Einführung in Chris Kaulas Arbeit als Naturfotograf
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Speaker
Hallo und ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge vom Wildlife Phototalk. Wir haben bereits die 19. Folge und heute einen ganz speziellen Gast bei uns und zwar das Chris Kaula. Die meisten von euch werden ihn bestimmt bereits kennen. Chris, stell dich doch gleich selbst mal unseren Zuhörern und Zuhörerinnen vor.
00:00:18
Speaker
Ja, hi! Schön, dass ich dabei sein darf. Vielen, vielen Dank dafür. Ich bin Naturfotograf aus Deutschland, mache das mittlerweile seit ein paar Jahren auch beruflich, also Vollzeit, und genieße jede Minute, die ich draußen verbringen kann. Mein Fokus liegt primär auf der Tierwelt und da insbesondere bei den Vögeln. Aber Säugetiere kommen auch nicht zu knapp.
Chris' Weg zur Naturfotografie
00:00:39
Speaker
Ja, Sergul, hast du vielleicht, um uns noch etwas an die Anfänge mitzunehmen? Man wird ja nicht von heute auf morgen einfach Naturfotograf. Ich denke, da ist wahrscheinlich noch eine ganze Hintergrundgeschichte. Wo hat das Ganze denn angefangen bei dir? Also die Begeisterung war schon immer da für die Natur und ich denke, das ist einfach die Grundlage dafür, dass man dann auch so eine Passion auslebt.
00:01:02
Speaker
Und so richtig konkret wurde es dann im Studium, im Bachelor. Da durfte ich meine ersten Forschungsreisen machen, weil ich Biologie studiert habe. Und da versucht man natürlich, das eine oder andere Foto zu machen und mitzunehmen. Und gerade wenn man dann an entlegende Orte kommt, wo man nicht noch mal hinkommen wird, da will man natürlich das Dokumentieren mitnehmen, festhalten, diese Erinnerungen irgendwie festhalten. Da ist Fotografie natürlich ein wunderschönes Mittel.
00:01:30
Speaker
Jetzt sprichst du gerade dein Studium an. Du hast ja eben Biologie studiert. Konntest du davon irgendwie sonst noch in der Naturfotografie profitieren, abgesehen davon, dass du an spezielle Orte hinkamst, die du sonst wahrscheinlich nicht bereist hättest? Also ich denke jetzt irgendwie an Verhalten von speziellen Tieren, irgendwie den Lebensraum besser verstehen. Hast du da irgendwie etwas mitnehmen können, dass du jetzt noch so täglich brauchst?
00:01:58
Speaker
Jein. Ich sag mal so, im Bio-Studium lernt man natürlich so diesen Standard, ein Anführungszeichen. Und alles, was ein bisschen spezieller wird, wie eben breites Wissen über Tierverhalten oder wo man Tiere findet, das muss man sich letztendlich alles selbst beibringen. Vogelstimmen, das wird stiefmütterlich behandelt im Studium.
00:02:21
Speaker
Das muss man sich wirklich alles selbst beibringen. Aber diese Grundlage, dieses wissenschaftliche Arbeiten einerseits, das Denken und dass man eben auch letztendlich Wissenschaftler ist oder war, öffnet wieder Türen. Und man hat zum Beispiel einen ganz anderen Kontakt zu Wissenschaftlern, weil sie einen nicht nur als Fotograf sehen, der auch mal stört, sondern eben auch als Wissenschaftler, der mitarbeiten kann. Und das öffnet natürlich Türen.
Bildung und Naturschutz durch Fotografie
00:02:48
Speaker
Sehr cool. Ja, das kann ich mir echt vorstellen, dass man da schon auch an den einen oder anderen hinkommt und einen oder anderen Kontakt, der dann auch fotografisch sich schlussendlich auszahlt. Und vor allem auch, du hast ja trotzdem auch ein relativ großes Augenmerk darauf, mit deinen Bildern auch etwas zurückzugeben, also im Bereich Naturschutz. Und da lässt sich das bestimmt auch gut verbinden, gehe ich mal davon aus. Ja.
00:03:12
Speaker
Also was ich bewirken möchte so ein bisschen ist Umweltbildung zu betreiben. Ich möchte Artenkenntnis vermitteln, weil da ist mein Wissen relativ breit gestreut und genau das will ich zeigen mit meinen Fotos und auch auf YouTube mit meinen Videos.
00:03:29
Speaker
damit die Leute die Natur wieder kennenlernen, damit das nicht in Vergessenheit gerät. Und Natur fängt wirklich schon daheim in der Wohnung an, letztendlich. Da finden wir genug Tiere, die wir bestimmen können, auf der Terrasse, auf dem Balkon, im Garten.
Veröffentlichungen und Buchprojekte
00:03:43
Speaker
Da wimmelt es nur vor Leben. Und man muss sich einfach die Zeit nehmen und mal genauer hinschauen, teilweise mit der Lupe, aber was man da alles findet, also die Insektenwelt, die Spinnenwelt.
00:03:54
Speaker
Unfassbar. Also man muss ja gar nicht mit den ganz kleinen, mit Bakterien oder sonst was anfangen, aber allein sich mal Kugelsprenger anzuschauen. Das ist faszinierend. Landet man irgendwann bei Pilzen und Pflanzen noch, das ist unendlich, was man da entdecken kann.
00:04:11
Speaker
Du hast angesprochen, heimische Natur. Du hast jetzt doch auch schon das ein oder andere Buch dazu rausgebracht. Willst du vielleicht dazu dem zu der Entstehung von diesen Büchern noch etwas sagen und wie viele das jetzt bereits sind?
00:04:26
Speaker
Ich arbeite bzw. habe jetzt die letzten Tage mein viertes Buch über die heimische Tierwelt fertiggestellt. Also es muss noch gelayoutet werden, aber die Texte stehen, die Fotos stehen. Das ist schon mal der größte Schritt und mein Fokus ist eben die heimische Tierwelt aktuell. Das ist natürlich ein riesen Projekt, aber so auch vom Interessensschwerpunkt ist die heimische Tierwelt für mich am spannendsten.
00:04:53
Speaker
Ich war auch schon in Afrika, ich war auch schon in Costa Rica und es ist eine unfassbar tolle Tierwelt. Es ist was ganz anderes. Aber trotzdem finde ich jetzt zum Beispiel eine Kreuzotter interessanter als eine Schwarze Mamba. Und ich weiß nicht, warum das so ist, aber ja, mein Interessenschwerpunkt liegt einfach bei uns daheim. Vielleicht weil es einfach greifbarer ist und man rausgehen kann und die Möglichkeit hat, diese Tiere zu entdecken.
00:05:19
Speaker
Ich denke vor allem, wenn du jetzt eben sagst, dass du Umweltbildung betreiben möchtest, dann macht das natürlich definitiv Sinn, dass du da auch in den heimischen Gefilden ein bisschen unterwegs bist.
