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Cigarsauerkraut und der Stuttgart Pride image

Cigarsauerkraut und der Stuttgart Pride

S1 E1 · Feist & Fragwürdig
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261 Plays2 years ago

Zu Gast ist Enrico Kunze von Cigarsauerkraut. Er erzählt uns über seine ehrenamtliche Arbeit mit den Sttuttgart Pride Communities, seine Meinung zum Thema Gendern und was wir für die Communities beitragen können.

Transcript

Einführung und Gastgebervorstellung

00:00:00
Speaker
Seid einfach so, dass die Leute von der AfD euch Scheiße finden. Dann ist alles cool. Moin, servus und hallo zur ersten Folge von Feist und fragwürdig, dem vielleicht etwas woken Podcast. Zu Feist und fragwürdig möchte ich besondere Menschen einladen, die auf ihre Weise sinnstiftend handeln und von ihnen erfahren, was ich tun kann, um zu einer lebenswerteren Zukunft für uns alle beizutragen.
00:00:27
Speaker
Mein Name ist Nikolaj Spreng. Ich bin Vater, Ehemann, Landei, Hundefreund, Outdoor-Mensch und Creative Director einer Stuttgarter Kommunikationsagentur. Also bitte verzeiht mir den schwäbischen Dialekt. Ich werde mir Mühe geben. Mein heutiger Gast ist Enrico Kunze. Hallo Enrico. Hi Nico.

Vorstellung von Enrico Kunze

00:00:46
Speaker
Bevor ich noch ein paar Worte zu dir verliere, ich habe gelernt, dass man Menschen zu Beginn eines Gesprächs nach ihrem Pronomen fragen sollte. Mit welchem Pronomen möchtest du denn angesprochen werden?
00:00:59
Speaker
Also mein Pronomen ist R-in, beziehungsweise im Englischen heim. Und nur kurz vorweg, ich finde es super, dass du danach fragst, was sollte jeder tun. Dankeschön. Wir beide haben eine kleine Vorgeschichte. Wir haben uns vor ein paar Jahren bei einer gemeinsamen Agenturstation kennengelernt und auch da schon viele spannende Projekte gerockt.
00:01:19
Speaker
Du hast mich schon damals viel inspiriert und auch in meinem Denken viele Schritte weitergebracht. Jetzt hast du dich selbstständig gemacht als Creative Director unter dem Namen SIGA Sauerkraut und arbeitest unter anderem ehrenamtlich für die Stuttgart Pride.
00:01:37
Speaker
Darüber sprechen

Kulturelle Identität und Stereotypen

00:01:38
Speaker
wir gleich. Jetzt noch mal kurz zu deinem Namen, zu Cigar Sauerkraut. Was hat es denn damit auf sich? Schön, dass du fragst. Cigar Sauerkraut, das ist, habe lange überlegt, wie ich mich selber, was ich mir für einen Namen geben kann. Ich finde jetzt, Enrico Kunze ist nicht unbedingt der beste Name, als Grafiker selbstständig zu sein. Und dann bin ich auf die Idee gekommen, ich bin ja gebürtiger Halbkubaner.
00:02:07
Speaker
damals Karl-Marx-Stadt hieß es ja noch, vor der Wende geboren. Und meine Mutter ist Deutsche, mein Vater ist Kubaner. Und da war dann die Idee geboren, Cigar, die Zigarre als Zeichen für Kuba und das Sauerkraut für Deutschland, für das Deutsche. Und um jetzt mal ganz uneigennützig zu sagen, bin ich das Beste aus beiden Welten. Das Temperament von Kuba und die deutsche Gründlichkeit
00:02:36
Speaker
wenn man das so sagen darf. Genau, und so ist Cigar Sauerkraut entstanden. Sehr spannend. Und für dich ist das typische, ein typisch deutsches Sauerkraut? Ja, also nicht für mich typisch, aber ich habe einfach überlegt, wie betrachten andere Menschen, andere Nationalitäten, die Deutschen, und ohne jetzt in geschichtlichen Kontext aufgreifen zu wollen, die Deutschen haben ja im Ausland gerne den Beinamen The Crowds.
00:03:03
Speaker
was ja abgeleitet ist von Sauerkraut. Und dann dachte ich so, Mensch, Sauerkraut ist weltweit bekannt. Und ich wollte auch nichts urbayerisches nehmen, weil das hätte auch nicht so gut zu mir gepasst. Ja, und Kartoffeln macht sich auch nicht so gut im Marketing. Sehr cool. Auf jeden Fall ein sehr spannender, merkwürdiger Name.
00:03:30
Speaker
Genau, wir haben ja schon erwähnt, du hast für den Stuttgart Pride gearbeitet.

