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T&T07 Widerstand gegen Rechts

Tee & Taktik
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367 Plays10 months ago

Im Staffelfinale werfen wir einen Blick zurück auf die Highlights der ersten Staffel und widmen uns einer der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie können wir dem weltweiten Rechtsruck begegnen? Wir diskutieren die Rolle von zivilem Widerstand als Werkzeug gegen autokratische Tendenzen, beleuchten historische und aktuelle Strategien, und fragen uns, was jede*r von uns konkret tun kann. Mit inspirierenden Beispielen und spannenden Einblicken bietet diese Folge nicht nur einen Abschluss, sondern auch Denkanstöße für die Zukunft. Hört rein und lasst euch für den Einsatz für Demokratie und Gerechtigkeit ermutigen!

Hör auch wieder in die zweite Staffel rein, ab dem 30. Januar, jeden letzten Donnerstag im Monat

Magst du Tee & Taktik? Wir freuen uns über Unterstützung :) Wir haben eine neue Spendenplattform. Spende jetzt!

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Danke an

→ die Stiftung “Kraft der Gewaltfreiheit” für die finanzielle Unterstützung

→ unseren Partner für die Postproduktion, das Kreativstudio für Wissenschaftskommunikation Zum Staunen*

→ Aimée van Baalen für die Social Media Arbeit

Das plant Trump für die USA (auch in Bezug auf Klimapolitik)

Über zivilen Widerstand von rechts

Erfolg vom zivilen Widerstand in Diktaturen


Mehr Angriffe: Queer-Beauftragter beunruhigt

Unbedingt lesen: Maria Stephan How we can meet the challenges of authoritarianism

Unbedingt lesen: All Rise: Judicial Resistance in Poland 

Nepstad Überlaufen der Sicherheitskräfte 

Studie zu Demonstrationen im Januar  2024

Widersetzen Bündnis

Reclaim Tiktok

Unbedingt anschauen (auch auf deutsch): A force more powerful Dokumentation

Arne Semsrott Machtübernahme - Was passiert wenn rechtsextreme regieren

Warum ziviler Widerstand funktioniert, deutsche Übersetzung des Klassikers von Chenoweth

Tagung: Gewaltfrei aktiv gegen rechts

Transcript

Einleitung und Rückblick auf die erste Staffel

00:00:07
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu Tee und Taktik, deinem Podcast zu strategischem Protest.
00:00:14
Speaker
Wir sind Lea und Lila.
00:00:15
Speaker
Hallo.
00:00:17
Speaker
Herzlich willkommen.
00:00:19
Speaker
Ja, frohe Weihnachten an alle und auch herzlichen Glückwunsch, da die da zum Staffelfinale.

Ziviler Widerstand als zentrales Thema der Staffel

00:00:26
Speaker
Wir haben es jetzt bis hierhin geschafft, sieben Folgen zum zivilen Widerstand, alles Mögliche von Strategien, Taktiken, vom Scheitern und verschiedenen Protestformen bis hin zu deiner Doktorarbeit über Unternehmen und
00:00:41
Speaker
und die deutsche Protestgeschichte.
00:00:42
Speaker
Und heute haben wir ja auch noch mal ein großes Thema zum Abschluss.
00:00:45
Speaker
Aber keine Sorge, wir wollen ja im nächsten Jahr weitermachen mit der zweiten Staffel.
00:00:50
Speaker
Dazu erzählen wir euch später noch mehr.
00:00:52
Speaker
Und ich habe mir hier, weil es jetzt so weihnachtlich ist und auch zur Feier des Tages, einen Glühwein mal mitgebracht.
00:00:59
Speaker
Alkoholfrei natürlich, aber keinen Tee so wie sonst.
00:01:03
Speaker
Und auch so ein kleines Partyhütchen.
00:01:05
Speaker
Das seht ihr nicht, aber...
00:01:08
Speaker
Auch in grün, das sind ja unsere Farben.
00:01:10
Speaker
Ich dachte, gerade dass ihr es nicht sehen könnt.
00:01:15
Speaker
Stylisch.
00:01:18
Speaker
Ja, hallo und herzlich willkommen zur letzten Folge dieser Staffel auch von mir.
00:01:21
Speaker
Ja, ich freue mich mega, dass wir jetzt tatsächlich so eine ganze Staffel hier aufgenommen haben.
00:01:26
Speaker
Richtig cool.
00:01:27
Speaker
Darauf müssen wir tatsächlich anstoßen.
00:01:29
Speaker
Prost.
00:01:30
Speaker
Prost.
00:01:31
Speaker
Ich allerdings heute mit meinem Erkältungstee, weil scheinbar ist gegen Kita-Eingewöhnungskeime doch kein Kraut gewachsen, wie ich in der letzten Folge noch gehofft hatte.
00:01:40
Speaker
Und von daher jetzt ein bisschen die Symptome lindern.
00:01:46
Speaker
Mir wurde ja schon ein paar Mal von so Schwarzteetrinkern gesagt, dass Kräutertee ja eigentlich gar kein Tee ist.
00:01:52
Speaker
Sondern ich glaube, offiziell ist das eher ein Aufguss.
00:01:55
Speaker
Fand ich irgendwie unglaublich, mein Kräutertee.
00:01:58
Speaker
Ja, krass.
00:01:59
Speaker
Also das heißt, wir betrügen hier die ganze Zeit eigentlich bei Tee und Taktik ein bisschen, wenn wir Kräutertee trinken, obwohl das gar kein richtiger Tee ist.

Diskussion über Trumps Wiederwahl und Rechtsruck weltweit

00:02:08
Speaker
Und apropos Betrüger, jetzt kommt eine hammerharte Überleitung.
00:02:13
Speaker
Was auch krass ist, ist, dass Trump wieder gewählt wurde.
00:02:17
Speaker
Also dass er jetzt im Januar wieder offiziell der amerikanische Präsident ist und ja, ich kann es echt überhaupt nicht glauben.
00:02:25
Speaker
Ja gut, dass Trump gewählt wurde, ist noch viel unglaublicher.
00:02:28
Speaker
Der Rechtsruck ist echt so ein Phänomen, was wir nicht nur in Deutschland, sondern eben auch weltweit in den USA, in Ungarn, Polen, Frankreich, Italien und so weiter und so fort wirklich zu beobachten haben.
00:02:40
Speaker
Rechte Parteien gewinnen einen Einfluss und auch rassistische und antidemokratische und autokratische Tendenzen nehmen eben zu.
00:02:47
Speaker
Wir wurden schon öfter jetzt gefragt im Laufe dieser Staffel von Menschen, die uns zugehört haben, was wir denn nun dazu sagen, dass es eben so einen Rechtswirk gibt und was man dagegen tun kann, eben aus der Perspektive vom zivilen Widerstand.
00:03:00
Speaker
Und ich bin heute auch ein bisschen aufgeregt darüber zu reden, weil ich tatsächlich jetzt auch nicht wirklich eine Expertin bin im Bereich der Strategien gegen Rechts oder auch von Rechts.
00:03:10
Speaker
Aber das Thema ist eben so wichtig und gibt da schon tatsächlich natürlich aus der Forschung einiges zu sagen zu dem Thema, wie eben zivile Widerstandsbewegungen vorgehen können gegen Autokratisierungstendenzen und eben Rechtsruck etc.

