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T&T12: End Cement: Lokale Aktionen gegen den Zementriesen

Tee & Taktik
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78 Plays4 days ago

In dieser Folge sprechen wir mit Darya Sotoodeh, einer Sprecherin von Fridays for Future Deutschland über die Kampagne End Cement, die sich mit kreativen und strategisch geplanten Aktionen gegen den zweitgrößten Zementkonzern der Welt richtet – Heidelberg Materials. Warum Zement ein oft übersehenes Klimaproblem ist, wie lokale Organisierung gegen einen globalen Player Wirkung entfalten kann und welche Rolle dabei Blockflöten, ein Kampagnenrat und ein Protestcamp spielen, erfahrt ihr in einem Gespräch über kluge Allianzen, Beharrlichkeit und die politische Kraft konkreter Orte.

Bleibt immer auf dem Laufenden bei Instagram: @dalilah_shemia, @lea_bonasera,

Buch von Lea 

Bei Fragen, Kritik, Ideen: teeundtaktik@protonmail.me

Danke an

→ alle, die uns mit einer Spende unterstützen

→ die Stiftung “Kraft der Gewaltfreiheit” für die finanzielle Unterstützung

→ unseren Partner für die Postproduktion, das Kreativstudio für Wissenschaftskommunikation Zum Staunen*

https://end-cement.earth/

Schiefe Blockflöten und andere kreative Aktionen zum Heidelberger Frühling

Transcript

Einleitung und Vorstellung des Podcasts

00:00:11
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu Tee und Taktik, deinem Podcast zu strategischem Protest.
00:00:18
Speaker
Wir sind Lea und Lila.
00:00:20
Speaker
Hallo.
00:00:22
Speaker
Herzlich willkommen.
00:00:26
Speaker
Ich begrüße euch zu unserer Juni-Folge.

Themenschwerpunkt: Endzement-Kampagne

00:00:29
Speaker
Diesmal geht es um die Kampagne Endzement aus der Klimabewegung gegen den zweitgrößten Zementkonzern der Welt.
00:00:36
Speaker
Und mit dabei ist heute Daria Sotode.
00:00:39
Speaker
Hallo Daria, schön, dass du da bist.
00:00:41
Speaker
Hi, ja schön, dass ich dabei sein darf.
00:00:45
Speaker
Ja, Daria ist Sprecherin von Fridays for Future und auch Teil der Kampagne End Cement und dort auch in der Öffentlichkeitsarbeit.
00:00:53
Speaker
Du studierst noch Übersetzungswissenschaften an der Uni Heidelberg, wo eben auch End Cement aktiv ist und eben engagiert ist Mitglied von Fridays for Future seit 2020.
00:01:04
Speaker
Voll schön, dass du dir die Zeit genommen hast und heute hier bist.
00:01:07
Speaker
Vielleicht kennst du ja schon unsere kleine Tradition am Anfang.

Persönliche Einblicke: Darias Teepräferenzen

00:01:11
Speaker
Was für einen Tee hast du denn heute mitgebracht für unsere Folge?
00:01:15
Speaker
Also tatsächlich trinke ich gerade noch gar keinen Tee, aber ich werde vielleicht später einen machen.
00:01:22
Speaker
Ich trinke aber generell gerade ziemlich gerne Ingwer-Zitronen-Tee oder vor allem im Winter war das so mein Lieblingstee.
00:01:28
Speaker
Genau.
00:01:29
Speaker
Ja, aber heute bei uns ist es jedenfalls ein regnerischer Juni-Tag.
00:01:33
Speaker
Da passt das auch ganz gut.
00:01:37
Speaker
Ich habe noch gar nicht aus dem Fenster geguckt.

Klimabewegung im Fokus halten

00:01:40
Speaker
Ja, in einer Zeit, in der irgendwie die politische Landschaft gar nicht mehr so das Klimathema leider beachtet und die immer weniger Beachtung finden und manche auch davon sprechen, dass so ein Möglichkeitsfenster sich geschlossen hat oder am Schließen ist, genau da ist es eben wichtig, weiter darauf aufmerksam zu machen, genau wie ihr es getan habt und tut,
00:02:02
Speaker
In Heidelberg mit Entzement.
00:02:04
Speaker
Und deswegen finde ich das auch total wichtig, nochmal zu schauen, welche neuen Wege geht denn die Klimabewegung?
00:02:10
Speaker
Da gibt es ja gerade verschiedene Beispiele für, auch wenn das vielleicht nicht ganz so immer auf nationaler Ebene oder so berichtet wird.
00:02:18
Speaker
Aber genau, deswegen würde ich sehr gerne ein bisschen was darüber erfahren, weil das, was ich erfahren habe, fand ich total spannend und ich finde, es ist lohnenswert, dass noch mehr Menschen davon hören.

Endzement-Kampagne: Ziele und Vorgehen

00:02:29
Speaker
Deswegen, vielleicht kannst du uns mal ganz kurz erzählen, was ist denn Endsement und was wollt ihr?
00:02:35
Speaker
Auch wenn es bei uns immer eher um Strategien und Taktiken geht, aber vielleicht ganz kurz, weil eben diese Kampagne nicht ganz so bekannt ist.
00:02:42
Speaker
Okay.
00:02:43
Speaker
Ja, genau.
00:02:44
Speaker
Also ein Zement ist gerade noch eine eher lokal verankerte Kampagne, eine politische Kampagne.
00:02:53
Speaker
Wir bezeichnen das auch als Druckkampagne, die so ein bisschen zyklusartig verläuft.
00:02:58
Speaker
Kampagne deshalb, weil wir eben uns immer strategisch auch erstmal auf so ein Jahr festlegen mit konkreten Zielen, konkreten Veranstaltungen und bestimmte Forderungen aufgestellt haben, die wir auch erfolgen.
00:03:12
Speaker
Und da ist so das Wichtigste eigentlich, also der Name sagt es ja schon, wir wollen die Zementindustrie in den Fokus nehmen und eben auch Druck ausüben, weil die Zementindustrie gerade einfach, also generell extrem viel CO2 ausstößt.
00:03:31
Speaker
Das geht auch eigentlich nicht anders beim Herstellungsprozess.
00:03:35
Speaker
Und gleichzeitig ist Heidelberg Zement, also Heidelberg Materials heißt es jetzt seit ungefähr zwei Jahren,
00:03:42
Speaker
die ja eben direkt bei uns vor der Tür sitzen, der zweitgrößte Zementhersteller weltweit.
00:03:47
Speaker
Das wissen auch viele gar nicht, wusste ich vorher auch nicht und trägt da eben eine sehr große Verantwortung.
00:03:53
Speaker
Und wir machen zum einen auf den Klimaschaden aufmerksam, aber gleichzeitig begeht Heidelberg Materials auch sehr viele Menschenrechtsverletzungen und Völkerrechtsbrüche.
00:04:04
Speaker
in verschiedenen Ländern.
00:04:06
Speaker
Und wir versuchen auf beide Themen aufmerksam zu machen, also einfach auf die Zerstörungskraft, die Zementindustrie auch hat.
00:04:13
Speaker
Das ist so ein bisschen unsere Aufgabe, darauf aufmerksam zu machen, aber auch vor allem jetzt mit der Heidelberger Bevölkerung ins Gespräch zu kommen und Lösungen anzustoßen, wie wir ohne Zement, ohne Beton bauen können.

