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Trinity JAM - S1 E3 - Kains Opfer Teil 1

Trinity JAM
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46 Plays1 year ago

Herzlich Willkommen!

In dieser neuen Folge wagen wir uns dem Kain & Abel Mythos hin. Dabei tauchen wir in die Perspektive Kains ein und stellen uns die Frage, wie eine solche Tat überhaupt geschehen kann und inwieweit sie wie ein "Fluch" an jemanden lasten kann.



Transcript

Einleitung und Vorstellung der Gastgeber

00:00:34
Speaker
Moin moin und herzlich willkommen zurück zur dritten Folge der ersten Staffel von uns dreien. Mit den beiden lieben Arthur und Milan sind wir zusammen Trinity Champs.
00:00:52
Speaker
Ja, Jungs, wie geht's euch heute? Ich hab irgendwie das Gefühl, wir haben das letzte Mal das lange her, seitdem wir geredet haben, aber so lange ist es gar nicht. Erzählt mal, wie geht's euch? Milan? Moin moin, auch von meiner Seite. Und ja, es ist schön wieder hier zu sein. Dementsprechend geht's mir sehr gut. Ich bin richtig ausgeschlafen. Ich hatte eine stabile Woche so. Und jetzt freue ich mich auch schon sehr auf die Feier heute Abend. Und ich hab richtig Bock auf die Folge. Also mir geht's sehr gut.
00:01:22
Speaker
Ja, yes, nice. Und Artur, wie geht's dir? Ja, mir geht's

Wöchentliche Updates und Reflexionen

00:01:28
Speaker
auch sehr gut. Ich hatte auch eine gute Woche, viel gearbeitet und ich bin heute morgen tatsächlich spazieren gegangen. Gleich das erste nach dem Aufstehen. Und dann war da so ein kleiner Hund, der mir bis zum Knie geht. Ich kenne keine Hunderassen, aber der ist einfach so, der hat gebellt und ist
00:01:47
Speaker
übel auf mich losgesprintet und ist mir einfach gegen's Bein gelaufen. Er hat so eine Kopfnuss gegen meinen Knie gemacht. Aber dann hat er mich so noch zwei, drei Mal angebellt und dann ist er zurück zu seinem Besitzer und dann war er so, sorry, sorry. Dann haben wir noch kurz geredet, aber das war so ein richtig süßer Hund und der gibt mir einfach so eine Kopfnuss. Das war mein Tageshighlight bis jetzt. Alter. Oh man. Hundepflüsterer. Im Gegenteil, ja.
00:02:15
Speaker
Jonas wie geht's dir? Ja, mir geht's auch gut. Ich bin heute irgendwie... Ihr wisst ja, ich hab jetzt den Podcast eine Stunde länger jetzt verweilen als auf eine Stunde später verlegt, aber das war es wert. Es tut mir wirklich leid, aber es war es wert. Ich bin jetzt wirklich da, ich bin fokussiert und mir geht's gut. Mir geht's gut. Sehr schön. Ich bin sehr gespannt auf die Folge heute.
00:02:36
Speaker
Ja, und da will ich dich auch direkt im Ball wieder rüberrollen, Arthur, denn wir haben noch was zu besprechen, bevor wir in das Thema reinfallen. Genau, einmal eine kleine Reflektion der Praxis. Also für die, die es nicht wissen, nach einer jeden Folge bzw. nach dem zweiten Teil einer Folge, die wir drehen, da habe ich immer noch mal eine Praxis vorbereitet, wie auch dieses Mal.
00:03:00
Speaker
Und die ist halt dafür da, um diese ganzen abstrakten Ideen und Philosophien, die wir hier aufziehen, einmal zu konkretisieren und zu verkörpern in einer körperlichen Praxis.
00:03:15
Speaker
Genau, und bei der letzten Folge war das das sogenannte spazieren gehen im Garten Eden. Genau, einfach spazieren gehen mit einer kleinen Meditationsaufgabe. Und wenn dich das gerade interessiert, was bedeutet das spazieren gehen im Garten Eden, dann hör dir auf jeden Fall diese Folge an. Beziehungsweise die zwei Folgen, denn es ist ein Zweiteiler.
00:03:39
Speaker
Genau, aber da würde mich sehr interessieren, wie es euch beiden, Milan und Jonas, mit dieser Praxis erging. Milan, starte doch mal. Ja, also mir ging es eigentlich ziemlich gut mit der Praxis. Es hat mich dazu motiviert, auch einfach mehr zu spazieren. Und spazieren an sich ist ja schon was richtig Gutes. Und ich habe mir das auch über die Zeit so angewöhnt, dass wenn ich rausgehe,
00:04:05
Speaker
und alleine bin, dass ich dann einfach immer Musik höre auf Kopfhörern. Und das hat halt auch was Nicestes, weil man sich dann in so eine Gefühlslage stimmt, aber die einfach abzusetzen und diesen, es klingt jetzt ein bisschen esoterisch, aber diesen Klang der Natur zu lauschen und das so ein bisschen sich vorzustellen, ich bin eins davon und das ist ich. Also irgendwie gehört alles zusammen, dass
00:04:33
Speaker
Das hatte was sehr, sehr Schönes. Das hat mich auch ein bisschen an die erste Folge erinnert, die wir gemacht haben. An dieses Gefühl, an dieses sich geborgen fühlen in der Welt und irgendwie bin ich ein ganzes Teil davon. Ich bin gewollt. Das war echt eine schöne Praxis.
00:04:51
Speaker
Schön, das freut mich sehr. Und Jonas, wie gings dir? Ja, also, wie ihr beide ja wisst, ich bin ja jetzt letztens vor einem Monat vor zwei fast schon umgezogen. Und ich bin jetzt gerade noch dabei, diese Spaziergängenwege zu erkunden bei mir. Und ich bin sehr gespannt, wie es hier im Frühling aussieht, weil es stehen sehr viele Bäume, obwohl ich in der Innenstadt bin. Aber ich muss wirklich sagen, mir fällt es schwer im Winter,
00:05:20
Speaker
Weil wenn ich daran denke, dass die Bäume atmen, brauch ich irgendwie dieses Blätterauschen. Ich weiß nicht, ich brauch das. Und im Winter ist es irgendwie weird, in so kahle Bäume reinzuschauen und sich vorzustellen, dass sie das, was ich abgebe, sie das nehmen und sie mir was zurückgeben. Das fiel mir irgendwie ein bisschen schwer. Und weil ich die Praxis schon kannte von dir, hatte ich das ja in der alten Wohnung, da kannte ich das mit Blättern. Und da fiel mir das viel einfacher, sich das vorzustellen.
00:05:48
Speaker
Ja, das ist auf jeden Fall verständlich.

