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Folge 20: Zwischen Server und Saal – die neuen Rollen der Sammlungdigitalisierung

S1 E20 · #arthistoCast – der Podcast zur Digitalen Kunstgeschichte
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0 Plays2 seconds ago

In dieser Folge wirft Jacqueline Klusik-Eckert mit Antje Schmidt und Georg Hohmann von #arthistoCast einen Blick hinter die Kulissen der Sammlungsdigitalisierung an Museen, die weit über das digitale Erfassen von Objekten hinausgeht. Dabei stellt sich heraus, dass sammelnde Institutionen in den letzten Jahren substanzielle Veränderungen und Anforderungen erlebt haben.

Aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen an sehr unterschiedlichen Häuser teilen sie ihre Erfahrungen und lassen uns an den aktuellen und andauernden Herausforderungen teilhaben, die mit der Implementierung digitaler Strategien einhergehen. Obwohl die Digitalisierung nun schon ein paar Jahrzehnte durchgeführt wird, erfordern die heutigen digitalen Bemühungen eine umfassende Umgestaltung der Sammlungsverwaltung und neue Aufgabenbereiche, die mit öffentlicher Zugänglichkeit zu tun haben.

Die Diskussion beleuchtet, wie der alltägliche Mangel an Ressourcen — sei es Serverkapazität oder spezialisiertes Personal — oft mit ambitionierten digitalen Vorhaben und Anforderungen kollidiert. Antje und Georg sprechen über die Notwendigkeit, über traditionelle Digitalisierungsprojekte hinauszudenken und stattdessen nachhaltige, integrative digitale Infrastrukturen zu schaffen, die nicht nur Sammlungsverwaltung betreffen, sondern auch die wissenschaftliche Forschung und öffentliche Interaktion erweitern.

Ein Kernthema ist die Balance zwischen dem Wunsch nach innovativen digitalen Ansätzen und der realen Notwendigkeit, grundlegende digitale Infrastrukturen zu pflegen und zu erweitern. Sie diskutieren, wie digitale Tools genutzt werden können, um Sammlungen nicht nur zu konservieren, sondern sie lebendig und interaktiv zu machen. Es geht aber auch um Grenzen und die Frage der Notwendigkeit, wenn man die Nachhaltigkeit von „shiny“ Tools im Hinterkopf behalten muss.

Das Gespräch bietet tiefgreifende Einblicke in die sich wandelnde Landschaft der Museumsdigitalisierung und wie diese Veränderungen die Rolle der Digitalisierungsabteilungen neu definieren. Dies verdeutlicht, dass erfolgreiche Digitalisierung mehr als nur technologische Updates erfordert; sie verlangt nach einem Kulturwandel, der Offenheit für neue Arbeitsweisen, eine klare Priorisierung und eine sich an Herausforderungen anpassenden, holistischen Strategie.

Dr. Antje Schmidt ist Kunsthistorikerin und Leiterin des Bereichs Digitale Strategie und Projekte am MK und G, dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.

Georg Hohmann ist Leiter der Abteilung Deutsches Museum Digital des Deutschen Museums in München und studierter Kunsthistoriker und Informatiker.

Begleitmaterial zu den Folgen findest du auf der Homepage unter https://www.arthistoricum.net/themen/podcasts/arthistocast.

Alle Folgen des Podcasts werden bei heidICON mit Metadaten und persistentem Identifier gespeichert. Die Folgen haben die Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 und können heruntergeladen werden. Du findest sie unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du uns gerne per Mail kontaktieren unter podcast@digitale-kunstgeschichte.de

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Transcript

Die Anfänge der Digitalisierung von Museumsbeständen

00:00:07
Speaker
Artistocast, der Podcast zur digitalen Kunstgeschichte.
00:00:18
Speaker
Sammlungsdigitalisierung ist jetzt kein neues Thema.
00:00:21
Speaker
Das machen Museen schon eine Weile.
00:00:24
Speaker
Dabei fing das mit der Digitalisierung ziemlich unspektakulär an.
00:00:28
Speaker
Wer erinnert sich nicht an C.D.
00:00:29
Speaker
Roms aus Museumsshops, auf die eine Handvoll pixeliger Meisterwerke gepresst war?
00:00:35
Speaker
Zumindest war ich damals ziemlich stolz auf meine DVD mit den Hauptwerken aus dem Louvre.
00:00:41
Speaker
Hinter den Kulissen stellte man gleichzeitig Schritt für Schritt die täglichen Aufgaben der Sammlungsverwaltung um.
00:00:47
Speaker
Angefangen mit Lochkarten zogen später selbstentwickelte oder zugekaufte Datenmanagementsysteme in die Museen ein.
00:00:54
Speaker
Wer es sich leisten konnte, richtete eine Digitalisierungsabteilung ein.
00:00:58
Speaker
Die Objekte wollten schließlich digital erfasst, gesichert und verwaltet werden.

Erwartungen an digitale Kataloge und Zugänglichkeit

00:01:04
Speaker
Während ich noch 2012 für eine Arbeit die digitalen Bilder auf CD-ROM geschickt bekommen habe oder ich 2018 für meine Dissertation einen USB-Stick einschicken musste, bieten viele Institutionen heute einen kostenfreien Download hochauflösender Bilder an, mit strukturierten Metadaten und freien Lizenzen.
00:01:24
Speaker
Doch das ist noch lange nicht überall so.
00:01:27
Speaker
Seit den Anfangstagen ist viel passiert, sowohl für NutzerInnen als auch für die Museen selbst.
00:01:33
Speaker
Heute erwartet man von mittelgroßen Häusern ganz selbstverständlich zumindest einen gut gepflegten Objektkatalog und oft sogar deutlich tiefere Informationen zu den Werken.
00:01:44
Speaker
Gleichzeitig steigen auch die Ansprüche der Museen selbst an das, was Digitalisierungsabteilungen leisten sollen.
00:01:51
Speaker
Doch wie steht es heute um die Sammlungsdigitalisierung?
00:01:54
Speaker
Sind alle Sammlungen tatsächlich so zugänglich wie gewünscht?
00:01:58
Speaker
Oder schlummert da noch vieles im Depot und wartet auf die richtige Infrastruktur und eine transparente Strategie?
00:02:04
Speaker
Und was passiert eigentlich, wenn die Erwartungen der NutzerInnen, intern und extern, auf die Realität eines Museums treffen, in dem analoge, menschliche und digitale Prozesse noch nicht immer reibungslos ineinandergreifen?
00:02:19
Speaker
Über diese Fragen spreche ich heute mit meinen Gästen Antje Schmidt und Georg Hohmann.

Der Digitalisierungsprozess: Mehr als nur Scannen

00:02:25
Speaker
Dr. Antje Schmidt ist Kunsthistorikerin und Leiterin des Bereichs Digitale Strategie und Projekte am MK&G, dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.
00:02:35
Speaker
Georg Hohmann ist Leiter der Abteilung Deutsches Museum Digital des Deutschen Museums in München und studierter Kunsthistoriker und Informatiker.
00:02:49
Speaker
Hallo ihr beide, schön, dass ihr da seid, um über dieses komplexe Thema Sammlungsdigitalisierung mit mir zu sprechen.
00:02:56
Speaker
Hallo.
00:02:58
Speaker
Ich fange jetzt einfach mal ganz plakativ an.
00:03:00
Speaker
Wenn man an Sammlungsdigitalisierung im Museum denkt, kommt oft so ein Bild von zwei Mitarbeiterinnen in weißen Handschuhen.
00:03:09
Speaker
Die stehen an ihrem Scanner oder mit großen Fotoapparaten vor Objekten, scannen sie, fotografieren sie.
00:03:16
Speaker
Stimmt dieses Bild oder was gehört denn eigentlich zu so einer Sammlungsdigitalisierung dazu?
00:03:22
Speaker
Vielleicht fangen wir einfach mal an.
00:03:24
Speaker
Ja, Georg, gerne.
00:03:25
Speaker
Ich denke...
00:03:27
Speaker
Im Prinzip stimmt das Bild schon noch.
00:03:29
Speaker
Also das ist vielleicht ein bisschen ein plakatives Beispiel.
00:03:32
Speaker
Im Grunde geht es natürlich darum, Objekte, die in den Museen stehen und vor allen Dingen in den Depots stehen, eben digital zu erfassen.
00:03:38
Speaker
Dafür muss man sie eben meistens erheben sozusagen, entweder aus den Vitrinen rausholen, aus den Standpunkten rausholen oder aus den Depots, aus den Regalen herholen.
00:03:47
Speaker
Meistens nochmal reinigen, nochmal schauen, ob da irgendwelche Beschädigungen dran sind und dann halt eine digitale Aufnahme.
00:03:54
Speaker
Die klassische Digitalisierung, was man darunter versteht, ist immer noch bei uns ein Teil der Arbeit tatsächlich.
00:04:00
Speaker
Weil wie in vielen Museen ist natürlich das, was wir ausgestellt haben, ein Bruchteil von dem, was wir haben.
00:04:05
Speaker
Wir haben allein in München acht Depotflächen, die doch noch nicht komplett erfasst sind.
00:04:10
Speaker
Und also die Arbeit geht uns nicht aus in dem Bereich.
00:04:13
Speaker
Aber mit dem Fotografieren alleine ist es ja dann auch nicht getan.
00:04:16
Speaker
Also was ist denn der nächste Schritt, wenn die digitale Aufnahme da ist?
00:04:20
Speaker
Ja, ich meine, das mit dem Digitalisieren oder die digitale Aufnahme ist ja nur der Teil davon, der plakativste Teil sozusagen davon.
00:04:27
Speaker
Und ist im Grunde auch in dieser Art und Weise überhaupt erst im Workflow drin, seit es überhaupt digitale Bilder überhaupt gibt, wenn man so ein bisschen in die Geschichte schaut.
00:04:35
Speaker
Natürlich gab es vorher auch Fototheken und solche Sachen, aber diese Art von, dass ich ein Objekt nehme und eine digitale Aufnahme mache, ist eben noch gar nicht so alt.
00:04:43
Speaker
Das zugehört natürlich, dass ich überhaupt weiß, was ich da digitalisiere.
00:04:46
Speaker
Also schlicht also diese digitale Dokumentation ist eigentlich fast der größte und arbeitsintensivste Teil dieser ganzen Digitalisierung.
00:04:53
Speaker
Also dass ich überhaupt weiß, was sind das für Objekte, sind die inventarisiert, wie kann ich rangehen, was sind das für Werte und ich brauche auch die Informationen, um die Wichtigkeit auch von Objekten zu beurteilen

