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Folge 24: Zwischen Daten- und Denkmodellen – Berufsfelder der Kunstgeschichte im Wandel

S1 E24 · #arthistoCast – der Podcast zur Digitalen Kunstgeschichte
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175 Plays9 days ago

In dieser Folge steht die Frage im Zentrum, wie sich Berufsfelder für Kunsthistoriker*innen im Zuge der Digitalisierung verändern. Gemeinsam mit Gudrun Knaus, Maximilian Westphal und Thorsten Wübbena diskutiert Jacqueline Klusik-Eckert über Karrierewege, Kompetenzprofile und strukturelle Herausforderungen in einem Feld, das sich zunehmend zwischen fachlicher Spezialisierung und digitalen Transformationsprozessen positioniert.

Ausgangspunkt ist die oft wiederholte Annahme, digitale Kompetenzen eröffneten bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt – doch gilt das auch für die Kunstgeschichte? Während viele kunsthistorische Studiengänge digitale Inhalte nach wie vor randständig behandeln, entwickeln sich jenseits des klassischen Faches neue Tätigkeitsfelder: in Forschungsinfrastrukturen, im digitalen Sammlungsmanagement oder in datengetriebenen Analysekontexten werden Mitarbeiter*innen mit digitalen Kompetenzen UND kunsthistorischen Domänenwissen gesucht. Die Gesprächspartner*innen geben Einblick in ihre individuellen Berufswege und reflektieren, welche Fähigkeiten in ihren jeweiligen Kontexten heute unverzichtbar sind.

Dabei wird deutlich, dass sich nicht nur Jobprofile, sondern auch Arbeitskulturen verändern: Weg vom Einzelarbeitsplatz, hin zu vernetzten, interdisziplinären Teamstrukturen. Übersetzung, Vermittlung und eine hohe Anschlussfähigkeit an andere Disziplinen werden als Schlüsselkompetenzen benannt. Deutlich wird zudem, dass „Digitalität“ nicht als bloßes Toolset verstanden werden kann, sondern auch eine veränderte Denkweise erfordert – mit Auswirkungen auf Forschung, Lehre und institutionelle Praxis.

Das Gespräch skizziert die aktuelle Lage zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Zwischen diffusen Förderlogiken, unklaren Anerkennungsstrukturen und dem Ringen um Sichtbarkeit sowohl digitaler als auch kunsthistorischer Expertise stellt sich die Frage, wie nachhaltig neue digitale Berufsbilder tatsächlich etabliert sind. Damit verbunden ist auch ein Plädoyer für mehr Offenheit im Fach – nicht nur gegenüber digitalen Methoden, sondern auch gegenüber vielfältigen Berufsrealitäten, die sich jenseits des klassischen akademischen Pfads bewegen.

Dr. Gudrun Knaus ist Wissenschaftlerin am Deutschen Dokumenationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, Freiberufliche Beraterin im Bereich Digitales Sammlungsmanagement und Projektkoordinatorn Graphikportal.

Maximilian Westphal war Projektleiter Digitale Kultur MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden Württemberg und ist ab September im LVR Industriemuseum Oberhausen, Wissenschaftlicher Referent Digitales Museum

Thorsten Wübbena ist Leiter des DH Lab und des Arbeitsbereichs Digitalität der Historischen Forschung am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (Mainz).

Alle Folgen des Podcasts werden bei heidICON mit Metadaten und persistentem Identifier gespeichert. Die Folgen haben die Creative-Commons-Lizenz CC BY 4.0 und können heruntergeladen werden. Du findest sie unter https://doi.org/10.11588/heidicon/1738702

Bei Fragen, Anregungen, Kritik und gerne auch Lob kannst du uns gerne per Mail kontaktieren unter podcast@digitale-kunstgeschichte.de

Recommended
Transcript

Die Bedeutung digitaler Fähigkeiten für die Berufsaussichten

00:00:07
Speaker
Artistocast, der Podcast zur digitalen Kunstgeschichte.
00:00:17
Speaker
Wer digitale Kompetenzen mitbringt, hat bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
00:00:22
Speaker
Aber gilt das wirklich auch für die Kunstgeschichte?

Neue Rollen in der Kunstgeschichte

00:00:26
Speaker
Während sich kunsthistorische Studiengänge nur zögerlich dem Digitalen zu öffnen scheinen, entstehen parallel neue Berufsbilder, neue Labels, neue Herausforderungen.
00:00:37
Speaker
Es kann vom Data Steward bis hin zur Digitalkuratorin gehen oder neue Positionen in Forschungsinfrastrukturen entstehen.
00:00:46
Speaker
Doch was bedeutet das konkret nun für uns?
00:00:49
Speaker
Wie prägen Digitalität und geisteswissenschaftliche Kompetenzen heute Berufswege und was bedeutet das für das Selbstverständnis in unserem Fach?
00:00:58
Speaker
Ich spreche heute mit drei KollegInnen, die sich zwischen klassischer Kunstgeschichte und digitalem Wandel bewegen.
00:01:04
Speaker
Ich spreche mit ihnen über Kompetenzen, Karrierewege und die Frage, wie Digitalität nicht nur Technologien, sondern auch Denk- und Arbeitskulturen verändert.

Vorstellung der Gäste

00:01:14
Speaker
Zu Gast ist heute Dr. Gudrun Knaus vom Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte Bildarchiv Foto Marburg.
00:01:21
Speaker
Sie ist auch freiberufliche Beraterin im Bereich digitale Sammlungsmanagement, Projektkoordinatorin und Gründerin vom Grafikportal.
00:01:31
Speaker
Ebenfalls zu Gast ist Maximilian Westphal.
00:01:34
Speaker
Er war lange bei Museum Digital Projektleiter für Digitale Kultur, MFG, Medien und Filmgesellschaft Baden-Württemberg und ab September ist er im LVR Industriemuseum Oberhausen wissenschaftlicher Referent Digitales Museum.
00:01:49
Speaker
Der dritte im Bunde ist Thorsten Wibbener.
00:01:51
Speaker
Er ist die Leitung des Digital Humanities Labs und des Arbeitsbereichs Digitalität der historischen Forschung am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz.
00:02:01
Speaker
Er hat Einblick in NFDI for Memories, Hermes Forschungsdatennetzwerk und kunsthistorische Projekte wie zum Beispiel 4NET for Jury's Network.
00:02:17
Speaker
Hallo ihr drei, hallo Gudrun, hallo Maximilian, hallo Thorsten.
00:02:20
Speaker
Sehr schön, dass ihr da seid.
00:02:23
Speaker
Hallo Jacqueline.
00:02:24
Speaker
Ja, freut uns auch sehr.
00:02:26
Speaker
Freut uns, danke für die

Karrierewege in der digitalen Kunstgeschichte

00:02:27
Speaker
Einladung.
00:02:27
Speaker
Hallo Jacqueline.
00:02:31
Speaker
Eine andere Themensetzung.
00:02:32
Speaker
Ich könnte jeden von euch auch befragen zu den Forschungsbereichen, in denen ihr steckt und wahrscheinlich lade ich euch irgendwann mal wieder ein, wenn das heute gut läuft.
00:02:39
Speaker
Ich möchte aber heute vor allem wissen, wie ihr da hingekommen seid.
00:02:43
Speaker
Das große Thema heute ist das Berufsfeld digitale Kunstgeschichte und so vielseitig die digitale Kunstgeschichte ist, sind die Berufsfelder und sind die Karrierewege.
00:02:52
Speaker
Aber fangen wir doch mal mit meiner ersten Frage an.

Einfluss digitaler Kompetenzen auf den Arbeitsmarkt

00:02:56
Speaker
Ist es ein Mythos oder ist es eine Realität?
00:02:58
Speaker
Hat man tatsächlich bessere Jobchancen, wenn man irgendwelche digitalen Kompetenzen vorweisen kann?
00:03:05
Speaker
Fangen wir an mit Thorsten.
00:03:08
Speaker
Man könnte natürlich einfach sagen, ich denke, dass man generell heutzutage bessere Jobchancen hat, wenn man entsprechend digitale Kompetenzen mitbringt.
00:03:15
Speaker
Aber ich würde das auf unser Thema bezogen eben auch für die Kunstgeschichte sehen, ob es bessere Chancen sind, aber auf jeden Fall andere Chancen, andere Jobs zu bekommen, auch Jobs anders zu gestalten innerhalb der Kunstgeschichte.
00:03:30
Speaker
Und was ist deine Erfahrung, Gudrun, auf die Frage, helfen digitale Kompetenzen?
00:03:36
Speaker
Wir haben ein großes Nachwuchsproblem.
00:03:39
Speaker
Also bei uns ist es tatsächlich so, wenn Stellen am Bildarchiv Foto Marburg neu zu besetzen sind, ist der Pool an Bewerbern sehr gering.
00:03:49
Speaker
Das heißt, ich würde auf jeden Fall dem Nachwuchs empfehlen, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln, weil es in den klassischen Arbeitsbereichen der Kunstgeschichte ja ohnehin sehr eng ist, wie wir alle wissen,
00:04:05
Speaker
Lohnt es sich auf jeden Fall, in diese Interdisziplinarität zu gehen?
00:04:11
Speaker
Würde ich auf jeden Fall empfehlen.
00:04:12
Speaker
Was ist deine Erfahrung, Maximilian?
00:04:15
Speaker
Verbessern digitale Kompetenzen wirklich die Jobchancen?
00:04:19
Speaker
Ich kann auf eine gewisse Art natürlich nur beipflichten.
00:04:22
Speaker
Ich sage aber, natürlich ist es pauschal keine Jobgarantie, weil die Frage ist natürlich auch, was sind die Anforderungen und wie bringe ich das ein und wie schaffe ich das methodisch zu verknüpfen.
00:04:32
Speaker
Aber es erweitert einfach den Werkzeugkasten, das Toolkit und schafft neue Herangehensweisen für einen selber und eine selber und dementsprechend würde ich sagen, auf jeden Fall.
00:04:44
Speaker
erhöht es die Chancen, da einen Einstieg auch zu finden im Arbeitsmarkt.

Karriereantrieb: Kunstgeschichte vs. digitale Fähigkeiten

00:04:50
Speaker
Jetzt könnten wir hier natürlich schon aufhören, machen wir aber nicht.
00:04:54
Speaker
Ich möchte ein bisschen mehr ins Detail gehen und fragen, seid ihr an euren Stellen, an denen ihr seid oder Stellen, zu denen ihr hinkommt, wegen euren kunsthistorischen Kompetenzen, wegen den Digitalkompetenzen?
00:05:09
Speaker
Was war der ausschlaggebende Punkt?
00:05:11
Speaker
Wer möchte anfangen?
00:05:13
Speaker
Ich kann gerne starten.
00:05:15
Speaker
Für mich war es, würde ich sagen, ist es immer so eine, also oft so eine Waage gewesen, die mal in die eine oder mal in die andere Richtung auch ausgeschlagen ist.
00:05:24
Speaker
Ich habe
00:05:25
Speaker
vor dem Kunstgeschichtestudium in München auch Mediengestalter gelernt.
00:05:30
Speaker
Das heißt, ich hatte erst mal Arbeit, Layout, Schriftsatz und visuelle Vermittlung von Informationen.
00:05:39
Speaker
Das heißt, ich kann mein Kunstgeschichtestudium ohne diese Ausbildung auch gar nicht denken, auch Nebenjobs und auch die Finanzierung meines Studiums mir das nicht denken.
00:05:50
Speaker
Und meine jetzige Stelle als Projektleiter der Digitale Kultur, da ist die Kunstgeschichte definitiv in den Hintergrund getreten, weil wir auf einer Metaebene mit Museen zusammenarbeiten.
00:06:02
Speaker
Und künftig im Industriemuseum ist die Kunstgeschichte nicht die Hauptdisziplin, die mir da in der Abteilung Digitales Museum begegnet.
00:06:11
Speaker
Aber es ist eben die wissenschaftliche Herangehensweise, die mich immer auch in der kuratorischen Welt und in der Wissenschaft auch eine Übersetzungshilfe ist für die digitale Welt und dann mit den ProgrammiererInnen, weil genau diese Brückenkopf-Funktion, dieses Übersetzen zwischen den Welten hat bei mir immer eine Rolle gespielt.
00:06:36
Speaker
Wie war es bei dir, Gudrun?
00:06:39
Speaker
Ich habe deine Doktorarbeit damals verschlungen.
00:06:41
Speaker
Das war auch die Inspiration für meine Forschung, also dann eben in die Rezeptionsforschung reinzugehen.
00:06:46
Speaker
Wie viel hat das jetzt damit zu tun oder eben deine kunsthistorische Forschung mit den Arbeitsbereichen, die du jetzt hast?
00:06:52
Speaker
Also erstmal danke für die Blumen.
00:06:53
Speaker
Es freut mich ja, dass das jemand gelesen hat.
00:06:56
Speaker
Das klingt jetzt wirklich konservativ, was ich sage, aber ich empfinde das noch immer als eine Realität.
00:07:03
Speaker
Ich koordiniere ja den Arbeitskreis Grafik vernetzt.
00:07:06
Speaker
Das ist ein Zusammenschluss von MitarbeiterInnen aus grafischen Sammlungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die ich einlade, sich ein- bis zweimal im Jahr mit mir zu treffen und über digitale Themen nachzudenken.
00:07:22
Speaker
und sich damit auch mehr dafür zu motivieren, ihre eigenen Sammlungsdaten für das Grafikportal aufzubereiten.
00:07:30
Speaker
Und wir treffen uns angeschlossen an das Treffen der Leiter und Leiterinnen grafischer Sammlungen.
00:07:37
Speaker
Und ohne diesen Doktortitel, glaube ich, hätte ich für diese Person nicht genug Stallgeruch.
00:07:43
Speaker
Die würden mich nicht ernst nehmen.
00:07:45
Speaker
Und so doof das ist, dass man so einen Titel braucht als Speerspitze, glaube ich, nützt es mir, um das Ganze positiv zu formulieren,
00:07:57
Speaker
Ich muss sehr viel anstrengende technische Themen vermitteln, auf die eigentlich keiner Lust hat.
00:08:04
Speaker
Also niemand hat Lust, sich freiwillig damit zu beschäftigen, wie mache ich aus meinen Daten Lido-XML-konforme Daten.
00:08:12
Speaker
Und wenn ich dann aber komme als Gudrun die Kunsthistorikerin, dann habe ich so einen Vertrauensvorschuss nach dem Motto, die Gudrun hat es verstanden, dann werde ich es wohl auch verstehen.
00:08:22
Speaker
Und das versuche ich mitzunehmen als eine Motivation, die Leute mit ins Boot zu holen und zu sagen, ihr braucht keine Angst zu haben.
00:08:30
Speaker
Ich bin da durchgekommen und ich vermittle euch das jetzt auf Kunsthistoriker Deutsch, was wir für die Technik brauchen.
00:08:37
Speaker
Und Maximilian nickt schon ganz