Hauptthema: Umgang mit Verrat und Verlorenheit

00:05:54
Speaker
Ja, aber vielen Dank für die kleine Reflektion, für das kleine Feedback, das freut mich. Genau, und nun passe ich den Ball wieder zurück zu dir, Jonas. Yes, yes. Ja, und dann soll es jetzt auch heute direkt um das Thema gehen, denn ich habe ja schon angesprochen, es ist heute die dritte Folge der ersten Staffel.
00:06:17
Speaker
Und um gar nicht so viel vorweg zu sagen, aber heute geht es um einen ganz bestimmten Character. Und ich bin auch, wie gesagt, sehr gespannt auf das Thema. Denn ja, es soll um Gefühle wie Verrat gehen, es soll um Gefühle wie Verlorenheit gehen.
00:06:36
Speaker
und den Umgang damit. Und genau, doch bevor wir jetzt genau auf das Thema punktuell eingehen, Milan, du hast noch einen Text vorbereitet, einen Text, einen Text, sag ich mal, wie immer einen schönen Text aufgeschrieben und ich bin sehr gespannt, weil ich glaube der Text spricht mehr als wenn ich jetzt irgendwas versuche hier vorweg zu nehmen, also gerne Milan.
00:07:03
Speaker
Du hast ja schon richtig gesagt, wir haben jetzt die dritte Folge der ersten Staffel. Und wer schon aufgepasst hat bei den letzten beiden Folgen, irgendwie passt das auch ein wenig zusammen inhaltlich. Wir haben uns da natürlich schon ein bisschen was bei gedacht, dass wir diese Reihenfolge so halten.
00:07:19
Speaker
Und in der letzten Folge haben wir vor allem über den Garten Eden gesprochen und über diese Vorstellung dieses perfekten Gleichgewichts, dass der Mensch im Einklang mit der Natur und seiner Umwelt lebt. Aber da stellt sich natürlich die Frage, was ist denn dann auf der Kehrseite die Welt außerhalb von Eden, weil wir waren ja auch schon
00:07:40
Speaker
auf dieser psychologischen Ebene unterwegs. Wir haben es sehr vielseitig interpretiert und nicht einfach nur als einen konkreten Ort vorgestellt. Und heute soll es eben auch mal ein bisschen um die andere Seite gehen. Und dafür habe ich einen Text vorbereitet. Hört sehr, sehr gerne zu. Wir werden diesmal einen anderen Rhythmus einschlagen. Wir werden den Text diesmal kapitelweise vorlesen und im Anschluss darüber sprechen. Also gibt auch gerne Feedback,
00:08:07
Speaker
die dir das mehr gefällt, weniger gefällt. Ja, und ansonsten, hör einfach gerne aufmerksam zu. Bevor es losgeht, kommt gleich noch mal ein kleiner Disclaimer. Und sobald die Klangschale ertönt, kannst du dich auf eine kleine Reise in die Welt der Poesie entführen lassen. Ja, also, ich wünsche dir viel Spaß, ich wünsche euch viel Spaß, Jungs, und mir auch ein bisschen Spaß. Und ja, ich freue mich auf das Gespräch.
00:08:44
Speaker
Hey, bevor du jetzt gleich gespannt der Geschichte zuhörst, lass dir von uns noch einmal gesagt sein, dass wir kein Kirchenpodcast sind. Wir sind auch keine Wissenschaftler. Wir sind einfach drei gute Freunde, die ihre tiefe Faszination für antike Weisheiten und Glaubensthemen mit dir teilen möchten. Wir sind davon überzeugt, dass uns unsere Vorfahren eine Menge über das Leben uns über uns selbst beibringen können. Also entspann dich, öffne deinen Geist und lass dich von uns auf eine Reise in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus führen.
00:09:26
Speaker
Es war bereits mitten in der Nacht, als kein im hohen Alter seines Todes, gebrechlich und krank, in seinem aus Heu und Fell bezogenem Bett lag. In seinen fast erblindeten Augen spiegelte sich noch der lodernde Schein einer kleinen Kerze, die er seit einer gefühlten Ewigkeit anstarrte und sich in dem weichen Fluss der Flamme verlor.
00:09:51
Speaker
Aván, Keins Ehefrau, saß bei ihm und tupfte seinen schwachen Körper mit einem feuchtkühlen Leintuch ab. Sie sorgte sich sehr um ihren Geliebten und wachte bei Tag und Nacht, dass es ihm gut geht. Kein hatte gewiss kein leichtes Leben.
00:10:12
Speaker
Dach dafür ein sehr langes. Doch wie das Schicksal eines jeden Menschen bestimmt ist, vermochten nun nicht einmal mehr seine Knochen, die Fasern seiner Haut zu tragen. Von der einstigen Kraft seines Fleisches war nur noch so viel übrig, dass es gerade so zum Atmen reichte. Ein kleines ein, ein noch kleineres aus. Von außen mochte kein nicht mehr viel zu beschäftigen. Doch in ihm
00:10:41
Speaker
Ja, in ihm da tobt ein schwerer, dunkler Sturm der Scham. Denn viele Jahre schwieg heim über seine dunkle Vergangenheit, die Schwere, die er gesehen und all das Leid, was er verursacht hat. Sein ganzes Leben lang schon trug er selbst im Angesicht seiner Geliebten bloß eine Menschenmaske, um das Monster seiner Vergangenheit zu verbergen.
00:11:07
Speaker
Denn als Avan in sein Leben trat, da schwur er sich, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sperrte das Monster, das in ihm schlummerte, tief im Kerker seiner Seele ein. Doch die Finsternis, die er nun in seinem Inneren verschwieg, sie verfärbte seine Seele. Schwarz und schwer wie Blei lastete sie auf seinem Herzen.
00:11:31
Speaker
Bis zum heutigen Tag konnte er sich stets verbergen, doch seine Gewissheit, dass der Tod schon an der Schwelle seines Hauses steht und sein kaltes Gerinsen durch das Fenster sticht, trieb ihn dazu, sein Schweigen endlich zu brechen. Kein drehte seinen Kopf langsam und schwer zu seiner geliebten Frau, erholte kurz Luft und sprach mit bläulich zitternden Lippen.
00:12:02
Speaker
Ein Fluch lastet auf mir. Meine Seele ist so schwarz und schwer geworden. Ich bin nicht stark genug, sie weiterhin zu ertragen. Auf mir lastet ein Vergehen. Eine schwere Sünde, die ich einst in meinem Herzen verschlossen habe. Doch ich weiß nicht, ob ich die Kraft dazu habe, mich von ihr frei zu machen. Avan war geschockt. Wieso jetzt? fragte sie sich. Und was meint er?
00:12:32
Speaker
Sie nahm seine linke Hand und drückte sie ganz fest an sich, damit er ihre Wärme spüren konnte. Sie schaute ihren Ehemann mit fürsorglichen Augen an und antwortete ihm. Was meinst du, Cain? Du bist doch mein Geliebter. Du bist unser Familienvater. Du hältst unsere Familie durch deine Kraft zusammen, also sprich zu mir. Was wird so schlimm sein, dass es selbst dir zu schwer sein soll?
00:13:01
Speaker
Kein seufzte, er ließ die unangenehme Stille zwischen ihm und seiner Frau noch ein wenig ausklingen. Er traute sich nicht zu sprechen, doch er musste. Also holte er noch einmal Luft und dann erzählte er ihr seine dunkle Wahrheit.
00:13:32
Speaker
Also eins muss man dir lassen, Minern. Du kannst Spannungsbögen erschaffen. Dunkle Wahrheit. Ich bin gespannt, was da auf uns zukommt. Der ein oder andere wird schon vielleicht wissen, worauf es hinausläuft. Beim Namen kein. Aber für die, die es nicht wissen, seid gespannt. Ja, Jukes. Dann lasst uns gerne anfangen. Was haben wir hier gerade gehört? Wir haben
00:14:00
Speaker
einen Kein kennengelernt und einen sehr, sehr alten Kein. Aber lass uns erstmal auf ihn persönlich eingehen. Wer ist dieser Kein eigentlich? So zur Kontextualisierung nochmal. Vielleicht magst du uns das erzählen, Milan. Wer ist dieser Kein?
00:14:20
Speaker
Ja, Cain ist eine Figur aus der Bibel, eine Figur aus dem ersten Buch Mose, der Genesis, und einer der ersten Menschen, die laut der hebräischen Mythen existiert hat.
00:14:38
Speaker
Und Cain ist auch der Sohn von Adam und Eva, und zwar der allererste Sohn. Für die, die sich erinnern, Adam und Eva, Garten Eden Geschichte. Wir haben es ja auch schon behandelt in der letzten Folge. Adam und Eva sind die ersten Menschen, die aber noch im Garten Eden gelebt haben. Nach der Sünde wurden sie vertrieben aus dem Garten Eden und in die kalte, harte Welt, sag ich mal, geschickt. Und dort haben sie dann ihre ersten Kinder bekommen. Und der erste Sohn war Cain.
00:15:09
Speaker
Der zweite Sohn war Abel und vielmehr möchte ich gar nicht erzählen, was da so zwischen denen passiert ist. Wer in der letzten Folge aufgepasst hat, weiß es sowieso, was passiert ist. Und wer die Bibelgeschichten kennt, der weiß es natürlich auch. Ja und Cain ist eine sehr interessante Figur aus der Bibel, weil Cain
00:15:32
Speaker
der erste rein fleischlich geborene Mensch ist, kann man sagen, weil er ist quasi das erste Menschenkind, weil Adam ja selbst noch von Gott persönlich, sag ich mal, einfach geschaffen wurde.
00:15:50
Speaker
und Eva aus Adam heraus, aus einer Rippe heraus entstanden ist. Aber kein wurde wirklich geboren. Zwischen Mensch und Mensch ist kein entstanden. Und eben in dieser Außenwelt, die ganz andere Bedingungen hat, ganz andere Umstände als dieser Garten Eden, in dem Adam und Eva groß geworden sind. Das ist einfach deshalb eine sehr, sehr interessante Gegenüberstellung, weil wir hier
00:16:18
Speaker
Ach Gott, mehr will ich gar nicht sagen. Aber Kontextloyalisierung wäre eigentlich dieser Keil. Genau, genau. Ja, und wir hören jetzt schon raus, du sprichst auf sämtlichen Ebenen, finde ich, ganz gut an, dass es diesem Keil nicht gut geht. Du beschreibst ihn als gebrechlich, alt, im Sterbebett liegend.
00:16:44
Speaker
Aber auch andererseits irgendwas stimmt mit ihm selber auch nicht, mit der Seele und er trägt eine Last. Und gar nicht so sehr auf die Sünde selbst eingehend. Artur, was glaubst du, welche Last trägt da kein mit sich rum? Hast du da eine Assoziation, hast du da einen Gedanken zu?
00:17:04
Speaker
Ja, auf jeden Fall. Also, um gar nicht so auf die Sünde einzugehen, sondern ganz auf das Menschliche einzugehen, habe ich die Assoziation, dass ich das von mir selber auch kenne.
00:17:21
Speaker
Wie Milan in diesem Text hier schreibt, das ist halt etwas, ein Geheimnis, etwas, was Cain lange versteckt hat vor seinen Geliebten, vor den Menschen, die ihm am nächsten sind. Und, ja, ich kenne das von mir und ihr hoffentlich und sicherlich auch von euch, dass wenn man unehrlich ist oder zum Beispiel ganz konkret, wenn ich
00:17:48
Speaker
einem geliebten Menschen, wenn ich sauer auf diesen Menschen geworden bin, aber eigentlich nicht sauer auf den Menschen, der mir gegenüber steht, sondern sauer auf mich selbst. Durch irgendwelche Gefühle wie Neid oder einfach Wut auf mich selbst und die dann auf andere übertrage und

Warum beichten Menschen?