Kreative Protestaktionen: Heidelberger Frühling

00:04:26
Speaker
Ja, total spannend.
00:04:27
Speaker
Ich finde es auch richtig schön, wie er so verschiedene Ebenen und Themen miteinander verknüpft.
00:04:33
Speaker
Also einmal den großen transnationalen Konzern, der aber eben auch lokal bei euch direkt vor Ort quasi ist und halt hat auch irgendwie so eine dekoloniale Perspektive, finde ich, eben nochmal im Blick zu nehmen, wie indigene Communities und Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern, die ausgebeutet werden,
00:04:52
Speaker
da mit reinhängt und eben die Bauwende in Deutschland und so weiter.
00:04:54
Speaker
Also das ist schon sehr klug miteinander verbunden, diese verschiedenen Themen.
00:04:59
Speaker
Und da habt ihr ja dann im April, wo seit 97 immer dieses Klassik-Musik-Festival ist, Heidelberger Frühling, habt ihr fast jeden Tag gefühlt irgendwie immer eine neue Aktion gebracht, eine kreative.
00:05:13
Speaker
Also von Klimakiller-Party, Guy-of-Beton-Demo, Banner-Drop, also so ein riesengroßes Banner aufgehangen.
00:05:20
Speaker
Auch beim Klimastreik mitgemacht, eine Zementwerkblockade, also unglaublich viel, was euch dann natürlich auch echt lokal und aber auch überregional viel Aufmerksamkeit auch in der Presse verschafft hat.
00:05:32
Speaker
Was ich besonders witzig fand, war so eine Aktion, das muss man sich mal überlegen, auf einem...
00:05:38
Speaker
Klassik-Musikfestival so ganz schief auf so Blockflöten gespielt wurde und zwar irgendwie sogar sowas ganz Trashiges, irgendwie Titanic-Soundtrack, glaube ich, oder so und dann dazu so ein Schild Zement, Untergang der Kultur.
00:05:50
Speaker
Das fand ich richtig gut.
00:05:52
Speaker
Aber ich habe mich gefragt, du hast es aus erster Hand erlebt, was war denn so vielleicht deine Lieblingsaktion oder ja, vielleicht magst du da was teilen von deinen Erfahrungen, was hat dir besonders gut gefallen oder wo hattest du das Gefühl, das hat irgendwie auch Sinn gemacht, eine Wirkung gehabt?

Medienwirkung und zukünftige Pläne

00:06:06
Speaker
Ja, schwer zu sagen.
00:06:10
Speaker
Also ich fand schon diese Flötensache ganz, also ich habe das tatsächlich auch noch auf Video gesehen im Nachhinein, aber diesen Stativ-Loot-Style, genau, das war schon irgendwie genial.
00:06:25
Speaker
Habe ich auch sehr gefühlt, weil ich auch selbst gar nicht so musikalisch bin und schön fand, dass man sich dann so einbringen könnte.
00:06:33
Speaker
Sonst gab es halt
00:06:34
Speaker
Es gab ja parallel auch das Camp und das war glaube ich, also das war ja sozusagen eigentlich so die Hauptaktion, dass wir dieses Protestcamp gemacht oder ein Zementfestival hieß, das war ja auch so eine Mischung aus verschiedenen Programmpunkten da hatten.
00:06:53
Speaker
Also es war nicht nur ein reines Protestcamp und das lief ja auch die Woche über und parallel dazu gab es eben diese Aktion nochmal,
00:07:03
Speaker
Und ich fand das Festival an sich auch einfach super stark.
00:07:07
Speaker
Das war direkt gegenüber von der Hauptzentrale.
00:07:10
Speaker
Und es war super schön.
00:07:11
Speaker
Wir hatten auch echt Glück mit dem Wetter.
00:07:13
Speaker
Also auch viele Bilder, wie wir dann direkt... Also da ist dieses Hauptgebäude in diesem weißen, also es sieht auch irgendwie so sehr touristisch aus.
00:07:21
Speaker
Und dann auf der Wiese gegenüber sind die Zelte und die Bühne und so, die Pavillons.
00:07:27
Speaker
Ja, das war irgendwie cool und auch, dass einige Menschen von außerhalb angereist sind, außerhalb Heidelbergs, teilweise auch außerhalb Deutschlands.
00:07:38
Speaker
Ja, voll gut.
00:07:39
Speaker
Ja, das kann ich mir richtig vorstellen, dass da dann auch eine gute Stimmung war und auch so was Gemeinschaftsbildendes.
00:07:47
Speaker
Da wäre ich gerne auch dabei gewesen.
00:07:49
Speaker
Ja, wir wollen das nächstes Jahr wieder machen.
00:07:51
Speaker
Ah ja, schön.
00:07:52
Speaker
Vielleicht schaffe ich es dann mal nach Heidelberg.

