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#21 Wer über die Zukunft spricht, sollte nicht mit Glaskugeln werfen! Unser Gast: Laura Bechthold. image

#21 Wer über die Zukunft spricht, sollte nicht mit Glaskugeln werfen! Unser Gast: Laura Bechthold.

No Strategy - No Breakfast
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52 Plays2 months ago

Wie kann man etwas erforschen, was noch nicht eingetreten ist? Kann man erkennen, ob Organisationen oder Individuen zukunftsfähig sind oder nicht? Und welches Bild von der Zukunft hat eine Zukunftsforscherin?

In dieser Folge haben wir Laura Bechthold zu Gast - sie ist Professorin für Technology Assessment und Cultural Management an der technischen Hochschule in Ingolstadt und leidenschaftliche Zukunftsforscherin. Wir sprechen mit ihr über den Unterschied zwischen Zukunftsforschung und Glaskugellesen und über hilfreiche Alternativen zu dystopischen und utopischen Bildern von der Zukunft. Und wir sprechen über die enge Verwandtschaft von (seriöser) Zukunftsforschung und systemischer Strategieentwicklung.

Eines wird, mal wieder, besonders deutlich: wer sich nicht darauf einlässt, paradoxiefähig zu agieren und sich stattdessen auf normative Ideen von Zukunft verlässt, wird es schwer haben, die eigene Organisation auf die Unterschiedlichkeit zukünftiger Ansprüche vorzubereiten.

Wer mehr über Laura und ihre Arbeit wissen will, schaut am besten hier vorbei

www.thi.de/personen/prof-dr-laura-bechthold/

oder folgt ihr auf LinkedIn und Instagram

Transcript

Einleitung in den Podcast 'No Strategy, No Breakfast'

00:00:03
Speaker
No Strategy, No Breakfast, der Podcast rund um Strategieentwicklung von und mit Jürgen Margetich und Karl Bredemeyer. Jürgen und ich sind Organisationsberater in Berlin und Wien und wir heißen euch ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge No Strategy, No Breakfast.

Vorstellung von Laura Bechtold

00:00:19
Speaker
Karl, wir haben wieder einen tollen Gast, eine tolle Gästin, würde man jetzt sagen. Laura, herzlich willkommen bei uns. Schön, dass du da bist. Freut mich. Hallo. Hallo, Laura. Wir haben uns es angewöhnt, den Gästen die Vorstellung selbst zu überlassen, damit wir nichts auslassen und nicht zu viel erzählen. Laura, sag uns doch mal, wer bist du und was machst du?
00:00:41
Speaker
Sehr gerne. Ich bin Laura Bechtold. Ich bin hier gerade zugeschaltet aus München, wo ich wohne. Ich bin Professorin an der Technischen Hochschule in Ingolstadt und habe dort vor
00:00:51
Speaker
etwa zwei Jahren das Bayerische Foresight Institut mitgegründet. Wir machen dort technologieorientierte Zukunftsforschung und ich denke darüber sprechen wir auch.

Lauras akademische Reise in Zukunftsstudien und Technikbewertung

00:01:01
Speaker
Zu meinem Hintergrund bin ich breite Sozialwissenschaftlerin, habe Wirtschaftskultur, Politik und Nachhaltigkeitswissenschaften studiert, im Innovations- und Entrepreneurship Bereich promoviert,
00:01:12
Speaker
und bin dann immer mehr in das Themengebiet der Zukunftsforschung und Technikfolgenabschätzung reingerutscht und bin ganz froh, dass ich das jetzt bei uns an der THI auch tatsächlich umsetzen kann, was ja auch in dem Bereich gar nicht selbstverständlich ist, dass man da auch eine akademische Stelle zu findet. Das heißt, du kannst jetzt ganz genau sagen, wie es in die Zukunft wird.
00:01:32
Speaker
Ja, ganz genau, dann wäre ich nämlich die Wahrsagerin. Ich glaube, mir geht es tatsächlich jetzt eher darum, dass wir vielleicht gemeinsam mal auf die Zukunftsforschung schauen. Was heißt es eigentlich? Woher kommt es? Was macht man da, wenn man es wissenschaftlich fundiert angeht und nicht einfach nur Parolen raus
00:01:52
Speaker
sagt, die man eben so hört. Das machen natürlich auch immer wieder Leute. Da muss man aber immer genau drauf gucken, wie viel Inhalt tatsächlich dahinter ist, aus meiner Sicht. Genau. Und was das natürlich dann am Ende auch mit Strategie zu tun hat.