Faszination für skandinavische Natur
00:05:29
Speaker
Und jetzt beim vierten Buch wollte ich dich eh noch fragen, welche Tierart fandest du da irgendwie am schwierigsten? Ich nehme an, der Text geht vielleicht noch einfacher, aber ich weiß das auch nicht. Aber vor allem fotografisch interessiert es mich besonders, was war die schwierigste Art?
00:05:45
Speaker
Das ist eine gute Frage. Es sind ja mittlerweile, also in jedem Buch sind 20 Tierarten und ich vergesse da leider ganz viel, was ich da überhaupt zeige und präsentiere. Eine Tierart, die es mir besonders angetan hatte, war der Elch. Also wir haben Elche in Deutschland, wir haben Elche in Österreich und allein diese seltene Art bei uns anzutreffen, ist nicht immer einfach. Es geht aber.
00:06:11
Speaker
Und da dann aber anschauliche Bilder zu machen. Das war durchaus auch eine Herausforderung und braucht dann wieder viel Zeit. Zum Glück hat in der Zeit vor Ort das Wetter wirklich gepasst. Also wunderschöne Sonnenaufgänge, Nebel und das war ein Traum. Also ich habe schönere Elchbilder hier in Deutschland gemacht als in Skandinavien.
00:06:29
Speaker
Das will was heißen, glaube ich. Sehr cool. Ist auch eine Art, die man bei uns jetzt nicht so erwarten würde. Deswegen hat die bestimmt auch noch einen zusätzlichen Reiz. Das ist cool. Du hast gerade angesprochen Skandinavien. Ich weiß, dass da auch noch so ein Stück von deinem Herzen liegt. Du bist da relativ häufig jetzt unterwegs. Ist das richtig?
00:06:54
Speaker
Das stimmt, das stimmt. Neben der heimischen Tierwelt ist Skandinavien das zweite große Projekt. Auch dort habe ich mehrere Forschungsreisen gemacht, habe da viele Monate gearbeitet.
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Speaker
Und ich habe da wirklich so ein Stück weit mein Herz verloren. Und dann Fabian und ich, wir waren ja auch schon dort und haben die Gegend da ein bisschen erkundet. Ich habe mit Unglücksherren gearbeitet. Und diese Vogelart ist einfach, die ist atemberaubend. Die hat so ein interessantes Sozialverhalten. Es sind wundervolle Tiere, es sind wunderschöne Tiere, die auf den ersten Blick erst mal braun erscheinen. Aber wenn man sie dann wirklich näher kennenlernt,
00:07:31
Speaker
dann spielen die so richtig ihren Charakter aus, ihre Schönheit aus. Und ja, da sind wir wieder bei diesem Punkt Zeit. Man muss einfach Zeit mitbringen. Und Skandinavien ist nicht nur, was die Tierwelt angeht, einfach wunderschön auch die Landschaften. Und ich glaube, das wird fast jeder unterschreiben, dass wenn man einmal da war, man ist einfach begeistert.
00:07:53
Speaker
weil es halt auch nochmal so ein krasser Kontrast zur Mitteleuropa ist und man da oben auch entschleunigt und fühlt sich einfach wohl. Es ist eine andere Art dort zu leben als bei uns.
00:08:06
Speaker
Und in einigen Malen, wo du jetzt schon in Skandinavien warst, hattest du irgendwie so eine Lieblingsjahreszeit, weil ich glaube, du warst jetzt wirklich schon fast zu jeder Jahreszeit oben. Ja, das ist ganz schwierig, aber wenn man es runterbricht, ist es wahrscheinlich der Herbst.
00:08:25
Speaker
weil wir einfach wunderschöne Färbung haben, wir haben die Möglichkeiten Polarlichter wiederzusehen und wir können aber immer noch überall hin, weil der Schnee nicht alles versperrt.
Hinter den Kulissen von Chris' YouTube-Kanal
00:08:35
Speaker
Also das ist ein Riesenvorteil, aber die meisten Tiere sind dann auch schon wieder abgewandert. Das ist so der Nachteil davon wieder.
00:08:45
Speaker
Dennoch, der Herbst ist einfach unfassbar schön, allein da mit dem Auto diese Straßen lang zu fahren. Da bleibt man einfach, man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.
00:08:57
Speaker
Man kann sich dann ja sicher auch mehr auf Landschaften fokussieren und eben, wie du sagst, Polarlichter und so weiter. Jetzt, wenn du von Herbst sprichst, ist das so September oder was? Anfang Oktober, Ende September, sowas? Genau. Mitte bis Ende September, dann fällt der erste Schnee meistens. Auch dass es dann halt noch, wenn man diesen Zeitpunkt erwischt, dass der erste Schnee gefallen ist, aber noch Herbstlaub dran ist, ist natürlich nochmal schöner.
00:09:21
Speaker
Sehr cool. Hast du bereits einen nächsten Trip dahin geplant oder können wir damit mit einem weiteren Größenprojekt rechnen? Kannst du da schon was dazu sagen? Ja, also weil es eben so ein Herzensprojekt ist, möchte ich da auch letztendlich ein Buch draus machen aus diesen ganzen Skandinavienreisen. Und ich möchte jetzt im Herbst nochmal hochfahren und dann nächstes Frühjahr noch einmal.
00:09:46
Speaker
Und wenn es klappt, dann einen Sommer auch wieder. Und dann ist dieses größere Buchprojekt auch erst mal abgeschlossen. Sehr cool. Da sind wir sehr gespannt. Und für diejenigen, die das noch nicht wissen, davon gehe ich wahrscheinlich nicht aus, man kann das bei dir ja auch immer ziemlich live oder weniger auf YouTube verfolgen. Du bist sehr gut darin,
00:10:09
Speaker
sehr regelmäßig Live-Updates aus deinem Schaffen zu geben. Da wird es mich persönlich sehr interessieren, wie du damit umgehst. Du bist den ganzen Tag draußen am Fotografieren. So wie ich dich kenne, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang darf nicht fehlen. Und dann kommen trotzdem noch die ganze Zeit diese Videos.
Reiseanekdoten und spontane Erkundungen
00:10:31
Speaker
Da frage ich mich manchmal, wie schafft das der Chris?
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Speaker
Gibt es ein Geheimrezept? Ist das einfach auf Schlafverzichten? Das ist eine sehr gute Frage. Ja, also es wird sehr, sehr viel in der Nacht bearbeitet. Und den Schlaf hole ich dann tagsüber in Skandinavien zumindest nach. Und da ist es sowieso gerade im Sommer sinnvoll, die Nächte zu nutzen, weil eben noch genug Licht da ist, um zu fotografieren. Tagsüber ist dann doch eher entspannt angesagt.
00:11:02
Speaker
Und jetzt auf der letzten Skandinavienreise, ich war im Sommer da oben, Anfang Juni und ich war schon fertig, muss ich zugeben, aber ich versuche eben mein Pensum von zwei Videos die Woche jetzt beizubehalten und bisher klappt das ganz gut.
