Deborahs Weg zur Selbstständigkeit
00:00:05
Speaker
Letztendlich war es dann so, dass ich während Corona gekündigt wurde in meinem Job und dann war das so der Anstoß, um zu sagen, okay, jetzt mache ich es, weil ich wusste, dass ich nicht mein ganzes Leben lang Physiotherapeutin im Angestelltenverhältnis sein möchte. Mich hat es immer gestört, dass die Patienten quasi nur an einer Stelle betreut werden und der Patient überhaupt nicht ganzheitlich davon profitiert, dass ich eigentlich ja auch das Wissen habe, weil man halt nur eine halbe Stunde Zeit hat.
Warum Fachwissen suchen?
00:00:33
Speaker
Ich bin gefühlt im letzten Jahr fünf Jahre gealtert, weil es halt einfach super viel Stress war. Und man sollte sich eigentlich auch Menschen suchen, die sich in dem Bereich, in dem man sich nicht so gut auskennt, sei es Marketing oder Steuern auskennen und das einem auch so ein bisschen abnehmen können. Und ich hätte mir wahrscheinlich viel Zeit und Leid gespart, wenn ich da einfach jemanden gehabt hätte, der es für mich gemacht hätte. Vor allem in der Sparte der Therapeuten ist es super wichtig, dass die sich bewusst machen,
00:01:01
Speaker
dass sie immer besser werden und ich glaube, wenn man eine gute Arbeit macht, dann wird man auch erfolgreich.
Einführung in den Podcast und Vorstellung von Deborah
00:01:09
Speaker
Hallo, Adela von Appointment hier. Herzlich willkommen zu Hashtag Praxis, unserem Podcast mit Tipps und Tricks für selbständige Therapeutinnen und für eine erfolgreiche Praxis führen. In unserer heutigen Folge spreche ich mit Deborah Rittwagen. Sie ist Gesundheitsexpertin, ausgebildete Physiotherapeutin und Heilpraktikerin.
00:01:27
Speaker
und bietet in ihrer Praxis ganzheitliche medizinische Konzepte an. Unter anderem liegt ihr Schwerpunkt neben der Faszien- und Schmerztherapie auch im Bereich Darmentherapie und Frauengesundheit. Heute sprechen wir über den Werdegang, die bisherigen Erfahrungen vom Berufseinstieg und dem Weg in die Selbstständigkeit und ihre Art der Praxisführung. Viel Spaß beim Zuhören! Ja, hallo! Ich würde dich sehr gerne bitten, dich kurz vorzustellen.
00:01:54
Speaker
Ja, hallo, mein Name ist Deborah Rittwagen. Ich führe meine Praxis in Erlangen, hauptsächlich. Ich bin wie gesagt Physiotherapeutin, Heilpraktikerin.
00:02:07
Speaker
Ich bin jetzt inzwischen 31 und habe meine Praxis jetzt seit fast genau einem Jahr. Super. Danke für das schöne Intro. Ich bin auch sehr gespannt, auch deines Perspektives heute zu hören in unserem Gespräch, denn habe ich ein bisschen vorher schlau gemacht. Du hast ja einiges an unterschiedlichsten Unternehmensformen bisher auch kennengelernt im Laufe deiner Berufslaufbahn. Und vielleicht erzählst du uns ganz kurz an dieser Stelle,
00:02:36
Speaker
ein bisschen welche Arten von Unternehmensformen oder Praxisformen du denn bisher durchlaufen hast, was fandest du ganz gut darin oder was war so der Punkt, wo du dir gedacht hast, nee, das würdest du vielleicht anders machen und deswegen hast du dich da vielleicht anders entschieden weiterzugehen.
00:02:54
Speaker
Ja, also ich habe ganz normal im Angestelltenverhältnis begonnen als Physiotherapeutin und hatte dann nebenher ein Gewerbe als Personal-Trainerin eine Weile lang und habe mich dann letztendlich letztes Jahr als Heilpraktikerin in der freiberuflichen Form quasi selbstständig gemacht.
00:03:16
Speaker
Genau, letztendlich liebe ich diese Art der Selbstständigkeit einfach, weil ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann und davor häufig das Problem hatte, dass ich im Angestelltenverhältnis natürlich so arbeiten musste, wie es mir vorgegeben ist. Da war der Zeitrahmen vielleicht geringer oder die Art, wie man gearbeitet hat, hat mir teilweise nicht gut gefallen, vor allem jetzt im Physiotherapeutenverhältnis.
