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Folge 23: Doppelgänger mit Datenmodell – Digital Twins im Kulturerbe

S1 E23 · #arthistoCast – der Podcast zur Digitalen Kunstgeschichte
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179 Plays26 days ago

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Tom Meißner über den Begriff des Digital Twin und seine Übertragung vom Ingenieurwesen in den Bereich des kulturellen Erbes. Während digitale Zwillinge in der Industrie vor allem zur Simulation technischer Abläufe dienen, liegt im Kulturbereich der Fokus auf der möglichst detailgetreuen Repräsentation historischer Objekte und Architekturen. Doch wo verläuft die Grenze zwischen einem Digital Twin und einem 3D-Scan? Und welche Kriterien machen einen digitalen Zwilling tatsächlich zum „Zwilling“?

Im Gespräch wird deutlich, dass es dabei nicht nur um Visualisierung geht. Digitale Zwillinge können genutzt werden, um Alterungsprozesse, Umwelteinflüsse oder Materialverhalten zu simulieren – und eröffnen damit neue Formen der Analyse, ohne das Originalobjekt zu gefährden. Darüber hinaus sind sie ein wichtiges Werkzeug für die Vermittlung. Objekte werden vorzeigbar, die aus konservatorischen Gründen im Depot bleiben müssen. Kleines kann ganz groß gezeigt werden oder fernes sehr nah.
Gleichzeitig stellen sich methodische und technische Herausforderungen: Wie lassen sich beschädigte oder unvollständige Objekte digital erfassen? Wie wird zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und praktischer Umsetzbarkeit abgewogen? Und was bedeutet diese Technologie für die digitale Bewahrung und Erforschung kultureller Objekte?

Tom Meissner gibt einen Einblick in eine Digitalisierungsabteilung, die das Erfassen von Kulturgut als Daueraufgabe erkannt hat. Neben den logistischen und technischen Herausforderungen wird man dabei täglich auch mit Fragen nach wissenschaftlicher Sinnhaftigkeit, Repräsentation von Kulturgütern und Verantwortung für das kulturelle Erbe konfrontiert.

Tom Meißner M.A. ist Projektmanager im Team Digitales Kulturerbe, Abt. Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement, an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) in Jena.

Begleitmaterial zu den Folgen findest du auf der Homepage unter https://www.arthistoricum.net/themen/podcasts/arthistocast.

Alle Folgen des Podcasts werden bei heidICON mit Metadaten und persistentem Identifier gespeichert. Die Folgen haben die Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 und können heruntergeladen werden. Du findest sie unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du uns gerne per Mail kontaktieren unter podcast@digitale-kunstgeschichte.de

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Transcript

Einführung in digitale Zwillinge

00:00:07
Speaker
Artistocast, der Podcast zur digitalen Kunstgeschichte.
00:00:16
Speaker
Einmal alles scannen, bitte!
00:00:18
Speaker
So oder so ähnlich steht es inzwischen in manchen Projektanträgen.
00:00:22
Speaker
Doch was auf dem Papier mal schnell heruntergeschrieben ist, bedeutet in der Realität viel Zeit, viel Rechenkapazität, viel Speicherplatz und vor allem viel menschliches Know-how.
00:00:34
Speaker
In dieser Folge geht es um einen Begriff, der derzeit eine rasante Karriere macht, den Digital Twin.
00:00:40
Speaker
Ursprünglich im Ingenieurswesen verortet, wird er dort als simulationsfähiges Modell technischer Abläufe verstanden.

Vorstellung von Tom Meissner

00:00:47
Speaker
Im Kulturbereich entfaltet er jedoch eine andere Bedeutung.
00:00:51
Speaker
Hier geht es nicht um Belastungstests für Flugzeugturbinen, sondern um möglichst präzise digitale Repräsentationen von Sammlungsobjekten.
00:00:59
Speaker
Von der mittelalterlichen Skulptur bis zur Bauhauskeramik.
00:01:03
Speaker
Aber was unterscheidet eigentlich einen digitalen Zwilling von einem 3D-Scan?
00:01:07
Speaker
Was kann man mit den hochauflösenden Digitalisaten im virtuellen Raum eines 3D-Viewers machen?
00:01:13
Speaker
Und wie entstehen solche Modelle überhaupt?
00:01:15
Speaker
Wie stellt man sicher, dass sie nach zehn Jahren auch noch für die Forschung funktionieren?
00:01:20
Speaker
Und kann man digitale Zwillinge nicht eigentlich auch für den Kulturbereich einsetzen, gerade wenn es ums Prozessmanagement geht?
00:01:28
Speaker
Zu Gast ist in dieser Folge Tom Meissner.
00:01:30
Speaker
Er ist Projektmanager im Team Digitales Kulturerbe der Abteilung Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena, der TULP.
00:01:42
Speaker
Er gibt uns einen Einblick in die Welt von Fotogrammetrie, Structure from Motion, transparenten Scantischen, Datencontainern und vielen Stunden Datenhygiene.
00:01:51
Speaker
Es ist ein Gespräch über die 3D-Digitalisierung als Daueraufgabe, über technische Präzision, die nicht aus dem Handy kommt und über die feine Kunst, aus Licht und Daten ein digitales Objekt zu formen.

Unterschiede zwischen digitalen Zwillingen und 3D-Scans

00:02:10
Speaker
Hallo Tom, schön, dass du da bist und mir Frage und Antwort stehst.
00:02:13
Speaker
Ja, vielen Dank für die Einladung.
00:02:16
Speaker
Mich super gefreut, dass man auch jetzt nach Thüringen guckt, wenn es darum geht, digitales Kultur, aber noch mehr zu hinterleuchten und auch das Thema 3D-Kulturdigitalisierung vielleicht noch ein bisschen mehr auf den Zahn zu führen.
00:02:28
Speaker
Bevor wir dann mal so einsteigen in das Thema und ich steige immer gerne mit Begriffen ein, aber bevor wir das machen...
00:02:33
Speaker
Wäre es vielleicht ganz gut, dass du kurz erklärst, wo du da gerade drinsteckst, weil irgendwie wirst du ja mit digitalen Zwillingen überhäuft.
00:02:42
Speaker
Also wie sieht dann dein Arbeitsalltag aus?
00:02:45
Speaker
Wo kommen die denn überall auf dich zu?
00:02:47
Speaker
Was habt ihr denn gerade vor dein Thüringen?
00:02:50
Speaker
Ja, also tatsächlich ist das, wenn man es richtig nimmt, nur ein ganz kleiner Teil unserer Arbeit, weil wir natürlich jenseits von 3D-Digitalisierung auch noch 2D digitalisieren und ganz viele andere Daten von A nach B transferieren, sodass das quasi nur ein kleiner Baustein in unserem Serviceportfolio ist, den wir den Museen

Herausforderungen der 3D-Digitalisierung

00:03:08
Speaker
und Archiven anbieten.
00:03:10
Speaker
Und es ist aktuell immer noch ein sehr exklusiver, weil sich natürlich nicht jedes Museumsobjekt, nicht jedes Sammlungsobjekt auch zur 3D-Digitalisierung eignet.
00:03:18
Speaker
Aus verschiedenen Gründen, aus konservatorischen Gründen, aus rechtlichen Gründen.
00:03:22
Speaker
Manchmal ist es auch einfach die Logistik.
00:03:24
Speaker
Also wir arbeiten auch mit vielen kleineren und Kleinstmuseen zusammen.
00:03:27
Speaker
Dort gibt es bekanntlich sehr beschränkte Ressourcen, nicht nur personell, auch finanziell.
00:03:32
Speaker
Und auch materiell, sodass halt manchmal es da schon dran scheitert, das Objekt aus dem Depot so zu verpacken und hierher zu bringen, dass wir das überhaupt erst auf den Scantisch stellen können.
00:03:42
Speaker
Also die Probleme sind da sehr vielschichtig und die Herausforderungen auch.
00:03:47
Speaker
Aber wie gesagt, das ist eigentlich nur ein kleiner Teil unseres Services.
00:03:50
Speaker
Der weit größere liegt eigentlich auch in der digitalen Objektfotografie, also in der klassischen Objektaufnahme von Museumsobjekten in den Häusern.
00:03:58
Speaker
Und euer Ziel ist ja jetzt alles zu erfassen, wenn ich das richtig verstanden habe.
00:04:02
Speaker
Das ist ja immer ein Ziel, sag ich mal.
00:04:05
Speaker
Immer sehr groß denken.
00:04:07
Speaker
Tatsächlich muss man das natürlich immer runterbrechen.
00:04:09
Speaker
Also oft ist es so, dass Museen Bedarfe melden mit Objekten, die sie gerne 3D digitalisiert haben wollen.
00:04:17
Speaker
Beim genaueren Blick dann auch in der Auflistung, was sind das für Objektgattungen, wie ist der Zustand, wie groß sind die Objekte, wie schwer sind die Objekte, da muss man eigentlich schon sondieren, sodass am Ende meistens nur ein kleiner Bruchteil von Objekten in Frage kommt, die wir hier direkt vor Ort 3D digitalisieren können, weil wir zumindest, wenn wir diesen sehr großen Qualitätsstandard erreichen wollen, auf eine lokale Installation bei uns im Fotostudio angewiesen sind.
00:04:40
Speaker
Das heißt, die Objekte müssen zu uns kommen.
00:04:43
Speaker
Und wir können nicht im Haus vor Ort in der Sammlung 3D scannen.
00:04:47
Speaker
Das können wir nur machen, wenn wir sagen, okay, wir wollen zum Beispiel nur ein Objekt mit seiner groben Silhouette erfassen, das so als kleiner Blickfang in der Online-Collection auftaucht.
00:04:57
Speaker
Das ist aber nichts im Vergleich zu der Qualität, die wir erreichen, wenn wir vor Ort bei uns im Fotostudio über Fotogrammetrie, einem großen Scansystem, die Sachen 3D digitalisieren.
00:05:07
Speaker
Also das muss man schon unterscheiden.

