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Ep. 23 : Hinter den Kulissen des größten Uhrenmarkts der Welt  - mit Roger Rüegger, Chefredakteur von WatchTime image

Ep. 23 : Hinter den Kulissen des größten Uhrenmarkts der Welt - mit Roger Rüegger, Chefredakteur von WatchTime

Zero Reset - Uhrenpodcast
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326 Plays28 days ago

Knud war bei der New York Watchweek, um herauszufinden, wie die amerikanische Szene tickt.

Er hat Roger Rüegger mitgebracht, den Chefredakteur von WatchTime USA, dem größten Uhrenmagazin der Welt und Gesicht der gleichnamigen Uhren-Show in New York.

Machen Marken Vorgaben zu Reviews ? Worauf wird bei einem Review besonders Wert gelegt ? Wie unterscheiden sich die Märkte USA / Europa ?

All das und noch bedeutend mehr klären Pat und Knud in der Folge mit Roger.





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Transcript

Einführung und Hintergrund von Roger Rüger

00:00:21
Speaker
Knut, wolltest du nicht einleiten?
00:00:23
Speaker
Ich war noch so gefesselt.
00:00:24
Speaker
Wir sitzen heute zusammen mit Roger Rüger.
00:00:28
Speaker
Er ist Editor-in-Chief der Watchtime USA, also der Zeitschrift, und aber auch der Organisator der gleichnamigen Messe in New York, die gerade stattgefunden hat.
00:00:37
Speaker
Und wir wollen mit ihm sprechen, weil er viele verschiedene interessante Dinge in einer Person zusammenbringt.
00:00:42
Speaker
Nicht nur sein Job, sondern er ist in Zürich in der Schweiz geboren.
00:00:47
Speaker
Er hat lange für Werbeagenturen gearbeitet, für Kommunikationsagenturen und dann um 2000 herum ist er als Blogger gestartet, so wie das, glaube ich, in der Szene relativ verbreitet

Übergang zu Watchtime Magazine und Organisation der Watchtime Show

00:00:56
Speaker
ist.
00:00:56
Speaker
Ihr kennt das ja auch von R.G.
00:00:57
Speaker
Broer mit Fratello zum Beispiel.
00:01:00
Speaker
Er macht immer noch Dive into Watches, die Internetseite, hat aber auch zum Beispiel Artikel geschrieben für die Zeitung Bilanz und
00:01:07
Speaker
Und seit 2014 ist er beim Watchtime Magazine.
00:01:11
Speaker
Und seit 2015 macht er die Messe.
00:01:13
Speaker
Und er ist auch der Chefredakteur, wenn ich das richtig übersetzt habe.
00:01:17
Speaker
Wir freuen uns also sehr, einen Schweizer zu finden, der in die USA gegangen ist und uns deswegen viel erzählen kann über die Unterschiede und wo der Markt sich vielleicht auch noch schneller und in welche Richtung er sich bewegt.
00:01:27
Speaker
Hallo!
00:01:28
Speaker
Vielen Dank für die Einladung.
00:01:30
Speaker
Kleine Korrektur, ich habe natürlich einen Termin, das die Watchtime New York Show macht.
00:01:35
Speaker
Ich habe da den komfortablen Zusatz, dass ich natürlich mit Leuten zusammenarbeiten kann.
00:01:40
Speaker
Also wir haben unsere Event-Direktorin Minda Larson und meine Publisherin Sarah Orlando, die hier momentan sehr federführend mit dem Event sind.
00:01:48
Speaker
Ich bin dann an den 72 Stunden eher der Grüß, Kasper.
00:01:53
Speaker
Das ist gut, du bist das Gesicht und der Mund und den brauchen wir für einen Podcast.
00:01:57
Speaker
Und vor allen Dingen kannst du Deutsch sprechen und dieser Podcast ist ja Deutsch.

Rogers Interesse an Uhren und Einstieg in die Branche

00:02:00
Speaker
Ja, da würden andere dann wieder verneinen und sagen, da hat es einen Sprachfehler drin, aber das ist halt mit dem kleinen Kanton, das kommt halt dann so mit.
00:02:10
Speaker
Wunderbar.
00:02:11
Speaker
Und du bist auch schon lange mit Uhren unterwegs, ne?
00:02:14
Speaker
Ich habe...
00:02:15
Speaker
Ich meine, du hast 1991 angefangen zu arbeiten und du bist auch, wenn ich das richtig recherchiert habe, seit 1995 mit einer Speedmaster gestartet.
00:02:24
Speaker
Und davor hattest du auch schon als Kind Interesse an Swatch-Uhren, habe ich gelesen.
00:02:27
Speaker
Also das ist schon eine sehr lange Liebe, die dich da umtreibt.
00:02:31
Speaker
Ich glaube nicht, dass wir in der Schweiz in der Zeit hätte aufwachsen können, ohne dem Thema Uhren in irgendeiner Art und Weise begegnet zu sein.
00:02:38
Speaker
Also ich habe das...
00:02:39
Speaker
hautnah miterlebt, wie Leute vor den Bucherer-Filialen übernachtet haben.
00:02:44
Speaker
Nicht für ein iPhone, sondern für die Swatch Vegetable-Kollektion.
00:02:49
Speaker
Das war damals schon eigentlich da, wo wir heute wieder sind.
00:02:52
Speaker
Und diesem Reiz konnte man sich natürlich nicht entziehen.
00:02:56
Speaker
Und dann hast du das aber ja auch beruflich betreut.
00:02:59
Speaker
Also ich habe gelesen, du hast 1996 zum Beispiel mal eine Kommunikationskampagne für IWC gemacht.
00:03:05
Speaker
Bisschen später.
00:03:06
Speaker
Also bei mir hat es eigentlich relativ einfach angefangen.
00:03:08
Speaker
Ich wusste immer, dass ich etwas mit Schreiben machen will.
00:03:12
Speaker
Das Schreiben hat mich in die Berufswelt begleitet und dann sind die Uhrenmarken eigentlich eher zufällig auf uns zugekommen im Agenturumfeld, das ich damals hatte.
00:03:20
Speaker
IWC war ein
00:03:22
Speaker
Kunde, den ich zehn Jahre betreuen durfte, mit sämtlichen Digitalmaßnahmen, die damals entstanden sind.
00:03:29
Speaker
Ich hatte wirklich, man kann das per Zufall fast so sagen, konnte ich 1995 mit dem Mann zusammenarbeiten, der die Patek Kampagne entwickelt hat, just in dem Jahr.
00:03:41
Speaker
Also nicht, dass ich da irgendwie daneben gesessen wäre oder ihn inspiriert hätte, aber einfach der Zufall, dass ich genau in der Agentur in dem Jahr arbeiten konnte, in dem diese
00:03:52
Speaker
wirklich einmalige Kampagne entstanden ist, das ist schon ein großes Privileg auch meiner eigenen Karriere gewesen.
00:04:00
Speaker
Und es scheint so, dass du so eine Art Early Adopter gewesen bist, weil du ja dann auch als einer der Ersten mitgebloggt hast und eben viel Digitales gemacht hast, als es eben wirklich noch was Neues war in der zweiten Hälfte der 90er Jahre.

Die Rolle von Print- und Digitalmedien in der Uhrenindustrie

00:04:12
Speaker
Deswegen fand ich es interessant, dass du jetzt ja ein Printmagazin machst.
00:04:16
Speaker
Normalerweise andersrum.
00:04:17
Speaker
Die Leute machen Printmagazine.
00:04:19
Speaker
Ich habe selber immer für den Verlag gearbeitet und dann stellen die irgendwann fest, dass das alles gar nicht mehr so einfach ist und versuchen verzweifelt, irgendwelche digitalen Angebote zu machen.
00:04:26
Speaker
Bei dir ist es andersrum.
00:04:27
Speaker
Wie kommt es?
00:04:28
Speaker
Also ich bin natürlich, ich habe 1995 meine erste E-Mail-Adresse gekriegt, das erste Mal über das Thema digital nachgedacht, auf eine Art und Weise, wo wir wirklich nicht wussten, macht man ein Magazin, macht man eine Radiosendung, macht man irgendetwas mit Film.
00:04:45
Speaker
Also es war eine solche
00:04:47
Speaker
eigentlich Naivität auf eine sehr positive Art und Weise, wie man mit diesem Medium umgeht, dass mich das damals natürlich nicht mehr losgelassen hat.
00:04:55
Speaker
Auch die Chance hinzugehen und zu sagen, hey, ich bin relativ jung in dieser Industrie gelandet und das ist ein Medium, wo ich mich etablieren kann, wo ich mich durchsetzen kann.
00:05:04
Speaker
Das hat mich schon relativ schnell gepackt und dann auch nie wieder losgelassen.
00:05:09
Speaker
Bis heute die digitale Entwicklung ist für mich etwas vom Spannendsten überhaupt.
00:05:13
Speaker
Aber es geht immer ein bisschen um den Mix.
00:05:17
Speaker
Es ist ja nicht so, dass MP3 die Schallplatte abgelöst hat, sondern es geht um den richtigen Moment, es geht um den richtigen Mix und wir sehen das natürlich auch 360 Grad an.
00:05:29
Speaker
Wir machen nicht ein Printmagazin und ein Event.
00:05:32
Speaker
Wir haben Social Media Kanäle mit 330.000 Follower, wir haben eine Website, wir haben ein Printmagazin und alle diese Komponenten bereichern sich.
00:05:42
Speaker
Also ich glaube nicht, dass du heute ein Event machen könntest ohne Social Media, weil mit einer 6-Ausgaben-Frequenz in Print kannst du einfach nicht schnell genug reagieren.
00:05:51
Speaker
Also da brauchst du Newsletter, da brauchst du Instagram und andere Geschichten.
00:05:56
Speaker
Dazu vielleicht direkt anknüpfend.
00:05:59
Speaker
Ich finde das mega interessant, was du sagst.
00:06:02
Speaker
Allgemein, ich bin in mehreren Bubbles unterwegs.
00:06:05
Speaker
Knut weiß das, Fische, Sport, Uhren und noch ein paar andere Dinge.
00:06:11
Speaker
Und das Uhrending ist die einzige Bubble, in der ich unterwegs bin, wo du noch das Print mit dem Social Media gemixt hast.
00:06:17
Speaker
In allen anderen Bubbles ist das Printding oder auch die Foren zum Beispiel sind tot.
00:06:25
Speaker
Mich war zum Beispiel früher sehr an Waranen und exotischen Tieren interessiert, da war alles in so einem Internetforum und das gibt es schon Jahre oder ein Jahrzehnt fast nicht mehr, seitdem Facebook groß geworden ist, aber bei Uhren hast du immer noch die Foren, die so aktiv sind, als gäbe es Social Media in Anführungszeichen gar nicht und finde ich sehr, sehr interessant die Thematik da.
00:06:46
Speaker
Ich würde dir da ein bisschen widersprechen wollen, weil einfach die Einstiegshürde in ein Forum auch im Uhrenbereich heute so hoch ist, dass es wenigen Neuerungen gibt.
00:06:56
Speaker
Also es ist die Foren, die heute noch funktionieren, die bestehen vor allem aus einem sehr harten Kern von ähnlichen Leuten und ich erlebe zu wenig mit, dass
00:07:07
Speaker
neue Sammler oder Neuinteressierte sich diese Hürde annehmen und sagen, ich registriere mich hier, ich baue hier ein Profil auf, ich frage eine Frage, ich werde nicht sofort gekillt mit der Antwort wie, Mensch, das haben wir von drei Monaten schon besprochen, benutze doch mal die Suchfunktion.
00:07:24
Speaker
Aber ich bin sehr gerne in Foren, weil es mich einfach sehr nah an die Leute ranbringt.
00:07:29
Speaker
Das ist schon jedes Forum, wo man einfach spürt, dass der Traffic zurückgeht, das tut mir weh.
00:07:37
Speaker
Und kannst du das vielleicht bei dieser 360-Grad-Kommunikation auch ein bisschen auseinanderziehen?
00:07:42
Speaker
Das sind ja wahrscheinlich auch sehr unterschiedliche Zielgruppen.
00:07:44
Speaker
Die haben dann vielleicht Überschneidungen, aber ich könnte mir vorstellen, dass das eine andere Art des Contents ist und auch des Users, der den Content haben will von der Zeitschrift als jetzt von Social Media.
00:07:56
Speaker
Also spannenderweise ist für mich eigentlich Print das am stärksten performance-getriebene Medium, das wir haben, währenddem ich digital natürlich stärker in diesem Longtail-Gedanken drin bin.
00:08:09
Speaker
Also ich habe so viel Platz, ich will, wenn ich digital unterwegs bin.
00:08:13
Speaker
Ich habe so viel Zeit, so viel Speicherplatz etc.
00:08:15
Speaker
Ich habe null Einschränkungen.
00:08:17
Speaker
Wir können eigentlich nur die Chronologie angucken und sagen, wann berichten wir über was wo.
00:08:23
Speaker
Print hingegen hat knallharte Deadlines und ganz klar begrenztes Volumen.
00:08:29
Speaker
Also wenn ich von, sagen wir, der statistischen Einfachheit halber 100 redaktionelle Seiten habe, dann muss ich sehr...
00:08:37
Speaker
wirklich sehr darauf achten, für wen eignet sich welcher Inhalt.
00:08:41
Speaker
Und ich kann nicht ein 100-Seiten-Magazin über Vintage-Uhren machen beispielsweise, was für mich und vermutlich auch für euch ein sehr spannendes Thema ist.
00:08:51
Speaker
Aber einfach dieser Long-Tail-Gedanke, bis dann ein Vintage-Modell genug Interesse entwickelt, um einen Mehrteil dieser Seiten zu belegen, das ist fast unmöglich.
00:09:03
Speaker
Also lustigerweise sind sehr viel stärker Performance basiert als digital.
00:09:09
Speaker
Kannst du, ich weiß nicht, ob das Geschäftsgeheimnisse sind, aber könntest du so ein bisschen quantifizieren, von welchen Größenordnungen wir darüber sprechen, weil wir reden viel über die Szene, die Blase und so weiter.
00:09:18
Speaker
Aber wir haben eigentlich keine Größenvorstellung und da kommt noch dazu, du machst das ja in Amerika und wenn man jetzt allein die Verkaufszahlen der Uhren anguckt, muss das ein unfassbar viel größerer Markt und eine viel größere Szene sein.