00:03:46
Speaker
Und genau, jetzt bin ich im Endeffekt hier angekommen und wahrscheinlich wird sich das Ganze noch so weit ausweiten, dass demnächst noch ein Gewerbe dazukommt. Genau. Wann war da so der Zeitpunkt, wo für dich klar war, nee, ich möchte mich jetzt wirklich selbstständig
Übergang zur Selbstständigkeit
00:04:03
Speaker
machen? Was war so wirklich der Punkt, wo das einfach begonnen hat zu keimen für dich?
00:04:08
Speaker
Also eigentlich schon, während ich angestellt war als Physiotherapeutin, weil ich wusste, dass ich nicht mein ganzes Leben lang Physiotherapeutin im Angestelltenverhältnis sein möchte. Wer das einmal gemacht hat, weiß wahrscheinlich, was ich meine. Und letztendlich war es dann so, dass ich während Corona gekündigt wurde in meinem Job. Und dann war das so der Anstoß und zu sagen, okay, jetzt mache ich es. Davor habe ich mich einfach nicht getraut.
00:04:33
Speaker
habe lange Zeit so ein bisschen um den heißen Brei gearbeitet quasi. Das ist ja spannend sozusagen. Manchmal hat man ja Lebensmomente, wo dann einfach Dinge vielleicht für einen selber entschieden werden und man sich denkt, ja, was mache ich denn aus dieser Situation heraus? Genau, also ich hatte dann natürlich auch Menschen, die mich auch so ein bisschen in die Richtung geschubst haben. Das war sicherlich hilfreich.
00:04:58
Speaker
Aber letztendlich war es dann auch die Arbeitslosigkeit und weil ich nicht mehr zurück ins Angestelltenverhältnis wollte. Ein paar Faktoren auf jeden Fall zusammengekommen, aber auf jeden Fall eine tolle Chance, die du hier genutzt hast. Und wenn man dir so zuhört, kann man nur meinen, dass es auf jeden Fall das Richtige gewesen ist bisher für dich. Dankeschön.
00:05:21
Speaker
Ich möchte gerne noch zu dem Folgenpunkt zurückgehen, wo du meintest, dass du jetzt vielleicht Dinge anders machst, die du beim früheren Arbeitgeber kennengelernt hattest, ob das jetzt die Arbeit in einem gewissen vorgegebenen Zeitrahmen ist oder auf die Art und Weise, wie man arbeitet. Kannst du vielleicht dahingehend noch ein bisschen
00:05:39
Speaker
tiefer gehen und erzählen, was du denn fachlich, organisatorisch, betriebswirtschaftlich, wie auch immer, dann anders machst oder anders machen möchtest in Zukunft, als du es in deinem Angestelltenverhältnis kennengelernt hattest. Ja, also im Endeffekt, ich hatte davor in der Praxis für reine Faszientherapie gearbeitet. Das heißt, ich habe eigentlich also den ganzen Tag mich mit diesem Thema beschäftigt und es sehr intensiv gemacht.
00:06:05
Speaker
Und es war mir irgendwann zu wenig. Also es ist dann irgendwann immer das Gleiche und man hat dann schon alles gesehen quasi. Natürlich ist jeder Patient anders, aber man möchte dann halt, vor allem wenn man den Heilpraktiker noch macht, das Wissen eigentlich auch anwenden.
Ganzheitliche Pflege vs. Standard-Physiotherapie
00:06:19
Speaker
Und mich hat es immer gestört, dass die Patienten quasi nur an einer Stelle betreut werden, der Rest des Lebens aber überhaupt nicht miteinbezogen wird.
00:06:28
Speaker
der Patient überhaupt nicht ganzheitlich dann davon profitiert, dass ich eigentlich ja auch das Wissen habe, weil man halt nur eine halbe Stunde Zeit hat, zum Beispiel. Also man hat eine halbe Stunde Zeit, in der halben Stunde muss man die Anamnese machen, muss eigentlich auch behandeln. Und dann versuche ich oder habe ich immer versucht, in der Therapie die Patienten noch mit Wissen zu überhäufen, wie sie jetzt am besten die Probleme auch in den Griff kriegen. Und das hat nicht funktioniert. Also das war einfach
00:06:55
Speaker
zu viel Input auch für die meisten in der kurzen Zeit. Und da war mein Ziel, dass ich sage, wenn ich in diesem Beruf bleibe, dann möchte ich, dass es ganzheitlich passiert und dass ich auch die Zeit habe, mit meinen Patienten ausführlich über Sachen zu reden oder eine gute Anamnese zu machen. Inzwischen lasse ich mir teilweise über zwei Stunden Zeit, um eine Anamnese zu machen und merke einfach, dass das bei den Patienten so hilfreich ist.