Freiwilligenarbeit und Stuttgart Pride

00:03:35
Speaker
Magst du uns ein bisschen was zu dem Projekt mal erzählen? Genau. Also ich arbeite ehrenamtlich für den Stuttgart Pride bzw. für die IG CSD Stuttgart. Das ist der Name vom Verein, der den Stuttgart Pride ausrichtet. Und dort habe ich im letzten Jahr das komplette Rebranding gemacht, sprich ein neues Logo gemacht.
00:03:58
Speaker
Neue Außenkommunikation, neues Corporate Design, also im Endeffekt alles mal auf links gedreht. War ein echt spannendes Projekt, weil du ja gerade so im Bereich der politischen Kommunikation schon auf Farbcodes achten musst.
00:04:16
Speaker
gerade jetzt im Bereich von unserer Regenbogen-Community identifizieren sich tatsächlich nicht alle mit der Rainbow Flag, also dieser Regenbogen-Flagge, die glaube ich jetzt jeder kennt, sondern es gibt ja ganz, ganz viele andere Unter- oder Sub-Communities, die sich dann auch teilweise mit ihren eigenen Flaggen identifizieren. Und warum ich das erzähle? Ganz einfach, weil der Ansatz vom
00:04:42
Speaker
Stuttgart Pride jetzt der ist, dass wir da viel inklusiver sein wollen und da auch nach außen hin austrücken wollen, so hey, wir wissen, es gibt nicht nur die schwulen weißen Männer, sondern es gibt auch noch ganz, ganz, ganz viel andere, ich nenne es mal Ausprägungen, Identitäten.
00:05:02
Speaker
Und das haben wir versucht in dem neuen Logo so ein bisschen mit unterzubringen bzw. auszudrücken, indem das Logo nämlich nicht nur die Regenbogenfarben annehmen kann, das was jetzt jeder kennt, sondern eben auch das Logo in unterschiedlichen Farbvariationen sich darstellen kann oder genutzt werden kann, um entsprechend dann zum Beispiel bei einer Transveranstaltung, also bei einer Veranstaltung für transgeschlechtliche oder transidentinische
00:05:31
Speaker
identitäre Menschen, da eben auch die Farben der Transflagge anzunehmen. Also das heißt, wir wollen inklusiver sein, wir wollen umarmen und das ist auch wörtlich zu nehmen, einfach zu sagen, hey kommt, wir sind eine Community und wir sollten innerhalb unserer Community so ein bisschen
00:05:53
Speaker
mehr zusammenrücken und zusammenhalten. Genau, das habe ich letztes Jahr gemacht. Und dieses Jahr gibt es ja das neue Motto vom CSD, vom Stuttgart Pride, dieses Nicht mit uns, gemeinsam sicher und stark. Und dort habe ich auch wieder das Motto grafisch umsetzen können bzw. habe die Umsetzung insgesamt als Projekt begleitet.
00:06:20
Speaker
Darf ich deine Zwischenfrage stellen? Auf was bezieht sich denn das nicht mit uns? Das klingt ja nach einem großen Nein-Ruf. Auf was bezieht sich denn das Nein? Genau, das nicht mit uns. Man muss immer dazu sagen, das Motto besteht aus zwei Teilen, aus nicht mit uns, gemeinsam sicher und stark.
00:06:42
Speaker
Und das nicht mit uns bedeutet, nicht mit uns, wir lassen uns nicht mehr in die Opferrolle reindrücken. Also wir sind keine Opfer mehr von irgendwelchen dahergelaufenen, ohne jetzt Parteizugehörigkeiten zu nennen, aber von irgendwelchen Gewalttaten, von irgendwelchen aggressiven Menschen. Wir sind, wir lassen uns nicht mehr ausgrenzen, wir lassen uns nicht diskriminieren und da einfach riesengroßes, dickes, fettes Nein, wir stellen uns da dagegen.
00:07:11
Speaker
Das soll also kein bittstellendes Motto sein, sondern der Motto, wir würden gern, wir möchten gern, sondern wir sagen ganz klar und eindeutig stopp. Nein, nicht mit uns und gemeinsam. Und damit ist nicht nur die Community gemeint, gemeinsam mit allen, die uns da unterstützen, sind wir dann eben gemeinsam sicher

Entwicklung der Stuttgart Pride Kampagne

00:07:33
Speaker
und stark. So baut sich das Motto auf.
00:07:36
Speaker
Ok. Und unter diesem Motto hast du jetzt quasi die diesjährige Kampagne entwickelt. Genau. Also das läuft ja einmal in verschiedenen Arbeitsgruppen beim CSD Stuttgart und da gab es die Arbeitsgruppe Motto und die haben sich um das Inhaltliche gekümmert. Die haben dann praktisch das Motto erstellt und dann wurde das an mich übergeben und ich sollte mir Gedanken machen, wie das visuell umgesetzt werden kann.
00:08:06
Speaker
Ich habe dann lange hin und her überlegt und dachte mir, Mensch, es ist natürlich super, wenn sich ein Grafiker hinsetzt und so ein Motto in einer Art von Slogan oder Key Visual aufbaut. Aber viel authentischer und viel ehrlicher ist es doch eigentlich, wenn es
00:08:24
Speaker
wenn das Motto so dargestellt wird, dass es aus der Community für die Community kommt. Und da bin ich relativ schnell bei den Demonstrationen, bei dem Thema Demonstrationen gelandet. Also von der Inspiration her, wenn wir mal an das Thema Demonstrationen denken, gehen wir zurück zu Martin Luther King oder diese, egal was es für politische Demonstrationen war, das was dort passiert, das was dort gesagt wird, ist ja immer sehr emotional, sehr direkt.
00:08:52
Speaker
und sehr menschlich authentisch. Und genau daran wollte ich anschließen. Und dann war natürlich der Schritt zum einfachen Demo-Plakat eigentlich schon relativ klar. Und somit habe ich dann dem Vorstand vorgeschlagen, hey, lass uns ein Experiment machen, lass uns das Motto im Verein selber produzieren. Und der Vorstand hat mir das Vertrauen geschenkt und ich durfte das anpacken.
00:09:19
Speaker
Und das sah dann so aus, dass wir uns in der Weißenburg getroffen haben. Verschiedene Menschen vom CSD Stuttgart. Und dort haben wir eine thematische Einführung und das Motto gemacht. Und dann ging es tatsächlich los, dass wir uns vorstellen, wir gehen jetzt gleich auf eine Demonstration. Und wir produzieren jetzt unsere Demo-Plakate. Genau. Und da sind dann ganz, ganz viele echt coole, richtig, richtig schöne Plakate entstanden.
00:09:47
Speaker
Die haben wir dann demokratisch an diesem Abend noch ausgewählt, welche die schönsten sind. Und die besten sechs Stück habe ich dann mit Hilfe von einer befreundeten Agentur dann digitalisieren lassen.
00:10:04
Speaker
Und das Ergebnis sieht man jetzt schon teilweise auf Plakaten und wird man dann in unserer Hochzeit dann auch an allen Plakatwänden in der Stadt, an Bussen und überall sehen können. Also ein Motto, was der CSD selber produziert hat, aus der Community, für die Community. Und ich muss echt sagen, ohne mir zu sehr auf die Schulter klopfen zu wollen,
00:10:28
Speaker
dass ich ziemlich stolz bin, so ein Projekt geleitet zu haben und angeleitet und begleitet zu haben. Weil ich finde, das, was dabei rausgekommen ist, ist echt einfach mal richtig cool. So, finde ich. Und das ist auch ein Motto, wo man, glaube ich, merkt, dass da Menschen sich Mühe gegeben haben und dass das nicht einfach nur hochglanzdesignte Visuals sind.
00:10:54
Speaker
Ich finde das total spannend. Also vor allem, wenn du sagst, wie du ja vorher bei dem Logo schon erwähnt hattest, dass die Communities sehr unterschiedlich sind und dann haben die wahrscheinlich auch sehr unterschiedliche Eindrücke. Und wenn dann die Leute alle zusammen an einem Tisch sind und sich quasi mit einem Thema auseinandersetzen, das stelle ich mir nicht einfach vor, aber am Ende stelle ich mir da einen sehr coolen kreativen Prozess vor.
00:11:21
Speaker
Der kreative Prozess an sich, der war mega spannend, weil wir haben natürlich im CSD da auch zum Glück richtig viele unterschiedliche Menschen.
00:11:32
Speaker
Da gibt es unterschiedliche Nationalitäten, unterschiedliche Geschlechtsidentitäten, unterschiedliche was auch immer. Dort gibt es alles. Da gibt es sogar auch die heterosexuellen CIS-Menschen, nur als Erklärung. CIS-Menschen sind die, die ein Geschlecht zugewiesen haben und sich dem Geschlecht auch zugehörig fühlen.
00:11:54
Speaker
Nico, du bist bei der Geburt als Mann gekennzeichnet worden und du fühlst dich als Mann. Deshalb bist du ein CIS-Mann. Für alle, die das vielleicht in dem ganzen Abkürzungswirrwarr noch nicht so ganz durchgeblickt haben. Und genau diese Vielfalt, jetzt schon wieder bei dem Vielfaltbegriff, aber genau diese Vielfalt hat, glaube ich, auch das Motto insgesamt von seiner Bedeutung her sehr stark aufgeladen. Das hat auch diesen kreativen Schaffensprozess dort
00:12:25
Speaker
Echt. Einfach nur schön gemacht. Man hat gemerkt, an diesem Tag, wo wir diese Schilder produziert haben, da war so ein richtiger Spirit da. Und dieses Gefühl hat, glaube ich, insgesamt den Verein an sich gestärkt. Aber ich glaube, wir konnten das auch ganz gut nach außen transportieren.