00:18:07
Speaker
dann im Nachhinein erst reflektiere, oh Moment, das hatte gar nicht so viel mit dem anderen Menschen zu tun, sondern das, was mir offenbart wurde, hat
00:18:16
Speaker
100% mit mir selbst zu tun und dass ich dann merke, ja, ich habe diesen Drang, diese Menschen das zu erklären und ehrlich zu sein und zu sagen, ey, das war eigentlich eine Lüge, in Anführungszeichen, also meine Worte waren unehrlich.
00:18:34
Speaker
Und ich möchte das wieder, ich möchte die Wahrheit sprechen. Und das ist halt genau das Gleiche, was ich bei keinem sehr stark empfinde, während ich den Text lese und du, Milan, ihn vorliest. Dieser, dieser Drang und auch noch mit dem Anblick vom Tod, das ist nur noch begrenzte Zeit, er hat nur noch begrenzt Zeit, um diese Wahrheit zu sprechen, dass dieser Druck noch viel größer ist.
00:18:59
Speaker
das zu berichtigen, was er lange verschwiegen hat und was er lange versteckt hat. Ja, vielen Dank. Mila, ich hatte das Gefühl, du willst dazu was sagen. Ich kann das vielleicht mit einer zweiten Frage, die sehr nah dran ist, anknüpfen und dann antwortest du darauf. Was sagst du davon? Ich, also, ich wollte, ja.
00:19:25
Speaker
Genau, weil du sprichst davon Arthur, dass dieser Wunsch auch daher kommt, weil er merkt, dass die Zeit nun endlich ist oder er im Angesicht des Todes. Und da würde ich genau anknüpfen und sagen, meint ihr, dass da auch mehr hinter steckt? Also auch
00:19:44
Speaker
Warum er dann auch beichten möchte, gerade gegenüber seiner Frau, das hast du auch gut angedeutet mit, man hat Schuldgefühle, weil man einen Menschen angenommen hat irgendwie, aber steckt da auch vielleicht was anderes, Milan, und da kannst du jetzt gerne.
00:19:58
Speaker
Also da steckt definitiv auch anderes mit drin, aber was ich erstmal konkret dazu sagen will ist, dass dieser Begriff, den ich da auch mit reingefügt habe, der Menschenmaske, der war mir ein zentraler Aspekt in diesem Text, weil
00:20:19
Speaker
Ich habe mir halt Gedanken darüber gemacht. Ich weiß, worauf du hinaushilfst. Aber ich bin gespannt. Worauf? Komm, ich rede einfach weiter. Weil die Menschenmaske von mir so eine Idee war, dass der Engel... Also wir sprechen ja im Deutschen über den Begriff Verhalten. Also ich passe mich...
00:20:42
Speaker
an und habe bestimmte Verhaltensregeln, um zum Beispiel nett zu wirken, höflich zu wirken, unfreundlich zu wirken und so weiter und so fort. Das muss aber gar nicht immer direkt im Zusammenhang damit stehen, wie ich mich innerlich eigentlich wirklich fühle und wie ich mich eigentlich ausdrücken wollen würde.
00:21:03
Speaker
Und auf Deutsch sagt man dann fair halten, ja, aber ich finde den englischen Begriff dafür eigentlich passender, weil da sagt man halt how you act. Und act ist halt auch im Englischen das gleiche Wort für this do. Also I'm an actor, I'm acting, also ich bin auch ein Schauspieler und ich spiele gerade eine Rolle wie in einem Film, wie auch dann im Leben, wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin.
00:21:31
Speaker
Aber wie du schon meintest, Arthur, du kennst es von dir, ich kenn's auch von mir und jeder Mensch wahrscheinlich auch, dass man so eine Art Leiche hat, die man auch im Keller trägt, dass man Menschen angelogen hat, dass man ein schlechtes Gewissen hat wegen bestimmten Dingen, die vielleicht noch ungeklärt sind, sei es mit der Familie, mit Freunden oder auch Fremden, denen man wehgetan hat, so oder so.
00:21:57
Speaker
egal was wir wirklich wie wir nach außen enteignen das was für uns und für unsere psychische gesundheit sage ich mal zählt ist eigentlich das wie wir wirklich denken wie wir wirklich fühlen anderen menschen gegenüber und das nie zum ausdruck bringen zu können dass
00:22:16
Speaker
belastet einen halt sehr. Und deswegen kann ich keinen auch sehr nachempfinden, dass es eben, ja, dass es, auch wenn ich nach außen hin die ganze Zeit freundlich wirke, bin ich innen schon sehr, sehr belastet. Und zum Thema, zu deiner Frage, dass es gerade im Angesicht des Todes dann aus ihm heraus will,
00:22:42
Speaker
Da habe ich mir gedacht, dass es halt im Angesicht der Endlichkeit wichtig ist, weil dir im Angesicht der Endlichkeit klar wird, ich kann das hier nicht unendlich lang so machen, ich kann diese Rolle nicht die ganze Zeit spielen, irgendwann könnte es auch zu spät sein. Das ist ja auch so, wenn man Konflikte hat mit Eltern oder mit Großeltern oder so und man verliert die,
00:23:10
Speaker
Und dann sind es aber so Dinge, die noch unausgesprochen sind, die man super gern mal ausgesprochen hätte. Und die kann man dann nicht mehr aussprechen. Und das lastet dann richtig krass an einem. Und das kann natürlich auch an einem selber lasten, dass man selber
00:23:30
Speaker
vergänglich ist und irgendwann denkt, Moment mal, wenn ich vergehe, dann kann ich überhaupt nichts mehr klären. Und das, diese eine Sache, diese dunkle Wahrheit, von der ich das spreche, ist eben das, was noch raus muss, weil das will ich nicht mit in den Tod nehmen.
00:23:48
Speaker
Ja, vielen Dank. Ich höre bei euch beiden sehr, dieser Konflikt, der dabei entsteht, das zwischenmenschlich entsteht, wenn Lügen im Raum stehen, wenn man verschweigt, wenn man bewusst etwas nicht erzählt, um vermeintlich Schaden zuzufügen beim anderen Menschen.
00:24:08
Speaker
Und trotzdem frage ich mich, das muss ja auch bestimmt einen Effekt bei ihm selber haben, weil du schreibst ja auch, dass die Seele beispielsweise sich verdunkelt. Wie kann ich mir das vorstellen? Ich meine, wenn wir uns jetzt mal Arvan Beck vorstellen,
00:24:23
Speaker
Hat er jetzt, ist das Beichten, was er diese dunkle Wahrheit ausspricht, ist es dann nichtig? Ist es dann irrelevant, wenn Aavan nicht da wäre? Oder müsste er das auch für sich machen? Weil du schreibst ja auch, die Seele verdunkelst sich. Wie kann ich mir das vorstellen, Minang?
00:24:43
Speaker
Ich habe das Bild gewählt, dass die Seele sich verdunkelt. Auch mit dem Blei, weil Blei ja nicht nur dunkel, sondern auch schwer ist. Weil ich immer mit dem Prinzip der Last denke. Also ich versuche immer dieses Prinzip der Last zum Ausdruck zu bringen. Und dass man sich, dass Freiheit bedeutet, sich von diesen Lasten frei zu machen. Dass es dich nicht mehr runterzieht, weil Last zieht dich runter, Freiheit erhebt dich.
00:25:13
Speaker
Und so etwas in sich zu tragen ist für mich zumindest, ich kann das gar nicht so in Worte fassen, aber ich kann das eher als ein Gefühl beschreiben. Dieser dicke Kloß, den man im Hals hat. Dieses schlimme Gefühl, was aufkommt, wenn man nachts alleine ist. Wenn man vielleicht sogar im
00:25:38
Speaker
Ich erinnere an die Praxis, im Garten eben spazieren geht und eben nicht die ganze Zeit abgelenkt ist von anderen Dingen. Wenn man sich nicht ablenken lässt und sich die Frage auf einmal stellt, ja was, was muss eigentlich wirklich geschehen, damit ich mich frei fühle? Weil nur ich selber kann das wirklich wissen. Ich kann das wirklich, oder was heißt wissen, ich kann das fühlen, ich kann das erspüren. Die Dämonen, die in mir sind und
00:26:07
Speaker
Und je nachdem, was für Dämonen, was für schwere Erfahrungen, Erinnerungen oder was für Lasten man in sich trägt, je größer diese Last ist, desto stärker natürlich auch das Bedürfnis, sich davon befreien zu wollen. Und je länger man das nicht schafft, sich davon befreien zu können, desto schwerer kommt es dir eben auch vor. Weil eine Last zwei Tage lang zu tragen, ist fast ganz anderes als eine Last zehn Jahre lang zu tragen.
00:26:35
Speaker
weil du dadurch auch immer mehr das Gefühl bekommst, so jetzt ist es eh zu spät. Jetzt kann ich das gar nicht mehr gerade biegen. Das fängt mit kleinen Dingen an, wie man streitet sich und man kann sich jetzt ganz schnell entschuldigen für das, was man gesagt oder getan hat. Und wenn man das nicht tut, denkt man sich nach zehn Tagen auch schon so, jetzt kann man sich eigentlich nicht mehr dafür entschuldigen, weil jetzt ist es schon echt zu spät. Aber
00:27:00
Speaker
bei richtig schlimmen Dingen, die man getan hat, richtig fiesen Dingen oder bösen Dingen, die man langen Zeitraum getan hat, die sitzen dann ganz anders in einem und sind auch noch schwerer wiedergutzumachen bzw. sich von denen freizumachen und deswegen habe ich das Bild
00:27:19
Speaker
beschrieben, wie die Seele sich verdunkelt und beschwert und weil es sich runterzieht und es dich irgendwie nie so ganz in Ruhe lässt. Du kannst es unterdrücken, kannst es so ein bisschen verstummen lassen, aber du kannst dich nicht wirklich davor verstecken. Vor allem nicht dann, wenn es dunkel ist. Lass mich noch mal kurz diesen Gedanken aussprechen, bevor wir dann
00:27:43
Speaker
dann wirklich auf die dunkle Wahrheit eingehen, weil es passiert ja auch relativ häufig, dass Leute sich zum Beispiel bei wirklich schlimmen Vergehen bei der Polizei zum Beispiel stellen oder dass sie beichten wollen in der Kirche und das gar nicht mal wirklich mit den Mitmenschen machen, also ein Mörder beispielsweise jetzt nicht bei der Mutter beichtet oder so, sondern wirklich Leute nimmt, die gar nichts mit den Leuten zu tun haben. Und da stellt sich mir natürlich die Frage,
00:28:08
Speaker
Warum, worauf ich auch hinaus wollte, warum das denn dann Menschen bei, sag ich mal, neutralen Menschen tun, da muss ja irgendwo ein Selbstzweck hinterstecken. Wisst ihr was ich meine?
00:28:19
Speaker
Weil bei Kayn wirkt das gerade so, dass er so ein bisschen so ein Vergeben oder sag ich mal so etwa so eine Abmachung mit Avon noch abschließen muss. Er muss mit Avon irgendwie noch abschließen bevor er stirbt, weil er ihr das nicht antun kann, dass er seine Frau ihr Leben lang belogen hat.
00:28:39
Speaker
aber aber wenn ich wenn ich jetzt mir das vorstelle dass menschen das aber auch bei neutralen menschen tun muss ja auch irgendwo selbst wegstecken wissen was ich meine ja für das eigene gewissen auf jeden fall zustimmen das ja safe also so wie milan ist ja auch schon gesagt hat dass da
00:28:56
Speaker
Ja, dieser Selbstzweck, dass diese Last einfach so groß ist, dass man keinen anderen Ausweg sieht, als es einfach mal alles auszusprechen und damit so ein bisschen von sich selbst auch zu drücken, von seinem eigenen Herzen herunterzunehmen. Definitiv.
00:29:13
Speaker
Ja. Na, cool. Ja, Milan, du hast noch was. Ja, ich wollte da auch noch zustimmen und auch sagen, dass es ja auch so ist, dass wenn man dazu neigt, vielleicht mal etwas auszusprechen, selbst in diesem Ausbruch, selbst in dem Versuch, sich mal zu öffnen, ist man ja auch wieder, steht man auch wieder unter dem Druck, diese Menschenmaske doch wieder aufzusetzen, weil man wirklich Angst davor hat,
00:29:41
Speaker
verletzt zu werden wenn man sich nämlich öffnet ist man sehr verletzbar und deshalb macht es auch so sinn dass es diese zum beispiel die die
00:29:50
Speaker
Seelsorge gibt, in der ja eigentlich die Idee ist, dass du eben nicht gerichtet wirst für das, was du jetzt offenbarst, dass du, dass da niemand ist, der dir sagt, ja hier hast du es wieder verkackt, hier hast du es falsch gemacht, da bist du böse, sondern du