Lokale und politische Maßnahmen

00:07:54
Speaker
Und zwar geht es ja bei uns auch viel darum, nicht nur welche Aktionsformen, also welche Methoden des Widerstands, welche Taktiken,
00:08:03
Speaker
sondern eben auch die Wirkung.
00:08:05
Speaker
Also was bezweckt man genau damit?
00:08:08
Speaker
Und von daher jetzt auch einmal die Frage, was habt ihr denn schon so erreichen können?
00:08:14
Speaker
Hattet ihr schon konkrete Erfolge?
00:08:17
Speaker
Also was ich auf jeden Fall mitbekommen habe, ist eben, es ist schon ein Erfolg, also ich auf jeden Fall dann auch so eine breit mediale Öffentlichkeit zu haben.
00:08:25
Speaker
Das war jetzt nicht so sehr, wie gesagt, bundesweit, aber in der lokalen Presse war es schon ein
00:08:32
Speaker
ziemlich viel vertreten.
00:08:33
Speaker
Also viele Aktionen wurden da, glaube ich, begleitet.
00:08:36
Speaker
Und was ich auch mitbekommen habe, ist, dass der Konzern wohl lange nicht auf Briefe von euch reagiert hat und dann aber nach diesen verschiedenen Aktionen sich endlich mal tatsächlich mit einem offenen Brief zurückgemeldet hat.
00:08:51
Speaker
Das zeigt ja dann, dass irgendwie der Druck schon was gebracht hat.
00:08:55
Speaker
Aber genau, vielleicht magst du auch zu dieser Dynamik was erzählen mit dem Brief,
00:09:01
Speaker
Ja, genau.
00:09:01
Speaker
Also das ist tatsächlich so, dass wir, es ist seit Jahren immer so ein Gespräch im öffentlichen Raum steht.
00:09:09
Speaker
Also genau, wer als auch Fridays for Future ein paar Jahren hat eben immer wieder gesagt, wir würden gerne ein Gespräch führen mit Heidelberg Materials oder dem Vorstand.
00:09:20
Speaker
Und sobald es dann konkret wurde, kam da irgendwie nichts.
00:09:23
Speaker
Und jetzt eben auch, glaube ich, durch diese ganz öffentliche Aufmerksamkeit auf das Festival und die Aktionen und durch den Druck, der dadurch entstanden ist,
00:09:34
Speaker
kam dann, und durch den offenen Brief, den wir zusätzlich noch geschrieben haben, kam dann eben auch eine offizielle Antwort auf den Brief.
00:09:40
Speaker
Und zusätzlich dazu hat dann Hadeberg Materials erstmal in einer Zeitung, in einer Lokanzeitung, in der RNZ angekündigt, dass sie uns zu einem Gespräch einladen werden und das dann auch tatsächlich gemacht.
00:09:53
Speaker
Genau, also da sind wir irgendwie schon ein Stückchen weitergekommen.
00:09:57
Speaker
Und auch, dass sie sich öffentlich mal positioniert haben.
00:10:00
Speaker
Und in dem Gespräch, wie verlief das?
00:10:03
Speaker
Also konnte man da gut Argumente vorbringen oder war das dann doch irgendwie so konstruiert, dass da nicht so viel Raum war?
00:10:11
Speaker
Ja, schon.
00:10:12
Speaker
Also wir haben auf jeden Fall auch gemerkt, da ist noch mehr Raum, um zu sprechen.
00:10:17
Speaker
Ja, so ein Gespräch ist ja dann doch relativ kurz meistens und zeitlich beschränkt.
00:10:22
Speaker
Und wir haben auch klar gesagt, wir würden gern nochmal sprechen, so.
00:10:29
Speaker
weil es einfach noch viel mehr zu teilen gibt und zu

Einbeziehung der lokalen Gemeinschaft

00:10:33
Speaker
besprechen gibt auch von unserer Seite aus und auch viele offene Fragen.
00:10:38
Speaker
Und was wollt ihr eigentlich genau konkret erreichen?
00:10:41
Speaker
Also wenn ihr euer Ziel für dieses Jahr erreicht habt, wie sähe das aus?
00:10:47
Speaker
Und vor allem, wie versucht ihr das zu erreichen?
00:10:50
Speaker
Also ist der Plan quasi einmal, also jedes Jahr einfach zum Heidelberger Frühling diese Aktion zu machen?
00:10:58
Speaker
Oder habt ihr dann noch irgendwie mehr so einen längerfristigen Plan?
00:11:03
Speaker
Also ich würde sagen beides.
00:11:05
Speaker
Wir wollen zum einen einfach diesen Zyklus, diesen regelmäßigen, immer wieder kommenden Termin von wir haben dieses Festival und das dann eben auch parallel zum Heidelberger Frühling immer weiterführen.
00:11:20
Speaker
veranstaltet wird, dass Leute das dann, also wir hoffen auch, dass das einfach noch größer wird und nächstes Jahr noch mehr Menschen kommen.
00:11:27
Speaker
Und dieses Konstante irgendwie zu haben, dieses Bekannte ist einerseits wichtig, aber wir machen natürlich dazwischen dem Gesamten ja auch sehr viele verschiedene Sachen.
00:11:39
Speaker
Wir haben, also wir richten uns ja mit den Forderungen zum einen an den Konzern, aber es braucht natürlich auch ganz klar politische Maßnahmen,
00:11:50
Speaker
Rahmenbedingungen, die eben so Unternehmen, Konzerne auch irgendwo einschränken, weil man da jetzt nicht ihre Freiwilligkeit setzen kann und deshalb richten wir uns und da haben wir auch gesagt, wir setzen erstmal lokal an, weil wir hier vor Ort sind und
00:12:05
Speaker
Was uns auch wichtig ist, gerade mit der Heidelberger Gesellschaft, mit den BürgerInnen in den Austausch zu treten, weil natürlich Baupolitik auch ein Thema ist, was uns irgendwie alle betrifft am Ende.
00:12:15
Speaker
Also mit welchen Stoffen wird gebaut, aber auch wie wird gebaut, für wen.
00:12:19
Speaker
Wohnungsmangel ist ja ein riesiges Thema.
00:12:21
Speaker
Und wir fordern, dass die Stadt Heidelberg ein BürgerInnenrat zur Bauwende, also zu einer nachhaltigen und auch sozial gerechten Bauwende im besten Fall,
00:12:34
Speaker
einberuft und dazu sammeln wir gerade Unterschriften.

