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Folge 21: Zwischen App und Anspruch – die Aufgabenlandschaft der (digitalen) Vermittlung in Museen

S1 E21 · #arthistoCast – der Podcast zur Digitalen Kunstgeschichte
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145 Plays10 days ago

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Christian Gries über die Vermittlung als Aufgabenfeld im Museum und welche Rolle digitale Formate dabei heute spielen. Das Gespräch beleuchtet, wie sich die Vermittlungsarbeit durch digitale Angebote in den letzten Jahrzehnten verändert hat und welche Herausforderungen und Chancen damit verbunden sind. Dabei wird klar: Digitale Vermittlung geht längst über klassische Medienstationen oder Audioguides hinaus. Heute geht es um hybride Besucherreisen, partizipative Formate und neue Rollenbilder für Museen, die sich zunehmend als aktive Wissenssender im digitalen Raum verstehen müssen.

Aus der Diskussion geht auch hervor, dass digitale Vermittlungsformate nicht einfach die analogen ersetzen können und ein Bewusstsein für die Stärken der jeweiligen Medienformen entstehen muss. Dabei zeigt sich auch, dass sich digitale Elemente wie die MuseumsApp und der schon lange tot gesagt QR-Code doch etablieren konnten.

Die aktuellen Herausforderungen nach einer experimentellen Phase während der Pandemie ist es nun, nachhaltige digitale Strategien zu entwickeln. Dabei spielt die Datenpflege und -archivierung genauso eine Rolle, wie die Frage von langfristiger Softwarehaltung. Museen stets eine Balance zwischen knappen Ressourcen, technologischem Fortschritt und inhaltlicher Qualität wahren.

Ein weiterer Schwerpunkt sind die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit Plattformabhängigkeiten und der Fragmentierung von Communities. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, digitale Produkte bewusst für die langfristige Nutzung zu entwickeln. Es wird auch diskutiert, wie Museen durch Kooperationen, Open-Source-Ansätze und Community-Arbeit ihre Reichweite und Relevanz nachhaltig stärken können.

Diese Folge macht deutlich: Vermittlung im digitalen Raum ist kein Zusatz, sondern eine grundlegende Aufgabe, die neue Denkweisen und Strukturen im Museum erfordert.

Dr. Christian Gries ist Leiter der Abteilung Digitale Museumspraxis und IT am Landesmuseum Württemberg.

Begleitmaterial zu den Folgen findest du auf der Homepage unter https://www.arthistoricum.net/themen/podcasts/arthistocast.

Alle Folgen des Podcasts werden bei heidICON mit Metadaten und persistentem Identifier gespeichert. Die Folgen haben die Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 und können heruntergeladen werden. Du findest sie unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du uns gerne per Mail kontaktieren unter podcast@digitale-kunstgeschichte.de

Recommended
Transcript

Einführung in ArtistoCast und Museumsrollen

00:00:07
Speaker
ArtistoCast, der Podcast zur digitalen Kunstgeschichte.
00:00:16
Speaker
Sammeln, bewahren, forschen, ausstellen, vermitteln.
00:00:21
Speaker
Diese Aufgaben können alle im Schlaf aufsagen, die im Museum arbeiten.
00:00:25
Speaker
Heute wollen wir uns auf die letzte Aufgabe konzentrieren,

Herausforderungen für Museen im digitalen Zeitalter

00:00:29
Speaker
das Vermitteln.
00:00:29
Speaker
Vom Audio geht es um die Aufgabe.
00:00:31
Speaker
Untertitelung des ZDF für funk, 2017
00:00:58
Speaker
Andererseits stehen begrenzte Ressourcen, fehlendes Know-how und die Frage nach dem tatsächlichen Mehrwert digitaler Angebote im Raum.
00:01:07
Speaker
Große Institutionen können sich Innovation leisten, während kleinere Häuser oft scheinbar zurückbleiben.
00:01:14
Speaker
Und dann braucht es wohl eine Katastrophe.

COVID-19 als Katalysator für digitale Erkundungen

00:01:17
Speaker
In der Corona-Pandemie wurde der digitale Raum zum Experimentierfeld für viele.
00:01:22
Speaker
Eine, das können wir doch auch mal machen, Mentalität macht sich breit.
00:01:26
Speaker
Doch was ist aus den Experimenten geworden?
00:01:29
Speaker
Und wie hat sich das Aufgabenfeld Vermittlung im Museum geändert?
00:01:33
Speaker
Welche Potenziale sind noch längst nicht erschöpft?
00:01:36
Speaker
Und wo sind eigentlich die ganzen VR-Stationen, die in den letzten Jahren gefördert wurden?
00:01:42
Speaker
Zu Gast habe ich den Kunsthistoriker und Medienentwickler Dr. Christian Kries.

Dr. Christian Kries über digitale Museumspraktiken

00:01:47
Speaker
Er ist Leiter der Abteilung Digitale Museumspraxis und IT am Landesmuseum Württemberg.
00:02:00
Speaker
Hallo Herr Kries, schön, dass Sie da sind.
00:02:02
Speaker
Ja, vielen Dank für die Einladung.
00:02:04
Speaker
Ich habe eine Menge Fragen im Gepäck und ich fange vielleicht gleich mal mit der einfachsten, schwersten Frage an.
00:02:11
Speaker
Was fällt eigentlich alles unter die Aufgabe Vermitteln im Museum?
00:02:16
Speaker
Es ist tatsächlich eine Landschaft, die man da irgendwie aufmachen müsste.
00:02:20
Speaker
Wenn Vermittlung im Grunde eigentlich so die didaktische und kommunikative Praxis bezeichnet, die eigentlich darauf abzieht, ich sage mal Wissen, Bedeutung und Erlebnisse,
00:02:33
Speaker
zu kulturellen Objekten und Themen für verschiedene Zielgruppen zugänglich und verständlich zu machen.
00:02:40
Speaker
Ich glaube, da waren die wichtigsten Schlagworte letztendlich drinnen, was das große Setting von Vermittlung eigentlich bedeutet.
00:02:47
Speaker
Und wenn wir dann in dieses Feld hineingehen, wo findet denn hier sichtbar oder auch unsichtbar schon etwas, ich sage mal in Anführungszeichen, digital statt?

Digitale Bemühungen: Sichtbar und verborgen

00:02:58
Speaker
Ja, tatsächlich ist das Sichtbare und das Unsichtbare, sind glaube ich zwei große Parameter, mit denen man in der Digitalisierung und Digitalität immer wieder hadert und mit denen man natürlich umgehen muss.
00:03:09
Speaker
Weil eigentlich oder über lange Zeit, Jahrzehnte würde ich beinahe sagen, hatte man so die Wahrnehmung, dass vieles von dem, was wir im Digitalen tun, in dem klassischen Setting eines Museums eher unsichtbar passiert, weil es eigentlich im Internet passiert.
00:03:24
Speaker
Ich brauche irgendein Hilfsmittel, um es in die eigene Wahrnehmung zu bekommen.
00:03:29
Speaker
Und diese Hilfsmittel, denke ich, waren dann halt der PC und irgendwann dann auch das Smartphone.
00:03:35
Speaker
Und heute ist es eine ganze Landschaft an Instrumentarien, auf denen letzten Endes diese Form der Vermittlung passiert.

Veränderungen im Museumsdynamik durch digitale Interaktionen

00:03:45
Speaker
Ich glaube, der zweite Parameter, auch das ist in dieser Fläche von Sichtbarem und Unsichtbarem, dass man natürlich aus der Sicht der Institution sich von dem Moment lösen muss, dass ich sage, ich hätte so die volle Kontrolle auf alles, was mir sichtbar ist, denn heute haben wir mindestens eine
00:04:05
Speaker
Zweite Kompetenz, die natürlich auch mit den von uns bereitgestellten Inhalten interagiert, das ist das Publikum.
00:04:11
Speaker
Letzten Endes ist auch das Vermittlung, wenn heute immer stärker das Publikum selber die Initiative ergreift und im Museum oder vor den Objekten oder auch im Netz eigene Formen der Vermittlung aufblättert und selber mit den Inhalten ins Erzählen kommt und eigene Sichtweisen auf das Wissen transportiert.
00:04:34
Speaker
Da fällt mir irgendwie so dieses schöne Bild ein, als ich noch im Studium Führungen gegeben habe im Museum, nannte man sich selbst dann auch Museumsführer oder Führerin.
00:04:45
Speaker
Und man hat dann seine kleine Gruppe, die stillschweigend hinter einem hergelaufen ist, bloß nicht ausbrechen, also wirklich wie so eine kleine Schafherde.
00:04:52
Speaker
Und hat die dann zusammengehalten, schneller bitte, nicht anfassen.
00:04:55
Speaker
Und hat die Kontrolle sogar über die Leute vor Ort gehabt.
00:04:58
Speaker
Der Kontrollverlust, der dann auch mit dem Digitalen kommt, wenn sich dann auch diese Rollen umdrehen, also wenn die Leute selber was mit den Sachen machen und selber entdecken, ausschwärmen in alles und man das eben nicht mehr kontrollieren kann, stelle ich mir schon als großen Mentalitätswechsel vor.
00:05:15
Speaker
Wie gut haben Museen das mitgemacht?
00:05:18
Speaker
Oder ist man da noch dabei?

