Introduction to 'Tagt und Verstand' and Hosts
00:00:00
Speaker
Diese Folge wird präsentiert von Horse Day. Tagt und Verstand, der Islandpferdepodcast. Alles rund ums Islandpferd mit Svenja und Melanie.
00:00:26
Speaker
Hi Melanie! Hi Svenja, wir sind endlich wieder zurück nach einer Pausenwoche. Wie geht es dir? Gut geht es mir, ja die kurze Pause war leider notwendig, aber trotzdem sind wir frisch und freundlich wieder da und wir sind heute mal wieder nicht alleine, was mich sehr sehr freut.
00:00:45
Speaker
Genau, wir haben heute wieder ein Tölt verhören. Wir haben uns ein ganz besonderes Thema ausgedacht, das schon länger auf unserer Wunschliste steht. Svenja, vielleicht magst du sagen, um was es geht? Es ist ein Thema, das auf Social Media immer mehr Aufmerksamkeit bekommt und was wir schon sehr lange mal adressieren wollten.
Guest Introduction: Juliane Knob
00:01:04
Speaker
Es geht heute um das biotensikrale Training. Und dazu haben wir uns die liebe Juliane Knob geholt.
00:01:12
Speaker
Jule ist Tierärztin in erster Linie und Chiropraktikerin und sie beschäftigt sich jetzt auch schon seit einer Weile mit dem biotinsikralen Training und hat uns jetzt privat schon einige Einblicke in diese Trainingsform gegeben und da haben wir kurzerhand beschlossen, vielleicht wird es mal Zeit, dass sie diese Eindrücke und Einblicke auch mit dem Rest der Welt teilt, der Island Pferdewelt. Herzlich willkommen. Danke für die Einladung.
00:01:36
Speaker
Wir freuen uns sehr, dass du da bist. Möchtest du noch ein paar Worte zu dir sagen? Immer, klar. Möchtest du die lange Version oder? Sagen wir mal die medium-lange Version. Die medium-lange Version, okay. Es war vor ungefähr 20 Jahren. Nein, tatsächlich habe ich vor 19 Jahren, da war ich also sozusagen zarte 9, nein 10, nein eigentlich war ich 15, und da habe ich ein sehr schweinepassendes Pony bekommen.
00:02:02
Speaker
Und damals habe ich schon angefangen, so ein bisschen zu überlegen, wie kann man das denn nachhaltig und gesund trainieren, dass es vielleicht auch aus dem Schweinepass rauskommt. Ich habe dann auch 2010 angefangen, Tiermedizin zu studieren. Das heißt, ich habe mich auch viel mit Anatomie und Biomechanik beschäftigt, hatte auch eine ganz tolle Trainerin damals. Und da fing das eigentlich so an, dass ich mich sehr dafür interessiert habe, halt diese Nachhaltigkeit im Pferdetraining zu integrieren.
00:02:26
Speaker
Und dann habe ich 2020 meine Chiropraktikausbildung gemacht, weil das für mich ein sehr sinnvoller Weg war, sozusagen nochmal den Pferdekörper zu resetten, um dann das Training halt sinnvoll aufzubauen. Genau, und dann bin ich 2023 eigentlich auch eher über einen Zufall ans biotensikrale Training bekommen.
What is Biotensikral Training?
00:02:44
Speaker
Das ist auf jeden Fall sehr gut, dass du da bist. Und jetzt hast du direkt das biotensikrale Training erwähnt und ich würde jetzt als allererstes gerne wissen und auch für alle diejenigen, die sich damit noch nicht so beschäftigt haben, was ist es denn überhaupt genau und was bedeutet das? Das ist eine gute Frage. Im Grunde, ich sage immer gerne, es ist im Grunde biomechanisch korrekt 2.0. Weil es ist nämlich gar nicht so Harry Potter-mäßig, wie es manche immer darstellen, sondern das ist wirklich einfach eine Erweiterung des aktuellen Wissensstands.
00:03:14
Speaker
den man halt, ja, vor einigen Jahren halt hatte. Ja, und als es mit Biomechanik hochkam, war das ja auch so ein bisschen, oh Gott, und jetzt was soll denn biomechanisch korrekt sein und das ist Zauberei und total abstrus und das machen wir alle einfach erstmal nicht. Und irgendwann, also jetzt heutzutage sagt ja im Grunde jeder, dass er auf die Biomechanik des Pferdes achtet. So, und dann war es quasi mal wieder Zeit für was Neues. Nein,
00:03:37
Speaker
Genau, im Grunde ist es wirklich nur eine Erweiterung, weil wir in der Biomechanik einige Punkte nicht beachten. Zum Beispiel, dass die Wirbelsäule auch rotieren kann. In der Biomechanik heißt es wirklich Längsbiegelung oder nach oben, nach unten. Und das Biotensikrale sagt halt, es gibt eine Rotation. Außerdem ganz, ganz wichtig sind die Sehen, die Nerven, die Bänder, die Faszien. Das ist alles, was in der Biomechanik nicht erwähnt wird oder wenig beachtet wird.
00:04:06
Speaker
aber was halt einfach unglaublich wichtig ist. Ich habe immer dieses schöne Beispiel eines Zeltes. Man baut ein Zelt auf, man zieht dann so die ganzen Strippen und Stangen und im Idealfall steht's. So, dann kommt jemand, schneidet dieses Bändchen durch, eins, und man kann noch so hin und her ziehen mit den Bändern. Man kann die umstrukturieren, man kann die Stangen anders stellen. Dieses Zelt wird nie so stabil sein wie am Anfang.
