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SplitterCast 44 LIVE - Musik in Comics mit Jonas Engelmann

S1 E47 · Splittercast
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83 Plays2 years ago

Wir sind wieder da, live und in Farbe aus dem Bielefelder Kulturbunker!

Diesmal geht es nicht nur um Comics und Graphic Novels, sondern außerdem um die vielleicht älteste und wahrscheinlich wirkmächtigste Kunstform: die Musik. Was Musik ist, was sie tut, warum und wie, sind Fragen, die uns aber nicht interessieren. Uns interessiert, wie man aus Musik Comics machen kann!

Ein Mensch, der sich damit gut auskennt, ist der Journalist und Verleger Jonas Engelmann, der Max mit Fachwissen, Anekdoten und Hintergrundinfos zur Seite steht. Als Lektor des Ventil Verlags hat er mehrere Songcomic-Alben herausgegeben, in denen ein diverser Cast von Comicschaffender jeweils einer populären Band huldigt. Außerdem ist Jonas ein Kenner aller Medien und Szeneinsider sondergleichen!

Comics aus Musik? Comics und Musik? Musik in Comics? Finden wir es heraus!

Website des Ventil Verlags: https://www.ventil-verlag.de/

Jonas' neues Buch "Nach Strich und Rahmen": https://www.verlag-reiffer.de/produkt/strichundrahmen/

Reddition 74/75 zu Comics und Musik: https://www.reddition.de/reddition-magazin/reddition-74-75-dossier-comics-musik

Die Links zu den besprochenen Songcomic-Abbildungen:

Monarchie und Alltag, Nicolas Mahler: https://www.ventil-verlag.de/assets/pdf/Monarchie_und_Alltag__reinlesen.pdf

Der Traum ist aus, Daniela Heller: https://www.ventil-verlag.de/assets/pdf/Keine_Macht__reinlesen.pdf

Und uns, den Splitter Verlag, findet ihr hier: https://www.splitter-verlag.de/

Recommended
Transcript

Einführung und Vorstellung des Gastes

00:00:00
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zum Splittercast, dem Podcast von und mit dem Splitter Verlag, Bielefelds bestem Comic Verlag. Mein Name ist Max und in diesem Podcast spreche ich mit Macherinnen und Machern aus der deutschsprachigen Comic Szene. Ich mache heute nicht nur meinen Headtrick voll, denn ich habe zum dritten Mal in Folge einen Verleger zu Gast.
00:00:20
Speaker
Nein, ich bestreite heute mit meinem Gast zusammen die dritte Live-Folge des Splittercasts. Wir sind im Herzen von Bielefeld, im wunderschönen Bunker Ulmenwall. Wir haben ein wunderschönes Publikum bei uns. Schön, dass ihr da seid. Hallo zusammen.
00:00:39
Speaker
Die dritte Live-Folge des Splittercasts wird möglich gemacht durch die großzügige und freundliche Unterstützung der Bielefeld der Bürgerstiftung und des Bünker Oldenwalds selber und meines Gastes, den ich heute dabei habe. Jetzt sage ich auch endlich seinen Namen. Jonas Engelmann ist bei mir aus Mainz. Hallo. Hallo, grüß dich. Wir sprechen heute über Comics und Musik, über Musik in Comics, über Musik Comics, über Musiker Comics.
00:01:09
Speaker
Wir schauen mal, wo genau das Gespräch uns hinführt. Ich bin selber gespannt. Wir gehen da mit ergebnisoffenem Ende ran, sage ich mal.

Comics und Musik: Eine thematische Erkundung

00:01:19
Speaker
Haben nicht unbedingt vor, alle Fragen, die in diesem Zusammenhang vielleicht bestehen, zu klären, aber doch zumindest mal anzureißen und vielleicht so ein paar
00:01:27
Speaker
Themen anzugehen, vielleicht ein paar Bedeutungs- und Erfahrungshorizonte zu öffnen. Ihr merkt schon, ich verhasteln mich gerade in meiner eigenen Anmoderation. Ich habe nämlich von der Materie noch weniger Ahnung als sonst. Mein Gast dafür umso mehr.
00:01:43
Speaker
Jonas ist nämlich eine Art kleines Universalgenie zum Thema. Er ist Literaturwissenschaftler, nicht nur studiert, sondern auch promoviert. Er ist Spezialist für Comics und Comics und Popkultur. Er ist Journalist, Herausgeber, Verleger des Ventilverlags.
00:02:00
Speaker
und Herausgeber von Magazinen und Zeitschriften, Autor, ja, so ein ziemlicher Tausend-Sasser, würd ich mal sagen, und kennt sich mit der Materie bestens aus. Jonas, hab ich irgendwas vergessen? Hast du auch noch im Nationalteam für Curling oder ... Packer-Farm? Nein, ich glaub, du hast es im Großen und Ganzen zusammengefasst, ich bin nicht Herausgeber mehrerer Zeitschriften und Zeitungen. Aber du hast Beiträge in mehreren Zeitschriften, Zeitschriften, Zeitungen.
00:02:27
Speaker
Ist ja auch schon mal was. Kann ja auch noch werden. Wir gucken mal, was am Ende des Abends so passiert. Jonas, normalerweise stelle ich die Frage mehr so hinten raus, aber wir haben heute ein ordentliches Programm vor uns. Darum komme ich einfach mal direkt damit um die Ecke. Woran arbeitest du zur Zeit? Was ist dein aktuelles Projekt? Wo können wir dich demnächst lesen, sehen, hören? Abgesehen von dieser Folge, die wir gerade aufnehmen, meine ich.
00:02:50
Speaker
Naja, diese Verlegertätigkeit im Ventilverlag ist ja was, was ein stetiger Prozess ist. Und das Thema, über das wir heute auch sprechen, am Ende eher, diese Songcomic-Reihe, die wir bei uns rausgeben,
00:03:06
Speaker
die wir nachher ein bisschen ausführlicher vorstellen. Das ist was, was ja ein stetiger Prozess ist. Und da arbeite ich eigentlich ständig an irgendwelchen neuen Projekten, zu denen man zu einigen noch nicht so viel preisgeben kann, zu anderen schon, aber da kommen wir vielleicht später drauf. Was anderes zufällig ist heute aus der Druckerei in ein Buch gekommen, was ich gerade zusammengestellt habe. Das sind kürzere Texte, die sich mit Comics beschäftigen,
00:03:32
Speaker
politischen Interventionen des Comics oder Durchcomics oder Einmischungen des Comics in gesellschaftspolitische Fragen sozusagen. Das ist sozusagen das aktuellste Projekt, was irgendwie mit Comics zu tun hat, was ich heute auch zufällig dabei habe, weil es heute in einem großen Paket plötzlich irgendwie aufgeschlagen ist, obwohl es eigentlich erst in zwei Wochen erscheint.
00:03:52
Speaker
Oh, auch zum Verkauf freigegeben oder? Tatsache, also ihr habt's gehört, in der Pause da hinten raus könnt ihr etwas erwerben, was eigentlich noch gar nicht erschienen ist. Hast du mal ein konkretes Beispiel für einen dieser Comics, den du dir da angeschaut hast?

Politik in Comics: Spiegelman und mehr

00:04:10
Speaker
Naja, ich betrachte das Ganze von zwei Seiten. Und ein Beispiel dafür wäre zum Beispiel ein Künstler wie Art Spiegelman, der einerseits mit seinen Comics sich in politische Debatten einmischt. Dem Erschaffer von Maus vor allem. Genau, genau. Und der aber nicht nur zu dem Thema Nationalsozialismus und Auschwitz Comics gemacht hat, sondern zum Beispiel auch zu 9-11 und zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten in den USA.
00:04:37
Speaker
und sich sozusagen mit seinen Comics einmischt und interveniert in politische Prozesse, Diskussionen, aber gleichzeitig ja auch als Künstler im letzten Jahr Objekt einer politischen Debatte wurde, als diese Diskussion stattgefunden hat, darum, ob Maus aus dem Lehrplan in einem bestimmten Schuldistrikt in den USA herausgenommen werden sollte, weil es zu verstörend sei für Kinder. Also sozusagen die andere Seite von
00:05:05
Speaker
politischen Interventionen, in denen der Comic zum Objekt einer politischen, wie soll man sagen, Zuschreibung wurde und Objekt einer doch auch dann weltweit geführten Debatte.
00:05:19
Speaker
Und insofern war es dann sozusagen, was ich eben spannend finde, dass Comics als Medium und auch so solchen großen Debatten führen können und zu weltweiten Diskussionen, um auch die, ja letztendlich auch die Möglichkeiten eines Mediums wie dem Comic, dem sehr viel zugetraut wurde offensichtlich, nämlich Kinder zu verstören zum Beispiel.
00:05:46
Speaker
sehr viel zugetraut, ist in dem Kontext noch nett ausgedrückt. Ich merke schon, so die übernächste Folge, das Thema haben wir dann damit auch schon mal festgesetzt. Du machst dir das im Kalender, auf jeden Fall streichst du das schon mal an. Für heute haben wir uns aber mit einem anderen Thema
00:06:02
Speaker
Wollen wir uns auf ein anderes Thema einlassen? Ich hab mir lange im Vorhinein aus dem Kopf zerbrochen, wie wir das angehen sollen.