Strategien gegen rechtsextreme Bewegungen

00:03:24
Speaker
Von daher gibt es da schon einiges, was man teilen kann.
00:03:27
Speaker
Und ich finde es einfach total wichtig, dass wir eben so einen Beitrag zur Debatte leisten und einfach ins Gespräch kommen, auch wenn natürlich jetzt ziviler Widerstand ist jetzt kein Allheilmittel.
00:03:36
Speaker
Ist klar, das ist eine Frage.
00:03:37
Speaker
Zutat, sage ich mal, ein wichtiges Werkzeug neben vielen anderen, aber dennoch vielleicht nicht unwichtig, auch das irgendwie zu berücksichtigen und in Betracht zu ziehen.
00:03:48
Speaker
Ja, ich glaube, mir ist es am Anfang nochmal wichtig zu differenzieren.
00:03:52
Speaker
Also wir sagen ja nicht, dass alle Menschen, die AfD wählen, automatisch rassistisch oder sexistisch sind.
00:03:58
Speaker
Also ich habe selber in meinem Umfeld einige Menschen, die die AfD wählen und ich weiß, das sind an sich gute Menschen und die machen sich auch Sorgen um zum Beispiel das Klima.
00:04:09
Speaker
Also von dem her teilen wir erstmal viele Sorgen, warum sie sich dann aber entscheiden, AfD zu wählen.
00:04:15
Speaker
Vielleicht halt aus Protest heraus, was für mich als Protestforscherin eine total komische Idee von Protest ist.
00:04:22
Speaker
Oder weil die AfD einfach verdammt gut darin ist, vermeintlich einfache Lösungen für ganz viele große Probleme anzubieten.
00:04:29
Speaker
Das ist natürlich tragisch, weil, das wollen wir am Anfang auch nochmal sehr deutlich sagen,
00:04:34
Speaker
Die AfD und andere rechte Gruppen, wie jetzt zum Beispiel, was man mit Trump in Amerika beobachten kann, ist, dass sie sich eben nicht für die vielen einsetzen, sondern ganz im Gegenteil eine sehr männerdominierte Partei sind, die erledigt.
00:04:49
Speaker
extrem konservative Geschlechterrollen und sexistische Stereotypen verstärkt.
00:04:55
Speaker
Also es war jetzt ja gerade, da war ich echt geschockt, in Amerika so dieser Trend und dieser Slogan von Your Body, My Choice, also dein Körper, meine Entscheidung, was einfach als für uns Frauen unter aller Sau, dass wir uns wieder dahin zurückentwickeln, sage ich mal.
00:05:14
Speaker
Außerdem sind die Parteien extrem ausländerfeindlich und benutzen rassistische Rhetoriken.
00:05:20
Speaker
Also es war ja auch so, dass nachdem Trump gewählt wurde am 6.
00:05:23
Speaker
November viele schwarze Aktivistinnen in Amerika so SMS bekommen haben, dass sie sich auf der nächstgelegenen Plantage melden sollen.
00:05:32
Speaker
Und das ist natürlich, was mich besonders besorgt,
00:05:35
Speaker
zu sehen, dass die rechten Parteien immer wieder Angriffe auf die Demokratie starten und auf demokratische Institutionen.
00:05:42
Speaker
Und dass das aber sehr schleichend passiert.
00:05:44
Speaker
Also es ist ja nicht so, dass direkt die Demokratie abgeschafft wird, aber es halt schrittweise immer mehr Rechte untergraben werden und zum Beispiel die Legitimität von Wahlen angezweifelt wird oder Wahlrechte eingeschränkt werden und so Druck auf Justizorgane ausgeübt wird.
00:06:01
Speaker
Sodass jetzt auch viele Ermittlungen gegen Trump zum Beispiel in Amerika fallen gelassen werden und so eben Stück für Stück die demokratischen Normen ausgehöhlt werden.
00:06:11
Speaker
Ja, und deswegen, also es ist auch einfach ja forschungsmäßig für uns ziemlich beschissen, weil Forschung ist ja dann auch einer der Orte, an dem
00:06:20
Speaker
als erstes gekürzt wird.
00:06:22
Speaker
Ja, man könnte noch so vieles sagen, Klimamaßnahmen, die rückgängig gemacht werden.
00:06:26
Speaker
Das heißt, alles das, was wir eigentlich nicht wollen, vertreten diese Parteien.
00:06:30
Speaker
Und das ist einfach wichtig, das hier am Anfang einmal so klar und deutlich zu sagen, finde ich.
00:06:35
Speaker
Zivilgesellschaft, die auch immer mehr eingeschränkt wird und immer weniger natürlich auch Finanzierung dafür oder auch Unterdrückung und Repression etc.?
00:06:46
Speaker
Und wir haben es ja auch ein bisschen gesehen, also bisher war das Feedback zu unseren Folgen immer absolut unterstützend und dann hast du einmal was gegen rechts gepostet auf Instagram und dann kamen direkt die Hass und Gewaltandrohung.
00:07:00
Speaker
Also ja, ich bin auch ein bisschen aufgeregt, jetzt diese Folge zu machen.
00:07:04
Speaker
Ja, das war mies.
00:07:07
Speaker
Mal gucken, was da so kommt.
00:07:11
Speaker
Ja, und wir hatten uns auch so ein bisschen überlegt, in der Folge auch mal das als Rückblick zu nutzen und zu schauen, okay, was haben wir uns eigentlich bisher so angeguckt und was davon ist eigentlich brauchbar vielleicht, relevant, was könnte man anwenden, um eben so eine Strategie gegen Rechts zusammenzubasteln, was damit eben auch so eine schöne Rekapitulation der ganzen Staffel sein könnte.
00:07:34
Speaker
Aber natürlich, ich glaube, wir gehen jetzt nicht in jedes Detail ein,
00:07:37
Speaker
Aber genau, lass uns doch mal so ein bisschen das Gedächtnis auffrischen, was wir eigentlich alles schon besprochen haben, war ja auch echt eine ganze Menge.
00:07:45
Speaker
In der ersten Folge ging es ja um die Wirksamkeit vom zivilen Widerstand.
00:07:49
Speaker
Und das ist tatsächlich auch relevant, und das sollte man auch vorneweg vielleicht auch sagen, dass eben auch rechte Bewegungen Konzepte des zivilen Widerstandes tatsächlich benutzen.
00:07:58
Speaker
Also expliziter Bezug auf zum Beispiel Gene Sharp, den wir öfter erwähnt haben, oder auch Chenoweth, also zwei Forschende aus dem Bereich,
00:08:07
Speaker
Ein ganz bekanntes Beispiel da ist die Identitäre Bewegung, wo Martin Sellner so der führende Kopf ist, der wirklich ganz explizit seine Bewegung mit diesen Beispielen und mit der Regime-Change-Strategie von Gene Sharp und Popovich aus Serbien entwickelt hat und angewandt hat.
00:08:25
Speaker
Und verschiedene Methoden des zivilen Widerstandes da auch erwähnt, unter anderem auch den Hungerstreik allerdings als letztes Mittel.
00:08:34
Speaker
Und von daher ist es wichtig, auch nochmal zu sagen, dass gewaltfreier Widerstand, ziviler Widerstand unabhängig ist von der Gesinnung.
00:08:41
Speaker
Es ist erstmal ein Werkzeug, was nachweislich wirksam ist und sein kann.
00:08:48
Speaker
Und von daher von verschiedensten Gruppierungen verwendet wurde und verwendet wird.
00:08:53
Speaker
Und da muss man halt auch aufpassen, gerade eben, weil es wirksam ist und das irgendwie so im Blick haben.
00:08:59
Speaker
Ja, da hatte ich mir auch Sorgen gemacht, als ich mein Buch geschrieben habe, weil ich da ja auch sehr strategisch über den Zivilwiderstand erzähle, dass das dann genutzt werden könnte von, sage ich mal, rechteren Gruppen und dass die dahinterstehenden Gedanken zum Widerstand missbraucht werden könnten.
00:09:15
Speaker
Aber zum Glück, also es zeigen ja erste Forschungsergebnisse, dass selbst wenn Zivilerwiderstand von rechten Gruppen erfolgt,
00:09:22
Speaker
benutzt wird, dass er nicht immer so erfolgreich ist aus verschiedenen