00:04:30
Speaker
Und im Grunde kann man sich so die Biotensikretät vorstellen. Wenn irgendein Punkt im Pferd falsch läuft, und das kann auch die Psyche sein, ganz wichtig, dann funktioniert das Pferd nie so, dass wir es halt eben gesund erhalten trainieren können.
00:04:44
Speaker
Jetzt hast du gerade schon erwähnt, dass es da eben Rotationen der Wirbelsäule gibt.
Spinal Rotation and its Significance
00:04:50
Speaker
Ich muss jetzt hier direkt schon mal reinspringen. Ich weiß, wir sind vielleicht noch ganz am Anfang, aber wir können ja gleich schon mal ein bisschen einen Deep Dive in die Theorie machen. Was genau bedeutet das? Dann kannst du uns da noch mal ein bisschen einen tieferen Einblick geben, wie rotierte. Ich meine, dass eine Wirbelsäule von oben nach unten schwingen kann und von in die Biegung, das haben wir mittlerweile, glaube ich, alle verinnerlicht. Aber kannst du da noch mal ein bisschen genauer auf die Rotation eingehen?
00:05:11
Speaker
Und zwar, also wir haben, wenn wir uns jetzt eine Heizwirbelsäule beispielsweise vorstellen, hieß es am Anfang immer, das Pferd darf sich nicht verwerfen. Richtig? Das kennt jeder. Also wir machen zum Beispiel mit einer Möhre eine Biegearbeit zur Seite. Dann soll das Pferd möglichst ohrspitzend auf gleicher Höhe und soll sich jetzt bitte biegen. Oder wir ziehen halt mit der Möhre den Kopf nach unten. Jetzt ist es so,
00:05:32
Speaker
Die Halswirbelsäule hat ja auch immer einen Rotationsaspekt. Es sind so unglaublich viele Gelenke und wie gesagt Strukturen, die drum herum sitzen, dass einfach diese Rotation ermöglicht werden muss. Das Pferd ist ja nie, dass es exakt nach unten oder exakt nach rechts links gras, sondern es muss rotieren können. Und deswegen natürlich darf sich das Pferd auch mal verwerfen, wenn es natürlich auch die anderen Biegungen kann. Das ist ganz wichtig.
00:05:56
Speaker
Und wenn wir in die Brustwirbelsäule gucken, diese Rotation, die überträgt sich in den Rumpf und das ist ein ganz wichtiges Thema im biotensikalen Training. So, das bedeutet, dass die Rotationen im Pferdekörper, in der Wirbelsäule eigentlich erstmal was Gutes sind, was dem Pferd den Alltag leichter machen und dass sie was ganz Natürliches sind.
00:06:12
Speaker
Ganz genau, so kann man es eigentlich sagen. Und wenn ich jetzt, also wir kennen es ja alle, ein junges Pferd oder auch ein gut trainiertes Pferd ist ja nie ganz gerade gerichtet. Das ist ja, sagen wir mal, sehr oft doch irgendwo ein bisschen schief. Hat das auch was mit den Rotationen zu tun? Das hat in erster Linie auch was mit Gewohnheiten zu tun. Ja, natürlich. Also da ist es natürlich auch ein großer Vorteil, dass ich als Chiropraktiker unterwegs bin. Denn man merkt es sofort, wenn ich jetzt ein Pferd untersuche,
00:06:42
Speaker
und kein Pferd ist komplett blockadenfrei, das kennt man von sich selber richtig garantiert auch, dann steckt das sozusagen in seiner Rotation fest oder es steckt auch mal in Neutralposition fest und solange das der Fall ist, solange ein Wirbel nicht so beweglich rotierend oder halt eben seitlich oder welche Bewegung auch immer er gerade halt kann, wenn das nicht geht, dann kann man sich natürlich vorstellen, dass der Rest der Brustwirbelsäule zum Beispiel auch eingeschränkt ist und dann kann natürlich auch der Rumpf schon nicht mehr schwingen und der Rumpf ist natürlich
00:07:12
Speaker
nicht ganz unwichtig, wenn es darum geht, einen Reiter zu tragen. Sprich, man könnte jetzt sagen, biotensikrale Zusammenhänge oder biotensikale Arbeit ist auch einfach die Grundlage von gutem Reiten oder ist es jetzt schon ein bisschen zu weit aus dem Fenster gelehnt?
00:07:28
Speaker
Liebe Melanie, das hast du ganz Gold richtig zusammengepasst. Genau, biotensikrales Training oder auch Verständnis ist eigentlich die Grundlage jedes guten, gesund erhaltenen Trainings. Nicht mehr und nicht weniger. Also können wir uns für unser inneres Bild nochmal festhalten, dass wir eigentlich ein Pferd haben wollen, das laut deinem Konzept von, sagen wir mal der Schweifrübel bis in die
00:07:54
Speaker
Ohrenspitzen, bewegliches und jegliche Beweglichkeit des Körpers, die möglich ist, zulassen kann. Ja, es sollte natürlich nicht zu überbeweglich sein. Das ist auch ein großer Punkt, denn gerade in Islandpferdebereich haben wir es doch eher mit, ich will nicht hypermobil sagen, aber schon beweglicheren Pferden zu tun und natürlich kann zu beweglich auch immer zu Problemen führen.