Allianzen mit anderen Bewegungen

00:12:37
Speaker
Also das ist noch so eine Sache, die wir gerade fahren.
00:12:42
Speaker
Gleichzeitig machen wir auch konstant Aktionen.
00:12:44
Speaker
Also wir wollen einfach zum einen immer wieder in die Öffentlichkeit treten, auf das Thema Zement aufmerksam machen und auf Heidelberg Zement, Heidelberg Materials, aber gleichzeitig auch immer wieder offen sein für Verhandlungen mit denjenigen, die am Ende auch Entscheidungen treffen können.
00:13:02
Speaker
Und wenn du sagst, dass ihr auch die BürgerInnen mehr mit reinbringen wollt und jetzt auch Unterschriften sammeln, kann man sich das so vorstellen wie Stand auf einer Straße oder eher wirklich Haustüren klopfen, Einzelgespräche führen und also so eher im Sinne von Organizing Menschen tatsächlich längerfristig auch da abzuholen, wo sie sind und zu organisieren oder was ist da so eure Vorgehensweise?
00:13:26
Speaker
Auch beides.
00:13:27
Speaker
Also bisher haben wir, wir haben ab und zu wirklich einfach auf der Straße gesammelt, aber auch ziemlich oft einfach auf Veranstaltungen.
00:13:35
Speaker
Vor allem erstmal haben wir angefangen natürlich so mit dem, was, denke ich mal, am einfachsten war, auch auf Demos, auf Veranstaltungen, die im weitesten Sinne mit Klima zu tun haben, also wo wir auch einfach wussten, da sind Menschen, die
00:13:48
Speaker
finden das vielleicht schon gut.
00:13:50
Speaker
Aber natürlich organisieren, und wir haben auch versucht, Menschen nicht nur, also es ist auch wichtig, dass es verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten gibt und dass Menschen, die sagen, ich habe die Zeit und die Lust, jetzt sich nicht nur mit einer Unterschrift beteiligen, sondern auch aktiv in die Kampagne mit eingebunden werden, also zum Beispiel zu den wöchentlichen Treffen kommen können.
00:14:11
Speaker
Und das versuchen wir auch immer weiter, also auch einfach immer offen zu sein und Menschen auch aktiv dazu einzuladen,
00:14:18
Speaker
mehr mitzumachen.
00:14:19
Speaker
Was so, ja, man könnte jetzt sagen Community Organizing angeht, das ist auf jeden Fall auch was, was wir noch weiter ausbauen wollen.
00:14:27
Speaker
Also wir würden gern, wir sind auch auf Veranstaltungen gezielt gegangen, wo wir das Gefühl hatten, wir versuchen mal oder haben uns mal in die Hauptstraße gestellt und so, um eben nicht nur, ich sag mal, klimabewegte Personen, die von sich aus zu einer Demo kommen oder so,
00:14:44
Speaker
anzusprechen und da auch das Thema Bauwende irgendwie einzubringen.
00:14:49
Speaker
Wir würden auch gern noch mehr, also zum Beispiel Haustürgespräche und so verfolgen.
00:14:53
Speaker
Also das steht auf jeden Fall jetzt für das nächste Kampagnenjahr auf dem Plan.
00:14:59
Speaker
Und der Heidelberger Frühling, also dieses Klassik-Musik-Festival, wurde ja von Anbeginn an finanziert von diesem Konzern, also jetzt Heidelberg Materials.
00:15:09
Speaker
Und ich glaube, ihr wolltet das, ihr habt das auch so ein bisschen zur Sprache gebracht, dass das irgendwie schwierig ist.
00:15:16
Speaker
Und da habe ich mich gefragt, ob ihr da auch weiter seid, also dieses Konzern,
00:15:21
Speaker
Unternehmen zu delegitimieren und dass es da vielleicht mehr Stimmen auch gab, zu sagen, nee, die sollten das nicht weiter finanzieren?
00:15:27
Speaker
Oder genau, gab es da irgendwie eine Veränderung?
00:15:30
Speaker
Ja, ich habe es vor allem beim Festival selbst gemerkt, also bei unserem Festival, beim Alternativen Festival, dass da einfach viele Menschen, genau, wir bestanden da ja auch, das ist so eine Art kleiner Park und das war so eine der ersten warmen Wochen,
00:15:48
Speaker
Hier im Frühling und da sind einfach auch viele SpaziergängerInnen und Menschen vorbeigekommen, die da einfach nur ein bisschen rumhängen wollten und ihre Freizeit genießen wollten und sind aber auch sehr interessiert stehen geblieben.
00:16:03
Speaker
Und waren auch von sich aus direkt so, ah ja, ja, also dieses Bewusstsein von Beton ist irgendwie extrem klimaschädlich.
00:16:10
Speaker
Das war schon da.
00:16:12
Speaker
Und sie haben dann auch wirklich gefragt, wie sie uns unterstützen können.
00:16:15
Speaker
Auch ganz unterschiedlich, also so Familien, Kinder, wo die Kinder dann auch was zu sagen hatten und so.
00:16:21
Speaker
Also da habe ich es vor allem gemerkt, würde ich sagen.
00:16:24
Speaker
Da war auch mehr Raum für Austausch.
00:16:26
Speaker
Und ihr seid jetzt an dem Thema auch als Fridays for Future aufgeteilt.
00:16:30
Speaker
Schon seit fünf Jahren dran?
00:16:32
Speaker
Ja, beziehungsweise