00:07:25
Speaker
allein, dass mal jemand quasi sich auch mal die Geschichte anhört und nicht nur wie in der Physiotherapie oder wie es halt dabei in der Fastentherapie sie zwar anfasst, aber im Endeffekt machen die dann im Alltag genauso weiter wie davor. Und das war mir einfach wichtig.
00:07:43
Speaker
Und auf Business-Ebene, sage ich mal, habe ich in meiner früheren Praxis dann angefangen, Instagram so ein bisschen mitzumachen.
Instagram-Marketing als Therapeutin
00:07:53
Speaker
Und das mache ich jetzt natürlich mit meinem Kanal mehr. Ich muss sagen, ich bin ja auch kein Profi. Also ich arbeite mich da so langsam rein und es fällt mir teilweise auch schwer, weil ich jetzt nicht so öffentlichkeitsgeil bin. Aber
00:08:07
Speaker
Das ist halt noch ein kreativer Prozess, der dabei ist und der mir unglaublich viel Spaß macht. Ich bin sehr kreativ veranlagt und da kann ich mich so ein bisschen austoben und einfach schönen Content machen, der mir gefällt und der jetzt nicht schwarz und orange ist, weil mein Chef das so möchte.
00:08:29
Speaker
Ja, an der Stelle muss ich auch kurz dazu sagen, dass man ja bei dir auf dem Instagram-Kanal auch total viele unterschiedlichste, ob das jetzt Reels oder eben Beiträge oder Stories zu den Themen findet und man merkt halt auch, dass du Interesse hast, deine Patientinnen, deine Klientinnen und deine Follower auch
00:08:45
Speaker
mit mehrwertigen und hochwertigen Content auch zu versorgen, der auch Spaß macht und Lust auf mehr macht, hier quasi weiterzuschauen, was dann noch so zu den Themen gibt, was du bieten kannst. Und das sind aber auch grundlegende Dinge, die du jetzt gesagt hattest. Also schon allein das fachliche eben, du kannst
00:09:03
Speaker
in einem gewissen Rahmen nicht so in die Tiefe gehen, als wenn du jetzt hier wie beschrieben so als eigene, selbstständige, breit aufgefächertere Therapeutin an die Themen rangehst und eben der Business Aspekt auch, dass du komplett so deinen eigenen Weg auch gehen kannst und Entscheidungen treffen kannst. Das sind natürlich Themen, wenn man in einer größeren Praxis oder auch mit mehreren Personen sind, dann muss man sich das dann irgendwie besser aufteilen. Das ist eh klar, dass man dann nicht so in die Tiefe gehen kann.
00:09:31
Speaker
Ich möchte vielleicht zum ersten Punkt wieder zurückkehren zum fachlichen und ein bisschen in die Richtung mit dir darüber sprechen, wie du denn jetzt aktuell arbeitest, auch nach einem Jahr in der Selbstständigkeit. Ich bin mir ganz sicher, es gibt sicherlich ein oder anderen Learnings, die du in diesen letzten Monaten auch für dich selber gewonnen hast. Wie siehst du das denn rückblickend jetzt? Ja, also man fängt ja an und hat irgendwie was im Kopf und ich habe halt erlebt, dass ich
00:09:59
Speaker
meine Ideen, die ich hatte, noch zehntausendmal umgestellt habe, gefühlt. Also das ist vielleicht auch so ein bisschen ein Problem. Man braucht halt eigentlich eine Strategie und man sollte sich eigentlich auch Menschen suchen, die sich in den Bereichen, die man sich nicht so gut auskennt, sei es Marketing oder Steuern, dass man sich da Leute sucht, die sich da auskennen und das einem auch so ein bisschen abnehmen können.
00:10:25
Speaker
was das Marketing und so angeht, versuche ich immer alles selber zu machen und das ist wahrscheinlich auch nicht schlau. Also ich habe zum Beispiel meine Visitenkarten oder Flyer X mal geändert vom Design her. Das war ein ewiger Prozess und der hat unglaublich viel Zeit verschlungen und ich hätte mir wahrscheinlich viel Zeit und Leid gespart, wenn ich da einfach jemanden gehabt hätte, der das für mich gemacht hätte.