00:08:17
Speaker
Das heißt, wir haben immer irgendwo eine Kompensation, weil das Fluchttierpferd muss sich irgendwo stabilisieren können, das ist ganz klar. Wenn ein Pferd merkt, es müsste jetzt fliehen, kann sich aber auf seinen Körper nicht verlassen, dann ist das auch eine psychische Komponente und dann macht sich das Pferd irgendwo fest um irgendeine
00:08:33
Speaker
Festigkeit und Stabilität zu erreichen. Ich glaube, über das Thema Stabilität und Beweglichkeit müssen wir dann später nochmal ein bisschen sprechen, weil gerade für mich im Hingesicht auf Hamö ist es immer ganz spannend, wie man eben genau diese positive Stabilität in ein bewegliches Pferd rein kriegt. Aber das lassen wir jetzt erstmal noch.
00:08:51
Speaker
Du hast jetzt gerade vorhin den Rumpfträger mal erwähnt und ich habe das Gefühl, das scheint ein sehr wichtiges Thema im Zusammenhang mit deinem Training zu sein. Kannst du uns vielleicht mal so eine kurze Einführung in das Thema Rumpfträger geben und warum ist der eigentlich so wichtig? Ganz grob.
Understanding 'Rumpfträger' and Trunk Muscles
00:09:08
Speaker
Wir sitzen ja mit unserem Pferd auf der Brustwirbelsäule, sprich auf dem Rumpf. Die Brustwirbelsäule geht nach vorne gesehen dann irgendwann in die Halswirbelsäule über, das ist ganz klar. Das ist auch untrennbar miteinander verbunden.
00:09:19
Speaker
Und wir haben das Problem, dass die Brustwirbelsäule so eine leichte Abwärtstendenz Richtung Hals hat, bis dann die Halswirbelsäule, diese SV-Mega-Halswirbelsäule kommt. Das kennt jeder von uns, denke ich. Und dieser Übergang Hals-Brustwirbelsäule, den nennen wir im biotransigralen CTU. Das ist der Zervikulturakale Übergang. Wie wir alle wissen, Schlüsselbein beim Pferd ist nicht existent. Und aufgrund der, ja, der Evolution
00:09:46
Speaker
haben wir halt eine wahnsinnig hohe Flexibilität in diesem Bereich, in diesem CTÜ. Das ist bei einem Fluchttier, bei einem Pferd, was 20, 30 Kilometer am Tag grasend vor sich hin schlendert, ist das super. Also das macht wirklich maximale Beweglichkeit, ist jederzeit fluchtbereit, kann jederzeit los. Das Problem ist aber, wenn wir auf dem Rumpf sitzen, senkt sich dieser CTÜ erstmal ab. Ja, und der ganze Rumpf.
00:10:10
Speaker
Und das ist halt auch das ganz, ganz große Problem, was wir zurzeit in unseren Reitpferden haben, weil die Zucht natürlich Richtung beweglich geht. Das ist einfach in fast jeder Rasse so verankert. Darüber müssen wir wahrscheinlich nicht reden. Das heißt, eine hohe Beweglichkeit bedeutet auch sehr flexible Gewebe, Bindegewebe, Muskeln, Zehen und so weiter. Sodass das Pferd also an sich schon instabiler ist als jetzt vor 20 Jahren der Haflinger vom Bauer nebenan. Und wir müssen also dieses Pferd
00:10:40
Speaker
noch mehr dahingehend trainieren, dass es den Rumpf aktiv wieder hochziehen kann. Und jetzt ist der CTÜ denkbar ungünstig gelegen, weil sowohl der 6. und der 7. Halswirbel als auch die ersten beiden Brustwirbel wenig bis, ja, nicht gar nicht, sondern wenig stabilisiert sind. Wir haben so den Nackenstrang, wir haben die Nackenplatte, die Enden alle in diesem Bereich und der ganze Rückenstrang beginnt auch erst eigentlich ab dritten Brustwirbel. Das heißt, dieser CTÜ, wie gesagt, wahnsinnig flexibel, aber auch wahnsinnig instabil und sehr, sehr störanfällig.
00:11:09
Speaker
Wenn wir uns also auf unser Pferd hinaufsetzen, dann stürzt die da CTÜ ab. Und jetzt haben wir aber den großen Vorteil, dass wir da einen sehr schönen Muskel haben. Das ist der Musculus Serratus Ventralis, wir nennen ihn den Serratus und das ist eigentlich so der klassische Rumpfträger, von dem wir aktuell reden. Früher war der Pectoralis, die Brustmuskulatur der Rumpfträger, der ist zwischen den Oberarmen aufgehängt und wir haben uns vorgestellt, dass es eine Art Hängematte ist und da liegt der Rumpf so auf.
00:11:37
Speaker
Heutzutage weiß man aber, dass das eigentlich nicht mehr der Fall ist, sondern dass der Pectoralis gerade in einem aufgedehnten Zustand stabilisierend wirkt, aber er darf sich nicht verspannen. Und der Haupt-Rumpfträger ist wirklich dieser Serratus. Und der ist wirklich wie eine Hängematte. Der umgreift diesen Rumpf, der setzt an einer Halswirbelsäule an, an 3., 4., 5., 6., 7. und zieht bis an die 9. Rippe. Und da ist wirklich jeder Brustwirbel und jeder Halswirbel stabilisiert dadurch.
00:12:09
Speaker
Und das ist immer, also dieser Serratus ist der gesägte Muskel, der ist an der Rückseite der Schulterblätter aufgehängt, sodass man sich das wirklich vorstellen kann, wie so ein Trampolin mit so einem bungee-jumpenden Kind da drin. Die Vorderbeine rechts und links, die Säulen und dann ist da die Hängebrücke und da liegt der Rumpf. Und ein intakter Rumpfträger funktioniert halt so, dass der Brustkorb immer so bouncing kann.