Strategien für eine zielgerichtete Digitalisierung

00:05:05
Speaker
zu können.
00:05:05
Speaker
Also auch die Frage der Strategie, wo fange ich an zu digitalisieren und wo höre ich dann auf?
00:05:10
Speaker
Strategie ist ein wichtiges Stichwort.
00:05:12
Speaker
Jetzt sagst du so Sammlungsdigitalisierung im Sinne von, ich erstelle digitale Abbildung, ist jetzt noch nicht so alt.
00:05:19
Speaker
Was ist denn da in den letzten Jahren passiert?
00:05:21
Speaker
Haben sich die Strategien zur Digitalisierung von Museumssammlungen, wie haben sich die entwickelt?
00:05:27
Speaker
Also angefangen von, wir machen jetzt nicht nur Fotos, die wir ausdrucken oder entwickeln, so war es ja eigentlich ursprünglich, oder Klaas Dias.
00:05:37
Speaker
Wir machen jetzt das digitale Bild.
00:05:39
Speaker
Antje?
00:05:41
Speaker
Ja, also was ich vielleicht noch ergänzen würde im Hinblick auf die Ausführungen von Georg ist, dass wir ja, wenn wir jetzt an Strategie denken, auch nochmal einen holistischeren Blick auf Digitalisierung vielleicht haben.
00:05:56
Speaker
Und das beginnt eigentlich ja in dem Moment, wo ein Objekt in das Museum gelangt.
00:06:02
Speaker
Also das ist unsere Auffassung am K&G, dass eigentlich ja dieses Thema digitales Kuratieren dann schon beginnt.
00:06:10
Speaker
Also eigentlich damit, dass ich Verträge abschließen muss und klären muss, ob es überhaupt möglich ist und angebracht erscheint, das Objekt ja zu digitalisieren, dass ich klären muss, ob ich nachher befugt bin.
00:06:25
Speaker
dieses zu veröffentlichen und zu verbreiten in bestimmten Fällen.
00:06:30
Speaker
Und insofern ist das natürlich ein ganz umfangreicher Aspekt, der da in den Blick genommen wird, wenn wir über Strategien nachdenken und
00:06:41
Speaker
Das vielleicht auch noch mitgegeben, dass sich das ja immer auch verändert und anpasst ganz stark.
00:06:47
Speaker
Also diese Idee davon, okay, wir haben jetzt einmal eine Digitalisierungsstrategie erschaffen und dann bleibt das für alle Zeiten so.
00:06:56
Speaker
Ich glaube, das ist vor allen Dingen etwas, was sich ja auch verändert hat und dass man sich eigentlich immer auf Dinge von außen auch einstellt, also dass sich Technologien verändern müssen.
00:07:09
Speaker
dass sich Ansprüche verändern, NutzerInnenverhalten ändert.
00:07:14
Speaker
Wie haben sich denn jetzt diese Strategien im Vergleich jetzt vor 10 oder 20 Jahren geändert?
00:07:19
Speaker
Ich kann mich noch erinnern an große Digitalisierungsprojekte, da wurde erstmal alles erfasst.
00:07:25
Speaker
Und danach wurde sich Gedanken darüber gemacht, ob man das veröffentlichen kann oder nicht.
00:07:29
Speaker
So wie du jetzt sprichst, hat sich das schon mal geändert.
00:07:31
Speaker
Ja, also dass man vor allen Dingen nicht per se digitalisiert, sondern immer mit einem Use Case.
00:07:40
Speaker
Also ich habe mich jetzt gefragt mit diesem Zeitfenster 10 bis 15 Jahre.
00:07:45
Speaker
Also das ist etwas, was wir schon auch vor 10 Jahren hatten, würde ich sagen, dass man jedenfalls im K&G diesen Anspruch dann schon den Kontext im Hinblick auch auf die Zielgruppe auch zu klären.
00:08:01
Speaker
Also dass das ganz, ganz wichtiger ist, auch eben in der Festlegung von Strategien.
00:08:09
Speaker
Vielleicht, wenn man das sozusagen abgrenzen will, ist, was sich geändert hat, auf jeden Fall dieses Bewusstsein, dass es eben nicht nur für interne Zwecke auf jeden Fall ist, also dass es überhaupt andere Ansprüche und Anforderungen gibt als des eigenen Blicks auf die Dinge.
00:08:26
Speaker
Und was sich noch geändert hat, ist eben ja auch diese Anspruchshaltung auch der Öffentlichkeit, auch der Nachnutzung.
00:08:37
Speaker
Da würde ich ja ganz gerne einhaken.
00:08:39
Speaker
Das ist natürlich vollkommen richtig, was Antje sagt, dass eigentlich heutzutage das ganzheitlich gesehen werden muss.
00:08:44
Speaker
Also im Grunde ist das Ziel unserer Arbeit auch an den Museen ist ja, dass wir die ganzen digitalen Prozesse, die Museen sowieso machen, das Inventarisieren, das Ausstellen und so weiter, sowieso digital unterfüttern.
00:08:56
Speaker
Das heißt, im Idealfall ist das, was wir tun, müsste eigentlich aufgelöst werden und das Museum ist schlicht dann ein digitales Museum, weil eben die ganzen Schritte automatisiert sozusagen gemacht werden.
00:09:06
Speaker
Und das ist auch der größte Unterschied gegenüber früher.
00:09:08
Speaker
Früher war es eben oft Projekte.
00:09:09
Speaker
Da gab es dann das Museum und ein Digitalisierungsprojekt und das war nicht so ganz verzahnt.
00:09:14
Speaker
Und eigentlich ist unser Bestreben oder mein Bestreben auch, das mehr viel stärker zu verzahnen und in die Prozesse in die Museen einfließen zu lassen, digitale Prozesse überhaupt zu etablieren.
00:09:25
Speaker
Ich denke, das ist auch der große Unterschied.
00:09:27
Speaker
Die Zielgruppe auch, die Zielgruppendiskussion, im Grunde ist das auch etwas, was sich in den letzten Jahren erst geändert hat.
00:09:32
Speaker
Also die Zielgruppe früher, also zu meiner Sicht, frühere Digitalisierung war eigentlich immer das Museum selbst.
00:09:38
Speaker
Also man wollte einfach seine Dinge erfassen, man wollte sie digital am Schreibtisch haben, am Bildschirm sehen, dann kam also auch der Wunsch dazu, ach, ich will nicht nur die Texte lesen, die Metallbücher digital haben, sondern ich will auch die Bilder zu sehen.
00:09:49
Speaker
Also auch das ist der Wunsch, überhaupt erst mal das Museum quasi auch digital vor sich zu haben.
00:09:54
Speaker
Das war
00:09:55
Speaker
Die ist oder ist auch noch lange Zeit, die Zielsetzung, die existiert auch weiterhin.
00:09:58
Speaker
Also bei uns ganz klar ist, wie die einfach die Arbeit der Kuratoren erleichtern damit, wenn wir digitalisieren.
00:10:03
Speaker
Was natürlich jetzt in den letzten Jahren auch dank solcher Bestrebungen wie im Open Access, gerade die Berliner Erklärung, dann auch die...
00:10:12
Speaker
Creative Commons Lizenzen, die eine große Rolle gespielt haben, den Blick dazu geführt haben, was macht man eigentlich dann mit diesen Digitalisaten und digitalen Ergebnissen, mit den digitalen Forschungsdaten als Museum?

