Einführung und Vorstellung der Gäste
00:00:22
Speaker
Bauwende verstehen, der Podcast zur Bauwende von Hinrich und Dack.
00:00:31
Speaker
Herzlich willkommen zur Episode 9 mittlerweile.
00:00:36
Speaker
Wir freuen uns, dass wir einen sehr, sehr spannenden Gast begrüßen dürfen, Teresa Keilhacker, Präsidentin der Architektkammer Berlin.
00:00:44
Speaker
Teresa, herzlich willkommen.
00:00:45
Speaker
Schön, dass du bei uns bist.
00:00:47
Speaker
Ja, schön und danke für euer Interesse.
00:00:50
Speaker
Ja, und Doug, hallo Doug, sei gegrüßt.
00:00:57
Speaker
Ich freue mich auf eine spannende Folge und es ist, glaube ich, wie immer, so kann ich das schon mal anteasern, wir stellen fest oder ich stelle in jeder Folge fest, dass Doug einfach jeden kennt und er kennt auch dich.
00:01:08
Speaker
Also jeden, den man kennen muss, den kennt Doug und er kennt eben auch dich oder ihr kennt euch und das könnt ihr ja auch gleich nochmal berichten, woher ihr euch kennt.
Frage: Sind Frauen besser für die Bauwende geeignet?
00:01:15
Speaker
Aber bevor wir wirklich gleich in Medias Res gehen,
00:01:19
Speaker
erlaube ich mir wieder diesen ganz kurzen Teaser.
00:01:21
Speaker
Wir haben ja vergangene Woche eine Folge mit Nico Jelch, heißt der Journalist, der sich intensiv mit dem Thema Bitcoin beschäftigt gehabt.
00:01:29
Speaker
Ich fand das super spannend.
00:01:32
Speaker
Ich wollte nur darauf verweisen, dass wir diesen Zusammenhang zwischen Bitcoin und Bauwende noch weiter vertiefen werden.
00:01:40
Speaker
Ich gehe da jetzt gar nicht weiter darauf rein, aber ich fand es schon sehr erhellend.
00:01:44
Speaker
Takke ist noch skeptisch.
00:01:45
Speaker
Wobei wir der Meinung sind, dass du eigentlich schon ein Bitcoiner bist, das nur noch nicht weißt.
00:01:49
Speaker
Und dabei will ich es mal bestehen lassen.
00:01:51
Speaker
Und jetzt kommen wir zu der heutigen Folge, die wir mit der Frage, unter der Frage diskutieren wollen, können Frauen Bauwände besser?
00:02:01
Speaker
Natürlich ist das ganz bewusst ein auch provokativ gewählter Titel, weil ich meine, wir glauben, dass wir alle Bauwände hoffentlich gut irgendwann können.
00:02:10
Speaker
Wir können es noch lange nicht gut genug, das stellen wir ja fest.
00:02:13
Speaker
Aber Hintergrund für diese Fragestellung war ein persönlicher Eindruck, den ich hatte.
00:02:17
Speaker
Ich besuche regelmäßig die Expo Real in München.
00:02:20
Speaker
Für diejenigen, die diese Messe nicht kennen sollten, eine große Immobilien-Investorenmesse.
00:02:25
Speaker
Und dort, ich habe es nicht nachgezählt, aber gefühlt befinden sich dort 80 bis 90 Prozent Männern in Pinguin-Look, also Anzügen, die also Immobilien handeln.
00:02:37
Speaker
Und dann habe ich ja die Kontrastveranstaltung dazu in Berlin erleben dürfen, nämlich das Klimafestival der Architects for Future.
00:02:44
Speaker
Und dort hat sich mir, auch da habe ich nicht nachgezählt, genau das umgekehrte Bild ergeben.
00:02:47
Speaker
Also gefühlt 80 Prozent junge Frauen, die dort sehr professionell und sehr engagiert dieses Thema beackern.
00:02:54
Speaker
Das war für mich so ein Grund, mal diese Frage zu stellen.
Beruflicher Werdegang von Teresa und Nachhaltigkeit in der Architektur
00:02:58
Speaker
Keilhacker, wunderbar.
00:03:00
Speaker
Ich glaube, du hast zu diesem Thema einiges zu sagen.
00:03:03
Speaker
Und bevor wir da direkt einsteigen, fände ich es extrem spannend.
00:03:06
Speaker
Woher kennt ihr beide euch und was ist denn dein Weg bisher?
00:03:10
Speaker
Hol uns doch mal ab, damit wir wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben.
00:03:13
Speaker
Ja, das mache ich gerne.
00:03:15
Speaker
Also da habe ich sehr unkonventionell an einem Stehtisch in der Architektenkammer Berlin kennengelernt.
00:03:22
Speaker
Er ist nämlich ein spätberufener Architekt, hat sich jetzt erst in die Architektenkammer eintragen lassen, obwohl er ja schon praktisch sehr lange unterwegs ist und alles von der Pike auf gelernt hat.
00:03:34
Speaker
Aber irgendwie die Annäherung zur Architektenkammer hat ein bisschen gedauert.
00:03:39
Speaker
Und da sind wir ins Gespräch gekommen und haben festgestellt, dass wir beide tatsächlich Bauwende leben, schon sehr lange und dass wir ganz viele Schnittmengen inhaltlich haben und dann
00:03:51
Speaker
haben wir auch tatsächlich die Arbeit schon fortgesetzt, ganz konkret.
00:03:55
Speaker
Er ist jetzt auch Referent im Aus- und Fortbildungssystem für das Thema, weil er einfach so viel tolle Erfahrung mitbringt und das natürlich auch wir in die Breite tragen wollen, das Wissen.
00:04:10
Speaker
Das möchte ich noch ein bisschen ergänzen.
00:04:16
Speaker
Das Spätberuf, der kommt ja nicht von ungefähr.
00:04:18
Speaker
Einer der wesentlichen Gründe ist,
00:04:21
Speaker
der, dass jetzt eben mal eine Frau Präsidentin ist, weil ich habe nach wie vor ganz große Aversion gegen die Kammer, weil ich der Meinung bin, dass sie nach wie vor sehr, sehr verkrustet ist und sehr träge und viel langsamer reagiert, als sie reagieren müsste.
00:04:39
Speaker
Und in der Tatsache, dass da eine Präsidentin jetzt eine Frau ist, habe ich gedacht, Mensch, ey, da könnte jetzt vielleicht tatsächlich mal was passieren.
00:04:47
Speaker
Das ist der eine Punkt.
00:04:48
Speaker
Und der zweite Punkt ist der, dass meine
00:04:51
Speaker
überwiegend weiblichen Mitarbeiter mich wirklich genötigt haben, weil die gesagt haben, es kann nicht sein,
00:04:56
Speaker
Wir müssen immer rumeiern.
00:04:58
Speaker
Wenn die fragen, wer bist du, was machst du, dann ist da irgendwie Holzmechaniker oder Tischler oder Diplom-Ingenieur für Architektur und so.
00:05:05
Speaker
Jetzt tritt da endlich ein irgendwie.
00:05:08
Speaker
Und da habe ich gedacht, naja, es kommen zwei gute Gründe zusammen und jetzt habe ich es dann halt eben gemacht.
00:05:14
Speaker
Jetzt hat er ein bisschen geschummelt, weil eine weibliche Präsidentin, die gibt es jetzt schon seit zwölf Jahren.
00:05:22
Speaker
Also fast, nee, zehn Jahre.
00:05:24
Speaker
Wir hatten Christine Edmeier, meine Vorgängerin, die hat zwei Amtszeiten gemacht und ich bin jetzt ungefähr auf der Hälfte.
00:05:32
Speaker
Insofern, zehn Jahre gibt es schon Frauen an der Spitze der Architektenkammer Berlin.
00:05:36
Speaker
Wir sind allerdings da tatsächlich eher in der Minderheit, wenn man jetzt bundesweit sich mal anguckt, da sind es überwiegend Männer.
00:05:44
Speaker
Und das Bild, was du eingangs, Hinrich, beschrieben hast, das begleitet mich mein ganzes Berufsleben.
00:05:52
Speaker
Absolut, immer und dauernd.
00:05:53
Speaker
Und das ist auch der Grund, warum es mit der Bauwende nicht hinhaut, weil es ist ein urmännliches Prinzip irgendwie.
00:06:01
Speaker
Aber bevor wir da nochmal wirklich ein bisschen tiefer reingehen, weil das würde ich gerne mal verstehen, dieses Bild, was natürlich auch ein stereotypisches Bild hoffentlich oder möglicherweise ist.
00:06:11
Speaker
Aber jetzt erzähl doch nochmal deinen Werdegang, damit wir verstehen oder damit auch die Zuhörerinnen und Zuhörer verstehen, wo du eigentlich so herkommst.
00:06:19
Speaker
Also du hast dich mit dem Thema Nachhaltigkeit, glaube ich, ja schon sehr lang beschäftigt.
00:06:23
Speaker
So habe ich das nachgelesen.
00:06:25
Speaker
Aber erzähl doch mal selber.
00:06:26
Speaker
Also wie ist so dein Werdegang und wie bist du dahin gekommen, wo du jetzt bist?
00:06:32
Speaker
Mein Werdegang ist über die Fachhochschule in Detmold in den 90er Jahren ein Diplom gemacht.
00:06:40
Speaker
Bin ich dann erst mal nach Düsseldorf und habe dort Berufserfahrung gesammelt und hatte dann aber das Gefühl, ich muss noch mal das Ausland kennenlernen.
00:06:47
Speaker
Bin nach Australien mit einem Stipendium und habe ein Master of Architecture dort gemacht Mitte der 90er Jahre.
00:06:55
Speaker
abgeschlossen dort und mich dann relativ kurze Zeit danach selbstständig gemacht mit einem männlichen Büropartner.
00:07:05
Speaker
Seit 25 Jahren jetzt ein Büro für Urban Design und Architektur.
00:07:10
Speaker
Da kann man jetzt erstmal noch nicht rauslesen, warum Nachhaltigkeit ein Thema bei mir war, aber eigentlich hat es mich schon immer insofern beschäftigt, als ich beobachtet habe und in Australien ist es naheliegend so,
00:07:24
Speaker
Da gab es ja schon immer, also die letzten Jahrzehnte fast, Buschbrände, heiß, sehr heiße Zeiten, Häuser, die dafür nicht gebaut waren und vor allem auch Landschaftsfreiräume, die dafür nicht geschaffen waren.
00:07:42
Speaker
weil die Engländer Australien ja vor knapp über 200 Jahren eigentlich mit einem sehr europäischen Städtebau überzogen haben.
00:07:51
Speaker
Und der Vergleich jetzt zu Berlin, was sich als relativ robust in der Hinsicht dargestellt hat, hat mich auch dazu angeregt, eben in meiner Masterarbeit dieses Thema der vergleichenden Städte aufzugreifen.
00:08:08
Speaker
Interessant ist, wie sich dann eben in der Folge auch das entwickelt hat.
00:08:13
Speaker
Die Nachhaltigkeit, die wurde ja 1992 in Rio schon in Schwung gebracht und auch als Definition, als Drei-Säulen-Modell beschrieben.
00:08:24
Speaker
Und das hat mich immer angesprochen, dieses ganzheitliche Ökologie, Ökonomie und soziale Belange, heißt es da immer.
00:08:32
Speaker
Und ich glaube, dass diese Säule der sozialen Belange, also dass wir Architektinnen eben nicht nur für unser Ego da sind, wie das viele männliche Architekten sind, sondern für die Gesellschaft und der Gesellschaft was zurückgeben
Herausforderungen der Nachhaltigkeit und Geschlechterrollen
00:08:46
Speaker
Ich glaube, das ist etwas, was sehr typisch ist und wo ich immer gesehen habe, in der Berufspraxis kommt das viel zu kurz.
00:08:55
Speaker
Wir werden da nicht so gehört.
00:08:56
Speaker
Und dann habe ich an der Stelle immer mich weiter qualifiziert und habe auch sehr lange dann den Arbeitskreis Nachhaltiges Planen und Bauen bei der Kammer geleitet und darüber wieder den runden Tisch Nachhaltigkeit im Ministerium erlebt, der wirklich sehr, sehr vorbildlich vorangegangen ist, der Bund, was viele nicht wissen.
00:09:17
Speaker
Diese Bewertungssysteme gibt es schon sehr lange, Bewertungssystem, nachhaltiges Bauen, wo man einfach auch mal ein Gefühl dafür gekriegt hat, was heißt das eigentlich, an wie viel Stellschrauben können wir drehen, wenn wir planen, am Anfang, wo man eigentlich so viel noch Möglichkeiten hat und am Ende kann man eben nicht mehr sagen, oh, jetzt möchte ich noch schnellstehenden,
00:09:43
Speaker
über Regenwassermanagement nachdenken oder wie ich mein Energiekonzept umsetze.
00:09:47
Speaker
Das muss eben alles ganz am Anfang miteinander verzahnt werden.
00:09:52
Speaker
Das ist einfach ein spannendes Thema und man kann da lebenslang lernen, weil das in großen Entwicklungsschüben jetzt auch vorangegangen ist.
00:10:00
Speaker
Ihr wisst ja auch dieser Trend, dass man dann sehr zu Hightech geneigt hat, weil die Entwürfe haben sich im Grunde nicht geändert.
00:10:08
Speaker
Man hat immer noch Glaskisten gebaut, aber sie mussten dann runtergekühlt werden mit viel Technik.
00:10:16
Speaker
Und da in der Praxis hat sich ja dann rausgestellt, oh, ich glaube, wir müssen doch wieder ein bisschen mehr alte Techniken uns zu Gemüte führen, auch aus Ländern lernen, die schon lange mit Hitze arbeiten.
