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Fanproteste stoppen Milliarden-Deal

Tee & Taktik
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99 Plays15 days ago

Es geht um eine spannende Erfolgsgeschichte der letzten Jahre: Wie Fußballfans es geschafft haben, einen Milliarden-Investorendeal der DFL zu kippen. Thomas Kessen, Sprecher von Unsere Kurve, erzählt über Strategien, kreative Protestformen (Stichwort: Tennisbälle, ferngesteuerte Autos und Fahrradschlösser!) und darüber, was Protest wirksam macht. Warum war dieser Widerstand so erfolgreich? Und was können andere Bewegungen davon lernen? Hör rein und erfahre, wie die Straße sich den Fußball zurückholt!

Foto für das Folgen-Cover: Steffen Roth (www.steffenroth.com) - Danke für die Genehmigung!

Bleibt immer auf dem Laufenden bei Instagram: @dalilah_shemia, @lea_bonasera,

Buch von Lea 

Bei Fragen, Kritik, Ideen: teeundtaktik@protonmail.me

Shownotes

Hart aber fair Kessen vs. Kindt

FAZ-Artikel: Das Gesicht des Widerstandes

Spiegel: Fußballfanproteste, Bauernproteste, Letzte Generation

Danke an

→ alle, die uns mit einer Spende unterstützen

→ die Stiftung “Kraft der Gewaltfreiheit” für die finanzielle Unterstützung

→ unseren Partner für die Postproduktion und Artwork (Covergestaltung), das Kreativstudio für Wissenschaftskommunikation Zum Staunen*
→ Marcel für die Anregung und Input zum Thema

Transcript

Einführung in das Thema strategischer Protest

00:00:02
Speaker
Das dritte meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich.
00:00:14
Speaker
Hallo und herzlich willkommen zu Tee und Taktik, deinem Podcast zu strategischem Protest.
00:00:31
Speaker
Wir sind Lea und Lila.
00:00:33
Speaker
Hallo.
00:00:35
Speaker
Herzlich willkommen.
00:00:39
Speaker
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Tee und

Verbindung zwischen Protest und Fußball

00:00:42
Speaker
Taktik.
00:00:42
Speaker
Heute dreht sich alles um Protest und Fußball.
00:00:46
Speaker
Zwei Dinge, die auf den ersten Blick vielleicht nicht so viel miteinander zu tun haben, aber in der Realität eng verknüpft sind.
00:00:52
Speaker
Weil im letzten Jahr haben ja Fußballfans in Deutschland immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, unter anderem, weil sie einen Investorendeal

Interview mit Thomas Kessen über DFL-Investorendeal

00:00:57
Speaker
verhinderten.
00:00:57
Speaker
Und genau darüber spreche ich heute mit einem Gast,
00:01:01
Speaker
der bei dem Protest gegen den DFL-Investorendeal mitten im Geschehen war.
00:01:04
Speaker
Thomas Kessen, Sprecher von Unsere Kurve, dem bundesweiten Dachverband organisierter Fußballfans.
00:01:09
Speaker
Thomas, schön, dass du da bist.
00:01:10
Speaker
Herzlich willkommen.
00:01:11
Speaker
Hallo, moin, danke für die Einladung.
00:01:14
Speaker
Bevor wir richtig loslegen, ich habe mir hier mein Teechen eingeschenkt und du kennst ja mittlerweile vielleicht auch unser Ritual.
00:01:22
Speaker
Tee und Taktik steckt ja auch im Namen drin.
00:01:24
Speaker
Was hast du denn heute dabei?
00:01:26
Speaker
Ja, ich habe natürlich, nachdem ich die erste Staffel mehrfach durchgesuchtet habe, mir jetzt krampfhaft überlegt, wo ich selber Teil dessen werden darf.
00:01:34
Speaker
Welchen Tee kann ich trinken?
00:01:35
Speaker
Und Problem Nummer eins, ich bin überhaupt kein Teetrinker.
00:01:37
Speaker
Ja.
00:01:38
Speaker
Dann habe ich mir gut naheliegend Kaffee.
00:01:40
Speaker
Das ist aber auch irgendwie zu läppsch.
00:01:42
Speaker
Jetzt bin ich ja Fußballfan und dann gibt es natürlich immer die Vorurteile mit den besoffenen Bierdosen, trinkenden, biersaufenden Fußballfans.
00:01:52
Speaker
Zum einen ist das ein Vorurteil, zum anderen ist das auch nicht so ganz meine Welt.
00:01:55
Speaker
Aber da wir hier gerade aufnehmen an einem Freitagnachmittag nach einer arbeitsreichen Woche, wo man sich auch immer so ein bisschen belohnen soll für was, was man geschafft hat, sitze ich jetzt hier und habe von einem kleinen Winzer aus der Pfalz, dem Vertrieb Peter Bauer, einen trockenen Riesling aus 2019 mir eingeschenkt, einen Jahrgangssekt.

Einfluss von Fans auf Vereinsentscheidungen

00:02:13
Speaker
Und da werde ich, glaube ich, jetzt nebenbei parallel zu deinem Team ja auch ab und zu mal ein Stückchen genehmigen auf meine Woche.
00:02:19
Speaker
Na dann, Prost und schönen baldigen Feierabend.
00:02:24
Speaker
Ich hätte jetzt gedacht, irgendwie so Hopfen-, Malz- und Gerstentee-Mischung oder so statt Bier, aber ein Säckchen ist auch nicht schlecht.
00:02:32
Speaker
Sehr schön.
00:02:34
Speaker
Mir ist schon auch aufgefallen, dass so Fußballspieler aus Südamerika auch gerne mal so einen Mate-Tee trinken.
00:02:39
Speaker
Ich weiß nicht, ob das jetzt auch immer beliebter wird, aber soll ja auch für einen klaren Kopf helfen.
00:02:45
Speaker
Ja, aber jetzt vielleicht nochmal auch ein paar Worte zu dir, bevor wir loslegen über deine Erfahrungen.
00:02:50
Speaker
Genau, du bist Sprecher, wie gesagt, von unserer Kurve, aber auch stellvertretender Abteilungsleiter der Fernabteilung von VfL Osnabrück Mitte 30, hast Politikwissenschaften studiert, da sind wir also Kollegen.
00:03:01
Speaker
Und genau, die FAZ, wie du meintest, ist es tituliert, hat Bild des Widerstandes gegen den DFL-Investoren-Deal.
00:03:08
Speaker
Das heißt, du engagierst dich jetzt schon seit Jahren für die Mitbestimmung von Fans im Profifußball und bist halt so für eine nachhaltige und gerechte Fankultur und gegen Kommerzialisierung von Fußball, so wie ich es verstanden habe.
00:03:19
Speaker
Da war jetzt sehr viel drin, vor allem auch sehr viel Richtiges.
00:03:23
Speaker
Wie alle bin ich irgendwann mal zum Fußball gekommen und natürlich dann auch als kleiner Junge in der Fankurve gelandet und hatte dann irgendwann so die Momente, man steht dann da so und dann wird irgendwie scheiß DFB gerufen, scheiß DFL gerufen oder was man halt gerade so scheiße findet, fand ich natürlich auch scheiße und hab das auch immer mitgerufen.
00:03:37
Speaker
Aber wenn man dann älter und erwachsen wird, denkt man sich so, ja, okay, aber wenn ich das so blöd finde, wie ändere ich das denn dann?
00:03:44
Speaker
Weil einfach nur sagen, find ich doof und dann weitermachen wie bisher ist keine Option.
00:03:47
Speaker
Und so bin ich dann nach und nach in die Rolle gekommen, dass ich mich halt für Fans, Fanrechte engagiert habe.

Entwicklung von 'Unsere Kurve' und Medienaufmerksamkeit

00:03:53
Speaker
Mitgliederrechte vor allem auch.
00:03:54
Speaker
Das wird immer gerne so getan, als wenn die Fans ja gar nichts mitzureden hätten.
00:03:57
Speaker
Naja doch, sie sind in vielen Fällen Mitglieder ihrer Vereine und dadurch Beteiligte von Entscheidungen oder sollten zumindest beteiligt werden.
00:04:03
Speaker
Naja und dann hat man in der Fanlandschaft Strukturen, dass man an jedem Standort, der irgendwie eine Art relevante Fans sehen hat oder größere Fans sehen hat, also ich sag mal jetzt nicht gerade jeder Dorfverein, aber überall dort, wo es mal ein paar Fahnen gibt in der Kurve oder so,
00:04:17
Speaker
Da gibt es immer auch mindestens eine Organisation, die die Funktion eines Fan-Dachverbandes ausübt.
00:04:23
Speaker
In Osnabrück ist das dann die Fan-Abteilung.
00:04:25
Speaker
Das ist eine ganz normale Abteilung des VfL Osnabrück e.V.
00:04:28
Speaker
Und dort bin ich im Laufe der Jahre irgendwann zu einem Mitglied der Abteilungsleitung geworden.
00:04:31
Speaker
Und so wie meine MitstreiterInnen aus anderen Standorten, habe ich schon vor vielen Jahren vom Standort Osnabrück das Mandat bekommen, den Standort Osnabrück auf Bundesebene eben dann im Zusammenschluss unsere Kurve vertreten zu dürfen, was ich auch dann jetzt schon relativ lange mache.
00:04:47
Speaker
Und ja, bei unserer Kurve hat man sich mal überlegt, dass man dort aus einer Interessesgemeinschaft, also einem losen Netzwerk im weitesten Sinne, eine juristische Person machen möchte.
00:04:56
Speaker
Und deswegen haben wir 2019 unsere Kurve als eingetragenen Verein gegründet.
00:05:00
Speaker
Dort war ich dann Mitglied des Gründungsvorstandes.
00:05:03
Speaker
Und dann erinnern sich manche vielleicht noch daran, dass 2020 der Fußball mal außerplanmäßig pausieren musste, so wie sehr vieles im Leben Corona ging los.
00:05:13
Speaker
Das führte dazu, dass unsere Kurve, kann man in dem Kontext fast schon als Krisengewinner bezeichnen, weil wir eine unglaubliche mediale Aufmerksamkeit erfahren haben.
00:05:21
Speaker
Denn viele Medienschaffende konnten nicht mehr über den Sport selber berichten.
00:05:25
Speaker
Den gab es ja nicht mehr, es wurde nicht gespielt.
00:05:28
Speaker
Und dann wollten sie berichten über die Fans, die nun nicht mehr ins Stadion können.
00:05:32
Speaker
Und wo man früher dann einfach zum Stadion gegangen ist und irgendeinem Dieter mit 10 Schals-Umerarme das Mikro unter die Nase gehalten hat und dann sagen konnte, das ist die Meinung der Fans.
00:05:40
Speaker
Naja, Dieter mit den 10 Schals war ja plötzlich auch nicht mehr da wegen Corona.
00:05:44
Speaker
Also musste man schauen, wo kriegt man jetzt eine Fanmeinung her?
00:05:47
Speaker
Und dann haben die Ersten recherchiert, sind auf uns gestoßen,
00:05:50
Speaker
Dann ging ein Schneeballsystem los, deswegen wurden wir da erstmals ein bisschen bekannter.