Neue digitale Strategien nach der Pandemie

00:05:20
Speaker
Man ist noch dabei.
00:05:20
Speaker
Also ich glaube, die ersten 20 Jahre, glaube ich, wenn wir über digitale Vermittlung oder Digitalisierung gesprochen haben, landete man in allen Konferenzen nach spätestens vier Minuten bei Walter Benjamin und dem Verlust der Aura.
00:05:32
Speaker
Ich kann es nicht mehr hören.
00:05:34
Speaker
Genau.
00:05:36
Speaker
Das war der Kanon, der immer da war.
00:05:38
Speaker
Der zweite Begriff, der irgendwo relativ schnell auftauchte, waren irgendwelche rechtlichen Parameter, die sofort diskutiert wurden, die auch nur Probleme hervorgebracht haben.
00:05:52
Speaker
Auch das muss man sich natürlich beim Nachdenken über Digitalisierung und Digitalität mal klar machen.
00:05:56
Speaker
Hat es eine Katastrophe gebraucht, um uns von dieser Folie zu lösen?
00:05:59
Speaker
Denn es war letzten Endes erst die Pandemie, die, glaube ich, ich sage mal auch Walter Benjamin aus diesem Setting rausgelöscht hat.
00:06:07
Speaker
Denn seitdem wir mit der Pandemie oder durch diesen Prozess gelaufen sind, ist Walter Benjamin nicht mehr die beherrschende Figur in den Diskussionen, sondern die Diskussion öffnet sich plötzlich ganz anderen Bereichen.
00:06:23
Speaker
Also insofern, das war ein langer Weg, den die Institutionen dabei gegangen sind.
00:06:30
Speaker
Der war für viele schmerzhaft, der ist es glaube ich auch heute noch, aber er hat zumindest schon mal Strecke gemacht.
00:06:36
Speaker
Ja, auch langer Weg zeitlich.
00:06:39
Speaker
Ich habe jetzt nochmal nachgeschaut in der Vorbereitung.
00:06:41
Speaker
Es gibt ja diese Mai-Tagung, die immer am Mai anfängt, mit grob immer das Thema irgendwas mit Museum und dem Internet.
00:06:50
Speaker
Also es geht um das Digitale.
00:06:52
Speaker
Die gibt es ja auch schon seit 2001.
00:06:55
Speaker
Dann kam die Pandemie.
00:06:57
Speaker
Viele sind in so ein Experimentierfeld gegangen, hatte ich so das Gefühl.
00:07:00
Speaker
Also so nach dem Motto, wenn wir jetzt eh die Füße stillhalten müssen, dann können wir die Leute ja wenigstens so beschäftigen.
00:07:07
Speaker
Welche digitalen Vermittlungsformate haben sich denn da herauskristallisiert?
00:07:13
Speaker
Oder vielleicht gab es die auch schon vorher und haben sich etabliert.
00:07:16
Speaker
Kann man das eigentlich so generell sagen?
00:07:19
Speaker
Also auch das, glaube ich, sind gleich mehrere Fragen, die man da irgendwie zusammennehmen würde.
00:07:29
Speaker
Im Grunde ist es ein langer Weg gewesen, der verschiedene Peaks hatte.
00:07:32
Speaker
Es gab oftmals technische Themen, die bestimmte Dimensionen gesetzt haben.
00:07:39
Speaker
Wenn wir am Anfang über das Web nachgedacht haben, das klassische Internet, irgendwann kam das Jahrzehnt der Online-Sammlungen, dann kam irgendwann der Zeitraum der sozialen Medien, dann kamen irgendwann die Apps, man wird kleinteiliger.
00:07:55
Speaker
Diese Setzungen, die kommen ja oftmals von außen und sind so natürlich auch von außen den Museen zugegangen.
00:08:02
Speaker
Deshalb ist es immer so ein bisschen eine Frage, ist es ein Weg, den man wirklich aktiv geht?
00:08:06
Speaker
Ich denke, wir haben sehr lange über Leuchtturmhäuser gesprochen, die diesen Weg auch ganz bewusst gegangen sind.
00:08:13
Speaker
Gerade im Blick auf die Pandemie, glaube ich, sind wir aber mehr geworfen worden, als dass wir ihn gegangen haben.
00:08:18
Speaker
Denn plötzlich waren die Häuser zu und man musste jetzt aus dem
00:08:24
Speaker
nichts heraus im Grunde in eine Lösung kommen.
00:08:27
Speaker
Was bieten wir denn jetzt eigentlich an?
00:08:29
Speaker
Und das war ja eine Explosion letzten Endes auch an Kreativität, die sich da frei machte, die viele Häuser in ganz andere Bereiche, in denen sie vorher noch keine Erfahrungen hatten, getrieben hat.
00:08:42
Speaker
Und so kam man letzten Endes zu der Landschaft, mit der wir dann durch diese zwei Jahre durchgesiedelt sind.
00:08:49
Speaker
Spannend wäre die Frage, was passiert
00:08:50
Speaker
Die Zeit ist vorbei.
00:08:52
Speaker
Was nehmen wir jetzt aus dieser Zeit letzten Endes eigentlich mit?
00:08:56
Speaker
Was waren denn die kreativsten Entwicklungen, mit denen Sie vielleicht auch nicht gerechnet hatten, die da in der Pandemie entstanden sind?

Virtuelle Angebote und die Notwendigkeit einzigartiger Erlebnisse

00:09:03
Speaker
Ich glaube, wenn ich daran denke, auch nach innen wirkend, hat noch gar nichts mit digitaler Vermittlung, aber ich glaube, die Kompetenz zur Videokonferenz, die existierte vor der Pandemie definitiv bei Null.
00:09:15
Speaker
Und mittlerweile ist sie maximal da.
00:09:17
Speaker
Also ganz sicher dann
00:09:18
Speaker
Da haben wir ja gemerkt, es gibt schöne Studien.
00:09:21
Speaker
Der Österreichische Museumsbund hat dazu eine sehr frühe Studie gemacht, mittlerweile auch der Deutsche Museumsbund, dass sehr viel Initiative und Zeit in die Anreicherung, in die eigentliche Digitalisierung von Objekten reingegangen sind.
00:09:33
Speaker
Es sind viele Häuser in die sozialen Medien gestartet.
00:09:36
Speaker
Wir haben spannende Erfahrungen, glaube ich, auch mit sogenannten virtuellen Rundgängen gemacht, wo man im Grunde das Publikum in die entsprechenden digitalen Architekturen auslöst.
00:09:48
Speaker
hineingeführt hat, weil man dachte, das wäre ein Angebot, das auch angenommen wird.
00:09:52
Speaker
Ich glaube, für viele Häuser ist die Erkenntnis dann nachgezogen, dass diese virtuellen Angebote vielfach leer geblieben sind.
00:09:59
Speaker
Und man gesagt hat, offensichtlich ist der einfache Übertrag einer analogen Besuchserfahrung ins Digitale nicht das richtige Setting, was man braucht, um digitale Vermittlung zu betreiben.
00:10:10
Speaker
Und alleine dieser Moment ist schon spannend, weil dieser Moment ist, glaube ich, eine ganz wichtige Erkenntnis, dass wir andere Parameter steuern, wenn wir heute über digitale Vermittlung sprechen.
00:10:22
Speaker
Das heißt ja auch, dass sich jetzt so langsam auch wirklich das Bewusstsein herauskristallisiert, dass man im Digitalen nicht einfach genau das machen kann, was man vor Ort in einem Raum mit den Leuten einen Meter, zwei Meter vor einem selber machen kann, sondern dass es, Sie sagten, andere Parameter gibt, also andere Spielregeln auch oder einfach den Vorteil von digitalen Medien.
00:10:46
Speaker
Welche Formate haben sich denn da entwickelt, die genau diese Vorteile ausspielen?

Mischung aus digitalen und analogen Besucher-Erfahrungen

00:10:52
Speaker
Also zum einen glaube ich, würde ich Sie gar nicht so sehr auf das rein digitale Erleben fokussieren, denn verstanden haben wir schon alle, dass die klassische Visitor Journey, also die Reise im Grunde eines Museumsbesuchers von dem Moment, wo er sich erstmal orientiert, wo gehe ich überhaupt hin, über den Moment, wo er plant bis zum Aufschlag im Museum und auch der Nachbereitung ein hybrides Erlebnis.
00:11:15
Speaker
Es fängt oftmals an.
00:11:16
Speaker
im digitalen Ansatz, da vielleicht auch mit vermittelnden Angeboten bereits einführt, dann ins Haus.
00:11:22
Speaker
Dort gibt es Vertiefungsebenen, die das Digitale und das Analoge miteinander verschrauben, bis zu dem Moment, wo das Museum verlässt und vielleicht auch wieder ein digitales Feedback hinterlässt.
00:11:32
Speaker
Also diese hybride Konstruktion ist die Wahrheit, mit der wir sozusagen agieren müssen.
00:11:38
Speaker
Innerhalb dieses Wahrheitsraumes, würde ich mal sagen, gibt es natürlich verschiedene Formate, von denen man sagen kann, okay, die haben sich etabliert.
00:11:45
Speaker
Ich finde den Begriff immer schwierig.
00:11:47
Speaker
Man müsste wirklich mal darüber sprechen, was heißt etablieren eigentlich, gerade im Kontext auch von digitaler Vermittlung.
00:11:54
Speaker
Aber bevor wir vielleicht der Frage der Etablierung nachgehen, noch mal kurz der Blick auf die Formate, die da irgendwo relevant sind.
00:12:01
Speaker
Und ich glaube schon, dass...

Entwicklung von Museums-Apps

00:12:03
Speaker
die klassische App ein Format ist, wenn man so möchte, ein Produkt, das sich durchgesetzt hat.
00:12:09
Speaker
Also von dem man sagen kann, natürlich auch die App hat verschiedene Höhen und Tiefen durchlaufen, aber mittlerweile würde ich sagen, das ist ein Produkt, das sich fest in den Häusern etabliert hat und das im
00:12:26
Speaker
in der Planung oftmals also dann auch schon ernst genommen wird und automatisch mit angesteuert wird.
00:12:33
Speaker
Das zweite Format, glaube ich, sind für mich so immersive Erlebnisse, VR, AR, XR, alles das, ist sicherlich ein Raum, der ebenfalls relevant ist,
00:12:44
Speaker
bei dem ich aber finde, da muss man drüber diskutieren.
00:12:47
Speaker
Der kommt in einer bestimmten Selbstverständlichkeit an, ist in bestimmten Häusern sicherlich auch schon Usus, wo er tatsächlich echten Mehrwert bringt und Funktionen beinhaltet.

