Become a Creator today!Start creating today - Share your story with the world!
Start for free
00:00:00
00:00:01
Folge 11: Digitale Kunst - ihre Geschichte, Akteur*innen und interaktiven Ansätze image

Folge 11: Digitale Kunst - ihre Geschichte, Akteur*innen und interaktiven Ansätze

S1 E11 · #arthistoCast – der Podcast zur Digitalen Kunstgeschichte
Avatar
314 Plays1 year ago

In dieser Folge spricht Jacqueline Klusik-Eckert mit Julian Stalter über die lange Geschichte der digitalen Kunst und die vielen Akteur*innen dieser Kunstgattung.

Die Digitale Kunst hat ihren Ursprung in den 1960er Jahren, als Künstler*innen begannen, Computer als kreatives Werkzeug zu nutzen. Der Durchbruch kam in den 1980er Jahren mit der Verbreitung personalisierter Computer und Software, die es Künstlern ermöglichten, digitale Medien als eigenständige künstlerische Ausdrucksform zu nutzen. Der Blick auf unterschiedliche Kunstwerke zeigt, wie eng die digitale Kunst auch mit der Technikgeschichte verbunden ist, sich aber auch von der Biologie inspiriert ist. Im Blogbeitrag zu dieser Folge findet man eine Liste aller genannter Künstlerinnen und Künstlern. Wo es möglich ist, wurden auch Aufzeichnungen der Werke als Links hinterlegt.
Digitale Kunstwerke gehen oft über die traditionelle visuelle Wahrnehmung hinaus und integrieren Klang, Bewegung und Interaktivität. In teils experimentellen Installationen werden die Grenzen der Sinneswahrnehmung ausgelotet. Viele der multidimensionalen Werke fordern nicht nur die kunsthistorische Analyse heraus, sondern werfen auch Fragen nach der Rolle des Publikums und der Interaktion in der Kunst auf.
Wichtige Institutionen, die sich mit Digitaler Kunst beschäftigen, sind das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe, das sich auf die Schnittstelle von Kunst und Technologie konzentriert. Das Ars Electronica Center in Linz widmet sich der Förderung von Kunst und Technologie schon seit mehreren Jahrzehnten. Diese Institutionen und noch einige mehr spielen eine entscheidende Rolle bei der Dokumentation, Ausstellung und Erforschung digitaler Kunst und tragen dazu bei, ihre Anerkennung in der kunsthistorischen Landschaft zu fördern.

Trotz ihrer kulturellen Bedeutung und des Einflusses auf zeitgenössische Kunst sind digitale Kunstformen in den kunsthistorischen Lehrplänen oft unterrepräsentiert. Die Debatte darüber, warum diese Gattung in der akademischen Welt nicht ausreichend gewürdigt wird, kreist um Fragen der Materialität, der Zugänglichkeit und der fehlenden Tradition. Die Trennung zwischen Kunst und Technologie sowie die Schwierigkeiten bei der Bewahrung und Ausstellung digitaler Werke sind ebenfalls Themen, die in diesem Kontext diskutiert werden.

Julian Stalter M.A. ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Reflection-driven Artificial Intelligence in Art History, LMU München und beschäftigt sich in seiner Forschung mit Digitaler Kunst an der Schnittstelle von Naturnachahmung und Bio Art.

Begleitmaterial zu den Folgen findest du auf der Homepage unter https://www.arthistoricum.net/themen/podcasts/arthistocast

Alle Folgen des Podcasts werden bei heidICON mit Metadaten und persistentem Identifier gespeichert. Die Folgen haben die Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 und können heruntergeladen werden. Du findest sie unter

https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du gerne per Mail an uns schicken unter

podcast@digitale-kunstgeschichte.de

Recommended
Transcript

Einführung in Artistocast und digitale Kunstgeschichte

00:00:07
Speaker
Artistocast, der Podcast zur digitalen Kunstgeschichte.

Der Einfluss von Beeples NFT-Verkauf auf digitale Kunst

00:00:18
Speaker
69,3 Millionen Dollar.
00:00:20
Speaker
Das muss man erstmal sacken lassen.
00:00:22
Speaker
So viel war ein Sammler der NFT des digitalen Kunstwerks Every Day The First 5000 Days von Mike Winkleman, alias Beeple, bei einer Auktion im renommierten Auktionshaus Christie's 2021 wert.
00:00:38
Speaker
Seitdem spricht irgendwie jeder über digitale Kunst.
00:00:41
Speaker
Die Neugier an digitaler Kunst war in der Öffentlichkeit geweckt.
00:00:46
Speaker
Das war aber nicht immer so.
00:00:48
Speaker
Die digitale Kunst führte im Kanon der Kunstgeschichte lange ein Schattendasein.
00:00:53
Speaker
Doch ihre Geschichte beginnt bereits in den 1960er Jahren.

Digitale Kunst: Eine historische Perspektive

00:00:57
Speaker
Sie war seitdem immer da.
00:00:59
Speaker
Es ist uns nur nicht so bewusst.
00:01:02
Speaker
Medienkunst und digitale Kunst kommen im kunsthistorischen Curriculum nur selten vor.
00:01:07
Speaker
Manchmal scheint es in den Überblicksvorlesungen bei all den anderen Strömungen und Ereignissen des 20. und 21.
00:01:14
Speaker
Jahrhunderts kaum Platz dafür zu geben.
00:01:18
Speaker
Doch digitale Kunst hat eine eigene und bereits lang andauernde Geschichte.
00:01:22
Speaker
Es gibt Schlüsselmomente, etablierte Institutionen wie die Ars Electronica und Häuser wie das ZKM in Karlsruhe, das sich mit der besonderen Herausforderung beschäftigt, digitale Kunst zu bewahren und ausstellbar zu halten.

Diskussion über die Natur und Akteure der digitalen Kunst

00:01:37
Speaker
Aber was ist digitale Kunst eigentlich?
00:01:40
Speaker
Haben wir es hier mit einer Nische in der ohnehin schon nischigen Medienkunst zu tun?
00:01:45
Speaker
Wer sind die Akteurinnen und Akteure dieser Geschichte und dieser Kunstform und wie verhält sich das denn alles zu KI-Kunst?
00:01:54
Speaker
Für alle diese Fragen habe ich mir Julian Stalter eingeladen.
00:01:58
Speaker
Er ist Wissenschaftler an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München und forscht im Moment im DFG-Projekt Reflection-Driven Artificial Intelligence in Art History, einer Schnittstelle von digitaler Kunst, Naturnachahmung, der Überschneidung von digitaler Kunst und Bioart.
00:02:17
Speaker
Im Gespräch mit ihm werden viele Namen aus der Geschichte der digitalen Kunst fallen.
00:02:22
Speaker
Wer sich da orientieren möchte oder neugierig auf die Werke geworden ist, findet eine Liste dazu im begleitenden Blog auf der Artistocast-Homepage.

Frühe digitale Künstler und Ausstellungen

00:02:31
Speaker
Und wo es möglich war, habe ich auch Videos zu den interaktiven Kunstwerken verlinkt.
00:02:37
Speaker
Also, steigen wir mal ein in das Thema digitale Kunst.
00:02:48
Speaker
Hallo Julian, schön, dass du da bist.
00:02:50
Speaker
Jetzt fangen wir doch einfach mal mit den Anfängen an.
00:02:52
Speaker
Wann fängt digitale Kunst eigentlich an und welche Rolle spielt sie in der Medienkunst?
00:02:57
Speaker
Tief den Anfang der digitalen Kunst kann man in die 60er Jahre verorten.
00:03:02
Speaker
Wir haben dort erste Künstler in Deutschland wie Georg Nees und Friedan Nake, Manfred Mohr, ein bisschen später auch Herbert W. Franke,
00:03:12
Speaker
Im amerikanischen Raum haben wir Michael Noll und Charles Dury.
00:03:17
Speaker
Ein bisschen später kommt dann auch Vera Mollner als wichtige Person hinzu.
00:03:21
Speaker
Und ein entscheidendes Jahr ist eigentlich 1965.
00:03:24
Speaker
Da haben wir zwei Ausstellungen, die so initial für die digitale Kunst sind, in New York und in Stuttgart.
00:03:33
Speaker
In Stuttgart stellt Georg Neß aus an der Studiengalerie der TH Stuttgart.
00:03:40
Speaker
unter dem Titel Computergrafik.
00:03:43
Speaker
Und er ist da auch sehr stark beeinflusst von einem Philosophie-Professor an der Universität Stuttgart, Max Benze.
00:03:51
Speaker
In New York haben wir Michael Noll, der in der Howard Wise Gallery ausstellt, unter dem Titel Computer Generated Pictures.
00:04:00
Speaker
Also diese beiden Ausstellungen werden oft als erste der digitalen Kunst genannt, eben im gleichen Jahr auch, 1965.