Formatanpassungen und Fokusthema des Tages

00:05:54
Speaker
Und damit ging aber auch einher, dass, ja, ich habe das gerne gemacht und andere sagen, ich hätte es auch ganz passabel gemacht.
00:06:00
Speaker
Also bin ich mittlerweile zwar nicht mehr im Vorstand von unserer Kurve, aber weiterhin als deren Sprecher legitimiert.
00:06:05
Speaker
Und ja, so kam es dann auch dazu, dass wir dann Anfragen rund um den DFL-Investorendeal vor ungefähr einem Jahr, anderthalb Jahren, haben wir dann auch viele Presseanfragen beantwortet, unter anderem ich.
00:06:16
Speaker
Und wenn man auf die Zeit heute zurückschaut oder nochmal recherchiert, dann wird man sehr schnell verantwortet.
00:06:21
Speaker
auf eine Sendung in der ARD stoßen hat, aber fair, dort saß ich mit Martin Kind und ja, ich habe danach sehr viel positives Feedback bekommen, was mich natürlich sehr freut.
00:06:30
Speaker
Gleichzeitig ist dann so eine öffentliche Wahrnehmung, du hast gerade selber diesen FAZ-Artikel angesprochen, das Gesicht des Widerstandes war es, glaube ich, überschrieben,
00:06:37
Speaker
Das hat dann so den Eindruck erweckt, als wäre ich da der Fankönig von Deutschland gewesen, der alleine den Investorendeal zurückgeschlagen hat.
00:06:45
Speaker
So ist es, weiß Gott nicht.
00:06:46
Speaker
Also ich spreche zwar für viele Fußballfans, aber weiß Gott nicht für alle.
00:06:50
Speaker
Und es haben auch viele Fußballfans sich dort individuell eingebracht, während ich mich nur vor Kameras gestellt und gesetzt habe und da ein bisschen was zu erzählt habe.
00:06:58
Speaker
Da haben andere, ganz andere Qualitäten eingebracht.
00:07:01
Speaker
Nichtsdestotrotz, zwei Tage nach dieser ARD-Sendung ist dann seinerzeit der Investorendeal geplatzt.
00:07:07
Speaker
Ja, und das fanden wir ganz gut und vielleicht habe ich damals mir auch schon ein Sekt aufgemacht, so wie heute.
00:07:14
Speaker
Sehr schön, ja, und da habe ich auch ganz viele Fragen zu und bin schon total neugierig, wie ihr das dann geschafft habt und gemacht habt.
00:07:19
Speaker
Vorher vielleicht aber ganz kurz nochmal eine Anmerkung für die Hörenden, die auch schon in der ersten Staffel reingehört haben.
00:07:26
Speaker
Heute habt ihr wahrscheinlich schon bemerkt, ist Lea nicht dabei und das ist so ein bisschen das Format auch in der zweiten Staffel, dass Lea und ich abwechselnd Gäste da haben und dann nächstes Mal wieder zu zweit sprechen.
00:07:37
Speaker
Und heute wollen wir eben über diesen geplatzten Investorendeal sprechen, aber auch ein paar andere Protestfelder anreißen zumindest, um so ein bisschen zu verstehen, wie funktioniert der Protest im Fußball, was wurde schon wie erreicht.
00:07:50
Speaker
Und mich interessiert es ja auch besonders, weil ich ja in dem Bereich auch ein bisschen promoviert habe.
00:07:54
Speaker
Also von Fußball habe ich keine Ahnung, muss jetzt hier vorneweg sagen.
00:07:57
Speaker
Aber eben die Sitzationsschrift, da ging es eben um Widerstandsstrategien gegenüber Konzernen, Investoren, allgemein wirtschaftliche Interessen.
00:08:06
Speaker
Und von daher wurde ich natürlich letztes Jahr hellhörig, als ich das in den Nachrichten hörte, dass das sogar erfolgreich war gegen den Investoren-Deal.

Details des Investorendeals und Fanbedenken

00:08:13
Speaker
Und genau, hatte da schon immer wieder so die Idee, dass man da vielleicht eine Folge zu machen könnte.
00:08:18
Speaker
Und deswegen bin ich sehr froh, dass das heute dann auch zustande kommt.
00:08:22
Speaker
Und ja, vielleicht können wir auch direkt einsteigen.
00:08:25
Speaker
Also das war letztes Jahr 2024 scheiterte eben dieser Investoren-Deal.
00:08:31
Speaker
Und ich will jetzt auch nicht zu viel ins Detail gehen, worum es da eigentlich ging, weil ich will mich eher eben auf den Protest fokussieren und wie ihr das abgewendet habt.
00:08:38
Speaker
Aber nur ganz kurz, also so wie ich es verstanden habe, wie gesagt, keine Ahnung von Fußball, aber halt durch die Nachrichten und so weiter und so fort, ging es darum, eine private Beteiligungsgesellschaft mit rund einer Milliarde Euro einzubringen, also um für internationale Vermarktung die Digitalisierung und Medienrechte zu stärken.
00:08:55
Speaker
Aber ihr und andere Fangruppen und Bundesliga-Clubs wart dagegen, weil eben wegen der schleichenden Einflussnahme externer Investoren, Kommerzialisierung des Fußballs und vielleicht Einschränkungen, was Ticketpreise, dass die höher werden könnten und so weiter und so fort.
00:09:08
Speaker
Ist das jetzt grob zusammengefasst?
00:09:10
Speaker
Also für keine Ahnung von Fußball haben war das schon ziemlich gut, muss ich anerkennen.
00:09:15
Speaker
Ich würde vielleicht nochmal versuchen, ein bisschen glatt zu ziehen.
00:09:17
Speaker
Man muss wissen, dass die Erst- und Zweitligisten gemeinsam die Deutsche Fußballliga e.V.
00:09:23
Speaker
gegründet haben, schon vor über 20 Jahren.
00:09:25
Speaker
Und die Deutsche Fußballliga, also DFL in kurz, hat als einziges den Auftrag, die Bundesliga und die zweite Bundesliga zu monetarisieren, zu vermarkten.
00:09:35
Speaker
Das heißt, immer wenn, keine Ahnung, früher Premiere oder heute Sky oder wer auch immer TV-Verträge abschließen, schließen sie die nicht mit Bayern, Dortmund und Darmstadt alleine ab, sondern immer mit der DFL.
00:09:45
Speaker
Und genau in diesem Kontext hat die DFL sich seinerzeit überlegt, wie können wir mehr Geld reinkriegen?
00:09:52
Speaker
Ja, wir holen uns einen Investor rein, nicht in die einzelnen Vereine, was ja auch immer mal wieder Thema ist und in Leipzig ja auch sehr präsent gelebt wird.
00:10:00
Speaker
sondern sie haben gesagt, nee, wir holen uns einen Investor in unsere Strukturen rein.
00:10:04
Speaker
Es wurde dann geflecht sich ausgedacht, wie man eine Firma ausgründet, wo dann die Rechte liegen und an dieser Firma konnte sich dann auch ein potenzieller Investor beteiligen.
00:10:13
Speaker
Führt zu sehr ins Detail, ehrlicherweise.
00:10:15
Speaker
Ende vom Lied wäre auf jeden Fall gewesen, dass dann ein Private Equity Investor, die ja jetzt auch nicht gerade den besten Ruf haben, hätte dann Anteile an dieser Firma mit den TV-Rechten gehabt.
00:10:26
Speaker
wäre dort mit einer Milliarde eingestiegen und hätte im Gegenzug über eine Laufzeit von 20 Jahren eine gewisse Rendite sich halt erhofft, beziehungsweise wäre vertraglich vereinbart worden.
00:10:36
Speaker
Und es wurde immer verkauft als, ja, dadurch haben wir jetzt viel Geld, um den Fußball weiterzuentwickeln.
00:10:41
Speaker
So wurde das dann immer verkauft und dass das ja auch voll gut wäre für die Sichtbarkeit im asiatischen Markt.
00:10:45
Speaker
Und da gibt es dann immer ganz viele blümerante Argumente.
00:10:48
Speaker
Aus unserer Sicht wäre es aber vor allem so gekommen, dass nicht mehr 36 Erst- und Zweitligisten und vielleicht noch die Administration der DFL, also 37 Player am Tisch sitzen, die alle originär aus dem Fußball kommen, sondern es hätte ein 38.
00:11:02
Speaker
Player mit am Tisch gesessen, der mit Fußball eigentlich gar keinen Vertrag hat, dafür aber ein hohes Interesse daran hat, seine Rendite zu kriegen.
00:11:10
Speaker
Und dann hieß es immer, ja, aber es ist ja alles vertraglich so geregelt, dass da gar kein Einfluss genommen werden kann, wo unser Gegenargument aber stets war, dadurch, dass sie mit am Tisch sitzen, ist die Büchse der Pandora ja geöffnet.
00:11:19
Speaker
Denn man kann sich ja denken, man nimmt Einfluss nicht, indem man ein Meeting anberaumt und eine Tagesordnung abarbeitet, sondern man nimmt an anderen Meetings teil.
00:11:28
Speaker
Und wenn dann die Tagesordnung mal pausiert, weil Kaffeepause ist oder, keine Ahnung, Schnittchen am Nachmittag, dann geht man gezielt auf diejenigen Teilnehmenden der Runde zu,
00:11:37
Speaker
die vielleicht gerade in Geldnot sind, was wir ja auch aus Corona noch von manchen Vereinen, Schalke 04 zum Beispiel, wissen.
00:11:42
Speaker
Oder man geht auf diejenigen Vereine zu, die sowieso offener sein könnten für ganz komische Vorschläge.
00:11:48
Speaker
Da schaue ich dann vor allem nach Leipzig.
00:11:50
Speaker
Naja, und dann kann man als potenzieller DFL-Investor plötzlich eine Mehrheit formen im Verborgenen.
00:11:57
Speaker
sodass am Ende in der nächsten DFL-Abstimmung es heißt, Mensch, wir können doch mal pro Spieltag ein Spiel in Riyadh stattfinden lassen, weil dafür zahlt dann der saudi-arabische Staat, keine Ahnung, nochmal eine extra Milliarde oder wie auch immer.
00:12:11
Speaker
Und um all das zu verhindern, wurde in der Argumentation dazu, wurde sich gar nicht so sehr auf Details dieses Plans eingelassen oder des möglichen Vertragswerks im Nachgang, sondern es wurde kategorisch gesagt, Mitinvestor ist keine Option.