Lernprozesse und intersektionelle Ansätze

00:16:33
Speaker
Fridays for Future und Endzement als Bündnis.
00:16:38
Speaker
Die letzten Jahre haben wir das eben vor allem dadurch gemacht, dass wir eben einmal im Jahr zur Hauptaktionärsversammlung eine Demo machen oder eine Kundgebung.
00:16:46
Speaker
Und im letzten Jahr haben wir dann eben nochmal eine Gruppe beschlossen, dass wir jetzt aktiver da rangehen.
00:16:51
Speaker
Und was ist so eben so der hauptstrategische Ansatz, also im Sinne von eher möglichst viel Aufmerksamkeit erzeugen, damit möglichst viele Menschen anfangen, Druck zu machen?
00:17:04
Speaker
Also was ist da so die Hauptlogik in den Aktionen?
00:17:06
Speaker
Weil zum Beispiel die Blockade war ja auch letztendlich auch nur ein Tag von dem Zementwerk und dann sowas als, also wirtschaftlicher Schaden ist ja dann wahrscheinlich nicht so sehr das Ziel, sondern eher so eine Delegitimierung in der Öffentlichkeit, oder?
00:17:20
Speaker
In erster Linie schon.
00:17:21
Speaker
Also der Konzern macht ja so enorm hohe Gewinne, 21 Milliarden Euro Umsatz im Jahr.
00:17:31
Speaker
Das heißt so einen krassen finanziellen Schaden, dass sie da irgendwie aufhören müssten oder weniger produzieren.
00:17:40
Speaker
Ich glaube, das sind Dimensionen, die sind leider für uns erstmal unerreichbar.
00:17:45
Speaker
Aber genau, wir wollen dann eher über
00:17:48
Speaker
Delegitimierung gehen und einfach in der Gesellschaft das Bewusstsein darüber stärken, wie schädlich Zement ist und aber auch gleichzeitig, dass es Lösungen gibt, also dass es nicht so alternativlos ist, wie es immer dargestellt wird.
00:18:03
Speaker
Und gleichzeitig auch Druck auf die Politik machen.
00:18:07
Speaker
Also jetzt vor allem auf den Heidelberger Gemeinderat, aber auch deutschlandweit.
00:18:11
Speaker
Es gibt ja auch andere Gruppen, die zu gerechtem Wohnen oder irgendwelchen Themen arbeiten, die was mit Bauwende zu tun haben.
00:18:19
Speaker
Und auch da versuchen wir uns zu vernetzen.
00:18:21
Speaker
Ja, das ist so wichtig.
00:18:22
Speaker
Einfach möglichst große, breite Bündnisse zu tun.
00:18:26
Speaker
um gut aufgestellt zu sein und dann ist man auch schlagkräftiger, also zeigen einfach auch so historische Erfahrungen.
00:18:34
Speaker
Was ich halt besonders spannend finde an deiner persönlichen Arbeit, jetzt auch über Endzement hinausdenkend, ist eben, dass du so die Klimabewegung, eben genau das versuchst, irgendwie so die Fühle auszustrecken, BündnispartnerInnen in verschiedenen Bereichen zu finden und eben soziale Gerechtigkeit zum Beispiel auch so mitzudenken.
00:18:52
Speaker
Und also es sind einige Dinge, die ich jetzt hier auch spannend finde, weil ich eben auch zum Bereich gewaltfreien zivilen Widerstand gegen transnationale Konzerne promoviert habe, aber eben aus dieser Motivation heraus,
00:19:03
Speaker
für mehr soziale Gerechtigkeit irgendwie auch, gewaltfreien Widerstand und Bewegung einzusetzen.

Organisationsstruktur der Kampagne

00:19:08
Speaker
Und ich habe gesehen, dass du eben auch bei dieser Kampagne Wir fahren zusammen zwischen Fridays for Future und Verdi mit dabei warst.
00:19:16
Speaker
Und da ging es ja darum...
00:19:19
Speaker
den Streik und den Arbeitskampf von ÖPNV-Personal, also BusfahrerInnen zum Beispiel, unter anderem auch so zu unterstützen.
00:19:27
Speaker
Denn für wirklich guten Klimaschutz ist es eben wichtig, da auch eine Verkehrswende zu haben und mehr zu investieren, auch einfach in einen guten,
00:19:37
Speaker
Personennahverkehr und von daher ist das, und das ist halt einfach auch wichtig, mehr Menschen mitzunehmen und auf diese Art und Weise kann man tatsächlich ja eben Rückhalt auch sich organisieren und das finde ich richtig cool, aber genau, vielleicht magst du darüber auch nochmal ein bisschen was erzählen, was dein Learning daraus war, was hat da besonders gut funktioniert, gibt es etwas, was du vielleicht sogar aus der Erfahrung
00:19:59
Speaker
so mitnimmst jetzt in die Enzement-Erfahrung.
00:20:02
Speaker
Genau, weil es sind ja auch unterschiedliche strategische Ansätze und jetzt hast du schon so viel ausprobiert, dann kannst du bestimmt auch, hast du so ein Gefühl dafür, ah ja, sowas funktioniert ganz gut, das eher nicht so.
00:20:12
Speaker
Ja, also zum einen habe ich, ich meine, wir fahren zusammen, war ja auch sehr wichtige Bündnisarbeit einfach.
00:20:20
Speaker
Also diese große Zusammenarbeit, diese Allianz zwischen Klimabewegung und Beschäftigtenarbeit im weitesten Sinne, also beziehungsweise halt Verdi und Freddy's for Future.
00:20:32
Speaker
Und das war erstmal auch für mich eine neue Erfahrung, weil das natürlich was ist, was...
00:20:37
Speaker
Wo wir immer wussten, das ist wichtig, weil natürlich Klima, Klimabewegung, Klimaschutz ganz klar nicht die gesamte Bevölkerung in dem Sinne oder zumindest nicht so krass anspricht, dass sie sich da jetzt irgendwie organisieren lassen, würde ich sagen.
00:20:54
Speaker
Und bei dieser Frage, und wir wussten, oder da würden ja viele auch zustimmen, Klima hängt ja mit anderen gesellschaftlichen Themen zusammen, aber wie können wir das zusammenbringen?
00:21:04
Speaker
Und dass die Umsetzung tatsächlich auch recht viel Zeit braucht, auch wenn wir, also jetzt, ich sag mal, die Fakten auf dem Tisch liegen und wir vor allem, weil wir fahren zusammen, war das ja irgendwie erstmal sehr naheliegend.
00:21:20
Speaker
So okay, mehr ÖPNV, mehr Bus und Bahn ist besser fürs Klima, ist sozial gerechter.
00:21:26
Speaker
Und trotzdem war es jahrelange Arbeit, sich da auch wirklich zu vernetzen und Vertrauen aufzubauen und auch Vorbehalte abzubauen.
00:21:33
Speaker
Und auch sehr viel, was wir voneinander gelernt haben, was wir von den Kolleginnen, den Bus und Bahnfahrern gelernt haben.
00:21:42
Speaker
Also das war etwas, was ich auf jeden Fall mitnehmen würde, dass einfach
00:21:45
Speaker
so eine Vernetzung sehr wichtig ist, aber gleichzeitig auch sehr viel Zeit beansprucht und sehr viel auch Bewusstsein darüber, wie wir uns verhalten, wie wir auf andere wirken, was vielleicht auch teilweise berechtigte Sorgen sind, auch von anderen Menschen uns gegenüber, uns als Klimaaktivisten.
00:22:07
Speaker
Genau, aber dass es auch sehr, sehr schöne Momente geben kann, also
00:22:12
Speaker
Ich habe einige Kolleginnen kennengelernt, mit denen wir sehr lange zusammengearbeitet haben und wo auch einfach eine schöne Grundlage entstanden ist, auch für weitere Zusammenarbeit.
00:22:23
Speaker
Und das war dann auch wieder motivierend, würde ich sagen.
00:22:27
Speaker
Ja, das ist auch, also wird ja manchmal auch gesagt, dass Klimabewegung tendenziell eher aus, ja, eher weißer und eher aus gebildeteren Schichten sich zusammensetzt und von daher fand ich, das zeigt das auch, so eine Selbstreflexion und so ein, okay, wie können wir das überwinden, wie
00:22:45
Speaker
kommen wir eben mit Menschen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen und Schichten zusammen.
00:22:49
Speaker
Also einfach nicht da stehen zu bleiben bei der Kritik, sondern wirklich da Lösungen zu finden.
00:22:53
Speaker
Und das finde ich auch eben sehr lobenswert und bewundernswert.
00:22:57
Speaker
Und allgemein habe ich mich gefragt bei Encement, ob da so Lernerfahrungen aus den verschiedenen Klimabewegungsgruppen einfließen.
00:23:03
Speaker
Also das setzt sich ja zusammen aus Fridays for Future.
00:23:06
Speaker
Und auch, ich habe gehört, dass da auch so eben Extinction Rebellion und auch Leute, die vorher quasi in der letzten Generation waren, jetzt halt Widerstandskollektiv,
00:23:15
Speaker
Also da kommt ja so einiges zusammen und von daher kommt da ja auch einiges an Lernerfahrung zusammen.
00:23:19
Speaker
Ja, würdest du sagen, das ist so ein bisschen ein Instrument, das Ergebnis von Lernerfahrung aus den verschiedenen Klimabewegungsgruppen?
00:23:26
Speaker
Also ich würde sagen, wir bringen schon alle was mit rein.
00:23:30
Speaker
Es sind ja auch...
00:23:32
Speaker
Sogar nicht nur Klimagerechtigkeitsgruppen, das ist ja auch die Werkstatt für gewaltfreie Aktionen zum Beispiel.
00:23:38
Speaker
Und wir haben alle ziemlich unterschiedliche Erfahrungen, habe ich gemerkt.
00:23:42
Speaker
Und ich habe viel Insights, also Einblick, Erfahrungen gehört über Aktionsformen und Gruppen, über die ich bisher vor allem irgendwie von außen bei Social Media und Presse und so erfahren habe.
00:24:01
Speaker
Und das finde ich auf jeden Fall richtig cool.
00:24:04
Speaker
Also da haben wir, also ich glaube, dass unsere gesamte Strategie auch von allen ein bisschen was mitnimmt und auch generell einfach immer offen