00:12:34
Speaker
Muskel zieht sich zusammen, der Brustkorb bounce nach oben, kann wieder hängen, pendelt und so weiter. Das ist ein gesunder Rumpfträger. Das bedeutet jetzt, dass unser Training oder unser Fokus sich so ein bisschen verschoben hat in den letzten Jahren. Also als ich mit der Reiterreihe groß geworden bin, hieß es immer, ja, die Hinterhand, die Hinterhand, die Hinterhand.
00:12:57
Speaker
Aber jetzt habe ich irgendwie das Gefühl, die Hinterhand ist gar nicht mehr so, also sie ist natürlich immer noch relevant. Ich meine, das ganze Pferd von vorne bis hinten sollte irgendwie bedacht werden, aber es legt sich doch jetzt sehr viel Fokus auf eben genau den Rumpf des Pferdes. Kannst du uns da noch mal einen einfachen Einblick geben, warum ist jetzt für das Reiten, weil du sagtest, der senkt sich dann ab, wenn der Reiter drauf sitzt, aber warum ist es dann dann für uns so wichtig? Weil man könnte ja auch einfach sagen, okay, der senkt sich halt ab, wenn jemand drauf sitzt, ist halt so fertig.
00:13:24
Speaker
Wieso ist es für uns so wichtig, darauf den Fokus zu legen und was können wir dann damit tun? Ja, also in erster Linie ist es halt deswegen wichtig, weil das Pferd immer mehr, weil es ja kein Schlüsselbein hat, immer mehr Kompensationsmechanismen finden wird, um den Reiter tragen zu können.
00:13:40
Speaker
Und das Thema, ja, Trageerschöpfung, Trageschwäche ist ja jetzt auch in aller Munde, zeichnet sich auch durch ganz verschiedenste Symptome aus. Manche Pferde haben wirklich nur kleine Symptome einer Trageschwäche, andere Pferde sind wirklich ganz klar einer Trageerschöpfung und dürfen eigentlich gar nicht geritten sein. Und das große Problem sind eigentlich alle Symptome, die damit einhergehen. Also es ist zum Beispiel, dass die Vorderbeine immer enger werden, um diesen Rumpf irgendwie abzufedern. Das heißt, wir haben eine sehr enge Brust, wir klemmen uns dieses riesige Atmungsorgan, das da heißt Lunge, ab.
00:14:11
Speaker
Wir klemmen uns den Plexus Brachialis ab. Dann kommt es natürlich dazu, dass die Vorderbeine immer mehr belastet werden. Das heißt, die Sehnen werden beansprucht. Wenn wir jetzt auf ein Zirkel gehen mit so einem Pferd, was keinen pendelnden Rumpf hat, sondern sich nur noch auf seine Schultern wirft, haben wir natürlich dementsprechend auch ganz klar Verschleißerscheinungen. Und dann kommt natürlich auch die Halswirbelsäule dazu, die einfach durch diese doch relativ schlechte Stabilisierung einfach natürlich dann auch Schaden nehmen kann und
00:14:38
Speaker
Dann gibt es auch Organschäden darauf basierend, also das ist wirklich ein breites Spektrum, was passieren kann. Jetzt kommt Werbung. Hey Svenja, wie läuft eigentlich die Dokumentation von deinem Training mit deinen Pferden? Hey, die läuft tatsächlich sehr, sehr gut. Ich finde es super wichtig, dass man sein Training dokumentiert, sei es irgendwie auf Papier, an einer Tafel oder in einer App.
00:15:00
Speaker
Ich muss ganz ehrlich sagen, seit wie lange ist es schon über anderthalb Jahren dokumentieren wir unser Training in der Horse Day App und wir bekommen dann nicht nur Infos über was wir gemacht haben und wie lange wir trainiert haben, sondern auch zum Beispiel, welche Strecken wir geritten sind und sogar welche Gangarten. Das hilft mir extrem, um mein Training abwechslungsreich zu gestalten und zu wissen, wie meine Pferde sich entwickeln. Wie ist es bei dir denn?
00:15:26
Speaker
Ich finde nicht nur die Dokumentation vom reinen Training super spannend, sondern in der Kalenderfunktion kann ich halt auch Beschlagstermine eintragen. Ich kann zum Beispiel zukünftige Termine eintragen. Ich kann dokumentieren, wann meine Pferde geimpft worden sind, wann sie Wurmmittel bekommen haben.
00:15:43
Speaker
Weil all das vergesse ich sonst einfach und immer mal wieder brauche ich diese Infos und dann kann man ganz einfach im Kalender kurz nachschauen und sehen, was ich schon gemacht habe in dieser Woche. Und was ein Buch oder eine Tafel auch nicht leisten kann, ist der Sicherheitsaspekt. Wir nutzen das jetzt auch schon ziemlich lange, dass wir uns gegenseitig die Strecken teilen, wenn wir reiten mit dem RideBuddy in Horse Day. Ich fühle mich dadurch tatsächlich sicherer, wenn ich weiß, dass jemand mitbekommt, wann ich vom Hof weggeritten bin und ob ich heil wieder nach Hause komme.
00:16:11
Speaker
Das stimmt. Und ich verfolge auch total gerne, wo du lang reitest. Ich bin so ein kleiner Stalker. Wenn ihr jetzt also mehr wissen wollt über die Horse Day App, könnt ihr euch die ganz unverbindlichen App Store runterladen und einfach mal schauen, wie sie euch gefällt. Es gibt ein paar Zusatzfunktionen im Abo. Da seid ihr sicherlich herzlich eingeladen, einfach mal reinzuschauen und euch selber ein Bild zu machen. Übrigens gibt es für IPZV-Mitglieder auch einen Rabatt auf das Abo bei Horse Day. Deshalb schaut mal rein.