Beginn der Proteste und der erste gescheiterte Dealversuch

00:12:26
Speaker
Es ist grundsätzlich der Investor abzulehnen und zu verhindern und das wurde dann ja auch erfolgreich geschafft zum Glück.
00:12:32
Speaker
Ah ja, super.
00:12:33
Speaker
Und du meintest, ihr hattet schon im Frühjahr 2023 angefangen, aber medial hatte ich das jetzt erst 2024 mitbekommen.
00:12:39
Speaker
Mit Schokotalern zu Weihnachten und dann eben die Tennisbälle, ferngesteuerte Autos, also 30 Minuten Unterbrechung und so.
00:12:45
Speaker
Aber genau, vielleicht kannst du nochmal die ganze Geschichte erzählen, so die groben Meilensteine des Ablaufs.
00:12:51
Speaker
Also wie habt ihr vielleicht im Frühjahr 2023 gestartet und wie kam es dann bis zum tatsächlichen Abwenden?
00:12:59
Speaker
Man muss dann eingangs sagen, dass es zwei Versuchte-Investoren-Deals gab.
00:13:05
Speaker
Der erste wurde in der Tat Anfang 2023 eingeleitet und war aus heutiger Sicht, würde man sagen, relativ chaotisch.
00:13:12
Speaker
Also es waren am Ende selbst VereinsvertreterInnen, die in der entscheidenden Abstimmung hätten dafür votieren sollten.
00:13:18
Speaker
wussten zum Zeitpunkt der Abstimmung, kannten nicht alle Details des Deals und hatten viele Fragezeichen, die nicht aufgelöst wurden.
00:13:24
Speaker
Dementsprechend war in der Öffentlichkeit noch viel mehr Fragezeichen unterwegs.
00:13:27
Speaker
Und ich glaube, aus heutiger Sicht kann ich sagen, damals mussten Fans gar nicht so sehr strategisch vorgehen oder so intensiv opponieren, da schon die EntscheidungsträgerInnen in den Profi-Clubs so skeptisch waren, dass da schon die Mehrheit scheiterte.
00:13:43
Speaker
Dementsprechend war dieser Deal dann im Frühjahr, Sommer 2023, hat sich selbst pulverisiert.
00:13:50
Speaker
Dann gab es eine Pressekonferenz von einem gewissen Hans-Joachim Watzke aus Dortmund, der als DFL-Präsident sagte, ja, das sei es jetzt, ihm müsste keiner mehr mit Solidarität kommen und das Thema Investor sei jetzt für immer gestorben.
00:14:03
Speaker
Und dann hatten wir Oktober des gleichen Jahres und das Thema Investor erlebte seine Wiedergeburt und man wollte erneut das Ganze.
00:14:09
Speaker
Wie es oft ist.
00:14:10
Speaker
Ja, ganz genau.
00:14:12
Speaker
Wollte das erneut durchboxen, was wohl auch ein Hinweis dafür ist, wie klamm manche Clubs sind, aber das nur am Rande.
00:14:19
Speaker
Irgendwann Mitte, Ende Oktober ist das Thema erstmals offiziell wieder aus der DFL in die Vereine und in die Öffentlichkeit gelangt.
00:14:27
Speaker
Damals so nach dem Motto, ja, liebe Vereine, hier ist der neue Plan.
00:14:32
Speaker
Diesmal gibt es nur noch eine Milliarde.
00:14:33
Speaker
Wir haben ein paar Details verändert.
00:14:35
Speaker
Wie schaut es aus?
00:14:36
Speaker
Könnt ihr diesmal zustimmen?
00:14:37
Speaker
Habt da noch Fragen?
00:14:37
Speaker
Also zumindest hat man es ein bisschen kommunikativer gestaltet als im ersten Anlauf.
00:14:42
Speaker
Aber die entscheidende Abstimmung darüber war Anfang, Mitte Dezember.
00:14:47
Speaker
Also zwischen der Bekanntgabe des neuen Vorhabens und der endgültigen Abstimmung lagen roundabout fünf, sechs Wochen nur.
00:14:56
Speaker
Jetzt haben wir aber auf der anderen Seite einen vereinsgeprägten deutschen Profifußball.
00:15:01
Speaker
Selbst Bayern München und wie sie alle heißen, sind ja immer noch, auch wenn sie teilweise ausgegliederte Kapitalgesellschaften sind, sind immer noch rückgekoppelt an den eingetragenen Verein.
00:15:10
Speaker
Und durch die allseits bekannte mittlerweile 50 plus 1 Regel,
00:15:14
Speaker
muss auch in den ausgegliederten Kapitalgesellschaften der Verein die Stimmenhoheit haben.
00:15:20
Speaker
Also immer wenn in den Kapitalgesellschaften abgestimmt wird, dann gelten die Stimmanteile des Vereins, egal wie die Finanzanteile sind, gelten zu 50% plus eine Stimme, also damit immer die Mehrheit.
00:15:32
Speaker
Nun ja, und jetzt könnte man davon ausgehen, dass in allen Vereinen, die davon betroffen sind, dann darüber diskutiert wird unter den Mitgliedern.
00:15:38
Speaker
Wollen wir das, wollen wir das nicht?
00:15:40
Speaker
Haben wir Fragen, wenn ja, welche?
00:15:41
Speaker
Und dann haben wir Vereine dabei, damals noch auch mein Lieblingsverein, der VfL Osnabrück, mit seinerzeit, weiß ich gar nicht genau, 6.000, 7.000 Mitgliedern.
00:15:49
Speaker
Aber natürlich an der Spitze FC Bayern München 360.000 Mitgliedern.
00:15:54
Speaker
Und alles dazwischen, was auffällt in der Rückschau, an all jenen Standorten, wo die Fans und vor allem die Mitglieder sich eingebracht haben, gehört wurden oder sich selber Gehör verschafft haben, überall dort wurde dieser Deal rundherum abgelehnt.
00:16:08
Speaker
Aber da ja gar nicht die Zeit war, das wirklich an allen Standorten durchzuführen, war das insofern unerheblich, wie man das jetzt überall, diese Ablehnung hinkriegt.
00:16:17
Speaker
Zwar klar, es läuft alles auf die entscheidende Abstimmung bei der DFL, in der DFL-Mitgliederversammlung hinaus, Mitte Dezember 2023, wie gesagt.
00:16:24
Speaker
Und dann hatten wir den Sonderfall Hannover 96.
00:16:26
Speaker
Dort ist es ein bisschen kompliziert.
00:16:29
Speaker
Der Hannover 96 e.V.
00:16:30
Speaker
hat schon vor Jahrzehnten den Profifußball in der Kapitalgesellschaft ausgegliedert mit Geschäftsführer Martin Kind.
00:16:37
Speaker
Genau, Martin Kind, der die Hörakustikfirma hat, ne?
00:16:41
Speaker
Genau, mit Hörgeräten ist er groß geworden, Kind-Hörgeräte-Akustik, das ist sein Laden, ja genau.
00:16:47
Speaker
Und der hat irgendwann mal, wie sich das so gehört für Millionäre, denen langweilig ist, hat sich dann den Spielplatz Fußball ausgesucht und dort in den 90ern Hannover 96 übernommen, aber dann halt auch sukzessive so umgebaut, dass er quasi der Alleinherrscher bei Hannover 96 war.
00:17:05
Speaker
Das hat sich vor wenigen Jahren geändert, wobei wenig auch schon so sieben, acht, neun, zehn Jahre ist es her, als die Mitglieder dort verstärkt in die Opposition gegangen sind und das Ganze auch immer professioneller betrieben haben.
00:17:17
Speaker
Und mittlerweile haben wir einen Status Quo, wo der Hannover 96 e.V.
00:17:22
Speaker
komplett wieder den Mitgliedern gehört, kann man sagen, also in sämtlichen Gremien und verantwortungsvollen Posten.
00:17:28
Speaker
sind nur noch Mitglieder gewählt, die auch tatsächlich eine Mehrheit unter den Fans haben und das Kindlager wurde dort komplett rausgedrängt.
00:17:35
Speaker
Fakt ist jedenfalls, es gibt Uneinigkeit zwischen der Seite der Mitglieder in Hannover und der Seite von Martin Kind, wer wem sagen darf, was er zu tun und zu lassen hat.
00:17:45
Speaker
Der Hannover 96 e.V.
00:17:46
Speaker
hat den Geschäftsführer der Profifußballgesellschaft, der wiederum an der DFL-Abstimmung teilnehmen darf, muss angewiesen, tatsächlich mit Notar und allem, gegen den Deal zu stimmen.
00:17:59
Speaker
Naja, und da aber die Gegenstimmen bekannt waren und Hannover 96 nicht dabei war, es aber so gesehen eine Gegenstimme zu wenig gab, ist bis heute der Verdacht nicht ausgeräumt, dass Martin Kind hier sich über die Weisung hinweggesetzt hat, damit die 50 plus 1 Regel gebrochen hat.
00:18:16
Speaker
Und jetzt vor wenigen Monaten kam noch ein, ich glaube BGH war das Urteil raus.
00:18:21
Speaker
Er wurde in der Zwischenzeit als Geschäftsführer abgesetzt, fristlos entlassen, was dann auch durch die Instanzen durch Bestand hatte.
00:18:28
Speaker
Für unser Thema hier ist dann aber entscheidend, dass dadurch natürlich extreme Zweifel bestanden an dem Beschluss, diesen Investor eben doch reinzulassen in den Fußball.
00:18:36
Speaker
Und naja, dann ging der Protest dazu erst so richtig los, nachdem man es vorher auf dem normalen institutionalisierten Wege versucht hatte.
00:18:43
Speaker
aber nicht gehört wurde oder auch der Verdacht liegt nahe, dadurch, dass das Zeitfenster so kurz gefasst war, dass es verunmöglicht werden sollte, überhaupt Mitgliedermeinungen im großen Stil einholen zu können.
00:18:55
Speaker
Da all das so gelaufen ist, dann auch noch diese wackelige Abstimmung kam, haben sich dann insbesondere die Fans in Deutschland, das ist so der größte Zusammenschluss von Ultragruppierungen in Deutschland, haben sich zusammengetan und überlegt, okay, wie können wir das Ganze, wie können wir protestieren, wie können wir dagegen vorgehen?
00:19:10
Speaker
Und dann, du hast es gerade in deiner Frage schon so ein bisschen angedeutet, war so eine Evolution der Proteste zu sehen.
00:19:16
Speaker
Es begann so im Winter mit Schokotalern, die ganz vorher gab es sogar einfach nur Schweigen der Kurven.
00:19:23
Speaker
Jetzt bist du kein Fußballfan, deswegen gehe ich mal davon aus, also was schätzt du, wenn so eine Kurve schweigt, wie wirst du da auf einen Protest aufmerksam?
00:19:31
Speaker
Wahrscheinlich gar nicht, oder?
00:19:32
Speaker
Achso, ich hätte jetzt gedacht, dass man schon merkt den Unterschied, dass es halt sonst sehr laut ist und dass man halt angefeuert wird und dann, wenn man nichts hört, dass das schon irgendwie eine komische, spooky Atmosphäre irgendwie dann ist.
00:19:42
Speaker
Absolut, aber über die Inhalte, warum die schweigen, so richtig interessiert es mich wahrscheinlich nicht, oder?
00:19:47
Speaker
Achso, naja.
00:19:48
Speaker
Oder würde man wahrscheinlich nicht so