Die Zukunft der Museen im digitalen Zeitalter

00:10:23
Speaker
Also wie kann man dann neue Zielgruppen auch erreichen damit oder wie kann man auch damit nach außen gehen?
00:10:29
Speaker
Das ist also, glaube ich, jetzt sind gerade die Diskussionen da.
00:10:32
Speaker
In vielen Bereichen ist die Diskussion schon längst gelaufen, sage ich mal, in Museen.
00:10:37
Speaker
Fängt man so langsam damit an.
00:10:38
Speaker
Ja.
00:10:40
Speaker
Ja genau, also das würde ich auch nochmal ergänzen, also dieses Bewusstsein, dass das eben ein ganz, ganz großer Schatz ist, den man dann damit eigentlich erstellt und auch etwas, was eine zweite Sammlung eigentlich ist.
00:10:56
Speaker
Also dieses Bewusstsein dafür, dass es nicht etwas ist, was nur...
00:11:02
Speaker
sage ich mal, Dienstleistung oder ein Workflow ermöglicht, sondern etwas, was man eigentlich ja auch als eine zweite Sammlung verstehen kann.
00:11:11
Speaker
Und das Problem, was ich dabei sehe und was wir auch merken bei uns im Museum, ist, dass es aber
00:11:19
Speaker
es trotzdem immer so getan wird, als ob das etwas ist, was nur Dinge erleichtert und günstiger macht.
00:11:25
Speaker
Und was man ja nicht vergessen darf, ist, wenn man dann so eine zweite digitale Sammlung aufbaut, dass man dafür genauso Personal braucht, dass es genauso zeitintensiv ist, die zu pflegen, in manchen Fällen vielleicht sogar zeitintensiver.
00:11:39
Speaker
Und das Bewusstsein, das hat sich noch nicht durchgesetzt.
00:11:42
Speaker
Wir sollen diese
00:11:45
Speaker
Dinge und Prozesse dann on top erledigen zu den Aufgaben, die ja natürlich weiterhin bestehen, wie die Pflege der Sammlung und der Erhalt der Sammlung.
00:11:56
Speaker
Welche Rolle spielen dann, das deutet sich ja jetzt im Prinzip bei dir schon an, auch technische Infrastruktur und Personalressourcen, um diese Ziele umzusetzen?
00:12:05
Speaker
Also wenn man wirklich sagt, ich möchte, dass meine Sammlung
00:12:08
Speaker
öffentlich, frei zur Verfügung steht und nicht nur im Sinne von Bild und Metadaten, sondern vielleicht noch dazu mit Mehrwert, mit der Möglichkeit in die Tiefe zu gehen, Informationstiefe zu haben, vielleicht sogar Hintergrundliteratur verfügbar zu haben.
00:12:25
Speaker
Wie gelingt das?
00:12:25
Speaker
Also was für technische Infrastrukturen oder Personalressourcen stecken da dahinter, also sind auch nicht sichtbar hinter so einer Homepage?
00:12:34
Speaker
Also das ist, wenn ich da weitermachen darf, Georg, das ist natürlich ganz zentral für diese Ansprüche.
00:12:45
Speaker
Und ich glaube, was sich so auseinanderentwickelt hat, wenn ich damit gleich mal starten darf, ist der Anspruch an das, was wir eigentlich leisten wollen und bereitstellen wollen.
00:12:56
Speaker
Also auch intern, wenn ich mit KuratorInnen spreche, was da die Anspruchshaltung ist, wie wir auftreten wollen, was wir vermitteln wollen, genau was du gerade gesagt hast, wie gehe ich in die Tiefe, wie kann ich wirklich eine Tiefenerschließung von einem Objekt ermöglichen.
00:13:15
Speaker
Und auf der anderen Seite der Realität, dass wir bis heute zum Beispiel keine einzige
00:13:24
Speaker
feste Stelle überhaupt für Sammlungsdokumentation bei uns im Museum haben.
00:13:30
Speaker
Das ist da so eine Schere, die auseinanderklafft und man jetzt aber Beispiele sieht auch von großen anderen Museen, wo das wunderbar zu funktionieren scheint und wo man...
00:13:44
Speaker
Zehntausende, Hunderttausende Objekte digitalisiert hat und man denkt sich, ja, warum haben wir das denn nicht und warum ist das denn nicht alles so tiefenerschlossen?
00:13:53
Speaker
Und da muss man sagen, weil es einfach eine Mammutaufgabe ist und die ist nicht entsprechend personell ausgestattet.
00:14:04
Speaker
Auf der einen Seite und auf der anderen Seite ist es auch so, dass wir nicht davon ausgehen können, dass das in der nächsten Zeit passieren wird und wir deswegen umdenken müssen, was die Rollen in unseren Museen angeht.
00:14:19
Speaker
wir andere Aufgaben werden übernehmen müssen, als das vielleicht ursprünglich, ja, worauf das ursprünglich begrenzt war, zum Beispiel als Kuratorin, dass ich dann nicht davon ausgehen kann, dass wir Personal bekommen, was dann, oder eine digitale Abteilung, die dann schon irgendwie das digitalisieren wird, sondern man muss sich eben selber damit auseinandersetzen, gerade wenn es um dann
00:14:43
Speaker
fachliche Erschließungen geht, denn da sind ja dann auch die ExpertInnen in den einzelnen Fachdisziplinen gefragt.
00:14:51
Speaker
Gerade wenn es ja auch um so eine Überarbeitung des Ganzen geht, also auch nochmal um so einen Vergleich zu früher zu kriegen.
00:14:58
Speaker
Bei diesen Digitalisierungskampagnen vor 10, 15 oder 20 Jahren war das ja so eine Retro-Digitalisierung.
00:15:04
Speaker
Man hat einfach mal möglichst schnell, möglichst viel manchmal gemacht, wenn es jetzt nicht projektgebunden war und mit einer Forschung verbunden war.
00:15:13
Speaker
Und so kenne ich es zumindest von vielen Kommilitonen, da setzt man halt dann irgendwelche Hilfskräfte dran, ein paar SHKs, die Inventarkarten abschreiben, wenn sie die Schrift lesen können.
00:15:24
Speaker
Also das ist auch so ein Vorurteil oder vielleicht noch so ein kleiner Einblick, den ich manchmal hatte.
00:15:30
Speaker
Es gibt natürlich auch Projekte, die Digitalisierung mit sehr großem Forschungsaufwand begleitet haben und die Objekte wirklich tiefen erforscht haben, nochmal neu und das dann online gestellt haben.
00:15:42
Speaker
Also hier gibt es ja auch so eine ganz große Diskrepanz von, wie aktuell ist das Wissen, das in so eine Online-Darstellung reinfließt.
00:15:51
Speaker
Das ist im Grunde ähnlich das, was ich vorhin auch versucht habe auszudrücken, dass ja eigentlich die Digitalisierung oft als Begriff für das steht, was die Museen sowieso machen müssen.
00:16:00
Speaker
Und viele Museen waren auf dieser Stelle schlicht auch nicht gut entwickelt.
00:16:04
Speaker
Also wir reden ja eigentlich von einer Deinventarisierung, einer Digitalisierung, einer Dokumentation der Sammlung.
00:16:10
Speaker
Und wenn man manchmal sieht, dass sogar heutzutage noch Museen hingehen und ihre Inventarbücher digitalisieren, weil sie das Einzige sind, wo sie ihre Sammlung verzeichnet haben, das sagt ja schon viel aus, auch über diese Wertschätzung dieser Tätigkeit eines Museums.
00:16:24
Speaker
Dinge zu ordnen, Dinge zu kategorisieren und Dinge zu beschreiben und irgendwie auch Transparenz zu machen.
00:16:28
Speaker
Was hat man da eigentlich in seiner Sammlung und warum hat man das denn gesammelt auch?
00:16:33
Speaker
Und die Digitalisierung potenziert das sogar sozusagen nochmal.
00:16:36
Speaker
Wir legen eigentlich ständig den Finger in die Wunde und sagen, da sind aber Lücken.
00:16:40
Speaker
Und gerade das Digitale ist ja wunderbar dazu geeignet, in Listen und Statistiken und Auswertungen immer wieder zu zeigen, oh, da fehlt aber eine ganze Menge oder da fehlen Texte, da fehlen Beschreibungen oder ganze Sammlungsbestände sind noch nicht erfasst.
00:16:53
Speaker
Das wird sofort sichtbar und das ist eigentlich im Museumsgefüge immer noch ein Problem und ich kann das nur unterschreiben, was auch Antje gesagt hat, dass diese
00:17:03
Speaker
dass die Änderungen der Tätigkeiten in Museen, dass sich die nicht mitgeändert haben.
00:17:09
Speaker
Und zwar seit den letzten 30, 40, 50 Jahren nicht, muss man dazu sagen.
00:17:14
Speaker
Das ist immer noch ein bisschen so dem Geist, der edle Kurator, der quasi schön geistig über seine Sammlungsinhalte spricht.
00:17:21
Speaker
Das ist immer noch das Ideal im Museum.
00:17:23
Speaker
Die muss es vielleicht auch noch geben, ganz, ganz keine Frage, aber es muss auch noch andere Leute geben.
00:17:27
Speaker
Und das ist eine Frage auch der Relevanz.
00:17:29
Speaker
Also die Frage ist in der heutigen Zeit, ich sage es immer so gerne, wir reden ja immer von der digitalen Gesellschaft.
00:17:34
Speaker
Wir sind ja alle längst digital.
00:17:35
Speaker
Es gibt ja nicht mal die normale Gesellschaft, die digitale