Verbindung von Comics und Musik

00:06:10
Speaker
Musik und Comics, Musik in Comics klingt jetzt erst mal vielleicht ein bisschen banal, aber wir werden noch darauf zu sprechen kommen, dass es gar nicht so einfach ist. Ich will ja auf der einen Seite es nicht zu simpel machen, auf der anderen Seite soll es aber auch nicht zu komplex werden und nicht zu einer ewig langen Leseliste für alle Beteiligten ausatmen, denn die Zeit hat heutzutage niemand mehr.
00:06:31
Speaker
Darum dachte ich, ich dreh den Spieß einfach für den Einstieg mal um und bin nicht der Fragestellende, sondern lasse mir eine Frage stellen. Was würdest du, Jonas, denn an diesen Themenkomplex vielleicht für eine Fragestellung mitbringen? Gibt es so eine Frage, nachdem wir dich angefragt hatten für heute Abend, die du dachte, Mensch, wenn wir da irgendwie heute mal hinterkommen, darauf eingehen können, die vielleicht anfangen zu beantworten? Das wär schon was.
00:06:57
Speaker
Naja, also wenn man sich diese beiden Medien einerseits Musik, Popmusik, wie auch immer ausgestaltet und auf der anderen Seite Comics betrachtet, dann ist ja eigentlich die grundsätzliche Frage, was hat denn das eigentlich miteinander zu tun? Also das sind ja zwei ganz unterschiedliche Medien, die auf den ersten Blick aus ganz unterschiedlichen Kontexten entstanden sind, ganz unterschiedliche Geschichten haben.
00:07:20
Speaker
ganz unterschiedliche Entwicklungen hatten und man sich ja tatsächlich fragen muss, was soll denn die Frage eigentlich, was hat denn das miteinander zu tun? Und wie kann man das denn aufeinander beziehen und welche Zusammenhänge soll es da geben? Also ich glaube, dass man da ja ganz grundsätzliche Fragen auch an die jeweiligen Medien stellen kann über so ein Podcast wie heute.
00:07:45
Speaker
ohne das jetzt am Ende wirklich wahrscheinlich in Gänze beantworten zu können. Aber ich würde, also wenn du schon so gemein bist, mir deine Arbeit zu überlassen, ohne Eingangsfrage zu stellen, würde ich es ganz banal an dich zurückspielen und sagen, naja, keine Ahnung, warum hast du mich hier eingeladen? Also ich höre gern Musik zu Hause, das ist was, was mich irgendwie
00:08:06
Speaker
schon seit vielen Jahren begleitet. Ich lese ganz gern Comics, aber ich komme ja nicht auf die Idee, Comic zu vertonen oder so. Also was steckt denn bei dir hier hinter der Idee dieses Podcasts? Okay, das ist jetzt ein bisschen fies. Eigentlich dachte ich, ich wäre der Moderator, aber gut.
00:08:28
Speaker
Ich finde es interessant, aus der Sicht von mir, aus der Sicht von jemandem, der im Verlag vielleicht auch arbeitet, wie populär das Thema trotzdem ist. Das Thema Musikerkommix, also sowohl Comics von Musikern als auch ...
00:08:44
Speaker
Comics über Musiker vor allem, da wollen wir gegen Ende oder zweite Hälfte der Folge auch nochmal drauf eingehen, springt einen schon an. Ich hatte auch in den Beschreibungstext dieser Folge von diesen drei Beethoven Comics, die hier auch vor mir liegen, gesprochen, auf die ich hinterher nochmal
00:09:01
Speaker
kurz zu sprechen kommen werden. Ich finde halt dafür, wie allgegenwärtig und wie beliebt das Ganze ist, von David Bowie über Beethoven über 83 Beatles Biografien aus den verschiedensten Schaffensphasen und verschwörungstheoretischen Ansätzen, da muss ja irgendwas dran sein. Aber ich gebe dir Recht, es gibt wahrscheinlich nicht die eine Frage. Darum dachte ich, wir nähern uns dem Ganzen einfach mal über so ein paar
00:09:27
Speaker
Einfallswinkel habe ich mir das hier in meinem Skript genannt. In dem Zusammenhang spielen wir auch mit offenen Karten. Ich habe mich in der Vorbereitung vorhin relativ stark an einer recht informativen Ausgabe der Reddition inspiriert. Inspirieren lassen, also die Reddition Comic Magazine.
00:09:45
Speaker
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt gerade nicht, welche Ausgabe das war, welche Nummer, aber die findet man auch noch im Handel, die sich sehr umfangreich und aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Thema Comics und Musik beschäftigt hat. Und eine Frage, die da angerissen wurde, ist die der Geschichte, der Historie, historische Zusammenhänge zwischen Musik und Comic, historische
00:10:09
Speaker
Ja, Beweggründe, die beide Kunstformen im Laufe der Jahrzehnte motiviert haben. Wir haben da Stichworte wie die U-Comics, die Untergrundcomics, die sich so wie bestimmte Musikrichtungen auch irgendwie gegen die herrschende Gesellschaftsordnung gerichtet haben. Es gibt Comic-ZeichnerInnen, die sich an musikalischen Genres abarbeiten. Umgekehrt wurden wahrscheinlich Comics auch viele von Musikern, Musikerinnen rezipiert.
00:10:38
Speaker
Ist ein Thema, zu dem ich mir hier ein paar Sachen aufgeschrieben habe, von dem ich aber selber wenig Ahnung habe, den bald spiele ich jetzt wieder in deine Richtung. Du nix, ja? Kannst du mit diesem Ansatzpunkt was anfangen? Was fällt dir da ein assoziativ?
00:10:54
Speaker
Ich glaube schon, dass es bestimmte Phasen der Comic-Geschichte und der Musikgeschichte gibt, wo beide Genres, oder wie man das jetzt bezeichnen will, relativ nah nebeneinander gelaufen sind. Wobei natürlich immer nur bestimmte Segmente dessen. Sowohl das Medium Comic ist ja viel zu breit, um dann sozusagen eine ganz allgemeine
00:11:17
Speaker
Definitionen, die für alle Comics gelten könnte, irgendwie zu bestimmen. Und bei der Musik ist ja das Gleiche. Aber was in diesem Reddition-Magazin ganz spannend ist als Ansatz, tatsächlich fand ich diesen Blick auf die 60er-, 70er-Jahre und auf die Underground-Kultur der Musik und auch des Comics. Wo ja tatsächlich aus beiden Richtungen der Versuch irgendwie unternommen wurde, tatsächlich eine Art von Gegenkultur zu entwickeln,
00:11:46
Speaker
gegen gesellschaftliche Erwartungen, gegen gesellschaftliche Zwänge, gegen gesellschaftliche Strukturen richtet und versucht hat, so eine Art von gegen Gesellschaft, gegen Kultur, Subkultur zu etablieren.
00:12:02
Speaker
eigene Zeitschriften, die eben unabhängig waren von irgendwelchen großen Comic-Verlagen, die es ja auch schon gab. Parallel sind natürlich immer weiter auch die ganzen großen Comic-Reihen erschienen, die Superhelden liefen einfach durch, aber darunter hat sich eben Underground entwickelt in der bestimmten Zeit und das betrifft eben die Musik und auch die Comic-Szene.
00:12:21
Speaker
Und da gab es eben sehr viele Überschneidungen, also die haben sich in ähnlichen Strukturen bewegt, haben ähnliche Drogen genommen wahrscheinlich, was sich sowohl in der Musik als auch in den Comics widerspiegelt, hatten ähnliche politische Vorstellungen. Es gab sozusagen in der Musik eine sehr starke Politisierungswelle nach Woodstock etc., also wo sozusagen auch
00:12:49
Speaker
Was sich dann auch in der Comic-Welt wiedergefunden hat und wo es dann auch personelle Überschneidungen gab. Und das finde ich einen ganz spannenden Ausgangspunkt erstmal für die Gemeinsamkeit von Comic und Musik.
00:13:04
Speaker
dass es sozusagen gar nicht so sehr darum ging, Musik in Comics zu übersetzen oder Comics in Musik, sondern dass die Strukturen, in denen man sich bewegt hat, die Distributionsstrukturen, Independent-Verlage, Independent-Label, man macht es selbst, man versucht irgendwie eine Form zu finden, eine Gegenkultur zu entwickeln, die sich eben befreit von
00:13:29
Speaker
von dem, was es vorher gab, also sozusagen einen Bruch zu vollziehen. Und dass in diesem Bruch auch ein gemeinsamer Start sozusagen, ein gemeinsamer Startschuss, dieses Nebeneinander erstmal oder Miteinander vielleicht von Comic und Musik stattgefunden hat. Wo es jetzt tatsächlich, was ich eben schon gesagt hab, gar nicht so sehr darum ging, jetzt die beiden Medien irgendwie übereinander zu legen und irgendwie zu was gemeinsam zu machen, sondern wo aber ein Austausch auch stattgefunden hat und ein gegenseitiges Interesse
00:13:57
Speaker
und von wo aus man dann eben diese Geschichte weiterverfolgen kann. Denkst du, solche Tendenzen können heute auch noch beobachtet werden? Ich meine, es gibt kein Indie ohne Mainstream, es gibt auch kein Independent Comic ohne Mainstream Comics oder ...
00:14:13
Speaker
Naja, ich glaube, das ist eine Entwicklung, die zeigt,

Evolution von Comics und Musikindustrie

00:14:19
Speaker
dass sich in beiden Bereichen auch so eine Form von Professionalisierung vielleicht auch in diesem independenten Bereich vollzogen hat. Also das gab es ja auch noch in den 80ern.
00:14:30
Speaker
auch weiß ich nicht jemand wie Art Spiegelmann, den wir eben schon hatten, hat ja auch damit angefangen, dass er selbst verlegte Hefte gemacht hat, sein Raw-Magazin zum Beispiel, in dem dann interessanterweise auch Musikjournalisten über Musik geschrieben haben, was also nicht ein reines Comic-Magazin war, sondern wo tatsächlich auch eine Überschneidung stattgefunden hat und was dann ja aber auch immer weiter sozusagen weitere
00:14:50
Speaker
ja Professionalisierung erfahren hat und auch die Independent Musik Label sind ja, bestimmte haben sich etabliert, sind größter geworden, gibt's bis heute zum Teil. Das ist glaube ich was, was sich bis in die Gegenwart zieht, dass es eben aus diesen
00:15:08
Speaker
aus diesen Szenen heraus sich bestimmte Comic-Verlage, die es heute zum Beispiel noch gibt, die aber jetzt nicht mehr als Underground-Comic-Verlage fungieren, sondern tatsächlich etablierte Verlage sind, aber dass die aus diesen Szenen heraus entstanden sind. Und das Gleiche gilt ja auch für die Musiklabel, dass es da eben Labels gibt, die aus einem bestimmten Background kommen, aus so einer Underground-Kultur, aber eben heute
00:15:29
Speaker
etablierte Labels sind. Aber dass es so eine krasse Underground-Struktur gibt, die gibt es zwar immer noch, aber die hat eine andere Funktion, glaub ich, als damals. Die hat nicht mehr so diesen umfassenden Anspruch, eine Art von Gegenkultur zu entwerfen, an die man sozusagen als Utopie auch glaubt, die irgendwie umsetzen zu können und mit seinen Comics und seiner Musik dazu beitragen zu können, eine andere Welt zu erschaffen, sondern das ist eher eine
00:15:54
Speaker
Verwirklichung von Ideen die man hat aber die die nicht mehr mit großen mit großen Utopien glaube ich verbunden ist. Im Untergrund zu erfolgreich wird ist man halt irgendwann der Mainstream.
00:16:08
Speaker
Gleichzeitig, wir haben jetzt gesagt, es fing in den 60er-, 70ern an, das ist jetzt ein paar Jahrzehntchen her, in dieser selben Zeit hat sich für Musik, wie auch für Comics, wie wahrscheinlich für alle Medien, aber das sind jetzt halt die beiden, mit denen wir uns heute befassen möchten, einiges verändert, was so die Distributionswege angeht. Du hast das Stichwort vorhin schon fallen lassen, wenn man mal darüber nachdenkt, ich komm jetzt einfach mal von der Comics-Seite. Früher waren Hefte viel populärer als heute.
00:16:33
Speaker
Comic vor allem als Berührungspunkt über Comic-Strips, die es zwar auch immer noch gibt, aber wenn man heutzutage in die Buchläden geht, wenn man jetzt mal Manga beiseite lässt, geht der Trend doch relativ stark zu immer mehr Einzelbänden, das was wir im feuerturnistischen Deutsch auch gerne Graphic Novel nennen. Anderes Thema, das wir jetzt nicht schon wieder anschneiden wollen an der Stelle.
00:16:59
Speaker
Auf jeden Fall zu anspruchsvolleren Themen, zu abgeschlosseneren Formen, zu Trade Paperback, Sammelbänden, Omnibussen, Hasseln nicht gesehen. Auf Deutsch. Und in der Musik gibt es ja eine ähnliche, also was heißt eine ähnliche, aber wie ähnlich oder uneinig diese Tendenz ist, da können wir ja mal kurz drüber reden.
00:17:16
Speaker
Heutzutage wird vor allem gestreamt. Also die CD, das Album, die Schallplatte hat so ein kleines Comeback, aber gerade so was den Revenue, also den Umsatz angeht, das meiste läuft über Live-Konzerte oder vielleicht über Streaming. Da ist ja einiges im Umbruch gewesen. Würdest du da parallelen Unterschiede in irgendeiner Form beobachten? Hängt das zusammen miteinander oder auch nicht?
00:17:39
Speaker
Ich glaube einen direkten Zusammenhang gibt es nicht, aber ich finde es eine interessante Beobachtung sozusagen, dass im Comic eine Tendenz stattgefunden hat hin zu großen Gesamtwerken, also zu großen Alben, was ja eigentlich der Ausgangspunkt in der Musik mal war, die 60er Jahre, 70er Jahre, die ja eigentlich so der Höhepunkt war von so großen Konzeptalben.
00:18:00
Speaker
zweier, dreier LPs, die große Ebenen, die entworfen werden. Und dass das sozusagen in der Musikindustrie sich in den letzten 40 Jahren dahin entwickelt hat, dass es eben weg davon ging, sondern dass es tatsächlich um was Kleinteiliges ging und dass es immer kleinteiliger wurde, dass es eben nicht mehr darum geht, große Alben zu hören. Und vor allem, was ja auch damit weggefallen ist mit dem Streaming, ist ja sozusagen das ganze Drumrum. Die Cover spielen keine Rolle mehr.
00:18:26
Speaker
oder eine geringere Rolle und die ganzen Paratexte, die in Schallplatten auch wichtig waren. Von Dankeslisten bis Textblättern bis weiß ich nicht was. Das ist ja alles, was heute nicht mehr so rezipiert wird und was heute eine geringere Rolle spielt. So wie umgekehrt, wenn ich kurz einhalte, für Comics oft, diese Paradaten, das was ...
00:18:49
Speaker
technisch Metadaten genannt wird, immer wichtiger werden. Das Cover ist wichtig, klar, aber man will, dass sein Buch, dass der Comic das Werk im Internet auffindbar ist und dafür braucht es möglichst viele Beitexte, möglichst viele Schlagwörter, möglichst Google-optimierte Schlagwörter und alles Mögliche drumrum. Das ist quasi der exakte Gegenteil, weil du eben nicht mehr einfach nur über, du gehst halt weniger häufig in den Laden und guckst dir einfach ein Buch an, sondern du findest es über andere Wege.
00:19:18
Speaker
Wobei das ja was ist, worauf auch die Bands angewiesen sind, dass sie aufgefunden werden. Weil gerade dadurch, dass es ja auch immer weniger Plattenläden gibt und dass sozusagen diese Distributionsstrukturen sich geändert haben, ist es ja noch viel wichtiger, irgendwie wahrgenommen zu werden.