Entwicklung der Protestmethoden und Medienaufmerksamkeit

00:19:49
Speaker
drauf kommen.
00:19:49
Speaker
Gut, jetzt bist du vom Fach.
00:19:51
Speaker
Du würdest wahrscheinlich schon nachfragen.
00:19:52
Speaker
Aber ich sag mal, 98 Prozent der Stadionbesuchenden würden das jetzt nicht so hinterfragen.
00:19:58
Speaker
Und so war es halt auch.
00:20:00
Speaker
Dann war die nächste Stufe, waren dann Schokotaler, die geworfen wurden mit dem Ziel, die Spiele vorübergehend zu unterbrechen.
00:20:07
Speaker
Auch eine Protestform, die Fußballfans in den vergangenen Jahren immer mal wieder genutzt haben.
00:20:12
Speaker
Gerade Schokotaler geht immer gut, wenn es insgesamt um das Thema Kommerzialisierung und so geht, dass man mit Geld wirft.
00:20:18
Speaker
Im übertragenen Sinne.
00:20:19
Speaker
Die Spiele waren dann auch hier und da mal kurz unterbrochen für drei, vier, fünf Minuten.
00:20:23
Speaker
Aber spätestens als dann irgendein Profispieler sich in so einer Unterbrechung mal so ein Schokoteiler aufgemacht und den nebenbei gefuttert hat und dann noch fünf Minuten später ein Tor geschossen hat, dann hatte natürlich die unsägliche Zeitung mit den vier Buchstaben, hatte dann ihre Headline und konnte auch schön die Proteste irgendwie auskontern und nach dem Motto wie lächerlich.
00:20:42
Speaker
Und ja, in der weiteren Entwicklung war es dann so, dass dann ein Umdenken stattgefunden hat hin zu, okay, man muss weiterhin, also die Spielunterbrechung ist weiterhin das Entscheidende, aber es muss irgendwie anders sein und es darf jetzt auch nicht so leicht sein, das ad absurdum zu führen.
00:20:57
Speaker
Und dann gab es eine Zäsur bei einem Freitagabendspiel Ende Januar, muss es glaube ich gewesen sein, Hertha BSC gegen den Hamburger Sportverein.
00:21:07
Speaker
Dort wurde erstmals das Spiel über fast 30 Minuten unterbrochen, indem Fans beider Vereine immer wieder aufs neue Tennisbälle aufs Spielfeld gepfeffert haben.
00:21:19
Speaker
Und auch da war dann schnell die Überlegung, ja gut, müssen wir jetzt eigentlich, also das Learning, wir müssen ja gar nicht alle Tennisbälle, die wir im Stadion haben, auf einmal werfen.
00:21:28
Speaker
Das reichen ja immer fünf und dann werden die abgeräumt und dann kommen nochmal sieben und so können wir das schön in die Länge ziehen.
00:21:33
Speaker
Und genauso war es auch.
00:21:34
Speaker
Und das hat sich bei vielen Spielen dann wiederholt und plötzlich war das natürlich eine Unterbrechung, die so lang war und die gleichzeitig so uniform war, weil sie ja in mehreren Stadien immer mit den Tennisbällen immer gleich stattgefunden hat, dass sie Teil der Berichterstattung werden musste.
00:21:49
Speaker
Und damit war dann natürlich auch gegeben oder dadurch hatte man erreicht, dass sich mit den Inhalten des Protestes auseinandergesetzt werden musste,
00:21:56
Speaker
Egal wie gerade die DFL versucht hat, es vorher zu framen.
00:21:59
Speaker
Also da ist dann immer, man ist das im Fußball schon seit Jahrzehnten gewohnt, da wird immer schnell gesprochen von der kleinen radikalen Minderheit, die ja ihre Interessen durchdrücken wollen, aber die weit überwiegende, schweigende, friedliche Mehrheit will das ja ganz anders und komischerweise wollen die immer das, was die Herrschenden wollen, aber...
00:22:15
Speaker
Das scheint mir Zufall zu sein.
00:22:17
Speaker
Nun ja, dann flogen immer mehr Tennisbälle und dann ging es irgendwann auch tatsächlich los, dass dann nochmal so nach zwei, drei Wochen, ja schon fast, also deutsche Fankurven sind ja sehr kreativ und es ist ja auch so ein Teil der Ultrakultur.
00:22:28
Speaker
Man will immer was...
00:22:31
Speaker
In diesem Ultra-Rahmen will man immer noch mal was neu machen, was besser machen, zum ersten Mal was machen, so die krasseste, beste Aktion und so weiter.
00:22:40
Speaker
Und genau damit hat man natürlich, oder mit diesem Denken ist man auf die passende Menschengruppe gestoßen.
00:22:46
Speaker
Weil dann natürlich die Kurven angefangen haben zu überlegen, okay, was geht eigentlich noch außer Tennisball?
00:22:51
Speaker
Wie kann man das noch anders?
00:22:53
Speaker
Also mein persönliches Highlight ist bis heute ein anderes Freitagabendspiel, Hamburger Sportverein gegen Hannover 96.
00:22:58
Speaker
Seinerzeit war es so, dass in der Halbzeitpause Fans des Hamburger SV in den Innenraum gehüpft sind und haben an das Tor direkt vor ihrer Kurve so Fahrradschlösser angebracht mit Zahlencode.
00:23:10
Speaker
Und zeitgleich kam dann im Gästeblock, also bei den Hannoveraner-Fans,
00:23:15
Speaker
ging dann ein Spruchband hoch mit irgendeinem Text, den ich ehrlicherweise schon wieder vergessen habe.
00:23:20
Speaker
Es war irgendeine kleine Geschichte, die erzählt wurde.
00:23:22
Speaker
Aber auf jeden Fall war dann der letzte Teil dieses Spruchbandes, das hochging, war, die Lösung lautet 50 plus 0,1.
00:23:28
Speaker
Nun ja, und dann haben die Verantwortlichen des Hamburger Sportvereins irgendwelche Akkusch, Bohrer, Fahrer,
00:23:35
Speaker
auf Flex-Teile, also schweres Gerät halt rangeholt, um diese Fahrradschlösser aufflexen zu können.
00:23:41
Speaker
Es wurde dann später bekannt, die Lösung war 50 plus 0,1.
00:23:45
Speaker
Also man hätte die Fahrradschlösser einfach nur auf diesen Code drehen müssen, dann wäre alles aufgegangen.
00:23:50
Speaker
Ja, und außerdem Kölner Fans haben dann noch ferngesteuerte Autos aufs Spielfeld geworfen, die auf beiden Seiten fahren konnten, was dann ganz witzig war, als der Ordner sie weggetreten hat und die Autos sind einfach in die andere Richtung weitergefahren.
00:24:01
Speaker
Freiburger Ultras hatten kleine ferngesteuerte Flugzeuge mit drin, mit denen sie dann rumgeflogen sind.
00:24:06
Speaker
Und so war es eigentlich sehr amüsant zu verfolgen.
00:24:09
Speaker
Es fing schon an, so ein Wettbewerb, dass man sich auf das nächste Wochenende gefreut hat.
00:24:13
Speaker
Was passiert jetzt?
00:24:14
Speaker
Was kommt denn?
00:24:14
Speaker
Was ist die nächste Idee?
00:24:16
Speaker
Und das ist jetzt der einzige Kontext, in dem ich sagen kann, dann ist leider der Deal geplatzt.
00:24:20
Speaker
Denn bevor die nächsten Ideen umgesetzt werden konnten, ist dann der Deal, wie gesagt, geplatzt.
00:24:26
Speaker
Der Investor war vom Tisch und es gab keinen Grund mehr, weiter zu protestieren.
00:24:30
Speaker
Aber ein sehr großer Grund zu feiern und irgendwie auch sich zu freuen, was man da geschafft hat.
00:24:35
Speaker
Es sind echt viele kreative, innovative Ideen.
00:24:39
Speaker
Finde ich ziemlich cool.
00:24:40
Speaker
Und ich merkte auch schon so einige Parallelen.
00:24:42
Speaker
Also zum einen dieses, was du auch am Anfang meintest, wenn die institutionellen Wege ausgeschöpft sind, dass man dann eben nach weiteren Wegen suchen muss.
00:24:51
Speaker
Und auch dieses, dass man ein ähnliches Aktionsformat kopiert und so nachmacht und dass viele parallel das auch dann anwenden können.
00:24:59
Speaker
Bei anderen Protestformen ist es ja so, dass es dann, du hast es ja selber auch schon angedeutet, dass man dann sehr schnell diskreditiert wird in der Öffentlichkeit.
