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117 Plays11 months ago

Heute sprechen wir, auch aus aktuellem Anlass, über den Film Der Vorleser. Und so erfahrt Ihr heute unter anderem auch, wie Emilia und Bastian lesen und schreiben gelernt haben und welche Quantensprünge es in den letzten zwanzig Jahren Schulentwicklung gab.

Der Vorleser ist ein deutsches Drama, das auf dem gleichnamigen Roman von Bernhard Schlink basiert. Der Film, unter der Regie von Stephen Daldry, erzählt die Geschichte von Michael Berg, einem deutschen Jungen, der in den 1950er Jahren eine Affäre mit einer älteren Frau namens Hanna Schmitz beginnt. Hanna, gespielt von Kate Winslet, hat jedoch ein dunkles Geheimnis – sie war während des Zweiten Weltkriegs in der SS und wurde später wegen ihrer Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht gestellt.

Die Handlung entwickelt sich in zwei Teilen: Der erste konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Michael und Hanna, während der zweite Michael als erwachsenen Mann zeigt, als Jura-Studenten, der mit seiner eigenen Schuld und der Vergangenheit von Hanna konfrontiert wird. Der Film erkundet Themen wie Schuld, Moral und die Konsequenzen der deutschen Geschichte.

Der Vorleser wurde für mehrere Auszeichnungen nominiert und gewann unter anderem den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin für Kate Winslet im Jahr 2009. Der Film bietet eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den moralischen Grauzonen der menschlichen Natur und den Langzeitauswirkungen der Geschichte auf individuelle Schicksale.

Aber muss man ihn gesehen haben? Hört rein und findet es heraus.

Hinterlasst uns eine Sprachnachricht und werdet Teil der nächsten Episode:

www.mussmangesehenhaben.de
___

REGIE
Stephen Daldry

DREHBUCH
Stephen Daldry & David Hare

DARSTELLER*INNEN
Kate Winslet - Hanna
David Kross - Michael
Ralph Fiennes - Michael
Lena Olin - Rose Mutter
Bruno Ganz - Professor Rohl

KAMERA
Chris Menges & Roger Deakins

MUSIK
Nick Muhly
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LINKS ZUR FOLGE
Der Staat gegen Fritz Bauer
Hannah Arendt
Eichmann in Jerusalem: A Report on the Banality of Evil
Marc-Uwe Kling
Kate Winslet by Jason Bell
Oprah Winfrey
Schindlers Liste
Jojo Rabbit
Der Junge im gestreiften Pyjama
Everything Is Illuminated
Bloodlands, Timothy Snyder

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JETZT AUCH DIE GANZE FOLGE AUF YOUTUBE
https://youtu.be/vCrAr97aAls

Hinterlasst uns gerne eine positive Bewertung auf der Podcast-Plattform Eurer Wahl, um uns zu unterstützen. Danke Euch!

Transcript

Einführung und Neuigkeiten

00:00:06
Speaker
Willkommen zu einer neuen Ausgabe muss man gesehen haben. Hier sind eure Gastgeber Emilia und Bastian. Liebe Emilia, hallo! Lieber Bastian, hallo!
00:00:18
Speaker
Es ist so schön, dich zu sehen. Es ist schon ein bisschen her. Es stimmt. Wir bleiben jetzt auch dabei, oder? Ja, natürlich, absolut. Wir können uns sehen, sondern alle können uns sehen. Ja, das stimmt. Das haben wir letztens gar nicht wirklich richtig eingeleitet, gell? Also auch hiermit ein herzliches Willkommen an alle Zuhörenden und nun auch Zusehenden. Hallo, hallo. Denn ab jetzt gibt es uns auch im Videoformat. Wir haben demnächst auch, wir bespielen jetzt auch einen YouTube-Kanal und so weiter und so fort. Links gibt es dann natürlich in den Show Notes.
00:00:44
Speaker
Darüber freue ich mich und wir werden das stetig weiter fortsetzen. Also ein herzliches Willkommen nochmal an alle.

Kindheitserziehung: Wie schreibt man?

00:00:51
Speaker
Hallo, hallo. Bevor du heute mit der Einleitung anfängst, habe ich zwei Fragen an dich. Oh ja, schieß los bitte. Und zwar, wie hast du schreiben gelernt? Kannst du dich daran erinnern?
00:01:09
Speaker
Das ist eine wahnsinnig gute Einstiegsfrage tatsächlich. Schreiben gelernt habe ich in der Schule, wie die meisten wahrscheinlich. Wobei, wenn ich meine Nichte nehme, die lernen es einfach so, weil die wahnsinnig neugierig ist und die einen größeren Bruder hat. Das hilft auch, von dem sie schon ein bisschen abschauen kann. Ich habe es tatsächlich ganz altmodisch in der Schule einfach gelernt. Und erinnerst du dich an die Methode? Also weißt du noch wie und ist dir das leicht gefallen?
00:01:33
Speaker
Nachdem es ja bei mir jetzt schon fast 65 Jahre zurückliegt, habe ich da natürlich nur noch sehr dunkle Erinnerungen daran. Allerdings, ich erinnere mich immer noch an ein ominöses, schwarzes Board, genannt Tafel, vorne, auf der einzelne Buchstaben hingeschrieben wurden. Ne, bei uns war es schwarz. Das ist der Generationenkonflikt, da kommt das schon wieder zum Tragen.
00:01:56
Speaker
Und da standen dann alle Buchstaben und die haben wir dann irgendwie ausländlich gelandet. Ich erinnere mich auch noch an irgendwelche Bücher, die das natürlich dann anhand von visuellen Hilfeleistungen und Bildern auch noch ein bisschen näher an uns herangetragen haben. Also EWI-Eule, meine ich mich zu erinnern. Ich habe Eichhörnchen, war das bei uns. Bei euch war das Eichhörnchen? Also auch da gab es Unterschiede, ja.
00:02:20
Speaker
Weil Eichhörnchen ja auch ein sehr schweres Wort ist, so für den Anfang. Total, ich wollte gerade sagen, Reule ist ja da viel einfacher, aber da sagt noch mal einer in 20 Jahren Schule, hat sich nichts getan. Also wirklich, das sind ja Quantensprüge, sind ja da gewesen, stattgefunden. Also so habe ich das gelernt, ja, und Lesen dementsprechend auch, das hält sich ja so ein bisschen die Waage, Lesen, Schreiben, das ist ja so ein bisschen das Gleiche, würde ich jetzt tatsächlich mal behaupten. Aber glaubst du, du konntest zuerst schreiben oder glaubst du, du konntest zuerst lesen?

Sprachlernen: Eine persönliche Herausforderung

00:02:49
Speaker
Ich konnte zuerst lesen. Tatsächlich muss ich jetzt nochmal eine Rolle rückwärts machen von dem, was ich gerade gesagt habe, weil ich habe, da ich ja auch griechisch gelernt habe, eher schlecht als recht, und ich mich da auch noch immer schwer tue, um Gottes Willen. Warum ich das sage, ist der Grund. Das ist ja eine andere Schrift, die muss ich ja neu lernen.
00:03:09
Speaker
Und tatsächlich ist mir das Lesen viel einfacher gefallen als das Schreiben. Das Schreiben beherrsche ich nach wie vor immer noch ganz furchtbar schlecht. Also ich glaube, da lacht mich jeder aus, wenn jemand mein Schriftbild sieht. Und von daher ist es doch nicht das Gleiche, es ist verwandt, aber das Lesen ist doch einfacher als das Schreiben. Absolut.
00:03:26
Speaker
Okay. Okay. Möchtest du uns denn verraten, warum du diese Fragen gleich zu Anfang stellst? Tatsächlich glaube ich, solltest du einfach mit dem Titel anfangen und worüber wir heute

Film 'Der Vorleser': Themen und Handlung

00:03:38
Speaker
sprechen. Dann wird das relativ schnell klar.
00:03:41
Speaker
Okay, also heute lehnen wir über den Film der Vorleser. Ein Film von Stephen Daldry und basierend auf dem Buch von Bernhard Schlink. Und hier kommt eine kurze Einleitung, gar nicht mal zu lange, damit wir dann auch gleich einsteigen können. Und zwar geht es in dem Film um Folgendes.
00:03:59
Speaker
Der Vorleser ist ein deutsches Drama, das auf dem gleichnamigen Roman von Bernhard Schlink basiert. Der Film und der Dirigier von Stephen Daldry erzählt die Geschichte von Michael Berg, im Film nicht Michael Berg, so wie ich sie habe, aber Michael Berg, einem deutschen Jungen, der in den 50er Jahren eine Affäre mit einer älteren Frau namens Hanna Schmitz beginnt.
00:04:15
Speaker
Hannah, gespielt von der bezaubernden Kate Winslet, hat jedoch ein dunkles Geheimnis. Sie war während des Zweiten Weltkriegs in der SS und wurde später wegen ihrer Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht gestellt. Die Handlung entwickelt sich in zwei Teilen. Der erste konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Michael und Hannah. Während der zweite Michael als erwachsener Mann zeigt als Jurastudenten, der mit seiner eigenen Schuld und der Vergangenheit von Hannah konfrontiert wird.
00:04:40
Speaker
Der Film erkundet Themen wie Schuld, Moral und die Konsequenzen der deutschen Geschichte. Der Vorleser wurde für mehrere Auszeichnungen nominiert und gewann unter anderem den Oscar für die beste Hauptdarstellerin, für Kate Winslet, verdient, im Jahr 2009. Der Film bietet eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den moralischen Grauzonen, menschlicher Natur und den Langzeitauswirkungen der Geschichte auf individuelle menschliche Schicksale.
00:05:02
Speaker
So. Sehr gut zusammengefasst. Vielen Dank. Danke schön. Ich bin froh, dass es dir gefällt. Frage Nummer eins. Ah, okay. Ja, fang an. Dann du. Okay. Ich weiß ja, was meine Seite wird. Mehr oder weniger. Lass dich überraschen. Lass dich überraschen. Was solltest du wissen? Was solltest du wissen? Schieß los. Du hast es erwähnt. Es ist schon einige Jahre her. Aber was war denn mit 15 dein Lieblingsbuch?