Was sind Zukunftsstudien?

00:02:06
Speaker
Gleich das Erste. Was ist Zukunftsforschung?
00:02:09
Speaker
Also, die Zukunftsforschung beschäftigt sich, wie man im Namen schon hört, mit der Zukunft. Ich würde es ganz grob in drei Teile unterteilen. Und das überrascht vielleicht auch manche dann. Das erste ist nämlich, und das ist, glaube ich, was die meisten mit Zukunft assoziieren, das Thema Vorhersagen oder Forecasting. Das heißt, da geht es wirklich darum, zu schauen, wir haben irgendwelche Daten, die wir vorliegen haben, wie könnten bestimmte Trends sich in der Zukunft entwickeln. Da arbeitet man mit großen Datenmodellen, Simulationen etc.
00:02:38
Speaker
Das ist aber nur ein kleiner Teil von der Zukunftsforschung. Der weit größere Teil ist das, was wir auch viel machen, das ist das Foresighting oder Foresight. Da geht es darum, zu überlegen, was sind eigentlich verschiedene Zukunftsszenarien, die sich entwickeln könnten. Wir wissen ja nie genau, was passiert in der Zukunft. Da sind ganz viele Faktoren mit involviert und da hat es auch viel mit Unsicherheit zu tun, mit Ambiguitäten. Je weiter wir in die Zukunft blicken, desto
00:03:06
Speaker
schwieriger wird es, genauer Vorhersagen zu treffen. Und da geht es eben darum, Tools zu entwickeln und sich zu überlegen, auch wie könnten verschiedene Szenarien aussehen. Und der dritte Teil ist, glaube ich, das, was viele gar nicht auf dem Schirm haben. Da gibt es zum Beispiel den Begriff Anticipation dafür. Und der wurde von Roberto Poli, der berühmte Zukunftsforscher, auch mitgeprägt. Und da geht es darum, zu gucken, wie neben eigentlich Menschen Zukunft war und wie
00:03:33
Speaker
können sie erkennen, welche Rolle sie darin spielen und wie können sie die auch aktiv gestalten. Das fängt aber schon damit an, überhaupt zu überlegen, was heißt eigentlich Zukunft in unseren Köpfen, wie bildet sich Zukunft da, wie erkennt man seine eigene Rolle darin und wie setzt man das in Handeln um.
00:03:49
Speaker
Damit sind wir eigentlich von den Kernfragen oder Aufgaben schon mitten in der Strategie. Ich würde sagen, da könnte man Zukunftsforschung rausstreichen, Strategiearbeit, Dreistreng. Das sind eigentlich die ähnlichen Fragen, oder, Karl? Ja, und was ich mir jetzt gerade beim Zuhören gefragt habe ist, also gerade zum letzten Punkt, welche Rolle spiele ich?
00:04:08
Speaker
in der Zukunft. Wie kann man sich das vorstellen? Sind das Fragestellungen, die an euch herangetragen werden oder sind das Fragestellungen, die ihr euch selber irgendwann mal auf einen Zettel geschrieben habt? Wie funktioniert das? Also grundsätzlich ist das erstmal ein wahnsinnig spannender Forschungsbereich und ein Kompetenzbereich. Also es gibt von der UNESCO geprägt beispielsweise das Konzept der Futures Literacy.
00:04:37
Speaker
Das beschreibt die Idee, dass Zukunft und das Nachdenken über die Zukunft und das Handeln auf Basis der Zukunft eine eigene Kompetenz ist. Sowas wie Medienkompetenz, Schlesen, Schreiben etc. Deshalb auch Futures Literacy. Futures, weil wir immer davon ausgehen, es gibt nicht nur die eine Zukunft, sondern es gibt verschiedene mögliche Zukunft. Da spielt uns die deutsche Sprache ein bisschen einen Streich. Im Englischen gibt es den Begriff Futures.
00:05:02
Speaker
um das zu symbolisieren. Und in dem Bereich geht es eben darum zu sagen, okay, was heißt das eigentlich, wenn wir über Zukunft nachdenken?