00:25:06
Speaker
Vor allem, wenn da verschiedene Interessen auch hinterstehen, sei es auch zum Beispiel bei Bahnstreikenden, dann wird dann immer sehr schnell, also ist man dann genervt irgendwie davon, anstatt, was weiß ich, dann zu sagen, okay, die Bahn sollte man schnell einlenken als Arbeitgeber, damit es nicht so nervig ist.
00:25:21
Speaker
Und da habe ich mich jetzt gefragt, jetzt in eurem Fall gab es da auch, also ich weiß nur, dass dieser Hansi Küpper, der eine Fußballkommentator, der hat ja auch während des Spiels, während der Unterbrechung kommentiert und jetzt geht es so weit und dann wird es jetzt nach hinten losgehen und es wird nicht den Protesten dienen und dafür hat er ja auch einen Shitstorm bekommen in sozialen Medien.
00:25:39
Speaker
Und das hat sich ja auch nicht bewahrheitet.
00:25:41
Speaker
Das stimmt ja nicht.
00:25:42
Speaker
Und das ist eine sehr verbreitete Meinung oft, die sehr bei vielen Protesten wiederholt wird, dass man dann vielleicht zu weit geht und dann dient es nicht den Protesten der eigentlichen Sache.
00:25:52
Speaker
Und da habe ich mich gefragt, musstet ihr Menschen im Stadion oder auch die, die es im Fernsehen gucken, also Fußballfans, irgendwie müsstet ihr Überzeugungsarbeit leisten, in dem Sinne, die irgendwie mitzunehmen, warum sie jetzt hier nicht das Spiel sehen, für was sie vielleicht bezahlt haben?
00:26:06
Speaker
Oder war das irgendwie, hattet ihr eh automatische Sympathien und musstet da gar nicht so viel organisieren, dass das nicht gegen euch da gerichtet wird?
00:26:14
Speaker
Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem.
00:26:16
Speaker
Also ich weiß grundsätzlich noch, um auf Fanzi Küpper zu kommen, ich habe in der Zeit in ungefähr jedem zweiten Interview den Satz gesagt, Protest, der niemandem wehtut, ist kein Protest.
00:26:27
Speaker
Und das Besondere an diesem Protest ist, dass niemand verletzt wird.
00:26:30
Speaker
Ja.
00:26:31
Speaker
Weil man unterstellt Fußballfans ja immer gerne, dass es sofort irgendwie an die körperliche Unversehrtheit geht und so.
00:26:36
Speaker
Bengalos werden ja auch gerne mit Gewalt gleichgesetzt, was völliger Quatsch ist übrigens.
00:26:40
Speaker
Wobei bewusst auch darauf geachtet wurde, dass bei all diesen Protesten kein einziges Bengalo abgebrannt wurde, um eben der Gegenseite gar nicht erst die Möglichkeit der Skandalisierung zu bieten.
00:26:50
Speaker
Ja.
00:26:51
Speaker
Aber die Gegenseite hat natürlich versucht, die üblichen Mechanismen zu fahren und es zu labeln.
00:26:56
Speaker
Ich habe ja vorhin schon gesagt, die kleine radikale Minderheit, das war auch ganz schnell, dieses Wording.
00:27:00
Speaker
Und man merkt halt auch in der Presselandschaft so zwei Lager.
00:27:05
Speaker
Es gibt einmal Hansi Küpper, den Doppelpass, die Springerpresse, die sehr nah immer an der Meinung der DFL sind oder Wörter.
00:27:14
Speaker
man könnte jetzt ein bisschen radikaler sagen, sehr kapitalgesteuert sind und die Seite des Kapitals dann bis aufs Netz vertreten.
00:27:21
Speaker
Und dann gibt es eben noch jene JournalistInnen, die tatsächlich gute journalistische Arbeit leisten, die da schon deutlich differenzierter unterwegs waren und sind.
00:27:29
Speaker
Und jene haben schon überraschend vieles,
00:27:32
Speaker
viel Reichweite erzielt damals.
00:27:35
Speaker
Das kam uns natürlich zu Pass.
00:27:36
Speaker
Dann waren es aber, wie es beim Fußball so ist, es gibt halt nicht die eine klare Organisationsstruktur, sondern im Grunde ist rund um jeden einzelnen Verein gibt es ganz individuell ausgebildete Strukturen.
00:27:48
Speaker
die zwar seinerzeit alle dasselbe Ziel hatten, Investor verhindern, aber natürlich überall vor Ort ganz anders gearbeitet haben.
00:27:55
Speaker
So wie ich vorhin meinte, dass eine Mitgliederbefragung beim VfL Osnabrück mit 6000 Leuten ganz anders funktionieren muss als bei Bayern München mit 300.000 Leuten.
00:28:04
Speaker
So ist es auch in diesem Fall, dass natürlich die Strukturen überall anders sind.
00:28:08
Speaker
Und nur weil alle zum Fußball gehen, heißt das nicht, dass die Struktur überall die gleiche ist.
00:28:11
Speaker
Das Gegenteil ist der Fall.
00:28:13
Speaker
Und da war es dann sehr unterschiedlich.
00:28:14
Speaker
Also ich kann mich erinnern, in Paderborn wurden von der Jahreshauptversammlung, die da erst im Frühjahr stattfindet, wurde tatsächlich im Stadtbild die Inhalte verbreitet.
00:28:23
Speaker
Also da hingen dann Plakate an Brücken und wurden überall Plakate aufgestellt in der Stadt und so.
00:28:28
Speaker
Es wurden Flyer in die Briefkästen verteilt.
00:28:31
Speaker
Nochmal woanders wurde halt um die Stadien herum die Menschen, die ins Stadion gekommen sind, denen wurden Flyer in die Hand gedrückt.
00:28:36
Speaker
Es wurde viel online kommuniziert.
00:28:38
Speaker
Es wurde über Spruchbänder, also die Bühne der Fußballfans ist ja meistens die Kurve als Leinwand.
00:28:42
Speaker
Dort wurden da viel über Spruchbänder gemacht.
00:28:45
Speaker
Es wurde auch die Fans in Deutschland haben sehr schnell ein eigenes Logo dafür entwickelt, das dann bei jedem Verein, der sich beteiligt hat, auch hing und dann jeweils immer in den eigenen Vereinsfarben gestaltet.
00:28:54
Speaker
Aber auch da wurde ein Wiedererkennungswert geschaffen.
00:28:56
Speaker
Ich könnte sagen, fast ein Label.
00:28:59
Speaker
Das ist auch verbreitet in verschiedenen Bewegungen, dass es halt diese Symbole gibt oder Sprüche oder halt auch der gleiche Stil, dass man eben wiedererkennen kann.
00:29:09
Speaker
Und darauf wurde tatsächlich auch Wert gelegt.
00:29:12
Speaker
Der audiovisuelle Wiedererkennungswert war auf jeden Fall hoch.
00:29:16
Speaker
Und gleichzeitig war das Thema ja jetzt sehr klar umrissen, was dazu führte, dass all jene, die sich dazu ausgetauscht haben, egal ob jetzt mit den Kumpels auf dem Sitzplatz, wo man seit 40 Jahren nebeneinander sitzt, oder so wie ich, der dann vor Kameras getreten ist,
00:29:31
Speaker
oder Menschen, die mit ihren Vereinspräsidien gesprochen haben oder, oder, oder.
00:29:35
Speaker
Dadurch, dass das Thema so klar umrissen war, waren die Punkte der Gegenargumentation immer die gleichen und sehr einfach und naheliegend.
00:29:42
Speaker
Also es gab jetzt nicht viel Interpretationsspielraum, außer ich finde den Investor gut oder ich finde den Investor nicht gut.
00:29:48
Speaker
So hat das in der allgemeinen Wahrnehmung, glaube ich, dazu geführt, dass alle, die sich gegen den Investor ausgesprochen haben, auf allen Ebenen, auf denen sie sich dagegen ausgesprochen haben,
00:29:59
Speaker
im Grunde immer gleich argumentiert haben.
00:30:01
Speaker
Also auch da war dann der Wiedererkennungswert gegeben.
00:30:03
Speaker
Und da dankenswerterweise die DFL da jetzt nicht bis ins tiefste Detail gegangen ist, war natürlich auch die Gegenargumentation jetzt nicht allzu intellektuell aufgeladen, kognitiv herausfordernd, sondern man konnte mit drei, vier einfachen Bullet Points im Grunde diese ganze Idee komplett