Qualitätsstandards für digitale Zwillinge

00:05:10
Speaker
Wir haben hier im Podcast schon viel über Objektdigitalisierung gesprochen.
00:05:13
Speaker
Häufig ging es da um Flachware, eine gute fotografische Aufnahme, dann eben auch die Anreicherung mit Metadaten, die Vernetzung in der Sammlungsdatenbank etc.
00:05:23
Speaker
etc.
00:05:24
Speaker
Auch die Nachnutzung in unterschiedlichen Vermittlungsformaten.
00:05:27
Speaker
Jetzt möchte ich mich mit dir mal auf diese Digital Twins konzentrieren.
00:05:31
Speaker
Diese Digital Twins, die erzeugt werden, du hast es schon gesagt, in einer sehr großen Qualität oder hohen Qualität, da geht es ja wirklich um mehr als nur, ich scanne das jetzt irgendwie mit meiner Handy-3D-App ab.
00:05:45
Speaker
Also was ist für euch die Definition von Digital Twin oder wie fasst ihr das auf?
00:05:50
Speaker
Was ist euer Qualitätsstandard?
00:05:53
Speaker
Der Qualitätsstandard, den man erreichen möchte, der richtet sich ja maßgeblich eigentlich mit dem eigentlichen Ziel der Digitalisierung.
00:06:00
Speaker
Das heißt, bevor wir irgendwas annehmen oder auch irgendwas auf dem Scantisch stellen, muss von der Sammlung, von dem Museum klar sein, was möchte ich damit denn eigentlich machen?
00:06:08
Speaker
Wird es zum reinen Forschungsobjekt?
00:06:10
Speaker
Das heißt, brauche ich eine sehr hohe Qualität?
00:06:12
Speaker
brauche ich feinste Texturen, die erkannt werden sollen, dann muss ich einen sehr intensiveren, umfangreicheren Workflow ansteuern, als wenn ich, wie gesagt, nur ein kleines Highlight-Objekt zu PR-Zwecken mal auf meiner Website zeigen möchte.
00:06:26
Speaker
Und mit dieser Vorgabe des eigentlichen Ziels, also was mache ich mit dem 3D-Scan,
00:06:33
Speaker
justieren wir quasi unseren Workflow.
00:06:35
Speaker
Und wenn wir jetzt am Beispiel Forschungsobjekt bleiben, wo ich ein sehr hoch aufgelöstes Digitalisat brauche, dann dauert es erstens länger, es entstehen größere Speichermengen.
00:06:46
Speaker
Ich muss dann das Objekt, die Daten auch in eine bestimmte Umgebung bringen, dass die Leute, die Forschungsfragen daran haben, auch das Objekt danach fragen können im Viewer.
00:06:55
Speaker
Also das sind mehrere Komponenten, die ich da beachten muss.
00:06:58
Speaker
Ziel-Repositorien, Erschließungsstand, gibt es vielleicht schon Forschungsdaten, die verknüpft werden sollen.
00:07:05
Speaker
Die Viewer-Komponente ganz zentral, die muss ja irgendwie erreichbar sein auf irgendeiner Website, in irgendeiner Online-Collection.
00:07:11
Speaker
Und je nachdem, wie dort dieser Kriterienkatalog ausgefüllt wird, danach richtet sich dann der exakte Workflow.

Einsatz in Bildung und Erhaltung

00:07:19
Speaker
Also der Digital Twin, den gibt es meines Erachtens so gar nicht.
00:07:23
Speaker
Also gibt es nur in vielen Facetten.
00:07:26
Speaker
Der Begriff kommt ja aus der Industrie.
00:07:29
Speaker
Ich habe jetzt ein bisschen recherchiert natürlich im Vorherein und ich finde ihn meistens bei Produktionsprozessen.
00:07:37
Speaker
Da hat man, also entweder in der Variante, ich möchte ein Produktionsprozess,
00:07:42
Speaker
ein Modell bauen, ein Prototypen von irgendwas.
00:07:45
Speaker
Ich mache das aber jetzt erst mal im Digitalen, um zu schauen, funktioniert meine neue Mutter, genau dort, wo ich sie reinbauen möchte, ist dieses Auto, so wie ich es plane, auch genauso stromlinienförmig, wie ich gedacht habe.
00:07:56
Speaker
Da geht es viel um Simulieren auch von Prozessen, was physischer Natur angeht.
00:08:02
Speaker
Wie ist es im Windkanal, wie verhält es sich, wenn ein Stein drauf fällt und so weiter und so fort.
00:08:08
Speaker
Oder Objekte, die real sind, werden gemessen oder mit Sensoren versehen und dann wird ein digitales Abbild online erstellt, um auch dort wieder zu gucken, wie verhält es sich, wenn andere Außenwirkungen auf dieses Objekt passieren.
00:08:25
Speaker
Wie verhält sich das jetzt im Kulturraum?
00:08:29
Speaker
Wenn wir die Sachen digitalisieren, entsteht ja nur einmalig ein Abzug.
00:08:34
Speaker
Ist ein digitaler Zwilling, wenn wir im Kulturbereich sind, was anderes passiert?
00:08:40
Speaker
Es ist auf manchen Ebenen vergleichbar mit den Vorgehensweisen, wie das in der Industrie gemacht wird oder auch bei einer Architektur, bei Gebäudefassaden, wo halt eine Fehlererkennung auf Grundlage des 3D-Scans besser erkannt werden kann.
00:08:56
Speaker
Ein grundlegender Unterschied ist, auf funktionaler Ebene zu sehen.
00:09:01
Speaker
Wie gesagt, du meintest ja schon, es wird genutzt als Analyse-Tool.
00:09:05
Speaker
In der Industrie geht es dann immer irgendwie um Optimierungsprozesse, also um eine Beschleunigung von dem, was mir sonst irgendwie schwer fallen würde.
00:09:15
Speaker
Bei kulturellem Erbe ist es natürlich, kann es das auch sein, aber viel wichtiger ist ja eigentlich der Part, wie fließt das in meinem Vermittlungskonzept vielleicht mit ein?
00:09:25
Speaker
Wie kann es das?
00:09:25
Speaker
Kann ich einen 3D-Scan oder den digitalen Spilling in der Vermittlung besser einsetzen oder effektiver als das Original?
00:09:33
Speaker
Es gibt ja oft den Umstand, ich habe Objekte, die kann ich einfach nicht mehr aus dem Depot rausholen, weil die so fragil sind, weil die beschädigt sind.
00:09:40
Speaker
Dort brauche ich irgendeine...
00:09:42
Speaker
eine Lösung, wie ich das vielleicht trotzdem einbinden kann in meinen Vermittlungsansatz.

Betrachtungsumgebungen für 3D-Modelle

00:09:46
Speaker
Und da ist es natürlich super, wenn ich das über einen digitalen Zwilling machen kann.
00:09:50
Speaker
Es ist ein anderer Zugang, klar.
00:09:52
Speaker
Also man wird nie in die Nähe des Originals kommen.
00:09:54
Speaker
Das ist so ein ganz wichtiger Punkt, dass man, also
00:09:58
Speaker
ganz oft findet man sich an dieser Diskussion wieder, ja, das ersetzt jetzt das Original, das ist totaler Quatsch.
00:10:03
Speaker
Also das würde ich nie sagen, weil das einfach falsch ist.
00:10:07
Speaker
Es ist einfach ein anderer Zugang zu einem Objekt und selbst das Objekt ist, es ist zwar ein Zwilling, aber es ist auch nicht nur eine Kopie, es ist irgendwie eine andere Schicht von dem Objekt, sage ich mal, an das ich bestimmte Fragen stellen kann.
00:10:21
Speaker
Und die Herausforderung ist, glaube ich, eher in dieser funktionalen
00:10:25
Speaker
Also Bedeutungsverschiebung von diesem 3D-Modell.
00:10:28
Speaker
Was ich in der Architektur als Optimierungsschlüssel nutze, muss ich hier im Kontext meiner Vermittlungsstrategie auch ja irgendwie mit bestimmten...
00:10:40
Speaker
Narrativen aufladen mit sinnlichen Erfahrungen, dass ich das quasi irgendwie greifbar mache für mein Gegenüber.
00:10:46
Speaker
Also dieser Aspekt ist, glaube ich, ziemlich wichtig.
00:10:49
Speaker
Und halt auch natürlich unter Berücksichtigung, wenn ich jetzt den Fall habe, ich könnte ein Beispiel mal nehmen, vielleicht von historischen Karten.
00:10:57
Speaker
Es gibt Kartenmaterial, das ist so stark beschädigt, dass ich das vielleicht im Zuge der Digitalisierung nur noch einmal planlegen kann und dann wird es nie wieder mehr...
00:11:05
Speaker
quasi zusammengerollt werden können.
00:11:07
Speaker
Und da ist natürlich die Chance, durch die Digitalisierung diese letzte Möglichkeit nochmal zu fixieren in einem reinen Bild.
00:11:13
Speaker
Das ist, glaube ich, ein ganz greifbares Beispiel.
00:11:16
Speaker
Und genauso funktioniert das natürlich auch bei einem 3D-Objekt.
00:11:19
Speaker
Also finde ich, wir haben bei uns zum Beispiel in der Unisammlung, gibt es den ältesten Stadtplan der Welt, eine Keilschrifttafel.
00:11:27
Speaker
Den kann ich nicht einfach so irgendwo hinlegen, dass jemand sich das anschaut.
00:11:30
Speaker
Aber ich könnte zum Beispiel den 3D-Scan, eine Reproduktion anfertigen und dann wird das Ganze auch wieder sinnlich erfahrbar, wenn ich das mal in die Hand nehmen kann.
00:11:37
Speaker
Also das ist auch ein sehr guter Modus, um das Ganze in der Vermittlung noch besser greifbar zu machen für Besucherinnen und Besucher.
00:11:46
Speaker
Vermittlung finde ich auch immer einen sehr griffigen und guten Einsatz.
00:11:52
Speaker
Also mir fällt da noch Kleidung ein.
00:11:54
Speaker
Kleidung muss ja flach aufbewahrt werden.
00:11:57
Speaker
Vieles darf auch nicht oft ausgepackt werden oder auch ausgestellt werden wegen konservierungstechnischen Problemen.
00:12:04
Speaker
Wenn man die dann mal 3D gescannt hat, in ihren Volumina auch, also wie die ausschauen, wenn sie sich auch bewegen, gerade bei diesen 20er-Jahre-Flapper-Dresses oder so, und man sieht es dann in so einer Bewegungssimulation, ist es erstaunlich.
00:12:18
Speaker
Und das sieht man ja sonst auf einer Mannecke in der Ausstellung nicht.
00:12:22
Speaker
Das ist natürlich ein ganz guter Grund.
00:12:24
Speaker
Um sowas zu tun, muss man dann aber auch, du hast vorhin von Viewern gesprochen, also dort, wo man sich dann diese 3D-Modelle anschaut, die müsste man doch dann auch in eine Umgebung setzen, die irgendwie physikalisch ist, also mit Schwerkraft, mit Wind oder