00:11:22
Speaker
Ja, ist eine ganz andere Taktik, als ich sie habe. Also ich habe noch irgendwie erst im Frühjahr Videos von Spanien, die ich noch nicht mal hochgeladen habe. Sie sind fertig geschnitten mittlerweile. Die habe ich, dachte ich, mir tue ich dann hochladen, wenn ich in Skandinavien bin. Ich bin immer so eine Reise hinterher, weil ich vor Ort irgendwie, wenn ich die Zeit nicht zum Fotografieren nutze, dann möchte ich schlafen.
00:11:46
Speaker
Ich wünschte, ich könnte sofort produzieren. In Skandinavien ist es mir gelungen. Da hatte ich ein paar Videos, aber dann denke ich mir auch, jetzt ruhe ich mich aus, ich produziere jetzt erst mal nichts. Und dann kommt der Punkt, oh Mist, jetzt muss ich wieder was hochladen, ich habe aber nichts mehr. Und dann ist es dann doch relativ live, was dann da zu sehen ist.
00:12:05
Speaker
Ja, es ist beeindruckend. Ich finde es aber auch echt sehr cool. Also, wenn man irgendwie deine Stories sieht, dass du gerade unterwegs bist und am gleichen Tag mehr oder weniger noch dein Video dazu anschauen kann. Ich glaube, das ist schon für viele sehr interessant und macht es etwas nahbarer, das Ganze. Cool. Ich kann mich noch erinnern, ich war einmal in Skandinavien im Sommer.
00:12:27
Speaker
Und da gibt es so eine kleine Anekdote, meine zwei Kollegen sind in die Tankstelle reingegangen und drei Minuten später, als sie raus kamen, bin ich da auf dem Boden, habe ich geschlafen. Also das ist schon so, ich kann mich da noch erinnern, das war eine sehr intensive und schlaflose Zeit. Fabian, hattest du gerade noch eine Frage?
00:12:52
Speaker
Ich glaube, ich wollte eigentlich noch fragen, was so dein Lieblingsort ganz generell ist, aber ich glaube, du hast das schon beantwortet. Du fokussierst dich am meisten auf die heimische Tierwelt, aber ich ziehe das einfach immer wieder nach Skandinavien. Kann man das so zusammenfassen?
00:13:08
Speaker
Ja, auf jeden Fall. Aber die heimische Natur ist ja auch extrem divers. Und da kann ich dir jetzt zum Beispiel gar nicht sagen, was ich lieber mag, ob Berge oder Meer oder halt doch dieses, das Mittelgebirge, wo ich letztendlich aufgewachsen bin.
00:13:23
Speaker
Also das hat für mich den größten Reiz, weil es auch den größten Bezug hat und die Tierarten, die man hier entdecken kann, das sind ja auch Sperling Scouts, Raufe Scouts, Uhu, alles tolle Arten plus dann nochmal auf den Offenflächen, Schleiereule und Sonstiges. Ihr merkt schon, Eulen sind für mich auch so, die begeistern mich auf jeden Fall, mit denen habe ich auch damals im Studium gearbeitet.
Ausrüstungstipps für die Tierfotografie
00:13:50
Speaker
Alles hat seinen Reiz und man muss einfach die Tiere entdecken und kennenlernen. Das ist das Wichtigste dabei. Und ich kann mich letztendlich genauso für 1.000 Füße begeistern, wie jetzt für einen Braunbär.
00:14:06
Speaker
Ja, das finde ich sehr, sehr bewundernswert, weil selbst ich da ja auch Biologe bin, muss sagen, ich habe da schon so ein bisschen einen Bias, dass ich, sagen wir mal, die seltenen und vielleicht imposanteren Tiere denen den Vorzug geben würde. Also es gibt zwar auch hier Anekdoten, also ich finde Wildtiere immer spannender als etwas anderes und als ich mal als Kind im Zoo war,
00:14:28
Speaker
fand es meine Mutter ein bisschen witzig, dass ich den Libellen nachgerannt bin am Teich. Und sie hat sich gefragt, für was sie eigentlich den Zoo Eintritt zahlt, wenn ich nachher einfach die Libellen fotografiere. Und ich fand das halt spannender, weil es Wildtiere waren in dem Sinne. Ja, also ich kann es zu einem gewissen Punkt verstehen, aber ich glaube, wenn der Bär vor mir wäre, da würde ich keine Insekten mehr fotografieren oder so. Ja, okay, das würde ich aber jetzt auch nicht machen. Da hast du vollkommen recht.
00:14:57
Speaker
Es kommt natürlich so ein Stück weit auf die Arten drauf an. Ich habe zum Beispiel jetzt Urzeitkrebse fotografiert dieses Jahr. Und ich finde diese Arten, das sind ja mehrere Arten, unfassbar faszinierend. Und wenn man, wenn ich persönlich wieder was Neues lernen kann über Tierarten oder neue Tierarten kennenlernen kann, das hat für mich eben dann diesen großen Reiz. Aber fotografisch gesehen ist natürlich dann oft der Braunbär ein bisschen interessanter als
00:15:26
Speaker
Ja, tagsüber eine Leuchtkäferlarve, die halt dann doch relativ unschön ausschaut.
00:15:37
Speaker
Ich habe gerade noch eine Frage zum Equipment und Reisen, weil du hast jetzt, wir haben jetzt darüber geredet, eben Schweden, Norwegen gehst du immer wieder hin gerne und dich fasziniert eigentlich wirklich ja eigentlich alle Facetten der Natur von Landschaften, Polarlichtern, Insekten, auch Blumen mit Orideen hast du ja dieses Jahr auch relativ viel gemacht in Schweden, war ja eines der Hauptziele eigentlich, dann eben Säugetiere, Vögel und so weiter. Wie machst du das mit dem Equipment? Nimmst du einfach mal alles mit und lässt dich überraschen?
00:16:07
Speaker
Oder hast du schon eine relativ genaue Vorstellung, was du so fotografieren möchtest? Es geht jetzt mehr vom Equipment her um das und dann nimmst du nur das mit. Das hat sich gewandelt. Also vor zwei Jahren war es noch so, dass ich
00:16:25
Speaker
relativ viel mitgenommen habe und einfach mal geschaut habe, was auf mich zukommt. Und mittlerweile muss ich da leider so ein bisschen effizienter arbeiten. Und deswegen habe ich konkret das Equipment dabei gehabt für die Motive, die ich fotografieren wollte. Und da war halt jetzt auf der letzten Reise der Kampfläufer im Fokus, also da Telobjektiv und Tarnung, aber genauso die eine Orchidee, die Kalypso und da eben alles mögliche an manuellen Objektiven und das Makro.
00:16:54
Speaker
Hattest du es dann auch, dass du irgendwas vermisst hast? Ich glaube, das hat man immer. Nee, aber tatsächlich war es auf dieser Reise ziemlich perfekt, dass ich alles dabei hatte. Aber natürlich vermisst man manchmal ein Objektiv, das man zu Hause lässt oder dann doch mal ein Peer-Sensor, um die Kamera selbst auszulösen, wenn ein Tier davor läuft.