Lieblingsbücher der Teenagerjahre

00:05:31
Speaker
Oh, das kann ich jetzt empirisch nicht mehr wirklich herleiten, ganz ehrlich. Vom Gefühl her würde ich sagen, war es wahrscheinlich um die Zeit rum, könnte schon Herr der Ringe gewesen sein tatsächlich? Oh wow, okay, ja. Ja, doch. Kam so, vielleicht war es auch 15, 16, aber zu dem Zeitpunkt so ein bisschen.
00:05:51
Speaker
Hobbit auch? Aber hattest du Homer schon gelesen oder war das überhaupt schon Teil deiner persönlichen Bibliothek? Ja, mit zehn natürlich. Mit zehn habe ich den schon gelesen, angefangen, fertig, auf griechisch und auf deutsch natürlich. Altgriechisch, wie man sich vorstellen kann.
00:06:09
Speaker
Nein, den habe ich da noch nicht gelesen. Ich habe ihn immer noch nicht gelesen, tatsächlich nur Auszüge. Also die ganze Odysee habe ich auch noch nicht gelesen. Aber ich lese sehr, sehr gerne. Ich lese sehr, sehr gerne. Ich lese auch relativ viel und ich finde Lesen ist etwas Fantastisches, Wunderschönes, weil es
00:06:27
Speaker
meine Neugierde so ein wenig zumindest zufriedenstellt zu gewissen Zeitpunkten. Aber es ist wie so ein Hunger, den ich in mir immer verspüre. Meine Neugier ist wirklich so ein Hunger, der ist kaum stillbar. Und Bücher sind aber ein gutes Mittel, um den zumindest vorübergehend dann immer mal wieder so zu stillen. Deswegen ist meine Leseliste ewig lang und meine Bücherliste wächst jeden Tag ins Schieunendliche. Aber deswegen lese ich wahnsinnig gerne. Parallel zur Filmenliste wahrscheinlich.
00:06:56
Speaker
Absolut. Ich glaube, meine Bücherliste, ja doch, die halten sich die Waage ungefähr. Aber ein Buch dauert ein bisschen länger als ein Film meistens. Das ist die Problematik. Wie ist es denn bei dir? Was war denn mit 15 dein Lieblingsbuch? Tatsächlich, glaube ich, war bestimmt irgendwas von Stephen King.
00:07:14
Speaker
Dann hat man natürlich entschieden, ich glaube, also entweder das Mädchen oder Qual. Aber Qual hatte er ja als Richard Beckman geschrieben. Aber ich glaube, das war so, ja, Stephen King Zeit. Ja. Das stimmt. Ich hatte auch eine sehr intensive Stephen King Zeit. Da habe ich fast alles gelesen. Das stimmt. Ja. It auch. Wow. Das hat mich sehr mitgenommen als King. Ich fand Misery viel schlimmer. Fandest du viel schlimmer? Ich fand It auch.
00:07:43
Speaker
Jetzt hat mich wirklich mitgenommen. Aber wir schweifen ab.

Ethische Fragen in 'Der Vorleser'

00:07:46
Speaker
Genau. Die Frage ist, warum denn mit 15? Möchtest du das schon mal beantworten? Warum fragst du mich denn, was mein Lieblingsbuch mit 15 war? Weil wir mit dem Hauptcharakter anfangen. Also er ist 15 und sehr krank. Das widerspricht sich ja. Einmal im Buch hat er was anderes als, er hat irgendein Fieber.
00:08:11
Speaker
Genau und wird dann aufgegabelt von der älteren Frau, der Hannah Schmitz und die kümmert sich dann einfach um ihn und bringt ihn dann nach Hause, weil es ihm wirklich wahnsinnig schlecht geht und dann
00:08:25
Speaker
kuriert er sich aus und bedankt sich bei der Dame mit Blumen und dann fängt er diese Affäre an. Beziehungsweise sie mit ihm ja auch eigentlich. Sie ist ja eigentlich so die Initiatorin. Das stimmt.
00:08:42
Speaker
Wo ich tatsächlich dann auch die Frage, also da ich habe, glaubst du denn, dass ihre Intention wirklich war zu sagen, ich möchte jemanden naiven, einfachen, der lesen kann und mir vorlesen kann oder war das in der Situation einfach etwas, was sich auch für sie ergeben hat und tatsächlich auch überraschend war?
00:09:03
Speaker
Ich glaube, dass sie gar nicht über das Vorlesen zunächst nachgedacht hat. So wie sie sich getroffen haben, wäre jetzt meine Vermutung zumindest. Das ist schon erst über das
00:09:18
Speaker
über das Sinnliche, glaube ich, ist der erste Kontakt zustande gekommen. Ich glaube, sie ist ja auch ein gebrochener Charakter ein bisschen in dem Film. Sie ist ja auch nicht unbedingt die Sozialste. Sie ist ja auch ein bisschen barsch und ein bisschen ablehnend, auch aufgrund ihrer Geschichte. Und dann läuft ihr so ein 15-jähriger Junge in die Wohnung und ich glaube, das war
00:09:42
Speaker
einfach ein wenig schicksalhaft und ich glaube, dass das Sinnliche zu Anfang dann überwogen hat. So wie ich den Film verstanden habe, ist dann das mit dem Vorlesen und den Geschichten irgendwie parallel passiert und hat sich dann daraus auch entwickelt. Findest du das dann nämlich aber auch, also ich tatsächlich glaube das andersrum. Ich glaube, als er ihr dann erzählt hat, er kann lesen und schreiben,
00:10:04
Speaker
war sie einfach so hin und weg und wollte das haben und war sich dann sicher, dass wenn sie sich ihm anbietet, dass er halt noch so jung und naiv ist, dass er das definitiv annehmen wird. Weil ich sage, wäre das, wäre sonst glaube ich einfach zu seltsam aufgrund des Alltagsunterschieds, weil also er war halt 15 und er sagt das auch gleich zu Anfang.
00:10:29
Speaker
Und es gibt auch sehr viele Kritiker, die das dem Film ja auch ein bisschen vorwerfen tatsächlich. Die sagen, dass es ja eigentlich wirklich an sexuelle Nötigung Minderjährige, darum geht es ja eigentlich thematisch, inhaltlich zu dem Punkt. Und das wird eigentlich alles so ein bisschen verromantisiert und auch viel zu sehr ästhetisiert für das, was es eigentlich ist. Gehst du damit?
00:10:54
Speaker
Nicht unbedingt. Ich glaube, das ist ein schwieriges Thema. Natürlich, klar, ein sehr schwieriges Thema. Ich glaube, in der Zusammensetzung, in dem Film selber ist es
00:11:12
Speaker
findet das auf einer anderen Ebene statt und ich möchte das jetzt überhaupt nicht gutheißen in irgendeiner Art und Weise. Sowas ist eine Straftat, das muss man so mal festhalten. Und jetzt mal ohne Wenn und Aber und Einordnung und Relativierung, das ist eine Straftat. Also wenn du mit dem 15-jährigen in dem Alter in die Kiste steigst, das darfst du nicht. Also ich würde allen, die heute zuhören, die in eine ähnliche Situation geraten, ohne wirkliche Rechtsgrundlage und juristisches Fachwissen sagen, tut es bitte nicht.
00:11:39
Speaker
Aber den Film, den man ja künstlerisch betrachten sollte und nicht juristisch, ist natürlich die Beziehung, die sie zueinander führen, eine komplexe und ich möchte darüber deshalb auch nicht unbedingt urteilen. Und ich glaube, ich nehme diese Kritik zur Kenntnis. Ich glaube aber auch, dass es tatsächlich eine Verbindung zwischen den beiden gab, die
00:12:03
Speaker
die auch zutiefst menschlich war. Es war auch nicht der Eindruck in dem Film, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt etwas war, was Michael auch nicht wollte. Er wollte das schon. Mehr als sie. Es war ja dieser Exchange von, sie möchte gebildeter sein und hat das ja auch so genossen. Ich weiß nicht, wie viel wurde bei dir vorgelesen?
00:12:32
Speaker
Ja, ich lese auch immer, ich lese auch selber vor. Meinen Neffen und meiner Nichte, den lese ich ganz häufig selber vor abends, wenn ich sie ins Bett bringe, wenn das mal der Fall ist, jetzt nicht so, dass ich das jeden Abend mache, aber wenn sie mal da sind, wenn ich mal Babysitterpflichten erfülle, dann bringe ich sie immer mit in der Geschichte ins Bett. Lese ich immer vor. Ich finde das auch ganz wichtig. Ich finde das auch tatsächlich für Kinder wahnsinnig wichtig. Und es ist so schön. Und es ist wahnsinnig schön. Absolut. Ich will auch einen persönlichen Vorleser haben.
00:13:00
Speaker
Ja, oh ja. Das nennt sich Audible, glaube ich. Ja, natürlich. Aber es gibt ja den Unterschied. Es ist ja schon anders, ob eine Person mit dir da ist und liest oder ob du das über dein Handy machst. Danke, Basti.
00:13:19
Speaker
Ich versuchte nämlich nur ein Product Placement. Aber es ist tatsächlich was anderes. Natürlich ist es was anderes, komplett was anderes. Aber trotzdem hätte ich auch gerne und ich habe das auch als Kind sehr, sehr genossen. Also meine Mutter hat uns eigentlich immer vorgelesen, fast jeden Abend bis zu einem gewissen Alter.
00:13:35
Speaker