Ressourcenbeschränkungen und 3D-Digitalisierung

00:12:40
Speaker
so.
00:12:40
Speaker
Ja.
00:12:40
Speaker
Das sehe ich im Kulturbetrieb relativ selten.
00:12:44
Speaker
Also dass man mal sagen kann, okay, ich habe hier eine Holzstatue, eine Lindenholzstatue und ich stelle die jetzt mal 100 Tage in den Regen und gucke, was passiert.
00:12:53
Speaker
Also gibt es solche Funktionalität im Sinne von Alterungssimulation oder Materialsimulation?
00:12:59
Speaker
Gibt es sowas auch schon?
00:13:01
Speaker
Oder ist es eher noch so eine, könnte man dann machen, wenn man die Modelle hat?
00:13:05
Speaker
Das gibt es mit Sicherheit.
00:13:06
Speaker
Das Problem ist bei dem Ganzen, dass das extrem ressourcenintensiv ist.
00:13:11
Speaker
Also was wir jetzt hier machen, ist ja, wir fertigen das 3D-Modell an, den digitalen Zwilling.
00:13:17
Speaker
Aber alles, was danach damit gemacht wird, das ist eigentlich schon gar nicht mehr in unserer...
00:13:23
Speaker
In unserer Aufgabenmatrix.
00:13:25
Speaker
Also das müsste dann das Museum machen, das müsste extra vielleicht ausgeschrieben werden.
00:13:28
Speaker
Das heißt, alles, was danach mit dem Modell passiert, das ist ein extra Aufwand.
00:13:33
Speaker
Man braucht immer einen extra Entwickler, man braucht auf jeden Fall ein Budget.
00:13:38
Speaker
In der Theorie gibt es die wunderbarsten Workflows und Ideen, aber die sind sehr ressourcenintensiv.
00:13:44
Speaker
Und das ist leider auch so ein bisschen der Stolperstein.
00:13:46
Speaker
Wir haben wunderbare 3D-Modelle, aber wir wissen gar nicht immer, was man damit alles machen kann.
00:13:50
Speaker
Beziehungsweise die Museen haben überhaupt nicht die Zeit, sich darüber strategisch Gedanken zu machen.
00:13:55
Speaker
Und deswegen ist die Frage vorab so essentiell.
00:13:58
Speaker
Weil wenn wir schon vorher hören, dass es nicht so ganz klar ist, was mit dem 3D-Modell passiert,
00:14:04
Speaker
dann ist es schwierig, so einen aufwendigen Workflow anzustoßen, weil das ist wirklich sehr aufwendig und es frisst sehr viel Zeit mit unter und wenn dann nicht klar ist, was damit gemacht werden soll, dann gehen wir da eher einen Schritt zurück und sagen, dann müssen wir leider einen anderen Kandidaten suchen, weil das halt wirklich sehr viel Aufwand ist, auch sehr viel Rechenleistung frisst, die ganzen Daten müssen irgendwo vorgehalten werden, die müssen gebackupt werden, gespiegelt werden.
00:14:28
Speaker
Langzeitarchivgerecht auch aufbereitet werden und das frisst alles Zeit und Ressourcen, personell wie auch im EDV-Bereich infrastrukturell und deswegen, das ist eigentlich die wichtigste Frage vorab, warum.
00:14:42
Speaker
Klingt banal, ist aber sehr entscheidend, weil ganz oft diese Frage nicht zwingend beantwortet werden kann.
00:14:49
Speaker
Lass uns doch mal so ein Planspiel

Prozess der 3D-Digitalisierung eines Objekts

00:14:51
Speaker
machen.
00:14:51
Speaker
Also ich bin jetzt, ich bin Museum, ich habe eine Holzskulptur, einen Meter groß, ist super wichtig in meiner Sammlung, irgendein Stadtheiliger oder sowas.
00:15:04
Speaker
Und ich möchte, dass die 3D digitalisiert wird aus Forschungszwecken und ich möchte sie dann auch für die Vermittlung benutzen.
00:15:12
Speaker
Vor allem sollen meine Restauratorinnen auch das benutzen können für Kit-Ausbesserung oder sonst irgendwas.
00:15:19
Speaker
Also das ist so das Setting.
00:15:21
Speaker
Wie würde denn so ein Prozess ausschauen?
00:15:22
Speaker
Also jetzt habe ich das Warum schon beantwortet.
00:15:25
Speaker
Dann kommen wir zu euch und dann macht ihr was.
00:15:28
Speaker
Ganz genau, also es findet eine ganz normale Objektübergabe statt mit Leihvertrag etc., also dieser ganze bürokratische Prozess, er wird dann parallel auch von unserer Restaurierungswerkstatt intern nochmal begutachtet, gegebenenfalls protokolliert, wenn Schadstellen dort sind, also eine klassische Übergabe, wie bei jedem anderen Leihvorgang und jetzt, weiß nicht, hast du gesagt, wie groß die Statue ist?
00:15:50
Speaker
Ein Meter?
00:15:50
Speaker
Ja.
00:15:51
Speaker
Meter, würde wahrscheinlich gerade noch so auf unserem Scan-Table Platz finden, weil eigentlich ist so die maximale Range in der Höhe so 85 Zentimeter und darf halt auch nicht schwerer als 25 Kilo sein.
00:16:03
Speaker
Dann machen wir den alten Sockel aus dem 19.
00:16:05
Speaker
Jahrhundert weg und dann ist 85 Zentimeter.
00:16:08
Speaker
Okay, dann passt er gerade so drauf.
00:16:10
Speaker
Dann gibt es schon mal die Vorgabe, okay, wir brauchen das bestmöglichste Modell, was wir quasi rauslassen können über den 3D-Workflow.
00:16:19
Speaker
Und dann gibt es ganz viele verschiedene Schritte, die angestoßen werden müssen.
00:16:23
Speaker
Also man muss sich das so vorstellen, ich gehe jetzt nicht auf jeden Einzelnen ein, aber es ist quasi eine lokale Installation.
00:16:29
Speaker
Ich habe einen transparenten Tisch, wo das Objekt platziert wird und dann habe ich einen...
00:16:34
Speaker
Ein Kultarm nennt sich das, also eigentlich ein Schwenkarm und an dem ist eine sehr hoch aufgelöste Kamera dran mit 150 Millionen Pixeln.
00:16:42
Speaker
Also schon sehr, sehr hohe Auflösung, die dort quasi pro Bild entsteht.
00:16:48
Speaker
Und dann macht das System aus einem internen Algorithmus, erkennt er, okay, dort steht ein Objekt und kreist erstmal mehrere Male um das Objekt.
00:16:57
Speaker
Es wird quasi so eine Art Netz erstellt, dass erstmal erkannt wird, okay, das ist dies und dieses Objekt, das ist so und so groß, der und der Durchmesser.
00:17:05
Speaker
Und dann macht er quasi mehrere Fahrten um das Objekt und schießt mit der gleichen Entfernung ganz viele Fotos aus ganz vielen Positionen.
00:17:14
Speaker
Und bei einem sehr hoch aufgelösten Modell macht er das sehr, sehr oft, mehrere tausend Male.
00:17:18
Speaker
Kann man justieren, je nachdem wie fein man das haben will.
00:17:22
Speaker
Sodass der quasi am Ende, hat der wie so eine Art Gitternetz erstellt, am Ende ist es dann wie so ein Mesh, nennt man das.
00:17:29
Speaker
Und dort werden dann die erstellten Bilder, die gemacht wurden, georeferenziert auf dem Modell raufgemappt.
00:17:36
Speaker
Sodass wir quasi folgendes Szenario haben, wir haben quasi eine Textur erstellt von dem Originalobjekt und ganz viele hochraufgelöste Bilder an den Stellen, wo Aufnahmen gemacht worden sind.
00:17:47
Speaker
Und dann beginnt der eigentliche Aufwand, da muss man prüfen, ob das alles funktioniert hat.
00:17:51
Speaker
Das heißt, ganz oft habe ich vielleicht auch Ecken, die nicht so ganz getroffen wurden beim Scannen.
00:17:55
Speaker
Dann sieht man halt so Artefakte im Bild, da muss man

Verwaltung großer 3D-Modelle

00:17:58
Speaker
gegebenenfalls nochmal nachscannen, also nachfotografieren, manuell Bilder ranziehen.
00:18:04
Speaker
Und das ist halt der Aufwand, der gemacht wird.
00:18:06
Speaker
Und je komplexer so ein Objekt ist, je komplexer die Oberfläche ist, desto mehr Nachscans muss ich gegebenenfalls machen.
00:18:14
Speaker
Also dieses manuelle Nachstitchen kann sehr sehr aufwendig sein.
00:18:19
Speaker
Bei einfachen Oberflächen ist es schnell gemacht, aber gerade bei Skulpturen oder wo ich irgendwelche Hohlräume habe, da kann es passieren, dass ich da sehr viel manuelle Nacharbeit haben muss.
00:18:28
Speaker
Wenn das dann irgendwann erledigt ist, dann entsteht über einen Rekonstruktionsprozess quasi das fertige Modell.
00:18:36
Speaker
Das Format kann man definieren, wir haben Standardformate, OBJ ist so das Standardformat für eine sehr gute Qualität.
00:18:42
Speaker
Und das ist dann wahrscheinlich auch sehr, sehr groß.
00:18:45
Speaker
Also kann durchaus mehrere Gigabyte groß sein.
00:18:49
Speaker
Das kann ich dann auch nur in einer bestimmten Spezialanwendung erstmal visualisieren, einfach weil die Datenmenge so groß ist.
00:18:57
Speaker
Für Forschungszwecke ist das aber essentiell, weil ich brauche ja wirklich jede Details.
00:19:01
Speaker
Das heißt, ich muss dann für die Forschenden, die die jeweiligen Fragen an das Objekt richten wollen, eine Option bieten, dass sie Zugang zu der Anwendung bekommen.
00:19:10
Speaker
Das heißt, entweder man spielt das in ein lokales System ein, wo halt nur eine bestimmte Gruppe darauf Zugriff hat.
00:19:16
Speaker
Vielleicht gibt es die Anwendung sogar in der jeweiligen Sammlung und dann...
00:19:22
Speaker
können daran verschiedenste Messungen gemacht werden, man kann wirklich sehr detailgenau ranzoomen.
00:19:26
Speaker
Wenn das alles aber nicht möglich ist und ich gezwungen bin, das Ganze vielleicht in einem Online-Viewer zur Verfügung zu stellen, dann kann ich auch das große Modell nehmen, aber dann habe ich natürlich sehr lange Ladezeiten mitunter.
00:19:36
Speaker
Und ich muss gucken, dass der Viewer so konfiguriert ist, dass der so ein hoch aufgelöstes Modell auch zur Anzeige bringen kann.
00:19:43
Speaker
Meistens ist das nicht der Fall, weil man ja auch nicht möchte, dass wenn auf irgendeiner Online-Collection jemand
00:19:49
Speaker
Also mit dem mobilen Endgerät rauf geht und dann drauf klickt und dann irgendwie 10 Gigabyte mobiles Datenvolumen gezogen wird, das ist ja nicht Sinn und Zweck.
00:19:56
Speaker
Deswegen erstellt man dafür reduzierte Modelle, die meistens in der Erscheinung oder auf den ersten Blick sich nicht großartig unterscheiden von dem hoch aufgelösten Modell.
00:20:07
Speaker
Nur natürlich, wenn ich sehr, sehr detailgenau ranzoome, dann sieht man natürlich auch bestimmte weiche Punkte, wo halt einfach die Komprimierung sichtbar wird.
00:20:17
Speaker
Also dann löst man praktisch die Dichte dieser Punktwolke, löst man dann so ein bisschen auf.
00:20:23
Speaker
Also dann gibt es halt nicht auf einem Zentimeter 4000 Punkte, sondern nur noch vier.
00:20:28
Speaker
Richtig, ganz genau.
00:20:29
Speaker
Das könnte ich auch vorher schon definieren.
00:20:31
Speaker
Ich kann auch vorher schon sagen, ich möchte nur eine sehr komprimierte Version.
00:20:34
Speaker
Dann kreist halt der Arm nur 300 Mal anstatt 1500 Mal rum, hat halt weniger Referenzen, wo Bilder drauf gemappt werden und das Modell wird automatisch kleiner.
00:20:43
Speaker
Besser ist es aber wirklich von dem hoch aufgelösten Modell runter zu reduzieren, erreicht man einfach eine bessere, wenn man mehr Informationen hat zum Objekt, eine bessere Qualität auch in der komprimierten Version.
00:20:55
Speaker
Und gelingt dieses Erfassen von Objekten immer oder, also ich weiß noch vor ein paar Jahren, da hat man immer so gesagt, alles was glänzt, kann man nicht 3D scannen.
00:21:04
Speaker
Ist das