Seelsorge als Raum der Vergebung

00:30:05
Speaker
darfst einfach mal sein, du darfst dich, genau, du darfst jetzt dein, du darfst diese Fehler offenbaren und dann an
00:30:14
Speaker
der Vergebung, sage ich mal, arbeiten. Was auch, finde ich, was sehr psychotherapeutisches hat, dass du... Vielleicht solltest du nochmal für die, für den Zuhörer, für dich da draußen nochmal erklären, genau was Seelsorge ist. Weil ich glaube, viele können sich das nicht vorstellen. Viele haben, glaube ich, diese Nummer im Kopf, Seelsorge, die Nummer, wo man anrufen kann von der Kirche. Aber da gibt es ja auch einen geschichtlichen Aspekt dahinter, ganz kurz.
00:30:40
Speaker
Da würde ich ehrlich gesagt nicht so gern so tief darauf eingehen, weil da würde ich dem nicht gerecht werden, wenn ich das jetzt so kurz zusammenfassen würde, weil dazu ist mein Wissen zu leihenhaft. Aber was ich sagen kann ist, es gibt spezielle Ausbildungen zur Seelsorge. Es gibt ja auch diese Bilder, die man kennt, diese dunklen Räume, wo man beichten kann auf einem Beichtstuhl und so. Aber es geht vor allem in der Seelsorge darum, dass du mit jemandem sprechen kannst,
00:31:10
Speaker
der eine entsprechende Ausbildung hat und der auch vor allem in diesem Glaubenssinn, in dem Fall sind es zum Beispiel Priester oder Pastoren, die auch so eine Ausbildung haben, mit denen du sprechen kannst. Seelsorge kann sehr effektiv sein, ganz besonders für Menschen, die ja auch ein Glaubensleben führen, weil sie dann
00:31:34
Speaker
mit dem Seelsorger auch darüber sprechen können, wie man jetzt mit Gott zusammen an seinen Problemen arbeiten kann. Aber so ganz grob würde ich es mir erstmal sehr ähnlich vorstellen, wie ein
00:31:49
Speaker
wie ein Gespräch, wo du dich öffnen kannst, aber einen gewissen Garant hast, dass du keine Verletzungen zurückbekommst, sondern dass du dich erstmal nur öffnen darfst und über deine Probleme sprechen darfst und dafür musst du auch nicht Kirchenmitglied sein oder sowas. Also du kannst auch zur Seelsorge gehen ohne
00:32:12
Speaker
ohne jetzt gläubig zu sein. Ja, ich wollte das nur einmal kontextualisieren, weil für viele, glaube ich, können sie sich nicht so einen Griff davon machen. Aber interessanterweise gibt es auch historische Verbindungen, dass die Seelsorge auch eine Quelle für die Entstehung der Psychotherapie ist. Das finde ich ist ein sehr spannender Aspekt, dass es da Zusammenhänge gibt. Die Seelsorge gibt es nämlich schon sehr viel länger als die Psychotherapie. Spannend.
00:32:39
Speaker
Ja, mir kribbelt es in den Fingern. Ich will gerne wissen, was diese dunkle Wahrheit ist, die dunkle Vergangenheit. Lass uns darauf eingehen, Minan. Lass uns nicht so sehr in diesem Unwissen verweilen. Also weiter lesen, sagst du? Ja, gerne. Okay. Dann freue ich dich wieder auf den Gang und dann geht's weiter. Yeah.

Cains Leben außerhalb von Eden

00:33:13
Speaker
Kein Seufzte ließ die unangenehme Stille zwischen ihm und seiner Frau noch ein wenig ausklingen. Er traute sich nicht zu sprechen, doch er musste. Also holte er noch einmal Luft und erzählte ihr dann seine dunkle Wahrheit. Weißt du, Avan, meine Eltern erzählten mir oft von einem Ort, an dem es keinen Hunger
00:33:39
Speaker
und keine Neid gab, nicht einmal der Tod vermochte dort seinen Schrecken zu verbreiten. Sie sagten, dass dieser Ort wunderschön anzusehen war und dass die Natur dort in einem perfekten Gleichgewicht bestand. Alles fügte sich allem anderen zu. Eine perfekte Harmonie, ein Einklang zwischen Pflanze und Tier.
00:34:06
Speaker
Meine Eltern sagten, es sei ein Ort, der so reich beschmückt ist, dass selbst das Essen wie ein Geschenk von den Bäumen hinge und keine Jagd, keine Arbeit mehr geopfert werden musste. Avan wusste noch nicht ganz, worauf kein hinaus wollte. Das klingt wirklich sehr schön, kein, sagte sie und lächelte ihn ganz herzlich an. Es klingt fast wie der Garten eines Königs.
00:34:35
Speaker
Sagt mir, wie hieß dieser Ort? Eden, sagte kein. Der Ort hieß Eden. Und es war ein Ort des Friedens. Eins erzählten sie mir, dass Gottes war, der ihnen diesen Ort zur Hochzeit geschenkt hat. Ein Ort, an dem nur sie zwei lebten. Wow, ein richtiges Paradies also.
00:35:04
Speaker
Aber wohnen sie immer noch dort? Nein, sagte kein. Sie hielten sich nicht an Gottes Regeln und logen ihn an. Sie gaben sich nicht zufrieden mit dem, was Gott ihnen schenkte. Sie wollten mehr haben, mehr als nur ein Teil des Ganzen zu sein. Sie wollten zu viel und waren verbissen darauf, es sich zu nehmen. Doch als Gott erfuhr, was sie getan haben, da strafte er sie und verbannte sie von diesem Ort.
00:35:37
Speaker
Seitdem lebten sie an einem anderen Ort. Einem Ort, der dir rein gar nichts mehr schenkt. Einem Ort, an dem du hart arbeiten musstest, um dein Überleben zu sichern. Wo du jedes bisschen Zeit aufbringen musst, um auch nur einen kleinen Hauch der Stille zu erhalten. Es ist ein Ort voller Hochmut, Habke und Wollust gewesen. Wo der ständige Zorn zwischen den Menschen steht. Wo Völlerei und Neid die Menschen träge macht.
00:36:08
Speaker
Hier draußen, außerhalb von Eden, da, da musst du dir sogar die Liebe Gottes erarbeiten. Aber sag mir, Avan, was soll schon aus einem Menschen werden, der in so einer Schande geboren wird? Denn dort und nicht in Eden haben meine Eltern mich und mein kleinen Bruder Abel großgezogen. Die Härte meiner Welt zertrümmerte alles, alles, was wir unter Frieden verstehen.
00:36:37
Speaker
Und von dem letzten Krümel an Liebe war eindeutig, wen von uns beiden meine Eltern füttern sollten. Und dabei war ich es doch, der das Erstgeborenen recht hatte. Ich war es, der die Verantwortung für sich und seinen Bruder tragen musste. Doch er, er war einfach perfekt. So gern hätte ich ihn, den kleinen Abel, als mein Bruder geliebt.
00:37:04
Speaker
Doch diese Welt, dieses Leben, meine Eltern und Gott selbst trieben mich dazu, ihn als meinen Konkurrenten zu hassen. Ich dachte, ich müsste wohl einfach besser werden, um glücklich zu sein. Ich dachte, ich müsste mich mehr anstrengen, eifriger arbeiten, mehr opfern, um endlich die Liebe zu erhalten, nach der ich mich so lange sehnte. Die Liebe aus Eden. Diese Harmonie.
00:37:35
Speaker
dieser innere Frieden. Doch ich kam wohl einfach zu früh auf diese Welt. Am Tage meiner Geburt waren meine Eltern noch nicht bereit. Als ich das Licht der Welt erblickte, da standen sie noch mitten im Schatten ihrer eigenen Vergangenheit. Mit ihren Augen waren sie bei mir doch in dem Herzen,
00:37:57
Speaker
hingen sie noch in Eden, in dieser perfekten Welt, dieser große Verlust im Angesicht dessen ich nichts als ein Trostpreis war. Ein Trostpreis, der ihnen zur Strafe werden sollte.
00:38:17
Speaker
Milan, du siehst den Weg immer mit so Krümelchen. Aber die dunkle Wahrheit siehst du auch nicht. Wo ist sie hin? Ja, aber wir wissen jetzt schon einiges mehr und ja, lass uns darauf eingehen. Gerne.
00:38:36
Speaker
Du nennst ja, du nennst auch entsprechend das Kapitel Eden und die Welt da draußen. Und da steckt ja schon eine Art Dualität drin. Und da würde ich gern eingehen, weil kein fängt an zu erzählen, dass es ein Ort gab,
00:38:53
Speaker
von dem seine Eltern gesprochen haben, der scheinbar perfekt war. Das haben wir auch schon in Folge 2 erfahren. Nee, Quatsch, in Folge 1, oder? Genau. Und wie stellt sich kein Eden vor? Weil er selber hat ja Eden nie erlebt. Er kennt ja nur die Geschichten seiner Eltern. Wie stellt er sich den vor, Arthur? Ja, also...
00:39:20
Speaker
wie den perfekten Ort, ein Ort des Friedens, ein Ort der unendlichen Liebe und Positivität, wo
00:39:35
Speaker
Wie man schreibt wo es kein hunger und kein neid gibt Da können wir gleich auch noch mal tiefer eingehen aber was ich mir halt aufgeschrieben habe dass es kein verlangen und die reine dankbarkeit also dass man so präsent ist und so zufrieden mit sich selbst und dem was man hat dass man einfach nur dankbar sein kann und dankbar sein darf Ja dieses
00:40:04
Speaker
Dieses aus dem Herzen herausfließende, wundervolle Gefühl der Dankbarkeit und der Liebe. So stand ich mir das vor, das in meiner Assoziation zu dem wie kein diesen Ort beschreibt.
00:40:17
Speaker
Ja, das muss vor allem sehr eindrucksvoll für Cain sein, weil er lebt, er wächst ja, und darüber kommen wir auch gleich nochmal zu sprechen, er wächst ja in einer ganz anderen Welt auf. Eine ganz andere Welt, wo ganz andere Gesetze herrschen. Und das muss sehr eindrucksvoll für ihn sein, wenn er auch noch hört von den Eltern, ja, da draußen, wir kommen von einem Ort, der ist viel schöner, viel harmonischer. Das muss auf jeden Fall einen sehr großen Eindruck beim
00:40:46
Speaker
haben. Und jetzt mal die Frage zu dir, Milan. Wenn wir jetzt mal an die letzte Geschichte denken, an die Geschichte mit Eva, würdest du sagen, das ist jetzt mal in Neusprache ausgedeckt, ist das im selben MCU? Ist das so eine Fortsetzung? So ist das im selben Universum? Warum im selben Marvel Cinematic Universe?
00:41:12
Speaker
Doch, doch. Hä? Das gehört auch zu Marvel. Das gehört auch zu Marvel. Ja? Das ist World 616? Hä? Spider-Verse? Du hast doch Teil 2 geguckt, oder nicht? Jedenfalls ist die Mutter von Spider-Man. Ehrlich? Doch.
00:41:29
Speaker
Aber es geht schon in die falsche Richtung. Kein echtes Prequel-Geschichte zu Miguel. Zu Spider-Man 2099. Das war echt meine Theorie. Ja, alles gut. Also es ist gut, dass du die Frage stellst, weil es ist eine Fortsetzung.
00:41:51
Speaker
zu der Geschichte. Wir haben ja in der letzten Folge schon angeteasert, dass Eva auch ganz kurz über ihre Kinder spricht und sagt, dieser Kein, der ist da noch irgendwo draußen. Und ja, und jetzt erleben wir Kein am Ende seines Lebens. Das heißt, es ist in derselben Welt. Aber ob Eva zu dem Zeitpunkt noch lebt, das wissen wir jetzt nicht. Wahrscheinlich ähnlich, wenn Kein im Sterbebett liegt.
00:42:18
Speaker
Ja gut, aber in der Bibel werden die auch keine Ahnung wie viel Jahre alt. Also 650, keine Ahnung wie viel. Aber wir können davon ausgehen, Ephas nicht mehr am Leben, weil Cain halt schon so uralt ist. Aber ja, es spielt in derselben Welt und hier
00:42:36
Speaker
steht jetzt eine Gegenüberstellung im Vordergrund. Wir haben nämlich Eva, die mit Gott in der letzten Folge über den Garten Eden spricht.
00:42:50
Speaker
Aber Eva ist auch die, die von dort kommt, die diese ursprüngliche Erinnerung daran hat. Kain ist jetzt aber eine Person, der hat ja nie Eden kennengelernt. Der ist schon in dieser schlimmen Welt aufgewachsen. Er hat eine ganz andere Perspektive überhaupt erst auf die Welt. Für ihn gibt es diesen Ort Eden,
00:43:15
Speaker
nur als Ideologie, als ein Ideal, als etwas, was es irgendwie geben muss. Und ich bin aber auf der verkackten Seite. Ich bin auf der dunklen Seite, der schlechten. Und dadurch... Das finde ich so gut, weil das erklärt ja auch, dass ihm seine Welt eben noch schlimmer vorkommen muss, wenn er weiß, es gibt noch eine bessere Welt und warum lebe ich hier? Warum? Ich leide hier nur.
00:43:41
Speaker
Weil er so einen Kontrast dadurch aufmacht. Für ihn existiert Eden als geografischer Ort, der eigentlich der Ort ist, zu dem er immer hätte kommen müssen.
00:43:57
Speaker
um endlich glücklich und zufrieden zu sein. Was er aber erlebt ist, ich habe nicht das, was in diesem Ort ist. Ich lebe in einer Welt, die das komplette Gegenteil ist von dem, was Eden darstellt und das ist halt, finde ich,
00:44:13
Speaker
einen ganz, ganz theologischen, sehr interessanter Aspekt,