00:10:27
Speaker
und runterkühlen zu tun haben und ganz andere Ansätze gefunden haben dafür.
00:10:33
Speaker
Und das ist im Moment auch ein Thema, Low-Tech in der Bauwende.
00:10:39
Speaker
Ich bin mal gespannt, wie sich der Markt da entwickelt.
00:10:41
Speaker
Ja, es gibt viel zu erzählen.
00:10:43
Speaker
Ich meine, du hast jetzt die Immobilienbranche angesprochen.
00:10:47
Speaker
Da wird natürlich gerne viel Geld verdient.
00:10:50
Speaker
Und dieser ökonomische Drive dahinter, der hat viele Innovationen, die etwas in eine andere Richtung gehen, verhindert.
00:11:01
Speaker
Also jetzt haben wir mal so ein Bild, wo du herkommst und dass sich dieses Thema schon lange begleitet.
00:11:05
Speaker
Da werden wir, denke ich, auch in der nächsten Stunde oder auch vielleicht länger, das sehen wir, wie das Gespräch so läuft, auch nochmal tiefer darauf eingehen.
00:11:13
Speaker
Aber jetzt will ich nochmal auf unsere Headline eingehen.
00:11:16
Speaker
Also können Frauen Bauwende besser werden?
00:11:19
Speaker
frage ich dich jetzt mal so.
00:11:21
Speaker
Und wenn ja, wenn das so sein sollte, warum oder warum drängt sich dieser Eindruck auf?
00:11:28
Speaker
Vielleicht stimmt der ja auch gar nicht.
00:11:29
Speaker
Also wie ist da so generell deine Beurteilung?
00:11:34
Speaker
Ich denke schon, dass es stimmt insofern, als sich eben Frauen mehr dafür interessieren und dann auch mehr einsteigen in die Themen.
00:11:43
Speaker
Die Frage ist allerdings, ob ihre Durchschlagkraft reicht,
00:11:47
Speaker
Das ist ja unser großes Problem.
00:11:49
Speaker
Wie setzt sich eine solche Herangehensweise am Markt durch?
00:11:53
Speaker
Und der Markt dominiert unser Geschäft.
00:11:56
Speaker
Das ist das große Problem, warum vieles dann am Ende nicht da ankommt, wo es hin soll.
00:12:03
Speaker
Aber ich will trotzdem das eigentlich gar nicht so geschlechterspezifisch verorten.
00:12:10
Speaker
Es gibt auch viele Männer zum Glück, DAK ist ja ein gutes Beispiel, die sich ihr Leben lang auch mit dem Thema beschäftigt haben.
00:12:17
Speaker
Und dann auch aber immer wieder vor dem Thema stehen, ja, warum hat sich das jetzt nicht in der Breite, warum ist das noch nicht bei allen angekommen?
00:12:25
Speaker
Und ich glaube, darüber müssten wir vielleicht nachdenken noch und miteinander sprechen.
00:12:29
Speaker
Was ist, was wir für Methoden uns überlegen können, wie wir die Breitenwirkung erzielen, die wir uns wünschen?
00:12:36
Speaker
Also da würde ich gerne einhaken, weil so leid es mir tut, das mache ich bei dir wirklich extrem ungerne, aber ich möchte dir da tatsächlich widersprechen, weil...
00:12:46
Speaker
Für mich ist es mein ganzes Leben lang eigentlich ungewollt.
00:12:49
Speaker
Immer ein Riesenthema, diese ganze Geschlechterspezifik, weil ich immer wieder drauf gestoßen werde.
00:12:56
Speaker
Und ich sage ganz klar, es ist geschlechterspezifisch und die Frauen machen das, also wenn man jetzt eine Bauwende als Zielsetzung nimmt oder eine Veränderung in Bezug auf das Bestandssystem, dann machen die Frauen es besser.
00:13:10
Speaker
Und es hat aus meiner Erfahrung, das ist jetzt kein Vorurteil, sondern es ist einfach eine fast 30-jährige Erfahrung, es hat für mich ganz klar und eindeutig benennbare Gründe.
00:13:22
Speaker
Ich habe im Studium, ich werde es nicht vergessen, eines meiner ersten Entwurfsseminare, die ich machen wollte, war ein Dachstuhlausbau.
00:13:31
Speaker
Das wurde betreut oder konnte betreut werden von einem Professor damals, dem Herrn Professor Nedeljkoff.
00:13:37
Speaker
Der sagte ganz locker zu mir, ist ja eine tolle Idee, so ein Dachstuhlausbau, aber da fehlt mir das kreative Moment.
00:13:44
Speaker
Da lache ich mich heute tot drüber, weil das ist viel kreativer.
00:13:47
Speaker
Du musst mit ganz anderen Rahmenbedingungen umgehen.
00:13:50
Speaker
Und es gibt von dir so einen schönen Artikel in so einer Berliner Wohnbaugenossenschaftszeitung.
00:13:57
Speaker
Den habe ich gelesen und dachte, ja, das ist es.
00:14:00
Speaker
Männer bauen, Frauen bauen um.
00:14:04
Speaker
Es ist ein urmännliches Thema, sein Faunrad aufzuschlagen.
00:14:08
Speaker
Da unterscheide ich mich nicht von anderen Männern.
00:14:12
Speaker
Und wenn ich mir so angucke, mit welchen Leuten ich so spreche, über zum Beispiel unseren Dachstuhlausbau, da habe ich ganz oft so einen Kommentar, ihr habt das Ding ausgebaut, also von außen sieht man da ja gar nichts.
00:14:24
Speaker
Für mich persönlich...
00:14:26
Speaker
ist es die beste Lobform, die ich mir vorstellen kann.
00:14:30
Speaker
Da sieht man nichts.
00:14:32
Speaker
Und genau das ist das, was die meisten männlichen Architekten eben nicht wollen.
00:14:38
Speaker
Sie wollen, dass es gesehen wird.
00:14:40
Speaker
Sie wollen irgendein großes Zeichen setzen.
00:14:43
Speaker
Und alle Frauen, mit denen ich in meiner bisherigen beruflichen Zeit
00:14:48
Speaker
zu tun hatte, denen ist es völlig wurscht.
00:14:51
Speaker
Da kommt es auf ein Ergebnis an.
00:14:53
Speaker
Da kommt es auf ein Ziel an, auf eine Funktion und so weiter.
00:14:57
Speaker
Und das ist etwas, was komplett anders ist.
00:15:00
Speaker
Und ich habe wirklich bei mir im Büro eigentlich, als ich irgendwann gesagt habe, das ist wirklich eine ganz komische Nummer, ich habe es bei mir komplett umgedreht.
00:15:09
Speaker
Bei uns sind die meisten Mitarbeiter Frauen, die sind besser bezahlt und sitzen an den Entscheidungspositionen.
00:15:16
Speaker
Und ich als Geschäftsführer, ich verdiene gar nichts.
00:15:19
Speaker
Ich bin hier ehrenamtlich tätig.
00:15:21
Speaker
Die Geschäftsführungsposition hat meine Frau.
00:15:24
Speaker
Also auch genau umgekehrt.
00:15:25
Speaker
Nicht so wie sonst, wo der Mann das Unternehmen hat und die Frau entweder so ein bisschen in der Buchhaltung mitarbeitet oder auf einem Minijob, sondern genau umgekehrt.
00:15:35
Speaker
Und es ist total faszinierend, an welche gesellschaftlichen Ecken du überall stößt, wo die Leute sagen, das kann doch gar nicht sein.
00:15:43
Speaker
Das ist doch nicht möglich.
00:15:44
Speaker
Ja, aber ich glaube, du beschreibst ja jetzt, das ist gar kein Widerspruch, deine eigene Bürostruktur und du bist ja ein Büro, was sich in den Umbauthemen bewegt und das wundert mich jetzt auch nicht, was du für einen Alltag beschreibst, aber die Mehrheit der Büros ist anders strukturiert und hat andere Prioritäten und insofern glaube ich, ist das eigentliche Problem, warum können wir das nicht mal umdrehen, was sind die Gründe dafür,
00:16:14
Speaker
dass immer noch das Ego eben oft vorne dran steht, wie du es richtig beschreibst, dass das sichtbare Zeichen mehr zählt, das schöne Design und viele oberflächliche Themen, die nach außen was hermachen.
00:16:29
Speaker
Aber bei der Umbaukultur eigentlich ja der Wert an sich der ist, dass man etwas so geschmackvoll umgebaut hat, dass womöglich gar niemandem auffällt.
00:16:42
Speaker
Naja, aber Theresa, es ist ja nicht so, dass ich mir das ausgesucht habe, dass ich in der Umbau- oder in der Sanierungskultur bin, sondern es ist das, was zumindest nach meiner Vorstellung erforderlich ist für die Bauwende.
00:16:54
Speaker
Also wenn ich jetzt mal ganz bewusst wieder überziehe, dann sage ich,
00:16:59
Speaker
Das, was die Bauwende am meisten nach vorne bringt, wäre ein generelles Neubauverbot.
00:17:04
Speaker
Weil wir haben noch genug.
00:17:05
Speaker
Es steht genug rum.
00:17:07
Speaker
Egal, ob es Büroräume sind oder Wohnräume oder was auch immer.
00:17:10
Speaker
Wir müssen alles tun, um die bereits existierenden Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuzuführen.
00:17:17
Speaker
Du, ich würde auch gerne lieber ein paar schicke Neubauten machen.
00:17:20
Speaker
Aber ich sage dir ganz klar, in meiner Welt, die also sehr stark...
00:17:26
Speaker
die meisten, die mich kennen, wissen das, wirklich der Zirkularität und dem möglichst geringen Einfluss auf Umwelt und so weiter und so weiter geschuldet ist, da ist der Neubau, also ich formuliere es mal ganz fies, Bauen ist Umweltverschmutzung und die versuche ich so gering wie möglich zu halten.
00:17:48
Speaker
Und deswegen hast du natürlich recht, wenn du sagst, wir wollen versuchen, eben auch das Neubau und das ganze Blendwerk irgendwie in eine andere Richtung zu treiben.
00:17:59
Speaker
Aber die Frage kann man ja eigentlich auch mit einer viel früheren Antwort belegen, indem man sagt, naja, Leute, Neubau ist eigentlich aktuell gar kein Thema.
00:18:09
Speaker
Auch neue Wohnungen sind kein Thema.
00:18:11
Speaker
Es gibt genug Wohnraum.
00:18:12
Speaker
Da sind nur meistens Leute, die uralte Verträge haben, die dann zu zweit auf
00:18:17
Speaker
250 Quadratmeter wohnen.
00:18:18
Speaker
Wir müssen ganz anders
Hindernisse und Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit
00:18:20
Speaker
ansetzen oder umsetzen.
00:18:23
Speaker
Ja, ich finde das, also darauf kommen wir gleich nochmal, kommen wir gleich in jedem Fall nochmal zurück.
00:18:27
Speaker
Ich würde gerne noch einmal dieses Geschlechterthema ansprechen.
00:18:30
Speaker
Mir ist natürlich total bewusst, dass das sehr plakativ und damit auch
00:18:35
Speaker
Ja, also man bewegt sich auf einer plakativen Ebene, die man von der Realität möglicherweise unterscheiden muss.
00:18:41
Speaker
Aber ich finde es einfach spannend.
00:18:42
Speaker
Ich finde es interessant, weil wenn wir sagen, wir wollen diese Bauwende und da gehört genau das, was Dacca sagt, wahrscheinlich mit dazu oder sicher mit dazu.
00:18:51
Speaker
Und wenn man dann den Eindruck hat, ja, Frauen können das besser beziehungsweise sind da einfach mehr engagiert oder engagiert.
00:18:58
Speaker
Da muss man sich doch damit beschäftigen, warum das so ist.
00:19:01
Speaker
Und vielleicht kommt man dann zum Ergebnis, dass es am Ende gar nicht so viel mit Geschlechterrollen zu tun hat.
00:19:06
Speaker
Aber jetzt würde mich schon nochmal interessieren, was müssten wir aus deiner Sicht tun, um die Rahmenbedingungen für Frauen zu verbessern?
00:19:15
Speaker
Damit sie genau, wenn es denn so ist und wenn das denn stimmen sollte, diese Beobachtung, die wir schildern, damit die viel mehr zum Tragen kommen kann.
00:19:24
Speaker
Ich glaube, es liegt sehr daran, wie das Studium ausgerichtet ist.
00:19:30
Speaker
Dag hat das vorhin sehr anschaulich beschrieben mit Professor Nedelkov.
00:19:33
Speaker
Seine Tochter ist übrigens jetzt in der Umbaukultur schon lange tätig, interessanterweise.
00:19:40
Speaker
Und an der Hochschule...
00:19:43
Speaker
könnte man die Weichen tatsächlich stellen, indem man auch dieses Entwurfliche, ist ja extrem wichtig, ganz klar, das ist auch dafür, es sind diese ersten Semester da, aber wir müssen natürlich auch was über Ökonomie lernen.
00:19:58
Speaker
Ich glaube, die Ökonomie ist die Stellschraube, die Männer besser drehen können als Frauen.
00:20:29
Speaker
Auch solche Themen gehören eigentlich ins Studium, dass man auch den Studierenden vermittelt, den weiblichen Studierenden vor allem, dass sie an der Stelle mehr Selbstbewusstsein zeigen müssen, weil sie sonst nichts wert sind in dem Sinne.
00:20:45
Speaker
Also der Wert, den definiert eine Frau vielleicht eher über ihre sozialen Eigenschaften als eben über ihren ökonomischen Wert.