Politisierung von Stuttgart Pride

00:12:45
Speaker
Was ich auch noch ganz ganz spannend finde, jetzt wenn ich so drüber nachdenke, Stuttgart hat ja in den letzten Jahren nicht unbedingt den besten Ruf als Demonstrationshauptstadt Deutschlands bekommen. Angefangen vom Hauptbahnhof über die gewisse Menschen, die gegen Corona Maßnahmen demonstriert haben. Da finde ich es eigentlich ganz schön, wenn ihr
00:13:16
Speaker
weil sie auch so ein bisschen dieses Demonstrieren aufgreift, was ja stellenweise beim CSD auch so ein bisschen untergeht. Also zumindest für die Leute von außen betrachtet wird das halt einfach eine riesengroße, knallbunte Party. Aber die Demonstration an sich oder dieses schwere Thema an sich geht ein bisschen unter und das greift ihr da wieder auf und nehmt aber dann auch so ein bisschen diesen, für mich zumindest,
00:13:47
Speaker
Demonstranten, die meiner Ansicht nach halt nicht unbedingt sinnvoll demonstrieren, so ein bisschen den Wind raus und zeigt auch wieder auf, dass es halt auch Themen gibt, für die es sich lohnt zu demonstrieren und
00:14:01
Speaker
Dass man nicht nur rummotzt und dass es nicht nur Demonstrationen gibt, wo Leute irgendwie rummotzen, weil alles ganz schlimm ist und Schwur beleihen und was auch immer, sondern dass es halt einfach Menschen gibt, die für ihre Rechte und für ihr Dasein und ihre Existenz demonstrieren.
00:14:22
Speaker
Ich bin da voll bei dir und ich weiß ganz genau, was du meinst. Stichwort Stuttgart und Bekanntsein für Demonstrationen. Also das klassische Motiv des Wutbürgers kommt ja aus Stuttgart. Das wurde hier geboren. Und gerade bei Freunden von mir, die nicht in Stuttgart leben,
00:14:44
Speaker
Da ist das natürlich, die Außenwahrnehmung ist da total, ach, das sind doch die, die immer nur wütend sind und die immer nur demonstrieren für alles auf die Straße gehen. Das ist gut, dass du das sagst, weil das, was wir dort machen, das machen wir auch mit Absicht, das bezeichnet man Reclaiming. Dieses Reclaiming heißt im Endeffekt, ja, wir haben schon gemerkt, da gehen sehr viele Leute auf die Straße und demonstrieren teilweise für, ich nenne es jetzt mal wirklich Unfug,
00:15:14
Speaker
Wir wissen, worüber wir reden und die politische Demonstration als solches wird immer mehr von der falschen Diskussion besetzt.
00:15:26
Speaker
Und genau das wollten wir, wir wollten genau diesen politischen Aktivismus, diese politische Demonstration auch wieder in den Vordergrund rücken. Und das ist auch Teil von dieser Neuausrichtung vom CSD Stuttgart, dem Stuttgart Pride, dass wir weg von diesem Party-Image, was es ja nun mal hat bei vielen. Natürlich ist Party immer noch ein großer Bestandteil und das ist auch wichtig und das ist auch gut so, weil das auch Safe Places für ganz, ganz viele Menschen sind. Aber
00:15:56
Speaker
Der CSD, der Christopher Street Day an sich, ist nach wie vor eine politische Demonstration. Und genau darauf war es uns wichtig, uns wieder darauf zurück zu besinnen. Und das ist mir ja auch als derjenige, der das Gesicht von CSD Stuttgart nach außen prägt.
00:16:13
Speaker
total wichtig, auch wieder in die Richtung der politisch aktiven Bewegung zurückzukehren. Und das steckt auch in dem Motto, als auch in allem, was wir jetzt so neu nach außen geben, da auch ganz stark drin.