Integration von digitalen Fähigkeiten in die Kunstgeschichte

00:08:40
Speaker
heftig.
00:08:40
Speaker
Also ich glaube, das trifft für uns alle drei, die wir hier heute Gäste sind, so, dass wir ja in einer Vermittlungsposition sind.
00:08:48
Speaker
Und Vermittlung klappt nur, wenn beide Welten, die digitale Welt und die Kunstgeschichte, dich als einer der ihren akzeptieren.
00:08:57
Speaker
Das versuche ich so zu sein.
00:08:59
Speaker
Thorsten, bist du als Kunsthistoriker eingestellt worden oder als ITler?
00:09:05
Speaker
Ja, also weder noch, würde ich sagen.
00:09:07
Speaker
Also ich bin ja seit 2019 eben am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz.
00:09:12
Speaker
Und wie der Name schon sagt oder wie auch das Forschungsprogramm des Hauses aussieht, ist die Kunstgeschichte dann nicht mehr so zentral wie an meiner vorherigen Stelle oder an meinen vorherigen Stellen in Frankfurt oder auch am DFK in Paris.
00:09:25
Speaker
Also ich glaube, hier ist die digitale Expertise auf jeden Fall ausschlaggebend gewesen.
00:09:30
Speaker
Insgesamt würde ich meinen beiden VorrednerInnen aber Recht geben.
00:09:34
Speaker
Das Pendeln ist, glaube ich, das Entscheidende.
00:09:36
Speaker
Also dass man in die eine und in die andere Richtung kann.
00:09:38
Speaker
Denn ohne diese, in diesem Fall für mich jetzt nicht mehr so entscheidende kunsthistorische, aber geisteswissenschaftliche Kompetenz, an Dinge ranzugehen, Dinge zu sehen,
00:09:48
Speaker
Dinge zu bearbeiten, welche auch auf einem verlorenen Posten.
00:09:53
Speaker
Also sozusagen die rein digitale Expertise würde hier auch nicht helfen.
00:09:57
Speaker
Also diese Rolle des Intermediärs auch.
00:09:59
Speaker
Ich glaube, Maximilian hat es gesagt, die Sprechfähigkeit.
00:10:02
Speaker
Das ist eben das Entscheidende in diesen digitalen Projekten, die uns hier am Haus eben wichtig sind.
00:10:11
Speaker
Das ist ja auch total spannend, weil ihr nicht nur das Skillset jetzt stark macht, was mit digital zu tun hat.
00:10:17
Speaker
Ihr habt jetzt alle drei auch ganz stark gemacht, dass die Kernkompetenzen einer geisteswissenschaftlichen Ausbildung euch dahin bringen.
00:10:24
Speaker
Also dieses Reinarbeiten in neue Projekte, das Strukturieren, das Übersetzen, den Kommunikationstransfer auch zu leisten.
00:10:31
Speaker
Das sind ja auch wirklich so grundlegende geisteswissenschaftliche Fähigkeiten, die im Studium kommen.
00:10:37
Speaker
Was für Missverständnisse...
00:10:39
Speaker
begegnen euch in eurem Arbeitsalltag immer wieder bezüglich eurer Doppeldenomination, also in dieser Schnittstelle kunsthistorisch, kulturwissenschaftlich und das Digitale, die IT, die EDV-
00:10:54
Speaker
Gudrun hatte das gerade auch schon so schön gesagt mit dem Stallgeruch.
00:10:57
Speaker
Ich fand das so treffend, weil ich habe ja auch im Kommunikationsbereich, digitale Kommunikation, also gerade auch im Website-App-Bereich in Museen gearbeitet.
00:11:07
Speaker
Und da ist mir das besonders aufgefallen, dass ich gegenüber KuratorInnen durchaus erstmal naserümpfend Reaktionen bekam.
00:11:16
Speaker
Nicht nur, weil es gab auch andere und es gibt andere,
00:11:20
Speaker
Aber sobald dann klar wurde, der ist auch Kunsthistoriker, der hat publiziert, der hat auch schon mal ein Buch rausgebracht, hat das gleich einen anderen Schlag gekriegt.
00:11:31
Speaker
Und das ist in einer gewissen Art und Weise, fand ich das immer nachvollziehbar, aber auch anstrengend, sehr anstrengend, dass man immer genau das nochmal auch nach vorne bringen muss, um ernst genommen zu werden und sozusagen nicht
00:11:48
Speaker
erläutern kann alleine, warum wir das jetzt machen und für wen das nutzt, nämlich für das Publikum aus einer Museumsperspektive rausgesprochen.

Herausforderungen der digitalen Transformation

00:11:57
Speaker
Aber natürlich ist die Frage des Erklärens, wozu, warum machen wir das?
00:12:01
Speaker
Auch wozu, warum machen wir Lido XML?
00:12:04
Speaker
Wie du sagtest, Gudrun, es hat ja einen Zweck und das muss man schmackhaft machen und das muss man immer erläutern, erklären, vermitteln und rechtfertigen.
00:12:14
Speaker
Es klingt ja aber fast so, als ob es so eine Grundabwehrhaltung oder eine Skepsis gibt gegen Veränderungen, einführen neue Arbeitsweisen, einführen neuer Prozesse.
00:12:25
Speaker
Woher kann das kommen?
00:12:26
Speaker
Liegt es vielleicht daran, dass wir das in der Ausbildung nicht mitkriegen?
00:12:30
Speaker
Ich habe mir in Vorbereitung auf heute überlegt, dass wir gerade tatsächlich an einem Umbruch umgehen.
00:12:42
Speaker
Situationen sind nach meiner persönlichen Wahrnehmung.
00:12:45
Speaker
Also ich fühle mich jetzt persönlich nicht missverstanden.
00:12:49
Speaker
Ich habe das Gefühl, ich kann das, was ich so rüberbringen möchte, immer ganz gut vermitteln.
00:12:54
Speaker
Aber ich glaube, das Problem ist ein viel größeres und zwar würde ich das so benennen,
00:13:00
Speaker
dass es noch ganz stark im Bereich der digitalen Kunstgeschichte an der Kompetenz fehlt, die richtigen Fragen zu stellen.
00:13:09
Speaker
Also sich zu überlegen, was will ich mit diesen ganzen Instrumenten denn erreichen?
00:13:13
Speaker
Also es werden sehr viele Instrumente entwickelt, es werden sehr viele Daten erstellt,
00:13:21
Speaker
Aber ich denke, dass wir da aktuell noch ganz viele Chancen verpassen, weil zu wenig Fragen gestellt werden, also Forschungsfragen, die wirklich datengetrieben wären.
00:13:34
Speaker
Da empfinde ich noch eine ganz große Lücke.
00:13:38
Speaker
Und da braucht es einen Mentalitätswandel aus meiner Sicht.
00:13:41
Speaker
Also es gibt diesen klassischen Kunsthistoriker oder die Kunsthistorikerin, die Bücher liest und für Bücher publiziert und einen sehr abgegrenzten Forschungsgegenstand hat.
00:13:56
Speaker
Und dann gibt es aus meiner Sicht noch zu wenige Menschen, die sagen, so, welche Fragen wären denn relevant, wenn wir mal den Scope etwas öffnen und wirklich viele sammlungsübergreifende Daten befragen?
00:14:11
Speaker
Und da kann ich aus dem Nähkästchen plaudern, das passt zu dieser Frage des Missverstandenwerdens, also im
00:14:18
Speaker
Ich habe mit meinem Lieblingskollegen Max Gründgens einen DFG-Antrag geschrieben.
00:14:24
Speaker
Da ging es um die Erforschung von Klebebänden, also ganz, ganz vielen Alben, wo jemand Druckgrafik eingeklebt hat und wo es wunderbare handgeschriebene Inhaltsverzeichnisse der Mariette dazu gibt.
00:14:38
Speaker
Und wir hatten uns gedacht, wir könnten die Inhaltsverzeichnisse digitalisieren, die darin genannten Künstler als einzelne Entitäten auszeichnen und das Ganze grafenbasiert visualisieren, um zu zeigen, wer hat hier eigentlich wen reproduziert, welches war der am meisten reproduzierteste Künstler, von welchem Stecher ist besonders viel gesammelt worden und so weiter und so fort.
00:15:02
Speaker
Und parallel zu unserem technisch orientierten Antrag gab es einen Forschungsantrag und wir haben dann unsere Ideen vorgestellt und haben gesagt, hey, das sind die Daten, die wir euch erstellen wollen und dann haben die gesagt, damit können wir gar nichts anfangen, das sind gar nicht die Fragen, die wir uns stellen.
00:15:19
Speaker
Und jemand, der auf unsere erste grafenbasierte Visualisierung geschaut hat, hat gesagt, oh, das sind aber schöne Sternenbilder.
00:15:25
Speaker
Also da haben wir uns überhaupt nicht abgeholt gefühlt und dieser Antrag ist auch nie eingereicht worden, weil wir da sehr allein auf weitem Posten waren.
00:15:33
Speaker
Und da wünsche ich mir, dass es uns allen gemeinsam gelänge, noch mehr Brücken zu bauen.
00:15:38
Speaker
Um Brücken zu bauen, braucht es ja Übersetzer.
00:15:41
Speaker
Jetzt seid ihr schon Übersetzer an euren Stellen zwischen, man könnte ja fast sagen, zwei unterschiedlichen Fachkulturen schon innerhalb des Faches Kunstgeschichte.

Vorbereitung auf Karrieren in der digitalen Kunstgeschichte

00:15:50
Speaker
Aber wie sieht denn nun die Realität aus?
00:15:51
Speaker
Wie bereitet man sich denn auf dieser Arbeitswelt vor?
00:15:54
Speaker
Wie ist es euch gelungen?
00:15:58
Speaker
Es würde mich auch interessieren, wie ihr selbst an diese Fähigkeiten überhaupt rangekommen seid.
00:16:02
Speaker
Weil ich habe im Studium jetzt das Glück gehabt, schon im dritten Semester mit Datenbanken in Berührung zu kommen durch sehr engagierte Anwesen.
00:16:11
Speaker
Lehrende, die ich in meinem Studium hatte.
00:16:13
Speaker
Also da ging es gleich um eine Rekonstruktion von einer Ausstellung.
00:16:16
Speaker
Es ging um eine Aufbereitung als Kraftdatenbank in Whisky, weil ich eben aus Erlangen komme.
00:16:22
Speaker
Das heißt, ich bin sehr früh damit sozialisiert worden.
00:16:24
Speaker
Jetzt höre ich andere Kolleginnen, die vielleicht jetzt in den letzten Jahren erst ihren Abschluss gemacht haben, die haben noch nie was von digitaler Kunstgeschichte gehört und sind jetzt auf einmal total überrascht, dass es ja auch noch was anderes gibt als Diaprojektoren.
00:16:37
Speaker
Also ganz
00:16:39
Speaker
überspitzt zu sagen.
00:16:40
Speaker
Wie kommt man dahin?
00:16:41
Speaker
Wo habt ihr eure Fähigkeiten gesammelt?
00:16:44
Speaker
Ja, Thorsten, bitte.
00:16:48
Speaker
Also ich kann ja vielleicht an das anschließen, was eben zur anderen Frage gesagt wurde, im Hinblick auf das Missverständnis, was uns häufig hingegenschlägt, dass wir so ein sehr stark werkzeugzentriertes Interesse haben oder ein rein methodisches.
00:17:02
Speaker
Und so ist es ja eben nicht.
00:17:03
Speaker
Und so, um jetzt zu mir zu kommen,
00:17:06
Speaker
Und war es halt dann in der Ausbildung so, dass mich natürlich die Forschungsfragen interessiert haben, die geisteswissenschaftlichen, kundhistorischen Forschungsfragen.
00:17:13
Speaker
Ich aber dann interessiert war, wie, ich glaube der Begriff fiel eben schon mal bei dir, Maximilian, wie man den Methodenkoffer schlicht erweitern kann und welche Möglichkeiten die Zeit einfach erweitert.
00:17:22
Speaker
Ja, da einfach bietet.
00:17:24
Speaker
Und nun muss ich sagen, aufgrund des Alters, das war das Magisterstudium und da hatte man es vielleicht auch noch leichter, links und rechts zu schauen.
00:17:31
Speaker
Das ist nach dem Bologna-Prozess vielleicht anders gewesen.
00:17:35
Speaker
Und es war natürlich auch eine Zeit, wo zum Beispiel Dinge wie Webpräsenzen für Kultureinrichtungen total neu waren.
00:17:41
Speaker
Es war...
00:17:42
Speaker
Es war die Zeit des Ausprobieren Könnens und es war noch nicht so wirklich ernst genommen und man hatte da einfach Optionen.
00:17:50
Speaker
Man hatte so eine Sandkastensituation im Digitalen.
00:17:55
Speaker
Und was hinzukommt in meinem Fall, ich hatte das große Glück, direkt nach dem Studium ans ZKM gehen zu dürfen, um da für die Expo 2000 mitarbeiten zu können.
00:18:05
Speaker
Und da habe ich zum ersten Mal
00:18:08
Speaker
ohne dass es zu pathetisch klingen soll, gefühlt, was so ein Lab-Charakter bedeutet.
00:18:13
Speaker
Was es eigentlich bedeutet, wenn unterschiedliche Expertisen und unterschiedliche Skillsets zusammenkommen und gemeinsam was schaffen.
00:18:21
Speaker
Das kannte ich aus dem geisteswissenschaftlichen Studium in der Form nicht, weil wir ja, glaube ich, bis heute auch alle darauf trainiert werden, doch individuell zu arbeiten.
00:18:31
Speaker
Und das hat einfach so gut gepasst für mich persönlich, dass ich dann auch investiert habe schlicht, um diesen digitalisierten Weg weiterzugehen.
00:18:43
Speaker
Aber im Studium, um dann nochmal wieder zurückzukommen, im Studium gab es da keine Vermittlung und ich sehe das auch derzeit nicht.