00:20:53
Speaker
Das ist ein ganz großer Unterschied, den ich in meinem Leben immer wieder beobachtet habe.
00:20:59
Speaker
Und dann auch dieses Selbstbewusstsein zu sagen, ich kann das, ich mache Projektleitung, ich gehe nach vorne.
00:21:05
Speaker
Ja, das sind nicht typische Eigenschaften.
00:21:07
Speaker
Die gibt es natürlich bei Frauen, bei manchen, aber eben nicht in der Mehrzahl.
00:21:11
Speaker
Und das kann man aber lernen.
00:21:13
Speaker
Dazu möchte ich aber ganz klar was sagen.
00:21:15
Speaker
Also in dem Augenblick, also ich laufe jetzt Gefahr, was zu sagen, wo ich...
00:21:21
Speaker
Ganz sicher für angegriffen werde, aber das ist eigentlich auch in Ordnung.
00:21:25
Speaker
Aber in dem Augenblick, wo du die Werte über Geld oder Gehalt definierst, latschst du voll in die Männlichkeitsfalle, weil du nämlich wieder die Wertigkeit anhand von monetären Werten definierst.
00:21:41
Speaker
Mein Ansatz ist der, wir brauchen eine komplett andere Wertetabelle.
00:21:45
Speaker
Wir müssen lernen und zwar ganz schnell, dass die eigentlichen Werte, auch die Werte, die für uns, unsere Kinder oder diesen Planeten wichtig sind, das sind andere als monetäre.
00:21:56
Speaker
Und wenn wir auch nicht in der Lage sind, dieses nicht nur zu erkennen, sondern auch umzusetzen, dann versuchst du irgendwie nach meiner Überzeugung,
00:22:07
Speaker
weibliche Fähigkeiten in so ein männliches System zu drücken.
00:22:10
Speaker
Ich möchte dir da ein ganz konkretes Beispiel nennen, das ist bei uns im Büro gerade absolut aktuell.
00:22:17
Speaker
Wir haben da heute drüber gesprochen.
00:22:18
Speaker
Wir haben uns an einer öffentlichen Ausschreibung für eine Kita-Sanierung beteiligt.
00:22:27
Speaker
Ich wollte es eigentlich nicht machen, aber wir haben es dann doch gemacht.
00:22:30
Speaker
Die haben sofort gesagt, Hauptkriterium ist der wirtschaftlichste Anbieter.
00:22:37
Speaker
Wir haben ein Honorar eingesetzt, was aus meiner Sicht, das ist jenseits von Gut und Böse.
00:22:42
Speaker
Damit kannst du nicht mal mehr einen Mindestlohn bezahlen.
00:22:45
Speaker
Jetzt haben wir ein Schreiben bekommen, dass wir die Zweitbesten sind.
00:22:51
Speaker
Wir haben aber die Möglichkeit, aufgrund des Frauenförderungsgesetzes in Brandenburg und weil wir die höhere Frauenquote bei uns im Büro haben, unser Angebot dem billigsten anzupassen und dann kriegen wir den Zuschlag.
00:23:10
Speaker
Wir haben dafür zwei Tage Zeit, heute und morgen.
00:23:13
Speaker
Ich habe gesagt, Leute, das Spielchen spielen wir jetzt mal mit, wir gucken uns das mal an.
00:23:16
Speaker
Weil wir haben dann aus dem Gesamtsystem nicht nur die eine Scheiße, sondern die zweite Scheiße auch noch.
00:23:23
Speaker
Das muss man sich mal vorstellen.
00:23:24
Speaker
Entschuldigung, wenn ich so ordinär wäre, aber das regt mich so total auf.
00:23:29
Speaker
Wir haben ein Ausschreibungsverfahren, wo es nicht ums Bauen geht.
00:23:33
Speaker
Da geht es auch nicht um die Kinder, da geht es nicht um die Kita.
00:23:35
Speaker
Da geht es einfach nur darum...
00:23:37
Speaker
Wer ist der Idiot, der bereit ist, für ein Geld ein Honorar das anzubieten, was jenseits von Gut und Böse ist?
00:23:44
Speaker
Und wenn wir den haben, dann machen wir noch was für die Frauenförderung.
00:23:48
Speaker
Dann bieten wir denjenigen, die die meisten Frauen haben, an, das nochmal nachzubessern.
00:23:54
Speaker
Weil dann haben wir nämlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
00:23:56
Speaker
Erstens, wir haben den günstigsten Preis.
00:23:58
Speaker
Und zweitens, wir haben die Frauen da drin...
00:24:01
Speaker
Eigentlich haben wir noch drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, weil wir haben auch noch dafür gesorgt, dass die Frauen mit Sicherheit unterbezahlt werden.
00:24:10
Speaker
Also da kann ich dann wirklich nur sagen, es ist eben einfach so, dass unsere Werte sich ändern müssen.
00:24:16
Speaker
Und die Werte sind eben nicht monetär und die sind auch nicht billigster.
00:24:21
Speaker
Und die sind auch nicht irgendwie toller Neubau, sondern das sind Bauten für Menschen.
00:24:28
Speaker
und Qualitäten für Menschen und die definieren sich nicht aus RIGIPS, Styropora, geringsten Kosten und Hightech.
00:24:42
Speaker
seht es mir nach, aber ich habe heute früh diese Diskussion hier Bürointern gehabt.
00:24:46
Speaker
Ja, aber du, dir ist schon klar, dass du jetzt selber genau diesen Fehler ja machst, da dich zu beteiligen.
00:24:53
Speaker
Insofern ist es ja jetzt ein typisches Beispiel.
00:24:56
Speaker
Genauso würde es womöglich dann eine Frau machen,
Bildung, Ermächtigung und soziale Verantwortung in der Architektur
00:25:00
Speaker
die dann eben sich Unterwert anbietet.
00:25:02
Speaker
Wir müssen ein Stück weit, das wäre naiv, diese Rahmenbedingungen nicht zu sehen, die wir haben.
00:25:10
Speaker
Deswegen habe ich mich ja auch für Berufspolitik ein Stück weit entschieden, was ich noch zusätzlich zu meiner freischaffenden Haupttätigkeit mache, weil ich das Gefühl habe, wir müssen an diesen Stellschrauben gemeinsam was ändern.
00:25:23
Speaker
Sonst wird eben immer das Vergabesystem nach rein ökonomischen Kriterien vollzogen.
00:25:30
Speaker
Jetzt ist es natürlich vielleicht typisch weiblich, dass ich dann denke, ja, dann gehe ich ins Ehrenamt.
00:25:38
Speaker
um da was zu ändern.
00:25:40
Speaker
Aber es hat vor mir auch schon Männer gegeben, die das gemacht haben.
00:25:43
Speaker
Also insofern, wir finden immer solche und solche.
00:25:47
Speaker
Dennoch, ich bin schon der Überzeugung, dass ein wesentlicher Punkt, und den habe ich am Anfang auch schon genannt, ist tatsächlich diese soziale Komponente, dieses Gesellschaftsmitdenken,
00:26:02
Speaker
für andere Menschen da sein, das ist was sehr Weibliches und das brauchen wir auch bei der Bauwende, ist doch keine Frage.
00:26:08
Speaker
Also jetzt würde ich gerne nochmal auch nochmal einen Punkt aus dem letzten Gespräch mit dem Nico Yilch zum Thema Bitcoin mit einbringen.
00:26:15
Speaker
Das ist ja, ohne jetzt zu tief in das Thema Bitcoin einzusteigen, aber das Spannende ist, also meine These wäre, wir alle miteinander müssen uns auch ganz massiv mit diesen ökonomischen Themen beschäftigen und wir müssen sie vor allem verstehen.
00:26:28
Speaker
Wir müssen, weil das sind doch die Sachen, die uns die Probleme bereiten.
00:26:32
Speaker
Und das Interessante ist, dass diese Bitcoiner-Szene ein massives Frauenmangelproblem hat.
00:26:37
Speaker
Das sind lauter talentierte junge Männer.
00:26:39
Speaker
Und meine Vision wäre immer, die müssen sich unbedingt mit den Architects for Future zusammentun, weil die ziehen eigentlich in dieselbe Richtung.
00:26:47
Speaker
Also wäre eine Empfehlung, wir auch an die Architekten oder ein Wunsch an die Architektenkammer, sich mit diesem Thema Bitcoin zu beschäftigen,
00:26:55
Speaker
Weil das völlig, also es ist, selbst wenn man am Ende sagt, nee, interessiert mich nicht, aber man lernt wahnsinnig viel darüber, wie dieses Finanzsystem funktioniert.
00:27:04
Speaker
Und das ist doch das, also wenn ich jetzt mal, also wir sind ja ein Büro, das versucht, die Bauwende zu lernen.
00:27:11
Speaker
Also wir sind ganz am Anfang.
00:27:12
Speaker
Wir kommen aus dieser alten Bauwelt.
00:27:14
Speaker
Wir haben ganz klassisch Beton, wir haben mit einem Verbundsystem gebaut und jetzt strugglen wir, dass wir in die andere Richtung kommen.
00:27:20
Speaker
Wir versuchen wirklich viel.
00:27:22
Speaker
Und Doug, der liest mir immer die Leviten und sagt, hey, dann lass den Scheiß.
00:27:26
Speaker
Also die Erfahrung, die wir machen, ist, dass wir sehr oft scheitern.
00:27:33
Speaker
Und warum scheitern wir?
00:27:34
Speaker
Ja, weil es zu teuer ist, weil der finanzielle Rahmen ist nicht erlaubt, weil dies, weil jenes, weil die Zeit so knapp ist und so und so.
00:27:40
Speaker
Also es geht eigentlich immer um diesen ökonomischen Druck, diesen...
00:27:44
Speaker
Und wenn man sich dann mal anfängt damit zu beschäftigen, warum gibt es den?
00:27:48
Speaker
Und das tun wieder nur Männer oder überwiegend Männer.
00:27:51
Speaker
Und das finde ich total wichtig, dass wir alle das können, auch die Frauen und auch da reingehen.
00:27:58
Speaker
Ja, aber also bei dieser Frage nach der Ökonomie will ich wirklich, also ich meine, ich wiederhole mich immer wieder.
00:28:04
Speaker
Ich rede mir da den Mund fußlich.
00:28:06
Speaker
Die Ökonomie ist ja nicht definiert.
00:28:08
Speaker
Das ist ja kein feststehender Begriff.
00:28:11
Speaker
Und der Fehler, den
00:28:14
Speaker
Also in der Zielsetzung, dass man was ändern will, der Fehler ist doch ganz einfach.
00:28:19
Speaker
Wir haben uns von allen Finanz- und Betriebswirtschaftlern und monetären Optimierern in eine Ecke drängen lassen, in der Ökonomie ausschließlich Investitionskosten betrachtet.
00:28:36
Speaker
In einer Zeit, wo Leute Immobilien oder Häuser gebaut haben, die sie entweder investieren,
00:28:42
Speaker
behalten haben oder betrieben haben oder für folgende Generationen gebaut haben, war das überhaupt kein Thema.
00:28:50
Speaker
Weil wenn ich mir eine Immobilie angucke, die 50, 100 oder 150 Jahre halten soll, sind doch die Investitionskosten verschwindend gering.
00:29:00
Speaker
Und weil wir alles wieder Thema Zeit reduziert haben auf den schnellstmöglichen maximalen Gewinn,
00:29:07
Speaker
Betrachten wir Investitionskosten und sind dann auch dumm genug, uns dieses als Ökonomie verkaufen zu lassen.
00:29:17
Speaker
Wenn man sich mal den ganzen Kreislauf von einem Gebäude anschaut, dann ist bis zu dem Zeitpunkt der Fertigstellung, das sind dann mal zwei von insgesamt acht Phasen.
00:29:26
Speaker
Und die ganzen anderen sechs, das wird anderen übergeholfen, da wird gar nicht mehr betrachtet.
00:29:33
Speaker
So, und das ist aus meiner Sicht, das hat mit männlich oder weiblich nichts zu tun, sondern es hat einfach nur damit zu tun, dass wir uns daran gewöhnt haben, damit zu leben, eine grundkapitalistische Haltung einzunehmen, die da sagt, nach mir die Sintflut.
00:29:49
Speaker
Und so bauen wir alle, so handeln wir alle und so denken wir alle.
00:29:52
Speaker
Ja, und da möchte ich auch noch mal ergänzen, das ist schon etwas oft Männliches, dass man eben sagt, ach,
00:30:00
Speaker
Ich baue da was Schönes hin und was hinterher kommt, interessiert mich nicht mehr.
00:30:05
Speaker
Während eben diesen
00:30:07
Speaker
Lebenszyklus mitzudenken, ist vielleicht auch eher eine weibliche Sicht.
00:30:12
Speaker
Ich habe gerade wieder mit so einem schwarz behemdeten Architekten zu tun gehabt.
00:30:19
Speaker
Ich habe ein weises Hemd an heute.
00:30:21
Speaker
Der hat ein Bauvorhaben technisch und terminmäßig wirklich nicht sonderlich beachtet und relativ flapsig ist er damit umgegangen, konnte sich aber super verkaufen.
00:30:34
Speaker
und hat am Ende nur noch für Pinterest das Foto gemacht.
00:30:37
Speaker
Das hat ihn am meisten interessiert.
00:30:40
Speaker
Und ob dann am Ende die Betriebskosten hoch sind oder niedrig oder die ökologische Auswirkungen beschissen, weil das Regenwassermanagement nicht funktioniert, war ihm völlig egal.