Technische Aspekte der frühen digitalen Kunst

00:04:08
Speaker
Und wie sehen die Werke aus?
00:04:10
Speaker
Also Stuttgart und New York werden jetzt nicht oft in einem Satz genannt, wenn es um wichtige Ereignisse in der Kunstgeschichte geht.
00:04:16
Speaker
Ähneln sich die Sachen optisch oder wie sind diese Werke?
00:04:22
Speaker
Ja, es sind so Plottergrafiken eigentlich.
00:04:25
Speaker
Und wenn man sich die anschaut, haben sie vielleicht mit der digitalen Kunst, die man heute so vor Augen hat, noch nicht so viel zu tun, weil die ganze Hardware, die ganzen Hardware-Anforderungen und auch die Art, wie digitale Kunst entsteht, ganz anders sind.
00:04:41
Speaker
Also wir haben da eigentlich noch Computer, die so mit Lochkarten gesteuert werden.
00:04:46
Speaker
Also noch gar nicht mit Interfaces wie einer Maus oder einem Computer,
00:04:50
Speaker
Bildschirm, sondern wir haben ja diese ganz großen, raumfüllenden Computer und auch die
00:04:58
Speaker
die daraus entstehen oder die Kunstwerke, die daraus entstehen, werden auch mit so Plottern gemacht.
00:05:03
Speaker
Also es gibt da den Zuse-Graf-Format Z64, der relativ bekannt ist zu der Zeit.
00:05:09
Speaker
Und da werden dann die meist mit den Algorithmen generierten Kunstwerke drauf geplottet.
00:05:16
Speaker
Und dieser Vorgang ist relativ mathematisch, würde ich sagen.
00:05:21
Speaker
Und das sieht man auch in den Kunstwerken, die diese Charakteristika aufweisen.
00:05:27
Speaker
Ich glaube, ich muss dann ein Video in den Blog mit reinlegen, dass man sich das einmal anschauen kann, um eine genaue Vorstellung zu haben, wie das ist.
00:05:35
Speaker
Also diese frühe digitale Kunst eben ohne Bildschirm, ohne Maus, erzeugt was Haptisches, also was nicht digitales, was sehr analoges.
00:05:47
Speaker
Genau, also...
00:05:49
Speaker
Ich habe hier auch ein Zitat von Georg Nees, der hat anlässlich dieser ersten Ausstellung auch eine Publikation herausgebracht, Rot 19, die ist auch sehr schön anzuschauen, zusammen mit Max Benze, wo sie auch theoretisch ihre Vorgehensweise erläutern.
00:06:06
Speaker
Und auch praktisch.
00:06:07
Speaker
Und er schreibt, zur Herstellung der Grafiken dienten ein Lochstreifen gesteuerter Zeichentisch und eine Digitalrechenmaschine zur Erzeugung der Steuerlochstreifen.

Begriffsvielfalt in der digitalen Kunst

00:06:18
Speaker
Also es ist digital, aber hört sich für uns und vielleicht ein bisschen analog noch an, weil natürlich es nicht in einem Bildschirm mit Maus, Tastatur oder vielleicht noch mit einem Grafikpad passiert, sondern durch diese doch indirekte Art und Weise der Steuerung durch Lochstreifen.
00:06:36
Speaker
Was ist denn dann der Unterschied zur elektronischen Kunst?
00:06:39
Speaker
Weil die Rechenmaschinen sind ja auch elektronische Maschinen.
00:06:46
Speaker
Oder gibt es da gar nicht so einen Unterschied, so eine Abgrenzung?
00:06:50
Speaker
Ja, also ich finde es da schwer, so einen konkreten Unterschied zu machen.
00:06:55
Speaker
Ich könnte vielleicht auch jetzt allgemein auf die Terminologie ein bisschen eingehen, weil die auch sozusagen gar nicht so eindeutig ist.
00:07:02
Speaker
Also die Terminologien zu digitaler Kunst generell sind eigentlich sehr fluide.
00:07:07
Speaker
Es gibt da ganz verschiedene Bezeichnungen.
00:07:10
Speaker
Es gibt auch Computerkunst, Computerart, vor allem auch so in der frühen Zeit.
00:07:17
Speaker
Wir sehen es ja auch an dem Ausstellungstitel beispielsweise von Georg Nes, Computer Graphic.
00:07:23
Speaker
Dann gab es auch mal so Terminologien wie Cyberkunst oder Multimediakunst, die heute auch nicht mehr so geläufig sind, nicht mehr üblich sind.
00:07:32
Speaker
Relativ häufig hört man New Media Art, auch im deutschsprachigen Raum, wobei jetzt eine deutsche Terminologie Neue Medienkunst auch nicht so geläufig ist, ist dann eher das englische Wort eben New Media Art, wo dann die digitale Kunst so eine Art...
00:07:47
Speaker
die Unterkategorie der New Media Art ist.
00:07:50
Speaker
Aber es ist natürlich auch ein schwieriger Begriff, weil New Media Art aus den 70er Jahren heute auch nicht mehr dann so neu ist.
00:07:56
Speaker
Also das ist immer die Schwierigkeit bei dieser Terminologie.
00:08:00
Speaker
Und deswegen ist eigentlich digitale Kunst jetzt so, was man zu dieser Art von Kunst heute üblicherweise sagt.

Interaktivität in digitaler Kunst

00:08:07
Speaker
Und was du angesprochen hast, ein Unterschied zu elektronischer Kunst oder auch zu Videokunst beispielsweise.
00:08:15
Speaker
Ich finde da sehr schön, dass es den Begriff der Digital Born Art gibt.
00:08:20
Speaker
Es gibt da auch kein deutsches Pendant.
00:08:22
Speaker
Aber es wäre quasi eine Kunst, die im Digitalen geboren ist und damit bezeichnet man Kunst, die im Computer entsteht, im Computer gespeichert wird und auch dort abgerufen wird.
00:08:34
Speaker
Das heißt, wenn ich eine Fotografie mache und die danach im Photoshop schreibe,
00:08:38
Speaker
digital manipuliere, würde die zum Beispiel nicht darunter fallen, weil die eben nicht sozusagen aus dem Computer geboren wurde.
00:08:45
Speaker
Und da kann man vielleicht dann auch einige Abgrenzungen zu elektronischen Kunst machen, die eben nicht im Computer entstanden ist, nicht durch eine Software, durch einen Algorithmus erzeugt wurde.
00:08:58
Speaker
Also hilft es auch gar nicht wirklich, computergenerierte Born-Digital-Art und mediale, digitale Kunst so richtig zu unterscheiden, weil es gibt ja auch so viele Mischwerte.
00:09:09
Speaker
Beziehungsweise die eine Unterscheidung ist klar, wenn ich etwas abfilme, abfotografiere, nehme ich etwas aus der Realität und egal wie das Medium dann ist, also ob es ein digitaler Film, ein analoger Film oder sonst irgendwas ist, bleibt es ja trotzdem abgemacht von der Realwelt.
00:09:25
Speaker
Und das, was im Computer selbst generiert wird, hat dann eine andere Wesenheit in irgendeiner Art und Weise.
00:09:32
Speaker
Aber hilfreich sind diese Unterscheidungen doch nicht wirklich.
00:09:34
Speaker
Also ich kann mir auch vorstellen, dass es in dem Moment, in dem man sagt, bis dorthin geht die digitale Kunst und dann eben nicht mehr, dass es ganz viele Künstlerinnen und Künstler gibt, die genau an dieser Grenze arbeiten.
00:09:46
Speaker
Ja, auf jeden Fall.
00:09:46
Speaker
Also diese starke Abgrenzung halte ich auch nicht für sinnvoll, weil es einfach zu viele Ausprägungen gibt.
00:09:52
Speaker
Und auch die digitale Kunst spielt auch sehr stark mit Hardware natürlich.
00:09:57
Speaker
Also es gibt Installationen, wo die Hardware auch eine richtige Rolle spielt.
00:10:02
Speaker
Also bei sehr vielen digitalen Kunstwerken, wo man sich dann auch fragen kann, inwieweit ist die Hardware digital oder inwieweit ist die ganze Installation digital?
00:10:11
Speaker
Installationsausrichtung digital, wo es analoge Geräte gibt oder analoge Gegenstände, die ebenso wichtig sind.
00:10:19
Speaker
Auch beispielsweise Interfaces, also wie man als Besucher einer Ausstellung beispielsweise mit einem digitalen Kunstwerk interagiert, können auch auf eine gewisse Art und Weise analog sein.
00:10:30
Speaker
Also da ist es sehr schwierig, eine ganz strenge Unterscheidung zu treffen zwischen den
00:10:35
Speaker
Also 1965 mit diesen Initiationsausstellungen ist für mich gefühlt sehr, sehr früh.
00:10:41
Speaker
Wenn ich an digitale Kunst denke, denke ich halt so an die 2000er.
00:10:45
Speaker
Da gibt es so ein paar berühmte Meilensteine, die bis dahin passiert sind, also bis wir nun 2024 angekommen sind.
00:10:52
Speaker
Ja, ein weiterer wichtiger Meilenstein ist auf jeden Fall die Ausstellung Cybernetics Serendipity, die von Yasi Erreichert kuratiert wurde.
00:11:02
Speaker
und sich im Londoner Institute of Contemporary Arts befand.
00:11:05
Speaker
Das war im Jahr 1968, also drei Jahre nach diesen ersten Ausstellungen.
00:11:13
Speaker
Und man kann sagen, dass diese Ausstellung eigentlich dazu geführt hat, dass auch digitale Kunst ein bisschen in den Mainstream gegangen ist, auch medial sozusagen stattgefunden hat.
00:11:24
Speaker
Viele Besucher hat diese Ausstellung auch angezogen und es gab bekannte Künstler wie Namjoon Pike, Gordon Pasch, auch Jean Tingeli, Wenying Tsai, die
00:11:37
Speaker
Also hier haben wir auch sozusagen digitale Kunst im Sinne von Robotern.
00:11:43
Speaker
Wir haben aber auch Installationen.
00:11:46
Speaker
Also es geht nicht nur um softwarebasierte Kunst in dieser Ausstellung.
00:11:50
Speaker
Und diese Ausstellung ist auch deswegen ganz interessant, weil sie ein sehr charakteristisches Merkmal der digitalen Kunst zeigt, nämlich die Interaktion der Besuchenden mit der digitalen Kunst.
00:12:03
Speaker
Es gab dort sehr viele Kunstwerke, mit denen man
00:12:07
Speaker
Es erinnert vielleicht auch ein bisschen so an heutige Technikmuseen, wenn man sich das vorstellen kann, wo man auch ganz oft auf Knöpfe drücken kann oder Sachen selber ausprobieren kann.
00:12:19
Speaker
Und genau das war auch schon in dieser Ausstellung angelegt.
00:12:23
Speaker
und hat dadurch auch verschiedene Zielgruppen zusammengebracht, was auch bis heute noch ein wichtiges Merkmal der digitalen Kunst