Digitale Strategien zur Ansprache vielfältiger Zielgruppen

00:17:38
Speaker
Gesellschaft.
00:17:38
Speaker
Wir sind alle digital.
00:17:40
Speaker
Das heißt, Museen müssen sich schon seit Jahrzehnten eigentlich damit auseinandersetzen, wie sie in dieser Gesellschaft eigentlich eine Relevanz erzeugen und auch vielleicht auch noch ausbauen können.
00:17:48
Speaker
Und da ist die Digitalisierung halt genau der Schlüssel dazu.
00:17:51
Speaker
Das muss halt nur noch in den Köpfen auch ankommen.
00:17:55
Speaker
Wenn du jetzt Öffentlichkeit sagst, und wir hatten jetzt auch schon ein paar Mal über Zielgruppen gesprochen.
00:17:59
Speaker
Also es ist ja nicht so, dass man es mit einer Zielgruppe zu tun hat, weil Museen als öffentliche Institutionen ja eigentlich den Anspruch haben, alle zu erreichen.
00:18:08
Speaker
Wie geht man damit um?
00:18:09
Speaker
Also von welchen Zielgruppen müssen wir eigentlich reden?
00:18:12
Speaker
Also gibt es da, weiß man, welche Personengruppe welche Ansprüche hat?
00:18:19
Speaker
Also es ist...
00:18:20
Speaker
Die Beobachtung ist genau richtig.
00:18:22
Speaker
Wir haben auch diverse Workshops im Haus gehabt mit Persona-Entwicklungen, wer der typische Museumsbesucher ist.
00:18:31
Speaker
Und im Grunde geht es wirklich darum, wir wollen eigentlich alle ansprechen.
00:18:34
Speaker
Vom Enkel bis zum Kreis sozusagen.
00:18:37
Speaker
Die sollen alle eine Museumserfahrung hier vor Ort auch haben dürfen wollen.
00:18:41
Speaker
Und eigentlich auch das Digitale.
00:18:42
Speaker
Die breite Öffentlichkeit ist quasi unsere Zielgruppe.
00:18:45
Speaker
Natürlich kann man, wenn man die Besucherstatistiken sich anschaut und Analysen sich anschaut, kann man bestimmte Zielgruppen stärker ausmachen.
00:18:51
Speaker
Klassischerweise sind in Museen, ich sage mal so, die späten Teens und ersten Twents, die sind quasi die da.
00:18:58
Speaker
Also da ist eine große Lücke in vielen Museen.
00:19:01
Speaker
Die kommen halt nicht, die sind mit anderen Dingen beschäftigt, mit Arbeitssuche, mit Arbeitsfinden, mit Familiengründen.
00:19:05
Speaker
Die gehen halt fast nicht in Museen.
00:19:08
Speaker
Das ist aber fast üblich sozusagen.
00:19:10
Speaker
Da kann man auch gezielt dran dagegen steuern.
00:19:13
Speaker
Aber im Grunde ist es genau das, was man eigentlich alle ansprechen will.
00:19:16
Speaker
Was bei uns noch dazu kommt, ist, ich muss immer dazu sagen, ich rede von der Observat-Interaktion, ich kriege große Museums, weil wir haben manche Probleme, die da nicht ganz so, aber wir haben natürlich auch noch diesen Forschungsanspruch, weil wir ein Forschungsmuseum sind in der Leibniz-Gemeinschaft und wir haben als große Zielgruppe auch die Forschenden, bei Evolution als primäre Zielgruppe, muss man das so sagen.
00:19:38
Speaker
Also ich glaube, das ist meine Erfahrung, Lift Experience und auch nach dem, was wir in Projekten erforscht haben, wissen wir ja viel zu wenig über unsere digitalen Projekte.
00:19:53
Speaker
wenn wir da jetzt mal das nochmal trennen wollen.
00:19:57
Speaker
Vielleicht lassen wir das auch lieber.
00:19:58
Speaker
Wir wissen also viel zu wenig über unsere Zielgruppen in dem Bereich jedenfalls.
00:20:04
Speaker
Und da ist natürlich dann auch eine Kompetenzbildung notwendig oder eben personelle Ressourcen, um das auch zu
00:20:15
Speaker
überhaupt sinnhaft ausarbeiten zu können.
00:20:20
Speaker
Da gibt es ja einige Initiativen in Museen, zum Beispiel im Landesmuseum Württemberg mit Christian Gries.
00:20:29
Speaker
Die setzen ja ganz stark darauf, auch die Zielgruppen weiter auszudifferenzieren.
00:20:36
Speaker
Und aus anderen Ländern kennen wir das auch, wenn wir überlegen, welchen Impact solche
00:20:43
Speaker
ja, digitalen Initiativen überhaupt haben, wenn wir da nach Neuseeland gucken.
00:20:47
Speaker
Teepapa Museum hat auch da Impact-Modelle entwickelt, um das überhaupt wirklich abbildbar zu machen.
00:20:54
Speaker
Und ich glaube, das ist auch noch ein Desiderat in den deutschen Museen, würde ich mal meinen.
00:21:02
Speaker
da nochmal gezielter sich Gedanken zu machen, um was es da eigentlich geht und wie wir auch auf den Weg uns machen können.
00:21:11
Speaker
Und dass es vielleicht nicht nur darum geht, Daten auszuwerten, anonym, sondern auch mit Menschen zu sprechen.
00:21:19
Speaker
Also wir haben gerade ein Projekt abgeschlossen, Neo Collections hieß das, von der Kulturstiftung des Bundes gefördert, wo wir uns da auch gezielt mit auseinandergesetzt haben,
00:21:31
Speaker
Man kann ja auch, also Users sind auch Menschen, ja, also mit denen kann man auch sprechen und vielleicht braucht man dazu gar nicht dann immer bestimmte Datenkompetenzen auf allen Ebenen, sondern vielleicht kann man auch einfach nur sich zusammensetzen, so haben wir das gemacht, mit KuratorInnen und anderen Menschen.
00:21:52
Speaker
Museumsmitarbeitenden und dann haben wir Leute eingeladen, von denen wir wussten, dass die unsere digitalen Sammlungen nutzen und mit denen gesprochen, was deren Arbeit ist, was machen die, wie nutzen die die Sammlungen und ich glaube, da kann man schon ansetzen, also ich würde das sozusagen dann nochmal davon auch abkoppeln, dass wir immer mehr grundsätzlich an
00:22:23
Speaker
ganz spezialisierten Ressourcen brauchen und Personal, weil wir werden das sonst nicht schaffen können.
00:22:32
Speaker
Das ist aber eine Frage der Strategie.
00:22:33
Speaker
Wo will man eigentlich dahin?
00:22:34
Speaker
Weil das, was ich vorhin gesagt habe, das digitale Bieter sind natürlich wunderbar an, weil es eben messbar ist.
00:22:39
Speaker
Man redet dann auch als öffentliche Einrichtung oder als Kultureinrichtung schnell die Falle, wie so ein kommerzielles Unternehmen zu denken.
00:22:45
Speaker
Wir müssen mehr Benutzer, heißt mehr Eintrittsgelder und so weiter.
00:22:50
Speaker
Ich
00:22:50
Speaker
Als Beispiel gerade, die das auch sehr extrem machen, auch im digitalen Bereich, ist ja das Reichsmuseum in Amsterdam, die eben auch mit dem Reichsstudio immer wieder neue Iterationen machen, weil die dann richtig analysieren, wer sind die Besucher und haben ganze Teams haben, zu kommen, wie wird das genutzt, wer klickt wann wo und so weiter und daraufhin das Umwandeln, um mehr Besucher dann wiederum ins Museum zu bekommen, also die Conversion-Rate sozusagen hinzubekommen.
00:23:13
Speaker
Das machen Museen.
00:23:14
Speaker
Die Frage ist, will man da hin als Museum, auch als deutsche Kulturenrichtung, oder will man das nicht?
00:23:19
Speaker
Aber das ist natürlich bei all diesen Punkten immer eine Frage von der Professionalisierung.
00:23:23
Speaker
Also ich kann das unterstreichen, wenn man denn wirklich...
00:23:28
Speaker
wirklich wissen will, also wenn man eine breite Analyse machen will, wer die digitalen Nutzer sind, dann braucht man halt auch ein entsprechendes Team und ein gewisses Know-how, um eben diese Web-Auswertung auch wirklich professionell zu machen.
00:23:39
Speaker
Da reicht es eben nicht mal eben in, ich sage mal, Matomo oder solchen geigenen Tools mal zu gucken, wer hat mich dann angeklickt.
00:23:45
Speaker
Also das reicht halt nicht.
00:23:47
Speaker
Auch dieses Anspruchsdenken natürlich.
00:23:49
Speaker
Da ist auch immer aus dem Haus heraus, wo gefragt wird, ja, wie viele Besuche, werde ich immer noch gefragt, wie viele Besuche habt ihr denn?
00:23:55
Speaker
Und dann sage ich immer, ja, weiß ich nicht, was wollen sie wissen?
00:23:57
Speaker
Die Visits, die Klicks, was wollen sie denn hören?
00:24:00
Speaker
Die Verwaltzeiten und da wird man schon, das ist einfach nicht so einfach in der Diskussion unterzubringen.
00:24:07
Speaker
Ja, diese Metrifizierung sagt ja auch am Ende nicht viel aus über die Art und Weise des Umgangs.
00:24:12
Speaker
Nee, auch keine Qualitätsmerkmal.
00:24:13
Speaker
Man muss da wirklich von qualitativ bis quantitativ alles durchexerzieren, was man im Methodenkanon so hat, um wirklich herauszufinden, was die Leute da machen und was sie da wollen.
00:24:23
Speaker
Ich kenne ein schönes Beispiel aus unserer alten Webseite.
00:24:26
Speaker
Wir haben einen Relaunch gemacht vor ein paar Jahren und davor, weil es so eine typische Webseite, die über Jahrzehnte gewachsen war.
00:24:33
Speaker
Und überall wurde noch was drangebaut und so.
00:24:35
Speaker
Und als wir dann den Relaunch gemacht haben, kam auch die Firma, die da war.
00:24:40
Speaker
Die hat halt immer eine Analyse gemacht, was sind denn die beliebtesten Inhalte sind.
00:24:42
Speaker
Und Alain und ich dachte, unsere Musiksammlung ist so toll und unsere Kraftmaschinen sind so toll.
00:24:47
Speaker
Und der beliebteste Inhalt war eine Animation auf einer uralten Kinderseite, die längst vergessen war, von einer Dampfmaschine.
00:24:55
Speaker
Das war das meistgeklickte animierte GIF in unserem ganzen Webangebot, weil das wohl in Schulen benutzt worden ist.
00:25:01
Speaker
Also die liebten diese Animation.
00:25:03
Speaker
Und dann, das war so ein schöner Effekt, weil dann die ganze Kuratoren-Schafter saß und sagte, oh, damit haben wir nicht gerechnet.
00:25:11
Speaker
Aber jetzt haben wir ja diese Perspektive und ich möchte da auch nochmal weiter drin bleiben, praktisch eine Strategie für eine Sammlungsdigitalisierung, auch ein Verzahnen von Objektdigitalisierung und genereller Strategie im Museum, im Haus, was auch Kommunikation angeht, was Außenwirkung angeht.
00:25:28
Speaker
Das alles ist ja jetzt unter diesem Begriff Museumsdigitalisierung irgendwie zu fassen.
00:25:35
Speaker
Was ist denn noch der Wunsch für ein Haus selber oder auch der, was sollte der Wunsch sein für ein Haus selber, das auf eine möglichst professionelle Art und Weise zu machen?
00:25:44
Speaker
Also kann man dann wirklich herausfinden, warum die Leute kommen oder nicht kommen?
00:25:49
Speaker
Kann man wirklich herausfinden, wo man Flaschenhälse hat im Haus?
00:25:57
Speaker
Kann man das auch als Analyse für ein Haus selbst verwenden?
00:26:02
Speaker
Also ich glaube, grundsätzlich kann man Dinge so aufsetzen, dass man auch eben datenbasiert bessere Entscheidungen treffen kann.
00:26:12
Speaker
Aber die Frage ist, wenn man diese Daten hat und die auch entsprechend auswerten kann, kann man daraufhin agieren?
00:26:19
Speaker
Und das bezweifle ich, dass wir in der Lage sind, ihnen zu tun.
00:26:24
Speaker
großen Maßstab jedenfalls uns daran anzupassen und wie Georg das ja auch schon angedeutet hat, ist das überhaupt wünschenswert?
00:26:31
Speaker
Also ist das genau etwas, was sozusagen ja auch so einem Thema folgt, wie jetzt auf anderer Ebene große Blockbuster-Ausstellung, ist das immer das einzige
00:26:45
Speaker
Ziel, wo wir hinwollen.
00:26:46
Speaker
Also natürlich muss man sich bei Digitalisierung einen gewissen Impact vorstellen oder auch nachweisen können, weil sonst ist das einfach ja auch sehr aufwendig und teuer, dies zu tun.
00:27:01
Speaker
Und zum Beispiel diese Überzeugung, dass man alles immer in der bestmöglichen Qualität, neuesten Technologie digitalisiert, das ist ja auch etwas, was man infrage stellen kann.
00:27:13
Speaker
Weil wenn es dafür dann eben keine relevante Nutzung in einer bestimmten Zeit gibt oder die in Aussicht steht, dann ist ja vielleicht dann zu einem späteren Zeitpunkt das Ganze schon wieder überholt.
00:27:27
Speaker
Und ich glaube, das ist was, was man...
00:27:30
Speaker
Also dass immer alles sozusagen langfristig so vorgehalten ist, das ist ja utopisch.
00:27:40
Speaker
Also wenn wir sozusagen einmal durch sind, mit neuesten Technologien etwas zu entwickeln, dann können wir ja wieder von vorne anfangen.
00:27:47
Speaker
Also da sind wir dann ja noch nicht mal.
00:27:50
Speaker
Ich kenne das mit Druckgrafik.
00:27:52
Speaker
Am Anfang hat man ja oft nur abfotografiert.
00:27:55
Speaker
Und ganz ehrlich, für mich als Forscherin reicht das einfach schon zu sehen, lohnt es sich für mich da hinzufahren ans Haus oder nicht, um mir die Grafik dann im Original anzuschauen.
00:28:05
Speaker
Manche Häuser bieten aber auch hochauflösende Streiflichtscans schon von Grafiken an, wo ich fast schon in die Papierstruktur eintauchen kann.