00:17:20
Speaker
Das sind alles so Dinge, die man beachten muss und bedenken muss und im Hinterkopf haben sollte, dass man diese Möglichkeit halt doch hat. Also ich hätte zum Beispiel sehr gerne Lemminge fotografiert, aber ich hatte nicht die Zeit, die ganze Zeit dabei zu sitzen. Und da wäre es einfach gewesen, einen Bewegungssensor an die Kamera anzuschließen und sie hätte von alleine gearbeitet. Und ich kann 100 Meter weiter entfernt liegen und fotografiere Läufer. Wäre perfekt gewesen. Aber ja, das nächste Mal.
00:17:48
Speaker
Gut ist Nikolas nicht dabei, der hätte gleich für die Z8 und Z9 Werbung gemacht mit dem Auto Capture.
Herausforderungen zwischen Beruf und Leidenschaft
00:17:55
Speaker
Ja, aber das ist auch ein cooles Feature, muss man zugeben.
00:18:00
Speaker
Ja, weil ich finde, es ist noch irgendwie herausfordernd aus eigener Erfahrung. Wenn man zu viel mit dabei hat, kann es ja auch mal passieren, dass man sich so ein bisschen verzettelt. Also mir geht es dann so, dass ich so viel Equipment habe, dass ich dann ein bisschen mich nicht entscheiden kann. Mit was nehme ich überhaupt? Dann wechsle ich hin und her und am Schluss kriege ich irgendwie nichts Gutes raus oder fühle mich eher gestresst. Darum hat es mich eben einfach auch interessiert, wie du da vorgehst.
00:18:26
Speaker
Aber da gebe ich dir vollkommen recht, also zu viel Equipment ist auch nicht förderlich. Manchmal hilft es, wenn man sich selbst limitiert, weil man dann einfach andere Blickwinkel finden muss und mit dem Objektiv klarkommen muss. Aber ja, in dem Fall hatte ich so viel Zeit, dass ich halt auch ganz viel experimentieren konnte.
00:18:46
Speaker
Cool, es ist spannend zu hören, wie du da so vorgehst. Du hast angesprochen, effizientes Fotografieren. Das ist natürlich der Idealfall. Ich würde mich wundern, ob das jetzt wirklich so viel effizienter geworden ist, wenn du dir diese Arten heraussuchst oder ob du das auch früher genossen hast, einfach sehr mal drauf loszugehen und zu schauen, was sich so ergibt, weil dann ist man einfach mit einem viel weiteren Blick auch unterwegs und entdeckt vielleicht Sachen, mit denen man nicht gerechnet hätte.
00:19:15
Speaker
Wie erlebst du das? Ja, also dieser Druck, effizient arbeiten zu müssen, der ist definitiv da und der ist nicht förderlich. Das sind halt jetzt
00:19:26
Speaker
diese Fristen, die man auf einmal hat, gerade gegen Sommer, da müssen die Bücher fertig werden, weil sie vor Weihnachten rauskommen müssen. Wenn ich das nicht habe und einfach mal rausgehen kann und ich seit Wochen will ich einfach nur an einen Bach und einfach mal da sitzen und gucken, was da auf mich zukommt, durch das Wasser laufen, vielleicht einen Krebs hinten, den zu fotografieren, dann die Libellen wieder. Ich liebe Libellen, das sind so wunderschöne Motive, aber ich komme einfach nicht dazu.
00:19:53
Speaker
Und das vermisse ich schon sehr. Deswegen werde ich mir in den nächsten Jahren auch Projekte vor der Haustür suchen, wo ich nicht mehr so viel reisen muss. Dass ich eine Location habe, an der ich sehr viel Zeit verbringen werde, um da einfach wieder ein bisschen mehr Kreativität einfließen zu lassen. Um die Zeit zu haben, anders zu denken. Ich glaube schon, dass es in den letzten zwei Jahren vor allem so ein bisschen
00:20:22
Speaker
Ja, dass dieser Druck mir schon geschadet hat. Ich will nicht sagen, dass jetzt die Bilder schlechter geworden sind. Das nicht.
Ratschläge für angehende Fotografen
00:20:27
Speaker
Sie sind anders geworden. Und ich will einfach wieder dahin kommen, an diesen Punkt, wo ich mehr Zeit habe, einfach zu experimentieren. Noch mehr zu experimentieren. Es ist spannend zu hören, wie sich das verändert hat. Und ja, irgendwie, wenn man sich so überlegt,
00:20:46
Speaker
relativ eine logische Schlussfolgerung wahrscheinlich draus, weil einfach dieser Druck relativ groß ist, wahrscheinlich gerade am Anfang, wenn man davon leben möchte. Auch bezüglich Effizientes fotografieren, weil mir das so gefallen hat, da hätte ich noch eine andere Frage. Und zwar ist wahrscheinlich auch interessant für, ich sag mal eher etwas Anfänger oder Anfängerinnen der Naturfotografie.
00:21:11
Speaker
Um überhaupt effizient zu fotografieren, musst du ja genau eigentlich wissen, wo gehst du hin, welches Tier. Da bringt sicher der Biologie Background sehr viel, aber du musst ja trotzdem noch den Standort dann haben. Wie hast du da irgendwelche Tipps oder wie kommst du an diese Orte ran? Es steht alles im Internet. Also wenn man sich die Zeit nimmt zu Hause und einfach mal
00:21:33
Speaker
googelt. Man findet letztendlich alles. Es gibt zu jedem Schutzgebiet ein Paper, wo aufgelistet ist, was es da gibt zum Beispiel. Nicht jedes Schutzgebiet darf betreten werden. Die rechtlichen Hintergründe muss man sich natürlich auch ein bisschen einflößen, aber leider und zum Glück findet man alles im Internet. Man muss halt mit einem gesunden Menschenverstand herangehen und das nicht übertreiben.
00:21:59
Speaker
Natürlich spielt dann auch ein Netzwerk eine große Rolle. Also viele Naturfotografen zu kennen, mit denen wir Freunde zu sein, das hilft natürlich auch. Also ich wäre nicht da, wenn ich nicht die Unterstützung von Freunden hätte und könnte auch nicht diese 20 Tierarten innerhalb von einem Jahr fotografieren für ein neues Buch. Das geht nicht. Ich greife natürlich auch so ein bisschen aufs Archiv zurück und ich habe in den Jahren, wo ich
00:22:24
Speaker
studiert habe, natürlich auch viele Gegenden kennengelernt und weiß ungefähr, wo man mit was rechnen kann. Aber wie gesagt, das Internet ist immer noch die größte, hat das größte Wissen und man findet einfach ganz viel raus. Zeitungsartikel. Also wer Uhus in Deutschland fotografieren möchte, der sollte einfach Zeitungen suchen, durchblättern. Die sind in den Städten, die Uhus, und das sind Kulturfolger geworden. Die sind so häufig, dass man sie fast überall antreffen kann.
00:22:54
Speaker
nur zum Beispiel und man muss es sich dann halt auch so ein bisschen leichter machen, wenn man effizient arbeiten möchte, indem man die Uhus halt in der Stadt fotografiert und nicht irgendwie im Wald, weil da kann sie sich viel besser verstecken, in der Stadt sind sie deutlich auffälliger.