AI und Kunst: Frühe Entwicklungen

00:12:31
Speaker
ist.
00:12:31
Speaker
Also damals hat der Evening Standard in London in seiner Kritik der Ausstellung geschrieben, wo sonst in London kann man einen Hippie, einen Programmierer und einen zehnjährigen Schuljungen hinbringen und garantieren, dass diese eine Stunde lang absolut glücklich sind.
00:12:49
Speaker
Also hier merkt man schon,
00:12:53
Speaker
Wie verschiedene Zielgruppen, wie verschiedene Interessen in dieser Ausstellung zusammengeführt werden.
00:12:58
Speaker
Also diese, ja auch eine Art der Transdisziplinarität, die bis heute in der digitalen Kunst wichtig ist.
00:13:05
Speaker
Und dann nach den 60ern?
00:13:06
Speaker
Es gibt jetzt in dem Sinn nicht mehr, würde ich sagen, nicht mehr die großen Ausstellungen.
00:13:10
Speaker
Aber ich habe jetzt einfach noch zwei, drei Ereignisse rausgesucht, die ich für sehr interessant halte.
00:13:16
Speaker
Und ein zweiter wichtiger Meilenstein ist, würde ich sagen, ein Künstler, der eigentlich eine der ersten künstlichen Intelligenzen auf die Kunst losgelassen hat, nämlich Harold Cohen.
00:13:28
Speaker
Der hatte sich einen Assistenten selber programmiert namens Aaron, den man als erste KI-Software vielleicht für die Erstellung von Kunst bezeichnen kann.
00:13:41
Speaker
Er hat so in den 70er Jahren damit angefangen an der Universität in San Diego und dann auch bis zu seinem Tod 2016 wurde dieser Assistent immer weiterentwickelt.
00:13:54
Speaker
Diese KI war aber ganz unterschiedlich zu heutigen KI-Modellen wie Stable Diffusion oder Dolly.
00:14:01
Speaker
die ja eigentlich durch statistische Auswertungen von Big Data sozusagen selbst lernen sind.
00:14:09
Speaker
Dieser Aaron von Harold Cohen war aber eine KI, die anhand von Expertenwissen programmiert wurde.
00:14:15
Speaker
Das heißt, Harold Cohen hat diesen Assistenten selber anhand von ihm präferierter ästhetischer Regeln beispielsweise programmiert.
00:14:24
Speaker
Das heißt, er hat jede Regel eigentlich händisch eingegeben in diesen Assistenten.
00:14:29
Speaker
Was natürlich unendlich viel zeitaufwendiger ist als heutige KI-Modelle, aber es war damals eben State of the Art, ist vielleicht auch zu überlegen, ob es nicht auch ein interessanter Zugang zu Kreativität ist, wenn ein Künstler sozusagen einen Künstler,
00:14:48
Speaker
Eine KI programmiert, die nach seinen Regeln sich verhält, was auch spannend

Interaktive Kunst in den 90er Jahren

00:14:52
Speaker
ist.
00:14:52
Speaker
Ja, dieser Aaron war dann auch wiederum so eine Art Roboter.
00:14:57
Speaker
Also wie dieses Wissen sozusagen auf die Leinwand gebracht wurde, kann man sich vorstellen wie so eine kleine Schildkröte.
00:15:03
Speaker
Es hieß auch Turtle, so ein kleiner Zeichenroboter, der über die Leinwand fährt und dann malt.
00:15:09
Speaker
Mhm.
00:15:11
Speaker
Und Herod Cohen wird auch dieses Jahr im Whitney Museum eine große Ausstellung haben.
00:15:16
Speaker
Also er wird auch jetzt im Zuge der aktuellen vielleicht Entwicklungen in KI und Kunst so ein bisschen wiederentdeckt.
00:15:24
Speaker
Jetzt sind wir in den 70ern.
00:15:25
Speaker
Jetzt haben wir noch ein paar Jährchen vor uns.
00:15:27
Speaker
Was passiert dann mit der digitalen Kunst?
00:15:29
Speaker
Also gibt es irgendwann mal so eine Hochphase?
00:15:33
Speaker
Und ich denke da so ein bisschen auch an die 80er.
00:15:35
Speaker
Oder kann man eigentlich sagen, es entwickelt sich stetig weiter?
00:15:39
Speaker
Ja, es gibt, würde ich sagen, am Ende der 80er eben ja schon auch eine Hochphase, verbunden mit auch einer speziellen Forschungsausrichtung, die jetzt gar nicht mal in der Kunst basiert ist, sondern eher in den Naturwissenschaften, mit dem Artificial Life Research, der so in den späten 80er Jahren in Santa Fe war.
00:16:01
Speaker
Es ist eine Forschungsrichtung der theoretischen Biologie.
00:16:05
Speaker
Christopher Lenken ist da ein wichtiger Name, der als Begründer dieser Artificial Life Studies gilt.
00:16:12
Speaker
Und bei dieser Fachausrichtung geht es darum,
00:16:16
Speaker
im Computer Natur zu simulieren.
00:16:18
Speaker
Also man sagt ja oft, Natur ist carbon-based, also kohlenstoffbasiert.
00:16:23
Speaker
Sie wollten eine Natur erschaffen, die silicon-based ist, also die auf Computerchips basiert.
00:16:29
Speaker
Und da spielen besonders auch evolutionäre Prozesse eine wichtige Rolle.
00:16:35
Speaker
Also man versucht, die Evolution mithilfe von Algorithmen nachzuahmen.
00:16:40
Speaker
Was dann wiederum für viele Künstler sehr interessant war, weil Evolution auch ein formgebender Prozess ist quasi.
00:16:47
Speaker
Also man kann Formen diesen evolutionären Algorithmen übergeben und simuliert dann quasi auch diese Weiterentwicklung von Formen von virtuellen Lebewesen.
00:17:01
Speaker
Und
00:17:02
Speaker
Da wird natürlich auch ein sehr alter Topos der Kunstgeschichte aufgegriffen, nämlich der Topos des Künstler, der Künstlerin als Schöpfer einer Welt.
00:17:09
Speaker
Also dass man sagt, der Kunstschaffende erschöpft eine eigene Welt, die dann quasi unter Umständen sogar weiterleben kann ohne den Künstler.
00:17:20
Speaker
Also das ist ein Topos, der in der Kunstgeschichte vorkommt und den man hier auch wieder finden kann.
00:17:28
Speaker
Und da gibt es einige bekannte Künstler wie Carl Sims,
00:17:32
Speaker
Oder Sommerer und Mignonot, die genau mit diesem Artificial Life Ansatz auch arbeiten.
00:17:40
Speaker
Und hier haben wir auch wieder diesen Aspekt des Interaktiven sehr stark.
00:17:45
Speaker
Also in Evolution gibt es ja oft diese Selektion durch...
00:17:49
Speaker
Umwelteinflüsse durch verschiedene Faktoren.
00:17:54
Speaker
Und in der digitalen Kunst ist es oft dann der Besucher der Ausstellung, der diese Selektion trifft.
00:17:59
Speaker
Und oft ist dann eine ästhetische Selektion, also welche Organismen ihnen am besten gefallen.
00:18:05
Speaker
So ist es bei Carl Sims zum Beispiel.
00:18:08
Speaker
Bei Sommer und Mignonot ist es teilweise so, dass die Besuchenden selber diese Organismen in der Ausstellung quasi erschaffen und sie dann anschauen können.

Herausforderungen der Erhaltung digitaler Kunst

00:18:17
Speaker
Ein ganz interessantes Werk ist A-Wolf aus dem Jahr 1993.
00:18:23
Speaker
Und dort konnten Besucher mit ihren Fingern kleine Lebewesen zeichnen auf einen Touchpad.
00:18:33
Speaker
Und diese Lebewesen wurden dann in ein Wasserbecken projiziert und haben sich dort bewegt, haben sich dort fortgepflanzt, gegeneinander gekämpft.
00:18:42
Speaker
Also hier ist nicht nur der Künstler quasi ein Schöpfer,
00:18:47
Speaker
sondern auch die Besuchenden erschaffen hier quasi kleine Lebewesen in dieser Interaktion mit dem Kunstwerk.
00:18:55
Speaker
Und jeder kann mal Prometheus spielen am Sonntagnachmittag.
00:18:58
Speaker
Genau.
00:18:59
Speaker
Und kann dann auch sozusagen beeinflussen, wie die durch Bewegungen über dem Wasserbecken, wie Kämpfe ausgehen.
00:19:07
Speaker
Also ich habe das auch mal im ZKM, konnte ich dieses Kunstwerk auch mal erleben und es ist wirklich ganz spannend und auch sehr...
00:19:15
Speaker
Ja, sehr avanciert, würde ich sagen, für das Jahr 1993.
00:19:20
Speaker
ZKM ist das Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe, die sich der Bewahrung von digitaler Kunst stark widmen.
00:19:29
Speaker
Genau, die haben da eine Sammlung und auch versuchen, im Archiv quasi digitale Kunst zu bewahren.
00:19:37
Speaker
Was mich nun gerade ein bisschen wundert, wir sind jetzt gerade in den 90ern angekommen und du hast jetzt bei allen diesen Meilensteinen und sicherlich gibt es das auch bei vielen Kunstwerken, die in der Zeit dazwischen passieren und auch danach, sehr stark das Interaktive hervorgehoben.
00:19:55
Speaker
Und alleine davon, wie du erzählst, möchte ich jetzt sofort an dieses Kunstwerk rangehen und auch mal Männchen aufs Wasser projizieren lassen.
00:20:02
Speaker
Ich möchte auch mal Evolution spielen.
00:20:06
Speaker
Rührt ja auch an ganz vielen urmenschlichen Bedürfnissen jetzt nicht, aber irgendwas Urmenschlichem, mächtig zu sein in irgendeiner Art und Weise, wirkmächtig vor allem.
00:20:17
Speaker
Also man macht was und dann passiert etwas.
00:20:19
Speaker
Das ist ja auch die Faszination am Knöpfe drücken.
00:20:21
Speaker
Ja.
00:20:22
Speaker
Egal wie alt man ist, es hält ja immer an, dass man gerne irgendwo mal draufdrückt.
00:20:27
Speaker
Was mich nur jetzt wundert ist, man hat auf der einen Seite die Interaktion, diese Faszination für diese Werke und dann auch durch die Installationen sehr, manchmal auch sehr große Aufbauten, das bleibt doch irgendwie auch im Gedächtnis.
00:20:41
Speaker
Aber zeitgleich haben wir jetzt, also zum Beispiel 86, auch die Leipziger Schule und Neo Rauch,
00:20:46
Speaker
Das sind Künstlerinnen und Künstler, die in die Kunstgeschichte eingezogen sind, die im Kanon verortet sind.
00:20:53
Speaker
Wenn ich ehrlich bin, von den meisten Künstlerinnen und Künstlern, die du jetzt genannt hast, habe ich noch nie was gehört.