Hassverbrechen gegen LGBTQIA+ Gemeinschaft

00:16:28
Speaker
Wenn du das schon so mitbekommst, dann ist das für mich oder für uns ein totales Kompliment, weil genau diese Rück- oder Neubesinnung, das haben wir auch vorgehabt damit.
00:16:40
Speaker
Sehr cool. Ich wünsche euch auf jeden Fall sehr viel Erfolg mit der Kampagne und dass auch der Stuttgart Pride ein voller Erfolg wird und die Leute wieder aufwachen. Das ist jetzt auch schon, muss man auch wieder reclaimen. Ja, es sei so vogue, dass die AfD dich scheiße findet, ne? Ja, genau. Jeden Tag von neuem.
00:17:07
Speaker
Ja, nee, genau. Also wirklich cooles Projekt und werde ich mir auf jeden Fall anschauen, sollte sich auch jeder, der zuhört oder die zuhört, anschauen und sich vielleicht auch noch ein bisschen informieren über den ganzen Hintergrund zu der Geschichte. Und das könnte vielleicht schon die Überleitung sein.
00:17:30
Speaker
Zum eigentlichen oder zu dem anderen Thema unserer Podcast-Folge heute. Es geht ja um eine lebenswertere Zukunft. Und es geht natürlich nicht nur um meine lebenswertere Zukunft oder um die lebenswertere Zukunft meiner Bubble, sondern es geht um die lebenswertere Zukunft von uns allen.
00:17:52
Speaker
Und da spielt natürlich auch gerade Stuttgart Pride und die Community oder die Communities spielen da nicht sehr große Rolle, weil darum geht es ja beim Stuttgart Pride, dass die Menschen, die dort demonstrieren, für eine lebenswertere Zukunft für sich selbst demonstrieren. Vielleicht können wir da noch ein bisschen dazu sprechen. Du hast jetzt vielleicht noch noch so eine kleine thematische Überleitung. Du hast jetzt gerade gesagt, es geht um mit uns nicht.
00:18:23
Speaker
Und um Menschen, die aggressiv gegenüber anderen Menschen sind, die nicht so wie sie selbst sind. Sind dir da in letzter Zeit irgendwie Fälle bekannt geworden, wo du sagst, das ist anders wie früher? Sind die Leute aggressiver geworden?
00:18:54
Speaker
Also ich glaube nicht unbedingt, dass die Fälle oder dass das anders geworden ist, es ist auf jeden Fall mehr geworden. So jetzt haben wir mal kurz Besuch von meiner Tochter bekommen. Hi Schatz, machst du mal bitte die Tür zu? Dankeschön.
00:19:14
Speaker
So, ich musste jetzt echt lachen. Das ist halt wahres Leben. Dann geht halt auch mal die Tür noch auf. Das war jetzt echt niedlich. So, aber genau. Also, soll ich einfach anfangen? Ja, gerne.
00:19:30
Speaker
Okay, also ich glaube nicht unbedingt, dass das anders geworden ist, sondern wir sehen tatsächlich oder ich nehme das so wahr und so ist es auch in den Statistiken zu sehen, die Menge an Hasskriminalität gegenüber.
00:19:46
Speaker
in irgendeiner Form als anders wahrgenommene Menschen ist natürlich, also die Anzahl ist deutlich gestiegen. Und ich möchte jetzt nur aus dem letzten Jahr das Beispiel von Malte nochmal mit anbringen. Der Trans-Mann, der seine Zivilcourage mit seinem Leben bezahlen musste. Das ist ein Fall von viel zu vielen. Und wir merken ganz deutlich, dass die Übergriffe
00:20:14
Speaker
gestiegen sind, dass es mehr wird und dass das Aggressionspotenzial wesentlich höher geworden ist. Die Gründe dafür sind natürlich, ich glaube, da gibt es keine einfache Antwort dafür, aber nur mal als Beispiel in Stuttgart ist, ich glaube, von zwei Fällen weiß ich es genau, ist auf offener Straße die Regenbogenflacke verbrannt worden.
00:20:41
Speaker
Und das sind halt so Zeichen, da läuft es mir eiskalten Rücken runter. Wenn ich dann merke, dass das Zeichen, womit ich mich ja auch so ein Stück weit identifiziere, dass das einfach von Menschen öffentlich verbrannt wird. Und ich will jetzt nicht ganz zurück auf Zeiten weisen, die es schon mal gegeben hat. Aber ich glaube, wir sind an einem Punkt, wo wir aufpassen müssen.
00:21:05
Speaker
in welche Richtung das weitergeht. Und deshalb, wie gesagt, auch dieses Motto nicht mit uns, um dann nochmal ganz klar zu sagen, stopp, so geht es nicht weiter.

Zukunftsvisionen für LGBTQIA+ Sicherheit

00:21:15
Speaker
Aber jetzt mal abgesehen vom CSD selber oder von dem Motto, du hast vor uns von dieser lebenswerten Zukunft gesprochen.
00:21:22
Speaker
Und ich glaube, ich habe auch lange überlegt, was ist denn für mich eine lebenswerte Zukunft? Und die lebenswerte Zukunft ist, glaube ich, die, in der keine oder keiner Angst haben muss. Und wenn keiner
00:21:42
Speaker
Aufgrund von Herkunft, Nationalität, Identität, Ausrichtung, was auch immer, Sexualität, wenn keiner mehr deswegen Angst haben muss, dann wäre das schon eine weitaus lebenswertere Zukunft. Man muss natürlich dazu sagen, wir sagen das jetzt hier aus unserer sehr weißen und sehr europäischen Bubble,
00:22:06
Speaker
Wir haben natürlich ein ganz anderes Empfinden, wie unsere Zukunft aussehen kann als andere Menschen. Aber ich wünsche mir natürlich für alle Menschen, dass sie keine Angst mehr haben müssen, egal aus welchem Grund.
00:22:22
Speaker
Angst ist ein sehr hemmendes und sehr lähmendes emotionales Empfinden und das steht nur im Weg und es wäre schön, wenn es das weniger gäbe. Ja, also es ist ja schon ein Zeichen, wenn wir hier von Angst sprechen und berechtigterweise und wir trotzdem in einem Land leben, in dem
00:22:46
Speaker
es sicherer ist für Leute aus den Communities als in anderen Ländern. Also wenn man... Total. Total. Und dann merkt man erst mal, wie schlimm es denn in anderen Ländern sein muss für Menschen, die öffentlich mit ihrer Sexualität oder ihre Geschlechtsidentität umgehen. Das ist für mich unvorstellbar, wie sowas 2023 immer noch passieren kann.
00:23:14
Speaker
Wir müssen doch bloß in unsere Nachbarländer gucken. Also schau dir mal Polen an. Polen hat direkt freie Zonen geschaffen, wo es angeblich die LGBTQIA+, also die Community aus schwulen, lesben, queeren, transgender, intersexuellen, asexuellen Menschen, dass es dort einfach nicht gibt.
00:23:36
Speaker
Das wurde einfach mal so festgelegt. Und das sind Repressionen, wo man dann schon sagt,
00:23:45
Speaker
Das ist schon echt gefährlich und das ist ein Trend, der ist europaweit zu verzeichnen. Also nicht nur gefühlt. Das ist tatsächlich auch, man braucht ja bloß dann einfach mal in einschlägigen Nachrichten da nachzuschauen. Wir müssen was tun. Und ja, uns geht es in Deutschland hier sehr gut in der Hinsicht.