Philosophische und psychologische Erkundungen von Eden

00:44:17
Speaker
den man auch in der Bibel hinterfragen kann, was Cain und Abel unterscheidet zu Adam und Eva. Man kann sagen, Cain und Abel sind uns Menschen viel näher als Adam und Eva, oder?
00:44:24
Speaker
ein
00:44:34
Speaker
sowohl biologisch, weil wir auch von Menschen abstammen, als auch, sag ich mal, vom Standpunkt, dass wir Garden Eden nur als ideal kennen und nicht erlebt haben. Kann man das so sagen, oder?
00:44:46
Speaker
Das würde ich jetzt nicht so sagen, weil wir sprechen ja in sehr assoziativen Gedankenkreisen, wenn wir jetzt über Bibelgeschichten sprechen. Gerade im Rahmen unseres Podcasts ist es ja auch so, dass wir nicht alles auf der wörtlichen Ebene behandeln, sondern vor allem auf dieser allegorischen Ebene, wo du vielschichtig irgendwie darauf eingehen kannst, emotional, wo du
00:45:12
Speaker
den Begriff Garten Eden auch als Erfahrung deuten kannst. Es geht aber vor allem, würde ich sagen, darum, dass diese Figuren, Adam und Eva ... kernhafte Archetypen des Menschseins darstellen, aber eben kein und abel auch. Und nur, dass die zwei verschiedene Perspektiven darstellen. Adam und Eva sind eben die Ursprünge aus dem Garten Eden.
00:45:41
Speaker
Die Ururquelle, sag ich mal, unseres Seins. Kain und Abel sind uns in dem Sinne, wie du schon gesagt hast, schon näher, weil wir uns diesen Ort ähnlicher vorstellen können, wie den Ort, wo sie eben aufwachsen, die Welt, die wir auch kennen. Aber zugleich stellen sie eben auch
00:46:00
Speaker
Ursprünge da unseres Seins, Ursprünge von dem, wie wir die Welt erleben und was daraus entsteht. Aber lasst uns diesen Gedanken festhalten, wenn wir gleich von der Außenwelt sprechen können. Ich würde gerne einmal dich, Arthur, fragen.
00:46:16
Speaker
Ich kann mir nämlich, also in seiner, in seiner, sag ich mal, in seiner Vorstellung vom Garten erzählte er darüber, dass er kein, dass es keinen Hunger gibt, keinen Neid und da komm ich noch mit, ja? Also da komm ich noch mit, ich kann's mir vorstellen. Aber er schreibt auch, da ist nicht mal Platz für den Tod und da würde ich dich gern fragen, weil ich das nicht ganz verstehe, wie, wie lässt sich das, wie lässt, wie kann man sich das vorstellen, dass da nicht mal Platz für den Tod ist? Weil ich stell mir ja vor, der Tod ist ja eigentlich was total Natürliches.
00:46:45
Speaker
was zum Leben dazugehört. Wie kann man sich das vorstellen? Hast du da eine Idee zu? Der Tod gehört zum Leben dazu. Das ist auf jeden Fall der richtige Stichpunkt. Und dann stellt sich halt die Frage, okay, was ist das Leben? Und das Leben ist... Der Grundsatz des Lebens ist, dass nichts hat Bestand,
00:47:14
Speaker
Außer die Vergänglichkeit. Also alles ist vergänglich, außer die Vergänglichkeit selbst, weil sie ist so der rote Faden, der sich durch alles durchzieht. Und dass sich alles letztendlich mit der Vergänglichkeit ständig verändert. Und diese Veränderung wäre ein Paradox an einem perfekten Ort.
00:47:37
Speaker
Weil ein Ort, der perfekt ist, der braucht sich nicht zu verändern. Und das ist jetzt so eine logische, natürlich so ein logisches Argument und eine Gedankenreihe. Aber ich würde halt sagen, genau aus diesem Grund passt der Tod nicht in den Garten Eden. Weil der Tod Veränderung mit sich bringt. Und an einem perfekten Ort ist Veränderung nicht möglich, weil der Ort perfekt ist, da braucht sich nichts zu verändern.
00:48:08
Speaker
Okay, ja. Ja, ich komm damit. Ich komm damit. Aber ich muss zugeben, biologisch komm ich nicht mit. Ja, das ist ja auch sehr mythisch und kryptisch, das Ganze, und auf biologischer Ebene. Ja, da sind wir natürlich eher als Menschen, die ja in der Außenwelt leben. Und ich sag mal, das Paradies...
00:48:33
Speaker
nicht geschmeckt haben, uns erfahren haben. Deswegen können wir ja nur, genauso wie kein, sich diese Ideologie, wir können uns das vorstellen und ausmalen, aber es ist halt nicht erfahren, außer im Jenseits. Genau, deshalb biologisch ist das schwierig zu erklären, denke ich.
00:48:53
Speaker
Dazu vielleicht auch, ich habe mal von einem Imam, der wurde auch gefragt, wie das mit dem Garten Eden ist und der hat auch darüber gesprochen, dass, ich sage jetzt noch das, was ich gehört habe, ich habe jetzt keine Ahnung vom Islam, aber der hat auch gesagt, dass
00:49:12
Speaker
für das im islam der gattenehen auch ein ein ort ist aber es ist eine es ist eine andere dimension das ist kein geografische ort auf der erde selbst deswegen ist so dieses dieses diese biologische vorstellungen oder dieses biologische verständnis was du gerade
00:49:31
Speaker
Ja, worüber du gerade grübelst, Jonas, spielt da eigentlich gar nicht so eine Rolle, weil andere Dimensionen andere Gesetzmäßigkeiten haben können, andere Logiken verfolgen können. Ich glaube, ich kriege auch Stichpunkt Zeit. Ich glaube, wir Menschen können uns in unserem dimensionalen Denken Zeit nur linear vorstellen, mit am Anfang und am Ende. Und was weiß ich, es kann ja auch ganz andere Dimensionen haben.
00:49:57
Speaker
die wir uns einfach nicht konkretiv vorstellen. So Tenet zum Beispiel, wo er einfach rückwärts läuft. Ja, safe. Aber ich wollte jetzt gar nicht so tief auf die Dimensionen eingehen, sondern eher sagen, dass man diesen Garten Eden auf vielen verschiedenen Ebenen verstehen kann. Wir haben ja in der letzten Folge auch darüber gesprochen, dass es vor allem auch um eine
00:50:22
Speaker
um einen Gefühlszustand, um einen Erfahrungswert geht, einen Erfahrungswert der Liebe, des Einklangs mit sich und seiner Umwelt, sich als etwas gewolltes, bestimmtes und richtiges zu erleben, aus der
00:50:39
Speaker
viel Kraft entstehen kann und dieses Gefühl der Unendlichkeit und Verbundenheit. Aber was man festhalten kann ist, oh sorry, wenn ich dich unterbreche. Alles gut. Weil mich dieser Aspekt, dass es den Tod nicht darin gibt, so ein bisschen stutzig gemacht hat. Aber ich höre irgendwie raus, den Tod, wie wir den als Tod definieren, wie wir den als schreckliches, also als schrecklichen Zustand des Weggehens, des Verlassens seien, diesen Zustand gibt es im Garten nicht.
00:51:05
Speaker
Und das finde ich eine gute Antwort auch von dir, Arthur, und auch von dir, Milan. Vor allem von Arthur. Ja. Aber genau, ich habe ja gesagt, lasst uns die Gedanken festhalten, weil wir waren schon dabei zu sprechen, dass kein ja in diesem Dualismen lebt, das erlebt diese Außenwelt mit dieser Idealisierung des Paradies oder des Gartenedens. Und jetzt lasst uns mal
00:51:32
Speaker
weg vom Ideal gehen, zur Realität keins. Und da stellt sich mir die Frage, welche Wahrnehmung hat er von seiner Welt? Welche Wahrnehmung erzählt er? Aber Arthur, wie würdest du das beschreiben?
00:51:53
Speaker
Ja, die Wahrnehmung der Außenwelt ist dann natürlich das Gegenteil von der perfekten Welt. Also wie Milan ja auch schreibt, dass man eigentlich so den ganzen Tag arbeiten muss, sich anstrengen muss, nur um so ein kleines bisschen Glück zu verspüren, wenn überhaupt Glück, sondern einfach nur das Überleben, überhaupt überleben zu können.
00:52:23
Speaker
Genau, und es ist eben der konstante Hunger, der konstante Neid, das konstante Verlangen nach mehr sein wollen und mehr haben wollen.
00:52:40
Speaker
und wie wir ja schon besprochen haben, dass in diesem Kontrast mit einer Idee, da fällt mir gerade ganz spontan ein wie bei Inception von Christopher Nolan, da ich glaube sogar, dass es die ersten Worte dieses Films sind, was ist
00:53:02
Speaker
Was ist die schlimmste Infektion, die man haben kann? Also ich paraphrasiere jetzt, ist es von einem Bakterium, ist es von einem Virus? Nein, es ist von einem Gedanken, es ist von einer Idee. Und wenn sich einmal eine Idee in einem Menschen ins Gehirn eingepflanzt hat, dann kriegst du diese Idee nicht mehr wieder raus. Und so habe ich auch das Gefühl, dass das bei keinen, dass diese Idee wird halt immer größer und je
00:53:27
Speaker
je mehr und je länger er in dieser Außenwelt gelebt hat, desto größer und größer wird die Diskrepanz zwischen der Garteneben und der Außenwelt und desto größer wird natürlich auch die Unzufriedenheit und die Wut und letztendlich auch eventuell der Hass. Ja, es ist ja auch wenn man das
00:53:54
Speaker
Wenn man das so versteht, nimmst du dir oder kein, nimmt sich dann ja auch aus diesem konträren, dualistischen Bild, was er hat von Eden und seiner Welt, nimmt er sicher auch die Erfahrung, dass das, was er hier und jetzt erlebt,
00:54:14
Speaker
vielleicht auch einen guten Sinn hat oder dass das was er jetzt erlebt eine eine Richtigkeit haben kann, weil er immer voraussetzt, weil er immer wieder erkennt das was dort wie es eigentlich sein sollte im Optimalfall das habe ich hier nicht, hier ist einfach nur Scheiße, hier ist nur schrecklich das was ich habe und dadurch
00:54:34
Speaker
identifiziert er sich ja auch mit dieser Welt. Er identifiziert sich