Wirksamkeit des zivilen Widerstands in verschiedenen Regimen

00:09:27
Speaker
Gründen.
00:09:27
Speaker
Also dass es so eine Tendenz gibt, dass da die Grenze zwischen Friedlichkeit und Gewalt viel mehr verschwimmt als bei demokratischen Bewegungen und auch einfach die ganze Logik und die Legitimität vom Widerstand nicht so wirklich aufgeht, weil es ja nicht darum geht, moralische werteorientierte Ziele zu verfolgen, die Gerechtigkeit fördern, sondern eher so gegen Minderheiten treten und
00:09:53
Speaker
Ja, das sind jetzt erstmal nur die ersten Studien.
00:09:56
Speaker
Es entsteht gerade auch ein großes Forschungsprojekt dazu.
00:09:59
Speaker
Da bin ich sehr gespannt darauf, was da dann tatsächlich rauskommt, weil besorgniserregend ist es auf jeden Fall.
00:10:06
Speaker
Ja.
00:10:07
Speaker
Ja, aber was wir ja auch sehen, also wenn man eine Sache in der Forschung zum zivilen Widerstand weiß, dann ja, wie das Mittel genutzt werden kann, um Diktaturen zu schwächen.
00:10:19
Speaker
Also es ist ja, ein Großteil der Forschung bezieht sich ja darauf, wie wird ziviler Widerstand in autokratischen Kontexten angewandt und
00:10:28
Speaker
wie erfolgreich es auch darin war.
00:10:30
Speaker
Also zwischen 1900 und 2019 wurde ja gezeigt, dass gewaltfreier Widerstand 51 Prozent der Zeit erfolgreich war, während gewaltvolle Bewegungen nur 26 Prozent Erfolg hatten.
00:10:45
Speaker
Und was man auch ganz klar sehen konnte, ist, dass die Erfolgschance, dass Demokratien bestehen bleiben und langfristig stabil sind, viel, viel größer sind, wenn sie eben durch zivilen Widerstand genutzt wurden.
00:10:57
Speaker
Das heißt, wenn wir über Rechtsruck sprechen und über rechte autokratische Tendenzen, dann ist das einfach sehr eng verknüpft mit dem Widerstand und sehr vielen effektiven Beispielen in der Geschichte.
00:11:10
Speaker
Das heißt, eigentlich müssen wir nur ganz genau hingucken, was schon sehr oft auch
00:11:15
Speaker
erfolgreich passiert ist und können da ganz viel daraus mitnehmen und ganz viel daraus lernen.
00:11:19
Speaker
Ja, auf jeden Fall.
00:11:23
Speaker
Ja, ich hatte auch das Gefühl, dass in der Forschung, dass es da sehr, sehr, sehr viel dazu gibt, was getan werden kann, wenn es dann zu einer autokratischeren Regierung kommt.
00:11:31
Speaker
Also wenn dann quasi schon diese Machtübernahme vollzogen ist, wie kann man da dann Demokratie verteidigen?
00:11:38
Speaker
Aber genau, ich hatte jetzt noch nicht so viel dazu gesehen, wie man das erstmal verhindern kann, dass es gar nicht erst dazu kommt.
00:11:43
Speaker
Aber genau, da können wir vielleicht auch so ein bisschen überlegen, auch vor allem mit unserer zweiten Folge, das war ja die Strategiefolge oder auch Theoriefolge, das war schon etwas theorielastig.
00:11:52
Speaker
Da haben wir uns verschiedene Konzepte angeschaut, zum Beispiel eben diese Säulen der Unterstützung, also dass jede Regierung, jedes Regime, jeder Missstand auf sich auf bestimmte gesellschaftliche Institutionen und Gruppen stützt, sei es Medien, Wirtschaft,
00:12:06
Speaker
Bildungssystem, Militär, Polizei oder auch kulturelle Norm etc.
00:12:12
Speaker
Und da ist eben so die Idee, dass wenn diese Säulen, also die Menschen da drin anfangen, ihre Unterstützung, ihre Loyalität zu verschieben und nicht mehr eben das Regime, den Missstand etc.
00:12:25
Speaker
unterstützen mit ihrer Arbeit, mit ihrem Zuspruch, dann kann da einiges auch ins Wanken geraten.
00:12:30
Speaker
Und das ist natürlich sehr, sehr relevant jetzt auch in dieser Thematik.
00:12:35
Speaker
Ja, ich finde, da können wir ja mal versuchen, diese Übersetzungsleistung auch zu machen und zu schauen, welche Säulen müsste man bewegen mit Blick auf den aktuellen Rechtsruck.
00:12:45
Speaker
Und wir haben schon mal in vorherigen Folgen darüber gesprochen, dass die Rolle der Verwaltung, also der Beamtinnen,
00:12:53
Speaker
total unterschätzt ist, aber auf der anderen Seite auch total viel Potenzial mit sich bringt.
00:12:57
Speaker
Also Barbara hat uns in der letzten Folge das historisch einmal eingeordnet mit Blick auf den Ruhrkampf, wo es ja darum ging, dass Verwaltungsbeamte sich nicht an diplomatische Absprachen und Verhaltensweisen gehalten haben,
00:13:13
Speaker
dass sie keinen Überblick mehr über administrative Strukturen geben wollten, indem sie Unterlagen weggeschafft haben und so eben versucht haben, Widerstand gegen Rechts auch zu leisten und dann eben gegen die militärische Besatzung so vorgegangen sind.