Futures Literacy und Methoden der Zukunftsstudien

00:05:10
Speaker
Also wir müssen ja überlegen, wir denken ja eigentlich die ganze Zeit über Zukunft nach. Die Zukunft findet in all unseren Entscheidungen fast statt. Gehe ich über die Straße, was esse ich zum Abendessen, wen heirate ich, wohin gehe ich in den Urlaub, welchen Job mache ich? Hat überall die Zukunft mit drin. Und die Frage ist, woher kommen diese Annahmen, die wir daraus stricken?
00:05:30
Speaker
Das geht dann darum, was sind unsere Werte, Wünsche, Vorstellungen, Präferenzen etc. Und so bildet sich in jedem von uns eine eigene Annahme über die Zukunft. Was passiert, was ist wahrscheinlich, was ist möglich, was ist aber auch wünschenswert. Und da muss man erstmal auch die Unterscheidung treffen. Was sind Sachen, die können passieren, sind wahrscheinlich. Was sind Sachen, die wünsche ich mir halt, aber vielleicht andere Leute nicht. Und Zukunftsarbeit fängt und Zukunftsforschung geht auch darauf ein,
00:05:58
Speaker
dass genau das erstmal aufgedröselt wird. Dass ich verstehe, ich habe Annahmen über die Zukunft, die müssen aber nicht unbedingt die gleichen sein wie die andere Person. Es gibt Schnittmengen, aber es gibt auch viele, viele Unterschiede und weil das so komplex ist, hat jeder eine andere Vorstellung der Zukunft. Das ist ein mentales Modell, das gibt es ja nicht, weil in dem Moment, wo die Zukunft da ist, ist sie nicht mehr da.
00:06:18
Speaker
Alles abstrakt. Und das zu verstehen, das ist nur der erste Schritt. Also mich erinnert es ein bisschen schon an das, Karl kann sich erinnern, das Thema Branchenbios in der Strategie, dass Branchen ähnliche Strategien formulieren, weil halt das Wertesystem ähnlich ist und auch das, was vorstellbar ist und wie Daten gelesen werden. Also das hat mich jetzt gerade da angesprochen. Jetzt steht dahinter ja, wie du sagst, Forschung, auch ein ganz methodischer Kanon, oder?
00:06:46
Speaker
Die Fragen sind sehr zugänglich. Also alles, was du sagst, hey, das ist für uns voll relevant in der Strategie, können wir uns vorstellen. Wie sieht es denn mit der methodischen Seite aus? Ist das was, wo du sagst, ups, ohne, ohne, braucht ihr gar nicht einmal nachdenken, oder ist das so, wo sagen jetzt, da gibt es so Spitzenforschung, das macht ihr, und es gibt Derivate, die kann man sozusagen mitnehmen in die Wirtschaftspraxis der Strategiearbeit.
00:07:08
Speaker
Also ich glaube, es kommt immer darauf an, was genau man sich anschaut. Denn Zukunftsforschung an sich kann von sehr theoretisch sehr abstrakt bis hin zu sehr angewandter Forschung sein. Theoretisch abstrakt sind genau die Sachen, die ich gerade auch erklärt habe. Wie denken Menschen über die Zukunft nach?
00:07:27
Speaker
aber auch zum Beispiel Simulationsmethoden. Man kann eigentlich alle gängigen wissenschaftlichen Methoden irgendwo in der Zukunftsforschung wiederfinden. Die angewandten Bereiche, da geht es tatsächlich eher darum zu gucken, was sind eigentlich geeignete Methoden, um
00:07:42
Speaker
dieses Nachdenken bei Menschen, zum Beispiel in Organisationen, in der Strategiearbeit etc. zu fördern. Wie geht man daran? Was passt für wen? Gerade das ganze Thema Scenario Planning, Scenario Technik, Entwicklung von Zukunftsszenarien ist ein eigener Forschungszweig, der tatsächlich auch eher aus der Strategie entwickelt wurde. Also gerade Shell war da der Vorreiter, die diese berühmte Shell Scenario Methode entwickelt haben. Das war aber schon vor einigen Jahren, also
00:08:12
Speaker
irgendwann in den 80ern, glaube ich, aber nagelt mich da nicht drauf fest. Und heutzutage gibt es da auch einen bunten Strauß. Oder ich beschäftige mich zum Beispiel auch pragmatisch in meiner Forschung damit, wie können wir sowas wie Serious Games, also spielbasierte Ansätze zur Vermittlung von Zukunftskompetenzen nutzen, weil aus meiner Sicht genau solche Sachen
00:08:33
Speaker
kognitive Fähigkeiten sind, die man nicht nur bei der Theorie oder mit der Theorie lernt, sondern die man erfahren muss. Ambigualitätstoleranz, Unsicherheitstoleranz, das trainiere ich damit, indem ich es erlebe. Und das sind dann auch wieder Sachen zu fragen, ja, was funktioniert denn da, was nicht? Und da kann man dann wieder mit Forschungsmethoden rangehen, um zu messen, was entfaltet denn Wirksamkeit und unter welchen Umständen?