00:10:49
Speaker
Ich habe meine Arbeitsweise auch komplett umgestellt und da habe ich auch lange gebraucht, bis ich den Weg gefunden habe, der für mich funktioniert hat und ich bin wahrscheinlich auch immer noch nicht am Ende dieses Prozesses. Aber ich bin aus einer Praxis gekommen, wo es einen halben Stundentakt gab.
00:11:08
Speaker
Und es war sehr auf Gewinn ausgelegt. Also die Preise waren relativ hoch. Es war sehr auf Gewinn, wie gesagt, ausgelegt. Und ich habe dann halt meine Themen ganz anders aufgeteilt. Also ich mache jetzt auch Damengesundheit und Frauengesundheit. Da musste ich mich auch erstmal noch weiter fortbilden in den Bereichen, weil man sich ja immer nicht gut genug fühlt. Und musste mir das auch organisieren, wie ich denn jetzt meine Patienten in dem Bereich organisieren will. Also ich habe mir zum Beispiel dann
00:11:39
Speaker
Templates angelegt oder gewisse Sachen, die ich den Leuten immer wieder erzähle, dass ich denen das bildlich am Computer zeigen kann. Wichtige Dinge oder Therapiepläne, wie ich die gestalte. Oder so Basics, dass ich zum Beispiel meinen Patienten immer sage, okay, wenn die wegen einer Darmberatung oder einem ganzheitlichen Problem kommen, schreibst du mir jetzt mal eine Woche mit, was so ist. Und solche Sachen, dass man die einfach im Kopf hat.
00:12:05
Speaker
und so eine Struktur hat, wie man mit einem Termin umgeht. Weil im Endeffekt, wenn man jeden Patienten anders strukturiert, dann funktioniert das auf Dauer einfach nicht.
00:12:15
Speaker
Sehr viel Aufbauarbeit, wie das am Anfang immer so ist. Natürlich, da ist, höre ich heraus, ganz viel reingeflossen. Und was würdest du dann sagen nach einem Jahr? Wie teilt sich denn der Arbeitsablauf für dich ein, wenn ich es jetzt beispielsweise anhand eines Prozentes festmachen würde?
Balance zwischen Patientenbetreuung und Verwaltung
00:12:32
Speaker
Wie viel Zeit verbringst du denn wirklich mit Klientinnen in der Therapie? Und wie viel Zeit braucht es denn für die ganzen anderen Themen, sei es jetzt
00:12:43
Speaker
Organisation, Administration, sei es jetzt Marketing, sei es jetzt Steuerthemen für dich? Ja, ganz schwierig. Also bei mir ist es noch so, dass es schon noch fluktuiert, wie viele Patienten ich habe. Das heißt, es gibt vielleicht Wochen, an denen habe ich das 80-20, ja, 80 Prozent Patienten, weil ich da viel in der Praxis bin oder dann noch Online-Termine habe. Und dann gibt es Flauten und da ist es halt dann umgekehrt oder es ist 50-50. Also das ist halt
00:13:12
Speaker
Da muss man super anpassungsfähig sein, habe ich das Gefühl, weil es halt vor allem am Anfang sehr fluktuierend ist und man einfach nicht abschätzen kann, wie jetzt die nächste Woche läuft. Ich habe dann teilweise denke ich mir, nächste Woche habe ich nur einen Patienten und dann zwei Tage davor melden sich noch mal sechs, sieben mal oder so. Das macht es dann spannend. Ja, je nachdem.
00:13:40
Speaker
Aber eine gute Eigenschaft hast du ohnehin gesagt zur Anpassungsfähigkeit, Flexibilität. Man nimmt zu, wie es kommt und versucht eben die Ressourcen dann wahrscheinlich entsprechend dann gut aufzuteilen. Ja, also das kann ich gar nicht. Fällt mir unglaublich schwer. Also ich bin ein sehr, also ich mag Struktur und ich mag auch, wenn ich weiß, was passiert und ich schreibe sehr gerne Listen. Wer mich kennt, der weiß das. Und wenn dann meine Listen jede Woche über einen Haufen geworfen werden, dann ist einfach, also
00:14:07
Speaker
Und da finde ich auch noch meinen Weg. Also ich habe mir zum Beispiel, was vielleicht auch ein ganz cooles Tool ist, quasi immer wöchentlich To Do's angelegt und die teile ich immer ein in vier Kategorien. Wichtig, was ich sofort machen muss, wichtig, was ein bisschen Zeit hat, unwichtig, was ich sofort machen möchte und unwichtig, was ein bisschen Zeit hat. Und das hilft mir so ein bisschen, um mich zu strukturieren.