Die wachsende Sichtbarkeit digitaler Kunst

00:20:58
Speaker
Also zumindest nicht in den Vorlesungen zur Kunst des 20.
00:21:02
Speaker
Jahrhunderts.
00:21:03
Speaker
Also kannst du dir irgendwie erklären, wie diese Diskrepanz passiert von Werken, die einen mit reinziehen, die einen auch aktiv werden lassen, die an etwas sehr Menschliches ansprechen?
00:21:15
Speaker
Und auf der anderen Seite das Vergessen in der Kunstgeschichte oder das Vernachlässigen?
00:21:19
Speaker
Oder siehst du das gar nicht vernachlässigt?
00:21:24
Speaker
Doch, würde ich auch sagen, und ich würde nochmal differenzieren zwischen der Kunstgeschichte und vielleicht auch der breiteren Rezeption von zeitgenössischer Kunst quasi.
00:21:34
Speaker
Und ich glaube, was die breite Rezeption angeht, ist es schon so, dass die digitale Kunst in den Medien und auch in den Foyetons, auch teilweise in Zeitschriften speziell für Kunst, nicht so präsent ist wie die jetzt in Anführungszeichen traditionellen Arten oder Medien der Kunst.
00:21:53
Speaker
was sich in den letzten Jahren ein bisschen geändert hat, aber was, wenn man sozusagen bis 1986 zurückgeht, schon sehr rezente Entwicklungen sind, also noch nicht so lange passiert.
00:22:05
Speaker
Diese vielleicht mediale Rezeption hängt auch wahrscheinlich damit zusammen, dass digitale Kunst auf dem Kunstmarkt auch lange nicht so präsent war, weil es, was vielleicht auch mit dieser interaktiven Ausrichtung zu tun hat, dass es oft relativ große Installationen sind, die für Sammler nicht so attraktiv sind,
00:22:24
Speaker
Und viele Menschen bekommen dann doch von Kunst auch über Kunstmarkt, über Auktionsrekorde etc.
00:22:31
Speaker
mit, was bei digitaler Kunst lange nicht gegeben war.
00:22:35
Speaker
Interessanterweise hat sich das dann doch geändert jetzt in den letzten Jahren.
00:22:38
Speaker
Wir erinnern uns an das Edward von Bellamy, der bei Sotheby's als Gun generiertes Kunstwerk quasi einen hohen Preis erzielt hat oder an die Sache mit den NFTs,
00:22:51
Speaker
die auch in den Medien war.
00:22:52
Speaker
Also man merkt schon, dass durch bestimmte Ereignisse im Kunstmarkt jetzt die digitale Kunst ein bisschen mehr präsent ist.
00:23:00
Speaker
Also hier ändert sich schon ein bisschen was.
00:23:03
Speaker
Und was auch, denke ich, entscheidend ist, gerade auch, wenn man sich Neo-Rauch anschaut,
00:23:09
Speaker
oder andere große Künstler, die sehr bekannt sind, ist, dass sie in Netzwerken stattfinden, auch die, wo sich Galerien und Museen beispielsweise sehr stark auch austauschen oder die Galeristen sehr vernetzt sind mit großen Sammlern.
00:23:23
Speaker
Und ich glaube, dass die digitale Kunst lange Zeit nicht in den gleichen Netzwerken stattgefunden hat und dadurch, ja, man kann sagen, nischig oder vielleicht eben nicht in diesen Mainstream angekommen

Museen und digitale Kunst

00:23:36
Speaker
ist.
00:23:36
Speaker
Also wie so eine Subkultur innerhalb der zeitgenössischen Kunst.
00:23:41
Speaker
Ja, könnte man vielleicht sagen.
00:23:43
Speaker
Also einfach nicht in diesem Mainstream, der medial so präsent ist und vielleicht auch in den Galerien und großen Museumsausstellungen präsent ist.
00:23:54
Speaker
Und zu dem Thema Museen kann man vielleicht auch sagen, dass ich glaube, dass da schon auch lange Zeit noch so eine Art
00:24:03
Speaker
Vorbehalt gegenüber digitaler Kunst war auch aus einer Art Unsicherheit heraus, wie man diese Ausstellungen betreut als Museum.
00:24:11
Speaker
Weil natürlich die Sorge ist, man braucht dort spezielles Personal für digitale Kunst quasi, weil die Hardware, die Software speziell betreut werden muss, dass man einfach dort nicht das Know-how hat, um solche Ausstellungen abzuhalten.
00:24:26
Speaker
Am Ende bräuchte man sogar einen Programmierer, um ein Setting nochmal aufzubauen.
00:24:31
Speaker
Genau, also da ist dann, irgendwie ist es ein bisschen vielleicht unheimlich oder man will sich das nicht antun und es ändert sich so langsam, würde ich sagen.
00:24:38
Speaker
Also ich sehe da schon viel in Veränderung, dass die, ja, wahrscheinlich auch durch die mediale Präsenz quasi, jetzt natürlich auch durch KI-Kunst, was nochmal ein ganz neues Feld ist auch, dass da einiges in Bewegung gerät quasi.
00:24:54
Speaker
Diese Zielgruppen, die du angesprochen hast, also diese Londoner Ausstellung 1968, dass dann eben der Hippie, der Programmierer und der zehnjährige Junge in der Ausstellung stehen, das ist ja auch so ein bisschen das Ziel von Museen und auch die Herausforderungen, die man sich heute stellen muss.
00:25:10
Speaker
wie bekomme ich in einer immer pluralistischer werdenden Gesellschaft es hin, Angebote in der Ausstellung zu schaffen oder auch Kultur zu zeigen, die ebenfalls pluralistisch ist und ebenfalls die Leute anspricht.
00:25:25
Speaker
Also gar nicht mal so mit, man muss immer nur die Zielgruppenwünsche bedienen, sondern auch andersrum.
00:25:30
Speaker
Man kann ja auch zeigen, was zeitgleich noch war.
00:25:32
Speaker
Also wenn man halt schon in 20 Ausstellungen war mit riesengroßen Gemälden, Farbflächenmalerei,
00:25:38
Speaker
dann gucke ich mir vielleicht die 32.
00:25:39
Speaker
Ausstellung von Farbflächenmalerei nicht an, weil dann hat man halt die Großen irgendwann schon gesehen.
00:25:45
Speaker
Aber wenn ich dann auf einmal sehe, okay, gleichzeitig zu diesen großen Gemälden passieren andere Dinge in der Kunst, die bis jetzt noch gar nicht klar waren, dann kann man die Leute wieder rauslocken aus ihren Netflix-Stuben.
00:26:00
Speaker
Ja, und gerade auch, was Zielgruppen angeht, sind natürlich auch junge Leute, sind auch inzwischen auch mittelalte Leute, natürlich mit dem Digitalen sehr vertraut.
00:26:09
Speaker
Und man kann dort diese, wie man sagt, die Zielgruppe abholen und man kann dort direkt auch auf junge Leute besser eingehen, wenn sie genau mit dieser Art von Interaktion, vielleicht auch mit digitalen Oberflächen, mit denen sie vertraut sind, mit denen sie umgehen können, dass es da gleich eine ganz andere Faszination mit dieser Kunst gibt.
00:26:29
Speaker
Und
00:26:30
Speaker
Vielleicht auch eine Art von Immersion, dass man schneller dort in diese Welten eintaucht als vielleicht bei anderen Materialien.

Internationale Perspektiven auf digitale Kunst

00:26:37
Speaker
Also da liegen große Chancen, das Museumspublikum zu erweitern.
00:26:41
Speaker
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen Deutschland und dem Umgang mit digitaler Kunst innerhalb von Deutschland oder international?
00:26:50
Speaker
Du hattest jetzt Künstlerinnen und Künstler genannt, die für mich viel natürlich in Amerika sind.
00:26:57
Speaker
stattfindet.
00:26:58
Speaker
Aber mit Stuttgart hatten wir ja in Deutschland eine Initiationsausstellung 1965.
00:27:03
Speaker
Ist im Prinzip die deutsche Perspektive auf die digitale Kunst ähnlich zu der internationalen oder ist sie international doch ein bisschen mehr angesehen?
00:27:15
Speaker
Also wird da mehr drüber geforscht?
00:27:17
Speaker
Wird mehr ausgestellt?
00:27:19
Speaker
Siehst du da irgendwie einen Unterschied?
00:27:22
Speaker
Ich finde es schwierig zu sagen, es wären jetzt gefühlte Wahrheiten von mir, also ich kann jetzt keine Statistiken aufführen, aber es ist schon so, dass in den USA, England und Niederlanden, die sozusagen auch schon präsent ist und es gibt auch wichtige Zeitschriften aus dem Bereich, vor allem in den USA,
00:27:45
Speaker
Aber wir haben im deutschsprachigen Raum schon auch wichtige Institutionen oder sehr wichtige Institutionen, auch im internationalen Vergleich.
00:27:51
Speaker
Also mit der Ars Electronica in Linz, die jetzt mal, die ich jetzt im deutschsprachigen Raum dazu zähle oder die eben in Österreich ist, haben wir eigentlich das wichtigste Festival der digitalen Kunst.
00:28:05
Speaker
Was auch international bekannt ist, in Deutschland haben wir das ZKM, also das Zentrum für Kunst und Medien, die sich nicht nur der digitalen Kunst, aber zu einem sehr großen Teil der digitalen Kunst verschrieben haben und haben dadurch schon ein paar Institutionen quasi, die sich damit beschäftigen.