Segmentierung des Luxusuhrenmarkts

00:09:29
Speaker
Also man muss natürlich den Markt wieder segmentieren und sagen, es gibt in jedem Land unabhängig der Sprache oder der Lokation her, gibt es Uhrenkäufer, die gehen in einen Laden rein und kaufen sich eine Uhr, gehen raus und das war's.
00:09:42
Speaker
Dieser Kunde
00:09:44
Speaker
wird nicht unbedingt ein Abo von einem Printmagazin über Uhren machen.
00:09:48
Speaker
Das ist dasselbe wie ein Kameramagazin.
00:09:52
Speaker
Kameramagazine sind dann aktuell, wenn du dir eine neue Kamera kaufen möchtest, dann bist du schnell darauf angewiesen, einen Überblick zu kriegen.
00:09:59
Speaker
Aber solange du nicht Hardcore-Foto-Enthusiast bist, wirst du dir nicht zwingend ein Kameramagazin abonnieren.
00:10:05
Speaker
Noch lustiger sind für mich Baby- und Hochzeitsmagazine.
00:10:08
Speaker
Bei Babys kann man schon mehr haben.
00:10:12
Speaker
Babys kann man mehr haben, aber ich denke mal, dass Hochzeitsmagazine, die eignen sich nicht wirklich für Abos.
00:10:17
Speaker
Das würde verdächtig sein.
00:10:20
Speaker
Und so musst du natürlich auch den Luxusuhrenmarkt ein bisschen aufteilen.
00:10:25
Speaker
Es wird sehr schnell eine sehr homogene Truppe von Leuten, die so viel Leidenschaft mitbringen, dass sie sich in Foren rumtreiben, dass sie aktiv in Diskussionen mitmachen, dass sie an Events gehen, dass sie ein Magazin abonnieren, vielleicht Mitglied der Horological Society werden oder Red Bar oder wem auch immer.
00:10:44
Speaker
Da wird es sehr schnell
00:10:47
Speaker
eine Gruppe von Leuten, der man sehr häufig wieder begegnet.
00:10:50
Speaker
Also für mich ist immer das Lustige, wenn in Genf die Auktionswochenenden sind, dass es wirklich, da kommt die ganze kleine Welt zusammen.
00:10:58
Speaker
Aber das heißt nicht, dass es die ganze Welt ist.
00:11:01
Speaker
Wie gesagt, es gibt Leute, die gehen rein, kaufen sich eine Minutenrepetition für eine Viertelmillion und das war's.
00:11:07
Speaker
Und wir bedienen natürlich auch mit dem Event, den wir drüben haben,
00:11:13
Speaker
bis man in ein Flugzeug einsteigt, auch jetzt in eurem Fall, nach New York fliegt, um sich dort Uhrenshows anzugucken, das versteht ja nicht jeder.
00:11:23
Speaker
Das ist ja dann so, Moment, ich bin in New York, da gibt es ja auch noch andere Sachen, die ich machen könnte und nicht zwingend in eine Halle rein und Uhren gucken.
00:11:33
Speaker
Und in dieser Segmentierung ist es sehr schnell eine eher homogenere Zielgruppe.
00:11:39
Speaker
Ich glaube, Amerika ist ein
00:11:42
Speaker
gigantisch großer Markt für Leute, die sich eine Uhr kaufen möchten, als Ausdruck ihres Erfolgs, ihres Status, etwas anderes und einfach der eigenen Freude.
00:11:50
Speaker
Aber wenn man dann näher runter bricht und sagt, es gibt den... Wir machen das selber auch.
00:11:55
Speaker
Also wenn wir Inhaltsplanung machen, wir reden von dem Established Collector.
00:12:00
Speaker
Das ist eigentlich fast so ein bisschen der, also Menschen mit Geld und Geschmack im Prinzip und Leidenschaft.
00:12:07
Speaker
wo aber auch nicht unbedingt Snobismus reinkommt, sondern einfach eine Freude am Produkt da ist, die irgendwo durch mehrere Kategorien durch sind.
00:12:15
Speaker
Aber das ist halt einfach nicht der einzige Kunde.
00:12:17
Speaker
Durch das, dass wir mit dem Magazin am Kiosk sind, haben wir durchaus auch Erstkäufer, Leute, die einfach nur vor einem Flug sagen, Moment, ich habe acht Stunden vor mir Flug.
00:12:28
Speaker
Das Thema Uhr interessiert mich, ich kaufe jetzt dieses Magazin.
00:12:33
Speaker
Und da müssen wir natürlich sehr viel Acht drauf geben, dass wir den richtigen Mix haben.
00:12:38
Speaker
Also ich in der Redaktionsplanung bestimme, welches Thema für welche Zielgruppe in Frage kommt und dann siehst du unter dem Strich eigentlich schon,
00:12:51
Speaker
Da hat es für jeden was mit dabei.
00:12:52
Speaker
Also für mich ist zum Beispiel der Geek, wie ich ihn nenne als Zielgruppe, erlaubt uns, das Thema Tourbillon auf technische Art und Weise zu beleuchten, währenddem vermutlich der typische Tourbillon-Käufer gar nicht so daran interessiert ist, zu erfahren, wie ein Tourbillon funktioniert, sondern eher weiß, das ist Ausdruck der Haute-Holangerie und das ist begehrenswert.
00:13:17
Speaker
Oder Satellitentransmission, GPS auf.
00:13:22
Speaker
Da gibt es so viele sehr technische, sehr spezifische Themen, die dann aber einfach nicht die Masse bewegen.
00:13:28
Speaker
Du bist ja aus Europa... Warte, Warte, Knut.
00:13:32
Speaker
Lass uns mich daran anknüpfen.
00:13:33
Speaker
Würde mich interessieren, vielleicht auch die Leute, die zuhören.
00:13:36
Speaker
Weil du gerade meintest, Roger, dass ihr verschiedene Zielgruppen habt in der Zielgruppe.
00:13:43
Speaker
Kannst du das quantifizieren prozentual?
00:13:45
Speaker
Wisst ihr das zufällig, wie viele Menschen zum Beispiel dieser, in Anführungszeichen, Erstkäufer sind, der sich am Flughafen das Ding kauft?
00:13:52
Speaker
Du weißt, was ich meine.
00:13:53
Speaker
Nicht direkt am Flughafen der Menschen, sondern allgemein, die eher spontan kaufen.
00:13:57
Speaker
Also wir haben spannenderweise einen ziemlich exakten 50-50-Split zwischen Abonnentkunden und Kioskkunden.
00:14:06
Speaker
Und kann das sein, dass der Split Frauen-Männer 99-1 ist?
00:14:08
Speaker
Nein, nicht 99, es wird irgendwo durch zwischen 95-5 sein.
00:14:18
Speaker
Was aber auch wieder verständlich ist, also wie gesagt, es ist
00:14:24
Speaker
Bis du hingehst und Geld ausgibst für ein Magazin über Uhren, musst du ein gewisses Level an Leidenschaft haben, das ja nicht automatisch Voraussetzung ist, um als Uhrenfan kategorisiert zu werden.
00:14:39
Speaker
Ich mache zum Beispiel auch Podcast-ähnliche Online-Formate, wo ich mit
00:14:46
Speaker
bis zu 100, 200 Leuten Diskussionen führe über Uhren sammeln.
00:14:51
Speaker
Die schätzen das extrem, dass sie nicht in ein Taxi steigen müssen oder nicht in einen Flieger steigen müssen und an ein Event gehen müssen, sondern aus den eigenen vier Wänden quasi diese Diskussion führen können.
00:15:03
Speaker
Und das ist schon, da versuchen wir uns natürlich sehr daran anzupassen und ich glaube, dass natürlich, wenn du jetzt den Event zusammennimmst, wenn du den Abo-Kunden zusammennimmst, da kommt relativ schnell diese Established Collector Zielgruppe zusammen von Leuten, die einfach wirklich eine...
00:15:21
Speaker
nachhaltige Leidenschaft für das Produkt haben, aber vielleicht nicht zwingend nach Vegas gehen, ihr gesamtes Geld riskieren und dann noch schnell in eine Uhrenboutique reingehen und sich irgendetwas Steinbesetztes kaufen.
00:15:35
Speaker
Das ist dann vielleicht ein anderes Segment.
00:15:37
Speaker
Und ich will, weißt du, da...
00:15:39
Speaker
da macht man sich ja gerade in Social Media gerne ein bisschen lustig darüber zum Teil, das ist ein genauso legitimer Markt.
00:15:46
Speaker
Also wenn du weißt, was Stone Setting bedeutet, wie schwierig das ist, was dahinter steht und und und, es bedient einfach ein anderes Zielgruppensegment und ich stelle immer wieder fest, dass das
00:16:02
Speaker
wir etwas blind durch die Welt gehen und nicht verstehen, dass in der Luxusgüterindustrie alles größer Null ein Markt ist.
00:16:10
Speaker
Also wenn du einen Kunden in Indien hast, der sich eine 150 Meter Yacht bestellt und es arbeiten hunderte von Leuten in einer Werft über mehrere Jahre hinweg und es ist ein Millionenprojekt, dann ist das ein Kunde.
00:16:25
Speaker
Es ist Nachfrage.
00:16:27
Speaker
Und das ist in der Uhren nicht anders.
00:16:29
Speaker
Früher hattest du Könige bedient mit Einzelstücken und erst die Demokratisierung von Luxus hat dazu geführt, dass wir von diesem quasi Gebrauchsgegenstand mechanischer Uhr hin zu diesem Luxusgegenstand mechanischer Uhr gekommen sind.
00:16:43
Speaker
Und da gibt es halt einfach genügend Platz für Jacob & Co., für Hublot, für Lange, für Rolex.
00:16:51
Speaker
Und die bedienen ja alle sehr unterschiedliche Segmente.
00:16:55
Speaker
Ja, du hast jetzt was angeschnitten, was wir öfter schon mal angerissen haben als Thema, nämlich dass wir wahrnehmen, dass die Uhren ja nicht nur an sich teurer werden, sondern dass wir auch den Eindruck haben, dass das Segment von Uhren, sagen wir mal, ab 50.000 Euro aufwärts,
00:17:08
Speaker
immer interessanter wird, weil man da eben stabil Kundschaft hat.
00:17:12
Speaker
Und dann braucht man auch nicht so viel Kundschaft.
00:17:13
Speaker
Und es ist natürlich auch einfacher, die den Einzelnen zu bespielen.
00:17:16
Speaker
Nehmt ihr das auch als Medium wahr?