00:14:30
Speaker
Aber es ist noch nicht perfekt. Nee, aber ich kenne, dass es hilft, wenn man so ein bisschen eine Leitlinie hat, an der man sich orientieren kann und diese Priorisierung von Aufgaben, das erleichtert einem schon den Arbeitsalltag, kann ich auf jeden Fall sagen. Und ich denke, das macht auch mal Mut, wenn das jetzt unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die vielleicht in derselben Situation sind, einfach hören, ja,
00:14:55
Speaker
Uns geht's allen ähnlich, dem einen mehr, dem anderen weniger, aber schon alleine zu hören, dass man da nicht alleine ist mit dem Thema. Das ist ja nur unser Ziel, das Podcast muss ich ja sagen. Ja, alle, die das nicht sagen, die lügen. Ich sehe das ganz oft auf Instagram, dass dann irgendwelche Therapeuten sagen, ja, bei mir läuft's und ich bin immer voll und trotzdem machen sie den ganzen Tag Instagram, wo ich mir denke,
00:15:20
Speaker
Wenn ich die Praxis voll habe, habe ich überhaupt keine Zeit mehr, den ganzen Tag zu posten, was ich denn jetzt zum Frühstück gegessen habe und so.
00:15:28
Speaker
Da wird es bei mir immer eher ruhiger, tatsächlich. Oder ich habe es halt vorbereitet, den Content. Aber das ist es ja. Da weiß man nie, was wirklich dahinter steckt, so gesehen. Ja, genau. Ja. Lass uns mal so ein bisschen rückblickend Revue passieren lassen. Und jetzt kommt natürlich meine Lieblingsfrage. Das finde ich immer ganz spannend. Gibt es denn etwas, was du anders machen würdest?
00:15:55
Speaker
Ja, wahrscheinlich ganz viel. Aber das Erste ist auf jeden Fall, ich würde mich wahrscheinlich nicht sofort komplett selbstständig machen, sondern eher Teilzeit. Also ich bin ja sofort eingestiegen, quasi von null auf gleich. Und ich hatte im Hinterkopf, ja, ich meine, ich hatte so viele Patienten und ich habe so viele, ich sage jetzt mal, Fans in meinen Patienten, auch die gesagt haben, wenn du eine Praxis machst, dann bin ich sofort da.
00:16:24
Speaker
Es war dann einfach nicht so. Da kann man mal ganz ehrlich sagen. Ich hatte immer Patienten. Ich hatte noch nie eine Woche, in der ich keine Patienten hatte. Aber ich glaube, dass es sinnvoller ist, wenn man noch ein bisschen Backup hat und wenn man nicht komplett diese gesamte Verantwortung auf einmal hat.
Früher Stress und fortlaufendes Lernen
00:16:46
Speaker
Es war unglaublich viel auf einmal. Ich bin gefühlt im letzten Jahr fünf Jahre gealtert, weil es halt einfach
00:16:56
Speaker
super viel Stress war. Ich hatte gleichzeitig auch noch zwei Umzüge und persönlich auch noch so ein paar Sachen in meinem Privatleben und es war einfach zu viel das Guten. Also von daher einen Step nach dem anderen machen.
00:17:12
Speaker
Okay. Ja, wie bist du mit so einer Situation umgegangen? So die Erwartungshaltung ist ja so die eine und dann ist man motiviert und hat man so eine Vorstellung, also man einen Schritt dann macht in die Selbstständigkeit und dann bekommt man so einen Reality-Check und sieht, dass es vielleicht in der Praxis dann doch ganz anders läuft als die Erwartung. Was hat das mit dir gemacht und wie hast du dann für dich entschieden, dann dran zu bleiben einfach?
00:17:40
Speaker
Also das ist ja das wichtigste, wenn man sich selbstständig macht, dass man einfach weitermacht, glaube ich. Also ich bin davon überzeugt, dass meine Praxis durch die Decke gehen wird und allein dadurch weiß ich schon, ich werde einfach weitermachen, ich werde mein Ding machen. Also ich bin jemand, der sich unglaublich viel fortbildet. Wenn man gut in dem ist und es gerne macht, dann wird man auch erfolgreich. Und ich habe da gar keine Zweifel daran. Deswegen mache ich halt weiter.
00:18:11
Speaker
Davon können wir uns alle eine große Scheibe abschneiden, auf jeden Fall, das nochmal selbst zu reflektieren, dran zu bleiben und dann das eigene Selbst und die eigenen Fähigkeiten stärker zu glauben und weiterzumachen. Gibt es denn einen Tipp oder einen Rat, den du bekommen hattest in dieser Phase, wo du sagst, ja, das hat mir unglaublich viel weitergeholfen?