Und ich fand das sehr, sehr schön. Also nur noch mal kurz, um das nur noch mal zu sagen. Also für mich, warum ich das nicht verurteile, ist, ich glaube, bei jeder Form von sexuellen Handlungen ist es einfach wichtig, dass es Einverständnis auf beiden Seiten gibt. Und das ist das alles Entscheidende für mich.
00:13:57
Speaker
romantisch, im romantischen Sinne dieses Films. Juristisch ist was anderes und deswegen möchte ich da nochmal ganz klar sagen, um das Thema abzuschließen, bitte tut es nicht. Vorherrigkeit ist dringende Voraussetzung. Hast du den Film eigentlich zum ersten Mal gesehen oder kennest du den schon davor? Ich habe ihn schon mal gesehen, tatsächlich. Aber ich habe ihn mir jetzt nochmal angeschaut für heute, für uns und
00:14:20
Speaker
Ja, deswegen bleiben wir mal bei der Beziehung, die die beiden hatten, auch ihre erotische Beziehung zueinander, weil da haben wir eigentlich gleich und da sind wir eigentlich schon mittendrin die Frage nach der Moral.
00:14:36
Speaker
Das ist ja eine ganz Entscheidende dort. Darf die das mit dem, der so jung ist? Und du siehst ja auch bei uns, wir können das jetzt irgendwie gar nicht so eindeutig irgendwie beurteilen oder tun wir nicht. Andere vielleicht schon, wir eher nicht. Und der ganze Film spielt ja auch
00:14:52
Speaker
geht ja auch darum. Es geht ja auch um Moral, es geht um Ethik und es geht um Verantwortung. Und deswegen ist es ein sehr guter Einstieg auch und deswegen finde ich diese Frage auch zu Anfang, diese Beziehung, die sie haben, ist ein guter Einstieg in den Film. In der Frage. Weil da geht es um persönliche individuelle Moral und die wird dann durch den Film hindurch aufgezogen ins größere gesellschaftliche Moral. Vom Individuum hin zu einer gesamten Gesellschaft und was hat die an Verantwortung zu tragen an geschichtlichen Ereignissen. Und das ist in Deutschland ganz besonders relevant.
00:15:23
Speaker
Genau. Deswegen haben wir den Film ja heute auch aus anderem Anlass ein bisschen ausgesucht, denn es gibt ja doch durchaus die ein oder andere Entwicklung in Deutschland. Das machen wir zum Schluss. Wie geht es dir denn mit dem Film? Was hattest du denn, wenn ich jetzt spreche von Moral, von Verantwortung, ist das bei dir so auch rübergekommen? Wie bist du denn aus dem Film, aus dem Kino oder vom Fernseher, vom Beamer aufgestanden? Wie war das für dich?
00:15:51
Speaker
Immer unterschiedlich. Ich glaube, ich habe diesen Film jetzt um vierten oder fünften Mal gesehen. Wow, so oft schon. Ich habe auch das Buch gelesen. Ich nicht, ich nicht, liebe Emilia. Schau, ich habe es nicht gelesen.
00:16:06
Speaker
Und ich fand den immer, also es ist jetzt keine leichte Unterhaltung gewesen, einfach weil eben, ich glaube mir ist das nie auch so bewusst geworden, dass dieses sexuelle Nötigung oder ich mein manche gehen ja sogar so weiter als Pädophilie zu beschreiben. Das war mir nie bewusst im ersten Part und ich fand das auch jetzt im Nachhinein irgendwie
00:16:35
Speaker
Wir suchen jetzt sofort einen Fehler. Nur weil es so anfängt, kann es dann eben auch so weitergehen. Das ist seine erste Erfahrung, es war aufregend. Sie war ja nicht besonders offen. Ich meine, das erste Mal, wenn sie sich öffnet, ist ja dieser Kurzulaub, den sie zusammen machen und wirklich auch wirken wie ein
00:17:01
Speaker
Pärchen, was Augenhöhe ist und er freut sich, ihr das zu zeigen und er ist da ja auch total mit dabei und ich finde, das wirkt einfach. Natürlich ist es von Anfang an und ich glaube, das ist eben auch das Aufregende für einen 15-Jährigen, er kommt ja auch aus einem sehr strengen
00:17:19
Speaker
aus einer sehr strengen, sehr deutschen Familie hier. Man kommt mit sechs nach Hause, man isst zusammen, man hat gute Schulnoten und plötzlich hat er dieses Geheimnis und ich glaube, in dem Alter und ich glaube auch davor und danach ist das immer irgendwie...
00:17:36
Speaker
einen weitertreiben kann, so ein Geheimnis für sich zu haben und sei es eine Affäre oder irgendwie eine Liebe, die nicht sein darf. Und irgendwie habe ich das immer am Anfang als dieses, oh wow, es fängt ja eigentlich wahnsinnig romantisch an. Also dieser Film fängt ja so an und man ist ja mehr oder minder, wenn man ihn zum ersten Mal guckt und noch nie was davon gehört, hat wahnsinnig überrascht, in welche Ebenen er dann ja weitergeht und wo man sich ja selber dann auch mit sich und seinen Gedanken befindet, um zu sagen, ja aber
00:18:03
Speaker
Also wie würde ich jetzt oder wie hätte ich es und das ist eigentlich so spannend und es ist ja auch wirklich sehr gut erzählt und konstruiert im Sinne davon, dass man sie mit ihr mitgeht und mit ihm mitgeht, aber dann eben auch die Geschichte kennt und weiß, was passiert ist.
00:18:19
Speaker
Genau wie du sagst, ich finde, du hast schon gesagt, es geht viel um Schuld, es geht um die Moral, es geht um das Wissen und eine Ehrlichkeit sowie auch irgendwie dieses Unwissen und dazu um Verurteilung und aber eben auch eine Verantwortung, die Menschen für Menschen übernehmen und auch nicht übernehmen und dieses Konstrukt von
00:18:41
Speaker
Gesellschaft dann dazu noch haben und für einen Film sind das schon mal sehr viele Themen und ich finde das toll, dass er diese Themen behandelt und trotzdem einen dann frei lässt und man möchte ja sofort irgendwie sich hinsetzen und das diskutieren.
00:19:01
Speaker
Ja, finde ich auch. Was wir hiermit auch machen natürlich, deswegen erfüllen wir dieses Bedürfnis schon mal. Absolut, das ist so, ich finde auch und deswegen finde ich ja den Anfang auch tatsächlich gut und dann diesen Übergang, weil da geht es ja dann wie zu Anfang wirklich auch mit der Sexualität, dieser Frage nach, ist es Pädophilie, ist es
00:19:21
Speaker
Ich finde nicht, dass es die Frage aufwirft, ob es Pädophilie ist. Gar nicht. Also ich finde das kommt eher, also bei mir kam das jetzt eher danach, dass ich mich da mal eher durch ein paar Reviews durchgelesen habe, aber für mich war die Frage nicht da.
00:19:40
Speaker
Die Frage war für mich auch tatsächlich nicht so vorhanden, wobei ich auch sagen muss, eben 15, da bin ich schon erstmal so am Nachdenken, aber wie das halt dann dargestellt wird und wie die beiden sich auch aufeinander einlassen, die Charaktere, aber dann stellt es natürlich, und das ist glaube ich schon die berechtigte Frage natürlich auch, wir wissen alle,
00:19:59
Speaker
beeinflusst natürlich unsere Wahrnehmung, die Ästhetik von Dingen, die Darstellung von Dingen, die prägen ja ganz nachhaltig, wie wir die Dinge wahrnehmen und auch bewerten. Und ich glaube, weil die Dinge so dargestellt sind, stellt sich die Frage vielleicht nicht so offensichtlich.
00:20:14
Speaker
Weil es eben sehr ästhetisch ist, weil sie sich auch wirklich Mühe geben, die Beziehung von den beiden irgendwo ein bisschen komplexer darzustellen. Aber die Frage ist durchaus da. Ich würde das auch gar nicht beurteilen. Ich finde generell im Leben sollte man sich mit Urteilen zurückhalten. Es sei denn, es sind ganz offensichtliche Dinge, zu denen man Haltung beziehen sollte. Auch dazu mehr.
00:20:36
Speaker
Später. Aber deswegen die Frage zu Anfang von der individuellen Moral durch diese sexuelle Beziehung, die sie zueinander haben und wie dann das aufgezogen wird und dann wirklich auch um die Frage der gesellschaftlichen Moral geht, der gesellschaftlichen Verantwortung angesichts Einzelner, auch in diesem Gerichtsverfahren, das ja dann kommt, wo sich ja auch einige wenige diese sechs Frauen verantworten müssen, aber eigentlich dann tatsächlich stellvertretend für die Schuld eines ganzen Landes stehen.
00:21:02
Speaker
Das ist ja auch eine sehr interessante Frage. Und deswegen finde ich den Anfang da sehr gut, weil der da eigentlich den Ton so setzt und dann wirklich das Ganze noch viel größer projiziert im Verlauf des Films. Am Anfang hattest du gemeint, das sind zwei Parts. Ich glaube, für mich in dem Fall sind es ja eigentlich drei, wenn man fängt an.