00:16:40
Speaker
Und das war's mit der Werbung. Weiter geht es jetzt mit dem Podcast. Können das nicht auch einfach Sachen sein, die man nicht als Allererstes auf jetzt einen schwachen Rumpfträger zurückführen würde, sondern dass man vielleicht sagt, das Pferd hat irgendwie einen Fesselträgerschaden, der immer wieder kommt und man weiß nicht warum und es ist total, man kriegt es nicht richtig weg und nicht richtig geheilt. Kann das vielleicht damit auch zusammenhängen? Auf alle Fälle, ja.
00:17:06
Speaker
Also es gibt zum Beispiel auch viele Pferde, die durch tensikrales Training, also das heißt einen aktiveren und besser bemuskelten Brustkorb, einfach durch diese Weite wieder besser atmen können. Es gibt dann so diese typischen Montagsmodelle, immer mein Pferd stolpert immer und dann ist der erste Sehenschaden durch und dann gereite ich ihn zwei Wochen und dann ist der nächste Sehenschaden vorhanden und so weiter. Also solche ganzen Sachen auch
00:17:29
Speaker
Ganz klassisch ist zum Beispiel die Zehenweite. Bei den EZs haben wir so viele Zehenweite Pferde und alle sagen, ach klar, das ist Exterieur, das ist Genetik, ist halt blöd gelaufen. Nee, das ist gar nicht, wenn wir den Rumpf weit kriegen und die Vorderbeine auseinander. Weil man kann sich das vorstellen, wenn ich jetzt auf alle Vier gehen würde und mein Rumpf hängt und dann setzt sich noch jemand auf mich drauf, dann würde ich in erster Linie versuchen, meine Ellenbogen runterzuklemmen, um irgendwie den Rumpf zu halten.
00:17:52
Speaker
Das machen Pferde ganz genauso und wenn wir uns vorstellen, dass die Pferde anfangen, ihre Ellenbogen runterzuklemmen, kommen gleichzeitig die Zehen nach außen.
00:18:00
Speaker
Also solche ganzen Geschichten oder ganz klassische Rittigkeitsprobleme. Mein Pferd lässt sich nicht nach rechts und nicht nach links biegen. Solche ganzen Späße. Also sagst du, das Biotensikralistraining nicht nur, sagen wir mal, unser Reiten verbessert oder die Durchlässigkeit des Pferdes, sondern tatsächlich auch gesundheitliche Themen verbessern kann und sogar sich langfristig auf den Exterieur des Pferdes auswirken kann?
What is 'Trageschwäche' in Horses?
00:18:26
Speaker
Absolut, das kann sich nicht nur aufs Exterieur auswirken, das kann sich auch auf den Charakter auswirken. Es ist wirklich so, dass das Pferd im Grunde durch veränderte oder umstrukturierte Bewegungsmuster für sich selber herausfindet, okay, das tut mir gut, so fühlt sich das alles besser an. Und natürlich übernehmen die Pferde das auch im Alltag, im Pferdischen. Das heißt, sie stehen im Paddock ganz anders, sie stehen breiter, sie stehen selbstbewusster, einfach weil sie sich besser auf ihren Körper verlassen können, sie stehen ausbalancierte,
00:18:55
Speaker
haben mehr Gewicht auf allen vier Beinen gleichzeitig. Und da kann man sich natürlich auch vorstellen, dass ein gutes tensikrales Training zum Beispiel auch bei Rehabpferden, das heißt bei Pferden, die zum Beispiel mit Sehnenschaden stehen müssen, auch wahnsinnig davon profitieren, weil stehen müssen sie ohnehin. Und natürlich ist es dann besser, gesund zu stehen und gleichmäßig ausbalanciert, dass halt eben nicht der nächste Sehnenschaden schon in der Tür steht. Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage,
00:19:22
Speaker
Darf ich meinem Pferd denn überhaupt noch normal reiten? Also so wie man es in der normalen Reitlehre lernt, ist das überhaupt noch richtig? Nein, natürlich, absolut. Es ist nicht so, dass wir jetzt durch die Gegend reisen und allen sagen, runter vom Pferd, ihr dürft nicht mehr reiten. Ich finde, alleine wenn man so einen Vortrag oder einen Podcast wie heute gehört hat, ist man schon deutlich schlauer und kann nie mehr irgendwas so falsch machen wie vorher. Und grundsätzlich lernen wir auch nichts anderes.
00:19:53
Speaker
Also wir achten ja trotzdem auf die Biegung, wir achten trotzdem darauf, dass die Hinterhand untertritt, dass alle Strukturen gleichmäßig gedehnt und halt eben zusammengezogen werden. Wir wollen halt nur, dass das Pferd das halt auch vom Körper her einfach schaffen kann und dabei natürlich auch den Reiter tragen kann. Aber die Grundsätze sind trotzdem die gleichen.
00:20:12
Speaker
Ich würde jetzt gerne noch mal kurz einen Bogen zurückschlagen, weil wir vorhin über das Thema Trageerschöpfung und Trageschwäche gesprochen haben und ich finde das ein extrem wichtiges Thema, weil es
00:20:24
Speaker
um uns herum doch sehr, sehr, sehr viele Pferde gibt, die davon betroffen sind. Deswegen zwei Fragen. Wie kann ich denn erkennen oder erahnen oder bei meinem Pferd zumindest mal schauen, ob mein Pferd eine trage Schwäche oder sogar eine trage Erschöpfung hat und sind nur trainierte Pferde erschöpft oder trage geschwächte? Ja, sehr coole zwei Fragen und ich fange hinten an.