00:18:35
Speaker
Den besten Tipp, den ich bekommen habe, war, glaube ich, von meinem Freund, der gesagt hat, je mehr du lernst und je mehr du weißt, desto mehr wirst du merken, dass du nichts weißt. Weil es in unserem Beruf so ist, dass man sich immer weiterbildet und fortbildet. Und ich habe das das letzte Jahr extrem intensiv gemacht und dann immer mehr das Gefühl hatte, boah, ich weiß ja noch gar nicht alles. Und da muss man einfach irgendwie so eine Ruhe finden und
00:19:03
Speaker
sich immer wieder bewusst machen, dass man einfach ein ewiger Schüler bleibt. Und vor allem in der Sparte der Therapeuten ist das, glaube ich, vor allem für die, die sehr motiviert sind und wissen wollen und die wirklich helfen wollen. Es ist super wichtig, dass die sich bewusst machen, dass sie immer besser werden und dass es ein ewiger Prozess ist und dass sich das Wissen auch verändert, dass die Studien von gestern heute vielleicht nicht mehr gelten.
00:19:29
Speaker
Das war für mich so ein Gamechanger auf jeden Fall. Vorstelle mal vor, wir hätten lauter Therapeutinnen, die dann meinen, ja, ich weiß ohnehin eh schon alles, wir werden das dann im Wahnsinn. Das gibt es ja genug. Aber ich glaube, da muss man, man muss einfach offen bleiben. Also man muss offen bleiben und sich immer wieder hinterfragen. Und das mache ich eigentlich schon automatisch immer, weil ich teilweise früher sehr unsicher war.
00:19:55
Speaker
Und das ist aber auch eine gute Eigenschaft, dass man sich immer wieder hinterfragt und auch immer wieder eines Besseren belehrt wird.
00:20:04
Speaker
und dann vielleicht die eigene Meinung auch einfach mal zurückstellen muss und für was Neues offen sein muss. Schön gesagt. Angenommen, du sprichst jetzt mit einer Person, mit einem Therapeutin oder mit einer Therapeutin, die gerade am Weg ist, diesen Step zu machen und sich in die Selbstständigkeit zu bewegen. Was würdest du denn dieser Person aus deiner Sicht jetzt raten?
00:20:29
Speaker
Ja, beschäftige dich mit Steuern. Ja, also man muss sich mit dieser Bürokratie einfach auseinandersetzen. Also das ist super wichtig. Und da bin ich froh, dass ich da einfach Leute hatte, die mich da unterstützt haben. Aber man muss sich super viel mitrecht. Und wie baue ich denn meine Webseite auf? Was darf da draufstehen? Was darf da nicht draufstehen? Was darf ich für Aussagen treffen, welche nicht? Das sind so Sachen, die sind super wichtig.
00:21:00
Speaker
und wichtiger als welche Farben hat mein Logo oder so. Und was ich halt auch am Anfang gerne gemacht habe und was glaube ich einfach schwierig ist, dass man sich mit unwichtigen Sachen zuerst beschäftigt, weil die einem mehr Spaß machen.
00:21:18
Speaker
Also das habe ich ganz gerne gemacht. Ich designe gerne und dann steht halt das Design bevor der Inhalt steht und das ist nicht so gut. Genau. Und langsam anfangen. Also ich würde langsam aufbauen, ich würde mir Verbündete suchen, ich würde es nicht versuchen, alleine zu machen. Das sind auf jeden Fall mal schon ein paar gute Tipps dabei.
00:21:37
Speaker
Auch ein wichtiges Thema, gerade wenn man eben auch in einer Einzelpraxis als Therapeutin arbeitet und du hast es auch schon mehrfach erwähnt, in der heutigen Folge ist eben das Thema Weiterbildung.
00:21:50
Speaker
Ich bin immer ganz fasziniert, wenn ich auf deine Webseite schaue, auf deinem Kanal, das strotzt ja nur so vor Wissen. Also da merkt man wirklich, dass du dich in der Tiefe mit den Themen beschäftigst. Aber wie schon gesagt, da muss man auch immer am Ball bleiben. Also wie stellst du denn das an, dass du wirklich da an die neuen Erkenntnisse herankommst oder dich einfach weiterbildest?