Balance zwischen Hochpreis- und erschwinglichen Uhren

00:17:20
Speaker
Und bespielt ihr das dann auch so?
00:17:21
Speaker
Oder ich weiß, bei Dive into Watches hast du auch mal günstigere Uhren zum Beispiel.
00:17:26
Speaker
Und ich habe auch gelesen, dass du selber auch Interesse an günstigeren Uhren hast.
00:17:29
Speaker
Wie geht ihr denn um mit diesem Split und diesem, sagen wir mal, vielleicht so auseinanderdriften?
00:17:33
Speaker
Ja.
00:17:37
Speaker
Lass uns zum Automagazin zurückgehen.
00:17:39
Speaker
Natürlich will jeder über den Lamborghini und den Ferrari lesen, aber schlussendlich fahren dann halt viele dann doch den Golf und den BMW.
00:17:47
Speaker
Und auch da, ich meine, das ist absolut wertneutral.
00:17:51
Speaker
Wir als Publikation müssen
00:17:54
Speaker
Wir müssen uns Mühe geben, dass wir nicht so abgehoben werden, dass wir nur noch über Uhren schreiben, wo sich quasi Teenager dann Posters ins Zimmer reinkleben, sondern dass wir tatsächlich die relevanten Uhren, die man
00:18:08
Speaker
auch vielleicht in einem etwas betuchteren Haushalt, die man sich vielleicht für zwischendurch kauft.
00:18:15
Speaker
Aber wir wissen ja ein bisschen, wie der Markt aufgeteilt ist.
00:18:18
Speaker
Wir wissen, welchen Marktanteil Rolex bespielt.
00:18:20
Speaker
Wir wissen, welchen Marktanteil Omega hat.
00:18:22
Speaker
Wir wissen und, und, und, und.
00:18:24
Speaker
Und wenn ich nur noch über die Exoten rede, dann hänge ich meine Zielgruppe ab.
00:18:31
Speaker
Und da kommt für mich ein bisschen die Schwierigkeit dazu,
00:18:35
Speaker
Mein eigener Ansatz ist, ich möchte eigentlich jedes Thema so gestalten können, dass auch jemand, den die Uhr nicht interessiert, immer noch die Story lesen kann und weglaufen kann und sagen, okay, ich werde nie in der Lage sein, mir diese Uhr leisten zu können, aber
00:18:50
Speaker
Die Vision des Mannes oder der Frau dahinter hat mich so überzeugt, dass das für mich irgendwas gebracht hat.
00:18:55
Speaker
Umgekehrt auch bei günstigeren Uhren irgendwo durch noch was reinzupacken, dass das jedem was weitergibt.
00:19:01
Speaker
Und das versuche ich mit tatsächlich jeder Story irgendwo durch hinzukriegen, weil ich einfach weiß,
00:19:09
Speaker
Ich kann ja nicht nur über Daytonas, Submariners, Seadwellers, Seamasters und wie sie alle heißen.
00:19:17
Speaker
Da kriege ich relativ schnell Leserbriefe, die sagen, hey, ist gut jetzt, können wir auch wieder was Neues bringen.
00:19:23
Speaker
Und das ist dann auch wieder das Geheimnis des richtigen Mixes.
00:19:28
Speaker
Und der Mix, der zieht sich auch durch in die Watchtime New York, wo wir eine G-Shock neben Gräubel-Force haben.

Unterschiede zwischen amerikanischen und europäischen Uhrenliebhabern

00:19:38
Speaker
Das fand ich übrigens extrem spannend.
00:19:40
Speaker
Ich muss da kurz mal rein.
00:19:42
Speaker
Du kennst das ja jeden Tag, aber ich war das erste Mal jetzt in New York in so einem Uhrenzusammenhang.
00:19:47
Speaker
Ich kenne die USA sonst nur aus beruflichen Zusammenhängen.
00:19:49
Speaker
Und es war für mich extrem frappierend auffällig, wie...
00:19:53
Speaker
vielfältig interessiert die Leute da vor Ort waren und mir ist da hängen geblieben, da kam einer an, die haben alle Double Resting gemacht und es kam einer an, der hatte so eine lange an, das war so ein älterer Herr, das passte und dann hat er aber an der anderen Seite so eine Bullover Akutron, also etwas, was super spannende Uhren beide für sich, aber ich hätte die nie zusammen gesehen an einem Menschen und für den war das total normal und der hat
00:20:12
Speaker
Also diese, sag ich mal, Status und ästhetisch und sonst wie Codes, die wir hier einfach so gewöhnt sind, die sind total egal.
00:20:20
Speaker
Also die haben ganz anderen Zugang offensichtlich zu Uhr.
00:20:25
Speaker
Das ist natürlich etwas, was Watchtime, was den Event, das Magazin auszeichnet, wir sind ein real produziertes Magazin, das von Leuten gekauft wird.
00:20:37
Speaker
Und wir sind nicht ein quasi rein hochglanzproduziertes Ding, das irgendwo durch in Lobbys aufliegt, sondern wir müssen uns jeden Monat oder alle zwei Monaten um das Interesse unserer Kunden bemühen, die am Kiosk entscheiden, uns zu kaufen oder nicht.
00:20:57
Speaker
Und deshalb für mich aus diesem Satz, Print ist für mich bedeutend performancegetriebener als digital, weil digital, ich habe so viel Platz und Volumen, wie ich will.
00:21:09
Speaker
Aber nimmst du das auch wahr, dass die Leute in Amerika offener sind?
00:21:12
Speaker
Du, ich... Amerika ist ein vergleichsweise junger Markt, aber auch ein enorm...
00:21:22
Speaker
Es ist kein homogener Markt.
00:21:23
Speaker
Wenn du Deutschland anguckst, das ist ein Markt, der ist gewachsen, wo im Prinzip jeder irgendwo durch weiß, wenn du erwachsen wirst, kriegst du eine gute Uhr.
00:21:31
Speaker
Sei es zum Abi, sei es zur Hochzeit, sei es zur Hochzeit, irgendwo durch.
00:21:34
Speaker
Das ist so verknüpft auch mit der Zugänglichkeit.
00:21:39
Speaker
Ob ich jetzt in Ulm bin, ob ich in Friedrichshafen bin, ob ich in Berlin bin, ob ich...
00:21:45
Speaker
Ich habe eine Chance, an eine Rolex-Boutique ranzukommen und sehe eigentlich in fast allen Städten dieselben Brands.
00:21:53
Speaker
Amerika hingegen hast du ein völlig anderes Kundeninteresse in Vegas wie in New York.
00:21:59
Speaker
New York ist vielleicht noch am ähnlichsten vergleichbar mit dem europäischen Markt, auch von der Historie her gewachsen, mit dem Finanzdistrict, der dazukommt.
00:22:11
Speaker
Aber Kalifornien, die ticken wieder anders.
00:22:15
Speaker
Und du siehst auch, yes.
00:22:19
Speaker
Mega interessant, was du sagst, weil ich habe mal für ein Microbrand aus Hongkong gearbeitet und
00:22:27
Speaker
Die waren relativ neu.
00:22:28
Speaker
Vielleicht kennst du die Undan Watches, die heißen die.
00:22:32
Speaker
Und die haben ein relativ neues Design gehabt und auch dieses, damals war es halt, dass man sich selbst die Uhren customisen kann mit Fotos drauf und so weiter und so weiter.
00:22:42
Speaker
Die sind in Amerika richtig gut gestartet und richtig gut angenommen worden vom Markt.
00:22:47
Speaker
Und in Deutschland zum Beispiel so gut wie gar nicht.
00:22:49
Speaker
Echt richtig schwer.
00:22:50
Speaker
Ich habe damals den Kundensupport für die betreut und ich habe dann gesehen, wo gehen die Bestellungen raus und natürlich bekommt man auch dann Rückmeldungen, hier ist was kaputt und so weiter.
00:22:58
Speaker
Und meistens kam es aus den USA, nicht weil da die meisten Uhren kaputt gegangen sind, sondern weil einfach da die meisten Uhren hin verkauft wurden, plus der asiatische Raum halt.
00:23:07
Speaker
Und ich habe dann auch gesehen, wo die Menschen herkommen, die die Uhren kaufen, aus welchem Bundesstaat und so weiter.
00:23:13
Speaker
Und jetzt, wo du das sagst, macht das halt total Sinn, weil die Menschen anders ticken und auch die Erklärung im Vergleich zum deutschen Markt.
00:23:19
Speaker
Und dann hatten wir mal Martin von Sherpa Watches hier im Podcast auch.
00:23:24
Speaker
Und der hat auch erzählt, dass der amerikanische Markt für ihn als neue Marke viel einfacher zu erschließen ist.
00:23:29
Speaker
Weil, ich glaube, alles, was du gerade gesagt hast, trifft dann darauf zu, dass du einfach...
00:23:35
Speaker
viel mehr verschiedene Märkte in einem Markt hast und wenn du als eine Marke dann quasi diesen großen Markt bespielst, findest du da schnell Abnehmer.
00:23:42
Speaker
Also deswegen passt, finde ich mega interessant, was du erzählst über den amerikanischen Markt, weil das schärft mein Bild nochmal mehr dahingehend.
00:23:51
Speaker
Ich habe auch gedacht, die Leute sind viel neugieriger da auf Neues.
00:23:56
Speaker
Ja, sie haben weniger Vorbehalte, glaube ich.
00:23:59
Speaker
Ob das jetzt Elektromobilität ist, ob das fahrerlose Autos sind.
00:24:06
Speaker
Ich glaube, man hat eine bedeutend größere positive Grundhaltung Neuem gegenüber.