Unterschiedliche Erzählmethoden in Musik und Comics

00:19:35
Speaker
Aber ich finde eher, worauf ich hinauswolle, ist tatsächlich letztendlich das, was so ein Albumcharakter ausmacht. Dass die Idee dessen, was mal in der Musik ein Album bedeutet hat, weggebrochen ist, während es in der Comicwelt immer wichtiger wurde, sozusagen so ein größeres Kunstwerk zu schaffen. Ich hab da auch keine Antwort drauf. Ich glaub nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt, aber ich finde es eine interessante Entwicklung, dass es auf der einen Seite in die eine Richtung ging, in immer größere, opulentere Werke
00:20:03
Speaker
Wer macht die nächste große Graphic Novel, die irgendwie durchs Föhton gereicht wird? Und in der Musikwelt geht es tatsächlich eher darum, irgendwie überhaupt noch mit irgendwelchen Streamings wahrgenommen zu werden, um Konzerte geben zu können. Also wo sozusagen die Entwicklung eine ganz andere ist. Ich habe darauf keine Antwort. Ich glaube auch nicht, dass es einen direkten Zusammenhang gibt. Aber es ist zumindest eine Tendenz, die man irgendwie beobachten kann.
00:20:32
Speaker
Das reicht an der Stelle. Also mir zumindest reicht das. Wenn es euch nicht reicht, schreibt es gerne in die Kommentare beziehungsweise beschwert euch nach der Show bei uns an das für diejenigen, die jetzt gerade hier sitzen.
00:20:44
Speaker
Wir kommen vielleicht zu dem Hauptpunkt dieser etwas theoretischen Diskussion, die wir gerade führen. Es wird nach hinten raus noch ein bisschen praktischer, keine Angst. Zu den Zusammenhängen oder Widersprüchen, vielleicht vor allem in der Rezeption, das heißt in der Wahrnehmung dieser beiden Kunstformen. Wir fassen mal, also es ist jetzt ein bisschen redundant vielleicht, aber nochmal ganz kurz runtergebrochen,
00:21:12
Speaker
Musik sind organisierte Klänge, also Töne, Laute, Texte, Gesprochene sind ja im Endeffekt auch so eine Art Töne, die in einer bestimmten Reihenfolge irgendwie miteinander korrelieren und dann kontextualisiert wahrgenommen werden und dann nennen wir das Musik, wohingegen Comics sequenziell erzählte Bildgeschichten sind. Mit oder ohne Text, meistens mit diesen lustigen weißen Strichen zwischen den Panels, manchmal auch ohne, jedenfalls inhärent was Erzählendes.
00:21:39
Speaker
Wohingegen Musik eigentlich nicht unbedingt was erzählen muss, also kann, über den Text oder auch nicht. Aber so in der Grundform runtergebrochen ist es ja eher assoziativ. Und vor allem, Musik hören wir, Comics sehen wir nur. Man kann einen Comic nicht hören. Man kann vielleicht an dem Papier reiben und sich daran erfreuen. Man kann an dem Papier auch riechen. Musik kann man nicht riechen, außer man ist in einem sehr vollen Club.
00:22:04
Speaker
Wie legt man das übereinander, dass Musik und Comics so vollkommen unterschiedlich sind? Und trotzdem reden wir jetzt hier darüber. So aus dem Stehgreif, was sind deine Gedanken dazu? Ich picke wirklich dein Brain gerade so ein bisschen, merk ich.
00:22:22
Speaker
Ich glaube, dass das Interessante an den beiden Medien, die natürlich ganz unterschiedlich funktionieren, sonst wäre es ja auch langweilig, sonst wäre es ja das Gleiche. Dann bräuchte man auch diese Unterscheidung zwischen den beiden Medien nicht, wenn beide auf die gleiche Weise funktionieren würden. Aber was Interessantes ist, dass beide ja
00:22:39
Speaker
sozusagen auf zwei Ebenen gleichzeitig funktionieren. Also Musik, du hast es gerade gesagt, es geht um Töne, aber auch um Text und das Verhältnis davon letztendlich. Und auch um eine Form von, ja, letztendlich im besten Fall auch Reibung zwischen Text und Musik. Oder zwischen Gesang und Musik. Und es muss ja, die interessanteste Musik ist ja eigentlich die, wo was dazwischen passiert. Zwischen dem
00:23:04
Speaker
zwischen dem gesungenen Wort oder dem gesprochenen Wort im Hip-Hop oder was auch immer und dem musikalischen Anteil und wo nicht sozusagen beides einfach irgendwie vor sich hin plätschert. Und im Comic ist es ja letztendlich ähnlich nur auf anderen Ebenen, dass du hast Text und Bild.
00:23:19
Speaker
Und irgendwas passiert damit. Die Texte können die Bilder kommentieren oder das Bild kann was anderes erzählen als der Text und man hat eine gewisse Reibung. Und auch beim Comic würde ich sagen, dass die interessantesten Comics die sind, die sich dessen bewusst sind, dass wir mit zwei Ebenen arbeiten und wo irgendwie der Versuch erkennbar ist, dass irgendwas dazwischen passiert und dadurch was Drittes entsteht letztendlich. Und das ist ja das Spannende, finde ich, was die beiden Medien dann irgendwie dann doch miteinander verbindet.
00:23:45
Speaker
dass zwei Ebenen aufeinanderprallen und was Neues daraus entsteht, was es vorher so nicht gab. Und das wäre für mich der erste Ansatzpunkt letztendlich für einen Zusammenhang zwischen Musik und Comic. Man kann dann auch ins Detail gehen und irgendwie sich, weiß ich nicht,
00:24:05
Speaker
sich überlegen, wie funktionieren bestimmte Musikgenres. Also wenn man jetzt ein Hip-Hop-Stück nimmt, wo du einerseits im besten Fall eine gute Geschichte erzählt bekommst, aber unten drunter ja auch ganz viel passiert, was man aufs erste Hören gar nicht wahrnimmt.
00:24:22
Speaker
Samples, die irgendwelche kulturgeschichtlichen, musikgeschichtlichen Zitate aufrufen und dadurch nochmal einen Aspekt mit reinbringen, der eben beim dritten Hören erst irgendwie Klick macht und gleichzeitig
00:24:39
Speaker
in diesem Hintergrund sozusagen ja auch sehr viel mit erzählt werden kann. Und das ist ja auch was, was im Comic auf der Bildebene ständig passiert, dass man Facetten entdeckt in Bildern, die man erst beim dritten, vierten Lesen sieht.
00:24:56
Speaker
Zitate aus, was weiß ich, von mir aus auch aus der Kunstgeschichte oder aus der Comicgeschichte, dass bestimmte Symbole auftauchen, die man vorher nicht gesehen hat.
00:25:09
Speaker
auf der Bildebene Dinge passieren, die nicht so auf den ersten Blick zu greifen sind und wo dadurch ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen dem, was zu sehen ist und dem, was erzählt wird und der Geschichte, die aus dem Gesamten dann entstehen soll, daraus irgendwie erwächst.
00:25:31
Speaker
Ich finde, daraus kann man schon irgendwie eine gewisse Parallelität zwischen diesen beiden Medien sehen, ohne sie wirklich aufeinanderlegen zu können. Aber die Funktionsweise, dass eben was Neues entsteht,
00:25:46
Speaker
was irgendwie jenseits dessen ist, was man da in der Hand hat oder auf dem Kopfhörer. Das, finde ich, ist schon eine spannende Facette dessen. Hat das irgendjemand mitgeschrieben, vielleicht zufällig? Hat das jemand aufgeschrieben, dass wir das irgendwo noch mal nachlesen können? Ich weiß es nicht. Dann muss ich das transkribieren. Stimmt, das könnte ich auch versuchen. Vielleicht gibt es inzwischen dafür auch eine KI. Mal sehen.
00:26:10
Speaker
Ich finde das ein sehr schöner, einen sehr schönen Gedanken, einen sehr schönen Ansatz und ich würde das auch voll unterschreiben, dass es einen gewissen Zusammenhang in der Wirkung vielleicht gibt, in der Art und Weise, wie bestimmte Wirkungen erzeugt werden. Trotzdem ist es ja durchaus populär.

Musikdarstellung in Comics

00:26:25
Speaker
Musik und Töne im Comic-Medium, wenn wir es jetzt mal so... Also, den Umkehrfall, dass jetzt Comics in Musik umgesetzt werden, gibt es bestimmt. Fällt mir jetzt gerade kein Beispiel für ein, muss ich ehrlich zugeben. Auch da freuen wir uns über Zuschriften, die trage ich dann gerne in der nächsten Folge nach.
00:26:46
Speaker
Deshalb gehen wir jetzt mal von der anderen Seite auf die Darfstellbarkeit von Musik und Tönen im Bild-Medium, im Comic-Medium. Wir gehen nachher nochmal auf die Song-Comics ein, das ist ein eigenes Thema, sehr interessant, aber es gibt da auch etwas,
00:27:03
Speaker
Ja, wir hatten es gerade von den Editionsformen, umfangreichere Formen. Jetzt mal so aus dem Bauch aus. Auch in der Reddition gibt es ein interessantes Streitgespräch zu, wo der eine Sprecher, Schreiber unverrückbar auf der Position steht. Nein!
00:27:19
Speaker
Musik in Comics ist Unfug, das sind unterschiedliche Medien, die haben nichts miteinander zu tun und ich weigere mich, in meinem Kopf Musik zu hören, während ich ein Buch lese, polemisiert dargestellt, während die andere Person einen etwas ausgeglicheneren Ansatz hat. Von welcher Seite näherst du dich? Dem würdest du sagen, Musik in Comics darzustellen ist vergeudete Liebesmühe oder das gibt sogar vielleicht gute Beispiele dafür?
00:27:45
Speaker
Na ja, als Herausgeber dieser Song-Comic-Reihe, das ist natürlich absurd jetzt zu sagen, das macht überhaupt keinen Sinn. Wer Edgy, mach mal. Spiel doch mal Advocatus Diabolis.
00:27:58
Speaker
Zugegeben, ich höre auch selten Musik aus einem Comic heraus, wenn ich einen Comic lese, der sich mit Musik beschäftigt. Auch wenn ich diesen Beethoven-Comic lese, habe ich einen Eindruck über die Person Beethoven und über die Wirkung von ihm. Aber wenn ich noch nie Beethoven vorher gehört habe, habe ich ja nicht ein Bild davon, wie diese Musik funktioniert oder wie sie sich anhört konkret.
00:28:22
Speaker
Also das kann ein Comic auch nicht leisten und das muss ein Comic auch nicht leisten. Es ist ja nicht so eine Aufgabe sozusagen, Musik zu erzeugen. Aber was ein Comic glaube ich durchaus kann, ist die Wirkung von Musik darzustellen.
00:28:38
Speaker
Ja, die Struktur von Musik und die Texturen von Musik. Und da gibt es glaube ich viele Möglichkeiten, auch jenseits dessen, dass man irgendwie, wenn Musik auftauchen soll, ein paar Noten an den Rand malt oder so. Was ja so vielleicht der klassische Move wäre im Comic, um irgendwie zu zeigen, jetzt spielt jemand Klavier.
00:28:58
Speaker
Es gibt viele Beispiele, weil es eben in der letzten Zeit auch sehr viele Comics gab, die sich mit Musik beschäftigen oder irgendwie versuchen, sich Musikerinnen und Musikern anzunähern. Ich fand einen Comic ziemlich spannend, als ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, nämlich einen Comic aus Island, der sich mit Awo Perth, diesem neuen Musikkomponisten beschäftigt. Das ist gar nicht so sehr mein musikalisches Feld.
00:29:24
Speaker
Ich finde ihn, glaube ich, auch nicht so interessant als Musiker. Es ist nichts, was mich persönlich irgendwie berührt. Mir ist das ein bisschen zu esoterisch, was er macht. Aber ich fand, dass der Comic ... Den Zeichner habe ich jetzt leider nicht auf dem Schirm. Es ist ein estnischer Zeichner, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe. Frag mir der zweiten Heft. Ich glaube, das war die erste Graphic-Novel aus Estland, die erschienen ist, wenn ich mich nicht irre.
00:29:51
Speaker
sozusagen und die ja auch gleich ins deutsche und in andere Sprachen übersetzt wurde. Und da schafft es der Zeichner tatsächlich, die Wirkung dieser Musik irgendwie in Bilder zu übersetzen, indem er mit den Möglichkeiten letztendlich auch des Mediums Comic irgendwie spielt und die Musik
00:30:09
Speaker
Die Story ist mehr oder weniger, dass dieser Komponist auf der Suche ist nach neuen Klängen, nach neuen Tönen und dabei mit offenen Ohren durch die Welt geht und sich von seiner Umwelt auch beeinflussen lässt. Diese Wechselwirkung zwischen dem Künstler und seiner Umwelt und dem, was er sozusagen aufnimmt und nach außen dringen lässt,
00:30:30
Speaker
Das setzt der Comic um, indem er zum Beispiel die Panelgrenzen überschreiten lässt oder die Erzählebene überschreitet. Es ist ein sehr realistisch erzählter Comic, es geht um Fluchtgeschichte, der muss irgendwann fliehen aus Estland.
00:30:50
Speaker
Und wird dann österreichischer Staatsbürger. Also es ist ein Comic, der sehr realistisch diese Lebensgeschichte einfach erzählt. Aber der dann, wenn es um Musik geht, plötzlich in so surreale Momente kippt. Wo dann sozusagen diese Erzählebene irgendwie auch gebrochen wird. Und das fand ich zum Beispiel einen ganz interessanten Zugang zur Musik. Also wie zeigt man in einem Comic Musik, indem ich mich zum Beispiel dieser Persönlichkeit, diesen Komponisten über
00:31:21
Speaker
Ja, auch über seine Suche, die er als Komponist vollzieht, die Suche nach Tönen, nach neuen Klängen, mit denen er experimentieren kann, dass die sich auch eben in einem experimentellen Zugang im Comic wiederfindet, wo man dann das Gefühl hat, okay, ich hab eine Ahnung davon, wie dieser Mensch denkt und wie er funktioniert und wie seine Musik funktioniert, ohne die Musik wirklich hören zu müssen dafür. Aber ich hab einen Ansatz zumindest.
00:31:45
Speaker
Das ist auf jeden Fall eine Wirkung, die erstrebenswert für einen Comic ist. Also wenn ein Comic das schafft, mir eine Musik begreifbar zu machen, obwohl ich sie gar nicht kenne, denn das ist ein Punkt, den mich in dem Zusammenhang, ja, also der mir auffiel an meiner eigenen Rezeption. Also eine Musik, die ich gar nicht kenne, mir das begreifbar zu machen, das ist schon viel getan. Ich meinte es vorhin gerade, mir kann der Comic ja nicht vermitteln, wie die Musik klingt. Das stimmt auch.
00:32:09
Speaker
aber wenn ich die musik schon kenne und jetzt jetzt jetzt hole ich die bei jetzt hole ich die bethoven comics mal raus es gibt in einem von denen ich meine es ist dieser hier ich halte jetzt hoch für diejenigen die es nicht sehen können bethoven von per meter und rembro
00:32:28
Speaker
Die Hörerinnen und Hörer online können sich das auch dann mal mit Lesenprobe angucken. Ich meine, es gibt hier eine sehr schöne Szene, wo Beethoven inmitten des Chaos seiner Noten an einem Flügel auf dem Boden sitzt und man sieht, wie er mit Wucht auf die Tasten schlägt und einfach die Soundwörter neben ihm sind. Bam, bam, bam, bam. Kann ich natürlich nicht hören in dem Moment, aber es ist trotzdem eine, finde ich, interessante Darstellung.
00:32:58
Speaker
der Musik und später in dem Zusammenhang auch des Fehlens der Musik, denn als er dann taub wird, findet der, also ansonsten muss ich sagen, hat diese graphic novel jetzt gar nicht so eine interessante Darstellung von Musik in meinen Augen, aber die Taubheit wird gut dargestellt, weil dann plötzlich alles so ein bisschen gedimmter.
00:33:15
Speaker
Also die Farben werden irgendwie so ein bisschen brauner, ein bisschen langweiliger in Anführungszeichen. Beethovens Minenspiel sackt dann irgendwie so in sich zusammen und man merkt, der trägt jetzt irgendwie diesen Schmerz in sich rum. Das fand ich nicht schlecht dargestellt. Ansonsten
00:33:32
Speaker
Ja, ich mach das Trio mal kurz voll, das ist ein bisschen mei, weil ich mich vorbereiten konnte. Du hast natürlich nicht so viele Bücher mitbringen können wie ich. Aber wir hatten auch vorher über Goldjunge gesprochen von Michael Ross. Der findet ja einen Zugang vor allem über Farben in die Darstellung von Musik, wenn diese bunten Flüsse aus den Klavieren rausfließen.
00:33:56
Speaker
Ganz anderer Ansatz, aber funktioniert auch. Ich find's interessant, dass diese Darstellbarkeit sehr divers ist. Ich glaub, ich find's immer in dem Moment interessant. Ich hab einige dieser Comic-Biografien gelesen. Es gibt ja ... Gut, Beethoven, klar, durchs Beethoven-Jahr sind viele erschienen. Es gibt aber noch zig andere. Allein über David Bowie sind, glaub ich, drei oder vier in den letzten zwei Jahren erschienen.
00:34:20
Speaker
Und ich finde immer die interessant, die sich weniger starr an diesen biografischen Daten entlanghangeln. Das ist ja auch in literarischen Biografien, finde ich das auch eher uninteressant, wenn man einfach so das Leben nach erzählt bekommt. Ich finde das dann, gerade weil das Medium Comic ja auch die Möglichkeit hat, über Bilder noch mehr zu erzählen als das, was man über Text vermitteln kann, finde ich dann gerade die
00:34:46
Speaker
biografien die erschienen sind spannend die die eben genau das versuchen was ich eben bei awo perth versucht habe zu beschreiben nämlich die versuchen diesen künstler irgendwie sein sein seine persona sein sein künstler