00:30:51
Speaker
Ja, das ist... Aber da will ich jetzt nochmal, Theresa, wir haben dich jetzt hier und das will ich jetzt einfach nutzen.
00:30:58
Speaker
Also was sind denn, wir haben jetzt ein paar Themen, die die Bauwände vielleicht verhindern oder erschweren, ja schon mal aufgelistet, aber was sind denn aus deiner Sicht die größten Verhinderer?
00:31:09
Speaker
Wie kommt es, dass es so langsam geht, dass es so schwer in die Köpfe geht, dass Bauherren das im Grunde nicht interessiert, mit ganz wenigen Ausnahmen?
00:31:21
Speaker
Also ein Hauptgrund wurde schon genannt.
00:31:24
Speaker
Das ist eigentlich die Spekulation in unserem kapitalistischen Weltmarkt, der
00:31:30
Speaker
hat ja durch die Niedrigzinspolitik seit der letzten Finanzkrise das Geld in den Immobilienmarkt geworfen und hat dazu geführt, dass wirklich auf eine sehr schnelllebige Art und Weise ganz viel entstehen sollte, einfach um das Geld zu parken.
00:31:45
Speaker
Das ist natürlich das absolute Gift für die Themen,
00:31:50
Speaker
die wir eigentlich vorwärts bringen müssen.
00:31:52
Speaker
Jetzt geraten wir ja gerade in so eine Konjunkturflaute, aber trotzdem werden die Schlüsse nicht rausgezogen, dass wir uns jetzt konsolidieren und sagen, wir gucken auf den Bestand und ertüchtigen den, weil er ist ja nach wie vor, haben wir unsere Sanierungsquoten nicht erreicht, um das Klimaziel von 1,5 Grad zu erreichen, was wir selber in Paris unterschrieben haben.
00:32:17
Speaker
Trotzdem sagt unsere Bauministerin jetzt, sie überlegt, wie sie jetzt den krankenden Immobilienmarkt wieder mit Geld unterstützen kann und möchte im Grunde genommen, habe ich den Eindruck, der Bauwende in den Rücken fallen damit, weil es soll weiter neu gebaut werden.
00:32:37
Speaker
Also das ist eine Lobbymaschine am Arbeiten.
00:32:40
Speaker
Du hast es ja vorhin auch beschrieben mit der Immolobby, die sich dann in München herumtreibt oder in Cannes.
00:32:47
Speaker
Das ist eine männlich dominierte Lobby und ich vermute, dass die auf unsere Bauministerin beeinflussen.
00:32:53
Speaker
Wir haben sie auch versucht zu beeinflussen, aber es ist uns bisher nicht gelungen.
00:32:58
Speaker
Sie hat zum Beispiel auf das Abrissmoratorium, was wir letztes Jahr wirklich in großer Breite in die Welt gebracht haben, hat sie noch nicht mal geantwortet bis heute.
00:33:09
Speaker
Und ob das jetzt männlich oder weiblich ist, kann man eben an der Stelle jetzt nicht sagen, aber es ist...
00:33:16
Speaker
Auf jeden Fall ein Fakt, dass unsere Bauwendethemen im Grunde an einer sehr, sehr starken Immobilienlobby scheitern bisher.
00:33:24
Speaker
Deshalb muss man sich mit Ökonomie beschäftigen.
00:33:26
Speaker
Wir müssen Wege finden, wie eben sich ein, vielleicht müssen auch Architekten mehr in die Projektentwicklung gehen und das einfach vormachen und bewerben, dass es einfach auch viel mehr Freude macht, eine langfristig angelegte Immobilie zu entwickeln.
00:33:44
Speaker
vielleicht müssen Medien mehr darüber kommunizieren, dass es eben die Frau, die Doug vorhin erwähnt hat, die im Berliner Mietermagazin war es übrigens, diesen Artikel geschrieben hat, die hat richtig exquisit recherchiert und hat festgestellt, ja, es ist so, aber sie hat auch den Fokus darauf gelenkt, dass sie jetzt was über Frauen in der Architektur machen will.
00:34:09
Speaker
So fängt es natürlich schon an.
00:34:11
Speaker
auch in Berlin mit dem sogenannten VIA Festival, Women in Architecture, vor zwei Jahren gemerkt, wow, da ist so viel unsichtbar.
00:34:22
Speaker
So viele Frauen studieren Architektur, also teilweise über 50 Prozent.
00:34:29
Speaker
Am Ende landen nur noch 18 Prozent in der freien Wirtschaft.
00:34:33
Speaker
Da ist doch irgendwas faul.
00:34:34
Speaker
Und dann, als wir aufgerufen haben für das Women in Architecture Festival, dann kamen da so spannende Projekte,
00:34:41
Speaker
Aber das sind halt oft Projekte, die muss man erstmal sichtbar machen.
00:34:44
Speaker
Die sind nicht auf den ersten Blick sichtbar.
00:34:47
Speaker
Das sind so ganz sensible Eingriffe in die Umwelt.
00:34:50
Speaker
Die stellen sich einfach anders dar.
00:34:52
Speaker
Da muss man noch viel mehr Kommunikationsarbeit machen.
00:34:57
Speaker
Also da möchte ich auf jeden Fall einhaken, weil
Neue Investitionsmodelle und erfolgreiche Bauwende-Projekte
00:35:00
Speaker
ich möchte jetzt allen Leuten, die mit mir oder meiner Art nicht klarkommen, mal ein wunderbares Beispiel machen.
00:35:05
Speaker
dafür geben, wie die Spreeplan unsere Firma genau in dieser Thematik ein absolutes Negativbeispiel ist oder sein kann.
00:35:14
Speaker
Ich habe eine Mitarbeiterin, das ist meine wichtigste und langjährigste Mitarbeiterin, die Frau Manuela Mattes.
00:35:21
Speaker
Das ist unfassbar.
00:35:23
Speaker
Die ist Architektin, die ist Künstlerin, die ist Baubiologin, die ist Bauschadenszertifizierte, Quatsch, DEKRA-zertifizierte Bauschadensgutachterin und so weiter.
00:35:34
Speaker
Die macht Projekte, da fliegt dir alles weg.
00:35:37
Speaker
Und zwar Leistungsphase 1 bis 9 oder die fängt sogar vor der 1 an, wenn die die Bauschadensbegutachtung noch macht und die Recherchen über Bestände und so weiter.
00:35:49
Speaker
Die hat die Naturbauschule initiiert, hat dafür sofort Auszeichnungen bekommen vom Bundesministerium, von der UNESCO und so weiter.
00:35:58
Speaker
Und wenn ich der sage, Manuela, wir müssen jetzt mal so ein bisschen irgendwie deinen Namen da nach vorne bringen und du musst auch mal irgendwie, nee, mach du das mal, du quatsch doch besser irgendwie.
00:36:09
Speaker
Das ist dann jedes Mal und jeder, der Spreeplan hört oder sowas recherchiert, der kommt auf meinen Namen, aber niemals auf ihren.
00:36:16
Speaker
Dabei ist ihre Arbeit eigentlich die tragende Säule.
00:36:20
Speaker
Und die sagt mir auch ganz klar, sie hat darauf keinen Bock.
00:36:24
Speaker
Sie will das nicht.
00:36:26
Speaker
Sie will nicht sich mit diesen ganzen Männern darum ärgern, die sie dann permanent in Frage stellen.
00:36:32
Speaker
Und wo sie sich Anfeindungen und Fragen ausgesetzt sieht, weil die der Meinung sind, sie müssten sie aushebeln.
00:36:39
Speaker
Sie sagt doch, mach du das doch.
00:36:40
Speaker
Du kannst da besser drauf antworten.
00:36:42
Speaker
Und meine Projekte, die ich oder wir gemacht haben, die kennst du doch besser als ich.
00:36:46
Speaker
Und da ist natürlich so ein Punkt, da kann ich Theresa nur unterstützen.
00:36:51
Speaker
Also eigentlich ist ganz viel in der Bekanntmachung einfach erforderlich.
00:36:57
Speaker
Das ist ein ganz wichtiger Aspekt.
00:36:59
Speaker
Weil es gibt sowas.
00:37:00
Speaker
Es gibt es wirklich irre viel.
00:37:09
Speaker
Wir müssen schauen, dass unsere Redezeit als Männer hier nicht zu groß wird.
00:37:14
Speaker
Ihr seid ja schon alle groß.
00:37:15
Speaker
Ihr könnt mich ja gerne einschränken.
00:37:21
Speaker
Ja, also ich sage mal so, ich glaube, ich würde jetzt dieses Thema des Frauen und Architektur, aus meiner Sicht ist es echt klar und ich meine, ich kann da auch nur mal an die Frauen appellieren, ja, dann zeigt es euch halt mal und gebt Gas.
00:37:35
Speaker
Also vielleicht könnte man auch feststellen, dass da nicht wirklich viele was dagegen haben.
00:37:41
Speaker
Ich glaube, das ist echt an der Zeit, dass es passiert und zwar überall passiert und
00:37:46
Speaker
Und ich glaube, dass es auch ein Mehrwert sein kann, wenn man da so ein bisschen beides präsent hat und das auch öffentlich austrägt, auch unterschiedliche Haltungen austrägt.
00:37:55
Speaker
Kann ja spannend sein.
00:37:56
Speaker
Also wie gesagt, meine Vision wäre, diese Architects for Future mit den Bitcoiner zusammenzubringen.
00:38:02
Speaker
weil ich glaube, dass das extrem spannend sein kann.
00:38:05
Speaker
Ja, das machen wir mal.
00:38:09
Speaker
Ja, also kann ich gerne mit organisieren, weil ich das super spannend finde.
00:38:13
Speaker
Aber ich glaube nicht, dass da was passiert, wenn du oder wir sagen, zeigt euch, bringt da mehr hervor.
00:38:19
Speaker
Weil wir haben ja immer wieder die Situation, es gibt einen Investor, der hat das Geld und der macht so, wie er bisher gemacht hat und der macht immer weiter so.
00:38:25
Speaker
Und wenn dann irgendjemand um die Ecke kommt und sagt,
00:38:29
Speaker
Ich betrachte jetzt nicht mehr ausschließlich die Investitionskosten, sondern die Lebenszykluskosten oder was auch immer.
00:38:34
Speaker
Dann sagt er ganz locker, interessiert mich nicht.
00:38:36
Speaker
Und warum sollte er denn was ändern?
00:38:38
Speaker
Er lebt für Geld und das Geld optimiert sich am besten in der Bestandssituation.
00:38:44
Speaker
Ich bin ja so frech, lieber Hinrich, zu sagen, solche Leute wie ihr,
00:38:50
Speaker
Alle Büros, die in dem konventionellen System arbeiten, müssen einfach aufhören.
00:38:58
Speaker
Wir müssen nicht irgendjemanden dazu bringen, etwas zu tun, weil die tun es alle schon, die machen es vielleicht noch nicht so groß.
00:39:06
Speaker
Wir müssen diejenigen, die immer noch so weitermachen wie bisher, davon abhalten.
00:39:13
Speaker
Und wenn wir es nicht hinbekommen, das auf einer gesetzlichen Ebene oder einer zwanghaften Ebene zu machen, dann sage ich dir ganz klar, dann verzichte doch einfach.
00:39:22
Speaker
Lass es bleiben, solange wie du mitmachst.
00:39:26
Speaker
Und solange die Leute wie ich mit den vermeintlich nachhaltigen Projektentwicklern darüber diskutieren müssen, ob wir drei oder vier Stahlbeton-Tiefgaragen unter die Erde bauen, solange wird es so weitergehen, weil das System funktioniert und es funktioniert wunderbar.
00:39:44
Speaker
Das ist wie wenn du ein Verbraucher bist.
00:39:47
Speaker
Du hast nur eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, indem du bestimmte Sachen einfach nicht mehr kaufst.
00:39:54
Speaker
Und wenn niemand im Bestandssystem einfach sagt, nö, ich höre jetzt auf, ich höre jetzt auf, so ein Mist zu bauen, so lange wird es weitergehen und so lange wird es genau so sich selbst befeuern, wie es das bisher immer getan hat.
00:40:06
Speaker
Davon bin ich überzeugt.
00:40:09
Speaker
Da würde ich jetzt gerne Theresa mal fragen, weil diese Diskussion haben wir ja sehr oft und ich schneide da jedes Mal sehr schlecht bei ab und fühle mich dann auch sehr schlecht.
00:40:18
Speaker
Wir sind eben nun mal ein Büro, das auch überleben möchte und auch keine anderen Ressourcen hat im Moment als die Architektur, die wir gelernt haben.
00:40:27
Speaker
Das ist der Struggle, das ist auch der Struggle mit der Realität.
00:40:30
Speaker
Und da würde mich jetzt auch schon mal die Sicht der Architektenkammer, die ja Architekturbüros repräsentiert, interessieren.
00:40:38
Speaker
Was rätst du den Architekten?
00:40:39
Speaker
Sollen sie aufhören?
00:40:40
Speaker
Also so wie Dax das sagt oder wie würdest du da rangehen?
00:40:44
Speaker
Nein, ich würde tatsächlich, also ich denke, dass unser Studium uns wirklich befähigt, einen generalistischen Ansatz und einen integralen Ansatz zu leben.
00:40:55
Speaker
Wir können im Prinzip in jeden anderen Beruf quer einsteigen, bin ich relativ überzeugt, weil wir schon eine ganze Menge im Studium breit angelegt lernen.
00:41:08
Speaker
Du hast die ganz wichtige Frage angesprochen, wie ist das eben mit dem Broterwerb?
00:41:14
Speaker
Und da bin ich eben sehr skeptisch.