Zeitlinien und Verantwortung in 'Der Vorleser'

00:21:21
Speaker
Drei Zeitdassen. Genau.
00:21:24
Speaker
Stimmt, da gebe ich dir vollkommen recht. Die eine Zeitachse ist nicht ganz, ja doch, ist auch ganz weit weg. Du hast recht, man könnte auch drei Teile sagen. Absolut, das stimmt. Ja, vollkommen. Und das macht ihr natürlich auch recht spannend. Ich gehe mal kurz auch so durch meine Notizen. Wen ich ja auch sehr, sehr gut fand in dem Film ist Bruno Gans, Gott hab ihn selig.
00:21:46
Speaker
und können wir alle mal, es ist irre, es steht da wirklich jeder mit. Also wo ich dann vorgestern nochmal da war und war so, oh Martin Brandbach, oh wie schön, Hannah Herzbrunck, oh Carolina, alle sind da.
00:22:02
Speaker
Also alle deutschen Schauspieler sind vertreten. Und dann kommt mir doch der Einstieg in den zweiten Part. Es geht um seinen Geburtstag, er wird 16 Jahre alt, ist total enttäuscht, dass er, glaube ich, diese Beziehung auf einen Next Level bringen möchte und dann streiten sie, er geht und kommt wieder und sie ist weg.
00:22:30
Speaker
Sie hat die Wohnung verlassen, wo ich auch denke, das waren noch andere Zeiten damals in Berlin. Das ging noch. Das ging heute gar nicht mehr. Keine drei Monate Königungsfrist. Keine Koffer gepackt und einfach eine Musse. Da war am nächsten Tag mal raus, du. Das ging ganz ratzfatz. Aber das ist auch was, was mir so gut gefällt. Sie haben das ja eben nicht in den 50ern gedreht.
00:22:58
Speaker
Aber die haben diese Einfänge von diesem Alt-Berlin eingefangen. Wobei es spielt er gar nicht in Berlin, es spielt bei ihm in der Neustadt. Ist das ein Ort, Neustadt? Ich glaube, das ist der Ort, wo er aufgewachsen ist. Der Drehort ist Berlin, aber dieses schöne, also auch wenn dann er wieder als sich Erwachsener direkt, man sieht Ebersweiler Straße, man erkennt es sofort. Ich liebe das. Ja, total.
00:23:26
Speaker
Absolut, ich finde es auch immer schön, wenn man dann in den Filmenteilen von Berlin wieder erkennt. Die Skalitzer Straße kommt auch vor und gewisse Dinge und du weißt genau da wurde das gedreht. Das ist immer schön, finde ich auch. Also ich habe jetzt, sollen wir mal den Sprung machen auch so von der individuellen Verantwortung zu der persönlichen und persönlichen Schuld, so ein bisschen dem gesellschaftlichen, was ja dann rauskommt? Ich würde erst mal noch, genau.
00:23:49
Speaker
Das ist ja der erste Cut, also nochmal zu diesem Part 1 ist er als Jugendlicher, Part 2 ist er als Studierender, er studiert Jura, glaube ich auch sehr aus diesem, okay er kommt eben aus diesem sehr deutschen Haushalt, er wird das machen und dann ist er im Heim, im Studieheim, wie sagt man das nochmal?
00:24:15
Speaker
Ja, im Studentenwohnheim, Studentinnenwohnheim. Im Studentenwohnheim, genau. Und findet sich wieder in einem Kurs von Leuten, die eben nicht so, weil sie sind zu sechs glaube ich, zu sechs oder zu sieben und ja und plötzlich ändert sich ja einfach dieses, sie reden über die großen Themen oder über sehr große Themen. So und dann fängt eben dieser Prozess an, der ja sehr spannend ist.
00:24:45
Speaker
Ja, also in dem Prozess geht es dann eben darum, sechs ehemalige SS-Werterinnen, die in Auschwitz gearbeitet haben, es geht auch um das KZ in Auschwitz, die dort eben zum einen natürlich gearbeitet haben und ich glaube, das ist eine Verharmlosung, wenn man es sagt, die ihren Dienst verrichtet haben, aber die dort eben
00:25:06
Speaker
angestellt waren und dort vor allem jeden Monat und das ist ein Hauptbestandteil auch der Verhandlung. Das waren sechs Wärterinnen, das waren alles Frauen und die mussten jeden Monat jeweils zehn Insassinnen aussuchen und
00:25:23
Speaker
Quasi das war ein Todesurteil, die wurden dann im KZ vergasst, verbrannt und auf unmenschlichste Art und Weise beseitigt. Und dafür haben sie sich verantwortlich gezeigt dann bzw. hat das Hanna Schmitz, die anderen haben es verneint und haben dann in dem ganzen Prozess eigentlich ihr so die gesamte Schuld für alles, was dort vorgefallen ist zugeschoben.
00:25:49
Speaker
Und noch dazu, und das ist, glaube ich, mit die entscheidende Szene auch, gab es eine Szene, wo über 200 Insassen in einer Kirche waren, die in Brand gesteckt wurde. Bevor du da hinkommst, ich würde da kurz einfach bleiben, um das filmisch nochmal zu machen, weil wir kommen in diesen Gerichtssaal und Michael oder Michael kommt irgendwie ganz drauf an.
00:26:10
Speaker
Ist ja irgendwie auch ganz lustig, dass es ein sehr deutscher Film ist, aber trotzdem amerikanisch produziert wurde und gesagt wurde, wenn wir ihn machen, dann machen wir das auf Englisch. Und ist eben am Anbundle mit seiner Kolmonitonin.
00:26:30
Speaker
und hört dann den Namen Hanna Schmitzig, wenn er verlesen wird und plötzlich gibt es aber diesen Moment, wo er sie wieder erkennt. Und ich finde über diesen ganzen Prozess fragbar, es gibt ja dann, gut da spring ich jetzt, aber es gibt so einen Moment, wo sie ins Publikum guckt und man glaube ich als Zuschauer selber entscheiden kann, hat sie ihn erkannt, wusste sie die ganze Zeit, dass er da war oder ist es einfach nur der Blick ins Publikum.
00:26:57
Speaker
Wir sehen ihn und wissen, er hat sie erkannt. Er weiß, wer davor sitzt. Das spielt er wirklich wahnsinnig gut. Man sieht ihm an, oh wow, meine Vergangenheit holt mich ein.
00:27:09
Speaker
Und meine Vergangenheit holt mich nicht nur ein, sie sitzt gerade vor Gericht, also für etwas, was überstanden wurde. Ich weiß nicht, ob überstanden da jetzt echt das richtige Wort ist, aber ich meine, Nazizeit ist zu Ende und jetzt besucht er diesen Kurs, um eben darüber zu sprechen. Und sie sitzt da. Und für ihn war es ja aber nur seine erste Liebelei, seine erste Romanze und plötzlich krachen da diese Themen so aufeinander.
00:27:41
Speaker
Das ist so ein Moment der brutalsten Selbstkonfrontation. Deswegen ist das eine starke Szene, finde ich auch.
00:27:56
Speaker
weil Jura studiert ist, das sind ja tatsächlich auch sehr epochale Verhandlungen, die dort geführt werden, weil es ja da wirklich darum geht, sich mit der Geschichte innerdeutsch auseinanderzusetzen. Und es gibt einen sehr guten Spruch tatsächlich auch,
00:28:12
Speaker
Ich schaue gerade, ob ich es hier gleich finde. Es geht nämlich darum, dass, das stellt nämlich diese ganze Verhandlung auch. Wir wissen alle, nach dem Dritten Reich, es gab zwar die Nürnberger Prozesse, wo viele Menschen, also viele, gerade die großen Nazi-Größen, so wie
00:28:31
Speaker
Hermann Göring, wie sie alle heißen, eben vor Gericht standen und dann sich dort verantworten mussten. Allerdings, und das ist tatsächlich die Realität auch, sind sehr, sehr viele nach dem Dritten Reich, ehemalige Nazis, Menschen, die für sehr, sehr viel, sehr, sehr viel Leid, bestialischste Morde mitverantwortlich waren, in gehobenen Positionen in Deutschland geblieben sind. Das ist erst an Ende der 60er, mit den Studentenbewegungen hat sich da eigentlich erstmal eine Aufarbeitung
00:28:59
Speaker
sowas wie der Aufarbeitung aufgetan. Das, was wir jetzt als Erinnerungskultur in Deutschland sehen, ist eigentlich auch ein Resultat daraus, dass die jungen Menschen zum endlich Rechenschaft gefordert haben für das, was damals in den 30er-, 40er-Jahren passiert ist. Warum ich das sage, ist das, weil diese Frage sehr wichtig ist in diesem Film, finde ich. Denn diese sechs Wärterinnen stehen dort vor Gericht und man hat so den Eindruck, Deutschland setzt sich jetzt hin und versucht, das Ganze wirklich aufzuarbeiten.
00:29:26
Speaker
und die geschichtliche Verantwortung wahrzunehmen. Das war aber in Deutschland zu dem Zeitpunkt tatsächlich nicht. Und dann geht es eben darum, inwiefern ist persönliche Schuld und gesellschaftliche Verantwortung miteinander zu koppeln? Wie können die miteinander in Beziehung stehen? Oder ist nicht sogar die Gefahr, wenn wir das Ganze an persönliche Schuld ketten,
00:29:46
Speaker
dass man dann tatsächlich die größeren Dinge vollkommen außer Acht lässt und sagt, wir haben ja hier welche, die sind dafür verantwortlich, die haben die Schuld und der Rest macht so weiter wie zuvor. Ich glaube, das ist in Deutschland zu einem großen Teil tatsächlich sehr lange Zeit auch geschehen. Dazu möchte ich empfehlen einen wahnsinnig guten Film, der heißt Der Staat gegen Fritz Bauer. Da geht es um Fritz Bauer, der war Staatsanwalt seinerzeit in Stuttgart und der hat
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Speaker
in wirklich großem persönlichen Einsatz all diese Einzeltäter während der Nazizeit versucht, hinter Schloss und Riegel zu bringen und vor Gericht zu bringen.
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Speaker
der Widerstand, dem dort aus politischen Kreisen widerfahren ist, um das zu tun, ist in diesem Film wunderschön dargestellt. Wunderschön ist er glaube ich auch nicht. Aber sehr gut dargestellt und deswegen kann ich dir nur empfehlen in Verbindung auch mit diesem Film hier. Also diese Parallele finde ich auch wahnsinnig wichtig zu sagen und ich finde,
00:30:47
Speaker
Die Frage stellt der Film, sehr gut, zu einem gewissen Teil. Aber mir fehlt auch ein bisschen was dann. Mir fehlt so ein bisschen der Blick auf das Deutschland dieser Zeit. So ein bisschen, was dann tatsächlich auch passiert ist. Ein bisschen, wie das in der Vergangenheitsbehältigung wirklich stattgefunden hat.
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Speaker
Ja, aber es geht ja, also ich glaube, ja, das fehlt dir in dem Film, meinst du? Ja, so ein bisschen, ich weiß nicht, so ein bisschen, die Fragen werden gestellt, aber kann man trefflich drüber streiten, ob das natürlich dann noch dort überhaupt reinpasst, auch vom Format her und so weiter, aber so ein bisschen fehlt mir das schon.
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Speaker
Die Frage wird zwar gestellt nach der persönlichen Schuld und gesellschaftlicher Verantwortung auf der einen Seite, allerdings fehlt mir so ein bisschen der Blick auf das Deutschland, wie das damals war, eben immer noch sehr, sehr bieder, sehr, sehr selbstgerecht, sehr selbstgenügsam in vielen Teilen und dass man eher über die Dinge wenig gesprochen hat.
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Speaker
als sie aufzuarbeiten zu der Zeit. Ja, aber findest du nicht, das wird damit erzählt, wie eben die anderen fünf Frauen, die da sehr selbstgefällig sitzen und meinen, ja, come on, wir haben halt unseren Job gemacht, also jetzt tut man nicht so. Und ich finde, der Einzige, der ja da emotional wird, ist ja tatsächlich der Richter, der ja immer weiter versucht zu sagen so, Entschuldigung, es ist einfach was so Schreckliches passiert, aber alles andere ist ja
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Speaker