Technologische Fortschritte beim Scannen

00:21:05
Speaker
immer noch der Fall?
00:21:05
Speaker
Hat sich die Techniker schon weiterentwickelt?
00:21:08
Speaker
Die Technik hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt.
00:21:10
Speaker
Es ist immer noch herausfordernd, aber es gibt mittlerweile Möglichkeiten, wo man das ganz gut auch einfangen kann.
00:21:15
Speaker
Es gibt verschiedene Formen von Kontaktspray.
00:21:18
Speaker
Dann kann man quasi so eine künstliche Mattheit irgendwie zumindest für die Aufnahme bereitstellen und kann diesen Glanz später wieder hinzufügen.
00:21:27
Speaker
Und es gibt auch wirklich schon Systeme, wo das nicht mehr so ein Problem ist.
00:21:30
Speaker
Was herausfordernd ist, sind transparente Gegenstände.
00:21:34
Speaker
Das müsste man dann tatsächlich über einen Laserscan oder so machen.
00:21:37
Speaker
Da haben wir jetzt hier bei uns vor Ort zum Beispiel nicht die Möglichkeit, das zu machen.
00:21:41
Speaker
Also wir können die Aufnahmen machen, aber wir hatten letztens glaube ich eine Sanduhr, da war das der Fall.
00:21:45
Speaker
Und dort sieht man dann halt

Dokumentation und Langzeitarchivierung

00:21:47
Speaker
die Silhouette vom Glas so leicht, aber der Sand schwebt halt drin so ein bisschen.
00:21:51
Speaker
Also das ist schwierig einzufangen.
00:21:54
Speaker
Aber gibt es auch schon Lösungen für.
00:21:55
Speaker
Aber das sind dann Laserscan-Verfahren, das ist wieder eine andere Möglichkeit.
00:22:00
Speaker
Aber geht auch.
00:22:00
Speaker
Also technisch ist das auf jeden Fall keine Hürde mehr.
00:22:04
Speaker
Jetzt hat man diese Aufnahme.
00:22:07
Speaker
Was ist der nächste Schritt?
00:22:09
Speaker
Ich möchte es ja nachnutzen.
00:22:11
Speaker
Das heißt, was für Daten müssen denn da jetzt noch mitkommen, dass die wissenschaftliche Nachwelt auch weiß, was sie da gemacht hat?
00:22:17
Speaker
Also gibt es dann so Standardbeschreibungen mit, wir haben diese Kamera benutzt, diese Technik, wir haben hier nochmal händisch nachgebessert.
00:22:25
Speaker
Also gibt es dann nochmal so einen Dokumentationsbogen oder irgendwie was?
00:22:30
Speaker
Also was muss man noch bereitstellen für die Nachnutzenden?
00:22:34
Speaker
Das kommt ein bisschen darauf an, was man genau braucht an Informationen.
00:22:40
Speaker
Man muss sich vorstellen, wenn das Scansystem die Aufnahmen macht, wird automatisch ein großes Verzeichnis erstellt mit ganz vielen Unterordnern, wo die ganzen Maskierungsdaten drin sind.
00:22:51
Speaker
Also alle Aufnahmen, die die Kamera macht, wo gesehen wird, welcher Bildteil wird überhaupt genutzt.
00:22:56
Speaker
Der andere wird dann geschwärzt, sind dann maskiert.
00:23:00
Speaker
Die liegen alle physisch vor, quasi in dem Ordner, also digital, nicht physisch, liegen in dem Ordner vor, sodass man die jederzeit aufrufen kann, wenn zum Beispiel etwas doch nicht sichtbar sein sollte.
00:23:12
Speaker
Aber das müssen dann schon wirklich sehr detaillierte Fragen sein und man muss halt genau die Position auch wissen.
00:23:17
Speaker
Die sind zwar alle referenziert am Modell, aber da braucht man schon großes Know-how, um genau zu verstehen.
00:23:22
Speaker
herauszufinden, an welcher Stelle jetzt welche Aufnahme liegt.
00:23:24
Speaker
Die Daten liegen aber alle da.
00:23:26
Speaker
Es ist ein großer Container, auch mit den ganzen Metadaten, wann die Kamera welche Aufnahme gemacht hat.
00:23:30
Speaker
Das wird quasi im Algorithmus automatisch im Code mitgegeben und abgelegt, dass wenn jemand die Frage stellt, die auf jeden Fall auch beantwortet werden kann, ist uns jetzt aber aus unserer Alltagspraxis noch nie begegnet, dass jemand diese Daten haben wollte.
00:23:45
Speaker
Also
00:23:46
Speaker
Wir erstellen meistens die hoch aufgelösten Digitalisate, laden die bei uns in unser Digital Asset Management System, haben dann noch ein Derivat mit einem komprimierten Dateiformat und alle beschreibenden und administrativen Metadaten, die liegen dann sowieso woanders meistens in der Sammlungsdatenbank.
00:24:03
Speaker
Aber theoretisch sind alle...
00:24:05
Speaker
Informationen, die die Kamera während des Scanprozesses aufnimmt, abgelegt, gedeckelt.
00:24:10
Speaker
Und das ist ja auch wichtig vor dem Hintergrund der Langzeitarchivierung.
00:24:13
Speaker
Es gibt ja auch konkrete Vorgaben, wie 3D-Scans langzeitarchiviert werden sollen.
00:24:18
Speaker
Das ist noch ein weites Feld, weil sich da immer wieder noch was ändert.
00:24:21
Speaker
Und die größte Hürde ja auch die Speichermengen und die redundanten Speicherungsmechanismen eine Herausforderung sind.
00:24:29
Speaker
Aber da gibt es schon Vorgaben,
00:24:31
Speaker
wie solche Container quasi gepackt werden müssen, damit alle Informationen aus dem Digitalisierungsprozess auch so abgelegt werden, dass die möglichst lange digital archiviert werden können.
00:24:41
Speaker
Weil das ist mir eigentlich aufgefallen bei den Sammlungen, die jetzt auch schon Digitalisate auf ihren Homepages haben.
00:24:48
Speaker
Bei der Flachware, also bei den fotografierten Digitalisaten hat man häufig, gerade wenn es mit einem Triple-IF-Viewer verbunden ist, noch Metadaten über den Aufnahmeprozess.
00:24:59
Speaker
Was für eine Kamera, was für eine Auflösung oder so weiter.
00:25:02
Speaker
Oder manche geben das auch dann in den Metadaten der Bilder an.
00:25:06
Speaker
Aber bei den 3D-Scans passiert das häufig noch gar nicht.
00:25:09
Speaker
Das ist irgendwie so, schaut mal, wir haben es geschafft, den Viewer hinzukriegen und dann lässt man es irgendwie dabei.
00:25:16
Speaker
Ja, ist aber tatsächlich auch schon möglich, auch über IIIF.
00:25:19
Speaker
Da gibt es auch schon Auszeichnungsmechanismen für 3D-Files.
00:25:23
Speaker
Also das ist schon da, aber es wird, glaube ich, einfach noch nicht genutzt, weil, wie du schon sagtest, viele einfach noch nicht so weit sind.
00:25:29
Speaker
Also viele sind einfach froh, wenn das 3D-Objekt da ist, wenn man beschreibende Metadaten hat und dann ist das schon erst mal gut.
00:25:36
Speaker
Aber klar, langzeitperspektivisch muss das auch quasi funktionieren.

Authentizität digitaler Modelle

00:25:43
Speaker
Ähnlich wie bei 2D-Bilddaten gehandhabt werden, dass alle Informationen zu dem einen Objekt auch an dem jeweiligen Derivat dranhängen.
00:25:50
Speaker
Technisch ist das jetzt auch schon möglich.
00:25:52
Speaker
Jetzt möchte ich nochmal auf diesen digitalen Zwilling zurück.
00:25:56
Speaker
Was man jetzt hat ja mit diesem Prozess, also der jetzt unser Beispielprozess war, war eine unglaublich hohe visuelle Treue.
00:26:03
Speaker
Also diese tausenden von Aufnahmen,
00:26:09
Speaker
dass das äußere Erscheinungsbild, das visuelle Erscheinungsbild hervorragend erfasst wird.
00:26:15
Speaker
Wie sieht es nun mit der Materialität aus?
00:26:19
Speaker
Die kann ja nicht abfotografiert werden.
00:26:23
Speaker
Was muss da passieren, dass das auch in dieses digitale Modell hineinkommt?
00:26:30
Speaker
Da kann man mittlerweile, also wenn man über die Viewer-Ebene spricht, dort schon viele Konfigurationen veranlassen, sei das eine Hintergrundbeleuchtung, Kontrastschärfung.
00:26:41
Speaker
Also da ist schon vieles machbar, gleichwohl man natürlich, wie ich finde, nie die Authentizität eines Originalobjektes so einfangen kann.
00:26:48
Speaker
Man kommt da ran, aber es wird nie das erreicht werden können, was man beim originalen Objekt sieht und das soll es ja auch, wie gesagt, gar nicht funktionieren.
00:26:57
Speaker
Spannend wird das Ganze eigentlich erst, wenn man sich auch selbst quasi in den digitalen Raum begibt und dort vielleicht das Objekt erfährt.
00:27:04
Speaker
Das ist, glaube ich, der Modus, der am ehesten beeindruckt, weil ansonsten hat man, glaube ich, eine zu krasse Trennung zwischen Realität und Digitalität.
00:27:12
Speaker
Wenn man aber sich selbst in den digitalen Raum begibt über verschiedenste Ideen,
00:27:17
Speaker
AI-Anwendungen, dann ist es glaube ich nochmal eine ganz andere Erfahrung, die man macht.
00:27:22
Speaker
Oder es gibt ja auch diese Metaport-Aufnahmen, wo man quasi so ein virtuelles Abbild von einem Museum hat und dort wird das 3D-Objekt gehighlighted als Point of Interest und man kann es sich darüber anschauen.
00:27:34
Speaker
Dann ist glaube ich die Erfahrung von digitalen Kultur-App noch viel größer, als wenn ich das jetzt nur auf dem Bildschirm angucke.