00:41:16
Speaker
Ich glaube tatsächlich, wir werden ein großes Bürosterben bekommen, aber das klingt jetzt so negativ.
00:41:24
Speaker
wir haben jetzt einfach eine große Konjunkturdelle, die gab es ja auch immer mal wieder, aber man kann diese Zeit nutzen und du nutzt es ja auch offenbar mit Podcasts und Bitcoin-Interesse, sich anderen Themenfeldern zuzuwenden und dann Lust auf Querverbindungen herzustellen.
00:41:46
Speaker
Und ich glaube, da ist eben ein Teil, liegt in der Projektentwicklung, wie können wir Projekte anders entwickeln, damit
00:41:53
Speaker
unsere Leistung mehr wertgeschätzt wird.
00:41:57
Speaker
Und da haben wir natürlich ein wettbewerbsrechtliches Problem.
00:42:02
Speaker
Das heißt, wir müssen uns da mit Partnerinnen zu tun.
00:42:05
Speaker
Also da muss man sich im Grunde entscheiden, werde ich jetzt ein baugewerblicher Architekt oder suche ich mir dafür einen festen Partner oder Partnerin außerhalb unseres Berufes, wo ich weiß, ich kann dieses Konzept der Bauwende mit diesem Partner oder der Partnerin leben und umsetzen.
00:42:22
Speaker
Also man muss, glaube ich, viel Netzwerken und Brücken schlagen in andere Bereiche hinein und sich nicht davon dominieren lassen, dass es eben so ist, wie wir es jetzt ja mehrfach schon beschrieben haben, dass eben Geld die Welt regiert und Leute sich gerne in eine Fake-Palladio-Villa setzen, anstatt irgendwie in einem umgebauten alten Haus irgendwie die Energieverbräuche zu senken.
00:42:50
Speaker
Ich glaube, man muss dann eben den Spieß umdrehen und sagen, ich suche mir meine Kooperation mit den Willigen und versuche, darüber etwas zu ändern, weil da hat natürlich Doug vorhin schon recht gehabt, man darf sich nicht zu sehr in das bestehende, relativ schlechte System eingliedern und viele, viele, viele Kompromisse machen.
00:43:17
Speaker
Das zieht einen, glaube ich, ziemlich runter.
00:43:19
Speaker
Und wir haben im Moment einen riesigen Umbruch bei den Büros.
00:43:23
Speaker
Die Babyboomer gehen so langsam in die Rente und die Büros werden aufgekauft oft.
00:43:30
Speaker
Wir haben inzwischen Agenten, die Büros aufkaufen und sie zu großen 1000-Mann-Büros zusammenschließen, weltmarktmäßig.
00:43:41
Speaker
Also es sind, dann ist natürlich die Juristen und die unser Leben schwer machen von früh bis spät mit Haftung und
00:43:49
Speaker
Werksvertragsrecht, das ist einfach eine handfeste Geschichte, die man auch im Grunde umdrehen müsste, dass wir eben wieder dorthin kommen, dass mit Gebäudetyp E zum Beispiel man gegenseitig Risiken verteilt.
00:44:05
Speaker
und sagt, bitteschön, wenn wir hier Bauwände machen, dann trage dieses Risiko in gleichen Teilen mit, also Bauherr und ausführender Architekt oder Architektin.
00:44:17
Speaker
Also ich glaube, vieles lässt sich in der Hinsicht, wenn man den Willen und die Vision hat, auch umdrehen und die Dinge einfach anders angehen.
00:44:25
Speaker
Das würde ich mir sehr wünschen und dazu ermutige ich jeden, der da mit dem Gedanken liebäugelt.
00:44:31
Speaker
Also ich muss darauf reagieren, weil ich es so toll finde, weil ich es geil finde, wenn eine Kammerpräsidentin eigentlich sagt, ihr müsst vom Ende der Nahrungskette euch weiter oben hinsetzen, damit ihr mehr Einfluss auf das haben könnt, was ihr macht und ihr müsst euch eine Koalition der Willigen schmieden.
00:44:50
Speaker
Und genau das, also Doug ist ein bisschen anders, Doug wählt die Harakiri-Methode, der bricht halt den Kontakt sozusagen ab zur Welt.
Zukünftige Richtungen und Abschlussaufruf zur Handlung
00:45:00
Speaker
fließend zu machen und ich glaube auch, dass es gelingen wird, genau weil wir eigentlich in einer Zeit leben und das ist der Kontakt zu diesen Bitcoin-Dingen.
00:45:07
Speaker
wo die Immobilie als Asset vielleicht etwas uninteressanter wird.
00:45:12
Speaker
Und also noch ist sie natürlich Asset Nummer eins.
00:45:15
Speaker
Irgendwie jeder will sein Store of Value, jeder will sein Geld da drin irgendwie vor der Inflation retten.
00:45:21
Speaker
Aber vielleicht wird das weniger, weil es eine Alternative gibt, Bitcoin.
00:45:24
Speaker
Und was dann passiert ist, könnte ja spannend sein.
00:45:26
Speaker
Aber ich finde auch, ich finde, also mich treibt diese Frage total um.
00:45:31
Speaker
Also wie man als Architekturbüro aus dieser konventionellen Welt und auch aus diesen Abhängigkeiten, die man natürlich hat.
00:45:36
Speaker
Also ich meine, wenn man jetzt einen Auftrag hat und sagt, man startet mit so Nachhaltigkeitszielen, die dann alle eingestampft werden, ja, dann sagen wir nicht nein.
00:45:48
Speaker
Also ich weiß nicht, da muss man schon ganz schön aufpassen.
00:45:52
Speaker
ganz schön auftreten und sagen, ich sage jetzt nein.
00:45:54
Speaker
Also ich behaupte jetzt auch noch mal, da sagen die wenigsten nein.
00:45:58
Speaker
Wir erleben das ja auch.
00:45:59
Speaker
Wir haben ja an sich eine Berufsordnung, dass wir kein Honorardumping betreiben.
00:46:04
Speaker
Und trotzdem kriegen wir ja auch immer wieder mit, dass das Honorar viel zu niedrig angeboten wird.
00:46:11
Speaker
Und das liegt daran, in erster Linie, dass wir zu viele sind.
00:46:15
Speaker
Also schaut mal, ich meine, allein in Berlin vertrete ich jetzt über 10.000 Mitglieder.
00:46:21
Speaker
Da ahnt man doch schon, dass das eigentlich zu viele sind, dass der Markt das nicht hergibt, schon gar nicht der Berliner Markt.
00:46:28
Speaker
Man kann dann eben Nischen finden, aber man muss sich auch nochmal selber in Frage stellen, glaube ich, an der Stelle, möchte ich wirklich mit so vielen anderen konkurrieren und dann womöglich in so einen reinen Preiswettbewerb kommen.
00:46:40
Speaker
Das ist eben bitter und das sollten wir auch nicht tun, weil unsere Arbeit ist so komplex und wertvoll, dass man das eben nicht machen darf.
00:46:47
Speaker
Also verstehe ich dich richtig?
00:46:49
Speaker
Du würdest sagen, das Marktumfeld ist so jetzt ja dann auch zunehmend angespannt für Architekten, dass es ein Architekturbürosterben geben wird bzw.
00:47:01
Speaker
eine Marktbereinigung geben wird?
00:47:03
Speaker
Das sehe ich so, ja.
00:47:05
Speaker
Das hat natürlich auch was mit der demografischen Kurve zu tun.
00:47:10
Speaker
Aber wir machen zum Beispiel, wir steuern jetzt gerade in der Architektenkammer gegen, indem wir sowohl ein Büro-Nachfolge- Matching-Programm gemacht haben, als auch ein sogenanntes Mentoring-Programm.
00:47:23
Speaker
Das werde ich gerade jetzt morgen mit eröffnen.
00:47:28
Speaker
Da soll Wissenstransfer stattfinden, bevor er von den Leuten in die
00:47:33
Speaker
Rente genommen wird, soll vorher noch die Begleitung erfolgen, wie man jungen Menschen, Nachwuchsmenschen, die Interesse an unserem Beruf haben, eben unterstützen kann.
00:47:43
Speaker
Und das finde ich, wir müssen uns, glaube ich, auch wirklich noch mehr um den Nachwuchs bemühen, denn der lernt ja viel, was wir nicht können.
00:47:55
Speaker
Aber umgekehrt haben wir auch viel gelernt, was die nicht können.
00:47:58
Speaker
Und da muss es einfach einen ganz intensiven Austausch geben.
00:48:03
Speaker
Also der Punkt ist natürlich auch der, da bin ich bisher zumindest in Bezug auf die Sicherstellung unserer wirtschaftlichen Notwendigkeiten noch nicht so gut und noch nicht so weit fortgeschritten, aber tatsächlich würde ich es mir wünschen,
00:48:18
Speaker
viel mehr von dem, was wir bereits an Erfahrung haben, an andere Architekturbüros weiterzugeben, weil wir sind ja nicht alleine auf der Welt.
00:48:27
Speaker
Es gibt Juristen, es gibt Versicherungsmakler und es gibt auch Finanzierer, die eine neue und andere Generation haben, die nicht mehr so arbeiten wollen und leben wollen, wie wir es bisher getan haben.
00:48:42
Speaker
Und diese drei, die Juristen, die Versicherer und die Finanzierer,
00:48:48
Speaker
sind für unsere Tätigkeit eigentlich die viel Schlimmeren und die allerschlimmsten Verhinderer.
00:48:54
Speaker
Das ist zum Beispiel der Grund, warum ich versucht habe, im ganz kleinen Stil hier einen Arbeitskreis einzurichten mit Juristen.
00:49:04
Speaker
aus der Ureigensnotwendigkeit heraus, weil unsere Verträge immer einen Zusatz haben, in dem drinsteht, dass wir nicht nach den allgemein anerkannten Regeln der Bautechnik arbeiten.
00:49:16
Speaker
Das brauchen wir, weil Styropor und Kunststofffenster, das ist allgemein anerkannte Regel der Technik.
00:49:24
Speaker
Aber Holz-Stroh-Module mit einem Kalkputz ist nicht allgemein anerkannt.
00:49:31
Speaker
Du brauchst Juristen, die in der Lage sind, Nummer eins, das zu verstehen und Nummer zwei, das in einen HOAI-konformen Vertrag zu gießen.
00:49:43
Speaker
So, da haben wir ganz kleine Arbeitskreise und es sind total motivierte, engagierte Juristen, die auch sagen, ey, wir wollen doch, dass ihr das machen könnt, was ihr machen wollt, aber sagt uns, was ihr braucht.
00:49:58
Speaker
Weil ich eben kein Jurist bin, bin ich in diesen Kreisen noch lange nicht so unterwegs, dass ich auch diese Tätigkeit oder diese Beratung irgendwie wirtschaftlich unterlegen könnte.
00:50:09
Speaker
Ich wäre froh, wenn man da mehr machen könnte.
00:50:11
Speaker
Das ist der erste Schritt.
00:50:13
Speaker
Der zweite Schritt ist der, wenn du dann diese Verträge hast, dann gucken sich die Versicherer so einen Vertrag an und sagen, seid ihr bescheuert, sowas versichern wir nicht.
00:50:24
Speaker
Das heißt, du musst im nächsten Schritt mit den Versicherern arbeiten.
00:50:28
Speaker
Auch das haben wir getan.
00:50:29
Speaker
Wir machen zum Beispiel auch für kleine Projekte.
00:50:32
Speaker
Und da bin ich sehr froh, dass Theresa das gesagt hat.
00:50:35
Speaker
Du musst die Leute alle ins Boot holen.
00:50:37
Speaker
Wir machen Multi-Risk-Versicherungen.
00:50:39
Speaker
Es sind dann keine Versicherungen mehr.
00:50:42
Speaker
für einzelne Gewerke oder Berufsgruppen, sondern es sind Projektversicherungen.
00:50:47
Speaker
Und in dieser Projektversicherung ist der Bauherr genauso wie der Architekt, der Gutachter, die Fachingenieure, die Handwerker, teilweise sogar die Baustoffhersteller.
00:50:58
Speaker
Die sind alle in dieser einen Versicherung drin.
00:51:02
Speaker
Und dann arbeiten von vornherein alle Leute ganz anders, weil sie an der Zielerreichung
00:51:10
Speaker
und nicht an ihrer individuellen wirtschaftlichen
00:51:15
Speaker
Partizipation an diesem Projekt, dann ist mit einmal diese Gewinnoptimierung gekoppelt mit der Zielerreichung des Projektes.
00:51:24
Speaker
Ist was völlig anderes als das, was wir vom Bauwesen bisher kennen.
00:51:28
Speaker
Auch da haben wir viel Arbeit geleistet, schlichtweg um unsere eigene Arbeit abzusichern.
00:51:34
Speaker
Das würde ich gerne in viel größerem Stil, auch die Versicherer, die das mittlerweile machen, die fragen mich immer, sag mal,
00:51:40
Speaker
Kannst du uns nicht mal irgendwie was besorgen, wo wir das denen dann auch erklären können?
00:51:43
Speaker
Wir haben beispielsweise öffentliche Auftraggeber in Bezug auf diese Versicherung informiert.
00:51:49
Speaker
Die waren glücklich, weil die haben natürlich viel weniger zu tun dann nachher.
00:51:52
Speaker
Weil du hast ja endlose Rechtsstreite, wenn du einen Schaden auf die einzelnen Gewerke verteilen willst und so weiter.
00:51:58
Speaker
So, jetzt haben wir den ersten, den zweiten und jetzt komme ich zum dritten.