Das Prinzip des Opfers in der modernen Welt

00:54:38
Speaker
als ein Teil dieser Welt, die nur schlecht ist. Und das ist ja auch das, was ich versucht habe, in dem Text hervorzuheben. Seine Perspektive auf die Welt ist, ich lese es nochmal vor, ein Ort voller Hochmut, Habgier und Wollust, wo der ständige Zorn zwischen den Menschen steht, wo Völlerei und Neid die Menschen träge macht.
00:55:01
Speaker
Hier draußen, außerhalb von Eden, da musstest du dir sogar die Liebe Gottes erarbeiten. Das ist ja eine Aufzählung der Todsünden, die man aus dem christlichen Verständnis kennt. Und seine Vorstellung von der Welt, also die Perspektive eines Menschen, der ausschließlich sich als die schlechte Seite der Welt erkennt,
00:55:26
Speaker
betrachtet die Welt als eine Welt, die voller Sünden ist, in der die Sünden regieren und das Sündhafte, das von Gott getrennt sein, das generelle Gefühl der Verlorenheit eigentlich die Welt regiert und er ein Sklave dieser Welt ist. Er kann da gar nicht ausbrechen.
00:55:49
Speaker
Und das ist natürlich eine extreme Darstellung, eine extreme Form. Aber extreme Formen, extreme Darstellungen dienen halt manchmal auch literarisch dazu, dass man sich ein bisschen besser damit identifizieren kann, dass man sich da hineinfühlen kann und sich die Frage stellen kann.
00:56:05
Speaker
steckt das eigentlich auch in mir, diese Perspektive auf die Welt. Gibt es auch Momente, wo ich mich so erlebe und ich kenne auf jeden Fall solche Momente, wo ich einen sehr radikalen Blick auf die Welt habe und dann vieles als sehr schlecht erlebe und sehr negativ erlebe.
00:56:32
Speaker
Ja, und du hast ganz richtig gerade aus deinem Text zitiert. Magst du mal die Quelle angeben, vor wem das geschrieben ist? Was? Hä? Nein.
00:56:46
Speaker
So ein Kack-Joke gerade. Nein. Und zwar hast du zitiert, dass man sich die Liebe Gottes erarbeiten muss. Ist das das Gesetz, in dem er da lebt? Ist das so oder ist das nur eine Perspektive von ihm? Muss man sich die Liebe Gottes in seiner Außenwelt erarbeiten?
00:57:12
Speaker
Ja, weil seine Perspektive auf die Welt ist die Perspektive des Opferprinzips. Du musst etwas opfern, um was zu bekommen. Du musst alles erarbeiten. Und bei der Geschichte von Kai und Abel, da geht es vor allem um eine Art Wettkampf, der zwischen Kai und Abel stattfindet, in dem sie eine Opfergabe tätigen.
00:57:37
Speaker
um Gottes Segen zu erhalten. Könntest du einmal kurz, weil ich glaube für den einen oder anderen ist das schwierig zu verstehen, wie lässt sich das bei uns erkennen, diese Opfergabe? Das Prinzip der Opfergabe ist im theologischen Sinne,
00:58:01
Speaker
halt wirklich, dass du etwas opferst, was einen Wert für dich hat. Es gibt Opfergaben, in denen du Gold opferst, also wirklich Dinge von großem Wert, die du opferst und irgendwo in die Schluchten schmeißt für die Götter, die dann gutes Wetter für dich bringen sollen. Es gibt eben aber auch die Sühneopfer. Es gibt die Opfergaben, dass du
00:58:28
Speaker
ein Tier schlachtest für den Gott. Das ist auch eine richtig nice Vorstellung eigentlich, dass du Opfer auch verbrennst, weil der Geruch ja in die Luft steigt, in den Himmel, dass Gott das riechen kann und erkennen kann, was du für ein Opfer gegeben hast. Wenn du einen Rind opferst, dann weiß er dadurch, ein Rind wurde für mich geopfert. Wenn es eine Ziege ist, eine Ziege und so weiter. Es gibt ja sogar auch in einigen Kulturen Menschenopfer.
00:58:57
Speaker
In der ersten gibt es ja auch immer die krasse ... Was war das? Welche Kultur war das? Waren das die ... Mayas? Aber auf jeden Fall Südamerika, ne? Wo man immer diese krassen Bilder im Kopf hat, dass die da die Pyramiden runtertreten irgendwie und dann fetzen, kommen die da so komplett verblutet unten an. Also es ist wirklich eine krankhafte Vorstellung. Aber selbst solche Opfer gab es, Menschenopfer.
00:59:25
Speaker
Genau, du gibst etwas, um etwas Gutes zu erhalten. Aber dieses Opferprinzip lässt sich übertragen auch auf die Arbeit zum Beispiel. Du arbeitest, um Geld im Austausch zu bekommen, von dem du die Dinge leisten kannst.
00:59:45
Speaker
von denen du denkst, dass du sie brauchst, oder dass du sie gerne haben möchtest. Und, ähm... Und auch Zeit. Zeit ist, glaub ich, ein gutes Beispiel. Man opfacht Zeit für... Genau. Aber auch, du opferst ja auch zum Beispiel deine Energie für bestimmte Dinge, wo du sagst, das ist es mir wert, das ist es mir nicht wert. Prioritätensetzung hat etwas mit dem Opferprinzip zu tun. Und das muss auch gar nicht immer mit Gott in Verbindung stehen. Das ist eigentlich egal, woran du glaubst.
01:00:14
Speaker
Aber irgendwie setzt du immer einen Wert voraus, dass du sagst, ich bin jetzt bereit, diese Kraft, diese Energie, diese Zeit, dieses Geld zu opfern, um etwas im Austausch zu bekommen. Und dieser Austausch soll für uns selber positiv sein. Und das ist ja an sich ein Prinzip, was die ganze Welt eigentlich durchdringt, was auch irgendwie Sinn macht, aber
01:00:41
Speaker
Das hat eben auch zur Folge, dass du anfängst, dich zu vergleichen und dass du dir die Frage stellst, Moment mal, ich arbeite acht Stunden am Tag und bekomme 100 Euro, aber der arbeitet auch acht Stunden, der bekommt 500 Euro. Wie kann das sein? Das ist unfair. Und dadurch bekommt vielleicht Neid auf, Hass. Bei dem, der 500 Euro macht, denkt sich vielleicht, warte mal,
01:01:09
Speaker
Ich arbeite 8 Stunden, kriege 500, aber vor 5 Jahren habe ich 100 Euro bekommen für 8 Stunden. Das heißt, ich kriege so viel Geld pro Stunde, ich mache jetzt 15 Stunden am Tag. Dann kriege ich nämlich noch viel mehr. Und da kommt dann zum Beispiel das Prinzip der Gier mit rein. Das ist dieses Opferprinzip.
01:01:33
Speaker
Ist jetzt nur meine persönliche Meinung, aber steckt eben schon in einer gewissen Verbindung mit diesen Totsünden. Wenn wir auf der... Nee, eigentlich auch auf einer direkten Ebene. Ich wollte jetzt allegorische Ebene wieder sagen, aber eigentlich auch direkt. Jetzt retalkt die Frage, was bedeutet noch mal allegorisch für mich jetzt?
01:01:53
Speaker
Ich richte mich da immer an Dante.