Nutzung digitaler Zwillinge in der Ausstellungsplanung

00:27:41
Speaker
Also das ist
00:27:42
Speaker
Aber das ist auch leider noch viel, viel Zukunftsmusik, wird noch viel zu wenig gemacht, weil das natürlich auch wieder an andere Ressourcen gebunden ist.
00:27:49
Speaker
Ich brauche wieder andere Umgebungen, die ich nachnutzen kann.
00:27:55
Speaker
Meistens sind die auch irgendwie lizenziert, diese ganzen Aufnahmen und
00:27:59
Speaker
Das ist dann wieder so ein Stolperstein, aber theoretisch wäre das aus meiner Sicht eine Erfahrung, die vielleicht noch besser ankommt, als wenn ich mir nur das reine Objekt, das digitalisierte Objekt in einem Viewer anschaue.
00:28:12
Speaker
Ich habe nämlich auch gerade so überlegt, was könnten so Arbeitsprozesse sein, für die ich so einen digitalen Zwilling brauche, jenseits von der Vermittlung.
00:28:19
Speaker
Wenn ich jetzt in einem Museum bin, dann denke ich natürlich auch an Ausstellungskonzeptionen.
00:28:26
Speaker
Natürlich kennt jeder seine Räume, man kennt die Objekte, aber es passiert ja auch oft, dass man sich was ausleiht oder was aus dem Depot holt und dann überrascht ist, es ist viel größer, als man es in Erinnerung hatte oder viel kleiner oder sonst irgendwas.
00:28:37
Speaker
Und auf einmal funktioniert das Ausstellungskonzept nicht mehr, weil vielleicht auch irgendwas viel stärker wirkt.
00:28:43
Speaker
Ich stelle mir das relativ praktisch vor, wenn man Ausstellungshängungen oder Positionierung, Laufwege in einem digitalen Raum vorplanen könnte und die Objekte dann eben auch in ihren passenden Größenverhältnissen zueinander positionieren könnte.
00:29:00
Speaker
Absolut, also da gibt es ja auch schon verschiedenste Tools, wo das tatsächlich auch funktioniert.
00:29:06
Speaker
Wir machen das bei uns in der Bibliothek auch gerade und bilden quasi bestimmte Ebenen nach, wo halt bestimmte Bücher stehen, wo bestimmte...
00:29:16
Speaker
Infotresen und sowas zu finden sind, dass man das quasi auch in der Konzeption und im Monitoring besser vermittelt kann, wenn jetzt zum Beispiel Bauarbeiten stattfinden.
00:29:25
Speaker
Dass man das quasi greifbarer macht, weil wir haben sehr viele Ebenen, sehr viele Liegenschaften, sehr viele Bücher natürlich.
00:29:32
Speaker
Und diese ganzen Systematiken und Ablagelogiken sind natürlich viel besser greifbar, wenn man einfach ein Modell hat.
00:29:38
Speaker
in der man sich drinnen bewegen kann, digital und muss das nicht vor Ort machen, weil ansonsten hat man sehr viele Wege, die man machen muss.
00:29:45
Speaker
Und das Gleiche funktioniert natürlich auch zum Beispiel bei der Depotplanung für Museen wunderbar.
00:29:49
Speaker
Also da gibt es sehr viele Tools.
00:29:52
Speaker
Auch wieder ein Punkt, ist natürlich auch wieder mit Kosten verbunden und mit dem Aufwand.
00:29:55
Speaker
Da kommen wir halt wieder zum Stolperstein.
00:29:57
Speaker
Aber wie gesagt, Möglichkeiten gibt es da sehr viele.
00:30:00
Speaker
Und vielleicht noch mal zum Punkt Nachnutzung der Modelle.

Praktische Anwendungen im Museum

00:30:04
Speaker
Man kann da, glaube ich, ganz pragmatisch rangehen.
00:30:05
Speaker
Also wenn man in einem Museum einfach schwer zugängliche Objekte hat oder welche, die so sehr unscheinbar sind oder vielleicht auch sogar im Bereich Architektur übergehen.
00:30:16
Speaker
Also wenn ich ein sehr historisches Gebäude habe und möchte irgendwelche Elemente des Dachstuhls irgendwie zeigen, dann kann ich das ja schlecht machen, wenn ich im Museum eine Führung mache.
00:30:26
Speaker
Aber da gibt es halt Möglichkeiten, wie ich das visualisieren kann auf einem Screen oder auf einem Tablet.
00:30:31
Speaker
Also alles das, was ich so...
00:30:33
Speaker
nicht wirklich erreichbar Zugriff habe als Besucher, Besucherin, könnte ich mir auf den Screen holen und könnte es dort zeigen, vermitteln, diskutieren.
00:30:42
Speaker
Also das ist, glaube ich, der greifbarste Punkt.
00:30:44
Speaker
Und das findet man tatsächlich schon wirklich in den kleinsten Museen.
00:30:48
Speaker
Es gibt immer Objekte, die ich nur aus der Ferne angucken kann, die hinter Vitrinen verschlossen sind, die vielleicht auch in Depots lagern müssen, aus welchem Grund auch immer.
00:30:56
Speaker
Und die könnte ich dann über den digitalen Zwilling dann doch in meine Ausstellung reinholen.
00:31:03
Speaker
Jetzt habt ihr schon unglaublich viele Objekte erfasst und digitale Zwillinge erzeugt.
00:31:09
Speaker
Gab es jetzt auch schon alleine durch diesen Prozess große neue Erkenntnisse?
00:31:17
Speaker
Also interne Erkenntnisse ja, also alleine was den Workflow angeht.
00:31:23
Speaker
Dort haben wir sehr viel gelernt und können jetzt einschätzen, wie lange es zum Beispiel dauert, 35 Objekte aus 35 verschiedenen Objektkategorien zu digitalisieren.
00:31:32
Speaker
Das haben wir tatsächlich in der Konzeption vorab vielleicht ein bisschen unterschätzt, weil man ja nie weiß, wie viele Nachscans muss ich machen, wie gut ist dann das, keine Ahnung, die Goldkette tatsächlich einzufangen.
00:31:45
Speaker
Oder halt auch nicht.
00:31:45
Speaker
Also da haben wir sehr große Learnings draus gezogen, sodass wir jetzt eigentlich schon eher einschätzen können, wie lange ungefähr es dauert, wenn ich dies und jenes Objekt

Erfahrungen aus 3D-Projekten

00:31:55
Speaker
digitalisieren möchte.
00:31:55
Speaker
Also das so als internes Learning.
00:31:58
Speaker
Und wie lange?
00:31:59
Speaker
Also wie gesagt, wir hatten jetzt...
00:32:01
Speaker
kürzlich 35 sehr unterschiedliche Objekte.
00:32:03
Speaker
Da war eine Marienfigur dabei, da war ein alter Taschenrechner dabei.
00:32:07
Speaker
Also wirklich die ganze Facette, was man halt so findet im Regionalgeschichtlichen Museum.
00:32:11
Speaker
Und wir haben da wirklich insgesamt, glaube ich, ein Jahr gebraucht.
00:32:15
Speaker
Also mit Nachbearbeitung, bis man wirklich das Level erreicht und sagt, okay, das ist jetzt gut.
00:32:21
Speaker
Weil wir das halt, wie gesagt, auch leider nur nebenbei machen.
00:32:24
Speaker
Also wenn wir wirklich jemanden hätten, der dauerhaft nur 3D scannt,
00:32:27
Speaker
dann wäre das natürlich was ganz anderes.
00:32:28
Speaker
Man könnte es durchaus in drei Monaten abwickeln wahrscheinlich oder noch schneller.
00:32:33
Speaker
Aber das ist nur ein Baustein von unserem Service.
00:32:37
Speaker
Und trotzdem waren wir aber eigentlich sehr zufrieden mit dem Output, auch wenn es länger gedauert hat, deutlich länger gedauert hat als geplant.
00:32:44
Speaker
Aber das darf man nicht unterschätzen.
00:32:47
Speaker
Aber das hat man auch bei reinen Objektaufnahmen.
00:32:49
Speaker
Also bei 2D-Aufnahmen habe ich ganz oft den Fall, dass ich noch irgendwelche Übergrößen zusammenfügen muss.
00:32:55
Speaker
Ich muss die Dateien auch benennen.
00:32:57
Speaker
Das wird auch total unterschätzt, weil am Ende muss ich ja verschiedene Datenherde verknüpfen.
00:33:02
Speaker
Ich brauche halt gemeinsame IDs.
00:33:04
Speaker
ob das jetzt die Sammlungsdatenbank ist oder ob das vielleicht noch irgendein Protokoll ist, was dazugehört.
00:33:09
Speaker
Damit sich Daten finden, brauchen sie halt IDs und die müssen stimmen, die müssen gleich sein.
00:33:13
Speaker
Und oft sind sie nicht gleich, weil es irgendwie veraltete Schreibweisen gibt oder sowas.
00:33:17
Speaker
Und da muss man nachbohren und spielt den Ball wieder zurück.
00:33:19
Speaker
Und dann müssen die Dateien umbenannt werden.
00:33:21
Speaker
Also meistens sind es so die größten Herausforderungen, in den vermeintlich banalsten Aufgaben zu finden in der Digitalisierung.
00:33:30
Speaker
Ganz schöne Zeitfresser.
00:33:31
Speaker
Absolut, ja.
00:33:32
Speaker
Und man hat natürlich den Umstand dadurch, dass ja zum Beispiel Inventarnummern, das sind ja von Menschen ausgedachte Nummernkreise.
00:33:40
Speaker
Dort gibt es ja keine, es gibt zwar Empfehlungen, wie man die gestalten kann, aber eigentlich ist jedem Museum frei überlassen, wie er die Objektbezeichnung, die Inventarnummer gestaltet.
00:33:49
Speaker
Und das ist natürlich gerade für den EDV-Bereich tödlich.
00:33:52
Speaker
Weil man da ganz oft Leerzeichen drin hat, man hat Sonderzeichen drin, die krassesten Verkettungen von Zeichen, die im bestimmten EDV-Dialekt Funktionen auslösen.
00:34:03
Speaker
Also da werden dann manchmal Dateiendungen abgeschnitten und sowas.
00:34:06
Speaker
Das heißt, da muss dann vorab erstmal eine Transformation stattfinden, natürlich immer kuratiert durch die Sammlungsverantwortlichen, die müssen es natürlich absegnen.
00:34:15
Speaker
Und das ist schwierig.
00:34:15
Speaker
Da sind wir jetzt auch auf einem guten Weg, aber das fällt uns immer wieder auf die Füße, dass da halt von Menschen gedachte Nummern und systemische Nummern aus dem EDV-Bereich harmonisiert werden müssen.
00:34:29
Speaker
Das betrifft auch 3D-Scans.
00:34:31
Speaker
Ich hätte nicht gedacht, dass das eine große Herausforderung ist.
00:34:34
Speaker
Aber ja, klar.
00:34:36
Speaker
Aus dem Arbeitsalltag ist mir das auch klar.
00:34:38
Speaker
Versuch mal ein Team mit acht Leuten dazu zu bringen, eine gleichformige Dateibenennung hinzukriegen in den Ordnerstrukturen.

