist das ein zentraler Punkt, sowohl in der Selbsterfahrung als auch natürlich in der Psycho-Edukation, also in der Wissensvermittlung, wenn wir dann auch die Coaches bei uns ausbilden.
01:15:47
Speaker
Genau, so würde ich das jetzt einmal von meiner Seite abschließen.
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Speaker
Hast du noch was zu ergänzen, oder?
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Speaker
Nee, hast du perfekt zusammengefasst.
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Speaker
Hast du perfekt zusammengefasst und ja, genau, das ist eben auch der Punkt, die eigene Beziehungskompetenz, die Selbsterfahrung,
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Speaker
die wir in optimaler Weise in Coaching-Ausbildungen machen.
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Speaker
Aber letztendlich natürlich auch die Technik, das Wissen.
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Speaker
Es gibt ganz klare Techniken, die wir anwenden können, um mit Übertragung und auch Gegenübertragung oder auch Projektion zu arbeiten.
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Speaker
Das ist all das, was wir uns auszubildenden in der Psychosomen- und natürlichen Coach-Ausbildung auch beibringen.
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Speaker
dass ihr wirklich fit darin werdet und auch keine Ängste habt, weil das soll das Letzte sein, was wir hier auslösen wollen, dass ihr Ängste entwickelt, denn das bedeutet, euer Nervensystem strahlt keine Sicherheit mehr aus und das blockiert am Ende auch wieder den Prozess der Klienten und euer Weiterkommen auch.
01:16:47
Speaker
Das heißt, ich hoffe einfach oder wir hoffen, dass wir euch da jetzt einfach vermitteln konnten, wie wichtig dieses Thema ist und das ist etwas, was ihr lernen könnt.
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Speaker
Es ist ein bisschen
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Speaker
Im ersten Moment fühlt sich oder hört sich das sehr komplex an.
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Speaker
Das wird aber einfach mit der Zeit klarer, vor allem, wenn man auch gewisse Erfahrungen damit gemacht hat.
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Speaker
Deswegen arbeiten wir ja auch in der Ausbildung mit Lernpartnerinnen, mit Testcoaches und einer Supervision, wo ihr immer wieder auch Feedback dazu bekommt, um das alles einfach besser greifen zu.
01:17:23
Speaker
Und deswegen hier einmal noch herzlich die Einladung für alle, die jetzt zeitnah die Podcastaufnahme hören.
01:17:30
Speaker
Am 20.
01:17:30
Speaker
November startet unsere runde Psychosomenatischen Coachausbildung.
01:17:38
Speaker
für dieses Jahr.
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Speaker
Das heißt, du hast jetzt noch die Chance, dich einfach mal auf die Warteliste einzutragen.
01:17:44
Speaker
Du bekommst dann sehr zeitnah einen Link zu unserem Kalender, kannst dir einen kostenlosen Connection Call buchen und dann können wir einfach mal miteinander sprechen.
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Speaker
Du kannst einfach
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Speaker
ob du bei dieser Runde dabei sein willst.
01:18:01
Speaker
Die nächste Gelegenheit wird es erst wieder in etwa einem halben Jahr geben.
01:18:07
Speaker
Und was wir auch unter diesem Post einmal verlinken, ist, wir planen einen Workshop, der ist jetzt am 8.
01:18:14
Speaker
November, das ist relativ spontan.
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Speaker
Das ist der Samstag, der kommende.
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Speaker
Und da kannst du auch mal so ein bisschen in unsere Arbeit reinschnuppern.
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Speaker
Und was wir auch vermitteln, dann letztendlich in der Ausbildung weiter,
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Speaker
Da bist du sehr, sehr herzlich eingeladen.
01:18:30
Speaker
Gerne einfach mal hier in die Shownotes guck, du findest alle Links dazu und wir freuen uns natürlich riesig, wenn wir dich auf die eine oder andere Weise in unseren Räumen sehen, mit dir sprechen können und dich dann eventuell auch begleiten.
01:18:45
Speaker
Sehr schön.
01:18:46
Speaker
Ich danke dir, Lena, dass du wieder dabei warst und mit deiner Expertise das Ganze hier wieder rund gemacht hast.
01:18:53
Speaker
Und ich würde sagen, wir verabschieden uns.
01:18:55
Speaker
Ich freue mich sehr auf die nächste Podcast-Folge.
01:18:58
Speaker
Geht mir auch so.
01:18:59
Speaker
Bis dann.
01:19:00
Speaker
Bis zum nächsten Mal.
01:19:01
Speaker
Tschüss.