Herausforderungen im Uhrenjournalismus

00:24:13
Speaker
Aber umgekehrt ist es dann auch natürlich wieder, es kann sein, dass morgen ein anderes Thema gespielt wird.
00:24:19
Speaker
Also wir sind quasi von jeder braucht eine Kunstsammlung, über jeder braucht einen Weinkeller, über jeder braucht einen Oldtimer-Sammelpark, hin zu, by the way, man sollte auch gute Uhren haben.
00:24:33
Speaker
Und wer weiß, was als nächstes kommt, dass er vielleicht...
00:24:37
Speaker
haben wir demnächst einen Hype von, wir brauchen teure Hi-Fi-Systeme zu Hause.
00:24:41
Speaker
Und auch dann ist die USA wieder ein dankbarer Markt, aber kann natürlich auch sein, dass dann sehr schnell das Interesse von A nach B wechselt.
00:24:48
Speaker
Ob schon, wie sich die Uhrenindustrie drüben oder weltweit entwickelt hat in den letzten 15 Jahren, das ist schon nochmal ganz eine andere Dimension.
00:24:57
Speaker
Dass wir heute quasi nach jeder Award-Verleihung hören, welcher Star welche Marke getragen hat und welche Uhr, das ist schon, das war so noch.
00:25:07
Speaker
nie.
00:25:08
Speaker
Das finde ich auch einen interessanten Punkt, Stichwort PR, das sind ja Leute, die kriegen Geld dafür, dass sie diese Uhren tragen in der Regel.
00:25:15
Speaker
Ich kann mir vorstellen, dass das gar nicht so ganz einfach ist, wenn man ein Magazin macht oder überhaupt Medien macht, weil die Uhrenfirmen nach meinem Eindruck sehr starke Vorstellungen darüber haben, was über ihre Modelle verbreitet werden soll, was so die Botschaften sind und wie die Markenpositionierung ist und so weiter und so weiter.
00:25:34
Speaker
Und ich kann mir vorstellen, dass das schwierig ist, damit journalistisch zu arbeiten.
00:25:40
Speaker
Ich verstehe, was ich meine.
00:25:42
Speaker
Wenn man Politik macht, dann ist den Politikern klar, dass Journalisten kritisch sind.
00:25:45
Speaker
Und bei Uhrenfirmen habe ich immer den Eindruck, dass es denen nicht so klar ist, Journalisten im Auftrag der Leser unterwegs sind und nicht im Auftrag der Uhrenfirmen.
00:25:56
Speaker
Das große Geheimnis der Luxusgüterindustrie ist Konsistenz beim Brand.
00:26:02
Speaker
ob du Louis Vuitton in Hongkong siehst oder Louis Vuitton in Paris.
00:26:07
Speaker
Es ist zwar lokal angepasst, aber es ist dasselbe Niveau, es ist dieselbe Markenpositionierung und Luxusgüterkonzerne tendieren sehr stark dazu, die Kontrolle darüber haben zu wollen, was das Storytelling ist.
00:26:21
Speaker
Dem kann man sich zum Teil
00:26:24
Speaker
nicht entziehen.
00:26:25
Speaker
Also wenn man zum Beispiel den Tag heuer nimmt mit dem Investment für die Formel 1 plus den damit zusammenhängenden Lancierungen, das kannst du nicht negieren, das kannst du auch nicht ausschließen.
00:26:36
Speaker
Das ist aber auch nicht schlimm, weil das ist quasi Zeitgeschehen, das daherkommt.
00:26:42
Speaker
Aber schlussendlich müssen wir
00:26:44
Speaker
dann schon auch in der Lage sein, unsere eigenen Storys zu erzählen.
00:26:47
Speaker
Und lustigerweise kennen wir die Storys gelegentlich besser als die eigenen Marken.
00:26:53
Speaker
Also wenn sie dann kommen und sagen, wir sind die Ersten, die das und das gemacht haben, dann ist es dann unser Job, wieder zu sagen,
00:27:01
Speaker
Moment, da gab es dann schon mal was vor 15 Jahren.
00:27:04
Speaker
Das soll nicht eure Leistung schmälern übrigens.
00:27:07
Speaker
Das ist ja nicht I'm raining on your parade, sondern einfach nur die faktische Wahrheit.
00:27:13
Speaker
Und das ist dann für mich wieder sehr wichtig, dass man das macht.
00:27:17
Speaker
Und das andere wiederum ist, wir sind gelegentlich mit ganz natürlichen Limitationen unseres Jobs konfrontiert.
00:27:27
Speaker
Also niemand...
00:27:30
Speaker
mit wenigen Ausnahmen vielleicht, kann hingehen und sagen, die jüngste Patek Philipp Minutenrepetition, die würden wir jetzt gerne mal auf einen 100.000 Kilometer Test nehmen für die nächsten zehn Jahre und in der Redaktion durchgeben und jeder schreibt, wie das Leben mit dieser Uhr war.
00:27:47
Speaker
Da gibt es zum Teil halt einfach Stücke, die sehen wir
00:27:51
Speaker
15 Minuten oder fünf oder drei.
00:27:53
Speaker
Und dann muss man natürlich auch wieder dem anpassen, was die Berichterstattung ist.
00:27:58
Speaker
Also ich kann immer nur so weit gehen, wie ich selber verifizieren kann, was ich erlebt habe.
00:28:05
Speaker
Ich habe auch für mich mental langsam so eine Shitlist an Füllwörtern, die ich in Uhrentexten einfach nicht mehr ertrage.
00:28:11
Speaker
Also wenn dann die ganze Zeitschrift 100 Mal Präzision, 100 Mal Uhrmacherkunst, also diese austauschbaren Wörter, die bei jeder Uhr in jedem Text drinstehen, das macht mich schon wütend mittlerweile.
00:28:22
Speaker
Wie gehst du damit um als Chefredakteur?
00:28:24
Speaker
Und ich habe ehrlich gesagt auch öfter, mindestens bei PR-Texten in Eindruck, dass da sehr viel KI mittlerweile eingesetzt wird, weil die Leute sagen, ist ja eigentlich auch egal, wir machen schöne Fotos und
00:28:34
Speaker
dann schreiben wir rein, dass die Uhr super präzise ist und ikonisch.
00:28:36
Speaker
Ikonisch ist das schlimmste Wort von allen, finde ich.
00:28:39
Speaker
Ich glaube, dass die Uhrenmarken selber...
00:28:45
Speaker
eine hohe Qualität bei entweder Französisch oder Englisch in der Grundfassung des Pressekits haben.
00:28:53
Speaker
Das aber dann in der Übersetzungsrunde, in wie viele Sprachen Sie auch immer das packen möchten, da passiert dann zum Teil schon noch ein paar lustige Sachen.
00:29:04
Speaker
das auch ich immer wieder sehe, aber eben grundsätzlich ist es meine Verantwortung, was in unseren Publikationen erscheint.
00:29:13
Speaker
Das heißt, egal was mir geliefert wird, ich muss gucken, dass ich das auf das Niveau hinkriege, für das ich wiederum hinstehen kann und sagen kann, das hat jemand Geld dafür ausgegeben, das zu lesen.
00:29:26
Speaker
Hast du Ausschnittwürth?
00:29:28
Speaker
Ja, eben.
00:29:28
Speaker
Iconic is a timepiece.
00:29:30
Speaker
Iconic timepiece.
00:29:35
Speaker
Das wird die Wörschrift.
00:29:37
Speaker
Frage dazu, weil Knut hat das so ein bisschen eingerissen.
00:29:41
Speaker
Zwei Fragen vielleicht.
00:29:42
Speaker
Gab es mal eine Marke, die ganz explizit gesagt hat, über die Uhr muss gut berichtet werden?
00:29:49
Speaker
Quasi so ein, wie Knut sagte, so ein
00:29:53
Speaker
das muss so sein, Punkt.
00:29:55
Speaker
Und hast du mal eine negative Review geschrieben und hast du Ärger von der Marke dafür bekommen?
00:30:02
Speaker
Beides Mal nein.
00:30:06
Speaker
Ich habe nie miterlebt, dass eine Marke gesagt hat, wenn ihr über diese Uhr schreibt, dann muss es wirklich das unheard of.
00:30:14
Speaker
Kann sein, dass es anderen Kollegen von mir so gegangen ist, kann sein, dass es mit mir oder uns oder unserem Titel zusammenhängt.
00:30:21
Speaker
Wir haben natürlich auch den Ruf, den verdienten Ruf nach 25 Jahren, das zu sein, was wir sind.
00:30:26
Speaker
Also wir sind Watchtime und das bringt eine gewisse Verpflichtung mit.
00:30:32
Speaker
Eine Uhr zu testen, die schlecht ist, auch da wiederum, weißt du, das ist
00:30:39
Speaker
Uns sind gewisse Limits aufgezwungen in dem, was wir tun.
00:30:43
Speaker
Schlussendlich die neutralste oder objektivste oder wissendste Institution in der ganzen Urindustrie, wenn es darum geht, Qualität zu testen, ist der Service-Apprevant der eigenen Marke.
00:30:57
Speaker
Und erst der Service-Apprevant der eigenen Marke wird nach fünf oder zehn Jahren die statistische Grundlage haben, um zu wissen, welches Produkt wie zuverlässig denn überhaupt war.
00:31:08
Speaker
Und diese Daten fehlen uns.
00:31:10
Speaker
Wir gehen ja nicht hin und kaufen 20 Mal dasselbe Modell in unterschiedlichen Quellen auf eigene Kosten, gehen dann zurück, testen die Uhr die nächsten fünf Jahre lang, wo wir genau sagen können, so viel Abrieb ist bei dem Teil passiert, so schnell oder so unpräzis und, und, und, und.
00:31:30
Speaker
Das können wir nicht.
00:31:31
Speaker
Das ist nicht machbar.
00:31:32
Speaker
Wir haben zum Teil, kriegen wir eine
00:31:36
Speaker
Testuhr zugeschickt, die ich schon sehen kann, das Band war so angepasst, dass vor mir eine Frau die Uhr getestet hat und ich kann sie gar nicht mehr richtig tragen.
00:31:47
Speaker
Das müssen wir mit einer gewissen Transparenz handeln und aber auch wieder hingehen und sagen, mein Job ist
00:31:55
Speaker
ist vielleicht nicht wie der Autojournalist hinzugehen und den Elchtest zu machen, weil mit Uhren hängt ja nicht zwingend das leibliche Wohl der Träger zusammen, sondern mein Job ist in erster Linie, uhreninteressierten Menschen dabei zu helfen, die richtige Uhr zu kaufen.
00:32:12
Speaker
Und da hängt ja eigentlich das ganze Dilemma an.
00:32:17
Speaker