Bildung in digitaler Kunstgeschichte

00:18:53
Speaker
in der Breite, wie es vielleicht nottähte.
00:18:56
Speaker
Vielleicht ist es aber auch so, dass ich da jetzt nur einen Oberflächenblick habe und die einzelnen Dinge sozusagen schon tiefer angekommen sind.
00:19:04
Speaker
Also dass es keine extra Seminare gibt zu digitaler Kunstgeschichte, sondern dass hier und da dann auch mal in Seminarstunden Themen wie Open Science durchgegangen werden oder digitale Editionen oder was auch immer.
00:19:18
Speaker
Aber das
00:19:19
Speaker
Dafür sehe ich das zu wenig.
00:19:21
Speaker
Da haben die anderen vielleicht einen tieferen Einblick.
00:19:23
Speaker
Das ist manchmal auch schwierig zu sehen, weil viele Modulhandbücher, die sind zwar dann öffentlich, aber die Lehrveranstaltungen sieht man dann ganz oft in geschlossenen Hochschulanmeldesystemen dann nicht mehr.
00:19:35
Speaker
Ich kann es auch nicht sagen.
00:19:38
Speaker
Bei Recherchen habe ich nicht viel gefunden.
00:19:40
Speaker
Maximilien?
00:19:42
Speaker
Also ich bin in der Runde, glaube ich, der, der das Studium als letztes abgeschlossen hat.
00:19:47
Speaker
Nämlich bei mir war der Master 2017.
00:19:48
Speaker
Und ich kann von Glück sprechen, dass ich das an der LMU München getan habe, die ja entsprechend auch Entwicklung im Lehrstuhl Digitale Kunstgeschichte und allen was Hubertus Kohle.
00:20:01
Speaker
Ich freue mich auf seine Verabschiedung nächste Woche mal wieder nach München zu fahren, dort vorangetrieben und auch aufgebaut hat.
00:20:11
Speaker
Dementsprechend hatte mich das im Studium hier und da umgeben.
00:20:14
Speaker
Es war aber jetzt nicht Pflichtbestandteil im Studium.
00:20:17
Speaker
Es war auch immer ein offenes und interessiertes Gucken.
00:20:21
Speaker
Wo sind die Seminarinhalte und wo geht es vielleicht auch um moderne Reformen, kunsthistorischer Forschung, moderne Ansätze?
00:20:30
Speaker
Und das waren auch jetzt weniger explizite Seminare noch zu unserer Zeit.
00:20:37
Speaker
Aber es waren durchaus auch bei allen anderen Lehrenden
00:20:41
Speaker
Und diese einzelnen Seminarsitzungen, es ging um Ausstellungen im globalen Kontext und dann ging es auch um ein virtuelles Museum und virtuelle Ausstellungen.
00:20:51
Speaker
Also das gab es, aber das musste man schon auch neugierig suchen.
00:20:54
Speaker
Und also diese Neugier und das Interesse an Digitalität in der Kunstgeschichte, die haben mich da schon...
00:21:01
Speaker
vorangebracht, aber es wurde mir jetzt nicht serviert im Kunstgeschichtestudium.
00:21:05
Speaker
Also es war ganz wichtig, diese Neugier während des Studiums, auch einen Praxiskurs zu arbeiten mit Wikipedia an der Uni Wien wiederum oder aus Eigeninitiative bei einem Praxisausstellungskurs zu sagen, wir machen einen Blog dazu begleitend, also da auch die digitale Kommunikation und Vermittlung.
00:21:28
Speaker
Also das spielt eine ganz große Rolle,
00:21:31
Speaker
Und dann waren es Summer Schools, die es dann schon gab und ich glaube auch jetzt noch sieht man immer wieder, gibt und auch investiert in Weiterbildung drumherum noch Augen offen gehalten oder auch geguckt, was bietet die Uni-Bibliothek an Rechercheseminaren, an also gerade Information Motive über die Uni-Bibliothek ganz wichtig und wertvoll.
00:21:56
Speaker
Und letztendlich dann berufsbegleitend auch Datenmanagement-Kurse, Weiterbildungen, beziehungsweise ganz konkret in Krems an der Uni gab es so ein einsemestriges Seminar, das ich berufsbegleitend machen konnte.
00:22:11
Speaker
Also das war auch ganz wichtig und wertvoll.
00:22:13
Speaker
Und jetzt fortlaufend ganz viel auch methodisch, Projektmanagement, Design Thinking, alles was dazu gehört.
00:22:20
Speaker
Nie aufhören zu lernen.
00:22:22
Speaker
Ja, genau.
00:22:23
Speaker
Wie war es bei dir gut, Ron?
00:22:24
Speaker
Warst du gesegnet mit einem guten Studienstandort oder war da auch viel Eigeninitiative einfach dabei?
00:22:31
Speaker
Also ich bin so alt, dass es bei mir wirklich überhaupt gar keine…
00:22:36
Speaker
Rolle gespielt hat, das Digitale während des Studiums.
00:22:38
Speaker
Ich habe an der FU in Berlin meinen Magister gemacht, habe dann in einem Auktionshaus in Bern gearbeitet, wo der Auktionator mit einer Schreibmaschine der Auktionskataloge getippt hat.
00:22:52
Speaker
Und dann habe ich damals mit dem Digitalen angefangen, einfach weil es kein anderer konnte, habe ich eben die Kunstwerke digital fotografiert und den Online-Katalog gebaut.
00:23:03
Speaker
Und die Motivation fürs Digitale kam während der Promotion.
00:23:09
Speaker
Einfach aus dem Grund, dass ich ganz oft umsonst irgendwo hingefahren bin.
00:23:12
Speaker
Also ich bin in viele grafische Sammlungen gefahren, um Zeichnungen oder Druckgrafik zu finden, die Raimondi zum Vorbild hatte.
00:23:23
Speaker
Die wird aber nicht unter Raimondi einsortiert.
00:23:25
Speaker
Also die findet man nicht.
00:23:27
Speaker
Und aus diesem Gefühl heraus, meine Güte, das ist immer eine Blackbox und jetzt habe ich doch so viel Reisekosten, jetzt bin ich schon wieder umsonst hingefahren.
00:23:34
Speaker
Ja, da gab es dann ein ganz positives Erlebnis, nämlich das British Museum ist 2007 online gegangen.
00:23:40
Speaker
Das war so wirklich eine Speerspitze.
00:23:44
Speaker
Und die haben dann bei Einträgen zu Van Dyke geschrieben, ah, da hat er übrigens nach Raimondi gezeichnet.
00:23:52
Speaker
Da dachte ich, hoppla, endlich finde ich mal was.
00:23:54
Speaker
Und hätte der Kurator der Sammlung das da nicht eingetragen, hätte ich die Objekte nicht gefunden.
00:23:59
Speaker
Und daraus ist die Motivation entstanden zu sagen, das brauchen wir in Deutschland auch.
00:24:05
Speaker
Und die Entscheidung, das zum Beruf zu machen, war aber tatsächlich aus der Not heraus geboren.
00:24:11
Speaker
Also ich lebte damals in Frankfurt schon und hatte meine erste Tochter und wollte einfach nicht mehr umziehen.
00:24:18
Speaker
Ich habe beschlossen, hier mit Kind möchte ich jetzt irgendwo sesshaft werden.
00:24:22
Speaker
Und es gab keine Stellen am Museum.
00:24:24
Speaker
Also ich wollte eigentlich Kuratorin einer grafischen Sammlung werden.
00:24:28
Speaker
Wer nicht?
00:24:28
Speaker
Wer nicht?
00:24:29
Speaker
Genau.
00:24:31
Speaker
Keine Tür tat sich auf und dann war es bei mir auch Krems.
00:24:34
Speaker
Also Maximilian, ich war auch da an der Donau-Universität in der schönen Wachau und habe dort ein Semester gemacht und meine Abschlussarbeit war das Evaluieren von Museumsdatenbanken.
00:24:49
Speaker
Und dann war ich arbeitslos gemeldet und das Arbeitsamt hat gesagt, ja, jetzt müssen Sie sich selbstständig machen, wir können Sie nicht mehr weiter hier durchfüttern.
00:24:57
Speaker
Und dann haben die mich in einen Existenzgründerkurs geschmissen und dann saßen links und rechts von mir Leute, die sich mit einem Nagelstudio selbstständig machen wollten und ich habe einen Businessplan geschrieben für die Beratung für digitales Sammlungsmanagement.
00:25:13
Speaker
Und das war natürlich am Anfang wahnsinnig schwer, weil mich niemand kannte.
00:25:17
Speaker
Ich hatte keine Referenzen.
00:25:19
Speaker
Man muss mir vertrauen, weil ich, also als Beraterin bekomme ich Einblicke in die Depotsituation, in den Datensalat.
00:25:30
Speaker
Und dann war das in den ersten zwei Berufsjahren sehr, sehr hakelig, davon leben zu können und ist dann erst über ein Projekt hier am Goethehaus in Frankfurt ins Rollen gekommen.
00:25:44
Speaker
Und dann bin ich irgendwie Expertin wie der Willen geworden.
00:25:47
Speaker
Also ich habe immer gedacht, das ist doch bloß Plan B. Und dann wurde der aber irgendwie von alleine zu Plan A, weil es einfach niemand anders machen wollte.
00:25:57
Speaker
So kam das.
00:25:59
Speaker
Was ja auch spannend, wie die Parallelen, so unterschiedlich eure Werdegänge sind, ja immer gleich sind.
00:26:05
Speaker
Das ist die eigene intrinsische Motivation, die Neugier und das Suchens von Infos.
00:26:13
Speaker
Ich weiß nicht, wie viele YouTube-Videostunden ich schon verbracht habe für Datenmodellierung, Open Refine zu lernen oder so.
00:26:21
Speaker
Oder wie viele Bücher Python man dann vor der Nase hat, um irgendwas zu coden, was dann irgendwie wieder nicht funktioniert, um irgendwie wieder einen Fehler zu finden.
00:26:30
Speaker
Also man ist da sehr alleine und sucht sich ja dann oft auch, also mir ging es dann immer so, ich hatte dann auch Glück, einfach zum richtigen Moment die richtigen Leute zu kennen, um dann zu fragen.
00:26:39
Speaker
Es gibt dann auch manchmal so Türöffner-Personen, Schnittstellen-Personen oder Institutionen, die da einen weiterbringen können.
00:26:46
Speaker
Was ist denn nun aus eurer Perspektive, und ihr kennt jetzt auch viele andere, die in diesen Schnittstellenbereichen sind, die wichtigsten Elemente gewesen?
00:26:55
Speaker
Also ihr habt jetzt Projektmanagement schon gesagt, Umgang mit digitalen Quellen, auch das Aufbereiten von Daten wurde schon genannt von euch.
00:27:05
Speaker
Was ist...
00:27:07
Speaker
In eurem Arbeitsalltag, das, was ihr am häufigsten braucht, in diesem breiten Feld der Methoden, der Tools, der Konzepte, die man sich aneignet.
00:27:18
Speaker
Ich würde es fast ein bisschen wegziehen vom Digitalen und eine Kompetenz nennen, die wir noch gar nicht hatten, das ist die informationswissenschaftliche Kompetenz.
00:27:28
Speaker
Also mein Alltag besteht zu einem sehr, sehr großen Anteil daraus, darüber nachzudenken, wie sortiere ich Informationen, um sie wiederzufinden, um Zusammenhänge zu erkennen, dass ich
00:27:44
Speaker
ist auch eine Kompetenz, die man nicht zusammendenkt mit Kunstgeschichte, die aber, glaube ich, ganz wichtig ist und zu wenig vermittelt wird.
00:27:54
Speaker
Ich würde jetzt auch schwerlich sagen, die Methode oder das Tool, weil am Anfang steht eine Frage und die Kompetenz, die Frage zuzuspitzen und dann die Möglichkeiten oder Lösungsmöglichkeiten, Herangehensweisen zu sondieren,
00:28:12
Speaker
Das spielt eine ganz große Rolle.
00:28:14
Speaker
Ich bringe nur noch das Beispiel.
00:28:16
Speaker
Ich hatte ja wirklich diesen Grafik-Mediengestaltung-Hintergrund.
00:28:19
Speaker
Das heißt, Adobe Suite irgendwie lief, war ja freiberuflich genutzt.
00:28:24
Speaker
Jetzt reden wir in Museumssammlungen ja durchaus offen über Bilderkennungs-Auto-Tagging etc.
00:28:31
Speaker
Und bevor das auch in Sammlungen irgendwie eine Sache war,
00:28:36
Speaker
und ich mit Porträtfotografie gearbeitet habe und durchaus mit einem sehr großen Bestand an Porträtfotografien, die irgendwie zugeordnet sortiert werden mussten, also diese Frage, diese schiere Masse von 2000 Fotos zuzuordnen.
00:28:49
Speaker
Ich habe halt auch Fotosoftware benutzt, wo so Gesichtserkennungsgeschichten drin waren.
00:28:55
Speaker
Das war sozusagen ein Weg, das war jetzt keine Methode, die im kunsthistorischen Koffer lag, aber einfach eine gewisse Kreativität dann hatte, um zu sagen, okay, wie...
00:29:05
Speaker
Wie gehe ich diese Sortierung an?
00:29:06
Speaker
Wie kann ich einen neuen Blick auf diese Forschungsfrage finden?
00:29:11
Speaker
Das ist so ein Beispiel, da kann man auch mal einen unkonventionellen Weg vielleicht wählen und das kommt auch wieder durch dieses Interesse, Neugier, Offenheit und immer wieder YouTube gucken und andere Leute fragen.
00:29:22
Speaker
Ja, ganz viel Vernetzung, ganz viel Sprechen.
00:29:27
Speaker
Welche Rolle hat Mentoring oder Netzwerke bei dir gespielt, Thorsten?
00:29:30
Speaker
Auch wenn es vielleicht alles zu konsensual wird, ich würde mich da anschließen.
00:29:33
Speaker
Also wenn ich auch hier den Blick habe bei uns auf den Bereich, die drei Postdoc-Kolleginnen zum Beispiel, da sind ganz unterschiedliche, ja ganz unterschiedliche Methoden, Konzepte, die sie nutzen, also von KI, generativer KI, LLM, Semantic Web, Historische Netzwerkanalyse, NLP, richtet sich eben, wie eben schon immer nach der Forschungsfrage.
00:29:54
Speaker
Also was ist das,
00:29:56
Speaker
Was ist das passende Werkzeug?
00:29:57
Speaker
Was ist die passende Methode?
00:29:58
Speaker
Und immer natürlich auch vor dem Hintergrund, dass es nicht allein selig machend ist, sondern einen bis zu einem bestimmten Punkt bringt.
00:30:05
Speaker
Und dann gibt es eben auch wieder die, in Anführungszeichen, traditionellen Methoden, hermeneutische Herangehensweise, also das, was wir alles kennen.
00:30:13
Speaker
auch von der Pike auf gelernt haben, was, glaube ich, auch einen Unterschied ausmacht, vielleicht zu den Personen, die im DH-Bereich sehr stark an der Entwicklung von Methoden an sich interessiert sind.
00:30:25
Speaker
Also ich würde sagen, bei uns wird der Einsatz so weit betrieben, wie er hilft, die Forschungsfrage zu beantworten.
00:30:33
Speaker
Das heißt, oder was ich damit sagen will, ist,
00:30:36
Speaker
Man muss jetzt nicht Python oder man muss jetzt keine NLP-Verfahren bis ins letzte Detail kennen oder gar weiterentwickeln.
00:30:44
Speaker
Nein, man nutzt sie halt so weit, wie sie einem helfen.
00:30:47
Speaker
Und dann ist auch gut, dann macht man sozusagen mit dem eigentlichen Vorgehen weiter.
00:30:54
Speaker
Und, und da komme ich vielleicht auch auf diesen informationswissenschaftlichen Aspekt, was natürlich immer auf dem Tisch liegt, ist dieses Thema auch in Form von Forschungsdatenmanagement.
00:31:02
Speaker
Also egal, was du halt machst, egal welches Postdoc-Projekt, egal welches Verbundprojekt, das Thema Forschungsdatenmanagement ist immer auf dem Tisch.
00:31:12
Speaker
Und das ist sozusagen ein Stück weit auch der Klebstoff, der das dann alles zusammenhält oder wo man halt auch immer besonderes Augenmerk hat.
00:31:20
Speaker
drauflegen muss im Zusammenhang mit den anderen, ich sage mal, kulturellen Ausprägungen des Digitalen, in denen wir uns jetzt bewegen.
00:31:29
Speaker
Also Open Science hatte ich eben schon genannt, aber auch Wissenschaftskommunikation.
00:31:32
Speaker
Also alles, was da auch einen ganz anderen Stellenwert vielleicht bekommen hat durch das Digitale im Sinne von Digitalität, als wir das im Analogen noch hatten.
00:31:43
Speaker
Und ich finde genau über dieses Informationsmanagement wurde im Studium
00:31:49
Speaker
bei mir, und ich weiß nicht, ob das heute anders ist, einfach viel zu wenig geredet.
00:31:53
Speaker
Also ich meine, wir kennen diesen Schatz und diese Begeisterung an, wie haben die KunsthistorikerInnen ihre eigenen Recherchematerialien organisiert etc.
00:32:05
Speaker
und diese Mythen, die sich da um diverse Nachlässe ranken und die ja schon auch Begeisterung und da ist was, also da ist ganz viel dran und diese Individualität, die da drin steckt und gleichzeitig