00:52:05
Speaker
Ist genau das gleiche Thema.
00:52:09
Speaker
Ich nenne jetzt keinen Namen, aber geh mal zu irgendeiner etablierten, großen deutschen Bank und lass dir ein Projekt finanzieren.
00:52:18
Speaker
indem du auf der einen Seite sagst, du hast Verträge, wo die sagen, bist du bescheuert?
00:52:24
Speaker
Ihr arbeitet nicht nach den anerkannten Regeln der Bautechnik?
00:52:28
Speaker
Dann sagst du, ja, machen wir so.
00:52:30
Speaker
Wir haben sogar auch noch einen Versicherer.
00:52:33
Speaker
Gucken die sich den Versicherungsvertrag an?
00:52:35
Speaker
So etwas haben wir noch nie gesehen.
00:52:37
Speaker
Also ihr habt einen Vertrag, den wir nicht verstehen.
00:52:39
Speaker
Wir haben einen Versicherer, von dem wir uns nicht vorstellen können, dass das funktioniert und ihr wollt von uns die Finanzierung haben.
00:52:44
Speaker
Na, träumt mal weiter.
00:52:46
Speaker
Das heißt also auch die ganze Fragestellung der Finanzierung ist in der Art, in der wir arbeiten, auch wiederum eine andere.
00:52:55
Speaker
Wir arbeiten selten oder gar nicht mit einer Bank zusammen.
00:52:58
Speaker
Wenn dann mit der GLS Bank.
00:52:59
Speaker
Das ist eine Bank, also die hat im Namen das schon drin, Quatsch, Gemeinschaftsbank für Laien und Schenken.
00:53:07
Speaker
Die sind nicht gewinnorientiert.
00:53:09
Speaker
Das sagen die auch ganz klar.
00:53:10
Speaker
Die sind sinnorientiert.
00:53:12
Speaker
So, und wenn ihr euch jetzt mal vorstellt,
00:53:15
Speaker
dass wir nur deswegen noch existieren, weil wir es geschafft haben, in einem ganz kleinen Rahmen, also wir machen ja auch keine so großen Projekte, ich würde gerne mal wieder was Größeres machen, aber weil wir geschafft haben, diese Nebenkriegsschauplätze so weit zu optimieren, dass es für unsere Art zu denken, zu handeln, zu leben und zu arbeiten funktioniert,
00:53:39
Speaker
dann muss man tatsächlich sowas auch auf die Größeren übertragen.
00:53:43
Speaker
Und du musst dann, also ich meine gerade so eine Multi-Risk-Versicherung in den Großprojekten, da gibt es es sogar schon.
00:53:48
Speaker
Da gibt es es auch schon länger.
00:53:50
Speaker
Aber einfach dieses Umdenken, dass es eben nicht um die monetäre Optimierung geht, sondern dass es um die Optimierung des Zieles geht.
00:54:00
Speaker
Und das Ziel definiert sich, machen wir es ganz einfach,
00:54:05
Speaker
in die maximale Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele, die von der UNESCO festgelegt sind.
00:54:10
Speaker
Und dann haben wir einen Konsens.
00:54:11
Speaker
So, und jetzt, wenn ihr euch vorstellt, was da an Arbeit drinsteckt, Juristen, Versicherer, Finanzierer und so weiter, und wie viele von den Architekten eigentlich froh und glücklich sind, wenn man denen mal da eine Hilfestellung gibt oder eine Anweisung oder sagt, ey, weißt du was,
00:54:27
Speaker
der Vertrag haut so nicht hin oder macht das mit den Versicherungen an, dann wisst ihr auch, wie viel Arbeit da eigentlich für Leute wie uns zu leisten wäre.
00:54:35
Speaker
Nur irgendwann, und da bin ich dann tatsächlich bei dir, lieber Hinrich, müssen wir auch mal wenigstens so viel Geld verdienen, dass wir unsere Löhne und unsere Miete bezahlen können.
00:54:43
Speaker
Aber ich finde das interessant, wie du das jetzt gerade beschrieben hast, weil wir hatten genau diese Diskussionen in unserer Workshop-Reihe jetzt zum zirkulären Bauen.
00:54:53
Speaker
Wir haben nämlich überlegt, was können wir unseren Mitgliedern an Handreichung geben, damit dieses zirkuläre Bauen leichter wird.
00:55:01
Speaker
Und da haben wir extra Juristen, Versicherer und Finanzierer an einen Tisch geholt.
00:55:06
Speaker
Und wir kamen genau auf die gleichen Lösungen, wie du sie jetzt gerade beschrieben hast.
00:55:10
Speaker
Da hätte ich natürlich die Abkürzung nehmen können und gleich mit dir sprechen.
00:55:14
Speaker
Also für den dritten Workshop laden wir dich dann noch ein, weil da wollen wir das Thema nochmal vertiefen, damit eben so eine kleine Broschüre entsteht, genau mit dem Wissen, was wir dann auch an andere weitergeben können.
00:55:29
Speaker
Also das finde ich, ich finde das ja total super spannend.
00:55:31
Speaker
Und da, Theresa, will ich jetzt noch ein paar Fragen anschließen da dran.
00:55:35
Speaker
Also so ein paar Stichworte reinwerfen und würde dann gerne aus deinem Munde mal hören, was das eigentlich ist oder wie du das interpretierst.
00:55:42
Speaker
Also für mich formt sich so ein Bild.
00:55:44
Speaker
dass diese Bauwende, interdisziplinäre Zusammenarbeit, davon reden wir ja auch schon seit Jahren, aber die funktioniert eigentlich nicht ohne, glaube ich.
00:55:52
Speaker
Und das sagt ihr auch gerade.
00:55:54
Speaker
Das heißt, das macht total Sinn, da auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, weil man darf davon leben, wenn man so ein Know-how aufbaut und das weitergeben kann oder auch nutzen kann.
00:56:05
Speaker
Ich finde, das ist gar nichts Verwerfliches.
00:56:07
Speaker
Das ist was Wunderbares.
00:56:09
Speaker
Deswegen würde mich interessieren, also diese Gebäudeklasse E würde mich interessieren, was kommt da und wie hat man das zu verstehen?
00:56:17
Speaker
Ich verstehe, also sag, das wäre mal so eine Frage in deine Richtung und dann auch dieses Stichwort, bei uns wird das zumindest rauf und runter diskutiert, IPA, also Integrierte Projektabwicklung.
00:56:29
Speaker
Sind das vielleicht Modelle, die für uns Architekten zunehmend interessanter werden?
00:56:39
Speaker
ist jetzt in aller Munde, auch auf Bundesebene.
00:56:42
Speaker
Dafür müsste jetzt noch das Gesetz ein bisschen geändert werden.
00:56:46
Speaker
Aber wir versuchen da auf allen Kanälen Lobbyarbeit dafür zu machen.
00:56:50
Speaker
Ist auch in den Ministerien ziemlich positiv aufgenommen worden, weil natürlich alle unter dieser Normenflut leidet, die uns einschränkt und die auch letztendlich zu langen Prozessen führt.
00:57:02
Speaker
Also Gerichte müssen dann entscheiden und
00:57:06
Speaker
fallen dann immer wieder auf diese anerkannten Regeln der Technik zurück in der Rechtsprechung.
00:57:11
Speaker
Das heißt, wir müssen diesen Kreislauf durchbrechen und sagen, mit dem Gebäudetyp E verteilen wir eben die Risiken und die Haftungen anders.
00:57:21
Speaker
Das steckt so ein bisschen dahinter.
00:57:23
Speaker
Aber ich sage euch gleich, es ist ein dickes Brett und es wird auch noch eine Weile dauern.
00:57:29
Speaker
Bei IPA stehen wir ein bisschen woanders, weil IPA ist ja aus Amerika gekommen und die großen Konzerne, die weltweit unterwegs sind, die haben uns das auch als Heilsversprechen nach Deutschland gebracht.
00:57:44
Speaker
Das ist ja eigentlich, wie Dag vorhin auch beschrieben hat, so eine Art Multifizierung.
00:57:49
Speaker
weil alle Stakeholder in eine Spange integriert werden, die die Haftung und die Risiken und die Projektkosten im Grunde genommen gemeinsam schultern.
00:58:02
Speaker
Und das Ziel soll sein, dass am Ende eben jeder an einem Projekterfolg beteiligt ist und nicht diese Schuldfrage immer gestellt wird.
00:58:17
Speaker
wer ist jetzt schuld und wo schieben wir den schwarzen Peter hin, weil von diesen Themen ist unsere Baubranche ja die letzten Jahrzehnte geprägt und am Ende kommt ja nie was ordentliches dann dabei rum.
00:58:29
Speaker
Deswegen, es hält die Bauten auf und bringt die Insolvenzen mit sich und so weiter.
00:58:36
Speaker
Das heißt, wir müssen wirklich wieder Modelle entwickeln, wie wir den Projekterfolg sichern.
00:58:43
Speaker
Ob jetzt dieses IPA-Modell dann der durchschlagende Erfolg ist, wissen wir noch nicht, weil wir verlangen eigentlich vom Bund, der es jetzt auch mal anwendet in einem Modellprojekt, dass er es auch evaluiert, bevor er es uns allen dann,
00:58:55
Speaker
überhilft als Vorgabe.
00:58:58
Speaker
Denn es ist natürlich schon jetzt erkennbar, dass auch das dazu führen wird, dass nur noch die ganz Großen wahrscheinlich an sowas partizipieren können.
00:59:08
Speaker
Und die kleinteilige Struktur, mit der wir in Deutschland seit vielen Jahren ganz gut gefahren sind, wird Schaden nehmen.
00:59:17
Speaker
Wir wissen noch nicht, ob das dann gut oder schlecht ist, aber ich sage mal, das ist so ein bisschen die Beobachtung, die wir bisher machen.
00:59:24
Speaker
Und wenn wir jetzt noch mal zu den Bauwendethemen kommen, ich bin eigentlich überzeugt davon,
00:59:30
Speaker
dass es diese großen Strukturen natürlich braucht, aber dass die kleinen, agilen Boote, die wir in unseren Architekturbüros sind, mit, was weiß ich, zwei bis zehn Mann- oder Fraubüros, dass die eben auch ihre Berechtigung haben weiterhin, weil wir eben beim Bauen im Bestand so differenziert auf dieses einzelne Gebäude ja eingehen müssen.
00:59:53
Speaker
Was nutzt hier da irgendwie so einen riesen Wasserkopf an Firmen?
00:59:59
Speaker
die dann auch nur wieder irgendwelche Subunternehmen dahin schicken.
01:00:03
Speaker
Eigentlich ist doch das Schöne, dass man sich individuell mit dem Gebäudebestand auseinandersetzt.
01:00:10
Speaker
Aber dafür ist es auch essentiell, dass alle an dem Wissen, was wir jetzt gemeinsam uns erarbeiten, bei der Bauwende auch partizipieren.
01:00:18
Speaker
Das heißt, wir müssen ganz viel über Wissen teilen auch sprechen.
01:00:23
Speaker
Es geht um Wissen teilen und die Frage, die wir jedes Mal rauf und runter diskutieren,
01:00:29
Speaker
Wie kriegen wir die Bauherren ins Boot?
01:00:33
Speaker
Ja, und die müssen wir natürlich mit an den Tisch holen.
01:00:36
Speaker
Wir haben jetzt auch bei unserem Workshop zum zirkulären Bauen, haben wir die Projektentwickler mit dazu eingeladen.
01:00:43
Speaker
Also die, wo wir denken, dass die auch offen dafür sind und wollten auch von denen hören.
01:00:50
Speaker
Das ist durchaus, also man stößt da auf offene Ohren.
01:00:55
Speaker
Aber am Ende scheitert es eben leider oft am Geld.
01:00:59
Speaker
Es ist einfach so.
01:01:01
Speaker
Wir müssen andere Investoren reinbringen, die vielleicht dann auch an solche Modelle glauben, dass es sich lohnt, längerfristig in das Gemeinwohl zu investieren und nicht immer diese kurzfristige Spekulation abzuziehen.
01:01:17
Speaker
Dass es auch übrigens nicht mehr so in ist, sein
01:01:22
Speaker
tollen Gewinn zur Schau zu tragen.
01:01:24
Speaker
Es ist ja auch ein sehr männliches Phänomen, dass man, ich sage mal, größer, weiter, schneller das auch immer gerne dann sieht an dem Auto, was vor der Tür steht und so.
01:01:37
Speaker
Das hat sich ja leider alles, diese Stereotypen haben sich noch nicht richtig geändert.
01:01:41
Speaker
In Berlin vielleicht, aber ich war kürzlich in München, da fahren dann wieder die dicken Autos vor und für jeder Kleinen, wo ich früher wohnte, ein kleines Abstand,
01:01:50
Speaker
Häuschen stand mit einem riesigen Garten, ist jetzt so eine Pseudovilla und drumherum Schotter und davor stehen vier Autos.
01:01:57
Speaker
Früher stand gar keins da.
01:01:59
Speaker
Ja, das ist schon krass.
01:02:01
Speaker
Und jedes dieser Autos ist doppelt so groß wie die Autos, die es vor 30 Jahren gab.
01:02:06
Speaker
Da habe ich auch, das wäre also dieses Thema, wie über, also es geht ja um das Mindset.
01:02:11
Speaker
Das wäre vielleicht mal so eine Frage.
01:02:12
Speaker
Also wir haben jetzt ein Projekt und wir haben jetzt nicht nur Projekte, wir haben auch Projekte, wo wir ganz tolle Bauherren haben.
01:02:20
Speaker
Zum Beispiel in der Gemeinde Hebertshausen.