Fand ich schon, dass es das da war, aber letztendlich wäre es einfach ein anderer Film, weil letztendlich gehen wir halt die Geschichte zweier Charaktere mit, die zusammen sind und sich dann trennen und aufeinander wieder treffen und plötzlich zwei verschiedene Hintergründe haben.
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Speaker
Absolut. Auch geschichtliche Hintergründe. Und ihr geschichtlicher Hintergrund ist eben der, der diese ganze Sache so spannend macht. Und ich glaube spannend wäre da tatsächlich das richtige Wort.
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Speaker
Sie verlässt ihren Job bei Siemens, weil sie befördert wurde. Sie wird befördert und wird eben anstatt Fahrkartenkontrolleurin in der Bimmelbahn zu sein, angeboten, jetzt endlich einen Bürojob zu haben. Ein guter Job für Frauen, das war wichtig. Und anstatt das anzunehmen, eben aus den Gründen, weshalb das ja alles
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Speaker
dann auch so emotional wird am Ende. Können wir ja, glaube ich, sagen, sie ist Legaszenikerin. Überraschung, ja. Und ein Alphabet, also beides. Ich weiß gar nicht, ob sich das ausschließt. Um dann eben einen Job anzunehmen, den sie verrichten kann, ohne in ihrem Alter sagen zu müssen, ich kann das nicht.
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Speaker
Ich kann nicht lesen, ich kann nicht schreiben und plötzlich ist es ein Job, der wird bezahlt, sie ist da und sie kann ihn verrichten.
00:33:46
Speaker
Das ist ein interessanter Punkt, wo ich auch ein bisschen Probleme habe mit dem Film. Dieses Analphabetentum von ihr oder das nicht lesen und schreiben können von ihr. Ich habe das Gefühl, das wiegt bei ihr schwerer als alles andere. Für mich ist manchmal so gut Kate Winslet, die auch Hannah Schmitz spielt, ist sie für mich nicht so ganz greifbar. Also zum einen habe ich das Gefühl, sie fühlt
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Speaker
nicht wirklich viel Verantwortung, sie verschanzt sich ein bisschen hinter dem, aber was hätten sie gemacht, so wie das Alfred Eichmann auch damals gemacht hat, als er in Israel vor Gericht stand. Ich habe ihr nur Befehle ausgeführt. Auch ein gutes Buch, da können wir, Hanna Arendt hat darüber geschrieben. Das ist irre. Ein sehr gutes Buch, Hanna Arendt, sollte man unbedingt mal gelesen haben. Und sein nächster Podcast. Wo sie ja auch von der
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Speaker
von der Banalität des Bösen spricht. Und so ein bisschen ist das ja auch hier der Fall. Zum einen sieht sie, habe ich immer den Eindruck, sie fühlt sich nicht wirklich persönlich verantwortlich und auf der anderen Seite lastet aber so eine Schwere auf ihrer Existenz, die ich dann manchmal aber nicht immer so ganz genau herleiten kann. Und dann auch zu dem Zeitpunkt, wo es ja dann darum geht, das ist ja auch ein großer Moment in dem Film, wo alle die Schuld ihr zuschieben, die anderen fünf Wärterinnen,
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Speaker
und sagen, sie hat aber dafür die Protokolle geschrieben, sie hat die Entscheidung alleine getroffen und dann der Richter, um das empirisch zu belegen, ein Schriftbild von ihr einfordert. Sie soll was aufschreiben, damit er sehen kann, ob diese Schrift auf dem Report der Iren entspricht.
00:35:19
Speaker
Und sie dann ablehnt, weil scheinbar die Schande, nicht lesen und schreiben zu können, schwerer wiegt, als die Schuld für die 200 Menschen, 200 Frauen, die in dieser Kirche verbrannt sind, bei lebendige Bleibe. Und die ganzen, die eben weiter verschickt wurden und angenommen wurden. Absolut, genau. Das war nur ein einziger Punkt. Und jetzt noch dazu zu den vielen anderen Morden, die dort auch noch zusätzlich jeden Tag und jeden Monat und jedes Jahr passiert sind.
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Speaker
Das passt manchmal nicht so ganz zusammen in meinem Kopf. Ja, aber das finde ich halt irre, dass er im Buch ja auch diesen Charakter erschaffen hat. Er sagt, ich könnte mein Leben einfacher machen, aber nein, da ist etwas in mir, das geht nicht, das kann ich nicht zulassen. Um das bei der Kunst jetzt zu lassen, das ist schon irre, so einen Charakter zu erschaffen.
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Speaker
Ich hätte jetzt die Möglichkeit zu sagen, eigentlich stehen wir hier alle zusammen, aber gut, ich nehme es auf mich. Es ist nicht nötig. Ich brauche nicht das zu schreiben, weil ich kann es nicht. Also sage ich euch das nicht. Also sage ich einfach, ich war es.
00:36:34
Speaker
Ich finde das spannend. Ich finde das auch wahnsinnig gut gespielt von ihr. Und eben zu sagen, okay, wow, man erfindet eben so eine solche Figur, die wahrscheinlich, wie du sagst, ich greife es nicht, ich begreife es nicht. Warum? Die ja auch für Michael dann, als er sagt,
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Speaker
Jetzt verstehe ich das. Du siehst ihn ja auch in diesem Moment nochmal, diese Flashbacks, die wir ja dann auch sehen, wo er dann sagt, sie kann ja gar nicht schreiben, sie kann es gar nicht. Diese Fassungslosigkeit von ihm, ihn ja auch in dieses emotionale, ich weiß gar nicht, wie er emotional ist. Er geht, er verlässt den Gerichtssaal, um dann zu seinem Lehrer zu gehen, um zu sagen, ich weiß ja was und das ist ja auch wieder irre. Ich weiß etwas, was einem Menschen helfen kann.
00:37:22
Speaker
Aber ich mache es nicht, aufgrund von mir. Aufgrund von irgendwas in mir, das sagt, ich mache es nicht. Und dann gibt es ja auch diesen Moment, er geht, möchte sie besuchen im Gefängnis und geht wieder. Und da haben wir ja zwei dieser Menschen, die sich ja zusammen getroffen haben und beide irgendwas in sich haben, um zu sagen, man könnte Sachen vereinfachen oder klarstellen. Klarstellen, vereinfachen ist wahrscheinlich nicht ganz richtig, aber machen sie beide nicht.
00:37:52
Speaker
Ne, das stimmt. Und in dem Beispiel dieses Verantwortungsthema, dieses Wissen und Unwissen und Verantwortung und ja, am Schluss ja eben auch eine gewisse Verurteilung von der Persönlichkeit, dem Charakter. Absolut. Also ich finde auch, man kann das Leben nicht in ein Korsett der Logik zwängen. Deswegen kann es durchaus auch Unschärfen geben.
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Speaker
Seit neuestem kann man jetzt auch Emilias Gesichtsreaktionen auf meinen gesagten Fragmente auch live verfolgen. Beziehungsweise nicht live. Noch nicht. Vielleicht kommt das auch noch. Aber zumindest auch visuell sehen. Also ich glaube, das ist tatsächlich wichtig. Manche Dinge sind auch nicht logisch und vielleicht hast du da, ja, da hast du wohl auch recht. Für mich war das so ein bisschen, gab es so ein bisschen Reibungen in meiner Wahrnehmung. Aber das kann man natürlich auch absolut so sehen.
00:38:52
Speaker
Ich würde gerne auch auf was anderes noch zu sprechen kommen und zwar weil wir ja auch bei eben erst persönlicher Verantwortung, dann gesellschaftlicher Verantwortung sind. Es gab einen Ausspruch von Bruno Gans, also von
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Speaker
Professor Rohlen im Film, der sagt, the law is very narrow. Also das Gesetz ist sehr schmal, ein schmaler Korridor. Was er damit meint ist, auch das Recht kann nicht alles abbilden und auch das recht, das juristische Recht unterscheidet sich auch ganz
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Speaker
und selbstempfundener Gerechtigkeit. Deshalb ist es so wahnsinnig wichtig, dann eben auch über Erinnerungskultur zu sprechen. Ich glaube, das ist eine Form wie eine Gesellschaft von der persönlichen Verantwortung zur gesellschaftlichen Verantwortung.
00:39:41
Speaker
zur Handlung kommen kann. Und das ist eine Frage, die in den jetzigen Zeiten im Moment wichtiger ist, als je zuvor. Und ich war lange Zeit der Überzeugung, dass wir in Deutschland eine ganz okaye Erinnerungskultur haben. Ich finde, in vielen anderen Ländern
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Speaker
sehe ich manchmal diese gesellschaftliche oder historische Verantwortung weniger. Aber umso mehr ich darüber nachdenke, umso falscher ist das tatsächlich, weil umso mehr man dieser Selbstgenügsamkeit verfällt. Wir haben ja schon genug getan und wir haben ja unsere Mahnmale gebaut. Was habe ich damit noch weiter zu tun? Führt dann nämlich genau zu dem, was wir gerade sehen. Und man muss sich jeden Tag wieder überlegen, wie kann man dieser Verantwortung gerecht werden? Und das hat nichts mit Schuld zu tun, sondern tatsächlich mit Verantwortung.
00:40:29
Speaker
Und wenn man diese Verantwortung, wenn man das als Verantwortung sieht, dann ist es tatsächlich etwas Gutes und Schönes. Und handeln, absolut. Also es ist ja klar, wir können uns unserer Verantwortung bewusst sein und sollten das irgendwie auch
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Speaker
Aber man sollte ja eben nicht nur sagen, Geschichte ist und wiederholt sich, aber eben einen Weg finden da zu handeln. Eben zu sagen, okay, ich weiß etwas, ich sage es. Ich habe eine Verantwortung, die über die Eigenverantwortung hinausgeht.
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Speaker
Absolut. Und ich finde, da liegt eine gewisse Art von Freiheit aber auch drin. Und das ist das, was ja oft tatsächlich untergeht. Es gibt ja durchaus Stimmen, dass wir uns jetzt noch schuldig fühlen müssen nach all der Zeit. Nein, darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass wir die einzigartige
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Speaker
Möglichkeit besitzen, diese Verantwortung zu übernehmen und gerecht zu werden. Darin liegt etwas Befreiendes, etwas Einzigartiges. Und das zu tun, finde ich, ist wahnsinnig wichtig. Und ich habe immer gesagt, ich bin bei Weitem kein Patriot. Dieses Gefühl ist mir sehr fremd tatsächlich, weil es so dumpf an so Instinkte oft appelliert, die mit mir überhaupt nichts zu tun haben.
00:41:49
Speaker
und für die ich überhaupt gar keinerlei Verantwortung trage. Dass ich ein Deutscher bin, das habe ich, wenn überhaupt, höchstens meinen Eltern zu verdanken. Aber ich fand immer die Orte, wo ich ein Gefühl, das Patriotismus ähnelt, empfinde, ist genau an diesen Städten. Wo wir tatsächlich diese gesellschaftliche Verantwortung in Erinnerung
00:42:14
Speaker
und in Erinnerungen umschreiben. Und das ist wichtig und das ist momentan deswegen, wie gesagt haben wir den Film auch ausgesucht heute, es ist ganz wichtig, sich das auch zu bewahren. Und das immer wieder zu hinterfragen und auch immer wieder zu überlegen, wie kann man das noch verbessern, anstatt zu sagen, ja das läuft schon, alles gut. Wie stehst du denn dazu? Die anderen machen das ja. Genau, die anderen machen das ja. Wie siehst du denn das?
00:42:44
Speaker
Ähnlich. Also wie geht man mit gesellschaftlicher Verantwortung? Das ist ja eigentlich so ein bisschen die Frage.