Erklärung der LGBTQIA+ Symbole

00:24:05
Speaker
Aber auch hier merkt man, dass das schon mal besser war.
00:24:09
Speaker
Vielleicht machen wir noch mal einen kleinen Ausflug in die Erklärung von LGBTQIA+, weil du das gerade erwähnt hattest, um das Ganze mal zu erklären. Wir hatten das ja vorher schon mal mit den Regenbogenfarben im Logo und so was. Vielleicht kannst du uns noch ein bisschen mehr erzählen, was es denn damit alles auf sich hat und was denn dieser Zungenbrecher überhaupt bedeutet.
00:24:39
Speaker
Genau, also ohne jetzt da eine wirkliche Abhandlung darüber zu machen, weil das ist tatsächlich ein Feld, was sehr, sehr weit ist. Wir fangen mal an bei der Regenbogenflagge, die ja tatsächlich glaube ich jeder kennt. Das ist die Flagge mit den sechs Streifen. Die wird ja auch pünktlich zum Pride Month dann von allen Marken nach außen getragen.
00:25:01
Speaker
Und das, wovon ich gerade gesprochen habe, diese LGBTQIA-Plus-Community, diese Abkürzungen, diese einzelnen Buchstaben, das sind englische Abkürzungen für Lesbien, Gay, queer, transgender, intersexuelle, asexuelle Menschen. Und dieses Plus ist der Versuch, zu sagen, dass es eben nicht nur diese Menschen in der Community gibt, sondern plus bedeutet, da gibt es noch ganz viel mehr.
00:25:32
Speaker
Da gibt es teilweise ja auch Menschen, die sich überhaupt nicht ledeln wollen, die einfach nicht sich irgendwo dazugehörig einordnen wollen. Die einfach nur sagen, ich bin vielleicht nicht unbedingt heteronormativ, sprich so wie unsere Gesellschaft das kennt.
00:25:50
Speaker
Das klassische Bild, Mann und Frau und dazwischen oder daneben oder wie auch immer, gibt es nichts. Es gibt Menschen, die wollen einfach nicht belabelt werden und das steckt hinter dem Plus. Und es gibt ganz viele unterschiedliche Abkürzungen. Meistens wird in den Nachrichten die LGBT Abkürzung genommen. Und ich habe mir jetzt gerade, weil ich natürlich auch für ein CSD arbeite, angewöhnt, die längere Fassung zu verwenden, weil ich einfach das Gefühl habe, dass ich damit
00:26:21
Speaker
mehr Menschen das Gefühl geben kann, dass sie sichtbar sind. Weil ich glaube, wenn man Menschen, die eh in den Medien unterrepräsentiert sind, einfach über sowas Sichtbarkeit gibt, und deshalb finde ich es auch so toll, dass du nach Pronomen fragst, fühlen sich solche Menschen auch wahrgenommen. Und das ist, glaube ich, was sehr, sehr wichtig ist. Aber noch mal zurück. Wie gesagt, wir hatten das Thema der Abkürzungen.
00:26:49
Speaker
Dann werde ich auch oft gefragt, es gibt jetzt die Regenbogenflagge, dann gibt es auch diese Regenbogenflagge mit den komischen Dreiecken da drin, das wird meistens so gesagt. Das ist die sogenannte Progressive Flag. Da sind zu den sechs verschiedenen Farben noch andere Farben, andere Farbcodes mit dazugekommen. Man muss im Einzelnen, glaube ich, auch gar nicht wissen, wofür jede einzelne Farbe steht.
00:27:16
Speaker
Sondern das Wichtige ist, dass es einfach nur der Versuch ist, inklusiver zu sein und zu versuchen, mehr Menschen mit einzuschließen. Und das steckt so hinter diesen ganzen Farbcodes. Man kann natürlich nicht alle mit dazu nehmen. Man kann nicht alle Gruppierungen, Communities mit auf die Flagge irgendwo draufnehmen. Das ist auch in der Community selber ein recht heiß diskutiertes Thema.
00:27:46
Speaker
Aber so als kurzer Abriss, wenn du Regenbogen siehst mit zwei Dreiecken drin, dann weißt du, das ist die Progressive Flag, die fortgeschrittenere Flagge. Und da sind Menschen am Start, die wissen, dass es eben nicht nur die schwulen Männer gibt, sondern eben auch lesbische Frauen oder aber die People of Color, also nicht weiße Menschen. Das ist der Versuch, die alle mit zu repräsentieren. Genau.
00:28:13
Speaker
Das heißt oder wenn ich das richtig verstehe wäre quasi die die Community von der wir sprechen eine Community. Aller.
00:28:27
Speaker
Kleingruppierungen, kann man das so sagen, Kleingruppierungen vielleicht ein bisschen falsch, Minderheiten, was sagt man denn? Weil wenn du sagst, ich dachte jetzt tatsächlich, dass es in den meisten Fällen um Geschlechtsidentitäten oder um Sexualität geht. Aber wenn du jetzt sagst, es gibt auch quasi People of Color unter diesem Dach, das ist ja dann schon nochmal wieder eine andere Richtung. Genau, also das geht natürlich um die Queeren beziehungsweise nicht
00:28:56
Speaker
heterosexuellen People of Color. Also um die Repräsentation in der Community geht's. Weil, super gut, dass du das gerade sagst, natürlich unter der Einschränkung, dass es da um die People of Color
00:29:10
Speaker
geht, die nicht heterosexuell sind oder eben nicht cis-geschlechtlich, die eine andere Geschlechtsidentität zum Beispiel haben. Weil auch da müssen wir so ein bisschen schauen. Guck dir Werbekampagnen an. Natürlich ist die Werbelandschaft insgesamt viel, viel, viel diverser geworden. Ob da auch immer derselbe gute Impuls dahinter steckt.
00:29:37
Speaker
will ich jetzt nicht immer vermuten. Aber trotzdem muss man sagen, es sind fast immer nur schwule weiße Männer, die da abgebildet werden. Oder eben jetzt schon mehr lesbische weiße Frauen.
00:29:55
Speaker
Und da geht es einfach darum, dass wir mit dieser Flagge auch zeigen wollen, es gibt natürlich auch nicht nur weiße Menschen, sondern eben es gibt alle Menschen und die wollen wir damit versuchen auch zu zeigen.