Interpretationen von Texten und Geschichten

01:01:59
Speaker
Den kennst du ja, Dante Alighieri. Dein Arne. Uronkel sechsten Grades.
01:02:09
Speaker
Ja, da geht es darum, dass es, es gibt halt die wörtliche, das wörtliche Verständnis von Texten und das allegorische Verständnis. Und allegorisch meint dann in dem Sinne erstmal alles, was nicht wörtlich ist. Das heißt, du kannst es philosophisch irgendwie interpretieren, du kannst es aber auch emotional interpretieren und verstehen. Also wenn du einen Text liest,
01:02:30
Speaker
dann verstehst du auf verschiedenen Ebenen diesen Text. Wenn du jemandem reden hörst, dann ist es nicht nur das Wort, was du verstehst, das Argument, was du nachvollziehen kannst, sondern es ist auch das Gefühl, was dich dann überzeugt oder was dich eben nicht überzeugt. Das ist das Gefühl, dieser Begriff wird uns oft noch begegnen in diesem Podcast. Ja, das kann gut sein. Aber es geht einfach nur darum,
01:02:54
Speaker
das Allegorische, sich dafür zu öffnen, dass wir da ein Erfahrungsspektrum haben von Begriffen und Wörtern, die wir gar nicht so einfach fest bestimmen können. Ich kann einen Text lesen, der berührt mich, ohne dass ich es genau verstehe und nachvollziehe, warum der mich so krass berührt.
01:03:19
Speaker
Und es gibt Texte, an denen man sich dann stundenlang abarbeitet oder weil die einen so ...
01:03:26
Speaker
festigen und man hat vielleicht eine ahnung warum das so ist aber man kann es trotzdem nicht ganz nachvollziehen und irgendwie oder es gibt auch texte die sich ja entwickeln du liest einen text heute oder guckst einen film heute wir können das auch mit dem film machen guckst einen film heute denkst du so und so ist der martin guckst mit fünf guckst mit zehn matrix und denkst dir voll geiler film voll geile action das super hält so und dann guckst du noch mal mit 15 denkst dir oh mein digger die welt ist so verkackt die welt ist genauso wie die matrix
01:03:56
Speaker
Und dann guckst du den vielleicht nochmal mit 30 und denkst dir so, das ist ein sehr philosophischer Film. Ich habe Phasen gehabt, wo ich das auch so empfunden habe und es gibt Phasen, wo ich denke, nein, eigentlich ist alles in bester Ordnung. Und dann guckst du vielleicht mit 50 und sagst du dieses, ich würde die blaue Pille nehmen.
01:04:12
Speaker
Weißt du das so? Aber man weiß nicht so. Aber allegorisch wird einfach, das ist offen, das entwickelt sich, es ist vielseitig, es gibt nicht nur das Wort. Rote Pille Wunsch der Jugend. Man weiß nicht.

Cains innere Konflikte und familiäre Herausforderungen

01:04:31
Speaker
Aber zurück zu Kayn, ich beginne jetzt langsam zu verstehen, wir haben jetzt nochmal darüber gesprochen, in was von einer Gefühlslage er sich befindet, gerade aus dem Standpunkt heraus, weil er von seinen Eltern die Geschichten bekommen hat, die
01:04:45
Speaker
Die, sag ich mal, das Ideal, wie die Welt hätte sein können oder wie die Welt anders sein kann. Und daran hat er auf jeden Fall zu kauen, weil er merkt, okay, diese Welt ist unfair, diese Welt ist scheiße zu mir selber, plus es gibt eine Welt, die besser zu sein scheint.
01:05:04
Speaker
Und wir haben das Prinzip des Opferns, wir haben das Prinzip des nach der Liebe Gottes zu suchen durch Opferung jetzt gerade erfahren. Und ja, ich würde einfach sagen, wir machen einfach weiter im Text.
01:05:21
Speaker
Weil in der nächsten Kapitel kommt ja eigentlich die Essenz dieser Geschichte einfach raus, was dann, zu was das führen kann oder zu was das, sag ich mal, oder sagen wir noch nicht ganz, da kommt noch mal eine Schippe drüber, was noch mal ein Leid kein sein kann. Es wird allegorisch auf jeden Fall. Genau, danke. Ja, okay, dann ...
01:05:50
Speaker
Geht's weiter? Also hör gerne wieder zu. Nächstes Kapitel. Wenn du Pause machen willst, mach Pause und hör später weiter.
01:06:22
Speaker
Als ich das Licht der Welt erblickte, da standen meine Eltern noch mitten im Schatten ihrer eigenen Vergangenheit. Mit ihren Augen waren sie bei mir, aber in ihrem Herzen, da hingen sie doch noch in Eden. In dieser perfekten Welt, dieser große Verlust im Angesicht dessen ich nichts als ein Trostpreis war. Ein Trostpreis, der zur Strafe werden sollte.
01:06:50
Speaker
Die Gelehrten sagen, dass Gott uns Menschen aus dem Staub der Erde schuf. Doch er hauchte ihnen auch seinen göttlichen Atem ein, sodass sie Erhabene, vernunftbegabte und über das Leben philosophierende Kreaturen seien. Wesen, die über die Erde herrschen. Im Auftrag, sie mit Liebe zu füllen.
01:07:14
Speaker
Doch an mir haben Mutter und Vater nichts als den Staub vererbt, trockener, seelenloser Staub. Und mein Bruder Abel, in ihm war nichts als der Hauch Gottes, ein warmer, beseelter Hauch, der sein Leben segnete, als würde er in allem, was er tut, auf Wolken schweben und auf die Einfachheit der Welt herabschauen. Eden konnte in ihm wieder aufblühen.
01:07:43
Speaker
Doch in mir war nur noch Kälte übrig. Ich hab ihn gehasst, Avan. Ich meine, wirklich gehasst. Schaute ich auf sein Leben, dann sah ich Eltern, die ihn bedingungslos liebten. Freunde, die ihm Vertrauen schenkten. Frauen, die in seine Nähe suchten und den Erfolg, der ihm überall hinfolgte, wo er wandelte. Doch ich, ich war nur noch ein restlicher Bestand von dem Staub der Erde.
01:08:11
Speaker
Ein eisiger Winter, in dem es trotz aller Mühe einfach nicht möglich war, auch nur eine Blume aufblühen zu lassen. Meine Eltern waren nie zufrieden mit mir. Nein, ich kam mir eher vor wie eine Belastung. Da waren keine Freunde, weil sie meinen Bruder besser fanden als mich. Und trotz aller Mühe gelang mir nichts als die Enttäuschung meiner Eltern.
01:08:35
Speaker
Die Welt, die war einfach nicht gerecht. Das alles war einfach nicht gerecht. Als Staub der Erde kam ich auf diese Welt und wie Staub wurde ich behandelt. Der Hauch Gottes, das Leben, Eden, das war der Funke der Hoffnung, den mein Bruder den Menschen brachte. Und ich fragte mich, wie ein gerechtigkeitsliebender Gott so viel Ungerechtigkeit zulassen kann. Wie ein liebender Gott, die Sehnsüchte so vieler Menschen vernachlässigen kann. Bedeutet das etwa Liebe?
01:09:05
Speaker
dass wir den einen für sein Glück belohnen, den anderen aber für sein Pech bestrafen? Ist das etwa Gottes Gesetz, dass es nur wenige würdig sind, sich den Kranz seiner Liebe aufzusetzen, die anderen aber gehören abgeschoben, ignoriert, weggeworfen? Sind sie denn nichts weiter als der Schmutz, der bereinigt werden muss? Reiner Staub, den man wegfegen und entsorgen muss, wann er niemanden zu Nutze ist?
01:09:36
Speaker
Doch manchmal, Avan, verkriecht sich der Staub in den dunklen Ecken. Und wenn ein Sturm aufbricht, dann wird er emporsteigen und die Lungen verpesten. Staub kann gefährlich werden, wenn man ihn nicht ordentlich entsorgt.
01:10:04
Speaker
oder da brodelt was, da baut sich was auf und ist dann so lustig, du machst das gut. Brodel Brodel. Da brodelt die Gerüchteküche. Ja und
01:10:24
Speaker
Ich finde von Kapitel zu Kapitel, das ist ganz spannend, weil das ist ja auch, das kann man ja auch von sagen, das ist ja auch neu grad für uns, dass wir es kapitelweise machen. Und du da draußen schreib gerne irgendwie oder vermittel uns, wie du das findest, gerade wie wir das machen. Ich finde, es wird gerade von Kapitel zu Kapitel immer mehr so, okay, das, das noch dazu und das muss er noch erleiden und das kommt noch. Das ist sehr, sehr spannend. Sehr, sehr spannende Perspektive, die wir aufmachen.
01:10:53
Speaker
Genau, kein kommt hier in diesem Teil des Textes, in diesem Kapitel, auf seine Kindheit zu sprechen. Und ein sehr eindrucksvoller Satz, den ich mir irgendwie beiseite geschrieben habe, ist, es war von Anfang an klar, wen meine Eltern mehr liebten. Und
01:11:14
Speaker
Ja, wie würdet ihr die, sag ich mal, die Beziehung, diese Familienkonstellation, die Cain erlebt, das ist sehr wichtig, das muss man ja sagen, er selber erlebt. Die sich vielleicht von der Realität auch vielleicht ganz anders ist, aber er selber erlebt die so, er erzählt seine Perspektive. Wie beschreibt er seine Kindheit, seine erlebte Kindheit, Arthur? Ja, was ich spannend finde an der Figur von Cain ist natürlich dieser
01:11:45
Speaker
Ja, dieses Paradoxon von eigentlich ist der Erstgeborene in den meisten Geschichten der Erstgeborene des Königs ist immer so der Held, das ist der Starke, das ist der, der von Gott geküsst ist und dem die Stärke und die Macht verdient ist und bei keinem ist es halt genau umgedreht, dass er zwar der Erstgeborene ist mit seinem erstgeborenen Recht,
01:12:10
Speaker
doch wie er selber sagt, dass er halt zu früh auf die Welt gekommen ist, dass seine Eltern waren
01:12:19
Speaker
war noch in ihrem eigenen Leid viel zu sehr in sich gekehrt und konnten ihm gar nicht diese Aufmerksamkeit schenken, die er tatsächlich als Kind irgendwo auch verdient, die ihm zusteht. Und das finde ich sehr spannend. Wie ich mir vorstelle, dass seine Eltern
01:12:41
Speaker
zwar ihm höchstwahrscheinlich, also Adam und Eva, gut zu reden und die Worte zwar Wärme vermitteln, aber die Energie und die Emotionen dahinter, wahrscheinlich, um in Gegensätzen zu sprechen, eher kalt rüberkommen und dass das so ein ambivalentes
01:13:07
Speaker
eine ambivalente Beziehung auch zwischen ihm und seinen Eltern ist, wo er nicht so richtig weiß, wo er überhaupt steht. Und dieses Nichtwissen, diese Zweifel und die Verzweiflung letztendlich auch, die drückt er ja hier in dieser Passage sehr deutlich auswendig.