Was ist für dich persönlich das wichtigste Kriterium, wenn du so ein Review schreibst?
00:32:25
Speaker
Da kommt der journalistische Ehrgeiz bei mir dazu, wo ich sage, was ist für mich die Story itself?
00:32:33
Speaker
Also was ist die Headline?
00:32:34
Speaker
Was ist der Winkel, der Angle für die Story?
00:32:39
Speaker
Das ist einer der befriedigendsten, aufregendsten, irrsten Prozesse, dass du, also eben dieses berühmte weiße Blatt, du stehst da und irgendwann machst es Puff und du weißt, wie du die Story erzählen wirst, so dass sie
00:32:53
Speaker
lesenswert wird, so dass sie relevant ist, so dass sie eben diese Doppelfunktion übernimmt, wo ich sage, jemand, der sich die Uhr kaufen wird, wie auch jemand, der sich vielleicht weder für die Marke noch für das Modell interessiert, dass trotz allem beide weglaufen und sagen, diese sechs Seiten, die waren cool.
00:33:11
Speaker
Das andere ist für mich immer das Human-Element dahinter.
00:33:15
Speaker
Also ich
00:33:17
Speaker
ich habe ja auch die ganze Bandbreite.
00:33:18
Speaker
Ich kann einen Test machen, ich kann eine historische Abhandlung machen, ich kann ein Markenporträt machen, ich kann ein Interview mit einem Executive machen, ich kann mit einem Sammler reden und, und, und, und und.
00:33:29
Speaker
Und schlussendlich kann es dieselbe Story sein.
00:33:32
Speaker
Also ich schreibe über eine Uhr, ich kann genauso gut mit dem Uhrmacher reden, der die Uhr entwickelt hat, oder dem Designer oder dem CEO, wie ich die Uhr selber testen kann oder jemanden interviewen kann, der die Uhr trägt.
00:33:43
Speaker
Und das
00:33:45
Speaker
Das variiert natürlich immer, wenn ich es blöderweise schaffe, dass eine Instrumentenuhr von einem, ich mit einem Piloten reden kann oder einem Polizisten oder sonst irgendwas, das macht es natürlich super cool, aber das geht nicht immer.
00:33:59
Speaker
Was ich mich frage, wenn wir bei dem Vergleich mit den Autos nochmal sind, also Automagazine auch, da gibt es oft ja auch immer im hinteren Teil, also Automotor und Sport, früher war es so, so ein kleiner Teil, wo auch ein bisschen kritisch berichtet wird, so über allgemeine Trends.
00:34:13
Speaker
Bei den Uhren würde mir einfach, wenn man jetzt sehr viele Uhren in die Hand nimmt, dann merkt man irgendwann, dass viele Uhrenarmbänder immer dieselbe Schließe haben, ob sie jetzt 500 Euro kosten oder 20.000.
00:34:21
Speaker
Ein normaler Kunde sieht das nicht, aber...
00:34:24
Speaker
Wenn man viele Hunden hat, dann fällt es eben auf, sowas.
00:34:27
Speaker
Liest man jetzt eher nicht so richtig in Magazinen oder zum Beispiel so Geschichten wie jetzt im Moment die Debatte, ich lese auch viel Substack, es wurde ja eine Zeit lang immer behauptet, man würde viel Qualität an einem Uhrwerk sehen, wenn das jetzt viele aufwendige Innenwinkel hätte.
00:34:43
Speaker
Und irgendwann hat dann einer gesagt, naja, weißt du, man kann Innenwinkel auch mechanisch machen.
00:34:47
Speaker
Ich bin selber nach Glashütte gefahren und habe die Leute, die das machen, gefragt und die haben ja alle sofort gesagt, natürlich kann man Innenwinkel.
00:34:52
Speaker
mit Geräten machen, aber darüber redet so offen keiner.
00:34:56
Speaker
Ich finde, es fällt sehr auf, wenn eine Uhrenfirma, die wir nicht nennen, aber die AP heißt, ein Modell macht, wo man weiß, es hat ein Cartier-Grundwerk, also ein relativ einfaches, und dann ist aber ein Rotor drauf und der hat irgendwie 20 Innenwinkel.
00:35:08
Speaker
Da denke ich, okay, irgendwas ist da komisch und da soll mir was gezeigt werden.
00:35:12
Speaker
Das hat für mich so diese Recherche losgelöst.
00:35:16
Speaker
Wäre das ein Thema, was interessant ist für eine Zeitschrift?
00:35:18
Speaker
Ist es zu nerdy?
00:35:19
Speaker
Ist es doof?
00:35:19
Speaker
Macht es schlechte Stimmung?
00:35:21
Speaker
Wie würdest du sowas sehen?
00:35:24
Speaker
Es gibt so Themen auf meiner eigenen Wunschliste.
00:35:30
Speaker
Beispielsweise Gummiarmbänder und Verträglichkeit mit Haut.
00:35:34
Speaker
Wir wissen ja mittlerweile, dass Chemikalien sich aus dem Ganzen lösen.
00:35:37
Speaker
Das ist ein Produkt, das du auf der Haut trägst.
00:35:41
Speaker
Ich komme nicht wirklich dazu, mich mit Wissenschaftlern hinzusetzen und das Thema richtig aufzuarbeiten und merke dann natürlich auch,
00:35:49
Speaker
wie viel Spaß macht denn das zu lesen, wenn ich anstelle dessen ein CEO-Portret mit jemand anderem machen könnte.
00:35:57
Speaker
Und das ist vielleicht auch wieder, da kommt immer wieder auch dieser Vergleich mit dem Autojournalismus.
00:36:04
Speaker
Wir sind ein Special Interest Magazin.
00:36:07
Speaker
Wir sind für den Enthusiasten, wie man so schön sagt.
00:36:11
Speaker
Aber ich kann nicht hingehen und auf sechs Seiten einen blutigen Alligator zeigen und dann über die Herstellungsweise von Krokodillederbändern machen.
00:36:20
Speaker
Darüber habe ich noch nie nachgedacht.
00:36:22
Speaker
Warum sagst du sowas?
00:36:25
Speaker
Das muss ein WWF machen.
00:36:27
Speaker
Das kann nicht ich sein, so wie ich beispielsweise auch als Mann.
00:36:33
Speaker
nicht wirklich zum Thema Frauenuhren was beitragen kann.
00:36:36
Speaker
Unabhängig davon, wie viel ich darüber weiß oder nicht, aber es ist einfach, es ist Mansplaining, wenn ich hingehe und ich beschreibe zwar einen Artikel über Frauenuhren, das muss ich einer Frau überlassen.
00:36:48
Speaker
Und das geht bei uns sehr viel ähnlicher.
00:36:53
Speaker
Natürlich müssen wir zum Teil
00:36:56
Speaker
gewisse offensichtliche Mängel, die müssen ganz klar angesprochen werden.
00:37:04
Speaker
Die Frage ist,
00:37:06
Speaker
Wie kriegen wir diese Mängel raus?
00:37:08
Speaker
Auch da wieder, oder?
00:37:09
Speaker
Wir kaufen ja eine Uhr nicht.
00:37:11
Speaker
Wir gehen nicht in unser Keller runter, wo wir 30 Uhrmacher angestellt haben, die nur für uns Uhren testen, nehmen die Uhr in alle Einzelteile auseinander und sagen dann, haha, bei Bauteil 375 unten rechts haben wir einen Kratzer gefunden.
00:37:28
Speaker
Das ist ein Level, den wir so nicht bieten können, der vermutlich aber auch nicht wirklich relevant ist für die Leute, die sich die Uhr dann auch wirklich kaufen.
00:37:37
Speaker
Aber wir müssen ansprechen, wenn ein Werk von Sekundenstopp mit zu Sekundenstopp ohne geht, dann muss das erwähnt werden.
00:37:45
Speaker
Das kann aber auch in einer gewissen Neutralität erwähnt werden, wo wir sagen, die neue Version hat keinen Sekundenstopp.
00:37:51
Speaker
Was der Leser damit macht, ist was völlig anderes.
00:37:55
Speaker
Genauso wie mit Wasserdichtheit.
00:37:57
Speaker
Mein Job ist, dir alle Fakten hinzulegen.
00:38:01
Speaker
Dein Job ist zu entscheiden, die Uhr kommt für mich in Frage oder nicht.
00:38:05
Speaker
Also
00:38:06
Speaker
um vielleicht das letzte Mal eine Autoanalogie zu bringen, wenn du einen zuverlässigen Familienwagen mit viel Platz willst, dann ist der Ferrari vielleicht die falsche Wahl.
00:38:16
Speaker
Das macht aber den Ferrari nicht zu einem schlechten Auto.
00:38:20
Speaker
Wenn du hingegen für dich entschieden hast, dass du einen aufregenden Sportwagen möchtest mit möglichst viel Handarbeit dahinter, dir bewusst, dass damit auch höhere Servicekosten verbunden sind, dann wirst du der glücklichste Mensch mit einem Ferrari sein.
00:38:33
Speaker
Und das ist schlussendlich die Rolle, die ich für mich ein bisschen definiert habe, wo ich sage, es gibt kein richtig oder falsch.
00:38:40
Speaker
Wir reden hier von Uhren, wir reden hier nicht von Medikamenten, wir reden hier nicht von Bremssystemen, von Fallschirmen, von Atem.
00:38:49
Speaker
Wir müssen es also mit einem Blumenmagazin eher vergleichen.
00:38:53
Speaker
Ich habe noch nie ein Blumenmagazin gelesen.
00:38:55
Speaker
Ich möchte den Blumenmagazinen dieser Welt, die es vielleicht gibt.
00:38:59
Speaker
Oder Fische, welche Fische man sammelt.
00:39:02
Speaker
Da gibt es ja auch keine guten und bösen.
00:39:04
Speaker
Nein, keine, weil die werden ja alle in nicht nachhaltiger Weise geklaut aus der Natur.
00:39:10
Speaker
Das ist sogar richtig.
00:39:12
Speaker
Wieder ein anderes Thema.
00:39:12
Speaker
Nein, also das ist schon, wir sprechen an, wenn etwas nicht da ist, also die fehlende Feinverstellung bei der Schließer, die du erwähnt hast, der vielleicht nicht ganz perfekte, oder wir müssen das in den Kontext setzen.
00:39:26
Speaker
Wenn eine Uhr 900 Dollar kostet, dann kann ich nicht drei Seiten lang kritisieren, wie schlecht das Gehäusefinish ist.
00:39:34
Speaker
Das muss natürlich auch immer wieder stattfinden.
00:39:37
Speaker
Ich würde gerne auch nochmal sprechen, nicht nur über das Magazin, sondern auch über die Messe, die du nicht alleine machst, ist klar, aber wo du eben das Gesicht von