Bildung und digitale Kunstgeschichte

00:28:25
Speaker
Mit Festivals könnte man auch noch die Transmediale in Berlin nennen, die jedes Jahr stattfindet, die sich auch mit diesen Thematiken beschäftigt.
00:28:34
Speaker
Und es gibt auch ein paar Museen im deutschsprachigen Raum, die sich jetzt exklusiv quasi dem Digitalen anbieten.
00:28:41
Speaker
widmen, zum Beispiel das Haus der elektronischen Künste in Basel, was im deutschsprachigen Raum ist, natürlich in der Schweiz, oder auch das Light Art Space, was jetzt in Berlin seit ein paar Jahren existiert und auch viele Ausstellungen digitaler Kunst hat.
00:28:58
Speaker
Also es gibt schon einiges, es wird schon einiges geboten.
00:29:03
Speaker
Was man vielleicht sagen könnte, ist, dass es im institutionellen Rahmen, also zum Beispiel in universitären Curricula, Vorlesungen nicht so stark
00:29:12
Speaker
vertreten ist und dadurch eher die klassische Kunstgeschichte vielleicht stärker ist und es in Vorlesungen zur zeitgenössischen Kunst dann vielleicht mal einen Termin zur digitalen Kunst gibt, wenn überhaupt, aber dass es da vielleicht noch Nachholbedarf gibt in Überblicksvorlesungen beispielsweise zur zeitgenössischen Kunst, der Kunst der letzten 50 Jahre.
00:29:37
Speaker
Ich überlege gerade meine Überblicksvorlesungen damals.
00:29:40
Speaker
Digital war da nichts dabei.
00:29:41
Speaker
Ja, es ist ja meistens eher vielleicht noch Performance oder Fluxus oder so.
00:29:46
Speaker
Da kann man es vielleicht noch unter Ort, also im weitesten Sinne.
00:29:50
Speaker
Aber digital kunstspeziell wird dann oft ausgelassen.
00:29:54
Speaker
Also da gibt es auf jeden Fall Nachholbedarf.
00:29:56
Speaker
Da könnten mal die Vorlesungsunterlagen aller Institute dringend überarbeitet werden.
00:30:04
Speaker
Genau.

Vielseitigkeit der digitalen Kunst

00:30:05
Speaker
Vielleicht eine Kombi-Vorlesung zu digitaler Kunst und Bioart oder auch mit KI-Kunst natürlich.
00:30:11
Speaker
Das ist ein sehr wichtiges Thema.
00:30:15
Speaker
Gucken wir uns doch mal, wenn wir jetzt so die Geschichte und auch diesen institutionellen Rahmen jetzt haben, die digitale Kunst genauer an.
00:30:22
Speaker
Angefangen mit diesen großen Rechenmaschinen, diesen Rechenschränken, die plotten, also die auf Papier etwas drucken, bis hin zu kleinen Turteln, die durch die Gegend laufen und dann mit Bildschirm und Maus und Knöpfe Dinge, die man dann projizieren kann oder die man auf Bildschirmen sehen kann.
00:30:40
Speaker
Bei digitaler Kunst, wenn ich sie in euren Ausstellungen sehe, ist mir auf den ersten Blick oft gar nicht klar, dass da wirklich digital dahinter steckt.
00:30:47
Speaker
Es ist auch so unterschiedlich, diese Bandbreite, wie diese Werke ausschauen können, dass man nicht sagen kann, ja, das ist digitale Kunst, so wie man stilistisch sagt, ja, das ist Gotik.
00:30:58
Speaker
Man hat es ja immer mit Objekten auch zu tun, die sehr haptisch und sehr analog sind.
00:31:05
Speaker
Also wie viel...
00:31:07
Speaker
Aufführung, wie viel Installation, wie viel Objekthaftes steckt denn in der und hinter der digitalen Kunst?
00:31:15
Speaker
Ja, zu der Terminologie der Aufführung finde ich sehr interessant, weil Boris Kreuz, ein amerikanischer Kunsthistoriker, eben auch genau über das digitale Bild gesagt hat, dass das digitale Bild an sich eigentlich auch immer aufgeführt wird, dass es eine Performance ist, weil wir diesen Code eigentlich haben,
00:31:37
Speaker
wie eine Art Anleitung fungiert, aber eigentlich an sich unsichtbar ist.
00:31:42
Speaker
Er muss erst durch Hardware, durch Bildschirme, durch Projektionen etc.
00:31:48
Speaker
wird er sozusagen für uns als Besuchende visualisiert.
00:31:53
Speaker
Also es ist vielleicht ähnlich auch wie eine Art Aufführung oder Konzeptkunst, wenn man dann einfach das Konzept kauft, also wie wenn man den Code hat und dann wird im musealen Raum, im Ausstellungsraum dann nur noch die Regeln aufgeführt.
00:32:10
Speaker
Genau, ja.
00:32:11
Speaker
Also man hat die Anleitung, den Code, der dann ausgeführt wird von den Geräten quasi und visualisiert dadurch.
00:32:19
Speaker
Es ist immer wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass das Digitale an sich nicht visuell ist, sondern aus Codes besteht, aus diesen Algorithmen, aus Zeichen, aus Buchstaben.
00:32:30
Speaker
Und die müssen immer erst noch übersetzt

Technologische Integration in digitaler Kunst

00:32:32
Speaker
werden.
00:32:32
Speaker
Also wir brauchen immer eine Visualisierung für diesen Code und für Datenbanken, die mit diesem Code verbunden sind.
00:32:39
Speaker
Das hat auch Lev Manovic, der eine wichtige Figur ist, in dem Bereich auch betont.
00:32:46
Speaker
Und das heißt, das Objekthafte ist vielleicht auch ein bisschen genau diese Übersetzung vom Nichtvisuellen, beispielsweise durch Interfaces, Bildschirme,
00:32:57
Speaker
Und andere Arten der Visualisierung, um dieses per se nicht Sichtbare sichtbar zu machen.
00:33:03
Speaker
Das heißt, da ist die digitale Kunst auch immer ganz eng verbunden mit einer Technikgeschichte und dadurch auch die Hardware, oder?
00:33:09
Speaker
Ja, sehr stark.
00:33:10
Speaker
Also als ersten wichtigen Punkt dazu ist zu sagen, dass auch diese ersten Pioniere der digitalen Kunst, wie Georg Nees zum Beispiel bei Siemens war und sehr stark affiliiert war mit Siemens oder Michael Noll in Amerika mit den Bell Labs, die auch
00:33:28
Speaker
eine bekannte Forschungseinrichtung zur Computerwissenschaft in den USA sind.
00:33:33
Speaker
Also gerade in diesen Anfängen schon merkt man quasi, dass Technik, Fortschritt und Forschung sehr stark verbunden sind mit digitaler Kunst.