Herausforderungen von VR-Erlebnissen im Museum

00:12:58
Speaker
Ich darf das für das Landesmuseum Württemberg einmal sagen, wir haben gerade einen neuen Faktor,
00:13:04
Speaker
VR-Raum freigeschaltet und schaffen da immersive Erlebnisse, die eine besondere Qualität haben.
00:13:11
Speaker
Das ist die positive Seite der Medaille.
00:13:14
Speaker
Die negative könnte man aber auch gleich aus dem gleichen Haus heraus bedeuten.
00:13:19
Speaker
Wir haben einen VR-Raum, der jetzt schon viele Jahre da ist, mehrere Jahre da ist und bei dem wir einfach merken, die Nachhaltigkeit solcher aufwendigen technischen Konstruktionen ist kritisch zu betrachten.
00:13:30
Speaker
Da gehen die VR-Brillen kaputt,
00:13:33
Speaker
Auch die Art der Umsetzung ist etwas, was sehr schnell veraltet und dann vom Publikum auch nicht gutiert wird, weil es halt veraltet wirkt.
00:13:42
Speaker
Die Produktion war sehr aufwendig.
00:13:44
Speaker
Das kannst du nicht einfach irgendwo nachstellen.
00:13:47
Speaker
Aber trotzdem gehört VRAR, glaube ich, in den zweiten Formatslot, der zu nennen wäre.
00:13:53
Speaker
Das dritte wären natürlich virtuelle Ausstellungen.

Virtuelle Ausstellungen und soziale Medien als Museen-Werkzeuge

00:13:56
Speaker
Auch das, glaube ich, mittlerweile ist,
00:13:59
Speaker
Viele Formen, Varianten der Online-Rundgänge oder der digitalisierten Exponate, die man auch anbietet.
00:14:07
Speaker
Die vierte Ebene ist sicherlich Social Media, was ich im Grunde eigentlich gleich mit dem Thema Storytelling verbinden würde.
00:14:15
Speaker
Also auch da natürlich eine Landschaftspolitik.
00:14:18
Speaker
Twitter haben wir alle verlassen, aber wir sind bei Instagram und TikTok oder YouTube gelandet.
00:14:23
Speaker
Auch da könnte man mittlerweile über einen Kanon der Selbstverständlichkeit sprechen.

Gamification und KI für interaktive Erlebnisse

00:14:29
Speaker
Wir haben Gamification, interaktive Lernplattformen, Serious Games.
00:14:34
Speaker
Auch da sehr spannende Anwendungen mittlerweile, die sehr profilierte Umsetzungen erfahren und stehen natürlich im Moment vor dem großen Thema KI, das sich über Chatbots oder solche Räume letzten Endes aufmacht.
00:14:47
Speaker
personalisierte, sehr stark personalisierte Museumserfahrungen, die durch KI laufen können.
00:14:52
Speaker
Das würde ich mal sagen, ist so der Raum, um den es da irgendwo geht.
00:14:57
Speaker
Ja, dadurch auch extrem vielseitig.
00:15:00
Speaker
Was Sie jetzt gar nicht genannt hatten, ist die digitale Medienstation im Museum.
00:15:05
Speaker
Ja, die ist schon fast in der Selbstverständlichkeit anzunehmen, klar.
00:15:10
Speaker
Ja, korrekt.
00:15:12
Speaker
Also das gibt es ja auch noch.
00:15:13
Speaker
Ja, genau.
00:15:16
Speaker
Das heißt, wir haben diese große Bandbreite und natürlich ist es so, wenn man vermittelt, kommt es natürlich auch immer darauf an, was man vermitteln möchte.
00:15:24
Speaker
Und je nachdem, was man vermitteln möchte, wählt man auch das Medium der Vermittlung.
00:15:28
Speaker
Also die Dinge existieren ja nicht um ihrer selbst willen.
00:15:31
Speaker
Also keiner investiert oder kein Haus kann große Mediengestaltung für eine Homepage oder für eine App investieren, Geld investieren, ohne dass man Zielvorstellungen damit hat.
00:15:45
Speaker
Wie sind denn diese Zielvorstellungen von diesen unterschiedlichen digitalen Vermittlungsformaten?
00:15:49
Speaker
Also weiß man, ich möchte mehr Leute ins Museum kriegen, wir brauchen einen Insta-Walk, wo eine Besucherbetreuerin mit den Leuten immer eine Live-Schaltung durch ein Haus geht und Anekdoten erzählt oder...
00:16:05
Speaker
Wir wollen zeigen, wie innovativ und technisch wir sind.
00:16:08
Speaker
Wir brauchen einen VR-Raum.
00:16:10
Speaker
Also was sind die Zielvorsetzungen, die auch mit den unterschiedlichen Aktivitäten verbunden sind eigentlich?
00:16:16
Speaker
Also auch im Grunde der Weg zur Erklärung dieser Zielvorstellung überhaupt ist ja schon ein weiter.
00:16:23
Speaker
Also ich hatte...
00:16:26
Speaker
In den ersten Jahrzehnten, sage ich mal, der Digitalisierung oftmals das Gefühl, dass man sich in ein Digitalkomplex geworfen hat, ohne klare Zielvorstellungen zu haben.
00:16:35
Speaker
Was will ich damit eigentlich erreichen?
00:16:37
Speaker
Außer, dass ich dort irgendwie auch dann tatsächlich präsent bin.
00:16:40
Speaker
Dann kam man schnell zu Reichweiten, dass man halt irgendwie große Zahlen sich vor Augen geführt hat.
00:16:46
Speaker
Meine Erfahrung ist, aber man hat es nicht gemessen.
00:16:48
Speaker
Also ist ja bis heute so.
00:16:50
Speaker
dass ich die Erfahrung mache, wenn ich mit Kultureinrichtungen spreche

Erfolgskriterien für digitale Museumsinitiativen

00:16:55
Speaker
und frage, was wisst ihr denn über euer digitales Zielpublikum, messt ihr den Erfolg?
00:17:01
Speaker
Also jetzt ganz einfaches Tracking auf digitalen Angeboten, wie viele Besucher ihr habt, wie lange die bleiben etc.
00:17:08
Speaker
Da herrscht immer noch, glaube ich, relativ starke Orientierungslosigkeit, die natürlich manchmal auch Gründe hat, denn wir hängen zusammen,
00:17:17
Speaker
Manche Häuser in Trägerkonstruktionen, die beispielsweise Tracking-Systeme gar nicht möglich machen, dann haben wir das große Themenkomplex des Datenschutzes.
00:17:25
Speaker
Das heißt, ich kann auch nicht immer alles das tracken, was ich eigentlich tracken wollte, aber trotzdem glaube ich, dass natürlich das Nachdenken,
00:17:33
Speaker
über Erfolgskriterien im Grunde bei jedem Projekt am Anfang stehen sollte.
00:17:38
Speaker
Meine Wahrnehmung ist aber, dass bei vielen Projekten die klare Definition von Erfolgskriterien nicht immer zwingend am Anfang steht.
00:17:49
Speaker
Ich glaube, dass wir mittlerweile eine Vorstellung haben über Zielgruppen, die wir erreichen wollen.
00:17:53
Speaker
Aber je nachdem, aus welcher Abteilung, sage ich mal, der Impuls kommt, kann eine völlig divergierende Zielvorstellung sein.
00:18:01
Speaker
Denn die einen sagen,
00:18:02
Speaker
Da kommen wir eben an diese Schnittstelle, wo digitale Vermittlung oder digitale Formate zwischen Marketing und Vermittlung geheimatet sind.
00:18:11
Speaker
Der eine sagt, ja, ich mache das, um mehr ein analoges Publikum ins Museum zu ziehen.
00:18:16
Speaker
Der andere sagt, nee, ich habe schon, das Haus braucht auch im Netz eine gewisse Reichweite, einen Impact, eine Wirkung und die ist womöglich auch unabhängig zu denken,
00:18:29
Speaker
von den Besuchen, die ich damit letzten Endes anleite.
00:18:35
Speaker
Je nachdem, mit welcher Abteilung Sie sprechen, ist sie eher kaufmännischer orientiert.
00:18:40
Speaker
Dann braucht sie eigentlich irgendeine Relevanz, einen Bezug auf analoge Besuchszahlen, weil zumindest wirklich erfolgreiche digitale Produkte, die auch einen Erlös bringen im Netz, eher schwierig, zumindest in der Museumslandschaft zu erkennen sind.
00:18:58
Speaker
Und andere sagen, nee, mir geht es um den Impact, um die Sichtbarkeit, um die Reichweite des Hauses, um die Verbindung mit, und das ist, glaube ich, der modernste und wichtigste Impuls mit bestimmten Communities, die mit bestimmten Themen verbunden sind und in denen möchte ich sichtbar werden, mit denen möchte ich auch in einen Teilhabeprozess kommen.
00:19:20
Speaker
Ich glaube, da gibt es ganz unterschiedliche Ansätze dafür.
00:19:23
Speaker
Und da gibt es noch die Kuratorinnen und Kuratoren da draußen, die gerne einen Aufsatz über ihr Lieblingswerk schreiben möchten und damit verzweifelt zur Abteilung gehen, die dafür zuständig ist und gesagt bekommen, die Texte sind zu lang.
00:19:38
Speaker
Richtig.
00:19:39
Speaker
Das geht zu tief.
00:19:41
Speaker
Also wie geht man auch damit um?
00:19:43
Speaker
Weil die erste Idee bei Vermittlungen, die viele ja haben, auch aus der eigenen kulturhistorischen Prägung oder aus dem Studium, ist natürlich dieses Sprechen über...
00:19:53
Speaker
Die Zahlen, Jahreszahlen, Material, die Objektbiografie, auch was man sich dann vorstellt in dem Moment, in dem man zum Beispiel eine digitale Ausstellung macht, wie das Ganze dann auch zusammengestellt wird.
00:20:08
Speaker
Wissen die Leute,
00:20:10
Speaker
die diese Texte schreiben, auch ob die anderen das lesen wollen oder andersrum sollen.
00:20:18
Speaker
Wie stelle ich die Frage, ohne mich selber am Kopf von Kragen zu bringen?
00:20:22
Speaker
Ich möchte natürlich mit einem sehr großen wissenschaftlichen Anspruch meine eigene Ausstellung präsentieren, digital und online.
00:20:30
Speaker
Sprechen die Leute in Museen eigentlich noch die Sprache von den Leuten, die sich vielleicht dafür interessieren könnten und den Zugang vielleicht noch gar nicht haben?
00:20:39
Speaker
Ja, unter Umständen sind es unterschiedliche Zielgruppen, über die wir uns da letzten Endes auseinandersetzen.
00:20:45
Speaker
Und meine Wahrnehmung ist, dass die Leute, die aus der Wissenschaft kommen, mittlerweile mit immer mehr Expertise, sich auch diesen eher strategischen, nachdenken.
00:20:58
Speaker
Zielsetzungen annähern, die sagen, mit meinen Inhalten auch die richtigen Zielgruppen zu erreichen und überhaupt erstmal eine Orientierung zu bekommen, welche Zielgruppen sind es denn eigentlich, die da überhaupt greifbar sind.
00:21:12
Speaker
Ich glaube, wenn man runterbrechen würde, wie viele wissenschaftliche Autoren einen bestimmten Aufsatz, an dem ich zwei Jahre lese, gelesen haben, tatsächlich kann ich das nicht einfach auf die
00:21:26
Speaker
Die Freistellung eines entsprechenden Beitrags im Netz-Mappen, das sind völlig unterschiedliche Zielstellungen, die da verfolgt werden, andere Zielgruppen, die adressiert werden und das ist ein ganz anderer Rahmen, in dem das tatsächlich irgendwo passiert.
00:21:40
Speaker
Aber meine Wahrnehmung ist, dass in der Kuratoren schafft immer mehr Expertise, auch was das Digitale angeht.
00:21:47
Speaker
Und das ist das wissenschaftliche Kommunizieren, genauso wie es natürlich auch der Umgang mit vermittelnden Angeboten.
00:21:57
Speaker
Sie erzähle ich eine Ausstellung eigentlich korrekt im Netz, bis zu dem Moment, wo ich sage, exklusive Inhalte.
00:22:05
Speaker
für den Transport im Netz auf den Weg zu bringen, die überhaupt gar keine Referenz auf ein analoges Erlebnis mehr haben, weil sie dann vielleicht auch im Netz besser erzählt werden können oder eben effektiver erzählt werden können.
00:22:21
Speaker
Damit ist ja auch verbunden, dass man jetzt nicht nur von einer Richtung aus Wissen nach draußen sendet, also das Museum als Wissensressort und sendet nach außen alles, was wir forschen, bewahren und wie sie nicht alle heißen.
00:22:38
Speaker
Sondern die Idee ist ja auch nun, gerade auch mit so einem veränderten Besucherbild, in so eine partizipative Kommunikationssituation reinzugehen.