Herausforderungen bei der Digitalisierung von Sammlungen

00:28:14
Speaker
Trotzdem muss ich ans Haus fahren und mir die Grafik nochmal selbst angucken.
00:28:19
Speaker
Aber ja, die Bereitstellung von solchen hochauflösenden Sachen kostet ja auch Serverkapazität.
00:28:24
Speaker
Das ist nicht von der Hand zu weisen, dass es hier auch um finanzielle Sachen geht.
00:28:29
Speaker
Ja, und auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist das ein ganz wichtiges Thema, denke ich.
00:28:35
Speaker
Wenn wir jetzt darüber sprechen, dass wir Impact von Digitalisierung messen wollen, dann geht es natürlich nicht nur darüber, dass wir Daten auswerten, sondern auch darüber, dass wir bestimmte interessante Storys sammeln darüber, wie die Digitalisat und unsere Daten genutzt werden.
00:28:54
Speaker
Und da gibt es bei uns ein ganz interessantes Beispiel dazu, dass die Bestseller-Autorin Berit Glanz
00:29:03
Speaker
in ihrem Roman Pixel-Tänzer auch sich auf Objekte aus dem Museum bezieht, und zwar die sogenannten Tanzmasken von Lavinia Schulz und Walter Holt.
00:29:17
Speaker
Und die hat sie entdeckt darüber, dass wir eben 2015 unsere Sammlung online gestellt haben und auch als Open Access-Tänzer
00:29:28
Speaker
frei nachnutzbar gemacht haben, in den Fällen, wo das möglich war, wo die Objekte gemeinfrei waren.
00:29:33
Speaker
Und die waren dann sehr verbreitet, auch im Internet.
00:29:36
Speaker
Und da ist sie darauf gestoßen und so auf die Sammlung gelangt und hat dann weiter recherchiert und die Geschichte so interessant gefunden, die sich um diese Tanzmasken dreht, dass sie da auf dieser Basis einen Bestseller-Roman geschrieben hat und
00:29:54
Speaker
Das sind natürlich so Dinge, die wir mit reinen Datenauswertungen nicht erfassen können, dass sich eben dadurch neues Kulturgut auch schaffen lässt.
00:30:02
Speaker
Jetzt sind diese Tanzmasken ja am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg mit eines der Hauptwerke.
00:30:07
Speaker
Das ist ja auch so eine ganz außergewöhnliche Objektgruppe.
00:30:12
Speaker
Dass man die dann digital erfasst, ist ja irgendwie klar.
00:30:16
Speaker
Wie war das denn mit diesen Sammlungskampagnen bisher?
00:30:19
Speaker
Wie hat man sowas eigentlich finanziert bekommen?
00:30:22
Speaker
Weil es aus der Außenperspektive ist, dass man erstmal das inventarisiert hatte oder digitalisiert hatte, das am bedeutendsten ist.
00:30:30
Speaker
Und die Bedeutung hat das Museum festgeschrieben.
00:30:33
Speaker
Da gab es da auch andere Vorgaben.
00:30:36
Speaker
Ja, also bei uns, wenn ich da kurz weitermachen darf am MK&G, ist es tatsächlich so, dass die größte oder langfristigste Digitalisierungskampagne, die wir bisher gesehen haben, eine ist, die von ganz anderen Voraussetzungen ausgeht, nämlich davon, die Sammlung zu erfassen mit dem Ziel, sie zu bewerten.
00:31:00
Speaker
Das kennen wir ja auch aus anderen Bundesländern und Ländern.
00:31:04
Speaker
Da sind natürlich dann die Maßgaben andere, als wenn ich jetzt forschungsgeleitetes Interesse habe.
00:31:12
Speaker
Und letztlich ist es natürlich dann aber die Frage, versuche ich nicht auch mit einer Digitalisierung, die gefördert wird von einer Finanzbehörde, weil die eben diese Zahlen braucht, gleichzeitig auch andere Interessen von zum Beispiel Forschenden zu
00:31:32
Speaker
denen zu begegnen und die zu erfüllen.
00:31:34
Speaker
Jetzt gehen wir mal von dem Punkt aus.
00:31:39
Speaker
Ein Haus hat sich entschieden, mit einer ordentlichen Digitalstrategie auch die komplette Sammlung zu digitalisieren.
00:31:44
Speaker
Die Sachen werden bereitgestellt nach dem neuesten technischen Standard.
00:31:48
Speaker
Also hochauflösende Abbildungen, Triple IF, dass man das alles schön vergleichen kann.
00:31:55
Speaker
Am besten offene Lizenzen, Creative Commons oder komplett gemeinfrei.
00:32:01
Speaker
Vielleicht sogar noch mit einer schönen Beschreibung, am besten noch mehrsprachig, Literaturangaben, Hinweis zu, wer hat die Metadaten aufgefasst, welche Version der Metadaten sind das.
00:32:13
Speaker
Also das ist ja irgendwie so der
00:32:16
Speaker
Wo ist das?
00:32:17
Speaker
Möchte ich gerne sehen.
00:32:19
Speaker
Aber das ist aus der ForscherInnen-Perspektive, aus der digitalen Kunstgeschichte, so mein Idealanspruch, was ich gerne hätte.
00:32:26
Speaker
Oder vielleicht auch die Ziele, wo man gerne hin möchte mit dem eigenen Haus.
00:32:31
Speaker
Was dann?
00:32:32
Speaker
Selbst wenn man sich da beste Mühe gegeben hat.
00:32:34
Speaker
Das werden wir ja nicht erleben.
00:32:36
Speaker
Also Georg und ich nicht mehr.
00:32:39
Speaker
Das kann ich jetzt mit Sicherheit sagen, dass das...
00:32:43
Speaker
relativ ausgeschlossen sein wird.
00:32:46
Speaker
Und ich glaube, von diesem Universal-Idealanspruch sollten wir uns auch schleunigst verabschieden.
00:32:53
Speaker
Weil wir sonst dann die Chancen, die genau diese Dinge bieten, die nicht auf diesem perfektionistischen Anspruch beruhen, dass wir die nicht sehen, die Chancen.
00:33:07
Speaker
So ein bisschen muss ich leider widersprechen.
00:33:11
Speaker
Ja, hilfreich.
00:33:12
Speaker
Ja, ich meine, das liegt natürlich auch auf eine tolle Sache, weil wenn wir immer über die Museen reden, die gibt es ja so gar nicht.
00:33:17
Speaker
Da sind ja dann wirklich kleine, große und auch unsere beiden Häuser zu vergleichen, das ist schon fast unmöglich.
00:33:22
Speaker
Und wir fanden da schon eine andere Strategie, sage ich mal.
00:33:25
Speaker
Also ich will es nicht so in blumigen Worten ausdrücken, wie Herr Schenova es letztens getan hat, aber wir sind im Grunde schon beim Post-Digitalen seitangekommen.
00:33:33
Speaker
Also wir haben bei uns im Haus jetzt nach zehn Jahren alle Objekte, die wir haben, digital erfasst.
00:33:39
Speaker
Also wir haben alles dabei.
00:33:40
Speaker
Es ist noch nicht alles online, aber
00:33:42
Speaker
Das nicht, aber intern sind wir durch eigentlich.
00:33:45
Speaker
Wir sind da durch.
00:33:45
Speaker
Wir können natürlich noch alles mögliche machen, 3D-Digitalisierung noch ein bisschen was machen, auch 3D-Scans machen und so weiter.
00:33:51
Speaker
Aber eigentlich, wenn es um die eigentliche Erschließung, Erfassung geht, sind wir da soweit durch, was die Objektsammlung angeht.
00:33:59
Speaker
Und dann ist hier eben die Frage, was macht man eigentlich damit und was ist die Verfügbarkeit?
00:34:02
Speaker
Und ich glaube, ein wichtiger Punkt ist einfach auch überhaupt,
00:34:05
Speaker
Der rührt so ein bisschen an der Kernfrage von Museen, weil warum sammeln denn Museen überhaupt?
00:34:11
Speaker
Und wie sammeln sie?
00:34:12
Speaker
Und Digitalisierung ist quasi das Mittel der Wahl, um diese Dinge schlicht sichtbar zu machen.
00:34:17
Speaker
Also wir haben ja gerade von den Highlights gesprochen.
00:34:20
Speaker
Natürlich haben wir auch angefangen mit den Highlights, weil immer das ist ein bisschen auch so öffentlichkeitsarbeitsgetrieben, sage ich mal, weil jeder, der dann irgendwie Deutsche Museum googelt, der muss natürlich irgendwie...
00:34:29
Speaker
die Tante Ju sehen oder eine große Dampfmaschine sehen.
00:34:32
Speaker
Das wäre auch schon klar.
00:34:34
Speaker
Viel interessanter sind aber die Sachen, die man eben nicht sieht, gerade die, die in der zweiten, dritten Reihe sind.
00:34:39
Speaker
Und ich finde es eigentlich ganz schön, wir sind gerade dabei, auch unsere Archivbestände sehr stark online zu stellen.
00:34:45
Speaker
Und da haben wir eigentlich fast den meisten Feedback auch wieder, wo wir wieder auf den Thema der Nutzer kommen.
00:34:50
Speaker
dass dann Leute überhaupt erst mal sehen, was haben die denn eigentlich alles da und was ist da von Interesse.
00:34:54
Speaker
Und wir genau jetzt so langsam, wo es so langsam anfängt, dass wir auch diese Feedback-Schleife bekommen, die ja auch auf dem Citizen Science läuft, den man auch forcieren könnte, aber wo dann Leute kommen und sagen, ich kenne den auf dem Bild, der ich da gefunden habe.
00:35:06
Speaker
Ich kann was zu diesem Brief sagen.
00:35:08
Speaker
Ach, ihr habt diesen Nachlass, da komme ich doch mal vorbei.
00:35:10
Speaker
Also genau das passiert jetzt vermehrt, sagen wir mal, je mehr wir online haben und je mehr wir auch die Dinge online haben, die eben nicht jeder sofort mit dem Deutschen Museum jetzt assoziieren würde.
00:35:19
Speaker
Das macht es eigentlich ganz spannend.
00:35:20
Speaker
Zum Beispiel unsere Gemäldesammlung, die ist online jetzt zum Beispiel.
00:35:22
Speaker
Und vorher wusste kaum einer, dass wir Gemälde haben.
00:35:26
Speaker
Das sind solche Sachen, die einfach interessant sind und ich glaube auch, Museum gut anstehen, da rauszukommen aus dieser Nische quasi.
00:35:34
Speaker
Weil wenn man natürlich jetzt zu einem Punkt kommen will, sozusagen diese Fragen, das interessiert ja keinen online.
00:35:39
Speaker
Da kann man sich auch fragen, warum sammelt man das dann?
00:35:42
Speaker
Das ist schon immer sehr radikal gesprochen, aber ich sage ja vorhin schon, die Digitalisierung piekst immer überall im Museum in diese wunden Punkte rein.
00:35:50
Speaker
Und das wollen viele Leute immer nicht hören.
00:35:53
Speaker
Genau, aber Georg, du wirst ja jetzt mir doch zustimmen, wenn ich jetzt das natürlich zugespitzt habe, aber im Hinblick darauf, was Jacqueline gerade als Anspruch formuliert hat, das wird ja, also wenn ihr das alles nach diesen Standards schon habt, dann wunderbar.
00:36:11
Speaker
Es geht in die Richtung, klar, aber das ist natürlich nie perfekt, das ist nie wie beendet und da kann man natürlich auch ganz viel aus dem Nähkästchen plaudern, warum die Dinge nicht so sind, wie sie sind.
00:36:22
Speaker
eigentlich wünschenswert werden.
00:36:24
Speaker
Wir sind alle durch die Erfahrung gegangen und Diskussionen um, jeder Datensatz ist wie ein Aufsatz, der muss dann erst mal redigiert werden.
00:36:33
Speaker
Und wenn ich dann gesagt habe, ihr wollt jetzt also 180.000 Aufsätze schreiben, dann viel Spaß damit.
00:36:39
Speaker
Und da muss man wirklich auch, das geht also wirklich so um die, auch wieder da um die Prozesse und um die Haltung des Ganzen gegenüber natürlich.
00:36:46
Speaker
Und es geht ja auch dann auch an die Frage, was für einen Sammlungsumfang hat man überhaupt?
00:36:53
Speaker
Also wir wissen es nicht ungefähr, wahrscheinlich 600.000 Objekte.
00:36:59
Speaker
Und ich finde, man darf und muss da schon die Frage stellen, wie sinnhaft das dann ist, das alles in gleicher, höchster Qualität zu digitalisieren.
00:37:12
Speaker
Wenn wir eben abwägen müssen, dass wir nicht...
00:37:16
Speaker
unendlich Zeit und personelle und finanzielle Ressourcen haben.
00:37:21
Speaker
Das ist ja genau dann die Frage einer Digitalisierungsstrategie.
00:37:24
Speaker
Was priorisieren wir dann?
00:37:26
Speaker
Und was wir ja nicht vergessen dürfen, Georg, du hast es schon gesagt, es ist dann