Fanorganisationen und gesellschaftliche Auswirkungen

00:30:19
Speaker
auseinandernehmen.
00:30:19
Speaker
Und genau das ist passiert.
00:30:21
Speaker
Und dann war natürlich eingangs es so, dass, wie gesagt, das...
00:30:25
Speaker
Das Kapital und das kapitalunterstützende Journalie versucht haben, das übliche Wording mit der radikalen Minderheit wiederzufahren und das Ganze darüber zu diskreditieren.
00:30:35
Speaker
Da aber die Kommunikation durch Wiedererkennungswert, aber auch durch einfache, klare Inhalte
00:30:41
Speaker
dann doch ihren Weg daran vorbeigefunden hat, war es, weiß Gott nicht so, dass es eine kleine radikale Minderheit war.
00:30:47
Speaker
Ja, natürlich waren es jetzt nicht 50% Stadionzuschauenden, die alle ein Tennisball mitgenommen haben, so auch nicht.
00:30:53
Speaker
Aber ich kann mich selber noch daran erinnern, dass ich in der Zeit ein, zweimal auf Sitzplatztribünen Spiele geschaut habe und als dann die Tennisbälle flogen, war um mich herum, das war wie so ein Happening.
00:31:02
Speaker
Und da haben wirklich irgendwelche erwachsenen Männer, die alle zwei Wochen da auf den selben Plätzen sitzen, fingen dann an, ach ja, jetzt ist es wieder soweit.
00:31:10
Speaker
Ach ja, Erwin, bringst du mir noch ein Bier mit?
00:31:11
Speaker
Ja, ich wollte eh gerade noch eine Bratwurst holen.
00:31:13
Speaker
Ach ja, hast du auch noch einen Tennisball mit?
00:31:15
Speaker
Nee, heute vergessen.
00:31:16
Speaker
Also es war schon ein Thema und es war auch klar, dass man dadurch jetzt vielleicht später nach Hause kommt.
00:31:20
Speaker
Aber es wurde erwartet, es war akzeptiert, es wurde teilweise auch ein bisschen ritualisiert.
00:31:26
Speaker
So von wegen, ah, jetzt haben wir neben der Halbzeitpause, können wir uns jetzt auch noch mal eine neue Pommes holen, so.
00:31:30
Speaker
Und das hat schon gezeigt, dass da dann doch eine sehr hohe Zustimmung war.
00:31:35
Speaker
Und was dann natürlich uns nochmal gerade in der medialen Auseinandersetzung unglaublich geholfen hat, dass zur Hochphase der Proteste kamen dann noch zwei Umfragen raus, zwei Meinungserhebungen seriöser Art und Weise.
00:31:46
Speaker
die Zustimmungswerte irgendwo 60 bis 80 Prozent, ich ganz genau weiß es jetzt heute nicht mehr, aber schon überragend hohe Zustimmungswerte bei den Fußballfans in Deutschland, damit weiß Gott nicht nur den Stadionfans, ergeben haben.
00:31:59
Speaker
Und das war dann natürlich gerade gegenüber der DFL ein absolutes Totschlag-Argument.
00:32:03
Speaker
Was man auch sagen muss, was vielleicht so ein bisschen durchklingt schon, aber was ein Hauptfaktor war aus heutiger Sicht zum Gelingen der Proteste, so wie Fußballfans gerade in der öffentlichen Kommunikation so stark aufgetreten sind, wie glaube ich noch nie in ihrer Geschichte,
00:32:19
Speaker
So erschreckend schwach war die DFL seinerzeit unterwegs.
00:32:22
Speaker
Also gerade rund um den zweiten Investorendeal kann ich mich an zwei DFL-Presse-Mitteilungen erinnern und das war's.
00:32:30
Speaker
Also die haben zwei Geschäftsführer und eine krasse Presseabteilung und keiner dieser Menschen hat in der Zeit jemals vor einem Mikrofon oder einer Kamera gestanden.
00:32:39
Speaker
Während man von Fanseite teilweise drei Tage nichts anderes gemacht hat und eher die Arbeitgeber langsam kritisch geguckt haben, warum man jetzt schon wieder ein Kamerateam vor dem Büro begrüßt.
00:32:47
Speaker
Und das war natürlich dann auch entscheidend, um die Deutungsfroheit zu erlangen und das immer gleiche Wording der Gegenseite damit endgültig ad absurdum zu führen.
00:32:57
Speaker
Und kommt da jetzt noch was?
00:32:58
Speaker
Meinst du also so ein dritter Versuch oder...
00:33:01
Speaker
Also da Aki Watzke ja schon mal gesagt hat, dass es nie wieder Diskussionen dazu geben wird und ein halbes Jahr später gab es sie und er dann meinte, dass das Thema jetzt endgültig zu Ende, da wird auf jeden Fall noch ein dritter Anlauf kommen.
00:33:14
Speaker
Wir haben jetzt gerade, die TV-Rechte-Ausschreibung ist jetzt gerade vor wenigen Monaten über die Bühne gegangen und ist jetzt durch.
00:33:20
Speaker
Wir werden jetzt zwei, drei Jahre Ruhe haben, aber sobald der neue TV-Rechte-Vertrag ansteht, wird das Thema auch wieder aufkloppen.
00:33:26
Speaker
Das ist so sicher wie das Arme der Kirche.
00:33:27
Speaker
Ja,
00:33:29
Speaker
Und ja, ich habe dann noch zwei Fragen zu.
00:33:31
Speaker
Also das eine ist, wie seid ihr überhaupt drauf gekommen?
00:33:34
Speaker
Also was für eine strategische Logik, sage ich mal, hattet ihr?
00:33:37
Speaker
Also so hattet ihr euch überlegt, okay, wir müssen die Spiele irgendwie stören, damit eben die Aufmerksamkeit darauf kommt?
00:33:44
Speaker
Und genau, und hat sich das irgendwie dann auch anders entwickelt, als ihr es erwartet habt, dass dann zusätzliche Faktoren mit reinkamen?
00:33:50
Speaker
Oder war das, ist es schon relativ so abgelaufen, wie ihr es geplant habt, von der Logik, was jetzt den Druck erzeugt, dass es tatsächlich dann auch nicht stattfindet, also dann abgewendet wird?
00:33:59
Speaker
Also ich muss dich enttäuschen, so viel Plan war da gar nicht dahinter.
00:34:03
Speaker
Ah ja, okay.
00:34:04
Speaker
Also wie eingangs schon gesagt, das unmittelbare Unterbrechen der Spiele, das war eine Protestform der Fans hier in Deutschland.
00:34:10
Speaker
Für die kann ich nicht sprechen, für die bin ich nicht legitimiert.
00:34:13
Speaker
Aber natürlich, solange wie ich mich im Fußball bewege und auch als Außenstehender, wenn man sich die Zeit anguckt, war das ein lernender Prozess.
00:34:20
Speaker
Ich habe ja vorhin schon mal angerissen.
00:34:21
Speaker
Erst hat die Kurve geschwiegen, hat nichts gebracht.
00:34:24
Speaker
Schokotala hat auch nichts gebracht.
00:34:26
Speaker
Ja.
00:34:26
Speaker
Und dann irgendwann flogen die Tennisbälle und dann sind ferngesteuerte Autos gefahren.
00:34:29
Speaker
Oh, das bringt was, dann machen wir das jetzt öfter.
00:34:31
Speaker
Also insofern, der Lernprozess hat schon stattgefunden, aber es gab jetzt nicht von vornherein eine Eskalationsspirale, wo man sagt, wenn das nicht, dann jenes und so.
00:34:41
Speaker
So war es, weiß Gott nicht, nein.
00:34:43
Speaker
Ja, okay.
00:34:44
Speaker
Und ich habe noch eine andere Frage, weil du in dem einen Spiegel-Interview, wo du auch interviewt wurdest zusammen mit der letzten Generation und jemand von den Bauernprotesten, da sagtest du, dass ihr in den letzten 20 Jahren oder seit 20 Jahren gut organisiert seid und Manpower habt.
00:34:58
Speaker
Und ich habe mich gefragt, wie das konkret aussieht und was andere da vielleicht auch von euch lernen können, weil wir hatten auch in der ersten Staffel öfter mal darüber geredet, über die Rolle von Organizing, was bedeutet gut organisiert zu sein.
00:35:10
Speaker
Und früher hieß das ja,
00:35:12
Speaker
ja, was weiß ich, eine Gewerkschaft zu gründen oder Mieterbund oder so.
00:35:16
Speaker
Und heutzutage fehlt das manchmal.
00:35:18
Speaker
Also wenn dann eine Organisation entsteht, dann bürokratisiert sich das Ganze und der Protest geht so verloren.
00:35:24
Speaker
Oder es ist halt zu fluide und zu wenig gut organisiert und dann verfliegt, dann verpufft die Energie auch irgendwie wieder und man kann nicht langfristig so eine Kraft aufbauen.
00:35:35
Speaker
Und von daher habe ich mich gefragt, ob du da so ein bisschen was an die Hand geben kannst, was mitgeben kannst, was
00:35:40
Speaker
Das bedeutet, dass ihr in den Kurven gut organisiert seid.
00:35:44
Speaker