Sprache und Inklusion

00:30:09
Speaker
Wenn wir schon dabei sind, alle mitzunehmen und wir waren ja auch schon bei den Pronomen, wie sieht es denn mit Gendern aus in der Sprache?
00:30:23
Speaker
Also einmal sprachlich oder schriftlich und einmal sprachlich. Wie stehst du da dazu? Also ich bin ein glühender Verfechter des Gendons, stehe ich dazu. Also ich sage immer Sterncheninnen.
00:30:39
Speaker
Ich nutze das Sternchen, weil kann man auch nachlesen in diversen Umfragen, dass sich die Menschen, die es betrifft, sich durch das Sternchen am besten repräsentiert fühlen, weil das Sternchen ja ganz viele kleine Ecken hat und damit für ganz viele Ausprägungen
00:30:55
Speaker
der Geschlechtsidentität oder sexuellen Identität steht. Das führt jetzt ein bisschen zu weit. Es ist mir im Endeffekt egal, wie jemand gendert, ob man jetzt sagt, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, auch das ist ja schon gendern. Ich glaube, es ist nur wichtig, dass
00:31:16
Speaker
diese Diskussion, dass das Gendern wichtig ist, dass das im Mittelpunkt steht, dass das immer wieder besprochen wird. Weil du brauchst bloß Facebook aufmachen und unter jedem Post wird es mindestens einen geben, der sich über das Gendern aufregt. Also egal was das ist, da wird Gegender, Gender Gaga und was es da nicht alles gibt.
00:31:39
Speaker
Ich finde es auf jeden Fall wichtig, ich gendere, ich mache das bestimmt auch manchmal falsch. Und es reißt einem niemand den Kopf ab, wenn man da einen Fehler macht. Aber ich glaube, es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass es auch heute noch Unterschiede zwischen Männer und Frauen gibt, dass es mehr als nur Männer und Frauen gibt. Und ich finde, das ist einfach eine Sache des Bewusstseins, eine Sache,
00:32:06
Speaker
Sichtbarkeit und von daher, ich stehe total dazu. Ich verstehe, dass das manche Probleme damit haben, weil es manchmal etwas ungelenk rüberkommt. Aber ich glaube, das ist eine schlicht und ergreifende Gewöhnungssache. Und das ist ein kleiner Schritt für
00:32:21
Speaker
Männer wie dich oder Männer wie mich einfach da vielleicht ein bisschen Rücksicht darauf zu nehmen und darauf zu achten. Wenn ihr da ein kleines bisschen drauf achtet und Rücksicht nehmt, dann sind wir schon ein ganzes gutes Stück weiter.
00:32:37
Speaker
Würdest du sagen dass es unsere sprache kaputt macht oder dass es unsere sprache weiter bringt also erstens würde ich mal sagen wenn unsere sprache sich in keinster weise weiterentwickelt dann ist sie kaputt also ich bin felsenfest davon überzeugt dass eine sprache lebt und eine sprache muss sich weiterentwickeln um einfach den.
00:32:56
Speaker
Ich finde es doch Zeitgeist, um den Zeitgeist abzubilden, um einfach zu sehen, dass eine Gesellschaft insgesamt sich weiterentwickelt und Sprache bildet Realität. Ganz einfach. Ich kommuniziere mit dir, du mit mir und das bildet unsere Realität.
00:33:12
Speaker
Und deshalb ist ganz klar, dass die Sprache auch ein Ausdruck einer sich ändernden Realität sein muss. Und da ist es für mich völlig klar, dass da Änderungen passieren müssen. Viele sagen immer, im Englischen ist das aber ganz anders. Ja, das ist auch eine andere Sprache. Da gelten andere Regeln.
00:33:32
Speaker
Hier bei uns im Deutschen gibt es nun mal die Ärztinnen und die Ärzte. Wenn du aber jetzt Kinder fragst, stell dir mal einen Arzt vor, stellen sich 99 Prozent eine männliche Person vor. Und das ist für mich das beste Beispiel, dass es da genügend zu tun gibt. Und ich sage auch bestimmt nicht in jedem Gespräch die Ärztinnen. Darf es auch gar nicht. Wieso nicht?
00:33:58
Speaker
Laut dem Duden darf man Ärzte und Ärztinnen nicht als ÄrztInnen gendern, weil Ärzte kein einständiges Wort sind. Okay, dann ist in dem Punkt mir ziemlich egal, was der Duden sagt.
00:34:14
Speaker
Dann sage ich mal die KollegInnen. Aber ich würde dann eher mal behaupten, das, was der Duden sagt, ist das eine. Aber wenn sich dadurch mehr Menschen gesehen fühlen, ist mir das viel lieber, als irgendeinem Duden es da gerecht zu tun. Ja, das stimmt.
00:34:34
Speaker
Also wir haben das in unserem Arbeitsalltag wirklich jeden Tag auf dem Tisch. Wie du Grafiker, Creative Director, ich Grafiker, Creative Director. Und selbst wenn wir Kampagnen entwickeln und du merkst halt, du kannst eine Kampagne nicht mehr entwickeln wie früher, weil eine Headline, also das klingt jetzt doof, aber eine Headline mit Gendersternchen, die
00:35:02
Speaker
funktioniert anders wie früher, wo man halt einfach generisch maskulin schreiben konnte. Das hat halt schneller funktioniert oder du konntest mehr mit den Worten spielen. Das ist nicht mehr so. Da muss man Rücksicht nehmen oder aufpassen.
00:35:21
Speaker
und aber halt auch diese also ich finde es tatsächlich an manchen stellen wirklich schwierig zu entscheiden welche in welcher form ich jetzt versuche zu gendern also am am einfachsten ist so wir reden über die mitarbeitenden so dann brauche ich weder männlich noch weiblich sagen und habe alle mit drin und habe auch kein wort das allzu schräg klingt
00:35:46
Speaker
Aber das geht halt nicht hin. Also, die Erzten dann ist halt schwierig. Die Heilenden wahrscheinlich dann. Die Verarzten dann, aber dann bist du auch schon wieder ein Pflegepersonal. Aber trotzdem nochmal, du beschreibst gerade was ganz Wichtiges. Du sagst ja, dass es schwerfällt. Und ich merke das in meiner täglichen Arbeit auch. Es fällt schon schwer, da vielleicht ein Pandan von einer Headline zu finden oder eine Darstellung.
00:36:12
Speaker
die für uns nicht ungelenk wirkt, die irgendwie trotzdem cool rüberkommt. Aber genau das, was wir gerade machen, ist ja Arbeit genau an dem Thema. Und wer, wenn nicht wir, wir Grafiker, wir Artdirigierenden, wenn ich das mal so formulieren darf, die kreativdirigierenden, ich meine, wir bestimmen ja auch die Kommunikation. Und ich glaube, das, was wir da machen, ist eine wichtige Arbeit.
00:36:40
Speaker
Und auch wenn es weh tut, ich glaube, alle Änderungen tun weh. Man darf halt eben bloß nicht sich die Augen vor dem Kopf zu, nee, die Hände vor dem Kopf halten und dann sagen, so gibt es nicht und es spielt alles gar keine Rolle. Aber einfach sich damit auseinandersetzen und die Werbung wird deswegen nicht aufhören.
00:37:01
Speaker
Wir werden da immer einen Weg finden und klar ist es manchmal unbequem, aber so ist das halt. Nur weil es früher richtig war, das generische Maskulin, da bin ich inzwischen sehr allergisch drauf, wenn jemand sagt, mit dem generischen Maskulin ist jeder gemeint. Ja, ja, genau. Nee, ist es eben nicht. Und da gibt es zig Studien, die das nachweisen.
00:37:22
Speaker
Von daher ist für mich, auch wenn es mir immer noch reinrutscht, weil ich ja 40 Jahre lang oder über 30 Jahre lang das generische Maskulinum genutzt habe, nur weil ich das getan habe, ist es deswegen nicht richtig. Wir haben es auch geschafft, uns das N-Word abzutreten.
00:37:42
Speaker
Wird man andere Brüten als viele? Ach, natürlich. Und diese ganze Diskussion über dieses N-Wort oder über das Z-Wort von der bekannten Soße, ich verstehe das absolut nicht. Weil früher ja alles, alles besser war. Ja, ist klar, genau. Früher war alles besser. Dann bleibt bitte bei früher und überlass uns die Zukunft. Ganz einfach.
00:38:06
Speaker
Ja, das ist wahrscheinlich an der einen oder anderen Stelle nicht der schlechteste Weg, aber an der anderen vielleicht auch nicht unbedingt immer der beste. Also so ausschließend, wie das jetzt klingen mag, aber ich glaube, die Diskussion ist wichtig. Aber manchmal hast du es halt auch wirklich mit Hardlinern zu tun, wo die Diskussion echt weh tut, wo ich dann glaube auch manchmal, dass die Diskussion auch keinen Sinn mehr macht. Ja.
00:38:37
Speaker
Ich denke mir tatsächlich so, es soll doch jeder einfach so machen, wie er will. Im Endeffekt wird sich dann zeigen, in welche Richtung es sich entwickelt und ich bin guter Dinge, dass es sich in die richtige Richtung entwickelt.
00:38:54
Speaker
Weil einfach viel mehr Menschen denken und viel mehr Menschen darüber nachdenken und ihre Entscheidungen treffen und eine diversere Gesellschaft sehen.
00:39:13
Speaker
Ich glaube, in dem Punkt sind wir gerade an einem Punkt angekommen, wo es einfach mal losgeht. Wir erleben gerade, wie die Sprache sich ändert. Das ist da eigentlich total aufregend. Natürlich wird dieses Kollegsternchen innen oder Unterstrich innen, das wird nicht der Endzustand bleiben.
00:39:31
Speaker
Aber es fängt gerade an, die Sprache sich zu entwickeln. Dann fände ich es viel cooler, wenn einfach Leute da viel mehr Bock drauf hätten, gemeinsam da eine Realität neu zu bilden, anstatt zu sagen, nee, früher war alles besser. Nee, früher war nicht alles besser. Ich glaube, oft ist auch einfach die vielleicht Faulheit, ich muss mich mal bewegen, ich muss mal umdenken, ich muss mal irgendwie aus meiner Komfortzone rauskommen, so wie beim Filmerschutz auch.
00:40:01
Speaker
So, die blöde 16-Jährige will uns jetzt erzählen, was wir alles falsch gemacht haben. Nein, darum geht's nicht. Sondern es geht um nach vorne gucken und zu gucken, was wir besser machen können. Und niemand will irgendjemand irgendwas auferlegen, sondern zum gemeinsamen Denken und Sprechen, Diskutieren anregen.