Einfluss kultureller Influencer auf Museumserzählungen

00:22:50
Speaker
Wie funktioniert das?
00:22:51
Speaker
Also was kommt von außen in Museen rein?
00:22:54
Speaker
Oder gibt es Beispiele, wodurch sich dadurch auch das Museum selbst geändert hat?
00:23:00
Speaker
Also wie viel Partizipation ist da wirklich möglich?
00:23:03
Speaker
Oder bleibt es der Kommentar und das Like auf Social Media?
00:23:08
Speaker
Ich glaube, dass es schon auch Aneignung gibt.
00:23:10
Speaker
Also das ist dieser Moment, wo ich glaube, gerade derzeit passiert so etwas, dass sehr viel Vermittlungsübernahme durch den Außenraum geleistet wird.
00:23:23
Speaker
Also wir finden immer mehr
00:23:25
Speaker
um den Begriff zu nutzen, so Kulturinfluencerinnen, die in den Häusern selber anfangen, einen Kontext oder eine Erklärung auf den Weg zu bringen und diese Objekte, die sie in den Museen erleben, auch selber darzustellen.
00:23:43
Speaker
Das ist genau dieser Moment, da habe ich als Museum auch gar keinen Einfluss mehr drauf.
00:23:50
Speaker
Ich kann sowas fördern, ich kann sowas auch untersagen.
00:23:53
Speaker
Früher hat man Fotoverbote in den Häusern gehabt.
00:23:55
Speaker
Dieses Fotoverbot hat sich in den Häusern, in denen es geht und unproblematisch ist, denke ich, maximal aufgelöst.
00:24:03
Speaker
Man hat verstanden, dass der Effekt, der da eintritt, dass jemand anders über meine Objekte in seine Community hinein erzählt, eigentlich ein sehr wertvoller ist.
00:24:12
Speaker
Und das sind ja dann auch letzten Endes, wir nähern uns, glaube ich, diesem Bild, wo wir die klaren Vorteile digitaler Formate irgendwo mal benennen müssen.
00:24:22
Speaker
Wenn ich sage, dass diese Teilhabe da viel differenzierter möglich ist, dass Hürden aufgelöst werden, weil barrierefreie Umsetzungen letzten Endes passieren, plötzlich Inhalte, Räume,
00:24:40
Speaker
Objekte erreichbar werden, und zwar ehrlich gesagt 24-7.
00:24:45
Speaker
Also sie werden aus der baulichen Architektur herausgelöst, was wir vorher nicht in dem Maße möglich hatten.
00:24:54
Speaker
Dass sich damit letzten Endes Zielgruppen natürlich auch automatisch vergrößern, dass wir durch dieses Ermöglichen von Interaktivität und Engagement, dass die Leute auseinandersetzen, in eine andere Wertigkeit kommen, die Personalisierung der Inhalte letzten Endes.
00:25:15
Speaker
möglich wird, ja auch oftmals innovative Vermittlungsansätze entstehen, die wir selber gar nicht gedacht hatten.
00:25:23
Speaker
Also klar habe ich als Kurator und als Vermittler eine bestimmte Sicht, wie ich meine, wie man ein Objekt optimal darstellen und kontextualisieren muss.
00:25:30
Speaker
Und ich erlebe es manchmal sehr spannend, dass ich merke, da kommt jemand von außen, der hat eine unverstellte Sicht und kommt aus einem ganz anderen Kontext, er blickt auf dieses Objekt und
00:25:42
Speaker
Diese fremde Kontextualisierung ist sehr wertvoll und löst in mir auch neue Bilder aus.
00:25:47
Speaker
Also da ist es ja durchaus spannend, innovative Prozesse zu initiieren, die eine andere Sicht ermöglichen.
00:25:57
Speaker
Da kenne ich auch so ein Beispiel aus meinem Freundeskreis.
00:26:00
Speaker
Sehr, sehr viele Leute, die nie in Museen gehen.
00:26:02
Speaker
Während der Pandemie gab es ja, kurz nach der Pandemie gab es ja diese Doppelgänger-Hashtags.
00:26:08
Speaker
Also man hat im Museum ein Foto mit einem Gemälde oder mit einer Skulptur gemacht, die einem selber ähnlich sieht.
00:26:14
Speaker
Also man ist selber der Doppelgänger von...
00:26:17
Speaker
dieser historischen Figur oder diesem Gemälde, sonst irgendwas.
00:26:20
Speaker
Da haben sich Leute dann auch genauso angezogen und den Doppelgänger erzwungen.
00:26:24
Speaker
Aber seitdem gibt es einfach Freunde von mir, die jetzt ins Museum gehen, um ihre Doppelgänger zu suchen.
00:26:30
Speaker
Die nicht wissen, wo sie sind oder wo sie sie finden können, aber einfach jetzt in die Häuser reinrennen und auf einmal Interesse bekommen.
00:26:39
Speaker
Also wenn man schon mal da ist, also diese Hürde der Türschwelle, Kulturmuseum, Kunstmuseum, ist da irgendwie
00:26:47
Speaker
niedergerissen worden.
00:26:48
Speaker
Einfach nur durch diesen spielerischen Spaß.
00:26:50
Speaker
Ich suche meinen Doppelgänger.
00:26:52
Speaker
Es gab früher, als wir viele so digitale Formate, vor allem in den sozialen Medien hatten auf Instagram, den sogenannten Insta-Swap.
00:27:02
Speaker
Den gab es im angloamerikanischen Raum.
00:27:04
Speaker
Wir haben den mit den Kulturkonsorten damals aber auch in München versucht.
00:27:07
Speaker
Und das war sehr spannend, weil man im Grunde sieben Häuser, ich glaube, das NS-Doku-Zentrum macht solche Formate bis heute, um
00:27:15
Speaker
in das Dokuzentrum in München, in dem man verschiedene Häuser dazu motiviert hat, sich gegenseitig zu besuchen.
00:27:21
Speaker
Und wenn natürlich ein Naturkundemuseum durch ein Kunstmuseum läuft und das Kunstmuseum wiederum im Depot des Theaters unterwegs ist, dann blicken die völlig anders auf Objekte und Zusammenhänge, als wenn es immer nur die Vermittler des eigenen Hauses sind.
00:27:35
Speaker
Und dieser Seitenblick, der da entsteht, ist etwas sehr Spannendes.
00:27:39
Speaker
Und das, denke ich, hat sich heute, wir haben sehr viele Seitenblicke entwickelt,
00:27:44
Speaker
die im Netz umgesetzt werden und die einfach inspirierend sind, denke ich.
00:27:51
Speaker
Und weil wir jetzt gerade viel bei Instagram gesprochen haben, Twitter, JetztX, hatten sie ja auch schon erwähnt.
00:27:59
Speaker
Ein Museum ist ja dann in diesem Moment, wenn es in die Kommunikation mit den Leuten da draußen geht, Plattformen nach, die man nicht selber kontrollieren kann.
00:28:08
Speaker
Also es ist jetzt nicht so wie die eigene Homepage, das ist was sehr Kontrolliertes.
00:28:11
Speaker
Oder ein Digitalformat, das man vom Haus aus autorisiert freigibt,
00:28:17
Speaker
Kann man auch noch kontrollieren.
00:28:19
Speaker
Aber wie geht man um mit diesen Plattformen, die ja einem nicht gehören, die durch die Algorithmen unsichtbare Richtlinien haben oder auch Wege gehen, die man nicht kontrollieren kann?
00:28:33
Speaker
Plattformen, die von Leuten jetzt besessen werden, wie bei X, denen man vielleicht jetzt nicht gerade noch mehr Content und Stream schenken möchte.