Vergleich von Uhrenmessen in New York und Genf

00:39:47
Speaker
bist.
00:39:47
Speaker
Und was mir vorher auch nicht klar war, ich gebe auch zu, ich hatte ein etwas eurozentristisches Weltbild.
00:39:53
Speaker
Ich hatte gedacht, dass Genf das Herz der Uhrenwelt ist.
00:39:55
Speaker
Ich bin aber jetzt nach dem Besuch in New York gar nicht mehr so sicher, weil das doch deutlich größer war, als ich es erwartet hatte in der Kombination aus euer Watchtime.
00:40:05
Speaker
der Wind-Up und dann noch diese kleine Messe, die ich vergessen habe.
00:40:09
Speaker
Hype.
00:40:09
Speaker
Und dann gab es ja noch eine ganze, bitte?
00:40:11
Speaker
Die Hype und die Indie NYC.
00:40:14
Speaker
Genau, und dann gab es ja noch so Einzelveranstaltungen rundherum für verschiedene Formate und so weiter.
00:40:19
Speaker
Und mein Eindruck war, dass das auch...
00:40:21
Speaker
ich weiß nicht ob freundschaftlich, aber jedenfalls nicht feindselig, so gestaffelt war und sich auch aus meiner Sicht sehr gut ergänzt hat.
00:40:27
Speaker
In Genf kriegt man ja immer mit, dass es Piraten gibt und dass die Messen auch gegenseitig so in Konkurrenz stehen.
00:40:33
Speaker
Aber da hatte ich den Eindruck, dass das sehr gut passt und ich war hauptsächlich bei der Wind-Up.
00:40:38
Speaker
Ich wäre auch gern zur Watchtime gegangen, aber hatte terminliche Gründe.
00:40:42
Speaker
Dass da auch Leute vorher zur Watchtube gegangen sind, danach nochmal über die Wind-Up gebummelt und so weiter.
00:40:46
Speaker
Also dass das so eine große, ich weiß nicht, Familie ist zu viel.
00:40:50
Speaker
Und übrigens noch ein Punkt, es wurde auch in der normalen Presse darüber berichtet.
00:40:55
Speaker
Große Zeitschriften und Magazine haben gesagt, in New York sind diese Messen, da können auch normale Leute hingehen.
00:41:00
Speaker
Das fand ich auch interessant.
00:41:01
Speaker
Kannst du da ein bisschen was zu sagen, wie sich das entwickelt hat?
00:41:04
Speaker
Ihr macht das ja jetzt seit, ich glaube, zehn Jahren, ne?
00:41:06
Speaker
Wenn du mir versprichst, dass wir es nicht mehr Messe nennen, dann ja.
00:41:10
Speaker
Wir versuchen alles, damit es nicht wie eine Messe daherkommt.
00:41:13
Speaker
Es soll wirklich eine Show sein eigentlich.
00:41:18
Speaker
Sowohl die Wind-Up als auch die Watchtime New York finden beide seit zehn Jahren statt.
00:41:22
Speaker
Und seit zehn Jahren sind wir
00:41:25
Speaker
Das sind unsere Pflichtanrufe jedes Jahr, wo wir sagen, hey, was ist euer Datum, was ist unser Datum und wir gucken, dass sich das ergänzt.
00:41:32
Speaker
Wir gucken aber auch, dass sich zum Beispiel die SIA in Mexiko, die vorher stattfindet, nicht mit unserem Datum weiß, weil wir sind darauf angewiesen, dass die Marken zuerst nach Mexiko können und dann zu uns kommen können.
00:41:43
Speaker
Und wenn wir, wie beispielsweise letztes Jahr, plötzlich eine Konkurrenzanstaltung in Singapore haben, wo
00:41:50
Speaker
gerade Independent Watchmakers sich entscheiden müssen, wo das sie persönlich sein werden, dann kriegen wir einfach ein Problem.
00:41:57
Speaker
Und wir haben das große Glück, dass wir mit Windup respektive den Kollegen von Worn & Wound das entsprechende Verhältnis haben, um diese Koordination zu machen.
00:42:08
Speaker
Dazu kommt noch Redbar und so können wir halt genau das garantieren, dass wir uns nicht auf den Füßen rumstehen.
00:42:14
Speaker
Dieses Jahr ist es ein bisschen enger geworden.
00:42:16
Speaker
Wie gesagt, du hast erwähnt, da sind neue dazugekommen, neue Player.
00:42:20
Speaker
Da wäre es dann vielleicht auch nicht schlecht für nächstes Jahr, dass wir Lösungen finden, dass wir uns weniger als Piraten, mehr als Familie sehen.
00:42:29
Speaker
Aber im Kontext mit Genf
00:42:31
Speaker
Genf ist natürlich einiges größer, weil Genf ist eine primär als B2B-Format erfundene Messe, die aber auch noch versucht, eine PR-Plattform zu sein und den Endkonsumenten mit einzubinden.
00:42:44
Speaker
Das ist gigantisch groß.
00:42:46
Speaker
Jeder, der in Genf war, weiß, wie unglaublich opulent diese Stände daherkommen, wie gigantisch das daherkommt.
00:42:54
Speaker
Da sind wir schon ein anderes Format und genau das möchten wir ja aber auch sein.
00:42:58
Speaker
Ich habe
00:43:00
Speaker
Jetzt in Genf dieses Jahr wirklich gestaunt, als dann die Besuchertage waren.
00:43:04
Speaker
Ich bin extra geblieben, weil ich das sehen wollte.
00:43:06
Speaker
Und zu sehen, wie Leute Schlange stehen müssen, um auf einen Messestand zu gehen, das hat mir wehgetan.
00:43:15
Speaker
Das war auch nicht geil.
00:43:16
Speaker
Ich habe mir das ja angeguckt.
00:43:17
Speaker
Also im Vergleich, ich habe jetzt, mein Ziel ist ja jetzt in einer Jahresfrist möglichst viele Messen mal zu gucken.
00:43:23
Speaker
Also nicht messen, ihr habt ja keine Messe, die anderen haben Messen.
00:43:25
Speaker
Die anderen haben Messen.
00:43:27
Speaker
Ja, aber ich will also die anderen Messen und eure Shows miteinander vergleichen, einfach um zu gucken, wie das jetzt für Endkunden ist.
00:43:33
Speaker
Und ich fand das sehr, sehr nervig in Genf.
00:43:35
Speaker
Ich fand, die guten Erlebnisse waren die in der Stadt, wo man eben mit den Leuten gesprochen hat.
00:43:39
Speaker
Wir waren bei Recep Recep Tayyip zum Beispiel oder bei Frau Muller.
00:43:42
Speaker
Das war super und ich fand, dass ihr, also soweit ich es mitbekomme, weil ich war ja bei der Weintup eher, dass das eine gute Mischung ist im Sinne von, man kann die Uhren sehen, aber man kommt auch immer mit den Leuten in Gespräch und man steht nicht dauernd in Schlangen herum und es ist auch nicht so überlaufen und es ist, fand ich, ein viel besseres Flair und wir haben uns ja zum Beispiel auch bei einer Party abends getroffen, wo dann aus allen Richtungen die Leute zusammenkamen und sich gemischt haben und das finde ich, das ist ein toller Spirit.
00:44:08
Speaker
Hat das vielleicht aber auch was mit den Marken zu tun, die jeweils auf der Show vertreten sind?
00:44:12
Speaker
Weil Genf halt eher Rolex, IWC, Tudor, bla und nein, okay.
00:44:19
Speaker
Ich würde dem ein bisschen entgegensetzen.
00:44:21
Speaker
Genf hat natürlich die Herausforderung, dass man es vielen recht machen muss.
00:44:25
Speaker
Und wenn du es vielen recht machen musst, dann endest du meistens damit, dass es einfach, es muss Abstriche geben.
00:44:31
Speaker
Und wir haben den Luxus, dass wir hinstehen konnten und sagen konnten, wir möchten etwas für den Endkonsumenten machen.
00:44:37
Speaker
Und damit haben wir natürlich auch in der Hand, wie viele Tickets werden rausgegeben, wie viele Leute kommen rein.
00:44:44
Speaker
Und wir sind in einer stündlichen Diskussion, sollen wir mehr Leute reinlassen, sollen wir Ticketverkauf stoppen, wie fühlt sie es an, wie tut sie es, um genau sicherstellen zu können, dass die Leute mit den Markenvertretern reden können, aber auch die Chance haben, das Produkt in die Hand zu nehmen.