Neue Technologien und digitale Kunst

00:33:44
Speaker
Damals auch aus dem Grund, weil natürlich es keinen Personal Computer in dem Sinne gab, sondern die Computer noch viel zu groß waren, um
00:33:52
Speaker
für den Heimgebrauch als Künstler zu verwenden.
00:33:55
Speaker
Aber auch andere technische Entwicklungen, zum Beispiel das Internet, was ja ARPANET anfangs war.
00:34:02
Speaker
Und kurz darauf haben schon erste Künstler das, sag ich mal, gekapert und Performances in die ganze Welt gesendet.
00:34:09
Speaker
Ein anderes Beispiel wäre Virtual Reality, wo wir dann Künstler wie Charlotte Davis haben, die genau mit dieser Technik sofort arbeiten in den 90er Jahren und Kunstwerke,
00:34:20
Speaker
mit diesen Brillen und also mit den Virtual Reality Brillen erschaffen.
00:34:25
Speaker
Bis heutzutage, wo die neuesten KI-Modelle sozusagen direkt
00:34:33
Speaker
von Künstlern, KünstlerInnen genutzt werden, um Ergebnisse, um Kunstwerke zu generieren.
00:34:39
Speaker
Also es ist eine sehr starke wechselseitige Beziehung, auch in dem Sinne, dass viele digitale Künstler, KünstlerInnen auch keine klassische Kunstausbildung haben, sondern eher aus dem Technikbereich kommen, aus dem Biologiebereich teilweise.
00:34:56
Speaker
Also da ist ein sehr starker Austausch auch.
00:34:59
Speaker
Du hattest ja auch schon von KI-Kunst gesprochen.
00:35:01
Speaker
Wie verhält sich eigentlich die digitale Kunst und die aktuellen Akteurinnen und Akteure in der digitalen Kunst zu AI-Art?
00:35:09
Speaker
Wir hatten in der Folge mit Fabian Offert ja auch schon von Künstlerinnen und Künstlern gehört, die recht früh schon mit KI-Kunst gearbeitet hatten.
00:35:17
Speaker
Nun haben wir die ganzen neuen generativen Modelle, die auch eingesetzt werden, um Kunst zu machen.
00:35:21
Speaker
Also wie verhält sich das denn miteinander?
00:35:24
Speaker
Ist digitale Kunst ein Oberbegriff oder gibt es hier auch Abgrenzungsversuche innerhalb der Akteurinnen und Akteure dieses Feldes?
00:35:32
Speaker
KI-Kunst gehört natürlich auch zur digitalen Kunst.
00:35:36
Speaker
Es ist allerdings so, dass es schon einige Unterschiede gibt, würde ich sagen.
00:35:42
Speaker
Die mit generativer KI erstellte Kunstwerke zum Beispiel, die mit Dolly oder Stable Diffusion erstellt wurden, die ein bisschen unterscheiden von
00:35:52
Speaker
von vielen Werken der digitalen Kunst und auch von der langen Geschichte, also von der Geschichte der digitalen Kunst.
00:35:58
Speaker
Sie sind eben nicht interaktiv, sie sind nicht reflexiv, das heißt, sie hinterfragen auch nicht unbedingt die Technik, sondern wirken irgendwie sehr abgeschlossen und bieten wenig sozusagen Fläche für künstlerische Interventionen oder für eine Analyse.
00:36:16
Speaker
Das heißt nicht, dass ich das mit alle Werke meine, aber dass viele Werke eben, die durch diese generativen Verfahren entstanden sind, da sich doch unterscheiden und
00:36:30
Speaker
Wenn man natürlich von KI-Kunst spricht, gibt es ja nicht nur diese generative Kunst, die eben mit Stable Diffusion oder mit Dolly erstellt wurde, sondern auch sehr interessante Kunst, die eben genau dieses reflexive Element mit einbezieht und die sehr wichtig ist für die digitale Kunst.
00:36:46
Speaker
Also beispielsweise würde mir der Trevor Paglen einfallen, ein digitaler Künstler,
00:36:52
Speaker
der Werke mit GANS generiert, also mit diesen Generative Adversarial Networks, also sich auch KI-Techniken bedient, aber ganz aktiv hinterfragt, zum Beispiel, welche Trainingsdaten benutzt er und diesen Aspekt damit reinbringt, was ihn zu einem sehr wichtigen digitalen Künstler macht.
00:37:09
Speaker
Oder Entangled Others, ein Künstler-Duo, das diese Trainingssets, die sie ebenfalls für das Generieren ihrer Kunstwerke benötigt, eben auch
00:37:20
Speaker
fast schon kuratorisch zusammenstellt aus Naturdarstellungen und dann daraus neue synthetische Lebewesen generiert.

Die Rolle der Informatik in der digitalen Kunst

00:37:27
Speaker
Also man kann vielleicht sagen, dass KI-Kunst ein sehr wichtiger Teil der digitalen Kunst ist, dass man aber vielleicht ein bisschen Abgrenzungen trifft zu KünstlerInnen, die vielleicht jetzt nur ein bisschen rumprobieren mit Stable Diffusion oder mit Dolly und dann dort einfach schnell Ergebnisse generieren, sondern es ist schon wichtig, dass man da auch diesen reflexiven Charakter dabei hat.
00:37:50
Speaker
Wie nah ist eigentlich die digitale Kunst der Informatik?
00:37:54
Speaker
Sind es dann immer ProgrammiererInnen oder hat man es mit Kooperationen zu tun?
00:38:03
Speaker
Wahrscheinlich ist es auch sehr unterschiedlich, oder?
00:38:05
Speaker
Ja.
00:38:06
Speaker
Ja, es ist eigentlich von KünstlerInnen zu KünstlerInnen unterschiedlich, quasi inwiefern sie selber programmieren oder ob sie einen Programmierer, eine Programmiererin beschäftigen, quasi die für sie ihre Konzepte umsetzt.
00:38:19
Speaker
Es gibt gerade unter den Pionieren der digitalen Kunst viele, die sehr stolz darauf sind, dass sie alles selber programmieren.
00:38:26
Speaker
Es gibt aber dann genauso bald auch Kooperationen einfach, wo aufgeteilt wird zwischen dem künstlerischen Aspekt und dem Programmieren.
00:38:35
Speaker
Wobei man natürlich auch, wenn man, auch wenn der KünstlerInnen nicht programmiert, schon ein ziemlich mehr als grundlegendes Verständnis davon haben sollte, quasi wie
00:38:46
Speaker
wie Programmieren etc.
00:38:47
Speaker
funktioniert, weil sonst gibt auch die digitale Kunst wenig Sinn, wenn man sich mit dem Medium quasi nicht auskennt.
00:38:54
Speaker
Vielleicht analog zum Bronzeguss.
00:38:56
Speaker
Also die wenigsten Künstler haben ja selbst Bronze gegossen, aber mussten wissen, wie der Bronzeguss funktioniert, damit nicht die Arme, Beine oder Nasen abfallen.
00:39:06
Speaker
Genau, also man muss irgendwie so eine Art Grundverständnis einfach mitbringen, nicht mitbringen, aber haben, sich vielleicht auch aneignen.
00:39:12
Speaker
Und da ist, würde ich sagen, interessant auch, dass, ich glaube, das sich geändert hat auch durch neue Technologien.
00:39:17
Speaker
Das ist immer, ja, es gibt auch Programme wie Blender jetzt beispielsweise, wo man auch digitale Kunst erschaffen kann, ohne dass man jetzt sehr, sozusagen sehr tief in der Materie des Programmierens drin ist.
00:39:30
Speaker
Also die Software, natürlich auch die Hardware, die immer kleiner wird und immer leistungsstärker, aber auch die Software erlauben dann auch, dass man sich der digitalen Kunst vielleicht ein bisschen weniger voraussetzungsreich nähert als

Klang und Haptik in digitalen Kunstausstellungen

00:39:44
Speaker
vorher.
00:39:44
Speaker
Also dass man auch mit Willen und Einarbeitung und YouTube-Videos es schafft, dort auf Fuß zu fassen und nicht erst jahrelang Informatik studieren muss oder so.
00:39:58
Speaker
Und Blender ist ein Programm, mit dem man in einem virtuellen Raum dreidimensionale Sachen bauen kann.
00:40:04
Speaker
Genau.
00:40:05
Speaker
Falls jemand die Software nicht kennt.
00:40:08
Speaker
Da gibt es ziemlich viel YouTube-Videos.
00:40:14
Speaker
Was mich jetzt noch interessiert, also wir haben ja jetzt immer den großen Bogen über die Geschichte, über die Institutionen und unterschiedliche Ausrichtungen gemacht.
00:40:22
Speaker
Und es fängt mit der digitalen Kunst ja auch schon an.
00:40:24
Speaker
Man hat irgendwie was zum Sehen, man hat was zum Interagieren, man hat, finde ich, auch meistens irgendwas zum Hören.
00:40:34
Speaker
Ganz selten sind die ja geräuschlos, sondern wird viel auch mit Musik gespielt oder auch wenn es dann auch in Rauminstallationen reingeht, mit Haptik.
00:40:43
Speaker
Also wie ist der Teppich?
00:40:45
Speaker
Wie fühlen sich die Sachen an, mit denen man interagiert?
00:40:49
Speaker
Wie multimodal oder intermedial ist eigentlich die digitale Kunst jenseits des Programmcodes?
00:40:58
Speaker
Ja, auch dadurch wieder, dass es sehr stark, dass es sehr oft auch Installation, eine installationsartige Ausrichtung quasi der digitalen Kunst ist, gibt es sehr viel multimodale digitale Kunst.
00:41:10
Speaker
Ein wichtiger Punkt ist sicher auch wiederum die Interaktion.
00:41:12
Speaker
Das heißt, dass es ein Feedback gibt für die Interaktion, das oft durch Sound, durch Geräusche entsteht.
00:41:19
Speaker
Aber natürlich ist der Sound auch wiederum
00:41:24
Speaker
programmierbar und durch Algorithmen erzeugbar.
00:41:26
Speaker
Das heißt, wir haben hier noch eigentlich wieder eine weitere Ebene, die sich auch wieder durch digitale Techniken hinzufügen lässt und die durch diesen Code auch anpassbar ist, vielleicht modular ist.
00:41:37
Speaker
Das heißt, Sound ist sehr wichtig für die digitale Kunst.
00:41:43
Speaker
Und das ist jetzt irgendwie so mein Vorurteil, wenn ich in so einer Ausstellungshalle bin, ein großer White Cube, man läuft dann so rum und irgendwo hört man in der Ecke irgendwas fiepen, dann denke ich mir, oh, das ist bestimmt eine digitale Kunstinstallation.
00:41:55
Speaker
Immer so ein Synthi-Sound oder irgendwas Oszillierendes.
00:41:58
Speaker
Ist das jetzt nur meine Wahrnehmung oder hast du das auch schon beobachtet, dass man sich ganz gerne so einem Synthi-80er-Futurismus-Sound bedient?
00:42:08
Speaker
Ja, also das ist auch teilweise meine Wahrnehmung und ich würde es noch erweitern, dass teilweise natürlich auch die visuelle Ausprägung oft so einen Retro-Charakter teilweise hat und da finde ich interessant auch sozusagen das vielleicht auf eine andere Ebene anzubetrachten, nämlich auf der Ebene auch der Produktionsmittel, weil wir natürlich bei digitalen
00:42:30
Speaker
An Erzeugnissen oft, wenn wir an Computerspiele denken oder an Animationen in Kinofilmen, Special Effects und so weiter, sind wir natürlich an die Digitalität gewöhnt, die ein sehr großes Budget hat, an der viele Leute arbeiten, viele Programmierer, Designer etc.
00:42:50
Speaker
Und diese Produktionsmittel hat natürlich ein
00:42:55
Speaker
ein Künstler oder neue Künstler zusammen nicht zur Verfügung.
00:42:58
Speaker
Das heißt, wir sehen hier auch so ein bisschen die Produktionsverhältnisse, wenn wir dieses leichte Retroartige sehen.
00:43:03
Speaker
Es gibt da auch einen sehr, also einen meiner Lieblingsaufsätze von Hito Steyerl in Defense of the Poor Image, wo sie auch genau darauf eingeht, dass oft pixellige, nicht ganz perfekte, nicht ultra 4K HD digitale Erzeugnisse, dass es auch widerspiegelt quasi, dass sie eben nicht aus einem Corporate-
00:43:24
Speaker
Umfeld kommen, wo unendlich Geld zur Verfügung steht, sondern dass es auch eine Art von Subkultur ist, auch eine Art von Do-it-yourself-Culture, der dann eben vielleicht diese leicht retroartigen, pixeligen, 80er-Jahre anmutenden Werke hervorbringt.
00:43:44
Speaker
Aber ich finde es einfach einen spannenden Aspekt, auch sich dessen bewusst zu sein, dass natürlich ein Hollywood-Studio oder so die
00:43:51
Speaker
die cutting-edge digitale Animationen produzieren, auch ein ganz anderes Budget haben als eine Künstlerin.