Herausforderungen mit digitalen Plattformen für Museen

00:28:43
Speaker
Also ich hatte so ein bisschen das Gefühl, deswegen meine Frage auch, in dem Moment, in dem die Museen sich getraut haben, online zu gehen, in die Plattformen reinzugehen, Social-Media-Kanäle zu bespielen.
00:28:54
Speaker
war irgendwie schon so fast das Ende von Social Media ein bisschen erreicht, wie ich es noch vor fünf oder sechs Jahren kannte.
00:29:01
Speaker
Also im Sinne eines demokratischen Miteinanders.
00:29:05
Speaker
Also wie gehen Häuser damit jetzt um?
00:29:07
Speaker
Also gibt es da Stellungnahmen vielleicht auch vom Museumsbund, wie man sich da positioniert?
00:29:12
Speaker
Oder gibt es so ein internes Go und No?
00:29:16
Speaker
Also...
00:29:18
Speaker
Ich denke, gerade die Geschichte von Twitter oder X hat viele Häuser nochmal sensibilisiert, wie problematisch es ist, sich mit...
00:29:28
Speaker
viel Ressourcenaufwand womöglich, ich sag mal, jahrelange Posting auf eine Plattform einzulassen, die von heute auf morgen einfach kaputt ist.
00:29:37
Speaker
Weil was anders ist es nicht.
00:29:39
Speaker
Und ich glaube, es gibt dazu keine definierte Leitlinie oder Standard, die ich kenne.
00:29:43
Speaker
Es gibt vielleicht auch wieder Effekte, die dadurch irgendwo nach oben gekommen sind, dass man schon sieht, eigentlich müssten wir selber in eine Verantwortung gehen und auf Plattformen agieren, die wir auch selber kontrollieren.
00:29:57
Speaker
Die Idee des Fettiverse ist, denke ich, eine solche.
00:30:02
Speaker
Gerade in dem Moment, als die meisten Kultureinrichtungen die frühere Plattform Twitter verlassen haben, tauchte diese Idee des Fettiverse sehr stark auf.
00:30:12
Speaker
Sie hat sich aber, denke ich, trotz auch ambitionierter Initiativen nicht durchsetzen können.
00:30:17
Speaker
Heute taumeln wir irgendwie so ein bisschen orientierungslos zwischen Blue Sky und anderen Plattformen,
00:30:25
Speaker
letzten Endes rum und es ist eigentlich das passiert, was man früher eine Fragmentierung genannt hat.
00:30:32
Speaker
Wir sind auf vielen verschiedenen Plattformen unterwegs und haben noch keine klare Orientierung,
00:30:38
Speaker
oder einen Kanon im Grunde der Plattformen, von denen man sagt, die sind heute eigentlich die Relevanten.
00:30:46
Speaker
Ich glaube, im Blick auf Communities, die Einrichtungen sind erfahrener geworden.
00:30:51
Speaker
Sie sind auch gebrannte Kinder, denke ich.
00:30:53
Speaker
Jeder hat Investitionen in einer Plattform gehabt, die er dann verloren hat.
00:30:59
Speaker
Und
00:31:01
Speaker
Daraus leitet man bestimmte Maßnahmen ab.
00:31:04
Speaker
Aber ich glaube, letzten Endes muss man sich immer darüber klar sein, das hat so ein bisschen Lab-Charakter.
00:31:09
Speaker
Ich probiere das eine Zeit lang auf dieser Plattform, solange sie Effekte hat, die für mich dienlich sind, solange meine Zielgruppen dort unterwegs sind und sich bestimmte Erzählkontexte dort gut abbilden lassen, dann
00:31:26
Speaker
Ich glaube, dass wir heute schon darüber reden können, dass YouTube, Instagram, für manche auch noch TikTok, so die stabilen Player sind.
00:31:35
Speaker
LinkedIn wächst da, glaube ich, gerade mit rein.
00:31:38
Speaker
Das wäre im Grunde so das kleine Triumvirat oder Quartett, die da irgendwie benannt sind.
00:31:44
Speaker
Aber da würden viele...
00:31:46
Speaker
die andere Themen setzen, wie beispielsweise eben Open Access, die sind eher im Fading World unterwegs.
00:31:52
Speaker
Das ist die Fragmentierung.
00:31:54
Speaker
Viele verschiedene Communities auf vielen verschiedenen Plattformen und als Institution muss ich mir klar sein, dass meine Investition von gestern und von heute, morgen womöglich schon eine Investition ist, die nicht mehr greifbar ist, weil die Plattform verkauft wurde oder aufgelöst oder geheuschreckt wurde.
00:32:14
Speaker
Das ist...
00:32:15
Speaker
Das gehört zum digitalen letzten Endes mit dazu.
00:32:18
Speaker
Es sind ja auch unglaublich schnelle Bewegungen, die da passieren und sehr agile Veränderungen, die auch innerhalb eines Monats teilweise passieren können, gerade auch was Trends angeht.
00:32:29
Speaker
Wie kann ein Haus das hinkriegen, gerade öffentliche Institutionen, die mehrere Entscheidungsebenen haben?
00:32:36
Speaker
Also weiß ich nicht, bis dann die Entscheidung durch ist für ein Format, kann es ja sein, dass das schon Schnee von gestern ist.
00:32:43
Speaker
Das ist korrekt.
00:32:43
Speaker
Das ist tatsächlich auch ein Problem, denke ich, was einfach da ist.
00:32:47
Speaker
Da brauchen wir in den Häusern, glaube ich, schon noch immer auch die Bereitschaft und den Mut und das Vertrauen in die Expertise der entsprechenden Abteilungen, dass die da schon auch den richtigen Weg gehen.
00:32:58
Speaker
Ich glaube, das war einer der Gründe, warum man digitale Strategien formuliert hat, um im Grunde Leitlinien irgendwo für das Haus aufzugleisen, die dann aber auch einen
00:33:08
Speaker
einen vertrauensvollen Umgang mit den entsprechenden Produkten ermöglichen, aber der auch in einer gewissen Eigenverantwortung liegt.
00:33:18
Speaker
An das, glaube ich, kann man dieses System nicht leben.
00:33:22
Speaker
Wenn ein Post, ich kenne diese Geschichten von Häusern, ein Post drei Abnahmeschleifen durch das Haus braucht, ist er eigentlich von der vorletzten Woche und damit kann man ihn eigentlich gleich in die Rundablage legen.
00:33:34
Speaker
Er ist nichts mehr wert.
00:33:36
Speaker
Wir brauchen hier schnelle Zyklen, ja.
00:33:39
Speaker
Da können wir jetzt auch mal drüber reden, wer das eigentlich macht.
00:33:41
Speaker
Wir hatten die ganze Zeit nur die Perspektive, was man macht, an Technik und an Formaten.