Lokale Initiativen und Empowerment

00:24:12
Speaker
ist.
00:24:12
Speaker
Also wir tauschen uns auch viel aus, wenn wir entscheiden, wie geht es weiter, was machen wir und da fließen dann die verschiedenen Erfahrungen an.
00:24:21
Speaker
Ich glaube aber, also es ist nicht nur ein, also ich würde sagen, dass wir auch einfach da sind, um nochmal, also der Unterschied ist ja, dass die meisten von uns aus Bewegung kommen und ein Zement ist ja eine Kampagne, also nochmal ein bisschen anders zu machen.
00:24:35
Speaker
Und wir da einfach in verschiedene Richtungen, glaube ich, gegenseitig und uns zusammen weiterentwickeln, was das angeht.
00:24:48
Speaker
Also auch jetzt noch Erfahrungen machen und schauen, wie es läuft.
00:24:53
Speaker
Ja, interessant, dass du das auch so siehst, weil wir hatten hier auch schon öfter so Begriffsfragen und haben dann auch von HörerInnen Rückmeldungen bekommen dazu, also ob jetzt Fridays for Future, Letzte Generation, Extinction Rebellion, ob das jetzt...
00:25:09
Speaker
Bewegungen sind oder nicht.
00:25:11
Speaker
Finde ich jetzt auch spannend, dass du das dann auch so siehst von intern.
00:25:14
Speaker
Aber was ich auf jeden Fall nochmal nachfragen wollte und interessant finde, ist, was du sagst eben, dass ihr euch da so auch so austauscht.
00:25:19
Speaker
Und ihr habt ja auch so einen Kampagnenrat.
00:25:22
Speaker
Und das ist, das fände ich einfach nochmal interessant zu hören, wie ihr so organisiert seid und was dieser Kampagnenrat eigentlich so genau ist.
00:25:29
Speaker
Genau, weil du meintest ja auch, ihr habt diese zyklischen Kampagnenplanungen.
00:25:33
Speaker
Also vielleicht kannst du uns da nochmal ein bisschen mitnehmen.
00:25:37
Speaker
Ja, also Kampagnenrat klingt natürlich sehr mysteriös erstmal für viele, aber im Prinzip heißt es einfach, dass wir uns einmal die Woche treffen und so ein bisschen die gesamte Kampagne im Überblick haben, also so, was passiert gerade und das ist auch der Ort, in dem wir
00:25:58
Speaker
Die meisten Entscheidungen getroffen werden, so gesamtstrategisch, was machen wir für große Aktionen, da ist auch die Idee mit dem Camp, also dem Festival entstanden.
00:26:06
Speaker
Der Kampagnenrat ist aber auch immer offen für Neuzugänge, also ist keine feste Gruppe und ist vor allem für Leute, die eben sagen, ich habe gerade so Zeit und Energie, mich da zu committen.