01:02:22
Speaker
Und da durften wir einen Wettbewerb gewinnen und machen jetzt so dieses städtebaulichen Entwurf.
01:02:26
Speaker
Und da geht es um Mobilität.
01:02:27
Speaker
Und das ist so verrückt, wie tief das Auto in unserem Bewusstsein verankert ist.
01:02:33
Speaker
Das ist total crazy.
01:02:35
Speaker
Das ist total crazy.
01:02:36
Speaker
Und das hat nichts mit Gewinnstreben zu tun.
01:02:37
Speaker
Das ist einfach, dass sich die Menschen ein Leben mit weniger Autos gar nicht vorstellen können.
01:02:43
Speaker
Ja, aber es ist schon auch sehr das Statussymbol.
01:02:45
Speaker
Das sollte man nicht unterschätzen.
01:02:47
Speaker
Es ist leider beides.
01:02:51
Speaker
Einmal, wie du sagst, dass es extrem verankert ist in dem Bewusstsein der Menschen.
01:02:56
Speaker
Sie sind quasi mit der Muttermilch aufgesaugt worden damit.
01:03:00
Speaker
Aber es ist auch, dass es natürlich der Motor unserer Wirtschaft ist in Deutschland.
01:03:05
Speaker
Also gerade in Deutschland uns so schwer fällt, weil ja so viel an der Automobilindustrie hängt, das muss man ja objektiv sagen.
01:03:12
Speaker
Das heißt, wir müssen eigentlich auch die ins Boot kriegen.
01:03:15
Speaker
Du hast völlig recht, man muss ja Mobilität und unsere Bauwende zusammendenken.
01:03:21
Speaker
Also Mobilitätswende gehört unbedingt dazu.
01:03:24
Speaker
Ja, wenn ich nicht drei Tiefgaragen, Entschuldigung, ich unterbreche dich immer, gleich bist du dran.
01:03:28
Speaker
Wenn man nicht drei Tiefgaragen-Geschosse für Autos baut, die rumstehen, dann muss man eine andere Mobilität haben.
01:03:35
Speaker
Und das finde ich jetzt ein Riesenhebel eigentlich.
01:03:37
Speaker
Also wir sind auch optimistisch, dass uns das da gelingen wird.
01:03:40
Speaker
Und nur noch eine Anmerkung wieder am Rande.
01:03:43
Speaker
Also ja, es heißt immer, die Automobilindustrie ist der Treiber unserer Wirtschaft.
01:03:50
Speaker
VW ist einer der am höchsten verschuldeten Konzerne weltweit.
01:03:54
Speaker
Also das ist nur, um nochmal darauf aufmerksam zu machen, wie dieses Geldsystem funktioniert.
01:03:59
Speaker
Also 200 Milliarden Dollar Schulden hat dieser Konzern.
01:04:03
Speaker
Wenn es dieses billige Geld nicht gäbe, dann gäbe es VW nicht.
01:04:06
Speaker
Also nur, um sich das auch nochmal bewusst zu machen.
01:04:09
Speaker
Aber das ist am Rande.
01:04:10
Speaker
Also deswegen, diese Architects for Future und die Bitcoiner, die müssen sich treffen, weil es hat so viel miteinander zu tun.
01:04:15
Speaker
Doug, du wolltest was sagen.
01:04:17
Speaker
Ja, ich wollte bei dir wieder einhaken, weil wir müssen die Bauherren davon überzeugen.
01:04:23
Speaker
Also Bauherren ist letztendlich genau so ein viel zu großer Begriff wie die ökonomischen Anforderungen oder Zwänge.
01:04:32
Speaker
Weil du musst natürlich ganz klar bei den Bauherren unterscheiden.
01:04:36
Speaker
Du musst unterscheiden zwischen denen, die es machen, um zu investieren oder zu spekulieren.
01:04:40
Speaker
Das heißt, die denken immer nur bis zum Verkauf von den Dingern.
01:04:44
Speaker
Oder diejenigen, die ihren Bestand behalten und die betreiben.
01:04:50
Speaker
Und das ist eben auch so der Punkt.
01:04:51
Speaker
Ich bin der festen Überzeugung, also ich meine, ich habe ja nun glücklicherweise in den letzten paar Jahren so ein paar von diesen Projektentwicklern beraten,
01:04:58
Speaker
wo ich das ganz toll fand, dass die erst gesagt haben, ja, sie wollen und machen und tun und kaum kommen dann diese Betriebswirtschaftler rein oder diese monetären Optimierer, da fliegt ja das ganze Projekt um die Ohren, weil die wirklich, die rechnen dir genau vor, was sie für Kosten oder Gewinne erzielen können bis zum Verkauf.
01:05:16
Speaker
Und alles, was danach kommt,
01:05:18
Speaker
Die haben sich mit mir teilweise nicht mal mehr unterhalten, wenn ich denen erklärt habe, warum die Dinger besser sind, wenn sie keine Klimaanlage haben oder was.
01:05:26
Speaker
Das interessiert uns doch gar nicht.
01:05:28
Speaker
Deswegen denke ich, ist es auch ganz wichtig, sich genau zu überlegen, für wen und mit wem will ich eigentlich arbeiten.
01:05:39
Speaker
Das kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, weil wenn du so rangehst, dann denkst du als allererstes mal, naja, die Wohnbaugenossenschaften, die müssten eigentlich deine richtigen Partner sein, weil die halten sowas ja.
01:05:52
Speaker
Und dann setzt du dich mit denen auseinander, eine total interessierte Frau von der DGVO gehabt und so weiter, die sagt dir dann ja, ich habe meinen Aufsichtsrat.
01:06:00
Speaker
Und wenn die Baukosten so und so sind... Das ist keine Genossenschaft.
01:06:03
Speaker
Das ist eine Aktiengesellschaft.
01:06:05
Speaker
Ja, stimmt, stimmt richtig, ja.
01:06:09
Speaker
Aber du hast auch bei den Genossenschaften oft genug die Situation, dass die dir dann sagen, nö, wir betrachten halt eben wirklich nur die Investition.
01:06:19
Speaker
Ja, aber da würde ich gerne einhaken, weil du hast es nämlich jetzt im Grunde durch dein Beispiel auch richtig beschrieben.
01:06:26
Speaker
Wir müssen uns auch die Gesellschaftsformen, in denen diese Projektentwicklungen arbeiten, angucken, weil unsere landeseigenen Unternehmen in Berlin zum Beispiel die Wohnungen bauen sollen,
01:06:37
Speaker
sind GmbHs, müssen eigentlich schwarze Zahlen inzwischen schreiben, weil sie ja mal früher nur rote geschrieben haben, hat man das so umgeändert.
01:06:47
Speaker
Die DGW, eine der landeseigenen, ist eine Aktiengesellschaft.
01:06:51
Speaker
Wir haben erlebt, dass die eben tatsächlich auch nicht so langfristig denken, leider.
01:06:57
Speaker
Und die Genossenschaften, da muss man inzwischen auch zwischen denen unterscheiden, die schon länger unterwegs sind und auf was die genau für eine Satzung haben.
01:07:06
Speaker
Es gibt inzwischen auch Genossenschaften, die eben im Grunde auch spekulative Projektentwickler sind.
01:07:14
Speaker
Aber im Großen und Ganzen müssen wir wirklich mehr Augenwerk auf diese Art der Bauherren legen.
01:07:20
Speaker
Und wenn es den Traumbauherrn oder Bauherren nicht gibt, müssen wir sie selber schaffen.
01:07:24
Speaker
Das bin ich überzeugt davon.
01:07:26
Speaker
Und das können Architekten und Architektinnen vielleicht am besten, weil sie wissen einfach,
01:07:32
Speaker
die müssen sich zwar dann von der Dienstleistung der Architektur verabschieden, also man kann nicht beides sein, Architekt und Projektentwickler, man muss das ja trennen nach unserer Berufsordnung, aber trotzdem könnten wir gute Projektentwickler und Projektentwicklerinnen sein, das bin ich mir ganz sicher, weil wir den richtigen Blick auf die Sache haben und weil wir in langfristigen Zyklen denken.
01:07:57
Speaker
Wunderschön, dass du genau auf diesen Projektentwickler jetzt kommst, also nachdem du gesagt hast,
01:08:01
Speaker
Es hätte dich vielleicht auch interessiert, wie wir mit diesen juristischen, versicherungsmäßigen und Finanzierungstechniken umgehen.
01:08:10
Speaker
Ist es ganz interessant, weil wir, also wir sind natürlich, wir sind ein ganz kleines Büro, ja, aber wir haben all diese Themen eigentlich in ganz vielen Bereichen vorausgedacht und wir haben hier bei uns intern vor vier Jahren,
01:08:22
Speaker
mal so einen Arbeitskreis gehabt oder so ein Wochenende gemacht, wo wir uns überlegt haben, was müssen wir eigentlich tun, um das erreichen zu können, was wir wirklich erreichen wollen.
01:08:32
Speaker
Und die Antwort war eigentlich ganz einfach.
01:08:35
Speaker
Wir müssen unsere eigenen Bauherren sein, weil die anderen verstehen es sowieso nicht.
01:08:39
Speaker
Das klingt jetzt unheimlich frech, aber das kam gar nicht mal von mir, sondern es kam von den jungen Mitarbeiterinnen irgendwie.
01:08:47
Speaker
Und wir haben aufgrund dieser Überlegung, da kamen natürlich mehrere positive und glückliche Umstände zusammen.
01:08:56
Speaker
Wir haben in einem Dorf, in dem wir sowieso schon eine ganze Weile tätig sind, in der Sanierung von einem alten Vierseithof, die Möglichkeit gehabt, ganz, ganz günstig mehrere Grundstücke zu bekommen in Sachsen-Anhalt.
01:09:13
Speaker
also einen alten Hof und nochmal ein Grundstück vor der Kirche und so weiter.
01:09:18
Speaker
Und das war auch nur möglich, weil die Dinger halt eben, ja, das ist in der Altmark, da will eigentlich keiner so richtig hin und das Dorf hat auch nach der Wende mehr als drei Viertel seiner Einwohner verloren.
01:09:30
Speaker
Auf jeden Fall haben wir diese Grundstücke gekriegt und was wir jetzt so nebenbei machen, wenn wir es uns irgendwie leisten können, ist zu versuchen, dort eine echte Projektentwicklung zu etablieren mit Wohnen, Leben, Arbeiten,
01:09:43
Speaker
was weiß ich, Bioladen und Künstlerateliers und so weiter, wo wir genau all diese Sachen, von denen wir hier jetzt dauernd auch gesprochen haben, einschließlich der Wiederverwendung der Abrissmaterialien und so weiter und so weiter, zu versuchen zu verwirklichen.
01:09:58
Speaker
Im Augenblick können wir das nur machen, wenn wir mal so ein bisschen Zeit übrig haben oder so ein bisschen Geld übrig haben, weil wir sind natürlich keine großen Investoren oder Projektentwickler und wie man sagt,
01:10:09
Speaker
wahrscheinlich unschwer gemerkt hat, bin ich auch der Letzte, der jetzt gerne zu einer Bank geht und fragt, ob wir mal ein bisschen Geld kriegen, um so ein Ding zu entwickeln.
01:10:16
Speaker
Aber genau das machen wir.
01:10:19
Speaker
Und deswegen kann ich Theresa nur unterstützen, wer sollte es denn tun, wenn nicht wir?
01:10:29
Speaker
Also mit Verlaub, jeder Projektentwickler oder jeder Betriebswirtschaftler, der Projektentwicklung macht, der kann vielleicht
01:10:36
Speaker
seinen monetären Gewinn optimieren.
01:10:39
Speaker
Aber von dem, was es wirklich bedeutet, solche Projekte oder Quartiere zu entwickeln, hat er herzlich wenig Arbeit.
01:10:48
Speaker
Also jetzt würde ich in Anbetracht der Zeit, wir haben ja jetzt eine Stunde und 13 Minuten schon beieinander, würde ich jetzt so langsam die Schlussrunde einrufen wollen.
01:10:56
Speaker
Ich finde es super spannend, auch, Theresa, deine Gedanken da zu hören und zu sehen, auch was so die Architektenkammer und wie du das Bild so einschätzt.
01:11:06
Speaker
Jetzt würde mich nochmal interessieren,
01:11:08
Speaker
Also wenn du jetzt so einen Appell an die Architektenschaft, an die Architektinnen und an die Architekten, auch was so das Mindset angeht, du hast es ja, eigentlich wird es vielleicht sogar eine Zusammenfassung von dem, was du eh schon gesagt hast, was würdest du den jungen Architektinnen und Architekten sagen,
01:11:25
Speaker
Wie können Sie da raus starten und die Bauwände stemmen und dass es eben auch wirklich gelingt?
01:11:31
Speaker
Und auch gerne den Architekturbüros wie unserem, ja?
01:11:34
Speaker
Also wo ist so der Punkt, der gordische Knoten, wo können wir am besten ansetzen, dass das wirklich gelingt, was wir schon wissen?
01:11:41
Speaker
Das ist ja so, wir wissen eigentlich wahnsinnig viel, ja?
01:11:44
Speaker
Das ist mittlerweile so mein Eindruck.
01:11:45
Speaker
Also es geht eigentlich darum, das Ding anzuwenden, was wir wissen, ne?
01:11:49
Speaker
Ja, ja, wir wissen schon seit Jahrzehnten eigentlich sehr, sehr viel.
01:11:53
Speaker
Wir haben aber ein Umsetzungsproblem in der Breite.
01:11:57
Speaker
Und diese Bubbles, die da unterwegs sind, die wissen, wie es geht.