00:23:10
Speaker
Deswegen habe ich auch ganz, ganz viel in der Stadt fotografiert, aber eben auch, weil mir dieser Kontrast von Mensch und Tier so gut gefällt. Da gibt es Konflikte, denken wir nur an Tauben, die dann alles vollquoten. Eigentlich sind es aber trotzdem total die liebenswerten Geschöpfe. Spatzen genauso. Ich bin früher auch nur in den Zoo gegangen, weil ich da die Spatzen fotografieren wollte, weil sie da so unfassbar zahm sind, genauso wie mit den Libellen vorhin.
00:23:39
Speaker
Jetzt gehe ich nicht mehr in Zoos, aber man hat so seine Orte. Ich war in Berlin am Alexanderplatz, wo jeden Tag tausende Menschen lang laufen, um Spatzen zu fotografieren, weil es halt auch eine super interessante Kulisse ist. Und auch das ist effizientes Arbeiten und das sich ein bisschen einfacher machen, was aber nicht heißt, dass die Bilder dadurch schlechter werden.
00:24:01
Speaker
Ja, sehr spannend und sicher ein guter Tipp, dass man auch etwas jetzt gar nicht in die abgelegensten Ecken gehen muss wahrscheinlich. Also für die meisten Arten findet man wahrscheinlich auch ein Ponsor davon, das nicht ganz so scheu ist und sich schon etwas an Menschen gewöhnt hat.
00:24:17
Speaker
hat dann sicher auch den Vorteil, dass das entsprechende Individuum weniger gestresst ist, weil ich denke mal ein Uhu, der in der Stadt lebt, dort nistet, der ist sich das irgendwie gewöhnt, die Menschen, der toleriert die natürlich, sollte man trotzdem hinterfragen, was man macht, aber wenn man sich genau gleich bei dem im Wald verhält, nehme ich mal an, kann man einfach einen größeren Schaden anrichten.
00:24:40
Speaker
Genauso ist es. Die Tiere kennen den Menschen, die kommen bewusst zum Menschen, die wissen, dass da keine Gefahr ist, gerade wenn man jetzt nicht zu ihnen hochklettern, zum Beispiel. Und wenn man sich einfach ganz normal verhält, ist es überhaupt kein Thema für die Tiere. Und wir finden wirklich, wie Levi schon gesagt hat, fast jede Tierart in der Stadt.
00:24:59
Speaker
Braunbären, Luchse im Harz, Wölfe mittlerweile. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen blöd, aber sei mal dahingestellt. Tannherr, komm in die Städte. Eichhörnchen natürlich.
00:25:15
Speaker
Fast jede Tierart finden wir in der Stadt. Ich denke auch an viele so nachtaktive Tiere jetzt, Igel oder Dämmerungsaktive, was auch immer, Igel, Fuchs, Dachs. Ich denke also, Arten sind sicher auch einfacher in dem Sinne.
00:25:30
Speaker
Ja, Fuchs in der Kulturlandschaft oder im Wald, wir laufen Gefahr, dass die Fähe den Bau wechselt, wenn wir unbedacht da sind, wenn der Geruch aus der falschen Richtung kommt oder sowas. In der Stadt, da riecht es überall nach Mensch. Also da können wir sowas zum Beispiel schon mal ausschließen. Und auch das ist dann ja, wie gesagt, effizientes Arbeiten, einfacheres Arbeiten mit ganz anderen Bildern, aber die genauso spannend sind.
00:25:56
Speaker
Ja, sehr spannend. Das wäre jetzt so ein, also vielleicht dann so noch angemerkt, du hast ja wirklich ein sehr breites Portfolio mittlerweile auch an eben genau solchen Bildern aus der Stadt.
Entwicklung und Techniken in der Fotografie
00:26:07
Speaker
Und für diejenigen, die das jetzt nur hören, vielleicht noch die Anmerkung, dass man das Ganze auch auf YouTube schauen kann und dass es da bestimmt noch das eine oder andere Bild dann auch eingeblendet gibt, worüber wir gerade sprechen.
00:26:22
Speaker
Ich hätte noch die Frage gehabt, allgemein für Anfänger und Anfängerinnen, was du empfehlen würdest und was für Tipps du hättest. Das wäre jetzt schon mal ein erster gewesen. Gibt es vielleicht noch weitere Dinge, die man da beachten kann?
00:26:37
Speaker
Man muss sich bewusst machen, welches Equipment man hat, weil jedes Objektiv ist für was anderes geeignet. Es wird immer empfohlen, hier ihr braucht auf jeden Fall ein Teleobjektiv und sowas, aber das stimmt ja letztendlich gar nicht. Wir können genauso mit dem Waldwinkel Tierfotografie betreiben. Man ist natürlich ein bisschen eingeschränkt mit den Arten, aber wie gesagt, Spatzen in der Stadt.
00:26:59
Speaker
Warum nicht? Die sind teilweise erhandsam. Tauben. Man kann die wahrscheinlich sogar spannender ablichten mit dem Weitwinkel. Also wenn man jetzt sagt, hier nimmt ein Teleobjektiv und fotografiert mal einen Fuchs, ist wahrscheinlich das Weitwinkel von der Taube interessanter.
00:27:18
Speaker
Macht euch mal bewusst, was für Objektive ihr habt, auch so ein 50mm 1.8. Das hat so ein schönes Bouquet letztendlich, wenn ihr die Offenblende einsetzt. Ihr braucht aber wieder Tierarten, wo man relativ nah rankommt. Für Steinböcke in der Schweiz gibt es ja auch genug Orte, wo man etwas näher rankommt, wo man das nutzen kann.
00:27:38
Speaker
Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Man muss sich halt vielleicht gedanklich mal so eine Liste machen mit Tierarten, die man fotografieren möchte, gucken, was ist möglich. Und wenn ja, wo ist es möglich? Und dann einfach mal probieren und ganz, ganz viel experimentieren und nicht frustriert sein, wenn es nicht beim ersten Mal klappt. Das geht uns ja leider auch so, dass wir viele Anläufe brauchen und genug Zeit mitbringen müssen.
00:28:00
Speaker
Jetzt zum Thema Brennweiten. Hast du bei dir einen Trend gemerkt, dass sich das Spektrum von Brennweiten irgendwie verschoben hat in den letzten Jahren, in die eine oder andere Richtung? Weil ich weiß, dass du früher sehr viel mit dem 400 oder 200 gemacht hast, aber auch schon ein bisschen mit Weitwinkel. Wie hat sich jetzt das über die letzten, ich weiß nicht, vier, fünf Jahre verändert?
00:28:21
Speaker
Das ist eine spannende Frage. Ich würde sagen, es ist einfach extremer geworden. Also ich habe jetzt mittlerweile einen 600er. Das nutze ich sehr, sehr gerne mit Zweifachextender. Ich fotografiere sehr viel mit 1200 Millimetern, fotografiere aber genauso mit 14 Millimetern. Und das Lieblingsobjektiv ist so ein bisschen das 135er mit einer Offenblende von 1.8. Weil das ermöglicht mir dann auch wieder nachts auf Tour zu gehen und ein bisschen Lebensraum zu zeigen. Und generell so Aufnahmen mit Lebensraum, das ist für mich einfach am schönsten.