Digitalisierung der Museumsberufe

00:33:46
Speaker
Mich interessiert auch, wer macht das eigentlich?
00:33:49
Speaker
Das sind Abteilungen, manchmal sitzen die in Vermittlungsabteilungen wahrscheinlich mit dabei oder Kommunikationen.
00:33:56
Speaker
Manchmal sind das auch, ja, wer ist das denn?
00:33:59
Speaker
Sind das die VolontärInnen der Sammlungsabteilungen?
00:34:02
Speaker
Nein, ich glaube, über die Zeit sind wir raus, dass man gesagt hat, weil die jungen Leute, die VolontärInnen oder die PraktikantInnen die Expertise des Digitalen mitgebracht haben, über die Zeit sind wir raus.
00:34:14
Speaker
Ich glaube, dass wir das vielfach mal heute in
00:34:17
Speaker
professionellen Händen haben, dass die mitunter in unterschiedlichen Abteilungen sitzen.
00:34:23
Speaker
Ich kann es nur für Baden-Württemberg sagen, da sind es mal Stabsstellen, mal der Vermittlung, mal der Kommunikation zugeordnet.
00:34:29
Speaker
Manche sind auch oder vielfach sind es Projektstellen natürlich.
00:34:34
Speaker
Das heißt, auch das ist ein Problem, was wir dabei haben.
00:34:36
Speaker
Nach zwei Jahren oder drei Jahren ist die Expertise wieder weg und ich fange unter Umständen wieder von vorne an.
00:34:42
Speaker
Aber es läuft, glaube ich, auf einer anderen Expertise,
00:34:46
Speaker
Und auch da, wie gesagt, in den Fachabteilungen erlebe ich mittlerweile doch auch deutliche Kenntnis.
00:34:52
Speaker
Also die Kuratorinnen, die mir begegnen, vielfach sind selber schon mit einer großen Reichweite auf LinkedIn unterwegs oder sind unterwegs.
00:35:03
Speaker
Heavy Influencer sogar auf irgendwelchen Digitalplattformen.
00:35:08
Speaker
Und das ist eine Expertise, die da heute vorhanden ist.
00:35:11
Speaker
Die ist gewaltig gewachsen.
00:35:13
Speaker
Und das ist wertvoll.
00:35:15
Speaker
Damit muss man letzten Endes agieren.
00:35:18
Speaker
Dass die festen Stellen, die in den Abteilungen eigentlich notwendig sind, doch nicht feststellen.
00:35:24
Speaker
da sind.
00:35:25
Speaker
Das ist ein Defizit, mit dem wir tatsächlich im Moment hantieren müssen und das muss man auch tatsächlich lösen.
00:35:33
Speaker
Das bedeutet ja auch einen großen Ressourceneinsatz.
00:35:35
Speaker
Wenn man sich entscheidet, eine Ausstellung digital zu begleiten, also mit Vorbereitung, mit Nachbereitung, vielleicht wirklich noch irgendwie so eine tiefergehende Wissensvermittlung über eine digitale Ausstellung, virtuelle Ausstellung, die auch bleiben soll, dann bedeutet das ja auch Server-Einsatz, die Updates müssen gepflegt werden.
00:35:56
Speaker
es muss ja auch irgendwie weiter in das Homepage-System eingebunden bleiben.
00:36:01
Speaker
Und wie geht man da jetzt vor, gerade wenn das Projekt gebunden ist?
00:36:06
Speaker
Also hat man jetzt eher so die Mentalität,
00:36:09
Speaker
Eine Ausstellung, also gerade eine Wechselausstellung ist halt vorbei, dann sind die digitalen Inhalte auch vorbei.
00:36:15
Speaker
Oder gibt es schon Überlegungen, wie man so etwas langfristig speichern kann?
00:36:23
Speaker
Ich habe noch nie so eine DOI-Zertifizierung für eine digitale Ausstellung gesehen, mit dem Versprechen, dass die bleibt.
00:36:29
Speaker
Ich glaube, dass es sogar ein Problem ist, dass die Forschung hat sich mit dem Thema digitale Ausstellungen beschäftigt, dass die halt forschen und plötzlich feststellen, nach zwei Jahren ist die Ausstellung plötzlich weg.
00:36:39
Speaker
Also aus Chemnitz, glaube ich, habe ich solche Signale aufgefangen, wo ein entsprechendes Forschungsvorhaben einfach da ist.
00:36:46
Speaker
Das heißt, da in eine Nachhaltigkeit zu kommen, technische Nachhaltigkeit, ist, glaube ich, eine der großen Herausforderungen.
00:36:52
Speaker
Aber so haben wir Digitalisierung und Digitalität in vielen Häusern ohnehin eigentlich falsch gelebt und ich
00:36:59
Speaker
würde sogar so weit gehen, bis zu einem bestimmten Punkt verantwortungslos, dass wir diese Nachhaltigkeit nicht mit reinbezogen haben.
00:37:06
Speaker
Ich glaube, die ersten Instrumente, die versuchen, auch gerade mit Blick auf die sozialen Medien, in eine Erfassung von dem Output, dem Rollout irgendwo zu kommen, was da an digitalen Initiativen umgesetzt werden, sodass die nachhaltig archiviert werden.
00:37:22
Speaker
Wir sind ja eigentlich sogar dazu verpflichtet, zumindest die
00:37:26
Speaker
staatlichen Einrichtungen, Langzeitarchivierung auch für solche Produkte anzustreben.
00:37:31
Speaker
Dieses Bewusstsein, glaube ich, entsteht jetzt erst langsam oder die ersten Maßnahmen sind auf dem Weg, die sowas tatsächlich auch ermöglichen.
00:37:40
Speaker
Aber das ist auch an der Stelle ein Prozess, der sicherlich viel zu spät begonnen wurde und einer Verantwortung, der wir uns aktiv stellen müssen, genau jetzt.
00:37:50
Speaker
Ja.
00:37:52
Speaker
Und welche Personen oder Persona bräuchten denn jetzt Museen, um genau das anzugehen?
00:37:58
Speaker
Also wie sollte man sich jetzt als junge Kunsthistorikerin oder Kunsthistoriker aufstellen, wenn man sagt, ja, ich finde, Vermittlung ist genau mein Ding.
00:38:08
Speaker
Jetzt nehme ich die digitale Vermittlung noch mit und führe die Leute nicht nur fünf Hansel durch mein kleines Museum, sondern ich will jetzt auch alle erreichen oder viel mehr erreichen.
00:38:19
Speaker
Ich glaube, dass mit den Digital Humanities da natürlich schon ein Hintergrund entstanden ist, der wertvoll ist.
00:38:25
Speaker
Wir bringen immer das Schlagwort der Digital Literacy, also der eigenen Medienkompetenz, die da irgendwo entwickelt werden muss.
00:38:32
Speaker
Die ist bei uns in den Ausbildungen noch nicht in dem Maße vorhanden, wie man es sich wünschen würde.
00:38:37
Speaker
Wir sehen das tatsächlich eher als Aufgabe auch eines Hauses, die Digital Literacy der eigenen Mitarbeiterinnen irgendwo aktiv zu entwickeln und zu entwickeln.
00:38:46
Speaker
Das bedeutet jetzt zum Beispiel ganz konkret das Promptenlernen, eine Perspektive dafür entwickeln, was es heißt, mithilfe einer KI auch in die Vermittlung hineinzuarbeiten.
00:38:59
Speaker
Das ist, glaube ich, eine Kompetenz, die es heute braucht, dass ich...
00:39:03
Speaker
Es ist wie beim Publizieren letzten Endes auch, dass ich die Instrumente kennenlerne, mit denen man heute eigentlich digital publiziert, die Plattformen, die Strukturen, die Prozesse, die entsprechende Software.
00:39:15
Speaker
Da braucht es Kompetenz, das muss funktionieren.
00:39:19
Speaker
glaube ich auch viel stärker in die Verantwortung der, ich bleibe mal bei dem Begriff der Ausbildungen, mit rein, dass wir da entsprechende Strukturen tatsächlich entwickeln, dass da mit einer anderen Expertise die jungen Leute kommen.
00:39:37
Speaker
Ich glaube, einen Studiengang digitaler Vermittlung gibt es auch gar nicht.
00:39:41
Speaker
Es gibt natürlich in der Museologie entsprechende Qualifikationen.
00:39:47
Speaker
Ich kenne das aus der HTWK in Leipzig, wo im Grunde in der Museologie entsprechende Dinge gebracht werden.
00:39:54
Speaker
Ich denke, das gibt es in anderen Fällen tatsächlich auch.
00:39:57
Speaker
Aber es ist nur eine Aufgabe, die im Januar im Grunde ansetzt.
00:40:04
Speaker
Da liegt, glaube ich, auch viel bei jedem Einzelnen.
00:40:07
Speaker
sich auf sowas tatsächlich einzulassen.
00:40:09
Speaker
Und weil Sie die Aufwände angesprochen haben, also ich kann das jetzt nur bei unseren Projekten hier im Landesmuseum zum Bauern kriegen, beschreiben im Grunde das Digitalprojekt ist mit dem gleichen zeitlichen Aufwand vorbereitet und durchgeführt worden, den die Ausstellungen hatten.
00:40:25
Speaker
Also auch da haben wir im Grunde, um in das Storytelling zu kommen, das wir jetzt umsetzen, um den Prozess zu haben etc.,
00:40:33
Speaker
Ebenfalls fast zweieinhalb Jahre Vorbereitungszeit gehabt oder Laufzeit, bis das Projekt dann irgendwann startet.
00:40:39
Speaker
Und das braucht ganz klar auch ein gewisses Budget.
00:40:43
Speaker
Es braucht Man- und Woman-Power, um eine gehobene Qualität letzten Endes anzunehmen.
00:40:50
Speaker
auch reinzukommen.
00:40:51
Speaker
Und da darf man, glaube ich, auch immer nicht nur flankierend denken, dass ich sage, ich mache eine Ausstellung und dazu ein flankierendes digitales Produkt, sondern da würde ich ja mal weiterdenken und sagen, wir machen mal keine Ausstellung, sondern wir machen nur ein digitales Produkt.
00:41:06
Speaker
Vielleicht müssen wir über so eine Anforderung mal konkreter nachdenken.
00:41:10
Speaker
Was würde das eigentlich bedeuten?
00:41:13
Speaker
Das klingt für mich aber auch so ein bisschen, als ob sich im Museum dann doch nicht so viel geändert hat.
00:41:17
Speaker
Ich hatte damals im Studio mal einen Rundgang durch ein Museum und die Leitung der Vermittlungsabteilung meinte dann irgendwann so, als wir über die neuen Ausstellungskonzepte, da eine Sonderausstellung gesprochen hatten, naja,
00:41:30
Speaker
Also hätten die uns in der Vermittlung gefragt, hätten wir das ja alles ein bisschen anders gemacht.
00:41:33
Speaker
Wie soll ich denn hier in dem Haufen führen?
00:41:35
Speaker
Also was sind denn das jetzt für Themen und wie soll ich denn die Besuche durchführen?
00:41:39
Speaker
Oder eckt doch jeder an und da kann sich keiner hinsetzen.
00:41:41
Speaker
Also hat es vielleicht auch ein bisschen was damit zu tun, dass bei den großen Aufgabenfeldern, die Museum haben, die Vermittlung...
00:41:51
Speaker
die ja eigentlich immer und überall stattfindet als Form von Kommunikation, dann doch noch ein bisschen weiter zurücktritt hinter Forschen und Ausstellung und Bewahren.
00:42:03
Speaker
Da kann ich mir jetzt im Kopf und Kragen reden.
00:42:05
Speaker
Aber ich glaube, der Prozess der Etablierung, der Vermittlung in den Häusern ist ja auch noch kein so richtig alter.
00:42:11
Speaker
Und dass die Vermittlung heute auf dem Niveau stattfindet und auch angesetzt wird, auf dem sie passiert, ist auch ein mühsamer Kampf gewesen.