01:12:01
Speaker
Die müssen ihr Wissen teilen.
01:12:02
Speaker
Das ist mein großer Appell.
01:12:04
Speaker
Deswegen, da war DAK ja kurz ausgeschaltet.
01:12:07
Speaker
Wir haben dieses Mentoring-Programm auch jetzt angeleiert, auch extra für die Newcomer und auch unsere Büronachfolge-
01:12:16
Speaker
Matching-Geschichte dient auch diesem Zweck, dass die, die auch schon länger in dem Feld unterwegs sind, ihr Wissen teilen und mit unterstützen, dass es in die Breite kommt.
01:12:28
Speaker
Und einfach auch wirklich Mut zusprechen, dass man sich mit lebenslangem Lernen sich auch so einen Stoff erst aneignen muss.
01:12:37
Speaker
Es ist wirklich nicht so einfach.
01:12:38
Speaker
Es ist sehr, sehr komplex.
01:12:41
Speaker
Menschen, die da nur an der Oberfläche kratzen, die wissen nicht, was wir für einen Beruf haben.
01:12:47
Speaker
Er besteht nun mal aus ganz, ganz vielen Facetten, auch technischem Know-how, handwerklichem Know-how und es bringt uns nicht viel, wenn wir denken, wir könnten das mal schnell mit schönen Bildern alles erledigen.
01:13:03
Speaker
Also da werbe ich schon auch sehr,
01:13:05
Speaker
dafür sich immer weiterzubilden und das Wissen, was man da aufsaugen kann, auch mitzunehmen, damit man sich weiterentwickelt.
01:13:14
Speaker
Und Mut eben, wie wir es gerade auch besprochen haben, zu unternehmerischem Handeln auf diesem Gebiet, damit wir nicht bestimmt werden von Menschen, die uns etwas überstülpen, ein System überstülpen, wo wir dann Ausführungsgehilfen für alte Modelle sind, die wirklich überholt sind.
01:13:35
Speaker
Wir haben, da bin ich sehr stolz drauf, mit Beginn meiner Amtszeit in so einer Gremiensitzung, in den Summer Talks, beschlossen, dass wir uns zwei Hauptthemen für die Amtszeit, in der ich jetzt gewählt bin, widmen werden.
01:13:51
Speaker
Das eine sind eben die Bauwendethemen und das andere sind die Diversitätsthemen, weil in der Vielfalt unserer Mitglieder, und damit meine ich,
01:14:01
Speaker
nicht nur die Gendervielfalt, sondern auch die, wir haben ja auch vier verschiedene Fachrichtungen, die Landschaftsarchitektur, Stadtplanung, Innenarchitektur und Architektur.
01:14:10
Speaker
Also schon allein haben wir innerhalb unseres
01:14:14
Speaker
Berufsbild ist da eine Vielfalt, die wir auch miteinander besser verknüpfen müssen.
01:14:18
Speaker
Also Landschaftsarchitektur und Architektur arbeiten immer noch viel zu wenig und viel zu spät zusammen.
01:14:27
Speaker
Man müsste einfach die ganzen grünen Themen an den Anfang eines Bauprozesses stehlen und nicht immer ans Ende, wie es oft üblich ist.
01:14:35
Speaker
Und mit Diversität meine ich aber auch,
01:14:38
Speaker
dass alle, die zu uns gekommen sind nach Deutschland aus anderen Ländern und Kulturen, ihr Wissen aktiv einbringen müssen.
01:14:45
Speaker
Wir können so viel auch von anderen Kulturen lernen, wie dort gebaut wird, wie bestimmte Digitalisierungsprozesse dort gehandhabt wurden und, und, und.
01:14:56
Speaker
Also da sich einfach auch ein Stück weit wieder zu öffnen, gerade jetzt in Zeiten, wo wir vielleicht einen kleinen Konjunkturknick haben, kann man sich wieder verstärkt solchen spannenden,
01:15:08
Speaker
offenen Themen zuwenden und sich in seinem Beruf vielleicht auch nochmal umorientieren und andere Schwerpunkte setzen.
01:15:16
Speaker
Aber insgesamt denke ich, Verkehrswende und Bauwende haben wir ja schon gut rausgearbeitet und da gibt es Stoff genug für die nächsten Jahrzehnte.
01:15:29
Speaker
Was ich auch richtig gut fände, also ich habe so einen, DAK, das habe ich dir noch gar nicht berichtet, weil wir träumen beide davon oder ich träume und DAK, glaube ich, wäre sofort mit dabei.
01:15:39
Speaker
Ich würde gerne diesen Circular Hub, den es ja mittlerweile in Berlin gibt, den Concular da, glaube ich, ins Leben gerufen hat.
01:15:45
Speaker
Den will ich also unbedingt in München initiieren.
01:15:48
Speaker
Und da bin ich jetzt auch schon ein paar Schritte weiter, habe dann
01:15:52
Speaker
die Vision auch etwas größer gemacht, bin da auch überhaupt nicht allein, da sind noch weitere mit dabei, auch spannende Leute und auch ein Investor möglicherweise.
01:16:00
Speaker
Und da nur, ohne da jetzt ins Detail zu gehen, wie habe ich den kennengelernt?
01:16:04
Speaker
Also ich habe den über LinkedIn kennengelernt und er ist mir deswegen aufgefallen, ich wusste gar nichts von dem,
01:16:09
Speaker
weil der so plausibel eine Stellenausschreibung hatte, dass er jemanden sucht für die Bauwende, sage ich mal, als Sicht eines Investors.
01:16:16
Speaker
Und das hat er so glaubhaft geschrieben, dass man gemerkt hat, der meint es ernst.
01:16:20
Speaker
Das habe ich ihm da geschrieben.
01:16:21
Speaker
Ich habe gesagt, ich brauche zwar die Stelle nicht, aber ich fand es super, diese Stellenausschreibung.
01:16:25
Speaker
Daraufhin sind wir in Kontakt gekommen und sind jetzt im Gespräch.
01:16:27
Speaker
Worauf ich hinaus will, ist, wir brauchen diese Koalition der Willigen.
01:16:31
Speaker
Und ich fände es super, ich weiß nicht, wie sowas ausschauen kann, so eine Art Datenbank von Bauherren, die es ernst meinen.
01:16:38
Speaker
Das wäre doch genial, wenn die Architektenkammer oder irgendjemand einfach so eine Datenbank hätte, wo man weiß, also wenn ich jetzt die anfrage mit einer Projektidee oder so, dann weiß ich, da muss ich jetzt nicht, fange ich nicht bei Pontius und Pilatus an, sondern die wollen.
01:16:53
Speaker
Also da würde ich übrigens gleich als Stellenausschreibung für solche Investorinnen sagen,
01:16:59
Speaker
Sie müssen das Abrissmoratorium unterschreiben.
01:17:03
Speaker
Und Sie müssen mit uns das Motto leben, Bestandsertüchtigung vor Neubau.
01:17:09
Speaker
Bin ich sofort dabei.
01:17:12
Speaker
Also wäre doch auch mal eine spannende Aktion der Kammern.
01:17:15
Speaker
Man kann es ja auch als Aktion von mir aus machen.
01:17:17
Speaker
Wir suchen Bauherren mit folgendem Profil.
01:17:19
Speaker
Stellenausschreibung, ja?
01:17:20
Speaker
Architektenkammer.
01:17:22
Speaker
Aber dass man das spießbar umdreht, weil man doch immer an diese Bauherren gerät, wo du genau merkst, im ersten Gespräch schon, oh, das kann ich mir eigentlich alles sparen.
01:17:30
Speaker
Ja, das ist einfach backen.
01:17:33
Speaker
Aber Hildrich, du kommst mir doch gerade entgegen.
01:17:36
Speaker
Das heißt ja nichts anderes, als dass du deinen bisherigen Bauherrn einfach sagst, nö, wisst ihr was, interessiert mich auch nicht, was du machst.
01:17:43
Speaker
Du musst jetzt erst mal das unterschreiben und das unterschreiben und das ist rechtsverbindlich für dich.
01:17:47
Speaker
Und wenn du das tust, dann unterhalte ich mich mit dir.
01:17:49
Speaker
Ich mache den Übergang ein bisschen smoother als du.
01:17:56
Speaker
Doug hat uns ja ehrlicherweise vorhin von seiner Kita-Bewerbung erzählt, so ganz konsequent.
01:18:01
Speaker
Das ist er ja dann auch nicht.
01:18:04
Speaker
Das ist das Schöne, das macht ihn so menschlich.
01:18:05
Speaker
Ich habe ihn ja besucht und er war ein toller Gastgeber und ich bin in sein Badezimmer gegangen und habe eine Silikonfuge entdeckt.
01:18:17
Speaker
Also ich würde jetzt gerne euch beide nochmal zum Schlusswort aufrufen, aber ich fand es, wie kann ich sagen, extrem lebendig.
01:18:24
Speaker
Total, also hat richtig Spaß gemacht.
01:18:26
Speaker
Also mir hat es großen Spaß gemacht.
01:18:27
Speaker
Ich glaube auch, dass das für die Zuhörerinnen da draußen eine Folge mit Mehrwert sein kann.
01:18:34
Speaker
Jetzt hat jeder von euch nochmal, vielleicht Theresa, du zum Schluss, Doug, du auch nochmal, was hast du mitgenommen, was hast du gehört und dann würde ich es beschließen.
01:18:43
Speaker
Also ich habe wie immer eigentlich nur mitgenommen, dass ich viel, viel lieber noch viel mehr mit den ganzen Aktionen, die Theresa in irgendeiner Form anleiert, zu tun haben würde.
01:18:57
Speaker
Ich habe es bisher eben noch nicht oder nur in begrenztem Maße hingekriegt, weil diese ganze Thematik mit
01:19:03
Speaker
Also so wunderbar, dass eben gerade wieder war, Außenflächen und Architekten.
01:19:07
Speaker
Das muss von Anfang an.
01:19:09
Speaker
Also wenn wir versuchen, ein Projekt zu machen, habe ich das so oft, dass mich der Bauherr anguckt und sagt, was siehst du jetzt mit der Außenfläche?
01:19:15
Speaker
Wo ich sage, du hast dir schon mal über Wasser Gedanken gemacht, über Abwasser, über Pflanzenkläranlage und wie du deinen ganzen Wasserverbrauch vollkommen reduzieren kannst und die Verdunstungspotenziale, da gucken die dich an und sagen, du, wir wollten eigentlich nur unsere denkmalgeschützte Immobilie sanieren.
01:19:30
Speaker
Ich sage, ja, das ist ein Bestandteil davon.
01:19:32
Speaker
Und das rechnet sich innerhalb kürzester Zeit.
01:19:36
Speaker
Aber wer hat schon die Nerven dazu?
01:19:38
Speaker
Und vor allen Dingen, wo ist es in irgendeiner Form etabliert?
01:19:42
Speaker
Also deswegen kann ich immer nur ganz klar sagen, ja, richtige Ansätze und machen.
01:19:48
Speaker
Los, machen, finde ich total super.
01:19:51
Speaker
Und dann aber wirklich auch die ganze Bandbreite und Tragweite dessen, was es bedeutet, umzusetzen.
01:20:02
Speaker
Ja, ich habe jetzt tatsächlich auch im Laufe des Gesprächs gemerkt, wir sollten tatsächlich nochmal vielleicht so einen Aufruf starten für die Koalition der Bauwendewilligen auf Investorinnenseite, damit wir da besseres Matching kriegen.
01:20:20
Speaker
Und vielleicht melden sich ja dann nur Frauen, wer weiß.
01:20:28
Speaker
Ich versuche es ganz einfach zu formulieren.
01:20:30
Speaker
Ich sage immer, ich rede nicht mehr mit den Leuten, die mich fragen, ob, sondern ich rede nur noch mit den Leuten, die mich fragen, wie.
01:20:38
Speaker
Ja, also ich denke auch, so eine Art Checkliste am Anfang eines Projekts ist immer gut, wo man dann auch mal durch die Fragen merkt, oh, wie weit würde derjenige mitgehen?
01:20:47
Speaker
Würden Sie auch eine ökologische Wärmedämmung einbauen, wenn sie ein Drittel mehr kostet?
01:21:00
Speaker
Ja, wenn der das dann gleich nicht unterschreibt, dann ahnt man es ja schon.
01:21:05
Speaker
Es ist nämlich, darüber muss man einfach sprechen.
01:21:08
Speaker
Es ist ja nach wie vor so, dass es mehr kostet.
01:21:11
Speaker
Wir argumentieren immer über den Lebenszyklus, was auch wirklich die Wahrheit ist, würde ich sagen.
01:21:18
Speaker
Also wir können ja Ökobilanzierungen machen über einen bestimmten Zeitraum und dann darüber auch weitergehen,
01:21:25
Speaker
Überzeugungsarbeit leisten.
01:21:26
Speaker
Ich glaube, das müssen wir machen, weil nur über die Menge natürlich dann sich auch Produkte am Markt etablieren können.
01:21:32
Speaker
Und deshalb danke nochmal für die Einladung.
01:21:36
Speaker
So ein Podcast erreicht dann vielleicht auch die entsprechenden Kreise, die sich dann motiviert fühlen, sowas zu tun.
01:21:44
Speaker
Ja, super spannend.
01:21:45
Speaker
Also dann würde ich das jetzt an der Stelle, man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist.
01:21:50
Speaker
Ich fand es super spannend.
01:21:51
Speaker
Vielen herzlichen Dank, Therese, an dich, dass du dir die Zeit genommen hast.
01:21:54
Speaker
Dank an dich sowieso, ja.