Historische Verantwortung und heutige Auswirkungen

00:42:50
Speaker
Mit historischer Verantwortung und auch gesellschaftlicher Schuld, wenn du so möchtest dann. Also was mir wichtig ist, ist, dass man
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Speaker
Also dass Geschichte erzählt wird und gelehrt wird und da definitiv in den Diskurs gegangen wird, um dann zu sagen, und ich mag Ihre Frage, wenn Sie, alle reden auf Sie ein und er erzählt ihr nochmal, was sie Schreckliches getan hat. Sie hat nicht nur die Juden in der Kirche eingeschlossen zu 200, ohne Essen, ohne Trinken, ohne alles. Sie hat
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Speaker
nicht nur die Schreie gehört oder den Bombenangriff mitbekommen. Sie hat nichts getan, nichts. Und dann versagt sie ja, ich hatte ja die Verantwortung, wir durften ja nicht und letztendlich wussten wir ja, was mit denen sowieso passiert. Also ob früher oder später ist ja auch so ein bisschen... Und dann wird so auf sie eingeredet und dann sagt sie ja, ist ihr das ja so bewusst? Und dann zu sagen, ja was hättest du denn getan?
00:44:00
Speaker
Und das finde ich irre, weil ja, was hätte es, was, was? Es ist so einfach für uns zu sagen, wie kann man nur und wie hätte sie nur und natürlich ist es für uns so einfach zu sagen, selbst wenn das noch mal passieren würde, wir würden ganz anders reagieren und handeln. Und ich hoffe auch, dass wir das tun würden. Aber für uns ist es gut, weil wir reden im Konjunktiv.
00:44:25
Speaker
Das ist aber, finde ich, genau der springende Punkt. Wir müssen darüber nicht mehr im Konjunktiv sprechen. Wir sind in einer Zeit, in der wir jetzt sagen können, das mache ich tatsächlich. Ja, im Sinne von, wie gehst du mit deinem Umfeld um und wie begegnest du Menschen?
00:44:43
Speaker
Ja, also klar. Ja, also es ist nicht mehr so abstrakt, wie es früher war. Es war ja früher abstrakt, genau. Was hätten wir getan anstelle unserer Großeltern oder Urgroßeltern? Wie hätten wir uns dem Ganzen widersetzt? Und das ist jetzt, im Moment ist es nicht mehr die Frage des Konjunktivs, sondern im Moment ist es wirklich die Frage, ja, was mache ich? Wir haben, wenn du die Geschichte vergleichst, genau, ja, ja. Handeln, also ist ja super. Also ich finde es wahnsinnig wichtig, eine Meinung zu haben und zu sagen,
00:45:12
Speaker
Ja, ich bin gegen Menschenverachtung, ich bin gegen rechts und wir hauen, um das Känguru zu zitieren. Was ist die dritte Regel in unserem Boxclub? Wenn du einen Nazi siehst, boxst du ihn? Ja!
00:45:26
Speaker
Wir diskutieren nicht mit Faschisten. Das sind Meinungen, die wir sagen sollten und nicht sagen, ja, aber wir können denen ja zuhören. Nein, warum? Da bin ich eben dagegen. Ich hatte da andere Diskussionen auch.
00:45:43
Speaker
Die Diskussion machen wir hier auf gar keinen Fall. Wir bleiben beim Film. Okay, absolut. Wir bleiben noch ein bisschen beim Film. Aber ich finde, das ist okay. Ich glaube, es geht ja auch ein bisschen darum, im Moment Haltung zu zeigen.
00:45:58
Speaker
Man kann nicht einfach immer nur zur Tagesordnung übergehen. Und das haben wir jetzt so ein bisschen zumindest gemacht, das soll auch gar nicht ausarten, aber auf jeden Fall ist diese Frage nach, was hättet ihr getan oder was hätten wir getan, aus dem Konjunktiv hat sich mittlerweile leider verabschiedet. Vom Konjunktiv wurde es jetzt eher zum Imperativ und somit könnte man das jetzt erstmal dabei belassen.
00:46:24
Speaker
Ja, ich habe irgendwie gerade gedacht, und jetzt kommen wir zu den Fun Facts. Genau, das habe ich mir versucht, ein wenig heute zu verkneifen. Nicht so ganz passend. Günther hatte auch sehr sensibel darauf schon reagiert. Der hat mir schon von Weitem das Zeichen gegeben. Vielleicht nicht so gut, vielleicht erst mal Zitate.
00:46:47
Speaker
Ja, lass uns in die Zitate gehen. Gerne. Fang du doch mal an. Ja, sehr gerne. Ich auch. Es gibt ein paar sehr gute. Es gibt ein paar sehr gute Zitate. Moment. Entschuldigung, ich muss ja erst mal. Günther, Entschuldigung. Das hättest du jetzt aber schon mal noch kurz hier. Das Filmzitat.
00:47:02
Speaker
Fangen du doch erstmal an. Ich glaube, ich muss mich hier kurz nochmal ein bisschen sortieren. Okay, sortiere ich mal. Also was ich sehr gut fand, war Ilana Marta, das einzige Mädchen, das diesen Brand in der Kirche überlebt hat.
00:47:23
Speaker
die dann auch vor Gericht ausgesagt hat gegen die sechs Wärterinnen, sagt zu Michael Berg, als er kommt, also Hanna Schmitz stirbt und vermacht ihm das Geld und sagt ihm, sie soll das bitte an die Überlebende dieses Massakres übergeben und sie soll dann mit dem Geld etwas anfangen, was sie für gut erachtet.
00:47:43
Speaker
Und er geht dorthin und bietet ihr es an und sie sagt, sie kann das gar nicht annehmen, weil es dann eine Art von Absolution erteilen würde, die sie nicht bereicht, das zu erteilen und die ihr auch gar nicht zusteht und lehnt das Geld ab. Nimmt aber, und das ist das Schöne daran, diese Teedose, diese wunderschöne alte Teedose an, weil sie sie an ihre eigene Kindheit erinnert. Und nimmt das Geld aber raus und gibt es ihm dann zurück.
00:48:08
Speaker
Und so reden sie dann auch über Vergangenheitsbewältigung und auch über Erinnerungskultur, worüber wir heute geredet haben. Ich finde, das ist wirklich sehr relevant in dem Film. Und dann sagt sie zu ihm,
00:48:22
Speaker
Go to the theater if you want catharsis. Go to literature, but don't go to the camps, the concentration camps. Nothing comes out of camps. Nothing. Und ich finde, das ist absolut wahr. Wenn du jemals in deinem Leben schon in einem KZ gewesen bist, dann ist es wie ein schwarzes Loch, fast für mich zumindest, das deine Seele aufsaugen möchte.
00:48:49
Speaker
Und deshalb fand ich diese Zitat sehr gut. Ja, ich auch, definitiv. Aber ich würde ein bisschen früher tatsächlich anfangen. Okay, natürlich, bitte. Gib uns noch ein bisschen Hintergrund. Im Sinne von einfach das Zitat noch ein bisschen ausweitern. Soll ich dir dann so einen Snip geben und dann machst du deins nochmal.
00:49:12
Speaker
Ich darf das dann zu Ende machen, oder wie? Ja, das teilen wir uns. Wollen wir uns das teilen? Das teilen wir uns, ja, mach mal. Komm, schieß los. People ask all the time what I learned in the camps, but the camps weren't therapy. What do you think? These places were universities. We didn't go to learn. One becomes very clear about these things. What are you asking for? Forgiveness for her? Or do you just want to feel better yourself?
00:49:41
Speaker
Go to the theater if you want catharsis. Go to literature, but don't go to the camps. Nothing comes out of camps. Nothing. Sehr gut. Und das ist, finde ich, trifft das wahnsinnig gut. Und ich kann auch nur wieder sagen, dass man muss sich das mal ansehen und dort mal hingehen, um überhaupt mal einen Eindruck zu bekommen davon, was dort vorgefallen