Ästhetik der digitalen Kunst

00:43:59
Speaker
Ja, wenn man sich das bewusst macht, dann ist das natürlich klar, mich irritiert es optisch nur unglaublich.
00:44:05
Speaker
Also gerade wenn man VR-Anwendungen hat und man kennt dann irgendwie...
00:44:11
Speaker
Aus Computerspielen, diese Flüge durch generierte Landschaften, fast schon fotorealistische Settings.
00:44:21
Speaker
Und dann hat man auf einmal so eine VR-Anwendung und denkt sich so, ha, mhm.
00:44:27
Speaker
so knubbelig sind Bäume dann doch nicht.
00:44:31
Speaker
Warum ist das Gras aus spitzen Dreiecken und nicht Gras?
00:44:36
Speaker
Und klar, Gras zu rendern braucht unglaubliche Rechenleistung, braucht schnelle Computer.
00:44:41
Speaker
Da muss man vorher auch viel Programmierpower reinstecken, dass etwas ausschaut wie Gras, wie Haare.
00:44:50
Speaker
Geht natürlich als einzelne Person gar nicht.
00:44:52
Speaker
Man würde Jahre brauchen.
00:44:53
Speaker
Ja.
00:44:54
Speaker
In dem Moment denke ich mir aber jedes Mal so, oh, tut ein bisschen in den Augen weh.
00:45:00
Speaker
Ja, das könnte man natürlich schon auch als einen Punkt nehmen, warum vielleicht digitale Kunst dann teilweise doch nicht so attraktiv ist für manche Besuchenden, weil man ist einfach anderes gewöhnt aus dem privaten Umfeld, aus Computerspielen, aus Filmen etc.
00:45:16
Speaker
Und dann kommt einem das so ein bisschen...
00:45:19
Speaker
sozusagen rustikal rüber.
00:45:21
Speaker
Aber ich glaube, das ist eine Sache, die sich sehr stark ändern wird.
00:45:24
Speaker
Also einfach, weil die Hardware immer leistungsfähiger ist und vielleicht auch durch Techniken wie KI quasi, die dann eben dieses Gestalten von diesen einzelnen Bäumen, die vorher nur pixelig waren, aber die dann eben durch diese neuen Techniken auch von einem einzigen Künstler, einer Künstlerin sozusagen realistisch dargestellt werden können und damit auch attraktiver sind für das Publikum.
00:45:46
Speaker
Was sind denn gerade so die aktuellen Akteurinnen und Akteure, die du dir gerne anschaust?
00:45:51
Speaker
Also wem folgst du gerade?
00:45:53
Speaker
Oder wo verfolgst du die?
00:45:55
Speaker
Also ist das dann etwas, was auch viel in Social Media stattfindet?
00:45:59
Speaker
Wie kommt man eigentlich in dieses Netzwerk rein, in diese Subkultur?
00:46:04
Speaker
Ich folge tatsächlich viel auf Social Media, auch auf Instagram, teilweise auch auf Ex-Advors.
00:46:11
Speaker
Aber es gibt immer wieder auch so, ja, vielleicht so eine Art Leuchtturmausstellungen, wo die wichtigen Akteure dann auch zusammengeführt sind.
00:46:20
Speaker
Und ich persönlich finde natürlich auch sozusagen Kunst spannend, die sich heutzutage mit KI auseinandersetzt, aber vielleicht auch in einem reflexiven Verhältnis und einen

Social Media und digitale Kunst

00:46:40
Speaker
Künstler, der sehr bekannt ist heutzutage, ist Refik Anadol, der mit diesen Machine Hallucinations auch international viele Museen bespielt hat.
00:46:52
Speaker
Der Kunstkritiker Jerry Soltz hat das mal Lavalampenkunst genannt.
00:46:56
Speaker
Lass ich jetzt mal so stehen.
00:46:59
Speaker
Aber das ist einer der auf jeden Fall bekannt, einer der bekannten Akteure quasi.
00:47:05
Speaker
Was er macht mit seinem Team, ist ja eine große Gruppe.
00:47:08
Speaker
Die nehmen Daten und lassen sie, wie ist das, die Algorithmen halluzinieren.
00:47:17
Speaker
Und dann, man steht dann vor einem riesengroßen Bildschirm, also ähnlich wie der große Farbflächenmalerei, irgendwie zwei Meter auf fünf Meter in einem abgedunkelten Raum und sieht dann auf diesen unglaublich großen und dann auch sehr hochauflösenden
00:47:32
Speaker
Bildschirmen, Pixelpunkte oder bei manchen Sachen, da hat man auch das Gefühl, man sieht Menschen.
00:47:38
Speaker
Also es spielt ja ganz viel mit Datenvisualisierung, Ästhetik und so einem Halluzinieren von AI.
00:47:47
Speaker
Oder habe ich das, das sind so die Sachen, die ich so im Kopf habe von ihm.
00:47:51
Speaker
Genau, also er nimmt Daten von den Museen beispielsweise und transformiert die quasi in diese visuellen
00:48:01
Speaker
Projektionen, die sehr hoch aufgelöst sind, die auch was sehr Fluides haben.
00:48:07
Speaker
Also es ist oft wie so Wellenbewegungen, die dann innerhalb dieses, dieser sozusagen Farbflächen passieren und die meistens auch sehr groß sind.
00:48:17
Speaker
Vielleicht könnte man sagen, irgendwie haben sie sogar ein Element von Sublim, also dass man quasi vor diesen großen Wellen steht und ein bisschen ehrfürchtig als Besucher davor steht, aber
00:48:31
Speaker
Aber da fehlt wiederum wieder auch, würde ich sagen, so ein bisschen die reflexive Dimension.
00:48:34
Speaker
Also es ist schon eine Visualisierung der Daten, aber es wird nicht, darüber hinaus, finde ich, wird jetzt nicht so viel zum Denken angeregt, sondern es ist eher auch ein Spektakel.
00:48:45
Speaker
Und es hat eben dieses immersive Element, was auch für die digitale Kunst sehr wichtig ist, was auch in den letzten Jahren sehr stark auch durch
00:48:56
Speaker
Man erinnert sich ja an so Ausstellungen wie Van Gogh auf riesige Leinwände projiziert.
00:49:01
Speaker
Da wollte ich gerade nachfragen, wie du dazu stehst.
00:49:04
Speaker
Was aus kunsthistorischer Sicht sehr, sehr schwierig ist, würde ich sagen.
00:49:08
Speaker
Was auch als kritisch denkender Mensch sozusagen auch die Frage ist, inwiefern ist das digitale Kunst.
00:49:16
Speaker
Aber es zieht irgendwie viele Leute an, weil dieses Überwältigende, diese großen Dimensionen, dass man eintaucht in die Kunst, ist einfach für viele Menschen attraktiv.
00:49:26
Speaker
Jetzt hast du dich gut rausgeredet.
00:49:30
Speaker
Also ich kann auf jeden Fall sagen, aus kunsthistorischer Sicht finde ich es sehr schwierig, sozusagen Van Gogh-Gemälde irgendwie so zu erweitern und auf riesige Wände zu projizieren.
00:49:41
Speaker
Ich nenne das Instagrammable Art.
00:49:43
Speaker
Also das sind dann so Museen, die wirklich nur existieren, um auf dem richtigen Selfie-Spot das richtige Bild zu machen, um es dann zu posten.
00:49:51
Speaker
Also wie diese, es gibt ja auch Instagram-Museen, also Selfie-Museums, die nur existieren, um in einem Raum voll mit Luftballons ein Selfie zu machen.
00:50:01
Speaker
Oder in einem großen Spiegelraum, die natürlich inspiriert sind von Kunstwerken.
00:50:05
Speaker
Also gerade diese Spiegelkabinette,
00:50:07
Speaker
Oder auch ein Räume voll mit Punkten.
00:50:10
Speaker
Das sind Rezessionen von berühmten Künstlerinnen und Künstlern, von berühmten Ausstellungen und Inszenierungen.
00:50:16
Speaker
Aber dann halt nun im Prinzip als zweiter Aufguss für ein Instagram-Museum.
00:50:22
Speaker
Und die Frage ist auch, wie sich das durchsetzt.
00:50:24
Speaker
Also es ist wirklich auch eine Frage, ob das nicht nur ein kurzzeitiger Trend war, der die Leute fasziniert hat.
00:50:32
Speaker
Wozu ich eher neigen würde.
00:50:33
Speaker
Ich glaube nicht, dass es eine Konstanz in der digitalen Kunst wird.
00:50:38
Speaker
Glaube ich auch nicht.
00:50:40
Speaker
Refik Anadol ist ja jetzt ein Beispiel von einem digitalen Künstler, einer Künstlergruppe, die sehr bekannt ist.
00:50:47
Speaker
Aber gibt es denn auch Leute, die du selber sehr gut findest, also die vielleicht noch nicht so bekannt sind, denen du jetzt Bekanntheit verschaffen kannst?
00:50:56
Speaker
Also sind schon bekannt, aber vielleicht nicht so im Mainstream angekommen wie Refik Andalou quasi.
00:51:03
Speaker
Und da würde ich gerne noch Ian Cheng vorstellen, auch einen digitalen Künstler, der vor allem mit seiner Amissaries Trilogie, die so vor zehn Jahren ungefähr herausgekommen ist, sehr bekannt wurde.
00:51:17
Speaker
Und ich finde, dass er konzeptuell, aber auch ästhetisch sehr anspruchsvolle digitale Kunst macht.
00:51:24
Speaker
Und er erstellt sozusagen Simulationen, die sich im Laufe einer Ausstellung immer weiterentwickeln.
00:51:32
Speaker
Und da kommt wieder dieses Topos des
00:51:35
Speaker
Künstlers als Schöpfer auch stark hervor, weil er nennt das ganze World Building, was natürlich auch eine Dimension, würde ich sagen, rein in Computerspiele hat teilweise, dass das Kunstwerk so eine Art Simulation ist, eine Welt, die der Künstler erschafft und die dann quasi...