Zukunftskompetenz für strategisches Arbeiten

00:08:55
Speaker
Welche kognitiven Fähigkeiten kann ich überhaupt trainieren?
00:08:58
Speaker
Welche sind schwieriger? Vor was braucht es langfristige Intervention, kurze Intervention etc.?
00:09:04
Speaker
Also was du sagst, diese Literacy, diese Zukunftsfähigkeit, das ist schon was aus dem Strativ, die verschiedenen Zukunften. Die Leute können immer gut umgehen, wenn wir eine Zukunft formulieren. Aber wenn wir über mehrere mögliche Zukunften sprechen, ist es nicht nur sprachlich schwierig, sondern auch oft im Unternehmen, in der Bildung. Also wissen wir noch nicht, wohin. Wir hätten gerne das zuverlässige eine Bild. Aber ich habe jetzt verstanden, da hilft schon auch das Trainieren, den Umgang mit dieser offenen Situation möglicher
00:09:34
Speaker
paralleler oder unterschiedlicher Zukunft und mit dem zu operieren und zu agieren. Also würde man sagen, das wäre eine Vorqualifikation, die man mehr stärken könnte im Sinne der Strategiearbeit der Partizipativen in Unternehmen auch. Absolut. Also das sind für mich ganz zentrale Punkte. Das ist das systemische Denken. Also wie erkenne ich Zusammenhänge? Wie gehe ich mit Unsicherheiten um? Ich habe auch einiges geforscht zum Thema Paradoxiefähigkeit. Also wie gehen Leute mit Paradoxiefähigkeit
00:10:04
Speaker
Doxensituation oder Entscheidungen, die sich eigentlich widersprechen, aber wovon keine Möglichkeit die richtige ist. Und das sind die Sachen, die am Ende das ganze Thema kognitive Flexibilität fördern. Und genau das ist das, worum es hier auch geht. Also dieses schnelle Reagieren oder das Akzeptieren von verschiedenen Möglichkeiten, das Reagieren darauf etc.

Kognitive Flexibilität und Resilienz für die Zukunft

00:10:26
Speaker
Und dann kann man wieder rückwirkend sagen, na ja, wenn ich das gelernt habe, das Nachdenken darüber,
00:10:32
Speaker
dann entwickle ich auch mehr persönliche, aber auch organisationale Resilienz. Weil im Endeffekt geht es ja darum, wir wollen ja möglichst gut sowohl als Individuum als auch als Organisation durch unser Leben kommen. Wir wollen resistent sein gegenüber Schocks. Wir wollen irgendwie schauen, was wir Tolles in der Zukunft machen können und möglichst wenig Stress haben in Krisen und Krisen erleben.
00:10:56
Speaker
Und genau darauf zieht eben die Zukunftsarbeit auch ab, dass wir halt sagen, na ja, ein erster Weg dazu. Wir können nie verhindern, dass wir irgendwelche Erlebnisse haben, Ereignisse, die unser Weltbild durcheinanderbringen, wo wir reagieren müssen. Eine Krise würde immer kommen, aber die Frage ist, wie reagieren wir darauf oder wie können wir uns darauf vorbereiten?
00:11:16
Speaker
Ich hatte jetzt beide über das Thema Zukunftskompetenz gesprochen. Da interessiert mich, gibt es, wenn jetzt eine Organisation wissen möchte, ob sie zukunftskompetent ist, würdest du sagen, dass das aus der Forschungssicht oder aus der wissenschaftlichen Sicht heraus
00:11:33
Speaker
relativ einfach zu bestimmen ist, ob oder wenn ja, zu welchem Grad eine Organisation zukunftsfähig ist, oder ist das etwas, was, ja, weiß ich nicht, sehr aufwendig erarbeitet werden muss mit möglichen Assessments etc.? Also ich glaube, teils, teils. Es gibt pragmatische Wege herauszufinden. Ich glaube, es reicht schon einmal zu beobachten, wie reagieren Leute eben genau auf die Frage,
00:12:04
Speaker
wenn es nicht nur die eine Zukunft gibt oder was wäre denn, wenn es nicht so läuft.