Moral vs. Gesetz: Gesellschaftliche Perspektiven

00:50:04
Speaker
ist.
00:50:04
Speaker
über viele Jahre. Und das ist mit einer der dunkelsten Kapitel, die wir jener Menschheitsgeschichte hatten. Und die ist dort nach wie vor ersichtlich. Und deswegen ist das absolut richtig. Es gibt dort nichts. Außer eben die Einsicht, wie furchtbar dunkel das Ganze war. Aber jetzt bist du noch mal dran. Oder hast du noch eins?
00:50:31
Speaker
Ja, also das ist der Michael in seinem 15-jährigen Sein und er sagt, I'm not frightened. I'm not frightened of anything. The more I suffer, the more I love. Danger will only increase my love. It will sharpen it. It will give it spice. It will be the only angel you need. You will leave
00:51:09
Speaker
Und das hat irgendwie wenig mit dem Film zu tun, wenn man dieses Zitat so liest, aber es ist trotzdem schön.
00:51:17
Speaker
Das finde ich auch. Ich habe auch noch eins und ich finde, das bezieht sich eben wieder auch auf die ganze juristische und rechtliche Komponente von dem, was wir heute schon gesagt haben. Und das sagt auch Professor Rohl, also Bruno Ganz. Societies think they operate by something called morality, but they don't. They operate by something called law. You're not guilty of anything merely by working at Auschwitz. Eight thousand people worked at Auschwitz. Precisely nineteen have been convicted and only six for murder.
00:51:56
Speaker
Ja. Und das finde ich...
00:52:04
Speaker
wirft auch so viele Fragen auf im Sinne von auch ziviler Ungehorsam. Weil wir tun ja sehr häufig so, dass Recht und Gesetz, das gilt, sollte es auch, um Gottes Willen. Ich möchte mich darüber nicht hinwegsetzen. Nur es gibt auch sehr, sehr viele Beispiele in unserer Geschichte, wo Recht und Gesetz alles andere war, als den Menschen dienlich. Und genau über diese Missstände hat man sich dann hinweggesetzt durch zivilen Ungehorsam.
00:52:32
Speaker
und Protestaktionen und dergleichen mehr und die sind wahnsinnig wichtig auch in einer Demokratie und da schlage ich jetzt ganz bewusst auch die Parallele zur letzten Generation zum Beispiel, darüber haben wir ja auch oft geredet und ich weiß, wir haben heute viel, was ihr hier
00:52:48
Speaker
abmarschieren. Aber ich finde, das ist durchaus eine gute Frage, die man sich stellen darf und auch sollte. Es ist nicht Recht und Gesetz immer, nur dann, sondern es ist auch der gesunde Menschenverstand, der einem durchaus auch manchmal mehr Ausschluss geben kann darüber. An den wir jetzt auch mitappellieren wollen. An den wir auch mitappellieren wollen, genau. Hast du noch was?
00:53:10
Speaker
Ich habe noch eins, glaube ich, und zwar kommt das eben aus einer Generation, die das nicht richtig versteht. Also ich würde mich da tatsächlich dazu zählen, weil
00:53:26
Speaker
Es ist halt passiert und es ist so irre, dass es passiert ist und wie dieser Umgang und das so über Jahre und dass da einfach, ich mein, die Mehrheit hätte ja einfach sagen müssen, nö. Und dann hätten da so ein paar Nazis halt gesagt, ja, aber doch. Und dann hätten die einfach gesagt, nö.
00:53:44
Speaker
Also sehr abstrakt, aber das ist mein Wunsch in manchen Sachen, glaube ich. Weil man sagt, wir sind doch aber mehr und wenn wir alle sagen, ja aber uns stört es nicht, dann kommt man ja auch nicht dagegen. Und dann gibt es diesen einen Kommiliton, der da sehr wütend und sehr emotional darauf reagiert, auf seinen Professor auch und dann einfach sagt, how could you let this happen? And why didn't you kill yourself when you found out?
00:54:13
Speaker
Da habe ich auch bei mir stehen gehabt. Ja, also schon auch. Also gutes Drehbuch, wenn man das so möchte. Also berechtigt ist das falsche Wort, aber es ist einfach eine Frage zu sagen, so viele haben dann ja einfach gesagt, na gut, jetzt ändert sich das und jetzt machen wir halt irgendwie anders weiter. Und dann gucken wir mal.
00:54:37
Speaker
Ja, und das hat eben dazu geführt, dass man das lange Jahre auch gar nicht aufgearbeitet hat. Und das ist das, was wir in Deutschland, aber finde ich, tatsächlich sehr, sehr viel zu wenig auch darüber sprechen. Wir sind sehr selbstgenügsam im Sinne von, wir haben eine tolle Erinnerungskultur, wir haben das alles ganz gut hingekriegt und so weiter und so fort.
00:54:53
Speaker
Die Frage nach, wie wir das alles wieder aufgebaut haben nach dem Krieg, wie toll wir das gemacht haben, ist alles richtig. In gewisser Art und Weise nur vernachlässigt man dann auch, dass wir auch die Mittel hatten. Wir waren allein schon strategisch für die Amerikaner sehr, sehr wichtig. Also eiserner Vorhang und so weiter und so fort. Deswegen wurde wahnsinnig Geld an uns gegeben, das an andere Länder nicht gegeben wurde. Und die deswegen gar nicht dieselben Möglichkeiten und Mittel hatten, wie wir sie dann hatten.
00:55:14
Speaker
Also diese ganze Selbstgenügsamkeit, die ist nicht gut und wir können die Dinge immer noch besser machen und sollten sie auch besser machen, denn diese Erinnerungskultur ist eine Chance.
00:55:28
Speaker
Ich glaube, so sollte man sie betrachten. So betrachte ich sie zumindest. Was ich noch sagen möchte zum Abschluss, Zitate eins habe ich nämlich noch, weil das finde ich auch sehr gut. Das kam gar nicht im Film vor, aber das hat David Hare gesagt, der Drehbuchautor des Films, also zusammen mit Bernhard Schlink. Der hat gesagt, it's about literature as a powerful means of communication.
00:55:48
Speaker
And at other times as a substitute for communication. Und ich glaube, das ist ein sehr guter Ausspruch, weil natürlich alles kann auch irgendwie alles sein. Und auch ein gutes Buch, und das ist, glaube ich, in dem Film auch sehr gut dargestellt, wie die beiden miteinander kommunizieren, aber dennoch eigentlich relativ wenig übereinander wissen, weil ihr größtenteils vorliest und sie mit Geschichten versorgt.
00:56:10
Speaker
und ihr so die Welt auch näher bringt, was wunderschön und fantastisch ist, weil in Büchern ist ja die Welt, wird ja da festgehalten und abgebildet. Aber in ihrem Fall war das eben auch tatsächlich a substitute for communication und das zieht sich dann auch durch den Film durch. Deswegen ist ein sehr guter Ausspruch, hat mir sehr gut gefallen.
00:56:32
Speaker
So, was kommt dann als nächstes, liebe Nina? Sag mal. Ja, wir könnten schon auch noch sagen, ob wir gewisse Fakten herausbekommen haben. Machen wir das so mal. Ja, genau. Wir nennen das heute einfach mal
00:56:52
Speaker
Hintergrundfakten. Ich spiele jetzt mal so, als ob ich der Einspieler bin. Hintergrundfakten. Danke Günther, du musst jetzt nicht auf den Knopf drücken. Pause machen. Ja, haben wir gemacht. Also dann schieß mal los. Geh mal in den Rauchen.
00:57:06
Speaker
Ich glaube, was ich herausgefunden habe, ist ja, dass unsere Ich-liebe-sie-sehr Nicole Kidman eigentlich angedacht war für die Rolle, die dann abgesagt hat, weil sie schwanger war. Und ich bin trotzdem auch wahnsinnig dankbar, weil ich glaube, Kate Winslet hat das unfassbar performt und ist so gut als die Hannah Schmitz und ist eine gar tolle Besetzung.
00:57:34
Speaker
Gehst du denn damit? Ich finde, ich liebe Kate Winslet immer schon. Ich weiß noch, ich habe eine Zeit lang in London gelebt und da bin ich sehr häufig in die National Gallery gegangen, weil die ist, konnte man umsonst reingehen, ist ein sehr schönes Museum, hängen sehr schöne Gemälde, da ist aber auch eine Fotografieabteilung und da hingen immer, und ich habe jetzt tatsächlich den Fotografen gar nicht im Kopf, das ist tatsächlich unter aller Sau, muss ich dann nachliefern. Im Newsletter.
00:58:02
Speaker
Im Newsletter und in den Show Notes auch noch. Vielleicht auch noch im Newsletter. Schauen wir mal. Ihr solltet beides einfach abonnieren. Und da hing ein Bild von der Kate Winslet und das war einfach ein so fantastisch schönes Porträt. Ein wirklich sehr schönes, so goldenes Licht und sie schaut direkt in die Kamera. Ein fantastisches Porträt. Und da habe ich mich so ein bisschen in sie verknallt und das hält auch bis heute an.
00:58:26
Speaker
Deswegen mag Kate Winslet sehr und auch in der Rolle. Und da gibt es auch noch einen… Verdieter Ausgabe, fantastisch. Absolut, da gibt es auch einen Fakt von Oprah Winfrey dazu, aber das hast du rausgesucht, deswegen möchte ich dir das nicht genau, deswegen wollte ich jetzt nur zu dir überleiten. Lass uns da doch gerne den einen zum Schluss machen. Absolut, dann machen wir den zum Schluss. Und dann habe ich noch einen wegen den…
00:58:48
Speaker
eventuellen Konsequenzen und sechs Szenen und vor der Kamera und so weiter und so fort. Wir haben ja schon darüber geredet vorher. Mit 15 ist juristisch etwas problematisch, deswegen haben sie dann mit den Filmen dieser Szene... Auch vor der Kamera, ja. Nicht nur hinter, auch vor der Kamera. Und haben sie dann diese Szene tatsächlich erst aufgenommen, als David Cross dann 18 war.
00:59:10
Speaker
Ja, der nämlich zum Vorsprechen kam, als er noch ganz süßer fünf war. Also er ist wirklich sehr nah dran an seiner Rolle. Tatsächlich, was mich überrascht hat, ist, dass H.W. Weinstein da seine Finger mit im Speer hatte für diesen Film und sich die Filmrechte sicherte. Das ist schon 1996.
00:59:38
Speaker
Ja, man darf nicht vergessen, es war einer der bedeutendsten Produzenten in Hollywood. Ich weiß nicht, wie viele sich bisher schon mit Oprah Winfrey auseinandergesetzt haben. Kurz, sie ist eine Frau, die hat eine sehr berühmte amerikanische Show und lädt da sehr viele Menschen ein und kümmert sich um sehr gute Sachen.
01:00:05
Speaker
Wie beschreibt man Opa Winfrey? Well, googelt. Aber... Also wer Opa Winfrey noch nicht gehört hat, also ich meine, bitte, die leben ja irgendwo im Wald, also ich zeige. Wow, es gibt auch junge Menschen, die sich mit anderen Sachen beschäftigen. You never know. Ist eines auch nicht untergekommen. Die im Wald leben, okay. Ja.
01:00:24
Speaker
Und jedenfalls sitzt Kay Winslet bei ihr auf der Couch und was in Hollywood sehr üblich ist, ist, dass man Doubles hat für sehr viele Sachen. Also einerseits tatsächlich, um so ein bisschen Privatsphäre zu schützen, aber andererseits, um zu sagen, okay, man nimmt eben Sachen, die
01:00:46
Speaker
aus einem veralterlichen sozialen Bild schöner aussehen oder besser aussehen und dementsprechend Kate Winslet hat auf jeden Fall gesagt, okay, sie nimmt kein Bodydouble und sie zieht sich halt selber aus und alles, was wir von Kate Winslet sehen, ist echt Kate Winslet und Oprah meint,
01:01:06
Speaker
sagte dann zu ihr, God bless your real breasts, und dann hat sie ihr dafür gedankt, dass sie eben keinen Bodydouble verwendet hat. Ja, und das ist ja auch wahnsinnig wichtig, weil diese ganze Überästhetisierung, also und ich will jetzt gar nicht mal sagen, dass, also ich will gar nicht sagen, es gibt, sollte ich eher sagen, so diese ganzen Schönheitsstandards, ja darum geht es ja, dieses ganze
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Speaker
Ge-Paintbrushed und alles, was wir bei Barbie sehen. Ja und auch, was wir einfach auch in den Fashion-Magazinen sehen und alles mögliche noch. Ich meine, wir sind mit der Realität überhaupt nicht mehr konfrontiert. Und ich glaube, für Frauen ist das so wesentlich schlimmer als für Männer.
01:01:53
Speaker
Die werden mit einem Bild von Frauen ständig konfrontiert, das gar nicht der Realität entsprechen kann. Und deswegen dann auch zu sagen, ich entziehe mich diesem Wahnsinn ganz bewusst und ich bin ich selber in diesem Film und es gibt durchaus sehr, sehr viele Nacktszenen in dem Film, muss man auch sagen. Das finde ich ganz fantastisch und da ziehe ich auch meinen Hut vor ihr. Weil das natürlich schon auch noch mal persönlicher ist. Natürlich, wenn du dich selber wirklich zeigst und nicht sagst, ja, da lasse ich jetzt ein Bodydouble mal ran bei dem Ganzen.
01:02:24
Speaker
Also Kate Winslet, Fantastische Frau. Kann man somit abschließen, oder? Ja. Kommen wir dann zum Abschluss? Ja, ich tue mir ein bisschen schwer. Wir haben ja doch eine Lieblingsszene eigentlich.
01:02:42
Speaker
Ich hab mir da wirklich schwer getan. Ich konnte jetzt keine so sagen, das ist jetzt meine Lieblingsszene. Das machst doch du mal. Gib doch du mal so ein bisschen vor so vielleicht, was du dir da so vorstellen könntest.
01:02:59
Speaker
Es gibt eine Szene, wo klar wird, es ist der letzte Verhandlungstag und sowohl Hanna im Gefängnis als auch Michael machen sich parallel, also natürlich nicht zusammen fertig und er in seinem Studentenzimmerchen und sie eben im Gefängnis. Und ich finde,