Qualität und Inklusivität bei Uhrenveranstaltungen

00:45:03
Speaker
Für mich war da wiederum Wind-up.
00:45:06
Speaker
Die gehen damit ein bisschen laxer um.
00:45:10
Speaker
Da kann im Prinzip jeder rein, der will.
00:45:12
Speaker
Entsprechend waren die Schlangen nicht nur ums Eck rum, sondern um den ganzen Block rum.
00:45:17
Speaker
Das hatte, glaube ich, auch mit dieser einen Uhr zu tun, mit der limitierten, die die alle haben wollten.
00:45:22
Speaker
Nein, das war letztes Jahr auch schon so.
00:45:23
Speaker
Also es ist einfach, die Wind-Up bringt, ich weiß nicht, wie viele sie dieses Jahr hatten, aber letztes Jahr hatten sie 10.000 Besucher.
00:45:31
Speaker
Und das ist schon enorm viel.
00:45:33
Speaker
Und wir versuchen dann eher die Qualität über die Quantität zu stellen und zu gucken, dass wir die richtigen Marken mit den richtigen Leuten zusammenbringen, im richtigen Verhältnis so, dass eben noch dieses sehr direkte, unverkrampfte Miteinander Uhren angucken und Uhren genießen möglich ist.
00:45:56
Speaker
Und das ist dann halt wieder ein bisschen ein Marktglück.
00:45:59
Speaker
Ich meine, ihr wisst, wie zum Teil einschüchternder Besuch in einer Boutique ist.
00:46:04
Speaker
Ihr wisst, dass mittlerweile Flagship-Boutiques oder Monobrand-Boutiques überhand nehmen.
00:46:09
Speaker
Und wir können damit halt wirklich eine unglaubliche Nähe zwischen
00:46:14
Speaker
HQ, also du stehst vor Kari Wutileinen, du stehst vor dem Erfinder der G-Shock, du stehst vor dem CEO von Gröbel Fassé, du stehst vor dem CEO von Parmigiani, nicht dem USA-CEO, im Fall von Oris von Biden, vom USA-CEO und vom CEO-CEO.
00:46:31
Speaker
Das sind einmalige Erlebnisse, die du natürlich sonst nicht replizieren kannst und das ist da, wo wir ein bisschen den Fokus setzen möchten.
00:46:39
Speaker
Ja, und man kann auch den Eindruck haben, dass ja nicht die Uhrenmarken einschüchternd sind, weil mit denen ist das immer nett.
00:46:43
Speaker
Ich habe auch ein Video zum Beispiel mit Rolf Studer von Overs gemacht, der hat sofort Ja gesagt und das war alles super, sondern es sind oft eher die Boutiquen, die so ein bisschen komisch sind, finde ich, und dann hast du da ja auch oft Verkäufer, die eigentlich Luxus verkaufen, also MS oder so kommen die dann her und sagen wir mal, vor unserem Niveau nicht tief genug in dem Uhrending drin sind, sondern die wissen, wie man Leute mit viel Geld so betüdeln kann, dass die eine gute Zeit haben, aber
00:47:09
Speaker
sind meistens nicht so technisch bewandert.
00:47:10
Speaker
Und das fand ich tatsächlich gut, wie ihr das hinbekommen habt.
00:47:13
Speaker
Es hat mir sehr gut gefallen und ich habe ja auch mitbekommen, dass aus der amerikanischen Szene die Leute eben aus Austin und sonst wo angereist sind, um das da zu machen.
00:47:22
Speaker
Umgekehrt muss man aber auch wieder einen Schritt zurück machen und vielleicht mal die Luxusgüterindustrie so angucken und das bringt mich dann auf deine vorherige Frage mit den Markenprofilen.
00:47:31
Speaker
Es gibt natürlich inklusiven Luxus und es gibt exklusiven Luxus.
00:47:35
Speaker
Und gewisse Marken
00:47:38
Speaker
spielen genau dieses, wir lassen dich nicht rein, du kriegst die Uhr nicht, du musst eine Warteliste, bla bla bla bla.
00:47:44
Speaker
Die spielen das zu einem Level, das innerhalb dieser Zielgruppe gut funktioniert, während ihm aber andere Kunden sagen, das ist mir zu doof.
00:47:51
Speaker
Ich möchte gerne mit Gleichgesinnten mich austauschen können.
00:47:55
Speaker
Ich möchte gerne sehen, wer die Uhr macht.
00:47:57
Speaker
Und ich möchte auch nicht bis an mein Lebensende warten müssen, bis ich die Uhr kriege.
00:48:02
Speaker
Und das ist ja ein wichtiger Bestandteil dieser Vielfalt.
00:48:05
Speaker
Und wir versuchen,
00:48:08
Speaker
dieses eher inklusive Erlebnis bieten zu können, vielleicht auf einem etwas exklusiveren Niveau.
00:48:13
Speaker
Und so ergänzt sich die Wind-Up, die einen starken Fokus auf Entry-Level und Micro-Brands hat, hervorragend mit der Watchtime, die den Fokus auf Premium-Brands hat.
00:48:24
Speaker
Aber das heißt nicht, dass wir deshalb arroganter werden müssen.
00:48:28
Speaker
Das ist ja genau das, was ich meine.
00:48:30
Speaker
Die Freude an Uhren muss nicht an die Höhe des eigenen Bankkontos geknüpft sein.
00:48:37
Speaker
Und es gibt ja auch ein bisschen Austausch.
00:48:39
Speaker
Fiers und Bremont haben, glaube ich, die Messe, die Shows getauscht.
00:48:43
Speaker
Wir hatten noch nicht mal.
00:49:15
Speaker
Ach, das ist so romantisch.
00:49:15
Speaker
Wir haben noch ungefähr zehn Minuten.
00:49:17
Speaker
Ich habe noch zwei Fragekomplexe, die mir wichtig wären.
00:49:19
Speaker
Da wird die Romantik direkt gekillt.
00:49:22
Speaker
Ja, weil wir wollen alles in der Zeit haben.
00:49:24
Speaker
Nachher kann sich lieb gehabt werden.
00:49:26
Speaker
Das ist ein buntes Programm.
00:49:28
Speaker
Erstens, im Moment ist sehr viel in der Industrie im Umbruch.
00:49:33
Speaker
Wir sehen Tariffs, wir sehen eine Preisentwicklung, wir sehen eine gewisse Zurückhaltung, wir sehen Unsicherheit bei den Leuten, mindestens in Europa, in China und so weiter.
00:49:40
Speaker
Da würde mich interessieren, wie du prognostizierst, wie es weitergeht.