Bewertung der Zukunftskompetenz von Organisationen

00:12:08
Speaker
Je empfindlicher die Organisation oder die Menschen darauf reagieren, desto schwieriger. Es gibt natürlich auch Assessments. Dann ist die Frage, was man hier messen möchte. Es ist der individuelle Mensch. Auf meiner Sicht ist das das Ganze, wo es anfängt. Da gibt es sowas wie futures consciousness, Skalen, also Skalen heißt quasi Fragebögen, die man aus
00:12:29
Speaker
auswerten kann, die Leute ausfüllen können, wo man sich mal einen Blick verschaffen kann. Da gibt es andere klassische Methoden, wie man das erheben kann. Ich glaube, tatsächlich meistens kriegt man aber sehr schnell ein Gefühl dafür, inwiefern das Zukunftsdenken schon angekommen ist in der Organisation.
00:12:50
Speaker
Und dann ist natürlich, also um es wirklich wissenschaftlich streng zu bestimmen, ist es eher ja rückwirkende Beobachtungen, wie gut hat die Organisation auf verschiedene Themen reagiert, was war da los etc. Da gibt es auch noch nicht so viel Forschung, so langfristige Forschung, weil das natürlich gerade in dem Zukunftsbereich immer das Zeitproblem ist. Wir müssen dann erstmal einige Jahre warten, bis dann was passiert. Genau.
00:13:16
Speaker
Es gibt so eine Frage, die jetzt beim Zuhören mir gekommen ist. Anderer Punkt, wo du vorhin warst, du machst Technologie folgen Forschung.
00:13:25
Speaker
Wir stehen ja die letzten Jahre und jetzt das letzte Jahr insbesondere in einer Technologie von Utopie bis Dystopie, die aber in den Strategiediskussionen durchaus eine Rolle spielt in der Auswirkung auf die Workforce, auf die Leute, die arbeiten, auf die Art von Organisation und Führung und auch von Werten. Das ist schon Themen, die ich diesmal oder im Moment sehr viel stärker
00:13:52
Speaker
hinterfragt, sehe und erlebe, aber auch mit sehr unterschiedlichen Erwartungshaltungen nach vorne. Ist das eine Frage, mit der ihr euch konkret beschäftigt jetzt? Oder ist das sozusagen, gibt es ja schon aus der Forschung heraus Tendenzen oder Bewegungen? Also ist eine Frage, ist ja die Frage, wie gehen wir so mit künstlicher Intelligenz um? Das habe ich jetzt gerade verstanden.
00:14:19
Speaker
Das ist natürlich ein wahnsinnig weites Forschungsfeld. Da beschäftigen wir uns damit, da beschäftigen sich viele Kollegen an der TH Ingolstadt damit, weil wir auch einen ganz großen KI-Forschungsknoten bei uns haben, in unterschiedlichste Richtungen. Ich finde es persönlich interessant zu überlegen, wie gehen eigentlich Leute, die keine KI-Experten