00:20:54
Speaker
Erstmal ist es so, dass jedes Pferd grundsätzlich eine Trageschwäche haben kann. Das muss nicht trainiert sein, das kann auch, sage ich mal, blöd schon ein Fohlen haben. Ist wahrscheinlich relativ unwahrscheinlich, aber es sind halt schon solche Faktoren wie, wie gesagt, Hypermobilität, die dazu führen, dass das Pferd einfach schon Probleme hat, sich selbst zu tragen. Wenn man beispielsweise in eine Jungpferdeherde geht und man hat zum Beispiel ein Pferd, was gerade einfach wahnsinnig schnell gewachsen ist,
00:21:17
Speaker
Dann sieht man manchmal, dass die so eine, ja, eigentlich im Grunde wie eine Sägebockstellung haben, dass die Vorderbeine stark rückständig sind und die Hinterbeine teilweise untergeschoben sind. Das sind im Grunde auch schon Zeichen dafür, dass das Pferd gerade so ein bisschen versucht, den Rücken und den Brustkorb hochzukriegen. Auch ganz häufig so diese schmalen Brustkörbe, von vorne gesehen so ganz, ganz schmal. Gleichzeitig aber auch immer so ein bisschen ausgeprägte Brustmuskulatur, ich sag immer so ein bisschen die Brüste. Wir wollen ja kein BH beim Pferd haben.
00:21:47
Speaker
Das ist immer so ein Merkspruch, den die Schüler mal gerne mögen. Ja, es ist wie gesagt einfach eine ganz starke genetische Komponente auch. Und genau, Symptome habe ich ja jetzt schon ein bisschen angesprochen. Man muss sich im Grunde vorstellen, die Vorderbeine, also sprich Schultern, Oberarme und der ganze Rest. Und dazwischen hängt halt dieser Rumpf. So und jetzt ist aus welchen Gründen auch immer, sei es Genetik, sei es vielleicht auch einfach schlechte Ausbildung,
00:22:16
Speaker
Oder zu kurze Ausbildung, sagen wir mal so, heutzutage ist es ja wirklich so, dass die Ausbildung innerhalb von drei Monaten im Grunde abgeschlossen sein muss oder zumindest die Grundausbildung, weil auch einfach niemand mehr das Geld hat, das zu bezahlen. Da braucht man jetzt auch niemandem irgendwie Vorwürfe machen, das ist halt einfach ein Fakt. Und das Pferd hat jetzt nur gelernt, schnell mal einen Reiter drauf, hat vielleicht vorher noch nicht mal sich selber tragen können und muss jetzt noch den Reiter ausbalancieren. So, das geht natürlich nicht. Dementsprechend rutscht das Pferd dann also in eine Trageschwäche
00:22:44
Speaker
Und dann fängt es, wie gesagt, an, den Ellenbogen zum Beispiel unter den Rumpf zu klemmen und dadurch diese Zehenweite zu generieren. Gleichzeitig hat es halt auch gelernt, wenn es die Oberarme zusammenkneift, hält es den Brustkorb auch noch ein bisschen fest. Das heißt, wir haben vorne diese enge Brust. Wir haben das zum Beispiel bei, ich sag mal, 13-, 14-jährigen Pferden. Da guckt man von vorne und denkt sich, oh, so schmal wie ein Dreijähriger. Auch ganz, ganz klassisch so ein Zeichen. Ganz typisch ist halt auch eben der Axthieb.
00:23:14
Speaker
Das ist sozusagen der Hals, der geht in den Wideres über und an dieser Stelle ist eine richtige Einhängung sozusagen. Also das hängt einfach diese ganze Struktur. Das hängt damit zusammen, dass dieser CTÜ, also der Übergang zwischen Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule zwischen den Schulterblättern immer weiter absinkt und die Vorderbeine fangen auch an so ein bisschen mit abzusinken, aber sie können ja nicht, sie können da nicht extrem weit. Das heißt, die Schultern werden so ein bisschen, ja ein bisschen
00:23:44
Speaker
ja, spitz zulaufen an dem Sinne, weil die Buggelenke so weit rausschauen dann irgendwann. Aber wenn der Brustkorb dann noch weiterhängt, dann stechen irgendwann die Schulterblätter auch nach oben raus. Das heißt, die Schulterblätter sind wie so Vorwölbungen neben dem Wideriss direkt. Der Wideriss kann dadurch natürlich auch absinken. Und dann haben wir ganz klassisch eine hängende Rückenlinie auch einfach als Zeichen für eine Trageschwäche. Ansonsten sowas wie feste Lendenwirbelsäule, sehr steile offene Gelenke in der Hinterhand.
00:24:12
Speaker
auch ein Widerrist, wie gesagt, der verschwindet oder eine Gruppe, die sehr flach wird, weil sie halt eben durch diese abfallende Rückenlinie nach vorne gezogen wird. Das sind alles Zeichen, die sein können und natürlich noch viele mehrere, ganz viele Muskellöcher oder halt auch optisch dieses in den Boden stehen. Manche Pferde sind vorne viel
When Should You Avoid Riding a Horse?
00:24:32
Speaker
kleiner als hinten und wirken wahnsinnig überbaut und sind es eigentlich gar nicht. Melanie, weißt du, woran mich das erinnert? Kannst du dich noch an die ersten Bilder von Stepney erinnern, als er zu mir kam?
00:24:43
Speaker
Ja, ich meine, er war auch erst ein Dreijähriger, aber der war ja trotzdem extrem schmal vorne. Da hat man nicht mal vier Finger nebeneinander in die Brust bekommen. Der war so schmal. Und einen richtig krassen Achsieb hatte er auch und der war ja nicht trainiert, sondern das hat er einfach schon mitgebracht. Ja, hat er jetzt nicht mehr. Gott sei Dank. Dabei will ich nicht sagen, dass wir schon am Ende unserer Reise angekommen sind. Also es gibt noch viel zu tun.