Kulturelle Sensibilität und ethische Überlegungen

00:37:30
Speaker
etwas, was ermöglicht auch Citizen Science, aber
00:37:35
Speaker
Wir stecken halt auch dann sehr viel Zeit und Energie rein in ja letztlich auch eine bestimmte Sichtweise und das ist die, die aus den Museen selber kommt.
00:37:47
Speaker
Und das gilt es ja auch heutzutage zu hinterfragen.
00:37:51
Speaker
Ist das überhaupt zeitgemäß?
00:37:52
Speaker
Ist das, was ich gesammelt habe, vielleicht auch in kolonialen Kontexten,
00:37:59
Speaker
Etwas, was ich dann heute nur aus der eurozentrischen Perspektive beschreibbar machen kann oder muss ich da nicht auch ganz stark umdenken und das nochmal alles überarbeiten und anpassen.
00:38:14
Speaker
Ja, was gerade natürlich auch kulturhistorische Museen oder die ehemaligen Völkerkundemuseen, wie sie früher noch hießen oder manche heißen ja sogar noch so, natürlich um einiges mehr trifft.
00:38:25
Speaker
Ich hatte mal bei einer Tagung dieses Objekte im Netz einen Vortrag gehört.
00:38:30
Speaker
Da ging es eben um eine Fotosammlung mit Fotografien aus der Kolonialzeit.
00:38:35
Speaker
Und das war so eine Zäsur innerhalb dieser Tagung.
00:38:38
Speaker
Also man hat bis dahin die ganze Zeit darüber gesprochen, wie offen und wie frei und wie gemeinfrei die Lizenzen waren.
00:38:43
Speaker
Und dann kam eben dann diese Fallstudie von dieser Sammlung, von dieser Fotografiesammlung.
00:38:51
Speaker
Und es wurde klar,
00:38:52
Speaker
gemeinfrei und öffentlich ist vielleicht bei manchen Aufnahmen, bei manchen Objekten doch nicht der oberste Standard, das oberste Ziel, weil viele von diesen Fotografien dann im rechten Spektrum für Meme-Produktion genutzt wurden.
00:39:08
Speaker
Und auch denkt, okay, wenn etwas online verfügbar stellen, bedeutet eine Sichtbarkeit, eine Sichtbarkeit, die aber auch genutzt werden kann für Dinge, die man nicht haben möchte.
00:39:19
Speaker
Die sind ja dann frei, die sind
00:39:20
Speaker
draußen im Kosmos des Digitalen.
00:39:24
Speaker
Genau, also ich meine, das sind natürlich dann nochmal zwei unterschiedliche Ebenen, würde ich sagen.
00:39:28
Speaker
Und zwar ist das eine, dürfen wir darüber bestimmen, wie etwas genutzt wird, wenn es eben nach grundsätzlichen rechtlichen Maßstäben frei bereitzustellen wäre.
00:39:42
Speaker
Welche anderen Grundsätze müssen da aber noch gelten?
00:39:45
Speaker
Ja.
00:39:47
Speaker
Und gerade im Sinne von Moral Rights und das, was du jetzt aber geschildert hast, etwas, was nochmal in anderen Kontexten als wie das Wollen genutzt wird, das finde ich eine schwierige Sache, das sozusagen auch in der Verantwortung der Museen zu überlassen, das zu entscheiden, weil das können wir nicht.
00:40:14
Speaker
Aber das andere, was wir können, ist natürlich dann einer Frage zu begegnen nach, ist überhaupt die Digitalisierung eines Objekts wünschenswert?
00:40:28
Speaker
Und ich kann da vielleicht auch nochmal ein konkretes Beispiel geben.
00:40:31
Speaker
Und zwar ist das von den Benin-Bronzen.
00:40:36
Speaker
Die hat es auch im Museum für Kunst und Gewerbe gegeben.
00:40:41
Speaker
Und
00:40:42
Speaker
Und mittlerweile wurden sie abgegeben an das Mark in Hamburg.
00:40:50
Speaker
Die Frage, die wir uns dann aber in dem Zusammenhang gestellt haben, ist, dass wir sie seinerzeit, als wir eben eine Open Access Policy auch umgesetzt haben und das ja jetzt auch europäische,
00:41:01
Speaker
Rechtsprechung ist, dass wir diese dann gemäß dieser Policies die Digitalisate auch gemeinfrei bereitgestellt haben und dann im Nachhinein stellte sich erst raus, es handelt sich um Raubkunst.
00:41:15
Speaker
Und was machen wir jetzt mit den digitalen Surrogaten, die wir gemeinfrei bereitgestellt haben oder die gemeinfrei gelten in unserem Rechtssystem?
00:41:29
Speaker
Weil man ja auch Creative Commons Lizenzen nicht mehr zurücknehmen kann.
00:41:32
Speaker
Also einmal gegeben sind sie da.
00:41:35
Speaker
Richtig, genau.
00:41:36
Speaker
Und jetzt ist die Frage, wie geht man damit jetzt um?
00:41:40
Speaker
Weil wenn wir sagen, das ist jetzt etwas, was die Herkunftsgesellschaft ja entscheiden muss, wie dann auch die digitalen Surrogate eben genutzt werden muss,
00:41:53
Speaker
Das ist ein Riesenthema, digitale Restitution, dem wir uns auch noch werden widmen müssen.
00:42:00
Speaker
weil es eben nicht damit getan ist, zu sagen, also wie das ja auch der Savasar-Report gefordert hat, dass man sagt, okay, wir stellen das alles Open Access bereit, weil das ist ja dann auch wieder eine Bevormundung der eigentlichen Herkunftsgesellschaften im Hinblick auf die Entscheidung darüber, ob ich das überhaupt machen will.
00:42:22
Speaker
Vielleicht möchte ich das ja auch selber noch kommerziell nutzen, eine Abbildung von einem
00:42:27
Speaker
Objekt zum Beispiel.
00:42:29
Speaker
Und was war die Lösung in dem Fall?
00:42:32
Speaker
Wir haben dafür keine Lösung und es ist auch die Frage auch der Digitalisate nur insofern geklärt, als dass man gesagt hat, man übergibt natürlich auch die entsprechenden Daten und Informationen dann weiter, aber trotzdem können wir ja eben diese Publikation nicht zurücknehmen und
00:42:56
Speaker
Das wäre natürlich auch problematisch, damit man ja auch noch weiter die Geschichte der Objekte zurückverfolgen kann.
00:43:06
Speaker
Also dass wir überhaupt den Nachweis haben, das ist im Museum für Kunst und Gewerbe gewesen und ist...
00:43:16
Speaker
das kann man nicht einfach löschen.
00:43:19
Speaker
Aber da gibt es ja auch, denke ich, auf nationaler Ebene müsste man sich der Herausforderung stellen.
00:43:26
Speaker
Ich glaube nicht, dass das Museen einzeln klären können.
00:43:30
Speaker
Ja, national und sogar international.
00:43:32
Speaker
Genau.
00:43:33
Speaker
Weil das eine ist ja dann die
00:43:35
Speaker
die digitale Abbildung, also das Surrogat.
00:43:39
Speaker
Und das andere betrifft ja auch Metadaten.
00:43:41
Speaker
Also wir hatten ja jetzt in den letzten Jahren auch ganz viele Fälle, angefangen beim Reichsmuseum hier in Deutschland, beim SKD, andere Häuser haben das auch gemacht, die Objektbeschreibungen, Titel überarbeitet haben, weil man eben gemerkt hat, aus einer ersten Kampagne, da hat man halt was abgeschrieben, was nicht mehr zeitgemäß ist, was beleidigend ist, was rassistisch ist in den Begrifflichkeiten.
00:44:04
Speaker
Und das sind ja aber auch Entscheidungen, die überregional getroffen werden.
00:44:08
Speaker
Also es gibt bei der Europäaner dieses Projekt, die Bias, in dem beleidigende rassistische Begriffe und alles, was in diesem Spektrum passiert, markiert werden.
00:44:18
Speaker
Und mit so einem Pop-up-Kommentar, warum das ein markierter Begriff ist.
00:44:23
Speaker
Also das ist so eine Lösung, die ich kenne.
00:44:25
Speaker
Aber um das positiv zu fassen, ist so genau das, dass solche Diskussionen überhaupt existieren, ist eine Digitalisierung zu verdanken.
00:44:33
Speaker
Also wir können ja nicht sagen, das sind die Probleme, die gab es ja vorher hinter verschlossenen Türen sozusagen und hat sich auch keiner drum gekümmert.
00:44:40
Speaker
Wir haben bei uns auch diese Diskussion als Beispiel nur gedacht.
00:44:43
Speaker
Wir haben Schiffsmodelle digitalisiert zum Beispiel und dann wurden die Texte abgeschrieben, die in Metrien waren.
00:44:52
Speaker
Und die bestimmte Leute im Haus sind komplett entsetzt, was denn da so für Texte waren.
00:44:56
Speaker
Das sei ja alles vollkommen falsch.
00:44:58
Speaker
Und da haben wir gesagt, das sind die Texte, die ihr öffentlich seit Jahrzehnten ausstellt bei uns.
00:45:02
Speaker
Das sind genau die
00:45:04
Speaker
Und das ist so ein positiver Effekt, weil das ist ja Digitalisierung eben eine vertiefte Beschäftigung mit den Sammlungen, mit den Sammlungszusammenhängen, mit den Objekten nochmal neu wieder sich das anzugucken, auch vielleicht auch nochmal neue Sichtweisen eben zu erzeugen.
00:45:18
Speaker
Und das ist eben etwas, was Digitalisierung ganz stark fördert.
00:45:21
Speaker
Ich finde das eigentlich eine sehr positive Entwicklung, wo wir gerade sagen, was bringt das eigentlich alles?
00:45:26
Speaker
Genau diese Diskussion, auch die Diskussion nicht eben im kleinen stillen Kämmerlein vor Ort zu sehen, sondern eben im besten Fall international.
00:45:34
Speaker
Genau, und das ist ja das Thema mit den Leerstellen, dass ja genau dieses Sichtbarmachen auch von den Leerstellen auch eine ganz, ganz große Chance eben bietet, Sammlungsgeschichten zu verfolgen oder eben Collections as Data als Ganzes zu begreifen.
00:45:55
Speaker
Eine Möglichkeit, die wir ja vorher so nicht gehabt hatten.
00:45:58
Speaker
Oder überhaupt Probleme aufzudecken, auch nochmal auf einer
00:46:05
Speaker
anderen Ebene, was zum Beispiel ja auch, ja, das betrifft auch das, was du gerade gesagt hast, Georg, aber auch diese Sensibilität für Veränderung von Sprache sichtbar zu machen und dass man das ja auch dann auch wiederum als eine Geschichte einer Institution selbst begreifen kann.
00:46:26
Speaker
Das setzt natürlich voraus, dass man sich auch seine Selbstermächtigung natürlich des Ganzen macht.
00:46:30
Speaker
Man muss natürlich eine sehr
00:46:31
Speaker
als Museum insgesamt eine starke Haltung dazu haben und dem sich dem auch bewusst machen wollen.
00:46:37
Speaker
Das sind halt viele Haushalte auch nicht bereit zu.
00:46:39
Speaker
Und am Ende des Tages natürlich klar, jetzt sind ja gerade zwei Leute vor dir, die das quasi in der Personalunion machen.
00:46:46
Speaker
Also das, was jetzt auch Antje sagt, was ich jetzt sage, ist im Grunde
00:46:50
Speaker
Die Fragen, die kommen am Ende, kommen die dann zu mir.
00:46:52
Speaker
Ich soll es dann ethisch beurteilen, ich soll es technisch beurteilen, ich soll es irgendwie nach Rechtslage beurteilen, ich soll die Infrastrukturen bauen, ich soll die Prozesse bauen.
00:47:00
Speaker
Das ist eigentlich etwas, da auch wieder die personellen Lehrstellen, das müsste auf mehrere Schultern verteilt werden in Museen, um eben genau diese Haltung zu kriegen.
00:47:07
Speaker
die Museum eigentlich nach außen immer tragen möchte.
00:47:10
Speaker
Ja, wir sind jetzt jemand, wir haben verlässliche Informationen, wir wollen uns diesem Dialog stellen, aber es sind keine Menschen da, die diesen Dialog führen können, außer so ein paar wenigen Indianern, die da rumlaufen.