Einsatz von KI in Zukunftsszenarien

00:14:43
Speaker
sind, mit KI um? Wie integrieren sie das in ihren Alltag, in ihren Arbeitsalltag etc.?
00:14:48
Speaker
Da habe ich unterschiedliche Forschungsprojekte gemacht am Laufen. Das ist alles teilweise schon da, teilweise in Kinderschuhen. Ein Beispiel, was ich im Hinblick auf Zukunftsarbeit gemacht habe, was es vielleicht exemplarisch darstellt.
00:15:06
Speaker
ist die Verwendung von AI-generierten Bildern in partizipativen Prozessen. Also was passiert beispielsweise, wenn ich jetzt in so einen Workshop, nehmen wir zum Beispiel Thema Strategie, gehe und sage, wir brauchen eine Zukunftsvision für unsere Firma oder wir wollen wissen, wie unsere Industrie in 20 Jahren aussehen könnte. Und wir nehmen als Werkzeug nicht klassischerweise ein Whiteboard und ein Flipchart und die Gruppen müssen dann ihre Ideen visualisieren.
00:15:33
Speaker
sondern wir nehmen KI und lassen sie Guild-Bilder generieren. Und das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert, weil auf der einen Seite, was passiert, wenn man einen Flipchart nimmt, die Person aus der Gruppe, die als erstes den Stift in die Hand nimmt, die wird der Kurator der Informationen, die hier verhandelt werden, also die bestimmt.
00:15:52
Speaker
was tatsächlich draufkommt. Manchmal einfach pragmatisch, das kann ich malen, das kann ich nicht malen, also male ich deine Idee drauf und die wird nachher vorgestellt und die manifestiert sich dann irgendwo, anstatt dass es ein demokratischer Prozess ist. Wenn ich jetzt Leute mitnehme,
00:16:07
Speaker
durch so ein Prozess der Bildgenerierung, dann hat es zwei Vorteile. Erstens, wenn man zum Beispiel zu Moment, also das individuell startet, dann muss sich jeder erstmal überlegen, was soll denn auf meinem Bild drauf sein. Ich muss einen Prompt schreiben und ich muss das in Worte fassen. Und dann kann ich die Bilder sehr schnell von unterschiedlichen Leuten vergleichen. Und zum Beispiel in den Interventionen, die ich dazu beobachtet habe, ist es auch ein bisschen Zugang zu Emotionen, zu Vermittlungen, zu sagen, das passt mir irgendwie noch nicht. Ich habe einen anderen Zugang zu
00:16:37
Speaker
zu diesen Bildern der Zukunft, weil es manchen Leuten auch nicht so leicht fällt, das einfach in Worten zu beschreiben. Das ist das eine. Das heißt, auf der einen Seite ist es positiv, weil es kann ein bisschen auch gewisse der kreative Prozesse in der Partizipation demokratisieren. Auf der anderen Seite haben wir natürlich immer noch in
00:16:55
Speaker
der KI die ganzen Biases mit drin. Das heißt, wenn ich da reinprompte, ich hätte gerne den CEO, dann ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit und wenn ich es nicht anders frame, ein westlich aussehender, weißer, mittelalter Mann.
00:17:14
Speaker
Oder wenn ich einen Lehrer habe, vor allem im Englischen, wo du dann nicht diese Geschlechtertrennung hast in der Sprache, dann ist es wahrscheinlich irgendwie eine Frau und so weiter. Also wir haben die vielen, vielen Biases da drin, die auch noch nicht ganz ausgemerzt sind. Und wenn wir die halt dann wieder als Ankerpunkte für unsere Zukunft arbeit nehmen, dann
00:17:30
Speaker
Manifestiert sich das natürlich auch wieder rein. Die haben wir auch in den Workshops übrigens. Der Bayerens ist sowas von klar drinnen. Ich denke an viele Beispiele, die wir hatten. Da muss ich sagen, da sind wir leider nicht besser als das. Das kann man schon sagen, dass das auch gut erlebbar ist. Aber ich nehme schon mit sozusagen die Anreichung. Und das Zweite ist ja sozusagen, was mir jetzt bei der Entschilderung aufgefallen ist, gerade wenn ich das nutze für die Bildgenerierung,
00:17:59
Speaker
Gestalte ich nicht ein Bild, sondern ich reflektiere über ein mögliches Bild, das ich als Antwort will. Das verändert den Prozess durch das Prompten auch schon.
00:18:08
Speaker
Genau. Natürlich schreibt nicht, wenn wir da zum Beispiel Sachen reinprompten wie die Zukunft der Mobilität, dann wird es natürlich auch die gängigen Bilder, die im Internet herumstören, uns reproduzieren. Und das ist natürlich auch wieder die andere Geschichte. Wir reproduzieren ja das, was eigentlich schon da ist, weil die KI immer noch irgendwo eine Regression zur Mitte darstellt, die uns die existierenden Zukunftsbilder sozusagen präsentiert. Das heißt auch hier
00:18:37
Speaker
Hoffentlich in der Zukunft wird es auch mehr wieder dazu übergehen, dass wir sagen, wir dürfen uns da nicht drauf verlassen, sondern auch der Mensch ist auch mal aus meiner Sicht daher eine interessante Spezies, weil wir diesen Überraschungsmoment reinbringen können und sagen, oh, da hat jetzt noch keiner drüber nachgedacht. Vielleicht schafft es die KI auch mal, uns da neue Sachen reinzugeben, an die wir noch nicht gedacht haben, aber da sind wir noch eine Weile von entfernt.