00:28:52
Speaker
Ja, da habe ich gerade das Bild von der Doppelschnäpfe von dir im Kopf aus diesem Jahr. Gab es da so ein Objektiv, das irgendwie für dich sozusagen ein Gamechanger war, der irgendwie ein Objektiv, das dir wirklich neue Sachen ermöglicht hat und das deine Fotografie irgendwie auch geprägt hat oder irgendwie beeinflusst hat?
00:29:17
Speaker
Ja, also einerseits ein Weitwinkel, 16 Millimeter, aber mit einer sehr kurzen Naheinstellgrenze. Und das ermöglicht mir halt zum Beispiel kleine Tiere relativ groß im Bild darzustellen und trotzdem noch diesen Lebensraum einzufangen. Also Lebensraum einfangen, das ist für mich eben wirklich ganz, ganz wichtig.
00:29:38
Speaker
Einerseits sowas, so Weitwinkelmakros, aber halt eben auch das angesprochene 135er, weil ich mittlerweile dadurch Tag und Nacht fotografieren kann. Und dann zu diesen Zeiten, wo halt die meisten Leute schlafen, dann doch nochmal ganz andere Bilder entstehen können.
00:29:59
Speaker
Hast du noch etwas weiteres in deinem Fotorucksack, das nicht fehlen darf, abgesehen von deinen Lieblingsobjektiven? Etwas, wo man vielleicht jetzt nicht so damit rechnet auf das erste Mal.
00:30:11
Speaker
Ich hätte jetzt Akkus gesagt, weil mein Akku ist immer leer. Ich habe fünf, sechs Akkus im Rucksack. In der Hoffnung, dass einer voll ist. Das ist auch meine Taktik. Hat sich gestern wieder mal herausgestellt, dass das nicht die beste Taktik ist. Also ich glaube, besser zwei Akkus und ein Ladegerät als sechs Akkus. Das stimmt.
00:30:38
Speaker
Fernglas finde ich immer wieder wichtig, nicht immer, weil oft denke ich mir, ich laufe nur durch eine Gegend, wenn ich das Tier nicht so entdecke, dann lohnt es sich ja auch gar nicht, das zu fotografieren, weil es einfach zu weit weg sein wird oder zu versteckt ist. Fernglas kann aber trotzdem helfen, Tiere zu entdecken. Das ist wirklich eine ganz tolle Sache.
00:31:00
Speaker
Ansonsten, was habe ich noch im Rucksack, was nicht fehlen darf? Ich habe mittlerweile eine Zeckenkarte drin. Sollte glaube ich auch jeder haben für den Fall der Fälle, dass man gebissen wird und wenn wir draußen unterwegs sind, dann passiert das doch leider relativ schnell.
00:31:15
Speaker
Das ist ein guter Hinweis, sollte ich vielleicht auch mal reinnehmen. Vielleicht bezüglich Tiere entdecken, du hast angesprochen Fernglas ist sicher sehr hilfreich. Ich habe auch gesehen, du hast auch schon mit Wärmebild gearbeitet, oder? Ist das auch so ein Gamechanger für dich oder eher nicht so relevant?
00:31:35
Speaker
Im Winter ja, im Sommer nein. Also es leuchtet halt wirklich alles im Sommer, wenn jeder Baumstamm leuchtet, jeder Stein leuchtet. Ich dachte ja, ich bin so schlau, ich fahre nach Skandinavien und entdecke jetzt jeden Monellregenpfeifer im Fjell, aber Pustekuchen. Jeder Stein leuchtet. Alle 30 Zentimeter leuchtet da ein rotes Etwas und man findet noch weniger, als wenn man einfach so gucken würde.
00:32:02
Speaker
Im Winter ist es wieder anders, aber auch dann muss das Tier frei sitzen, abgesehen von Tieren mit Fällen, von Säugetieren. Säugetiere kann man sehr gut damit entdecken, aber die findet man auch so mit bloßem Auge oder mit halt zwei Minuten mehr Aufwand. Es ist für mich eigentlich kein Gamechanger.
00:32:22
Speaker
Aber es ist ein sehr nettes Tool, gerade wenn man nachts naturinteressiert ist und da einfach mal die Tiere beobachten will, wenn es viel zu dunkel ist zum Fotografieren, aber einfach mal zu gucken, was da los ist. Das ist durchaus spannend. Ich habe mich gerade dazu gefragt, ob das für alle Vogelarten gehen würde oder ob ein Alpsschneehund so gut isoliert ist zum Beispiel, dass man das gar nicht mehr so gut sieht und ob dann selbst im Winter vielleicht auch
00:32:48
Speaker
die Vegetation so ein bisschen sich aufwärmen, wenn die Sonne scheint. Vielleicht Levi kannst du das einmal ausprobieren. Ich habe es tatsächlich auch schon ausprobiert. Es gab schon ein, zwei Situationen, wo ich etwas entdeckt habe. Ich habe es aber ehrlich gesagt meistens dann erst gebraucht, wenn ich das Tier schon gefunden habe, einfach weil es mich interessiert hat, ob ich jetzt das auch gefunden hätte mit dem.
00:33:13
Speaker
Ich hatte einen Wintertag, an den ich mich erinnere, wo wirklich alles zugeschneit war. Das sind schon die ganzen Säugetiere und Schneehühner. Als ich die gesehen habe, sind die schon gut herausgestochen. Ich besitze aber selbst auch nicht eins, das war nur ein Ausgeliehenes. Es hat mich deswegen auch wundern genommen, ob sich das vielleicht lohnt.
00:33:37
Speaker
mit einem geübten Auge und wahrscheinlich fast wichtiger zu wissen, wo sich die Tiere in der Regel aufhalten, da kann man ja auch schon sehr gut dann drauf gehen. Gerade bei Schneehühnern mittlerweile habe ich so die Orte, wo ich die mehr oder weniger erwarte und an den anderen Orten schaue ich gar nicht so richtig hin. Und so ist es ja mit jeder Tierart. Man muss dieses Gefühl bekommen,
00:34:00
Speaker
Wo hält sich das Tier am liebsten auf? Und da muss man horchen. Ich denke, der Hörsinn ist somit das Wichtigste bei der Tierfotografie, um einfach Tiere zu entdecken.
00:34:12
Speaker
Und auch die Alpenschneehühner geben zwar einen sehr leisen Sound von sich, aber wenn man ein bisschen Zeit verbringt, wird man sie hören. Und da ist halt die Zeit wieder der Faktor. Das stimmt total, ja. Ich war jetzt gerade die letzten zwei Tage, habe ich eine Alpenschneehuhn-Mutter mit den Küken gefilmt.
Zukunftspläne und kreative Freiheit
00:34:33
Speaker
So ein kleines Highlight. Und das war auch so, dass wir die am zweiten Tag dann auch nur gefunden haben, weil die kleinen Küken so ganz leicht leise rufen haben, so wie Haushühner eigentlich. Das hilft schon, wenn man da auch dann eben weiß, wie die Tiere machen und darauf achtet. Definitiv. Und das ist vielleicht auch noch so ein Tipp, den man mitgeben kann.