Gesellschaftliche Privilegien und persönliche Kämpfe

01:13:26
Speaker
Ja, ja.
01:13:56
Speaker
Also wir haben da auch wieder diesen Dualismus. Und du sprichst ja auch im Text, oder Cain erzählt, dass in Adam Eden wieder aufblühen konnte. Aus ihm heraus spricht Eden heraus. Und wie kann man sich das vorstellen, Milan? Ja, wie kann man sich das vorstellen? Vielleicht kennt ihr ja
01:14:24
Speaker
so Menschen in eurem Leben, wo ihr das Gefühl hattet oder immer noch habt, dem gelingt einfach alles. Oder die, weiß ich nicht, das ist so ein Glückskind, die kriegt irgendwie alles gefühlt so zugeworfen und dann redet sie am besten noch darüber, dass das ja alles so leicht war und keine Ahnung.
01:14:45
Speaker
Schule, Abi richtig gut gewesen, trotzdem Freunde am Start und dann Uni auch noch in der Regelzeit durchgeballert mit einem guten Notenschwiegel. Und man ist selber so gleich alt, denkt sich so, okay, ich habe diesen Struggle, ich habe den Struggle, ich habe den Struggle, ich habe diese Zukunftsängste.
01:15:05
Speaker
Und sie baut jetzt schon ein Haus. What the fuck, so. Und das ist jetzt, finde ich mal, so die Grundlage dessen, wie man sich solche Personen vorstellen kann. So Menschen, die einen irgendwie inspirieren, aber die einem auch das Gefühl geben, warum habe ich das nicht? Warum läuft es bei mir nicht? Und klar, echte Menschen, die man kennenlernt, da ist das selten, dass man diese Menschen
01:15:36
Speaker
kennenlernt, weil man früher oder später auch sieht, da gibt es auch Schattenseiten, da gibt es auch Probleme, das ist eigentlich immer so. Aber wenn wir jetzt auf eine andere Ebene gehen und uns zum Beispiel Stars vorstellen, an Stars denken, Influencer und so weiter, da bekommst du fast nur die positiven Seiten mit. Du kriegst ein Abbild dieser Menschen,
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Speaker
wo du das Gefühl hast, die haben alles richtig gemacht oder die machen so vieles richtig, was ich gerne auch machen würde, aber ich kann das nicht, weil ich einfach zu schlecht bin, zu schwach bin, weil ich Pech habe im Leben. Gerade dieses Prinzip mit Glück und Pech. Klar, Glück und Pech, das spielt eine Rolle in unserem Leben, aber
01:16:22
Speaker
Wir neigen auch dazu, uns darauf auszuruhen, dass wir ein Gefühl von, ich habe halt Glück und dadurch rede ich mir alles schlecht, was ich an Erfolgen habe, oder ich habe halt Pech und deshalb rechtfertige ich mein Versagen, meine Schwierigkeiten, die ich gerade im Leben habe. Ja, alle Menschen haben Glück und Pech in einigen Bereichen, mehr in anderen Bereichen weniger, aber
01:16:46
Speaker
Es kommt letzten Endes auf die Frage an, wie gehen wir damit um? Und wenn ich zum Beispiel durchgehend, das ist so ein aktuelles Beispiel mit diesem, du bist privilegiert, du hast dich nicht zu beschweren, du bist unterdrückt, du bist diskriminiert, du musst dich beschweren. Das ist so, das ist, finde ich, aktuell so ein Konflikt, der dir als Person
01:17:11
Speaker
wo dir das Gefühl gegeben wird, du bist in dem und dem Bereich total privilegiert, da darfst du dich nicht beschweren, weil die und die Menschen leben so und so. Dadurch kriegst du ja das Gefühl, okay, das heißt, ich darf nicht mal stolz auf mich sein, weil eigentlich bin ich stolz darauf, dass ich das und das und das geschafft hab, weil das war eigentlich total schwer für mich. Oder genauso andersherum, ich darf mich nicht beschweren über die Schwierigkeiten, die ich habe oder Probleme,
01:17:37
Speaker
mir das irgendwie verboten wird. Deswegen muss ich mir jetzt die Menschenmaske aufsetzen und so sagen, ja, ich bin auch gar nicht stolz auf mich und so. Und ja, ich darf mich eh nicht, ich darf mich auch gar nicht beklagen und so was. Das ist, ich glaube, das kennt das kennt jeder. Und genauso gibt es das auch auf der anderen Seite, dass eben Menschen, die in einigen Sachen Probleme haben,
01:18:01
Speaker
ihre Umstände dafür verantwortlich machen. Und versteht mich nicht falsch, ich will damit nicht sagen, die Umstände spielen keine Rolle und so, die spielen eine große Rolle. Aber trotzdem kommt es am Ende ja immer auf deine Perspektive an. Wie betrachtest du dich? Und wenn du dich als ein Menschen verstehst, wie kein, der nur Pech hat, der ausschließlich dieser Staub der Erde ist, dann kannst du dich halt vollkommen darin verlieren.
01:18:25
Speaker
und entwickelst gegenüber den Menschen, wo du das Gefühl hast, die sind ausschließlich dieser Hauch Gottes, dieses heilige Perfekte, was dich eigentlich inspirieren könnte. Du könntest diese Menschen auch als Inspiration nehmen, aber was passiert? Du kriegst Hass gegen diese Menschen. Du hast diese Menschen. Und das beschreibt ja auch kein in diesem Moment. Er sagt, ich hab ihn gehasst, ich hätte ihn so gern geliebt, aber ich musste ihn als Konkurrent betrachten und hab angefangen, ihn zu hassen, weil er besser ist als ich. Ja.
01:18:58
Speaker
Und das erklärt jetzt auch natürlich, warum er dann ihn als Konkurrenz und Hass betrachtet. Er hätte... Ja. Ja. Ja. Spannend. Und... Arthur, hast du noch dazu Gedanken? Also... Oder hast du das Gefühl, dass Milan dazu alles gesagt hat? Ich habe dazu keine weiteren Gedanken. Ich würde das wahrscheinlich nur wiederholen und dann in anderen Worten, aber es ist nichts Neues. Es war schon sehr gut.
01:19:30
Speaker
Dankeschön. Safe, war sehr gut. Wenn wir jetzt mal schauen, er fühlt sich ja von allen verraten, von den Eltern, vom Bruder, also nicht von verraten, aber irgendwie einen Stich gelassen. Und du sprichst ja auch da von Staub der Erde und Hauch Gottes. Ich finde das ist total eindrucksvoll.
01:19:55
Speaker
Und es passiert gleich im nächsten Kapitel etwas, was finde ich, das nochmal eindrucksvoll macht, dass es damit auf allen Ebenen dann so ist. Und zwar wendet er sich ja an Gott, kann man sagen. Und fühlt ihr euch bereit, dann diese Ebene zu öffnen? Oder habt ihr das Gefühl, wir müssen da noch weiter reden drüber? Weil ich finde, wir haben eigentlich vieles jetzt gesagt. Ich würde
01:20:24
Speaker
noch einmal ganz kurz darauf eingehen mit dem Staub der Erde und Hauch Gottes. Das ist eben auch etwas, was man aus der Gartenedensgeschichte, aus dem Schöpfungsmythos erkennt, wie der Mensch entstanden ist, dass Gott den Menschen aus dem Staub der Erde geschaffen hat und ihm den Hauch Gottes, also seinen Hauch, hineinpustete.
01:20:47
Speaker
Und darunter kann man vieles interpretieren, ob der Hauch jetzt die Seele ist und der Staub der Leib oder so. Aber vor allem geht es um diese zwei Naturen, die der Mensch in sich hat, die eigentlich zusammengehören. Also das Menschsein ist beides zusammen. Das ist der Mensch. Weil nur der Hauch Gottes ist Gott und nur der Staub ist einfach nur Staub.
01:21:11
Speaker
Aber dieses Konträre, dieses Dualistische, dieses Ich gegen die Welt oder Eden gegen die Außenwelt, das führt im Umkehrschluss dazu, dass man sich selbst einer Seite zuordnet und sagt, ich gehöre dahin und diese andere Seite ist mein Feind. Und deswegen sagt ja auch kein am Ende.
01:21:34
Speaker
Staub verkriecht sich in den Ecken und wenn er aufgewirbelt wird, dann verpestet er Lungen. Staub kann sehr gefährlich werden. Das öffnet natürlich die Frage, was es mit der dunklen Vergangenheit auf sich hat, mit dem dunklen Geheimnis und was für eine Gefahr denn daraus entstehen kann, wenn
01:21:56
Speaker
wenn Hass da ist und wenn vor allem Hass nicht gesehen wird von anderen Menschen. Also das ist auch der Punkt. Wie du meintest, wenn der Staub in die Ecken kriecht und man den Staub auch da liegen lässt, unbeachtet.
01:22:15
Speaker
Und an dieser Stelle kommen wir schon zum Ende des ersten Teils der dritten Folge zu Keins Opfer. Genau, du darfst dich aber schon zur zweiten Hälfte freuen, denn da werden wir nicht nur auf die Frage eingehen, was denn passiert, wenn der Staub nicht weggewischt wird.
01:22:36
Speaker
sondern zum Ende hin hat uns der liebe Arthur sogar eine Praxis, eine Meditation, so viel darf man schon vorweg sagen, eine Meditation vorbereitet. Also an dieser Stelle bedanken wir uns drei von Trinity Jam.
01:22:52
Speaker
Und wir wünschen dir eine schöne Zeit, eine schöne Woche. Und genau, schreib uns gerne einen Kommentar, wie du dir die Folge fandest. Schreib uns gerne, was deine Gedanken, Gefühle dazu waren. Ob du diese Perspektive Keynes verstehen kannst, hinterblicken kannst. Und genau, wir freuen uns. Abonnier uns überall, Instagram, YouTube und so weiter und so fort. Und freu dich drauf auf den zweiten Teil von Keynes Opfer.
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Speaker
Trini-Trini-Trinity Jam