00:22:10
Speaker
Also das eine ist ja, ich nutze meinen Blog und ich nutze Instagram, um frisch zu bleiben quasi. Das ist für mich eigentlich am Anfang auch einfach nur ein Tool gewesen, damit ich mich mit Themen auseinandersetze, weil man mehr Druck dahinter hat. Und das war für mich eine gute Möglichkeit, um einfach mich mit Sachen auseinanderzusetzen, mich in die Tiefe zu arbeiten und auch wirklich den Druck zu haben, dass ich das gut abliefern muss, weil viele Leute das sehen.
00:22:40
Speaker
Also das kann ich nur empfehlen. Ich glaube, das ist einfach ein gutes Werkzeug und gleichzeitig ist es Marketing natürlich. Was ich natürlich auch mache, also ich beschäftige mich viel mit Studien. Also wenn ich jetzt auf Instagram oder in meinem Blog was poste, versuche ich das immer auch evidenzbasiert zu machen und eben noch zu belegen und jetzt nicht irgendwie. Also klar, Erfahrungswissenschaft ist natürlich auch dabei, aber primär muss es natürlich auch
00:23:07
Speaker
belegt sein irgendwie und darf nicht einfach meine Meinung nur sein, sondern es muss halt einfach, wie gesagt, und speziell jetzt, wo halt auch dieser Sektor wächst bzw. wo man halt auch Konkurrenten hat, die das, was sie in Fortbildungen hören, einfach nachquasseln. Und das ist, glaube ich, auch ein Riesenproblem, weil es immer überall eine gewisse Bias gibt.
00:23:30
Speaker
Und wenn man nur das wiedergibt, was man von anderen hört, dann ist es wie Flüsterpost, es kommt irgendwann nur noch was Falsches raus. Und deswegen ist es halt wichtig, auch zu hinterfragen. Ich mache natürlich auch viele Fortbildungen. Also allein dieses Jahr habe ich drei sehr große Fortbildungen, also richtige Ausbildungen gemacht. Dann mache ich sehr viele kleine Fortbildungen, über die man, das wissen alle Kollegen als Halbpraktiker und Physiotherapeut natürlich einfacher auch rankommt. Ich, ja,
00:24:00
Speaker
Ich mache für jeden Patienten auch eine Recherche eigentlich. Also wenn ich Patienten habe, dann recherchiere ich dann noch mal genauer und schaue, dass man halt nichts übersieht. Dadurch lernt man natürlich viel. Ich führe Gespräche mit Kollegen und setze mich einfach, ich würde sagen, 24-7 halt damit auseinander. Und wichtig ist halt, dass man dann auch immer mal wieder Pausen macht und RTL-2 schaut.
00:24:24
Speaker
Und ganz spannend finde ich auch, dass du jetzt total viele unterschiedliche Quellen noch genannt hattest. Dass du dich nicht nur über einen Weg und einen Kanal informierst, sondern du nutzt ja auch so die unterschiedlichsten Bereiche und Quellen und hast dann so ein schönes ganzes großes Bild, mit dem du dann arbeiten kannst.
Patientenermächtigung durch Bildung
00:24:42
Speaker
Ja, und ich meine, am meisten lernt man natürlich an Patienten als Therapeut.
00:24:48
Speaker
Und vor allem dann, wenn man viel Education mit seinen Patienten betreibt. Wenn man seinen Patienten erklärt, wo denn das Problem herkommt. Dadurch lernt man ja auch Vorträge halten, sage ich jetzt mal ganz blöd. Und wiederholt auch einfach sein Wissen. Also ich halte meinen Patienten tatsächlich teilweise hier kleine Vorträge mit Bildern an und erkläre ihnen ganz genau, warum passiert das so. Weil dadurch können sie auch viel besser damit umgehen und auch selber besser erkennen, welche
00:25:17
Speaker
Möglichkeiten im Alltag zu haben. Das ist auch so die Health Literacy, wo es auch ganz praktisch ist, wenn wir als Patientinnen oder als Klientinnen dann mehr informiert werden von den Expertinnen und dann wissen, ich habe hier auch, kann meine eigenen Tools da verwenden, die ich von dir als Therapeutin bekomme und fühle mich da durchaus noch stärker, um mit dem Themen zu arbeiten.
00:25:43
Speaker
Genau. Also ich sage auch meinen Patienten, ich will, dass du der Profi für deine Gesundheitsstörung wirst quasi. Also das ist so dieses, was mir wichtig ist. Es gibt natürlich Leute, die wollen das alles gar nicht wissen. Die sind dann aber in meiner Praxis meistens falsch. Und ich finde es ganz schrecklich, dass viele Therapeuten ihre Patienten nicht aufklären.