Verknüpfung von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit

00:26:17
Speaker
auch möglichst einmal die Woche zu kommen.
00:26:20
Speaker
Wir haben aber dann eben drumherum auch erstens verschiedene Arbeitsgruppen, die nochmal getrennt davon oder extra zusätzlich arbeiten, also zum Beispiel Social Media und Presse oder Gruppe zu inhaltlichen Forderungen.
00:26:35
Speaker
Und wir haben auch noch so ein, ich sag mal,
00:26:37
Speaker
Und wie seid ihr auf diese coole Strukturidee mit dem Kampagnenrat gekommen?
00:26:57
Speaker
dass es gab so ein paar Menschen, die die Kampagne angestoßen haben und die haben das quasi so vorgeschlagen.
00:27:08
Speaker
Ich denke, das ist auch so eine Idee.
00:27:11
Speaker
Ich habe da jetzt keine konkreten Namen und Theorien im Kopf tatsächlich, weil ich sehr aus der Praxis komme, aber ich glaube auch so eine Idee von, wie organisieren wir Leute, um aktiv zu bleiben in der Kampagne und
00:27:24
Speaker
Da hat sich das wohl bewährt, dass es eben diesen, ich sag mal, engeren Kreis gibt von Menschen, die relativ intensiv arbeiten.
00:27:32
Speaker
Aber eben, also ich hab da so ein Modell mit so verschiedenen Ringen im Kopf und in der Mitte ist der Kampagnenrad und dann der Unterstützer im Kreis und geht immer weiter, aber da ist eben auch alles miteinander vernetzt.
00:27:43
Speaker
Also es sind keine geschlossenen Kreise.
00:27:47
Speaker
Ja, so.
00:27:48
Speaker
Das ist ja spannend.
00:27:49
Speaker
Ich habe das Gefühl, das könnten bestimmt auch andere Gruppen sich von dieser Organisationsweise inspirieren lassen.
00:27:55
Speaker
Und auch irgendwie, was auch so empowernd ist, ist tatsächlich dieses Gefühl irgendwie, ihr habt es einfach lokal vor Ort mit dem, was da ist.
00:28:04
Speaker
Also eben, ihr seid direkt konfrontiert mit diesem Riesenkonzern.
00:28:08
Speaker
Dort, wo ihr seid und habt da was auf die Beine gestellt.
00:28:11
Speaker
Und das ermutigt irgendwie auch, dass man muss jetzt nicht in Berlin sein oder so, um was Großes auf die Beine zu stellen, sondern an jedem Ort kann man eigentlich anfangen, ja, sowas, eine Bewegung aufzubauen, eine Kampagne.
00:28:24
Speaker
Das finde ich irgendwie so, ja, sehr...
00:28:27
Speaker
Sehr inspirierend und ermutigend.
00:28:29
Speaker
Und ich habe mich gefragt, was du das Gefühl hast, was vielleicht auch andere Bewegungen oder Kampagnengruppen von euch und euren Erfahrungen lernen könnten.
00:28:38
Speaker
Genau, also was hast du das Gefühl, das ist so etwas, ja, das kann man definitiv weitergeben?
00:28:43
Speaker
Ich meine, was ja gerade so oft passiert in der politischen Debatte, die wir im Fernsehen sehen und in den Nachrichten, ist ja das...
00:28:50
Speaker
auch bewusst voneinander getrennt werden, dass Klima gegen soziale Gerechtigkeit ausgespielt wird, gegen Migration und gerade von konservativen Parteien oder auch rechten Parteien eben sehr klar diese Spaltungstaktik gefahren wird.
00:29:06
Speaker
Und die beste Antwort darauf ist, die Themen zu verbinden mit solchen Kampagnen wie, jetzt wir waren zusammen, war ein gutes Beispiel, aber wir versuchen das ja auch, dass wir eben
00:29:17
Speaker
die Bauwände damit reinbringen.
00:29:19
Speaker
Also es geht nicht nur um CO2-Emissionen, sondern auch eine Lösung, wie könnte ein besseres Leben für uns alle aussehen.
00:29:25
Speaker
Also auch dann gerecht bezahlbare Mieten, nachhaltiges Wohnen und so weiter und auch eine andere Gestaltung von Städten, die eben auf die Bedürfnisse von Menschen ausgelegt ist.
00:29:34
Speaker
Und ich glaube, das ist auch was, was ich gelernt habe, ist einfach super wichtig.
00:29:39
Speaker
Also unsere Lebensrealität, das, was wir jeden Tag sehen, was uns jeden Tag beschäftigt, mit dem Thema Klima zusammenzubringen oder mit politischen Themen, also das einfach auch greifbar und spürbar zu machen.
00:29:52
Speaker
Weil wie wir wohnen und wie da die Lage ist, wie der Wohnungsmarkt, das ist ja was, was sehr viele von uns sich auch einfach merken und Menschen ja auch berechtigterweise sehr eingenommen sind von diesen

Widerstandsfähigkeit und Gemeinschaftsunterstützung

00:30:03
Speaker
Sorgen.
00:30:03
Speaker
Und deswegen braucht es einfach gemeinsame Lösungen und konkrete Lösungen.
00:30:08
Speaker
Das finde ich immer sehr inspirierend, wenn es Aktionen und Projekte gibt, die das schaffen.
00:30:13
Speaker
Das ist es in der Tat auf jeden Fall.
00:30:15
Speaker
Und ich finde den Hinweis auch nochmal echt wichtig, darauf zu achten, wenn die PolitikerInnen und andere EntscheidungsträgerInnen das
00:30:23
Speaker
Wirklich versuchen, so taktisch die verschiedenen Gruppen gegeneinander auszuspielen, da irgendwie auch vorbereitet zu sein und nicht in diese Falle zu tappen und auch anderen dabei zu helfen, nicht in diese Falle zu tappen, auch eben aber durch die Bündnisarbeit, die man macht und die Aktionen.
00:30:39
Speaker
Also eben nicht nur rhetorisch versuchen, das zu erklären, sondern eben durch die Art und Weise, wie man die Kampagne organisiert.
00:30:46
Speaker
Das finde ich halt sehr spannend, auch in deiner bisherigen Arbeit und finde ich voll gut.
00:30:50
Speaker
Also vielen, vielen, vielen Dank für deine Arbeit.
00:30:52
Speaker
Eine Frage hätte ich da schon noch, weil eben genau gerade in den aktuellen Zeiten ist es ja einfach so schwer, dieses Thema anzusehen.
00:31:00
Speaker
zu platzieren und viele der Themen, die du auch genannt hast.
00:31:03
Speaker
Und von daher ist die Frage, wie geht ihr denn damit um mit diesem Gefühl des Scheiterns, sage ich mal?
00:31:11
Speaker
Ja, also wenn dann mal ein Ziel, eine Forderung nicht erreicht wird, was ist euer Umgang damit, um weiterzumachen?
00:31:20
Speaker
Ich glaube zum einen, würde ich sagen, einfach eine Gruppe, die einen auffängt und in der wir uns im besten Fall, würde ich sagen, wirklich gerade auch sehr wohl fühlen und in die wir immer wieder gern zurückkommen, egal was gerade passiert an Aktionen und wie die Reaktionen darauf sind.
00:31:42
Speaker
Aber ich glaube auch einfach mit einem anderen Anspruch zu
00:31:46
Speaker
Also ich habe den Eindruck, dass im Aktivismus, vor allem im Klimaaktivismus, ein sehr großer Selbstanspruch besteht, immer alles richtig zu machen.
00:31:56
Speaker
Aber das ist auch immer, also so Widerstand ist auch manchmal ein Probieren und Ausprobieren.
00:32:02
Speaker
Wir sind ja in der deutlich schwierigeren Position als zum Beispiel die Konzerne oder Unternehmen.
00:32:07
Speaker
Und die Politik und das System, gegen das wir kämpfen und wir dürfen auch Fehler machen.
00:32:13
Speaker
Wichtig ist, dass wir wissen, wie wir damit umgehen und dass wir uns auffangen und dass wir wissen, wie es weitergeht.
00:32:19
Speaker
Voll gut.
00:32:20
Speaker
Ich finde es auch voll schön, was du sagst, mit dem eine Gruppe zu haben.
00:32:24
Speaker
die einen aufwängt.
00:32:24
Speaker
Das ist, finde ich, ein ganz wichtiger Hinweis.
00:32:26
Speaker
Weil oft wird dann so eben aufs Äußere geguckt, auf Struktur, Strategie, Ziele und so.
00:32:32
Speaker
Und sowas ist aber einfach so wichtig, um eben die Kraft zu haben, weiterzumachen.
00:32:36
Speaker
Also so das Innere auch.
00:32:38
Speaker
Das finde ich einen ganz, ganz wichtigen Hinweis.
00:32:40
Speaker
Und gleichzeitig auch die Fehlertoleranz und Freundlichkeit gefällt mir auch sehr gut.
00:32:44
Speaker
Und ich meine, Encement ist ja auch ein Zeichen davon, dass vielleicht Scheitern auch gar nicht so eine Kategorie ist.
00:32:49
Speaker
Vielleicht ist das eben dann auch so ein medialer Begriff, der da benutzt wird.
00:32:54
Speaker
Weil in dem Sinne Fridays for Future gibt es schon seit einigen Jahren Extinction Rebellion, letzte Generation, jetzt auch in verschiedensten Phasen.
00:33:02
Speaker
Und genau, also die Menschen machen weiter, probieren Neues aus, lernen eben aus den Erfahrungen,
00:33:09
Speaker
Und passen dann eben die Vorgehensweisen an durch das