01:03:20
Speaker
Einfach filmisch diese Szene sehr gut erzählt, weil sie haben den gleichen Blick in den Spiegel. Sie haben beide diesen Move mit der Krawatte. Er eben als dieser Jurastudent, der ja vorgeschrieben wird, wie man dann ins Gerichtssaal kommt. Sie aber auch noch mal als letztes, okay, ich stehe jetzt hier als die Frau, die ich bin, als das, was ich habe. Und ich glaube, das ist mein Lieblingsfilm.
01:03:49
Speaker
Und dieser letzte Blick in den Spiegel von beiden. Ich würde das mal so stehen, dass ich fand die Szene auch tatsächlich dieser Realisation, die du vorhin gesagt hast, wo ihm auf einmal bewusst wird, es holt ihn seine Vergangenheit an. Wie das gespielt ist auch generell, wie du in dieses ganze Gerichtsverfahren filmisch reinkommst, finde ich sehr gut. Aber ich würde das jetzt einfach bei deiner belassen heute. Ich würde heute mal meinen Joker nehmen, so wie du den
01:04:17
Speaker
Bei deiner demnächst, dann bald folgenden Lieblingskategorie, ja schon das eine oder andere gemacht hast. Bevor wir aber dahin gehen, kommen wir zum Fazit, oder? Ja. Bist du bereit? Ich bin bereit. Du bist bereit.
01:04:41
Speaker
Nein, muss man nicht gesehen haben. What? What? Wirklich? Hattest du es nicht erlaubt? Hattest du es nicht gedacht? Hattest du es nicht erwartet? Hattest du es nicht erwartet? Oh, Basti. Ja. Es geht voll für die Kontroverse hier. Aber wieso? Also, okay. Kommen wir davon. Bernhard Schling, wichtiger Autor. Wichtiger deutscher Autor, fantastischer Autor. Sollte man auf jeden Fall mal gelesen haben. Hab ich noch nichts gelesen von dem, allerdings muss ich auch sagen.
01:05:06
Speaker
Kriegst du von mir, dann sende ich den zu, gar kein Problem. Aber der Vorleser als ein Buch über, also als Buch schon, aber schon als Film. Ich kann sagen, ich glaube, ich habe ihn jetzt zum fünften Mal gesehen. Ich erinnere mich immer wieder, wenn man darüber spricht, es gibt
01:05:24
Speaker
Amerikanische Filme über die deutsche Geschichte, wo man immer irgendwie auch so als, weiß nicht, habe ich immer so ein bisschen das Gefühl, so ein, und dieses, ich finde, ich finde ihn echt, ich finde ihn, also ich finde den Deutsch im Sinne von, okay, wir erzählen einfach unsere Geschichte, ohne das irgendwie noch mal krass zu veramerikanisieren. Oh, by the way, okay, noch ein Fun Fact für später, für den Newstatter. Ja, bitte, bitte, schieß los. Und, aber dieses,
01:05:54
Speaker
Oh wow, ich finde es schon. Ja, muss man gesehen haben. Natürlich muss man ihn gesehen haben. Es ist ja schön, dass du das denkst. Ich tue mir auch schwer damit tatsächlich. Gerade weil wir jetzt schon über so viele, äh überrasch dich jetzt, weil wir so viel auch darüber gelesen haben und weil ich finde trotzdem der Film ist wichtig und den kann man sich anschauen.
01:06:13
Speaker
Man kann ihn sich anschauen. Ich finde, was die Thematik betrifft, das eine ist das Vorlesen und Geschichten. Ich finde auch die Art und Weise wie von persönlicher Schuld oder persönlicher Verantwortung über gesellschaftliche Verantwortung.
01:06:33
Speaker
gesprochen wird. Ich finde den Übergang gut. Ich finde es auch eine wichtige Debatte. Ich finde sie aber dann bleibt sie mir ein bisschen zu sehr an der Oberfläche manchmal. Und ich finde es gibt durchaus bessere Filme für mich, die das behandeln. Und was mich ein bisschen stört an dem Film, das ist das, warum es für mich dann tatsächlich ein Nein war, ist, dass es am Ende des Films einfach doch so eine Art
01:06:56
Speaker
Ja, ich weiß nicht. Mir war das am Ende dann einfach ein zu... Ja, ist schwierig. Sie begeht Selbstmord in der Zelle. Also alle jetzt mal kurz weghören, aber ich glaube, es hört sich auch niemand mehr zu spät. Es hört sich auch niemand in unserem Podcast an, der irgendwie nicht auch den einen oder anderen Spoiler erwartet. Ich finde, er ist mir am Ende zu...
01:07:20
Speaker
Das Ende ist mir zu friedlich ein bisschen. Es hat so ein bisschen was von einem Happy End. Wie er dann mit ihr zu dem Grab mit seiner Tochter geht und ihr von Hannah Schmitz erzählt. Ich finde, das ist mit ein Problem unserer Erinnerungskultur, wo ich vorher schon geredet habe darüber, diese Selbstgenügsamkeit. Wir haben ja schon so viel gemacht und jetzt muss es auch irgendwann mal gut sein. Weil, wie gesagt, ich glaube nicht, dass es da um uns geht. Ich glaube, da geht es um was ganz anderes.
01:07:47
Speaker
Findest du, aber genau das macht er ja. Er erzählt ja dann davon. Er nimmt das ja auf und sagt, ich bin jetzt in meiner Verantwortung, die ich nicht angenommen habe, nicht wirklich. Also ich habe, um mich besser zu fühlen, Kassetten aufgenommen, die da hingestiegen, plötzlich lernt sie lesen. Toll, großartig.
01:08:06
Speaker
mich selbstgerecht irgendwie an mir und meinem Gutsein irgendwie ergötze. Ich habe mein ganzes Leben meine Familie irgendwie vernachlässigt, keine Ahnung. Und dann aber zu diesem Punkt zu kommen und zu sagen, okay, face it.
01:08:21
Speaker
Ja, ich fand es einfach... Ich finde, das Ende hätte man dann noch ein bisschen anders machen können. Ja, da hat mir was gefehlt. Mir hat es ein bisschen an Schärfe gefehlt. Mir hat es ein bisschen an so ein bisschen was Wachrüttelndes gefehlt auch. Ich finde, vielleicht auch aufgrund der aktuellen Ereignisse bei uns, vielleicht hätte ich ihn mir vor zwei Jahren anders angeschaut, vielleicht sogar auch vor drei Monaten.
01:08:47
Speaker
Aber im Moment habe ich eher so das Gefühl, so eine Art von Ende ist eher ein Teil des Problems, das wir im Moment vor uns haben. Und da gibt es andere Filme, die... Aber für keine der Filme nichts. Ich mache ja auch niemals einen Vorwurf. Es geht auch nicht um persönliche Schuld. Es geht einfach darum, von meinem Gefühl her, würde ich andere Filme empfehlen, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Tatsächlich.
01:09:13
Speaker
Lieber Basti, können wir heute statt der Szene der Woche oder die sagen, also können wir eine weitere Empfehlung oder weiß ich nicht, mir fällt nur eine weitere Empfehlung ein, aber vielleicht ja. Ja. Dass wir sagen, dass wir dieses Thema beibehalten. Ich würde sogar, ich würde auch noch ein Buch empfehlen tatsächlich. Wir sind am Filmpodcast, aber manche Leute können ja auch lesen vielleicht.
01:09:43
Speaker
Das ist jetzt vielleicht nicht wirklich eine ganz große Überraschung, aber ich finde Schindlers Liste muss man unbedingt mal gesehen haben. Es ist ein Film, der ich glaube, über diese Zeit sehr viel
01:09:57
Speaker
auszusagen vermag. Und deswegen, das ist für mich einer der ersten Filme. Dann gibt es noch Jojo Rabbit. Es gibt ja so viele Filme, oder der Junge im gestreiften Pyjama. Ja, den hätte ich ja auch gesagt. Entschuldige, Entschuldige, Entschuldige. Nein, aber das war gut.
01:10:15
Speaker
Einige Filme zu dem Thema, und es ist ja auch gut so, es ist ja fantastisch, es ist ja wichtig, dass es solche Filme gibt. Und es ist auch wichtig, dass solche Filme nach wie vor gemacht werden und auch nicht das Gefühl entsteht, wir hätten ja zu dem Thema schon alles gesagt, das ist genau das große Problem. Dieses Thema ist nie fertig, dieses Thema ist nie durch und erst wenn es durch ist, dann werden wir wirklich richtige Probleme bekommen.
01:10:37
Speaker
Ja, also deswegen war das jetzt ein Nein und deswegen diese anderen Filme hast du noch einen auf deiner Liste. Ich war da, also tatsächlich ja, ich finde Schindersiste und der Junge im gestreifen Pyjama, das sind die Filme, das sind auch keine Figurfilme, aber das ist einfach
01:10:54
Speaker
Ja. Und was ich in dem zusammen auch noch sagen wollte, und das ist ein fantastischer Film, der fällt mir gerade ein, den kann ich gar nicht lassen. Everything is Illuminated, das basiert auf dem Buch von Jonathan and the Saffron Foyer.
01:11:09
Speaker
Ein großartiger Film, dazu werden wir auch verlinken, ein ganz fantastischer Film. Ich hab den geliebt, weil er ist witzig, unterhaltsam und so tragisch und bitter gleichzeitig. Und das ist in einem Film, finde ich, eine absolute Meisterleistung, gerade wenn es um die Thematik geht.
01:11:28
Speaker
werde ich auch noch zu verlinken. Und das Buch, von dem ich das sich empfehlen möchte, ist, ich glaube, was uns ein bisschen abhanden gekommen ist und deswegen geschehen die Dinge in Deutschland auch gerade so, wie sie das tun, weil wir vollkommen Bezug dazu verloren haben, was eigentlich passiert ist und was das für ein unendliches Leid und Grauen war, das geherrscht hat über diese 12, 13 Jahre in ganz Europa, auf der ganzen Welt. Ist das Buch von Timothy Snyder, das heißt Bloodlands, da geht es tatsächlich um die
01:11:57
Speaker
um die Ukraine und Russland, also Zentraleuropa, wenn man so möchte, auch wenn das viele immer als Osteuropa bezeichnen. Und das Leid, das den Leuten dort widerfahren ist, das wird dort in aller Deutlichkeit und aller Drastik geschildert. Und ich glaube, jeder, der sich dieses Buch mal durchliest, weiß, dass das, was hier gerade passiert, Rechtsextremismus, einfach man da gegenüber ganz klar Haltung zeigen muss. Und die Zeit ist jetzt.
01:12:23
Speaker
Und es ist nicht, was hätte ich gemacht, sondern die Frage ist, was mache ich jetzt, in diesem Moment. Und ich glaube, damit kann man das abschließen. Eins möchte ich noch sagen, weil heute ist auch, und wir zeichnen das auf, ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Und heute gab es eine Rede im Deutschen Bundestag von Marcel Reif.
01:12:43
Speaker
einem Sportkommentator, der aber durchaus für seine Integrität und Weitsicht auch bekannt ist. Und der hatte einen Vater, der hat das Konzentrationslager knapp überlebt. Und er hatte heute seinen Vater zitiert und alles was er gesagt hat am Ende seiner Rede war, sei ein Mensch.
01:13:00
Speaker
Und ich glaube, wenn man sich auf diese drei Worte beruft, dann macht man schon einiges richtig. Und wenn man Menschen gegenüber tritt, die einem das Gefühl überhaupt nicht vermitteln, dann weiß man auch, dass man da vielleicht gerade nicht richtig ist. Und ich glaube, das sind die Worte, die ich jetzt am Ende noch an unser so wahnsinnig geschätztes Publikum richten möchte. Ich finde das ein gutes Ende. Ja. Ja. Seid Menschen. Das ist cool. Ja.
01:13:26
Speaker
Absolut. Dann gehen wir jetzt einfach nochmal zum Glücksrad über, um den Film für den nächsten Podcast festzulegen. Es dreht sich schon. Der Buchstabe ist
01:13:47
Speaker
Also ein H wie Heinrich. Hamilton. Well, we discuss that later. Du wolltest ja mal Musical, gell? Okay, Hamilton. Oh, okay. Wir sprechen drüber. Wir sprechen, wir sprechen. Okay. Jetzt wissen wir, was wir, was wir beim nächsten Mal machen, zumindest den Buchstaben. Das ist ja schon mal ein Anfang. Und dann
01:14:11
Speaker
wünsche ich dir einen wunderschönen Abend, liebe Emilia. Es hat trotz der Thematik, es war schön mit dir zu sprechen, sich auszutauschen. Und danke, dass ihr alle zugehört habt, solange. Und wir wünschen euch alles Gute. Macht's gut. Und denkt dran, seid ein Mensch. Seid ein Mensch, ja. Tschüss. Das war Muss man gesehen haben mit Emilia Bernstorf und Bastian Fischer.
01:14:38
Speaker
Hey Basti. Was denn, liebe Emilia? Ratte mal, von wem dieses Zitat kommt. Es kommt im Leben nicht darauf an, wie viel du austeilst, sondern darauf, wie viel du einstecken kannst. Das kommt natürlich vom einzig wahren Rocky Balboa. Ja, es kommt vom einzig wahren Rocky. Und das ... Adrian!
01:15:01
Speaker
Wenn du gut in etwas bist, mache es nie umsonst. Das war Heath Ledger in The Batman. Boom! Als The Joker. Nein, Heath Ledger in Batman als The Joker. So rum. Ich glaube, jetzt müsste es stimmen, oder? Ja, total korrekt. Du bist richtig gut heute. Vielen Dank. Danke fürs Kompliment. Meinst du, wir sollten? Ja, vielleicht, also gleich. Aber ich habe noch eins. Eines habe ich noch. Dann hau mal raus. Okay, also ready? Ready.
01:15:28
Speaker
Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen. Das ist natürlich aus Fight Club. Natürlich ist es aus Fight Club. Ja, very good. Und deswegen, liebe Leute, wollen wir von dem Geld, das wir noch nicht haben, Dinge kaufen, die wir für diesen Podcast brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir definitiv mögen. Nämlich euch filmbegeisterte.
01:15:53
Speaker
Also, wenn euch dieser Podcast gefällt, supportet, liked und donatet, was das Zeug hält. Die Links dazu findet ihr wo, liebe Emilia? Unten in den Sharenauts. Und damit verabschieden wir uns. Bis zum nächsten Mal. Tschüss. Ciao.