00:32:19
Speaker
Und sehe ich, dass das jetzt, wo wir unsere Forschungsdaten teilen könnten, wo wir auch viel kollaborativer arbeiten könnten, ist es wieder so, dass man lehrt das noch zu wenig, finde ich, lernt das noch zu wenig im klassischen Studium.
00:32:34
Speaker
Wie kann ich meine Daten vernetzt auch organisieren, anlegen?
00:32:40
Speaker
Also bei uns im Studium war das alles ein DIY und jeder baut sein Silo und speichert seine Bilder und findet irgendwie seine Methode.
00:32:46
Speaker
Und das ist auch wichtig.
00:32:46
Speaker
Das ist auch gut, das will ich gar nicht kleinreden, aber ich glaube, das ist was, was so, so viel mehr noch von Anfang an vermittelt werden müsste, zusätzlich zu Literaturverwaltungssoftware.
00:32:58
Speaker
Das ist das Einzige, woran ich mich erinnere, das haben wir gelernt, aber alles andere, vernetzte, recherchieren, Daten ablegen, nein.
00:33:09
Speaker
Ach, wie oft habe ich mir gewünscht, während meiner Doktorarbeit so eine gute Idee gehabt zu haben wie Luhmann.
00:33:15
Speaker
Also werden wir nicht alle gerne ein bisschen mehr organisierter und einfach diese, in dem Moment, in dem man da sitzt und weiß, ich habe das mal gelesen, aber ich weiß nicht mehr, wo es ist, macht mich wahnsinnig und ich ärgere mich dann immer über mich selber und freue mich, dass ich dann vor zwei Jahren darüber nachgedacht habe, das dann doch in Sotero einzutragen mit einem richtigen Stichwort und finster wieder.
00:33:36
Speaker
Ja, aber das ist ein unglaublich wichtiger Punkt, den ihr da anspricht.
00:33:40
Speaker
Da würde ich gerne noch was ergänzen, auch wenn es vielleicht ein Gemeinplatz ist und wir das hier alles mitdenken, aber vielleicht muss man es nochmal explizit machen, dazu gehört, das sind ja nicht nur technische Fertigkeiten, sondern eben auch das kritische Verständnis für den Umgang mit diesen Daten im historischen Kontext, die dann eben auch mitvermittelt werden muss, also jenseits des technischen Aspekts.
00:34:00
Speaker
Ja.
00:34:01
Speaker
Ich würde den Moment mal nutzen wollen, so einen subjektiven Eindruck zu teilen.
00:34:07
Speaker
Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, aber ich gestehe, dass ich auch immer wieder so Momente habe, wo ich mich so overwhelmed fühle.
00:34:16
Speaker
Also einerseits, weil die Menge an Daten so wahnsinnig exponentiell wächst und man sich denkt, oh mein Gott, wer soll das alles jemals wiederfinden?
00:34:28
Speaker
Wie sollen wir bewerten, welche Daten es überhaupt wert sind, aufgehoben zu werden?
00:34:33
Speaker
Was wollen wir damit machen?
00:34:35
Speaker
Und dann geht es mir auch jetzt so seit einem Jahr etwa so, dass ich merke, Holla die Waldfee, die technische Entwicklung geht so schnell, dass es mir als Person wirklich schwerfällt, damit Schritt zu halten.
00:34:52
Speaker
Das klingt jetzt wirklich alt, aber bis vor zwei Jahren hätte ich das Gefühl gehabt, wieso, ich sitze doch sicher im Sattel.
00:34:58
Speaker
Ich weiß, wie XML geht und...
00:35:01
Speaker
Und jetzt kommt eben, schon erwähnt, der Lieblingskollege Max permanent rein und sagt, Gudrun, kannst du bitte mal eine Sparkle Endpoint Abfrage schreiben?
00:35:12
Speaker
Und ich so, schluck was?
00:35:14
Speaker
Und ja, dann musst du mal Cypher Neo4j irgendwas.
00:35:19
Speaker
Und so viel Zeit habe ich nicht, YouTube zu gucken.
00:35:23
Speaker
Also...
00:35:25
Speaker
Das Erste war, dass ich so ein bisschen erschrocken war und dachte, wie soll ich denn das hinkriegen, rauszufinden, was wichtig ist?
00:35:35
Speaker
Und ja, gleichzeitig auch meine Rolle behalten, den Kunsthistoriker-Kolleginnen in den Sammlungen weiterhin das Gefühl zu geben, die Gudrun, die weiß, wo es lang geht, die nimmt euch schon mit und die erkennt den richtigen Trend.
00:35:50
Speaker
Und jetzt aktuell
00:35:53
Speaker
habe ich so die Methode entwickelt, ich versuche den Sturm im Wasserglas ein bisschen abzuwarten und einfach mal zu schauen, was setzt sich durch.
00:36:02
Speaker
Also jetzt gerade den Moment empfinde ich als unfassbar dynamisch und wo man sehr, sehr schnell sein muss, um rauszufinden, was ist denn jetzt wichtig.
00:36:14
Speaker
Ehrlich gesagt beruhigt mich das, dass es dir auch so geht.
00:36:18
Speaker
Also dieses ständige Gefühl von, also so ein Oszillieren zwischen, ja, ich bin jetzt vorne dabei, ich habe jetzt alles verstanden, ich habe den neuesten Aufsatz gelesen und ich habe mir das neueste Tool angeschaut und dann überlege ich mir schon, für was für eine Forschungsfrage könnte ich damit beantworten und so weiter.
00:36:34
Speaker
Bis hin zu, oh mein Gott, warum wissen alle immer viel mehr und viel früher als ich über alles mögliche Bescheid und können das schon anwenden.
00:36:41
Speaker
Das ist ein ständiges Oszillieren in dem Bereich, finde ich.
00:36:47
Speaker
Und ich glaube, das kann ja auch wirklich eine einzelne Person nicht mehr abdecken, sondern das geht wirklich um kooperative Projektentwicklung und dann eben doch aber nicht nur Zeit in irgendwelchen Zoom-Meetings verbringen, sondern versuchen, effizient miteinander zu arbeiten und die Kompetenzen auf die richtigen Köpfe zu verteilen.
00:37:09
Speaker
An den Punkt würde ich gerne reingehen.
00:37:11
Speaker
Kompetenzen verteilen auf mehrere Köpfe.
00:37:14
Speaker
Ich kann mich noch an Stellenausschreibungen erinnern von Institutionen, also Museen oder auch Universitäten.
00:37:20
Speaker
Da wurde eine Person gesucht mit einem Aufgabenkatalog, der gigantisch war.
00:37:27
Speaker
Wie sieht es denn heute aus?
00:37:28
Speaker
Gibt es da jetzt in solchen Bereichen neue Berufsfelder?
00:37:31
Speaker
Was beobachtet ihr?
00:37:33
Speaker
Oder versucht man immer noch, die eierlegende Wollmilchsau zu finden?
00:37:36
Speaker
Wie ist es bei den Arbeitgebern, bei unseren Institutionen, in denen wir angestellt werden können, angekommen?
00:37:42
Speaker
Wissen die, dass es Teamarbeit ist, was da passieren soll?
00:37:47
Speaker
Also ich finde, erfolgreicher könnten die sein, die nicht die eierlegenden Wollmilchsäue suchen.
00:37:54
Speaker
Und einfach auch spezifisch sind und Thorsten sagt es vorhin ja auch, diese verschiedenen vielen Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen, ich muss die Entscheidungen treffen, das ist eine absolute Überforderung, da stimme ich dir auch zu, Gudrun.
00:38:11
Speaker
Gerade so im Kontext digitaler Strategien in Museen ist es ja auch eine Qualität zu Dingen Nein zu sagen oder auch zu sagen, okay, ich fokussiere mich auf das aufgrund von auch,
00:38:26
Speaker
relevanten gesellschaftlichen, kulturpolitischen Entscheidungen und einfach inhaltlichen Setzungen, institutionellen Strategien.
00:38:37
Speaker
Und da agiert ein ZKM völlig anders als ein Landesmuseum und ein kulturhistorisches Museum.
00:38:45
Speaker
Und am Ende sehe ich das jetzt schon immer öfter, dass es klarere Profile gibt.
00:38:53
Speaker
Aber wir müssen uns von der Hoffnung lösen, dass es mehr und mehr Stellen werden.
00:38:57
Speaker
Das ist in der aktuellen finanziellen Lage ganz klar.
00:39:01
Speaker
Das sagen auch die Förderer, die Träger.
00:39:05
Speaker
Also gerade in den Museen dieser Wunsch nach mehr DigitalmanagerInnen, mehr Kompetenz.
00:39:10
Speaker
Die Stellen müssen sich wandeln und
00:39:13
Speaker
Wir werden auf keinen Fall die klassische kunsthistorische Forschung liegen lassen dürfen.
00:39:18
Speaker
Dafür müssen wir auch, glaube ich, alle kämpfen und das alles automatisieren oder ich weiß was, was ich lassen will, sondern zu gucken, was ist sinnvoll, komplementär im Sinne der Mission einer Institution irgendwie und was hilft auch der Gesellschaft und was bringt uns voran, was interessiert uns.
00:39:38
Speaker
Und die schönste Ontologie nutzt uns nichts, wenn wir nicht wissen, wofür wir die nicht machen.
00:39:43
Speaker
Das klänge auch schon an.
00:39:45
Speaker
In dem Sinne müssen Aufgaben, Strategien, Berufsfelder entwickelt werden und wirklich auch mal gekappt werden.
00:39:52
Speaker
Und ich muss nicht TikTok, Instagram und alles gleichzeitig bespielen.
00:39:57
Speaker
Es gab jetzt ja auch ganz viele neue Berufe wie Data Stewards zum Beispiel oder Personen für digitale Kultur.
00:40:07
Speaker
Da waren die Stellen auch schon ausgeschrieben als die Vermittler zwischen zwei Positionen.
00:40:13
Speaker
In der Idealvorstellung wäre es ja eigentlich so, dass an allen kunsthistorischen Instituten eine Person mit dazukommt.
00:40:19
Speaker
die den neuen Werkzeugkasten mitbereitet.
00:40:22
Speaker
Also so wie in der Soziologie es auch ganz normal ist, dass es qualitative und quantitative Soziologie gibt und die zumindest an den meisten Orten friedlich koexistieren, darf man natürlich das Alter nicht ausspielen.
00:40:35
Speaker
Was gibt es denn noch für neue Berufsfelder, die euch untergekommen sind, die vorher noch nicht da waren?
00:40:40
Speaker
Also ohne dass was umgewidmet wird, sondern die einfach jetzt neu passieren, weil die Anforderung da ist oder die Notwendigkeit.
00:40:48
Speaker
Also außer vielleicht Podcasterin eines Artistocast-Podcasts.
00:40:54
Speaker
Also ich arbeite hier in Frankfurt mit digitalen Kuratoren zusammen.
00:40:59
Speaker
Also es gab von der Stadt Frankfurt die Initiative, jedem Museum solche Personen zu spendieren.
00:41:07
Speaker
Und ich bin diejenige, die versucht, aus den individuellen Erfassungssystemen der einzelnen Häuser ein homogenes Datenkorpus zu machen.
00:41:18
Speaker
Und da berate ich so die Berater sozusagen.
00:41:22
Speaker
Und das macht riesen Spaß, die Leute sind unglaublich motiviert und ich glaube, die schieben auch was an, da passiert was, da passiert eine große sammlungsübergreifende Perspektive, die da ins Spiel kommt.
00:41:37
Speaker
Die glückliche Situation haben wir in Baden-Württemberg ja auch mit den DigitalmanagerInnen an den Landesmuseen.
00:41:43
Speaker
In Bayern hat es jetzt zentral für die Landesmuseen vier Digitalmanagerstellen, die in den verschiedenen Themenfeldern beraten die Museen.
00:41:50
Speaker
Also da gibt es ganz unterschiedliche Konfigurationen, aber gerade dieses DigitalkuratorInnen, DigitalmanagerInnen, aber das sind...
00:41:59
Speaker
meine ich glückliche Zustände hier oder da und für die können die Museen arbeiten, aber an manchen Stellen wird es nur durch Umstrukturierung gehen, glaube ich.
00:42:09
Speaker
Also ich glaube, wir müssen unbedingt weg von der Projekte RITES.
00:42:14
Speaker
Ja.
00:42:15
Speaker
Also es ist einfach viel zu viel Braindrain, weil die Menschen irgendwo sich in etwas einarbeiten und dann hört die Finanzierung auf und dann nehmen sie ihr Wissen wieder mit und dann brechen Strukturen auf, die man mühselig geschaffen hat.
00:42:29
Speaker
Wir alle verbringen sehr, sehr viel Zeit damit, Anträge zu schreiben und es würde unfassbar viel helfen, wenn es langfristigere Strukturen gäbe, innerhalb derer die Menschen arbeiten.
00:42:40
Speaker
damit da auch so eine Ruhe reinkommt, dass man, dass eben jemand, also viele Kompetenzen entwickelst du ja erst im Job beim Tun.
00:42:49
Speaker
Und die sollen ja dann dem auch zugutekommen, wo du das entwickelt hast.
00:42:53
Speaker
Und deshalb, je langfristiger Strukturen ausgerichtet sind, desto besser.
00:42:58
Speaker
Wobei ich da vielleicht noch differenzieren möchte,
00:43:03
Speaker
Wollen würde.
00:43:04
Speaker
Also für Infrastrukturen sehe ich das ganz genauso.
00:43:06
Speaker
Also Infrastrukturprojekte ergeben irgendwie keinen Sinn, weil dann ist es für mich einfach keine nachhaltige Infrastruktur.
00:43:13
Speaker
Wir haben es in der Vergangenheit an verschiedenen Beispielen gesehen.
00:43:16
Speaker
Man wird jetzt dann in der Zukunft sehen, wie die NFDI sich entwickelt.
00:43:20
Speaker
Auch das ist ja mit einem entsprechenden Fragezeichen im Hinblick auf die Verstetigung sicher zu sehen.
00:43:26
Speaker
Aber vielleicht, also eine gute Mischung wäre vielleicht gut, dass wir quasi eine solide Basis auf dauerhafte Füße stellen, aber immer noch arrondiert durch Projekte, wo es einfach auch Sinn ergibt, ein bisschen sozusagen das Ganze agil zu halten.
00:43:45
Speaker
Also der Vorteil an Projekten ist ja dann auch dieser Sandkasten-Charakter, den du, Thorsten, ja auch schon mal angesprochen hast.
00:43:50
Speaker
Man kann einfach viele experimentelle Dinge erarbeiten oder auch mal kurzfristig mit Leuten zusammenarbeiten, die dann wieder in Institutionen rein diffundieren.
00:43:59
Speaker
Aber ja, alles auf Projekten zu machen ist schwierig.
00:44:03
Speaker
Entscheidend ist, glaube ich, dann, wie wir es mit dem Wissensmanagement schaffen.
00:44:07
Speaker
Also fatal wäre natürlich, wenn das in einem Projekt generierte Wissen dort bliebe oder im schlimmsten Fall mit dem Abschalten der Website, weil das Hochschulrechenzentrum nach der Laufzeit nicht mehr bereit ist, diese Website weiter zu pflegen, das Wissen dann im Orkus verschwindet.
00:44:20
Speaker
Also da haben wir, glaube ich, eine Aufgabe, wie wir diesen Transfer von Wissen in dann eben dauerhafte Strukturen durchsetzen.
00:44:29
Speaker
besser überführt bekommen, um damit weiterarbeiten zu können.
00:44:32
Speaker
Ich glaube, da gibt es eher noch auf dieser sozialen Ebene mehr Herausforderungen als auf der technischen.
00:44:40
Speaker
Was ja auch dann gleichzeitig bedeutet Sichtbarkeit.
00:44:42
Speaker
Also wie oft spricht man über Projekte, die man aber nicht mehr nachvollziehen kann, weil sie nicht digital nachhaltig noch bereitstehen über eine Projekt-Homepage.
00:44:54
Speaker
Es gab dann mal vielleicht einen Blog, es gab dann vielleicht mal eine Homepage, es gab mal das Ergebnis in einem visuellen Prototypen, was man aber heute einfach nicht mehr sehen kann.
00:45:03
Speaker
Also wir haben da ganz viel Verlust auch in den letzten zehn Jahren gehabt.
00:45:08
Speaker
Wir müssen da stark über Nachhaltigkeit von Förderstrukturen auch reden.
00:45:12
Speaker
Also vier Jahre und dann ist es vorbei.
00:45:16
Speaker
Ja, aber tatsächlich dieses Ziel, was kommt raus, gerade auch jetzt bei Museumsprojekten, genau jetzt auch wie bei Forschungsergebnissen, Modellen, die Frage ist, wo geht es hin, wo wird es archiviert, wo bleibt es auch abrufbar und wo bleibt es mit dem besten Falle nachnutzbar?
00:45:33
Speaker
Und das ist ja jetzt hier und da, zumindest bei den Digitalprojekten von Museen, auch eine Anforderung, dass der Code offen ist.
00:45:41
Speaker
Aber dann ist auch die Frage, okay, gibt es eine zentrale Datenbank,
00:45:45