Rolle von Metadaten und Erzählungen

00:34:44
Speaker
Da kannst du noch so viel schulen, wie du willst.
00:34:46
Speaker
Genau.
00:34:48
Speaker
Und es gibt sehr viele Museen in Thüringen.
00:34:49
Speaker
Und jeder hat so seine eigene Schreibanweisung.
00:34:53
Speaker
Und die müssen wir auch immer mit beachten.
00:34:55
Speaker
Nicht einfach immer.
00:34:58
Speaker
Und jetzt bei den Objekten, die ihr gescannt habt, wenn die dann wieder zurück an den Häusern sind, habt ihr da schon Rückmeldungen bekommen, wie die eingesetzt wurden?
00:35:05
Speaker
Oder ist das jetzt auch noch alles zu früh?
00:35:08
Speaker
Ja.
00:35:10
Speaker
Ja, leider ist es meistens noch zu früh.
00:35:11
Speaker
Also wir warten dann natürlich sehnsüchtig, dass dann irgendwann die große Online-Collection kommt und die Objekte auch zu sehen sind.
00:35:17
Speaker
Aber meistens sind dann noch Vorarbeiten notwendig.
00:35:19
Speaker
Die Erschließungsdaten sind nicht gut genug, dass man die dazu packen kann.
00:35:22
Speaker
Ich brauche ja auch, wenn ich die Sachen präsentiere, mehr als das Digitalisat.
00:35:26
Speaker
Also das Spannende an der Online-Collection ist ja nicht unbedingt nur das 3D-Modell.
00:35:32
Speaker
Das beeindruckt erstmal schon.
00:35:33
Speaker
Aber das Spannende ist ja eigentlich auch die ganze Geschichte dahinter.
00:35:36
Speaker
Und die
00:35:38
Speaker
Vielleicht auch die emotionale Komponente, warum das Objekt so ein besonderes Highlight ist.
00:35:43
Speaker
Ich brauche irgendeine Story, die ich dazu erzähle.
00:35:45
Speaker
Und das ist ebenso eine große Herausforderung.
00:35:48
Speaker
Aber das liegt halt auch wieder eher in den Museen.
00:35:51
Speaker
Das heißt, wir können die 3D-Modelle zur Verfügung stellen, wir können auch eine Viewer-Komponente anbieten und vielleicht auch eine Plattform.
00:35:57
Speaker
Aber die Inhalte, die müssen halt aus den Sammlungen kommen.
00:36:01
Speaker
Und das ist auch gerade noch eine sehr große Herausforderung.
00:36:04
Speaker
Das muss noch viel, viel besser werden, dass man halt wirklich auch die ganzen digitalen Zwillinge präsentieren kann.
00:36:11
Speaker
Und das funktioniert aber nur mit Metadaten, mit guten Metadaten und halt mit einer Story dahinter.
00:36:16
Speaker
Ja, und die Story muss auch erstmal erforscht werden.
00:36:19
Speaker
Also Grundlagenforschung in den Häusern.
00:36:23
Speaker
Es wurde an vielen Stellen im Podcast auch schon gesagt und genannt.
00:36:27
Speaker
Grundlagenforschung in der Kulturgeschichte ist gerade was, was auch unterfinanziert wird oder

Kosten-Nutzen-Analyse von 3D-Projekten

00:36:32
Speaker
unterfinanziert ist.
00:36:32
Speaker
Es ist halt nicht sexy zu sagen, ich gehe jetzt mal ins Archiv und beschäftige mich mehrere Monate mit einer Handvoll Objekte.
00:36:40
Speaker
Aber da sind wir auch wieder bei dieser Geldfrage.
00:36:45
Speaker
Du hast ja auch schon davon gesprochen, wie Ressourcen aufwendig ist.
00:36:49
Speaker
Man braucht für diese 3D-Modelle, um sie zu erstellen und dann auch wieder sie abzurufen und anzuschauen.
00:36:54
Speaker
In dieser hohen Qualität unglaublich leistungsstarke Rechner.
00:36:58
Speaker
Das muss ja alles dann mit jeder Drehung, die man bei diesem Objekt macht, in dem digitalen Raum, in dem es dann ist, in der Viewer oder in der Engine, wenn man das in so eine Computerspiele-Engine reinstellt, in so einen physikalischen, digitalen Raum, muss ja wirklich jede Ansicht neu berechnet werden.
00:37:15
Speaker
Ich kann jetzt zum Beispiel auch die neuesten Computerspiele mit meinem Rechner nicht mehr spielen, obwohl es ein sehr, sehr leistungsstarker Rechner ist.
00:37:23
Speaker
Diese High-End-Rechner hat ja keiner zu Hause oder die wenigsten mittlerweile.
00:37:28
Speaker
dann ist es aufwendig, sie zu erstellen.
00:37:31
Speaker
Es ist unglaublich datenaufwendig, sie zu sichern und nachhaltig zu halten.
00:37:36
Speaker
Ich glaube, du weißt schon, worauf ich hinaus will.
00:37:41
Speaker
Wie rechtfertigt sich der Erkenntnisgewinn der digitalen Objekte oder die Einsatzszenarien der digitalen Objekte der Digital Twins mit diesem enormen Aufwand, der betrieben werden muss, um sie zu machen und zu haben?
00:37:56
Speaker
Das rechtfertigt sich maßgeblich im Erstgespräch mit den Sammlungen, in der man abklopft, warum.
00:38:01
Speaker
Also das, was ich am Anfang gesagt habe, diese Fragen, warum mache ich das überhaupt, was möchte ich damit machen, wie sind die Erschließungsdaten, gibt es vielleicht schon diese Storys zur Präsentation,
00:38:11
Speaker
Wenn das alles verneint wird, dann machen wir das natürlich auch nicht.
00:38:15
Speaker
Also es ist jetzt nicht so, dass wir das ausrollen und sagen, wir digitalisieren alles in 3D.
00:38:18
Speaker
Das würden wir natürlich gerne, aber wissen gleichwohl, dass das natürlich utop ist.
00:38:24
Speaker
Das heißt, erst wenn wir eine Legitimation finden in den ganzen Fragen vorab, dass wir erkennen, okay, das ist wirklich ein Highlight, das ist im 3D-Kanal.
00:38:34
Speaker
durch das 3D-Scan-Verfahren einen Mehrwert für die Vermittlung, für die Forschung, für die Bestandserhaltung.
00:38:41
Speaker
Wenn das alles einen Check hat, dann machen wir das, aber ansonsten natürlich nicht.
00:38:46
Speaker
Und wie gesagt, man kann sich das vorstellen wie so einen kleinen Fragenkatalog, den man abhaken muss vorab.
00:38:51
Speaker
Der ist jetzt nicht...
00:38:52
Speaker
50 Zeilen lang, aber es gibt schon so ein paar wesentliche Kriterien, die uns dann dazu bewegen, zu sagen, okay, die Objekte nehmen wir an, aber es gibt auch viele, die wir ablehnen müssen.
00:39:02
Speaker
Das trifft nicht immer auf große Freude bei den Häusern, aber das geht halt einfach nicht.
00:39:08
Speaker
Wir müssen mit den Ressourcen, die wir haben, arbeiten und das lässt halt nur eine bestimmte Anzahl an Objekten zu, die pro Monat gescannt werden können.
00:39:16
Speaker
Und genau so stricken wir halt dann unser Auftragsbuch im Bereich 3D-Digitalisierung.
00:39:22
Speaker
Macht auch Sinn, ja.
00:39:24
Speaker
Jetzt gehen wir mal von deiner Alltagsarbeit weg, generell in den großen Bereich Digital Twin.

Dokumentation immateriellen Kulturerbes

00:39:31
Speaker
Was ich mir auch noch gedacht hatte bei Prozessen und irgendwie so Verfahrensabläufen, die man da machen kann, was ja relativ wenig gemacht wird, wahrscheinlich auch wegen des Aufwands,
00:39:43
Speaker
sind Dinge, die eben über ein Objekt hinausgehen.
00:39:46
Speaker
Also ich denke da so an Rituale, Abläufe, also immaterielles Weltkulturerbe.
00:39:54
Speaker
Ich hatte vor Jahren, das ist auch schon ewig her, mal gesehen, dass man versucht hat, eine japanische Zeremonie nachzuspielen in einem großen Greenscreen-Raum.
00:40:06
Speaker
Also wirklich wie bei...
00:40:08
Speaker
Blockbuster-Kinoaufnahmen mit 80 Darsteller und Darstellerinnen.
00:40:15
Speaker
Die haben dann diese Zeremonie nachgespielt.
00:40:16
Speaker
Die sind mit unglaublich vielen Kameras, die Kamerafahrten ständig gemacht hatten in dieser Inszenierung rum, um dieses Event zu erfassen, also digital zu erfassen.
00:40:30
Speaker
Diese Zeremonie, diese Abfolge, wo stehen die Leute, wer macht was und wie.
00:40:36
Speaker
Auch eher als Experiment, um zu gucken, kann man immaterielles Kulturerbe, was eine Aufführungspraxis oft hat, machen.
00:40:43
Speaker
Und ich erinnere mich auch an diese großen ersten Simulationen von Akustik.
00:40:48
Speaker
Also gerade das Forum Romanum, da wurde simuliert, konnten die Leute überhaupt auf den letzten Plätzen die Reden hören, wenn vorne jemand gesprochen hat?
00:40:58
Speaker
Oder alten Theaterinstallationen, konnten die Leute überhaupt alles sehen bei diesem und jenem Bühnenbild?
00:41:07
Speaker
Findet sowas auch statt?
00:41:09
Speaker
Oder wollt ihr auch das Immaterielle Kulturerbe Thüringens erfassen?
00:41:14
Speaker
Das wäre natürlich wunderbar.
00:41:15
Speaker
Es ist natürlich ein großer Wunsch von uns, auch das immaterielle Kulturerbe mit zu inkludieren.
00:41:20
Speaker
Aber ich glaube, das ist einfach auch, wie schon sagt es, sehr ressourcenintensiv.
00:41:26
Speaker
Und ich glaube, da müsste man noch sehr viele andere Player mit an Bord holen, damit das wirklich auch funktioniert und dass man das strategisch so angehen kann.
00:41:35
Speaker
Aber wir wären, denke ich mal, als Landeseinrichtung auf jeden Fall mit dabei.
00:41:38
Speaker
Es ist ja auch ein Auftrag, dass man das Kulturerbe bewahrt und da zähle ich auch das Immaterielle dazu.
00:41:46
Speaker
Aber ich glaube, konkrete Projekte sind mir da jetzt noch nicht bekannt.
00:41:51
Speaker
Vielleicht noch ein kleiner Schwenk zu einem anderen Projekt, das vor einigen Jahren stattfindet.
00:41:56
Speaker
Hat jetzt nicht unbedingt was mit immateriellen Kulturappen zu tun, also auch, aber dort wurde quasi in Erfurt die große Synagoge rekonstruiert über ein 3D-Modell.
00:42:05
Speaker
Also die Synagoge wurde zerstört in den 30er Jahren und auf Basis von alten Lageplänen, historischen Fotos, auch wenigen, aber ein paar Zeitzeugeninterviews wurde quasi die Synagoge rekonstruiert, also neu aufgebaut am Bildschirm.
00:42:20
Speaker
Und darin enthalten gibt es dann halt auch verschiedene Annotationen zu bestimmten besonderen Positionen in der Synagoge.
00:42:27
Speaker
Und da spielen auch Gesänge natürlich eine Rolle, Einzelschicksale, die Orgel, die dort drin