00:25:12
Speaker
Und ab wann sollte ich denn so ein Pferd dann erst mal gar nicht mehr reiten und warum? Das lässt sich total schwer beantworten. Das kommt natürlich darauf an, wie trage schwach oder trage schöpft das Pferd tatsächlich. Also wenn ich jetzt wirklich ein Pferd sehe, was wirklich, sag ich mal, Gefahr läuft, Sehenschaden zu bekommen.
00:25:30
Speaker
weil es dermaßen wirklich durchtrittig läuft und vielleicht auch schon im Trab wirklich so viertaktig ist, einfach weil es schon so von vorne und hinten verschoben ist oder die Balance so extrem schlecht ist, dann würde ich wirklich sagen und jetzt machen wir ein bisschen Handarbeit. Aber ich habe erfahrungsgemäß ganz viele Kunden, die das abschreckt, wenn ich sage, bitte reite jetzt einige Wochen bis Monate nicht.
00:25:56
Speaker
Deswegen bin ich dazu übergangen wirklich zu sagen, ja du darfst reiten, aber nur wenn du diesen Gedanken daran beibehältst auch im Sattel, was will ich denn von meinem Pferd eigentlich? Ich will Balance, ich will einen breiten Rumpf, ich will eine ganz reelle Biegung durch den ganzen Körper haben. Man muss sich natürlich immer vorstellen und das verstehen auch viele, wenn sie in einem Kurs sind und die Bodenarbeit machen und sehen, was ihr Pferd eigentlich für Defizite überhaupt hat. Und das sind ganz häufig Leute, die wirklich vorher gesagt haben, ich mache das jetzt zum Spaß mit, aber ich glaube mein Pferd hat nichts.
00:26:25
Speaker
Und dann merken sie, oh Gott, mein Pferd hat sehr wohl was.
00:26:28
Speaker
Und das sind auch meistens die Leute von alleine auf die Idee kommen, okay, wenn es am Boden schon nicht wirklich kann, wie soll denn das erst mit mir als Reiter werden? Zumal wir als Reiter ja auch noch unsere Schiefen und unsere Themen mitbringen, die es ja dann doppelt schwer machen. Aber das finde ich so spannend, weil ich denke schon, also kann dein Pferd nicht mal gebogen oder auf der gebogenen Linie gehen, dann muss man schon sagen, ist vielleicht auch irgendwo die Grenze des Reitens ein Stück weit erreicht, wo man vom Boden aus erst mal nacharbeiten muss, oder?
Balance and Self-Carriage in Horse Training
00:26:54
Speaker
Ja, das ist auf alle Fälle richtig.
00:26:56
Speaker
Also manchmal, es gibt tatsächlich auch Pferde, die eine bessere Balance wieder aufbauen können, wenn sie mit dem Reiter am Sattel sind, weil sie quasi wieder einen Impuls von oben haben und da so ein bisschen gegenarbeiten. Und man kann natürlich auch manche Sachen vom Sattel aus auch so ein bisschen noch verändern, zum Beispiel die Balance, wenn ich wirklich ein Pferd habe, was auf der inneren Schulter läuft und das ganz wichtig körperlich auch eigentlich könnte sein, Gewicht zu verteilen auf beide Vordergliedmaßen.
00:27:22
Speaker
kann ich zum Beispiel auch durch kleine Tricksereien ein bisschen das Gewicht wieder auf die äußere Seite bringen, weil ich habe ja nun auch ein Gewicht mitzubringen und kann da natürlich einfach noch ein bisschen anders einwirken. Das erinnert mich mega stark Melanie auch wieder an Hamir, als er in seiner Anfangszeit, der konnte ja keine Kreislinie halten, da hatte er wirklich so Probleme und bei ihm ist es auch jetzt noch so, umso mehr man
00:27:45
Speaker
ihm die Werkzeuge in die Hand gibt und ihm die Möglichkeiten gibt, sich selber auszubalancieren, ohne die ganze Zeit an ihm herumzuzerren oder ihn in irgendeine Form hineinzudrücken. Umso leichter fällt ihm das dann auch nachher beim Reiten und das macht dann irgendwie auch das feine Reiten viel einfacher, weil man als Reiter gar nicht mehr so viel einwirken muss, sondern man kann dem Pferd dahingehend auch ein bisschen mehr Freiheit geben, sich selbst korrekt zu bewegen. Das finde ich irgendwie schön, weil es bringt auch wie so ein bisschen so einen positiven Stein ins Rollen.