00:42:22
Speaker
Und ich glaube, dass wir an verschiedenen Punkten auch mit dem Digitalen gerade einen ähnlichen Kampf haben.
00:42:29
Speaker
Besser, dass der Kopf unter Kragen dranbleibt.
00:42:33
Speaker
Jetzt sind es natürlich auch ganz schön große Mammutaufgaben, zu sagen, man hat eine Digitalstrategie, man möchte ein gewisses Standing auch haben, Dinge auf dem neuesten technischen Stand zu liefern ist,
00:42:47
Speaker
weil die Konkurrenz auch einfach so groß ist.
00:42:49
Speaker
Also VR hatten sie angesprochen.
00:42:52
Speaker
Wir kennen Computergrafiken von Ubisoft oder von diesen AAA-Games.
00:42:57
Speaker
Das sind ja im Prinzip die ästhetische Messlatte, an die Museen überhaupt nicht herankommen können, weil man kein Team von 400 Entwicklerinnen hat, die das aufbaut, sondern halt vielleicht nur eine Person.
00:43:11
Speaker
Und auch nicht Hochleistungsrechner, sondern halt nur einen Rechner im Büro.
00:43:16
Speaker
Wie schaffen Museen das eigentlich, die Sachen, die sie jetzt schon machen, also diese Prototypen, Medienstationen, aber auch alles, was digital sichtbar ist, an Formaten selbst zu entwickeln?
00:43:29
Speaker
Machen die Museen das eigentlich selber oder arbeitet man da mit Firmen schon zusammen?
00:43:34
Speaker
Also ich denke, dass die wenigsten Häuser im deutschen Sprachraum es tatsächlich selber machen, weil sie eine entsprechende Abteilung haben, die sowas umsetzt, sondern dass man das vielfach in partnerschaftlichen Verhältnissen oder im Auftragsverhältnis mit Agenturen tatsächlich irgendwo umsetzt und sich dann diese Expertise und Kompetenz tatsächlich einkauft.
00:43:56
Speaker
Es gibt aber auch Verfahren, wo man versucht, natürlich anders damit umzugehen.
00:44:02
Speaker
Also
00:44:02
Speaker
Sei es, dass beispielsweise Museumsberatungsstellen entsprechende Instrumente aufsetzen und die den Häusern sozusagen finanzieren oder vorfinanzieren und damit auch ein technisches Setting verfügbar machen, dass sich die kleinen Häuser jetzt mal vermitteln.
00:44:18
Speaker
zum Beispiel gar nicht selber leisten könnten, halte ich für eine sehr kluge und sehr richtige Strategie.
00:44:23
Speaker
Und das geht es womöglich nicht.
00:44:24
Speaker
Das machen große Häuser letzten Endes auch so.
00:44:27
Speaker
Und da spielt natürlich auch der Open-Source-Gedanke dann auch mit rein, weil man schon sagen muss, es gibt, wenn man es richtig gut macht, auch als großes Haus, dann entwickle ich ein Produkt,
00:44:39
Speaker
und stelle später die Software des Produktes als Open-Source-Produkt auch in ein entsprechendes Repositorium und regle es zur Nachnutzung an.
00:44:47
Speaker
Sowas passiert.
00:44:48
Speaker
Es gibt Häuser, die das tun.
00:44:49
Speaker
Wir finden auf GitHub entsprechende Codes bereits und können die nachnutzen.
00:44:53
Speaker
Es gibt schöne Beispiele dafür und deshalb ist es natürlich auch auf der einen Seite so wertvoll gewesen und auch wieder so schmerzhaft, dass solche
00:45:02
Speaker
Kristallisationspunkte des Gemeinsamen, wie es das Projektmuseum 4.0 gewesen ist über viele Jahre, wie es aber auch der Coding da Vinci beispielsweise gewesen ist, also ein Kulturhackathon, der genau so ein Miteinander zusammengebracht hat, dass das immer wieder Projekte sind, die dann halt doch auch nur
00:45:24
Speaker
temporär befristet sind und sich dann auch wieder auflösen.
00:45:27
Speaker
Dann braucht es wieder eine Zeit, bis man in irgendein neues Setting kommt.
00:45:31
Speaker
Aber dieses Miteinander ist, glaube ich, die einzige Chance, die wir an der Stelle haben.
00:45:36
Speaker
Sonst bleibt das Ganze auf Projektniveau und man macht es zwei Jahre und dann
00:45:41
Speaker
ist es innerhalb von kürzester Zeit wieder veraltet.
00:45:44
Speaker
Das wäre genau die Definition, um zu dem, was wir eingangs gesprochen haben, was eigentlich etabliert bedeutet.
00:45:51
Speaker
Weil wenn ich dann eigentlich sage, hier ist eine langfristige Finanzierung gesichert, da ist eine
00:45:57
Speaker
Nachhaltigkeit des Produkts gesichert.
00:46:00
Speaker
Da ist eine technologische Standardisierung mit drinnen, wo auch da eine Nachhaltigkeit mit drinnen liegt.
00:46:07
Speaker
Alle diese Parameter gehören eigentlich mit dazu, auch wissenschaftliche Auseinandersetzung und Evaluation des Produktes.
00:46:14
Speaker
Alles das gehört in den Kontext.
00:46:19
Speaker
Ich höre da auch so ein bisschen im Subtext eine leichte Kritik an Fördergeber heraus.
00:46:26
Speaker
Was ja in den letzten Jahren viel gefördert wurde, sind natürlich Neuentwicklungen.
00:46:30
Speaker
Das habe ich so ein bisschen verfolgen können.
00:46:32
Speaker
Und was auch extrem viel gefördert wurde, ist Virtual Reality, Augmented Reality.
00:46:39
Speaker
Ist das ein Problem, dass es einfach zu trendy war?
00:46:42
Speaker
Oder dass man eben genau diese Kooperation und Zusammenarbeit und Weiterentwicklung von Bestehenden, dass das eben nicht so förderungsfähig war in den Projekten wie neue App, neuer VR-Raum, 20 Brillen und irgendwie ein Computer?
00:47:00
Speaker
Das ist immer die Frage, wo kommt die Idee für ein entsprechendes Projekt tatsächlich her?
00:47:05
Speaker
Ich glaube leider schon, dass es vielfach, wie man so schön sagt, der heiße Scheiß ist, der gerade durch den Ort getrieben wird, der dann eine entsprechende Fördermaßnahme auslöst.
00:47:15
Speaker
Also wenn ich an die erste Blütezeit der Apps denke, die ich wahrgenommen habe, dann war es vielfach der Impulsgeber, dass irgendein...
00:47:27
Speaker
technisch affiner Geldgeber ein Museum überredet hat, in ein entsprechendes Produkt zu investieren, ohne dass man vorher wirklich evaluiert hat, passt die App zu meinem Haus, kann ich sie nachhaltig betreiben, ist sie für das entsprechende Thema und Produkt tatsächlich angemessen und man hat auf mehr die Technologie gesetzt, als dass man irgendeine strategische Orientierung da tatsächlich hat.
00:47:54
Speaker
auch abgeleitet hat, weil man eigentlich für die eigene Digitalisierung und Digitalität noch gar kein Gesamtgerüst hatte.
00:48:01
Speaker
Wie passt das eigentlich zum Rest des Hauses?
00:48:04
Speaker
Also ich würde da schon sagen, dass viele Themen, die entwickelt wurden, genau solchen Settings folgten.
00:48:12
Speaker
Und bei allem, was bei VR und AR, vor allen Dingen im archäologischen Kontext und überall da, wo wir
00:48:22
Speaker
Bodendenkmäler oder verlorenes Kulturgut haben, das plötzlich sichtbar wird.
00:48:27
Speaker
Was da an Wertigkeit einfach da ist, gibt es andere Kontexte, wo das Thema VR und AR vielleicht eher weniger Sinn macht, vor allen Dingen, weil es in der Produktion teuer ist und auch im nachhaltigen Betrieb.
00:48:40
Speaker
Da käme man womöglich anders auch zu Lösungen her.
00:48:45
Speaker
Ich habe auf meinem Handy so einen Ordner mit Museums-Apps und ich sammle da auch die ganzen Toten.
00:48:52
Speaker
Das ist ziemlich spannend.
00:48:55
Speaker
Es gab so einen App-Trend und jetzt habe ich eher so, ich zucke dann immer zusammen, wenn ein Museum sagt, wir haben da auch so eine App.
00:49:01
Speaker
Das ist fast schon wie der Benjamin-Aura-Effekt.
00:49:04
Speaker
Also
00:49:05
Speaker
weil sie manchmal auch einfach nicht mehr gut gepflegt sind.
00:49:09
Speaker
Ja, also deshalb braucht es eine technische Lösung, eine Perspektive dafür.
00:49:13
Speaker
Das war ja einer der Gründe, warum damals die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gesagt hat, wir gehen in dieses Thema rein.
00:49:21
Speaker
um eine nachhaltige Konstruktion auf den Weg zu bringen, um es vielen Häusern in so ein Produkt, das technisch aufwendig ist, irrsinnig aufwendig, viel komplexer als der Betrieb einer Webseite letzten Endes, weil man halt abhängig ist von anderen Parametern, wenn sich neue Betriebssysteme irgendwie ändern und schwuppdiwupp ist die App kaputt, die Vielzahl der Webseite.
00:49:45
Speaker
Apps auf dem Kuschelfriedhof war legendär in der Zeit.
00:49:49
Speaker
Und deshalb zu sagen, wir schaffen da eine Abhilfe mit einem gemeinsamen Produkt, war ein strategisches Setting, das bis heute letzten Endes ja auch zu Ergebnissen führt, finde ich den richtigen Ansatz.
00:50:01
Speaker
Gleichwohl glaube ich, dass die App, ich habe es vorhin gesagt, die gehört für mich zu den etablierten Produkten.
00:50:06
Speaker
Und das hat natürlich auch mit den Gewohnheiten des Publikums zu tun, wenn ich sage, heute hat jeder sein Handy in der Hand, in der Hosentasche, auch wenn er durchs Museum läuft.
00:50:15
Speaker
Wir haben doch schon in den meisten Häusern das Thema WLAN gelöst oder die meisten haben eine Flatrate und früher war es Problem, überhaupt eine LAN- oder WLAN-Verbindung herzustellen.
00:50:27
Speaker
ist es heute, denke ich, nicht mehr.
00:50:30
Speaker
Alle diese vielen Parameter, warum im Grunde auch das Handy eine Tür sein kann zur Vermittlung, die heute mit großer Selbstverständlichkeit gegangen wird, finde ich überzeugend.
00:50:44
Speaker
Genauso wie der Einsatz von QR-Codes.
00:50:46
Speaker
Ich glaube, der QR-Code war vor der Pandemie eigentlich tot.
00:50:50
Speaker
Niemand hat ihn benutzt.
00:50:52
Speaker
Man hat gelächelt, wenn man in Museen unterwegs gewesen ist, wo ein QR-Code an der Scheibe klebte, weil man brauchte einen QR-Code wieder auf jedem Handy, den kaum einer hatte.
00:51:02
Speaker
Heute ist der QR-Code über die Foto-App umsetzbar und das Agieren mit QR-Codes ist eine Selbstverständlichkeit geworden, weil man damit auch seinen E-Roller oder was auch immer bucht.
00:51:14
Speaker
In der Stadt und dieses Instrument ist auch, also da merken wir dieses Periodische, diese Abhängigkeit von anderen Strukturen, auf die wir dann in den Häusern natürlich reagieren müssen.
00:51:25
Speaker
Und dieses Mitgehen ist ja schon eine enorme Herausforderung, die man hat, weil man das, was heute passiert.