Speaker
wo ich mich als Museum umsehen kann.
00:45:47
Speaker
Und die gibt es noch nicht, wo ich mich umsehen kann nach den Lösungen, auch bei der kunsthistorischen Forschung.
00:45:55
Speaker
Ich habe da zu wenig Einblick und Ahnung von der NFDI, wie da auch Überblick gut geschaffen wird, dass dieses Wissen nachhaltig auch verfügbar ist, die Lösungen, die Methoden.
00:46:08
Speaker
Und dann aber auch auf der anderen Seite die Kompetenz, mich damit auseinanderzusetzen, was gab es schon, dass ich nicht immer wieder versuche, das Rad neu zu erfinden und das ist was, was wir bei den Förderangeboten bei der MFG eben ganz stark versuchen und versucht haben, die...
00:46:23
Speaker
ProjektpartnerInnen da einfach auch zu vernetzen, zu gucken, Projekte, die gefördert wurden, wirken auch auf die nächsten.
00:46:31
Speaker
Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil, dass das eben nicht einfach vorbei geht.
00:46:39
Speaker
Ich möchte jetzt mal in diesem Kontext eine steile These in den Raum stellen und von dem allgemeinen Fachproblem wieder zurück mehr gehen auf das eigene Berufsfeld oder die eigene Anstellung.
00:46:51
Speaker
Die meisten von uns sind befristet beschäftigt, projektweise oder auch befristet auf irgendwelchen Qualifizierungsstellen.
00:46:59
Speaker
Man kann 40 Jahre alt werden, 45 Jahre alt werden und hat noch nie einen Festanstellungsvertrag gehabt.
00:47:04
Speaker
Ich habe, glaube ich, seit meinem Abschluss über 16 Einzelverträge schon in der Tasche.
00:47:10
Speaker
Meine Stadethese ist, weil wir alle
00:47:14
Speaker
so kurzfristig nur irgendwo sind, kann es sein, dass es auch zu dem Problem führt, dass man das, was man erforscht und entwickelt hat, für sich selber noch in einer kleinen Schatztasche behält und dann mitnimmt?
00:47:27
Speaker
Also das ist so wie bei so Kartenspielen.
00:47:30
Speaker
Das ist mein Trumpf.
00:47:31
Speaker
Das veröffentliche ich nicht, das gebe ich nicht weg, das nehme ich jetzt noch mal mit.
00:47:35
Speaker
Mein Tool, meine Datenbank, meine Daten...
00:47:38
Speaker
um bei der nächsten Stelle hoffentlich irgendwann mal was daraus zu machen, das mir hoffentlich irgendwann mal eine berufliche Sicherheit schafft?
00:47:46
Speaker
Also du legst den Finger in die Wunde auf jeden Fall.
00:47:51
Speaker
Ich habe das Glück, tatsächlich eine unbefristete Stelle zu haben seit elf Jahren.
00:47:56
Speaker
Also da ist eine Ruhe drin.
00:47:57
Speaker
Es ist zwar eine halbe Stelle, aber...
00:48:00
Speaker
Ohne diese Entfristung hätte ich mich, glaube ich, auch mein Leben nicht getraut mit drei Kindern.
00:48:06
Speaker
Also das hat ja noch viel weitere Implikationen, die über die reine Karriere hinausgehen.
00:48:11
Speaker
Was gehört noch alles zu meinem Leben?
00:48:13
Speaker
Was brauche ich da an Stabilität?
00:48:16
Speaker
Also für einen persönlich ist es schon mal unfassbar wichtig, eine entfristete Stelle zu haben.
00:48:22
Speaker
Und ich finde es ein Unding.
00:48:24
Speaker
dass es so viele Befristungen gibt und ich denke, das bremst einen auch in seiner Kraft, wenn man weiß, ich nehme Anlauf, entwickle mich im Projekt, aber habe dann schon wieder zum Projektende hin die Sorge, wie geht es dann weiter und dann kann ich, glaube ich, all die...
00:48:44
Speaker
Das, was ich an Input geben könnte, gar nicht so freiz abrufen, wie ich es bräuchte, wenn ich wüsste, das bleibt.
00:48:52
Speaker
Und dann gibt man auch, glaube ich, noch mehr Liebe rein.
00:48:55
Speaker
Also dieses Grafikportal gibt es, weil meine Stelle unbefristet ist.
00:49:00
Speaker
Das kann man, glaube ich, ganz klar so benennen.
00:49:04
Speaker
Also was da vielleicht noch hereinspielt in dieses Thema, sind ja auch Förderstrukturen.
00:49:09
Speaker
Also die Geldgeber fordern inzwischen ja schon etwas stärker das Open Access, Open Source und so weiter und so fort.
00:49:19
Speaker
Da ist man, was das Produkt angeht, glaube ich, schon so weit, dass man sagt, okay, das muss einfach der Allgemeinheit entsprechend zur Verfügung gestellt werden.
00:49:28
Speaker
Da kann sich, glaube ich, niemand entziehen, so gerne er oder sie, dass in seinem, wie du es gesagt hast, Schatzkesslern,
00:49:34
Speaker
behalten würde.
00:49:35
Speaker
Aber wenn man ein Stück weit von den Produkten wegschaut auf die Prozesse, dann ist es natürlich spannend, also wie diese Prozesse, die zu diesen Produkten geführt haben, wie damit umgegangen wird.
00:49:48
Speaker
Ich glaube, das wäre nochmal spannend zu obachten, ob die Erkenntnisse und die Einsichten, die man aus diesen Prozessen gewinnen kann, ob die tatsächlich auch in den Institutionen dann so ein
00:50:02
Speaker
nachgenutzt werden können für zukünftige Vorgehen.
00:50:05
Speaker
Also da ist, glaube ich, noch was aufzuholen, ohne dass ich es jetzt individuellen Personen unterstellen wollen würde, dass sie nicht bereit werden, das zu teilen.
00:50:13
Speaker
Aber das, glaube ich, müsste insbesondere im Digitalen noch viel mehr zusammengedacht werden, sozusagen als Quintessenz eines Projekts.
00:50:22
Speaker
Und welche Rolle spielt für dich dann dieses Befristung-Entfristung-Spiel?
00:50:30
Speaker
Ja, ich halte das natürlich für eine systemische Herausforderung, die man ja aber nicht auf das Digitale allein münzen kann.
00:50:37
Speaker
Das haben ja Kolleginnen und Kollegen, die in ganz analogen Projekten erarbeiten.
00:50:43
Speaker
Die Herausforderung haben die auch, also ohne Frage.
00:50:48
Speaker
Ich habe nie auf eine befristete Stelle setzen müssen.
00:50:51
Speaker
Gott sei Dank.
00:50:52
Speaker
Das ist ein Riesenprivileg, aber es ist gleichzeitig auch eine Entscheidung gewesen.
00:50:57
Speaker
Und es ist auch was, wo ich mich sage, das System funktioniert, solange es alle mitmachen wollen auch und müssen.
00:51:06
Speaker
Es bleibt vielen keine andere Wahl, das ist ganz klar, um sich im Arbeitsmarkt zu behaupten, aber ich hatte für mich mit der Ausbildung vor dem Kunstgeschichtestudium und einer handwerklichen Tätigkeit sozusagen immer die Sicherheit gut ausgesucht.
00:51:19
Speaker
wenn es in dem Bereich nicht passiert, dann verdiene ich mein Geld anderweitig.
00:51:25
Speaker
Ich hatte schon den Wunsch, Kunstgeschichte als Beruf auch oder Teil meines Berufes sein zu lassen.
00:51:32
Speaker
Aber es sind dann irgendwie auch immer Gelegenheiten, die ich ergriffen habe.
00:51:36
Speaker
Oder es war auch mal eine Teilzeitstelle begleitend zu einer kuratorischen Projektarbeit.
00:51:41
Speaker
Das war alles nicht schön und alles keine Wunschkonstellation.
00:51:44
Speaker
Aber es war sozusagen immer eine,
00:51:46
Speaker
unbefristete Sicherheit, die ich für mich hatte und mitlaufen habe lassen und auch eine bewusste Entscheidung, ich kann mich jetzt nicht zurück auf eine Teilzeitwissenschaftsstelle für eine Doktorarbeit begeben oder auch in ein Volontariat zu gehen, wo ich schon Vollzeit gearbeitet habe etc.
00:52:05
Speaker
Also ich komme auch aus einem Nicht-Akademiker-Haushalt, für mich war das irgendwie
00:52:10
Speaker
einfach alles eine fremde Welt und auch eine Entscheidung zu sagen, gut, ich setze jetzt auf Sicherheiten und da sind mir sicher auch Chancen verwehrt geblieben und ich war da nie so risikofreudig zu sagen, oh ja, jetzt zwei Jahre Projektstelle, ich habe mich halt für andere Dinge entschieden, das waren nie falsche Entscheidungen, sondern für mich immer die richtigen und trotzdem, natürlich müssen Entfristungen passieren und müssen irgendwie langfristig Perspektiven angeboten werden.
00:52:39
Speaker
Aber es ist am Ende ja auch eine Entscheidung für einen selber, was man macht und was man nicht tut und welche Abstriche man dafür macht.
00:52:51
Speaker
Da lehne ich mich jetzt vielleicht ein bisschen aus dem Fenster, aber es ist auch das, wenn der Arbeitskräftemangel nicht da ist, sondern es auf eine befristete Zwei-Jahres-Stelle 100 Bewerbungen gibt, ja warum soll sich das ändern?
00:53:03
Speaker
Ja, wobei sich wahrscheinlich was ändern muss.
00:53:05
Speaker
Als ich noch aktiv in der Lehre war, war die große Ich-bin-Hanna-Diskussion.
00:53:11
Speaker
Und dort haben ganz viele Studierende und gerade in diesem Digital Humanities war der Studiengang, also alle Studierende mit sehr starken Digitalkompetenzen,
00:53:22
Speaker
die haben gesagt, ich tue den Teufel und gehe an die Uni.
00:53:24
Speaker
Ich will doch nicht in so einem toxischen Arbeitsumfeld sein.
00:53:27
Speaker
Weil sie natürlich mitbekommen haben, dass alle ihre Lehrenden befristet angestellt sind.
00:53:32
Speaker
Mit Jahresverträgen, mit zwei Jahresverträgen.
00:53:34
Speaker
Oder ähnlich auch an Museen.
00:53:36
Speaker
Also wer möchte denn noch mit Mitte 30, Ende 30 in ein Volontariat gehen, die Hälfte bezahlt werden für die doppelte Arbeit?
00:53:46
Speaker
Irgendwie so.
00:53:47
Speaker
Das sind wirklich...
00:53:48
Speaker
Und Arbeitsbedingungen, die man vielleicht oft nicht mag.
00:53:51
Speaker
Und ich habe manchmal auch das Gefühl, dass unsere Mehrfähigkeiten, also dieser reiche Kompetenzkasten, den man hat, wenn man eben auch noch in der digitalen Kunstgeschichte sich weiter selbst ausgebildet hat, dazu beiträgt, auch mit dem Selbstbewusstsein zu sagen, nee, ich mache diesen Job nicht.
00:54:08
Speaker
Ja.
00:54:09
Speaker
ich habe noch eine andere Möglichkeit, weil einfach das Fähigkeitenportfolio so groß ist, dass man sagen kann, nein, dann, es muss nicht A sein, es kann auch B, C und D sein, ohne dass es was Minderwertiges ist, weil mir das genauso Spaß macht.
00:54:22
Speaker
Ja, man ist der freien Wirtschaft oder auch dem Agenturbereich, Kreativbereich durchaus nicht mehr so fern an manchen Stellen und das sieht man ja auch.
00:54:28
Speaker
Also Menschen, die im Digitalbereich im Museum arbeiten, habe ich sehr bald auch manchmal in Werbeagenturen oder hier oder da ablaufen sehen, weil eben die Entfristung nicht passiert ist oder die Verlängerung.
00:54:40
Speaker
Das ist schade und das ist für den Sektor schade und da muss sich was tun.
00:54:46
Speaker
Ich würde gar nicht sagen, dass mein Spektrum immer weiter geworden ist, obwohl natürlich immer mehr Kompetenzen Stück für Stück hinzugekommen sind.
00:54:59
Speaker
Ich würde es aber trotzdem eher so beschreiben, dass ich mich immer mehr spezialisiert habe.
00:55:03
Speaker
Also ich bin die Nische in der Nische.
00:55:05
Speaker
Mhm.
00:55:05
Speaker
So jemanden wie mich braucht man selten.
00:55:08
Speaker
Wenn man jemanden wie mich braucht, ist es wahrscheinlich, dass man mich anruft.
00:55:10
Speaker
Aber ich bin in der Druckgrafik, ist ja schon mal eine Nische in der Kunstgeschichte und dann daran nochmal die Digitalisierung.
00:55:17
Speaker
Also das muss man sich vielleicht auch nochmal überlegen, wenn man jetzt noch jünger ist und an dem Beginn seiner Karriereentscheidung ist, wie stark möchte ich mich denn spezialisieren und gehe ich in das Risiko zu sagen, ich habe hier so eine Ultraspezialisierung hingelegt.
00:55:34
Speaker
Mhm.
00:55:36
Speaker
Aber würdest du sagen, es gibt beide bei euch am Haus?
00:55:40
Speaker
Es gibt diese, wie du sagst, diese Nischen, diese SpezialistInnen.
00:55:45
Speaker
Es gibt aber auch die GeneralistInnen, die aus einer ähnlichen Ausbildungssituation herkommen und es funktioniert deswegen am Haus bei euch, weil es genau beide gibt?
00:56:00
Speaker
Schwer zu sagen.
00:56:02
Speaker
Oder gibt es da einfach ganz, ganz viele von den Nischenspezialisten, dass man dann alle zusammen im Team das Generale abdeckt?
00:56:10
Speaker
Also um nochmal zurückzukommen zu diesem Punkt, den wir vorher hatten, mit diesem, es entwickelt sich alles so schnell.
00:56:17
Speaker
Also egal, wo du losgelaufen bist, du brauchst die Fähigkeit und die Bereitschaft, permanent dazuzulernen.
00:56:26
Speaker
Also sonst kommst du nicht weiter, kannst dich nicht ausruhen auf...
00:56:30
Speaker
Also finde ich jedenfalls, das haben wir schon immer so gemacht, dann verliert man ganz schnell an Relevanz.
00:56:37
Speaker
Also da ist, glaube ich, wirklich, das ist so ein Lackmustest gerade.
00:56:43
Speaker
Wie ist es denn bei euch, Thorsten?
00:56:44
Speaker
Das ist ja auch ein relativ großes Team.
00:56:47
Speaker
Wie mischt sich das?
00:56:51
Speaker
Also wir haben Postdoc-Stellen, wo die Kolleginnen, also in diesem Fall wirklich aus Kolleginnen, ihre eigenen Forschungsvorhaben verfolgen über fünf Jahre, was schon mal sehr schön ist, dass es fünf Jahresverträge gibt bei uns und diesen historischen Fragen eben mit digitalen Methoden und Verfahren nachgehen.
00:57:12
Speaker
Dann haben wir eine Stelle für das Forschungsdatenmanagement, was
00:57:16
Speaker
sehr schön ist, weil das einfach eine Dauerstelle ist und da Kontinuität ist.
00:57:20
Speaker
Und dann haben wir noch Kolleginnen und Kollegen in Verbundprojekten.
00:57:24
Speaker
Und diese Gemengelage ist einfach ideal, weil doch immer wieder an unterschiedlichen Stellen Punkte aufkommen, wo es Fragen gibt.
00:57:33
Speaker
Also wir haben das eben schon geklärt.
00:57:35
Speaker
Also niemand ist in der Lage, die gesamte Breite der digitalen notwendigen Expertise mitzubringen.
00:57:41
Speaker
Und da ist der Austausch dann ganz hervorragend.
00:57:43
Speaker
Und ich würde sagen, da gibt es auch so eine kritische Masse.
00:57:49
Speaker
Unter dem wird es auch nicht mehr funktionieren, weil dann dieser Austausch nicht mehr da ist und das, was uns als Lab eben ausmacht, also dieses laborhafte Arbeiten, einfach dann auch nicht mehr funktioniert.
00:58:03
Speaker
Und das muss aber auch jeder wollen.
00:58:06
Speaker
Also das spielt so ein bisschen wieder auf das an, was ich eben angesprochen hatte mit der Ausbildung, aus der wir alle kommen oder wie wir sozialisiert worden sind als klassische GeisteswissenschaftlerInnen.
00:58:17
Speaker
Da muss man schon diesen Schritt gehen und an diesem gemeinschaftlichen und kollaborativen Arbeiten auch Interesse haben und das auch wirklich als sinnstiftend und als sinnvoll ansehen und nicht als ich.
00:58:30
Speaker
verliere hier Zeit, wenn ich mit KollegInnen rede.
00:58:32
Speaker
Also das ist, glaube ich, eine Sache, die man aber auch immer ganz deutlich machen muss und wo man auch, glaube ich, über verschiedene Methoden, zum Beispiel, indem man sich einfach so ein Self-Concept gibt, wo das der Bestandteil ist, dass man sagt, okay, hier wollen wir auf diese und jene Art arbeiten, dass man das einfach quasi zu einer Art Contract macht.
00:58:56
Speaker
Und dann hat das, glaube ich, großes Potenzial.
00:59:01
Speaker