Simulation und interaktive Kunst

00:51:53
Speaker
lebt während der Ausstellung.
00:51:55
Speaker
Also es kann bei diesem Amissaries Trilogie beispielsweise von Ian Cheng sein, dass wir haben dort verschiedene Akteure, kann man sich vorstellen, schaut ein bisschen aus wie ein Computerspiel, die sich in dieser Welt bewegen.
00:52:06
Speaker
Und es kann sein, dass am ersten Tag der Ausstellung eine Interaktion dort passiert und die wird sich einfach weiterentwickeln.
00:52:15
Speaker
weiter heraus spielen quasi, je länger die Ausstellung stattfindet.
00:52:18
Speaker
Das heißt, wir haben hier schon sowas wie ein Element der Lebendigkeit quasi und auch eine Sache, die für viele Künstler, denke ich, auch schon immer erstrebenswert war, nämlich, dass ihr Kunstwerk nicht mit dem letzten Pinselstrich stirbt oder tot ist, sondern sich weiterentwickelt.
00:52:35
Speaker
Und
00:52:36
Speaker
auch ohne ihr Zutun quasi eine Art von Lebendigkeit erhält.
00:52:40
Speaker
Und das finde ich einen sehr spannenden Aspekt, der eben genau dieses Medium der digitalen Kunst auch ermöglicht.
00:52:46
Speaker
Den Malerei, Skulptur etc.
00:52:47
Speaker
in dieser Art und Weise nicht so ermöglichen.
00:52:50
Speaker
Also eine Art von simulierter Lebendigkeit, die einfach spannend ist.
00:52:55
Speaker
Eine zweite wichtige Person auch bei der digitalen Kunst, die auch schon lange dabei ist, ist Lynn Hirschman-Leeson, die auch in der Videokunst oder auch in der Bioart teilweise
00:53:06
Speaker
gearbeitet hat und sie hat eine sehr schöne Arbeit namens Shadowstalker vor ein paar Jahren gezeigt und die auch diesen Interaktionscharakter wieder hervorbringt, aber auch wieder dieses reflexive Element, was ich auch sehr spannend finde.
00:53:23
Speaker
Und zwar ist es so, dass man als Besuchender bei diesem Kunstwerk seine E-Mail-Adresse in ein Interface eingibt und das Kunstwerk sucht dann in öffentlichen Datenbanken
00:53:35
Speaker
wo überall Informationen zu dieser E-Mail-Adresse gespeichert sein könnten und man kann dann sozusagen interagieren mit diesen
00:53:42
Speaker
Daten, die einem zurückgespielt werden.
00:53:45
Speaker
Man zeigt dort immer eine Person, die so tanzt vor diesen Daten quasi.
00:53:49
Speaker
Was natürlich Bereiche wie Datenschutz, aber auch in den USA ein sehr kontroverses Thema wie Predictive Policing, also dass man anhand von Daten quasi Verhalten vorhersagt.
00:54:02
Speaker
Und das finde ich auch einen sehr spannenden Aspekt eben mit digitaler Kunst, dass man diese Interaktion hat, aber gleichzeitig eben auch auf gesellschaftlich relevante Diskussionen geht.

Integration digitaler Künstler in die Kunstgeschichte

00:54:12
Speaker
zugreift und diese thematisiert.
00:54:14
Speaker
Auf künstlerische Art und Weise auch Grenzen ausloset oder über Grenzen geht, die man vorher vielleicht noch nicht gesehen hat.
00:54:20
Speaker
Ja, und dann auch stark sieht quasi, wie das eigentlich alles auch verzahnt ist.
00:54:24
Speaker
Also da ist das Kunstwerk plötzlich ganz nah im eigenen Leben oder in eigenen Themen, die für einen sehr wichtig sind und essentiell sind, wie Datenschutz beispielsweise.
00:54:35
Speaker
Danke dir, Julian, für diesen großen Bogen, angefangen in den 1960ern bis hin zu aktueller KI-Kunst und politischen, gesellschaftlichen Debatten, die mit dem Digitalen auch zu tun haben.
00:54:47
Speaker
Das war ein großer Überblick mit vielen Künstlerinnen und Künstlern, die hoffentlich nun alle Einzug halten in die großen Überblicksvorlesungen der Kunstgeschichte.
00:54:56
Speaker
Das hoffe ich auch.
00:55:04
Speaker
Im Nachgang zu dem Gespräch mit Julian habe ich mir einige von diesen KünstlerInnen angeschaut.
00:55:09
Speaker
Spannend finde ich, dass schon so viele Frauen in der Geschichte der digitalen Kunst vertreten sind, Wegbereiterinnen waren oder auch heute noch etabliert sind.
00:55:19
Speaker
Gleiches findet man vielleicht in den anderen zeitgenössischen Kunstströmungen nicht so.
00:55:24
Speaker
Neugierig war ich dann auch darauf, wie diese Kunstwerke aussehen, von denen Julian so begeisternd gesprochen hat.
00:55:31
Speaker
Manche Werke kann man dank Aufzeichnungen der Installation noch anschauen, einige sind leider nur fotografisch überliefert.
00:55:38
Speaker
Die neueren Sachen findet man dann meistens auch auf den kuratierten Webseiten oder auf Social Media Kanälen.
00:55:45
Speaker
Aber ganz ehrlich, da prasselt eine Fülle an Werken auf einen herab, die sehr heterogen ist.
00:55:51
Speaker
Sei es im Anspruch an die Interaktivität oder schlichtweg eine pure visuelle Überforderung.
00:55:58
Speaker
Ich habe an vielen Stellen auch gemerkt, dass mir irgendwie das Handwerkszeug als Kunsthistorikerin fehlt, um über diese Sachen, über das Gesehene zu sprechen.
00:56:09
Speaker
Klar, ich weiß, wie man eine gotische Fassade beschreibt, ich kenne Fachbegriffe wie Wimperge, die ich im Studium gelernt habe, doch das kognitive Erfassen mancher digitaler Werke durch eben eine verbale Beschreibung fällt mir schwer.
00:56:24
Speaker
Mir fehlen schlichtweg die Worte, die Begriffe.
00:56:28
Speaker
Solange diese Kunstformen noch nicht in den Überblickspublikationen der Kunstgeschichte Einzug gehalten haben, wird es wahrscheinlich auch vielen anderen so gehen wie mir.

Abschluss und Ziel der Podcast-Reihe

00:56:38
Speaker
Und dann gibt es mit der digitalen Kunst noch ein anderes sprachliches Missverständnis, dem ich aber dann schon häufiger begegnet bin.
00:56:45
Speaker
Alle, die digitale Kunstgeschichte betreiben, wissen das.
00:56:49
Speaker
Man wird über NFTs ausgefragt, soll Veranstaltungen über Medienkunst halten.
00:56:54
Speaker
Aber am Ende ist das gar nicht unser Forschungsgebiet.
00:56:56
Speaker
Man kennt sich doch dann vielleicht besser aus mit Datenbanken oder einer Bildanalyse mittels KI-Verfahren.
00:57:04
Speaker
Dass es zu diesem Missverständnis kommt, liegt sicherlich auch daran, dass man im Fach weder über das eine noch über das andere eine klare Vorstellung, ein Bild hat.
00:57:13
Speaker
Während man in der Geschichte der digitalen Kunst über die digitalen Kunstwerke spricht, sie erforscht, beschäftigt man sich in der digitalen Kunstgeschichte,
00:57:22
Speaker
Mehr mit digitalen Forschungsmethoden und Infrastrukturen.
00:57:26
Speaker
Naja, das eine schließt das andere natürlich nicht aus, aber dafür mache ich den Podcast hier, damit wir uns ein bisschen besser orientieren können.

Danksagungen und Kontaktinformationen

00:57:35
Speaker
Und ganz ehrlich, wenn es einfach wäre, wäre es keine Wissenschaft.
00:57:50
Speaker
Diese Folge wurde von Jacqueline Klusig-Eckert produziert im Auftrag des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte.
00:57:56
Speaker
Unterstützt wird sie dabei von der Redaktion der Arbeitskreismitglieder Peter Bell, Lisa Diekmann, Peggy Große, Waltraud von Pippich und Holger Siemann.
00:58:05
Speaker
Finanziert wird AdHistocast, der Podcast zur digitalen Kunstgeschichte von NFDI for Culture, dem Konsortium in der nationalen Forschungsdateninfrastruktur, das sich mit Forschungsdaten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern befasst.
00:58:20
Speaker
Unterstützt wird AdHistocast durch den Deutschen Verband für Kunstgeschichte.
00:58:26
Speaker
Du hast noch eine Frage oder Anregungen?
00:58:28
Speaker
Kontaktiere uns einfach unter podcast.digitale-kunstgeschichte.de