Musikerbiografien in Comics

00:35:03
Speaker
seine Künstlerperson irgendwie greifbar zu machen oder sich mit der auseinanderzusetzen und das, was sie letztendlich auszeichnet, irgendwie in Bilder zu fassen, die mehr zeigen als irgendwie geboren, arm, gestorben, arm.
00:35:20
Speaker
Ich kenn diese drei Beethoven-Biografien jetzt nicht alle, ich kenn Goldjunge. Der macht das, finde ich, sehr gut. Dieser nervöse Strich und diese Kulerik, die der junge Beethoven wohl gehabt haben soll, ist da ja schon sehr gut getroffen. Auf jeden Fall. Und auch gerade bei ihm ja auch wieder diese Auseinandersetzung mit der Musik, wo man auch merkt, dass er sich sehr lange offensichtlich damit beschäftigt hat.
00:35:44
Speaker
mit der frage wie er die musik irgendwie in bildern umsetzen kann und was ist ja eben beschrieben dass er eben da über farben rangegangen ist und das ist was was zum beispiel auch bei diesen biografien fand ich die kenne ich jetzt besser als diese drei bethoven biografien was ich da auch spannend fand wir unterschiedlich die sind es gibt eine.
00:36:02
Speaker
Sternenstaub heißt die glaube ich über David Bowie, die so sehr ehrfürchtig sich diesem Künstler nähert und wo man merkt, der traut sich nicht irgendwie, der hangelt sich entlang an dem Künstlergeniebild was es gibt und traut sich aber nicht
00:36:23
Speaker
A, das in Frage zu stellen, das zu hinterfragen, dem was hinzuzufügen, sondern er versucht sozusagen, dem gerecht zu werden und schafft es aber nicht. Und Reinhard Kleis zum Beispiel, der gleichzeitig eine Bowie-Biografie veröffentlicht hat, der macht genau das, der versucht sozusagen A, Bowie auf sich selbst zu beziehen und sich selbst in ein Verhältnis zu ihm zu setzen und hat sich am Anfang gefragt, was ihm eigentlich Bowie bedeutet und
00:36:54
Speaker
nimmt ihn zwar ernst als Künstler, aber gleichzeitig versucht er auch die bescheuerten Seiten von ihm genauso irgendwie zu fassen und er arbeitet auch sehr viel mit Farben und mit einer Farbigkeit, die gerade diese Idee, die ja hinter Bowie steckt, nämlich dieses Wandelbare und dieses
00:37:12
Speaker
sich immer diesen festen identitäten zu entziehen und sich irgendwie nie festlegen zu lassen und das schafft kleist irgendwie umzusetzen indem er diesen diese wandelbarkeit letztendlich irgendwie auch abbildet und dieses dieses gefühl man fängt man hat immer nur eine ahnung davon aber man fängt diesen künstler nie in gänze ein so und und bei diesem sternen staub comic dagegen hatte man immer das gefühl
00:37:36
Speaker
Der schreibt diesem Künstler diese Künstlergenie Identität zu und das ist ja eigentlich das, was dieser Identität oder diese Idee von Boyer auch widerspricht. Also da so auf etwas festgelegt zu werden. Und das fand ich dann so in diesem Kontrast auch spannend, wie unterschiedlich die Zugänge sein können zu diesen Biografien.
00:37:55
Speaker
Und wie unterschiedlich dann auch die Wirkung auf mich als Leser ist, wo ich natürlich in Sternenstaub viel mehr am Ende an Fakten über Bowie weiß, als wenn ich diese Gleisbiografie lese. Aber das interessiert mich ja gar nicht, weil ich lese das ja eh nur, wenn ich Fan bin und dann weiß ich das ja alles schon. Und das will ich ja gar nicht nochmal erzählt bekommen, sondern ich will ja irgendwie, dass da jemand ist, der sich mit der Kunst, die mich selber interessiert, auseinandersetzt und der irgendwie was hinzufügt und da irgendwie noch was
00:38:25
Speaker
mir persönlich einen Mehrwert bereitet zu dem, was ich eh schon über die Künstler weiß. Und das finde ich dann immer die Interessanteren von diesen Biografien, die sich mit Musikerinnen und Musikern beschäftigen. Wobei, über Musikerinnen weiß ich gar nicht, ob es da so viel gibt. Es sind eigentlich eher so diese großen
00:38:41
Speaker
Männer, ne? Die Musiker. California Dreaming. Den hat es drüben ja empfohlen von Ponylope Baguio über Cass Elliot von The Mamas and the Papas. Ja, stimmt, das ist auch ein sehr gutes Beispiel. Ja, aber, also, den fand ich sehr interessant. Ich hab, ich musste zugeben, äh, ich kenne California Dreaming, aber ich wusste nicht, dass ich California Dreaming kenne. Das ist, all the leaves are brown. Ähm, muss man jetzt GEMA bezahlen? Nee, ne? Ich glaub, das gilt noch als Zitat. Ähm ...
00:39:07
Speaker
Das wollte ich sagen, ist so genau, aber in dem Comic zum Beispiel, sehr lesenswert an der Stelle übrigens, ganz ganz tolles Buch, aber ich fand die Darstellung ihrer Musik jetzt nicht so, also es ist der Hype, wie man heute sagen würde, um sie rum ist sehr gut dargestellt und ihr werden als Musikerin, als Künstlerin auch und auch ihre Probleme und der Struggle, wie man in Neudeutsch sagen würde,
00:39:31
Speaker
Aber die Musik wurde mir dadurch nicht nähergebracht, ehrlich gesagt. Vielleicht hätte man dabei sein müssen und hätte dann irgendwie Bildzitate oder zeitgenössische Ansätze verstanden. Bin ich zu jung für? Vielleicht auch in der falschen Subkulturos geworden. Ich glaub, das war jetzt auch nicht der Anspruch dieses Comics. Ich glaube, da ging's anders als bei diesem Beethoven-Comic. Bei Goldjunge zum Beispiel, der ja wirklich auch den Anspruch hatte,
00:39:58
Speaker
die Musik in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist ja das, was bei California Dreaming jetzt gar nicht so im Zentrum stand, sondern da ging es ja tatsächlich um diese Biografie dieser Frau, die halt zufällig Musik gemacht hat, aber eben eine spannende Person war und da steht die Person im Mittelpunkt und nicht die Musik.
00:40:20
Speaker
Lesenswerter Comic auf jeden Fall, aber zum Thema Musik hat er gar nicht so viel beizutragen, sondern es ist eher eine interessante Biografie, die erzählt wird einer Person, die in vielerlei Hinsicht sozusagen den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen nicht entsprochen hat und daran letztendlich am Ende auch zerbrochen ist, mehr oder weniger. Wobei das, glaube ich, gar nicht mehr erzählt wird, wenn ich es richtig im Kopf habe. Ich glaube, ihr Früher-Tut bricht vorher ab, der Comic.
00:40:47
Speaker
Musiker-Biografien, da steigen wir gleich auch nochmal von einer etwas anderen Perspektive darauf ein. Vorher machen wir eine kleine Pause, aber weil ich es hier stehen habe und weil ich es tatsächlich ein sehr, sehr schönes Beispiel für die Darstellbarkeit von Musik finde, habe ich auch aus der Reddition, aber tatsächlich war das auch das Beispiel, was mir immer an dem Zusammenhang als Erster zusammenfällt. Mein Handtuch, wer kennt die Peanuts? Charlie Brown, Snoopy und so weiter.
00:41:13
Speaker
Doch gar nicht so viele. Okay, ist ein recht bekannter Comics-Tipp. Könnt ihr mal googeln, findet man. Auch die lieben Hörerinnen und Hörer zu Hause. Da gibt es diesen einen Charakter, Schröder, der Musiker, der immer an seinem kleinen Klavier sitzt. Unvergessen genial der Joke, dass irgendwann Charlie Brown zu ihm steht und sagt, Schröder, wie spielst du diese ganze Partitur? Und die schwarzen Tasten sind ja nur aufgemalt auf dem Klavier. Und Schröder antwortet, üben, Junge, üben.
00:41:41
Speaker
Aber wie dort Musik dargestellt wird, ist einfach, indem die Partituren über dem Klavier schweben. Also wortwörtlich, ohne irgendwelche grafischen Veränderungen, da sind einfach die Ausschnitte aus den Noten, die teilweise hochkomplex sind. Also immer nur kurze Strecken, aber extrem komplizierte Notationen einfach über dem Klavier am Schweben, während Schröder vor seinem kleinen Spielzeugklavier hängt, gebückt und irgendwie da in die Tasten haut.
00:42:09
Speaker
Und das ist für mich irgendwie eine so elegante Darstellung dieser Komplexität. Ist vielleicht auch der Zeit geschuldet, als ich das zum ersten Mal gelesen habe. Damals musste ich selber noch Klavier lernen und war schwer traumatisiert davon. Aber das fällt mir dann immer als ein sehr gelungenes Beispiel irgendwie ein, weil es mit so wenig Mitteln irgendwie rüberbringt, was ausgedrückt werden soll, nämlich dass Schröder ein Genie ist. Mit dem Zusammenhang
00:42:34
Speaker
Treffen wir uns so in 10 Minuten, 15 Minuten wieder und sprechen weiter über Beethoven-Biografien. Danke. So, ihr lieben Leute, wir sind wieder da, ihr seid teilweise wieder da.
00:42:55
Speaker
Geistig holen wir uns jetzt auch langsam wieder hier ins Zentrum und versuchen, den zweiten Teil dieser Folge etwas weniger denkintensiv zu gestalten. Wir, das heißt Jonas und ich, und ihr mit uns werfen einen Blick auf den Comic-Markt ein bisschen. Der Spitterverlag sind, ja gut, wir sind ein Verlag, das sagt der Name schon, das gibt er her.
00:43:18
Speaker
Arbeit ist im Ventilverlag mit Miss-Herausgeber und Verleger. Unter anderem hatten wir das Thema heute in vielen Hüten schon. Und was wir auch schon hatten als Thema ist, der verfolgt uns heute so ein bisschen Beethoven. Beethoven Jahr 2020. Ich hatte es gerade schon erwähnt, wir haben hier drei Beethoven Graphic Novels vor uns liegen. Die dritte übrigens, liebe Hörerinnen und Hörer, hier und an den Empfangsgeräten ist Mythos-Beethoven.
00:43:44
Speaker
von Moritz Stetter aus dem Kniezebeck-Verlag gefällt mir persönlich sehr gut. Da wird Musik noch mal anders dargestellt, nämlich auf eine sehr verbildlichte Art und Weise, als wäre es eben doch was Realweltliches, was den Leuten anfassbar und taktil und haptisch erlebbar wäre.
00:44:03
Speaker
Das nur nebenbei. Es ist schon auffällig, hattest du auch schon erwähnt, wie viele Musiker Graphic Novels in letzter Zeit, in den letzten Jahren so auf den Markt gespült wurden. Diese Tendenz ist da. Da sind wir uns, glaube ich, einig. Denkst du, das ist reines kommerzielles Kalkül? Stellen wir die Frage einfach mal so ein bisschen gemein.
00:44:25
Speaker
Ja also es steckt natürlich drin du sagst ja gerade auch bethoven ja 2020 da erscheinen dann natürlich nicht zufällig drei bethoven biografien und ist natürlich auch.
00:44:38
Speaker
Es ist was, was für einen Verlag, glaube ich, auch leichter zu vermarkten ist als eine Graphic Novel zu irgendeinem Thema, was jetzt vielleicht irgendwie ein bisschen abstrakter ist. Man hat einen Anknüpfungspunkt, gerade wenn man irgendwie eine Biografie über relativ bekannte Musikerinnen und Musiker vermarkten will. Bowie hatten wir eben schon ein paar Mal erwähnt.
00:45:00
Speaker
Es gibt Graphic Novels über die Beatles, die Rolling Stones, ich glaube eine Dores Biografie ist vor kurzem erschienen, es gibt über mittlerweile fast jede zweite Punkband gibt es eben, es gibt über die Ramones oder über die Sex Pistols, es gibt es Song Comics, nicht Song Comics, Entschuldigung, Comics, Graphic Novels. Also es ist auf jeden Fall ein Trend und es ist glaube ich was, was durchaus ein gewisses kommerzielles Kalkül hat, weil man ja
00:45:29
Speaker
einerseits den Comicmarkt, aber auch die musikinteressierten Menschen irgendwie damit ansprechen kann und und dadurch dann auch ein zweifaches Publikum letztendlich hat, was irgendwie was man erreichen kann und das ist jetzt erstmal nicht verwerflich, weil man ja auch irgendwie als Verlag gucken muss, wie man seine Sachen irgendwie unterbringt und auch ein anderes Publikum mal zu erreichen, ist ja erstmal auch ein positiver Effekt.
00:45:54
Speaker
Aber ich finde, mittlerweile hat es eine gewisse Beliebigkeit und auch irgendwie eine gewisse Lieblosigkeit auf eine gewisse Weise. Dann ist halt so ein Jubiläumsjahr und dann werden halt mehrere Biografien rausgehauen oder dann ist irgendwie der zweite Todestag von David Bowie und dann werden dazu auch wieder ein paar Biografien rausgehauen. Es ist dann zu viel Kalkül vielleicht dahinter.
00:46:19
Speaker
zu viel durchgeplantes und zu viel oder vielleicht zu wenig Herzblut, was ich das Gefühl hatte, als diese ersten Comic-Biografien über Musiker erschienen sind, die dann eher so Ausnahme...
00:46:34
Speaker
Alben waren, wie dann, ich glaub, Kleist war in Deutschland ja der erste, der so viel dazu gemacht hat, der dann irgendwie Johnny Cash und dann später Nick Cave und dann jetzt zuletzt eben Bowie gemacht hat, ich glaub Elvis auch zwischendrin, aber die fand ich nicht so gut. Kenn ich persönlich. Aber wo man das Gefühl hatte, naja, das ist irgendwie was, da ist jemand, dem liegen diese Künstler am Herzen und der will sich mit denen auseinandersetzen und sich mit denen beschäftigen und irgendwie sich einerseits selbst
00:47:02
Speaker
in der Auseinandersetzung mit denen selbst neue Erkenntnisse vielleicht über die gewinnen, für sich erstmal, wo es gar nicht so sehr um so ein kommerzielles Kalkül ging, um irgendwie zu Jahrestagen irgendwas auf den Markt zu werfen. Und das ist was, was in den letzten Jahren, glaube ich, so da draufgesetzt wurde.
00:47:19
Speaker
dass dann so Auftragsarbeiten im Grunde das Ganze sind. Oder die wirken zumindest so. Also dieses Mythos Beethoven zum Beispiel ist ja jetzt nicht, weil Moritz Stetter sich gedacht hat, er ist großer Beethoven-Fan und will mich mit diesen Menschen auseinandersetzen, sondern es ist erschienen, weil er Geld dafür bekommen hat, dass er zum Beethoven-Jahr eine Beethoven-Biografie macht. Und das merkt man so in einem Buch dann halt auch an.
00:47:41
Speaker
Die Vermutung steht auf jeden Fall im Raum. Wobei ich, wie gesagt, sagen muss, er hat trotzdem oder er hat interessante Ansätze ... Das ist ja auch gefunden. Das schließt sich ja auch nicht aus, ne? Aber ... dennoch fehlt da, glaub ich, für mich zumindest als Leser dann so dieses ... dieses Meer, dieses, was darüber hinausgeht, über ... das Nacherzählen von einem durchaus ja interessanten Leben. Ja.
00:48:08
Speaker
Wir haben das Wort jetzt schon ein paar Mal aus deinem Mund gehört.