00:34:58
Speaker
Wir haben uns das ja alles irgendwie selbst beigebracht, diese Sounds. Und das ging nur durch die Beobachtung der Tiere selbst. Also die Grundlage ist dann schon, einfach rauszugehen, stehen bleiben, wenn man was hört und versuchen, dieses Tier zu entdecken und dann rauszufinden, was war das?
00:35:15
Speaker
Er fängt beim Buchfink an, dann das Rotkehlchen, was schon ein bisschen schwieriger wird, Zaunkönig. Und dann, ja, lernt man so nach und nach so sein Stimmrepertoire. Das braucht seine Zeit und das muss man auch jedes Frühjahr wieder auffrischen. Aber wenn man da so einen Grundstock erstmal drauf hat, dann wird es umso leichter und dann hört man die auch einfach raus, auch wenn sie nicht voll singen.
00:35:39
Speaker
Ich denke, da helfen ja die neuen Tools auch ganz gut, weil man sozusagen überprüfen kann, ob der Verdachte, den man hatte, stimmt. Stimmt, da gibt es auch Apps, die das mittlerweile können. Das stimmt. Ist auch ganz nett, wenn man mal in einem ganz anderen Land unterwegs ist, muss ich sagen. Wo man wirklich einfach nicht die Zeit hat, sich in dem Sinn richtig vorzubereiten.
00:36:04
Speaker
Ja, spannend. Fabian, hast du noch eine gerade aktuelle Frage? Ansonsten würde mich dann sehr wunderbar noch nehmen, der Blick in die Zukunft. Vielleicht, Chris, so in fünf Jahren, wo siehst du dich? Was wäre so, wenn du das schon sagen willst? Oder vielleicht arbeitest du, vielleicht arbeitest du auch lieber leise an deinen Plänen, aber vielleicht gibt es auch eins, zwei Dinge, die du erzählen kannst.
00:36:34
Speaker
Ich kann es dir tatsächlich noch gar nicht sagen. Ich habe Wünsche, wo ich sein möchte. Ich kann dir aber nicht sagen, wo ich bin. Es kann sein, dass ich diesen Beruf gar nicht mehr ausüben kann. Als Selbstständiger kann das immer ganz schnell gehen. Es muss nur eine Krise kommen und die Bücher werden nicht mehr gekauft, Kalender werden nicht mehr gekauft und dann stehe ich doof da.
00:36:54
Speaker
Aber ich wünsche mir, dass ich deutlich mehr Follower zum Beispiel auf YouTube habe, dass ich da wirklich ein Standbein habe und ich einfach ein bisschen auch zurückschrauben kann. Weil jetzt ist das Pensum schon extrem, muss ich sagen. Dass ich nicht mehr rausgehen kann an den Bachen, um einfach mal zu fotografieren, das stört mich. Und das will ich auf jeden Fall ändern. Und ich will an einen Punkt gelangen, wo ich
00:37:23
Speaker
diesen Luxus habe. Ich mache zwar das, was ich möchte und was ich liebe, aber trotzdem bin ich so ein bisschen gebunden und da will ich freier werden.
00:37:36
Speaker
Ich kann mir gut vorstellen, dass du dann trotzdem ein Video machen würdest von den Libellen am Bach, aber du hast nicht den Erwartungsdruck, dass da spezielle Bilder rauskommen muss. Ich meine, du kannst dann sagen, gut, vielleicht gibt es heute kein Video und wenn du nächste Woche oder nächsten Tag wieder hingehst, gibt es ein Video. Vielleicht gibt es dann nicht das über die Libellen, sondern über irgendeine
00:37:57
Speaker
Ich weiß nicht deine andere Insektenart, die du findest, aber ich kann mir schon vorstellen, dass du jetzt halt in dem Sinn mehr Druck hast, weil wahrscheinlich ein bestimmtes Motiv einfach viel besser geht. Ich meine, wir kommen zurück zum Thema vom Anfang der Braunbär und eben dein Insekt. Oder es gibt halt gewisse Videos, die laufen besser und die kriegen mehr Anklagen. Und da kannst du vielleicht auch noch besser irgendwie Werbung machen. Tönt immer so negativ, aber deine irgendwie deine Bücher auch mit reinbringen oder so etwas.
00:38:26
Speaker
Und das kann ich mir schon vorstellen, das ist natürlich bei anderen.
00:38:31
Speaker
Ja, also ich musste in diesen Job erstmal reinkommen. Das hat lange Zeit gebraucht. Auch jedes Buch hat mir halt, ich habe sehr viel gelernt durch jedes Buch.
Dokumentarfilmprojekte über Feldhamster
00:38:45
Speaker
Auch wenn man jemanden hat, einen Verlag hat und einen Layouter hat, trotzdem wirkt man ja irgendwie noch mit und man lernt jedes Mal aufs Neue dazu. Es gibt jedes Mal neue Probleme.
00:38:56
Speaker
Das läuft einfach allein Kalendertruck. Man investiert viel Geld und kriegt eine Überraschung zugeschickt. Passen die Farben? Man weiß es nie und ich will einfach
00:39:12
Speaker
so ein bisschen freier sein, was das angeht. Unbeschwerter sein. Und das kommt halt dann auch mit mehr Zuschauern auf YouTube. Also YouTube, ich liebe es. Es macht mir mega viel Spaß, einfach die Leute mitzunehmen, die Resonanz zu bekommen, auf die einzugehen und dann auch mal ein Video extra auf diese Fragen zu machen. Einfach diese Interaktion. Das mag ich. Ich mag es auch, Leuten was beizubringen. Ich wäre auch gerne Lehrer geworden.
00:39:40
Speaker
Aber meine Passion ist eben halt die Tierfotografie und solange ich das ausleben kann, werde ich das auch tun. Aber ja, dieser Druck, das muss einfach weniger werden. Und ich hoffe einfach, dass ich in fünf Jahren dastehe, fest etabliert bin und ja, eine Grundlage geschaffen habe.
00:40:02
Speaker
Abgesehen davon, dass du, glaube ich, auf einem guten Weg bist, glaube ich, dass wir dir das alle nur von Herzen wünschen und dass du das auf jeden Fall sehr verdient hättest und dass wir alle sehr gespannt sind, wie es weitergeht und auf deine nächsten Projekte. Hast du gerade noch so etwas, wo du uns mitnehmen kannst, wo es als nächstes hingeht, jetzt die nächsten Tage?
00:40:24
Speaker
Die nächsten Tage. Ja, wir drehen diese Woche einen Feldhamsterfilm. Also der Feldhamster ist auch so eine Tierart, mit der habe ich mich während des Studiums schon intensiv beschäftigt. Ich habe mein Master in Wien gemacht und habe da über mehrere Jahre letztendlich eine Feldhamster-Serie geschossen.
00:40:45
Speaker
Allerdings ging es da um urbane Feldhamster.