Rogers Leidenschaft für die Uhrenindustrie

00:49:44
Speaker
Und das Zweite ist, ganz persönlich, du machst es schon sehr lange.
00:49:48
Speaker
Du machst den Eindruck, dass du da echt großen Spaß drin hast.
00:49:51
Speaker
Wie hältst du das am Leben, dass du diesen Spaß hast?
00:49:54
Speaker
Und gibt es immer noch Uhren, wo du aufgeregt bist?
00:49:57
Speaker
Das wäre mir wichtig, wenn wir das noch klären können.
00:49:59
Speaker
Also die einfache Frage ist, es gibt für mich keine, fast kein emotionaleres Produkt, es gibt für mich keine faszinierende Industrie und ich glaube, ich kann das ein bisschen sagen, also jemand, der in der Werbung die Chance hatte, fast für jede Industrie auf diesem Planeten arbeiten zu können, nichts stoppt.
00:50:22
Speaker
Die Vielfalt, die ich in der Uhrenindustrie sehe, angefangen von den Leuten, die das Produkt schätzen.
00:50:30
Speaker
Wir Menschen möchten ja nicht nur einen.
00:50:32
Speaker
Wir möchten gleichgesinnte Interessen mit anderen Menschen verdrücken.
00:50:36
Speaker
Das kann beim Fußbau passieren, mit dem Risiko, dass du gelinglich in eine Hürdigenschlacht reinkommst.
00:50:43
Speaker
Das findest du in der Uhrenindustrie nicht.
00:50:45
Speaker
Du hast mit Gleichgesinnten zu tun.
00:50:47
Speaker
Da kommt eine hohe Homogenität dazuge.
00:50:51
Speaker
dann das Privileg, sich mit Menschen wie Rechshep Rechshepi oder Karivuti leinen oder egal wem.
00:50:59
Speaker
Ich meine, da kannst du jeden Tag auf die Knie runtergehen, dass du in der Gegenwart solcher Menschen sein kannst.
00:51:06
Speaker
Das sind Genies.
00:51:08
Speaker
Genies, die übrigens auch total auf dem Boden geblieben sind und nichts mit dem gedehentlichen Boutiquenverhalten zu tun haben, das du heute schon angesprochen hast.
00:51:18
Speaker
Insofern
00:51:20
Speaker
Als jemand, der gerne Geschichten erzählt, als jemand, der nichts lieber macht, also Recherche, Historie zu entdecken, Storys zu finden, Leute zu finden.
00:51:30
Speaker
Ich habe noch keine einzige Woche erlebt in dieser Industrie, in der ich nicht fundamental etwas gelernt habe, das ich vorher nicht wusste.
00:51:40
Speaker
Ich habe das Gefühl, dass ich viel über Ohren weiß, aber es vergeht keine Woche, wo ich nicht etwas fundamental Neues entdecke.
00:51:48
Speaker
Und das, glaube ich, in der Kombination wird nie dazu führen, dass ich meine Freude an dieser Welt des Storytellings verlieren werde.
00:51:58
Speaker
Auch, ich meine, ich kann auf den Mond, ich kann in den Marianen graben, ich kann auf den Everest, ich kann, die Vielfalt, die in diesem Thema drinsteckt, das wird nie aufhören.
00:52:09
Speaker
Dann zur Weltsituation.
00:52:11
Speaker
Jetzt noch etwas.
00:52:14
Speaker
Die USA sind, ich kann wenig dazu sagen.
00:52:17
Speaker
Ich meine, ihr seht selber die Exportzahlen, wo es hingeht und, und, und.
00:52:21
Speaker
Das Interesse, ich denke, das Positive ist, gerade jetzt mit Blick auf dieses Wochenende in New York, das Interesse des amerikanischen Uhrenmarktes an Produkt ist so stark wie nie.
00:52:33
Speaker
Ich glaube nicht, dass wir die Tarifsituation jetzt mit nur Blick auf Schweiz, Amerika, dass diese Tarifsituation in den nächsten drei Monaten gelöst wird.
00:52:42
Speaker
Insofern wird es spannend werden zu sehen, was passiert, wenn die Lagerbestände drüben dann abnehmen.
00:52:47
Speaker
Also wir sehen das jetzt mit den minus 55 Prozent und Co.
00:52:50
Speaker
Das hat ja nichts mit der Realität zu tun.
00:52:53
Speaker
Die Schweiz haben einfach praktisch die gesamte Produktionsmenge nach USA verschifft vor den Tarifen.
00:52:59
Speaker
Das müssen wir abwarten, wie es passiert.
00:53:01
Speaker
Dass die Uhren teurer werden, hat auch ein bisschen damit zu tun, dass die Uhren besser werden.
00:53:09
Speaker
Ich weiß, das ist ein sehr unpopulärer Satz.
00:53:12
Speaker
Und natürlich weiß ich auch, wenn eine Uhrenfirma dreimal pro Jahr die Preise erhöht, dann hat das nicht zwingend mit einer Qualitätsverbesserung zu tun.
00:53:18
Speaker
Das ist auch klar.
00:53:19
Speaker
Aber wir haben zum Beispiel momentan das größere Problem mit dem schwachen Dollar.
00:53:24
Speaker
Ich glaube, dass in den Geschäftsleitungsetagen der Uhrenkonzerne momentan der schwache Dollar das größere Thema sein dürfte als die Tarife.
00:53:33
Speaker
Aber natürlich wir in der Produktion teurer werden.
00:53:36
Speaker
Die Gehälter in der Schweiz werden nicht weniger.
00:53:39
Speaker
Und das muss irgendwo durch auch in der Realität gespiegelt werden.
00:53:42
Speaker
Umgekehrt
00:53:45
Speaker
Mein Lieblingsbeispiel wäre eine lange Eins gekauft hat bei Markteinführung des Modells, hat die Uhr gekauft, freut sich heute darüber, dass der Preis damals so tief war und wer sie heute kauft, blickt auf die Zeit zurück und sagt, oh, ist sie heute so teuer geworden und das ist einfach wie eine Aktie.
00:54:01
Speaker
Dieses Unternehmen hat Millionen investiert in den Wert dieser Marke, in das Design, in die Entwicklung dieser Uhr und, und, und.
00:54:09
Speaker
Und das ist dann einfach, wenn du mitmachst, dann ist es cool.
00:54:12
Speaker
Wenn du nicht mitgemacht hast, dann ärgerst du dich.
00:54:14
Speaker
Genauso wie ich heute hinstelle, mein Gott, ich hätte Apple-Aktien kaufen sollen vor ein paar Jahren.
00:54:18
Speaker
Dann würde ich heute andere Uhren tragen.
00:54:22
Speaker
Und wo haben wir noch?
00:54:25
Speaker
Kriege?
00:54:26
Speaker
Kriege wolltest du auch noch ansprechen?
00:54:27
Speaker
Ach nee, nicht so zwingend.
00:54:31
Speaker
Also ich verstehe, du bist groß und ganz zuversichtlich, weil das Interesse da ist und der Rest wird sich weisen.
00:54:36
Speaker
Ich glaube, dass wir, wir haben es mit einem Produkt zu tun, das so viel Historie und so viel Substanz mitbringt.
00:54:44
Speaker
Es ist keine Handtasche.
00:54:47
Speaker
Es ist kein klassisches Luxusgut.
00:54:50
Speaker
Das, was an Wissen, an Handwerkskunst in diesem Produkt drinsteckt, das ist an Substanz quasi nicht zu überbieten.
00:54:56
Speaker
Diese Substanz ist da.
00:54:58
Speaker
Und
00:55:00
Speaker
Die Menschen sehen sich nach Substanz, je digitaler, je artifizieller, je mehr AI und Co.
00:55:07
Speaker
kommt, umso mehr sehen wir uns nach solchen Dingen.
00:55:10
Speaker
Sei es nun ein Füllfederhalter.
00:55:13
Speaker
Ich meine, wir schreiben heute nachweisbar weniger Briefe, aber wir verkaufen mehr Füllfederhalter.
00:55:20
Speaker
Wir haben schon lange nicht mehr so viele Schallplatten verkauft wie aktuell.
00:55:23
Speaker
Kein Musiker kann es sich leisten, ohne Schallplatten zu sein.
00:55:26
Speaker
Also wir sehen diesen...
00:55:28
Speaker
Gegentrend zu Trends, zu Entschleunigung, zu anderen Geschichten.
00:55:32
Speaker
Ich glaube, dass die Uhr hier prädestiniert ist, schon immer war und noch lange Zeit sein wird.
00:55:40
Speaker
Ob jetzt jeder 16-Jährige sich eine Rolex kaufen muss, das ist wieder ein anderes Thema.
00:55:45
Speaker
Aber ich glaube, die Industrie ist an einem besseren Punkt, als sie je zuvor war.
00:55:50
Speaker
Momentan haben wir ein bisschen eine schwierigere Phase, aber das wird nichts daran ändern,
00:55:55
Speaker
wie faszinierend das Produkt und die Leute dahinter sind.
00:56:00
Speaker
Und jeder, der sich in dieses Rabbit Hole bewegt, kommt irgendwann nach New York an eine Watchtime und an eine Windup, weil einfach die Leute dahinter so cool sind.
00:56:14
Speaker
Ich habe noch zwei Fragen.
00:56:15
Speaker
Nach Knuts Zeit haben wir noch vier Minuten.
00:56:18
Speaker
Wir haben noch ein bisschen mehr im Zweifel.
00:56:21
Speaker
Zum einen, was du gerade gesagt hast, deine Leidenschaft für das Schreiben, dass du gesagt hast, dass du auf den Mount Everest kamst, du kannst in den Marianne graben.
00:56:29
Speaker
Kann ich ein bisschen nachvollziehen, weil ich selbst ein Kinderbuch gerade schreibe über zwei Wächter in einem Wald und so, und ich selbst ein bisschen mich dann in diese Situation hineinversetzt und das durchleben kann, in Anführungszeichen.
00:56:39
Speaker
Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte,
00:56:41
Speaker
Wenn du nicht über Uhren schreiben würdest, dürftest, worüber würdest du dann schreiben?
00:56:49
Speaker
Fällt dir da direkt spontan was ein, wo du noch Spaß dran hättest?
00:56:54
Speaker
Also Spaß, Spaß ist ein großes Privileg.
00:56:57
Speaker
Ich habe als Werbetexter angefangen und damit habe ich von der Schweizer SVP, hier auf dem rechten Spektrum des politischen Astes, geschrieben bis zu Tabak, bis zu Autos, bis zu was weiß ich.
00:57:12
Speaker
Lustigerweise waren meistens die Industrien am spannendsten, bei denen ich die höchsten, sag mal, wo ich die höchsten Ängste davor hatte.
00:57:24
Speaker
Ich habe lange für Phonak arbeiten dürfen, ein Hörgerätehersteller.
00:57:28
Speaker
Coolster Kunde, den ich je hatte, mit den coolsten Projekten, mit den coolsten Problemen und Lösungen, die wir arbeiten dürften.
00:57:37
Speaker
Wenn ich jetzt ganz einfach, also ich dürfte heute nicht mehr über Uhren schreiben, dann würde ich immer noch über Tauchen schreiben wollen, dann würde ich vielleicht über Flugzeuge schreiben wollen.
00:57:46
Speaker
Ich habe für mich einfach den...
00:57:49
Speaker
das große Glück gehabt, dass ich gesagt habe, ich komme aus der Internetwelt, ich bin begeisterter Taucher, ich bin begeisterter Schreiber und ich liebe Uhren und habe dann für mich eine Plattform geschaffen, wo ich genau alle diese Leidenschaften ausleben kann.
00:58:04
Speaker
Aber man kann hier auch locker etwas wegnehmen und ich mache nur noch was über Tauchen oder ich mache nur noch was über was anderes und ich bin genau noch so happy.
00:58:10
Speaker
Ich glaube, mir ist noch kein Thema begegnet, dass ich nicht
00:58:19
Speaker
lohnenswert empfunden hätte, darüber zu schreiben.
00:58:23
Speaker
Aber manchmal scheitert man halt einfach, dass man den Zugang nicht findet.
00:58:26
Speaker
Aber das ist mir zum Glück so noch nie passiert.
00:58:29
Speaker
Und ich bin 100% überzeugt, dass ein Toningenieur bei Fonac genauso ein interessantes Interview sein kann wie ein Uhrmacher bei AP.
00:58:38
Speaker
Verstehe ich total.
00:58:40
Speaker
Danke für deine offenen Worte.
00:58:42
Speaker
Eine Frage noch, weil ich habe das von dir gelesen in einem anderen Interview.
00:58:44
Speaker
Da hast du gesagt, dass du selbst in dem Interview hattest du eine relativ günstige Uhr an und du hast gesagt, du würdest eher wahrscheinlich nicht dir eine Uhr kaufen, die teurer als 8.000 bis 10.000 Dollar ist.
00:58:55
Speaker
Was ich persönlich sehr sympathisch finde, weil ich auch ein großes Herz für Microbrands habe.
00:58:59
Speaker
Mich würde aber interessieren, wenn du das beantworten kannst und möchtest, weil viele Menschen
00:59:06
Speaker
Gerade im Uhren-Game, die ich gerade in Deutschland, das hatte Knut vorher noch so ein bisschen eingerissen, die ich kennengelernt habe, denen ist es sehr wichtig, wie teuer die Uhr ist.
00:59:14
Speaker
Und die Frage andersrum, warum ist es dir egal, wie teuer die Uhr ist?
00:59:20
Speaker
Da kommt vielleicht ein bisschen der Schreiberling hinter mir vor, je mehr Uhren ich habe, umso mehr kann ich über Uhren schreiben.
00:59:26
Speaker
Und ich habe schon immer noch ein bisschen diese Tastaturbrille vor mir auf den Augen.
00:59:34
Speaker
Ich bin vielleicht zu ungeduldig.
00:59:36
Speaker
Ich würde nicht...
00:59:38
Speaker
dreimal, viermal mehr länger warten wollen, bis ich eine neue Uhr kaufen kann.
00:59:42
Speaker
Da gibt es einfach zu viele coole Sachen, die ich gerne hätte.
00:59:44
Speaker
Also ich bin jetzt gerade super stolz auf mich, dass ich aus dem Baltic Watches Showroom in New York rausgelaufen bin, ohne eine Uhr gekauft zu haben.
00:59:53
Speaker
Da muss ich mir wirklich ein großes Kompliment machen, dass ich das nicht gemacht habe.
01:00:00
Speaker
Und ich habe, also lieber habe ich häufiger eine neue Uhr, als dass ich
01:00:07
Speaker
einfach länger warten muss.
01:00:08
Speaker
Umgekehrt, wie jeder, der mehr als eine Uhr besitzt, habe auch ich natürlich Gedanken, wo ich sage, mein Gott, wenn ich jetzt alles verkaufen könnte und nur noch eine haben könnte, das wäre auch nicht so schlecht.
01:00:18
Speaker
Man geht so ja immer auch wieder durch Sparsen durch, wo man sagt, jetzt ist die Zeit, die Sammlung zu konservieren.
01:00:26
Speaker
Ich habe einfach wirklich das Problem, dass ich gewisse Themen dann auch wieder weiterführe,
01:00:32
Speaker
Also wenn zum Beispiel Zertina die 1000 Taucheruhr neu auflegt und ich das Original habe, dann kann ich andere Storytelling machen, wie wenn ich das nicht habe.
01:00:44
Speaker
Entsprechend hätte ich mich geurteilt, hätte ich die Vintage DS Super PH1000 verkauft gehabt und jetzt kann ich einen Artikel machen, wo ich die beiden nebeneinander vergleiche.
01:00:55
Speaker
Und so tauge ich immer nur bedingt als Gradmesser für solche Fragen, weil ich halt immer auch diese historische oder diese schreibende Komponente mitbringe, wo ich sage, ich könnte mal eine Story machen über blaue Zifferblätter.
01:01:11
Speaker
Wie cool ist es, wenn ich dann nicht jede Marke anrufen muss und betteln muss, sondern einfach in zwei Minuten dieses Foto gemacht habe.
01:01:20
Speaker
verstanden.
01:01:21
Speaker
Danke dir.
01:01:21
Speaker
Und das große Plädoyer für eine große Sammlung und viele Wendigkeit.
01:01:24
Speaker
Das gefällt uns.
01:01:25
Speaker
Genau.
01:01:26
Speaker
Sehr schön.
01:01:29
Speaker
Voll gut.
01:01:30
Speaker
Knut, du hast deine Fragen alle abgearbeitet.
01:01:35
Speaker
Ja, und wir sind positiv hinten rausgekommen.
01:01:37
Speaker
Das ist doch ein schönes Ergebnis.
01:01:40
Speaker
Gut, das heißt, ihr wollt nichts mehr wissen.
01:01:44
Speaker
Ich würde noch sehr viel wissen wollen, aber eine Stunde ist, glaube ich, auch eine ganz angenehme Zeit für die Hörer.
01:01:50
Speaker
Und wenn du irgendwann magst, laden wir dich sehr, sehr gerne auch nochmal zu uns ein in der Zukunft.
01:01:56
Speaker
Also anytime.
01:01:59
Speaker
Das ist ja relativ einfach, wenn man das so remote machen kann.
01:02:02
Speaker
Also wirklich kein Problem.
01:02:04
Speaker
Wunderbar, das war sehr spannend.
01:02:05
Speaker
Dankeschön.
01:02:07
Speaker
Danke euch.
01:02:09
Speaker
Warte, warte.
01:02:10
Speaker
Ich möchte mich sehr, sehr herzlich bei dir bedanken, Roger, dafür, dass du da warst und uns diese Insights geliefert hast.
01:02:15
Speaker
Und die letzten Worte gehören immer dem Gast.
01:02:17
Speaker
Also go for it.
01:02:21
Speaker
Da war ich nicht vorbereitet.
01:02:22
Speaker
Jetzt muss ich einen Zettel vornehmen.
01:02:26
Speaker
Ganz besonders vielen herzlichen Dank an die Zuhörer natürlich, die sich diese Stunde angetan haben.
01:02:31
Speaker
Für uns ist es immer sehr spaßig, wenn wir über unsere Themen reden können.
01:02:34
Speaker
Das war eine sehr angenehme Gesprächsrunde.
01:02:36
Speaker
Das war auch danke meinen beiden Gastgebern.
01:02:38
Speaker
Aber der größte Dank geht, wie gesagt, an euch, die Zuhörer, die...
01:02:43
Speaker
mit euren Käufen dazu beitragen, dass die Uhrenindustrie floriert, dass ich wiederum die Chance habe, über Uhren schreiben zu können, dass ich an Events gehen kann, dass ich Leute kennenlernen kann und und und.
01:02:52
Speaker
Insofern vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
01:02:54
Speaker
Danke dir, Roger.
01:02:57
Speaker
Danke euch.
01:02:58
Speaker
Peace.