Ventilverlags 'Song Comics' Serie

00:48:13
Speaker
Gehen wir einfach mal drauf ein. Der Ventilverlag veröffentlicht Songcomics, nicht Musikcomics, sondern Songcomics. Hol uns doch mal ab, wir haben gleich noch ein paar davon hier für die Leinwand. So etwa sehen die aus, sind Bücher, wer hätte es gedacht.
00:48:29
Speaker
Hol es doch mal ab, was ist das eigentlich? Du sagst dieses Wort als wäre es ein eigenes Genre oder ein besonderes Produkt? Es ist kein eigenes Genre, aber es ist sozusagen ein anderer Ansatz als eine Biografie über eine Band zu erzählen. Was ist der Ansatz?
00:48:49
Speaker
Der Ansatz ist, dass wir unterschiedliche Zeichnerinnen und Zeichner bitten, sich mit jeweils einem Song einer Band auseinanderzusetzen. Und zwar nicht einfach nur diesen Song zu nehmen und irgendwie in Bilder zu übersetzen, sondern sich irgendwie diesen Song in ein Verhältnis zu sich selbst zu setzen.
00:49:14
Speaker
zur Bandbiografie, zur Gegenwart, wenn es ein historischer Song ist und irgendwie aus diesem Song eine Geschichte zu machen oder zumindest einen Comic zu machen. Und wir veröffentlichen dann diese Songcomics zu bestimmten Bands, also sozusagen die Klammer ist die Band und über diese unterschiedlichen Zugänge von unterschiedlichen Zeichnern hat man dann schon auch so eine Ahnung von der Band und von der Geschichte der Band und der
00:49:39
Speaker
vielleicht auch der Ästhetik dieser Band oder den Ideen dieser Band oder den Potenzial dieser Band, aber es versucht jetzt nicht oder hat nicht den Anspruch, die Geschichte dieser Band zu erzählen, sondern einfachen unterschiedliche Zugänge zu bieten und wir haben sozusagen zwei Konzepte dabei. Das eine ist, dass wir versuchen,
00:50:01
Speaker
Einzelne Alben, die irgendwie so ein bisschen aus der in der Musikgeschichte so ein bisschen für sich stehen und so ein Charakter haben, als ja vielleicht irgendwie als Großwerke der Musikgeschichte irgendwie angesehen werden zu können, dass wir die sozusagen in die Comics übersetzen. Und das andere ist, dass wir so ein
00:50:26
Speaker
eine Bandgeschichte als Klammer haben und eine Band sozusagen in ihren unterschiedlichen Entwicklungsphasen abbilden, von den ersten Aufnahmen bis in die Gegenwart. Das ist letztendlich das recht simple Konzept, was aber irgendwie gut funktioniert, weil wir halt Bands
00:50:44
Speaker
haben, ausgesucht haben für diese Reihe bis jetzt. Angefangen als mit einem Band über Tocotronic. Wir haben jetzt mittlerweile was über die Fehlfarben, über Tonsterne Scherben, über Stereo Total. Hab ich was vergessen. Weiß nicht so genau, ist nicht so wichtig, aber jedenfalls Band, die irgendwie ... Die durchaus einen Namen haben, aber jetzt nicht irgendwie Superstars sind. Und die Bands sind, mit denen die Zeichnerinnen und Zeichner, die wir fragen, dann auch so eine
00:51:13
Speaker
Fan-Verbindung haben. Also die sozusagen als Fans auch mit diesen Bands irgendwie zu tun haben, mehr oder weniger. Wer hat diese Bands denn ausgesucht? Okay, gut. Es ist so ein Bescheidenheits-Wir. Der Verlag so. Aber ich koordiniere halt im Verlag diese Comics. Deswegen ist es schon so ein bisschen mein Baby, diese Songcomics.
00:51:42
Speaker
Wobei es natürlich jetzt, ich kann nicht hingehen und sagen, wir machen jetzt was über die Ärzte und dann machen wir das einfach. Das ist ja ein relativ komplexer Prozess, man muss die Rechte einkaufen, man braucht das Okay der Band und das Wichtige zum Beispiel mir ist auch, dass in diesen Songcomics die Bands auch involviert sind in das ganze Konzept und das ganze Projekt.
00:52:02
Speaker
im besten Fall Liner-Notes beisteuern zu den Songs, also noch eigene kleine Geschichten zu den Songs erzählen, wie sie sie einordnen, was mit ihnen gemeint war, wie sie sie heute sehen und auch gleichzeitig die Comic-Zeichnerinnen und Comic-Zeichner ihren Zugang nicht nur im Comic-Form, sondern auch über einen kurzen Einleitungstext noch mal referieren, sodass man sozusagen so drei Zugänge zu den jeweiligen Songs hat, nämlich einerseits den Comic,
00:52:27
Speaker
aber auch ein Text der Band und ein Text der Zeichnerinnen und dadurch dann auch so die unterschiedliche Blickwinkel auf diese Songs und auf dieser Alben hat. Warum diese Bands ausgerechnet? Das ist so ein bisschen
00:52:46
Speaker
Eine Mischung aus persönlichen Geschmacksfragen und der Frage, was jetzt zum Beispiel im Fall der Fehlfarben und Tonsteine scherben, was schon so eine Frage, wir wollen mal so ein Konzeptalbum machen, also ein Album umsetzen lassen und welche, wir sind erstmal auf dem deutschsprachigen Markt, welche deutschsprachigen
00:53:08
Speaker
Alben gibt es denn in der Musikgeschichte, die irgendwie so einen Status haben? Und dann fällt einem ja recht schnell so was ein, wie die keine Macht für Niemand von Tonstelle Scherben oder die Monarchie und Alltag von den Fehlfarben, weil das einfach Alben sind, die eine große Wirkung hatten und bis heute nachwirken und auf die sich viele Bands beziehen und mit denen dann eben auch gegenwärtige Zeichnerinnen und Zeichner noch was anfangen können. Also steckt schon was dahinter. Ja.
00:53:36
Speaker
Sorry, das sollte jetzt nicht ungläubig klingen. Das moduliere ich hinterher so, dass es anders klingt.
00:53:50
Speaker
Von der anderen Seite kommt, ihr habt dafür inzwischen ein doch recht beträchtliches Fu-es-Fu der deutschsprachigen Zeichnerinnen- und Zeichnerszene zusammengebracht. Anna Heifisch ist dabei, Nicola Mahler ist dabei, haufenweise andere Leute, die durchaus Rang und Namen haben.
00:54:08
Speaker
Wie kommt ihr an die dran? Ich könnte mir vorstellen, dass viele andere Verlager auch gerne wollen würden, dass Nicolas Mahler für sie mal irgendwie eine Auftragsarbeit in Anführungszeichen macht. Aber wieso macht er das jetzt ausgerechnet für euch und zwar sogar mehrfach?
00:54:30
Speaker
Also bei Nicolas Mahler ist es so, dass er uns ... dass er durchaus auch dem Ventilverlag sehr gewogen ist. Er ist jemand, der interessiert sich eben auch für Popkultur und Popkulturgeschichte. Und das ist ja was, der Ventilverlag, um das ganz kurz vielleicht zu sagen, wir machen nicht nur Comics, das ist eher so ein Nischending bei uns. Wir machen eigentlich Popkulturgeschichtsbücher. Mehr oder weniger. Also Bücher zur Musikgeschichte, zur Popkulturgeschichte.
00:54:56
Speaker
zu Subkulturgeschichte und so weiter. Und die Comics sind sozusagen aus meinem persönlichen Interesse an Comics plus diesem Background im Verlag als Musikgeschichtsverlag irgendwie entstanden. Und das ist was, wo durchaus auch viele Comiczeichner und das bringt dann ja auch wieder das Ganze an den Anfang zurück, wo viele Comiczeichnerinnen und Zeichner auch anknüpfen können.
00:55:19
Speaker
weil sie durchaus auch musiksozialisiert sind und musik in ihrem Leben vielleicht nicht in ihren comics aber in ihrem leben durchaus eine wichtige rolle spielt dass sie aus bestimmten subkulturen kommen sich über bestimmte strukturen da haben wir diese fanzine und selbstverlag strukturen dass sie das was ja auch was ist was was sehr nah an immer noch an musikszene auch irgendwie gerade so in dieser punk-szene wo selbstverlegte fanzines immer noch eine rolle spielen also wo es sozusagen immer noch
00:55:49
Speaker
wenn noch nicht mehr so groß und nicht mehr so mit so einem großen Überbau wie in den 60ern, wo es immer noch Strukturen gibt, die ein bisschen ähnlich sind. Und die Zeichner spreche ich einfach an, weil ich das Gefühl habe, dass sie mit diesen Bands, also bei Fehlfarben zum Beispiel war es so, dass ich mich gefragt habe, naja, Fehlfarben, das Album ist von 81,
00:56:12
Speaker
Oder 83, 81, glaub ich, ist nicht so wichtig, aber jedenfalls aus den frühen 80ern, welche Zeichner können denn heute noch was damit anfangen? Welche Zeichnerinnen, Zeichner haben denn irgendwie einen Zugang zu dieser Post-Punk-NDW-Welt? Welche haben sich denn vielleicht in ihren eigenen Comics schon mit dieser Szene auseinandergesetzt? Oder wie auch immer. Und da ist dann auch die Auswahl raus irgendwie erwachsen. Dass sich dann irgendwie zum Beispiel
00:56:42
Speaker
Andreas Michalke angefragt hat, der ja irgendwie in seinen frühen Comics immer schon eine sehr starke Affinität hatte, so die Punk-Szene Hamburgs irgendwie einzufangen, Konzerte irgendwie in Bilder zu fassen und der mir dann, als ich ihn gefragt hatte, ob er was mit dem Album anfangen kann, sofort nach fünf Minuten die Zusage gegeben hat, mitzumachen, weil er sagte dann, naja,
00:57:02
Speaker
Ich hab Fehlfarben live gesehen kurz danach und es war irgendwie ein prägendes Konzert und Pipapo. Also irgendwie war dann irgendwie klar, dass das Wichtige ist, dass die Leute Fan sind der Band und mit der Idee dieses Songcomics was anfangen können.