00:13:29
Speaker
Ja, ein anderes Beispiel, interessanterweise drei Jahre vorher aus der deutschen Geschichte, ist der Kapp-Putsch, wo es tatsächlich, es war halt auch ein militärisch rechtsgesinnter Putsch gegen die Weimarer Republik.
00:13:40
Speaker
Und der konnte auch abgewendet werden durch massenhafte Nicht-Kooperationen und Nicht-Zusammenarbeit von Arbeitenden, von Beamtinnen etc., sodass einfach nicht die Befehle befolgt wurden und der Plan nicht so ganz aufgegangen ist, wie sich das die Putschisten so gedacht hatten.
00:13:58
Speaker
Ja, und dann haben wir ja auch noch den großen Forschungsrespekt, dass immer wieder gezeigt wurde, wenn sich die Polizei dagegen stellt, also nicht mitmacht, zum Beispiel bei einer autokratischen Transformation, dass das auch sehr große Auswirkungen haben kann.
00:14:14
Speaker
Also Sharon Nepstad hat dazu sehr viel geforscht und immer wieder gezeigt, wenn man es schafft, die Sicherheitsbeamten auf seine Seite zu ziehen, dann ist das tatsächlich ein sehr, sehr großer Wirkungshebel.
00:14:26
Speaker
Auch wenn das ja auch schwierig ist für viele Aktivisten, sag ich mal, über die problematischen Strukturen in der Polizei auch hinwegzuschauen.
00:14:33
Speaker
Aber es ist halt einfach ein sehr effektiver Ansatz.
00:14:37
Speaker
Und ich fand es richtig spannend.
00:14:38
Speaker
Ich bin auf ein Beispiel gestoßen, das verlinken wir euch auch gerne.
00:14:43
Speaker
aus Polen, wo tatsächlich die Richterinnen einen richtig großen Unterschied gemacht haben, mit Blick darauf, dass sich das Land autokratischen Tendenzen aussetzen musste zwischen 2015 und 2023, wo das Rechtssystem
00:14:59
Speaker
immer weiter Eingriffe gab und Gesetze und so abgeschafft werden sollten.
00:15:04
Speaker
Und was passiert ist, ist, dass sich polnische Richterinnen nicht dem Ganzen einfach leise hingeben wollten, sondern entgegen, sage ich mal, ihrer Professur sehr laut geworden sind.
00:15:17
Speaker
Und zwar mit Menschen außerhalb des Gerichtsraums zusammen mobilisiert haben und protestiert haben und auf sehr kreative Art und Weise.
00:15:25
Speaker
Also sie haben zum Beispiel eine
00:15:28
Speaker
Demonstration der tausend Richteranzüge gemacht.
00:15:31
Speaker
Sie haben mit Medienvertretern gesprochen, Pressekonferenzen gehalten, Petitionen unterschrieben.
00:15:36
Speaker
Sie waren, das fand ich spannend, sie waren auf Rockkonzerten unterwegs und haben T-Shirts getragen mit Verfassung da drauf.
00:15:44
Speaker
Und sie haben auch nicht Kooperationen geleistet.
00:15:47
Speaker
Also zum Beispiel am 18.
00:15:50
Speaker
Tag jeden Monat haben sie für 30 Minuten nicht gearbeitet.
00:15:54
Speaker
Sie haben abgelehnt, mit Leuten aus dem rechten Flügel zu arbeiten.
00:16:00
Speaker
Sie haben freiwillig juristische und kostenlose Beratung angeboten.
00:16:04
Speaker
Das hatte tatsächlich große nationale Effekte, also dass sie diese Eingriffe in das Gerichtssystem verhindern konnten teilweise und auch, dass sie sogar die Aufmerksamkeit des europäischen Regierungsbeamts
00:16:17
Speaker
Gerichtshof für Menschenrechte auf sich gezogen haben, der das dann auch noch mal unterstützt hat.
00:16:22
Speaker
Also die Richterinnen haben viele verschiedene Protestformen genutzt, um ihr Anliegen zu adressieren.
00:16:27
Speaker
Und die meisten davon waren nicht mehr strafbar.
00:16:30
Speaker
Also zum Beispiel, dass sie verweigert haben, Hände zu schütteln mit rechten Richterinnen oder in riesigen Gruppen zu den Anklagen von ehemaligen Kollegen gegangen sind, die aus dem Amt genommen wurden und so Präsenz gezeigt haben.
00:16:45
Speaker
Viele haben das sogar als hilfreich angesehen, nicht diese Kündigung zu riskieren, sondern hatten das Gefühl, mit diesen schlauen Protesten innerhalb ihrer Arbeit mehr erreichen zu können.
00:16:58
Speaker
Also wenn sie noch Zugang zu den Gebäuden hatten, zu E-Mail-Listen, zu informellen Gesprächen und so weiter.
00:17:06
Speaker
Das heißt, wenn ihr Leute kennt, die Jura studieren oder Richterin sind, schickt ihnen doch mal diesen Podcast und das Beispiel, weil ich finde, man denkt da so oft gar nicht dran, was sollen denn Richterinnen machen oder was sollen Polizisten machen, aber im Endeffekt sind es die Berufsgruppen, die, glaube ich, am allermeisten Einfluss haben.
00:17:26
Speaker
Wow, aber es ist echt ein richtig inspirierendes, spannendes Beispiel.