Technologische und operative Balance in Museen

00:47:21
Speaker
Und wie behilft man sich dann?
00:47:22
Speaker
Also gibt es da einen aktiven Austausch?
00:47:26
Speaker
Klar, also es gibt einen aktiven Austausch unter uns tatsächlich.
00:47:30
Speaker
Die paar Leute in Deutschland, die sich auf der Ebene mit den Sammlungen beschäftigen, in der Digitalisierung unterwegs sind,
00:47:36
Speaker
Wir kennen uns alle untereinander.
00:47:37
Speaker
Das ist schon mal etwas.
00:47:39
Speaker
Und es ist ein stetiges Tropfen auf den Stein, zu den Museen zu sagen, zu den Entscheidern zu sagen, Leute, das ist wichtig.
00:47:47
Speaker
Das ist heutzutage, da komme ich auf die Frage der Relevanz.
00:47:53
Speaker
Das ist ein wichtiger Baustein der Relevanz vom Museum im digitalen Zeitalter.
00:47:57
Speaker
Das kann ich nicht ausdrücken.
00:47:58
Speaker
Also das ist...
00:47:59
Speaker
Und das müssen Leute halt sehen, dass es jenseits von, ich mache eine fancy Öffentlichkeitsarbeit, ich lasse einen Minister mit der VR-Brille fotografieren, dass das eben wichtig ist.
00:48:10
Speaker
Das passiert in München natürlich öfter.
00:48:14
Speaker
Jetzt steht ihr da in Personalunion als EinzelkämpferInnen.
00:48:17
Speaker
An anderen Häusern sind das vielleicht sogar nur halbe Personen, die ähnliche Aufgaben machen müssen oder Gleiches.
00:48:24
Speaker
Wie ist es dann so im Arbeitsalltag?
00:48:26
Speaker
Welche Erwartungen werden aus dem Haus oder auch von außen an einen selber und an das Aufgabengebiet herangetragen, das man aber vielleicht gar nicht so stark priorisieren würde oder machen möchte?
00:48:38
Speaker
Beziehungsweise andersrum, was sind für euch gerade die Dinge, die priorisiert werden sollten,
00:48:46
Speaker
Etwas, was, finde ich, da sehr stark herangetragen wird und nicht nur in den Häusern selber.
00:48:52
Speaker
Und das ist etwas, was ich als Veränderung sehe.
00:48:55
Speaker
Georg, weiß ich nicht, ob du mir da zustimmst, ist tatsächlich, dass auch dieser Anspruch erhoben wird mit der Sammlungsdigitalisierung.
00:49:07
Speaker
diesen vollumfänglichen Transformationsprozess zu gestalten.
00:49:11
Speaker
Und das ist halt natürlich etwas, was nicht allein daraus kommen kann, sondern das ist eine ganzheitliche Aufgabe für das gesamte Museum.
00:49:18
Speaker
Und das empfinde ich schon als etwas, was sehr häufig damit verbunden wird, mit Digitalisierung.
00:49:27
Speaker
Und damit meine ich jetzt nicht nur Objektdigitalisierung, sondern auch insgesamt Digitalization.
00:49:33
Speaker
Und ja,
00:49:36
Speaker
Das ist halt spannend, dass wir da früher eigentlich waren, ja okay, es geht um die Erschließung.
00:49:42
Speaker
Und ich glaube, dahin müssen wir eigentlich auch wieder zurückgehen, dass wir nicht von Digitalisierung überhaupt sprechen, sondern von Sammlungserschließung.
00:49:50
Speaker
Und das wird halt mit digitalen Methoden und Tools gebraucht.
00:49:56
Speaker
Und das bedingt dann natürlich auch so Ansprüche, also dass man eben vielleicht sich auf Grundlagen halt besinnt.
00:50:05
Speaker
Also was ist dann eben eine wichtige und gute Infrastruktur, mit der wir halt langfristig arbeiten können?
00:50:11
Speaker
Wollen wir ein Shiny Digital Toy bauen, was in einer Ausstellung vielleicht spannend ist für eine bestimmte NutzerInnengruppe?
00:50:21
Speaker
Oder wollen wir...
00:50:23
Speaker
langfristig und nachhaltig Umsetzungen schaffen, wo wir dann zum Beispiel Sammlungsbestände sichtbar machen, die sonst nie ans Licht kommen.
00:50:34
Speaker
Das würde ich priorisieren und das tun wir zum Glück auch in einigen Projekten.
00:50:42
Speaker
So eine interaktive Ausstellungsstation ist natürlich für die Außenwirkung her spannender, als zu sagen, wir haben ein neues Museumsdatenmanagementsystem, bei dem wir nicht mehr abhängig sind von einem Konzern, sondern selbstbestimmt für die Zukunft hinaus tragbar sind.
00:50:59
Speaker
Also es ist ja keine Pressemeldung wert.
00:51:01
Speaker
Es muss halt nicht entweder oder sein.
00:51:03
Speaker
Also ich glaube, dass man das auch zusammendenken kann.
00:51:06
Speaker
Und wir haben da tatsächlich ein schönes Beispiel, wo wir
00:51:09
Speaker
ein Tool entwickelt haben im Zuge eines Data Exploration Sprints, wo wir andere eingeladen haben, in dem Fall CoderInnen, DokumentationsspezialistInnen, ResearcherInnen und DesignerInnen, um mit allen Sammlungsdaten, die in unserem Sammlungsmanagementsystem sind und auch darüber hinaus,
00:51:34
Speaker
zu arbeiten, die Lehrstellen anzugucken und in einem fünftägigen Sprint neue Ideen zu entwickeln für eigeninteressengeleitete Fragen.
00:51:48
Speaker
Und da ist ein ganz tolles Tool daraus entstanden.
00:51:51
Speaker
was Sammlungsbestände sichtbar macht, die nicht ausgestellt werden können.
00:51:56
Speaker
Das heißt, Explorer gibt es auch Info bei uns auf der Webseite und auf unserem Blog zum Ornament Explorer, wo wir einfach dann über 12.000 Objekte, die mit dem Begriff Ornament getaggt sind, mithilfe von
00:52:18
Speaker
visueller Ähnlichkeit anzeigbar machen und wo man dann nebenbei eben die strategische Implikation oder die strategische Entscheidung treffen konnte, dass wir viel mehr als wir gedacht haben publizieren können, weil wir gemerkt haben, ach ja, die Digitalisate funktionieren ja super, auch jetzt in der Ausstellung, das kann man ganz wunderbar nutzen, da können wir auch mehr publizieren, als wir gedacht haben und
00:52:47
Speaker
So wenig aussagekräftig sind jetzt die paar Daten, die wir dazu gesammelt haben, gar nicht.
00:52:52
Speaker
Und wir können ja auch darauf hinweisen, dass es eben unter Umständen noch weiterer Forschung bedarf.
00:53:00
Speaker
Das ist etwas, was wir durchaus offenlegen können und dass wir eben nicht alles schon ganz optimal erschlossen haben.
00:53:09
Speaker
Also auch ganz klar offen damit umgehen, dass so eine Dokumentation auch immer in einer Zeit passiert ist und auch natürlich, weil Wissen nie endet, auch immer überarbeitet werden muss.
00:53:20
Speaker
Aber die Frage richte ich dann auch nochmal an dich, Georg.
00:53:22
Speaker
Du kommst doch nicht drum rum.
00:53:23
Speaker
Was sind die Sachen, die du immer machen solltest, aber Dinge, die du eher priorisieren würdest?
00:53:32
Speaker
Ja, da schlagen Sie ein bisschen zwei Seelen in meiner Brust.
00:53:34
Speaker
Natürlich, ich bin ein großer Freund von guten Prozessen und guten Strukturen, guten Infrastrukturen.
00:53:39
Speaker
Also das ist
00:53:40
Speaker
schon das A und O und auch da sehe ich immer noch bei uns auch Verbesserungspotenzial, was diese ganze Sache geht.
00:53:47
Speaker
Wo speichern wir die Daten?
00:53:48
Speaker
Wie halten wir sie vor?
00:53:49
Speaker
Wie sind Backup-Strategien, IT-Notfalllösungen und diese ganzen Sachen, die treiben mich schon so ein bisschen um und ich bin auch ein großer Freund davon, die Prozesse zu optimieren, was dann oft nicht an der Technik scheitert, sondern eher an den Menschen, die mit der Technik arbeiten.
00:54:04
Speaker
Aber das ist quasi eine ewige Baustelle eigentlich, sodass es in vielen Unternehmen einfach die
00:54:10
Speaker
Und das spielt ein bisschen mit der Rolle, die auch gerade Anja gesprochen hat.
00:54:14
Speaker
Natürlich ist immer die Idee, mit der Digitalisierung, mit der Technik wird dann alles besser automatisch.
00:54:18
Speaker
Und das ist halt genau das, was eben nicht passiert.
00:54:20
Speaker
Und die Ansprüche, die da kommen, wenn man die Frage nochmal aufnehmen kann, sind natürlich genau das.
00:54:25
Speaker
Ich sage, ich werde auf wahrgenommen, als Digitalisierer auf wahrgenommen, als jemand, der macht das halt mit der Technik und dann kann man einen Wunsch äußern und dann passiert das einfach so.
00:54:34
Speaker
Weil dann drückt man ein paar Knöpfe und dann passiert das dann.
00:54:36
Speaker
Und den Zahlen muss man ganz schnell immer ganz oft ziehen.
00:54:38
Speaker
Also ich weiß nicht, wie oft ich in meinem Leben schon auf virtuelle Ausstellungen angesprochen worden bin.
00:54:43
Speaker
Und wenn man dann mal fragt, was meinst du denn eigentlich genau mit Wirtel-Ausstellen, geht es darum, auf der HTML-Seite ein paar Bilderchen zu zeigen oder worüber reden wir da eigentlich.
00:54:51
Speaker
Wenn dann so Wunschdenken kommen wie, ja, natürlich kommt dann immer das Digital von solche Sachen.
00:54:57
Speaker
Vom Städel.
00:54:57
Speaker
Vom Städel, genau.
00:54:58
Speaker
Und dann hängt man mal ein Preisschild dran, was die dafür bezahlt haben für diese Sachen.
00:55:02
Speaker
Dann werden die Gesichter oft bleich.
00:55:04
Speaker
Aber die Erwartungshaltung ist natürlich da.
00:55:06
Speaker
Wir haben jetzt die ganzen Digitalisate-Ausstellen.
00:55:08
Speaker
Und dann drückt der Georg auf den Knopf und ich habe jetzt auf einmal ein 3D um mich herum fliegendes Digitalisat von irgendwas.
00:55:15
Speaker
Also da ist wirklich die Erwartungshaltung immer sehr extrem.
00:55:19
Speaker
Und man merkt aber auch, wie begrenzt dieser Dialog dann auch von der anderen Seite sozusagen manchmal ist, weil die virtuelle Ausstellung ist zwar schön und gut, auch ein Tool zu haben in der Ausstellung ist ganz schön und gut, aber wenn man mich fragen würde, was würde ich Wert drauf legen, ist eben genau, diese mit den Daten jetzt zu arbeiten auch.
00:55:37
Speaker
Wir haben ja gerade
00:55:38
Speaker
das Thema KI ja nur ganz kurz angesprochen, aber auch die Potenziale, die in KI und in der Vernetzung von Daten stehen, zur Datenanreicherung, genau diese Lehrstellen eben auch zu schließen mit technischen Hilfsmitteln, nicht nur zu sagen, wir fragen Leute, sondern auch zu sagen, was sind denn die Daten da draußen, dass wir die nutzen für unsere Sammlung und eben gemeinsam international eben diese Daten vernetzen und da Mehrwerte zu generieren, dass wir so ein Steckenpferd machen würden und diese Durchdringung von Ausstellungen, also wir haben das ja immer so,
00:56:06
Speaker
seit fast 15 Jahren oder 10 Jahren, ist immer von der App die Rede.
00:56:11
Speaker
Ich brauche eine App für Museum.
00:56:12
Speaker
Wie sieht die denn aus?
00:56:13
Speaker
Ich habe eine App.
00:56:14
Speaker
Im schlimmsten Fall habe ich noch eine Nummer, die ich eintippe, 5-7 und sehe dann, aha, das ist eine Ming-Vase.
00:56:19
Speaker
Und die ist dann dieselbe Vase, die ich in der Ausstellung sehe.
00:56:21
Speaker
Aber das ist natürlich heutzutage vollkommen...
00:56:25
Speaker
veraltet eigentlich und ich würde gerne mal auch als Museum ein bisschen davor kommen, also eigentlich Dinge ausprobieren, die noch nicht umgesetzt sind, eben sowas wie Augmented Reality-Lösung in den Museen, sowas wie Special Audio-Führung und die Durchdringung von digitalen Instrumenten, von Augmented Reality-Brillen, von Hörgeräten, von allen möglichen Sachen, mit dem Ausstellungsbesuch auch vor Ort zu verheiraten.
00:56:47
Speaker
Das finde ich irgendwie eine spannende Geschichte.
00:56:49
Speaker
Da könnte man, glaube ich, auch viel mehr technische Transzendenzen, auch diese Durchdringung zwischen den
00:56:54
Speaker
echten Nutzern, zwischen den Besuchern im Haus und den digitalen Benutzern irgendwie noch viel stärker forcieren und beiführen, wenn man sich da in die Richtung mehr erforschen würde.
00:57:03
Speaker
Das würde ich gerne machen.