Rekonstruktion von zerstörtem Erbe

00:42:34
Speaker
war.
00:42:34
Speaker
Also das ist so ein...
00:42:37
Speaker
Auch wieder noch was ganz anderes, es ist ja auch kein digitaler Zwilling, sondern es ist eine Rekonstruktion, eine digitale.
00:42:42
Speaker
Wieder darum was anderes, in dem sich viele andere sinnliche Komponenten auch wiederfinden lassen.
00:42:50
Speaker
Es sind halt auch dort Dokumente verlegen, Zeitzeugeninterviews und das alles bündelt man quasi in dieser Rekonstruktion des Modells.
00:42:58
Speaker
Wunderbares Projekt gewesen, auch ausgezeichnet worden.
00:43:04
Speaker
Und das ist so ein Versuch, das vielleicht auch zu bündeln, dieses immaterielle und materielle Kulturerbe, gerade vor dem Hintergrund, dass es jetzt ja nicht mehr erfahrbar ist.
00:43:13
Speaker
Und das ist nochmal eine Ebene weiter.
00:43:17
Speaker
Also da ist vieles möglich, aber auch das war ein sehr, sehr großes Projekt mit ganz vielen Stakeholdern, ganz vielen Unterstützern.
00:43:24
Speaker
Aber nur so ist es machbar.
00:43:26
Speaker
Dort waren auch ganz viele unterschiedliche Wissenschaftler zusammen an einem Tisch und haben sich quasi verschiedenen Fragen gewidmet, jeder in seinem Metier, aber am Ende ist was ganz Wunderbares entstanden im digitalen Raum.
00:43:36
Speaker
Hast du denn mittlerweile so ein lieblingsdigitales Objekt?
00:43:40
Speaker
Ja, ist vielleicht ein bisschen individuell, hat doch ein bisschen was damit zu tun, dass ich mal in einem Keramikmuseum gearbeitet habe, in meinem Volontariat.
00:43:47
Speaker
Und dort gibt es wirklich tatsächlich zwei Objekte aus der Bauhaus-Ära, die finde ich einfach ästhetisch im realen wie im virtuellen Raum sehr ansprechend.
00:43:58
Speaker
Das ist einfach die Formsprache, die mich da irgendwie fesselt und das sowohl im digitalen wie im realen.
00:44:08
Speaker
Könnte ich jetzt eigentlich so einen digitalen Zwilling nehmen und mir dann so eine Keramik nachdrucken mit einem 3D-Drucker?
00:44:15
Speaker
wenn die entsprechende Lizenz dort hinterlegt ist, ist das natürlich durchaus möglich.
00:44:19
Speaker
Wenn wir jetzt beim Beispiel Bauhaus bleiben, wird das nicht der Fall sein, weil da sicherlich über die VG Bild noch formtypologische Nachnutzungsgrenzen gegeben sind.
00:44:31
Speaker
Aber sobald ein 3D-Modell ähnlich wie bei Bilddaten auch eine CC Zero hat oder so, dann ist das natürlich möglich.
00:44:40
Speaker
Ach, so eine Mittelalter-Madonna geht dann auf jeden Fall.
00:44:43
Speaker
Ja.
00:44:44
Speaker
Das sollte funktionieren, ja.
00:44:48
Speaker
Was mich jetzt noch interessiert ist, wie setzt sich eigentlich euer Team zusammen?

Team und Fähigkeiten in der 3D-Digitalisierung

00:44:52
Speaker
Du hast ja gesagt, ihr seid mehrere, du bist Projektkoordinator, wer sitzt denn da noch mit drin und was können die Leute denn alles, die da mitarbeiten?
00:44:59
Speaker
Also kann ich jetzt hier als Kunsthistorikerin sagen, ja, ich komme jetzt zu euch ins Team, nehme mir so ein Fotoapparat und zickzack ist das Objekt, die Mittelalter Madonna gescannt.
00:45:10
Speaker
Genau, wichtiger Punkt.
00:45:12
Speaker
Ja, das ist auf jeden Fall nicht der Fall und wahrscheinlich auch so nicht möglich.
00:45:15
Speaker
Wir haben ein Dreierteam, unter anderem ist dann neben mir noch unser Fotograf und 3D-Scan-Apparator tätig, der ein sehr komplexes Scansystem bedienen muss, an der die 3D-Digitalisierung stattfindet.
00:45:29
Speaker
Das heißt, er wird es nicht mit einer handelsüblichen Kamera machen, auch nicht mit seinem eigenen Smartphone, das vielleicht einen 3D-Sensor drin hat, sondern es ist ein sehr großes, lokal installiertes System mit einem Scantisch, mit einer sehr hoch aufgelösten Kamera, die über einen Smartphone,
00:45:43
Speaker
einen Roboterarm kann man sagen, quasi installiert ist.
00:45:46
Speaker
Es ist ein Rekonstruktion-Server angeschlossen, ein sehr hochleistungsstarker Rechner, der dann über verschiedenste Anwendungen die Kamera steuern kann, aber auch die Verarbeitung der Daten.
00:45:57
Speaker
Und es ist nicht vergleichbar mit einer reinen Objektaufnahme.
00:46:00
Speaker
Also man muss wirklich nicht nur fotografisches Verständnis haben, sondern auch Verständnis im Bereich Bildverarbeitung, Bildbearbeitung,
00:46:09
Speaker
Auch Scripting spielt da eine Rolle, weil ich natürlich bestimmte Sachen anpassen muss.
00:46:13
Speaker
Das heißt, ein hohes Verständnis, ein hohes technisches Verständnis mitbringen muss, was die auch Bewertung von Kriterien eines guten Bildes betrifft.
00:46:23
Speaker
Also ab wann spricht man von einem guten Bild, welches Maß muss das haben?
00:46:27
Speaker
Also ein sehr hohes Verständnis ist da erforderlich, um erstmal diese ganze sehr auch mächtige Installation zu bedienen.
00:46:34
Speaker
Das ist lokal im separaten Raum quasi installiert.
00:46:40
Speaker
Und ja, also dort braucht es schon ein sehr großes Know-how, damit man dort überhaupt erstmal durchdringt, wie der Rechner, wie die Kamera angesteuert werden kann, wie sich der Roboterarm bewegt.
00:46:51
Speaker
Ist er wahrscheinlich Informatiker oder?
00:46:53
Speaker
Also Grafikinformatiker oder?
00:46:56
Speaker
Tatsächlich ist er das nicht.
00:46:57
Speaker
Also der hat das mehr oder weniger über seine Erfahrung quasi sich angeeignet der letzten Jahre.
00:47:02
Speaker
Er ist eigentlich...
00:47:06
Speaker
Designer vom Haus aus und hat dadurch auch eine hohe Affinität zur Fotografie entwickelt und über den Weg dann halt auch zum 3D-Scan-Verfahren, Fotogrammetrie oder Structure from Motion.
00:47:21
Speaker
Das ist wirklich ein sehr hoher Erfahrungshorizont, der da mittlerweile entstanden ist bei ihm, der über Jahre aufgebaut ist.
00:47:26
Speaker
Und das kann man sich auch nicht innerhalb von ein paar Wochen aneignen.
00:47:29
Speaker
Es ist wirklich

Unterstützungssysteme für Museen

00:47:30
Speaker
ein sehr komplexes Feld,
00:47:31
Speaker
Man betritt da halt wirklich einen Bereich zwischen komplexer Fotografie, die man beherrschen muss und halt auch EDV-Kenntnisse.
00:47:40
Speaker
Auch Datenverarbeitung spielt da eine große Rolle, Datenstandards, Datenkonformität.
00:47:45
Speaker
Also das ist so ein komplexes Zusammenspiel von ganz verschiedenen Fachdisziplinen und das vereint lässt es eigentlich erst zu, dass halt so gute 3D-Modelle auch entstehen.
00:47:55
Speaker
Und die andere Person noch neben euch beiden?
00:47:59
Speaker
Genau, und dann haben wir noch eine Kollegin, die quasi die Ansprechpartnerin ist für unsere ganzen Anwendungen, Datenbanken, wo halt die Museen ihre Sammlungsinformationen pflegen und verwalten.
00:48:09
Speaker
Dort gibt es über das Jahr verteilt immer verschiedene Workshops, die wir zusammen auch mit dem Museumsverband organisieren als Dachverband.
00:48:17
Speaker
Und es gibt regelmäßig Schulungen zu bestimmten Anwendungsproblemen, zur Erfassung selbst.
00:48:22
Speaker
Das ist ein sehr komplexes,
00:48:24
Speaker
Sammlungsverwaltungssystem mit verschiedenen Features und das muss man auch regelmäßig auffrischen, weil immer mal was Neues hinzukommt.
00:48:31
Speaker
Genau und da sind wir quasi in Thüringen die einzigen Ansprechpartner und bei über 240 Museen wird es dann nicht still, das Telefon öfter mal klingelt, weil irgendeine Frage da ist oder auch neue
00:48:42
Speaker
neue Personen immer mal wieder ins Museum kommen und dann muss man wieder von vorne schulen.
00:48:45
Speaker
Also das ist eigentlich eine Daueraufgabe.
00:48:49
Speaker
Aber sehr wichtig, weil wir dadurch auch, muss man ja auch sagen, einen kostenfreien Support für alle Thüringer Gedächtniseinrichtungen anbieten.
00:48:57
Speaker
Also oftmals ist es so, dass bei Datenbankanbietern der Service kostenpflichtig ist über irgendeine Hotline oder sowas.
00:49:03
Speaker
Das hat man hier in Thüringen nicht, weil wir quasi
00:49:05
Speaker
An der Landesbibliothek angesiedelt sind und dort quasi als Fachgruppe, als Fachansprechpartner jederzeit erreichbar sind und Support bieten.
00:49:15
Speaker
Es ist glaube ich auch einmalig.
00:49:17
Speaker
Ich kenne kein anderes Bundesland, das diese Strategie fährt für die Digitalisierung der eigenen Kulturgüter.
00:49:23
Speaker
Zumindest nicht auf die Dauer.
00:49:24
Speaker
Also es gab immer schon mal Projektphasen, wo das auch ähnlich in anderen Bundesländern gemacht worden

Beruflicher Hintergrund der Teammitglieder

00:49:29
Speaker
ist.
00:49:29
Speaker
Aber ich glaube, so lange wie uns als Team, seit 2010 gibt es das jetzt schon, ist mir da auch kein anderes Bundesland bekannt.
00:49:37
Speaker
Aber wir sind auch in regem Austausch mit den anderen Bundesländern.
00:49:39
Speaker
Also das funktioniert auch gut und ist auch wichtig, weil wir das ja auch anwendungsunabhängig machen.
00:49:44
Speaker
Also es gibt ja Parallelen zwischen ganz vielen Datenbankanbietern.
00:49:47
Speaker
Es gibt in der Erfassung immer ähnliche Fragen.
00:49:50
Speaker
Da ist auch der Austausch natürlich regelmäßig sehr wichtig.
00:49:53
Speaker
Und was sind denn deine Kompetenzen?
00:49:55
Speaker
Also wie bist du denn da gelandet?
00:49:56
Speaker
Bist du Kunsthistoriker?
00:49:59
Speaker
Nein, ich bin von Hause aus Kulturwissenschaftler, habe ja an der Uni Jena empirische Kulturwissenschaften und Kulturgeschichte studiert, Bachelor wie im Master und bin dann quasi über, also zunächst eine Hilfsstelle im Museum ins Volontariat reingekommen, habe dann
00:50:15
Speaker
drei Jahre im Museum gearbeitet und bin dann über den Museumsverband quasi an die Tulp gekommen, in dieses Support-Team.
00:50:24
Speaker
Genau, das war der Weg.
00:50:25
Speaker
Also ich kannte zunächst die Anwendungsseite, kannte da das Team schon und die Anwendung und habe dann quasi die Seite gewechselt.
00:50:32
Speaker
Bin in den Support gegangen, über den Museumsverband, zunächst und jetzt über die Tulp.
00:50:38
Speaker
Ich finde es auch immer so spannend, wie die Leute dann an diese Position kommen, eben auch diese Übersetzungsleistung zu bringen.
00:50:44
Speaker
Zwischen, ja, auf der einen Seite dieser unglaublich ausgefuchsten, sehr komplexen Technik bis hin zu, ja, wir sind hier ein Museum und wir hätten jetzt gerne mal unseren Bären gescannt.
00:50:56
Speaker
Ist ja auch so, ja, es sind ja auch Welten, die da aufeinander prallen.
00:51:01
Speaker
Mhm.
00:51:03
Speaker
Absolut.
00:51:04
Speaker
Und es ist auch sehr unterschiedlich.
00:51:06
Speaker
Also wir arbeiten ja auch sehr viel mit Universitätssammlungen zusammen.
00:51:10
Speaker
Und dort treten natürlich primär auch dann Forschungsfragen auf, wenn ich zum Beispiel an Fossilien denke oder an irgendwelche Zähne von irgendwelchen Tieren oder sowas.
00:51:22
Speaker
Da kommt tatsächlich häufiger die Anfrage, ob man dort vielleicht nochmal einen 3D-Scan machen kann, weil man das tatsächlich auch in der Praxis und in der Forschung häufiger braucht als, sag ich mal, in einem klassischen regionalgeschichtlichen Museum.
00:51:32
Speaker
Dann ist das einfach nicht so relevant.
00:51:34
Speaker
Aber sobald ich halt den Bereich Forschung betrete und halt Fragen an bestimmte Objekte habe, wo ich auch Sachen messen kann, da wird es natürlich noch relevanter.
00:51:44
Speaker
Deswegen haben wir von der Seite relativ häufig Anfragen.
00:51:47
Speaker
Oder halt aus Museen, die halt einen Forschungsschwerpunkt haben oder die zum Beispiel eine archäologische Sammlung haben, Fundkomplexe und sowas, da tritt das häufiger auf.