Einbindung unentschlossener Individuen und lokales Engagement

00:17:30
Speaker
Ja und das andere Konzept, über das wir gesprochen hatten, war ja das Spektrum der Unterstützung, wo es ja eben darum geht, dass man nicht direkt gegen die Opposition vorgeht, also jetzt in dem Sinne nicht direkt die AfD zum Beispiel angreifen würde, sondern sich genau die Unentschlossenen anguckt, die passiven Unterstützer, die neutralen.
00:17:51
Speaker
Und da irgendwie versucht zu gucken, was bewegt sie, was interessiert sie, was sind die Sorgen und die wirklich irgendwie auch ernst zu nehmen, darauf einzugehen, abzuholen und somit eben zu bewegen.
00:18:02
Speaker
Und ich denke, das ist tatsächlich das Tool, was ich jetzt gerade in der aktuellen Phase noch relevanter finde, also eben bevor es dazu kommt, dass es eben funktioniert.
00:18:12
Speaker
autokratischer ist, etc.
00:18:14
Speaker
oder autoritärer.
00:18:15
Speaker
Und jetzt eben zu gucken, dass die AfD eben nicht zu viel Einfluss auf diese Menschen hat, sondern eher wirklich zu gucken, okay, was kann man da tun?
00:18:23
Speaker
Und ich denke persönlich, dass es da auch total wichtig ist, die Sorgen, die es ja gibt, auch ernst zu nehmen.
00:18:29
Speaker
Und zum Beispiel, ja, da gilt es dann auch vielleicht, Narrative zu hinterfragen.
00:18:35
Speaker
Also ob dann wirklich
00:18:37
Speaker
Die Ausländer schuld daran sind, dass zu wenig Geld da ist, um es zu verteilen.
00:18:41
Speaker
Weil wenn man es sich genau anguckt, zum Beispiel in Deutschland ist es ja so, es ist wirklich ein sehr, sehr reiches Land.
00:18:45
Speaker
Es gibt viele Ressourcen, nur die sind extrem ungleich verteilt.
00:18:49
Speaker
Und dafür können auch die Ausländer nicht, sondern man teilt sich halt so ein paar
00:18:54
Speaker
Und deswegen gibt es großen Streit, obwohl eben da ein riesengroßer Kuchen eine ganze Bäckerei ist quasi.
00:19:00
Speaker
Und da ist es dann schon wichtig, auch darauf hinzuweisen und zu gucken, okay, also wo ist denn dieses ganze Geld?
00:19:08
Speaker
Und da kommt man dann schnell auf Themen wie Besteuerung von superreichen Unternehmensbesteuerungen, dass eben diese...
00:19:14
Speaker
Ja, genau.
00:19:37
Speaker
Und also da geht es echt so ein bisschen auch darum, ja, Narrative zu hinterfragen, aber eben auch, was wir auch öfter besprochen hatten, mit Organizing, also wirklich direkt mit den Menschen in Kontakt zu kommen und nicht so nur gegen die Menschen zu arbeiten in dem Sinne, also eben nicht, vielleicht nicht mit Shaming zu arbeiten, zu beschämen, dass Leute darüber nachdenken, die AfD zu wählen, sondern eher zu gucken, was
00:20:01
Speaker
Okay, worum geht es denen und ist da die AfD wirklich die Antwort darauf oder ist das eher eine Irreführung?
00:20:08
Speaker
Und das Ding ist, die rechten Bewegungen und Gruppierungen machen ja tatsächlich auch genau so eine Sache.
00:20:13
Speaker
Also da wird ja ganz viel Jugendarbeit gemacht oder kostenlose.
00:20:18
Speaker
Zeitungen, die an jedes einzelne Haus verteilt werden und über Vereine, niedrigschwellig persönlich, was vielleicht eben, also in den vor allem neuen Bundesländern, was vielleicht auch ein bisschen auch verpasst wurde von anderen progressiveren Kräften.
00:20:34
Speaker
Und was vielleicht auch ein bisschen auch erklären kann, warum sie auch so lokal verwurzelt sein können.
00:20:40
Speaker
Von daher, ja, vielleicht müsste man das auch nochmal ernster nehmen, nicht nur auf der großen medialen Debatte irgendwie darüber zu sprechen, sondern wirklich auch auf der lokalen Ebene mehr mit Menschen in Kontakt zu kommen.
00:20:53
Speaker
Ja, ich finde es ganz wichtig, was du da sagst, weil das vielleicht dann auch die Brücke zu unserer Scheitern folge.
00:20:59
Speaker
Wenn man sich nämlich mal das Spektrum der Unterstützung anschaut und wer gerade wie aktiv ist, da gab es ganz interessante Ergebnisse, als es im Januar diese großen Demonstrationen gegen rechts gab, wo
00:21:14
Speaker
dass Tausende von Menschen auf der Straße waren und auch immer wieder dieses Narrativ und in den Medien zu lesen war, jetzt endlich geht die Mitte von Deutschland auf die Straße und wir sind alle vereint gegen die AfD.
00:21:28
Speaker
Und dann haben sich aber über das Institut Protest- und Bewegungsforschung, wo wir beide ja auch ausgestattet,
00:21:33
Speaker
aktiv sind.
00:21:34
Speaker
Verschiedene Studien und Demo-Befragungen wurden durchgeführt und was man gesehen hat, weil man sich wirklich gefragt hat, ist jetzt die Mitte von Deutschland auf der Straße und wer ist eigentlich genau da?
00:21:45
Speaker
Und das Ergebnis, was damals aber präsentiert wurde, eben gezeigt hat, es sind vor allen Dingen Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss, Grünenwählerinnen, es sind kaum Menschen mit Real- oder Hauptschule oder Berufsschule.
00:21:59
Speaker
Und eine sehr soziale Ballung einfach in der Mittelschicht mit Neigung zur oberen Schicht.
00:22:07
Speaker
Was dann wieder sehr deutlich gezeigt hat, nein, die Mitte von Deutschland ist eben gerade nicht auf der Straße.
00:22:12
Speaker
Und das war ja das Ziel, wie du meintest, diese Bündnisse zu schmieden und wirklich auch außerhalb der Blase zu kommen, vielleicht auch im ländlichen Raum zu organisieren.
00:22:22
Speaker
Das ist ja das, was man immer wieder gesehen hat bei erfolgreichen Bewegungen, wenn sich ungewöhnliche Allianzen zusammengeschlossen haben und man da rausgekommen ist und wirklich die Mitte von Deutschland auf die Straße gebracht hätte, dann hätten wir, glaube ich, auch eine Chance.
00:22:37
Speaker
Und ich hoffe, es gibt ja gerade ein großes Widersetzen-Bündnis, was am 11.1. auch den Parteitag der AfD in Riesa stören will und
00:22:47
Speaker
Ich bin da jetzt nicht super tief drin und informiert und glaube aber, die machen sehr gute Arbeit, aber hoffe einfach, dass da eben auch ein Fokus darauf liegt, verschiedenste gesellschaftliche Gruppen auch zusammenzubringen.
00:23:00
Speaker
Ja, das ist tatsächlich auch nochmal bestätigt, auch von Seiten der Forschung, dass eben so eine sehr breit gefächerten Bündnisse enorm wichtig sind und eben auch, wie du sagst, schichtübergreifend.
00:23:15
Speaker
Also auch Menschen, die vielleicht nicht studiert haben, sondern eher Ausbildung gemacht haben, Menschen mit verschiedenen Hintergründen, auch mit Migrationshintergrund etc., die halt alle vereint sind mit dem Ding, dass sie halt für Menschenrechte, für Demokratie,
00:23:30
Speaker
gegen Ausgrenzung und so weiter und so fort, dann auf die Straße gehen oder eben auch nicht Kooperationen gemeinsam machen.
00:23:35
Speaker
Also auch da ist es dann wichtig, anschlussfähig zu bleiben, um eben mögliche Loyalitäten zu verschieben.
00:23:41
Speaker
Also eben, dass Menschen dann bereit sind, auch dann ihre Zusammenarbeit aufzugeben.
00:23:46
Speaker
Also genau das.
00:23:47
Speaker
Deswegen ist dieses nur dagegen sein immer auch ein bisschen schwierig.
00:23:51
Speaker
Aber eben, es ist auch wichtig.
00:23:52
Speaker
Also das ist immer gerade auch, glaube ich, diese Gratwanderung, die da gemacht werden muss.