Lauras Vision der Zukunft

00:19:01
Speaker
Das bringt mich jetzt zur Frage, was du selber für ein Bild von der Zukunft hast. Ist das irgendwie von deiner Arbeit geprägt oder ist das irgendwas, was du sowieso schon mit dir rumträgst und was jetzt sozusagen an einer ein oder anderen Stelle vielleicht noch eine Schärfung erfährt? Wie schaust du in die Zukunft? Also es ist natürlich von meiner Arbeit geprägt.
00:19:28
Speaker
in dahingehend auch, dass ich mich eben sehr schwer tue, eine genaue Vorhersage zu sagen. Ich unterscheide für mich auch sehr stark zwischen, was ist meine wünschenswerte Zukunft, die ich mir persönlich für mich und die Welt und meine Mitmenschen wünsche, und was ist die, die ich für wahrscheinlich halte. Wenn ich über die Zukunft nachdenke, und vielleicht ist es auch noch ein anderer Punkt, ich bin auch kein Fan weder von Utopien noch Dystopien. Ich glaube, wir brauchen sowas wie Protopien, also das, was in der Mitte des Ganzen steht.
00:19:55
Speaker
Wenn ich über die Zukunft nachdenke, dann stelle ich mir das immer so für, es gibt so einen gewissen Rahmen. Rahmen von relativ wahrscheinlich großen Entwicklungen, wie beispielsweise Klimawandel. Da bin ich überzeugt, dass wir das, das sehen wir jetzt schon. Die Daten gibt es seit Dekaden und das ist eine wahrscheinlich Entwicklung, dass wir da Folgen spüren werden. Es gibt andere Entwicklungen wie
00:20:20
Speaker
dass jemand die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz et cetera stoppt, das wird jetzt auch nicht passieren. Technologisierung der Menschheit ist für mich so was Inherentmenschliches in unserer Spezies verankert, dass wir das nicht aufhören werden. Und so gibt es auch eine kurzfristige Dacht zu demografischer Wandel.
00:20:42
Speaker
Das sind Entwicklungen, die werden wir nicht in ein paar Jahren umdrehen können. Die sind einfach langfristige Prozesse, auf die müssen wir uns in den nächsten 10, 15, 20 Jahren einstellen. Die sind für mich aber eher der Rahmen, in dem wir handeln und dann gibt es dazwischen aber einen riesigen Gestaltungsspielraum.
00:21:01
Speaker
Und das ist sozusagen unsere Gärtnerwiese, auf der wir rumgärtnern können. Und jeder von uns hat jetzt aber eine andere Vorstellung, was ein guter Garten ist. Und jetzt müssen wir daran selber gemeinsam irgendwie eine Basis finden, wie wir das jetzt strukturieren. Gestalten wir einen großen gemeinsamen Garten, kriegt jeder sein kleines Compartment da drin, fanden wir einen Kompromiss, wo sind wir kompromissbereit, wo nicht.
00:21:26
Speaker
Da bin ich durchaus kritisch dahingehend, dass ich mir wünschen würde, wir würden da einen großen Kompromiss finden und einen schönen Garten, in dem sich alle wohlfühlen.
00:21:36
Speaker
aktuell durch diverse politische Entwicklungen, die wir eben oder gesellschaftliche Ströme, wie wir auch sehen, habe ich gerade das Gefühl, das läuft eher auf kleine Compartements raus. Aber auch da findet sie vielleicht einen Weg, dass tatsächlich jeder seine kleine Ecke bekommt. Deshalb zuversichtlich, aber kritisch, risikobewusst. Und ja, mal sehen.
00:22:02
Speaker
Vielen Dank. Mit Blick auf die Uhr kann man sagen, fast schon das perfekte Schlusswort, weil es eine gute Zusammenfassung und auch eine Empfehlung ist für die Strategiearbeit. Im Sinne von auf die Daten, auf den Rahmen schauen, was Rahmen ist und Bewusstsein und Gefühl entwickeln für das, was gestaltbar ist und in das Gestaltbare reingehen, das wäre auch für mich jetzt das, was ich draus nehmen würde, der Platz, die Domäne, wo die Partizipation stattfindet.