00:26:04
Speaker
und so Wissen zurückhalten, weil man damit dann irgendwie mehr Geld verdient oder ich weiß es nicht. Also mir wird es auch ganz oft gesagt, dass ich auf Instagram oder in meinem Blog zu viel Preis gebe quasi. Aber ich glaube daran nicht, weil ich glaube, dass ein Therapeut oder ein Coach viel besser individuell dann auf dich eingehen kann als Patient.
00:26:28
Speaker
Kommen wir jetzt nun von den Patientinnen zu dir als Therapeutin, denn es ist ja genauso wichtig, auch auf die eigenen Ressourcen zu schauen, die eigenen Batterien wieder auffüllen zu können. Was tust du denn für deine eigene Selbstfürsorge?
Strategien für persönliches Wohlbefinden
00:26:42
Speaker
Also einmal versuche ich mir Pausen zu nehmen tatsächlich. Also ich plan mir das dann auch ein. Also ganz wichtig für mich sind dann mal handyfreie Zeiten, dass ich sage, okay Sonntag bleibt das Handy halt mal aus. Und dann antworte ich auch nicht auf Mails oder irgendwas. Ich führe eine gute Partnerschaft und habe dadurch natürlich auch so zu Hause ein bisschen so meinen Anker und meine Ruhe.
00:27:08
Speaker
und versuche mir ein möglichst positives Umfeld zu schaffen, also mit den Leuten, mit denen ich mich auseinandersetze, Freunde, die ich habe, dass ich einfach Menschen habe, die mich unterstützen in dem, was ich machen möchte.
00:27:20
Speaker
und nicht eifersüchtig sind oder mich quasi zurückhalten durch irgendwas. Genau. Das ist glaube ich wichtig, dass man ein gutes Umfeld hat, wenn man selbstständig ist. Ja, das gibt einem dann noch viel zurück. Genau, ja. Ansonsten Stressstrategien im Endeffekt. Also ich nehme natürlich
00:27:39
Speaker
Supplemente ein, die für mich sinnvoll erscheinen oder die ich mir quasi selber anordne. Ich versuche meinen Körper möglichst gesund zu ernähren. Ich mache Sport. Ich gehe in die Natur. Ich versuche so ein bisschen ganzheitlich mich selber zu therapieren bzw. mich selber gesund zu erhalten. Danke für die Anregungen auf jeden Fall.
00:28:05
Speaker
Wo kann man denn auch mehr über deine Leistungen und über dich erfahren? Kannst du uns kurz verraten, wo man dich denn so finden kann? Ja, also zum einen findet man mich auf meiner Webseite. Das ist www.debora-rittwagen.de und auf Instagram unter debora-rittwagen.de.
00:28:29
Speaker
Aber verlinken wir dann sehr gerne natürlich, damit dich auch unsere Zuhörerinnen dann auch finden können im Nachgang. Gibt es denn auch jetzt abschließend etwas, das du vielleicht noch loswerden möchtest, was ich vielleicht nicht gefragt hatte? Nee, ich glaube, wir haben alles angesprochen. Ich weiß gar nicht. Das war eigentlich ja, also so die wichtigsten Punkte sind wirklich, glaube ich, wie man mit sich selber umgeht und dass man ja so Schritt für Schritt das Aufbau des Business und dass man einfach auch
00:28:56
Speaker
die Gewissheit hat, dass es allen so geht und dass man eben nicht alleine ist mit diesem Prozess und dass es auch einfach ein Prozess ist und der einfach dauert. Also im Schnitt dauert es, bis eine Praxis läuft, bis zu drei bis fünf Jahre oder so. Also es muss nicht sein, aber es kann und dass man einfach auch die Ruhe hat, dass es allen so geht.
00:29:15
Speaker
Ganz tolle Abschlusssätze. Ich hätte es nicht besser formulieren können. Super zusammengefasst. Herzlichen Dank für deine Zeit und für deinen wertvollen Input. Schön, dass wir dich dabei haben. Vielen Dank. Sehr gerne. Dankeschön.
00:29:27
Speaker
Dieser Podcast wird präsentiert von Appointment, der unkomplizierten Praxissoftware. Um dich voll auf deine Patientinnen und Patienten konzentrieren zu können, brauchst du einen freien Kopf. Mit Appointment verwaltest du deine Termine, Dokumentationen, Rechnungen im Handumdrehen. Das bedeutet weniger Stress mit Administration und mehr Zeit für deine Patientinnen und Patienten. Jetzt kostenlos testen. Auf www.appointment.com.