Ja, und da gehört für mich, finde ich, auch Digitalität nicht mehr nur als Tool, sondern es ist halt auch so eine Denkweise und eine Arbeitsweise, also das ganze Sharing is Caring etc., also auch einfach die Offenheit nicht in den eigenen Ordner zu speichern, sondern auf den Server und also zu teilen, Wissen zu teilen und das ist,
00:59:21
Speaker
Was ganz essentiell ist, glaube ich, was auch für die Wissenschaftskultur einfach immer noch ein angehender ongoing Prozess einfach ist und ins Denken, in die Arbeitsweise rein muss.
00:59:33
Speaker
Nur so kann es ja funktionieren, was du beschreibst.
00:59:35
Speaker
Und ich würde nochmal, also mich würde interessieren bei dir, Thorsten, oder bei euch beiden eigentlich auch, inwiefern diese verschiedenen Möglichkeiten,
00:59:43
Speaker
Projekte, Prozesse, also wie wichtig da auch eine Facilitation, Moderation einfach wird und das Projektmanagement.
00:59:51
Speaker
Jacqueline, du hast ja nach auch Berufsbildern gefragt.
00:59:53
Speaker
Ich finde, diese Moderations- und Organisationskompetenz, die kann ja schwerlich bei allen irgendwie liegen.
01:00:01
Speaker
Da muss es ja Verantwortlichkeiten geben.
01:00:03
Speaker
Wie ist das?
01:00:04
Speaker
Gibt es da verschiedene, die da Hüte aufhaben oder gibt es da auch wirklich OrganisationsmanagerInnen, die nicht nur Fachwissenschaftler sind?
01:00:16
Speaker
Das ist bei uns am Haus nicht getrennt.
01:00:18
Speaker
Also es gibt nicht die Organisatoren, sondern das hat mit einem selbst was zu tun.
01:00:25
Speaker
Also ich habe ja an der Pausanio Akademie auch Projektmanagement unterrichtet, weil mir das wichtig ist, solche Prozesse so aufzugleisen, dass eine Deadline auch eingehalten wird.
01:00:38
Speaker
Aber das wird sehr individuell gehandhabt, wie ernst man so Deadlines nimmt und wie sehr man sich organisiert oder inwiefern man auch ein Selbststarter ist und sagt, Mensch, mir ist das jetzt wichtig, ich treibe das jetzt voran, ich bringe das jetzt ein.
01:00:51
Speaker
Also ich glaube, da brauchen wir alle noch ein
01:00:56
Speaker
eine größere, selbstkritischere Haltung zu schauen, können wir hier eigentlich unsere eigenen Prozesse noch ein bisschen optimieren, damit wir mehr und sichtbarere Ergebnisse produzieren.
01:01:10
Speaker
Also das braucht unglaublich viel Zeit, so einen organisatorischen Wandel zuzulassen.
01:01:16
Speaker
Und sich selbst eine Strategie zu geben und die auch einzuhalten.
01:01:23
Speaker
Also da glaube ich, haben wir noch so ein bisschen Luft nach oben, würde ich jetzt mal selbstkritisch sagen.
01:01:29
Speaker
Und ich möchte noch ganz kurz ergänzen zu dem, was vorher gesagt worden ist, zu diesen kollaborativen Arbeitsstrukturen.
01:01:37
Speaker
Also ich würde sehr gerne ein Loblied auf die NFDI singen, muss ich wirklich sagen.
01:01:42
Speaker
Also ich bin nicht selbst Teil der NFDI,
01:01:49
Speaker
Aber meine Kolleginnen sind zum Teil daraus angestellt und ich nehme das von außen so wahr, als ob das eine ganz große Bewegung in die Denkweise gebracht hat, wie du es gerade gesagt hattest, Maximilian, raus aus dem...
01:02:07
Speaker
eigenen Silo hin zu wir teilen Daten, wir teilen Kompetenzen oder wir organisieren auch Kompetenzen, indem wir bestimmte Kompetenzen genau an dem einen Ort lassen und nicht an fünf anderen Orten auch noch.
01:02:20
Speaker
Und ich glaube, dass da wirklich Strukturen wachsen, die uns noch eine ganze Weile begleiten werden und die auch eine Erleichterung bringen, weil man weiß, wen man im Zweifel bei Problem XY anruft.
01:02:34
Speaker
Ich sage nur Legal Helpdesk, ist doch großartig.
01:02:36
Speaker
Es gibt eine Telefonnummer, wo ich anrufen kann, wenn ich Bildrechte sorgen habe.
01:02:40
Speaker
Sowas finde ich großartig.
01:02:41
Speaker
Also ich finde, das ist eine ganz, ganz sinnvolle Struktur, die da geschaffen worden ist.
01:02:46
Speaker
Das unterstreichend würde ich trotzdem noch mal kurz zu dem Projektmanagement gehen, weil die Frage von Maximilian kam.
01:02:53
Speaker
Und nur in Ergänzung, ich versuche jetzt das auszuklammern, was du eh schon gesagt hast.
01:02:58
Speaker
In diesen digitalen Projekten besteht, glaube ich, eine besondere Herausforderung ans Projektmanagement, weil wir diese technische Komponente, diese digitale Komponente haben, die Interdisziplinarität, die da reinkommt,
01:03:14
Speaker
Und wir haben teilweise Situationen, wo tradierte Hierarchien über Bord geworfen werden, weil wir haben den Fachwissenschaftler, die Fachwissenschaftlerin entsprechend renommiert und so weiter, Standing und dann haben wir vielleicht die oder den
01:03:32
Speaker
jungen Absolventen des DH-Studiengangs oder wie auch immer aus der digitalen Kunstgeschichte kommen.
01:03:39
Speaker
Und plötzlich gibt es Bereiche in diesem Projekt, wo genau diese Person mehr Kompetenz, mehr Expertise und am Ende auch vielleicht mehr richtungsweisende Kapazität hat und haben sollte.
01:03:53
Speaker
Und das muss man, glaube ich, am Anfang gut ausverhandeln, also diese Rollenklärung, dass man da auch sehr deutlich macht, wie das in solchen Vorhaben gehandelt wird und durchaus auch explizit machen, meine Erfahrung, weil sonst läuft das vielleicht in Richtung, wo es dann kritisch wird und an einen Punkt kommt, wo es vielleicht auch zu kritisch und projekthemmend wird.
01:04:18
Speaker
Das ist, denke ich, auch nochmal ein Plädoyer dafür, das Thema des Projektmanagements, insbesondere in digitalen Projekten, viel ernster zu nehmen, viel stärker wahrzunehmen und auch in den Anträgen entsprechend schon zu adressieren, glaube ich.
01:04:35
Speaker
Ja, weil die Rolle des Scrum Masters in dem Sinne wie bei einem Softwareprojekt im Idealfall gibt es in Forschungsprojekten oder auch in Museumsprojekten im seltensten Fall Hute oder Rollen, die sich manche aufziehen im besten Fall.
01:04:48
Speaker
Also dass dann zumindest die Verantwortlichkeit an eine Person auch gegeben wird, ist ganz, ganz wichtig.
01:04:53
Speaker
Der Rollenklärung finde ich auch.
01:04:55
Speaker
Ja, und man muss das Team ja auch mitnehmen.
01:04:57
Speaker
Also wir kommen ja alle aus einer geisteswissenschaftlichen Ausbildung ganz oft mit dem, was wir uns auch dazu geschafft haben.
01:05:03
Speaker
Und in dieser geisteswissenschaftlichen Ausbildung hat dann jeder von uns irgendein Wissensorganisationssystem sich angeschafft.
01:05:09
Speaker
Also eine sehr individuelle Arbeitsweise.
01:05:11
Speaker
Und wenn man dann in ein Team reinkommt oder man zu acht im Team arbeiten muss, braucht es eben eine Person, die das auch streamlinet.
01:05:18
Speaker
Und zwar so, wie das für das Team passt.
01:05:20
Speaker
Und man muss dann auch alle mitnehmen.
01:05:23
Speaker
Ich habe oft genug mitbekommen, dass Projektmanagement-Systeme dann irgendwie auf Teams überstülpt werden, das aber weder auf die Person passt, noch auf das Projekt, das man dann tut, weil man das halt dann irgendwo in der Weiterbildung mal gelesen hat.
01:05:36
Speaker
Also das ist was, was sehr viel Feingefühl und unglaublich viel Erfahrung auch braucht,
01:05:41
Speaker
um das in Teams und in Projekten erfolgreich einzusetzen, ohne dass es künstlich wirkt.
01:05:48
Speaker
Also am besten geht das ja alles Hand in Hand.
01:05:51
Speaker
Meine ideale Berufsvorstellung, das hatte ich irgendwann geäußert,
01:05:57
Speaker
mein Traumjob wäre, an Kunsthistorischen Forschungsinstitutionen mit Universität und Museum, also wo alle unsere Felder irgendwie zusammenkommen, zu arbeiten.
01:06:07
Speaker
Und ich wäre gern Projektkatalysator.
01:06:09
Speaker
Das heißt, ich kenne die Institutionen, ich kenne die Abläufe, weiß, wen man anrufen muss, dass man an...
01:06:16
Speaker
mal schnell unter der Hand irgendwas besorgen kann.
01:06:19
Speaker
Bin dann zwei Jahre in einem Projekt mit drin, mach die erste Publikation mit oder so und helfe einfach, das Projekt zu organisieren, die Leute zu organisieren und es anzuschieben.
01:06:27
Speaker
Und dann springe ich nach zwei Jahren weiter, weil ich bin oft nach zwei Jahren gelangweilt und will was Neues lernen.
01:06:32
Speaker
Und wenn es irgendwann mal irgendwo da draußen so eine Stelle gibt, ruft mich gerne an.
01:06:38
Speaker
Da hätte ich richtig Lust drauf.
01:06:39
Speaker
Komm nach Marburg, Jacqueline.
01:06:43
Speaker
Also ich finde es total wesentlich, was du gesagt hast, Thorsten, mit den Rollen im Projekt.
01:06:51
Speaker
Das geht nämlich nicht nur über Hierarchien, sondern auch nochmal, und da sind wir vielleicht wieder bei dem Punkt, mit dem wir losgelaufen sind,
01:06:59
Speaker
Hinsichtlich der Fachdisziplin.
01:07:00
Speaker
Also wie viel lässt sich denn ein Kunsthistoriker, eine Kunsthistorikerin von der Person sagen, die am Ende nur die Daten sortieren muss.
01:07:08
Speaker
Also das erfahre ich wirklich am eigenen Leibe, in eigenen Projekten, wie wichtig es ist und wie schwierig es zugleich ist, dort mit jeder Person auf Augenhöhe zu sprechen und auch von den anderen als auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden.
01:07:26
Speaker
Weil, ich bin gerade auch in einem Projekt mit drin, da geht es um ein digitales Werkverzeichnis, gibt sehr viele Sammlungen, die Bestände bei sich im Haus erfassen und mein Job ist es, die Daten zusammenzuführen und dann eine gemeinsame Sammlung.
01:07:42
Speaker
Bei den kunsthistorischen Fragen werde ich immer aussortiert.
01:07:47
Speaker
Also ich bin in deren Augen die Techniktossi.
01:07:51
Speaker
Und das finde ich total schade, weil ich würde auch so gerne mal wieder über eine Zeichnung mich rüberbeugen oder mal wieder über eine Druckgrafik nachdenken oder…
01:07:58
Speaker
Ich denke auch, dass ich auf jeden Fall wichtige Fragestellungen mit reinbringen könnte.
01:08:03
Speaker
Und das finde ich schwierig zu handeln und deswegen hast du 100 Prozent recht, Thorsten, das muss man explizit machen.
01:08:12
Speaker
Am besten idealerweise zu Beginn eines Projektes, wer welche Rolle hat.
01:08:17
Speaker
Das finde ich aber wirklich schwierig, das anzusprechen und zu klären.
01:08:22
Speaker
Das ist...
01:08:24
Speaker
Aber ich habe mir das jetzt irgendwie so für mich selber einfach im Job versucht drauf zu schaffen, dass ich einfach die Augenhöhe halte und mir dann auch nicht den Mund verbieten lasse und sage, okay, ich weiß es vielleicht nicht besser als du, aber ich weiß, was ich weiß und ich bringe das jetzt einfach hier mit ein.
01:08:43
Speaker
Als ob man nur ein Label haben dürfte.
01:08:46
Speaker
Ja, total.
01:08:47
Speaker
Also das ist, glaube ich, schon so eine Kunstgeschichte-Spezialnote, dass das ein Fach ist, was ich als wenig durchlässig empfinde.
01:08:56
Speaker
Das war meine persönliche Erfahrung.
01:08:57
Speaker
Also ich habe im Kunsthandel angefangen, bin dann in die Forschung gegangen und wollte dann nochmal ins Museum.
01:09:03
Speaker
Da haben die gesagt, nee, vergiss es.
01:09:04
Speaker
Du hättest dich von Anfang an auf diesen Weg begeben müssen und spezialisieren müssen.
01:09:08
Speaker
Und das finde ich total schade.
01:09:10
Speaker
Weil eigentlich ist es doch toll, wenn man viele verschiedene Früchte in sein Körbchen gesammelt hat unterwegs.
01:09:19
Speaker
Jetzt hat man ja nicht nur die Rolle als Forscherin, Digitalspezialistin, Expertise und so weiter, sondern man hat ja auch noch private Rollen.
01:09:27
Speaker
Man ist ja manchmal auch noch Partnerin oder Partner, Eltern.
01:09:32
Speaker
Man hat Familie, ein Leben außerhalb der Stechuhr.
01:09:38
Speaker
Wie sind eure Eindrücke?
01:09:41
Speaker
Hat sich denn das Arbeitsleben auch im Verhältnis zum Privatleben dank Digitalität geändert?
01:09:48
Speaker
Also wir zum Beispiel treffen uns ja jetzt hier in einem virtuellen Studio.
01:09:53
Speaker
Ich habe euch nicht gezwungen, zu mir nach Franken zu kommen.
01:09:56
Speaker
Ihr musstet nicht drei, vier, acht Stunden im Zug sitzen.
01:10:00
Speaker
Wäre auch schön gewesen.
01:10:01
Speaker
Ich hätte euch einen Kaffee gemacht und Kuchen und so.
01:10:03
Speaker
Aber wir können jetzt mal so nebenbei...
01:10:07
Speaker
einen Podcast aufnehmen.
01:10:08
Speaker
Das hat uns jetzt schon mal Reisezeit gespart, Aufwand gespart.
01:10:12
Speaker
Hilft euch die digitale Arbeitsumgebung, das Arbeiten in einem Umfeld, das durchdrungen ist von Digitalität, auch für das Verhältnis Arbeit und Privat?
01:10:30
Speaker
Das ist eine zweiseitige Medaille.
01:10:33
Speaker
Also natürlich hast du vollkommen recht, Jacqueline.
01:10:37
Speaker
Man ist froh, wenn man nicht Bahn fahren muss und spart Zeit.
01:10:42
Speaker
Ich war von Anfang an in der glücklichen Lage, Homeoffice machen zu dürfen, auch schon vor Corona, weil ich den Job, den ich jetzt habe, angeboten bekommen habe.
01:10:52
Speaker
Da war ich mit einem zweiten Kind schwanger und da wusste mein Chef, worauf er sich einlässt.
01:10:57
Speaker
Und ich habe ein ganz familienfreundliches Umfeld, wo man mir eine maximale Flexibilität einräumt und das rettet mich.
01:11:07
Speaker
Und dennoch möchte ich das einschränken, weil...
01:11:13
Speaker
Also für mich funktionieren die Rollen immer nur dann, wenn ich eine Rolle ganz ausfülle.
01:11:19
Speaker
Also wenn ich Mutter bin, möchte ich nur Mutter sein und nicht nach eben her noch am Handy hängen.
01:11:24
Speaker
Und wenn ich im professionellen Kontext bin, möchte ich auf gar keinen Fall, dass jetzt hier ein Kind reingelatscht kommt.
01:11:30
Speaker
Und da habe ich gerade unter Corona die wirklich unangenehmsten Erlebnisse gehabt, wo ich ein Baby auf dem Schoß hatte und der Babysitter saß unterm Schreibtisch und hat versucht, mir das Kind vom Schoß zu sammeln.
01:11:40
Speaker
Und ich habe versucht, kompetent in eine Kamera hineinzublicken.
01:11:43
Speaker
Und das scheitert.
01:11:44
Speaker
Also immer, wenn man versucht, die Dinge gleichzeitig zu machen, geht es schief.
01:11:48
Speaker
Und ich finde, da muss man für sich selbst...
01:11:53
Speaker
Strukturen schaffen, mit denen sichergestellt ist, dass man nur eine Rolle zur Zeit hat und wenn das gelingt, dann kann man dank des Digitalen, glaube ich, sehr viel in einen Tag reinpacken und das hat riesengroße Vorteile gegenüber anderen Berufen, wo das nicht so möglich ist.
01:12:11
Speaker
Mhm.
01:12:14
Speaker
Also ich halte es für sehr vorteilhaft, dass der Möglichkeitsraum einfach erweitert worden ist.
01:12:18
Speaker
Also ich würde jetzt weder pro digital oder pro Präsenz, sondern die Mischung ist einfach das Tolle.
01:12:25
Speaker
Also es gibt Veranstaltungen, wo du eh nur passiv dabei bist.
01:12:29
Speaker
Ja, das kann ich auch digital ganz gut.
01:12:31
Speaker