Bildung von Allianzen und soziale Medien als Widerstandsplattform

00:23:58
Speaker
Ja, und dann ging es ja auch schon um die verschiedenen Taktiken, also Aktionsformen und ja, auch die Macht der Konzerne, worüber wir jetzt, also ich meine, es gibt ganz, ganz viel zu sagen, was da auch eine Rolle spielt, aber vielleicht nochmal, was in beiden Folgen auch eine Rolle gespielt hat, war auch der konstruktive Widerstand, also eben auch das Aufbauen von Alternativen.
00:24:21
Speaker
Und auch da konnte ich in einem Artikel von Erika Chenoweth zum Thema eben, was der zivile Widerstand leisten kann gegen den Rechtsruck einiges finden, dass sie eben auch meinte, dass es sehr wichtig sein wird, eben wirtschaftliche Genossenschaften, also Kooperativen auch zu bilden, um eben
00:24:40
Speaker
ja, da autark sein zu können und eben streiken zu können und sich selber versorgen zu können, um Menschen auch vor Ort zu beschützen etc.
00:24:48
Speaker
Das fand ich sehr interessant, dass sie diesen Aspekt da auch mitbedacht hat, um wirklich auch den Schaden oder die Ferdung einzelner Individuen und einzelner marginalisierte Gruppen auch zu reduzieren, indem man halt zusammenhält und sich selber organisiert.
00:25:07
Speaker
Spannend.
00:25:09
Speaker
Also quasi, dass man alternative Strukturen aufbaut oder wie?
00:25:15
Speaker
Genau, ja.
00:25:16
Speaker
Ja, und also mit Blick auf die Taktiken finde ich spannend zu gucken, was ist bisher schon passiert und wo sind vielleicht auch nochmal Wirklichkeitsräume.
00:25:24
Speaker
Also Demonstrationen, große Demonstrationen, die aber, das haben wir ja auch viel besprochen,
00:25:30
Speaker
Das Potenzial haben, sehr schnell wieder zu verpuffen, ist das eine.
00:25:34
Speaker
Es gibt viele klassische Proteste und Überzeugungsarbeiten, die gemacht werden, also Petitionen, Plakate gegen Hass und Diskriminierung, Solidarität mit Opfern rechter Gewalt.
00:25:48
Speaker
Und man muss ja auch sagen, je größer der Einfluss von rechten Parteien wird, desto
00:25:54
Speaker
Schwieriger wird es ja auch schon, diese Art von Protest überhaupt durchzusetzen.
00:25:57
Speaker
Also ich kenne jetzt schon viele Orte in Deutschland, wo du, wenn du eine LGBTQ-Plus-Flagge aufhängst, das schon einfach krass ist, weil dann die Leute wissen, wo du wohnst und vielleicht dann auch Gewalt in deinem Haus passiert.
00:26:09
Speaker
Also genau, wir haben ja in der Folge gesagt, dass Protest- und Überzeugungsarbeit meistens nicht dazu führt, dass sich...
00:26:16
Speaker
groß was verändert und jetzt die große Revolution kommt, sage ich mal.
00:26:20
Speaker
Aber es ist natürlich schon ein deutliches Symbol, wenn man das auch zu diesen Zeiten macht.
00:26:26
Speaker
Ich fand es zum Beispiel spannend zu sehen, dass es eine Social Media Kampagne mit Reclaim TikTok gibt, wo es halt darum geht, dass die AfD ja extrem viele junge Wählerinnen überzeugen konnte und eben TikTok als Plattform sehr viel genutzt hat und dann sich Menschen zusammengeschlossen haben, um das zurückzuholen.
00:26:47
Speaker
Also finde ich eine gute Initiative.
00:26:49
Speaker
Ist natürlich wieder so ein bisschen die Frage,
00:26:52
Speaker
Wie viel Raum gibt man da Social Media und wie viel sollte man doch im echten Leben die Netzwerke knüpfen?
00:27:01
Speaker
Und was ich tatsächlich sehr interessant fand in dieser Studie, die es auch zu den Demonstrationen und zu der Mitte der Gesellschaft gab,
00:27:08
Speaker
wurde erwähnt oder wurden die Leute gefragt, zu was sie bereit wären.
00:27:12
Speaker
Und sie waren bereit, Petitionen zu unterschreiben, die meisten waren bereit, auf Demonstrationen zu gehen.
00:27:18
Speaker
Und das hatte mich tatsächlich überrascht, dass die meisten Menschen gesagt haben, sie wären bereit, auch Boykotte zu unterstützen.