Verbindung zur Natur durch Fotografie fördern
00:40:48
Speaker
Die leben dort in den Stadtparks, in Gärten, Friedhöfen. Megaspannend. Und dann habe ich da auch teilweise Wettbewerbe mitgewonnen oder wurde prämiert. Und dann kamen schon Anfragen von Magazinen. Hier, wie schaut es aus? Hast du Feldhamster am Getreidefeld? Und ich so, ne.
00:41:05
Speaker
Da habe ich noch nie fotografiert, finde ich total schwierig. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich da eben auch mit einem Naturschutzverband der HAGON hier vor Ort zusammenarbeiten kann, mit der AG Feldhamsterschutz und da einfach gemeinsam Projekte realisiere. Wir haben zum Beispiel jetzt auch einen Livestream auf YouTube aufgesetzt. Da habe ich einen Kunstbau gebaut, zusammen mit einem Kumpel. Wir haben Technik installiert. Wir haben da jetzt wirklich zwei Kameras, die da durchlaufen und wir können die Feldhamster
00:41:33
Speaker
von der Paarung, von der Fährpaarung bis zur kompletten jungen Aufzucht begleiten. Und auch die Feldhamster-Experten haben daraus schon so viel mitnehmen können. Und das ist wieder dieses Unentdeckte, weil wir können nicht unter die Erde schauen. Und das ist einfach unfassbar faszinierend und Feldhamster, ja.
00:41:51
Speaker
ist ein Tier, würde ich auch super gerne ein Buch draus machen, aber die Nische oder die Zielgruppe ist so ein bisschen zu eng, dass sich das nicht rentiert. Das ist ein bisschen schade. Und das wäre vielleicht schöner, mit mehr Zuschauern auf YouTube könnte man sowas realisieren. Zum Beispiel. Aber ja, dieser Film wird jetzt hoffentlich die nächsten Tage entstehen und dann noch mal Eintretermin im September. Und dann wird es im Winter eine Doku über mich und die Feldhamster geben.
00:42:20
Speaker
Ja, mega cool. Da bin ich auch gespannt. Und wünsche ich natürlich viel Erfolg für den Dreh, dass da alles klappt und ihr die Aufnahmen hinbekommt. Dankeschön. Ja, also das ist gemeinsam mit einem Studenten, der so ein Projekt hat. Der hat ein Semester, muss er irgendwie einen Film verfilmen. Und das andere Semester ist dann den Film Schneiden.
00:42:44
Speaker
Und er kommt eben jetzt vorbei und wird uns so ein bisschen über die Schulter schauen. Was cool ist natürlich auch für mich, weil ich jetzt nicht selbst filmen muss, sondern fotografieren kann zum Beispiel. Und ja, das wird sehr spannend. Ist auch für mich was Neues. Ja, klingt wirklich sehr interessant. Und wir sind gespannt, kommt das dann nächsten Frühling raus, wenn das im Winter geschnitten wird? Oder ist das noch nicht genau geplant? Ja, wahrscheinlich Januar, Februar irgendwann sogar noch.
00:43:14
Speaker
Das freue ich mich drauf. Deswegen wollte ich auch das Drohnefliegen üben mit dir, Fabian, weil da muss ich jetzt die Mähdrescher bei der Maat zum Beispiel filmen und fotografieren, weil es genauso dazugehört. Also es ist interessant, wie weit gegriffen Tierfotografie mittlerweile auch für mich ist, dass ich auf einmal anfange, Landmaschinen beim Ernten zu fotografieren, weil es genauso zum Feldhamster dazugehört wie jetzt ein Friedhof.
00:43:40
Speaker
Und das ist krass. Also das ist schon auch ein Wandel bei mir in der Fotografie. Und das wird Levi wahrscheinlich auch bemerkt haben.
00:43:50
Speaker
Ja, das ist effektiv so. Also ich finde mich auch auf einmal irgendwo mit Wissenschaftlerinnen draußen im Feld und wir sprechen über ganz anderes, was aber dann eben doch auch sehr, sehr stark mit der Tierfotografie oder der Vermittlung von solchen spannenden Themen zu tun hat. Und da ist es natürlich schön, wenn man die ganze Geschichte dann erzählen kann und eben so auch etwas bewirken kann. Sehr schön.
00:44:18
Speaker
Chris, vielen Dank, dass du da zu Gast warst in unserem Podcast. Hat uns sehr gefreut. Ich denke, wir können auch im Namen von Nicolas reden. Es war sehr interessant.
00:44:29
Speaker
Ja, ich denke für die Zuhörer und Zuschauer auf YouTube oder eben Podcast Plattformen wirklich interessant von jemandem, der so viel Erfahrung hat, etwas zu lernen. Und hier vielleicht noch der Hinweis, dass wir deinen YouTube Kanal und die Bücher und so weiter natürlich einfach unten in den Show Notes respektive in der Beschreibung verlinken werden. Also wenn ihr möchtet, dass Chris auch mal wieder in Ruhe an einem Bach sitzen kann, dann macht, dann unterstützt ihn doch hier ein klein wenig.
00:44:56
Speaker
Ja, Chris, hast du noch irgendetwas, was du loswerden möchtest? Ja, erstmal vielen Dank, dass ich dabei sein durfte. Das hat mega viel Spaß gemacht. Und an alle, die da jetzt Lust bekommen haben, rauszugehen oder wieder rauszugehen,
00:45:13
Speaker
Nehmt einfach Zeit und lasst den Druck weg. Versucht wirklich mal einfach an einem Ort zu sitzen und zu gucken. Legt euch in den Wald. Schaut einfach mal in das Laub vor euch. Nehmt eine Matte mit, damit ihr nicht gleich von den Zecken und Mücken zerbissen werdet. Okay, die Matte bringt gegen Mücken jetzt wenig, aber spült euch vielleicht noch ein bisschen ein. Und dann guckt einfach mal. Also da werdet ihr Kugelspringer finden. Dreht noch ein Blatt um. Dann ist da ein Pseudoskopion drunter. Gebt einfach den kleinen Dingen einfach ein bisschen Beachtung.
00:45:43
Speaker
oder setzt euch an den Bach, schaut den Libellen zu, bemerkt, wie auf einmal das Wasser sich bricht, wie die Reflektionen entstehen, spielt mit Schärfe und Unschärfe. Naturfotografie ist genauso experimentell wie andere Branchen der Fotografie, wenn nicht sogar noch experimenteller. Man kann einfach ganz viel zeigen, man kann super abstrakt arbeiten, man kann Leute inspirieren und motivieren.
00:46:10
Speaker
Ich finde Naturfotografie einfach ein wunderschönes Mittel, um halt auch Natur zu vermitteln. Dementsprechend hoffe ich, dass ihr da auch ganz viel Spaß habt und die Natur kennenlernt.
00:46:26
Speaker
Megagut. Also das nehmen wir, glaube ich, gleich als Schlusswort. Viel schöner kann man das nicht mehr sagen. Und auch von meiner Seite ganz herzliches Dankeschön, dass du dabei warst und alles, alles Gute und bis bald. Dankeschön, euch auch. Macht's gut.