Potential animierter 3D-Modelle

00:51:58
Speaker
Und wie sieht es denn bei den digitalen Zwillingen mit Bewegt-Sachen aus?
00:52:02
Speaker
Also habt ihr da auch was?
00:52:03
Speaker
Ich kenne das aus dem Deutschen Museum, da haben die ja versucht Motoren auch digital so aufzuhalten.
00:52:11
Speaker
Zum einen zu scannen und dann so aufzubereiten, dass man auch eine Funktionalität abrufen kann.
00:52:16
Speaker
Also wie funktioniert der Motor, wie funktioniert der Kameraauslöser oder sowas.
00:52:22
Speaker
Ja, das ist auf jeden Fall ein total spannender Bereich, den wir gerne viel intensiver bespielen würden, liegt aber aktuell außerhalb unserer Sphäre, weil dafür brauche ich dann wirklich einen Entwickler, einen CGI, der das wirklich auch so durchdringt, dass sich dann am Ende was bewegt.
00:52:34
Speaker
Das ist nochmal ein ganz anderer Prozess.
00:52:37
Speaker
Wir haben da teilweise schon mit Agenturen zusammengearbeitet, indem wir halt dann unsere Modelle hingeliefert haben und die haben das dann quasi ausgesucht.
00:52:44
Speaker
so nachprogrammiert, dass das sich dann noch irgendwie bewegt.
00:52:47
Speaker
Was wir machen können, ist, dass man das natürlich rotieren lässt.
00:52:49
Speaker
Das ist ja noch so der einfachste Modus, was man auch meistens über den Viewer regeln kann.
00:52:53
Speaker
Aber wenn es darum geht, dass man irgendwas aufklappen kann oder sich irgendwelche Zahnräder drehen, das ist dann nicht in unserem Fachbereich und müsste quasi dann separat beauftragt werden.
00:53:06
Speaker
Also wir erstellen quasi die Basis dafür, dass sowas funktioniert.
00:53:12
Speaker
Das ist ja auch was total Spannendes, weil das bedeutet, also wenn du jetzt den Einblick dann so gibst, wenn du das erklärst, ist das natürlich klar, aber auf den ersten Blick denkt man sich so, naja, die haben noch das 3D-Ding, das werden sie doch einfach mal so schnell machen können.

Erstellung interaktiver 3D-Modelle

00:53:24
Speaker
Ich bin überrascht, wie viel Handarbeit da drin steckt.
00:53:27
Speaker
Ja, genau.
00:53:29
Speaker
Und das ist auch ganz oft so die falsche Annahme, dass dann halt Erwartungshaltungen entstehen, die total utopisch sind.
00:53:38
Speaker
Und das muss man halt auch ganz klar sagen, was wir können und was wir halt aber auch nicht können.
00:53:43
Speaker
Einfach weil wir das auch personell nicht leisten können und diese ganze Simulation wirklich nochmal ein ganz anderer Fachbereich ist.
00:53:51
Speaker
Das trifft nicht immer auf Verständnis, aber man muss es fairerweise einfach sagen, wir erstellen hoch aufgelöste Digitalisate, stellen die auch zur Verfügung, aber alles, was dann in der Nachnutzung passiert, also sei das irgendwie ein strategischer, konzeptioneller Ansatz zur Vermittlung, als auch irgendwas in Richtung CGI, das können wir halt nicht leisten.
00:54:10
Speaker
Aber das muss man einfach vorab klären, den Zahlen muss man vorher ziehen, nicht, dass da was Falsches an Erwartungen entsteht.
00:54:18
Speaker
Genau.
00:54:19
Speaker
Aber es gibt ja jetzt auch spannende Möglichkeiten, also wenn es jetzt erstmal diese ganzen 3D-Digitalisate gibt, auch eben in dieser wissenschaftlichen Qualität, um überhaupt Simulationen, Materialalterung, Umwelteinflüsse, keine Ahnung, ich breche es auseinander und klebe es wieder zusammen, machen zu können.
00:54:37
Speaker
Also jetzt, wenn es die 3D-Modelle gibt, dann kann ich ja jetzt auch anfangen, die Forschungsanträge zu schreiben, weil sonst wären ja die Forschungsprojekte auch viel zu groß geworden, wenn die Digitalisierung Teil des Forschungsprojekts hätte sein müssen.
00:54:48
Speaker
Also jetzt vielleicht eher so der Aufruf an alle, die zuhören.
00:54:53
Speaker
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um Simulationsforschung zu betreiben.
00:54:59
Speaker
Absolut.
00:55:01
Speaker
Vielleicht noch ein kleiner Nachsatz.
00:55:03
Speaker
Was wir natürlich machen können ist, also angenommen, wir bleiben mal wieder bei den Keilschrifttafeln, weil ich es vorhin erwähnt hatte, dort ist es ja ganz oft so, dass man verschiedene Fragmente hat, weil das halt Tonstücke sind.
00:55:14
Speaker
Die werden ja klassischerweise auch in der Forschung dann irgendwie puzzelartig zusammengesetzt.
00:55:18
Speaker
Und das können wir tatsächlich machen, dass wir halt Einzelscans machen von den Fragmenten und die zu einem Ganzen zusammenfügen, sodass man am Ende ein Abbild hat, also eine Tafel oder eine Tafelhülle.
00:55:30
Speaker
Das ist durchaus möglich, das haben wir auch schon gemacht.
00:55:32
Speaker
Aber wie gesagt, sobald es darum geht, die Sachen sich selbst dynamisch bewegen zu lassen oder irgendwie durch den Raum zu fliegen, das ist dann halt was ganz anderes.
00:55:39
Speaker
Aber das Zusammenfügen, das klappt tatsächlich auch schon gut.
00:55:42
Speaker
Das ist auch aufwendig, aber das wäre noch in einem Funktionsspielraum, wo wir uns auch wiederfinden würden.
00:55:48
Speaker
Ja, auch wirklich eher der Einsatz in der Archäologie, Rekonstruktion von Vasen, von Mobiliar oder sonst irgendwas.
00:55:58
Speaker
Danke dir für den Einblick in deinen Arbeitsalltag und in die digitalen Zwillinge, die dort in Thüringen entstehen.
00:56:05
Speaker
Ich bin sehr gespannt, was bei euch noch rauskommen wird und auf die vielen Forschungsprojekte für die Simulation, die wir hoffentlich heute angetrieben oder inspiriert haben.
00:56:14
Speaker
Ja, super.
00:56:14
Speaker
Vielen Dank für die Einladung.
00:56:16
Speaker
Es hat Spaß gemacht und ich hoffe, dass da ganz viele neue Fragen entstehen, neue Anträge entstehen und die Welt der digitalen Zwillinge noch größer wird, als sie jetzt schon ist.
00:56:32
Speaker
Digitale Zwillinge klingen nach Hightech, sind aber oft vor allem eins Handwerk.
00:56:37
Speaker
Die Scantechnik hat sich enorm weiterentwickelt und algorithmisch betriebene Roboterarme unterstützen die Präzision der Aufnahmen.
00:56:44
Speaker
Doch ohne geschultes Auge, technisches Verständnis und ein Team, das viele Fähigkeiten hat und eine strategische Planung klappt das mit den 3D-Objekten nicht und hunderte, ach was sag ich, tausende Bilder bleiben Datenfragmente.
00:56:59
Speaker
Diese Folge hat gezeigt, dass Digitalisierung keine Zauberei ist und schon gar kein Nebenbei.
00:57:04
Speaker
Wir haben es hier mit einer dauerhaften und komplexen Aufgabe zu tun.
00:57:08
Speaker
Eine Aufgabe, die von Menschen getragen wird, die nicht nur scannen, sondern auch verstehen, was sie da tun.
00:57:14
Speaker
Ob am transparenten Scantisch mit Roboterärmchen, im Viewer-Interface, in der Game Engine oder in der Sammlungslogistik dahinter.
00:57:23
Speaker
Und es liegt auch an uns, als WissenschaftlerInnen Forschungsfragen zu entwickeln.
00:57:27
Speaker
Wie verhält sich eine Lindenholzfigur bei Dauerregen?
00:57:30
Speaker
Wie sieht so ein Flapperdress in den 20er Jahren in Bewegung aus, wenn der Charleston spielt?
00:57:34
Speaker
Und was ist eigentlich der richtige Betrachterstandpunkt für so manche Statuen in Museen?«
00:57:40
Speaker
Da gibt es noch eine Menge andere Fragen, besonders was den Einsatz der Technik für Projektabläufe, Prozessabläufe anbelangt.
00:57:48
Speaker
Ich freue mich schon auf die vielen Forschungsprojekte, die nun kommen werden.
00:57:51
Speaker
Und bis dahin, bleibt digital neugierig und kritisch sowieso.
00:58:06
Speaker
Diese Folge von Artistocast, der Podcast für digitale Kunstgeschichte, wurde von Jacqueline Klusig-Eckert produziert, im Auftrag des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte.
00:58:16
Speaker
Unterstützt wird sie durch die Redaktion der Arbeitskreismitglieder Peter Bell, Lisa Diekmann, Peggy Große, Waltraud von Pippich und Holger Simon.
00:58:27
Speaker
Finanziert wird der Podcast von NFDI for Culture, dem Konsortium für Forschungsdateninfrastrukturen, das sich mit materiellen und immateriellen Kulturgütern beschäftigt.
00:58:38
Speaker
Unterstützt wird Artistocast zudem vom Deutschen Verband für Kunstgeschichte und vom Verband DHD Digital Humanities im deutschsprachigen Raum.
00:58:48
Speaker
Hat dir diese Folge gefallen?
00:58:50
Speaker
Dann abonniere Artistocast, um keine Episode mehr zu verpassen.
00:58:54
Speaker
Hinterlasse uns eine Bewertung und teile den Podcast mit Freunden und KollegInnen, die sich für digitale Kunstgeschichte begeistern oder noch begeistern lassen.
00:59:03
Speaker
Du hast eine Frage, Feedback und Anregung?
00:59:06
Speaker
Schreib mir auf Social Media oder per Mail an podcast.digitale-kunstgeschichte.de Ich freue mich, von dir zu hören.
00:59:16
Speaker
Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Artistocast.