00:28:13
Speaker
Man muss auch dazu sagen, dass da hast du ja schon vorgegriffen und den biotensikralen Gedanken aufgegriffen, nämlich wir wollen, dass das Pferd selber auf die Idee kommt, sich besser und gesunderhaltender zu tragen und ausbalanciert zu tragen. Und dann hat man tatsächlich ein Pferd, was selber verstanden hat, auf der Zirkellinie so zu laufen, wie wir das halt gerne wollen, ohne dass wir jeden Schritt sagen, du musst dich biegen und bieg dich und bieg dich und bieg dich, sondern das Pferd weiß selber ja klar, ergibt auch Sinn. Und dann hat man ein Pferd, auf dem man, wie du sagst, wirklich einfach nur
00:28:42
Speaker
wirken kann, sitzen kann und nur ganz feine Hilfen geben kann, um Dinge zu verändern. Das ist ganz schön. Ich meine, das ist ja letztendlich auch unser Ziel beim Reiten und auch das Ziel der Reitlehre, dass das Pferd es eben auch selbst umsetzen kann und lernt, das selber umzusetzen. Es ist irgendwie ein bisschen in Vergessenheit geraten, wenn man sich so umschaut und so permanentes Treiben, Drücken und Ziehen sieht, dann
00:29:09
Speaker
kommt man doch schnell auf den Gedanken, dass wir das eigentlich gar nicht brauchen, wenn wir ein bisschen umdenken. Ja, ich glaube, das ist auch ein ganz großes Problem unserer heutigen Zeit. Uns fehlt die Zeit zum einen. Es muss alles sehr schnell gehen. Und ich glaube auch, dass wir auch so ein bisschen die falschen Schablonen haben im Kopf. Also in welche Form möchte ich mein Pferd endlich haben? Und wenn ich auf Instagram unterwegs bin und sehe halt,
00:29:34
Speaker
fünf meiner gefolgten Accounts, die alle ihre Pferde zerren und in so ein kleines Paket schnüren und das sieht dann halt wahnsinnig spektakulär vielleicht oder ähnliches aus, dann hinterfrage ich das ja auch nicht. Und dann kommt natürlich auch dazu, dass viele halt merken, es funktioniert gerade nicht so ganz und die wenigsten kommen tatsächlich leider auf den Gedanken, dass es vielleicht am Reiter liegen könnte, sondern es ist natürlich immer zuerst, dass abgefragt wird, was ja auch in Ordnung ist. Passt der Sattel?
00:30:01
Speaker
Ich hole mal den Osteopathen, ich hole den Chiru-Praktiker, alles richtig. Aber dass es vielleicht auch wirklich einfach am Reiter liegen könnte, das ist eigentlich immer so die allerletzte Instanz, wenn überhaupt.
00:30:12
Speaker
Dazu muss ich sagen, also ich war auch vor Jahren an dem Punkt, dass ich so ein bisschen wie nicht wusste wie weiter und ich dann auch immer versucht habe, halt noch mehr und mehr Druck auszuüben und dann halt noch mehr und mehr in dieses Schema reinzupassen und zu denken, so das muss doch irgendwie. Also man braucht auch ein bisschen die Werkzeuge in die Hand und die Idee, was man machen kann, weil es gibt nichts Schlimmeres als diese Ohnmacht, wenn du merkst, das funktioniert nicht und es ist ungut, aber du hast keine Strategie, wie du da wieder rauskommen kannst.
The Importance of Training Pauses
00:30:40
Speaker
Ja, das ist ganz richtig. Und was natürlich auch menschlich ist, ist einfach so dieses, wenn man merkt, es funktioniert nicht, die wenigsten gehen einen Schritt zurück und betrachten das Gesamtkonzept und sagen, okay, hier sind so die Stellschrauben, sondern wir sind natürlich dann mittendrin und dann gehen wir da rein und sagen, es muss jetzt funktionieren, es muss jetzt funktionieren. Und ich denke, das ist halt auch einfach menschlich, da kann man halt auch den wenigsten Leuten Vorwürfe machen, aber, und das ist halt auch ein Gedanke, das piotensigralen und das sage ich auch immer wieder bei den Kursen,
00:31:09
Speaker
nehmt Abstand, auch wirklich mental, geht zurück und je länger ihr dem fährt beim Denken, Zeit lasst, auch euch, desto wirksamer ist das Ganze. Das heißt, Biotensikrale arbeiten lebt nicht nur von der Arbeit selbst, sondern auch von den Pausen? Die Pausen sind das A und O und ich glaube, die Pausen sind auch mit das Revolutionäre an dem ganzen Training, denn man möchte alles richtig machen, man möchte alle Aufgaben anmachen, man möchte das tun, was der Reitlehrer sagt und man treibt vor sich hin und
00:31:39
Speaker
Man fängt das Pferd wieder am Zügel ein und gibt die Schenkelhilfe, lässt das wieder los, man fängt wieder an. Das ist im Grunde wie dem Kind die ganze Zeit zu sagen, geh nicht in die Pfütze, du wirst nass, bitte geh nicht in die Pfütze, du wirst nass, du kannst doch erst nicht in die Pfütze gehen, du wirst wirklich nass. Sobald wir uns umdrehen, das Kind rennt in die Pfütze und wird furchtbar nass, so. Und da hat es dann erst gelernt.
00:32:02
Speaker
Das war eine sehr, sehr schöne Metapher. Melanie, was denkst du? Ich bin jetzt sehr gespannt. Wir haben jetzt schon sehr viel über die Theorie gesprochen und wissen jetzt so ungefähr, wo wir den Begriff biotensikrales Training einordnen sollen. Aber ich möchte natürlich auch wissen, was das jetzt konkret heißt und wie wir das umsetzen können und ob ich das vielleicht auch alleine machen kann oder ob ich 50 Kurse erst besuchen muss oder wie das überhaupt alles in der Praxis funktioniert. Aber ich glaube, wir machen hier einen kleinen Cut.
Teaser for Next Episode: Fascias and Training Methods
00:32:29
Speaker
und machen das Ganze in der nächsten Folge und dann sprechen wir auch noch ein bisschen. Ich schmeiße jetzt hier mit Stichworten um mich. Faszienarbeit oder gute Loungearbeit oder Bodenarbeit oder vielleicht auch Reiten. Tipps für die Praxis. Ich bin gespannt. Ja, bringen wir den positiven Stein ins Rollen und schauen wir mal, wo der uns hinführt. Bis nächste Woche würde ich sagen.