00:57:18
Speaker
Und deswegen haben dann auch Reinhold Kleis bei Tonstelle Scherben zugesagt oder Nikolas Mahler jetzt bei Fehlfarben und bei den Scherben, weil sie beide irgendwie das Gefühl hatten, naja, das ist interessant, mich irgendwie mit einer Band zu beschäftigen, die mich schon lange beschäftigt und mit der ich mich irgendwie mal eine Zeit lang identifiziert hab oder mit deren politischen Fragen ich was anfangen kann und die ich spannend finde, noch mal zu befragen für die Gegenwart. Ob sie mir heute noch was sagt,
00:57:46
Speaker
ob sie der gegenwart noch was zu sagen hat ob sie irgendwie ästhetisch irgendwie die zeit überdauern konnte oder ob es irgendwie was ist was man heute auch anders vielleicht formulieren würde so was da drin steckt und das das ist glaube ich das was dann die leute auch oder die zeichner dann auch daran spannend finden diese diese
00:58:06
Speaker
Na, das ist tatsächlich die Möglichkeit, sich irgendwie auf einer tiefergehenden Ebene mit diesen Bands, die mit der eigenen Biografie auch irgendwie mal was zu tun hatten, auseinanderzusetzen. Das ist so die eine Seite und auf der anderen Seite habe ich auch Zeichnerinnen und Zeichner gefragt, die, weiß nicht, vielleicht erst 20 Jahre nach dem Album auf die Welt gekommen sind und mit der Frage, naja,
00:58:31
Speaker
Wie siehst du denn heute als Mensch, der mit dieser Zeit gar nicht verbunden ist oder nicht biografisch ist damit verknüpft? Wie siehst du denn diese Band und hat die dir noch was zu sagen und was machst du damit, wenn du dich heute damit auseinandersetzt? Und das ist sozusagen dann die andere Seite und ich habe versucht diese beiden
00:58:50
Speaker
Perspektiven in diesen Song Comics irgendwie zusammenzubringen und also diese Blicke von, wie sagt man, Zeitzeugen und die Blicke von Nachgeborenen, sag ich mal, und die dann irgendwie auf diese Bands blicken und auf so Alben blicken.
00:59:07
Speaker
Dadurch auch so ein bisschen vielleicht diese Ehrfurcht vor solchen Meilensteinen der Popgeschichte, wie eben keine Macht für niemand, auch so ein bisschen gebrochen wird, dass man dann auch ein bisschen vielleicht ein bisschen ironischer rangehen kann oder das nicht ganz so ernst, nicht mit diesem Ernst, den diese Alben ja auch ein bisschen vor sich her tragen und den so ein bisschen unterlaufen kann auch, weil ich dann auch wiederum spannend finde, solche subkulturellen
00:59:32
Speaker
Artefakte, wie die keine Macht für niemand von Tonsteine scherben, auch so ein bisschen ... Na ja, kann man ja auch durchaus mal irgendwie ... eine subversive Platte noch mal subversiv untergraben oder so. Bis es halt wieder mainstream wird, ne? Ähm ... Die Ergebnisse sind auf jeden Fall sehr schön divers geworden, würd ich sagen. Wird was gut angenommen, verkauft sich das gut? Wenn ich mal so stumpf fragen darf.
01:00:00
Speaker
Ja, also natürlich unterschiedlich, weil wir Bands in diesen Songcomics abgebildet haben, die jährlich Platten machen und auf Tour gehen wie Tocotronic. Die verkaufen sich natürlich super, weil auch dann die Band irgendwie sehr interessiert war.
01:00:19
Speaker
noch dazu kommt, dass die ganzen Musikerinnen und Musiker, gut Rio Reiser lebt nicht mehr, der konnte nichts dazu sagen, aber die anderen sind alle große Comic-Fans und fanden das auch spannend, also stehen sozusagen auch dahinter und haben auch Werbung gemacht für dieses Konzept. Und Tocotronic ganz besonders, der hat sich natürlich am besten verkauft.
01:00:35
Speaker
Weil er irgendwie... Weil, glaub ich, diese aktuelle independent Comic-Aesthetik, so um den Reproduktverlag und Avantverlag und so, die haben schon so eine gewisse Indie-Pop-Affinität und so ein ähnliches Zielpublikum, glaub ich. Und da sind eben auch viele Zeichner in dem Tokotronic-Comic drin. Und das hat sehr gut funktioniert in dem Zusammenspiel. Und andere Comics, über Stereo Total zum Beispiel, der, der...
01:01:04
Speaker
Ist dann eher so ein Nischen, ist ja auch Nischenmusik und ist dann auch eher ein Nischenpublikum, der hat sich dann nicht ganz so gut verkauft. Aber insgesamt funktioniert die Reihe, glaube ich, also ich finde, sie funktioniert sehr gut und für den Verlag ist es sehr, also rechnet sich es auf jeden Fall im Gesamten, sage ich mal.
01:01:24
Speaker
Mehr kann man nicht erwarten. Und ihr wollt ja auch noch weitermachen in der Richtung. Kannst du schon verraten? Also eigentlich kann ich verraten, weil der schon abgesichert ist. Ich hab letztes Jahr in Erlangen auf einem Comic-Salon mich länger mit der Barbara Jelen unterhalten. Münchner Zeichnerin, die großer Not-Wist-Fan ist. Und die gesagt hat, wenn wir mal einen über Not-Wist machen, würde sie den gerne mit herausgeben.
01:01:50
Speaker
Das nächste Projekt. Also die Band hat schon zugesagt und die sind auch sehr Comic-affin und haben große Lust mit uns zusammen diesen Comic zu machen. Das wird nächstes Jahr wahrscheinlich erscheinen. 2024. Genau. Cool, okay. Bis dahin halten wir uns mit dem bereits erschienenem Wasser. Jetzt kommt mein großer Moment heute Abend. Ich muss den Beamer anmachen. Achtung. So.
01:02:16
Speaker
Aha, es leuchtet blau. Was tut es? Blau leuchten.
01:02:22
Speaker
Also, die Auswahl, die wir jetzt gleich sehen und die, die Hörerinnen und Hörer leider nicht sehen können. Ja, Moment. Also, liebe Leute zu Hause, ihr, die jetzt hier seid im Bunker, habt natürlich den Vorteil, dass ihr mit uns zusammen hier jetzt drauf guckt. Für die lieben Hörerinnen und Hörer zu Hause, ihr könnt natürlich jetzt einfach skippen, aber wir versuchen, bis zu dem Zeitpunkt, wo diese Folge online geht, auch irgendwie eine Möglichkeit gefunden zu haben, dass ihr es parallel euch angucken könnt.
01:02:50
Speaker
Links findet ihr dann dementsprechend in den Show-Notes, sage ich jetzt einfach mal, wie wir arbeiten dran. Aber bis dahin machen wir jetzt einfach, ach so, nach hinten raus kommen natürlich auch noch meine Schlussfragen, also ihr müsst jetzt nicht ganz den Podcast ausmachen, z.B. weil es spult einfach ein bisschen.
01:03:09
Speaker
Wir versuchen einfach, das ein bisschen zu beschreiben. Ja, wir machen es so plastisch wie möglich. Weil du es vorhin angesprochen hattest, Daniela Heller war ja eine von den Künstlerinnen, denen ihr das gegeben habt, ohne dass sie es kannte. Weil, wie sie selber auch gesagt hat, sie da gar keinen Bezug zu hat. Sie kannte die Band, glaube ich, auch gar nicht. Wir fangen deshalb damit jetzt, würde ich sagen, einfach mal an, natürlich mit dem ... Doch, da ist er. ... aus Keine Macht für Niemand, Tonsteine, Scherben.
01:03:36
Speaker
über den song der traum ist aus so wo ist meine wo ist meine maus da genau dann jeder heller junge zeichnerin aus kassel die letztes jahr auch ein max und moritz preis gewonnen hat in erlangen.
01:03:52
Speaker
die ich gefragt hatte, ob sie bei dem Comic mitmachen möchte, weil ich es spannend fand, jemanden dabei zu haben, die mit dieser Band gar nichts anfangen kann. Und wo ich mich einfach gefragt hab, was macht so eine Person mit einem Song, der irgendwie ja so aufgeladen ist? Also, der Traum ist aus von Tonstände Scherben, das ist ja was, da haben die Leute eher Furcht vor.
01:04:18
Speaker
Und trauen sich vielleicht gar nicht, das irgendwie in Bilder zu fassen oder neigen vielleicht dazu, dann irgendwie Klischeebilder zu finden für so einen Song. Wer der Anwesenden kennt den Song? Mal die Hand heben.
01:04:32
Speaker
Okay, immerhin einige. Ich kannte ihn vorher nicht. Wir können ihn jetzt leider nicht abspielen, tut mir leid. Aber den kann man sich anhören auf jeden Fall. Den kann man sich gut anhören. Mach das einfach hinterher. Genau. Aber der Comic ist auch so ganz interessant. Also denk dran, sie nähert sich dem Thema, ohne den Song gekannt zu haben oder die Band gekannt zu haben.
01:04:52
Speaker
Und sie nähert sich darüber an, indem sie letztendlich den Song irgendwie so als Rausschmeißer-Song in irgendeiner Disco, in irgendeiner Stadt setzt. Kann man sogar sagen, auf dem Dorf fast. Ja, vielleicht auch auf dem Dorf. Für mich macht das so Boxen auf dem Boden auf so einer komischen Ikea-Malerplatte. Das wirkt für mich fast eher wie eine Dorfdisse.
01:05:10
Speaker
Genau, dieser Song läuft letztendlich im Hintergrund mit seinem pathetischen Text. Ich habe geträumt, der Krieg wäre vorbei. Du warst hier und wir waren frei und die Morgensonne schien. Diese doch sehr pathetischen Worte werden halt in dieser Dorfdisco sozusagen im Hintergrund abgespielt. So als Rausschmeißer-Song. Und zwei Personen unterhalten sich dann oder fangen an, sich zu unterhalten. Der DJ und ein Besucher.