Integration von Zukunftsstudien in die Strategieentwicklung

00:22:27
Speaker
Karl, wir enden jeden Podcast, damit du nicht fragst, dein Fazit. Dann hat er noch eine Sekunde Zeit drüber nachzudenken. Eine Herausforderung. Ich bin bei dem Gedanken angekommen, dass das Zukunftsforschung und Strategieentwicklung sehr nah beieinander ist.
00:22:48
Speaker
genannt hast, zwischenzeitlich so Paradoxiefähigkeit, Szenarien entwickeln, Resilienz. Das sind ja alles Themen, mit denen wir uns ganz, ganz aktiv auch auseinandersetzen in der Strategieentwicklung, wo wir auch beim Thema Zukunftskompetenz immer wieder darauf hinweisen, dass es natürlich, wenn ich in einem Kreis von zehn Führungskräften versuche, eine Strategie zu entwickeln, dass es einfach zehn unterschiedliche schöne Gärten gibt, die da gemeinsam ersonnen werden.
00:23:18
Speaker
Und dass es schon ein wahnsinnig großer Schritt ist für eine Organisation, das anzuerkennen und sich dann auf einen gemeinsamen großen grünen Garten zu einigen, ist gar nicht so einfach. Und ich fand es jetzt irgendwie ganz sehr schön, das mal wieder aus einer wissenschaftlichen Perspektive beleuchtet zu bekommen und auch das Thema Zukunftsforschung nochmal abzugrenzen, vom Glaskugel lesen. Also das ist ja ein Bild, das durchaus viele
00:23:46
Speaker
glaube ich, mit sich herumtragen und da würde ich mich selber jetzt auch nicht ausschließen. Und das fand ich jetzt irgendwie ganz, ganz toll, dass du uns da noch mal so ein bisschen was erzählt hast und das auch noch mal auseinander, auseinander dividiert hast in Vorhersagen, Szenarien, die wir auch in der Strategie finden und auch das, was das Individuum selbst eigentlich für eine Rolle spielt in der Zukunft.
00:24:16
Speaker
Genau, das ist jetzt so auf die schnelle mit Blick auf die Notizen das, was bei mir hängen geblieben ist. Insofern ganz, ganz herzlichen Dank, Laura, dass du dir die Zeit genommen hast, uns da so ein bisschen einzuführen in das Thema. Und wenn ihr mehr über Laura wissen wollt und über Lauras Arbeit, schaut gerne bei uns in die Show Notes, da werden wir einmal
00:24:40
Speaker
den Lehrstuhl verlinken, aber auch deine persönliche Website.

Abschluss und Einladung zur Rückmeldung

00:24:43
Speaker
Du bist auch viel unterwegs, hast auch viel veröffentlicht, unter anderem im großen Buch der Strategie, habe ich gesehen. Habst aber leider noch nicht gelesen, das steht auf dem Zettel. Genau, das werden wir verlinken. Gibt es von dir noch irgendetwas, was du gerne noch mitteilen möchtest? Wo sollte man dich finden, aufsuchen, besuchen?
00:25:05
Speaker
Einladen. Genau, also einladen natürlich immer gerne. Ich trage auch gerne zu solchen Themen vor oder mache Workshops auch mit Unternehmen. Ganz viel ist auch Teil meiner Arbeit. Ansonsten versuche ich eben jetzt auch seit einem Jahr etwa mehr in diese Wissenschaftskommunikation zu gehen, um eben genau die Themen, die ich angesprochen habe, ein bisschen mehr in die Welt zu tragen.
00:25:26
Speaker
Ich bin relativ aktiv auf LinkedIn, da findet man mich unter meinem Namen, aber habe auch seit letztem Jahr einen kleinen Instagram-Channel unter futures.laura. Und da freue ich mich natürlich auch immer und versuche da auch mit neuen Formaten zu spielen, um die Themen eben auch auf kleine Learning Nuggets runterzubrechen.
00:25:47
Speaker
Super. Vielen Dank, Laura. Danke, Marc. Ja, Max, Karl. In dem Sinne bis zum nächsten Mal. Jochen. Genau. Wenn ihr Fragen habt, Rückmeldungen zum Podcast, wenn ihr uns Gäste vorschlagen wollt,
00:26:12
Speaker
Dann schreibt uns gerne unter podcast.bm-strategie.info. Ansonsten freuen wir uns einfach auf Feedback. Und auf die nächste Folge. Bis dann, Laura. Bis dann, Jürgen. Bis dann. Ciao.