Also ich kann zumindest mal beschreiben, wie es so aussieht.
00:35:46
Speaker
Ob das als Handreichung ausreicht, vermag ich nicht zu beurteilen.
00:35:50
Speaker
Entscheidend für meine Aussage auch im Spiegel war und ist ja im Grunde die Geschichte der organisierten Fans in Deutschland und insbesondere das Aufkommen der Ultrakultur ab Ende der 90er.
00:36:00
Speaker
Ohne, dass ich jetzt großartig über Ultra philosophieren will, aber letztlich geht es halt darum, dass sich Fans zusammentun mit dem Anspruch an sich selber, den Verein nochmal mehr zu unterstützen als der Dauerkartensitzplatzinhaber, der alle zwei Wochen kommt, sich still hinsetzt, Fußball guckt und wieder nach Hause geht.
00:36:16
Speaker
Was bedeutet das dann?
00:36:17
Speaker
Naja, das bedeutet zum einen, dass man nicht nur alle zwei Wochen, sondern dann auch die jeweils anderen zwei Wochen dann immer zu den Auswärtsspielen fährt.
00:36:25
Speaker
Das bedeutet aber auch, dass man Fahnen malt, dass man Klamotten selber designt und produziert, dass man Choreografien entwickelt und all das erfordert ja schon eine gewisse Selbstorganisation.
00:36:37
Speaker
Dann kam im Laufe der Zeit auch noch die Vereinspolitik dazu, wo man nochmal zwar auch
00:36:42
Speaker
ja, sich schon organisiert war, aber dann nochmal sich auf einem ganz anderen Feld bewegen musste, wo vielleicht auch andere Qualitäten gefragt waren.
00:36:49
Speaker
Und auch da musste man erst lernen und Erfahrung sammeln.
00:36:52
Speaker
Und dann hat man es mittlerweile, oder dann ist man mittlerweile in einem Status Quo angekommen, wo sicherlich viele, die Ende der 90er gerade dabei waren und mit Anfang 20 voller Elan.
00:37:04
Speaker
Natürlich sind die heute nicht mehr unbedingt die aktiven Motoren der Fankurve oder so.
00:37:10
Speaker
Aber das Wissen und die Erfahrung, die überdauern die Fangeneration.
00:37:14
Speaker
Und dann haben wir den Vorteil beim Fußball, dass wir ja dann jedes Wochenende unser eigentliches Highlight haben, denn wir sind ja keine politischen AktivistInnen oder BerufsvereinspolitikerInnen oder so, sondern in erster Linie sind wir ja Fußballfans und haben einfach nur Bock am Wochenende unseren Verein anzufeuern.
00:37:33
Speaker
Und dass wir aber auch diese anderen Felder bespielen, Klammer auf müssen, Klammer zu, liegt ja in erster Linie daran, dass wir Abwehrkämpfe führen gegen jene, die unser Stadionerlebnis bedrohen oder verändern wollen und zwar zu unserem Nachteil verändern.
00:37:45
Speaker
Und auf dieser Grundlage lässt sich dann viel und gut arbeiten und ich glaube, wenn man dann so vergleicht mit Gewerkschaften, die gebildet werden oder gegründet wurden,
00:37:54
Speaker
Oder anderen Single-Issue-Movements, die dann auch irgendwann eingeschlafen sind.
00:38:00
Speaker
Dann ist, glaube ich, beim Fußball das Gute, oder das Andere, muss man eher sagen, ob das Gute ist, weiß ich nicht, aber das Andere, dass man eigentlich ja sein Thema hat und dieses wiederkehrend ist und dieses Thema auch wiederkehrend dieselben Fähigkeiten erfordert.
00:38:15
Speaker
Und dann kommen immer mal wieder andere Themen daneben dazu, da drauf, wie auch immer, ob das dann ein DFL-Investor ist oder ob das ein Polizeiaufgabengesetz ist oder noch andere Sachen.
00:38:27
Speaker
Und dann kann man aus den Erfahrungen und Strukturen, die man ausgebildet hat, einfach nur, weil man jede Woche in der Fankurve stehen will, kann man plötzlich dieselben Fähigkeiten abrufen und dieselben Mechanismen nutzen, um dann andere Themen zu beackern.
00:38:42
Speaker
In dem Kontext erinnere ich immer wieder gerne dran, als Corona 2020 erstmals Fahrt aufgenommen hat und viele alte Menschen teilweise über Wochen ja ihre Wohnung nicht verlassen hatten und sich überlegt haben, wie kann ich jetzt überhaupt mir Brötchen kaufen, weil ich kann ja nicht mehr zum Supermarkt gehen.
00:38:56
Speaker
Da waren es in vielen Städten die örtlichen Ultraszenen, die ihre Organisationsskills genutzt haben, um dann eben die Leute mit dem einfachsten Essen, Trinken, Sanitärsachen und so weiter zu vermitteln.
00:39:05
Speaker
zu versorgen, während andere Organisationen, selbst wenn es eigentlich Tafeln, Caritas, was es da so gibt, wo es ja deren Job ist, die da deutlich länger brauchten und längst nicht so schlagfertig waren wie Fanszenen.
00:39:17
Speaker
Und wenn man es dann ganz groß drehen will, kann man auch zum Arabischen Frühling rüberschauen oder auch zu Maidan-Protesten in der Ukraine 2014, 2013, 2014 glaube ich waren die so um den Dreh, wo auch
00:39:30
Speaker
sehr häufig, oder Taksim in Istanbul fällt mir auch noch ein, wo es häufig auch die organisierten Fußballfans waren, die eine tragende Säule dieser Proteste waren.
00:39:39
Speaker
Also bei Taksim zum Beispiel haben sich dann die organisierten Fans der drei großen Istanbuler Vereine, die sich eigentlich spinnefeind sind, haben sich zusammengeschlossen und haben ähnlich wie auch in Kairo den zentralen Platz nach außen gegen die Regierungstruppen verteidigt, weil das diejenigen Menschen waren, die Erfahrung im Klimawandel,
00:39:56
Speaker
klingt jetzt martialischer als ich meine, aber wobei da vor Ort war es wahrscheinlich noch untertrieben, die Erfahrung hatten im Kampf gegen Polizei und Militär, die die Strukturen hatten, damit umzugehen und das vorzubereiten und die dementsprechend viel effektiver da ihren Beitrag leisten konnten, als wenn man jetzt
00:40:13
Speaker
das ist jetzt nicht despektierlich gemeint, aber irgendeinen belesenen Philosophie-Studierenden, der einfach von der Sache überzeugt ist, aber der noch nie Gewalt in seinem Leben erlebt hat, den muss ich nicht gegen eine knüppelnde Polizeieinheit stellen.
00:40:25
Speaker
Und als Fußballfan und hier leider auch nicht nur in Ägypten und Istanbul, sondern das erlebt man leider auch in Deutschland,
00:40:31
Speaker
Als Fußballfan erlebst du immer wieder Polizeigewalt und bist dem ausgeliefert.
00:40:34
Speaker
Und dann hast du natürlich die Erfahrung, zum einen damit umgehen zu können, aber eben auch die Organisationsstruktur im Kollektiv, dem was entgegensetzen zu können im Zweifel.
00:40:43
Speaker
Und das sind so viele kleine Versatzstücke, die Alltag von organisierten Fans sind und die dann, wenn man ein neues Thema daneben setzt, plötzlich dafür aktiviert werden können, diese Versatzstücke, und dann natürlich in sehr wirksamen Mechanismen sich zeigen.
00:40:59
Speaker
Aber es ist echt mega spannend, was du meinst, ist mir noch nicht aufgefallen.
00:41:03
Speaker
Das würde ich mir auch auf jeden Fall nochmal angucken, die Rolle von Fußballfans in diesen genannten Bewegungen.
00:41:08
Speaker
Tatsächlich, mir geht es in meinem Beispiel einfach erstmal nur darum, dass gerade bei so lokalen Protesten wie dann eben Taksim und Kairo und so weiter, dass es da ja schnell auch einfach um physische Gewalt geht, beziehungsweise die Abwehr physischer Gewalt der Regierenden oder der Herrschenden geht.
00:41:24
Speaker
Und dafür ist der Organisationsgrad von Fußballfans ja schon elementar gewesen.
00:41:31
Speaker
Genau, im Kampf vielleicht gegen einen Rechtsruck, gegen demokratiefeindliche Tendenzen etc.
00:41:36
Speaker
Oder eben auch im Kontext von Krieg gegen Sponsorings von Waffenherstellern zu sein etc.
00:41:42
Speaker
Also es sind halt gesellschaftliche Themen, die dann auch da bearbeitet werden, aber dadurch dann auch in dem Bereich mit mobilisiert werden kann und dafür in der Öffentlichkeit auch geschaffen werden kann.
00:41:52
Speaker
Also von daher ist es schon...