Kulturelle Ikonen und Missverständnisse

01:05:35
Speaker
und fangen sich dann an, darüber zu unterhalten, letztendlich über so was wie die Rolle von Popstars oder über die Einschüchtern vielleicht auch oder wie falsch auch die Projektionen auf große Popstars sind und eben auch auf solche Songs. Sie reden über Elvis, aber eigentlich ist natürlich dieses Gespräch über Elvis eine Art von Metagespräch, was sich eigentlich darum dreht, dass
01:06:03
Speaker
Naja, auch Rio Reiser und das, was er sozusagen mit so einem Song und mit der Band geschaffen hat, ja auch so was Ikonisches hat und wo man irgendwie Bilder zu entwickelt hat oder wo Bilder entstanden sind zu, die vielleicht gar nicht dem entsprechen.
01:06:20
Speaker
was diese Person mal war oder wie sie sich selbst verstanden hat oder wie sie sich selbst gesehen hat. Und das fand ich einen total spannenden Zugang, dass sie sozusagen diese Zuschreibungen, die auf dieser Platte liegen und die auf dieser Band liegen und die auf dieser Person Rio Reiser liegen, dann auch so auf eine andere Ebene bringt und
01:06:40
Speaker
nicht in Frage stellt, aber doch irgendwie sich diesem Song auf eine Weise nähert, die spannend ist und dem Song dadurch auch noch mal eine neue Facette gibt. Nämlich tatsächlich die Frage stellt, was ist denn aus diesem Song geworden? Der ist jetzt ein Rausschmeißersong auf irgendeiner Dorfdisco.
01:07:02
Speaker
Aber das war ja nicht das, was Rio Reiser damit wollte. Das war ja nicht die neue Welt, die er erschaffen wollte und die neue Wirklichkeit, sondern ihm ging es ja um eine Utopie. Und die ist aber scheinbar nicht mehr da. Und genauso wie Rio Reiser nicht mehr da ist und nur noch dieses Nachbild von ihm irgendwie da ist. Und das fand ich einen total spannenden Zugang. Gleichzeitig auch schön kontakteriert durch die Gespräche der beiden. Anzwischen fand ich aber, wenn sie sich darüber unterhalten, dass sie nicht so viel Gin Tonic hätten trinken sollen.
01:07:31
Speaker
Ja, was in so einer Diskothek dann irgendwie halt gegen Ende, wenn das draußen wieder hell wird, für Gespräche so anfallen. Sehr gelungen, aber auch noch ein relativ klassischer Comic. Es wird ja eine Geschichte erzählt, oder eine Szene in dem Fall eher. Es ist auch eine relativ ... Also eigentlich eine sehr klare Panelstruktur. Auf jeder Seite hat man halt dieses etwas Schachbrettartige Muster.
01:07:58
Speaker
Sprechblasen, mal größer, mal kleiner. Tatsächlich wird es irgendwie immer unaufgeregter fast. Ich würde als Kontrast, wenn es okay ist, dann jetzt zu Nicolas Marder springen, tatsächlich.
01:08:11
Speaker
um mal ein ganz anderes Fass aufzumachen. Da wären wir dann jetzt bei dem, doch den ich auch dabei habe. Das ist aus Macht und Monarchie von Fehlfarben. Monarchie und Alltag. Monarchie und Alltag. Wie komme ich auf Macht und Monarchie? Ach so, ja, keine Macht für niemand. Macht und keine Monarchie für alle.
01:08:34
Speaker
Und zwar den Song ... Geht das jetzt hier auf? Yes. Der auch eben lief, glaub ich. Ja, der lief gerade sogar tatsächlich. Wer gut zugehört hat, ist jetzt im Vorteil. Ein Ja, es geht voran. Wem sagt das was? Selben Leute wie gerade. Ich kannte es vorher nicht. Aber wenn Nicolas Mahler was macht, dann bin ich immer dabei. Lassen wir das einfach mal auf uns wirken im Kontrast zu dem, wie es gerade aussah.
01:09:01
Speaker
So nämlich. Jonas, bitte. Na ja, das ist halt ein Song ... Dieses fehlfarben Album, Monarchie und Alltag, war relativ erfolgreich. Und vor allem ein Song, nämlich dieser Song, ist irgendwie auf jedem ... NDW-Best-of-Sampler, was die Band gehasst hat, dass es so ist. Weil sie nur mit diesem Song identifiziert wird. Und immer über diesen Song irgendwie ... über diesen Song identifiziert wird.
01:09:29
Speaker
Deswegen fand ich es spannend, diesen Song, der irgendwie von dieser Band auch ein bisschen abgekoppelt ist und von diesem Album einem Menschen wie Nicolas Mahler zu geben, wo klar ist, dass er einen Zugang dazu wählen wird, der sehr gebrochen ist zu dem, was dieser Song sozusagen an Überbau hat durch diese Geschichte, die er hatte. Durch die Geschichte dieses Songs, der sich bis in die Gegenwart
01:09:52
Speaker
eben immer wieder auf irgendwelchen NDW-Partys findet und auch immer noch wahrscheinlich der einzige Fehlfrabensong ist, der irgendwie noch im Radio läuft und der aber einen sehr reduzierten und sehr seltsamen Text letztendlich auch hat, den Maler irgendwie sehr wörtlich nimmt.
01:10:09
Speaker
oder auch nicht wörtlich nimmt und irgendwie in seine typischen Nicolas Maler Strichfiguren übersetzt und diesen Text aber irgendwie, diesen seltsamen Text, der sehr zeitgebunden ist, sage ich mal, in den Mittelpunkt stellt.
01:10:31
Speaker
die grauen B-Film-Helden, die bald die Welt regieren, damit ist dann zum Beispiel Ronald Reagan, der in so B-Filmen gespielt hat, gemeint. Was man aber dann sozusagen damals wahrscheinlich sofort dechiffieren konnte in den frühen 80ern. Aber heute blickt man das noch nicht mehr. Genau. Und das fand ich irgendwie ... Ich fand's spannend, dass Nicolas Mahler diesen Song umsetzt, weil er eben ...
01:10:57
Speaker
Genau das macht, was ich spannend finde, sich mit dem Song auseinandersetzen, aber ihn auch nicht zu ernst nehmen. Und daraus dann was eigenes machen, was aber der Band trotzdem irgendwie was zurückgibt. Nämlich...
01:11:12
Speaker
Naja gut, das muss jeder selbst interpretieren, was er der Band zurückgibt. Die Band fand den Comic scheiße, aber die findet aber immer alles blöd, was sozusagen mit diesem Song zu tun hat. Insofern haben wir alles richtig gemacht, wahrscheinlich. Das ist ein Fazit, das man auf jeden Fall ziehen kann. Ich hab weder den Song noch den Comic so richtig kapiert, wenn ich ehrlich bin.
01:11:36
Speaker
Ich finde die Darstellung gerade für diesen Präsidenten hervorragend. Ich weiß nicht, was ein Uroar mit einem Spacelab zu tun hat, ist aber irgendwo auch ein bisschen egal. Ich weiß nicht, das wirkt, wir sind wieder da, für mich wirkt es irgendwie aufgrund dieser Absurdität. Das ist aber auch genau das, weshalb ich Nicolas Mahler lesen würde im Zweifelsfall immer. Toll.
01:12:02
Speaker
Ich würde sagen, zum Abschluss der Bildnalysen gucken wir jetzt noch in das Tocotronic-Album rein, wenn es dir recht ist. Sie wollen uns erzählen. Ist kein Album, sondern ein Best-of, oder? Genau. Wir haben versucht, die damalige gesamte Bandgeschichte abzubilden. Da war das aktuellste Album oder die letzten beiden, glaube ich, noch nicht erschienen.
01:12:27
Speaker
Und haben versucht, jede Phase der Band, also von den frühen Schrammel-Indie-Pop-Alben bis zu den späteren, eher avancierteren Sachen, irgendwie abzubilden. Und haben, ich glaub, wir haben jetzt hier einen von Anna Heifisch aus der mittleren Phase. Nämlich Kapitulation.

Emotionalität und Tiefe in Song Comics

01:12:50
Speaker
Ich glaub, das Album hieß auch Kapitulation, wenn ich mich nicht irre.
01:12:53
Speaker
Ich weiß es nicht so ganz genau, ich bin, was die mittlere Tocotronic-Phase betrifft, auch nicht ganz so backfest. Wer sagt das was? Kapitulation, Tocotronic?
01:13:06
Speaker
Es sind immer nur so ein, zwei Personen. Also, ich weiß nicht, welchen Songcomic müsste man machen, um hier die Leute abzuholen? Können wir hinterher mal besprechen. Klarer Auftrag an den Herrn Verleger. Ja, ich schicke direkt mal voran. Hab ich vorhin auch schon dir erzählt, mit Hanna Haifisch werde ich meistens nicht so warm, aber vielleicht kannst du mir ja erklären, worauf du hinaus möchte hier.
01:13:31
Speaker
Naja, es ist ja eigentlich ihr klassisches Thema, ne? Der Künstler, der leidet. Das ist ja eigentlich das, was... Das ist ihr alter Ego, die... Das ist ihr alter Ego, genau. Das ist die gleiche Figur, die auch in den The Artist-Alben vorkommt und die sozusagen sich irgendwie in dieser Welt
01:13:48
Speaker
zurechtfinden muss, aber letztendlich immer scheitert, also kapituliert auch irgendwann. Und deswegen hat sie wahrscheinlich auch diesen Song ausgesucht. Also die Zeichnerinnen und Zeichner konnten ihre Lieblingssongs vorschlagen und wir mussten zwei bis drei Lieblingssongs vorschlagen. Wir haben dann so ein bisschen zugeschustert, wer was machen kann. Und ich fand es aber sehr gut, dass sie diesen Song macht, weil es durchaus auch zu ihrer Ästhetik passt.
01:14:18
Speaker
diesen leidenden Künstler, der irgendwie in dieser Welt nicht heimisch wird. Und das ist was, was ja auch für diese Tocotronic-Phase steht. Also dieses irgendwie sich in dieser Welt nicht zurechtfinden und sich einsam und allein fühlen.
01:14:36
Speaker
Und dafür hat es eben Anna Heifisch versucht, Bilder zu finden. Sei es die traurigen Hamster oder Meerschweinchen. Das sind Meerschweinchen, die hinter Gittern sitzen. Aber ja gar nicht allein sind. Also sie sind nicht einsam und allein.
01:14:52
Speaker
Ne, sie sind zu zweit. Ja, blöde Nebenbemerkung, sorry, blühe mir nur gerade auf. Ich hab den jetzt relativ intuitiv ausgewählt, diesen Comic-Strip, weil er eben anders funktioniert und nicht versucht, eine Geschichte zu erzählen, so wie dann jeder heller das macht, sondern einfach eher assoziativ diese Worte aufgreift, die in den Song aufgerufen werden.
01:15:16
Speaker
aber gleichzeitig eben auch den Inhalt des Songs irgendwie in Bilder überführt, nämlich dieses Einsamsein und Kapitulieren vor der Welt. Ja. Aber halt auch nicht ganz so abstrakt ist, wie Nicolas Mare das gemacht hat, sondern es gibt immerhin auch Farben und... Es gibt Farben und es gibt am Ende ja auch fast ein versöhnliches Gemeinsam. Ja, das ist fast ein Gemälde, wenn man so möchte.
01:15:38
Speaker
Ja, schön. Das sind Songcomics. Interessantes Projekt, sehr schönes Projekt. Ich warte noch auf ... Wir sprechen dann gleich mal drüber, was wir hier für den Bunker Ulmwald für einen machen sollten am besten. Vielleicht mal was Richtung Jazz, Richtung Blues. War, glaub ich, noch nicht so abgegrast. Und ich glaube, damit können wir so langsam auf die Zielgrade des Podcasts einbieten, wenn du einverstanden bist. Ich habe, wie jedem meiner Gäste, auch dir ein paar Fragen mitgebracht,