Respekt und Anerkennung von Identitäten

00:40:20
Speaker
Das ist ja viel wichtiger. Total, total. Auch wenn ich da vielleicht manchmal ein bisschen hab,
00:40:29
Speaker
rübergekommen bin, gerade eben. Ich glaube, nur zusammen wird das funktionieren, definitiv, gebe ich dir vollkommen recht. Ich glaube, man muss einfach nur daran denken, dass wir jetzt vielleicht in Zeit oder in einer Zeit leben, wo manche Menschen etwas sensibel darauf reagieren, wo das Althergekommene oder das Gewohnte sich ändert, weil sie dann vielleicht so das Gefühl haben, dass der Boden unter den Füßen weggleitet.
00:40:58
Speaker
Und klar muss man da Verständnis damit haben, aber manchmal kann man auch einfach sagen, so, und jetzt machen wir das, komm, wir packen es an und du siehst, es wird doch gut. Und gendern wird die Welt nicht zum Untergang bringen. Wahrscheinlich nicht. Wir reden ja nicht über sonst was. Man könnte es meinen, wenn man so manche Kommentare liest.
00:41:25
Speaker
Ja, genau. Also meine Dosis Facebook hatte ich heute schon weg. Also trotzdem beeindruckend, wie viel Energie Menschen aufbringen können, um irgendwo dagegen zu sein. Das fasziniert mich in ganz vielen Richtungen. Ja, und die brauchst du auch bloß ganz kurz mit dem Thema anstupsen und schon explodieren die. Und dann sind wir wieder beim Thema Wutbürger und dann sind wir schon wieder hier in Stuttgart. Also von daher der Kreis schließt sich.
00:41:55
Speaker
Schwierig. Naja, was kann ich denn tun, so in meiner weißen Mann mit Bart?
00:42:08
Speaker
bubble hetero bubble um was zu dieser lebenswerteren zukunft beizutragen so ich persönlich im kleinen zusätzlich noch zum sichtbar machen und zum umarmen quasi von allen was was kann ich tun zu hören und wahrnehmen ich glaube das sind zwei ganz wichtige sachen in dem man zu hört und vielleicht
00:42:37
Speaker
versteht, dass es Menschen gibt, die einfach in irgendeiner Art und Weise anders sind, als man selber. Und dieses Zuhören und, was habe ich gerade gesagt? Ich habe gerade verloren, sorry. Okay, ich fange nochmal an. Alles gut, wenn die Ausnahme läuft, du kannst einfach weiter reden.
00:42:56
Speaker
Okay, also ich glaube das, was du im Kleinen oder was du als Einzelperson tust, kannst du zuhören und wahrnehmen. Indem du zuhörst, zeigst du Menschen, dass du verstehst, dass es Menschen gibt mit anderen Eigenschaften, die in irgendeiner Art und Weise anders sind.
00:43:14
Speaker
Und mit Verstehen, mit Dasein ist das einfach ein Zeichen der Wertschätzung. Also ich glaube, Zuhören, Verstehen und Wertschätzen. Das ist das, was du ganz einfach tun kannst. Dazu gehört nicht viel, das bekommt jeder hin.
00:43:29
Speaker
wenn man sich ein kleines bisschen so eine Offenheit beibehält, vielleicht auch so ein bisschen neugierig bleiben. Also jetzt nicht unbedingt neugierig sein, indem man jetzt ganz private Sachen fragt, sondern einfach so, ah, okay, wusste ich noch gar nicht, was ist denn das? Also einfach nachfragen, wie zum Beispiel mit dem Pronomen. Und wenn jemand zu dir sagt, hey, mein Pronomen ist they them,
00:43:52
Speaker
dann wird die Person dir niemals den Kopf abreißen, wenn du sagst, okay, habe ich noch nie gehört oder ist mir noch nie untergekommen. Aber das dann auch tatsächlich einfach respektieren und nicht als Blödsinn abzutun. Ich glaube, das sind so einfache Mittel, wie man die Zukunft der anderen im Kleinen vielleicht ein bisschen besser gestalten kann.
00:44:15
Speaker
Da werden wir gerade noch mal bei den Pronomen, das finde ich ja auch immer noch spannend. Es gibt ja sehr viele Pronomen in der Range, die man sich für sich irgendwie aussuchen, das ist vielleicht ein bisschen blöd, aber mit denen man angesprochen werden möchte. Wie soll das denn funktionieren, wenn ich in einer größeren Gruppe bin? Also irgendwie als ich kann nur 0 und 1.
00:44:46
Speaker
Und jetzt bin ich in einer Gruppe mit 15 verschiedenen Leuten und muss mir jetzt 15 verschiedene Pronomen merken. Hast du damit Erfahrung? Wie funktioniert dann so ein Gespräch?
00:45:01
Speaker
Also erstens, solche Pronomen benutzt du ja eigentlich auch nur oder andersrum, du benutzt solche Pronomen ja selten im direkten Gespräch. Das stimmt, ja. Ich sage ja nicht, wenn ich mit dir rede, wenn ich mit dir rede, sage ich ja nicht, oh Nico, er ging zur Tür hinaus. Schade. Oder gehe er bitte in die Küche. Das ist ja meistens dann für die Zwecke genutzt, wenn du über eine Person sprichst. Also das nur mal kurz zu abgrenzen. Ja, das stimmt, ja.
00:45:30
Speaker
Und natürlich gibt es dann noch diese ganzen Neopronomen, werden die genannt. Also das sind tatsächlich Wortneuschöpfungen, die es auch so bis dato noch nicht gegeben hat. Für mich persönlich, also ich akzeptiere das total, wenn jemand das möchte, so angesprochen zu werden. Ich glaube, da ist auch niemand böse, wenn du diese Pronomen vergisst oder vielleicht auch mal falsch verwendest.