Wenn es aber darum geht, in Projekten vielleicht sogar ein Kick-Off oder so, da bevorste ich dann doch einfach das Vor-Ort-Sein, also diese Veranstaltung.
01:12:40
Speaker
Diese Möglichkeit der Mischung jetzt zu haben, finde ich ganz prima.
01:12:45
Speaker
Es wird, glaube ich, noch nicht immer richtig angewendet.
01:12:48
Speaker
Also hier und da tut man sich vielleicht keinen Gefallen, wenn man Sachen hybrid macht oder so.
01:12:54
Speaker
Aber dass es insgesamt jetzt beide Optionen gibt, ist für mich prima.
01:13:00
Speaker
Ja, also aus der Museumswelt kommend ist es gewissermaßen dann doch an den Ort gebunden und darüber bin ich froh, weil für diese Häuser, für die Sammlung machen wir es und wir können nicht, ohne auch vor Ort zu sein, arbeiten und diesen Vorortbezug will ich auch haben.
01:13:20
Speaker
Den brauche ich auch als Museumsmensch.
01:13:23
Speaker
Das ist einfach so.
01:13:25
Speaker
Trotzdem, ich habe jetzt bei der MFG die letzten Jahre, ich habe mit einer Fernpendelei gearbeitet.
01:13:31
Speaker
Ich hatte meine Homeoffice Möglichkeiten.
01:13:33
Speaker
Das war ganz wundervoll.
01:13:35
Speaker
Und trotzdem habe ich mich jetzt auch aus privaten Gründen entschieden, mich jetzt meinen Arbeitsort oder Anstellungsort wieder näher an mir zu haben, örtlich.
01:13:44
Speaker
Einfach auch, weil das hin und her auch eine Schwierigkeit und Herausforderung ist, das zu organisieren.
01:13:52
Speaker
Bei aller Homeoffice-Fähigkeit.
01:13:57
Speaker
Trotzdem gibt es eben diese Ortsgebundenheit auf eine Art und Weise und es gibt die Situation, aber es, wie Thorsten sagt, macht so viel auf und gerade jetzt in Baden-Württemberg, in der Arbeit mit kleineren Häusern auf dem Land,
01:14:10
Speaker
Diese Bindung, diese Zusammenarbeit, das wäre ohne die digitalen Möglichkeiten nicht gegeben und ohne das, was uns während Corona auch passiert ist, dass auf einmal alle Videokonferenz kompetent sind, aber trotzdem muss man sich entscheiden, wann ist es sinnvoll und wann nicht und wann brauche ich das mal auch vor Ort.
01:14:29
Speaker
Diese Möglichkeit, mit Kolleginnen zu kommunizieren, digitale Tools für die Zusammenarbeit zu nutzen etc., das möchte ich nicht mehr missen.
01:14:38
Speaker
Das macht so viele Chancen und fällt da auf, die gleichzeitig auch wieder eine Überforderung sind, weil wenn halt drei Konferenzen gleichzeitig sind, an denen ich auch online teilnehmen könnte, dann denke ich mir schon wieder, was ist jetzt eigentlich heute los?
01:14:51
Speaker
Früher bin ich halt auf einer gefahren und dann ist gut.
01:14:54
Speaker
Und jetzt FOMO all the way.
01:14:56
Speaker
Absolut.
01:14:57
Speaker
Und dann auch noch die internationalen dazu, die könnte ich mir aus USA streamen, dann kann ich ja über Nacht auch wach bleiben.
01:15:04
Speaker
Manchmal bräuchte man ein Datenschöpfwürschen zum Reinspielen der neuen Informationen.
01:15:08
Speaker
Yes, KI-Agenten.
01:15:12
Speaker
Jetzt kommen wir doch nochmal auf die Kunstgeschichte zurück.
01:15:16
Speaker
Digitale Kunstgeschichte ist ein kleiner Bereich in der Kunstgeschichte.
01:15:18
Speaker
Kunstgeschichte, das große Fach.
01:15:20
Speaker
Wir finden uns da alle irgendwie wieder.
01:15:22
Speaker
Es gibt ganz viele Auswirkungen oder Themenfelder, die man in dem Bereich machen kann.
01:15:29
Speaker
Wenn jetzt jemand zuhört und sagt, ja, das mit den mehr digitalen Fähigkeiten fände ich super,
01:15:36
Speaker
Was wären dann so die Mindestvoraussetzungen, die man schaffen müsste?
01:15:40
Speaker
Also was müsste in der Lehre als Mindestvoraussetzung mit rein?
01:15:44
Speaker
Also was gehört jetzt schon zum Status quo für die Kunstgeschichte?
01:15:49
Speaker
Oder was sind Spezialisierungsrichtungen in dem Bereich, wenn man sagt, ich suche mir eine Nische und werde dort die allerbeste in dem Fach?
01:16:01
Speaker
Ich finde ganz allgemein strukturiertes Datendenken, also Office benutzen, aber Formatvorlagen in Office benutzen, da bin ich eigentlich sehr schnell bei XML und Datenbanken.
01:16:13
Speaker
Und diese Verbindungen, die fehlen mir noch, die auch direkt zu zeigen, zu erschließen und tatsächlich auch bewusst mit Digitalisaten umzugehen.
01:16:24
Speaker
Also diesen Unterschied zwischen PNG, JPEG und TIFF, das sind so...
01:16:30
Speaker
plumpe Dinge.
01:16:31
Speaker
Das sind so plumpe Dinge, die man aber irgendwann so am Exempel lernt.
01:16:36
Speaker
Aber warum ist das nicht Objekt des Studiums auch, so wie Dias, Fotos, also diese
01:16:45
Speaker
Diese Materialität von Digitalisaten, Reproduktionen ist für mich ganz essentiell, wenn es um ein Quellenstudium irgendwie geht und trotzdem sind Digitalisate, ja das Bild ist halt da und das ist halt da drin.
01:16:59
Speaker
Also zumindest ich nehme es so wahr und ich finde so einen bewussteren Umgang mit Digitalisaten,
01:17:04
Speaker
dem was digitalisiert ist, digitalisiert wird, genauso wichtig wie mit dem Rahmen und dem Objekt, was da im Museum hängt.
01:17:13
Speaker
Und eben, was ich erwähnte, dieses ganze Information Retrieval, Organisation, Literaturverwaltung, das sollte ein stärkerer Bestandteil werden.
01:17:23
Speaker
Das sind für mich zumindest Basics, ohne die ich mich heute nicht denken könnte.
01:17:29
Speaker
Und alles andere ist,
01:17:31
Speaker
Dann fühle mich schon wieder tiefer, wenn es um Apps, App-Entwicklung, Projektmanagement und so geht.
01:17:36
Speaker
Also im Prinzip das Grundlagenwerk des wissenschaftlichen Arbeitens hat sich ja jetzt auch geändert in den letzten 20 Jahren, aber irgendwie ist es die kunsthistorischen Einführungskurse seit 100 Jahren unverändert.
01:17:48
Speaker
Und da muss mehr digitale Methodik rein, damit wir zu digitaleren oder digital getriebenen Fragestellungen auch kommen, finde ich.
01:17:56
Speaker
Das wäre eben mein zentraler Wunsch, wenn es an der Uni mehr vermittelt würde, eine Neugier zu entwickeln, diese digitalen Fragestellungen erst zu denken.
01:18:08
Speaker
Da ist noch ganz, ganz viel Raum, sich Fragen zu stellen, was möchte ich eigentlich gerne wissen und welche Art von Daten müssten erschlossen werden, damit ich diese Fragen beantworten kann.
01:18:22
Speaker
Denn das Datenerschließen in den Museumssammlungen ist erst einmal für den, für das Zweck des eigenen Museums, des Wiederauffindens der eigenen Objekte.
01:18:34
Speaker
Aber die Fragen, die man an das Objekt stellt, die kommen dann meistens erst zum Schluss und dann stellt man fest, oh, das kann ich aber gar nicht beantworten, weil ich habe die Information dazu gar nicht erschlossen.
01:18:44
Speaker
Also
01:18:44
Speaker
Wäre es toll, da würde eine Generation heranwachsen, die neue Arten von Fragen stellt und dann die informationswissenschaftlichen Kompetenzen hat, Daten zu erschließen, damit diese Fragen beantwortet werden können.
01:19:03
Speaker
Denn ich glaube, dass wir ganz, ganz viel digitalisieren, dokumentieren, aber niemals mehr wiederfinden.
01:19:09
Speaker
Weil es einfach freitextlich beschrieben worden ist und es ist irgendwo verloren gegangen.
01:19:14
Speaker
Das Freitext fällt.
01:19:16
Speaker
Ja, genau.
01:19:17
Speaker
Alles ins Freitext fällt.
01:19:18
Speaker
Du hattest gerade die nächste Generation angesprochen, also was man lange mal als wissenschaftlicher Nachwuchs, Early Career Researchers bezeichnet hat oder einfach die, die jetzt gerade am Abschluss sind mit ihren Masterstudiengängen.
01:19:32
Speaker
Thorsten, ihr habt bei euch ganz lange auch immer ein Praktikum gehabt, auch für digitale Kunstgeschichte an den Projekten.
01:19:39
Speaker
Kommen die Leute jetzt mittlerweile mit so einem Skillset an oder fehlen denen auch diese Grundlagen, die Maximilian genannt hatte?
01:19:47
Speaker
Also was wir haben, ist ein D-Age-Stipendium, wo sich eben durchaus auch KunsthistorikerInnen bewerben können, wenn sie eine entsprechende historische Fragestellung haben und auch in der Epoche verortet sind, die hier mit dem Haus zu vereinbaren sind, also ab 1500.
01:20:05
Speaker
Die
01:20:10
Speaker
Frage der Kompetenzen, die Sie mitbringen.
01:20:14
Speaker
Darum ging es dir, Jacqueline?
01:20:16
Speaker
Ja.
01:20:16
Speaker
Also naja, da kann ich mich halt dem anschließen, was eben schon genannt wurde, also die Vermittlung von Datenkompetenzen in der Uni, also die Fähigkeiten zur reflektierten Nutzung, Analyse, Kontextualisierung digitaler Daten.
01:20:31
Speaker
Da könnte mehr kommen.
01:20:32
Speaker
Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass wir im Hinblick auf das
01:20:37
Speaker
Workshop-Angebot, und da sind wir auch wieder bei den Vorteilen der Online-Formate, die wir eben schon angeschnitten hatten.
01:20:45
Speaker
Ich habe das Gefühl, dass das Angebot von Workshops noch nie so groß war wie jetzt.
01:20:49
Speaker
Also ich könnte jede Woche drei Workshops besuchen und mich in was auch immer weiterbilden, von NLP über Python bis hin zur Netzwerkanalyse, Summer Schools, es gibt sie rauf und runter.
01:21:00
Speaker
Und wer wirklich Interesse hat und entsprechend motiviert ist,
01:21:04
Speaker
Und im Studium vielleicht nur angeschubst wird, kann sich das auf jeden Fall neben dem Studium in den entsprechenden Workshops und Weiterbildungen derzeit, wie ich finde, viel, viel besser aneignen, als es noch vor 20 Jahren oder vor 10 Jahren, 5 Jahren der Fall war.
01:21:21
Speaker
Also eigentlich sieht es da ganz positiv aus, wenn man dieses Interesse hat und wenn man sagt, ich will da tiefer einsteigen, dann ist jetzt eine gute Zeit eigentlich.
01:21:33
Speaker
Der beste Zeitpunkt, um damit zu starten.
01:21:36
Speaker
Jetzt, wenn ihr zurückblickt auf eure Karrierewegen, die Entscheidungen, die getroffen wurden, die intrinsische Motivation oder auch immer, dass sich selber aufraffen, in einen Workshop zu gehen, sich weiterzubilden, hier nochmal eine berufsbegleitende Weiterbildung zu machen.
01:21:54
Speaker
Das ist ja im Prinzip das Gegenteil von einem geraden Karriereweg, wie er einem manchmal bei solchen kunsthistorischen Treffen vorgegaukelt wird oder im Prinzip empfohlen wird.
01:22:06
Speaker
Irgendwie studiere, mache in drei Jahren eine Promotion, dann gehe zwei Jahre ins Ausland, dann machst du die Habil, dann bist du eine Professorin oder so.
01:22:16
Speaker
Irgendwie so.
01:22:17
Speaker
Es gibt ja die wenigsten Leute, die wirklich diese Karriere machen, sondern es sind sehr viele individuelle Entscheidungen, die passieren, bis man mal irgendwo sitzt und sagt, ja, jetzt bin ich zufrieden, jetzt bin ich nicht mehr so gestresst.
01:22:29
Speaker
Würdet ihr diese Entscheidung nochmal so treffen, den Weg nochmal so einschlagen?
01:22:35
Speaker
Also ich kann es kurz machen, weil ich habe es vorhin schon ein bisschen anklingen lassen, dass da genutzte Gelegenheiten waren und da bereue ich keine davon.
01:22:45
Speaker
Und da bin ich sehr dankbar auch für alle Menschen, die da Türen geöffnet haben oder mitgenommen haben.
01:22:53
Speaker
Und...
01:22:55
Speaker
so der Aspekt, dass ich selten auf Risiko gesetzt habe, sozusagen, das würde ich auch wieder so machen, auch wenn ich total neugierig wäre, was wäre passiert, wenn?
01:23:06
Speaker
Das ist der einzige Aspekt, wo ich sage, okay, was wäre passiert, wenn?
01:23:11
Speaker
Aber sonst kann ich echt nur dazu ermutigen, wer Lust drauf hat, da mit Interesse, Offenheit und einfach mal auch Gelegenheiten anzunehmen, die scheitern können,
01:23:25
Speaker
Tut das.
01:23:25
Speaker
Unbedingt.
01:23:29
Speaker
Also da ich sehr zufrieden bin, wo ich jetzt bin und auch mit jeder Arbeitsstelle, wo ich vorher war, sehr zufrieden war und auf dem Weg einfach auch mit tollen Leuten zu tun hatte, super Projekte hatte.
01:23:41
Speaker
Klar, manchmal gibt es auch Sachen, die nicht so toll sind, aber insgesamt einfach ein durchweg positives Fazit ziehen kann, würde ich, um die Frage zu beantworten, sagen, ja, also ich würde es nochmal genauso machen, unbedingt.
01:23:54
Speaker
Und ich freue mich schon auf das, was jetzt noch kommt, die nächsten Jahre.
01:23:57
Speaker
Mhm.
01:24:00
Speaker
Ich kann auch ein positives Fazit ziehen.
01:24:03
Speaker
Also was mich motiviert hat, auf diesem Weg zu bleiben, ist letztlich aber immer doch die Liebe zum Objekt.
01:24:11
Speaker
Also ich habe angefangen mit einem Praktikum in einer Werkstatt für Kupferdruck in Kopenhagen und habe selber drucken gelernt und alles, was ich...
01:24:21
Speaker
im Beruf hat früher oder später doch mit Druckgrafik zu tun und ich liebe diese Rückbindung ans Objekt, trotz allen digitalen Nebenwegen ist der Hauptweg der Druckgrafik und
01:24:36
Speaker
Ich bereue auch keine der beruflichen Lebensentscheidungen.
01:24:42
Speaker
Ich hätte mir aber rückblickend immer irgendwie an einer bestimmten Stelle so eine Mentorin oder einen Mentor gewünscht.
01:24:50
Speaker
Also ich habe mal als junge Frau Club der Toten Dichter geguckt und dachte, ich möchte mal so einen Käpt'n, meinen Käpt'n irgendwann treffen.
01:24:56
Speaker
Das ist mir nie begegnen.
01:24:59
Speaker
Ich versuche jetzt selber andere Menschen zu inspirieren, mein jetzt erworbenes Netzwerk für andere auszunutzen.
01:25:11
Speaker
Also gerade wir Frauen sollten noch mehr untereinander uns Steigbügelhalterinnen sein und ich unterstütze junge Mütter, wo das irgendwie geht.
01:25:22
Speaker
Also wenn ich von der Stelle höre, rufe ich eine junge Mutter an und gucke, ob ich die irgendwo runterbringe.
01:25:26
Speaker
Einfach aus meiner persönlichen Geschichte heraus.
01:25:31
Speaker
Ich habe ja auch einen relativ krummen Karriereweg hinter mir.
01:25:34
Speaker
Ich würde es aber auch genauso machen.
01:25:35
Speaker
Also es ist ähnlich wie ihr auch.
01:25:38
Speaker
Sonst wäre ich ja auch gar nicht hier und könnte heute mit euch über Berufsfelder und die digitale Kunstgeschichte sprechen.
01:25:44
Speaker
Danke euch auf jeden Fall für den sehr persönlichen Einblick in euer Umfeld, in eure Werdegänge, in Arbeitsweisen.
01:25:52
Speaker
Und ich hoffe, dass diese Folge heute für viele eine Inspiration ist, entweder Mentorin oder Mentor zu werden, für andere Türen zu öffnen und für die nächste Generation, die kommt, durch diese Türen auch durchzugehen.
01:26:04
Speaker
Danke euch für den Einblick.
01:26:05
Speaker
Hat sehr großen Spaß gemacht.
01:26:08
Speaker
Vielen Dank dir, Taklin.
01:26:09
Speaker
Sehr gerne.
01:26:10
Speaker
Vielen Dank.
01:26:11
Speaker
Vielen Dank und alles Gute.
01:26:19
Speaker
Im Laufe unseres Gesprächs ist mir deutlich geworden, in der digitalen Kunstgeschichte geht es um weit mehr als nur um ein neues Set Werkzeuge im Methodenkasten.