Persönliche Comic-Favoriten und kreative Ideen

01:16:06
Speaker
ein wenig vorbereiten durftest, wo ich dich jetzt noch nach ein paar Leseempfehlungen, Künstlerinnenempfehlungen und so weiter frage. Jonas guckt mich schon ganz konzentriert an, Panik in seinen Augen. Das sind jetzt die schwierigen Fragen. Jetzt kommen die schwierigen Fragen. So, meine Schlussfragen, lieber Jonas.
01:16:27
Speaker
Empfieh uns doch mal deine drei Comics, Manga, Graphic Novels oder Comicreihen oder was auch immer aus diesem großen Medium du da nennen würdest, die du auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen würdest. Ja, das ist genau diese Fragen, die man liebt, ne? Ja, ja, ich weiß. Die man nicht beantworten kann. Genau, deshalb mach ich das ja auch nicht, so ein Stellsehmal nur.
01:16:48
Speaker
Also ich glaube, man muss ja berücksichtigen, auf einer einsamen Insel ist man ja eine Weile wahrscheinlich und muss Sachen auch gerne wieder und wieder lesen wollen. Du bist einer von den Leuten, die sich damit Logik annähern. Ich glaube, ich würde dann dieses Gesamtwerk Kevin & Hobbs mitnehmen und vielleicht Black Hole von Charles Burns.
01:17:10
Speaker
kann man, glaub ich, auch immer mal wieder lesen. Das macht gute Laune alleine auf der Insel, genau. Ja, du hast recht, vielleicht noch irgendwas Positives. Also, Kevin & Hobbs ist ja sehr positiv, aber Black Hole ist schon ein ziemliches schwarzes Loch. Ja, aber das hab ich lang nicht gelesen, könnt ich da mal wieder tun. Den dritten würd ich mir vielleicht offen lassen, weil ich ... Wie ich jetzt nicht auf den dritten festlegen will, dann bin ich zu fixiert darauf. Zu fixiert darauf, ja.
01:17:38
Speaker
Die Leute, die sich über so Logik annähern, kommen dann meistens bei lustiges Taschenbuch oder One Piece raus oder so was. Irgendwie so eine, die ja sein nie enden wollenden Serien. Cavill und Hobbs wurde aber auch schon ein paarmal erwähnt, finde ich eine sehr schöne Wahl. Mein Lieblingsfrage, wo die meisten Leute dran kapitulieren, ein Comic, den es noch nicht gibt, den es aber unbedingt geben sollte, was für ein Comic wäre das für dich? Wie auch immer du diese Frage interpretieren möchtest.
01:18:11
Speaker
Tja, das ist vielleicht, das kann ich glaube ich nicht wirklich beantworten. Das könnte ich vielleicht auf der Einsamen Insel beantworten und dann wäre es wahrscheinlich ein Comic, in dem Kevin Hobbs auf der Einsamen Insel gestrandet sind und sich mit Charles Burns auseinandersetzen müssen. Ich weiß es nicht, ich finde es, ich habe
01:18:33
Speaker
Du hast mich auf die Frage vorbereitet, ich hab sie immer wieder vergessen. Deswegen keine super Antwort aus der Hosentasche zu ziehen. Alles gut. Deswegen weiß ich nicht. Kein Problem. Es ist eine schwierige Frage, aber ich find sie grad deshalb auch interessant. Es kommen sehr unterschiedliche Antworten dabei rum. Aber keine Antwort ist auch okay. Es ist der dritte Comic, den du mitnimmst. Der Comic, den es noch nicht gibt. Das ist so eine Art Lyrik.
01:18:59
Speaker
Jetzt würde ich dich bitten, Kupler zu spielen und zwar dein Traum-Kreativ-Team zusammenzustellen. Also ein Autor in, Zeichner in und wenn du möchtest auch Kolorist in, die zusammen ein Projekt realisieren. Vollkommen unabhängig von Sprachgrenzen. Du darfst auch Tote wiederbeleben, wenn du möchtest. Einfach ein paar Leute, die du an ein Comic-Projekt dransetzen wollen würdest, um zu gucken, was dabei rauskommt.
01:19:24
Speaker
Gerne auch mit Begründung. Ja, auch das ist eine schwierige Frage. Aber einer meiner Lieblingszeichner ist Joannes Farr aus Frankreich. Der ja eine sehr ... expressive, sehr ...
01:19:42
Speaker
weil sie nicht ausladende Ästhetik hat. Was ist so ein bekanntes Werk? Die Katze des Rabinas ist von ihm zum Beispiel. Und ich mag vor allem seine Aquarelsachen, die sich mit so osteuropäischer, jüdischer Geschichte beschäftigen.
01:19:57
Speaker
Und er hat einen Comic gemacht, wo er sich mit Marc Chagall beschäftigt. Und mit dessen Flucht aus Osteuropa nach Paris. Und ich fänd es spannend, die beiden zusammenzubringen. Wer jetzt erzeichnet und wer Texte schreibt, ist mir relativ wurscht. Aber ich fänd das ein spannendes Duo, weil sie einen ähnlichen Ansatz haben, aber eben sozusagen verschiedene zeitliche Perspektiven auf ähnliche Themen geworfen haben.
01:20:25
Speaker
Schöne Antwort, ausgefallene Antwort und auch anspruchsvolle Antwort, aber das wundert mich jetzt nicht. Nee, finde ich cool. Wäre interessant, ob sich das eher befruchtet oder ob die sich in die Haare bekommen. Wahrscheinlich würden sie sich in die Haare kriegen. Aber... Will da jemandem irgendwas unterstellen? Keine Ahnung. Ich kenne ja auch beide nicht persönlich. Schön wär's.
01:20:45
Speaker
Wir machen einen winzig kleinen Werbeblock, denn die Name des Podcasts suggeriert ist, es ist der Podcast des Splitter Verlags. Du hast doch bestimmt auch mal was aus unserem Verlag gelesen. Ich habe sogar ganz aktuell den letzten Comic, den ich gelesen habe, war ein Splitter Comic. Ach was? Nur weil wir dich hier eingeladen haben? Nein, nein, nein. Nämlich die Adaption von Mäusen und Menschen.
01:21:09
Speaker
Ah, von Rebecca Dutremer. Genau, den fand ich sehr spannend. Ich fand ihn nicht in Gänze super gelungen, weil ich ihn irgendwie zu clean fand für das dreckige Thema, um das es geht. So clean? Okay, interessant. Also ich fand ihn sehr ...
01:21:25
Speaker
vielleicht zu ästhetisiert für das Thema Wanderarbeiter, staubige Straßen in den 30er Jahren in den USA. Aber ich fand es total spannend, wie sie sozusagen als Frau einen Blick auf diese Männerwelt wirft, die da ja beschrieben wird, in der Frauen überhaupt keine Namen haben. Ich glaube, die einzige Frau, die in dem Buch vorkommt, ist namenlos und es gibt nur so
01:21:50
Speaker
Männer blicke auf sie und und sie blickt als frau auf diese welt und das fand ich eine total spannende perspektive und in diesem sozusagen dieses zusammenspiel fand ich dann auch dann für mich am ende wichtiger als dass ich es zu clean fand also es ist ein positives ich nehme was positives mit daraus es ist trotzdem eine lese empfehlung auf jeden fall ok gut darauf wollte ich hinaus vielen dank
01:22:13
Speaker
Wir haben noch die Zeit. Hättest du auch noch eine Empfehlung unabhängig von Comics, irgendetwas aus einem anderen Medium, was dich in letzter Zeit begeistert hat? Film, Fernsehen, Serien, Romane, Videospiele, was auch immer?
01:22:28
Speaker
Ich bin ... Es gibt einen ganz kleinen Link zur Comic-Welt, weil, ich glaub, Gary Panther, der Comic-Zeichner, mal einen Cover von Yola Tengo gezeichnet hat. Ich bin Yola Tengo-Fan. Indie-Band aus New Jersey. Okay. Deren Alben ich mir blind jedes Mal kaufe, und es ist gerade ein neues erschienen, und das für euch den ganzen Tag. Das wäre eine Empfehlung, die ich jedem ans Herz legen kann, der sich ... Yola Tengo. Okay.
01:22:56
Speaker
Muss man das Buch stabilieren oder finde ich das so, wie man es schreibt? Das findet man. Okay, gut, ja. Da kann ich jetzt ehrlich gesagt wenigstens sagen, jetzt zähle ich zum ersten Mal das Wort. Aber gut, dafür stelle ich die Fragen her. Das geht vielleicht ja nicht nur mir so. Und irgendjemand freut sich über die Empfehlung.
01:23:14
Speaker
Und zu aller guter Letzt auch eine schöne Frage, die du auch bitte so frei und so groß oder so klein wie möglich zwischen zwischen weltveränderten Maßnahmen bis hin zu irgendwas ganz klein, was du dir ins Wohnzimmer stellen kannst, ist alles drin, wenn du einen nerdigen Wunsch frei hättest. Jonas, was würdest du dir wünschen?
01:23:36
Speaker
Tja, das ist wieder so eine Frage, ne? Ich bleib einfach mal bei diesen Songcomics. Ich würde mir wünschen, dass mich die Beastie Boys anrufen und sagen, sie würden gern Songcomic machen. Okay, da würde ich mich hinterstellen. Wenn das einen Unterschied machen würde, meine Unterschrift kriegst du dafür. Das ist sehr cool. Das ist ein sehr cooler Wunsch.
01:24:03
Speaker
Danke sehr. Und auch vielen Dank, dass du da warst. Es war mir eine Freude. Es war ein sehr interessantes, sehr anregendes Gespräch mit vielen, vielen, vielen Fachwörtern und zum Ende auch ein paar sehr schönen Bildbeschreibungen, sehr schönen Einblicken in eure Songcomics. Ich habe die sehr gerne gelesen, obwohl ich fast nichts davon kannte und mir das dann als alles drauf schaffen musste.
01:24:26
Speaker
Danke, dass du da warst und vielen Dank für das Gespräch. Und vielen Dank, dass ihr alle da war. Das war sehr schön mit euch, liebes Publikum hier im Bunker Ulmenwal. Vielen Dank an das Team des Bunkers Ulmenwal. Danke an Thomas, danke an Joel und die anderen aus der Technik, Chaian, der jetzt nicht da war. Vielen Dank an die Bielefeld der Bürgerstiftung, die das Ganze hier ermöglicht hat.
01:24:47
Speaker
Und bevor ich euch jetzt alle in den regnerisch kalten Februarabend entlasse, möchte ich doch noch den Hinweis auf die nächste Veranstaltung, denn wir haben diesmal tatsächlich schon die vierte Live-Folge quasi anstehen und durchgeplant. Am 21. April können wir uns wieder hier treffen, selbe Zeit, 19.30 Einlass, 20.30 geht's los. Mit der wunderbaren Sara Borini werde ich hier über Webcomics, Webcartoons und im weitesten Sinne, wie man lustige Bildgeschichten macht.
01:25:17
Speaker
Sprechen. 21. April. Wir haben hier auch Flyer-Ausliegen und für die Hörerinnen und Hörer online. Demnächst werdet ihr das auch dann online finden können. Ich glaube, wir müssen noch einen Klappentext verfassen, aber da kommen wir noch zu. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal hoffe ich sehr. Macht's gut. Tschüss.