Historische und moderne Beispiele erfolgreicher Widerstandsbewegungen

00:27:25
Speaker
Und das ist ja was, was wir auch in der Unternehmensfolge von dir viel besprochen hatten, dass Boykotte tatsächlich historisch gesehen ein sehr großes Mittel waren, um was zu verändern.
00:27:38
Speaker
Also klar, sie sind schwierig zu organisieren, weil sie eben groß sein müssen und viel Einfluss, damit sie diesen Effekt auch erzielen können.
00:27:45
Speaker
Aber auf den Philippinen gab es eine große Bewegung gegen das autokratische Regime in den 80ern.
00:27:51
Speaker
Da wurden zum Beispiel zum Boykott aufgerufen, dass
00:27:55
Speaker
alle Unternehmen, die zusammengearbeitet haben mit dem Regime, boykottiert werden sollen oder auch in der Ukraine, wo Produkte boykottiert werden sollten und keine Steuern gezahlt werden sollten an die rechte Regierung.
00:28:08
Speaker
Und das ist ja ein Möglichkeitsfenster mit Blick auf die AfD, was auch sehr viele Auswirkungen haben kann, wenn zum Beispiel keine Räume mehr zur Verfügung gestellt werden oder die Zusammenarbeit und Kooperation mit Parteimitgliedern.
00:28:23
Speaker
Also spannend, dass das so in der Studie aufgetaucht ist, dachte ich.
00:28:29
Speaker
Ja, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.
00:28:30
Speaker
Auf jeden Fall sehr spannend.
00:28:33
Speaker
Ja, und in der letzten Folge haben wir uns ja dann auch über die deutsche Geschichte beziehungsweise Beispiele aus der deutschen Widerstandsgeschichte unterhalten.
00:28:42
Speaker
Ja.
00:28:43
Speaker
Und da, ich meine, da gibt es wahrscheinlich auch einige und aber natürlich wird es jetzt zu weit führen, über alles nochmal zu sprechen.
00:28:50
Speaker
Einen hatte ich ja schon erwähnt, den Kappputsch, was eben vor allem gegen einen rechtsgesinnten Putsch, Militärputsch gegen die Demokratie war.
00:29:00
Speaker
Aber dann auch natürlich in der NS-Zeit gab es natürlich auch einige Beispiele.
00:29:04
Speaker
Eins ist ja mit Sophie Scheu, ja.
00:29:06
Speaker
Die Weiße Rose ist ja bekannt.
00:29:08
Speaker
Vielleicht hat auch jemand schon mal die Rosenstraße, den Film gesehen, wo es eben darum ging, um deutsche Frauen, die die Deportation ihrer jüdischen Männer protestierten.
00:29:19
Speaker
Und oder auch, was ich glaube ich schon mal in einer vorherigen Folge erwähnt hatte, mit Dänemark unter Nazi-Besatzung, die eben auch durch Nicht-Kooperation und aber auch Sabotage-Akten Widerstand geleistet haben und dann eben auch über 7000 Jüdinnen mit Fischerbooten nach Schweden gebracht haben.
00:29:35
Speaker
Also wenn man genau hinschaut, ist die Geschichte voller spannender Beispiele.
00:29:41
Speaker
Und auch jetzt aus der neueren Geschichte, vielleicht nicht aus Deutschland, aber in Brasilien fand ich das total spannend, was die Zivilgesellschaft und Bewegung da geschafft haben, dass sie eben Bolsonaro doch tatsächlich zurückgedrängt haben und dass er jetzt für die nächsten acht Jahre, glaube ich, nicht mehr antreten darf, weil er dann doch verurteilt wurde.
00:30:00
Speaker
Das wäre natürlich auch nochmal spannend, sich da genau anzugucken, wie haben sie das gemacht und was kann man hierzulande vielleicht auch auslernen.
00:30:06
Speaker
Auf jeden Fall sehr spannend.
00:30:08
Speaker
Kennst du da eigentlich auch den Film mit A Force More Powerful, wo es darum geht, wie so diktatorische Herrscher in ganz verschiedenen Ländern gestürzt wurden?
00:30:19
Speaker
Also so eine zweiteilige Dokumentation, die es auch frei verfügbar im Internet gibt?
00:30:24
Speaker
Ja, also die zeige ich auch immer in meinen Unikursen und so weiter.
00:30:29
Speaker
Und ich glaube, ich hatte es auch schon mal am Ende einer Folge erwähnt, weil es bei dem ICNC eben kostenlos ist, also diesem Internationalen Zentrum für gewaltfreie Konfliktaustragung.
00:30:41
Speaker
Und das war ein Beispiel, was man da eben gucken kann.
00:30:44
Speaker
Aber voll cool, dass du es nochmal erwähnt.
00:30:45
Speaker
Also würde ich auch jedem ans Herzen legen, sich das anzugucken.
00:30:48
Speaker
Ganz viele tolle Beispiele.
00:30:50
Speaker
Da habe ich da nicht gut aufgepasst.
00:30:52
Speaker
Hast du denn jetzt Sachen, die du aus der Folge mitnimmst?
00:30:59
Speaker
Ja, ich glaube eben, dass es eben so viele Wege und alles Mögliche braucht.
00:31:03
Speaker
Also wirklich eine Kombination aus verschiedenen Strategien, aus verschiedenen Gruppen in der Bevölkerung, aus verschiedenen Menschen, um da einiges hinzukriegen.
00:31:13
Speaker
Und da fand ich eben auch nochmal inspirierend, was du gesagt hast, auch mit den Richterinnen und eben da auch zu gucken, welche weiteren Menschen wären da auch nochmal relevant.
00:31:23
Speaker
Aber eben auch, wie gesagt, wie du es auch meintest, mit der Mitte der Bevölkerung, die auch zu erreichen.
00:31:28
Speaker
Also wirklich diese breiten Bündnisse, die es braucht und das breite Spektrum an Menschen, die erreicht werden müssen, um den Rechtsruck zu verhindern.
00:31:37
Speaker
Ja, ich glaube, das ist so für mich so eine Kernbotschaft und zu gucken, okay, wie kann man das organisieren?
00:31:43
Speaker
Ja, die stimme ich auf jeden Fall zu.
00:31:45
Speaker
Also ich habe auch mein Zitat heute, was ich mitgebracht hatte, ich weiß gar nicht mehr, wer das als erstes gesagt hat, weil ich das jetzt schon in so vielen Kontexten gelesen habe, aber es geht auch darum, dass
00:31:59
Speaker
die Autokraten sind immer viel schwächer, als sie erscheinen und wir sind oft viel stärker, als wir denken.
00:32:06
Speaker
Also uns nicht entmutigen zu lassen, weil die Aufgabe jetzt so groß erscheint und ja, also ich kenne das von mir selber auch, mich haben die Wahlergebnisse in Amerika und auch die Bewegung hier in Deutschland zieht mich oft sehr runter, aber dass wir uns eben nicht entmutigen lassen sollten, weil die Werkzeuge sind da, also auch
00:32:27
Speaker
Die Beamtinnen zum Beispiel spielen so eine wichtige Rolle in diesem Kampf und das ist einfach, hoffe ich, konnten wir auch mit dieser Folge ein bisschen zeigen, also dass wir wirklich alle da auch unseren Teil beitragen können.
00:32:39
Speaker
Und ich finde das ehrlich gesagt auch ganz schön zu sehen, also dass gerade auch viele Räume entstehen, wo sich Leute zusammentun und eben das jetzt als einen Anlass sehen, um nochmal ganz neu zu denken und zu überlegen, was können wir eigentlich nochmal machen.