Abschluss und Aufruf zur Beteiligung

00:33:12
Speaker
Gelernte.
00:33:12
Speaker
Also es geht gar nicht so sehr darum, es ist ja im Endeffekt kein Scheitern, sondern ein Lernprozess.
00:33:18
Speaker
Und es geht ja weiter.
00:33:19
Speaker
Und genau, also klar kann es natürlich sein, dass dann ein Ziel nicht erreicht ist, aber das ist ja dann nicht gleich irgendwie so komplett eine Niederlage in dem Sinne, sondern es ist ein Feedback, okay, auf diese Art und Weise funktioniert es nicht ganz so gut, okay, wie können wir es anders machen?
00:33:34
Speaker
Und das finde ich auch irgendwie ganz schön an dieser Konstellation dann dabei bei Encement.
00:33:40
Speaker
Ja, Daria, voll schön, dass du heute da warst und deine Einblicke, Erkenntnisse und Erfahrungen geteilt hast.
00:33:47
Speaker
Gibt es noch etwas, was du vielleicht gerne unseren HörerInnen mitgeben wollen würdest?
00:33:53
Speaker
Ja, ich fand es auch sehr nett.
00:33:55
Speaker
Ich habe so ein witziges Zitat rausgesucht von einem Schriftsteller, der heißt Ansem Jappe, ich hoffe, ich spreche es richtig aus, der hat ein Buch über Beton geschrieben.
00:34:07
Speaker
Und wir haben ein Zitat gefunden, das ist jetzt nicht so super deep, was politische Strategie angeht, aber ich finde es einfach lustig mit dem Wortspiel, weil er sagt, Beton ist die konkrete Seite der kapitalistischen Produktionsweise.
00:34:22
Speaker
Ja.
00:34:23
Speaker
Ja, konkret auf Englisch, genau.
00:34:26
Speaker
Ja, sehr gut.
00:34:27
Speaker
Genau, und wegen so konkret.
00:34:30
Speaker
Keine Ahnung, ich fand es irgendwie gut, um einfach auch nochmal, weil wir immer wieder gefragt werden, was ist eigentlich das Problem an Beton?
00:34:36
Speaker
Wir brauchen Beton und irgendwie, finde ich, es bringt so ein bisschen auf den Punkt.
00:34:39
Speaker
Kann man das mal auf einen Sticker schreiben oder so?
00:34:41
Speaker
Mal gucken.
00:34:43
Speaker
Vielen Dank dafür, Daria.
00:34:46
Speaker
Ja, schön, dass du da warst.
00:34:47
Speaker
Viel Kraft weiterhin bei all euren Bemühungen und ich bin total gespannt zu sehen, wie es weitergeht.
00:34:54
Speaker
Und vielleicht sehen wir uns ja dann in Heidelberg nächsten Frühling.
00:34:59
Speaker
Ja, gerne.
00:35:00
Speaker
Könnt alle sehr gern kommen.
00:35:02
Speaker
Ciao.
00:35:03
Speaker
Das war's für diese Folge von Tee und Taktik.
00:35:06
Speaker
Wenn euch das Gespräch gefallen hat, dann teilt es gerne und folgt uns für weitere spannende Einblicke in gewaltfreien Protest.
00:35:12
Speaker
Wir haben ja jetzt auch seit ein paar Folgen schon eine E-Mail und freuen uns auf Anmerkungen, Themenvorschläge und so weiter.
00:35:19
Speaker
Das ist Tee und Taktik in einem Wort at protonmail.me.
00:35:24
Speaker
Aber ihr findet das auch nochmal in der Beschreibung.
00:35:27
Speaker
Und wenn ihr uns unterstützen wollt, dann schaut doch mal auf unseren Spendenlink, der ist auch in der Beschreibung, damit wir auch in Zukunft wichtige Themen wie diese behandeln können.
00:35:35
Speaker
Danke an alle, die uns bisher mit einer Spende unterstützt haben und danke an die Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit, die uns fördert.
00:35:44
Speaker
Allerdings deckt das nicht alle Kosten für Schnitt und Technik.
00:35:48
Speaker
Danke auch an unseren Partner für die Postproduktion, das Kreativstudio für Wissenschaftskommunikation zum Staunen.
00:35:53
Speaker
Bis zum nächsten Mal.
00:35:54
Speaker
Und wie immer in diesem Jahr ist das der letzte Donnerstag im Monat.
00:35:58
Speaker
Alles, alles Liebe.
00:35:59
Speaker
Macht's gut.
00:36:00
Speaker
Bis bald.