Bedeutung von Kommunikation und Medienstrategie

00:41:53
Speaker
Ein gesellschaftlicher Bereich, der eine Rolle spielt, bei dem Themen ausgetragen werden können.
00:41:58
Speaker
Aber ich habe mich gefragt, vielleicht um nochmal dieses Thema abzuschließen mit Investoren macht im Fußball und Einfluss von Investoren, ob du da noch anderen Menschen in anderen Bereichen was mitgeben kannst.
00:42:09
Speaker
Also die, sei es NGOs, Zivilgesellschaft, die sich einsetzen gegen wachsenden Einfluss von Investoren in anderen Bereichen oder wachsenden Einfluss von, politischen Einfluss von Konzernen.
00:42:20
Speaker
Hast du das Gefühl, da könntest du den Menschen was mitgeben in dem Sinne, was du jetzt gelernt hast aus diesen Protesten oder ist das schon sehr spezifisch, die Erfahrungen, die du da gemacht hast?
00:42:31
Speaker
Spezifisch ist sie bestimmt, weil sie ja so sehr auf den Fußball zugeschnitten ist.
00:42:35
Speaker
Also was ich vielleicht sagen kann, aus Fußballfansicht, der Gamechanger rund um die Investorenproteste war die mediale, die öffentliche Kommunikation.
00:42:46
Speaker
Man ist als Fußballfan immer sehr darauf bedacht gewesen, früher, dass man vor allem in die eigene Bubble kommuniziert, um da keinen Rückhalt zu verlieren.
00:42:56
Speaker
Was aber, würde ich heutzutage sagen, eigentlich Quatsch ist, weil es sind sich ja eh alle einig im größten Teil.
00:43:01
Speaker
Also ich muss denjenigen, die meine Meinung teilen, nicht die ganze Zeit sagen, was meine Meinung ist, wo ich weiß, dass es ja auch deren Meinung ist, sondern es geht dann ja eher darum, Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung dieses Themas zu kriegen.
00:43:13
Speaker
Und da...
00:43:14
Speaker
war es rund um den Investorenprozess durch eine konsequente Pressearbeit in erster Linie und einfach einen guten inhaltlichen Protest, also unterbrechen, was keinem wehtut, nichts, was skandalisierbar war, war es möglich, Aufmerksamkeit zu erzeugen und eben dann auch aus der eigenen Bubble heraus, ich spreche immer gerne Erwin und Gisela zu Hause auf der Couch, von den eigenen Inhalten, sie ihnen nahe zu bringen, aber sie auch von den eigenen Inhalten zu überzeugen.
00:43:41
Speaker
Und ja, wie gesagt, dass Erwin und Gisela dann am Ende gesagt haben, nee, okay, dann können wir verstehen, dann sind die Tennisbälle doch ganz in Ordnung.
00:43:47
Speaker
Ja, nervt uns zwar auch ein bisschen, aber wir verstehen, warum die es machen und wir teilen das auch inhaltlich.
00:43:51
Speaker
Das war der Game Changer und glaube ich, im Kern der Schlüssel des Erfolgs.
00:43:55
Speaker
Aber wie habt ihr das dann geschafft, dass Erwin und Gisela auf der Couch, mit denen ihr dann nicht direkt geredet habt, die Message auch mitbekommen haben?
00:44:02
Speaker
Durch die Banner oder durch dann doch Sympathisierung?
00:44:05
Speaker
Zum einen dadurch, dass überhaupt so viele Spiele auf die immer gleiche Art und Weise unterbrochen wurden, war es relativ schwierig, überhaupt an diesem Thema vorbeizukommen.
00:44:14
Speaker
Achso, ja, ja.
00:44:15
Speaker
Also wir waren ja irgendwann mal so weit, dass jetzt nicht mehr nur in der Sportschau oder im Kicker darüber gesprochen wurde, sondern dass ja auch ganz normal Nachrichtensendungen darüber berichtet haben, einfach weil es so viel war und deswegen so wahrnehmbar war.
00:44:27
Speaker
Und wir haben im Grunde jede Interviewanfrage, die irgendwie noch in den Tag reinpasste, beantwortet, mit Ausnahme von hier Junge Freiheits, ServusTV und diese ganze rechte Scheiße.
00:44:37
Speaker
Und wir haben da wirklich alles bespielt.
00:44:39
Speaker
Also ich kann mich erinnern, in der Zeit, irgendwann habe ich mich mit Freunden getroffen und dann sagte jemand, boah,
00:44:44
Speaker
Ich kann deine Fresse nicht schon wieder sehen.
00:44:46
Speaker
Wir sehen uns zwar zum ersten Mal seit einem Monat, aber ich hab dich jetzt drei Wochen jeden Tag, egal auf welchem Fernsehsender, überall guckst du mich an.
00:44:52
Speaker
Aber genau dadurch kannst du ja deine eigene Message verbreiten.
00:44:55
Speaker
Und wenn du dann halt eben auch aus der eigenen Bubble raus kommunizierst, dann erreichst du irgendwann alle Erwins und alle Giselas auf allen Couches.
00:45:03
Speaker
Und das war, ja, ich wiederhole mich, das war der Game Changer.
00:45:07
Speaker
Im Vorgespräch, wo wir die Folge vorbereitet haben, sagtest du, dass Fußballfans eher so pragmatischer sind als philosophisch und dass das eben auch so ein Erfolgsfaktor sein könnte.
00:45:16
Speaker
Und da habe ich mich gefragt, was könnten andere Proteste noch so von euch mitnehmen oder lernen?
00:45:20
Speaker
Wie könnte dieser Pragmatismus auch in anderen Bereichen aussehen, was vielleicht auch zum Beispiel die Sprache angeht?
00:45:25
Speaker
Oder ob du da vielleicht noch mehr Ideen hast, was Menschen vom Fußball lernen können?
00:45:30
Speaker
Naja, gerade Sprache, da ist glaube ich schon das entscheidende Stichwort von dir gekommen.
00:45:34
Speaker
So wie ich insbesondere jetzt unsere DFL-Investoren-Proteste wahrnehme, aber wie ich dann auch auf andere Protestformen gucke, gerade so letzte Generation fällt mir da immer ein.
00:45:42
Speaker
Das sind Sachen, die inhaltlich, glaube ich, für viele Menschen oder die Themen des Protestes sind inhaltlich für viele Menschen anschlussfähig.
00:45:50
Speaker
Aber nichtsdestotrotz muss man ihnen ja den Protestern erstmal nahe bringen.
00:45:53
Speaker
Und was dann zum Beispiel den Fußball von der letzten Generation unterscheidet, zumindest soweit ich das jetzt überblicke, ich will da jetzt nicht den Anspruch auf Allwissenheit erheben, ganz im Gegenteil.
00:46:02
Speaker
Aber in meiner Wahrnehmung ist es dann so, dass man im Fußball deutlich klarer damit ist, klar strukturiert, in leicht zugänglicher Sprache, mit einfachen Argumenten, viele Leute zu überzeugen.
00:46:15
Speaker
während ich viele Texte der letzten Generation in den letzten zwei Jahren gelesen habe, wo selbst ich irgendwann ausgestiegen bin und mir dachte, das ist mir so verkopft und pseudophilosophisch oftmals.
00:46:26
Speaker
Ihr habt inhaltlich mit allem Recht, was ihr sagt, aber kein Schwein hat Bock, eure Texte dazu zu lesen.
00:46:31
Speaker
Und wenn so ein Gedanke im Kopf entsteht, dann das ist der Moment, wo dann der Support für den Protest scheitert.
00:46:38
Speaker
Und da ist der Fußball anders gestrickt tatsächlich.
00:46:41
Speaker
Ich
00:46:41
Speaker
Ich weiß nicht, ob man dann jetzt groß philosophisch vom Arbeitersport reden kann und Volkssport, Fußball und so weiter.
00:46:48
Speaker
Also das ist dann vielleicht ein bisschen auch übers Ziel hinausgeschossen.
00:46:52
Speaker
Aber ich sehe es durchaus so, dass Kommunikation von Fans, gerade auch bei schwierigeren Themen, also immer dann, wenn auch Protest eine Rolle spielt, Kommunikation von Fans,
00:47:03
Speaker
sehr klar, sehr deutlich ist und dadurch für viele Leute zugänglich ist, während Kommunikation in anderen gesellschaftlichen Themen, wo Protest eine Rolle spielt, sehr schnell, sehr elitär, sehr verkopft ist und dadurch den Support verliert.
00:47:18
Speaker
Also ich kann mich noch erinnern, als ich irgendwie als kleiner linker Abiturient dann in die Media durchgesuchtet habe und dann die x-te Stellungnahme von Antifa-Gruppe Tralala, die dann schlimmer geschrieben haben als Karl Marx höchstpersönlich im Kapital.
00:47:31
Speaker
Und ich dachte, ja, Leute,
00:47:33
Speaker
ich habe echt Sympathie für eure Gedanken, aber kein Schwein versteht, was ihr da schreibt.
00:47:41
Speaker
Wie sollen die Leute euch dann überhaupt irgendwie zustimmen und unterstützen?
00:47:44
Speaker
Und ich glaube, wenn man das als Protestbewegung an der einen oder anderen Stelle beherzigt und konsequent umsetzt, ist die Chance für Unterstützung des Protestes und dadurch natürlich dann in letzter Konsequenz für den Erfolg des Protestes deutlich größer.

Reflexion über die Auswirkungen der Proteste

00:47:58
Speaker
Ich bin voll bei dir.
00:47:59
Speaker
Thomas, vielen, vielen Dank für deine Einblicke.
00:48:01
Speaker
Ich finde es wirklich echt unglaublich inspirierend, wie organisiert und kreativ die Fanszene ist und wie viel sie tatsächlich bewegen kann.
00:48:08
Speaker
Und ja, von daher, genau, ich weiß nicht, jetzt hast du schon viele Statements gegeben, aber hast du noch so ein abschließendes Statement für unsere Hörerin oder...
00:48:17
Speaker
Naja, wir haben jetzt viel über Kapitalisierung im Fußball, Investoren, das große Geld und so gesprochen.
00:48:23
Speaker
Und ja, ich meine, jeder und jede, der oder die sich mit Fußball beschäftigt, sieht, wie es immer mehr ums Geld geht und irgendwelche Harry Canes für 100 Millionen wechseln und so.
00:48:33
Speaker
Aber der große Fußballspieler und, naja, vielleicht nicht ganz so große Fußballphilosoph Ansgar Brinkmann, hat mal vor einiger Zeit den sehr treffenden Satz gesagt, irgendwann holt sich die Straße den Fußball zurück.
00:48:45
Speaker
Und ich glaube, das wird so passieren.
00:48:47
Speaker
Super, da bin ich total froh, weil sonst ja Lea immer unsere Zitate gebracht hat und jetzt hast du uns ein schönes Zitat mitgebracht.
00:48:55
Speaker
Sehr, sehr schön.
00:48:56
Speaker
Vielen, vielen Dank, Thomas.
00:48:58
Speaker
Ja, das war's für diese Folge von T&Taktik.
00:49:01
Speaker
Wenn euch das Gespräch gefallen hat, dann teilt es gerne und folgt für weitere spannende Einblicke im gewaltfreien Protest einmal bei Spotify, Apple Podcast oder eben Instagram.
00:49:11
Speaker
Und wenn ihr uns unterstützen wollt, dann schaut gerne auf unserer GoFundMe-Seite vorbei, damit wir auch in Zukunft weitere wichtige Themen wie diese behandeln können.
00:49:18
Speaker
Also vielen Dank an dieser Stelle wirklich auch an alle SpenderInnen, die bisher auch gespendet haben.
00:49:23
Speaker
Auch an die Stiftung Kraft der Gewaltfreiheit, die jetzt auch die Förderung ausgeweitet hat.
00:49:28
Speaker
Allerdings deckt das leider nicht alle Kosten für Schnitt und Technik.
00:49:31
Speaker
Aber vielen, vielen Dank auch an unseren Partner für die Postproduktion, das Kreativstudio für Wissenschaftskommunikation zum Staunen.
00:49:38
Speaker
Und ein großes Dankeschön auch an Marcel für wichtige Hinweise, Einordnungen und Berichte für die Vorbereitung auf diese Folge und danke auch an Gunnar für Artikel dazu.
00:49:47
Speaker
Und danke nochmal, Thomas, dass du dir Zeit genommen hast für diese interessanten Einblicke und für das schöne Gespräch.
00:49:53
Speaker
Schön, dass du dabei warst.
00:49:54
Speaker
Danke für die Einladung, hat Spaß gemacht.
00:49:56
Speaker
Cool, fand ich auch.
00:49:58
Speaker
Ja, bis zum nächsten Mal, wie immer in diesem Jahr, im letzten Donnerstag im Monat.
00:50:02
Speaker
Macht's gut und bleibt am Ball.
00:50:04
Speaker
Ciao.
00:50:07
Speaker
Ciao.
00:50:09
Speaker
This fight is one that you can win.