Strategien und Literatur zum Widerstand gegen Rechtsextremismus

00:32:53
Speaker
ausprobieren.
00:32:54
Speaker
Es gibt ja diese 360 Methoden, sowas haben wir daraus noch nicht gemacht.
00:32:59
Speaker
Wie könnte es noch weitergehen?
00:33:01
Speaker
Und eine sehr gute Zusammenfassung und da würde ich auch sehr empfehlen, den Text mal zu lesen von Maria Stephan, einer auch einfach super engagierten Forscherin.
00:33:11
Speaker
aus Amerika, die hat das so ein bisschen zusammengefasst und meinte, also die vier Bs auf Englisch, Blocking, Bridging, Breaking and Building, also dann zu Deutsch, wir müssen blockieren, Brücken bauen, aufbrechen und aufbauen.
00:33:25
Speaker
Und was sie damit meinte, ist, dass wir eben die Brücken, also diese Gräben, die zwischen uns manchmal bestehen, verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft, dass wir die überbrücken müssen,
00:33:36
Speaker
dass wir autoritäre Praktiken und eben diese Rechtsverletzungen und so blockieren müssen, dass wir die Säulen der Unterstützung auf unsere Seite ziehen, also aufbrechen und auf unsere Seite ziehen müssen und dass wir es eben schaffen, breite, machtvolle Bündnisse aufzubauen.
00:33:56
Speaker
Und das finde ich, passt einfach sehr, sehr gut zusammen, dieser vier Klang.
00:34:02
Speaker
Ja, das ist mega wichtig und deswegen ist heute auch der Mitmachaufruf, sage ich mal, wie kann man aktiv werden, auch tatsächlich sich einmal, wenn ihr Lust habt, so ein paar dieser Texte anzugucken, weil da gibt es wirklich ganz viele tolle Sachen aus dem Bereich der zivilen Widerstandsforschung, ganz explizit bezogen auf eben gegen Trump, gegen Rechtsruck etc., gegen autoritärere Tendenzen in Demokratien.
00:34:27
Speaker
Und da verlinken wir euch verschiedene Texte auch von dieser Nachrichtenseite Waging Nonviolence.
00:34:32
Speaker
Da gibt es echt wirklich ein paar inspirierende und wirklich sehr praktisch angewandte, also sehr konkrete Artikel.
00:34:38
Speaker
Also schaut da echt mal rein, das lohnt sich.
00:34:40
Speaker
Yes.
00:34:42
Speaker
Und ja, jetzt sind wir auch schon wirklich am Ende der Folge, am Ende der Staffel angekommen.
00:34:48
Speaker
Und damit es aber auch weitergehen kann mit der nächsten Staffel, auf die ich mich auch schon sehr freue, weil wir ja auch Gäste einladen wollen und uns unterhalten wollen mit Menschen aus verschiedensten Bereichen, um das Wissen zu verbreiten und mehr zu lernen und in verschiedensten Kontexten anzuwenden,
00:35:06
Speaker
Dafür brauchen wir aber auch eure Unterstützung und dafür haben wir, wie schon in der letzten Folge angekündigt, einen Spendenaufruf gestartet über diese Plattform GoFundMe.
00:35:18
Speaker
Und da würden wir uns total freuen, wenn ihr uns unterstützen könnt.
00:35:21
Speaker
Einmal da raufklicken, da kann man da was spenden als Überbrückung.
00:35:25
Speaker
Ja, und auch vielen, vielen Dank an alle, die schon gespendet haben.
00:35:29
Speaker
Da freuen wir uns immer richtig.
00:35:30
Speaker
Das ist wie so kleine Weihnachtsgeschenke für uns beide.
00:35:33
Speaker
Und ja, richtig toll, was da schon alles zusammengekommen ist.
00:35:36
Speaker
Also danke an alle Menschen, die gespendet haben.
00:35:40
Speaker
Wir versuchen natürlich auch, Förderung an Land zu ziehen, aber natürlich ist das alles nicht sicher und genau, bis das umgesetzt wird, wäre es richtig, richtig schön, wenn wir nicht eine zu lange Lücke haben, sondern einfach auch weitermachen können, weil wir eben für den Schnitt und die Technik da Unterstützung brauchen.

Zukünftige Pläne und Danksagungen

00:35:57
Speaker
Vielen, vielen, vielen Dank dafür.
00:36:00
Speaker
Ja, das wäre wirklich ein richtig tolles Weihnachtsgeschenk, glaube ich, für uns beide.
00:36:04
Speaker
Wenn ihr da eine kleine Spende dalassen könntet, da würden wir uns sehr doll freuen.
00:36:08
Speaker
Dann im neuen Jahr eben ganz viele neue Themen zum Zivilen Widerstand, weil, wie gesagt, man kann nicht genug darüber wissen und ihn anwenden in den heutigen Zeiten.
00:36:18
Speaker
Wir würden uns total freuen da über eure Spende.
00:36:22
Speaker
Und die neuen Folgen werden dann immer am letzten Donnerstag jeden Monat rauskommen.
00:36:28
Speaker
Also der letzte Donnerstag im Januar.
00:36:31
Speaker
Schaltet da wieder ein zu eurer Folge Tee und Taktik.
00:36:35
Speaker
Wir sind dann wieder dabei.
00:36:36
Speaker
Und ja, Dalila, also ich will mich bei dir auch nochmal bedanken.
00:36:39
Speaker
Es war...
00:36:40
Speaker
Total schön, mit dir die Reise bis hierhin zu machen und mich über Widerstand auszutauschen.
00:36:44
Speaker
Es war ja mal so eine kleine Traumidee, dass wir beide zusammenkommen und uns einfach austauschen können.
00:36:51
Speaker
Und ich finde das richtig schön, dass das jetzt alles so geklappt hat und ich auch viel von dir lernen konnte.
00:36:56
Speaker
Und ich hoffe, du auch ein bisschen was von mir.
00:36:58
Speaker
Ja, war echt schön.
00:37:00
Speaker
Voll, vielen, vielen, vielen, vielen Dank auch für die Zusammenarbeit und auch, ich habe so viel gelernt von dir, vielen Dank, also das war sehr bereichernd, diese Erfahrung und deswegen freue ich mich auch schon total, dass wir dann weitermachen und auch auf unsere Gäste.
00:37:15
Speaker
An der Stelle aber auch ein riesengroßes Dankeschön an die Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit für die finanzielle Unterstützung.
00:37:22
Speaker
für die erste Staffel und natürlich auch an das Kreativstudio für Wissenschaftskommunikation zum Staunen, unser Partner für die Postproduktion und natürlich Emi van Balen für die Social Media Unterstützung.
00:37:35
Speaker
Und wenn ihr noch Ideen habt, mit denen wir mal reden sollten, also Zeitzeuginnen oder Gäste oder Themen, die Dalila und ich in Bezug auf den Zivilwiderstand besprechen sollen, dann ist jetzt noch der richtige Zeitpunkt, uns das zu zeigen und zu schreiben, weil dann können wir es gut mit einfließen lassen in die nächste Staffel.
00:37:54
Speaker
Also wir freuen uns da auf euer Feedback und auf eure Ideen.
00:37:58
Speaker
Genau.
00:38:00
Speaker
Ganz vielen lieben Dank.
00:38:01
Speaker
Lasst das Ende des Jahres schön und gemütlich ausklingen, um ganz viel Kraft zu schöpfen für das kommende Jahr.
00:38:09
Speaker
Alles, alles Liebe und hoffentlich bis ganz bald.
00:38:12
Speaker
Ich freue mich.
00:38:13
Speaker
Bis dann.
00:38:14
Speaker
Tschüss.
00:38:15
Speaker
Bis denn.
00:38:16
Speaker
Ciao.
00:38:20
Speaker
This fight is one that you can win.