00:45:54
Speaker
Ich glaube, das Wichtigste ist, dass du einfach zeigst, dass du verstanden hast, dass es eben mehr als diese beiden Pronomen R und Z gibt. Und ich glaube, auch diese Neopronomen, ganz kurz, sind ein Versuch, die Sprache diverser und inklusiver zu gestalten. Das ist einfach ein Versuch der Neuschöpfung, wo es noch kein Wort vielleicht für das Notwendige gab.
00:46:19
Speaker
Wie wäre das denn zum Beispiel, wenn ich, so wie ich dich jetzt vorgestellt habe, als Creative Director, das heißt, ich habe dich ja quasi schon maskulin vorgestellt,
00:46:30
Speaker
Wie wäre es bei they them? Also das ist tatsächlich, die Frage hat mich auch schon, ich habe bis jetzt zwei Personen getroffen, die diese Pronomen they them nutzen. Für mich ist das absolut nicht kompatibel mit der deutschen Sprache, weil einfach englische Pronomen verwendet werden. Aber ich habe es zumindest mal erlebt, als jemand gesagt hat, da ist they aus dem Haus gegangen.
00:46:57
Speaker
Also so wird das dann genutzt. Da ist nicht sie aus dem Haus gegangen, sondern da ist they aus dem Haus gegangen. Ah, okay. Das liegt ein bisschen daran, dass dieses Pronomen they im Englischen ja auch genommen wird, wenn du über Personen redest, wo das Geschlecht nicht ganz klar ist. Also im Englischen macht dieses they them viel mehr Sinn als im Deutschen. Und ich glaube, aus dieser Not heraus sind da Wortneuschöpfungen entstanden.
00:47:26
Speaker
Ich kann es dir tatsächlich nicht beantworten, sorry. Also in der Benutzung fällt es mir selber ein bisschen schwer. Okay, alles gut. Also war nur eine Frage und du musst ja auch nicht jede Frage beantworten können. Total berechtigte Frage, total berechtigt. Aber ist mir jetzt so, ich habe auch noch nie die Situation gehabt, dass ich mit jemandem über jemanden sprechen muss, der andere Pronomen nutzt.
00:47:54
Speaker
Was ich nur wichtig finde, ich habe meine E-Mail-Signatur zum Beispiel immer drunter stehen, Enrico Kunze, Hihim. Die da aufmerksam machen. Alleine solche Sachen, dass meine Pronomen Hihim oder R-in sind, aber eben auch aufmerksam machen auf die Thematik, dass es Menschen gibt, die andere Pronomen nutzen. Und was glaube ich das Allerwichtigste ist, wenn ich dich jetzt so mir gegenüber sehe als Mann mit Bart,
00:48:23
Speaker
heißt das noch lange nicht, dass du dich als Mann identifizierst. Du liest mich halt so quasi. Genau, du bist ein, ich lese dich als Mann, aber das ist eigentlich eine Einschätzung, die ich tue. Und die Definition, wie du dich selber definierst, die kann von niemand anderem kommen, außer von dir.

Abschlussgedanken zur Inklusivität

00:48:43
Speaker
Also wenn du mir jetzt sagst, deine Pronomen wären sie, ihr und du dich als Frau oder als
00:48:49
Speaker
als vielleicht gender nonconforming, also als eine Person, die sich zu keinen der beiden Geschlechter zuordnet, identifizierst, dann ist das vollkommen okay, weil das deine Definition, deine Identität ist. Ich finde es super spannend und vielleicht kommt ja nochmal jemand ins Gespräch mit den Pronomen, die neu sind und die für uns neu sind zu lernen und dann kann ich auch mit dieser Person mal darüber sprechen.
00:49:15
Speaker
wie das dann funktioniert oder wie das dann verwendet werden. Es gibt viel zu lernen, auf jeden Fall. Das ist sehr deutlich. Es gibt viel zu lernen und für mich ja genauso. Also in Anführungsstrichen nur, weil ich da jetzt beim CSD mitarbeite und weil ich da versuche, irgendwie ein bisschen aktivistischer unterwegs zu sein. Und ich habe jetzt mit Absicht das Wort aktivistisch genommen, weil das ja gerade sehr an Beruf gekommen ist, teilweise. Zu ungerechtfertigter Weise.
00:49:43
Speaker
Aber nur deshalb weiß ich auch nicht alles. Es ist einfach ein ständiges Lernen. Und ich glaube einfach, behalten Sie vor uns schon mal dieses Offenbleiben für das, was vielleicht andere anders sehen. Wenn wir uns das so ein bisschen beibehalten, sind wir bei der vielleicht doch etwas besseren Zukunft, als wie sie ohne das werden könnte. Also du weißt, was ich meine. Dann könnte die Zukunft besser werden. Sie sind, das war jetzt wieder das schwere Deutsch.
00:50:15
Speaker
Alles gut. Ja, ich glaube, wir sind noch schon dem Ende nahe. Gibt es noch irgendwas, was du den Leuten da draußen mitgeben möchtest? Wir haben vor uns schon kurz das erwähnt. Seid einfach so, dass die Leute von der AfD euch Scheiße finden. Dann ist alles cool. Word. Vielen Dank, Enrico. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich danke dir, Nico. Bleib, wie du bist. Danke.
00:50:45
Speaker
Ciao ciao! Ciao!