00:51:31
Speaker
dass gestern klappte morgen dann eben womöglich schon wieder ein alter Hut ist.
00:51:35
Speaker
Ja, also schön, dass Sie das sagen.
00:51:37
Speaker
Man hat ja allein in diesen letzten fünf Jahren so kleine Mini-Renaissancen gehabt.
00:51:41
Speaker
Also der QR-Code natürlich, mir ist noch der Newsletter eingefallen.
00:51:44
Speaker
Auf einmal hat jeder wieder ein Newsletter.
00:51:47
Speaker
Die Apps werden auch wieder besser, die ich eigentlich schon auf dem Friedhof beerdigt hatte oder im Resteordner.
00:51:55
Speaker
Podcast hören die Leute jetzt auch wieder besser.
00:51:58
Speaker
Hieß ja auch, 2013 ist tot.
00:52:00
Speaker
Genau so ist es.
00:52:01
Speaker
Dafür ist das Block gestorben, würde ich beinahe sagen.
00:52:04
Speaker
Also die Renaissance war auch deutlich vor der Pandemie, aber das Block hat schon viele Tode gehabt, glaube ich.
00:52:12
Speaker
Es wird zurückkehren, denke ich.
00:52:15
Speaker
Spätestens an der Stelle, wenn ich merke, dass ich da auf einer eigenen gehosteten Plattform im Idealfall komplexe Dinge vermitteln kann und sie liegen in meiner eigenen Verantwortung.
00:52:25
Speaker
Ich muss nicht Angst davor haben, dass der nächste Milliardär oder Billardär irgendwas aufkauft und dann ist diese Plattform wieder weg.
00:52:34
Speaker
Also wir werden da, glaube ich, durch Zähler und über Höhen laufen.
00:52:40
Speaker
Jetzt ist es ja schon schwierig, den aktuellen Trends hinterherzulaufen.
00:52:44
Speaker
Wie schafft man es denn, den Sprung zu wagen, schneller zu sein als der Trend?
00:52:48
Speaker
Also gibt es etwas, was jetzt in naher Zukunft oder in ferner Zukunft die großen Aufgaben sind oder Formate, die jetzt noch entwickelt werden können oder sollten, dass das Museum mal das Erste ist, das die Sachen macht und nicht irgendwie hinterherhängt?
00:53:04
Speaker
Ist schwierig, weil also im Grunde, wir haben früher immer über Leuchtturmuseen gesprochen, wo wir gesagt haben, da auf die haben wir geguckt und die waren stellvertretend, die haben immer gezeigt, wo es lang geht.
00:53:15
Speaker
Ich glaube, wir haben mittlerweile eine ganze Phalanx an Leuchttürmen und wir gucken gar nicht mehr auf einzelne Häuser, sondern mittlerweile auf einzelne Formate oder Projekte, die einfach vorbildlich sind, um
00:53:31
Speaker
Ich würde immer, wenn man den Blick auf diese Landschaft führen möchte und fragt, was sind denn eigentlich so dann die besten, dann können wir ja zumindest für den deutschen Sprachraum auch auf so Produkte wie den Digamuse Award, der die besten Projekte immer auszeichnet.
00:53:48
Speaker
Auf die kann man, glaube ich, ganz gut verweisen, weil man da auch den Blick auf die Landschaft ganz gut antransportiert bekommt.
00:53:53
Speaker
Wenn ich dann merke, dass es gar nicht eben so flankierende Produkte sind, um die es geht, sondern im Grunde ein anderes Verständnis der Rolle des Museums.
00:54:04
Speaker
Das glaube ich, ich glaube, Sie haben es vorhin mal angesprochen, auch sehr stark in die Rolle des Broadcasters vorgelegt.
00:54:11
Speaker
also verantwortlich zum Sender wird.
00:54:14
Speaker
Das Vertrauen, das das Publikum dem Museum ja offensichtlich belegt, immer noch entgegenbringt, wenn es sich um das Thema Wissen dreht, wenn es darum geht, wo stehen denn die echten Fakten und wer agiert mit denen.
00:54:31
Speaker
Und diese Rolle, die wir da, glaube ich, bekommen, diese noch weiter auszudeuten.
00:54:37
Speaker
Und das tue ich, glaube ich, nicht,
00:54:39
Speaker
Das wäre mein Blick in die Zukunft nicht, indem ich ein flankierendes Format habe, sondern dass das Museum selber zum Sender wird, zum Sender einer Expertise und bestimmter Botschaften und dafür in die entsprechenden Plattformen natürlich auch investieren muss und das womöglich dann eben auch nachhaltig.
00:54:59
Speaker
Wenn ich heute gucke, wer Wissen transportiert, dann gucke ich an der Stelle gar nicht mehr ins lineare Fernsehen, sondern ich sehe das eher auf YouTube und merke, dass dort bestimmte Akteure, Followerschaften aufbauen, die Zehntausende, Hunderttausende von Menschen interessieren, um manchmal sehr skurrile Themen, die aber ganz gut
00:55:22
Speaker
besonders mit den musealen Inhalten zu tun haben, mit denen auch agieren.
00:55:27
Speaker
Und ich finde es schwierig, wenn wir als Häuser da immer nur zuschauen und merken, da drüben entsteht eine Expertise und diese Expertise dreht sich auch um die Themen, die wir eigentlich mit Qualität und mit Wissen und mit Expertise besetzen.
00:55:43
Speaker
Und das Publikum ist aber eigentlich mehr da drüben.
00:55:47
Speaker
Und wir haben solche Effekte auch bei uns im Haus, dass wir merken, wenn der Influencer da drüben eine Aussage macht, dann wird die, die kriegt mehr Nachhall als tatsächlich das, was wir als Museum dazu eigentlich äußern, weil wir es eigentlich nur ein paar Randgruppen erzählen, wenn ich jetzt ganz hart bin.
00:56:06
Speaker
Also wie bringen wir uns auf der anderen Seite, wie machen wir uns da auch sichtbar?
00:56:10
Speaker
Und deshalb glaube ich schon, dass Museen,
00:56:15
Speaker
sichtbar werden auf den entsprechenden Plattformen.
00:56:17
Speaker
Es gibt Beispiele, das Naturkundemuseum Berlin, glaube ich, ist ein gutes Beispiel.
00:56:23
Speaker
Im Ausland würde ich immer auf Smithsonian irgendwo setzen.
00:56:28
Speaker
Ich glaube deshalb auch der Podcast tatsächlich, das ist die Renaissance des Podcasts, denn auch dort wird man
00:56:34
Speaker
zum Sender.
00:56:34
Speaker
Und das, was das Stadtmuseum München gerade macht mit seinem Podcast, finde ich, hat ein ganz anderes Niveau als das, was wir früher da gehört haben.
00:56:43
Speaker
Und auf YouTube-Channels dann in entsprechende Investitionen zu setzen und da zum Wissenssender zu werden.
00:56:51
Speaker
Ich weiß, dass es schwierig ist, wenn ich sage zum permanenten Wissensländer.
00:56:54
Speaker
Aber vielleicht erzählt der heute was über den Bauernkrieg und morgen über Barock.
00:57:00
Speaker
Aber die Expertise und die Glaubwürdigkeit, die wir als Museum haben, wird dort transportiert.
00:57:05
Speaker
Das wäre, glaube ich, eine Herausforderung, der wir uns, glaube ich, stellen müssten.
00:57:10
Speaker
Das nächste MyLab aus dem Naturkundemuseum oder Rezo twitcht aus einer Kunsthalle heraus.
00:57:19
Speaker
Ja, genau so ist es.
00:57:21
Speaker
Aber vielleicht müssen wir da nicht nur unsere eigenen Formate finden, sondern auch unseren eigenen Influencer.
00:57:26
Speaker
Ja, auch miteinander.
00:57:27
Speaker
Das Miteinander ist, glaube ich, ein ganz entscheidender Punkt.
00:57:30
Speaker
Also auch die anderen ernst nehmen und sie in unsere Prozesse einbinden.
00:57:35
Speaker
Das wäre im Grunde, wenn ich jetzt sage, am Schluss, was wir bei unserem Lautzeit 1525 gelernt haben, dann ist das...
00:57:43
Speaker
schon auch das Agieren mit Communities gemeinsam, weil man dann einfach tatsächlich wesentlich deutlicher sichtbar werden kann.
00:57:54
Speaker
Bei einem Video 87.000 Mal ist der abgespielt worden.
00:57:58
Speaker
Das ist eine Qualität, die ich als Museum unter Umständen gar nicht so alleine erreiche, jedenfalls als normales Museum,
00:58:05
Speaker
Wenn ich aber sage, da hängen verschiedene Communities mit drinnen, die eine eigene Community immer mitbringen und in diesem Miteinander entsteht der Effekt, den ich eigentlich haben möchte, dann ist es der Wert, um den es da letzten Endes geht.
00:58:25
Speaker
Das Aufgabenfeld Vermittlung im Museum hat sich zu einer komplexen Landschaft gewandelt und ist mehr als die klassische Highlight-Führung.
00:58:33
Speaker
Mit ihrem Kommunikationsauftrag durchtrinkt sie zunehmend alle Bereiche eines Hauses, von der Forschung über die Öffentlichkeitsarbeit bis zur IT und wird zur gemeinsamen Aufgabe aller Abteilungen.
00:58:45
Speaker
In einer Zeit, in der klassische Formate wie die Museums-App, der Newsletter, QR-Codes und Podcasts scheinbar schon zum Standardrepertoire der Institutionen gehören, entwickeln sich Museen zu aktiven Wissenssendern.
00:59:00
Speaker
Und sie senden zu einer breiten Öffentlichkeit.
00:59:03
Speaker
Eins zeigt sich deutlich im Gespräch mit Christian Gries.
00:59:06
Speaker
Vermittlung ist längst nicht mehr ein Anhängsel, sondern eher eine Brücke zwischen Sammlung, Forschung und dem Publikum.
00:59:13
Speaker
Den BesucherInnen.
00:59:14
Speaker
Wer die digitale Transformation gestalten will, muss Vermittlung als zentrale und abteilungsübergreifende Praxis verstehen.
00:59:22
Speaker
Offen, nachhaltig und nah an den Menschen.
00:59:35
Speaker
Diese Folge von Artistocast, der Podcast für digitale Kunstgeschichte, wurde von Jacqueline Klusig-Eckert produziert, im Auftrag des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte.
00:59:46
Speaker
Unterstützt wird sie durch die Redaktion der Arbeitskreismitglieder Peter Bell, Lisa Diekmann, Peggy Große, Waltraud von Pippich und Holger Simon.
00:59:57
Speaker
Finanziert wird der Podcast von NFDI for Culture, dem Konsortium für Forschungsdateninfrastrukturen, das sich mit materiellen und immateriellen Kulturgütern beschäftigt.
01:00:07
Speaker
Unterstützt wird Artistocast zudem vom Deutschen Verband für Kunstgeschichte und vom Verband DHD Digital Humanities im deutschsprachigen Raum.
01:00:17
Speaker
Hat dir diese Folge gefallen?
01:00:19
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Dann abonniere Artistocast, um keine Episode mehr zu verpassen.
01:00:23
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01:00:32
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Du hast eine Frage, Feedback und Anregung?
01:00:35
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Schreib mir auf Social Media oder per Mail an podcast.digitale-kunstgeschichte.de Ich freue mich, von dir zu hören.
01:00:45
Speaker
Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Artistocast.