Neue Technologien und kulturelle Transformationen in Museen

00:57:05
Speaker
Ja, so könnte man ja auch wirklich auf viel mehr unterschiedliche Zielgruppen zugehen, als es mit dem Audio-Guide in acht Sprachen, alle kriegen den gleichen, nicht möglich ist bisher.
00:57:17
Speaker
Ja.
00:57:18
Speaker
Also es gibt viel zu tun, aber es ist ja auch schon viel passiert.
00:57:23
Speaker
Also wenn ich mir überlege, der Anfang mit kleinen pixeligen grauen Bildchen und irgendwie Basisdaten wie Künstlerin, Künstler, Jahreszahl und Ort bis hin jetzt zu digitalisierten Sammlungen, die
00:57:41
Speaker
so viel bereitstellen, die zur Forschung inspirieren, zur Literatur inspirieren.
00:57:46
Speaker
Das Reichsstudio in Amsterdam zeigt sich auch ganz gut, dass auch DesignerInnen und Schulklassen inspiriert sein können, Neues zu schaffen aus den alten Sachen, die wir da online stellen.
00:57:55
Speaker
Dann ist doch schon einiges passiert in den letzten 10 und 15 Jahren.
00:58:00
Speaker
Wahrscheinlich, wenn man dann so mittendrin steckt und immer wieder die gleichen Anfragen bekommt, fühlt sich das vielleicht nicht immer so an, aber aus der Außenperspektive für mich ist da wirklich viel passiert.
00:58:10
Speaker
Glaubt ihr, dass da im Museumskontext auch angekommen ist, dass es ein Muss ist oder hat man immer noch so ein Nee, braucht man nicht?
00:58:19
Speaker
Die Beobachtung, die ich im Moment führe, ist, wir hatten mit der Corona-Pandemie ziemliches Hoch an digitaler Kultur.
00:58:27
Speaker
Da wurde ja auch gefördert ohne Ende und es war überall wichtig, eine Webseite zu haben.
00:58:33
Speaker
Was ich vorher nie gedacht habe, wir haben einen virtuellen Rundgang unseres Hauses, also
00:58:37
Speaker
Wer sich noch so nennt, früher Apple Quicktime, da gab es auch schon mal so Ansätze vor 25 Jahren.
00:58:44
Speaker
Und das war vorhin so ein Liebhaberprojekt und das war eines der meistbesuchten Angebote während Corona.
00:58:49
Speaker
Also die Leute haben es geliebt, virtuell durch unser Museum zu laufen, warum auch immer.
00:58:54
Speaker
Das konnte man halt nicht feststellen, warum, aber das war halt der meistgeklickten Angebot.
00:58:58
Speaker
Naja, und danach ist, jetzt hat man gerade wieder so einen Trend und das spielt auch so ein bisschen auch die Rolle, was eigentlich vorhin gerade geduldet hat, dieses so ein bisschen ein, vielleicht so ein konservativer Ruck, der so ein bisschen durchgeht durch die Kulturlandschaft, dass immer mehr jetzt die Frage gestellt ist, brauchen wir das denn wirklich alles?
00:59:16
Speaker
Was sind eigentlich unsere Kernaufgaben?
00:59:17
Speaker
Und die Kernaufgaben sind dann halt wieder, ich bin der Kurator, der sich ruhig mit der Sammlung beschäftigt und dieses ganze Digitale ist ja eigentlich nur Störgeräusch dabei.
00:59:28
Speaker
das mich eigentlich eher daran behindert, meine eigentliche Arbeit zu tun.
00:59:32
Speaker
Also das ist eine Meinung oder eine Grundhaltung, die mir jetzt wieder mehr begegnet tatsächlich, noch häufiger als früher vor Corona tatsächlich.
00:59:41
Speaker
Also das stimmt nicht ein bisschen bedenklich, muss ich sagen, insgesamt, aber so ist es halt.
00:59:48
Speaker
Ja, also ich habe einerseits auch die Bedenken, die Georg gerade geäußert hat, also dieses Thema eben durch die Zwänge, denen wir auch ausgesetzt sind, dass eben das Profil letztlich auch von Stellen und Stellenanzahlen sich nicht verändert hat.
01:00:13
Speaker
Ja, in den letzten, was hatten wir jetzt gesagt, eigentlich so einen Zeitraum ja auch,
01:00:17
Speaker
eher so 30, 40 Jahren, dass sich dadurch dann natürlich Fragen ergeben, auch dass Digitalisierung überhaupt nochmal in den Blick genommen wird als etwas, was neu vielleicht und anders bewertet wird.
01:00:34
Speaker
Aber ich bin tatsächlich ganz froh, dass bei uns am Haus es auch
01:00:41
Speaker
die das große Potenzial, was wir dadurch haben, sehr, sehr wohl erkennen.
01:00:46
Speaker
Und wir haben dazu auch einen sehr schönen Film mit dem Filmemacher Deler Youssef gemacht.
01:00:54
Speaker
Der ist unserer Kuratorin der Ostasien-Sammlung Wiebke Schrape gefolgt und hat ihre Arbeit dokumentiert.
01:01:04
Speaker
Und sie beschreibt in dem Film auch ganz wunderbar,
01:01:07
Speaker
ihre Auffassung eigentlich von dem digitalen Kuratieren.
01:01:13
Speaker
Und dass tatsächlich Digitalisierung etwas ist, was ganz zentral ist, um die Herausforderungen, denen wir begegnen, auch die zu lösen damit.
01:01:27
Speaker
Das ist nur ein Ansatz und Tools, um das sozusagen zu tun.
01:01:32
Speaker
Aber wir haben dadurch halt ganz, ganz wesentlich andere Möglichkeiten.
01:01:37
Speaker
Und ich glaube, das große Potenzial ist eben das der Vernetzung.
01:01:41
Speaker
Das ist ja jetzt in allen Dingen, die wir angesprochen haben, durchgeklungen.
01:01:45
Speaker
Also einerseits...
01:01:47
Speaker
Vernetzung durch Bereitstellung und Sichtbarmachung, dann Vernetzung untereinander in Fachcommunities, so wie wir das ja jetzt hier auch gerade machen und auch Vernetzung mit Herkunftsgesellschaften, mit anderen Communities, mit Citizen Science Interessierten und
01:02:08
Speaker
Ich glaube, wenn wir uns darauf fokussieren, was dafür der Mehrwert ist, dann wird das immer ein positives Ergebnis und eine positive Zukunft haben.
01:02:27
Speaker
Eigentlich wollte ich mit den beiden nur über die Digitalisierung von Sammlungen sprechen.
01:02:31
Speaker
Aber am Ende ging es plötzlich um viel mehr, nämlich darum, wie Digitalisierung das Museum als Ganzes verändert.
01:02:38
Speaker
Es geht eben nicht nur darum, ein paar pixellige Bilder online zu stellen, sondern um einen ganzen Kulturwandel hinter den Kulissen.
01:02:46
Speaker
Neue digitale Arbeitsweisen brauchen neue Strukturen, neues Denken und vor allem Klarheit darüber, was überhaupt wichtig ist und was nicht.
01:02:54
Speaker
Dafür müssen wir sehen offen sein, auch mal externe ins Boot holen und zwar nicht nur für die nächste hübsche App, sondern auch, um nachhaltige, funktionierende Strukturen zu schaffen.
01:03:05
Speaker
Digitalisierung heißt eben auch, ehrlich über Prioritäten zu sprechen und gemeinsam herauszufinden, welche Lücken man schließen muss und welche man offen lassen kann.
01:03:16
Speaker
Denn am Ende bleibt eine Erkenntnis.
01:03:18
Speaker
Neue Technik allein verändert kein Museum.

Reflexionen zur digitalen Transformation und Publikumsbeteiligung

01:03:21
Speaker
Das tun immer noch die Menschen.
01:03:31
Speaker
Diese Folge von Artistocast, der Podcast für digitale Kunstgeschichte, wurde von Jacqueline Klusig-Eckert produziert, im Auftrag des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte.
01:03:42
Speaker
Unterstützt wird sie durch die Redaktion der Arbeitskreismitglieder Peter Bell, Lisa Diekmann, Peggy Große, Waltraud von Pippich und Holger Simon.
01:03:53
Speaker
Finanziert wird der Podcast von NFDI for Culture, dem Konsortium für Forschungsdateninfrastrukturen, das sich mit materiellen und immateriellen Kulturgütern beschäftigt.
01:04:04
Speaker
Unterstützt wird Artistocast zudem vom Deutschen Verband für Kunstgeschichte und vom Verband DHD Digital Humanities im deutschsprachigen Raum.
01:04:14
Speaker
Hat dir diese Folge gefallen?
01:04:15
Speaker
Dann abonniere Artistocast, um keine Episode mehr zu verpassen.
01:04:19
Speaker
Hinterlasse uns eine Bewertung und teile den Podcast mit Freunden und KollegInnen, die sich für digitale Kunstgeschichte begeistern oder noch begeistern lassen.
01:04:28
Speaker
Du hast eine Frage, Feedback und Anregung?
01:04:32
Speaker
Schreib mir auf Social Media oder per Mail an podcast.digitale-kunstgeschichte.de Ich freue mich, von dir zu hören.
01:04:41
Speaker
Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Artistocast.