Der Wandel der Kunstgeschichte zu kollaborativen Ansätzen

01:26:29
Speaker
Es geht auch um ein Umdenken tradierter Prozesse.
01:26:32
Speaker
Denn die Arbeitsrealität in den unterschiedlichen Feldern der Kunstgeschichte hat sich zusehends verändert.
01:26:38
Speaker
In vielen Berufsfeldern zeigt sich ein Mentalitätswandel, weg von Einzelarbeit hin zu kollaborativen Prozessen.
01:26:45
Speaker
Es geht auch um ein Auflösen von starrem Kanon oder starren Arbeitsgrenzen, Labels, hin zu eher vernetztem Denken.
01:26:55
Speaker
Übersetzung, Vermittlung, Teamfähigkeit, das sind nicht nur irgendwelche Buzzwörter, das sind neue Schlüsselkompetenzen.
01:27:02
Speaker
Und gerade weil vieles im Fluss ist, braucht es nicht nur technische Skills, sondern auch ein Bekenntnis zu den grundlegenden Werten wie Offenheit, Lernbereitschaft und Neugier.
01:27:14
Speaker
Vielleicht ist Neugier auch genau die eine Kernkompetenz, die den digitalen Wandel ausmacht und die wir künftig nicht nur lehren, sondern auch leben müssen.

Hinter den Kulissen von Artistocast

01:27:24
Speaker
Bis dahin, bleibt digital neugierig und kritisch sowieso.
01:27:37
Speaker
Diese Folge von Artistocast, der Podcast für digitale Kunstgeschichte, wurde von Jacqueline Klusig-Eckert produziert, im Auftrag des Arbeitskreises Digitale Kunstgeschichte.
01:27:48
Speaker
Unterstützt wird sie durch die Redaktion der Arbeitskreismitglieder Peter Bell, Lisa Diekmann, Peggy Große, Waltraud von Pippich und Holger Simon.
01:27:59
Speaker
Finanziert wird der Podcast von NFDI for Culture, dem Konsortium für Forschungsdaten und Infrastrukturen, das sich mit materiellen und immateriellen Kulturgütern beschäftigt.

Höreraufruf und Feedback

01:28:10
Speaker
Unterstützt wird Artistocast zudem vom Deutschen Verband für Kunstgeschichte und vom Verband DHD Digital Humanities im deutschsprachigen Raum.
01:28:19
Speaker
Hat dir diese Folge gefallen?
01:28:21
Speaker
Dann abonniere Artistocast, um keine Episode mehr zu verpassen.
01:28:25
Speaker
Hinterlasse uns eine Bewertung und teile den Podcast mit Freunden und KollegInnen, die sich für digitale Kunstgeschichte begeistern oder noch begeistern lassen.
01:28:34
Speaker
Du hast eine Frage, Feedback und Anregung?
01:28:38
Speaker
Schreib mir auf Social Media oder per Mail an podcast.digitale-kunstgeschichte.de Ich freue mich, von dir zu hören.
01:28:47
Speaker
Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge von Artistocast.